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6. AUGUST I923 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 2. JAHRGANG. Nr. 32 I513 Bei drohender Arrosionsblutung mach~ man prophylak~isch die Unterbindung der externa, wenn m6glich oberhalb der Lingualis und Occipitalis. Bel sehr starken Neuralgien kann man eine Alkoholinjektion in der Ganglion Gasseri versuchen. Gegen F6tor und Undnrchggngigkeit der Nase l~iBt sich nichts NachhaRiges ausrichten. Ira Terminalstadium treten allgemeine LinderungsmaBnahmen in den Vordergrund. Die Fremdk6rper der Nebenh6hlen werden, wenn nicht die Anamnese, das R6ntgenbiid, eine glfickliche Sondierung oder Sp/ilung zur Diagnose verhilft, gew6hntich ersf bel der operativen Er6Ifnung entdeckt, die man der chronischen Eite- rung wegen vorgenommen haire, und erIahren damit auch die meist richtigste t3ehandlung. : Aus dem Gesagte n geht hervor, daB Iiir den Allgemein- praktiker die einfachen akuten Nebenh6hleneiterungen eine dankbares Bet/itigungsfeld bilden, dag dagegen die chronischen. F~ille, s/imtliche I(omplikationen und die Geschwfilste zu ~hrer t3eurteilung und Behandlung die Kenntnisse und die Technik des Speziatisten erfordern. REFERATENTEIL. PHARMAKOLO™ DES UTERUS. Vert Prof. M. KOCttMANN und A. VEER. Ans dent Pharmako[ogischenInstitut der UrKversit~tHalle. Anatomische und physiologische Vorbe171 Die glaire Musku- latur des Uterus unterscheide• sich in ana~omischer und physiolo- gischer Beziehung, s£ heute bekanns ist, nicht auff~llig von der anderer glattmuskelige r Organe. Es findet sieh bel den verschiedenen Tierklassen eine mehr oder weniger krMtig entwickette, starkdurch- flochtene Muscularis; die mit deutliehen Myofibrillen versehenen Muskelfasern sind in ein bindegewebiges Masehenwerk eingelagert, wetches jede einzelne Muskelfaser umspinnt (AScHOFF). Die Inner- vation dieser MuseuIaris ist anatomisch noch nicht ganz gekl~r~. Naeh allen Untersuchungen ist es jedoch sicher, dag die Uterusmuskula- tur sehr reich au Nerven ist, die sich auBerordentlich fein verzweigen (ttOOGKA~~~). DAHL stellte stark gewellte, markhaltige und mark- 1ose Nerveufasern lest, die sieh in gr6beren Nervenbiindeln ver- einigt vorfinden k6nnen. /r lassen sich die marklosen Nervenfasern bis zur Mucosa verfolgen. Meist › sie nach baumarfiger Ver~istelung in kleinen I™ W~hrend nun HOOCKAM~~ in der Muscularis Ganglienzellen festgesteltt zu haben angibt, Ieugnet D~HL in offenbar sehr sorg- txltigen Untersuchungen die Gegenwart von Nervenzellen bel den verschiedensten Tierarten, und aueh SUKEMAS&-OGATA konnte sich am Kaninchenuterus von der Anwesenheit der Ganglienzetlen nich• liberzeugen. Diese werden mit Sieherheit erst extrauterin, min- destens extramuskul~ir in dem Frankenh~userschen Plexus, s. Plexus utero-vaginalis, angetroffen, der bel der Frau von dreieckiger Ge- stalt in einer der Achse von Vagina und Rectum parallelen Rich- tung verl~iuft und zackenf~rmige Ausl&ufer besitzt, die durch den Ein- und A~stritt von Nerven bedingt sind. Nach DA~L ha¡ es sich nicht um ein eiuheitliches Ganglion, sondern vielmehr um kleinere and gr6Bere Gruppen von Ganglienkn6tehen, die durch Bindegewebe miteinander verbunden sind. Dte in diese Ganglien- kn6• einstrahlenden Nerven sind teils marklos, meist aber mark- haltig. Ob es Nerven gibt, die unter Umgehung des Plexus {~tero- vaginalis zum Uterus hinziehen oder sich in ihn einsenken, ohne mit den Ganglienzellen des Plexus in Verbindung zu treten, ist nich~ sicher (FRAN~r231 Der Plexus enthXlt sympathische und parasymphatische Nerven. Letztere stammen aus dem 4. --5. Sakralnerv uud steIlen nach Da~L 4--5 zwirnsfadendfinne Nerven dar, die sich zum N. erigens, s. pelvieus, vereinigen uud Verbindungszweige zu den sympathischen Sakralganglien aussenden. In den Verlauf des N. efigens sind keine Ganglienzellen eingeschaltet, sie treten vielmehr sich aufsplitternd erst mit den Ganglienzellen des Plexus utero-vaginalis in Yer- bindung. Die synvpatl~iy Fasern erh~lt der Plexus utero-vaginalis veto Plexus hypogastricus, der aus zahlreiehen, miteinander anastomo- sierenden Zweigen besteht. Dieser l~iexus