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PETER MEYER REISEFÜHRER Landeskunde & Reisepraxis POLEN: OSTSEE & MASUREN Strände, Städte & Natur – Aktivurlaub in Nordpolen VON GRAˇYNA & WOLFGANG KLING 1. Auflage Frankfurt am Main 2007 PETER MEYER VERLAG

POLEN: OSTSEE & MASUREN · 2020. 3. 23. · Den Jazz im Blut 75 Kulturelle Einrichtungen 76 REISEPLANUNG & ANREISE 81 Reisezeit & -dauer | Reisekosten 81 Ein- & Ausreise | Zahlungsmittel

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P E T E R M E Y E R R E I S E F Ü H R E R

Landeskunde & Reisepraxis

POLEN: OSTSEE & MASUREN

Strände, Städte & Natur – Aktivurlaub in Nordpolen

V O N G R A ˇ Y N A & W O L F G A N G K L I N G

1. Auflage Frankfurt am Main 2007P E T E R M E Y E R V E R L A G

PolO_allg. Teil 20.08.2006 20:40 Uhr Seite 1

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8 Warum nach Nordpolen reisen?

11 HOHER HIMMEL, WEITES LAND

11 Geografie & Landschaft

14 Klima, Wind & Wetter

15 Klimatabelle Danzig

16 Klimatabelle Masuren

17 Flora & Fauna

17 Pflanzen und Vögel am Baltischen Meer

20 Anglerparadies: Nordpolens fischreiche Seen

21 Die Grüne Lunge Polens: Warmia & Masuren

25 Die Urwälder Masurens

27 Nationalparks in Nordpolen

27 Woli˙ski-Nationalpark | S¬owi˙ski-Nationalpark

29 Grafik: Die Wanderdünen von fleba

29 Wigierski-Nationalpark | Biebrza˙ski-Nationalpark

30 Der Masurische Landschaftspark

31 Umweltfragen

35 DIE 1000-JÄHRIGE NATION

35 Polen unter den Piasten

38 Das Goldene Zeitalter unter den Jagiellonen

39 Karte: Der Deutsche Orden, Polen & Litauen um 1400

40 Dreimal geteilt und am Ende ganz verloren

41 Karte: Erste Polnische Teilung 1772

42 Karte: Zweite Polnische Teilung 1793

42 Karte: Dritte Polnische Teilung 1795

43 Mit Stift und Feder gegen die Fremdherrschaft

46 Quo vadis, Polen?

47 Der 2. Weltkrieg und die vierte Teilung

49 Widerstand gegen die Nazis

50 Karte: Verschiebung des Territoriums 1693 – 1945

50 Volksrepublik Polen

54 Die 3. Republik & ihr Weg in die Marktwirtschaft

54 In Hinterpommern wichtig wie eh und je: Kartoffeln

55 Die masurische Landwirtschaft und die EU

I N H A L T

N A T U R & U M W E L T

Lage und Einteilung 12

Der Seeadler,

Wappentier Polens 19

Wojtek, der

Weißstorch 22

G E S C H I C H T E &W I R T S C H A F T

Der Akt von Gnesen 37

Volk aus der Großen Wild-

nis: Die Masuren 44

(West-)Deutsch-Polnische

Annäherungen 52

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LEBEN UND LEBEN LASSEN 59

Sprache & Verständigung 59

Kirche und Glaube 61

Frömmigkeit und Patriotismus 61

Die »heilige« Familie und die Frauen 63

Kraut und Rüben: Die polnische Küche 65

Die Mahlzeiten 66

Was man so trinkt 68

Kunsthandwerk: Kitsch & Kunst 70

Den Jazz im Blut 75

Kulturelle Einrichtungen 76

REISEPLANUNG & ANREISE 81

Reisezeit & -dauer | Reisekosten 81

Ein- & Ausreise | Zahlungsmittel & Wechselkurs 82

Sicherheit | Infos für Gehbehinderte 84

Was mitnehmen? 85

Anreise 89

Mit dem Auto | Mit Bahn oder Bus 89

Mit dem Flugzeug 90

Reisen für Aktive – organisiert & individuell 90

Strände & Strandwanderungen 90

Surfen, Paddeln & Segeln 92

Angeln 94

Radwandern 94

Reiten & Kutschfahrten 95

Reiseveranstalter 95

REISEPRAXIS AM URLAUBSZIEL 99

Öffnungszeiten & Feiertage 99

Post & Telefon 99

Medizinische Versorgung 100

Unterwegs mit Auto, Bahn & Bus 100

StVO & Co 100

Öffentliche Verkehrsmittel 103

Unterkunft 103

h Hotels & Pensionen 104

c Camping & Bungalows 108

K U L T U R & L E B E N S A R T

Altpolnischer Bigos 68

Bernstein – das Gold des

Baltischen Meeres 72

R E I S E - I N F O R -M A T I O N E N

Checkliste:

Was mitnehmen? 86

h Schlafen wie

die Grafen 104

h Agrotourismus = Feri-

en auf dem Land 106

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111 GROSSSTADT IM GRÜNEN

111 Blick in Stettins Stadtgeschichte

116 Stadtrundgang

116 Auf der Roten Route durch die Altstadt

121 Das Pariser Viertel

122 Durchs Hafentor zur Jakobikirche

124 Kunst & Ausflüge

124 Das Nationalmuseum und seine Sammlungen

125 wPuszcza Bukowa & Puszcza Goleniowska

126 wPilze sammeln in der Puszcza Wkrza˙ska

126 Praktische Informationen

126 Unterkunft & Camping

129 Essen & Trinken

131 Pubs, Clubs & Discos

132 Shopping | Nützliches

133 DIE INSEL WOLIN | WOLLIN

133 Die Stadt Wolin – das legendäre Vineta?

135 Mi¸dzyzdroje | Misdroy – Quellbad an der Ostsee

138 Ausflüge im Woli˙ski-Nationalpark wf

143 Praktische Informationen

146 Das Seebad Æwinouj¯cie | Swinemünde

151 Praktische Informationen

155 WEISSER SAND, GRÜNE HÜGEL

155 Kamie˙ Pomorski | Cammin – Domstadt am Bodden

157 Der Dom

158 Praktische Informationen

160 Die klassischen Badeorte entlang der 102

164 Trzebiatów | Treptow

167 Ko¬obrzeg | Kolberg – Auf Salz gebaut

167 Sehenswertes

172 Praktische Informationen

174 Orte entlang der Küste bis Mielno

177 Die Küste zwischen Koszalin und Ustka

177 Koszalin | Köslin

178 Vom Hinterland zur Küste

179 Dar¬owo | Rügenwalde – »Königliche« Wurststadt

184 Nach Jaros¬awiec | Jershöft

185 Familienfreundlich: Ustka | Stolpmünde

189 f Mit dem Fahrrad nach Rowy

S T E T T I N & W O L I N - I N S E L

Szczecin: Innenstadt 114

Grüne Oasen 122

Szczecin: Übersicht

& Hotels 128

Mi¸dzyzdroje 136

Insel Wolin & Woli˙ski-

Nationalpark 140

Æwinouj¯cie 148

K Ü S T E & H I N T E R L A N D

Kamie˙ Pomorski 159

Kirche von Trz¸sacz 161

Ko¬obrzeg 170

Dar¬owo & Dar¬ówko 183

Ustka 186

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S¬upsk | Stolp – Klein-Paris in Hinterpommern 190

Stadtbesichtigung 191

Praktische Informationen 195

Im und um den S¬owi˙ski-Nationalpark 197

Der kleine Künstlerort Smo¬dzino | Schmolsin 197

Das Freilichtmuseum in Kluki | Klucken 198

fleba | Leba – Vom Sande verweht 200

wPolens Sahara: Wo die Dünen wandern 204

f Radeln an der slowinzisch-kaschubischen Küste 206

Ein Zipfel Kaschubei 207

DIE ALTE DAME DANZIG 213

Kleiner Überblick zur Stadtgeschichte 213

Stadtbesichtigung 217

Rundgang durch die Rechtstadt 217

Die Altstadt 227

Sehenswerte Museen 228

Das Zisterzienserkloster von Oliwa | Oliva 232

Praktische Informationen 233

Unterkunft & Camping 233

Essen & Trinken 236

Einkaufen 238

Nützliches 240

Sopot | Zoppot – Das alte Weltbad 241

Stadtbummel 245

Praktische Informationen 248

Gdynia | Gdingen – Stadt vom Reißbrett 252

DIE KASCHUBEI – EIGENWILLIGES LAND

UND EIGENWILLIGE LEUTE 255

a Tour in den Norden der Kaschubei 255

Wejherowo, das kaschubische Jerusalem 255

An der Zatoka Pucka | Putziger Bucht 258

Zur Ostseeküste 260

Tagesausflug: Mit dem Schiff nach Hel | Hela 263

Von Danzig in die Kaschubische Schweiz 265

ˇukowo | Zuckau 266

Kartuzy | Karthaus 266

Chmielno | Chmelno 268

Die Kaschubische Straße 268

Ko¯cierzyna | Berent 269

S¬upsk 192

S¬owi˙ski-Nationalpark 204

Fischer mit Kultur:

Die Slowinzen 199

fleba 203

D A N Z I G & K A S C H U B E ILech Wa¬¸sa und die

Solidarno¯ç 214

Gda˙sk: Innenstadt 218

Langer Markt 221

Marienkirche 225

Artushof 230

Gda˙sk: Hotels 235

Dominikanermarkt 238

Sopot: Innenstadt 245

Sopot: Übersicht 248

Aus hartem

Holz geschnitzt: Die

Kaschuben 256

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273 WEICHSELWERDER UND DIE BURGEN-ROUTE

