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ARCHIV DER PHARMACIE. 13.'Band, 2. He& A. Originalmittheilungen. Phammoognosfiaohe Nathe~a Alexander TlmllhmUs. Von F. A. Fliickigsr. Einer der hemorragendsten Aerzte in jener Friihzeit ,zwischen dem Ausgange des Alterthums und dem&ginnq, dee @t+laI,@y war Alexander TraLlianue. Seipe vwnutl$ch zu Rom grie chisch abgefassten Schritten warden wet 4SRs in Paris in derselben Rprache gedruckt, dann 1656 griechisch und lateinisch zu Baeel durch Johannes Guinterus Andernacensis (Winter aue AT dernach, geetorben 1574 in Straseburg) heramgegeb+ Andep lateinkche Uebareetzungw ereabienen $mer 1604 in Llppn, 163s in Baeel, 1649 in Streeeburg, 1660 I@ 1676.in Lyoq, Davop abgesehen, dam H a l l e r die Winter'sche Uebersetzung in seine ,, Artie medicae Principes " (Laueanne 1772) aufnahm, blieb Alexan- der Trallianue wlihrend $ee XVH. und XVIII. Jahrhun&hts rub- Jene wenig verbreiteten und nicht eben baniUiaqn B-n seiner Schriften, die eich mehr durch gedieg.ene Selbstiindigkeit ale dabah Umfang auezeichnen, wiederum anfgebgt zu sehen, war liingst ein Wunsch derjenigen, die ei,& mit der Geeohichte der Medicin befassen. Anoh die Geechi* den Pharmaoie hat zu priifen, welche der aahlreichem vom Alterthum uberlieferteq H@mittel von einem so. ansgezeichneten Praktiker 881: Anwedung ,pzogen wor- den mnd und ob dereelbe daneben a d wohl new.SMe benutzt habe. > An eine derartige Auagabe stiJlt die !&genwyt mit $epl;t hohe Anforderungen. Nioht nur wind ,e&, lsriiscb Heqy#bqg r des besten Textme verlangt, eondern jay& sine genang, von @id- licher Sachkenntnise nnd v o w awmkhemder phdobgiaoher Dd- Arch. d. Pbrm. XVI. Bds. 4. Eft. 6

Pharmacognostische Notizen aus Alexander Trallianus

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Page 1: Pharmacognostische Notizen aus Alexander Trallianus

ARCHIV DER PHARMACIE. 13.'Band, 2. He&

A. Originalmittheilungen.

Phammoognosfiaohe Nathe~a Alexander TlmllhmUs.

Von F. A. Fliickigsr.

Einer der hemorragendsten Aerzte in jener Friihzeit ,zwischen dem Ausgange des Alterthums und dem&ginnq, dee @t+laI,@y war Alexander TraLlianue. Seipe vwnutl$ch zu Rom grie chisch abgefassten Schritten warden wet 4SRs in Paris in derselben Rprache gedruckt, dann 1656 griechisch und lateinisch zu Baeel durch Johannes G u i n t e r u s Andernacens is (Winter aue AT dernach, geetorben 1574 in Straseburg) heramgegeb+ Andep lateinkche Uebareetzungw ereabienen $mer 1604 in Llppn, 163s in Baeel, 1649 in Streeeburg, 1660 I@ 1676.in Lyoq, Davop abgesehen, dam Hal le r die Winter'sche Uebersetzung in seine ,, Artie medicae Principes " (Laueanne 1772) aufnahm, blieb Alexan- der Trallianue wlihrend $ee XVH. und XVIII. Jahrhun&hts rub- Jene wenig verbreiteten und nicht eben baniUiaqn B-n seiner Schriften, die eich mehr durch gedieg.ene Selbstiindigkeit ale dabah Umfang auezeichnen, wiederum anfgebgt zu sehen, war liingst ein Wunsch derjenigen, die ei,& mit der Geeohichte der Medicin befassen. Anoh die Geechi* den Pharmaoie hat zu priifen, welche der aahlreichem vom Alterthum uberlieferteq H@mittel von einem so. ansgezeichneten Praktiker 881: Anwedung ,pzogen wor- den mnd und ob dereelbe daneben a d wohl new.SMe benutzt habe. >

