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pharma: ch Gesundheitsausgaben lohnen sich In der Gesundheitspolitik wird fast ausschliesslich über Kosten diskutiert. Keine oder nur wenig Beachtung finden der gesellschaftliche Nutzen des Gesundheitswesens in Form von Lebenserwartung und Lebensqualität, der volkswirtschaftliche Nutzen und der Beitrag zum Forschungsstandort Schweiz. Dank einem hochstehenden Gesundheitswesen ist die Lebenserwartung in der Schweiz eine der höchs- ten in der Welt. Schweizerinnen und Schweizer leben aber nicht nur länger, sondern auch länger bei guter Gesundheit. Das hat seinen Preis, der in Form der Gesundheitskosten zu immer wiederkehrenden Dis- kussionen führt. Dabei sind die Medikamentenpreise für Politiker jeglicher Couleur ein besonders beliebter und dankbarer Zankapfel. Zwar ist der Anteil der Arz- neimittel an den Gesundheitskosten seit vielen Jah- ren stetig rückläufig, dennoch sollen Medikamente immer weniger kosten. Dabei blendet die Politik den volkswirtschaftlichen Nutzen der Pharmaindustrie einfach aus: Eine hohe Wertschöpfung und ein im- menser Exportüberschuss tragen wesentlich zum Wohlstand in unserem Land bei. Forschungsausga- ben der Interpharma-Mitgliedfirmen von rund sechs Milliarden Franken jährlich bilden den stärksten Pfei- ler des Forschungsstandorts Schweiz. Zusammen mit den Hochschulen begründen die Pharmaunter- nehmen in der Schweiz ein weltweit einzigartiges Forschungscluster. Als Ergebnis der guten medizinischen Versorgung und der innovativen Pharmaindustrie gehört die Ge- sundheitswirtschaft zu den wichtigsten Wirtschafts- zweigen unseres Landes. Fast jeder Achte verdient hier sein Geld. Das sind gegen 600 000 Beschäf- tigte. Die Gesundheitswirtschaft entwickelt sich nicht stürmisch, aber sie wächst stetig: Anfang der 90er-Jahre waren 8 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitswesen tätig, im letzten Jahr waren es mehr als 12 Prozent. All dies wird in der Aufregung über steigende Gesundheitskosten ebenso verges- sen wie der Beitrag, den Medikamente zum medizi- nischen Fortschritt leisten. Sie verkürzen die Dauer oder mildern die Folgen einer Krankheit. Nicht selten sind damit auch ökonomisch Vorteile verbunden: In- novative Medikamente mögen zwar häufig teurer sein als ihre Vorläufer, sie tragen aber auch zu Kos- tensenkungen bei, indem sie etwa Spitalaufenthalte verkürzen oder gar operative Eingriffe unnötig ma- chen. Schliesslich können Gesundheitsausgaben Krankheitskosten reduzieren. Wer krank ist, verur- sacht nicht nur Kosten, um wieder gesund zu wer- 1/12 Markt und Politik Schweizerinnen und Schweizer leben nicht nur länger, sondern auch länger bei guter Gesundheit.

pharma:ch 1/2012: Gesundheitsausgaben lohnen sich

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In der Gesundheitspolitik wird fast ausschliesslich über Kosten diskutiert. Keine oder nur wenig Beachtung finden der gesellschaftliche Nutzen des Gesundheitswesens in Form von Lebenserwartung und Lebensqualität, der volkswirtschaftliche Nutzen und der Beitrag zum Forschungsstandort Schweiz.

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pharma:chGesundheitsausgaben lohnen sichIn der Gesundheitspolitik wird fast ausschliesslich über Kosten diskutiert. Keine oder nur

wenig Beachtung finden der gesellschaftliche Nutzen des Gesundheitswesens in

Form von Lebenserwartung und Lebensqualität, der volkswirtschaftliche Nutzen und

der Beitrag zum Forschungsstandort Schweiz.

Dank einem hochstehenden Gesundheitswesen ist

die Lebenserwartung in der Schweiz eine der höchs-

ten in der Welt. Schweizerinnen und Schweizer leben

aber nicht nur länger, sondern auch länger bei guter

Gesundheit. Das hat seinen Preis, der in Form der

Gesundheitskosten zu immer wiederkehrenden Dis-

kussionen führt. Dabei sind die Medikamentenpreise

für Politiker jeglicher Couleur ein besonders beliebter

und dankbarer Zankapfel. Zwar ist der Anteil der Arz-

neimittel an den Gesundheitskosten seit vielen Jah-

ren stetig rückläufig, dennoch sollen Medikamente

immer weniger kosten. Dabei blendet die Politik den

volkswirtschaftlichen Nutzen der Pharmaindustrie

einfach aus: Eine hohe Wertschöpfung und ein im-

menser Exportüberschuss tragen wesentlich zum

Wohlstand in unserem Land bei. Forschungsausga-

ben der Interpharma-Mitgliedfirmen von rund sechs

Milliarden Franken jährlich bilden den stärksten Pfei-

ler des Forschungsstandorts Schweiz. Zusammen

mit den Hochschulen begründen die Pharmaunter-

nehmen in der Schweiz ein weltweit einzigartiges

Forschungscluster.

