3
-- 77 -- Zu 2. Am Meerschweinehendarm konnte die yon Hirz am Katzen- und Kaninchendarm gefundene, hemmende Wirkung des Uzarous besonders nach Pilokarpin- oder Bariumerregung besthtigt werden, Dagegen bewirkten an der isolierten Froschkloake Uzaron, Uzarin und Uzaren in sehwaehen und mittleren Konzentrationen Tonussteigerung, Frequenzzunahme bei gleiehzeitiger Ab- nahme der Amplituden, und, erst in hohen Konzentrationen, Tonusabnahme und AufhSren der Pendelbewegungen. Die liihmende Wirkung war bei uzarin- freiem Uzaron starker als bei Uzaron, am sti~rksten l~hmte die Mutterlauge der Uzaron-Tanninf~llung. Die L~hmung war reversibel. Da sieh dasselbe Wirkungsbild am sicher nervenfreien Amnion des 10--~4 Tage bebrtiteten /-Itihnereies (Baur) ergab, schien eine unmittelbare Erregung der Sympathi- kusendigungen, wie sic yon ~tirz angenommen worden war, ftir den Darm ebenso wie ftir die Gd~l~e und den Uterus durch die Befunde yon Tigerstedt and Airila, Raymond-ttamet, sowie Rothlin und Raymond-~tamet wideflegt. Dagegen konnte dutch weitere Untersuchungen erwiesen werden, da6 Uzara in mittelbarer Beziehung zu den Sympathikusendigungen steht: An der Froschkloake wurde die hemmende Wirkung des Adrenalins dutch an sieh erregende Konzentrationen yon Uzaron, Uzarin und Uzaren verst~rkt; -- am Samenstrang des Meerschweinchens, der durch Uzara selbst in hSheren Konzentrationen nieht sichtlich beeinfluSt wurde, zeigte sich eine Verst~rkung der erregenden Adrenalinwirkung; -- an der Carotis yore Kalb bewirkte Uzaron eine bedeutende Verst~rkung der kontrahierenden Adrenalinwirkung; -- be- sonders beweisend ersehienen abet folgende Befunde: Am Li~wen-Trendelen- bur gschen Frosehgef~pr~parat, an dem Uzara selbst in hohen Kouzentrationen keine Verengerung, eher eine Erweiterung der Gefh~e bedingt (Schwalm), konute die Adrenali~empfindlichkeit dutch vorh.ergehende Einwirkung selbst sehwaeher Uzarakouzentrationen bedeutend .gesteigert werden, und an Streifen yon Herzkranzarterien, an denen Uzaron ftir sich verengernd wirkt (L o e ning), was allein schon gegen eine unmittelbar sympathikotrop erregende Wirkung spraeh, wurde die gefi~erweiternde Wirkung des Adrenalius erheblich ver- sthrkt. Da ferner alle diese Uzarawirkungen reversibel und oft an einem und demselben Prhparat mehrmals auszulSsen waren, wird die Sensibilisierung tier Sympathikusendigungen der betreffenden vegetativen Organe dutch Uzaxa als bewiesen angesehen. Gert Taubmann (Breslau): Pharmakologie organischer Rhodanide. Die Untersuehungen tiber die Pharmakologie organischer Rhodanide gingen ursprtinglich yon zwei Gesiehtspunkten aus: Erstens sollte festgestellt werden, ob gewisse, bei anorganisehen Rhodaniden beobachtete Wirkungen sich dutch Alkylsubstitutioa verst~rken liel~en. Zweitens sollte darauf geachtet werden, ob der ehemischen ~hnlichkeit des CNS mit den Halogenen, die ja zum Begriff des Pseudohalogens geftihrt hat, Wirkungshhnlichkeiten mit halogen- substituierten Alkylen entsprachen. Es zeigte sieh abet sehr bald, da6 mit einer planm~Sigen Verstiirkung der NaSbTC-Wirkung nicht zu rechnen war, dab die Rhodanalkyle als Sondergruppe mit eigenartiger Wirkung zu betraehten waren. Zusammenfassend ist zu sagen: Die Rhodanalkyle, mono- und di-substituiert,

Pharmakologie organischer Rhodanide

Embed Size (px)

