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Petroleum als Reblausbekampfungsmittel. Zugleich ein Beitrag iiber das Ausbreitungsvermogen von Insektiziden. Von H. Thiem und L. Iialnndadze. (Aus der Biologischen Reichsanstalt Zweigstelle Naumburg a. S.) Das Petroleum leistet als Kontaktgift mertvolle Dienste gegen weich- hautige und zarte Insekten mit beillenden und saugenden Mundwerkzeugen, z. B. gegen Raupen, Blatt- und Schildlause. In &age kommt hierfiir Roh- und gereinigtes Petroleum. Letzteres wird hauptsachlich zur Her- stellung von Emulsionen und Gemischen verwendet. Von den Emulsionen sind am bekanntesten Petroleum-Seifenbrjihe und Petroleum-Kalkbruhe. Beide haben auch Hollrungl) erstmalig urn 1877 zur Bekampfung von Schadlingen Anwendung gefunden; erstere durch Cooke, letztere durch Galloway gegen Blattlause. Das unverdiinnte Petro!eum wurde als Schadlingsbekampfungsmittel erstmalig von J. B. Smith2) verwendet. Er behandelte mit gutem Erfolge von der San Jos6-Laus (Aspidiotus perniciosus) befallene Baume wahrend deren Ruhezustand. Die Behandlung belaubter Baume hatte fur lstztere betrachtliche Schadigungen zur Folge. Spater hat Slingerland3) be- obachtet, daB mit Petroleum behandelte Eier von Psylla piricola nicht zugrunde gehen. In Deutschland hat Petroleum auf Vorschlag des Garteninspektors Ri t t e r vor allem zur Bekampfung der Reblaus Verwendung gefunden. Anfanglich wurden damit die Reblausherde oberflachlich iiberbraust, so- wie Gerate und Schuhe gereinigt, spiiter ist das Petroleum zusammen mit Schwefelkohlenstoff zum Angiel3en der Stiimpfe abgeschlagener Rebstocke benutzt worden. In der Provinz Sachsen z. B. gebrauchte man fur die Behaudlung je eines Rebstockes 1-3 1 Petroleum und 175 g Schwefel- kohlenstoff, ferner fur die oberflachliche Behandlung des Bodens urn den Stock herum 1 Petroleum.4) l) Die Mittel zur Bekapfung der Pflanzenkrankheiten, 1914. ') Bull. 178. 3, Bull. 44 d. Versuchsstation d. Cornell-Universitiit (nach B o l l r u n g , 1914). *) 12. Denksohrift betr. BeFhpfung der Reblaus 1889/1890, S. 48. New Yersey 1904 (nach Hollrung, 1914).

Petroleum als Reblausbekämpfungsmittel : Zugleich ein Beitrag über das Ausbreitungsvermögen von Insektiziden

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Page 1: Petroleum als Reblausbekämpfungsmittel : Zugleich ein Beitrag über das Ausbreitungsvermögen von Insektiziden

Petroleum als Reblausbekampfungsmittel. Zugleich ein Beitrag iiber das Ausbreitungsvermogen von Insektiziden.

Von

H. Thiem und L. Iialnndadze. (Aus der Biologischen Reichsanstalt Zweigstelle Naumburg a. S.)

Das Petroleum leistet als Kontaktgift mertvolle Dienste gegen weich- hautige und zarte Insekten mit beillenden und saugenden Mundwerkzeugen, z. B. gegen Raupen, Blatt- und Schildlause. In &age kommt hierfiir Roh- und gereinigtes Petroleum. Letzteres wird hauptsachlich zur Her- stellung von Emulsionen und Gemischen verwendet. Von den Emulsionen sind am bekanntesten Petroleum-Seifenbrjihe und Petroleum-Kalkbruhe. Beide haben auch Hol l rungl ) erstmalig urn 1877 zur Bekampfung von Schadlingen Anwendung gefunden; erstere durch Cooke, letztere durch Gal loway gegen Blattlause.

Das unverdiinnte Petro!eum wurde als Schadlingsbekampfungsmittel erstmalig von J. B. Smith2) verwendet. Er behandelte mit gutem Erfolge von der San Jos6-Laus (Aspidiotus perniciosus) befallene Baume wahrend deren Ruhezustand. Die Behandlung belaubter Baume hatte fur lstztere betrachtliche Schadigungen zur Folge. Spater hat S l inger land3) be- obachtet, daB mit Petroleum behandelte Eier von Psylla piricola nicht zugrunde gehen.

In Deutschland hat Petroleum auf Vorschlag des Garteninspektors Ri t t e r vor allem zur Bekampfung der Reblaus Verwendung gefunden. Anfanglich wurden damit die Reblausherde oberflachlich iiberbraust, so- wie Gerate und Schuhe gereinigt, spiiter ist das Petroleum zusammen mit Schwefelkohlenstoff zum Angiel3en der Stiimpfe abgeschlagener Rebstocke benutzt worden. In der Provinz Sachsen z. B. gebrauchte man fur die Behaudlung je eines Rebstockes 1-3 1 Petroleum und 175 g Schwefel- kohlenstoff, ferner fur die oberflachliche Behandlung des Bodens urn den Stock herum 1 Petroleum.4)

l) Die Mittel zur Bekapfung der Pflanzenkrankheiten, 1914. ') Bull. 178. 3, Bull. 44 d. Versuchsstation d. Cornell-Universitiit (nach Bol lrung, 1914). *) 12. Denksohrift betr. BeFhpfung der Reblaus 1889/1890, S. 48.

New Yersey 1904 (nach Hollrung, 1914).

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T h i e m und Kalandadze: 320

Als innn erliannte, daS sich rnit Schwefelkohlenstoff allein gute Er- gebnisse erzielen lielSen und dafi dabei das Abhacken der Rebstocke so- wie das Aushauen der Rebsturnpfe eingespart werden konnte, verlor das Petroleum fur die Bekarnpfung der Reblaus an Bedeutung. SchlieBlich fand es, mie anfinglich, ledigiich zur Reinigung der Schuhe und Gerate sowie zur oberflachlichen Behandlung von Reblausherden Verwendung. Gegenwartig ist in Deutschland das Petroleum als Reblausbekampfungs- mittel durch Kresol und Saprosol, vor allem aber durch die Schwefel- kohlenstoff -Tetrachlorathan- Sapikat - Emulsion verdrangt morden. In der Schweiz wird es noch verwendet.l)

In Deutschland waren fur die Vernachlassigung des Petroleums als Reblausbekarnpfungsmittel vor allem die jn den Jahren 1900-1902 zur Durchfuhrung gelangten Untersuchungen von J. Mor itz') maBgebend, der rnit Reblausen besetzte Wurzelstocke wlihrend verschiedener Zeitdauer i n Petroleum von verschiedener Temperatur getaucht und in einzelnen Fallen die WurzelstWe vor oder nach der Behandlung mehr oder weniger lange in Wasser gespult hatte. Das Gesamtergebnis aus den zahlreichen Versuchen von Mori tz lautete: Petroleum ist ,,bei der Bekampfung der Reblaus keinesaegs als ein unbedingt zuverlassiges Desinfektionsmittel anzusehen"; selbst ein 20stiindiges Tauchen in Petroleum geniigt nicht, ,,urn rnit Sicherheit alle davon betroffenen Reblause und namentlich deren Eier sogleich zu toten". 3)

M or i tz hatte sich bereits in den Jahren 1888-1890 mit eingehenden Untersuchungen uber Petroleum als Reblausbekampfungsmittel beschaftigt 4,

und eine Reihe wertvoller Freilandversuche durchgefuhrt, die rnit Bezug auf die reblaustodlichen Eigenschaften des Petroleums als nicht unbefrie- digend bewertet worden sind. Andernfal!s hatte man wohl schon damals von der Verwendung des Petroleums im praktischen Reblausbekampfungs- dienst abraten mussen.

So hatte das Uberbrausen von LoBboden mit Petroleum ergeben, daB alle Reblause bis zu einer Bodentiefe von 4 cm getotet wurden, gleich- giiltig ob der Boden mit Steinen bedeckt war oder nicht und ob 1 oder 2 1 Petroleum je Quadratmeter zur Anwendung gekommen waren (S. 48). Hiermit stimmten die Ergebnisse ahnlicher Versuche vom darauffolgenden Jahre (1890) iiberein. Es ist jedoch ausdrucklich bemerkt worden, ddi in dem oberflachlich nicht niit Steinen bedeckten Boden an in geringer

I) 37. Denkschrift betr. die Bekampfung der Reblaus 1915-1923 u. 1924, Berlin 1925, S. 135, Q 17.

*) J. Mori t z , Beobachtuogen u. Versuche, betr. die Reblaus Phylloxera vastntriz PI. und deren Bekiimpfung. Arbeiten aus der Biologischen Reichsanstalt. Bd. VI. 1908, 5. 545-556.

s, J. Mor i tz , dieselbe Arbeit S. 556 u. 554. ') J. M o r i t z , Beobachtungen und Versuche, betr. die Reblaus Phylloxern vastatrix P1.

und deren Bekampfung. Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt, Bd. VIII, 1893.

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Petroleum als Reblausbekampfungsmittel. 321

Tiefe eingegrabenen Wurzeln einige Eier noch lebend gewesen seien (S. 56). In zwei weiteren Versuchsreihen wurde je 1 qm Erde mit 1 bezw. 2 1 Petroleum gleichmiiBig durchtrinkt und hierauf mit reblaus- verseuchten Wurzeln versehen. In beiden Fallen waren die Reblause ge- totet worden ; in dem mit l l Petroleum ausgefuhrten Versuch wurden aber ,,zwei, dem Anscheine nach noch lebenle Eier beobachtet' (S. 50). Ferner waren auf sandigem LoRbodcu Petroleum-Uberbrausungen mit un- mittelbar nachfolgender sowie unmittelbar rorhergegangener Wiisserung der betreffenden Versuchspflanzen zur Durchfiihrung gekomtnen mit dem Er- gebnis, daB unter gleichen Bodenverhaltnissen die erstere Hafluahme, bezw. ein nach dem Verfahren eintretender Regen nicht nur nicht schaden, sondern rielmehr dessen Wirksamkeit betrachtlich erhohen, wahrend da- gegen eine vorausgegangene Wasserung bezw. ein dem Uberbrausen mit Petroleum vorausgegangener Regen die Wirksamkeit des Verfahrens be- deutend beeintrachtigen kann (S. 52).

