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Perú – el país más rico del mundo 1 Ein Semester an der Universidad ESAN Die Universität im für Lima typischen Nebel Einleitung Die im gesamten Land wirkmächtige Image- und Tourismuskampagne Perus veröffentlichte kurz vor meiner Abreise ihr neues Konzept, das den Reichtum des Landes jenseits wirtschaft- licher Ressourcen ergründen will, gleichzeitig mit der Doppeldeutigkeit von rico auf die außer- gewöhnliche Kulinarik verweisend. Diese Form des Reichtums garantiert einen Aufenthalt voller Abwechslungen und besonderer Eindrücke Bewerbung Für einen Studienaufenthalt in der Zeit, die in etwa unserem Sommersemester entspricht, ist eine erste Kontaktaufnahme im vorhergehenden Oktober nötig und alle Dokumente müssen bis Ende November eingereicht werden. Trotz anders lautender Hinweise ist für TUM-Studen- ten das Einreichen des DAAD-Sprachtests ausreichend. Außerdem müssen die im Learning Ag- reement angegeben Kurse nicht belegt werden und der gewählte Studiengang spielt im weiteren Verlauf keine Rolle mehr, d.h. es resultieren daraus keine Einschränkungen bei der Kurswahl. Ich habe mir auch keine Kurse anrechnen lassen, daher war ich ohnehin sehr flexi- bel. Man sollte sich auch nicht im Vorhinein auf Kurse versteifen, da teilweise nicht ersichtlich ist, in welchem Turnus sie angeboten werden. Es ist sinnvoll bereits während der Bewerbungsphase an der ESAN einen Flug nach Lima zu buchen, da, wenn man von der TUM nominiert worden ist, bei einem gewissenhaft erledigten Einreichen der Dokumente fest von einer Annahme ausgehen kann und die endgültige Bestä- tigung von ESAN nicht allzu lang vor Anreise erfolgte. 1 Peru – Das reichste/leckerste Land der Welt

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Perú – el país más rico del mundo1 Ein Semester an der Universidad ESAN

Die Universität im für Lima typischen Nebel

Einleitung Die im gesamten Land wirkmächtige Image- und Tourismuskampagne Perus veröffentlichte kurz vor meiner Abreise ihr neues Konzept, das den Reichtum des Landes jenseits wirtschaft-licher Ressourcen ergründen will, gleichzeitig mit der Doppeldeutigkeit von rico auf die außer-gewöhnliche Kulinarik verweisend. Diese Form des Reichtums garantiert einen Aufenthalt voller Abwechslungen und besonderer Eindrücke Bewerbung Für einen Studienaufenthalt in der Zeit, die in etwa unserem Sommersemester entspricht, ist eine erste Kontaktaufnahme im vorhergehenden Oktober nötig und alle Dokumente müssen bis Ende November eingereicht werden. Trotz anders lautender Hinweise ist für TUM-Studen-ten das Einreichen des DAAD-Sprachtests ausreichend. Außerdem müssen die im Learning Ag-reement angegeben Kurse nicht belegt werden und der gewählte Studiengang spielt im weiteren Verlauf keine Rolle mehr, d.h. es resultieren daraus keine Einschränkungen bei der Kurswahl. Ich habe mir auch keine Kurse anrechnen lassen, daher war ich ohnehin sehr flexi-bel. Man sollte sich auch nicht im Vorhinein auf Kurse versteifen, da teilweise nicht ersichtlich ist, in welchem Turnus sie angeboten werden. Es ist sinnvoll bereits während der Bewerbungsphase an der ESAN einen Flug nach Lima zu buchen, da, wenn man von der TUM nominiert worden ist, bei einem gewissenhaft erledigten Einreichen der Dokumente fest von einer Annahme ausgehen kann und die endgültige Bestä-tigung von ESAN nicht allzu lang vor Anreise erfolgte. 1 Peru – Das reichste/leckerste Land der Welt