hypogastricus en~steht am Promontorium aus dem unparen Plexus aorticus. Ira Gegen- satz zum N. erigens sind in den Yerlauf des Plexus, f~lschlicherweise auch Nervus hypoga genannt, zahlreiehe Ganglienzellen eingestreut. Der Plexus aorticus wiederum erh~lt seine nerv6sen Zuleitungen sus den Rami communicantes des oberen Lumbal- markes, teilweise liber das Ganglion mesentericum inferius und Ganglion ovaricum. AuBerdem gelangen veto sakralen und coccy- gealen Absehnitt des Grenzstranges des Sympathicns zahlreiehe Fasern zum Plexus utero-vaginMis, teilweise mfinden diese Fasern auch in den Plexus hypogastricus. Intramurale Reflexbahnen, die man anatomisch selbstverstandlich nicht verfolgen kann, sind nach DAItL vorhanden, ebenso wie sensible Nerven, cteren Yerlauf ana- tomisch auch nicht ganz sicher gestellt ist. Wie aile glattmuskeligen Organe bat auch der Uterus die Fahigkeit der spontanen Bewegung. Diese genauer zu beobachten war das Ziel zahlreicher Untersuchungen. Die einfachste 2r bestand darin, diese ]3ewegungen arn eben get6teten oder lebenden Tier nach Er6fInung der Bauchh6hle mit dem bloBen Auge zu verfolgen. Diese robe Untersuchungsart wurde alsbMd vert rien graphischen Methoden abgel6st, die sowohl an dem in situ befind- Iichen Organ des lebenden Tieres wie an dem isolierten Pr~parat angewendet wurden. Die Methode zur Untersuchung des Uterus tu continue ist hanpts~tchlich von t?ROMMEL, KURDINOWSKI und KEHRER ausgebaut worden. Nach Laparotomie wurden die Be- wegungen des Uterus unter Vermeidung vert Austrocknung und AbkfiKlnng durch ein warmes Kochsalzbad mit Hilfe eines Hebels auf dem t™ registriert. Beim menschliehenUterus haben F. N. KEHREI~, SCHATZuud sp~ter HIZlNRICltYS die Registrierung in der Weise vorgenommeu, da B ein mit \u geflillter Ballon in das Cavum eingefflhrt und mit einem Manometer verbunden warde. Die durch die Uteruskontraktion hervorgerufenen Druek~nde- rungen lieBen sich se kurvenm~Big aufschreiben. Neuerdings bat ROI/SAMEN eine externe Hysterographie beim Menschen aus- gefiihrt, indem eine 500 g schwere durch Gegengewicht ausbalan- cierte Holzplatte sui die t~auchdecken liber dem schwangeren Uterus aufgelegt wurde. Die durch die Uteruszusammenziehungen hervorgerufenen Bewegungen der Platte werden auf eine Metall- stange libertragen, deren Ausschl~ge dureh Hebellibertragung wiederum sui ein t™ aufgezeichuet werden. In ~hn- licher Weise wie H~INRICt™ ara OEensehen ging NURDINOWSXI beim Kaninehen ver, iedoch mit dem Untersehied, daB die Be- wegungen des Wassers in dem eingeflihrten Ballon nicht auf ein Manometer, sondern durch LuItfibertragung von einer Mareyschen Kapsel aufgenommen wurden, se daB nicht die Druck~nderungen, sondern die Volumenschwankungen aufgeschrieben wurden. Der Ubelstand dieser Methode besteht darin, daB die Kurve nur die Resultante vieler Bewegungen ist und beim Kaninchen der Ballon nur in den Uterusk6rper, aber nicht in die H6rner eingeflihrt werden kann, und daher deren Bewegungen nur teilweise registriert werden. Die Ab~nderung, statt des BalIons Ringefl6sung unmittelbar in deu Uterus einzuflillen, bat sich nur kurz naeh der Geburt aus- ttihren lassen, da sonst ein Cavum nicht besteht. Flir die pharmakologischen Untersuchungen haben die Beob- achtungen am isolierten Organ eine gr6Bere 13edeutung erlangt, zumal keine grunds~tzlichen Unterschiede in den Bewegungen des Uterus selbst vorhanden sind. Immerhin will es scheinen, Ms ob die Versuche ara Uterus in continue zu sehr vernachlassigt werden; denn es versteht sich vert selbst, daB beim isolierten Organ nur Wirkungen au die Muskutatur und die in sie eingelagerten oder ihr angelagerten nerv6sen Gebilden zut Geltung kommen, w~ihrend bel dem Organ in continue auch die Einfltisse der nerv6sen Zentren, des Blutkreislaufes und der T~tigkeit anderer Organe (Inkrete usw.) mitspielen. Flir die Isolierung des Uterus kommen ver allem zwei Methoden in Betracht. Die von Kt~RDINowsKI angegebene besteht darin, daB eine t™ in die Ba.nchaorta einge und der Uterus se von einer Mariotteschen Flasche sus mit k6rperwarmer Ringerl6sung durch:~pi~It wird. Die Registrierung geschah in der