An eine derartige Auagabe stiJlt die !&genwyt mit $epl;t hohe Anforderungen. Nioht nur wind ,e&, lsriiscb Heqy#bqg r

des besten Textme verlangt, eondern jay& sine genang, von @id- licher Sachkenntnise nnd v o w awmkhemder phdobgiaoher D d -

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82 F. A. Fliickiger, Pbannacognostieche Notisen aus Alexander Trallianua.

bildung gqtragene Uebemetzung. Damit noch nicht genug , wird auoh noch ferner eine iibereichtliche Daretellung der Resultate des betreffenden Schriftetellere in aneprechender Form erwartet. Diems allee ist nunmehr in ganz vorziiglicher Weiee geleietet worden voh Dr. T h e o d o r P u e c h m a n n , Profeeeor an der Wiener Univerei- tat, in den 2 Biinden: A l e x a n d e r von T r a l l e e , Originaltext und Uebersetzung nebet einer einleitenden Abhandlung. Ein Bei- trag zur Geechichte der Medicin. Wien, Braumiiller. Band I (1878). XI1 und 617 tleiten, Band 11 (1879). V I und 620 Seiten.

A1 ex a n d er etammte, vermuthlich zu Anfang dee VI. Jahr- hunderfe, an8 der Handeleetadt T r a l l e e , dem heutigen Aidin Giieilhieear, siidoetlich von Smyrna und mit dieeem Hafen durch eine Eieenbahn verbunden. Nkhet Smyrna iet Aidin auch jetzt noch weit und breit der bedeutendete Induetrieplatz; die Stadt liegt eehr schon am Techakyrly-Sen, der eich in geringer Ent- fernung in den Menderes (Maeander) ergieeet.

Alexander'e Vater S t e p h a n o 8 war ein angeeehener A n t in Trallee; aueeer Alexander hatte er 4 auegezeiahnete Sohne, niim- lich An themins , den Erbauer der herrliahen Sophiepkirche zu Konetantinopel oder doch Erfinder die Planes der Hagia Sofia, Met rod o r u 8 , ale Grammatiker in Konstantinopl bekannt , den Jurieten O l y m p i u e und Dioekorue , welcher ale Arzt in Tral- lee gelebt hat. Ueber Alexander'e aueeerlich wohl niaht bedenten- den Lebenegang vermochte auoh Puechmann nicbt neue Thateachen aufznfinden ; vermuthlioh verdankte Alexander die medicinieahe Richtung hnd den ereten Unterhht eeinmn Vater. Ale h i s wid- mete Alexander eein Buch in gemiithvoller Anhiinglichkeit einem Freunde Coemae und dem (niaht niiher genannten) Vater dee letetern, welchem Alexander eeinen Dank aueeprioht. Derselbe eei ihm nicht nur Lehrer in der iirztlichen Praxis, eondern ancb, wie Coemae, lange Jahre bewiihrter Freund gewesen. Puechmann hiilt ee fiir moglich, daee Coemae kein andeqr eei ale der Kaufmann Coemae , , I n d i k o p l e u e t e e , " der Indienfahrer. Dieeer merk- wiirdige Mann (etwae niher geechildert in Meyer'e Gteschiabte der Botanik 11, 381) iet fiir die Geeohichte der Yharmakognoeie von Bedeutung, indem er der erste Omidentale (- wenn er hier 80 genannt mrden dad, obwohl er hauptekhliah schlieeelich ale Yonoh in Aegypten lebte, daher er auch Ooemm Alexandrinue heieet -) zu eein scheint, welcher dae Pfefferland auf der Ua-

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barkuste besuchte. Ausserdem verdanken wir Cosmas Berichte uber Gewiirznelken , Sandelholz und a f r i c a n i 8 c h en Weihrauch, welche bei aller Kurze doch wegen der f r i e n Zeit, in welcher sie von einem Besucher Indiens (Wie wenigetene zu vermuthen ist) verfasst worden sind, ganz besonders beachtenewerth erscheinen.