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Semesterzeiten Die Kurse begannen 2018 Ende März, allerdings fanden bereits zwei Wochen vorher zwei ein-tägige Einführungsveranstaltungen und ein kleiner viertägiger Spanischsprachkurs statt, den die Universität kostenlos anbot. Das Semester endete Mitte Juli. Der Semesterplan besteht aus je zweimal sieben Wochen Vorlesungen, gefolgt von einer Woche Prüfungen. Demnach ist es möglich einen Großteil der Klausuren des Wintersemesters an der TUM vor Abreise mit-zuschreiben. Der andere Turnus beginnt Mitte, Ende August und dauert bis Mitte Dezember. Sprache Der angesprochene Sprachkurs kann zumindest lokalspezifische Eigenheiten des Spanischen näherbringen und ein paar alltägliche Floskeln vermitteln, die in einem normalen Sprachkurs nicht vorkommen. Ansonsten war er eher ein Vernetzungstreffen. Die Englischkenntnisse des Durchschnittsperuaners sind nicht vorhanden, die meisten Studen-ten können aber durchaus eine Konversation führen und viele im Tourismus arbeitende haben sich auf die Kundschaft eingestellt und können zumindest die nötigste Kommunikation bewäl-tigen. Gerade die englische Grammatik und Aussprache von vielen Dozenten ist nicht allzu gut. Im Hochland und im Regenwald gibt es außerhalb von Städten Menschen, die kaum Spanisch, sondern nur Quechua oder Aymara sprechen. Peruaner an der Küste sprechen im Allgemeinen deutlich langsamer als Spanier und damit nur geringfügig schneller als Deutsche, die Aussprache ist recht deutlich. Tendenziell sind reichere Limaer (also ein Gutteil der Kommilitonen) ein wenig schwerer zu verstehen, weil sie etwas schneller, direkter und mit mehr Slang- und Sprichwörtern sprechen. Insbesondere wenig ge-bildete Hochlandbewohner sprechen noch langsamer. Regenwaldbewohner neigen zu einem Singsang, der nur schwer zu verstehen ist, einzig dort hatte ich Probleme, dass ich von Einzel-nen überhaupt nicht verstanden wurde. Visum und Anreise Grundsätzlich ist es von Seiten der peruanischen Regierung nicht notwendig sich im Vorhinein um ein Visum zu kümmern. Es reicht sich am Flughafen in Lima ein Touristenvisum über 90, in glücklichen Fällen 183, Tagen ausstellen zu lassen und dieses entweder durch Aus- und Wie-dereinreise erneuern zu lassen oder es in einem anscheinend inzwischen wohl deutlich ver-einfachtem Verfahren später in ein Studentenvisum umzuwandeln. Manchmal verlangen einige Fluggesellschaften (v.a. Lufthansa) bei Check-In ein Ausreiseticket vor Ablauf der 90 Tage. Um in diesem Fall keine Panik aufkommen zu lassen, sollte man im Vorhinein wissen wie man sich am Handy ein günstiges Busticket (weniger als 10€) von Puno nach Copacabana kau-fen kann. Bei mir gab es mit KLM keine Probleme. Ein Taxi vom Flughafen nach Miraflores kostet S/. 60. Uber ist ein gutes Stück günstiger, aber den Uberfahrern werden am Flughafen Steine in den Weg gelegt, weswegen diese meistens anrufen wollen, um den genauen Treffpunkt auf Spanisch zu koordinieren. Aus diesem Grund würde ich beim ersten Ankommen eher davon abraten. Ihr könnt auch den Vermieter fragen, ob er euch ein Taxi bestellen kann. Das ist sicherer und jemand wartet auf euch. Der Flugha-fenexpress nach Miraflores ist prinzipiell auch eine gute Variante, bringt euch aber wahr-scheinlich nicht direkt vor eure Haustür und dann mit dem ganzen Gepäck durch Lima zu ziehen oder nach einem Taxi Ausschau zu halten, ist vermutlich nicht der Einstand, den man sich wünscht.

