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AZ 4125 Riehen 1 Freitag, 18. Februar 2000 Wochenzeitung für Riehen und Bettingen 79. Jahrgang / Nr. 7 Redaktion und Inserate: Verlag A. Schudel & Co. AG Schopfgässchen 8, PF, 4125 Riehen 1 Telefon 645 10 00, Fax 645 10 45 www.riehener-zeitung.ch Erscheint jeden Freitag Preis: Fr. 1.80, Abo Fr. 75.– jährlich Rekurs: Baubewilligung für Wiesesammlerkanal erteilt – Rekurs abgelehnt SEITE 2 Abstimmung: Wohn- umfeldaufwertung aus Riehener Sicht SEITE 3 Steuern: Expertentipps zu Steuererklärung und Treuhandfragen SEITE 12/13 Nachgefragt: Wirkungs- orientierte Verwaltungs- führung in Riehen SEITE 6/7 Sport: Bronzemedaille für TV-Riehen-Sprinter Benjamin Ingold SEITE 11 vor. So betrachtet, sei – auch wenn die- ses Szenario wenig wahrscheinlich sei – die Gefahr einer Eingemeindung Rie- hens gegen den Willen der eigenen Be- völkerung nicht von der Hand zu wei- sen. Denn aus der Sicht vieler kantona- ler Politikerinnen und Politiker seien die Landgemeinden eher ein lästiges An- hängsel, vor allem dann, wenn es bei politischen Sachfragen und Gesetzes- texten darum gehe, deren Bedürfnisse und deren Drang nach Eigenständigkeit zu berücksichtigen. Gleichwohl sieht Michael Raith eine Chance, den – wie er es nennt – «Geist der Eingemeindung», von dem die alte Kantonsverfassung von 1889 geprägt sei und der dazu geführt habe, dass etwa Kleinhüningens Existenz als eigenstän- dige Gemeinde beendet worden sei, aus der neuen Verfassung zu verbannen. Im Weiteren erhofft sich Riehens Gemeindepräsident eine Wiederbele- bung der Einwohnergemeinde der Stadt Basel. Denn es sei doch absurd, dass bei gewissen, ausschliesslich städ- tische Anliegen betreffenden Abstim- mungen auch die Stimmberechtigten der beiden Landgemeinden an der Ur- ne mitbestimmen könnten. Als Beispiel nannte Raith das Kehrichtabfuhrwe- sen, wo die Stimmberechtigten der Landgemeinden über ein Abfuhrsystem mitbestimmen könnten, von dem sie selbst in keiner Weise betroffen seien. In diesem Zusammenhang glaubt Michael Raith, dass es durchaus mach- bar wäre, je ein separates Budget und eine separate Rechnung für den Ge- samtkanton und für die Einwohnerge- meinde der Stadt Basel zu erstellen. Und: «Wenn der politische Wille wirk- lich vorhanden ist, dann liesse es sich auch einrichten, dass der Regierungsrat einmal in der Funktion als Kantonsre- gierung und einmal gewissermassen als Gemeinderat der Stadt Basel tagt. Und der Grosse Rat würde dann einmal mit den Riehener und Bettinger Abgeordne- ten als Kantonsparlament und einmal ohne diese als Parlament der Ein- wohnergemeinde der Stadt Basel ta- gen», so Michael Raiths Vorstellung. Tagung geplant Um sowohl im Kanton als auch in der Gemeinde selbst eine breite poli- tische Diskussion über die staatspoliti- sche Bedeutung der Landgemeinden in- nerhalb des Kantons in Gang zu setzen, will Michael Raith im kommenden Som- mer eine grossangelegte Tagung veran- stalten. Geplant seien zum einen Refera- te von staatspolitisch und verfassungs- rechtlich versierten Fachleuten und zum anderen Workshops, in denen ins- besondere die Möglichkeiten und Gren- zen der Gemeindeautonomie vertieft erörtert werden könnten. Er verspreche sich von einer solchen Tagung nicht nur wichtige und zu- kunftsorientierte Impulse für das Mit- einander von Stadt und Landgemeinden innerhalb des Kantonsgefüges. Wichtig sei auch, das immer wieder zu Tage tre- tende Informationsdefizit insbesondere der städtischen Grossräte in Bezug auf das Wesen der Landgemeinden zu be- heben. Denn seit er in der kommunalen und kantonalen Politik aktiv sei – und das seien immerhin 30 Jahre –, sei das Image der Landgemeinden in der Stadt gleichbleibend schlecht. «Tage der Landgemeinden», wie sie von den Landgemeinden sporadisch für die städtischen Mitglieder des Grossen Rates veranstaltet würden, seien zwar recht und gut, hätten aber nicht wirklich eine nachhaltige Wirkung hinsichtlich eines besseren Images. Michael Raith: «Eine nette Blueschtfahrt und ein Glas Schlipfer allein verändern die Meinun- gen über die Landgemeinden nicht.» POLITIK Nach dem negativen Grossratsentscheid zur Schulübernahme strebt Gemeindepräsident Michael Raith eine staatspolitische Grundsatzdiskussion an «Ein Glas Schlipfer allein verändert die Meinungen nicht» Am 19. Januar hat der Grosse Rat mit «passiver Hilfe» zweier Riehe- ner Gemeinderäte den Ratschlag zur Kommunalisierung der Grund- schulen als Alternative zur hängi- gen Steuerinitiative mit einer hauchdünnen Mehrheit von 57:56 Stimmen an den Regierungsrat zurückgewiesen. Wie soll es nun in Sachen kommunaler Bildungs- und Steuerpolitik weitergehen? Die RZ sprach darüber mit Gemein- depräsident Michael Raith. Dieter Wüthrich Rückblende: 19. Januar 2000. Saal des Grossen Rates. Nach einer teilweise leidenschaftlich und kontrovers geführ- ten Debatte gibt Ratspräsident Rudolf Grüninger das Ergebnis der offenen, unter Namensaufruf erfolgten Abstim- mung bekannt: 57 Grossrätinnen und Grossräte plädieren für die Rückwei- sung der vom Regierungsrat als Alter- native zur hängigen Steuerinitiative präsentierten Vorlage, 56 Abgeordnete stimmen dem Ratschlag zu. Nach der Bekanntgabe des Zufallsresultates be- tretene Gesichter, Ratlosigkeit und Ka- terstimmung, teilweise sogar offen ge- zeigter Ärger bei jenen Mitgliedern des Riehener Gemeinderates (Michael Raith, Willi Fischer und Christoph Bür- genmeier), die die Debatte von der Tribüne aus verfolgt haben. Und im Ple- narsaal unten schüttelt Gross- und Ge- meinderätin Maria Iselin-Löffler immer wieder den Kopf. Eilt dann schnellen Schritten ins Foyer und verschafft in einer ersten Stellungnahme gegenüber dem anwesenden RZ-Redaktionsteam ihrem Ärger Luft. Verärgert waren sie und ihre Ge- meinderatskollegen auf der Tribüne nicht über die erst nachträglich bekannt gewordene «Fehlabstimmung» von