Pharmakologie des Uterus

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6. AUGUST I923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . N r . 32 I 5 1 3

Bei d r o h e n d e r A r r o s i o n s b l u t u n g mach~ m a n prophylak~isch die U n t e r b i n d u n g der �99 ex t e rna , w e n n m6gl ich o b e r h a l b der L ingua l i s u n d Occipi tal is . Be l sehr s t a r k e n Neura lg i en k a n n m a n eine A l k o h o l i n j e k t i o n in der Gang l ion Gasser i ve r suchen .

Gegen F 6 t o r u n d U n d n r c h g g n g i g k e i t de r Nase l~iBt s ich n i ch t s NachhaRiges aus r i ch ten . I r a T e r m i n a l s t a d i u m t r e t e n a l lgemeine L i n d e r u n g s m a B n a h m e n in den V o r d e r g r u n d .

Die F r e m d k 6 r p e r der N e b e n h 6 h l e n werden , w e n n n i c h t die A n a m n e s e , das R 6 n t g e n b i i d , e ine glfickliche S o n d i e r u n g

oder Sp/ i lung zur Diagnose verh i l f t , gew6hnt ich ersf bel de r o p e r a t i v e n E r 6 I f n u n g en tdeck t , die m a n de r ch ron i schen E i t e - r u n g wegen v o r g e n o m m e n ha i r e , und e r I ah ren d a m i t a u c h die me i s t r i ch t igs t e t3ehandlung . :

Aus d e m Gesagte n geh t he rvo r , daB Iiir den Al lgemein- p r a k t i k e r die e in fachen a k u t e n N e b e n h 6 h l e n e i t e r u n g e n eine d a n k b a r e s Bet / i t igungsfe ld bi lden, d a g dagegen die chronischen . F~ille, s / imt l iche I ( o m p l i k a t i o n e n u n d die Geschwfi ls te zu ~hrer t3eur te i lung u n d B e h a n d l u n g die K e n n t n i s s e u n d die T e c h n i k des Spez ia t i s ten er fordern .

REFERATENTEIL. P H A R M A K O L O ™ D E S U T E R U S .

Vert

Prof . M. KOCttMANN u n d A. � 8 7 VEER. Ans dent Pharmako[ogischen Institut der UrKversit~t Halle.

Anatomische und physiologische Vorbe�9171 Die glaire Musku- la tur des Uterus unterscheide• sich in ana~omischer und physiolo- gischer Beziehung, s£ heute bekanns ist, nicht auff~llig von der anderer glattmuskelige r Organe. Es findet sieh bel den verschiedenen Tierklassen eine mehr oder weniger krMtig entwickette, s tarkdurch- flochtene Muscularis; die mi t deutliehen Myofibrillen versehenen Muskelfasern sind in ein bindegewebiges Masehenwerk eingelagert, wetches jede einzelne Muskelfaser umspinnt (AScHOFF). Die Inner- vat ion dieser MuseuIaris ist anatomisch noch nicht ganz gekl~r~. Naeh allen Untersuchungen ist es jedoch sicher, dag die Uterusmuskula- tur sehr reich au Nerven ist, die sich auBerordentlich fein verzweigen (ttOOGKA~~~). DAHL stellte s ta rk gewellte, markhal t ige und mark- 1ose Nerveufasern lest, die sieh in gr6beren Nervenbiindeln ver- einigt vorfinden k6nnen. /r lassen sich die marklosen Nervenfasern bis zur Mucosa verfolgen. Meist › sie nach baumarf iger Ver~istelung in kleinen I™

W~hrend nun HOOCKAM~~ in der Muscularis Ganglienzellen festgesteltt zu haben angibt, Ieugnet D~HL in offenbar sehr sorg- txltigen Untersuchungen die Gegenwart von Nervenzellen bel den verschiedensten Tierarten, und aueh SUKEMAS&-OGATA konnte sich am Kaninchenuterus von der Anwesenheit der Ganglienzetlen nich• liberzeugen. Diese werden mi t Sieherheit erst extrauterin, min- destens extramuskul~ir in dem Frankenh~userschen Plexus, s. P l e x u s utero-vaginalis, angetroffen, der bel der Frau v o n dreieckiger Ge- s tal t in einer der Achse von Vagina und Rectum parallelen Rich- tung verl~iuft und zackenf~rmige Ausl&ufer besitzt, die durch den Ein- und A~str i t t von Nerven bedingt sind. Nach DA~L ha¡ es sich nicht um ein eiuheitliches Ganglion, sondern vielmehr um kleinere and gr6Bere Gruppen von Ganglienkn6tehen, die durch Bindegewebe miteinander ve rbunden sind. Dte in diese Ganglien- kn6• einstrahlenden Nerven sind teils marklos, meist aber mark- haltig. Ob es Nerven gibt, die unter Umgehung des Plexus {~tero- vaginalis zum Uterus hinziehen oder sich in ihn einsenken, ohne mit den Ganglienzellen des Plexus in Verbindung zu treten, ist nich~ sicher (FRAN~r231

Der Plexus enthXlt sympathische und parasymphat ische Nerven. Letztere s tammen aus dem 4. --5. Sakralnerv uud steIlen nach Da~L 4--5 zwirnsfadendfinne Nerven dar, die sich zum N. erigens, s. pelvieus, vereinigen uud Verbindungszweige zu den sympathischen Sakralganglien aussenden. In den Verlauf des N. efigens sind keine Ganglienzellen eingeschaltet, sie t re ten vielmehr sich aufspl i t ternd erst mi t den Ganglienzellen des Plexus utero-vaginalis in Yer- bindung.