Als Ergebnis der guten medizinischen Versorgung

und der innovativen Pharmaindustrie gehört die Ge-

sundheitswirtschaft zu den wichtigsten Wirtschafts-

zweigen unseres Landes. Fast jeder Achte verdient

hier sein Geld. Das sind gegen 600 000 Beschäf-

tigte. Die Gesundheitswirtschaft entwickelt sich

nicht stürmisch, aber sie wächst stetig: Anfang der

90er-Jahre waren 8 Prozent der Beschäftigten im

Gesundheitswesen tätig, im letzten Jahr waren es

mehr als 12 Prozent. All dies wird in der Aufregung

über steigende Gesundheitskosten ebenso verges-

sen wie der Beitrag, den Medikamente zum medizi-

nischen Fortschritt leisten. Sie verkürzen die Dauer

oder mildern die Folgen einer Krankheit. Nicht selten

sind damit auch ökonomisch Vorteile verbunden: In-

novative Medikamente mögen zwar häufig teurer

sein als ihre Vorläufer, sie tragen aber auch zu Kos-

tensenkungen bei, indem sie etwa Spitalaufenthalte

verkürzen oder gar operative Eingriffe unnötig ma-

chen. Schliesslich können Gesundheitsausgaben

Krankheitskosten reduzieren. Wer krank ist, verur-

sacht nicht nur Kosten, um wieder gesund zu wer-

1/12Markt und Politik

Schweizerinnen und Schweizer leben nicht nur länger, sondern auch länger bei guter Gesundheit.

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pharma:ch 1/12

GesundheitsausGaben

den. Er verursacht auch indirekte Kosten. Letztere

beinhalten Produktivitätsverluste durch das Fehlen

am Arbeitsplatz, die informelle Pflege durch Ver-

wandte und Freunde sowie verlorene Freizeit. In die-

sem Sinn generieren Investitionen der Pharmaindus-

trie in Forschung und Entwicklung für neue Medika-

mente nicht nur Arbeitsplätze, sondern bringen über

die Verringerung der Krankheitskosten auch volks-

wirtschaftliche Einsparungen. Die empirische Evi-

denz lässt darauf schlies sen, dass die höheren Ge-

sundheitsausgaben der letzten dreissig Jahre durch

den Nutzen aus dem damit verbundenen medizin-

technologischen Fortschritt mehr als kompensiert

wurden.

Wird also eine Gesamtrechnung gemacht, ist un-

schwer zu erkennen, dass sich Ausgaben für die Ge-

sundheit durchaus lohnen und die Gesundheitswirt-

schaft – einschliesslich der Pharmaindustrie – für die

Schweiz einen positiven Wirtschaftsfaktor darstellt.

Fortsetzung von Seite 1

Gesundheitsausgaben reduzieren die übrigen KrankheitskostenEine ausschliessliche Betrachtung der Gesundheitsausgaben kann nicht nur zu Fehlschlüssen

führen, sie ist im Grunde genommen auch falsch, da sie nur einen kleinen Teil der gesamten

Krankheitskosten berücksichtigt. Dies ist die Kernaussage der Studie «Gesundheitsausgaben

und Krankheitskosten», die Polynomics im Auftrag von Interpharma erstellt hat.

Diese Schlussfolgerung wird dadurch untermauert,

dass Gesundheitsausgaben nicht einfach eine Kos-

tenfolge von Krankheit sind. Sie entstehen daraus,

dass die Krankheit bekämpft wird, um den Patienten

zu heilen oder seinen Gesundheitszustand zu ver-

bessern.

Gesundheitsausgaben reduzieren somit die übrigen

Krankheitskosten, da ein besserer Gesundheitszu-

stand oder eine schnellere Genesung zu weniger

Produktivitätsverlusten, weniger informeller Pflege

und einer Reduzierung von Schmerz und Leid führt.

Mit andern Worten: Erst eine Gesamtbetrachtung

aller Komponenten zeigt, ob sich Gesundheitsaus-

gaben lohnen oder nicht.

Insgesamt setzen sich Krankheitskosten aus drei

Komponenten zusammen: direkten, indirekten und

intangiblen Kosten:

• Bei den direkten Krankheitskosten handelt es sich

um finanzielle Ausgaben, die bei der Bekämpfung

einer Krankheit aufgewendet werden müssen.

Diese können sowohl innerhalb des Gesundheits-

wesens (z.B. Entlöhnung von Ärzten oder Ausga-

ben für Medikamente) als auch ausserhalb (z.B.

