Plattform in den Wolken - forumholzbau.comtechnik.pdf · 12 | Architektur & Technik 4-2003 Plattform in den Wolken «Blur», die Expo-Installation im Neuenbur-gersee bei der Arteplage

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  • 12 | Architektur & Technik 4-2003

    Plattform in den WolkenBlur, die Expo-Installation im Neuenbur-

    gersee bei der Arteplage Yverdon, hat ihre

    Nebelttigkeit eingestellt. Wer gerne in Wol-

    ken steigt, muss wieder Berge erklimmen. Eine

    neue Plattform im Himmel bietet das erneu-

    erte und erweiterte Berghaus auf dem Nie-

    sen im Berner Oberland.

    Erweiterung Berghaus NiesenText: Manuel Pestalozzi

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    Fr den Umbau und die Erweiterung des fast 150 Jahre altenBerghauses auf dem Niesen, auf dem Gebiet der Gemeinde Mle-nen gelegen, wurde ein Wettbewerb veranstaltet, den das Archi-tekturbro Aebi & Vincent, Bern, gewann. Ihr Projekt schlug vor,dem Niesen durch differenzierte Massnahmen ein neues, zeit-gemsses Erscheinungsbild zu geben. Es wurde von 2000 bis 2002realisiert und fhrte zu einer raffinierten Durchdringung von neuerund alter Bausubstanz. Das markanteste Merkmal ist zweifellosdie bereits erwhnte Plattform, die sich von der natrlichen Topo-grafie abhebt und inmitten eines atemberaubenden Panoramaseine fast surreal anmutende knstliche Landschaft bildet.

    Klare geometrische FormenAus Respekt vor dem 1856 erbauten Berghaus wurde dessen mar-kige Figur erhalten; das Neue erscheint unauffllig in der Formeines niedrigen, horizontalen Linienpaars, ber dem sich das ver-traute Krppelwalmdach aus dem 19. Jahrhundert als Symbolder Gipfelerstrmung behauptet. Die Hlle des bestehenden Berghauses wurde in den Original-zustand zurckgefhrt, mit geringfgigen Vernderungen imBereich der Ein- und Zugnge. Der Haupteingang zum Restau-rant wurde am bisherigen Ort belassen. Er fhrt in einen geru-migen Saal mit Restauranttischen, Buffet und Bar. Integriert indiesen grossen Raum ist auch der durch transparente, nichttra-gende Wnde begrenzte Kiosk. Die Gstezimmer in den Ober-geschossen blieben grsstenteils unverndert; man ergnzte sielediglich durch neue Sanitrzellen.Der Neubau besteht im Wesentlichen aus einem leichten Dachund einer transparenten Fassade aus Glas. Die leichte Stahl-Kon-struktion hat den Charakter eines Zwischenglieds, das einen flies-senden bergang von den gefangenen Rumen im Berghaus zur

    Eine leichte Glas-/Stahl-Konstruktion ergnzt das bestehende, fast 150 Jahrealte Berghaus auf dem Niesen. Horizontale Ebenen und verglaste Wnde erlau-ben das ungehinderte Bewundern des herrlichen Panoramas. Fotos Adrian Scheidegger/Aebi & Vincent Architekten SIA AG.

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    offenen Natur herstellt. Es wurde ausserdem die Gelegenheit zurwirksamen Entflechtung der verschiedenen Funktionen genutzt:Die Kche ist im nrdlichen Teil der Erweiterung einquartiert, hin-ter dem alten Berghaus befindet sich ein Toilettenkrper als wei-tere Anlagerung ans alte Gebude.Die neuen Elemente der Erweiterung stehen durch ihre klarengeometrischen Formen im Kontrast zur natrlichen Berglandschaft.Die Hand des Menschen wird sichtbar, es lsst sich auch erken-nen, dass deren Berhrung eine sanfte, behutsame ist.

    Das Buffet und derRestaurantsaal sindzurckhaltendmbliert. Nichts sollvon der Aussichtablenken.

    Bauherrschaft:Niesenbahn AG, Mlenen/BE

    Architektur:Aebi & Vincent, Architekten SIA AG, Bern

    Der gleichmssige Raster des Bodenbelags bezeugt, dass Innen- und Aussen-raum eine Einheit bilden.