Auf Alexander's weitere Auebildung waren liingere Reisen in Italien, Africa, Gallien, Spanien, welche derselbe vielleicht ale Mili- tiirarzt unternahm, wahrscheinlich von grosser Bedeutung. In rei fern Jahren lebte er ale Arzt, vermuthlich gleichzeitig ale Lehrer seines Fmhes oder sonst in amtlicher Stellung zu Rom. Alexan- der scheint dem christlichen Glauben angehort zu haben, wie Puech- mann aus gelegentlichen, freilich in dieser Richtung nur sehr unbe- stimmten Aeusserungen schlieset ; dafur spricht anoh einigermaassen der Urnstand, dase seine Briider, namentlich der Architekt der Sophienkirche, hochst wahrscheinlich Christen geweaen sein museen.

Die Schriften , welche Alexander's Ruhm begriinden, zugleich auch nach Puechmann'e Urtheil sehr vortheilhaftes Zeugniss fiir seine Anspruchslosigkeit uud Bescheidenheit , wie nicht minder fk nchrift~tellerischen Takt ablegen, schrieb der Verfaseer in hohem Alter, als er den Anstrengungen der Praxis nicht langer gewachsen war. Den Leistungen seiner Vorgiinger lies13 er volle Gerechtig- keit angedeihen ohne irgend in AutoritZitsglauben befangen zn eein. Die Zeit der Abfassung dieser Schriften laest eich nicht ermitteln; der Uebersetzer beniitzte zu seiner Arbeit griechieche Yanuscripte der Bibliotheken zu Paris, Florenz (Laurentiana)', Rom (Vatican, Biblio teca Vallicelliana), Mailand (Ambrosiana), Venedig (8an Yarco), Cambridge (Cajue - College), Oxford (Bodleyan library). Schon vor dem IX. Jahrhundert echeinen Alexander's Schriftan in die lateini- nche Sprache ubertragen worden zu eein, bald auch in die ara- bische, hebriiische und wohl anch in die syrische. In seiner 8118-

gezeichneten Geschichte der Botanik beklagte Ern st Y e y er 1866 den Mangel einer ,,neuen Ausgabe mit tiichtigen bgistem." Damals niimlich lag als eine der neuesten hauptsiichlich vor: , ,Alexandri T r a l l i a n i medici libri XII, graece et latime, multo quam antes auctioree et integriores : Joanne Guintero Andernam interprete et emendatore etc. Basileae, 1666, per Henrioum Petrum." Heute darf man eich nun dariiber frenen, b e e eich seither kein Uebereetzer an dieees Werk gewagt hat, sonet hiitte Pnechmann leicht von seiner Arbeit abgehalten werden konnen. Von der An-

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sicht ausgehend, dass in solchen Fallen nicht nur eine gute Aus- gabe des Textes, scndern auch ein getrene Uebertragnng in eine der lebenden Cultursprachen zum vollen Verstiindniss unerliieslich sei, hat Puschmann dem griechischen Originale den deutschen Wortlaut gegeniibergestellt. Eine sehr werthvolle Zugabe liegt ferner in der kurzen Schilderung der Entwickelung der hellenischen Medicin bis zu der Zeit, aus welcher Alexander hervcrging. Auf diesem Hintergrunde zeichnet der Uebersetzer dann in scharfem Umrisse das wissenschaftliche Bild Alexander’s, indem er in uber- sichtlichen Zugen seine Leistungen vorfuhrt. Dazu gehorte eine so eingehende Durchdringnng der Schriften Alexander’s, wie sie nur bei einem Uebersetzer vorausgesetzt werden kann, welchem in gleich ausgezeichneter Weise medicinische und philologische Kennt- nisse zu Gebote stehen. Wie vie1 bemerkenswerthes vom medicini- schen Standpunkte aus dieser lichtvolle Ueberblick der Ansichten und Heilmethoden Alexander’s auch darbietet, so kann es an die- ser Stelle doch nicht gestattet sein, darauf einzugehen. Den Phar- maceuten interessirt e g sich nach den Heilmitteln umzueehen, deren sich dieser auqpzeichnete Arzt vor 13 Jahrhunderten bedient hat, und sich eine Vorstellung davon zu machen, was derselbe von den1 Apotheker verlangte, - vcransgesetzt dass Alexander nicht etwa selbst seine hochst einfachen Priiparate anfertigte oder doch seine eigeue Apotheke besass. Unter andern Freiheiten wird das spiit- romische Reich vermuthlich auch die Dispensirfreiheit der Aerzte besessen haben.