273 ˇu¬awy Wi¯lane | Weichselwerder

273 Auf der Insel Sobieszewo

274 Auf der 501 bis zum KZ Stutthof

275 Malbork | Marienburg

276 Die Burg – Sitz und Bollwerk des Deutschen Ordens

283 Ausflug nach Pelplin

284 Tipp: Burgen an der Weichsel

285 DIE BERNSTEINKÜSTE: DAS FRISCHE HAFF

285 Die Frische Nehrung, die schönste Sackgasse Europas

288 Elbl˚g | Elbing

290 Stadtspaziergang

292 f Durchs oberländische Flachland nach Æwi¸ty Gaj

293 Praktische Informationen

294 Das Schloss von Kadyny | Cadinen

295 Die Kopernikusstadt Frombork | Frauenburg

295 Der Dom

298 Braniewo | Braunsberg

300 DIE OBERLÄNDISCHE SEENPLATTE

300 Zur Herder-Stadt Mor˚g | Mohrungen

301 Ostróda | Osterode

304 Ausflug übers Wasser nach I¬awa | Deutsch Eylau

309 ROT UND BLAU GETUPFTES GRÜN

309 Warmier, Polen und Borussen

309 Olsztyn | Allenstein – Das Zentrum des Ermlands

310 Bummel durch die Altstadt

313 Praktische Informationen

317 Ausflug: Wallfahrtsort Gietrzwa¬d | Dietrichswalde

318 a Fahrt in Warmias Nordosten

318 Dobre Miasto | Guttstadt – Die gute Kleine

319 Die Burg der Bischöfe in Lidzbark Warmi˙ski | Heilsberg

321 Unterwegs im Bartener Land

322 Das Trakehnergestüt in Liski | Liesken

322 Rückfahrt nach Olsztyn über Lutry und Barczewo

326 a Tour südlich von Olsztyn

326 Olsztynek | Hohenstein – Museales & Lebendiges

330 Abstecher nach Szczytno

W E I C H S E L ,H A F F &

O B E R L A N D

Die Marienburg 277

Der Deutsche Orden 278

Malbork 282

Elbl˚g 291

Frombork 297

Wo die Schiffe über

Berge fahren: Der Ober-

ländische Kanal 302

W A R M I A | E R M L A N D

Olsztyn: Die Burg 312

Olsztyn 315

Kulturgemeinschaft

»Borussia« 316

Bischofsburg 320

Wer waren eigentlich

die Pruzzen? 324

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DAS LAND DER STÖRCHE UND

HIMMELBLAUEN SEEN 333

Westlich der Großen Masurischen Seen 333

Rund um K¸trzyn | Rastenburg 333

Barciany & Drogosze | Barten & Dönhoffstädt 334

Das Zyklopennest des »Führers«: Die Wolfsschanze 335

Der Wallfahrtsort Æwi¸ta Lipka 337

Zur Kunstburg nach Reszel | Rössel 339

Ferien bei den Störchen: Jezioro Kiersztanowskie 341

Die grüne Stadt Mr˚gowo | Sensburg 342

Ryn | Rhein 346

Durch die Große Wildnis: Die Puszcza Piska 348

∏ Paddeln auf der Perle Masurens: Die Krutynia 348

Museum mitten im Wald: Piers¬awek 352

Kruty˙ – die »Hauptstadt« an der Krutynia 353

Rund um den Niedersee: Von Ruciane-Nida nach Pisz 358

Miko¬ajki und das Masurische Meer 361

Stadtbummel 362

f wRadeln und Wandern rund um Miko¬ajki 363

Praktische Informationen 369

Seen und Wälder Nordmasurens 373

Festungsstadt mit Hafen: Gi˛ycko | Lötzen 373

f Ausflüge per Rad 375

Praktische Informationen 378

W¸gorzewo | Angerburg 381

a Durch die Borkener Heide nach Go¬dap 382

Der nahe Osten: Die Seenplatte um E¬k 385

E¬k | Lyck – Idylle mit Schmalspurbahn »Popp« 385

a Ausflug zum Nationalpark an der Biebrza 387

Der ferne Osten: Zwischen Suwa¬ki & Augustów 389

Suwa¬ki 390

∏ Paddeln auf der Czarna Ha˙cza 394

Augustów und die Puszcza Augustowska 396

Kartenlegende 401

Stettin – Wolin – Küste bis S¬upsk 402

Kaschubei – Dreistadt – Weichsel, Haff & Oberland 404

Warmia – Masuren 406

Kartenverzeichnis | Impressum 408

Register der Orte & Sehenswürdigkeiten,

Stichworte & Personen 409

M A S U R E N

Schuster Kristan sucht

das Paradies 335

Reszel: Die Burg 340

Mr˚gowo 345

Krutynia-Route 351

Dort, wo Masuren am

masurischsten ist 367

Miko¬ajki 368

Weiße Flotte 372

Radeln bei Gi˛ycko 377

Gi˛ycko 379

Suwa¬ki 391

Czarna-Ha˙cza-Route 395

Augustów 399

K A R T E N & R E G I S T E R

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WARUM NACHNORDPOLEN REISEN?Lieben Sie ursprüngliche Natur und vielWasser, am besten Meer, Seen und Flüs-se alles ganz nah beisammen? Dann sindSie in Nordpolen haargenau richtig! UndSie müssen noch nicht mal in die Ferneschweben.Der Norden unseres östlichen Nachbarnist ein wahres Paradies für Naturlieb-haber und Aktivurlauber, egal ob Sie sichlieber paddelnd, in die Pedale tretendoder in Wanderschuhen fortbewegen, ei-ne wunderbare Feriengegend auch für In-dividualtouristen und für Familien mitkleinen Kindern. Exakt über 524 Kilome-ter erstreckt sich die polnische Ost-seeküste von Swinemünde bis zur russi-schen Oblast Kaliningrad. Wie an einerPerlenschnur säumen kleine pommer-sche Seebäder die Ufer und bieten preis-werte Unterkünfte, die größeren auchKuraufenthalte. Das gesunde Mikroklimamit seinem hohen Jodgehalt gibt’s gra-tis. Fast überall ist das Wasser sauberund die Wellen rollen an weiße, feinsan-dige und breite Strände. Allein schon derKlang des Namens Masuren versprichteine reizende, teilweise kaum berührte,waldreiche Landschaft mit mehr als3300 größeren Seen.

Auch Kulturinteressierte kommennicht zu kurz. Sie können durch alte tra-ditionsreiche Städte wie Stettin, Danzigoder Olsztyn (Allenstein) streifen – alle-samt nach den verheerenden Zerstörun-gen im Zweiten Weltkrieg weitgehendwiedererstanden, Sie können sich aufdie Route der beeindruckenden gotisch-mittelalterlichen Backsteinburgen an derWeichsel begeben oder in mehreren lie-bevoll gestalteten Freilichtmuseen viel

Interessantes und Lehrreiches über Völ-ker wie die Kaschuben oder die Slowin-zen erfahren.

Polen ist hierzulande noch immerrecht unbekannt, obwohl es so nah liegt.Auch wenn die Zahl westlicher Besucherseit 1990 kontinuierlich steigt, gibt es of-fenbar noch immer Hemmnisse, dieOder zu überqueren. Aus Unkenntnis hal-ten sich hartnäckig Stereotypen, Kli-schees und Vorurteile. Wer den Dichterwill verstehen, muss in Dichters Landegehen, riet einmal Goethe. Dem ist ei-gentlich nichts hinzuzufügen. Hoffentlichwirkt sich der Beitritt Polens in die EUauch in diesem Sinne fördernd aus.

Sicherlich geboren aus den schreck-lichen Erfahrungen in den letzten zweiJahrhunderten lautet ein polnischesSprichwort pessimistisch: Solange dieWelt Welt wird sein, wird der Deutschedem Polen kein Bruder sein. Dass essich hierbei aber nicht um eine unüber-windliche Abneigung handelt, merkte ich– Wolfgang – schon, als ich noch vor derWende mehrmals allein durch Polen reis-te und die große Hilfsbereitschaft undGastfreundschaft der Menschen allenFremden gegenüber schätzen lernte.Mittlerweile erkunden wir seit 1990 ge-meinsam als polnisch-deutsches Paardas Land zwischen Oder und Bug undstoßen immer wieder auf Überraschen-des und im Wandel Begriffenes. Ser-decznie witamy, herzlich willkommensind Sie in Polen auch heute schon.

Es gibt viel zu entdecken in diesemschönen Land, viel Spaß dabei wün-schen Ihnen

Gra˛yna und Wolfgang Kling

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NATUR & UMWELT

N A T U R & U M W E L T

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K U L T U R & L E B E N S A R T

R E I S E - I N F O R M A T I O N E N

S T E T T I N & W O L I N - I N S E L

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W E I C H S E L , H A F F & O B E R L A N D

W A R M I A | E R M L A N D

M A S U R E N

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Geografie & Landschaft Vor rund 500.000 Jahren sorgten extre-me klimatische Veränderungen dafür,dass riesige Gletscher ganz Nordeuropabedeckten. Warmperioden unterbrachendie folgenden drei Eiszeiten. Beim jewei-ligen Vordringen der Eismassen undbeim Abfließen der getauten Gletscherwurde die Erde stetig geformt. Vor etwa16.000 Jahren zerfiel der mächtigeEispanzer über dem nördlichen Europaallmählich. Zurück blieben verschieden-artige Ablagerungen und Vertiefungen:Hügel, Sanderflächen und viel Wasser –das charakteristische Landschaftsreliefder Ostseeküste und Nordpolens.