Die synvpatl~iy Fasern erh~lt der Plexus utero-vaginalis veto Plexus hypogastricus, der aus zahlreiehen, miteinander anastomo- sierenden Zweigen besteht. Dieser l~iexus hypogastricus en~steht am Promontor ium aus dem unparen Plexus aorticus. Ira Gegen- satz zum N. erigens sind in den Yerlauf des Plexus, f~lschlicherweise auch Nervus hypoga�9 genannt, zahlreiehe Ganglienzellen eingestreut. Der Plexus aorticus wiederum erh~lt seine nerv6sen Zuleitungen sus den Rami communicantes des oberen Lumbal- markes, teilweise liber das Ganglion mesentericum inferius und Ganglion ovaricum. AuBerdem gelangen veto sakralen und coccy- gealen Absehnitt des Grenzstranges des Sympathicns zahlreiehe

Fasern zum Plexus utero-vaginMis, teilweise mfinden diese Fasern auch in den Plexus hypogastricus. In t ramura le Reflexbahnen, die man anatomisch selbstverstandlich nicht verfolgen kann, sind nach DAItL vorhanden, ebenso wie sensible Nerven, cteren Yerlauf ana- tomisch auch nicht ganz sicher gestellt ist.

Wie aile g la t tmuskel igen Organe ba t auch der Uterus die Fahigkeit der spontanen Bewegung. Diese genauer zu beobachten war das Ziel zahlreicher Untersuchungen. Die einfachste 2r bestand darin, diese ]3ewegungen arn eben get6teten oder lebenden Tier nach Er6fInung der Bauchh6hle mit dem bloBen Auge zu verfolgen. Diese robe Untersuchungsar t wurde alsbMd vert rien graphischen Methoden abgel6st, die sowohl an dem in situ befind- Iichen Organ des lebenden Tieres wie an dem isolierten Pr~para t angewendet wurden. Die Methode zur Untersuchung des Uterus tu continue ist hanpts~tchlich von t?ROMMEL, KURDINOWSKI und KEHRER ausgebaut worden. Nach Laparotomie wurden die Be- wegungen des Uterus unter Vermeidung vert Austrocknung und AbkfiKlnng durch ein warmes Kochsalzbad mit Hilfe eines Hebels auf dem t™ registriert. Beim menschliehenUterus haben F. N. KEHREI~, SCHATZ uud sp~ter HIZlNRICltYS die Registrierung in der Weise vorgenommeu, da B ein mi t \u geflillter Ballon in das Cavum eingefflhrt und mi t einem Manometer verbunden warde. Die durch die Uteruskontrakt ion hervorgerufenen Druek~nde- rungen lieBen sich se kurvenm~Big aufschreiben. Neuerdings ba t ROI/SAMEN eine externe Hysterographie beim Menschen aus- gefiihrt, indem eine 500 g schwere durch Gegengewicht ausbalan- cierte Holzplatte sui die t~auchdecken liber dem schwangeren Uterus aufgelegt wurde. Die durch die Uteruszusammenziehungen hervorgerufenen Bewegungen der Pla t te werden auf eine Metall- stange libertragen, deren Ausschl~ge dureh Hebell ibertragung wiederum su i ein t™ aufgezeichuet werden. In ~hn- licher Weise wie H~INRICt™ ara OEensehen ging NURDINOWSXI beim Kaninehen ver, iedoch mi t dem Untersehied, daB die Be- wegungen des Wassers in dem eingeflihrten Ballon nicht auf ein Manometer, sondern durch LuItf ibertragung von einer Mareyschen Kapsel aufgenommen wurden, se daB nicht die Druck~nderungen, sondern die Volumenschwankungen aufgeschrieben wurden. Der Ubels tand dieser Methode besteht darin, daB die Kurve nur die Resultante vieler Bewegungen ist und beim Kaninchen der Ballon nur in den Uterusk6rper, aber nicht in die H6rner eingeflihrt werden kann, und daher deren Bewegungen nur teilweise registr ier t werden. Die Ab~nderung, s t a t t des BalIons Ringefl6sung unmi t te lbar in deu Uterus einzuflillen, ba t sich nur kurz naeh der Geburt aus- ttihren lassen, da sonst ein Cavum nicht besteht .

Flir die pharmakologischen Untersuchungen haben die Beob- achtungen am isolierten Organ eine gr6Bere 13edeutung erlangt, zumal keine grunds~tzlichen Unterschiede in den Bewegungen des Uterus selbst vorhanden sind. Immerhin will es scheinen, Ms ob die Versuche ara Uterus in cont inue zu sehr vernachlassigt werden; denn es vers teht sich vert selbst, daB beim isolierten Organ nur Wirkungen au�9 die Muskutatur und die in sie eingelagerten oder ihr angelagerten nerv6sen Gebilden zut Geltung kommen, w~ihrend bel dem Organ in continue auch die Einfltisse der nerv6sen Zentren, des Blutkreislaufes und der T~tigkeit anderer Organe (Inkrete usw.) mitspielen. Flir die Isolierung des Uterus kommen ver allem zwei Methoden in Betracht . Die von Kt~RDINowsKI angegebene besteht darin, daB eine t™ in die Ba.nchaorta einge�9 und der Uterus se von einer Mariotteschen Flasche sus mit k6rperwarmer Ringerl6sung durch:~pi~It wird. Die Registrierung geschah in der

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eben erw~hnteil Weise mit Gummibailon und Mareyscher Kapsel. Die jetzt gebr~uchlichste Methode ist die von KEHRER, der deil Uterus oder Teile desselben, nach dem Vorgailge von MAGNUS ara Darm, mit dem einen Ende an ein rechtwinldig gebogenes Glasrohr band und das ™ Ende durch einen Fadeil mit einem Schreib- hebel in Verbindung brachte. Das Pr~parat badet in k6rperwarmer Riilgerl6sung, durch die dauernd Sauerstoff oder Luft hindurch- petit. Selbstverst~ndlich werden dabei, woranf KERR~R and HOLSTE aufmerksam maehen, n n r die Bewegilngen der L~ngs- muskulatur registriert, die Ringmuskulatur oder komhiilierte Be- wegungen der Ring- und L~ngsmuskulatur k6ilnen nicht beobachtet werden. Das Aufh~ngen in der Querrichtung dagegen bat Ilicht zu besoilders guten Ergebilissen gefiihrt.