Die Formen, in welchen Alexander seine Drogen ZIW Anwen- dung brachte, haben eine sehr grosse Zahl von Salben, Strenpul- vern, Pflastern, WaschAiissigkeiten aufzuweisen , neben denen die zum innerlichen Gebrauche bestimmten flussigen Mischungen, so wie Pastillen, Pillen, P u h r die Minderzahl bilden. Es versteht sich, dass die Recapte iiber die eigentliche pharmaceutische Technik keinerlei Andeutung enthalten.

Die Auswahl der Amneimittel im Einzelnen ist eine ziemlich reiche, wie es bereits ans den iiltern Ausgaben wohl bekannt war; Puschmann erleichtert nun aber dnrch ein sehr sorflaltig ange- legtes Register die Auffindung der einzelnen Btoffe in hchem Grade; eu ist chne Vergleich bequemer, diese vom Verleger gsnz ausgezeichnet schon hergestellte Ausgabe zu durchbliittern, als die ehrwiirdige Winter’sche. Alexander hat nicht etwa eine Anzahl

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von Heilmitteln neu eingeffirt; wir treffen bei ihm einen Arznei- schatz , welcher den Hauptbestandtheilen nach sich im einzelnen schon z. B. bei D i o s c o r i d e s und P l i n i u s vorfindet. Auch dad man begreiflich bei Alexander's Recepten keinerlei pharma- cognostische Erlauterungen erwarten. Dennoch gewahrt die Durch- musterung seiner Ileceptformeln da und dort einige Anhaltspunkte zur Geschichte der Arzneietoffe. Wonn es einmal moglich sein wid, alle heworragenden medicischen Praktiker jener Zeiten in so bequemer Weise zu Rathe zu ziehen, wie jetzt Alexander von Tralles , dann erst werden die nachstehenden Bemerkungen zu ihrem vollen Rechte gelangen und vervollstiindigt und berichtigt ale Bausteine zur Geschichte der Arzneistoffe dienlich sein konnen. Sie mogen daher hier in der ungeregelten Reihenfolge niedergelegt werden, wie sie sich bei der Durchblatterung des Buches darge- boten haben.

Am m o n i s c h e's S a 1 z findot sich als Ingrediens eines Niese- mittels , rnit Pfeffer und Euphorbium als Lnxans, als Kaumittel, als Bestandtheil eines Pulvers gegen Augenleiden, sowie in einigen andern Recepten. bus allen diesen Stellen lasst sich in keiner Weise erkennen, was dieses ammonische Salz war. In Band I, 496 stehen die beiden folgenden Vorschriften gegen Verstopfung, einerseits : Ammonisches Salz 2 Drachmen , Pfeffer 1 Dr., Euphor- bium 1 Dr., und anderseits: Gewohnliches gedorrtes Salz 3 Dr., Pfeffer 2 Dr., Scammonium 1 Dr. Ferner wird in Bd. 11, 576 die Reihe der nicht weniger als 19 Ingredientien eines Pulvers, ge- nannt Mittel des Buphatus, eroffnet durch gewohnliches Salz und ammonisches Salz. Kaum diirfte es hiernach pmpfehlenswerth sein, mit Kopp (Geschichte dor Chemie 111, 237) in diesem ammoni- when Salze eine Art Steinsalz zu erblicken.

Eine friihere bestimmte Verordnung des F r uc h t f 1 e i s c h e s d e r C i t rone , dzeov zoB h&, ist mir nicht erinnerlich, gleich- vie1 ob hier (11, 174) die Citrone oder die Limone gemeint ist.