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Stipendium Ich kam in den Genuss der Auslandsförderung eines Begabtenförderwerks. Deswegen bewarb ich mich nicht für die BAYLAT-Mobilitätshilfe, bei der für viele Studenten die realistische Mög-lichkeit besteht bis zu 1000 € zu erhalten. Wohnungen Die ESAN verschickt eine aufschlussreiche Begrüßungsbroschüre und versendet auch eine Liste mit möglichen Unterkunftsoptionen, da Studentenwohnheime in Lima unbekannt sind. Der Wohnungsmarkt ist relativ groß, weswegen es auch möglich ist, sich erst nach Ankunft um eine Bleibe zu bemühen; ich hingegen war durchaus froh bereits etwas organisiert gehabt zu haben. Die Wahl des Stadtteils kann die Austauscherfahrung deutlich beeinflussen. Es besteht die Möglichkeit nahe am Campus in Monterico, einem Bezirk in Santiago de Surco zu wohnen. Die Gegend ist überhaupt nicht touristisch, durchaus wohlhabend, es herrscht Wohnbebauung vor, deswegen sind die Freizeitmöglichkeiten sehr begrenzt. Miraflores ist der wohl touris-tischste und westlichste Distrikt, der mit einer tollen Lage am Meer und einem breitgefächerten Freizeitangebot aufwartet, der Weg bis zur Uni kann aber bis zu deutlich mehr als einer Stunde dauern, ein guter Kompromiss ist der Südosten von Miraflores, der nicht allzu weit von der Uni-versität entfernt liegt. Barranco hat als alternati-ves Viertel gewisse Vorzüge, die Anreise zur Uni gestaltet sich aber zum Teil noch schwerer. Der Süden von San Borja ist ebenfalls nicht zu verach-ten, zumindest wenn man keinen Wert darauf legt, dass andere Austauschstudenten in der Nähe wohnen. Surquillo ist eher nicht empfeh-lenswert. La Molina und besonders San Isidro sind zwar gute Viertel, allerdings verkehrstech-nisch suboptimal. Gerade wenn man von August bis Dezember in Lima studiert sollte man von ei-ner Wohnlage innerhalb von drei Blocks zum Ma-lecón und damit zum Meer Abstand nehmen, da dort Schimmel ein ernsthafteres Problem ist und die etwas niedrigeren Temperaturen angesichts von fehlenden Heizungen durchaus unangenehm werden können. Eine vom Meer abgewandte Wohnungsseite verbessert die Situation dabei wesentlich. Eine Waschmaschine in der Woh-nung ist dort nur hilfreich, wenn es gleichzeitig auch einen Trockner gibt. Angesichts der hohen Luftfeuchtigkeit trocknet die Wäsche an der Luft im Winter in Meernähe nicht. Ich habe in der Casa Regina am Malecón gewohnt und kann das weiterempfehlen, allerdings nicht während des Südwinters auf Meeresseite. Die meisten Austauschstudenten leben in Studentenhäuser und WG´s.

Der Gang meiner Wohnanlage

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Allgemein ist anzumerken, dass in guten Gegenden von Lima die Sicherheits-lage durchaus zufrieden-stellend ist und auch durchschnittliche Viertel nicht extrem gefährlich sind. Klar ist jedoch, dass man dort als heller Weißer stark auffällt und vorsich-tig sein sollte. Es ist auch kaum notwendig sich aus dem modernen und rei-chem Lima herauszubewe-gen, nur die