Die Bewegungen des Uterus bei Katze, Kailinchen nnd Meer- schweinchen werden, mit dem btogen Auge beobachtet, ‚ einstimmend ais regenwurmartig bezeichnet (KURDtNOWSKI, K~HR~R, HOLSTE). Die Kontraktionswellen rflcken langsam von der Peripherie in der Richtung zum Corpus uteri vor. Bel dem Uterus bicornis des Kaninchens und des Meerschweiilchens ziehen sich beide H6rner gleichzeitig zusammen, selten kontrahiert sich ein Horn einzeln. Die Bewegungen beider H6rner sind voneinander unabh~ngig, was KURDINOWSKI besonders beim ermfideten Uterus beobachtet bat. Auch antiperistaltische Bewegungen sind voil KURDINOWSKI u n d KEHRER beschrieben wordeil. SUKE~IASa OaAT~ nimmt fibrigens nach Untersuchungen an Teilen des Uterus bzw. den H6rnern an, dag die t™ Ilicht den Charakter einer peristaltischen Bewegung haben. AuBerdem lassen sich noch spiral- �8 Kontraktionen sowohl an der Scheidenschilittfl~che, wie den abdominellen Enden der H6rner beobachten. Auch Kontrak- tionsringe mit Furchenbildnngen, die nach einiger Zeit wieder ver- schwinden, werden gelegentlich gesehen. Die H6rner kontrahieren sictl kr~ftiger als das Corpus uteri. Ara Ilormalen isolierten mensch- lichen Uterus sind ans begreiIlichen Grfinden kaum Versuche angestellt worden; ara chronisch eiltzfindeten sah K~HR~:R einen Wechsel von langanhaltenden Tonussteigerungen mit. langen Pausen. Dieselbe Bewegangsform zeigten auch L• eines myomat6sen Uterus. Beim Uterus in continuo sind im wesentlichen die gleichen Beobachtungen gemacht wordeil.

Auf den Kurven sind ira allgemeinen zwei Arten von Bewegungen erkennbar, noEmlich gr6flere langsam verlaufende Tonussteigerungen uild kleinere Zacken, die diesen aufgesetzt sind, von I<~.HR~R und S UKE~ASA OaATn als Pendelbewegungen, von HOLST~: MS Rhythmus- schwankungen bezeichnet. Diese bezeichnet HOLSTE in Analogie zur Herzt~tigkeit als Uteruspuls. Es k6nnen, je nach dem Pr~parat bald die Tonusschwankungen fiberwiegen, dann stellt die Knrve sich als eine forttaufende Wellenlinie dar, oder es stehen die Pendel- bewegungen im ~ordergrund, so daB die kleinen Zacken in einer H6he verlaufen. 13et starker Auspr~gung der Tonusschwankungeil k6nnen nach HO~ST~ die Pendelbewegungeil nnter Umst~nden ganz unterdriickt werden. Schon KURDINOWSKI erkl~rt, daB eine Normaiform der Uteruskurve sich nicht aufstellen lasse. Selbst- yerst~ndlich liefern die Uteri verschiedener Tierarten auch ver- schiedene Kurven, aber auch die Uteri derselben Tierart zeigeil verschiedeile Bewegungsformen, die von dem Zustand des Uterus abh~ngig sind. Anf diesen hat das Alter der Tiere, die Jahreszeit uild vor allem der Umstand eiilen groBen EiilfluB, ob das Organ virginell, gravide oder puerperal ist. Virgiilelle Uteri zeigen Ilach R6HRIG und 13L~JNREICg keiile Spontanbewegungen. KEHg~R und I™ haben ste zwar beobachtet, geben aber zu, dag ste selten und schwach sind. TRENDELENBURG und BORGMANN fan- den, daB die Uteri von Meerschweinchen im Gewicht von 2oo bis 250 g keine Eigenbewegungen aufweisen, doch siild Ilach unse�9 eigenen Beobachtungen auch bei solr kleinen Tieren manchmal Spontanbewegungen vorhanden. Ubereinstimmend hat sich aber ergeben, daB gravide Uteri die st~rksten Bewegungen ausffihren und sehr reaktionsfiihig sind.