Citation preview

- - 77 - -

Zu 2. A m Meerschweinehendarm konnte die yon Hirz am Katzen- und Kaninchendarm gefundene, hemmende Wirkung des Uzarous besonders nach Pilokarpin- oder Bariumerregung besthtigt werden, Dagegen bewirkten an der isolierten Froschkloake Uzaron, Uzarin und Uzaren in sehwaehen und mittleren Konzentrationen Tonussteigerung, Frequenzzunahme bei gleiehzeitiger Ab- nahme der Amplituden, und, erst in hohen Konzentrationen, Tonusabnahme und AufhSren der Pendelbewegungen. Die liihmende Wirkung war bei uzarin- freiem Uzaron starker als bei Uzaron, am sti~rksten l~hmte die Mutterlauge der Uzaron-Tanninf~llung. Die L~hmung war reversibel. Da sieh dasselbe Wirkungsbild am sicher nervenfreien Amnion des 10--~4 Tage bebrtiteten /-Itihnereies (Baur) ergab, schien eine unmi t t e lba re Erregung der Sympathi- kusendigungen, wie sic yon ~tirz angenommen worden war, ftir den Darm ebenso wie ftir die Gd~l~e und den Uterus durch die Befunde yon Tigers tedt and Airila, R a y m o n d - t t a m e t , sowie Roth l in und Raymond-~tamet wideflegt.

Dagegen konnte dutch weitere Untersuchungen erwiesen werden, da6 Uzara in mi t t e lba re r Beziehung zu den Sympathikusendigungen steht:

An der Froschkloake wurde die hemmende Wirkung des Adrenalins dutch an sieh erregende Konzentrationen yon Uzaron, Uzarin und Uzaren verst~rkt; - - am Samenstrang des Meerschweinchens, der durch Uzara selbst in hSheren Konzentrationen nieht sichtlich beeinfluSt wurde, zeigte sich eine Verst~rkung der erregenden Adrenalinwirkung; - - an der Carotis yore Kalb bewirkte Uzaron eine bedeutende Verst~rkung der kontrahierenden Adrenalinwirkung; - - be- sonders beweisend ersehienen abet folgende Befunde: Am Li~wen-Trendelen- bur gschen Frosehgef~pr~parat, an dem Uzara s elbst in hohen Kouzentrationen keine Verengerung, eher eine Erweiterung der Gefh~e bedingt (Schwalm), konute die Adrenali~empfindlichkeit dutch vorh.ergehende Einwirkung selbst sehwaeher Uzarakouzentrationen bedeutend .gesteigert werden, und an Streifen yon Herzkranzarterien, an denen Uzaron ftir sich verengernd wirkt (L o e ning), was allein schon gegen eine unmittelbar sympathikotrop erregende Wirkung spraeh, wurde die gefi~erweiternde Wirkung des Adrenalius erheblich ver- sthrkt. Da ferner alle diese Uzarawirkungen reversibel und oft an einem und demselben Prhparat mehrmals auszulSsen waren, wird die Sensibil is ierung tier Sympathikusendigungen der betreffenden vegetativen Organe dutch Uzaxa als bewiesen angesehen.

Gert Taubmann (Bres lau) : P h a r m a k o l o g i e organ i sch er Rhodanide .

Die Untersuehungen tiber die Pharmakologie organischer Rhodanide gingen ursprtinglich yon zwei Gesiehtspunkten aus: Erstens sollte festgestellt werden, ob gewisse, bei anorganisehen Rhodaniden beobachtete Wirkungen sich dutch Alkylsubstitutioa verst~rken liel~en. Zweitens sollte darauf geachtet werden, ob der ehemischen ~hnlichkeit des CNS mit den Halogenen, die ja zum Begriff des Pseudohalogens geftihrt hat, Wirkungshhnlichkeiten mit halogen- substituierten Alkylen entsprachen. Es zeigte sieh abet sehr bald, da6 mit einer planm~Sigen Verstiirkung der NaSbTC-Wirkung nicht zu rechnen war, dab die Rhodanalkyle als Sondergruppe mit eigenartiger Wirkung zu betraehten waren. Zusammenfassend ist zu sagen: Die Rhodanalkyle, mono- und di-substituiert,

- - 7 8 - -

sind in die Gruppe der Ktihl- und Krampfgifte einzureihen und zeigen tiberall die Kuppelung dieser Wh'kungen mit Atmungserregung.