Das größte Brackwasser-MeerDie Ostsee ist erdgeschichtlich gesehenein sehr junges Meer. Ihr Ursprung be-ginnt mit dem Zurückweichen der letzteneiszeitlichen Gletscher, als sich die Balti-sche Senke mit Wasser füllte. Vor11.000 Jahren brach das gestaute Was-ser erstmals zur Nordsee durch. Salz-wasser flutete in den Baltischen Eisseeund schwemmte arktische Muscheln an.Die Gletscher zogen sich weiter vomskandinavischen Festland zurück, dasLand hob sich und schnürte das balti-sche Becken erneut ab, sodass sich in

der Mittelsteinzeit wieder ein großerSüßwassersee bilden konnte. Doch dieabklingende Eiszeit ließ den Meeresspie-gel des Atlantiks ansteigen und vor etwa8000 Jahre durchbrachen die Wasser-massen schließlich die Landverbindungzwischen Dänemark und Schweden. Erstvor 4000 Jahren bremste die (andauern-de) Hebung Skandinaviens die Überflu-tung mit Salzwasser. Damit war das Bal-tische Meer (polnisch: Morze Ba¬tyckie),wie die Ostsee in Anlehnung an den anti-ken Namen Baltia seit dem 11. Jahrhun-dert auch genannt wird, geboren.

Der Salzgehalt der Ostsee ist mit2,5 % sehr gering und nimmt nach Ostenhin weiter ab (0,3 %). Zum Teil gibt esgroße Sprünge im Salzgehalt, was mitdem Bodenprofil der Ostsee und demspezifischen Gewicht des Salzwassers zutun hat. Dort, wo die Landbewegungentiefer gelegene Becken hinterlassen ha-ben, sinkt das schwere Salzwasser nachunten, das Süßwasser, das aus den vie-len Flüssen nachströmt, bildet die obereSchicht. Dass die Ostsee das größteBrackwasser-Meer der Welt ist, liegt andiesem Mix aus Salz- und Süßwasser.

Höhen und TiefenDie skandinavischen Gletscher schobenbei ihrem Vordringen nach Süden gewal-tige Massen Gesteinsschutt vor sich herund walzten dabei die Erde platt. So ent-

11GEOGRAF I E & LANDSCHAFT

NA

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R &

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HOHER HIMMEL, WEITES LANDMeer und Sandstrand, weites, meist flaches Land an der Küste, tausende fast durch-weg saubere Seen im pommerschen Hinterland, in der Kaschubei und in den Masuren,herrliche Flüsse, eine reiche Flora und Fauna nicht nur in den Naturparks, besteVoraussetzungen für Wassersportler, Radler und Angler – das bietet der NordenPolens aktiven Urlaubern und Naturfreunden.

Masuren: Um den Jezioro Inulec führt eine

schöne Wanderung

PolO_allg. Teil 20.08.2006 20:40 Uhr Seite 11

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standen einerseits die Küstenniederun-gen des mitteleuropäischen Tieflandsund andererseits hügelige Höhenzügeam Ende der Vereisung. Diese Endmorä-nen sind charakteristisch für die nordpol-nische Landschaft: Der BaltischeHöhenrücken zieht sich girlandenförmigvon der Oder bis zu den Seesker Höhen

nahe der nordmasurischen Stadt Go¬-dap. Die Hügel erreichen eine durch-schnittliche Höhe von 200 m. Die Niede-rungslandschaften zwischen der Küsteund den Endmoränen sind von ausge-dehnten Grundmoränenplatten mit brei-ten und flachen Tälern gestaltet. Bei denGrundmoränen handelt es sich um unter

12 GEOGRAF I E & LANDSCHAFT

DAS KÜSTENLANDPommern wendet sein Gesicht dem Meer

zu. »Am Meere gelegen« bedeutet denn

auch sein Name, auf Polnisch po morze.

Die geografische Form Pommerns wird

gern mit einem Schmetterling

verglichen, der auf das offe-

ne Meer hinausfliegt. Sein

Leib entspricht der Oder,

Stettin dem Kopf, die Inseln Usedom und

Wolin figurieren als seine Fühler. Vorpom-

mern erscheint als der zerzauste und klei-

nere linke, Hinterpommern als der rechte

Flügel.

Das ehemalige Hinterpommern ist seit der

großen polnischen Verwaltungsreform von

1999 in zwei Wojewodschaften geteilt:

Zachodnio-Pomorskie (Westpommern) mit

der Hauptstadt Szczecin (Stettin) und Po-

morskie (Pommern) mit der Hauptstadt

Gda˙sk (Danzig). Westpommern nimmt ei-

ne Fläche von 22.900 km2 ein und reicht

an der Küste von Æwinoujscie (Swinemün-

de) bis Dar¬owo, dem einstigen Rügenwal-

de. Die Wojewodschaft Pommern ist flä-

chenmäßig etwas kleiner. Zu ihr gehört

auch das Weichselgebiet ungefähr bis zur

Stadt Kwidzyn (Marienwerder). Ihre öst-

liche Grenze verläuft auf der Höhe zwi-

schen dem Frischen Haff und Malbork (Ma-

rienburg).

DER NORDOSTENDie Wojewodschaft Warmi˙sko-Mazur-

skie schließt östlich an Pommern an. Sie

ist mit 24.200 km2 die viertgrößte der 16

Verwaltungseinheiten Polens. Gleichzeitig

hat sie mit nur 60 Einwoh-

nern pro km2 die geringste

Bevölkerungsdichte im Land.

Ihre Hauptstadt ist Olsztyn

(Allenstein). Sie gliedert sich in zwei Teile:

Im Westen liegt das historische Warmia

(Ermland), zu dem heute auch das ehema-

lige Oberland zwischen den Städten Elbl˚g

(Elbing) und Ostróda (Osterode) gehört.

Warmia war einst eines der vier Bistümer

des Ordenslandes. Seinen Namen bekam

es von dem pruzzischen Stamm der War-

mier, die hier siedelten.