CVP-Grossrat Martin Cron, der beim Aufruf seines Namens irrtümlich und entgegen dem Beschluss seiner Fraktion «Nein» statt «Ja» gerufen hatte. Ihr Un- mut richtete sich in erster Linie gegen ih- re beiden Gemeinderatskollegen Niggi Tamm und Fritz Weissenberger, die mit ihrer Stimmenthaltung im Kantonspar- lament das Zünglein an der Waage ge- gen die Schulübernahme spielten. Gemeinderatsinterne Aussprache Heute, drei Wochen und einige ver- mutlich nicht nur in Minne geführte Ge- meinderatsbesprechungen später, be- stätigt Gemeindepräsident Michael Raith, was angesichts der gemeinde- ratsinternen Differenzen erwartet wer- den konnte: «Ja, es gab eine ‹Lämpesit- zig›.» Und: «Natürlich hat jedes Gross- ratsmitglied grundsätzlich das Recht, so abzustimmen, wie es ihm oder ihr be- liebt. Aber man kann sich auch fragen, wie weit gerade in einem für unsere Ge- meinde so wichtigen Geschäft die Stimmfreiheit auf Kosten des Kollegia- litätsprinzips gehen darf.» Allerdings stelle er fest, dass es auch in weiteren Kreisen der Riehener Gross- ratsdeputation keine «Unité de doctri- ne» mehr gebe. Früher hätten sich die Riehener Vertreterinnen und Vertreter im Grossen Rat bei für die Gemeinde re- levanten Geschäften meist auf eine ge- meinsame Haltung einigen können, auch wenn sie sich damit in Opposition zu ihrer eigenen Grossratsfraktion be- geben hätten. Gemäss Auskunft von Michael Raith hat es indessen nicht nur innerhalb des Gemeinderates eine Aussprache über die Ereignisse vom 19. Januar gegeben. Auch der Regierungsrat und insbeson- dere Finanzdirektor Ueli Vischer hätten ihr Missfallen über die gemeinderätli- che Uneinigkeit kundgetan. «Und zwar mit ziemlich deutlichen Worten», wie Michael Raith einräumt. «Table ronde» mit allen Beteiligten Mittlerweile scheinen sich die Wo- gen aber wieder geglättet zu haben. Und die Frage nach dem «Warum?» ist der Frage «Wie weiter?» gewichen. Laut Michael Raith hat zwischen der mit dem Schul- und Steuergeschäft befassten Ge- meinderatsdelegation (Christoph Bür- genmeier, Willi Fischer und Michael Raith selbst) und Finanzdirektor Ueli Vi- scher eine erste informelle Besprechung über das weitere Vorgehen stattgefun- den. Über den Inhalt dieser Unterre- dung wollte Michael Raith noch keine Einzelheiten bekannt geben, da die De- legation noch keine Gelegenheit gehabt habe, die übrigen Gemeinderatsmitglie- der zu orientieren. Seiner Einschätzung nach werde es aber auf eine rein fiska- lische Vorlage hinauslaufen, wobei die Kantonssteuern wohl um einiges mehr als die in der Schulvorlage ursprünglich vorgesehenen 1,2 Prozent gesenkt wer- den sollen, derweil die Gemeindesteu- ern etwas weniger deutlich als ur- sprünglich befürchtet erhöht würden. Mit den Initianten der Steuerinitiati- ve hingegen habe nach der Grossratsde- batte nur gewissermassen «zwischen Tür und Angel» ein Kontakt stattgefun- den. «Der Gemeinderat hat dazu aller- dings auch gar kein Mandat. Die ganze Verantwortung liegt nach wie vor beim Regierungsrat», betonte Michael Raith weiter. Finanzdirektor Ueli Vischer ha- be allerdings signalisiert, eine «Table ronde» mit allen Beteiligten – Regie- rungsrat, Gemeinderat und Initiativko- mitee – einberufen zu wollen. «Schulübernahme ist vorderhand kein Thema mehr» Nach Michael Raiths Einschätzung ist die Kommunalisierung der Land- schulen zwar nicht gänzlich vom Tisch, aber zumindest kurz- bis mittelfristig auf Eis gelegt. Dies könne sich allerdings än- dern, denn nicht erst seit gestern beste- he ein politischer Druck der Riehener Lehrerschaft für eine Kommunalisie- rung. Es gebe offenbar Bestrebungen seitens der Lehrkräfte, dieses Ziel mit Hilfe einer Volksinitiative zu erreichen. «Der Wunsch nach einer Kommunalisie- rung wurde von den Riehener Lehrkräf- ten geäussert, lange bevor Finanzdirek- tor Ueli Vischer im Zusammenhang mit der Steuerinitiative diese Idee aufs Tapet brachte», so Michael Raith. «Riehen soll Schweiz-kompatibel werden» Nach Ansicht von Michael Raith drängt sich angesichts der aktuellen fiskal- und bildungspolitischen Proble- me dringend eine Grundsatzdiskussion über die Stellung und die Bedeutung der Gemeinde innerhalb des Kantons, aber auch innerhalb der Schweiz auf. «Rie- hen muss Schweiz-kompatibel wer- den.» Und schweizerischer «Courant normal» sei eben nicht nur die kommu- nale Hoheit über das Volksschulwesen, sondern beispielsweise auch der einer Gemeinde zustehende Anteil am Ertrag der kantonalen Vermögenssteuer. «Wir können nicht alles haben» In diesem Zusammenhang gelte es auch eine Güterabwägung zu treffen. Er sei zwar stolz auf die soziale und kin- derfreundliche Steuerkurve der Ge- meinde; allenfalls müsse man aber eben zu Gunsten eines Anteils am Vermö- genssteuerertrag auf eine eigene Steu- erkurve verzichten und – wie dies Bet- tingen bereits getan habe – jene des Kantons übernehmen. «Denn beides zu- sammen – eine eigene Steuerkurve und den Vermögenssteueranteil – können wir wahrscheinlich nicht haben», so Raith. Dann gelte es eben die Kinder- freundlichkeit Riehens mit anderen Massnahmen unter Beweis zu stellen. «Für viele sind die Landgemein- den ein lästiges Anhängsel» Im Gespräch mit der RZ warnte Michael Raith auch vor allzu grossen Er- wartungen und Hoffnungen in Bezug auf die Verfassungsreform und ihre möglichen Auswirkungen auf die Ge- meindeautonomie. Wie auch immer die- se Verfassungsreform letztlich aussehe, die Landgemeinden blieben auch nach deren Inkraftsetzung majorisierbar. Diese Majorisierung sei sogar in der Bundesverfassung verankert. Denn im Gegensatz zur Bundesebene sehe diese auf Kantonsebene kein «Ständemehr» Die scheinbar abwehrende Haltung der Brunnenfigur an der Burgstrasse deutet es – wenn auch sicher ungewollt – an: Das Verhältnis zwischen Basel und Riehen ist von gegenseitigen Vorurteilen geprägt. Foto: Peter Bolliger (Gemeindearchiv Riehen)