Infrastrukturknotenpunkten wie der Flughafen in Callao und die Busterminals in La Victoria liegen in weniger guten Gegenden. Komplett ist aber ein Auslandssemester in Lima nicht ohne die Realität der meisten Bewohner gesehen zu haben. Studium Die Kurswahl erfolgte in der Universität im Rahmen der Einführungstage, dabei waren uns unsere Buddys behilflich, die jedem von uns zugeteilt worden waren. Wer nur ein Semester da ist, hat den Vorteil vor allen einheimischen Studenten wählen zu können, d.h. es gibt keine vollen Kurse. Nur wenige Kurse können nicht gewählt werden, in erster Linie ingenieurswis-senschaftliche. Es ist möglich die Kurse auf drei oder vier aufeinanderfolgende Wochentage zu legen. Einige Kurse werden zu extremen Randzeiten angeboten (z.B. bis abends um 22 Uhr oder samstags ab 8 Uhr) und Stundenpläne überschneiden sich oft. Die teils freiwillige, teils erzwungene Flexibilität bei der Auswahl ist aber auch ein integraler Bestandteil der lateiname-rikanischen Erfahrung. Ich belegte fünf Kurse, davon drei auf Spanisch und zwei auf Englisch, man kann es aber auch etwas ruhiger angehen. Noch geschickter ist es so viele Kurse zu wählen und im Zweifel aus einem auszuscheiden, wenn er doch nicht allzu interessant ist oder der Arbeitsaufwand un-verhältnismäßig ist. Ich belegte Delitos Económicos, Agencias de Cooperación Internacional, Sociología, Entrepre-neurship und International Relations. Delitos Económicos war eine reine juristische Vorlesung, deswegen würde ich nicht dazu raten. Durch Agencias de Cooperación Internacional habe ich einen sehr interessanten Blickwinkel auf Entwicklungshilfe kennengelernt, aber der Dozent verlässt die Uni, weswegen ich nicht weiß, ob der Kurs weitergeführt wird. Sociología hatte ein erschreckendes niedriges Niveau. Das brachte zwar mein Spanisch auf Vordermann, weil ich fast alles verstand, aber der Dozent behauptete derart viele falsche Dinge und zeigte so offen seine politische Haltung, dass es eines Universitätsdozenten nicht würdig war. Es war aber sehr einfach eine gute Note zu bekommen. Gelehrt wurde in Entrepreneurship eher we-niger als in unserer Vorlesung, allerdings bekamm man durch die Gruppenarbeiten die Mög-lichkeit, eine Start-up-Idee wirklich durchzuspielen. International Relations war nah am Zeitgeschehen dran mit eher wenig theoretischem Fundament. Es war hier interessant in ei-nem sehr internationalen Kurs unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen, besonders die machtlose peruanische.

Eine Bergabeitersiedlung im abgelegenen Stadtteil Chaclacayo

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Zwar variierte das akademische Niveau teils beträchtlich, unter dem Strich ist aber festzuhal-ten, dass die Lehre doch ein gutes Stück im Vergleich hinsichtlich Quantität und Qualität und vor allem Tiefe zurückliegt. Gleichzeitig bedeutete das nicht, dass die Kurse teils recht zeitin-tensiv gewesen wären oder gute Noten (v.a. nach Anwendung des bayerischen Umrechnungs-schlüssels) leicht erreichbar gewesen wären. Die Gründe waren in häufigen Gruppenpräsentationen, Lesekontrollen und Zwischenabfragen zu suchen. Einerseits hat die-ses System Vorteile, da das ständige erzwungene Mitlernen dazu führte, dass ich so gut wie nicht für die Endklausuren lernen musste und gerade durch die Präsentationen in Entrepre-neurship eine tiefergehende Beschäftigung mit den Themen bewirkt werden konnte. Ande-rerseits geht mit alledem wertvolle Vorlesungszeit verloren, in der anstatt Stoff zu vermitteln nur anderen mäßig interessanten Vorträgen zugehört wird und Tests geschrieben und korri-giert werden. Vielleicht ist das Lehrkonzept grundsätzlich eher mit dem deutscher (Fach)hoch-schulen als mit Universitäten zu vergleichen. Fachlich kann man nur etwas Wesentliches aus dem Studium dort herausholen, wenn man Kurse wählt, die es daheim nicht gibt oder die eine völlig andere Perspektive haben, weil sie in einem weit entfernten und durchschnittlich wohl-habenden Land wie Peru gelehrt werden. Die schriftlichen Prüfungen werden üblicherweise in Form von kleinen offenen Fragen abge-halten, manchmal auch mit einigen MC-Fragen, arbeitsaufwändiger sind definitiv die Präsen-tationen und Ausarbeitungen. Unileben Der Campus liegt gefühlt am Rand der Stadt, weil dort eine Hauptverkehrsachse endet und dahinter mehrere Sandberge sind, allerdings gibt es weitere Stadtteile dahinter. In der Nähe der Uni gibt es vielfältige Möglichkeiten günstig Mittag zu essen und eine gute Viertelstunde zu Fuß entfernt gibt es diverse Einkaufsmöglichkeiten. Der Campus selbst wird durch viele Sicherheitsleute und Kameras bewacht und ist sehr sauber, es gibt schöne Pausenmöglichkei-ten. Die Unterrichtsräume bieten Platz für vierzig Studenten und sind mit Whiteboards und Projek-toren ausgestattet. In der Biblio-thek sind meistens Plätze frei, weil nicht viele peruanische Stu-denten dort lernen, ein paar Com-puterplätze sind vorhanden. Von der Universität werden ei-nige kulturelle und sportliche Ak-tivitäten angeboten, wie Salsa, Improvisationstheater oder Fut-sal. Austauschstudenten können daran ohne Beschränkungen teil-nehmen und es ist natürlich eine tolle Gelegenheit mit Peruanern mehr in Kontakt zu kommen. Ich selbst habe bei der Tischtennisauswahl mitgespielt, deren Training separat abgehalten wurde und deren Trainingszeiten andere waren als die auf dem Freizeitsport-Informationszettel an-gegebenen. Wer am in Deutschland am Punktspielbetrieb teilnimmt, ist gut genug um in die Auswahl zu kommen und hat so die Möglichkeit mit weniger und noch dazu motivierteren Leuten gemeinsam zu spielen. Als Saisonhöhepunkt nahm die Tischtennismannschaft der

