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1 / Vincentz Network +++ Plathnerstr. 4c +++ D-30175 Hannover +++ Tel.:+49(511)9910-000 2 Dorea-Chef Axel Hölzer richtet sechs Forderungen zur Weiterentwicklung der Pflegepolitik an die "Jamaika"-Verhandlungspartner in Berlin. Appell an "Jamaika"-Verhandler Pflegepolitik neu ausrichten: „Ein Soli für die Pflege“ 06.11.2017 Die sechs Forderungen, die Geschäftsführender Axel Hölzer, Gesellschafter des Pflegeheimbetreibers Dorea, an die möglichen "Jamaika"-Verhandlungspartner in Berlin richtet, lauten: 1. Aber dieses Personal muss Wir brauchen mehr Personal. auch bezahlt werden. Deshalb sollte die nächste Bundesregierung einen verbindlichen Personalschlüssel für Heime definieren, der deutlich höher liegt als heute. 2. fordert, muss auch die Wer das Ein- Bett Zimmer als Standard Mittel hierfür zur Verfügung stellen. Allein die bis 2030 notwendigen Ersatz-und Neubauten von stationären Pflegeeinrichtungen kosten nach Schätzungen 54 Mrd. Euro. 3. Dazu muss die Pflegekräfte müssen besser bezahlt werden. Politik einen angemessenen Lohn für diese Berufsgruppe definieren. Der Mindestlohn allein reicht nicht. 4. Wer mehr Wir müssen mehr Geld in die Pflege stecken. Personal will, höhere Löhne und bessere Unterbringung, muss dafür tiefer in die Tasche greifen. Entweder indem er neue Quellen anzapft (z.B. den Soli umwidmet) oder die Beitragssätze erhöht. Soviel Ehrlichkeit muss sein. 5. Und das erreichen wir nicht nur durch mehr Personal, Wir brauchen mehr Zeit für die Pflege. sondern auch durch weniger Bürokratie. Pflege wird nicht besser, indem wir sie noch schärfer kontrollieren. Sie wird nur aufwändiger. 6. Wer "DEN" Zustand in Heimen beklagt, stellt Wir brauchen mehr Verständnis für die Pflege. einen ganzen Berufsstand an den Pranger. Und das ist nicht nur unfair, sondern absolut unberechtigt. In einem untermauert der langjährige Manager von Interview mit CARE INVEST Pflegeunternehmen hier seine Forderungen zu den aktuellen Verhandlungsrunden in Berlin: Was sind aktuell die größten politisch initiierten Fallstricke für Unternehmer in der Pflegewirtschaft? Axel Hölzer: Dienstleister in der Pflege werden aufgrund der sich ändernden gesellschaftlichen Strukturen dringend gebraucht. Aber wir haben es mit einer Regulierungswut zu tun, sowohl bei den Pflegesätzen, als auch beim Personal, den Gebäuden und verschieden weiteren Kontrollen. Alles ist bis ins kleinste Detail geregelt. Die unternehmerische Freiheit ist massiv eingeschränkt.

Pflegepolitik neu ausrichten: „Ein Soli für die Pflege“doreafamilie.de/fileadmin/user_upload/news/...Soli-fuer-die-Pflege.pdf · anzapft (z.B. den Soli umwidmet) oder die Beitragssätze

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Dorea-Chef Axel Hölzerrichtet sechs Forderungen zurWeiterentwicklung derPflegepolitik an die"Jamaika"-Verhandlungspartnerin Berlin.

Appell an "Jamaika"-Verhandler

Pflegepolitik neu ausrichten: „Ein Soli für diePflege“06.11.2017

 Die sechs Forderungen, die GeschäftsführenderAxel Hölzer,Gesellschafter des Pflegeheimbetreibers Dorea, an die möglichen"Jamaika"-Verhandlungspartner in Berlin richtet, lauten:

1. Aber dieses Personal mussWir brauchen mehr Personal.auch bezahlt werden. Deshalb sollte die nächste Bundesregierungeinen verbindlichen Personalschlüssel für Heime definieren, derdeutlich höher liegt als heute.

2. fordert, muss auch dieWer das Ein- Bett Zimmer als StandardMittel hierfür zur Verfügung stellen. Allein die bis 2030notwendigen Ersatz-und Neubauten von stationärenPflegeeinrichtungen kosten nach Schätzungen 54 Mrd. Euro.

3. Dazu muss diePflegekräfte müssen besser bezahlt werden.Politik einen angemessenen Lohn für diese Berufsgruppedefinieren. Der Mindestlohn allein reicht nicht.

4. Wer mehrWir müssen mehr Geld in die Pflege stecken.Personal will, höhere Löhne und bessere Unterbringung, mussdafür tiefer in die Tasche greifen. Entweder indem er neue Quellenanzapft (z.B. den Soli umwidmet) oder die Beitragssätze erhöht. Soviel Ehrlichkeit muss sein.