POLITIK «Ein Glas Schlipfer allein verändert die …...AZ 4125 Riehen 1 Freitag, 18. Februar 2000 Wochenzeitung für Riehen und Bettingen 79. Jahrgang / Nr.7 Redaktion und Inserate:

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Page 1: POLITIK «Ein Glas Schlipfer allein verändert die …...AZ 4125 Riehen 1 Freitag, 18. Februar 2000 Wochenzeitung für Riehen und Bettingen 79. Jahrgang / Nr.7 Redaktion und Inserate:

AZ 4125 Riehen 1 Freitag, 18. Februar 2000

Wochenzeitung für Riehen und Bettingen79. Jahrgang / Nr. 7Redaktion und Inserate:Verlag A. Schudel & Co. AGSchopfgässchen 8, PF, 4125 Riehen 1Telefon 645 10 00, Fax 645 10 45www.riehener-zeitung.chErscheint jeden Freitag Preis: Fr. 1.80, Abo Fr. 75.– jährlich

Rekurs: Baubewilligungfür Wiesesammlerkanalerteilt – Rekurs abgelehnt

SEITE 2

Abstimmung: Wohn-umfeldaufwertung ausRiehener Sicht

SEITE 3

Steuern: Expertentippszu Steuererklärung undTreuhandfragen

SEITE 12/13

Nachgefragt: Wirkungs-orientierte Verwaltungs-führung in Riehen

SEITE 6/7

Sport: Bronzemedaillefür TV-Riehen-SprinterBenjamin Ingold

SEITE 11

vor. So betrachtet, sei – auch wenn die-ses Szenario wenig wahrscheinlich sei –die Gefahr einer Eingemeindung Rie-hens gegen den Willen der eigenen Be-völkerung nicht von der Hand zu wei-sen. Denn aus der Sicht vieler kantona-ler Politikerinnen und Politiker seien dieLandgemeinden eher ein lästiges An-hängsel, vor allem dann, wenn es beipolitischen Sachfragen und Gesetzes-texten darum gehe, deren Bedürfnisseund deren Drang nach Eigenständigkeitzu berücksichtigen.

