PfotenPostDie Praxiszeitung der

Tierarztpraxis Dr. Bernhard SörensenKönigsberger Straße 36 • 12207 Berlin • 030 / 773 83 21

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Ausgabe 01 / 2016

Immer wieder höre ich von Kunden oder aus dem Bekanntenkreis ….“eigentlich möchten wir auch gerne einen Hund haben, doch wohin mit dem Tier im Urlaub“. Bisher haben wir unsere Mia im Urlaub immer daheim bei

der Oma gelassen, wo sie es sehr gut hat. Aber am Tag der Abfahrt, wenn die Koffer ins Auto geladen wurden, weinte die kleine Hundeseele. Letztes Jahr haben wir unseren Hund einfach mitgenommen, und wir hatten eine wunderschöne Zeit. Alle Bedenken die wir zunächst hatten bewahrheiteten sich nicht. Mia blieb auch stundenlang ruhig im Auto. Im Hotel zeigte Sie sich von Ihrer besten Seite und bei unseren ausgedehnten Spaziergängen und Wanderungen war Mia der glücklichste Hund der Welt. Wir haben unseren Urlaub mit Hund sehr genossen und hatten oft den Eindruck, dass sie wirklich dankbar war, dabei zu sein. Nach unserem Urlaub mit Hund gebe ich allen Kunden und Bekannten zur Antwort: „Wenn möglich, nehmt den Hund mit in den Urlaub. Er wird es euch danken.“Aber für den Fall, dass es nicht möglich ist den Hund mit in den Urlaub zu nehmen gibt es Alternativen, die wir ebenfalls ausprobiert haben. Mia liebt Ihre Hundepension im Umland von Berlin. Dort tobt Sie den ganzen Tag in Ihrem „Rudel“ wild herum, genießt tägliche Waldspaziergänge und ist wirklich glücklich. Bei Abholung aus der Pension zeigt sie verhaltene Freude, ein Zeichen, dass Sie nicht gelitten hat. Ein anderer Nebeneffekt ist ihre schlanke und durchtrainierte Figur nach dem Aufenthalt.Viel Freude mit Ihren Tieren und alles Gute wünscht Ihnen

Ihr Dr. Bernhard Sörensen

Liebe Patientenbesitzer,

Infos zur Sommerzeit

Aktuell werden wir wieder massiv mit Grannen in Ohren, Nasen und Pfoten „überrannt“. Bitte kontrollieren Sie nach jedem Spaziergang Pfoten, Fell, Ohren, Augen, Nasen und alle anderen Ecken und Kanten Ihrer Tiere und suchen Sie bei den kleinsten Symptomen wie Lahmheit, Niesen, Kopfschütteln, Kopfschiefhaltung und kneifenden Augen einen Tierarzt auf!

Durch den milden Winter und das trockene Frühjahr sind die Zecken um so mobiler. Um Zeckenbisse vorzubeugen empfehlen wir Ihnen einen ausreichenden Zeckenschutz aufzutragen. Mittlerweise gibt es ein Präparat in Form von Tabletten, aber auch die herkömmliche Art von Spot-On-Präparaten ist weiterhin zu empfehlen. Sprechen Sie uns ein-fach an, wir beraten Sie gerne dazu.

Einige unserer Leser werden diese Information kennen, dennoch liegt es uns sehr am Herzen die Besitzer daran zu erinnern: Ein Hund sollte im Sommer niemals in einem Auto zurückgelassen werden, auch wenn nur eine kleine Besor-gung getätigt werden muss. Ein Auto erhitzt innerhalb weniger Minuten über 50°C! Auch wenn es bewölkt ist, kann es schnell zum Verhängnis für Ihr Tier werden. Und trotz all der Warnung seitens der Tierärzte und Medien, mussten auch dieses Jahr bereits wieder viele Autos durch die Polizei gewaltsam aufgebrochen werden.Viele Baumärkte und Elektromärkte weisen inzwischen ihre Kunden am Eingang darauf hin, die Tiere nicht im Auto zu lassen und heißen die Vierbeiner in ihrem Markt willkommen - eine sehr schöne Geste!