Mit Bezug auf diese Ietzteren, unter sich ziemlich ungleichwertigen Versuche mu13 bemerkt werden, da13 die SchluBfolgerung nicht ausreichend begriindet erscheint, worauf spater eingegangen werden sol]. &I ori tz , der die Versuchsergebnisse i m allgemeinen am 6. und 7. Tage nach erfolgter Petroleumbehandlung abgenommen hat, konnte oberflachlich in keinem einzigen Fall lebende Reblause feststellen. 1)

Gleichfalls von Interesse sind die Untersuchungen von M or i tz uber die Wirkung des Petroleums, wenn kunstlich verseuchte Rebstamme ober- flachlich am Stammhals mit je 1 oder 2 1 Petroleum angegossen wurden. Hierbei zeigte sich, daB die 30 oder 40 cm tief gelegenen verseuchten Versuchswurzeln sowie die Rebstocke in voller Ausdehnung (einer der- selben war 50 cm lang) deutlich nach Petroleum rochen und daB alle Reblause, auch die auf scheinbar gut erhaltenen Nodositaten sitzenden, tot, zahlreiche Eier jedoch lebend waren. Im Hinblick auf das letztere Ergebnis vermutet Mori tz , da13 die groeere Widerstandsfahigkeit der Reb- lauseier die Ursache sei, ,,daB manchrnal an mit Petroleum angegossenen Weinstocken nach einiger Zeit wieder lebende Reblause angetroffen werden" (S. 60).

Dieser kurze Ruckblick auf den Verlauf der von Mor i tz zu ver- schiedenen Zeiteu ausgefiihrten Untersuchungen iiber die reblaustotenden Eigenschaften des Petroleums lehrt, da13 die Versuche aus den Jahren 1900 bis 1902 zu keinem anderen Ergebnis gefiihrt haben, als es in bereits 10 Jahre friiher vorlag. Ferner ist aufgefallen, daB in allen den Fallen, in denen am Leben gebliebene Reblauseier festgestellt worden sind, auf den Versuchs-

I ) In der Tabelle S. 51. steht von Vers. b, der 3. Versuchsreihe allerdings: ,,1 bis 3 cm tot 0 o/o.6L Da jedoch der Verfasser im Text n i t keinem Wort auf dieses auf- fallige Ergebnis zu sprechen kommt, vielmehr ohne Einschriinkung ausfiihrt, da13 in allen Petroleumvers. die Lause oberfIachlich getatet worden seien, darf angenommen werden, daP hier ein Druckfehler vorliegt, und daB es nicht 0 o/o, sondurn 100 yo heillen muP.

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322 T h i e m und R a l a n d a d z e

wurzeln niemals frisch geschliipfte Jungliiuse vorhanden waren. Da anderer- seits die Tauchversuche mit einer zumeist kleinen Anzahl von Lausen zur Durchfiihrung gekommen waren, erschien es notwendig, einen Teil der Versuche unter einheitlicherer Gestaltung der Versuchsbedingungen nachzupriifen. Hierzu reizte vor allem auch die Peststellung von Moritz, daU die Wirkung des Petroleums von der Versuchsdauer unabhangig sein soll, sowie die Tatsache, daB, wie bereits erwahnt, in der Schweiz Petroleum weiterhin zur Bekampfung der Reblaus beibehalten worden ist. Fiir RuRland, das iiber so groBe Mengen von Petroleum verfiigt, ist Petroleum eines der wertvollsten und billigsten Schadlingsbekirnpfungsmittel.

Eigene Versuche. Allgem eines. Als Versuchsmaterial dienten kaufliches amerikani-

sches Leucht- (Lampen-) Petroleum von wasserklarem Aussehen sowie 7-10 cm lange, meist von sehr zahlreichen Reblausen und Reblauseiern besetzte Rebwurzelstucke.

Zur Durchfuhrung kamen zunPchst wahrend verschiedener Zeitdauer Tauchversuche bei + 2 , 5 0 und + 14,30C, indem die Wurzelstucke zum Teil ohne, zum Teil mit Vorwasseriing von etwa 35 Min. zur Behandlung gelangten. Das Untertauchen in Petroleum erfolgte, nachdem das Wasser von den Wurzeln gut abgetropft war. Nach der Behandlung wurden die Wurzelstucke einzeln in BlumentGpfen zwjschen feuchtem Torfmoos auf- bewahrt.

Die Untersuchung der behandelten Wurzelstucke bezw. Lause und Eier fand erstmalig in der Regel 1 Tag nach Ausfiihrung der Versuche statt. Eine friihere Untersuchung erubrigte sich, da die Lause in den meisten Fallen (auch gegeniiber anderen ReblausbekampEungsmitteln, z. B. Schwefelkohlenstoff) sich innerhalb weniger Stunden kaum verandern. Nach langerer Wartezeit unterscheiden sich die abgestorbenen Lause vou den am Leben gebliebenen deutlich dadurch, da l erstere milfarbig rot- braun, spater dunkelbraun bis schwarz gefiirbt sind und einen aus- gezogenen walzenformig runden Hinterlei b besitzen, wahrend der eingezogene Hinterleib lebender Lause abgeplattet ist. Die mikroskopische Untersuchung kann dann auf die von einem geubten Auge leicht herauszufindenden verdachtigen Formen beschrankt werden. Zu diesem Zwecke werden letztere auf einen Objekttrager in einen Tropfen Wasser von Zimmer- temperatur gebracht und unter dem Mikroskop beobachtet. Lassen die Lause nach langerer Beobachtung keinerlei Anzeichen von Leben erkennen, so wird das Praparrat uber der Sparflamme eines Bunsenbrenners vor- sichtig leicht erwarmt und darauf nochmals untersucht. Die am Leben gebliebenen Lause reagieren auf den Warmereiz durch Bewegen der Beine und Biihler gewohnlich sehr schnell. Geschieht das nicht, so sind die betreffenden G u s e vermutlich tot. Gewilheit wird erlangt, wenn

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Petroleum als Reblausbekimpfungsmittel. 333

nach Mori tz 1) die rnit eineni Deckglaschen bedeckten Lause leicht ge- driickt verden. Tritt daraufhin gleichmiiflig fiiel3end ein gleichartig ge- kornelter Leibesinhalt ;LUS, so sind die Lause noch am Leben gewesen. Das ist nicht der Ball, wenn erst auf stlrkeren Druck hin die Leibes- fliissigkeit gallertartig, d. h . ohne zu verflieBen, austritt, oder wenn der aus rerschieden grol3en Fettkugelchen bestehende diinnflussige Leibes- inhalt sich rasch ausbreitet, oder menn das Tier bereits vertrocknet war und das Hautskelett der Lause scherbenartig zerspringt.

Abgestorbene Reblauseier besitzen im Gegensatz zu entwicklungs- fahigen gesunden Eiern einen geronnenen, stuckigen (koagulierten) In- halt; die Eier schrumpfen allmahlich zusammen und trocknen schlieBlich gaoz ein. Da die Veriinderiing der Eier in den ersten Tagen nach der Behandlung iiicht mit der gleichen Sicherheit wie bei den Lausen fest- gestellt werden kann, wurden je Versuch etwa 30-40 Eier in eine so- genannte ,,feuchte Kammer" gebracht und im Thermostat langere Zeit be- obachtet. Die feuchte Kammer bestand ails 2 Objekttragern, zwischen denen ein feuchtes, zur Aufbewahrung der Eier mit mehreren Lochern versehenes dickes Stuck Pappe lag. Urn die Verpilaung der Eier zu ver- huten, sind Objekttrager und Pappe zuvor in kochendem Wasser sterili- siert worden. Die Kontrolle der solchermaeen hehandelten Eier erfolgte tiiglich, indem jeweils die Zahl der frisch geschlupften Lause festgestellt wurde. Zu erwahnen ist noch, dall natiirlich auch das Verhalten der auf den Versuchswurzelstucken verbliebenen Eier fortlaufend beobachtet worden ist ; insonderheit wurde sorgfaitig darauf geachtet, ob sich Junglause auf den Petroleumwurzeln festzusaugen und zu entwickeln vermochten.

V e r I a u f. Aus Tabelle I geht hervor, da13 die bei + 2:5 und 14,3 O C ausgefiihrten Petroleumversuche (Nr. 1 - 12) ubereinstimrnend ausgefallen sind. Dieses beweist, daB innerhalb der Versnchsbedingungen die insekti- zide Eigenschaft des Petroleums durch die verschiedenen Temperaturen nicht geandert worden ist. Hierin unterscheidet sich Petroleum von vielen anderen Pflanzenschutzmitteln, z. B. von Schwefelkohlenstoff, der bekannt- lich bei niederer Temperatur bedeutend schwacher wirkt als bei htiherer. 2)

DaB die Wirkung des Petroleums von seiner Einwirkungsdauer un- abhangig ist, geht daraus hervor, daB auf allen wahrend 3 Sekuuden bis 24 Stunden in Petroleum untergetauchten reblausverseuchten Wurzelstiicken samtliche Jung- und Altkuse, einschlieBlich Nymphen, zugrunde gegangen und gleichm5Big die behandelten Reblauseier zu einem erheblichen Teil ent- wicklungsfahig geblieben sind. Eine Erklarung fiir die Ursache dieser zunachst sehr auffiilligen Peststellung wird spater mitgeteilt werden.

l) J. Y o r i t z , Beobachtungen und Versuche, betr. die Reblaus Pkyllomru wstu- tria: PI. und deren Bekiimpfnng. Arbeiten aus dern Kaiserlichen Gesundheitsamt Bd. VIII. 1693, S. 554-556. (Sonderabdruck 6. 53/54.)

Der Deutsche Wein- bau, 6. Jahrg., 1927, S. 3-4.

*) Thiern, H., Uber die Entseuchung von Biiden und Reben.

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354 T h i e m und K a l a n d a d z e :

T a b e l l e 1. Tauchversuche uber die Einwirkung r o n Petroleum auf Reblause

und Reblauseier. Tag der Ausfiihrung: 17. 11. 1927.

Erklarung der Abkiirzungen: + = lebend (der Eruch hinter dem + gibt die geschatzte Anzahl der am Leben gebliebenen Reblause bezw. Reblauseier an). - =tot. a) = Reb- lause verschiedener Entmicklungszust6nde einschlieldlich Nymphen. b) = Reblauseier.

vz) = vereinzelte Reblauseier entwicklungsfahig. - - i z 0' 2 I2

- 1.

2. 3. 4. 6 6.

7.

8. 9,

10. 11. 12,

13. 14, 15. 16 17 18,

19

Art der Iurchfuhrung

O h n e Vor- wasserung

ler Wurzeln Temperatur

des Petroleums

2,5' C

Ohne Vor- wasserung

Aer Turze ln Temperatur

des Petroleums

14,3O C

Mit Vor- wasserung

der Wurzeln Temperatur

des Petroleums

14,3" C

Eon ti olle, un behaud elt

- __ Dauer

der Ein- wir- kung

3 Sek.

-

1 Min 5 Min 10 Min 6 Std. !4 Std.

3 Sek.

1 Min 5 Min

i0 Min 6 Std. !4 Std.