Gleichwohl sieht Michael Raith eineChance, den – wie er es nennt – «Geistder Eingemeindung», von dem die alteKantonsverfassung von 1889 geprägt seiund der dazu geführt habe, dass etwaKleinhüningens Existenz als eigenstän-dige Gemeinde beendet worden sei, ausder neuen Verfassung zu verbannen.

Im Weiteren erhofft sich RiehensGemeindepräsident eine Wiederbele-bung der Einwohnergemeinde derStadt Basel. Denn es sei doch absurd,dass bei gewissen, ausschliesslich städ-tische Anliegen betreffenden Abstim-mungen auch die Stimmberechtigtender beiden Landgemeinden an der Ur-ne mitbestimmen könnten. Als Beispielnannte Raith das Kehrichtabfuhrwe-sen, wo die Stimmberechtigten derLandgemeinden über ein Abfuhrsystemmitbestimmen könnten, von dem sieselbst in keiner Weise betroffen seien.

In diesem Zusammenhang glaubtMichael Raith, dass es durchaus mach-bar wäre, je ein separates Budget undeine separate Rechnung für den Ge-samtkanton und für die Einwohnerge-meinde der Stadt Basel zu erstellen.Und: «Wenn der politische Wille wirk-lich vorhanden ist, dann liesse es sichauch einrichten, dass der Regierungsrateinmal in der Funktion als Kantonsre-gierung und einmal gewissermassen alsGemeinderat der Stadt Basel tagt. Undder Grosse Rat würde dann einmal mitden Riehener und Bettinger Abgeordne-ten als Kantonsparlament und einmalohne diese als Parlament der Ein-wohnergemeinde der Stadt Basel ta-gen», so Michael Raiths Vorstellung.

Tagung geplantUm sowohl im Kanton als auch in

der Gemeinde selbst eine breite poli-tische Diskussion über die staatspoliti-sche Bedeutung der Landgemeinden in-nerhalb des Kantons in Gang zu setzen,will Michael Raith im kommenden Som-mer eine grossangelegte Tagung veran-stalten. Geplant seien zum einen Refera-te von staatspolitisch und verfassungs-rechtlich versierten Fachleuten undzum anderen Workshops, in denen ins-besondere die Möglichkeiten und Gren-zen der Gemeindeautonomie vertiefterörtert werden könnten.

Er verspreche sich von einer solchenTagung nicht nur wichtige und zu-kunftsorientierte Impulse für das Mit-einander von Stadt und Landgemeindeninnerhalb des Kantonsgefüges. Wichtigsei auch, das immer wieder zu Tage tre-tende Informationsdefizit insbesondereder städtischen Grossräte in Bezug aufdas Wesen der Landgemeinden zu be-heben. Denn seit er in der kommunalenund kantonalen Politik aktiv sei – unddas seien immerhin 30 Jahre –, sei dasImage der Landgemeinden in der Stadtgleichbleibend schlecht.

«Tage der Landgemeinden», wie sievon den Landgemeinden sporadisch fürdie städtischen Mitglieder des GrossenRates veranstaltet würden, seien zwarrecht und gut, hätten aber nicht wirklicheine nachhaltige Wirkung hinsichtlicheines besseren Images. Michael Raith:«Eine nette Blueschtfahrt und ein GlasSchlipfer allein verändern die Meinun-gen über die Landgemeinden nicht.»

POLITIK Nach dem negativen Grossratsentscheid zur Schulübernahme strebt Gemeindepräsident Michael Raith eine staatspolitische Grundsatzdiskussion an

«Ein Glas Schlipfer allein verändert die Meinungen nicht»Am 19. Januar hat der Grosse Ratmit «passiver Hilfe» zweier Riehe-ner Gemeinderäte den Ratschlagzur Kommunalisierung der Grund-schulen als Alternative zur hängi-gen Steuerinitiative mit einerhauchdünnen Mehrheit von 57:56Stimmen an den Regierungsratzurückgewiesen. Wie soll es nunin Sachen kommunaler Bildungs-und Steuerpolitik weitergehen?Die RZ sprach darüber mit Gemein-depräsident Michael Raith.

Dieter Wüthrich

Rückblende: 19. Januar 2000. Saaldes Grossen Rates. Nach einer teilweiseleidenschaftlich und kontrovers geführ-ten Debatte gibt Ratspräsident RudolfGrüninger das Ergebnis der offenen,unter Namensaufruf erfolgten Abstim-mung bekannt: 57 Grossrätinnen undGrossräte plädieren für die Rückwei-sung der vom Regierungsrat als Alter-native zur hängigen Steuerinitiativepräsentierten Vorlage, 56 Abgeordnetestimmen dem Ratschlag zu. Nach derBekanntgabe des Zufallsresultates be-tretene Gesichter, Ratlosigkeit und Ka-terstimmung, teilweise sogar offen ge-zeigter Ärger bei jenen Mitgliedern desRiehener Gemeinderates (MichaelRaith, Willi Fischer und Christoph Bür-genmeier), die die Debatte von derTribüne aus verfolgt haben. Und im Ple-narsaal unten schüttelt Gross- und Ge-meinderätin Maria Iselin-Löffler immerwieder den Kopf. Eilt dann schnellenSchritten ins Foyer und verschafft ineiner ersten Stellungnahme gegenüberdem anwesenden RZ-Redaktionsteamihrem Ärger Luft.