Die Universitätsmannschaft beim Turnier der Universitäten in Lima

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ESAN in jenem Semester zum ersten Mal an der Meisterschaft der Universitäten in Lima teil und wir überstanden zumindest die Gruppenphase. Großteile der tieferen Einblicke in die pe-ruanische Kultur, die ich im Laufe der Zeit gewinnen konnte, stammt aus der gemeinsamen Trainings- und Freizeit mit den anderen Spielern. Leben in Lima Essen ist in Lima an jeder Ecke günstig zu bekommen. Mittagsmenüs aus Vor- und Hauptspeise mit kleinem Getränk kosten oft nur 2-4€. Die reichhaltige kreolische Küche, die in Lima und an der Küste vorherrschend ist, schmeckt mir und vielen anderen Ausländern sehr gut. Reis ist aber beinahe immer Teil der Mahlzeit. Wie wohl überall in Lateinamerika wird sehr gerne

Huhn gegessen, es gibt aber auch viel Fisch und öfters Rindfleisch. Gemüse wird e-her wenig als Beilage ge-reicht, dafür lieben die Peruaner Früchte in Form von Säften. Das Essen ist nicht scharf, aber es be-steht gerade in einfachen Restaurants immer die Möglichkeit mit einer Chi-lisauce nachzuwürzen. Die günstigste Option abends sind normalerweise China-restaurants. Die Supermärkte, die es in

Vielzahl in den reichen Teilen Limas gibt, wie Vivanda oder Wong haben zwar sehr viel im Angebot und sind auch deutlich hygienischer, sie sind aber ein gutes Stück teurer als Märkte. Leider ist es sinnvoll Medikamente gegen Durchfall mitzunehmen. Die Lebenshaltungskosten sind, von Mieten und Milch- sowie Hygieneprodukten abgesehen, sehr niedrig. Erstere sind zwar ein gutes Stück niedriger als in München, aber Austauschstudenten müssen im Durch-schnitt mit höheren Mieten als Einheimische rechnen. Die Preisspanne liegt im Rahmen von 220€-350€. Für Essen und Transport kann man mit 250€ monatlich rechnen. Von A nach B zu kommen, kann Lima oft sehr lange dauern, der Verkehr ist sehr dicht, die Straßen sind chronisch überfüllt. Zur Universität fährt keine öffentliche Buslinie, aber man kann ohne Probleme eine der privaten benutzen. Von den Sammeltaxis (combis oder colec-tivos) würde ich abraten, solange es möglich ist einen Bus zu nehmen, da sie sich im Zweifel weniger genau an Routenpläne halten und das Stehen in ihnen unangenehmer ist. Die hilfrei-che App Movit hilft bei den hunderten Buslinien den Überblick zu behalten. Allerdings kann man sich überhaupt nicht auf die Abfahrtszeiten verlassen und die einkalkulierte Fahrtzeit sollte gegenüber der angegebenen verdoppelt werden. Wenn man nicht alleine und nicht nachts ist, kann man auch relativ guten Gewissens ein Taxi von der Straße nehmen, zumindest solange es registriert ist. Hier muss der Preis ausgehandelt werden, aber die Preise unterschei-den sich nicht allzu sehr. Eine sichere Alternative, mit festgelegten, dafür volatileren Preisen, sind die Taxi-Apps. Als Millionenmetropole bietet Lima sehr viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. In Miraf-lores und Barranco ist die Clubszene vielfältig, zumindest wenn man kein Problem mit Reg-gaeton hat. Die beeindruckendsten Museen sind das Museo Larco und die Ausgrabungsstätte

