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Philosophie Anthropologie M3 S4 René Descartes Zwei Substanzen: Leib und Seele (DUALISMUS) „Was habe ich vordem geglaubt zu sein? Doch wohl ein Mensch. Aber was ist das „ein Mensch“? Soll ich sagen: ein vernünftiges, lebendes Wesen? Keineswegs, denn dann müsste man ja hernach fragen, was ein lebendes Wesen und was vernünftig ist, und so geriete ich aus einer Frage in mehrere noch schwierigere. Wie verhält es sich nun aber jetzt? Ich bin also nur ein denkendes Wesen, d.h. Geist, Seele, Verstand, Vernunft. Ich bin nicht jenes Gefüge von Gliedern, das man den menschlichen Körper nennt.“ R.Descartes (1959: Meditationen über die Grundlagen der Philosophie.) Descartes Lehre von den beiden Substanzen (Denken und Ausdehnung) Descartes hat zwei verschiedenartige Substanzbegriffe entwickelt: res cogitans res extensa Descartes bezeichnet das Ich, das ihm aus dem Zweifel bleibt als res cogitans. Darin fallen zusammen: + Geist + Seele + Verstand + Vernunft Demnach ist res cogitans also ein Ding, das zweifelt, ja sagen, nein sagen kann, das will, nicht will usw. Res extensa ist das Gegenstück zu res cogitans. Es stellt die äußere Lebenswelt dar und sind besonders bestimmt durch: - Ausdehnung - Bewegung - ferner Gestalt, Größe, Anzahl, Ort und Zeit Das alles sind die primären Eigenschaften der Körper. Sie sind rational, da sie quantitativ und mathematisch erfassbar sind.

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Philosophie Anthropologie M3

S4

René Descartes Zwei Substanzen: Leib und Seele (DUALISMUS) „Was habe ich vordem geglaubt zu sein? Doch wohl ein Mensch. Aber was ist das „ein Mensch“? Soll ich sagen: ein vernünftiges, lebendes Wesen? Keineswegs, denn dann müsste man ja hernach fragen, was ein lebendes Wesen und was vernünftig ist, und so geriete ich aus einer Frage in mehrere noch schwierigere. Wie verhält es sich nun aber jetzt? Ich bin also nur ein denkendes Wesen, d.h. Geist, Seele, Verstand, Vernunft. Ich bin nicht jenes Gefüge von Gliedern, das man den menschlichen Körper nennt.“ R.Descartes (1959: Meditationen über die Grundlagen der Philosophie.)

Descartes Lehre von den beiden Substanzen (Denken und Ausdehnung)

• Descartes hat zwei verschiedenartige Substanzbegriffe entwickelt:

res cogitans res extensa • Descartes bezeichnet das Ich, das

ihm aus dem Zweifel bleibt als res cogitans.

• Darin fallen zusammen: + Geist + Seele + Verstand + Vernunft

• Demnach ist res cogitans also ein Ding, das zweifelt, ja sagen, nein sagen kann, das will, nicht will usw.

• Res extensa ist das Gegenstück zu res cogitans.

• Es stellt die äußere Lebenswelt dar und sind besonders bestimmt durch: - Ausdehnung - Bewegung - ferner Gestalt, Größe, Anzahl, Ort und Zeit

• Das alles sind die primären Eigenschaften der Körper.

• Sie sind rational, da sie quantitativ und mathematisch erfassbar sind.

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Sinneswahrnehmung Verstand • nur subjektiv, undeutliche

Eindrücke von der Außenwelt möglich.

• Kein wirkliches Abbild der Natur

• D.h. Aussagen können nur über sekundäre Eigenschaften von Dingen gemacht werden (z.B. Farbe grün).

• Nur er kann über die primären Eigenschaften der Dinge sichere physikalische Aussagen machen.

• D.h. Aussagen können über die primären Eigenschaften gemacht werden.

• Diese Lehre von den zwei Substanzen birgt in sich einen scharfen Dualismus. D.h., dass es außer dem ungeschaffenen und vollendeten Sein Gottes in der Welt zwei völlig getrennte Reiche gibt, nämlich:

Res Extensa Res Cogitans ausgedehnte Körper

Leib Ausdehnung

gestaltliche Quantität mechanisch determiniert

materielle Welt

reines Denken Geist

unräumlichfrei geistige Welt

• Der Mensch hat Anteil an beiden Welten. Es herrscht also ein strenger Parallelismus zwischen res cogitans und res extensa.

• Die Harmonie der beiden Substanzen wird durch die Lehre von den Lebensgeistern gewährleistet. Sie sorgen für den Übergang vom Körperlichen zum Geist und umgekehrt

• Dabei gibt es eben einen strengen Parallelismus: Einem bestimmten Körperzustand soll ein seelischer entsprechen (z.B. Durstgefühl --> Trinken).

• Der Garant für die Nützlichkeit des Systems ist die Konstruktion des gütigen Gottes.