Verärgert waren sie und ihre Ge-meinderatskollegen auf der Tribünenicht über die erst nachträglich bekanntgewordene «Fehlabstimmung» vonCVP-Grossrat Martin Cron, der beimAufruf seines Namens irrtümlich undentgegen dem Beschluss seiner Fraktion«Nein» statt «Ja» gerufen hatte. Ihr Un-mut richtete sich in erster Linie gegen ih-re beiden Gemeinderatskollegen NiggiTamm und Fritz Weissenberger, die mitihrer Stimmenthaltung im Kantonspar-lament das Zünglein an der Waage ge-gen die Schulübernahme spielten.

Gemeinderatsinterne AusspracheHeute, drei Wochen und einige ver-

mutlich nicht nur in Minne geführte Ge-meinderatsbesprechungen später, be-stätigt Gemeindepräsident MichaelRaith, was angesichts der gemeinde-ratsinternen Differenzen erwartet wer-den konnte: «Ja, es gab eine ‹Lämpesit-zig›.» Und: «Natürlich hat jedes Gross-ratsmitglied grundsätzlich das Recht, soabzustimmen, wie es ihm oder ihr be-liebt. Aber man kann sich auch fragen,wie weit gerade in einem für unsere Ge-meinde so wichtigen Geschäft dieStimmfreiheit auf Kosten des Kollegia-litätsprinzips gehen darf.»

Allerdings stelle er fest, dass es auchin weiteren Kreisen der Riehener Gross-ratsdeputation keine «Unité de doctri-ne» mehr gebe. Früher hätten sich dieRiehener Vertreterinnen und Vertreterim Grossen Rat bei für die Gemeinde re-levanten Geschäften meist auf eine ge-meinsame Haltung einigen können,auch wenn sie sich damit in Oppositionzu ihrer eigenen Grossratsfraktion be-geben hätten.

Gemäss Auskunft von Michael Raithhat es indessen nicht nur innerhalb desGemeinderates eine Aussprache überdie Ereignisse vom 19. Januar gegeben.Auch der Regierungsrat und insbeson-dere Finanzdirektor Ueli Vischer hättenihr Missfallen über die gemeinderätli-che Uneinigkeit kundgetan. «Und zwar

mit ziemlich deutlichen Worten», wieMichael Raith einräumt.

«Table ronde» mit allen BeteiligtenMittlerweile scheinen sich die Wo-

gen aber wieder geglättet zu haben. Unddie Frage nach dem «Warum?» ist derFrage «Wie weiter?» gewichen. LautMichael Raith hat zwischen der mit demSchul- und Steuergeschäft befassten Ge-meinderatsdelegation (Christoph Bür-genmeier, Willi Fischer und MichaelRaith selbst) und Finanzdirektor Ueli Vi-scher eine erste informelle Besprechungüber das weitere Vorgehen stattgefun-den. Über den Inhalt dieser Unterre-dung wollte Michael Raith noch keineEinzelheiten bekannt geben, da die De-legation noch keine Gelegenheit gehabthabe, die übrigen Gemeinderatsmitglie-der zu orientieren. Seiner Einschätzungnach werde es aber auf eine rein fiska-lische Vorlage hinauslaufen, wobei dieKantonssteuern wohl um einiges mehrals die in der Schulvorlage ursprünglichvorgesehenen 1,2 Prozent gesenkt wer-den sollen, derweil die Gemeindesteu-ern etwas weniger deutlich als ur-sprünglich befürchtet erhöht würden.

Mit den Initianten der Steuerinitiati-ve hingegen habe nach der Grossratsde-batte nur gewissermassen «zwischenTür und Angel» ein Kontakt stattgefun-den. «Der Gemeinderat hat dazu aller-dings auch gar kein Mandat. Die ganzeVerantwortung liegt nach wie vor beimRegierungsrat», betonte Michael Raith

weiter. Finanzdirektor Ueli Vischer ha-be allerdings signalisiert, eine «Tableronde» mit allen Beteiligten – Regie-rungsrat, Gemeinderat und Initiativko-mitee – einberufen zu wollen.

«Schulübernahme ist vorderhand kein Thema mehr»Nach Michael Raiths Einschätzung

ist die Kommunalisierung der Land-schulen zwar nicht gänzlich vom Tisch,aber zumindest kurz- bis mittelfristig aufEis gelegt. Dies könne sich allerdings än-dern, denn nicht erst seit gestern beste-he ein politischer Druck der RiehenerLehrerschaft für eine Kommunalisie-rung. Es gebe offenbar Bestrebungenseitens der Lehrkräfte, dieses Ziel mitHilfe einer Volksinitiative zu erreichen.«Der Wunsch nach einer Kommunalisie-rung wurde von den Riehener Lehrkräf-ten geäussert, lange bevor Finanzdirek-tor Ueli Vischer im Zusammenhang mitder Steuerinitiative diese Idee aufs Tapetbrachte», so Michael Raith.

