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Messerschmitt- Giganten und der Fliegerhorst Regensburg-Obertraubling 1936 – 1945 Peter Schmoll

Peter Schmoll Messerschmitt- Giganten · 2016. 3. 29. · Me 323 D mit der Kennung „SL+HD“ im Sommer 1943 auf dem Fliegerhorst Regensburg-Obertraubling. Mit einer Spannweite von

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Messerschmitt-Gigantenund der Fliegerhorst

Regensburg-Obertraubling 1936 – 1945

Peter SchmollDie Messerschmitt-Giganten waren die Flugzeuge im Zweiten Weltkrieg, mit denen es erstmals in der Geschichteder Luftfahrt möglich war, schwere Geschütze, Lastkraftwagen und sogar Panzer auf dem Luftweg zu transportieren.Mit seinen 55 Metern Spannweite überragte der Gigant alle anderen Flugzeuge der Deutschen Luftwaffe. Erst alsLastensegler Messerschmitt Me 321 und später als sechs motoriges Transportflugzeug Me 323 mit 6000 PS warendie Giganten von 1941 bis fast zum Kriegsende im Einsatz. Immer wenn an den Fronten Krisenlagen entstanden,ob an der Ostfront 1941–1944 oder im Mittelmeerraum 1943, waren die Me 321 und Me 323 im Brennpunkt desGeschehens.Untrennbar verbunden mit den Giganten Me 321 und Me 323 ist die Geschichte des Fliegerhorstes Regensburg-Obertraubling. Hier begannen Ende 1940 durch das Kommando „Warschau-Süd“die Vorbereitungen zum Bau desLastenseglers Me 321. Da der Einsatz der Me 321 nur mit großem Aufwand betrieben werden konnte, standen bereits Anfang 1942 die ersten motorisierten Versuchsmaschinen vom Typ Me 323 zur Erprobung bereit. Im Januar1944 wurde die Produktion der Me 323 eingestellt.Kein Fliegerhorst der Luftwaffe war so in die industrielle Flugzeugproduktion eingebunden wie der von Regensburg-Obertraubling. Im Oktober 1944 begann auf dem Fliegerhorst und im Waldwerk „Stauffen“ die strenggeheimeProduktion des ersten einsatzbereiten Düsenjägers, der Me 262. Ein epochaler Schritt in der Geschichte derLuftfahrt. Bis Kriegsende wurden 330 dieser damals modernsten Jagdflugzeuge unter primitivsten Verhältnissen gebaut. Erinnert werden aber soll auch an den Arbeitseinsatz von tausenden Zwangsarbeitern, Kriegs gefangenenund KZ-Häftlingen in der Rüstungsproduktion. Dieses Buch gibt einen historischen Überblick zu einem Kapitel jüngster deutscher Zeitgeschichte. Zahlreiche nochlebende Zeitzeugen wurden befragt und leisteten wertvolle Beiträge.

Peter Schmoll, Jahrgang 1952, ehemaliger Leitereiner großen Werkfeuerwehr, befasst sich seit Anfangder 70er Jahre mit der Geschichte der Luftangriffeauf Regensburg und der Flugzeugproduktion vonMesserschmitt. Besuche in Archiven im In-undAusland sowie Interviews mit zahlreichen Zeitzeugen,ergaben eine einmalige Sammlung von Berichten,Fotos und Unterlagen. Diese waren die Basis fürdieses Buch.

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Peter Schmoll · Messerschmitt-Giganten

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Peter Schmoll

Messerschmitt-Gigantenund der Fliegerhorst Regensburg-Obertraubling1936 – 1945

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2. erweiterte und überarbeitete Auflage 2016© 2016 MZ-Buchverlag in der Battenberg Gietl Verlag GmbH, Regenstauf(www.gietl-verlag.de)Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-86646-336-3

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86646-336-3

Titelbilder:

Eine in Regensburg gebaute Messerschmitt Me 323 D-6 „Gigant“ auf dem Feldflugplatz von Focsani (Rumänien) imApril 1944. Das gelbe Rumpfband ist das Kennzeichen für den Einsatz an der Ostfront. Die gelben Unterseiten derMotorverkleidungen und die gelbe Kennzeichnung an den Tragflächenenden war für die deutsche Flugabwehr dieKennung, dass es sich hier um ein eigenes Flugzeug handelte. Die Propellerhaube vom Triebwerk 4 hat eine andereFarbgebung. (Foto: Sammlung Waldemar Trojca)

Me 262 A-1 der III./JG 7 im Anflug auf US-Bomberverbände. Ein eindrucksvolles Gemälde von Peter Kantspergeraus Paring bei Langquaid. Dieses Gemälde strahlt die ganze Dynamik und Eleganz der Me 262 aus. Es beeindrucktauch durch seine zahlreichen Details und vermittelt dem Betrachter den Eindruck, im Verband mitzufliegen.

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„Diejenigen,die sich nicht der Vergangenheit erinnern,

sind verurteilt, sie erneut zu durchleben.“

Santayana

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Das Planungsmodell desFliegerhortes Obertraubling.(Foto: Sammlung Peter Schmoll)

Me 323 D mit der Kennung „SL+HD“ im Sommer 1943 auf dem Fliegerhorst Regensburg-Obertraubling. Mit einer Spannweite von55 Metern und einer Höhe von über fünf Metern war die Me 323 in der Tat für die damalige Zeit ein fliegender „Gigant“ und das erstestrategische Transportflugzeug der Luftfahrtgeschichte. Typisch für Fotos vom Fliegerhorst Obertraubling sind im Hintergrund dieAusläufer des Bayerischen Waldes am Nordufer der Donau zu sehen. (Foto: Deutsches Museum)

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort ............................................................................................................................................. 8

Einleitung ......................................................................................................................................... 10