Ausgaben für eine behindertengerechte Wohnung

oder Fahrtkosten zum Arzt) anfallen, weshalb man

von direkten medizinischen und direkten nicht

medizinischen Kosten spricht.

• Neben finanziellen Ausgaben führt Krankheit auch

zu einem Verlust an produktiver Zeit. Es resultie-

ren Absenzen am Arbeitsplatz und damit indirekte

Kosten durch Produktivitätsverluste für Arbeitge-

ber und Arbeitnehmer. Indirekte Kosten fallen aber

auch an, wenn Familienangehörige und Freunde

Zeit aufwenden, um Patienten selbst zu pflegen

(sogenannte informelle Pflege).

• Schliesslich verursacht Krankheit auch Kosten in

Form von Schmerz und Leid beziehungsweise all-

gemein schlechterer Lebensqualität, welche von

Patienten, Angehörigen und Nahestehenden ge-

tragen werden. Diese intangiblen Kosten lassen

sich kaum in Franken beziffern und werden des-

halb in Studien auch kaum erfasst, obwohl der re-

ale Nutzenverlust für die Betroffenen gross ist.

In Krankheitskostenstudien (Cost-of-Illness-Studien)

werden die Bewertungen für spezifische Krankheiten

vorgenommen. Daraus lassen sich die Grössenord-

nungen der verschiedenen Kostenkomponenten ab-

leiten. Sieben in den letzten Jahren publizierte Stu-

dien für die Schweiz zeigen, dass die Gesundheits-

ausgaben im Durchschnitt einen Drittel der Krank-

heitskosten ausmachen, während zwei Drittel durch

indirekte Kosten wie Produktivitätsverlust am Ar-

beitsplatz und informelle Pflege entstehen.

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1/12 pharma:ch

n Die Pharmaindustrie ist die wichtigste Export-

branche der Schweiz. Sie hat die Wertschöpfung,

die Zahl der Arbeitsplätze und die Produktivität in

den letzten Jahren weiter gesteigert.

Die Pharmaindustrie ist für mehr als 30 Prozent der

Schweizer Exporte verantwortlich. Ihre Wertschöp-

fung, direkt und indirekt, erreicht gegen 30 Milliar-

den Franken, was einem Anteil von 5.7 Prozent am

nominalen Bruttoinlandsprodukt entspricht. Wäh-

rend die nominelle Wertschöpfung aufgrund des

gestiegenen Preisdrucks und der Wechselkursent-

wicklung resp. des Erstarkens des Frankens zuneh-

mend unter Druck gerät und aktuell nicht mehr die

ganz hohen Zuwachsraten der Vergangenheit er-

reicht, bleibt das reale Wachstum mit über 4 Pro-

zent robust und hoch. Dies geht aus einer Studie

Schweiz als Pharma- und Forschungsstandort

von Polynomics in Zusammenarbeit mit BAK Basel

Economics im Auftrag von Interpharma hervor.

Die Zahl der Erwerbstätigen in der Pharmaindustrie

hat 2010 um 3 Prozent auf 36 700 Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter zugenommen. Berücksichtigt man

die Verflechtung mit vor- und nachgelagerten Be-

trieben, hingen 2010 mehr als 135 000 Arbeitsplätze

von dieser Branche ab. Die Pharmaindustrie weist

zudem eine überdurchschnittlich hohe Produktivität

auf. Die Wertschöpfung ist mit 400 000 Franken pro

Erwerbstätigen und Jahr oder 232 Franken pro Ar-

beitsstunde mehr als dreimal so hoch als die durch-

schnittliche Produktivität der Gesamtwirtschaft. Die

Pharmabranche liegt damit deutlich an der Spitze

– vor den Versicherungen mit 194 und den Banken

mit 137 Franken pro Stunde.

Gesundheitsausgaben und Krankheitskosten in der Schweiz

Gesundheitsausgaben (direkte medizinische

Kosten) in Mio. CHF/a

Direkte nicht medizinische

Kosten in Mio. CHF/a

Indirekte Kosten

in Mio. CHF/aGesamtkosten in Mio. CHF/a

Anteil Gesundheits- ausgaben an

Krankheitskosten

Multiple Sklerose 192 55 273 520 37.0%

Sepsis 355 k.A. 844 1 199 29.6%

Rheumatoide Arthritis 790 278 1 332 2 400 32.9%

Demenz 3 486 k.A. 2 771 6 257 55.7%

Krebs 3 062 241 4 593 7 655 40.0%

Kreuzschmerzen (HKA)1 2 751 1 224 6 316 10 291 26.7%

Kreuzschmerzen (FKA)2 2 751 1 224 3 390 7 365 37.3%

Gehirnerkrankungen 6 082 2 696 9 831 18 609 32.7%

Quelle: Polynomics, Gesundheitsausgaben und Krankheitskosten, 2011.