3 Sek 1 Min 5 Min

50 Min 6 Std.

!4 Std.

E r g e b n i s s e nach

9StundenI 7 Tagen

1 1

+"A 1 -

- 1 +% - + "6

- +'I,

+"i,

- +$i6 -

- I +IJ6 + ' +

+ 'I,

+ ' 12 + ' l a

+'I, + ' 1 2 + lip

+ "i, +"I, + ' id 3- si,

+ 'I,

f '14

+ 3i i ,

10 Tagen 1 19 Tagen

- + l/4 -

hobachtungen iiber das Ver-

halten der geschliipften

Junplause

3 am 28. 11. geschlupfte Lause am

29. 1 I . tot.

J e 2 am 28.11. I ' peschliipfte I Euse am

29. 11. tot.

1 am 28. 11. geschliipfte

Laus am 29. 11. tot.

Die vom 24.11. ab ge-

schliipften Lause waren jeweils nach

WLhrend der Versuchsdauer

schliipften tiiglich IAuse, die sichnormal entwickelten.

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Petroleum als Reblausbekampfungsmittel. 325

Hier ist vor allem darauf hinzuweisen, daB zwischen den Versuchsergeb- nissen von J lo r i t z und den unsrigen ein Unterschied insofern zu bestehen scheint, als Moritz in seinen Tauchrersuchen sehr oft noch lebende Reb- lause fesstellte, wahrend in unseren Versuchen dieselben stets zugrunde gegangen waren.

Mit Bezug auf die Versuche von Mori tz ist noch zu benierken, daB sie zum groBen Teil zu friihzeitig untersucht und die Beobachtungen nicht lange genug ausgedehnt wurden. Mori tz hat das wohl selbst be- merkt; denn in der Zusammenfassung seiner Ergebnisse sagt er, da13 man sich mit einer ,,unmitte!bar nach der Anwendung des betreffenden Mittels" erfolgten Beurteilung nicht begnugen diirfe, es sei vielmehr er- forderlich, diese Priifung erst nach Verlauf einer gewissen Zeit vorzunehmen oder, falls diese fruhzeitig erfolgt sei, zu wiederholen. Vergleicht man daraufhin die 32 von Moritz durchgefiihrten Tauchversuche, so ergibt sich Polgendes: 5 Versuche mit einer Einwirkungsdauer von wenigen Sekunden bis zu 2 P / , Stunden. bei denen lebende Reblause festgestellt worden sind, kamen sofort und bis zum Ablauf von 45 Minuten nach erfolgter Be- handlung zur Untersuchung ; l l Versuche mit einer Einwirkungsdauer von wenigen Sekunden bis zu 24 Stunden untersuchte er 1 und 2 Tage nach erfolgter Behandlung. In 9 Fallen stellte Nor i t z noch lebende altere Reblause fest. Selbst bei einer 3tagigen Wartezeit waren die Ergebnisse wechselnd. In 3 Versuchen, die Moritz nach kblauf von 3 Tagen seit der Behandlung kontrollierte, waren in 2 Fiillen einzelne Reblause am Leben. Dasselbe war der Fall in 4 Versuchen, die langere Zeit hindurch beobachtet worden sind. Am SchluB waren aber samtliche Reblause zu- grunde gegangen. In einigen Fallen hat Nor i t z einzelne Lause von normalem Aussehen und mit deutlichen LebensauSerungen (Bewegung der Beine) in Zucht genommen und festgestellt, daS dieselben nicht lebens- fahig waren. Ausnahmslos tot waren die Reblause in 13 Versuchen, die spater als 3 Tage nach Ausfiihrung der Behandlung untersucht worden sind. Die Versuche hatten eine Einwirkungsdauer von einigen wenigen Sekunden bis zu 35 Minuten.

Mit diesen Beobachtungen stimmen auch die Ergebnisse der Breiland- versuche von Mor i tz aus den Jahren 1888-1890 insofern uberein, als mit Sicherheit in keinem einzigen Fall mit Petroleum benstzte Reblause am Leben geblieben waren. Die Prufung der Breilandversuche wurde im allgemeinen am 6 . und 7. Tage nach erfolgter Behandlung ausgefuhrt.

Diese Feststellungen werden durch die Ergebnisse unserer Versuche bestatigt. Ein Unterschied besteht nur darin, d& im Gegensatz zu den Beobachtungen von Mori tz schon 19 Stunden nach der Behandlung die Reblause aller Entwicklungsaustande, einschlieSlich Xymphen, restlos zu- prunde gegangen waren. Ob diese unterschiedliche Wirkung an der Petroleum-Sorte gelegen hat, was nicht unwahrscheinlich ist, oder ob sie auf den verschiedenen Versuohsbedingungen beruht , bedarf noch der

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326 T h i e r n und K a l a n d a d z e .

Klarung, ist in diesem Zusammenhange jedoch nicht so wesentlich wie die Peststellung, daB die Ergebnisse der von 3.1 or i tz ausgefuhrten Ereiland- und Laboratoriumsrersuche bei genugend langer Beobachtungszeit mit unseren Versuchen im Prinzip ubereinstimmen: D i e i n P e t r o 1 e u m u n t e r g e t a u c h t e n o d e r v o n d i e s e m M i t t e l b e n e t z t e n R e b - l g u s e a l l e r E n t w i c k l u n g s z u s t a n d e g e h e n i m L a u f e e i n i g e r w e n i g e r T a g e z u g r u n d e .

Die Versuchsergebnisse stimmen auch darin iiberein, daB die Reblaus- eier gegen Petroleuni vie1 widerstandsfihiger sind als die Lause und daB sie trotz langerer Benetzung mit Petroleum zum Teil entwicklungs- fahig bleiben. In dieser Hiusicht war die Abhangigkeit der Ergebnisse vom Feuchtigkeitszustand der Versuchswurzelstiicke, bezw. der Reblauseier auffallig. Ein Vergleich der Versuche 13-18 und 7-12 der Tabelle I ergibt, daB durch Wasserung der Wurzelstucke v o r der Behandlung die Wirkung des Petroleums herabgedriickt worden ist. In 3 von 6 Versuchen ohne Wasserung waren auf den behandelten Wurzeln insgesamt 5 Juog- lause geschlupft, wahrend in jedem der 6 Versuche mit Wasserung stets mehrere Junglause beobachtet werden konnten. In der feuchten Kammer (Tab. 11) waren in den entsprechenden Versuchen ohne Wasserung zu- sammen 17, in denen mit W&serung 64 Lause geschlupft. Auf jeden Versuch ohne Wasserung kamen mithin im Durchschnitt 2,8, auf jeden rnit Wasserung 10,7 Lause. Durch die Wasserung der reblausverseuchten Rebwurzeln ist also die Wirkung des Petroleums auf die Reblauseier um das 4fache gemindert worden. Der Grund hierfiir kann nur darin ge- sehen werden, da13 die Eier durch die Vorbehandlung von einer wiisserigen Hulle umgeben werden, die sie vor einer volligen Benetzung mit Petroleum schiitzt.

Bus den Tauchversuchen der Tabelle I geht ferner hervor, .da13 auf den gewasserten Wnrzeln die Lause schon am '7. Tage nach der Behandlung mit Petroleum, die auf den nicht gewasserten erst 11 Tage danach ge- schliipft sind. I m Prinzip ist dasselbe in der feuchten Kammer fest- gestellt worden (Tab. 11). Wahrend aus den vor der Behandlung ge- wasserten Reblauseiern (Nr. 13-18) wie in der Kontrolle (Nr. 19) bereits nach 2 Tagen Junglause erschienen, schlupften in den nicht vorgewasserten Versuchen (Nr. 1-12) die ersten nach dem 3. Tage. In den Versuchen 1-12 und in der Kontrolle schliipfte die Mehrzahl der Junglause am 4., in den Versuchen 7-12 am 3. und 4., in den Versuchen 13-18 am 2. und 3. Tag. Das verzogerte Erscheinen der Junglause ist wohl so zu erkliiren, daB in den Versuchen ohne Vorwasserung die in der Entwicklung fort- geschrittneren Reblauseier durch die Behandlung getotet wurden, wahrend sie in den Versuchen mit Vorwasserung erhalten blieben. Eine verlangsamte Entwicklung der behandelten nicht vorgewasserten Eier liegt deshalb nicht vor, weil in allen Versuchen, einschlieBlich Kontrolle! mit dern 7. Tago nach der Behandlung die Zahl der geschlupften Lause deutlich tlbgenommen

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Petroleum als Reblausbeliampfungsmittel. 327

T a b e l l e 11. Versuche iiber die Entwicklung von in Petrolelm untergetauchten

Reblauseiern in der ,,feuchten Kammer". aeder Versuch aurde niit 30-40 Reblauseiern durchgefuhrt.

Tag der Ausfuhrung: 17. 11. 1927.

- z i i: - G

- I . 2. 3. 4. 5. 6.

7. 8. 9.

10. 11. 12.

12. 14. 15. 16. 17. 18.

19.

Art der Durchfuhrung

) h n e Vorwasserung der Wurzeln, Temperatur

des Petroleums + 2 , 5 0 c

1 h n e Vorwbserung der Wurzeln, Temperatur

des Petroleums + 14,3O C

M i t Vorwasserung der Wurzelo, Temperatur

des Petroleums + 14,3'J C

Kontrolle, Wurzeln unbehandeli

Da1.w der Ein- wirkung

3 Sek. 1 Min. 5 Min.

30 Min. 6 Std.

24 Std. - zus.

3 Sek. 1 Min. 5 Min.

30 Min. 6 Std.

24 Std. zus.

3 Sek. 1 Min. 5 Min.

30 Min. 6 Std.

24 Std. - zus.

Anzahl der geschlupften Reblause aach

Zusdmrnen ~ -. ~

3 4 1 7 ' 1 0 Tagen Tagen I Tagen Tagen

hat und nach Ablauf von 10 Tagen keine Lame mehr erschienen sind In den Versuchen 1-12 ist also das spatere Scbliipfen von Lausen' lediglich die Folge starkerer insektizider Wirkung des Petroleums.