Zunhehst eine kurze Sel~ilderung der Befunde: KSrper yore Typ des Methyl- rhodanids bis zum ttexylrhodanid herauf; ebenso di-substituierte KSrper, z. B. }Iethylen-di-rhodanid sind in Dosen yon 5--10 mg Krampfgifte mit zentralem Angriffspunkt; naeh hoher R~iekenmarksdurehsehneidung fallen die Kr~mpfe fort. Der Krampf ist kloniseher Natur, beginnt wenige Ninuten naeh der sub- kutanen Injektion (orale Gaben brauehen nut wenig li~nger), h~ilt etwa 10 Ni- nuten an und maeht dann einer Parese Platz, yon der die Tiere naeh verlauf yon 1/e Stunde sieh erholen. Bruehteile, etwa 1/~--l/a der Krampfdosis, maehen beim fiebernden Tier Temperatursenkung yon 1--~ ~ ftir die Dauer yon etwa 2 Stunden. Am normalen Tier ist der Umfang der Senkung, wie zu erwarten, wesentlieh geringer.

Die Atmung ist naeh Injektion aueh kleinerer Dosen vertieft und be- sehleunigt. Besonders deutlieh kommt die Atmungserregung zum Vorsehein, wenn man Bruehteile yon Nilligramm dieser KSrper intravenSs gibt. Itier ist die Wirkung so stark, dag aueh die mit Norphin stillgelegte Atmung des Kanin- cherts wieder in Gang kommt. Dieser Einflug ist vortibergehend, entspreehend der Flfiehtigkeit der Substanzen, l~gt sieh aber dutch neue Gaben wieder in vollem Umfang erreiehen. Dieser Befund am morphinisierten Tier liigt darauf sehliegen, dag es sigh um zentrale Atmungserregung handelt. Eine periphere Wirkung war zun~ehst deshalb nieht yon der I-Iand zu weisen, weil alle diese KSrper in hSherer Konzentration mehr oder weniger lokal reizend wirken und mit der Atemluft zum Teil wieder ausgesehieden werden.

Als Beweis ffir den Znsammenhang zwisehen I~5"ampfwirkung, Antipyrese und Atmungserregung, gMehzeitig aueh als Beitrag zur Frage Konstitution und Wirkung soll folgender. Befund erw~hnt werden. Wenn man organisehe Rhodanide mit Doppelbindungen .nntersueht, z. B. Allyl- und Crotylrhodanid, so finder man, dag alle typisehen Wirkungen einfaeher Alkylrhodanide verloren gegangen sind. t(ein Krampf, keine Antipyrese, keine Atmungserregung (dies, obwohl die lokale Wirkung dieser KSrper stark ist, ein Befund, der ebenfalls ftir zentralen Angriff sprieht). Naeh kleinen Dosen zeigen die Tiere t~berhaapt kein abnormes Verhalten, naeh grogen gehen sie unter zunehmender Parese ein. F~ir den strikten Zusammenhang yon Kfihl- und Krampfwirkung, denen man wohl mit einiger Reserve die Atmungserregung als drittes gleiehwertiges Symptom zugesellen kann, seheinen diese Befunde ein besonders glaekliehes Beispiel.

Die Untersuehungen ergaben weiter, dag den Rhodanalkylen gemeinsam eine Blutgiftwirkung ist, die bei einzelnen K~rpern stark, bei anderen weniger deutlieh ist. (Aueh das Rhodannatrium ist in dieser Hinsieht nieht ganz un- wirksam. 0,2 g/kg senken die Blutwerte eines Kaninehens um 20--30%, ein Befund, den man bei der Rhodanmedikation im Ange behalten mug.) Sehon kleine Dosen, z.B. yon 3/Iethylen-di-rhodanid, senken den tt~moglobingehalt in kurzer Zeit um 30--~0%. Ein weiteres Absinken sieht man selten, die Tiere gehen vorher Bin. Der bisher st~rkstwirksame KSrper ist das Rhodananilin. Hier kombiniert sieh offenbar die Wirkung des GrundkSrpers mit der des Sub- stituenten. Dag es sieh nieht um eine reine Anilinwirkung handelt, lehrt der Vergleieh mit Anilinhydroehlorid, das in Desert yon 10 mg/kg wirkungslos ist,

- - 7 9 - -

w~hrend Rhodananilin in gleicher Dosis das tt~moglobin um 80% des Aus- gangswertes senkt. Der Bhtzerfall ist rapid, Von einem Tag zum anderen wurden 36% Abnahme beob~chtet.