1 HKA: Humankapitalansatz.2 FKA: Friktionskostenansatz zur Berechnung der Produktivitätsverluste.

Ökonomisch gesehen handelt es sich bei den Ge-

sundheitsausgaben lediglich um einen Teil der Ge-

sundheitskosten. In der Volkswirtschaftslehre wer-

den Kosten allgemein als entgangener Nutzen ange-

schaut. Man spricht dabei von Opportunitäts- oder

Alternativkosten, die aus den ungenutzten Möglich-

keiten resultieren, auf die man verzichten muss. Aus

gesamtgesellschaftlicher Sicht sind die gesamten

Krankheitskosten entscheidend, unabhängig davon

wo, bei wem und in welcher Form sie anfallen. Nur

durch die Gesamtbetrachtung lässt sich bestimmen,

welche Kosten eine Volkswirtschaft durch eine spe-

zifische Krankheit zu tragen hat.

Sieben Studien für die Schweiz

Die in der Schweiz ausgewerteten Studien beschäf-

tigen sich überwiegend mit chronischen Krankhei-

ten, da diese aufgrund der demografischen Alterung

immer häufiger auftreten und an Wichtigkeit gewin-

nen. Drei Arbeiten berechnen Kosten von Gehirner-

krankungen, wobei neben multipler Sklerose und

Demenz eine Übersichtsstudie alle wichtigen Hirner-

krankungen abdeckt. Die intangiblen Kosten sind –

wie oben erwähnt – nicht berücksichtigt. Insgesamt

verursachen neben den Gehirnerkrankungen, wel-

che zwölf Erkrankungen erfassen, Kreuzschmerzen

die höchsten Kosten. Aber auch Krebs und Demenz

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GesundheitsausGaben

Die gezieltere und schnellere Wirkung neuer Therapien reduziert indirekte Krankheitskosten, wie z.B. die Kosten der informellen Pflege.

mit rund 6 bis 8 Milliarden Franken pro Jahr stellen

für die schweizerische Volkswirtschaft eine hohe Be-

lastung dar.

Selbstverständlich handelt es sich bei den Krank-

heitsbildern in diesen sieben Studien nicht um eine

repräsentative Auswahl aller Krankheiten in der

Schweiz. Mit rheumatoider Arthritis, Krebs und Ge-

hirnerkrankungen (inklusive Depressionen und Mi-

gräne) finden sich unter den Studien jedoch vier

der sieben häufigsten chronischen Krankheiten in

der Schweiz. Zusätzlich behandelt die Studie über

Kreuzschmerzen die häufigste körperliche Be-

schwerde, an der beinahe die Hälfte der Bevölkerung

leidet und die nicht direkt einer Krankheit zugeordnet

werden kann.

Hohe Kosten von Gehirnerkrankungen

und Kreuzschmerzen

Die Tabelle auf Seite 3 bietet einen Überblick über

die in diesen Studien gesamthaft ermittelten Kosten

für die Schweiz. Die Gesamtkosten setzen sich dabei

im Wesentlichen aus direkten medizinischen und di-

rekten nicht medizinischen sowie indirekten Kosten

(Produktivitätsverlust und informelle Pflege) zusam-

men. Die Gesamtkosten pro Krankheitsbild unter-

scheiden sich teilweise deutlich. Das liegt an der An-

zahl Betroffener (Prävalenz) und den unterschiedli-

chen Behandlungsformen. Die hohen Kosten von

Gehirnerkrankungen und Kreuzschmerzen belegen

dies trotz geringer Kosten pro Patient. Pro Patient die

teuerste Krankheit ist Sepsis, gefolgt von Demenz

und multipler Sklerose. Die relativ geringe Prävalenz

dieser Krankheiten führt dennoch zu insgesamt

niedrigeren Gesamtkosten.