Der Bau des Fliegerhorstes .................................................................................................................. 12Von der Sturzkampffliegerschule 1 zum Kommando „Warschau-Süd“.................................................. 15Die Großserienproduktion der Me 321 ............................................................................................... 26Flugbetrieb mit Me 321 ...................................................................................................................... 39Die Produktion der Me 163 B „KOMET“ in Regensburg ....................................................................... 76Die Verschrottung der Me 210 ............................................................................................................ 80Die Produktion der Me 323 in Regensburg von 1942 bis 1944 ............................................................. 84Flugbetrieb mit der Me 323 ................................................................................................................ 92Die Katastrophe vom 22. April 1943 ................................................................................................... 105Erinnerungen eines Me 323 Piloten über seine Einsätzeim Mittelmeerraum 1943 und an der Ostfront 1943/44 ...................................................................... 114Spezialversionen der Me 323 .............................................................................................................. 137Produktion der Messerschmitt Me 323 ................................................................................................ 152Die Großserienfertigung der Bf (Me) 109 ........................................................................................... 153Fluchtversuch von zwei russischen Offizieren mit einerBf (Me) 109 G-6 auf dem Obertraublinger Fliegerhorst ....................................................................... 155Maßnahmen zur Verteidigung der Regensburger Flugzeugwerke gegen Luftangriffe .......................... 162Der Luftangriff auf den Fliegerhorst Regensburg-Obertraubling am 22. Februar 1944 ........................ 166Doppelschlag gegen die Messerschmitt Flugzeugproduktion:Die Luftangriffe vom 25. Februar 1944 ............................................................................................... 174Der Luftangriff vom 21. Juli 1944 ....................................................................................................... 180Der Luftangriff vom 16. Februar 1945 ................................................................................................ 183Der Luftangriff vom 11. April 1945,auf die im Bau befindliche Startbahn .................................................................................................. 192Die Waldwerke „Gauting“ und „Stauffen“ ........................................................................................... 194Das Waldwerk Stauffen ....................................................................................................................... 197Letzter Akt: Der erste Düsenjäger der Welt und keine geeignete Startbahn .......................................... 202Rückblick eines Zeitzeugen ................................................................................................................. 224Relikte einer von Krieg gezeichneten Epoche ...................................................................................... 230 • Leitwerk einer Me 262 ...................................................................................................... 230 • Bombenfunde ................................................................................................................... 236 • Flugzeugtriebwerk einer „Fliegenden Festung“ .................................................................. 240Spuren des Fliegerhorstes im heutigen Neutraubling .......................................................................... 242

Anhang .............................................................................................................................................. 246Lageplan des Fliegerhorstes Regensburg-Obertraubling ...................................................................... 246Baubeschreibung der Me 321 nach technischen Unterlagen von Messerschmitt .................................. 249Beschreibung des Flugzeugmusters Me 323 D-l, D-2 und D-6 nach demFlugzeug-Handbuch D. (Luft) T. 2323 Ausgabe vom 14. Oktober 1943.Technisches Amt GL/C Nr. 281492/43 (E 2 VII) ................................................................................. 253Me 323 Werknummernverzeichnis und Baureihenbeschreibung ......................................................... 256

Abkürzungen .................................................................................................................................... 268Literaturverzeichnis ......................................................................................................................... 269Verwendete Archivalien ................................................................................................................... 269

Ein Fliegerschicksal im Zweiten Weltkrieg .......................................................................................... 270

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VORWORT

Verwischt sind die Spuren, und fast erloschenist die Erinnerung, denn es gibt heute kaummehr einen Hinweis auf einen FliegerhorstObertraubling und schon gar nicht auf dieMesserschmitt-Giganten. Die offizielle Be-zeichnung des Fliegerhorstes lautete Regens-burg-Obertraubling. Kein anderer Fliegerhorstder Luftwaffe im Dritten Reich war so in dieindustrielle Flugzeugproduktion eingebundenwie der von Regensburg-Obertraubling. Nurmehr wenige Zeitzeugen erinnern sich an denFliegerhorst und an die Geschichte der Gigan-ten. Erhalten geblieben sind Gebäude, wie einTeil der ehemaligen Kasernen bauten, dieFlugleitung und die Werfthalle im heutigenNeutraubling. Vom Flugfeld auf der Südseitedes Horstes mit seiner 1200 m langen Gras-startbahn ist nichts mehr zu sehen. Dortbefinden sich heute zahlreiche Industrie- undGewerbebetriebe. Das ehemalige Hallenvor-feld auf der Ostseite ist mit Wohnsiedlungenbebaut. Mit dieser Chronik soll an jene vomKrieg geprägte Zeit, an den Fliegerhorst der„Giganten“, erinnert werden.Messerschmitt-Giganten, das waren jedochnicht nur die Me 321/323; gigantisch, wennauch aus anderer Sicht, waren die Leistungender anderen Messerschmitt-Flugzeugtypen,die auf dem Fliegerhorst produziert wordensind. Da war die Bf (Me) 109 mit über 33.000Exemplaren das mit Abstand meistgebauteJagdflugzeug aller Zeiten, die Me 163, welcheals erstes Flugzeug eine Geschwindigkeit vonüber 1000 km/h im Horizontalflug erreichte,was aber damals als „Streng geheim“ einge-stuft wurde. Desgleichen die Me 262, dererste einsatzbereite Düsenjäger der Luftfahrt-geschichte, der seiner Zeit mehr als weitvoraus war.Trotz massiver Abwehr durch Jagdflieger undFlak wurde der Fliegerhorst bei drei Luftan-griffen im Jahre 1944 schwer beschädigt. Vorallem der Süd- und Ostteil des Horstes wiesschwerste Schäden auf, da sich hier diegroßen Flugzeughallen befanden, die alswichtigstes Ziel galten. Zwei weitere Angriffefolgten 1945. Insgesamt wurden über 1.400 t