Lomo Saltado

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Pachacamac. Auch sehenswert ist die Lehmziegelpyramide Huaca Pucllana, das Gedenkmu-seum des Terrorismus und das Goldmuseum in unmittelbarer Nähe der Universität. Man kann beispielsweise auch Surfen gehen oder sich einen Fußballplatz mieten. Klima Im Sommer von Oktober bis April klart es in Lima nach Frühnebel auf und es werden Tempe-raturen bis knapp 30°C erreicht. Auch wenn sich die winterlichen Temperaturen von tagsüber

16°C und nachts 12°C nicht kalt anhören, sollte man ge-warnt sein. Die Feuchtigkeit und das Fehlen von Heizun-gen führen zu einer Dauer-klammheit. Außerdem ist es immer bewölkt. Wir haben uns untereinander Nachrich-ten geschickt, wenn jemand Sonne gesehen hat, so selten war das im Winter. Es regnet jedoch so gut wie nie, die pe-ruanische Küste ist eine Wüste. Im Hochland ist es im Win-

ter trocken, im Sommer regnerisch. Je weiter man nach Süden kommt, desto prägnanter ist der Unterschied im Niederschlag zwischen den Jahreszeiten. Die Tagestemperatur ist ganzjäh-rig recht angenehm, in den Nächten wird es gerade im Winter oft frostig, noch mehr in extre-men Höhenlagen. Außerdem ist die Sonneneinstrahlung extrem hoch. Im Regenwald ist es ganzjährig heiß, es kann immer regnen. Den Höhepunkt erleben die Nie-derschläge zu Jahresbeginn. Ausflüge und Reisen Seinen wahren Reich-tum zeigt Peru in sei-ner Natur-, Landschafts- und Rui-nenvielfalt. Unglaub-lich gemacht haben das Auslandsemester verschiedene Ausflüge und Reisen vor allem innerhalb Perus. Ich neige eigentlich nicht zu derart blumiger Sprache, aber die vie-len die Anden sind wahrlich atemberau-bend. Neben den Klas-sikern in Puno, Cusco, Arequipa und Ica möchte ich besonders Chachapoyas und für einen Kurztrip über das Osterwochenende Tarma zusammen mit Chanchamayo empfehlen. Ich kann

Der Salkantay-Pass in der Nähe von Cusco

Die Ruinen Von Kuélap in der Nähe von Chachapoyas

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nur dazu raten alles außer Flügen und vielleicht Unterkünften erst vor Ort zu regeln, denn so sind die Preise deutlich niedriger. Es hilft auf jeden Fall eine Person dabei zu haben, die or-dentlich Spanisch spricht und sich zutraut etwas zu feilschen. Menschen Ich war überrascht festzustellen wie introvertiert bereits viele Bewohner von Lima und erst recht Hochlandbewohner sind. Manchmal verhielten sich gerade arme Peruaner beinahe un-terwürfig mir gegenüber, was sich recht unangenehm anfühlte. Die grundsätzlich nicht son-derlich dominante Auftrittsweise vieler Peruaner trägt aber auch zum allgemeinen Sicherheitsgefühl bei und macht das Abwimmeln von Straßenverkäufern im freundlichen Ton üblicherweise möglich. Ansonsten zeichnen sich Peruaner durch ihre Herzlichkeit, die sich exemplarisch in ihrer Liebe für Koseworte und Körperkontakt ausdrückt, und ihre Familienbe-zogenheit aus. Eine für mich völlig unbekannte Kultur gut kennenzulernen war einer der inte-ressantesten Aspekte meiner Zeit in Peru. Fazit Ich kann denen ein Auslandssemester in Lima empfehlen, die bereit sind auf gewisse Annehm-lichkeiten wie Heizungen, geregelten Nahverkehr und trinkbares Leitungswasser zu verzich-ten, die das Abenteuer und unglaublichen Reichtum vergangenen Kulturen suchen und gerne wandern und bergsteigen, aber auch froh um einen recht fortschrittlichen Rückzugsort sind, die gutes Essen zu schätzen wissen und die Grundkenntnisse in Spanisch haben.