DaB die Methodik eineil EinfluB auf die Kurvenform ausfibt, muB ebenIalls angenommen werden. So sind selbst geringe Tempera- turschwankungen nach HOLSTE nicht ohne EinfluB. AuBerdem k6nnen ira Verlan{ eiiles Versuehes die Tonusschwankullgen er- heblich zunehmen, ja es kann, wie eigene Versuche gezeigt haben, sogar zu einer Contractur kommen, die sich durch 6fteres Aus- spfilen beseitigen l~ftt. Wahrscheinlich lli[3t sich die Beobachtung dadurch erkt~tren, dal3 sich infolge der T~ttigkeit des Organes wirk-

same Stoffwechselprodukte bilden. BACKMANN hat nachweisen k6nnen, daB Uterusdialysate vom Kaninchen auf den Darm er- regend wirken. Welche StoIfe dabei eine Rolle spielen, ist uilbe- kannt. Cholin ist es nach BACKMANN sicher nieht. HOLSTE nimmt an, daB es sich vielleicht um Koh!ens~ure handelt. Eine gr6Bere Wahrscheinlichkeit bat nach unserer Ansicht die Annahme, daB Milchs/~ure und Phosphors~iure, die auch bel der I™ der glatten 2duskulatur entstehen k6nnen (EMBDEN), einen t~influB ausfiben. Auch mechanisctie Reize beim Praparieren, die sich ja nie ausschalten lassen, sowie die St6/3e der durchperlenden Luft- blasen werden den Ablauf der Bewegungen verandern k6nnen. Aile diese ungewollten thermischen, mechanischen und chemischen Reize lasseil sich natfirlich willkfirlich und bewul3t anwenden, um ihren EinfluB auf die Uterusbewegungen zu untersuchen.

Gegen mechanische Reize ist der Uterus sehr empfindlich. Die Gr6Be der t™ entspricht nach KU~DINOWSKI nicht der Gr6Be des Reizes, da schon leiseste Ber~hrung unter Umstanden heftigste t™ ausl6st. Im Gegensatz dazu h~lt HOLST~ eine gewisse Proportionaiitat zwischen Reiz und Kontraktion ffir hXufig vorkommend. Die verschiedenen Abschnitte des Uterus sind verschieden erregbar, die H6rner viel leichter als der K0rper. Un/er den Reizen ist das Kneifen weniger wirksam als der StoB (was bekanntlich bel Abortversuchen ausgenutzt wird). Die me- chanische Erregbarkeit erlischt meist sehr viel spater ais die auto- matischeil Bewegungen uild stellt sich umgekehrt bei der Erholung von der Ermfldung wieder eher ein als die spontaneil Zusammen- ziehungen. Die Kontraktionen nach mechanischen Reizen unter- seheiden sich von den automatischen dadurch, daB ste meist teta- nischen Charakter tragem

Elektrisehe Reize s ind wie bel jeder glatten Muskulatur wenig wirksam. Nach I™ und FRANZ schwindet die Erreg- barkeit rasch nach der Herausnahme des Uterns aus dem Tier. Genailere Untersuchungen hat RUBSAMEN mit DANZlGER und BURAKOFF ara isolierten Organ des Meerschweiilchens angestellt. Der galvanische Strom ist Ilnr wirksam, wenn er in der Liings- richtuilg den Uterus durchstr6mt. Einzelreize w~Lhrend des Ruhe- stadiums rufen stets eine Kontraktion hervor, auch wenn der Uterus schlecht oder gar nicht automatisch arbeitet. Vom ]3eginn bis zum H6hepunkt der 1Kontraktion befindet sich aber der Muskel (ebenso wie das Herz) in einem refraktaren Stadium. Erst beim Abfai1 der Kurve wird der Uterus wieder erregbar, und zwar der nicht- gravide erst, wenn vollst~ndige Erschlaffung eingetreten ist, der gravide auch, wenn dieser Zustand noch nicht erreicht ist, so daB bei diesem gewissermaflen Extrakontraktionen erfolgen. Bel schlechtarbeitendem Uterus war diese Gesetzmafligkeit allerdiilgs nieht tramer zu beobachten, da er sich in atlen Stadien der Kon- traktion als erregbar erwies. Nach Ablauf der Reizzuckung t ra t meist tflr gewisse Zeit eine Toilussteigerung ein, die die ge- nannten Verfasser auf chemische Ver~inderungen im Muskel durch den Strom zurfickffihrteil. Bel dauernder Durchleitung des gaivanischen St romes kommt es zu einer ailm~hlich eintretenden Kontraktion tonischen Charakters. Die st~irkste Wirkung sowohl bei Dauer- wie Einzelreizen war zu bemerken, wenn die positive Elektrode am vaginalen Ende lag. Das Latenzstadium der Kon- trai~tion war ,/on der Stromst~rke abh~ngig; bel I Milliampere wahrte es I,I Sekunden, bei 15 Milliampere o,2 Sekunden. Durch den faradischen Strom konnten keiile Wirkuilgen ausgeI6st werden, was mit den Ergebnissen bel anderen glattmuskeligen Organen fibereinstimmt. Wenn bei Anlegen der Elektroden eine Kontrak- tion deilnoch zustande kam, so kann dies auI die mechailische Er- regung durch Berfihruilg mit den Elektroden zurfickgefiihrt werden (KURDINOWSKI).