«Riehen soll Schweiz-kompatibelwerden»Nach Ansicht von Michael Raith

drängt sich angesichts der aktuellenfiskal- und bildungspolitischen Proble-me dringend eine Grundsatzdiskussionüber die Stellung und die Bedeutung derGemeinde innerhalb des Kantons, aberauch innerhalb der Schweiz auf. «Rie-hen muss Schweiz-kompatibel wer-den.» Und schweizerischer «Courantnormal» sei eben nicht nur die kommu-

nale Hoheit über das Volksschulwesen,sondern beispielsweise auch der einerGemeinde zustehende Anteil am Ertragder kantonalen Vermögenssteuer.

«Wir können nicht alles haben»In diesem Zusammenhang gelte es

auch eine Güterabwägung zu treffen. Ersei zwar stolz auf die soziale und kin-derfreundliche Steuerkurve der Ge-meinde; allenfalls müsse man aber ebenzu Gunsten eines Anteils am Vermö-genssteuerertrag auf eine eigene Steu-erkurve verzichten und – wie dies Bet-tingen bereits getan habe – jene desKantons übernehmen. «Denn beides zu-sammen – eine eigene Steuerkurve undden Vermögenssteueranteil – könnenwir wahrscheinlich nicht haben», soRaith. Dann gelte es eben die Kinder-freundlichkeit Riehens mit anderenMassnahmen unter Beweis zu stellen.

«Für viele sind die Landgemein-den ein lästiges Anhängsel»Im Gespräch mit der RZ warnte

Michael Raith auch vor allzu grossen Er-wartungen und Hoffnungen in Bezugauf die Verfassungsreform und ihremöglichen Auswirkungen auf die Ge-meindeautonomie. Wie auch immer die-se Verfassungsreform letztlich aussehe,die Landgemeinden blieben auch nachderen Inkraftsetzung majorisierbar.Diese Majorisierung sei sogar in derBundesverfassung verankert. Denn imGegensatz zur Bundesebene sehe dieseauf Kantonsebene kein «Ständemehr»

Die scheinbar abwehrende Haltung der Brunnenfigur an der Burgstrasse deutet es – wenn auch sicher ungewollt – an:Das Verhältnis zwischen Basel und Riehen ist von gegenseitigen Vorurteilen geprägt. Foto: Peter Bolliger (Gemeindearchiv Riehen)

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Freitag, 18. Februar 2000 Nr. 7 2

PLANUNG Bauinspektorat weist Rekurse gegen die Sanierung des Wieseverbandsammlers ab

Wohl noch nicht das letzte Wort

Das baselstädtische Bauinspekto-rat hat in erster Instanz die Rekur-se gegen die seit langem geplanteSanierung des Wieseverbandka-nals abgewiesen und die Baube-willigung erteilt. Allerdings dürftedas letzte Wort in dieser Sachenoch nicht gesprochen sein, dennein Weiterzug der Rekurse scheintderzeit mehr als wahrscheinlich.

Dieter Wüthrich

Im sogenannten Wieseverband-sammler werden die Abwässer derStadt Lörrach und mehrerer Liegen-schaften auf Riehener Boden in dieKläranlage in Weil am Rhein zur Aufbe-reitung geleitet. Dieser Kanal wurde inden 60er-Jahren erstellt. Damals wardas ökologische Bewusstsein noch be-deutend weniger ausgeprägt als heute.Und auch die Vorschriften zum Schutzdes Grund- und Trinkwassers im Gebietder Langen Erlen waren entsprechendweniger restriktiv. Deshalb wurde derWieseverbandsammler damals als ein-wandiger Abwasserkanal erstellt.

Wegen der Verschärfung der gesetz-lichen Bestimmungen zum Schutz derTrinkwasserversorgung genügt dieseBauweise heute nicht mehr. Bei einemallfälligen Leck wäre die Trinkwasser-versorgung gefährdet, zumal auch dieindustriellen Abwässer aus dem RaumLörrach in den mittlerweile 30 Jahre al-ten Kanal eingeleitet werden. Darumsoll der Kanal auf Kosten der am Wiese-sammlerverband beteiligten Körper-schaften saniert werden.

Für diesen Neubau sind indessenverschiedene Ausnahmebewilligungennötig. Gegen die Erteilung dieser Aus-nahmebewilligungen und insbesonderegegen die im Zuge der Kanalsanierungvorgesehene Rodung von rund 1000Quadratmetern Auenwald haben derWWF Region Basel und WWF Schweiz,«Pro Natura» Region Basel und «Pro

Natura» Schweiz sowie zwei privateGrundstücksbesitzer Rekurs einge-reicht.

Das baselstädtische Bauinspektoratist indessen auf diese Rekurse nicht ein-getreten. Der Regierungsrat hat EndeApril 1999 zunächst eine mit diversenAuflagen verbundene Ausnahmebewil-ligung zur Rodung von 950 m2 Auen-wald erteilt. Daraufhin hat wiederumdas Bauinspektorat am 9. Februar die-ses Jahres die Baubewilligung zur Sa-nierung des Kanals erteilt und gleichzei-tig die Einsprachen formell abgewiesen.Wie Roger Reinauer vom Amt für Um-welt und Energie gegenüber der RZ er-klärte, könnten damit die rund ein Jahrdauernden Sanierungsarbeiten in An-griff genommen werden. Als «Wunsch-termin» für den Baubeginn nannte erJuni oder Juli dieses Jahres.