Beim Vergleich der Tabellen I und I1 flillt weiterhin auf, daB in den Versuchen 1-12 der Tab. I die Zahl der vorgefundenen lebensfahigen Eier nach 19 Stunden auf 3/4, nach 7 Tagen auf I/*, nach 10 Tagen auf

geschatzt worden ist. In den Versuchen 13-18 war eine noch grol3ere Anzahl von gesunden Eiern vorhanden. Vergegenwartigt man

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328 T h i e m und K a l a n d a d z e

sich aber. da13 nach Tab. I1 von den behandelten Eiern eine sehr vie] kleinere Anzahl zur Entwicklung gelangt - im Hochstfalle 1s Eier (Vers. 18), d. i. etwa die Ha!fte - so mu13 man annehmen, da13 viele Eier erst sehr allmiihlich zugrunde gehen und da13 dieselben infolgedessen lange Zeit beobachtet werden mussen, wenn keine Fehlergebnisse ent- stehen sollen. Was in dieser Hinsicht uber die Untersuchung von Reb- liiusen ausgefuhrt worden ist, trifft auch aiif die Kontrolle der Reblaus- eier zu, doch sind hier die Beobachtungszeiten sehr vie1 langer aus- zudehnen. Das sicherste Ergebnis wird ohne Zweifel durch die Inzucht- nahme der behandelten Eier erhalten. Das VerflieBen des Eiinhaltes durch Zerdrucken der Eier auf FlieSpapier ist nach dem Gesagten kein eu- verlissiges Merkmal, da derartige Eier unter Umstanden noch nnch Ablauf einer Reihe von Tagen eugrunde gehen.

Die unzweifelhafte Feststellung, daB die Benetzung der verseuchten Wurzeln mit Wasser vor ihrer Behandlung mit Petroleum die Wirkung des letzteren besonders auf die Reblauseier nicht unerheblich herabsetztl), ist fur die Praxis der Reblausbekampfung sehr bedeutungsvoll, da am Tage der Behandlung Erde und Rebwurzeln infolge vorhergegangener Niederschlage na13 sein konnen. Es drangen sich deshalb die Fragen auf: Sind die aus den mit Petroleum behandelten Eiern geschlupften Junglause lebensfahig? Gehen sie kurz nach der Geburt zugrunde oder vermogen sie sich auf gesunden Rebwurzeln normal zu entwickeln? Mor i tz hat diese Fragen experimentell nicht beant wortet. Er hat lediglich vermutet, es sei ,,nicht ausgeschlossen, daI3 die ihnen (den Reblauseiern) ent- stammenden Reblause sich normal weiter entwickeln, wenn ihuen Ge- legenheit zur Ansiedlung an gesunden Wurzeln geboten wird". 2)

Diese Vermutung ist durch folgende Versuche bestatjgt worden: Mit zahlreichen Eiern besetete Wurzelstucke wurden eine Stunde lang in Petroleum getaucht und nach Abtropfen desselben in feuchtem Moos auf- bewahrt. Am folgenden Tage sind mit diesen Petroleum-Eiern in feuchten Lehm eingebettete, gut erhaltene Vinifera-Wurzeln besetzt worden. Die fortlaufende Beobachtung der Kulturen ergab, daB von etwa 85 Eiern 42 zur Entwicklung gekommen sind. Die ersten Lause waren am 3. Tage nach der lnfektion geschlupft. Nach 8 Tagen hatten sich alle Lause fest- gesogen, so daB bereits nach 18 Tagen die ersten neuen Eigelege vor- handen waren. In dem mit unbehandelten Reblauseiern ausgefiihrten Kontrollversuch hatten sich von insgesamt 200 Eiern etwa 90 entwickelt. Am ersten Tage nach erfolgter Infektion der Wurzeln sind 28 Junglause geschlupft. Nach Ablauf von 8 Tagen hatten sich alle Lause festgesogen, so daB nach 15 Tagen die ersten Eier festgestellt werden konnten.

I ) J. Mori tz , Beobachtungen und Versuche betr. die Reblaus Phylloxera vastatrk PI. und deren Bekampfung. Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt Bd. VIII? 1893, S. 556.

*) S. 5. 323, Anm. 1, 6. 554 u. 556.

Page 11: Petroleum als Reblausbekämpfungsmittel : Zugleich ein Beitrag über das Ausbreitungsvermögen von Insektiziden

Petroleum als Reblausheliampfungsmittel. 3 2 ii

Der Versuch zeigt, da13 d ie aus i n P e t r o l e u m u n t e r g e t a u c h t e n Reblause ie rn geschlupf ten Jungl i iuse s i ch no rma l verha l ten und , entsprechecd der Vermutung von Mor i tz , s i ch auf gesunden Re b w ur ze 1 n zu e n t w i c k e 1 n v e r 111 og en.

Zufolge dieser Feststellung wurde die Prage autgeworfen, ob die der Vernichtung entgangenen Jungliiuse in dem mit Petroleum durchnaaten Erdboden zu leben in der Lage sind. Bleiben die Rebwurzeln im Be- reich des Petroleums derart gesund und frisch, daB sie erneut von Reb- lauseu besiedelt werden kdnnen oder werden die Wurzeln dadurch, daB sie den ,,Geruch" des Petroleums annehmen, praktisch besiedlungsunfdhig? Die Elarung dieser Frage war um so mehr geboten, als sich aus den bis- herigen Versuchen ergeben hatte, da13 auf den untergetaucht gewesenen Wurzeln die nach der Petroleumbehandlung Erisch geschliipften Lause in allen Fiillen restlos zugrunde gegangen sind. Die Junglause liefen auf den betreffenden Wurzeln sehr langsam hin und her und starben unweit von ihrem Geburtsort. Auch auf den mit Wasser vorgespulten Wurzeln sind niemals Junglause zur Entwicklung gekommen (Tab. I, Vers. 13-18), wahrend sich in dem Kontrollversuch alle Junglause bald festsogen und normal entwickelten (Tab. I, Vers. 19).1)

Diese Beobachtungen lieBen bereits erkennen, daB die Moglichkeit der erneuten Besiedlung von Rebwurzeln in mit Petroleum behandelten Boden praktisch kaum gegeben ist, wenn die Wurzeln mit Petroleum be- netzt gewesen sind.

Zur weiteren KlLung der Sachlage dienten folgende Versuche: In feuchtem Moos eingeschlagene reblausverseuchte Wurzelstiicke wurden etwa 20 cm iiber einem mit Petroleum getrankter Erde gefullten kleinen Blumentopf aufgehangt. Daruber war je ein GlasgefaB (1 1 : 13 : 27 cm) gestiilpt worden, dessen Deckel luftdicht schlol3. Nach 1-6 tagigem Ver- bleibeii wurden die Wurzelstucke in der ublichen Weise aufbewahrt und untersucht. Es stellte sich dabei heraus, daB bis auf die Nymphen die Lause aller Stadien tot und die Eier am Leben geblieben waren (Tab. 111, Vers. 1-3), wahreud im Kontrollversuch, in dem die verlausten Wurzeln wahrend 6 Tagen in einem geschlossenen GlasgefaB gehalten worden waren, sich die Reblause normal entwickelt hatten (Tab. 111, Nr. 5).

Das Ergebnis dieser Versuche war zunachst iiberraschend. Lag eine Gaswirkung des Petroleums vor oder war durch das auf dem feuchten Moos niedergeschlagene Petroleum eine direkte Einwirkung auf die Lause zustande gekommen? Der zu diesem Zwecke angestellte Versuch 4, in dem die Wurzeln wahrend der Versuchsdauer nicht in Moos eingeschlagen waren, zeigte dasselbe Ergebnis wie der unter gleichen Umstanden an-

I) Die diesbeziiglichen Ergebnisse in den feuchten Earnmern konnen hier nioht zum Vergleich herangezogen werden, da in denselben die Reblause aus Hangel an Xahrung gestorben Bind.

Page 12: Petroleum als Reblausbekämpfungsmittel : Zugleich ein Beitrag über das Ausbreitungsvermögen von Insektiziden

330 T h i e m und K a l a n d a d z e :

Wurzelstiicke wahrendder Ver

suchsdauer in ' feuchtem Moos 20 cm iiber den

Mittel

T a b e l l e 111. Versuche iiber die Einwirkung von Petroleum auf Reblause und Reblaus-

eier iiber mit Petroleum gesattigter Erde. Tag der Ausfuhrung: Vers. 1-5 am 25. ll., Vers. 6-12 am 28. 11. 1927.

Erlilarung der Abkurzungen: + = I ebend (der Bruch hinter + gibt die geschatzte dn- zahl der am Leben gebliebenen Heblause bezw. Eier an). -= to t . a ) = Lause vttr-

schiedener F,nt~,iclilunasstadien. b ) = Ngmphm c) = Eier. - - i z aJ 3 -. k

-

I .

2.

3.

4.

5.

6 .

7.

S.

9

10.

11.

12.

E r g e b n i s s e nach

1 Tag ~ 7 Tagen 1 10 Tagen

+ + + + +

-

-

+ + + + +

I '

+ I -

+ ~ - + - + I -

+ ifi/, I

t "4

t "4

+ + + + +

- I + I

t ;is

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t "I,

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ien

-

+ 4 1 ~

+ 'ij + l;5 + 4/?

+ 'ii,

+ 'I3

+ ' I ,

+ 3!4 + "4 + "4

{eobachtungen iber das Yer-

halten der .Junglause

An, 3. 12. sind Junglause ge-

whliipft. die sich entwickelten.

iesgl. am 6.12.

fesgl.am 6.12.

JunglXuse srhliiyften jedcn Tag und ent- wickelten sich

normal.

Am 3. It'. dung-- Lause geschliipft.

die sich ent- wickellen.

iesgl. am 1.12.

iesgl.am 1.12.

Junglause sch:iipften jeden

Tag und ent- wickelten sich

normal.

Page 13: Petroleum als Reblausbekämpfungsmittel : Zugleich ein Beitrag über das Ausbreitungsvermögen von Insektiziden

Petroleum als Reblausbekampfungsmittel. 331

gestellte Versuch 1 (Tab. 111). Auch hier sind die auf den Wurzeln be- findlichen Nymphen am Leben geblieben. Es ist moghch, daB vor der Hautung stehende, in diesem Zustand gegen PuBere Einflusse ziemlich unempfindliche Kymphen keine Xahrung mehr aufnehmen und infolge- dessen nur auf dem Atemwege vergiftet werden konnen. Da das nicht der Fall gewesen ist, war anzunehmen, da13 die tibrigen LIuse auch nicht durch Atemwirkung, sondern durch Benetzung, also infolge direkter Ein- wirkung des Petroleums zugrunde gegangen sind. Mit dieser Auffassung steht im Einklang, da13 sich in den Versuchen auch die Eier normal ent- wickelt hatten und zwischen behandelten und unbehandelten (Tab. 111, Nr. 1 - 5) keinerlei Unterschied festgestellt werden konnte.