an Bomben auf den Fliegerhorst abgeworfen.Aus den Unterlagen der USAAF ist zu entneh-men, dass in Summe ca. 4.475 Sprengbom-ben, ca. 30.000 Splitterbomben, 20.000Stabbrandbomben und 500 größere Brand-bomben auf den Fliegerhorst niedergingen.Selbst heute noch tauchen immer wiederBomben-Blindgänger bei Bauarbeiten auf. Vorder Entschärfung einer großen Sprengbombesind dann immer wieder größere Evakuie-rungsmaßnahmen zum Schutze der Bevölke-rung notwendig.Nach Beendigung des Krieges nutzte die US-Armee den Fliegerhorst nur kurzzeitig. Ende1946 zogen die ersten Flüchtlinge auf denFliegerhorst und richteten sich, soweit es diebeschädigten Gebäude zuließen, häuslich ein.Als die US-Armee den ehemaligen Flieger-horst restlos räumte, setzte ein sich immermehr verstärkender Zuzug von Flüchtlingenund Vertriebenen ein. Es begann ein entbeh-rungsreicher Wiederaufbau. Die schwerbeschädigten Kasernenbauten wurden mitprimitivsten Mitteln bewohnbar gemacht.Eine neue Gemeinde, das heutige Neutraub-ling, erstand aus den Ruinen des Fliegerhors-tes. Der Stadtkern wird noch heute von denehemaligen Kasernen geprägt. An einenFliegerhorst und seine bewegte Geschichteerinnert allerdings nichts mehr. Die Flieger-horstgemeinde wurde am 01.04.1951 zurselbstständigen Gemeinde Neutraublingerklärt. Es ist Edith Frank und Cäcilie Vils -meier zu verdanken, dass im Heimatmuseumeine sehenswerte kleine Ausstellung demFliegerhorst und der Entstehungsgeschichtevon Neutraubling gewidmet ist.Als Grundlage für dieses Buch dienten dasKriegstagebuch (KTB) des Fliegerhorstes ausdem Bestand RL 21/90 des Bundesarchives inFreiburg, Unterlagen der Air DocumentsDivision, T-2 AMC, Wright Field, verschiedeneFlugbücher und die Aussagen von vielenZeitzeugen.Das verwendete Fotomaterial ist weitgehendunveröffentlicht. Mit diesen Bildern sollversucht werden, die Geschichte der Giganten

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und des Fliegerhorstes zu dokumentieren.Für die Unterstützung an dieser Chronikmöchte ich mich bei folgenden Personen ganzherzlich bedanken: Gottfried Baron, LeopoldBerghammer, Gernot Croneiß, Karl Schmid,Prof. Dr. Wedemeyer, Heinrich Obermaier,Edgar Steinbügel, Karl Geisbe, HelmutSchultz, Josef Herzig, Karl Strippel, TheodorMohr, Josef Sachsenhauser, Josef Dienstl, Dr.Josef Weißmüller, Adolf Riedmeir, WendelinTrenkle, Heinz Lohmann, Heinz Powilleit,Familie Hübsch-Bodenschatz, Ulrich Huber,Karl Kössler, Edith Frank, Familie Vilsmeier,Helga Schwarz, Ludwig Kandler, Georg

Schlaug, Ulrich Willbold, Rudolf Klemm,Hans-Peter Dabrowski, Willy Radinger, Carl E.Charles, Rainer Ehm, Heinrich Binder, derLuftbilddatenbank Dr. Carls GmbH, MartinKempter und Dr. Werner Schwarz, HansWohlmuth, Prof. Dr. Karl-Heinz Göller,Herbert Bauer, Martin Wibmer. Ein ganz besonderer Dank geht an PeterKantsperger für das Gemälde der Me 262 undSascha Kürsten für die technische Unterstüt-zung zu diesem Buch.

Peter Schmoll, Sandsbach, im Frühjahr 2016

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EINLEITUNG

Nach Hitlers Machtübernahme begann einegigantische Aufrüstung der DeutschenWehrmacht. Die Luftwaffe, vorher so gut wienicht existent, wurde in den Jahren 1933 – 39förmlich aus dem Boden gestampft. Wie Pilzenach einem warmen Gewitterregen wuchsendie neu angelegten Fliegerhorste – das warenFlugplätze mit den dazugehörigen Kasernenzur Unterbringung des Personals – förmlichaus dem Boden. Es lief ein Bauprogramm an,das die Baukonjunktur im Dritten Reichkräftig ankurbelte und Tausende von Arbeits-plätzen schuf. Aufgrund seiner damaligenstrategischen Lage war Regensburg alsFriedensstandort für eine Bombergruppe derneu geschaffenen Deutschen Luftwaffevorgesehen. Eine Bombergruppe verfügtedamals über drei Fliegerstaffeln mit ca. 35Kampfflugzeugen, mehreren Verbindungs-flugzeugen und ca. 250 Mann an fliegendemPersonal. Hinzu kamen noch weitere Einhei-ten wie ein Gruppenstab, ein Werkstatt- undLagerzug, ein Luftnachrichtenzug, ein Wetter-trupp, eine Sanitätsgruppe usw.Die Bodenorganisation umfasste auch eineFlughafenbetriebskompanie (FBK) mit ca. 35Fahrzeugen. Diese FBK hatte die Kampfgrup-pe bei der Einsatzbereitschaft der Flugzeugeund des Fliegerhorstes zu unterstützen. EineFBK hatte eine Personalstärke von rund 175Mann und verfügte über die gesamte techni-sche Ausstattung, vom Tankfahrzeug bis zumKran, welche für die Aufrechterhaltung desFlugbetriebes unerlässlich waren. Hinzu kamnoch das Personal einer Baukompanie undder Horstverwaltung mit der Horstkompanie,sodass ca. 1000 – 1200 Mann auf einemFliegerhorst stationiert waren. Die Unterbrin-gung des Personals erfolgte in Kasernen, undfür die Flugzeuge gab es große Hallen. InObertraubling entstanden bis 1941 einegroße Werfthalle und sieben Flugzeughallen.Die Hallen 2 und 9 waren zwar im Bebau-ungsplan vorgesehen, wurden aber nieverwirklicht. Die Hallen 10 und 11 wurdenbis 1943 hinzugebaut. Die Werfthalle und dieHallen 3, 5 und 7 waren Stahlkonstruktionen.