5. Und das erreichen wir nicht nur durch mehr Personal,Wir brauchen mehr Zeit für die Pflege.sondern auch durch weniger Bürokratie. Pflege wird nicht besser, indem wir sie noch schärferkontrollieren. Sie wird nur aufwändiger.

6. Wer "DEN" Zustand in Heimen beklagt, stelltWir brauchen mehr Verständnis für die Pflege.einen ganzen Berufsstand an den Pranger. Und das ist nicht nur unfair, sondern absolutunberechtigt.

In einem untermauert der langjährige Manager vonInterview mit CARE INVESTPflegeunternehmen hier seine Forderungen zu den aktuellen Verhandlungsrunden in Berlin:

Was sind aktuell die größten politisch initiierten Fallstricke für Unternehmer in derPflegewirtschaft?

Axel Hölzer: Dienstleister in der Pflege werden aufgrund der sich ändernden gesellschaftlichenStrukturen dringend gebraucht. Aber wir haben es mit einer Regulierungswut zu tun, sowohl beiden Pflegesätzen, als auch beim Personal, den Gebäuden und verschieden weiteren Kontrollen.Alles ist bis ins kleinste Detail geregelt. Die unternehmerische Freiheit ist massiv eingeschränkt.

Page 2: Pflegepolitik neu ausrichten: „Ein Soli für die Pflege“doreafamilie.de/fileadmin/user_upload/news/...Soli-fuer-die-Pflege.pdf · anzapft (z.B. den Soli umwidmet) oder die Beitragssätze

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Meine Überzeugung ist, dass die Bürokratie zunehmend die kleineren Einzelbetreiber überfordert.Einzelunternehmer werden für ihr unternehmerisches Risiko einfach nicht mehr angemessenentlohnt.

Die zusätzlichen Strukturkosten sorgen bei niedrigen Margen für eine weitere Konsolidierung desMarktes. Die vorgegebenen administrierten Preise bieten uns kaum Möglichkeiten, sich über denPreis zu differenzieren. Wir müssen zweimal im Jahr mit großem Aufwand die Pflegesätze je Hausverhandeln, was das regionale Recht zusätzlich verkompliziert. Nicht die Qualität steht imMittelpunkt, sondern die Kostendeckelung. Für mich ist die entscheidende Frage: Was wollen wirals Gesellschaft eigentlich an finanziellen Mitteln aufwenden, damit die Qualität der Pflege undBetreuung die breite Öffentlichkeit auch zufriedenstellt? Warum wird hier nicht ein Teilbetrag vomSolidaritätszuschlag der Pflege zur Verfügung gestellt?

Was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung? Welche Themen müssen in denkommenden Koalitionsverhandlungen unbedingt auf den Tisch?

Axel Hölzer: Die wichtigsten Fragen sind lange unbeantwortet geblieben, jetzt müssen sieangegangen werden. Beispiele: Brauchen wir mehr Personal in Pflege und/oder für dieBetreuung? Wie sollen diese fair entlohnt werden? Hat künftig jeder Menschen mit Pflegebedarfeinen Anspruch auf ein Einzelzimmer oder nur Menschen mit höheren Einkommen? Wenn dieseu.a. Fragen beantwortet sind, wären die Kosten ermittelbar und die Refinanzierung hierfür zuklären. Derzeit passiert nicht viel, um eine weitere Kostenexplosion zu verhindern. Im Gegenteil.Das Angebot wird weiter verknappt, wenn in immer mehr Bundesländern auf dem PapierEinzelzimmerquoten durchsetzt werden. Das hat z.B. in Bayern nach Einführung desAVPflegeWog in 2016 dazu geführt, das über langjährig erteilte Ausnahmeregelungen diegesetzlichen Regelungen dann doch nicht umgesetzt werden. Ich wünschte mir von der neuenBundesregierung, dass sie klar sagt, was Ursache und was Wirkung der Qualitäts- undPersonalprobleme ist und dann auch konsequent die passenden Lösungen entwickelt, auch wenndie Erfüllung dieses Wunsches wegen der vielen Beteiligten und damit unterschiedlichenInteressen nicht sehr wahrscheinlich ist. Die Pflegebranche muss gemeinsam und selbstbewusstauftreten, um ihre Interessen wie auch die der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen stärker zuvertreten.

Die : Wie Axel Hölzer gegenüber CARE INVEST bestätigt hat,Dorea Gruppe wächst weiterist das in Jerxheim vom Vorbesitzer ist Kenneth Woods übernommen"Haus am Heeseberg"worden. Damit werden weitere 106 Betten (23 DZ und 60 EZ) von Dorea betrieben. Damitverfügt die Dorea GmbH nun über insgesamt 4278 Betten und 3284 Mitarbeiter. Laut Hölzerist die Heeseberg-Übernahme der letzte Zukauf vor der Weihnachts- und Winterpausegewesen. Die Expansionsstrategie bis 2020 sieht weiterhin vor, bis auf 5000 Betten zuwachsen.

 

Autor: Holger Göpel