Bei Demenzerkrankungen erreichen die Gesund-

heitsausgaben einen Anteil von über 50 Prozent. Die-

ser hohe Anteil erklärt sich dadurch, dass von De-

menz überwiegend ältere Personen betroffen sind,

die sich meist nicht mehr im Arbeitsprozess befin-

den. Deshalb wurden keine Arbeitsproduktivitätsver-

luste ermittelt, was sich in geringeren indirekten Kos-

ten niederschlägt. Umgekehrt bedeutet dies, dass

der Anteil der indirekten Kosten bei Akuterkrankun-

gen deutlich niedriger ausfällt als bei den chroni-

schen Krankheiten, weil die Produktionsverluste von

kürzerer Dauer sind. Die indirekten Kosten von Sep-

sis werden hauptsächlich durch die hohe Mortali-

tätsrate verursacht, die bei der Studie bei knapp 50

Prozent lag. n

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1/12 pharma:ch

Der Einfluss von Gesundheitsausgaben auf die

Krankheitskosten ist vor allem im Zusammenhang

mit dem medizintechnologischen Fortschritt von

grosser Bedeutung und deshalb auch immer wieder

Gegenstand von Studien. Innovationen im Gesund-

heitswesen sind üblicherweise teurer als Bestehen-

des. Dafür lassen sich im Gegenzug Krankheiten

wirkungsvoller und schneller behandeln. Beispiele

dafür gibt es viele. So haben beispielsweise minimal-

invasive chirurgische Verfahren wie die Laparosko-

pie dazu geführt, dass Leistenbruchpatienten heute

nach der Operation rund doppelt so schnell wieder

an den Arbeitsplatz zurückkehren können und deut-

lich weniger Schmerzen haben.

Gerade im Bereich neuer Medikamente existiert

eine Vielzahl an Studien, da die Zulassungsbehör-

den in den meisten Ländern einen Nachweis für

eine bessere Wirksamkeit verlangen, bevor ein

neues Präparat eingesetzt werden darf. Als Beispiel

Medizinischer Fortschritt führt zu tieferen KrankheitskostenInnovationen im Gesundheitswesen sind zwar teuer, aber neue Geräte, Medikamente

und Verfahren sind unabdingbar, um Krankheiten besser bekämpfen zu können.

Dadurch sinken nämlich die indirekten und intangiblen Kosten. Ein Aspekt, dem in der

Diskussion um die Kostenexplosion zu wenig Beachtung geschenkt wird.

GESuNDHEITSAuSGABEN

n Das Gesundheitswesen hilft nicht nur Kranken, es

ist auch ein bedeutender Wirtschaftsbereich. So ste-

hen hinter den Gesundheitsausgaben auch wirt-

schaftliche Leistungen und Arbeitsplätze: 16 000

praktizierende Ärzte schreiben jährlich 65 Millionen

Verordnungen, ihre Rezepte werden in 1700 Apothe-

ken eingelöst, knapp 300 Spitäler leisten über

12 Millionen Pflegetage – dies nur ein kleiner Aus-

schnitt aus der Gesundheitswirtschaft. Die volkswirt-

schaftliche Bedeutung ist nicht zu verkennen: Die

Gesundheitsausgaben machen 11 Prozent des Brut-

toinlandsprodukts aus, Gesundheit und Medika-

mente 14 Prozent des Landesindexes für Konsu-

mentenpreise. Beinahe jeder achte Erwerbstätige

arbeitet im Gesundheitssektor, das sind gegen

600 000 Beschäftigte. Damit ist das Gesundheitswe-

sen einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Schweiz.

Die Gesundheitswirtschaft entwickelt sich nicht

stürmisch, aber doch stetig aufwärts: Anfang der

90er-Jahre waren 8 Prozent der Beschäftigten im

Gesundheitswesen tätig, im letzten Jahr waren es

mehr als 12 Prozent. Diese wachsende Bedeutung

hat bei den Ökonomen zu einer veränderten Be-

trachtungsweise des Gesundheitswesens geführt.

Der Berliner Professor Klaus-Dirk Henke, der seit

gut zwei Jahrzehnten Struktur und Entwicklung der

Gesundheitswirtschaft

Gesundheitswirtschaft verfolgt und untersucht,

spricht von einem neuen Verständnis. Während die

Gesundheitswirtschaft früher ein Teil des Gesund-

heitswesens war, sei es heute umgekehrt. Damit

einher geht die Abkehr von der überwiegenden Fi-

nanzierung durch die öffentliche Hand. Die Gesund-

heitsversorgung wird nicht mehr oder nicht mehr

allein als Kostenfaktor betrachtet, sondern als

Wachstumsbranche mit einer stetig steigenden Zahl

von Arbeitsplätzen und neuen Karrieremöglichkei-

ten. Als Folge dominiert nicht mehr der Konsu-

maspekt die Gesundheitsversorgung, sondern In-

vestitionen in die Gesundheit dienen dem wirt-

schaftlichen Wachstum und der Produktivität.

Henke hat für Deutschland ähnliche Zahlen erho-

ben, wie sie für die Schweiz gelten. Die Bruttowert-

schöpfung der Gesundheitswirtschaft macht rund

11 Prozent der gesamten Volkswirtschaft aus – dies

bei einer jährlichen Zuwachsrate von über 10 Pro-

zent. Henke gibt für die Gesundheitswirtschaft ei-

nen direkten Multiplikator von 1.41 an. Das heisst,

jeder Euro in der Gesundheitswirtschaft löst EUR

–,41 an zusätzlichen Leistungen in andern Berei-

chen aus. Berücksichtigt man auch noch den Kon-

sum aus diesen zusätzlich generierten Einkommen,

resultiert ein Multiplikator von 1.81.