Die anderen Hallen waren aus Holzbauteilenerrichtet worden. Zu einer dauerhaftenStationierung einer Bombergruppe kam esallerdings nicht.Nach der kurzzeitigen Aufnahme der Sturz-kampffliegerschule 1 von 1939 – 41 begannenEnde 1940 die Vorbereitungen der Messer-schmitt AG Augsburg mit der Produktion unddem Testflugbetrieb der Me 321 „Gigant“,einem riesigen Lastensegler. Der Gigant warfür die Invasion Englands konstruiert wordenund sollte schweres Gerät, wie Panzer undGeschütze, im Lufttransport auf die Inselschaffen. Die Messerschmitt GmbH Regens-burg übernahm ab 1942, Schritt für Schritt,den kompletten Fliegerhorst mit allen Flug-zeughallen als Werk II. In den Jahren 1942 –45 wurden in Obertraubling die Me 163, dieBf 109 G und K, die Me 262, die Me 321 undMe 323 endmontiert und eingeflogen.Im November 1940 verlegten erste Teile desKommandos „Warschau Süd“, bestehend ausAngehörigen der Luftwaffe und Mitarbeiternder Messerschmitt AG Augsburg, als Voraus-abteilung auf den Fliegerhorst Obertraubling.Aufgabe dieser Vorausabteilung war dieVorbereitung der Produktion der Me 321„Gigant“. Mit dem Einzug der Gigantenänderte sich der beschauliche Alltagsbetriebauf dem Fliegerhorst schlagartig. In denHallen fand die Endmontage der Me 321statt. Hektische Betriebsamkeit im gesamtenFliegerhorst war zu beobachten. DiesesFlugzeug hatte dermaßen gigantische Dimen-sionen, dass selbst die größten Hallen aufdem Fliegerhorst zu klein waren. Die Gigan-ten mussten teilweise im Freien montiert undgeparkt werden. Was dann folgte, warenhaarsträubende Testflüge und zahlreicheUnfälle. Der Gigant war ein Lastensegler miteiner Spannweite von 55 Metern, der von dreizweimotorigen Bf 110, drei Heinkel He 111oder von einer viermotorigen Ju 90geschleppt wurde. Immer mehr Arbeitskräftewurden für die Produktion der riesigenFlugzeuge benötigt. Die Luftwaffe verlegte einStrafbataillon nach Obertraubling. Kurze Zeit

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später folgten die ersten russischen Kriegsge-fangenen (Offiziere), von denen über 2000 ineinem großen Lager gegenüber der Komman-dantur und im nördlichen Bereich des Flieger-horstes in Baracken untergebracht und imFlugzeugbau eingesetzt waren. Nach denEinsatzerfahrungen mit der Me 321 wurdenoch 1941 mit der Planung einer motorisier-ten Ausführung der Me 321 begonnen. Dieersten Vorserienflugzeuge der Me 323 verfüg-ten noch über die normale Fahrwerksanord-nung der Me 321 und über vier Motoren, diesich aber als zu schwach erwiesen. Daraufhinwurde die Konstruktion der Me 323 derma-ßen überarbeitet, dass das Flugzeug mit sechsMotoren und einem seitlich angeordnetenFahrwerk mit jeweils fünf Rädern in Serieging. Die ersten Serienflugzeuge standen imHerbst 1942 auf dem Fliegerhorst in Ober-traubling zum Einsatz bereit. Damit hatteProfessor Messerschmitt einen wegweisendenEntwurf für strategische Transportflugzeugeund einen Kampfzonentransportergeschaffen.Eine kurze Episode bildete die Produktion derMe 163 auf dem Fliegerhorst. Der spektakulä-re Absturz von Hanna Reitsch mit der Me 163V-5 ist vielen Zeitzeugen noch in genauerErinnerung. Wurden auf dem Fliegerhorstansonsten nur Flugzeuge produziert, war esbei der Me 210 etwas anders gelagert. Zahl-reiche neue, gerade erst aus der Endmontagein Prüfening überflogene Me 210 wurden aufdem Fliegerhorst abgestellt. Mindestens zwölfdieser Flugzeuge wurden ausgeschlachtet unddie Zellen mit Äxten zertrümmert.Nach der Zerschlagung des Messerschmitt-Werkes I in Prüfening durch einen Luftangriffam 17. August 1943 verlegte man die Produk-tion der Bf 109 G in zunehmendem Maße aufden Fliegerhorst. Damit genügend Platz fürdie Endmontage von Bf 109 zur Verfügungstand, wurde die Produktion der Me 323, desmittlerweile motorisierten Giganten, kontinu-ierlich reduziert. Durch das Auftauchen deramerikanischen Bomber stieg der Bedarf anJagdflugzeugen drastisch an, und die Produk-tion der Bf 109 erlangte absolute Priorität.Aber alle Tarnmaßnahmen nützten nichts,denn in den Mittagsstunden des 22. Februar1944 erschien ein US-Bomberverband der 15.US-Luftflotte und beschädigte in einem

Präzisionsangriff den Fliegerhorst schwer.Wenige Tage später, am 25. Februar, erfolgteein weiterer vernichtender Luftangriff der 8.US-Luftflotte und vollendete das Zerstörungs-werk.Danach galt der Fliegerhorst als zu 90 Prozentzerstört. Die Flugzeugproduktion wurdedezentralisiert und beginnend Mitte 1944 ineinem Waldwerk untergebracht, dem imOktober 1944 ein weiteres für die Montageder Me 262 folgte. Die Flugzeughallen aufdem Horst waren bis auf die Werft und dieHallen 10 und 11 schwer beschädigt odertotal zerstört, und ein Großteil der Kasernenwar nicht mehr bewohnbar. Die Dächer warendurch die Druckwellen der Explosionenabgedeckt worden, Hunderte von Fensterwaren zersplittert und die Mauern geborsten.Bei den Angriffen am 22. und 25. Februar1944 auf Regensburg fanden die größtenLuftschlachten des Zweiten Weltkrieges statt.Allein im Großraum Regensburg wurden anbeiden Tagen mindestens 15 viermotorigeBomber von Jägern und Flak abgeschossen.Insgesamt fielen ca. 110 Bomber der USAAFbei den Angriffen auf Regensburg im Februar1944 der erbitterten Abwehr zum Opfer.Ein weiterer Meilenstein war die Produktionund der Einflug der Me 262 in Obertraubling.Aus dem völlig zerbombten Fliegerhorststarteten im September 1944 die ersteneinsatzfähigen Düsenjäger der Welt. Einepochaler Schritt in eine neue Dimension derLuftfahrt fand in Obertraubling statt. Düsen-jäger, damals nur kurz und bündig als „Tur-bos“ bezeichnet, dröhnten mit ihren pfeifen-den und donnernden Triebwerken über dasFlugfeld und hinterließen den typischenAbgasgeruch von verbranntem Kerosin.Aber auch dieser technische Vorsprung, dendie Deutsche Luftwaffe mit der Me 262erzielte, konnte den Kriegsverlauf nicht mehrbeeinflussen. Ende April 1945 besetzten US-Truppen den zerbombten Fliegerhorst undstießen staunend auf die Flugzeugproduk -tion in den Wäldern bei Hagelstadt undWolfskofen.