Die gleichen Ergebnisse wurden erzielt, als die in verschiedener Ent- fernung von der Petroleumerde aufgehangten verseuchten Wurzelstucke unbedeckt geblieben sind (Tab. 111, Vers. 6-10). Das Petroleum ver- mochte innerhalb von 3 Tagen noch bis zu 15 cm Entfernung auf die Reblause zu wirken.

Wie kam diese scheinbare Fernwirkung des Mittels zustande? Da allgemein bekannt ist, daB Petroleum sehr langsam verdunstet und auch in sehr kleinen Mengen lange deutlich wahrnehmbar ist, uberrascht nicht, da13 den behandelten Wurzeln noch nach 20 Tagen ein intensiver Petroleumgeruch anhaftete. cberrascht aber hat: da13 das zum Einschlagen der Rebmurzeln verwandte Moos im Laufe der Untersuchungen deut- lichen, in den Versuchen G und 7 sogar sehr starken Petroleumgeruch angenommen hatte. Es war das auch bei den Stiibchen der Eall, deren eines Ende in der mit Petroleum getrankten Erde stand, wahrend das andere Ende die Rebwurzeln trug (Tab. 111). Hieraus ging hervor, daB das sich leicht und stark ausbreitende Petroleum die Gegenstande seiner Um- gebung benetzt. In den Versuchen (i und 7 geniigten 2 Moospflanzchen, welche die mit Petroleum gesattigte Erde beruhrten, um das Petroleum aufzusaugon und damit das iibrige Moos wie die darin befindlichen Wurzeln zu uberziehen. Es erinnert das an die bekannte ,,Dochtwirkung" des Petroleums. Andererseits ist bekannt, daB sich Petroleum auf einer ruhenden Wasserflache innerhalb kurzer Zeit ausbreitet. Dasselbe ist der Fall, wenn ein Tropfen Petroleum vorsich tig auf ein lufttrocknes Stuckchen Holz gebracht wird. Ein Tropfen Wasser verflieBt nicht, er bleibt stehen.

Diese Feststellungen berechtigten zu der Annahme, daW sich Petroleum auch im Boden weitgehend verteilt. Es sind deshdb einige dahingehende Versuche angestellt worden, die gleichzeitig iiber die Einwirkung auf Reblause bezw. deren Eier AufschluB geben sollten. Etwa 150 cms grob gesiebter humusreicher Gartenerde wurden mit 15 cm3 Petroleum getrankt, in Glasschalen ausgebreitet und mit oberflachlich in die Erde eingedruckten Viniferawurzelstucken versehen. Die Wurzeln wurden zum Teil mit un- behandelten, zum Teil mit eine Stunde in Petroleum untergetauchten

Z. ~ g . Eot. Bd. XVlII Heft 2. 22

Page 14: Petroleum als Reblausbekämpfungsmittel : Zugleich ein Beitrag über das Ausbreitungsvermögen von Insektiziden

33'7 T h i e m und K a l a n d a d z e :

Reblauseiern besetzt. Die eine Halfte der Versuche blieb unbedeckt, die andere wurde bedeckt.

Bereits bei Vornahme der Besiedlung der Wurzeln mit Reblauseiern, die sofort nach dem Einbetten der Wurzeln erfolgte, ist bei allen 4 Ver- suchen eine deutliche Benetzung der Wurzeln mit Petroleum wahr- genornmen worden. Diese griff alsbald auf die insgesamt etwa i 0 0 Eier iiber, die rnit Ausnahme von dreien nach und nach zugrunde gegangen sind. Nach Ablauf von 12-18 Tagen sind in keinem der Versuche ent- wicklungsfahige Eier vorhanden gewesen. Die aus besagten 3 Eiern ge- schlupften Lause erwiesen sich als nicht lebensfahig; sie sind nicht ziir Entwicklung gekommen. Perner zeigten die eingebetteten Wurzeln bald Schrumpfungen nnd Verhartung, die sich mit der Dauer der Einwirkung des Petroleums derart verstarkten, daB eine todliche Reschadigung der Wurzeln unzweifelhaft war.

Diese Wirkung von mit Petroleum durchnaater Erde auf nicht be- handelte Rebwurzeln und Reblause wird durch den Befund der nachfolgenden Versuche lejcht verstandlich. In gleiche Mengen einiger bekannter Schiidlingsbekampfungsmittel (s. Tab. IT) wurde je ein gewohnliches Blumen- stabchen von gleicher Starke und LLnge und je ein Rebenblindholz hinein- gestellt. Es sollte beobachtet werden, in welchem Umfange dieselben benetzt wurden. Bus der Tabelle geht hervor, daB bei Petroleum die Be- netzung am starksten war. In .5 TageD war es an dem Rebenblindholz bis zu 34 cm: in 6 Tagen bis zu 35 cm Hohe gestiegen. Sicherlich hatte es sich noch weiter ausgebreitet, wenn das Holz langer gewesen ware. Die anderen Flussigkeiten stiegen nicht annahernd so hoch. Dem Petroleum am nachsten kam rnit 22,5 cm das wegen seiner ausgezeichneten Be- netzungsfahigkeit bekannte Cuprex (Merck-Darmstadt), das auf Reblause innerhalb kurzer Zeit todlich wirkt. Das als vortreffliches Benetzungs- mittel bekannte Tiirkisch-Rotol hingegen war nicht einmal so hoch wie Wasser gestiegen (Vers. 1, 6 und 7). In einem weiteren Versuch zeigte sich, dalS das Obstbaumkarbolineum Blorium etwa dieselbe Steighohe wia Wasser hat.

Die in den Versuchen der Tab. III beobachtete Wirkung des Petroleums, die bei oberflachlicher Betrachtung als Gaswirkung gedeutet werden konnte, erklart sich somit aus seinem auffallig groBen dusbreitungsvermogen. Es sei in diesem Zusammenhang auch auf die fruher erwahnten GieB- versuche von Mori tz hingewiesen. Die Ergebnisse derselben stehen in Ubereinstimmung mit den unsrigen und beleuchten gleichzeitig die praktische Bedeutung dieser wertvollen Eigenschaft des Petroleums. X or i tz hat beobachtet, ?aB oberflachlich am Schenkelhals mit je 1-2 1 Petroleum angegossene Rebstocke in ihrer ganzen L h g e - in einem Fall noch in einer Tiefe von 50 cm - und auch die Reblause von in 30-40 cm Tiefe an die Rebschenkel angelegten verseuchten Rebwurzeln von Petroleum benetzt maren. Hingewiesen sei ferner auf die gunstigen Ergebnisse, die

Page 15: Petroleum als Reblausbekämpfungsmittel : Zugleich ein Beitrag über das Ausbreitungsvermögen von Insektiziden

- - 6 y' E 2 - 1

2

3

4.

5.

6.

7.

2,o 2,5

11.0 -

i'etroleuni als Reblausb~lranipfungsmittel, 3:;3

T a b e l l e IV. Versuche iiber das Ausbrei tungsverm6gen einiger Pflanzenschutzinittel

an Pflanzenteilen.

b, = Rebenblindholz senkrecht in das Mittel gestellt. Erklsrung der Abkiirzungen: a) = Blumenstabchen

2,(

-

Mittel

19,5

33,2

1,5

Wasser . . . Schwefelkohlenstot

Sapikab(4: 1)Emt sion (1 Schw.-Sa : 4 Leitungswasse

Sch wefelkohlenstol + Tetrachloratha (Verh. 1 : 1 ) .

22,E

35,C

1,0

Cuprex. . . . Petroleum. . .

Turkisch Rotoi . Turkisch Rotol - Wasser (Verh. 1 : $

Die Steighohe (in cm) betrug nach

1 Tag 1 3 Tagen ~ 6 Tagen 6 Tagen

1 2,5 1 2,O 2,5

T. 0 9,0

17,5

28,O

110

3,5

8,O

18,5

27,O

1 3

3,"

2,O

11,o

20,o

33,5

130

22,5

34,O

110

3 3 I 3,O 1 3,5

Bemerkungen

Die Mischung war nach 5 Tagen verdunstet.

Am 6. Tag war das Petroleum bis zur Lullersten Spitze des Blind- holzes gestiegen.

M ori t z beim Uberbrausen von kiinstlich mit Steinen bedecktem LOB- boden mit Petroleum erzielte.

Im Hinblick auf gewisse praktische Belange schien es notwendig, diese wertvolle Eigenschaft des Petroleums noch an Rebpfiihlen nach- zupriifen. Die im Weinbaugebiet der Mosel, Saar und Ruwer in grol3en Massep an Rebe auftretende Schmierlaus (Heliococcus [Phenacoccus] Iaystrix) uberwintert vor allem in Ritzen von Weinbergspfahlen und wird nach einem Vorschlag von F u e ss durch kurzfristiges Eintauchen derselben in eine 20prozent. Dendrinlosung wirksam beklmpft.l) Die etwa m tief in der Erde steckenden Pfahle miissen zu diesem Zwecke ausgezogen und nach der Behandlung wieder eingeschlagen werden. Es ist nun zu

l) Zi l l ig , H., u. N i e m e y e r , L.: Massenauftreten der Schmierlaus Phenacocczls hystria: (Bar.) Mgr . im Weinbaugebiet der Mosel, Saar und Ruwer. Arbeiten d. Biolog. Reichsanstalt, Bd. XVII, S. 94.

22 *

Page 16: Petroleum als Reblausbekämpfungsmittel : Zugleich ein Beitrag über das Ausbreitungsvermögen von Insektiziden

334 T h i e m und K a l a n d a d z e :

Tabel le V. Ausbreitung ran Petroleum -

~

F; B

i B c;l

- 1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nittel

'etroleum. unverdiinnt

?etroleum (500 cm3) -Seifen (30 g) -Emulsion (500 cms Lei tungswasser)

'etroleum (80 cm8) -8apikat (20 cm3) -Emulsion (400 cm3 L. W.)

lendrin. unverdiinnt

lendrin (80 om3) -Emulsion (500 cm* L. W.)