Die Mazury (Masuren) entsprechen weitge-

hend dem südlichen Teil des ehemaligen

Ostpreußens. Die beiden höchsten Erhe-

bungen dieser Region sind gleichzeitig die

geografischen Eckpunkte der Masuren: im

Südwesten die Góra Dylewska (Kernsdor-

fer Höhe) mit 312 m und im Nordosten die

Szeskie Wzgórza (Seesker Höhen) mit ei-

ner Höhe von 309 m. Das russische

Kaliningrad begrenzt Masuren im Norden,

im Osten ist es die Wojewodschaft Podlas-

kie. Zu ihr gehören bereits die Kleinstädte

Suwa¬ki und Augustów.

LAGE UNDEINTEILUNG

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den Gletschern abgelagerten Schutt, derdurch das Eis vom Untergrund losgelöstund mitgeführt wurde. In diesen Zonenist die Landschaft leicht gewellt. In denMulden zwischen den Minihügeln liegendie eiszeitlichen Wasser, die nicht ab-fließen konnten. Diese Toteisseen prä-gen die Pommersche Seenplatte, diedurch Urstrom- und Flusstäler in mehrereSeensegmente zerschnitten wird. Diegrößten sind die Dramburger (PojezierzeDrawskie) und die Kaschubische Seen-platte (Pojezierze Kaszubskie).

Küsten und WanderdünenWo die Grundmoränenplatten bis an dieKüste reichen, werden sie von der Strö-mung und der Brandung gekappt. DieErosionstätigkeit des Meeres schafftSteilküsten mit schroffen Kliffen, wiezum Beispiel an der Küste der Insel Wo-lin. Die Kliffe bestehen hauptsächlichaus Ton und Lehm, in die eiszeitlichesGeröll eingelagert ist. Auch Wind undWetter verändern ständig das Aussehender Küste. Besonders im Spätherbst wü-ten Stürme an der Küste und die Wellentoben gegen das Land. Regen undSchmelzwasser graben tiefe Furchen indie anliegenden Hänge und Dünen. ImWinter arbeitet an ihnen der Frost. DerSturm hat dann leichtes Spiel, Stückeherauszubrechen. Die abgetragenenSande werden mit West-Ost-Strömunganderswo wieder angelandet. So entste-hen breite Strände, Nehrungen, Haffsund Dünen. Dünenwälle haben hier undda ehemalige Haffs abgeschnitten undzu Strandseen werden lassen. Beispielehierfür sind die Seen bei fleba und beiKoszalin. Bei den Dünenzügen selbst un-terscheidet man je nach Bewuchs weiße

und graue Dünen. Die imposanten Wan-derdünen von fleba gehören zu denweißen Dünen.

Beim größten Teil der polnischen Ost-seeküste handelt es sich um eine Aus-gleichsküste mit seichten Ufern, breitenSandstränden und bewaldeten Dünendahinter. Eine ausgeprägte Haffküstehaben wir an der Odermündung nördlichvon Stettin. Dieses Oderhaff ist fastschon ein kleines Meer. Es gehört zu ei-nem lang gestreckten Areal von Bodden-gewässern, die durch Inseln, Halbinselnund Landzungen von der offenen See ge-trennt sind. Ansonsten gibt es im weite-ren Verlauf der polnischen Ostseeküstekeine Inseln.

Die weit geschwungene DanzigerBucht ist sowohl Haff- als auch Neh-rungsküste. Nehrungen sind schmaleLandzungen, die ein Haff gegen dasMeer abschließen. So die Frische Neh-rung mit dem dahinter liegenden Fri-schen Haff. Sie entstand durch einer-seits von der Meeresströmung und an-dererseits von Weichsel und Nogatherangetragene Sinkstoffe, die sich all-mählich zu Inseln aufschichteten. DerWestwind trug schließlich das Seine bei,die Inseln mit angewehtem Sand zu ver-binden und die typische West-Ost-Aus-richtung der Nehrung zu formen. DieHalbinsel Hel, die sichelförmig mehr als30 km in die Danziger Bucht ragt, ist ei-ne Nehrung im Werden. Ihre charakteris-tische Form mit der Krümmung nach in-nen ist der Kraft der Wellen geschuldet.

Armes Pommern stein-reichReich bestückt hat die Natur das eherarme Land mit Steinen, die die Eiszeitaus Skandinavien mitbrachte. Man hat

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sie gut genutzt – die Alten für ihre Werk-zeuge und Waffen, die frühen Pommern-christen bauten damit ihre Gotteshäu-ser, für die Kutschen entstanden stei-nerne Straßen und Chausseen und dieHandelsstationen wurden zu gepflaster-ten Marktplätzen. Der Stein-Reichtumscheint nicht abzuebben. Die hinterpom-mersche Landschaft ist noch immer vonden wandernden Steinen übersät. Man-che dieser Findlinge haben imposanteMaße und ragen nicht selten aus demWasser an den Seeufern. Die Fantasieder Bevölkerung machte aus ihnen »Teu-felssteine« oder ließ sie von Riesen überdie pommersche Erde schleudern.

Die Seen im NordostenAuch die Große Masurische Seenplatteist ein Geschenk der letzten Eiszeit. Dieabfließenden Schmelzwasser formtendiese einzigartige Seenlandschaft, bilde-ten Flüsse, Bäche, Sölle, Sümpfe undMoore. Doch der Rückzug des Eises er-folgte keineswegs gleichmäßig. Glet-scher rückten wieder nach, Sandmas-sen, Gestein und Moränenschutt wurdenerneut zusammengeschoben. So ent-stand eine höchst vielfältige Landschaft,wie wir sie vor allem in den nördlichenund mittleren Masuren mit über 200 mhohen Hügeln, Senken und Ebenen an-treffen. Im Süden der Masuren dominie-ren Sander- (Schotter) und Heideflächen.

Bei den weit über 3000 masurischenSeen unterscheidet man zwischenGrundmoränen- und Rinnenseen. DieGrundmoränenseen bildeten sich meistals Wassersammelstellen in den Senkenund Becken. Sie sind oft sehr flach undneigen daher zur Verlandung. Viele sindbereits verschwunden, andere sind ver-

moort oder wurden zur agraren Nutzungtrockengelegt. Sie haben fast immer ei-nen unregelmäßigen Umriss und sind inder Regel nur klein. Allerdings handeltes sich auch bei den größten masuri-schen Seen um Grundmoränenseen.Diese entstanden aus riesigen Toteis-platten. Aber flach sind auch sie; selbstder Jezioro Æniardwy (Spirdingsee), dergrößte See Polens, ist maximal 23 mtief. Die Rinnenseen dagegen sind meistsehr viel tiefer, da sie durch abfließendeGletscherwasser gebildet wurden. Siesind daher lang gestreckt und oft leichtgewunden. Der schönste masurischeSee dieser geomorphologischen Art istzweifellos der Jezioro Nidzkie (Nieder-see) in der Puszcza Piska (Johannisbur-ger Heide).