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pharma:ch 1/12

GesundheitsausGaben

sei der technologische Fortschritt im Bereich der

Antikoagulantien erwähnt, also die Masse aller Me-

dikamente, die hemmend auf die Blutgerinnung ein-

wirken. Hier hat beispielsweise der neue Wirkstoff

Rivaroxaban das Risiko einer Thrombose nach

gros sen orthopädischen Operationen um rund die

Hälfte senken können.

Wann lohnen sich höhere

Gesundheitsausgaben?

Durch diese Wechselbeziehungen zwischen direk-

ten und indirekten beziehungsweise intangiblen

Krankheitskosten stellen steigende Gesundheits-

ausgaben – zum Beispiel durch medizintechnologi-

schen Fortschritt – nicht a priori ein Problem dar. Es

stellt sich vielmehr die Frage, wann sich höhere Ge-

sundheitsausgaben lohnen beziehungsweise wie

der Gesamteffekt zwischen höheren Gesundheits-

ausgaben und den reduzierten anderen Kostenkom-

ponenten ausfällt. Die empirische Evidenz lässt der-

zeit darauf schliessen, dass die höheren Gesund-

heitsausgaben der letzten dreissig Jahre durch den

Nutzen aus dem damit verbundenen medizintechno-

logischen Fortschritt mehr als kompensiert wurden,

die Krankheitskosten insgesamt also eher abgenom-

men haben.

So gibt es einige Untersuchungen, die belegen, dass

höhere Gesundheitsausgaben in den industrialisier-

ten Ländern einen signifikanten Beitrag zur steigen-

den Lebenserwartung leisteten. Des Weiteren haben

verschiedene wissenschaftliche Studien aus den

USA gezeigt, dass jeder in den Jahren zwischen 1980

und 2000 ins Gesundheitswesen investierte Dollar

einen Ertrag von USD 1,50 bis USD 2,– «erwirtschaf-

tete», und zwar in Form von höherer Lebenserwar-

tung und verbesserter Gesundheit. Die Studien las-

sen sich zwar nicht direkt auf die Schweiz übertra-

gen. Auch klammern sie den Faktor aus, ob durch

mehr Effizienz noch höhere Erträge möglich gewesen

wären. Trotzdem sind sie ein starker Hinweis darauf,

dass sich der technologische Fortschritt und die da-

mit verbundenen höheren Gesundheitsausgaben

auch in der Schweiz gelohnt haben, sind doch die

USA das Land mit dem weltweit teuersten Gesund-

heitswesen.

Für die Schweiz ist zum Beispiel die Studie von No-

cera et al. (2002 und 2003) zu nennen, bei der eine

Kosten-Nutzen-Analyse zu verschiedenen Program-

men gegen die Alzheimerkrankheit durchgeführt

wurde. Die Autoren kommen zum Schluss, dass ein

Programm zur Entlastung der pflegenden Angehöri-

gen von Alzheimerpatienten insgesamt mehr Nutzen

als Kosten generieren würde. Bei einer solchen Lö-

sung können pflegende Angehörige für ein paar Wo-

chen pro Jahr zulasten der Krankenversicherung

professionelle Pfleger anfordern, um sich selbst zu

entlasten. Dies käme einer Verschiebung von indi-

rekten Kosten durch informelle Pflege hin zu den di-

rekten Kosten in Form höherer Ausgaben für profes-

sionelle Pflege gleich.

Höhere Lebenserwartung –

aber zu welchem Preis?

Wie komplex die Thematik letztlich ist, veranschau-

licht das Beispiel der demografischen Alterung.

Einigkeit besteht darüber, dass die in den Industrie-

nationen in den letzten 30 Jahren stark gestiegenen

Gesundheitsausgaben einhergingen mit einer be-

merkenswerten Zunahme der Lebenserwartung bei

Menschen über 60 Jahre. Und doch gibt es zwei

gegensätzliche Sichtweisen: Die statische betrach-

tet die Gesundheitsausgaben vor allem als Kosten-

komponente von Krankheit – die dynamische als In-

put für bessere Gesundheit. Anders ausgedrückt:

Würde Krankheit nicht bekämpft werden, müssten

auch keine Ressourcen im Gesundheitswesen auf-

gewendet werden. Prävention kann in diesem Zu-

sammenhang als Bekämpfung einer Krankheit vor

deren Ausbruch verstanden werden.

Höhere Gesundheitsausgaben sind also dann ge-

rechtfertigt, wenn der Nutzen daraus höher ist. Das

ist der Fall, wenn die Krankheitskosten trotz der

höheren Gesundheitsausgaben niedriger ausfallen

und somit der Rückgang bei den indirekten und

intangiblen Kosten grösser ist als die Erhöhung der

Gesundheitsausgaben. Im Gegensatz dazu ist eine

Reduktion der Gesundheitsausgaben nur dann zu

vertreten, wenn sich daraus Effizienzverbesserun-

gen im System ergeben und keine Leistungen mit

einem hohen Nutzen abgebaut werden.