?lorium, unrerdiinnt

c'lorium (80 ans) -Emulsion

ieitungswasser (500 ems L. W.)

h

U .- v

I 801 80

500 97

500 80

80 80

500 69

80 80

500 69

500 -

235

3-0

3,2

3,0

2,5

330

2 3

2,5

a) bei anhaltendem

aa) die auli. Steighohe') (in cm) betn bei einer Temp. von 16,0--18,0° nac

U Q -0

I 3; co -

22,o

19,4

11,o

13,8

3,7

8,2

473

12,5

0

3

!3 55

El . .. N N -

30,O

27,2

13,s

17,O

4,5

8 ;2

423

12,5

~

U 01

H 2 m

- 44,O

31,5

15,O

26,05

6,O

10,o

610

8,O

fi

B & I0

- 50,O

38,03]

20,o

28,O

795

10,o

7,5

6,O

-

c a, bl d a c1

- 55

38

22

28

7

10

7

6

untersuchen, ob ein oberflachliches Waschen bezw. Bespritzen der Pfahle an Ort und Stelle nicht vielleicht denselben Erfolg hat wie das Eintauchen, wenn Mittel mit gutem Ausbreitungsvermogen benutzt werden, die bereits bei dieser Art Anwendung in alle Riteen und Spalten der Pfahle geniigend tief eindringen. Es sind nach dieser Hinsicht Petroleum und die Kar- boheumsorten Dendrin und Florium gepruft worden ; Dendrin wegen seiner Brauchbarkeit als Schmierlausbekampfungsmittel im Tauchverfahren und Florium, um festzustellen, ob es sich von Dendrin physikalisch unterscheidet.

Die Art der Versuchsdurchfiihrung ist aus Tabelle V zu ersehen. Die unter a) verseichneten Versuche, die je annahernd dieselbe Menge wirksamen Insektizides enthielten, wurden so durchgefiihrt, da13 jedes der Mittel mit den bbpfahlen langere Zeit in Beriihrung blieb. Die Versuche ergaben folgendes :

Page 17: Petroleum als Reblausbekämpfungsmittel : Zugleich ein Beitrag über das Ausbreitungsvermögen von Insektiziden

Petroleum als Reblausbekimpfungsmittel.

und anderen Insektiziden an Bebpflhlen.

gJ m 7 '

2,5

2,5

2,5

2,5

2,5

2,5

2.5

2,5 I

335

* G * 2 Sark

12,5 2,2

2,4 2,1

2,0 1,5

12,6 2,6

1,7 '42

12,5 2,6

l,? 2,2

12,5 2,3

Eintauchen

9,8 (15,o)

473 ' @,5)

3,4 (790)

5,5 (y.,~)

'y6

(7,o) 4,O

(10,5) '15

'4b5)

bb) Die innere Steig- hiihe') (in cm) an frisch

hergestellten Quer- schnitten betrug

l) Die Zahlen geben den leweiligen Durch- schuittsstand des sich meist ungleich nach oben ausbreitenden Mittels an. Die Ab- lesung erfolgte vom Spiegel de8 Mittels an, also o h n e das einge- tauchte StuckRebpfahl.

a ) Die Zahlen in ( ) gebenHochstwerte an. Meist handelt ea sich urn das Eindrineen der 1~sungeningrol.Risse.

s, Oherflache mit weiler Schicht.

4)Seifenschaum setzt sich an Oberflache ab.

6, Pfahl taucht nur noch teilweise ein.

nach 13 Tagen

60 (0,5 crn tief einge-

30 (ringsum am Rand; drungeo)

17 (am Rand stellen- weise 0,5 cm tief)

38 (an einem Ria fasl

12,5 (am Rand, VOI

- (an krkiftigem RiB

11 (vor allem in Rissen]

1 om t ief )

allem in Rissen)

bis in die Mitte)

I D) nach kurzfristigem, 3 Min. dauerndem Eintauchen (Nittelwerte aus 3 Versuchen)

I lie iiuBero Steighohe') (in cm) letrug hei oiner durchschnitt-

lichen Temporatur voii Benierkungen

14.5 O 114,9°1 lb,OO -I nach I

31j2 116-24 ---I Std. 1 Std. I I

Fetroleum breitete sich am Rebpfahl innerhalb von 3 Stunden sehr rasch aus, verlangsamte dann seinen Lauf allmahlich und stieg vom 3. Tage ab nur noch sehr langsam aber stetig. Nach 7 Tagen hatte es die nach 3 Stunden erreichte Steighohe urn das 31/,fache uberholt.

Dendrin nahm innerhalb der ersten 3 Stunden ungefahr denselben Verlauf wie Petroleum zwischen 3 und 8 Stunden, doch erreichte es nur die halbe SteighShe. Hierauf verlangsamte sich seine Ausbreitung und kam nach 5 Tagen zum Stillstand. Dendrin hatte etwa das 4fache dsr Steighohe von 3 Stunden erreicht.

Floriurn hatte nach 3 Stunden genau dieselbe Ausbreitung wie Dendrin, lieS dann aber aufftillig nach. Nach 8 Stunden breitete es sich nur noch ganz langsam aus, kam nach 3 Tagen zum Stillstand und hatte etwa das ll/,fache der Steighohe von 3 Stunden erreicht. Setzt man den jeweiligen Stand der Steighohe des Floriums gleich 1, so ver-

Page 18: Petroleum als Reblausbekämpfungsmittel : Zugleich ein Beitrag über das Ausbreitungsvermögen von Insektiziden

336 Thiem und K a l a n d a d z e :

halten sich die SteighGheli des Floriums, Dendrins und Petroleums nach 3 Stunden zueiiiander etma wie 1:1:2, nach 8 Stunden wie 1 : l 3/4:2s/a, nach 1 Tag wie 1:2:33/, und nach 5 Tagen wie 1:3:X Dendrin nimnit also etwa die Mitte zwischen Petroleum und Florium ein. Die Steighohe oon 3 Stunden hatte nach 7 Tagen bei Petroleum um 39,5, bei Dendrin uiii 30,s und bei Florium urn 2,s cm zugenommen.

Die Petroleum-Emulsionen breiteten sich bedeutend langsamer als unverdiinntes Petroleum aus. Am griiflten mar der Unterschied bei der Petroleum-Sapikat-Emulsion. Die Petroleurn-Seifen-Emulsion stand etma in der Mitte zwischen Petroleum und Petroleum-Sapikat-Emulsion. Die Ursache fur das verhaltnismaflig giinstige Verhalten von Petroleum-Seifen- Emulsion ist offenbar nicht allein in ihrem etwas hoheren Petroleumgehalt zu suchen, sondern auch in der Art ihrer Herstellung.')

Die Petroleum-Seifen-Emulsion brei tete sich anfanglich fast ebenso rasch aus wie unverdiinntes Petroleum. Ebenso verlangsamte sie nach 3 Stunden ihre Ausbreitung, stieg indessen nach 1 Tag nur noch langsam und nach 5 Tagen iiberhaupt nicht mehr an. Ihre Steighohe betrug das 2Y/4fache der r o n 3 Stunden.

Die Petroleum-Sapikat-Emulsion, die ron vornherein vie1 weniger rasch anstieg, breitete sich nach 1 tagiger Versuchsdauer ganz langsam, aber anhaltend aus. Nach 7 Tagen zeigte sie das Sfache der Steigtahe von 3 Stunden.

Das Verhaltnis der Steighohen der beiden Petroleum-Emulsionen zu der des nnverdunnten Petroleums betragt, wenn man die jeweilige Steig- hohe der Petroleum-Sapikat-Emulsion mit 1 ansetzt, nach 3 und 8 Stunden etwa l:lSl4:2, nach 3 Tagen etwa 1:2:3, nach 7 Tagen etwa 1 : l 3/4:21f2.

Sehr verschieden verhielt sich auch die Dendrin-Emulsion zum un- verdunnten Dendrin. Die Dendrin-Emulsion, die sich nach 3 Stunden nur noch langsam aushreitete, erreichte im ganzen eine geringe Steighohe, obgleich sie wie das unverdunnte Dendrin bis zum 5. Tage schwach zu- genommen hatte. Die Steighohe der Dendrin-Emulsion betrug etwa das Sfache der Steighohe von 3 Stunden. Setzt man die verschiedenen Steighohen der Dendrin-Emulsion je gleich 1, so ist das Verhaltnis der Steighohen zwischen ihr und dem unverdiinnten Dendrin nach 3 Stunden etwa 1:3, nach 8 Stunden etwa 1:31l2 und nach 1 und 7 Tagen etwa 1:4.

Das Ausbreitungsvermogen der Plorium-Emulsion faHt gegeniiber dem des unverdunnten Floriums gleichfalls ab, doch ist wegen der geringen Steighohe des Ploriums der Unterschied vie1 kleiner als zwischen Dendrin- Emulsion und dem unverdiinnten Dendrin. Die Florium - Emulsion, die sich fast ebenso langsam wie die Dendrin-Emulsion ausbreitete, hatte ins- gesamt etwa das 13/,fache der Steighiihe von 3 Stunden inne. Der Unter-

I) Flugblatt der Biol. Reichsanstalt Nr. 46, S. 3, Xr. 14.

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Petroleum als Reblausbekiimpfungsmittel. 337

schied der Steighohen zmischen 3 Stunden und 5 Tagen betrug bei Florium 2,8, bei der E’lorium-Emulsion 3,2 cm. Letztere stieg bis zum 5., erstere bis zum 3. Tage. Das Verhaltnis der Steighohen von Florium- Emulsion und unverdunntem Florium war nach 3 Stunden etwa 1 : 13t4, nach 3 Tagen 1: 1213 und nach 5 Tagen 1: 11/3. Da13 die Verhaltnisse mit der Versuchsdauer abnahmen, durfte bedeutungslos sein.

Kach Torstehendem haben die beiden Petroleum-Eniulsionen weit besser abgeschnitten als die der beiden sich ziemlich gleichartig ver- haltenden Karbolineen. Bezeichnet man die Werte der jeweiligen Steig- hohe der Florium-Emulsion mit 1, so verhalten sie sich zur Dendrin- Emulsion, Petroleum - Sapikat-Emulsion und Petroleum - Seifen -Emulsion nach 3 Stunden etwa wie 1 : 131, :3*/*, nach 8 Stunden etwa wie 1: 314: 211, : 41j2, nach 1 und 3 Tagen etwa wie 1 : 1 : 2112 5L/,, nach 5 und 7 Tagen etwa wie 1 : I, : 3 : 51/?, Die Steighohe von ‘3 Stunden hatte nach 7 Tagen bei Petroleum- Seifen-Emulsion um 24,2, bei Petrolenm- Sapikat-Emulsion urn 15,0, bei Dendrin-Emulsion urn 5 , l und bei Florium- Emulsion um 3,2 cm zugenommen.