Gegen Nierenleiden verordnet A 1 e x a n d e r, II, 355, unter anderem a u sg e s cha l te C a r d a m o me n, A mo m u m t r au b e (&pdpm ,9hqu~) , Keltische Narde, Nardostachys , Kostus, Aethio- pischen Kummel u. 8. w., ein Recept, das allerdings dafur spricht, dass Puschmann Racht hat, die Patienten Alexander's fur reiche Leute zu halten. Sind unter den Amomum-Trauben die Frucht- stande von Amomum Cardamomum L. aus Hmterindien zu verstehen

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86 F. A. Fliickiger, Pharmaoognoitisohe Notieen an8 Alexander Trallianue.

wie es wohl nicht unwahrscheinlich iet (siehe Pharmacographia, 2. Adage, 648), so ist diesee bemerkenswerth genug. Nicht min- der interessant ist die Zusammenstellung der Valeriana celtica und dee Nardostachye Jatamansi aus dem Himalaya. - Warum Pusch- m a n n 11, 664 den a th iop iechen Kiimmel fur Ptychotis cop- tica erklart, iet nicht ersichtlich; es iet doch wohl wahreohein- licher, wie er selbst 11, 354 annimmt, dase nnter dieser Droge die Friicbtchen dee im obern Nilgebiete allerdings heimischen Cuminum Cyminum verstanden waren. Als Stammpflanze des K o s t u s ware I, 424 nicht ,,Costus L." zu nennen gewesen, sondern Aplo- taxis auriculata DC. (Sauasurea Bentham et Hooker).

TI, 302 begegnet uns neben isaurischem Storax auch l e b e r - f a r b i g e A l o e und f r i s c h e s Euphorbium. Da diem Leber- a106 noch ofter vorkommt, weit haufiger aber einfach 8106, so muss Alexander aich des Unterschiedes sehr wohl bewusd gewesen sein, wie iibrigens auch echon Diosoorides . Was unter dem St07 r a x a u s I e a u r i a im siidlichen Kleinaeien zu verstehen iRt, muss unentachieden bleiben; vielleicht unser Styrax liquidus, vielleicht das Hare von Styrax officinalis. Ob in dem f r i e c h e n Enphor- bium , &cpo&w veaeoli, vielleicht eine Erinnerung Alexander8 an seinen Aufenthalt in Nordafrica , die Heimath dieses Harms, ver- steckt iet - wer konnte diesee entscheiden!

K o 1 o p h o n i a kommt nicht allzu h a d g in Salben und Hastern vor; bezieht sich der Name unmres heutigen Colophoniums in der That auf die kleinesiatieche Stadt Kolophon, welche unweit Alexan- der's Vaterstadt lag, so musete er freilich mit diesem Harze wohl bekannt sein. Das in Alexander's Raoepten eeltener genannte Fichtenharz, mzvhq, war vermuthlich eine verschiedene Substanz.

R h a b a r b e r kommt ohne und mit den Zueatzen barbaricum und ponticum ( ~ E ' o Y ) vor, ohne irgend welohen niihern Aufschluss.

Der G a l l a p f e l bediente eich A l e x a n d e r nicht nur zum Schwiirzen der Haare und weiseer Flecken, I m d p m a , sondern auch (II, 271) zu einem Magenpflaeter, (11, 98) als blutetillendeR Mittel, in Angina und Ruhr. Pillen gegen Unterleibsleiden und Ruhr erhalten als Ingrediene (11, 430) unreife Galliipfel, welche noch n i c h t d u r c h b o h r t Bind, x~,Gdos dpipadcidw &pfrov; auch sonet werden ausdriicklich da und dort unreife GaUpfel vorge- schrieben, wie dies iibrigens auch schon P1 i n iu s empfiehlt.