Auf die fibrigen Wirkungen (Ka]tbltiter, isolierte Organe) soll bier nieht eingegangen werden.

Gestattet sei noch ein ttinweis darauf, inwieweit diesen Untersuehungen aueh eine ioraktisehe Bedeutung zukommt. Die Frage, ob organisches Rhodanid in der Natur bzw. in I-Ieilmitteln vorkommt, muB bejaht werden. Alle Stoffe, die SenfSle enthalten, gleich, ob synthetisch dargestellt oder natiirlich vorkom- mend, enthatten organisehes Rhodanid, wovon man sich leicht tiberzeugen kann, wenn man das fragliche Produkt mit Kaliumsulfid behandelt. Dabei wird aus organischem Rhodanid Rhodankali abgespalten, das man mit einem Tropfen Ferrisalz nachweist. AuBer senf und Senf61en gibt diese Reaktion auch alko, holischen Rettiehextrakt. Mit Rtieksieht auf den Gebrauch van Rettich zur Be- handlung yon Gallenleiden ist das zu beaehten. Wahrseheinlieh handelt es sieh mn Allylrhodanid, das ja eines der am wenigsten giftigen und nieht mit den typischen Wirkungen behaftet ist. In Anbetraeht der erhebliehen Wirksamkeit organischer Rhodanide dtirfte eine Untersuchung zweckmi~Big sein, wie bekannte Gifte and Pharmaka sich nach Einftihrung des Rhodanrestes verha]ten, eine Frage, die demn~ehst in Angriff genommen werden soll.

O. Steppuhn (Moskau): Ein lohnender Er t r ag volksmedizinischer Forschung.

Die volksmedizinische F0rschung gewinnt in RuBland besondere Bedeutung aus zweierlei Grtinden. Einmal hat sich das Volkswissen ganz ungemein heraus- d i f fe renz ie r t , was dutch Vielst~mmigkeit, Mangel an Verkehr und Verketn's- mitteln, diinne BevSlkerung, Mannigfaltigkeit yon Landschaft, Klima, Boden usw. erkl~rt wird; zweitens, weil der unendliehe floristisehe Reiehtum und die wenig entwiekelte synthetisehe tteilstoffindustrie zu gl~uben veranlassen, dab die russisehe pharmazeutische Industrie in absehbarer Zukunft sieh sehr bedeutend aueh auf die Pf lanze als Rohs to f f wird s t i i tzen mfissen.

Es steht fest und es haufen sich Beispiele daftir, dab die Pflanzenwelt in keiner Weise auf ihren Medikamentwert durchgepriift ist. Vieles wird unterschatzt, so manches ist iiberhaupt noeh nicht bekannt. Die Geburt der Pharmakologie als Wissenschaft fallt mit dem Aufbau der Farbenindu- strie und ihrer Abzweigung, der synthetischen pharmazeutischen Industrie, zusammen. Im Taumel der Erfolge auf diesem Gebiet ist die Pf lanze als t t e i l s t o f f t r a g e r i n zu kurz gekommen. Wenn die Revision der vSlki- schen Pflanzenheilkunde tiberhaupt lohnend w~re, so doch ganz besonders in RuBland aus den schon angeftihrten Grtinden. Anfange di~ser groBen Programmarbeit konzentrieren sich um das')ioskauer staatliche chemo- pharmazeutische Forschungsinstitut. Die Durcharbeitung geschieht naeh vier Richtungen: 1. Studium alter Handschriften und Bficher (besonders Klosterbibliotheken), 2. Sammeln yon Angaben an der Quelle, bei den tteil- kundigen auf dem Lande, im Doff und allgemein bei gebildeteren Land- bewohnern (Popen, Lehrer) dutch Verschicken yon Fragebogen, 3. pharma-