Man sagt ja, der ägyptischen Königin Kleopatra lagen die Männer zu Füßen. Bei unserem Findling und gleichzeitig Intensivpatienten war dies ähnlich. Der einzige Unterschied: Heute lag ausnahmsweise mal sie Ihren Rettern zu Füßen - und das absolut ungewollt.An einem Dienstagmorgen im Mai klingelte es an unserer Praxistür und die Berliner Feuerwehr stand mit einem Find-ling vor der Tür. Sie übergaben uns eine Katze, die am frühen Morgen von einem Auto angefahren wurde. Gerade bei Be-wegungen schrie unser Patient panisch auf, was den Verdacht eines Beckenbruchs sowie starken Prellungen verstärkte und später durch ein Röntgenbild bestätigt werden konnte. Nach der Erstversorgung mit Sauerstoff und starken Schmerzme-dikamenten haben wir sofort versucht, die Identität unseres Intensivpatientens festzustellen, konnten jedoch weder einen Chip noch eine Tätowierung (in den Ohren) finden.

Der Aufruf bei Facebook an unsere Kunden folgte im Laufe des Tages.Leider läuft so eine Kollision mit einem Auto nicht immer so glimpflich für das Tier ab. Glücklicherweise konnte bei unserem Fundkätzchen kein offener Bruch festgestellt wer-den, dennoch war ihr Zustand über 2 Tage sehr kritisch. Auf Grund des Zusammenpralls litt unser Patient an Atemnot (Bauchatmung) und auch die Harnblase konnte vorerst nicht klar durch Abtasten und Röntgen abgegrenzt werden. Erst 2 Stunden nach Therapiebeginn konnte ein Kontrollröntgen zeigen, dass die Harnblase bei dem Aufprall nicht in Mitlei-denschaft gezogen wurde.Was nun folgte war eine stündliche Kontrolle unseres Findel-kindes. Ihre Blase musste vorerst manuell ausgedrückt und der Kotabsatz kontrolliert werden, da die Hinterhand durch den Bruch nicht bewegt und die Nerven deutlichen Schäden mit sich gezogen haben. Auch die Atmung war immer noch ein Problem, verbesserte sich jedoch nach 2 Tagen.Inzwischen wurde unser Beitrag auf Facebook 640 mal ge-teilt und erreichte 36.000 Personen - doch noch immer keine Anzeichen eines Besitzers.Cleos Bekanntheitsgrad wuchs mit jeder Stunde!Am dritten Tag hatte sich Cleos Atmung enorm verbessert und wir konnten sie nun endlich in Narkose legen, um die Beckenfraktur mit einem Fixateur extern zu versorgen und die Verletzungen der Schwanzwirbelsäule genauer zu beur-teilen.

Cleo überstand die OP ohne Komplikationen und begann schnell wieder zu fressen.Mehrere Tausend Aufrufe via Facebook später, dank vieler tierlieber Mitmenschen, einem unfassbar hilfsbereiten Brief-träger und einer sehr aufmerksamen Nachbarschaft fanden sich am Abend von Tag 3 Cleos Besitzer!Dennoch war Cleo noch nicht über den Berg. Die Problema-tik mit dem Urin- und Kotabsatz bestand weiterhin und es sollte noch einiges an Zeit brauchen, bis unser Glückskind wieder volle Funktion darüber besitzen würde. Neben den häufigen Gliedmaßen- und Beckenbrüchen kommt es bei Unfällen von Katzen mit Autos immer wieder zu von außen nicht sichtbaren Dehnungen der hinteren Rü-ckenmarksnerven da der Schwanz unter dem Autoreifen ein-geklemmt wird. Zum Glück können sich diese Endabschnitte des Rückenmarks häufig wieder erholen und die Funktion der Blase und des Schwanzes wiederhergestellt werden!Unser Findling konnte glücklicherweise nach 3 Wochen wie-der alleine Urin und Kot absetzen und machte bereits nach der Operation ihre ersten Stehversuche. Dennoch ist eine zu-friedenstellende Regeneration des Beckenbruchs erst nach 6 Wochen beurteilbar.Cleo ist nun seit einigen Wochen wieder zu Hause und macht (inzwischen gechippt und registriert) den Garten unsicher. Die Sensibilität im Schwanz wird zunehmend besser, Kot- und Harnabsatz stellen keine Probleme mehr da.

Schön, wenn es auch immer mal ein Happy End gibt!