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DER BAU DES FLIEGERHORSTES

1935 begannen die ersten Planungen füreinen Fliegerhorst bei Regensburg. Ursprüng-lich war dieser direkt nördlich von Obertraub-ling geplant. Doch der damalige Ortsbauern-führer intervenierte gegen diese Planung mitdem Hinweis, dass bei etwaigen Luftangriffendie Ortschaft direkt betroffen sein könnte.Ausschlaggebend für eine Verlagerung desFlugplatzareals nach Nordosten war vermut-lich die bessere Bodenqualität für den Acker-bau bei Obertraubling. Der Fliegerhorstwurde somit in ein weniger wertvollesFeuchtwiesengebiet gebaut. Noch 1936 liefendie ersten Planierungs- und Bauarbeiten an.Auf einem Gelände von ca. 250 Hektarentstand zwischen 1936 – 38 der FliegerhorstRegensburg-Obertraubling. Das Fürstenhausvon Thurn und Taxis musste insgesamt 89und die Familie Kirsch-Puricelli 80 HektarGrundfläche an das Deutsche Reich abtreten.Ein großes Barackenlager zur Unterbringungder Bauarbeiter wurde angelegt. In denumliegenden Dörfern wurden Familien vonBauingenieuren und Wehrmachtsangehöri-gen untergebracht. Als Erstes erfolgten dieBaumaßnahmen für die erforderliche Infra-struktur. Trinkwasserleitungen, Stromversor-gung, Telefonleitungen, Kanalisation und einStraßensystem wurden angelegt. Ein Bahn-gleis vom Bahnhof Obertraubling wurde zumFliegerhorst verlegt und ein kleiner Bahnhofim Südwestteil des Horstes gebaut. Ein Gleiswurde direkt in den Horst verlegt und führtebis zu den Tankstellen, die sich vor Halle 4befanden. Die Verbindungsstraße Obertraub-ling – Fliegerhorst wurde ausgebaut undgeteert. Die einheimischen Baufirmen wurdenan den Bauvorhaben beteiligt. Baumaterialienlieferten unter anderem die umliegendenZiegeleien.Ein für die damalige Zeit großer Kasernen-komplex wurde innerhalb eines Jahres (1937)im Rohbau hochgezogen. Es entstand aufgrüner Wiese eine völlig neue „Stadt“. Für dieUnterbringung der Mannschaften wurde derso genannte „Schlangenbau“, eine Kasernemit einer Länge von 380 Metern, erstellt. Die

Hauptwache mit der Kommandantur, derverwinkelte Staffelbau zur Aufnahme desfliegenden Personals, die O-Häuser für dieOffiziere, Garagen, die Flugleitung mit derFeuerwache und die riesigen Flugzeughallenwurden bis Ende 1938 fertiggestellt. DieFlugzeughallen wurden aus Stahlbauteilenvormontiert und mit Hydraulikstempelnaufgerichtet. Die Wände sind damals ausZiegelmauerwerk gebaut worden. Vierverschiedene Typen von Hallen wurdenerrichtet:Die Werfthalle hatte einen Portalkran undeine Breite von 121 Metern und eine größteTiefe von ca. 50 Metern. Die Hallen 1, 4, 6und 8 hatten ein Satteldach und eine Breitevon 105 Metern sowie eine Tiefe von 35Metern. Die Mauern bestanden aus Ziegel-werk. Die Hallen 3, 5 und 7 waren die schöns-ten Hallen und mit einem Bogendach ausge-führt. Sie hatten eine Breite von 99 Meternund eine Tiefe von 48 Metern. Die im Jahre1943 errichteten Hallen 10 und 11, die überein Pultdach verfügten, wiesen eine Breitevon 105 Metern und eine Tiefe von 35 Meternauf und waren in einfachster Holzbauweiseausgeführt. Die Landebahn in Nord-Süd-Richtung wurdekaum benutzt und diente vorwiegend alsAbstellplatz vor den Flugzeughallen. Die Ost-West-Startbahn erwies sich sehr schnell als zukurz und wurde auf ca. 1200 Metern verlän-gert. Dazu mussten einige Gehöfte amOstrand des Flugplatzes weichen. Planungenfür eine Betonstartbahn mit einer Länge vonca. 1700 Metern wurden durchgeführt, abererst im April 1945 begann man mit denPlanierungsarbeiten. Am 11. April 1945erfolgte ein schwerer Luftangriff auf dieBaustelle. Aufgrund der Kriegsereignissekonnte die Startbahn nicht mehr fertiggestelltwerden.

