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Forum Scientiarum SS 2012
Kurt Bräuer
Philosophische Aspekte der Modernen Physik
09 Physiologie und Zeit
05.07.2012 1 www.kbraeuer.de
Philosophische Aspekte der Modernen Physik
05.07.2012 2 www.kbraeuer.de
Philosophische Aspekte der Modernen Physik 09 Physiologie und Zeit
Drogen wirken auf das Gehirn und beeinflussen das Bewusstsein
Bestimmte kortikale Hirnbereiche sind mit ganz bestimmten
Bewusstseinsfunktionen verknüpft visuell, motorisch, sen
Gehirn und Bewusstsein
sorisch, …
z.B. Frontallappen: Denken, Ethik, Erkennen von Gegenständen
Funktion von Nervenzellen und Neuronalen Netzen sehr gut bekannt
Funktion des Bewusstseins ist uns gut bekannt
Sinnenseindrü
cke + Gedächtnisinhalte Bild der Wirklichkeit
Exzerptierung, Spatalisierung, Narrativierung, Kompatibilisierung
Unklar: Zusammenhang zwischen Physiologie und tatsächlicher
Wahrnehmung der Bewusstsei
nsinhalte Bohm: umfassende Bewegung
Wir nehmen die Welt als Bild wahr, das unser Gehirn produziert
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1929 Hans Berger österreichischer Psychiater
Messung bioelektrischer Aktivität über Elektroden am Gehirn
Elektro-Enzephalographie EEG
Alpha-Wellen mit 10 Hz Kontrolle der Geh
Bereitschaftspotentiale
irnbereiche
1965 Hans Kornhuber und Lüder Deecke deutsche Neurologen
Untersuchung hirnelektrischer Begleitvorgänge bei wiederholten
Willkürbewegungen am Menschen
Gemittelte Potentiale (getriggerte Üb
erlagerung von EEGs)
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Veränderungen im elektrischen Feld einer Hirnregion etwa eine Sekunde
vor einer ‚spontanen‘ Handlung z.B. Fingerschnippen
Überlagerung vieler Proben
Bereitschaftspotential
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Bereitschaftspotential: Gehirn bereitet eine Handlung vor
Zeitliche Abfolge ist jedoch höchst erstaunlich
0.8 – 1.5 Sekunden
keine Reaktionen, sondern spontane Handlungen a
Bereitschaftspotential
us eigenem Antrieb!
Hirn ist ca. eine Sekunde vor dem Entschluss zur Handlung schon aktiv
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Zwischen bewusster Entscheidung und Handlung verstreicht
keine Sekunde, das würden wir merken!
Bewusste Entscheidung und Bereitschaftspotential sind nicht
Benjamin Libet 70‘er Jahre
Bewusste Handlungen
synchron
Freier Wille setzt voraus, dass der Entschluss zur Handlung
nicht erst eine Sekunde nach Gehirnaktivierung gefasst wird
Versuchsperson soll spontan eine einfache Handlung vornehmen
Wann wi
rd bewusste Entscheidung zur Handlung getroffen?
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Messung:
o Moment der Bewegung durch elektrische Aktivität der Hand
o Moment des Einsetzens des Bereitschaftspotentials durch Kopfelektroden
o Moment der Entschlussfassung durch verbales Verkünden der
Versuchsperson
Ergebniss (mit überraschend guter Statistik):
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Unser Bewusstsein lässt uns glauben, es treffe Entscheidungen und sei
Urheber derselben
Im Moment der Entscheidung ist es jedoch nicht präsent
Bewusstsein ist mit materiellen Vorgängen ve
Illusionen
rknüpft Gedächtnis
Bewusstsein kann nicht primär sein
Vergleich mit physikalischem Illusionismus
Raum, Zeit, Lichtstrahlen, Elektronen, Atome,
elektromagnetische oder gravitative Felder…
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60er Jahre: grobe Hirnoperationen
Zur Schmerzbehandlung, Bekämpfung der Parkinson-Krankheit, Lobotomie
Patienten sind dabei bei vollem Bewusstsein
Möglichkeit zum Vergleich der Außen
Hirnreizungen
- und Innensicht des Gehirns
Reizungen des sensorischen Cortex wird in den Körper hineinprojiziert
Reizung muss länger als eine halbe Sekunde dauern ( m Gegensatz zur direkten
Hautreizung, die unmitt
i
elbar erlebt wird)
Störung des Cortex bei direkter Hautreizung verhindert bewusstes Erleben
des Reizes
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Geringfügige Hautreizung
Evoziertes hervorgerufenes Potential
Stimulation vom Gehirn registriert,
jedoch nicht bewusst erlebt
Starke Hautreiz
Evozierte Potentiale und zeitlicher Rückbezug (Libet67)
ung
wird bewusst erlebt
kann gestört werden
Hirnreizung
Bewusstsein verspätet
Hypothese:
Evoziertes Potential dient
zur zeitlichen Einordnung
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Signale von Sinnesorganen gelangen über den Thalamus
tiefe, ältere Hirnregion zum Cortex
Stimulation des Thalamus: Aspekte von Hautreizung und Hirnreizung
EEG entspricht dem b
Thalamus-Stimulationen
ei Hautreizung
mit evoziertem Potential
Bewusstsein unmittelbar nach der Reizung
wenige Millisekunden
Hypothese der Rückdatierung durch evoziertes
Potential bestätigt
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Bewusstseinsstrom fließt nicht gleichförmig dahin
nicht so wie es erlebt wird
Verschiedene Konzepte sind gleichzeitig
vorhanden und werden laufend
Daniel Dennet 1994 : Modell der mannigfaltigen Konzepte
regidiert
Verspätung des Bewusstseins liefert die
für die Darstellung der Weltinhalte
notwendige Zeit
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Ohne Wegedetektor: Wellenphänomen
Mit Wegedetektor: Teilchenphänomen
Entscheidung für oder gegen Wegedetekor
wird sehr spät getroffen
Wigner's 'delayed choice' Experiment am Quanteninterferometer
Klassische Betrachtung Rückdatierung
der Entscheidung für Teilchen oder Welle
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Freier Wille:
Bewusstsein kann Handlung nicht beginnen, aber eine der Möglichkeiten
wird unbewusst manifestiert
Altes Testament - Bewusstes Veto
10 Gebote, Anweisungen, wie man n
Ethik:Veto-Theorie
icht handeln soll (nicht töten, nicht
ehebrechen,…)
Auftreten einer Absicht ist unbewusst und lässt sich nicht verhindern
Motorischer Akt der Ausführung lässt sich bewusst verhindern
Neues Testament - Unbewusstes Veto
Bergpredigt: 'Ich aber sage Euch, wer eine Frau ansieht, sie zu begehren,
der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen'
Bereits der Gedanke macht schuldig!
Der Mensch wird nicht mit seinem Bewusstsein identifiziert
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Ich glaube nicht an die Freiheit des Willens. Schopenhauers Wort:
'Der Mensch kann wohl tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will',
begle
Albert Einstein - 'Mein Glaubensbekenntnis' 1932
itet mich in allen Lebenslagen und versöhnt mich mit den Handlungen der
Menschen, auch wenn sie mir recht schmerzlich sind.
Diese Erkenntnis von der Unfreiheit des Willens schützt mich davor, mich selbst
und die Mitmenschen als handelnde und urteilende Individuen allzu ernst zu nehmen
und den guten Humor zu verlieren.
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