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F. A. Fluokiger , Pharmaoognostisohe Notisen aus Alexander TraUianua. 8'1

In Betreff des Mittels M a m i r a (11, 37) tragt P u s c h m a n n noch die fr'&rn verworrenen Ansichten vor. Nach den Erorterun- gen in Pharmacographia ist wohl kein Zweifel mehr, dass diese Wurzel das Rhizom von C o p t i s T e e t a oder T h a l i c t r u m fo l io- l o s u m war. Ebenso ist Lycium (II, 10. 39 etc.) und Lycium indicum (11, 21. 91) nicht von Rhamnus infectoria oder Acacia Cateehu abzuleiten , sondern wie in Pharmacographia gezeigt ist, von indischen Berberisarten.

Diese Beispiale zeigen mie vorsichtig bei der Deutung ver- schollener oder wenigstens der europaischen Praxis entriickter Heilmittel vorgegangen werden muss. Einzelne Fragen hat der Uebersetzer zum Theil mit Recht unentschieden gelassen. Wenn er jedoch z. B. auch M y r o b a 1 a n e n von Moringa pterygosperma frageweise ableitet, so kann hier denn doch die positive Auskunft gegeben werden, dass diem Friichte theils von Terminalia, theils von Phyllanthus Emblica abetammen ; auch in L i b y s ti c u m darf wohl eher Levisticum ale Laserpitiurn Siler vermuthet werden, kaum aber wird S t r u t h i o n 11, 643 anf Gypsophila Eltruthium zu beziehen sein.

Indem P u s c h m a n n das hadig vorkommende N i t r o n , so wie auch H a 1 o s a n t h o s , fd Natriumcarbonat erklLt, befindet er sich in Uebereinstimmung mit Kopp (Geechichte der Chemie IV, 25). Eine drastische Illustration zu dieser Deutung wiirde sich aus dem Recept Alexander's (11, 94) ergeben, daa 811 gegen Schmutz in den Ohren empfiehlt. Man sol1 namlich gerostetes Nitron, v iqou 'drrzov, in die Ohren strewn, Essig darauf giessen und das Ohr am folgenden Tage mit warmem Hydroleum (Oel und Wasmr) ausspiilen.

Ob (11, 577) L a s a r o n mit Baa foetida zu ubersetzen ist, diirfte wohl fraglich bleiben; Asarum, das auch sonst h a d g ver- rchrieben ist, wiirde besser zu Ingwer, Anis, Kostua und Pfeffer psssen.

Ausser We i h r a u c h pennt Alexander auch mehrmals Weih- rauch -Manna , p h q Aq96vov , wofur wohl der vom Uebersetzer gewahlte Ausdruck (11, 110) Korner- Weihrauch im Hinblick auf Pl in ius , XIT, 32, weniger genau erscheint, da letzterer die Manna Olibani fiir Krusten, micas concussu elisas, erkliirt. Anch das an gleicher Stelle bei Plinius erwiihnte Olibanum atomum wird von Alexander einmal (II, 270, ilit9avov Eccopov) in ein Master vor-

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88 P. A. Fliickiget, Pharmacognoetiacbe Notken aua Alesander Trallianua.

geschrieben. Ob wohl diem Weihraucheorten damale noch that- siichlich im Handel vorkamen, oder ob darin n u Ankliinge an jene altern Schriften su erblicken eind?

Ma B t ixw ein, 6bw pami&oS, ist auch heute no& in Grie- chenland sehr gewohnlich; auffallend iet dagegen umgekehrt g e - g y p s t e r , oder vielmehr nicht gegypeter Wein, ozvos &pqw, welcher I, 535 phrenetiechen Kranken gestattet und 11, 45 zu einem Kollgrium vorgeechrieben wird. Gyps selbet wird im iibri- gen von Alexander gar nicht genannt; kaum durfte in der ge. nannten Stelle etwas anderee ale Calciumsnlfat en verstehen eein.