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Die Kommandantur des Fliegerhorstes. Das Gebäude wurde am 25. Februar 1944 während eines Luftangriffes beider „BIG WEEK“ schwer getroffen. Von den fünf Rundbögen auf der Westseite sind heute noch drei erhalten gebliebenund bilden das Eingangsportal zur Katholischen Pfarrkirche St. Michael. (Foto: Stadt Neutraubling)

Das Flugleitungsgebäude mit dem Kontrollturm und der Peileranlage. In derFlugleitung waren die Wetterwarte und – rechts im Bild – die Feuerwache

untergebracht. (Foto: Stadt Neutraubling)

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Blick vom Kontrollturm auf das Vorfeld in nordöstliche Richtung im Jahr 1939. Ein Sammelsurium von verschiede-nen Flugzeugtypen (Bü 131, He 46, Hs 123, Fw 44, Ju 87 A, Bf 108, Bf 110) ist dort abgestellt.In der Bildmitte sind zwei Tankwagenanhänger und eine Hanomag-Zugmaschine SS 100 auf dem betoniertenVorfeld von Halle 3 zu erkennen. (Foto: Emmerle)

Eine Kampfflugzeugstaffel mit Do 17 E ist im Winter1938/39 auf dem Fliegerhorst Obertraubling zwischen-gelandet und hat seine Maschinen auf der Ostseite desHorstes abgestellt. (Foto: Sammlung Peter Schmoll)

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VON DER STURZKAMPFFLIEGERSCHULE 1

ZUM KOMMANDO „WARSCHAU-SÜD“

Wie bereits in der Einleitung vermerkt wurde,verlegte keine Bombergruppe auf den Flieger-horst Obertraubling. Geplant war ursprüng-lich die Verlegung von der I./ KG 355, derspäteren I./KG 53 „Legion Condor“, nachRegensburg. Diese Einheit verlegte jedochnach Ansbach. Die Luftwaffe nutzte Ober-traubling für andere Verbände ihrer Waffen-gattungen. So wurde im November 1938 dieneu aufgestellte III. Abteilung des Flak-Regi-mentes 9 hier stationiert. Der Platzschutz mitschweren Maschinengewehren und leichtenFlakgeschützen wurde allerdings vom Flug-platzpersonal gestellt. Während dieser Zeitwar Regensburg-Obertraubling Leithorst imLuftgau XIII und für den Einsatzhafen Chamzuständig. Bomberstaffeln und anderefliegende Verbände führten im Rahmen vonÜbungsflügen zahlreiche Zwischenlandungenin Obertraubling durch. Noch 1940 verlorObertraubling den Status eines Leithorstesund zählte fortan als A-Horst zum Flughafen-bereich Ansbach.Am 14. März 1939 startete das Unternehmen„Winterübung 1939“. Im Rahmen dieserÜbung erfolgte die Besetzung der Rest-Tsche-choslowakei. Dazu verlegte die I./KG 355 vonAnsbach nach Regensburg-Obertraubling. Eswar dies die Bombergruppe, für die ursprüng-lich Regensburg als Friedensstandort vorgese-hen war. Die I./KG 355 flog von hier am 16.und 17. März 1939 Flugblatteinsätze überPilsen nach Prag. Am 18. März flog dieBombergruppe zurück nach Ansbach, und inObertraubling kehrte nach dieser kurzenEinsatzepisode wieder Ruhe ein, das heißt,der Fliegerhorst wurde nur von der Stuka-schule 1 genutzt. Hier wurden die Nach-wuchspiloten für die Stukageschwader aufHenschel 123, Ju 87 A und B geschult. Rund120 Schulflugzeuge gehörten diesem Verbandan. In dichter Folge starteten nun wieder dieStukas zu ihren Flügen. Besonders frequen-tiert wurde der Bombenabwurfplatz Siegen-burg. Im Sturzflug wurden hier die Übungs-

bomben aus Beton auf die Ziele abgeladen.Bei diesen Sturzflügen gingen einige Ju 87,zum Teil mit der Besatzung, durch Absturzverloren.Im November 1940 verlegte das Kommando„Warschau Süd“ mit einer Vorausabteilungnach Regensburg-Obertraubling, um dieMontage der Me 321 „Gigant“ vorzubereiten.Noch am 4. Dezember traf eine Wehrmachts-gefangenen-Abteilung mit 2200 Mann aufdem Horst ein. Die Gefangenen waren alsArbeiter für die Messerschmitt AG eingeteiltund gingen unverzüglich daran, die Endmon-tage der Me 321 vorzubereiten.Die Me 321 war von Professor Messerschmittals Lastensegler für den Transport von schwe-ren Waffen zur Invasion von England, demgeplanten Unternehmen „Seelöwe“, imAuftrag des Reichsluftfahrtministeriums(RLM) entwickelt worden. Im Rahmen einesAbendessens sagte Udet zu Messerschmitt:„Wir brauchen einen Lastensegler, der einigeschwere Waffen nach England transportierenkann.“ Messerschmitt skizzierte einen erstenEntwurf dieses Flugzeuges auf eine Serviette.Und diese Zeichnung hatte schon sehr großeÄhnlichkeit mit dem späteren Giganten.Innerhalb weniger Wochen konstruierteMesserschmitt mit seinen Ingenieuren denLastensegler. Aufgrund seiner imposantenSpannweite der Tragflächen von 55 Meternund einer Höhe von über fünf Metern war dieBezeichnung „Gigant“ durchaus passend.Dieses Monstrum sollte nun in einer Gesamt-zahl von 200 Exemplaren, davon 100 inObertraubling, gebaut und eingeflogenwerden, obwohl kein geeignetes Flugzeugzum Schleppen der Me 321 zur Verfügungstand.

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Eine Junkers Ju 87 A der Stukaschule 1. Mit diesem Stukatyp wurden erste Einsätze bei der „Legion Condor“ imspanischen Bürgerkrieg geflogen. (Foto: Sammlung Peter Schmoll)

Eine Henschel Hs 123 der Stukaschule 1 in Obertraubling.Die Hs 123 wurde als Schlachtflugzeug eingesetzt und warder Vorläufer der Ju 87. Im Bild rechts ist eine W 34 mitbeschädigtem Leitwerk zu erkennen. (Foto: Binder)

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Wartungsarbeiten an einem „Stuka“ Ju 87 B vor einer Flugzeughalle. (Foto: Sammlung Peter Schmoll)

Flugzeugwarte vor einem Bomber vom Typ Junkers Ju 88 A-5. (Foto: Sammlung Peter Schmoll)

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Junkers 87 A „Stuka“ der Sturzkampfschule 1 im Anflug auf den Bombenabwurfplatz Siegenburg. (Foto: Sammlung Peter Schmoll)

Junkers Ju 87 B mit abgenommener unterer Motorhaube auf dem östlichen Vorfeld in Obertraubling. (Foto: Sammlung Peter Schmoll)