Neuer Rekurs wahrscheinlichOb die Sanierungsarbeiten indessen

tatsächlich im Sommer in Angriff ge-nommen werden können, scheint der-zeit zumindest fraglich. Denn wie Jac-queline Halder, Präsidentin des WWFRegion Basel, gegenüber der RZ erklär-te, habe sie dem WWF-GeschäftsleiterDieter Stumpf bereits ihr Einverständnisfür einen Weiterzug des Rekurses gege-ben. Dieser muss gemäss geltendemRecht innerhalb von zehn Tagen nachBekanntgabe des erstinstanzlichen Re-kursentscheides schriftlich angemeldetwerden. Anschliessend müssen die not-wendigen schriftlichen Unterlagen mitder Begründung des erneuten Rekursesvon den Einsprechern innerhalb von 20Tagen bei der Baurekurskommissiondeponiert werden.

Alle Rekurrenten lassen sich in die-ser Sache vom Basler Rechtsanwalt undSP-Grossrat René Brigger vertreten.Dieser erklärte auf Anfrage, er sei erstseit dem vergangenen Dienstag im Be-sitz der schriftlichen Begründung derRekursabweisung durch das Bau-

inspektorat. René Brigger kritisierte indiesem Zusammenhang gegenüber derRZ, dass die Medien und damit die Öf-fentlichkeit via eine Medienmitteilungdes Baudepartementes noch vor denRekurrenten über die Ablehnung derRekurse orientiert worden seien. «Diesist eine mehr als unschöne Informa-tionspanne und ich habe mich deswe-gen bei Baudirektorin Barbara Schnei-der beklagt», so René Brigger.

Ob der Rekurs weitergezogen werde,entscheide sich im Übrigen im Laufe derkommenden Woche, wenn sich alle Re-kursparteien mit ihm zu einem gemein-samen Gespräch treffen würden. DieChancen, dass ein zweiter Rekurs mehrErfolg habe, seien durchaus intakt.Schliesslich müsse die Bauherrin die er-teilten Ausnahmebewilligungen gut be-gründen und vor allem nachweisen,dass sämtliche anderen Varianten derLinienführung des Kanals nicht möglichseien. «Die Ausgangslage ist absolut of-fen», gab sich René Brigger zurückhal-tend optimistisch.

Kein Präjudiz für den Bau der ZollfreistrasseDie vom Bauinspektorat abgelehn-

ten Rekurse richten sich zwar vorder-gründig gegen die mit der Neuerstellungdes Wiesesammlers verbundene Wald-rodung. Eigentliches Ziel jedoch ist eineVerhinderung oder zumindest einelangzeitliche Verzögerung des Baus derumstrittenen Zollfreistrasse. Allerdingsbetont das Baudepartement in seinerMedienmitteilung zum erstinstanz-lichen Entscheid des Bauinspektoratesauch, dass die Baubewilligung für dieSanierung des Wieseverbandsammlerskeinerlei Präjudiz für den Bau der Zoll-freistrasse beinhalte. Darum habe mansich entschieden, die beiden Projektevoneinander zu trennen. Was den Bau(oder den Verzicht?) der Zollfreistrassebetreffe, so bleibe man mit dem LandBaden-Württemberg im Gespräch.

Die Rekurrenten gegen die Sanierung des Wieseverbandsammlers wehren sich in erster Linie gegen die mit den Bauarbei-ten einhergehende Rodung von rund 1000 Quadratmetern Auenwald entlang der Wiese (Bild). Foto: RZ-Archiv

ZIVILSTAND

Geburten

Anderegg, Nico, Sohn des Anderegg,Christian Jakob, von Basel und Rumis-berg BE, und der Anderegg geb. Wald-meier, Corinne, von Basel, Rumisbergund Wölflinswil AG, in Bettingen, Buch-gasse 4.

Roth, Joelle, Tochter des Roth, Mar-cus, von Basel und Unterseen BE, undder Roth geb. Bräm, Franziska, von Ba-sel, Unterseen und Otelfingen ZH, inRiehen, Garbenstrasse 6.

Todesfälle

Friedlin-Ebneter, Dieter, geb. 1931,von und in Riehen, Baselstr. 57.

Fiechter-Diesslin, Walter, geb. 1908,von und in Riehen, Oberdorfstr. 21.

Kurt, Rösli, geb. 1929, von RoggwilBE, in Riehen, Seidenmannweg 27.

von Bergen, Antonietta, geb. 1915,von Basel, in Riehen, Gstaltenrain-weg 81.

KANTONSBLATT

Grundbuch

Riehen, S E StWEP 422-14 (= 74/1000 an P 422, 3626 m2, Ökonomiege-bäude, 2 Mehrfamilienhäuser und Auto-einstellhalle Bettingerstrasse 89, 91, 95)und MEP 422-18-14 (= 1/19 an StWEP422-18 = 19/1000 an P 422). Eigentumbisher: Gisela Elisabeth Schacher-Bor-ner, in Riehen (Erwerb 15. 11. 1996).Eigentum zu gesamter Hand nun: Paulund Margrit Morand-Tschudin, in Rie-hen.

Riehen, S D P 235, 446,5 m2, Wohn-haus und Garagengebäude AeussereBaselstrasse 115. Eigentum bisher:Hansruedi und Verena Margrit Gasser-Hollenstein, in Riehen (Erwerb 20. 12.1972). Eigentum nun: Bernhard FranzSigrist, in Riehen.