Ira Gegensatz zu dem elektrischen Reiz sind die thermisehen von grol~er Wirksamkeit. Selbst Schwailkungen iilnerhalb der optimalen Grenze von 3 7 - -3 8 ~ bedingen Ver~nderungen der automatischen Bewegungen hinsichtlich St&rke und zeitlichen Ablaufs. KURDINOWSKI gibt ais Temperaturoptimum 39 o an, Ab- kfihlung vermindert ira ailgemeinen die T~itigkeit des Uterus, wi~h- rend Temperaturerh6huilg sie steigert, vo�9 daB die Temperaturiinderungen ailm~hlich erfolgeil. Die absolute Tempera- tur ist weniger wichtig als die relativen Ver~nderungen. Bel 45 ~ nehmen die Uterusbewegungen tetanischen Charakter an und bel weiterer Steigerung der Temperatur kommt es zu starker Tonus- zunahme2 Aber selbs™ wenn die Temperatur bis auf 5 ~ erh6ht

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wird, kann noch Erholang durch Abkfihlung eintreten (KURDI- NOWSKI). I<EHRER stellte als obere Lebœ 66 ~ test. Bei all- m&hlicher Senkung d e r Ternperatur werden die Bewegungen schw~cher und langsamer und hSren nach t™ Angabe bei 17 ~ auL Aber weit tiefere Temperaturen seh~tdigen den Uterus noch nicht, ja gerade die Aufbewahrung in Ringerl6sung be i nie- deren Temperaturen vermag das isolierte Organ sehr lange Zeit am Leben zu erhalten. Ein bis auf 3 ~ abgekfihlter Uterus kann bei optimaler Temperatur alsdann wieder seine regelrechte T~tigkeit aufnehmen. Pl6tzliche Temperaturerh6hung unterscheidet sich nicht grunds~itzlich von der allm~ihlichen Steigerung. Dagegen fUhrt pl6tzliche I4XIteeinwirkung zu stUrmisehen Kontraktionen und Tetanus (I(URDINOWSKI, FRANZ).

NauerstoJJ ist fur die T~tigkeit des Uterus notwendig; denn bel vollkommenem Manuel werden die 13ewegungen langsamer und h6ren nach 1/2 St�9 vollkommen auf. FUr den i influB der Kohlens~ure scheinen experimentelle ErIahrungen ara isolierten Uterus nicht vorzuliegen. Doch nimmt HOLSTE an, daB die Be- schteunigung der spontanen Bewegungen bel l~ngerem Verweilen in der Ringerl6sung einer allm~ihliehen Anreicherung an Kohlen- saure zuzusehreiben ist.

Ara Uterus in continuo fflhrt die Ersti™ des Tieres, also gleichzeitiger Sauerstoffmangel und KohlensXureflberladung, zu- n~chst zu einer Erregung, der alsdann eine Tonusabnahme und Stillstand folgen (RUNGE, BLUMREICH, KEHRER, PALM, OSER, SCHLESINGER U.a.). SCHINDLER gibt an, daB Kohlens~iureflber- ladung ira Blute mit zunehmender Cyanose l~hme. Im i~brigen soll die Erregung arn niehtgraviden Uterus st~rker sein als beim schv(angeren. Demgegeniiber sprechen KURDINOWSKI, V. BASCH, ~L{OFFMANN, CHAMBREL]~INT und PACHON sowohl dem Sauerstoff- mangel wie der I<oh]ens~iureflberladung jeden spezifischen EinfluB auf die Automatie des Uterus ab, doch widerspricht diese Ansicht klinischen Beobachtungen.

Wenn, wie wir gesehen haben, mechanische, thœ und sicher auch chemische Reize auf die Bewegung des Uterus einen groBen EinfluB ausiJben, so ist aber nicht ohne weiteres anzuneh- men, daB sie auch eine Ursaehe fur die spontanen I~ontraktionen sind. Wie diese zustande kommen, ist unbekannt. Wie beim Herzen beginnt auch fur den Uterus ein Streit zwisehen myogener und neurogener Theorie. SUKEMASA OGATA, der keine Ganglienzellen ira I4aninchenuterus nachweisen konnte, spricht sich mehr fur den myogenen Ursprung der Uterusbewegungen aus, und HOLSTE schlieBt sich ihm in dieser Beziehung an. DAHL aber, der das Vor- komlnen von Ganglienzellen trotz sorgf~iItiger Uutersuchungen ira Uterus nicht beobaehten konnte, vertr i t t die Auffassung, daB die Uteruskontraktionen neurogenen Urspruugs seien, ausgehend von den GanglienzeIlen des Frankenh~userschen Plexus, der dicht an den Uterus angelagert ist und beim Pr~parieren nicht.abgetrennt werden kann.

Ans allen dem geht hervor, dag die Bewegungen des Uterus jeden•alls ihren Ursprung in dem Organ selbst besitzen mUssen und in weitem Umfange v o m zentralen Nervensystem unabh~ngig sind. Dieses greift nur regulierend in die Bewegungst~tigkeit ein. Wie diese Regulation vonstat ten geht, auf welchen Bahnen die nery6sen Impulse der F6rderung oder der Hemmung zu dem Uterus gelangen, ist noeh keineswegs gekl~rt, da die Untersuchungen technisch sehr schwierig oder unln6glich sind and die pharmakolo- gischen ]3efunde am isolierten Organ keineswegs eindeutige Er- gebnisse geliefert haben. DAHL sehreibt bezUglich des mensch- lichen Uterus: ,,So widersprechend M1 die Vermutung› flber die Funktion der einzelnen NervengeIiechte; die zu den weiblichen Geni- talien ziehen, sind, so glauben wir doch folgende SchlUsse ziehen zu dUrfen:

Der Plexus hypogastr�9 und ovarieus sind in der Hauptsacl~e motorischer Natur und verursachen �9 den Frank.enMiusersehen Ptexus eine Anregung zur I<ontraktion, ste enthalten sicherlich sensible Fasern, daneben haben ste zweifellos vasoeonstrictorischen EinfluB. Der N. erigens s. pelvicus enth~lt motorisch hemmende und vasodilatatorische Fasern. Ira Plexus utš sind beide EigenschaIten reteint .