«Die höheren Gesundheitsaus- gaben der letzten dreissig Jahre wurden durch den Nutzen aus dem damit verbundenen medizin-technologischen Fortschritt mehr als kompensiert.»

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1/12 pharma:ch

Schlussfolgerungen

In der Regel geht es in der Diskussion um die Schwei-

zer Gesundheitspolitik nur um jene Ausgaben und

Kosten, die direkt im Gesundheitswesen anfallen. Wie

«teuer» die Gesundheit die Volkswirtschaft insgesamt

zu stehen kommt, wird tendenziell ausgeblendet. Die

ausgewerteten Krankheitskostenstudien zeigten aber,

dass die indirekten Krankheitskosten die Gesund-

heitsausgaben in der Schweiz deutlich übersteigen.

Da diese aber nur etwa einen Drittel der gesamten

Krankheitskosten ausmachen, ist es ein falscher An-

satz, vor allem die Gesundheitsausgaben senken zu

wollen.

Einer Gesamteinsicht zum Durchbruch zu verhelfen,

ist schwierig, da die Interessenlage der Akteure im

Schweizer Gesundheitswesen (Leistungserbringer,

Versicherer, die Politik sowie die Bevölkerung) zu

unterschiedlich ist. Aufseiten der Leistungserbringer

lassen sich zwei Gruppen unterscheiden:

1. Die niedergelassenen Ärzte, Spitäler und Apothe-

ken richten ihr Hauptaugenmerk auf die Wieder-

herstellung oder Verbesserung des Gesundheits-

zustandes des erkrankten Patienten. Dieser trägt

aufgrund der umfassenden Krankenversicherung

nur einen Bruchteil der anfallenden direkten me-

dizinischen Kosten unmittelbar. Dadurch haben

die Leistungserbringer kaum Anreize, bei ihren

Behandlungsentscheiden die Gesundheitsaus-

gaben zu berücksichtigen. Erschwerend kommt

der Kontrahierungszwang dazu. Dieser verlangt

von den Krankenkassen, dass sie für alle erbrach-

ten Leistungen aufkommen müssen, ungeachtet

des Umfangs und der Qualität.

2. Bei den forschenden Pharma- oder Medtech-

unternehmen, den sogenannten «Innovatoren»,

verhält es sich ähnlich. Der versicherte Patient

hat ein Anrecht auf das beste verfügbare Medi-

kament. Somit können sich die Firmen am Markt

besser behaupten, wenn sie neue Behandlungs-

und Therapieformen entwickeln, um ein «Mehr»

an Gesundheit anbieten zu können.

Die Leistungserbringer haben also primär den Ge-

sundheitszustand der Patienten im Auge und ver-

suchen, durch geeignete Behandlungen und Inno-

vationen die indirekten und intangiblen Krankheits-

kosten zu reduzieren. Bei den Krankenkassen ist es

genau umgekehrt. Sie haben in erster Linie das Ziel,

die Gesundheitsausgaben zu reduzieren, und unter-

stützen deshalb entsprechende Bestrebungen (z.B.

Erhöhung der Kostenbeteiligung der Patienten, eine

Beschneidung des Leistungskatalogs oder der Spe-

zialitätenliste für Medikamente). Alle übrigen Krank-

heitskosten sind für sie derzeit von untergeordneter

Bedeutung. Im Gegensatz zu der Unfallversicherung

gibt es keine obligatorische Taggeldversicherung, die

zumindest einen Teil der Produktivitätsverluste am

Arbeitsplatz in die Sichtweite der Versicherer rückt.

Trotz der Wechselwirkungen zwischen Gesund-

heitsausgaben und Krankheitskosten ergreift die

Gesundheitspolitik vor allem Massnahmen, um bei

den Gesundheitsausgaben zu sparen. Eine mögliche

Erklärung: Langfristige Effekte auf die Gesamtkos-

ten sind schwieriger zu vermitteln und liegen häufig

ausserhalb des Zeithorizontes, in dem Politiker wie-

dergewählt werden möchten.

Bevölkerung von allen Kostenfaktoren

betroffen

Während bei den bisher genannten Akteuren Partial-

betrachtungen eine zentrale Rolle spielen, ist die Be-

völkerung von allen Kostenfaktoren betroffen. Ent-

weder als Patient oder als Angehörige von Kranken,

sodann als Betroffener von intangiblen Kosten und

schliesslich als Mitglied einer Krankenkasse bzw.

als Steuerzahler. Aus volkswirtschaftlicher Sicht be-

trachtet besteht also ein Interesse, alle Kostenkom-

ponenten gleichermassen im Auge zu haben.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass im

derzeitigen schweizerischen Gesundheitssystem

die Anreize zur Betrachtung der verschiedenen Kos-

tenkomponenten bei den relevanten Akteuren sehr

unterschiedlich gesetzt sind, sodass es schwierig

ist, eine mehrheitsfähige und vor allem nachhaltige

Gesundheitspolitik zu betreiben. Dies gilt insbeson-

dere vor dem Hintergrund, dass chronische Erkran-

kungen nicht zuletzt aufgrund der demografischen

Alterung in den nächsten Jahren weiter zunehmen

werden.