Gegen Eingeweidewiirmer wurde nach D ioe co r i d e 6 echon im Alterthnm eine Droge gebraucht , worin wir wohl eine A r t e - m i s i a erblicken diirfen; auch P1 i ni u s X X V I I , 28 erwiihnt, obgleich nur gane beiliinfig, dam die Abkochung einer Artemisia (Abein- thium) ,,ventria animalia pellit." A 1 e xa n d e r bingegen widmete (11, 586 -599) den Eingeweidewiirmern eine in Briefform abge- fasete ausfiihrlche Abhandlung , worin er gegen Bandwurm Wer- mut und gegen A~caris lumbricoidee das Decoct der Yeerstrande- Artemieia, 3 h a u i a dt,!m&ia, empfiehlt. Es iet sehr wohl moglich, daes man damale mehr die ganzen Spitzen der Pflanse benutzte und auch wohl nicht gerade diejenigea jetzt aueechlieeelich ge- braiichlichen aus den Kirgieensteppen. Doch gedenkt echon S e r a - p i o n e e n i o r 8. D a m a s c e n u s , 1 eigentlich Jahiah ben Serabi, im IX. oder X. Jahrhundert ansdriucklich der kleinen Samen (Blii- thenkopfchen) dee Krautae Schea oder Sandonica , deeeen Wirk- samkeit gegen Wiirmer grijeeer eei ale die des Wermuts. Viel- leicht war %. B. echon S e m e canto, welchen 1379 wie ee ecbeint die in Pisa aneassigen Catalanen in dem (liioget nicht mehr beete- henden) Hafen Talamone einfiirten,a 60 wie Semen eanctum, Se- men alexandrinum, welche Auedriicke in der Mitte des XV. Jahr- hunderts vorkommen (eiehe Pharmacographia. 2. Aufl. p 388), bereits uneer heutiger Wurmsamen. Noch wahrscheinlicher wird diesee gelten von , ,Eepice o u eemence c o n t r e l e e vere ,"

1) Practica Jo. S e r a p i o n i 8.

2) Lucian0 Banchi.

De nimplici medicina eumpts a plantia ani- malibusque et aialibus. Lugduni 1125. Fol. 169.

I porti della maremma Seneee durante la repubblica. Archivio storico italiano XII, parte 11, Firenre 1870. p. 90. - Ueber Tala,- mone vergl. X e y d , Oerohichte den Levantebandele im Mittelalter I1 (1879) 297.

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F. A. Fliickiger , Phrrmacognortieohe Notisen aue Alexander Trd lhus . 89

womit nach einer Verordnung Herzog Karl's des Xiihnen vom 4. Miirz 1469 1 fremde .Kautleute in Briigge Handel treiben durf- ten. Dae gleiche wird von ,, 1 u m b r i c o r u m B e m en " anzunehmen sein, welchen ich im Nordlinger Register, ungefiibr znm Jahr 1480, (brchiv der Pharm. Bll, 1877, p. 102) nachgewiesen habe. Die Italiener benannten dann dime Droge mit der Diminutivform dee Wortee eernenza (Samen) ale semenzina , woraue endlich dae uns jotzt noch gelaufige Semen Cinae entetand.

Aber auch das , ,Wormecrut" , von welchem im Jahr 1380 die Italiener (Lumbarde) in Briigge einen Einfuhrzoll zu erlegen hatten, wird nach dem obigen nichts anderes ale sogenannter Wurmsamen gewesen win. Ebenso vermuthlich ,, W o r m c r u d e," das schon 1358 im Zolltarif von Dordrechts vorkommt. D a f i darf man sich wohl auf B a r b o s a beziehen, welcher noch um 1511 unter den Ausfuhrartikeln von Calicut ,,Herba da vermi che ei chiama semenzina" anfuhrt.4 Semenzina findet eich in der merk- wiirdigen Waarenliete des Venetianere Pa x i (Pharmacogr. 760) p. 6 1 der Auegabe von 1521. Im ,, Sommario di tutti li regni" etc, Ausgabe von Ramusio, Venedig 1654, fol. 364 eteht semenzina ale indischer Ausfuhrartikel. Nach Gesner's Notiz, fol. 288 der ,,Horti Germanici ," Argentorati 1561 , cultivirte Petrue Michaelis - in Tic0 8. Gervaeii in Venedig die Pflanze S e m e n t i n a ex 0 r ien t e. Dass darnnter eine wurmtreibende Artemisia zn ver- stehen ist, ergiebt eich mit Sicherheit z. B. aue Adam Lon ice r ' s Kreuterbuch, Frankfurt 1577, wo die Abbildung einer eolchen, Fol. 183', bezeichnet ist: Santonicum, Semen sanctum, semenzina - aus Alexandria eingefiihrt.6 Auch Leonhard B a u w o l f , 6 der wackere Augsburgor Ilrzt, welcher 1673 bis 1676 dae Heilige Land besnchte, echildert das dort haufig wacheende ,,Absin t h i u m San t o n i c u m", mit aschgrauen ,, bletlein, denen unseree Wermiite ziemlich gleichend, and vil diinne etengelein vol kleiner gelb-