KLIMA, WIND & WETTERIm nördlichen Polen herrscht zu größerenTeilen ein Übergangsklima. Während ander Küste atlantische Einflüsse überwie-gen und mildes, aber niederschlags-reiches Wetter bringen, ist das Klima imNordosten vom raueren KontinentalklimaOsteuropas geprägt.

SeewetterIm atlantischen Klimabereich der polni-schen Ostseeküste sind vor allem dieSommer sehr unbeständig. Oft ändertsich die Wetterlage mehrmals an einemTag. Strahlendem Sonnenschein amMorgen folgt plötzlich am Mittag ein hef-tiger Gewitterregen mit stürmischen Win-den, während am späten Nachmittagebenso plötzlich wieder die Sonne vomazurblauen Himmel lacht. Für Badelusti-ge oft ein stetes Hin und Her zwischen

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Strand und Strandbar. Das gilt vor allemfür den westlichen Küstenabschnitt zwi-schen Szczecin (Stettin) und Koszalin(Köslin). Aber auch im Übergangsbereichder Klimazonen östlich davon – also zwi-schen S¬upsk (Stolp), Danzig und demFrischen Haff – ist das in den Sommer-monaten nicht wesentlich anders.

Der Frühling an der Küste ist in derRegel eine verhältnismäßig kurze Über-gangszeit zwischen Winter und Sommer.Hier macht sich der Einfluss der Ostseestark bemerkbar, da sich das Wasserzwischen Skandinavien und Mitteleuropanur sehr langsam erwärmt. Die Wärmetritt dann häufig ganz unvermittelt ein,sie wird jedoch oft noch von Nachtfrös-ten unterbrochen. Das im Sommer auf-gewärmte Meer verlängert andererseitsden hier sprichwörtlich goldenen Herbst.Die ersten großen Stürme peitschen nor-malerweise im November die Ostseewel-len auf. Richtig kalt wird es meist erstum die Weihnachtszeit oder im Januar.

Der regenreichste Monat ist (ausgerech-net) der Juli. Dauerregen im Sommersind jedoch ganz selten. Zwischen Märzund Mai fällt am wenigsten Nieder-schlag.

Die Wassertemperaturen der Ostseebleiben mit 15 – 18 Grad auch im Som-mer kühl, nur in der Danziger Bucht istdas Wasser wärmer. Die Wasserqualitätist überall sehr gut, nur wiederum in derDanziger Bucht und dort vor allem in derNähe der Weichselmündung ist es starkverschmutzt.

Masurisches WetterIn den Masuren sind Sommertage mitTemperaturen über 30° C und Winterta-ge mit Temperaturen bis zu –25° C undmehr keine Seltenheit. Allerdings ist diewarme Jahreszeit sehr kurz. Die Winterdagegen sind äußerst lang und meistauch schneereich. Schneehöhen bis zu2 m verwandeln die Landschaft dann ineine reizende Märchenwelt. Durch-

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Tage°C

1,4 1,4 4,2 8,7 15,1 18,8 21,3 21 17,7 12,5 6,6 3,4

-3 -3,8 -1,3 2,2 7,2 11,1 14,3 13,9 10,6 6,7 2,2 -0,7

2,9 1,9 2,6 4,3 7,9 12,9 16,2 17 15,2 11,7 8,3 5,3

1,22 2,5 4,32 5,43 7,22 8,63 7,61 7,26 5,8 3,39 1,5 1,03

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34 30 30 34 44 59 77 79 55 54 39 42

Jan Feb Mär Apr Mai Juni Juli Aug Sep Okt Nov DezTemperaturTag °C

TemperaturNacht °C

TemperaturWasser °C

Sonne:Stunden/Tag

Regen:Tage/Monat

mm/Monat

Klimadaten Polen: Gdansk | Danzig 15 m

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schnittlich zählen die Masuren über 100

Frosttage und gerade mal um die 25

Sommertage mit über 25° C. Für einenreinen Badeurlaub eignen sich die Ma-suren also im Normalfall nicht, auchwenn die Wassertemperaturen dermeisten Seen zwischen Ende Juni und

Mitte September 20° C erreichen oderdarüber liegen. Außerdem regnet es imSommer recht häufig und mit starkenGewittern muss täglich gerechnet wer-den. Campingurlauber sollten entspre-chend gewappnet sein.

16 KL IMA , W IND & WETTER

WETTERFROSCHBei der Wettervorhersage halten sich die

Menschen Masurens lieber an die Natur

als an die Prognosen im Radio. Es wird

schön, sagen sie, wenn:

• die Sonne sehr klar untergeht,

• die Sterne klar scheinen, aber nicht

flimmern,

• es in der Nacht starken Tau gibt, der

einige Stunden nach dem Sonnenauf-

gang verschwindet,

• der Wind am Vormittag von Süden,

Südosten oder aus dem Osten kommt

und sich am Abend beruhigt,

• sich am Vormittag Hau-

fenwolken bilden, die

am Nachmittag wieder

verschwinden,

• der Rauch vertikal in

den Himmel steigt,

• die Mücken besonders aggressiv

zustechen.

Unfreundliches und regnerisches Wetter

dagegen kommt, wenn:

• am Abend starker Westwind weht,

• die Sonne hinter dunklen Wolken

untergeht.