Dadurch wird das Schweizer Gesundheitssystem

laufend vor neue Herausforderungen hinsichtlich der

Finanzierung gestellt, für die es langfristig ausgerich-

tete Lösungsvorschläge braucht. Dabei gilt es, auch

Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung im Gesund-

heitssystem zu identifizieren, um den durch medi-

zintechnologischen Fortschritt unweigerlich steigen-

den Gesundheitsausgaben durch einen effizienteren

Ressourceneinsatz entgegenwirken zu können. n

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pharma:ch 1/12

ImpressumHerausgeber: Thomas B. Cueni, Roland SchlumpfRedaktion: InterpharmaLayout: Continue AG, BaselFotos: Barbara Jung

Pharma:ch ist der Newsletter von Interpharma, dem Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz, Actelion, Merck Serono, Novartis, Roche, Amgen, Bayer, Boehringer Ingelheim, Janssen-Cilag, UCB und Vifor. Diese Plattform will durch differenzierte Information Verständnis für die medizinisch-pharmazeutische Forschung und Entwicklung in der Schweiz schaffen.

Hintergrundinformationen und Stellungnahmen finden Sie unter www.interpharma.ch.

InterpharmaPostfach, 4003 BaselTelefon 061 264 34 00Telefax 061 264 34 [email protected]

Forschungsplatz braucht RevitalisierungDie pharmazeutische Industrie der Schweiz hält weltweit eine Spitzenstellung. Ihr Rohstoff

ist das Wissen – Forschung und Entwicklung an Hochschulen und universitäten. Nur

mit einem Revitalisierungsschub des Forschungsplatzes Schweiz wird das so bleiben.

Forscher und Entwickler der pharmazeutischen In-

dustrie bringen immer wieder neue Medikamente auf

den Markt. Das hat drei wichtige Konsequenzen:

• Die Medikamente heilen Kranke oder helfen, ihr

Leid besser zu ertragen. Die Medikamente stiften

einen individuellen Nutzen für das Individuum, der

sich gesellschaftlich in einer höheren Lebenser-

wartung und mehr beschwerdefreien Lebensjah-

ren niederschlägt.

• Die Gesundheitskosten steigen. Gleichzeitig neh-

men die volkswirtschaftlichen Kosten von Krank-

heit ab. Dabei übersteigen die volkswirtschaftli-

chen Einsparungen die Mehrkosten deutlich, wie

es diese Publikation deutlich darzulegen vermag.

• Die Gesundheitswirtschaft wächst. Je mehr The-

rapiemöglichkeiten es gibt und je differenzierter

diese sind, desto mehr profitiert der in der Schweiz

mittlerweile grösste Wirtschaftszweig.

Eine rundum gute Sache möchte man meinen und

es ist naheliegend, dass der Bund beste Rahmenbe-

dingungen für Forschung und Entwicklung schafft.

Leider hält sich der Enthusiasmus dafür in Grenzen.

Die Schweiz hat zwar viel erreicht. Doch stellen um-

ständliche und langwierige Verfahren das Erreichte

infrage. Dazu gehören bei Medikamenten die Zulas-

sung zum Markt und die Erstattung durch die Kran-

kenversicherer. Mit schlechteren Rahmenbedingun-

gen müssen auch klinische Studien kämpfen. Ihre

Zahl ist seit Jahren rückläufig und die Schweiz ist

daran, einen ihrer besten Trümpfe in der Pharmafor-

schung zu verlieren.

Lamentieren soll hier nicht im Zentrum stehen. Aber

darauf aufmerksam zu machen, wo die forschende

Industrie der Schuh drückt, ist Pflicht. Denn zu viel

hängt von Rahmenbedingungen ab:

• das Wohl der Patientinnen und Patienten

• die internationale Spitzenstellung der schweizeri-

schen Pharmaindustrie

• die bedeutendste Exportbranche der Schweiz

• ein weltweit einzigartiger Cluster von Industrie und

Hochschule

• Arbeitsplätze

Alldem gilt es Sorge zu tragen, um es zu erhalten.

Doch nichts ist auf Dauer garantiert. Alles muss im-

mer wieder neu erarbeitet und neu gestaltet werden.

Das trifft auch auf die Rahmenbedingungen des For-

schungsplatzes Schweiz zu. Er hat einen Revitalisie-

rungsschub nötig.

Thomas Cueni, Generalsekretär Interpharma