1) W a r n k o e n i g , @toire de la Flandre 11 (1836) 449. 2) Rccesse nnd anckre Akten der Hanaetage VOP 1356 bis 1480. II

3) Lappenberg , 4) Vergl. meine Documente sur Oeschichte der Pharmseie. Halle 1876. 16. 6) Nach T r a g u e uber Genus, tiehe Pharmacogr. 2 edit. 888. 6) Aigentliohe beeiohreibung der BPira, u) er vor direr reit gegen A d -

gang in die Morgenlhdex . . . . rolbracht 1688 p. 466.

(1878) 836. Geschiqhte der deutrrohen H m e I1 (1830) 448.

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90 Ad. Andrk, Btudien uber den Farbntoff der Wein- u. HeitIelbeeren.

lechter siimlein, ist eines unlieblichen gernche, sehr bitter, mit einer gesaltznen scherpffe, demnach es fir das Scheha Arabum zu hal- ten, darvon unser Wurmsamen wird geeamlet." Es muss allerdings dahingestellt bleibem , ob: letztere Angabe wortlich genau zu neh- men ist, oder ob es sich nicht vielmehr nur um Wurmsamen han- delte, welcher aus Innerasien durch Palastins in den Handel kam.

Auch die G e wii r zn e 1 ken , welche der alten Welt unbekannt geblieben waren, eind schliesslich aus dem Arzneischatze Alexan- der's zu erwahnen. Sein Freund K o s m a s I n d i k o p l e n e t e e , dessen schon oben gedacht wurde, f ~ r t e ungefahr urn das Jahr 547 die Nelken als in Ceilon transitirenden Artikel auf. Es scheint, (vergL auch Pharmacogr. 2. Aufl. 28l), dam dieselben zu Alexan- ders Zeit, urn die Mitts des gleichen Jahrhunderts, Rom noch nicht allzu haufig erreichten. Denn er verschreibt dieselben, xupoqdil- h v xdxmus, I, 431. 613 eu 5 und 8 Stuck in Pillenmaseen, II, 646 allerdings auch unzenweise. In der Stelle 11, 291, wo von einem gegen Magenleiden empfohlenen Quittenkuchen die Rede ist, welchem einige auch Nelken zueetzen wollon, erkliirt Alexander, dieses (es ist ausserdem von Kostus nnd Ingwer die Rede) hiesse mehr ale nothwendig die Arzneistoffe in Anspruch nehmen.

So gewahrt denn in der That der Einblick in die Heilmittel dieses auegezeichneten Arxtes einige merkwurdige Beitriige zur Geschichte der Pharmacognosie , welche ewar verhaltnissmiissig wenig zahlreich eind, aber daduroh einen Werth erhalten, dass sie wohl zweifellos der Wirkliohkeit entepreohen. An reinen Aufziih- lungen von zum Theil sehr fraglicher praktiacher Bedentung ist allerdings anderwarts kein Mangel, wenn wir etwa an Plinins, Dioecorides und manche Araber denken. Als Neuerer in der Aus- wahl der Drogen etellt sich A l e x a n d e r T r a l l i a n u s , nach den obigen Proben zu eohliessen, keineswegs heraus.

Studien iiber den Farbatoff der Wein- und Heidel- beeren, aowie iiber die kiinstliohe Fiirbung der

Rothweine. '

Von Ad. A n d r h , Apotbeker 111 M h d e r a/Dointer.

Ee ist in diesen Blattern so vielfach von der betriigerimhen Fiirbung der Weine und deren Erkennung die Rede geweeen, dam