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Tage°C

-2,6 -2,4 2,6 9,5 17,3 21,6 22 21,5 17,2 11,2 3,6 0,1

-8,3 -8,7 -4,9 0,9 6,3 10,5 12,3 11,9 7,7 4,0 -0,7 -4,2

0,9 2 4,7 5,4 7,3 8,5 7,6 7,0 5,3 2,8 1 0,7

17 14 13 13 11 13 16 14 12 13 14 16

29 28 30 37 42 77 93 81 56 47 38 36

Jan Feb Mär Apr Mai Juni Juli Aug Sep Okt Nov DezTemperaturTag °C

TemperaturNacht °C

Sonne:Stunden/Tag

Regen:Tage/Monat

mm/Monat

Klimadaten Polen: Suwa¬ki, Masuren 170 m

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FLORA &FAUNAAls der BambergerBischof Otto 1124ins östliche Pom-mern reiste, um diedort ansässigen Hei-den vom rechtenGlauben zu überzeu-gen, war sein Haupt-

problem eher natürlicher als religiöserArt. Wie sein Chronist Herbord berichtet,konnte sich der fromme Mann mit seinemGefolge nur äußerst mühsam einen Wegdurch die dichten Wälder bahnen. Dasganze Pommerland war damals ein schierundurchdringlicher Urwald. Mönche undNeusiedler hatten in den nächsten Jahr-hunderten alle Hände voll zu tun, dass auseinem puren Waldland Kulturland wurde.

Pflanzen und Vögel amBaltischen Meer

Auf Sand gewachsenSogar aus dem Weltall lässt sich derweiße Küstensaum ausmachen, beson-ders die weißen Hügel des ➚ S¬owi˙ski-Nationalparks bei fleba. Diese Weißdü-nen bestehen aus frischem Sand, dervom Wind hoch aufgetürmt wird. Er setztsich aus nährstoffarmen Muschelkalk,Quarz und anderen Mineralien zusam-men, auf denen sich nur hartgesottenePionierpflanzen halten können. Dies sindin erster Linie der Strandhafer, der sichmit seinen schuppigen Halmen im locke-ren Grund verankert, und das Haargras.Sie lassen sich sogar vom Sand über-decken und wachsen so mit der Dünemit. Nur dort, wo es durch Regenrinnsaleoder Trampelpfade zu Abruchkanten

kommt, können auch diese Pionierenichts mehr halten.

Die so genannten Graudünen sind ge-alterte Weißdünen, auf denen nun haupt-sächlich Gräser wie Sandsegge und Sil-bergras wachsen. Ihre abgestorbenenHalme bleiben unzersetzt auf dem Sandliegen und geben der Düne durch diesenRohhumus die graue Farbe. Polster ausMoosen und Flechten sowie Sandstroh-blume, Braunrote Sitter (Stendelwurz)und Stranddistel sind die Nachfolge-pflanzen, die die Düne weiter befestigen.Der ausdauernde, hochstielige Sitter ge-hört zu den spargelartigen Orchideenar-ten und liebt trockene und sandige Bö-den. Im Juli und August bildet er braunro-te bis violette, glockenartige Blüten, diebei warmen Wetter intensiv nach Vanilleduften.

Schließlich siedeln sich Zwergsträu-cher wie Besenheide und Krähenbeerean, die Wurzelpilze besitzen, die denRohhumus in Nährstoffe umwandelnkönnen. Auf der Dünenheide wachsenaußerdem Wundklee und Platterbse.Weit verbreitet sind Riedgras, Tüpfelfarn,dessen Blattunterseiten von Sporen nurso getüpfelt sind, und Sumpfporst, einbis zu 1,5 m hoher Strauch mit immer-grünen, lederartigen Blättern und Blüten-dolden. Er war früher ein beliebtes Mittelgegen Motten und wird daher auch Mot-tenkraut genannt. Sehr selten ist mittler-weile die Schwarze Johannisbeere.

Weitere Arten, die in Strandnähe ihrenLebensraum haben, sind der GemeinePestwurz und die Strandrogge, ein sehrhohes und bläulich-grünes Gras, daszum Befestigen des Flugsandes wichtigist. Die schöne blaublättrige und bis zu60 cm hohe Strandaster wächst auf salz-

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haltigen Strand- und Sumpfwiesen. Anden Kliffhängen findet man vor allemden Sanddorn. Die essbaren Beeren die-ses dornigen Strauches sind sehr reichan Vitamin C.

KüstenwälderAuf den nährstoffarmen und trockenenBöden breiten sich vor allem Kiefernwäl-der oder Kiefern-Eichen-Mischwälderaus. Ausgesprochene Sandkiefernwälderprägen denn auch oft das Landschafts-bild Nordpolens. Silbergras und Heide-seggen bewachsen häufig die Bödendes Kiefernwaldes, der sich oft aus derbuschigen Dünenheide entwickelt. Auffeuchten Ästen der Krähenbeere siedelnsich bald buschige Rentierflechten an,

die Trockenperioden durch Wachstums-starre überdauern. Die anspruchsloseBirke ist verstreut in fast allen Kiefern-wäldern anzutreffen. Vor allem an denRändern und an den Waldwegen.

Höchst beeindruckend sind die be-rühmten pommerschen Buchenwälder.Zum Teil gehen sie in einen Mischwaldmit Kiefern und Eichen über. Besondersim Küstenbereich Nordwestpolens ha-ben sie oft eine weitgehend geschlosse-ne Verbreitung, da die Buche die merge-ligen Grundmoränenböden liebt. DieWaldböden sind in der Regel sehr pflan-zenarm, weil die nicht selten riesigenLaubbäume kaum Sonnenlicht durchlas-sen. An lichteren Stellen gedeihen Zahn-wurz und Einblättriges Perlgras. Ansons-ten trifft man an feuchten Stellen aufFarne sowie auf Waldmeister, Busch-windröschen und Waldveilchen, drei zart-blättrige Frühlingsboten. Tipp: Die ältesten und schönsten Buchen

stehen im Bukowa-Urwald südlich von Stet-

tin und – als Bestandteile des ➚ Woli˙ski-

Nationalparks – an der Kliffküste bei

Mi¸dzyzdroje (Misdroy) und an den steilen

Hängen im Südwesten der Insel Wolin.

Vögel an der KüsteAuf dem Gebiet des Woli˙ski-National-parks horsten einige Paare des seltenen➚ Seeadlers. Auch Habicht, Turm- undWanderfalken, Kormorane, ➚ Weiß- undSchwarzstörche leben hier. Zurzeit ver-sucht man, den Uhu an der Küste wiederheimisch zu machen. Zu den Möwen-arten, die die Lüfte an der Küste in ihrerVielzahl und laut kreischend dominieren,gehören Lachmöwe, Gelbfußmöwe undSilbermöwe. Bei den Schwänen, die aufden Ostseewellen schaukeln, handelt es

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Sand, Strandhafer, Kiefern: Die Ostseeküste

bei Sarbinowo mit typischem Bewuchs

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sich um Höcker- undSingschwäne. Groß istdie Anzahl der langbeini-gen Schnepfenvögel. Zuihnen zählen beispiels-weise der Große Brachvogel und die Be-kassine, die im flachen Uferbereich nachKleintieren stochert. Sie wird auch Him-melsziege genannt, da beim Sturzflugder Männchen zur Erde ein dumpfes,meckerndes Summen zu vernehmen ist.