Die im Innern der HolspfBhle ermittelten Steighohen sind unter bb) der Tabelle V verzeichnet Ihr Vergleich ergibt, daB die innere Steighohe der Petroleum- haltigen Mittel unterhalb der auderen gebliehen ist, wahrend sich die Karbolineum- haltigen Nittel umgekehrt verhalten haben. Dieser Uoterschied verdeutlicht die Wesensart von Petroleum und Karbolineum insoforn, als sich Petroleum rascher oberf Iachlich und Karbolineum rascher im Innern des Holzes ausbreitet, eine Eigenschaft, derzufolge das Karbo- lineum seit langem als Holzkonservierungsmittel Verwendung findet.

Wie wirken diese Mittel bei kurzfristigem Eintauchen der Pfahle? Die Einzelbeiten der Versuchsreihe sind unter b) der Tabelle V nachzulesen, welche die Mittelwerte von 3 nacheinander ausgefuhrten Versuchen ver- zeichnet. Von den langfristigen Versuchen unterscheiden sie sich noch dadurch, daB die Emulsionen sehr viel weniger Insektizid enthielten.

Die Ergebnisse dieser Versuchsreihe waren folgende : Petroleum stieg innerhalb der ersten - Stunde sehr rasch, verlang-

samte aber dann seine Ausbreitung auffiillig. Nach 31/2 Stunden nahm sie nur noch sehr langsam, aber stetig zu. Dendrin verhielt sich ahnlich wie Petroleum, doch lagen die beobachteten Werte viel niedriger. Seine bedeutend langsamere Ausbreitung hatte bereits nach 1 stiindiger Ver- suchsdauer eingesetzt. Florium zeigte bereits nach 1 Stunde die hochste Steighohe. Seine anfangliche Ausbreitung war indessen hoher als die des Dendrins.

Stunde betrug nach 16-24 Stunden bei Petroleum 3,6, bei Dendrin 3,O und bei Florium 1,1 cm. Setzt man die jeweilig beobachteten Steighohen von Florium je gleich 1, so verhalten sich die Mittel Florium, Dendrin und Petroleum nach lJ4 Stunde zueinander etwa wie 1:516:2, nach 1 Stunde etwa wie

Die Zunahme der Steighohe gegeniiber der ersten

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338 Thiem und Ka landadze :

1 : 1 : '7, nach 3Ij2 Stunde etma wie 1 : 1 : 21/4, nach 16-21 Stunden etwa wie 1 : 11/3 : 21/2. In Ubereinstimniung niit dem Ergebnis der Versuchs- reihe a) stieg Dendrin nur halb so hoch mie Petroleum; am schlechtesten hat wiederiim Plorium abgeschnitten.

Die Petroleum- Emulsionen breiteten sich auch in dieser Versucbsreihe sehr vie1 schlechter aus als unverdiinntes Petroleum. Die Petroleum- Sapikat-Emulsion war nach 31/, Stunden nicht mehr, die Petroleum- Seifen-Emulsion dagegen bis zu 24 Stunden gestiegen. Die beiden Ear- bolineum-Emulsionen zeigten ein gleichartiges Verhalten. Die ermittelten Werte liegen nahe beieinsnder. Die Dendrin-Emulsion war nach 1 Stunde, die Florium-Emulsion bereits nach 1/4 Stunde nicht mehr gestiegen. Die Florium-Emulsion stimmt darin wiederum mit dem unverdunnten Florium ubereio. Die Steighohen der Dendrin - Emulsion und des unverdiinnten Dendrins verhalten sich nach Stunde etwa Tie 1:21/*, nach 1 und s1I2 Stuuden etwa wie 1:23/, und nach 16-24 Stunden etwa wie 1:31/2, der Florium-Emulsion und des unverdunnten Roriums nach Stunde etwa wie 1 : 2 und nach 1, 31/2 und 18-24 Stunden wie 1 :2%.

Werden die verschiedenen Steighohen der Florium-Emulsion je mit 1 bezeichnet, so verhalten sie sich zur Dendrin-Emulsion, Petroleum-Sapih-at- Emulsion und Petroleum - Seifen - Emulsion nach Stunde etwa wie 1 : : Illz : 2, nach 1 Stunde etwa mie 1 : 1 : 2 : 2, nach 3112 Stunden etwa wie 1 : 1 : 211, : 22/, und nach 16-24 Stunden etwa wie 1 : 1: 21/3 : 3. Die Steighohe hatte gegeniiber der von Stunde zugenommen bei Petroleum- Seifen- Emulsion 2,4, bei Petroleum- Sapikat-Emulsion 1,1, bei Dendrin- Emulsion 0,5 und bei Plorium-Emulsion 0 ern.

Vergleicht man die Ergebnisse der Versuchsreihe b) mit den in der- selben Tabelle mitgeteilten hochsten Steigwerten, so ergibt sich im grol3en und ganzen eine ahnliche Sachlage. Petroleum steht auch hier an 1. Stelle, dann kommen Dendrin und Florium. Die Emulsionen folgen ebenso wie bisher aufeinander ; die Petroleum- Seifen-Emulsion ist der Petroleum- Sapikat- Emulsion wiederum iiberlegen. Letztere zeigt fast die gleichen Werte wie die Dendrin-Emulsion.

Zusammenfassend 1a13t sich mit Bezug auf die Versuchsreihen der Tabelle V sagen, da13 auch ein kurzfristiges Eintauchen der Rebpfahle in Petroleum-Emulsionen eine bessere, bezw. gleichartigere Benetaung ge- wahrleistet als ein solches in nicht verdunnte Obstbaum-Karbolineen. In beiden Versuchsreihen nahm das AusbreitungsvermSgen von Petroleum, Dendrin und Plorium sowie ihren Emulsionen annahernd einen gleich- artigen Verlauf, d. h. es folgten nach der Gro13e ihrer Steighohe auf- einander : Petroleum, Petroleum-Seifen-Emulsion, Dendrin (bezw. Dendrin, Petroleum-Seifen-Emulsion), Petroleum-Sapikat-Emulsion, Florium (bezw. Florium, Petroleum-Sapikat-Emulsion), Dendrin- Emulsion und Florium- Emulsion. Das Ausbreitungsverniogen der Mittel war in gewisser Hinsicht von der Dauer ihrer Anwendung unabhangig. Die GroBe des Ausbreitungs-

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Petroleum als Reblausbek-ampfungsmittel. 339

vermogens der Emulsionen erschien jedoch abhangig von der Art und Menge ihrer Insektizide sowie r o n ihrer Herstellungsweise. Fur letzteres spricht insbesondere das Verhalten der Petroleum-Seifen-Emulsion gegen- iiber der Petroleum-Sapikat-Emulsion. Bei gleicher Giftwirkung miiBte Petroleum und seine Emulsionen gegeniiber Dendrin und FJorium und ihren Emulsionen den Vorzug verdienen ; besonders dann, wenn durch ein oberflachliches Waschen oder Bespritzen der Pfahle im Xreiland die- selbe Wirkung erzielt werden soll.

Das Ausbreitungsvermogen des Petroleums tritt natiirlich auch im Boden deutlich in Erscheinung. Werden an einem Ende mit Nesselstoff xugebundene Glaszylinder von 3,3 cm Durchmesser und 30 cm Lange mit gesiebtem , Jufttrocknem Ton- bezw. Sandboden gefullt und dieser von oben mit gleichen Mengen Petroleum oder Wasser (je 10 ccm) begossen, so ist im Laufe einiger Tage fdgeades festzustellen (s. Tab. VI):

1. Petroleum und Wasser breiten sich in Sand starker aus als in Ton; eine Erscheinung, die mit der.Struktur dieser Bodenarten zusammen- hangt. Das Aufsaugungsvermogen der Boden stebt bekanntlich in enpster Beziehung zu der mechanischen Zusammensetzung derselben, d. h. das Aufsaugnngs-, bezw. das Ausbreitungsvermogen ist um so groBer, je feiner die einzelnen Bodenteilchen, bezw. je mehr kapillare Hohlraume in dem- selben vorbanden sind. In vorliegenden Versuchen hatte sich Petroleum nach 12 Tagen im Ton 9,9, im Sand dagegen 25,l cm ausgebreitet, also 21/, ma1 so stark.

2. Petroleum breitet sich in beiden Boden bedeutend starker als Wasser aus. In dem mit Sand gefullten Zylinder war Petroleum nach Ablauf von Tag 12,5, nach einem Tag 14,5, nach 3 Tagen 18,8 cm gesunken , wahrend das Wasser innerhalb derselben Zeit nur um 5,8, 6,4, 8,l cm sank. Petroleum hatte am 3. Tage im Sandboden mebr als ein doppelt so grol3es Volumen wie die gleiche Menge Wasser durchnaBt. Im Tonboden hatte sich Petroleum nach Tag 6,3, nach 1 Tag 7,0, nach 3 Tagen 8,2 cm tief ausgebreitet; Wasser war nach Tag 4,8, nach 1 Tag 5,l cm tief eingedrungen. Petroleum hatte in gleicher Zeit also etwa 1/3 mehr benetzt als Wasser.

3. Petroleum ist im Boden vie1 langer sichtbar als Wasser. In mebreren rnit W asser ausgefiihrten Versuchen mar bereits nach 3 Tagen die Benetznngsgrenze nicht mehr zu erkennen. Bei Petroleum in Ton war sie erst nach Ablauf von 14 Tagen, i m Sand nach 16 Tagen undent- lich. Die Ausbreitung des Petroleums im Boden erfolgt auch anhaltender als die des Wassers. Sie verlauft zunachst bei beiden ziemlich rasch, verlangsamt sich darauf allmahlich, dann bedeutend und halt bei Petro- leum nnter Umstanden 14 Tage an. Hieraus ergibt sich, da13 die Aus- hreitung des Petroleums im Boden dauernd nur bei anhaltender Nasse, bei schwaoheren Niederschhgen dagegen nur vorubergehend beeintrachtigt werden kann.

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Tabel le VI. Versuche uher das Ausbreitungsvermogen von Petroleum im Boden.

9,7 9,9 - - 24,l 25,l 26,7') - - - - - - -

11,4 -- 1 - 13,4

-.

-

- -

14,7

f Toil \ Sand f Tou 1 Sand

Florium . . . , Sand

l'etrolouni . . .

Wasser . . .

10 3 4,s 4,7 5.7 6,l I 7,0, 7,3 8,2 8,4 9, l 9,1 I 10 3 5,l G,4 9,6 11,l 14,5 15,4 18,8 19,9 21,9 22,4 10 3 3,'J 4,1 ' 4 7 4,7 5,1 - - - - - 10 3 3,2 3,8 5 , l 5,5 6,4 6,9 8,l -

10 3 3,5 - 4,4 1 - - - 55 Min.

14,l 15,9 8,9

103

I'etrolearn . . . Ton 20 { Sand 20 Ton 20 { Sand 20

Wasser . . . .