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Eine an den Tragflächen verankerte Ju 52ist auf dem Vorfeld geparkt. (Foto: Binder)

Zwei Ju 87 B der Stukaschule 1, aufgenommen 1941 in Obertraubling. (Foto: Binder)

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Im März/April 1941 erfolgte die Umrüstung der 7. Staffel des Kampfgeschwaders 51 „ Edelweiß“ von He 111 aufJu 88 auf dem Fliegerhorst in Obertraubling. Bei der hier abgebildeten Ju 88 A-1 brach bei der Landung das linkeFahrwerk weg, und der Propeller wurde abgerissen. Im Hintergrund erkennbar liegen Bauteile für eine neueFlugzeughalle bereit. Insgesamt wurden auf dem Fliegerhorst Obertraubling bis 1943 zehn große Hallen für dieFlugzeugproduktion errichtet. (Foto: Ludwig Kandier)

Auch dieser Exote, eine Blohm und Voss BV 141,war auf dem Fliegerhorst kurzfristig stationiert. Am27.08.1941 absolvierte Flugzeugführer Zitter einenFlug von Obertraubling nach Manching und zurück.Die BV 141 war als Aufklärer mit einer asymmetrischangeordneten Kabine konzipiert, ging aber nicht inSerie. (Foto: Sammlung Peter Schmoll)

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Eine Bf 109 D der Luftkriegsschule 1.Im Hintergrund ist eine Ju 87 A zuerkennen. (Foto: Binder)

Die Luftkriegsschule wird im April 1941 nach Breslau verlegt. Die Aufnahme entstand am Bahnhof des Fliegerhors-tes Obertraubling kurz vor der Abfahrt. (Foto: Binder)

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Geparkte Schulflugzeuge der Luftkriegsschule auf dem Fliegerhorst Obertraubling 1939. Rechts im Bild eine Bf 109 D.Im Hintergrund ist eine der Flugzeughallen zu erkennen. (Foto: Sammlung Peter Schmoll)

Soldaten der Luftwaffe vor den Flugzeughallen 5 und 7. Ganz im Hintergrund sind die Ausläufer des BayerischenWaldes zu sehen. (Foto: Sammlung Peter Schmoll)

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Eine Bf 109 D vermutlich mit der Kennung„Gelbe 1“ wird zum Flug vorbereitet. (Foto: Sammlung Peter Schmoll)

An einer Bf 109 D wird ein Testlauf des Motors nach einer Reparatur durchgeführt. Im Vordergrund überprüft einFlugzeugwart die obere Abdeckung. (Foto: Sammlung Peter Schmoll)

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Fliegerhorst Obertraubling zu erreichen. In derGegend von Dünzling konnte Hildebrandt seineMaschine nicht mehr kontrollieren und stürzte östlichder Ortschaft bei der Einöde Stadlhof ab. Dem Funkergelang noch der Fallschirmabsprung. Auch Hilde-brandt konnte sich aus dem abstürzenden Flugzeugretten, allerdings war die Höhe zu gering und seinFallschirm öffnete sich nicht mehr. Zerschmettert fandman seine Leiche, nahe des Flugzeugwracks, in einemWaldstück.(Foto: Sammlung Werner Sturm/Werner Geser)

Das Grab von KurtHildebrandt auf demEhrenfriedhof inHamburg-Ohlstedt.(Foto: Sammlung WernerSturm/Werner Geser)

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Feldwebel Kurt Hildebrandt am 17. April 1941 in derKanzel seiner Junkers Ju 87 A von der Sturzkampfflie-gerschule 1 in Obertraubling. Einen Tag später, am18. April 1941, startete Feldwebel Hildebrandt mitanderen Ju 87 zu einem Übungseinsatz auf denBombenabwurfplatz in Siegenburg. Nach dem Abwurfder Übungsbombe kam es beim Sammeln des Verban-des zu einer Kollision mit einer anderen Ju 87. DieseMaschine vollführte eine Notlandung auf einem Ackerbei Hausen im Landkreis Kelheim. Hildebrandtversuchte, mit seinem beschädigten Flugzeug noch den

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Ein schlichtes Gedenkkreuz im Wald bei Stadlhof erinnert an die Tragödie von damals. Besonders tragisch warendie Umstände schon deshalb, weil zu diesem Zeitpunkt die Ehefrau von Kurt Hildebrandt in Obertraubling zuBesuch war. Am 19. April 1941 überführte sie ihren Mann zur Beerdigung nach Hamburg. (Foto: Sammlung Werner Sturm/Werner Geser)

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DIE GROSSSERIENPRODUKTION DER ME 321

Nach dem Eintreffen der Arbeitskräfte wurdenmindestens drei der Flugzeughallen für dieMontage der Me 321 geräumt. In den Hallen(vermutlich Nummer 4 und 6) fand dieEndmontage des Rumpfes und in der anderendie der Tragflächen statt. Nur die Werfthallehatte die Dimensionen, dass das Mittelstückder Tragfläche auf den Rumpf montiertwerden konnte. Die Tragflächenendstückemussten im Freien angebaut werden.Im Januar 1941 wurden die ersten Stahlrohr-konstruktionen für Tragflächen und Rümpfeangeliefert. Es waren nahtlos gezogene Stahl-rohre mit einer Wandstärke von ca. 8 mm.