Die pharmakologischen Untersuchungen am Tier sprechen da- fUr, daB die Innervation bel den verschiedenen Tierarten ver- schieden isL Die motorisch f6rdernde Funktion des Plexus hypo- gastricus geht daraus hervor, daB Adrenalin erregend wirkt. Aller- dings t r i t t diese Erregung nur beim Kaninehen sofort ein, w~hrend bel der �9 zun~chst eine Hemmung stat t f indet (LANGLEu ANDERSON). Die parasympathischen Gifte der Cholin-Pilocarpin- Gruppe rufen aber niemals Hemmung, sondern immer Erregung hervor. Eine andere Auffassung hat ~ELLNER, sowie BASCH und HOFMA~N. Ste nehmen das Gesetz der gekreuzten tnnervat ion an : Der N. erigens ist ira Corpus uteri der f6rdernde fur die L~ngs- muskulatur und der hernmende fur die Rfngmuskulatur, an der Cervix der e i ie iende fur die Ring- und der hemmende fur die L~ngsmuskulatur. Der N. hypogastricus soli sich bezflglich seiner T~tigkeit umgekehrt vœ Ein ~hnliches Gesetz' ist auch fur die Blase aufgestellt worden, doch bat sich durch die Versuche von BOEMINGHAUS in unserem Inst i tut erwiesen, daB die Auffassung von der gekreuzten Innervation unrichtig ist. Es bedarf deshalb ~flr den Uterus erst weiterer Versuche, um diese Innervations- verh~itnisse aufzuki~iren.

Zentren ira RUckenmark, von denen aus eine Beeinflussung der Uteruskontraktionen m6glich ist, finden sich ira Lumbal- und Sakralmark. DAHL hat dort Zellen nachgewiesen, die sich von den anderen vollkommen unterseheiden. Reizung dieser Zentren durch An~imie und Erstickung fflhrt zu Uteruskontraktionen (vgl. MEYER und GOTTLIEB). Auch vorn Kleinhirn, ferner von den Corpora qua- drigemina, Pons Varoli, Medulla oblongata sowie von der weiBen Masse des Rfickenmarks zwischen Seiten- und Hinterstr~ngen nach dem Canalis centralis zu (HAUCH, SPIEGELBERG, R6HRIG) lassen sich Ubergeordnete Zentren fur die Uterusbewegungen iest- stellen. Es hat den Anschein, daB diese motorischen Bahnen ira Rflckenmark ara vorderen lateralen Abschnitt der Burdachschen Str~nge verlaufen. Auch Tei!e der Hirnrinde rufen auf thermische Reize hin Uterusbewegungen hervor, die durch gleichzeitige Mor- phinisierung des Tieres verhindert werden k6nnen. Ob es sich dabei nur um Begleiterscheinungen der allgemeinen Tonus~nderung in der abdominellen Muskulatur handelt, ist nicht sicher entschieden (BARBOUE, COPENHAVER).

Weiter l~13t sich durch Reizung verschiedener Nerven der Uterus beeinflussen. Reizung des Yagus œ knrzdauernde Hemmung, der zuweilen eine schnell verschwindende Erregung vor- _ausgeht. Reizung infolge I)urchschneidung oder DurchreiBung des Splanchnieus ruft eine Erregung hervor, die sich durch lang- dauernde Verst~rkung der Uterusbewegungen ausdrUckt (LANGLEY- ANDERSON, KEHRER). Reizung peripherer Nerven, wie des N. me- dianus, des Plexus bracchialis, sowie des N. ischiadicus, hat Uterus- bewegungen zut Folge (SCXLBSlNGER. R6}IRIG). Zwischen ein- zelnen Organen und dem Uterus bestehen zweifellos nerv6se Be- ziehungen. Denn FUllung des Magens und Battues versetzen den Uterus in vorUbergehenden Ruheznstand, w&hrend mechanische und chemische Reize von der Mucosa nnd Serosa des Darmes ans die Bewegungen des Uterus verst&rken (t™ Ebenso l~Bt sich der Uterus von der Blase und dem Harnleiter aus reflektorisch beeinflussen, indem Erschlaffung der Blase hemmend, Zusammen- ziehung bzw. sensible Reize, erregend wirken. Beim Menschen soll nach ENGELHORN dieser und der gastroenterouterine Reflex keine oder nur geringe Bedeutung haben.

Bekannt ist, daB Reizung der BrustdrUse (Saugen des Kindes) sowie sensible Reizung der Nasenmuschelschleimhaut zu reflek- torisch bedingter Uterusbewegung ft~hren kann. Doch kann auch von jeder anderen Stelle des K6rpers durch sensible Reizung Uterus- kontraktion hervorgerufen werden. Nach DAHL sind Nasenmuschel und Brustdrfise nur insofern vorzugsweise fur die Ausl6sung des Reflexes geeignet, als dort sebr leicht kitzelnde Empfindung hervor- gerufen werden k6nnen.

Wie ira einzelnen die t~eflexbogen verlaufen, ist noch nicht gekl~rt. Ein Tefl verEtuft wohl durch das Rfickœ ein anderer Teil geht aber, wie aus Yersuchen KEHRERS hervorgœ unter Umgehung des Rfiekenmarkes Uber sympathische Ganglien.

(SchluB folgt.)