Leben im Baltischen MeerDas ➚ Brackwasser der Ostsee machtder Fauna und Flora das Leben schwer.Fische und Muscheln können sich nurschwer an das gemischte Wasser an-passen, deshalb gibt es in der Ostseenicht so viele Arten und die vorkommen-

den Meerestiere sind deutlich kleinerals in der Nordsee. Für die Fische-reiwirtschaft im Baltischen Meerbesonders wichtig sind Dorsch,Scholle, Flunder, Ostseeheringund Ostseesprotte.

Die Ostsee ist ein kleines Meer. DieAnziehungskräfte von Sonne und Mondwirken hier aber nicht so stark auf dasWasser wie in der Nordsee, weshalb esweder Ebbe noch Flut gibt. Auch die Wel-len in der Ostsee sind kleiner als in an-

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≥ Das Wappentier des Woli˙ski-Natio-nalparks (sowie des polnischen Staa-tes) ist der Seeadler (Haliaetus albicil-la). Er erreicht eine Höhe von 90 cmund eine Spannweitevon 2,40 m. Im Flugist er am keilförmi-gen weißen Schwanzund an den brettartig breiten, gefin-gerten Schwingen zu erkennen. SeineLäufe sind unbefiedert, denn er gehörtnicht zu den eigentlichen Adlern, son-dern steht den Milanen näher. Wiediese nimmt auch der Seeadler Aas anund schmarotzt bei anderen Greifvö-geln. Sein Lebensraum liegt stets amWasser, seien es Meeresküsten, Seenoder Flüsse. Er horstet gern auf alten,bis zu 30 m hohen Bäumen am Wald-rand. Der Horst besteht aus Knüppeln

und Ästchen. Erst im 5. Lebensjahr istder Seeadler geschlechtsreif. DasWeibchen legt im Februar oder März 1 – 3 matt kalkweiße Eier, die beide El-

ternvögel in etwa40 Tagen ausbrü-ten. Die Jungensind nach 80 – 90

Tagen flügge. Bei der Jagd vom erhöh-ten Ansitz aus oder im Suchflug ist derscheinbar schwerfällige Vogel äußerstgeschickt und vielseitig. Fische greifter im Fluge und sogar im Tauchen.Wasservögel überrascht er. Falls sietauchen, ermüdet er sie, indem er überdem Wasser so lange rüttelt, bis er sieschlagen kann. Altvögel überwinternmeist in der Nähe des Brutplatzes,Jungvögel streifen dagegen weitumher. ≤

DER SEEADLER,WAPPENTIER POLENS

Charakteristische Ufer-

vögel: Großer Brach-

vogel und Bekassine:

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deren Meeren. Zum Problem wird dieGröße der Ostsee bei Verschmutzungen:Durch die Flüsse gelangt viel dreckigesWasser und Dünger in das Meer. Nur beilang anhaltenden Stürmen im Frühjahroder Herbst kann sich das Ostseewas-ser wieder mit sauerstoffreicherem Was-ser aus der Nordsee vermischen.

Anglerparadies: Nord-polens fischreiche Seen In Nordpolen hat man insgesamt 6690

Seen gezählt! Allerdings sind dabei nurdie Gewässer berücksichtigt, die größerals ein Hektar sind. Ansonsten kämeman leicht auf die dreifache Anzahl.Nach der offiziellen Statistik besitzt diePommersche Seenplatte 4129, dieMasurische 2561 Seen. Sauber bis sehrsauber sind nahezu alle pommerschenSeen und alle masurischen Gewässernördlich von Gi˛ycko sowie alle kleine-ren, die mit den großen Durchlaufseennicht verbunden sind. Ebenso die isolier-ten Gewässer im Süden der Masuri-schen Seenplatte.

Neben den geomorphologischen Ei-genarten wie ➚ Moränen- und Rinnen-seen unterteilt man die Stillgewässer oftnach den Fischbeständen und den damitzusammenhängenden Wassertiefen. Sosind die Karauschenseen sehr seichteund schlammige Seen, in denen vorwie-gend Karauschen vorkommen. Dieser

Fisch gehört zur Familie der Karpfen undwird auch Moorkarpfen genannt. Hecht-seen sind in der Regel pflanzenreich,nicht tiefer als 6 m und haben schlammi-ge Böden. In ihnen leben außer Hechtenauch Aale, Rotauge und Schleie. DerZandersee ist nährstoffreich und bis zu12 m tief, seine Ufer oft mit Schilf um-säumt. Hier tummeln sich Zander, Karp-fen, Ukelei, Rotauge und Rotfeder. Die-ser silbergraue Fisch ist dem Rotauge(Plötze) ähnlich, hat aber rot gefärbteFlossenspitzen. Der Bleisee hat eine Tie-fe bis zu 20 m, schlammige Böden undist reich an Unterwasserpflanzen. Cha-rakteristische Fischarten dieses Seen-typs sind neben dem Blei, der zur Fami-lie der Karpfen gehört, vor allem Schleie,Hecht, Plötze, der oft in Schwärmen vor-kommende Kaulbarsch, Aal, Güster (we-gen seiner Form auch Breit- oder Platt-fisch genannt), Rotfedern und der Stint,der durchdringend nach frischen Gurkenriecht! Maränenseen schließlich sind tie-fer als 20 m, haben nur wenig Unterwas-serpflanzen und meist sandige, offeneUfer. Hier leben die sehr schmackhafteKleine und die Große Maräne aus der

Familie der Lachse, außerdem Aale,Hechte, Barsche, Plötze, Güster und dieebenfalls wohlschmeckende, grätenar-me Quappe, einziger Vertreter der Fami-lie der Dorsche im Süßwasser. Sie ist imNorden Polens stark verbreitet.

Schmeckt auch fein:

Die Kleine Maräne

Karpfenfisch, der zum Laichen aus der Ost-

see die Flüsse aufsteigt: Die Ziege

20 F LORA & FAUNA | ANGLERPARAD IES : NORDPOLENS F I SCHRE ICHE SEEN

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