Cleo(patra) – unser inzwischen berühmtester Patient Swantje Glimm

Becken- und Wirbelsäulenfraktur vor der OP

Ein Chip, Zwei Chip ... kein Chip!Oder mein Job als Detektiv

Franziska Bahr

So viele Jahre, viele Patienten, viele Fundtiere!Über die Abenteuer mit Findlingen lässt sich inzwischen ein kleiner Roman verfassen.Cleos Fall möchte ich zum Anlass für diese Zeilen nehmen.Ich hatte an dem besagten Dienstagmorgen Frühdienst, als die Feuerwehr uns das schwerverletzte Tier übergab. Nach der ersten Hilfe steht immer die Identifikation des Patienten an. Und dann stellt sich uns die Frage: Ein Chip, zwei Chip ... oder kein Chip?Wir haben alles bereits erlebt, in den wenigsten Fällen ver-läuft die Suche nach dem Besitzer reibungslos - leider!Cleo selbst war nicht gechipt (inzwischen haben die Besitzer das nachgeholt!). In derselben Woche wurden zwei weitere Fundkatzen bei uns abgegeben - nur eine Katze besaß einen Mikrochip - und das als reine Wohungskatze. Denn auch diese können mal in den Hausflur und von dort aus nach draußen gelangen.

Ein Chip und trotzdem ein Abenteuer?Ja, denn was nützt der Chip, wenn das Tier nicht registriert wurde? Denn auf dem Chip selbst ist lediglich eine Nummer gespeichert, die keinerlei Aussagen über das Tier oder den Besitzer machen lässt. Diesen Fall haben wir sehr oft. Ein gechipptes, nicht registriertes Tier ... ein registriertes Tier, aber seit vielen Jahren unbekannt verzogene Besitzer ... Ich erinnere mich noch gut an einen längst verjährten Fall. Die Besitzer waren Amerikaner, der Mann gehörte zur US-Army und war in Berlin stationiert. Die bei der Registrie-rung hinterlegte Adresse war der Stützpunkt, der längst nicht mehr existierte. Nach langen Telefonaten mit der US-Botschaft konnten die inzwischen verzogenen Besitzer aus-findig gemacht werden.Letzte Woche wurde ein recht verwahrloster Fundhund in die Praxis gebracht - gechipt ... registriert in Frankreich! Wir haben die französische Organisation kontaktiert, bis-lang aber leider noch keine Antwort erhalten.

Zwei Chips - unfassbar aber war!Auch das haben wir schon erlebt: Katzen mit zwei Mikro-chips. Wie es dazu kommt? Katzen wären nicht so liebevoll wenn sie nicht so eigen wä-ren!

Ihre freilaufende Katze ist die ganze Nacht unterwegs? Zwei Straßen weiter berichten uns Katzenhalter, dass Ihre Kat-ze immer nach Hause kommt wenn es dunkel wird und nur tagsüber die Gegend unsicher macht. Ja, es gibt Katzen mit mehreren Besitzern, die nichts voneinander wissen. Daher prüfen wir vor jeder Implantation, ob das Tier bereits einen Chip hat.

Kein Chip - immer wieder ärgerlich!Wie mühsam es ist, die Besitzer von nicht gechippten Tie-ren zu finden, haben Sie bereits in Cleos Fall gelesen. Wir können nur dazu aufrufen: Kennzeichnen Sie Ihre Tiere! Auch wenn Ihre Katze eine reine Wohnungskatze ist. So oft wurden uns schon Katzen mit schweren Verletzungen nach einem Fenstersturz gebracht -- wieder ohne Chip.

Und wenn Ihr Tier einen Chip hat, überprüfen Sie doch ein-fach mal den Status der Registrierung unter www.tasso.net. Bitte denken Sie auch bei jedem Umzug oder einem neu-en Handy-Vertrag an die Aktualisierung Ihrer Daten. Der Chip ist der Personalausweis Ihres Tieres und oftmals die einzigen Chance wieder nach Hause zu kommen!Übrigens: In Berlin ist der Chip für alle Hunde Pflicht!

Die Implantation dauert nur wenigen Sekunden - Zeit die sich zu sie zu investieren lohnt. Seit einigen Monaten implantieren wir ausschließlich die Mini-Version der Mikrochips - auch bei großen Hunden.

Wenn Sie noch unentschlossen sind, beraten wir Sie gerne.

Implantation eines Mikrochips - nicht schmerzhafter als die Impfung

Das Auslesen des Chips erfolgt mit einem Lesegerät, dass uns aber nur eine mehrstellige Ziffer (bestehend aus Ländercode, Herstellercode und

Tierkennung) ausgibt.

Foto: ©Albrecht GmbH,Aulendorf;Oben: der Mini-Trans-ponder speziell für kleine Hunde (9 mm x 1,41 mm)Unten: der Standard-Transponder für größere Hunde (12 mm x 2,12 mm).