Alles lief unter strengster Geheimhaltung ab.Die Lieferung der großen Metallkonstruktio-nen blieb nicht unbemerkt, und es machte inder Bevölkerung das Gerücht die Runde, dasshier Hochspannungsmasten gebaut werden.Als sich dann der erste Hochspannungsmast –sprich „Gigant“ – in die Lüfte erhob, wussteauch der letzte Bescheid, was da auf demFliegerhorst lief.Im Januar 1941 begann in den Hallen eineemsige Geschäftigkeit, denn auf das tragendeStahlrohrgerippe mussten Holzleisten mon-tiert werden, auf die dann die Stoffbespan-nung befestigt wurde. Die Steuerseile und derFührerraum wurden eingebaut. Der Rumpfwurde mit einem Holzboden und dem Leit-werk versehen. Der Laderaum war über zweiklappbare Bugtore zu erreichen, sodass manLKWs oder andere Fahrzeuge in den Rumpffahren konnte. Das Volumen des Laderaumesder Me 321 entsprach dem eines gedecktenGüterwaggons der Reichsbahn.Die Tragflächen erhielten eine Profilnase auseiner hochwertigen Sperrholzbeplankung,und auf die Stahlrohre wurden ähnlich wiebeim Rumpf Holzleisten befestigt, damit dieBespannung aus Stoff darauf angenageltwerden konnte. Anschließend erfolgte derAnbau von Landeklappen und Querrudern.Hunderte von Arbeitern turnten auf hohenGerüsten herum, um alles zu montieren.Zuletzt erfolgte der Anbau des ganz aus Holzhergestellten Leitwerkes.Bevor mit dem Einflug der ersten Me 321 Abegonnen werden konnte, erging an dieStukaschule 1 der Befehl, den Horst zuräumen. Am 01. Mai 1941 begann dieseEinheit mit der Verlegung von 121 Flugzeu-gen nach Wertheim. Noch am 18.04. stießenzwei Ju 87 der Stukaschule 1 in der Luftzusammen. Während die eine Maschine beiHausen eine Notlandung durchführte, stürztedie andere Ju 87 bei Stadlhof ab. FeldwebelHildebrandt wurde bei diesem Absturzgetötet, da er die Maschine nicht mehrrechtzeitig verlassen konnte. Mit geschlosse-nem Fallschirm fand man ihn in einem

Professor Dr. Ing.Willy Messer-schmitt, genialerKonstrukteur undFlugzeugbauer. InRekordzeitentwickelte er denLastensegler mitder Typenbezeich-nung Me 321.(Foto: Schmid)

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Im Januar 1941 erfolgte die Anlieferung der ersten Tragflächenholme für die Me 321 auf den Fliegerhorst. Bereitsbei diesem Bild kann man beim Vergleich des Holmes mit den Luftwaffensoldaten erkennen, welche gewaltigenDimensionen dieser Lastensegler hatte. In diesem Fall liegt der Holm mit der Oberseite auf den Transportanhän-gern auf. Deutlich sind die nach oben ragenden Streben zu erkennen, mit denen später die Tragfläche an derUnterseite zum Rumpf hin abgestrebt wurde. (Foto: Croneiß)

LKW Opel „Blitz“ 3 t ziehen angelieferte Rumpfgerüste im Januar 1941 auf den Fliegerhorst. In den Rumpfgerüstensind jeweils zwei Bauteile für die Endstücke der Tragflächen eingeschoben. Diese Transporte ließen sich natürlichnicht geheim halten, und aus Tarnungsgründen wurde das Gerücht von der Herstellung von Hochspannungsmas-ten gestreut. Als sich die ersten Me 321 in die Luft erhoben, war es mit der Geheimhaltung vorbei. Durch Gesprächemit einquartierten Soldaten war die Bevölkerung über die Vorgänge auf dem Fliegerhorst in der Regel sowiesobestens informiert. (Foto: Croneiß)

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Messerschmitt-Gigantenund der Fliegerhorst

Regensburg-Obertraubling 1936 – 1945

Peter SchmollDie Messerschmitt-Giganten waren die Flugzeuge im Zweiten Weltkrieg, mit denen es erstmals in der Geschichteder Luftfahrt möglich war, schwere Geschütze, Lastkraftwagen und sogar Panzer auf dem Luftweg zu transportieren.Mit seinen 55 Metern Spannweite überragte der Gigant alle anderen Flugzeuge der Deutschen Luftwaffe. Erst alsLastensegler Messerschmitt Me 321 und später als sechs motoriges Transportflugzeug Me 323 mit 6000 PS warendie Giganten von 1941 bis fast zum Kriegsende im Einsatz. Immer wenn an den Fronten Krisenlagen entstanden,ob an der Ostfront 1941–1944 oder im Mittelmeerraum 1943, waren die Me 321 und Me 323 im Brennpunkt desGeschehens.Untrennbar verbunden mit den Giganten Me 321 und Me 323 ist die Geschichte des Fliegerhorstes Regensburg-Obertraubling. Hier begannen Ende 1940 durch das Kommando „Warschau-Süd“die Vorbereitungen zum Bau desLastenseglers Me 321. Da der Einsatz der Me 321 nur mit großem Aufwand betrieben werden konnte, standen bereits Anfang 1942 die ersten motorisierten Versuchsmaschinen vom Typ Me 323 zur Erprobung bereit. Im Januar1944 wurde die Produktion der Me 323 eingestellt.Kein Fliegerhorst der Luftwaffe war so in die industrielle Flugzeugproduktion eingebunden wie der von Regensburg-Obertraubling. Im Oktober 1944 begann auf dem Fliegerhorst und im Waldwerk „Stauffen“ die strenggeheimeProduktion des ersten einsatzbereiten Düsenjägers, der Me 262. Ein epochaler Schritt in der Geschichte derLuftfahrt. Bis Kriegsende wurden 330 dieser damals modernsten Jagdflugzeuge unter primitivsten Verhältnissen gebaut. Erinnert werden aber soll auch an den Arbeitseinsatz von tausenden Zwangsarbeitern, Kriegs gefangenenund KZ-Häftlingen in der Rüstungsproduktion. Dieses Buch gibt einen historischen Überblick zu einem Kapitel jüngster deutscher Zeitgeschichte. Zahlreiche nochlebende Zeitzeugen wurden befragt und leisteten wertvolle Beiträge.

Peter Schmoll, Jahrgang 1952, ehemaliger Leitereiner großen Werkfeuerwehr, befasst sich seit Anfangder 70er Jahre mit der Geschichte der Luftangriffeauf Regensburg und der Flugzeugproduktion vonMesserschmitt. Besuche in Archiven im In-undAusland sowie Interviews mit zahlreichen Zeitzeugen,ergaben eine einmalige Sammlung von Berichten,Fotos und Unterlagen. Diese waren die Basis fürdieses Buch.

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