14,4 16,4

10,3 -

2 m

3 - 737 3 - 8,3 3 - 3 -

973 23,O

12,s 14,9 16,9 - -

13.3 16,l 19,3 - - - -

16,5 20,7

17,9 19,3

0 - + m l ) Zylinder bis unten benetzt.

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Petroleum als Reblausbek-ampfnngmittel. 311

Das Obstbaumkarbolineum Florium, welches sich im allgemeinen durch eine gute Benetzungsfiihigkeit auszeichnet, an Blumenstabchen und Reb- pfiihlen jedoch kein besseres Ausbreitungs- beam. Steigvermogen zeigte als Wasser, breitet sich im Sandboden etwas langsamer als Wasser aus, hielt sich aber wie Petroleum lange Zeit im Boden. Auf Grund der in Tabelle V I mitgeteiltcn Ergebnisse murde festgestellt, da13 Floriurn nach I/a Tag 4,9, nach 1 Tag 5,5, uach 3 Tagen 1 ,7 , nach 7 Tagen 10,0, nach 55 Tagen 19,J cm tief eingedrungen ist. Gegeniiber Petroleum sind die Unterschiede im Ausbreitungsvermogen recht auffallend. Hatte sich doch Petroleum bereits am 4. Tage starker ausgebreitet als Florium nach 55 Tagen.

Wurden die mit Sand und Ton gefullten Zylinder je in 20 cm3 Pe- troleum oder Wasser gestellt, so zeigten sich beim Aufsaugen der Pliissig- keiten annahernd dieselben Erscheinungen (s. Tab. V I b). Petroleum stieg i m Sand- und Tonboden hoher als Wasser, doch waren die Unterschiede weniger auffallig als bei Verabreichung cler Mittel von oben. Desgleichen war der Unterschied zwischen dem Aufnahinevermogen des Sand- und Tonbodens kein so grol3er. Kach Umrechnung der beobachteten Ergeb- nisse war im Sand nach Tag Petroleum 10, Wasser 7,9, nach 1 Tag Petroleum 11,4, Wasser 8,5, nach 3 Tagen Petroleum 13,7, Wasser 9,6, nach 7 Tagen Petroleum 16,4, Wasser 10,3 cm gestiegen; im Tonboden war nach Tag das Petroleum 9,7, Wasser 8,4, nach 1 Tag Petroleum 10,9, Wasser 8,6, nach 3 Tagen Petroleum 12,8, Wasser 8,7, nach 6 Tagen Petroleum 14,1, Wasser 8,9 cm gestiegen. Vom 4. Tage ab waren in den Wasserversuchen die benetzten Grenzschichten bereits undeutlich. -

Das erhebliche Ausbreitungsvermogen des Petroieums, das bisher in allen unseren Versuchen deutlich in Erscheinung getreten ist, diirfte auch die Peststellung, daB die Einwirkung des Petroleums auf Reblause und deren Eier unabhaogig von der Einwirkungszeit ist, erklaren. Beim Ein- tauchen der Lause oder Eier in das Petroleum erfolgt deren Benetzung innerhalb kiirzester Zeit. Das ist offenbar aiich dann der Pall, wenn Petroleum in feiner Verteilung rorhanden ist. Da a b e r d i e Lause u n d de ren E i e r o f f enba r von e i n e r f e i n e n Wasserh i i l l e um- g e b e n s ind , werden sie gewissermaflen wie von einem feinen Petroleum- hautchen umschlossen. Es kommt dadi i rch e ine unvo l l s t and ige Bene tzung z u s t a n d e , welche d i e Kon tak twi rkung des Pe t ro- leums minder t . Da die Hulle wegen der geringen Fliichtigkeit des Petroleums verhiiltnismaBig dauerhaft zu sein scheint, vermochte auch die mehr oder weniger lange Einwirkungszeit, wahrend welcher Lause und Eier in Petroleum untergetaucht worden sind, keine insektizide Steigerung zu bewirken. Diese Auffassung steht mit den Ergebnissen derjenigen Versuche in Ubereinstimmung, deren Wurzelstiicke vor ihrer Behandlung mit Petroleum gewassert worden sind. Diese XaBnahme, die offenbar die Wasserhiille der Lause und Eier verstarkte, hatte, wie friiher dargelegt worden ist, die Wirkung des Petroleums bedeutend hexabgesetet.

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T h i e m uod K a l a n d a d z e : 343

Die Ergebnisse der Versuche iiber das Ausbreitungsvermiigen des Petroleums fiihren recht deutlich den Unterschied vor Augen, der zwischen den einzelnen Pflanzenschutzmitteln rnit Bezug auf ihre Benetzungsfahig- keit besteht. Man unterscheidet seit langem Pflanzenschutzmittel mit hoher Oberflachenspannung, deren fein verteilte Tropfen nicht verfliel3en und solche mit schwacher OberflIchenspannnng, deren Tropfen leicht verflieflen. Damit die Otierflache der zu bespritzenden Gegeiistande gleichmaBig vom Mittel benetzt wird, sind in ersterem Falle sehr zahlreiche fein verteilte Tropfen notig, wahrend das im letzteren Palle dank des Ausbreitungs- vermogens der Tropfen nicht erforderlich ist. Beide Wege konnen natiir- lich eum Ziele fuhren; doch diirften die Spritzmittel mit schwacher Ober- flachenspannung den Vorzug verdienen, einmal deshalb, weil sie die Gegenstande sicherer benetzen - indem die Tropfen gleichmaoig ver- laufen -, zum anderen, weil sie im Verbrauch sparsamer sind. Der Buffassung, daB ein zu hoher Grad der Benetzungsfahigkeit dadurch nach- teilig ist, daB diese ein VerflieBen der feinen Tropfchen, das Abtropfen und Ablaufen von den Blattern mit sich bringt I), kann nicht zugestimmt werden. Das Ablaufen der Mittel hangt nicht allein von deren Ober- flachenspannung, sondern auch von der verbrauchten Menge ab. Mittel mit geringer Oberflachenspannung, bezw. mit hohem Ausbreitungsvermogen sind eben sparsam zu verwenden. Auf jeden Fall verdienen sie unsere besondere Beachtung. Petroleum, dessen Kapillarkonstante bei 1 8 0 26 be- tragt (Wasser hat eine solche von 72,8)2), bietet in dieser Hinsicht be- sonders giinstige Bedingungen , so daB Spezialuntersuchungen iiber das physikalische Verhalten der verschiedenen Petroleumsorten, sowie der Petroleumemulsionen und Petroleumgemische notwendig sind.

Petroleum ist als Pflanzenschutzmittel i u den letzten Jahrzehnten sehr in den Hintergrund getreten, was vielloicht nicht gerechtfertigt ist. Nach den hier mitgeteilten Ergebnissen durfte schon jetzt sicher sein, daB es zur oberflachlichen Entseuchung von Reblausherden, deren Reben ver- nichtet werden, sehr geeignet erscheint und daB es wohl imstande ist, die fehlerhafte oberflachliche Entseuchungskraft des spezifisch schweren Schwefelkohlenstoffes zu beheben. Vermutlich sind bestimmte Petroleum- gemische auch fur die oberflachliche Entseuchung schutzbehandelter Reb- lausherde brauchbar.

Nach dem Gesamtergebnis unserer Untersuchungeu vermiigen wir der Buffassung von Mori tz , daB Petroleum ,,bei der Bekampfung der Reblaus keineswegs als ein un bedingt zuverlassiges Desinfektionsmittel anzusehen sei" nicht unbedingt zuzustjmmen. Wenn es auch richtig ist, daB seine Wirkung auf Reblauve erst allmahlich in Erscheinung tritt und daB ein Teil der damit benetzten Reblauseier entwicklungfahig bleibt, so

I) T r a p p m a n n , Schadlingsbeklmpfung, 1927, S. 149. a) K o h l r a u s c h , Lehrbuch der praktischen Physik, 1927, S. 792.

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Petroleurn als HeblausbeklmpfungsmittRI. 343

mu13 demgegeniiber doch i m duge behalten werden, da13 im Bereiche der behandelten Erdoberflache die Rebwurzeln von Petroleum benetzt und dadurch fur die aus den Eiern schliipfenden Lause besiedlungsunflliig werden, so daB dieselben gleichfalls zugrunde gehen.

Zusnmmenfassung dcr Ergebnisse. 1. In Bestitigung der Versuchsergebnisse von Mori tz ist festgestellt

worden: a) daD unter den Bedingungen der vorliegenden Versuche die Ein-

wirkung des Petrolzums auf Reblause von der Temperatur und der Einwirliungsdauer des Petroleums unabhangig verlauft;

b) daB die von Petroleum benetzten Reblause unter Umstanden erst im Laufe von Tagen zugrunde gehen;

c) daB ein Teil der mit Petroleum benetzten Reblauseier entwicklungs- fahig bleibt;

d) daB die Wasserung reblausverseuchter Wurzeln die insektizide Wirkung des Petroleums auf Reblauseier bedeutend herabsetzt.

2. In Erweiterung der Versuchsergebnisse von Mori tz ist ermittelt worden : a) dal3 ein Teil der mit Petroleum benetzten Reblauseier erst nach

Ablauf einer Anzahl von Tagen zugrunde geht; b) daB die aus den mit Petroleum behandelten Reblauseiern schliipfenden

Lause auE gesunden Rebwurzeln entwicklungsfahig sind; c) daB Reblause auf mit Petroleum benetzten Rebwurzeln nicht zu

leben vermiigen; d) d d Petroleum wegen seiner geringen Oberfliichenspannung sich

im Erdboden auffallend stark ausbreitet und infolgedessen die etwa vorhandenen Rebwurzeln weitgehend zu benetnen vermag;

e) daIj der Anwendung ausreichender Mengen von Petroleum zur oberflachlichen Behandlung von Reblausherden, deren Reben der Vernicbtung anheimfallen, keine Bedenken entgegenstehen.

3. Petroleum hat von den zur Anwendung gekommenen Mitteln das groDte Ausbreitungsvermogen ; es iiberragt bei weitem Dendrin, Florium, Cuprex und Turkisch-RotGI.

4. Die GroDe des Ausbreitungsvermogens der Emulsionen hangt ab von der Art und Menge des Inselitizides sowie von der Art ihrer Zu- bereitung. Die Petroleum-Emulsionen, die gegenuber unverdunntem Petroleum ein vie1 geringeres Ausbreitungsvel miigen besitzen, uber- treffen die Karbolineum-Emulsionen Dendrin und Florium sehr be- deutend. Die Petroleum -Seifen -Emulsion verhielt sich annahernd wie unverdunntes Dendrin.