ImPressumHerausgeber

Dr. Bernhard Sörensen

RedaktionMareen PokorraFranziska BahrSwantje Glimm

QuellenKatze Mikrochip: Urheberrecht bei ClipDealer

Satz und LayoutFranziska Bahr

DruckPinguin Druck GmbH

Liebe Tierbesitzer, wir möchten die Pfotenpost mehr auf unsere Leser und ihre Interessen abstimmen. Daher finden Sie demnächst eine Box zur Pfotenpost, in der Sie Ihre Anregungen, Fragen und Wünsche für die nächsten Ausgaben hinein werfen können. Gerne können Sie dies auch per Mail an pfoten-post@tierarztpraxis-soerensen.de tun. Je Ausgabe können wir 1-2 Fallberichte bearbeiten. Außer-dem planen wir auf Seite 4 eine neue Rubrik „Fragen und Antworten“. Hierfür benötigen wir Ihre Hilfe! Haben Sie Fragen an unsere Tierärzte und tiermedizinischen Fach-angestellen oder Anregungen und Vorschläge? Was wün-schen Sie sich in Zukunft von unserer Pfotenpost?Vielen Dank für Ihre Teilnahme!

„Für Kinder unter drei Jahren nicht geeignet“ - für Katzen übrigens auch nicht!Franziska Bahr

Die Eltern und Großeltern unter Ihnen kennen Sie si-cher: Stikeez, der neue Hype einer großen gelb-blauen Lebensmittelkette. Mit immer neuen Figuren und Se-rien sind sie der Renner an der Kasse - schnell noch einen Schokoriegel in den Wagen, damit auch die 15 Euro voll sind, denn dann gibt es die erste Tüte gra-tis. Doch der Aufdruck: „Für Kinder unter 3 Jahren nicht geeignet!“ gilt uneingeschränkt auch für Katzen (im Übrigen: bei allen Spielzeugen! Was Kleinkinder nicht dür-fen, sollten Haustiere auch nicht haben!).Aus noch uner-klärlichen Grün-den „fahren“ ins-besondere Katzen auf die kleinen bunten Gummifi-guren ab. Sind es die Weichmacher in dem Kunststoff oder einfach ihre rasante Dynamik beim Werfen?Als die ersten Figuren in die Haushalte einzo-gen, waren die Fälle noch vereinzelt und man ist von unglücklichen Zufällen ausgegangen. Doch inzwischen haben sich die Fälle des „Stikee-Ileus“ allein in unserer Praxis gehäuft und auch aus vielen anderen Praxen kommen vermehrt Berichte hierzu.Meist geht es den Tieren plötzlich schlecht, sie erbre-chen schwallartig und stellen das Fressen ein. Der be-troffene Teil des Darms ist oft sehr schmerzhaft, weil er nicht mehr ausreichend durchblutet wird. Dennoch ist der Verschluss durch einen Stikee nicht immer

100%ig zu diagnostizieren. Die kleinen Figuren sind weder röntgendicht noch lassen sie sich im Ultraschall eindeutig darstellen. In der Ultraschalluntersuchung kann lediglich nach veränderten oder mit Flüssigkeit gefüllten Darmabschnitten und sogenannten Pendel-bewegungen im Darm gesucht werden. Doch oftmals hilft nur eine „diagnostische Probelaparotomie“ (die

operative Eröffnung der Bauchhöhle zu diagnos-tischen Zwecken) um die Verdachtsdi-

agnose „Stikee-Ileus“ zu einer Diagnose zu machen.

Nach der Eröffnung der Bauchhöhle

wird der gesamte Dünndarm ge-nau unter die Lupe genommen - vom Zwölffin-gerdarm bis zum

Blinddarm wird er durchtastet und

die Beschaffenheit der Darmschicht beurteilt.

Denn im schlimmsten Fall muss nicht nur der Fremdkörper,

sondern auch ein Teil des Darms entfernt wer-den, wenn dieser bereits erhebliche Schäden davon ge-tragen hat. Ein Eingriff, den Sie Ihrem Tier ersparen können.

Um gleich dem nächsten Trend zuvorzukommen: Die neuesten Figuren (Kaufland) sind „Jumper“. Machen ihrem Namen alle Ehre und werden vielleicht bald die ehrwürdige Stikeez-Nachfolge antreten, hüpfen Sie doch bis zu einem Meter hoch - was für ein Abenteuer für unsere Vierbeiner! Fliegen fangen in Echtzeit.