Riehen, S E P 2277, 1625 m2, Wohn-haus Mohrhaldenstrasse 250. Eigentumbisher: Wilfried Scheller-Trefzer, in Rie-hen (Erwerb 30. 5. 1994). Eigentum jezu 1/2 nun: Alexander Studer und Pa-trik Klein, in Basel.

GRATULATIONEN

Heini und Irene Nebiker-Botezur diamantenen Hochzeit

rz. Am kommenden Dienstag, den22. Februar, ist bei Heini und Irene Ne-biker-Bote am Sperberweg «Open Hou-se» (von 10 bis 12 Uhr und ab 15 Uhr bisabends), denn an jenem Tag feiern diebeiden ihre diamantene Hochzeit. AnWeihnachten 1939 hatte sich das Paarverlobt, Anfang 1940 fand die Hochzeitstatt. Am Haus, das die Familie mit denbeiden Söhnen Urs und Heinz 1948bezog, hat der handwerklich sehr be-gabte Heini Nebiker tatkräftig mitge-baut, einen grossen Teil der Innenein-richtung hat er selbst geschreinert.Schreiner war auch sein Traumberuf ge-wesen, doch habe man ihn damals als zuklein befunden und so habe er halt dieBuchbindereikunst gelernt.

Neben dem Beruf engagierte sichHeini Nebiker viele Jahre intensiv in derJugendarbeit, zuerst beim CVJM in Ba-sel und später als Leiter der Jugendriegedes Turnvereins Riehen, der er währendzwei Jahrzehnten vorstand. Für den TVRiehen, der ihn zum Ehrenmitglied er-hoben hat, organisierte er auch die le-gendären Turnerabende.

In Griechenland fanden Nebikersschon fast eine zweite Heimat, waren oftund gerne dort. Immer wieder warenNebikers auf Reisen und haben viel ge-sehen. Ganz besonders überwältigt wa-ren sie von der Naturschönheit undGastfreundschaft in Griechenland sowievon der Naturwelt Guatemalas.

Wie ihr Ehemann ist auch Irene Ne-biker-Bote, gelernte Schneiderin, einhandwerkliches Talent. Sie hat grosseKästen mit Bauernmalereien ge-schmückt. Zu ihren Hobbys zählen dasGestalten von Gärten und das Kochen.

«Ich durfte einmal in meinem Lebenins Goldkästchen greifen und habe dieGoldmünze gezogen», sagt Heini Nebi-ker und meint damit seine Frau. Natür-lich seien sie nicht immer einer Meinunggewesen, aber sie hätten immer alles zuBoden geredet und einander immer wie-der Ideen gegeben und diese dann auchgemeinsam realisiert.

Die RZ gratuliert Heini und Irene Ne-biker-Bote ganz herzlich zur diamante-nen Hochzeit.

Hedy Doppler-Hohl zum 80. Geburtstag

rz. Am kommenden Donnerstag, 24.Februar, feiert Hedy Doppler-Hohl ander Hörnliallee ihren 80. Geburtstag.Die Riehener-Zeitung gratuliert zumWiegenfest und wünscht Hedy Doppler-Hohl einen frohen Tag und alles Gute.

Neue Beleuchtung fürSchäferstrasse undGehrhaldeüberbauung

rs. Die einzige Sachvorlage, die derEinwohnerrat in seiner Sitzung vomkommenden Mittwoch zu behandelnhaben wird, betrifft zwei Kredite für dieöffentliche Beleuchtung in der Schäfer-strasse und in der Überbauung Gehr-halde. Vorgängig zur eigentlichen Ein-wohnerratssitzung findet allerdingsnoch eine Sitzung zum Thema Wir-kungsorientierte Verwaltungsführung(WOV) statt.

Beide Beleuchtungsprojekte betref-fen Gebiete, wo bereits Bauarbeiten imGang sind. An der Schäferstrasse sinddie Industriellen Werke Basel (IWB) da-ran, ihre Elektrizitätsleitungen zu erset-zen. Da die Kabel der öffentlichen Be-leuchtung, die in den Kompetenzbe-reich der Gemeinde fällt, sehr alt unddie Kandelaber in einem schlechten Zu-stand sind, soll in Koordination mit denIWB-Arbeiten die öffentliche Beleuch-tung ausgewechselt werden. Vorgese-hen ist eine Lösung mit nur noch einerLampe pro Kandelaber (Minilux-1x32-Watt-Kompaktleuchtstofflampen) stattbisher zwei (2x20-Watt-Lampen mitplus 2x10 Watt für die Vorschaltgeräte).Die neuen Lampen sollen in der Hellig-keit dank besserer Reflektoren ungefährgleich hell sein wie die bisherigen Dop-pellampen im Normalbetrieb, verbrau-chen aber nur ungefähr halb so vielStrom wie die bisherigen mit beidenRöhren in Betrieb. Der Gemeinderat be-antragt für das Projekt Schäferstrassedem Einwohnerrat einen Kredit von151’000 Franken.

Das zweite Kreditbegehren betrifftdie Beleuchtung für die neuen Er-schliessungsstrassen Obere Weid undUntere Weid der Gehrhaldeüberbau-ung, wo die Bauarbeiten vor geraumerZeit begonnen haben. Während dieBaukosten für Strasse und Kanalisationin diesem Fall von der Einwohner-gemeinde der Stadt Basel zu tragensind, fällt die öffentliche Beleuchtung indie Zuständigkeit der Gemeinde. Vor-gesehen sind 20 Leuchtstellen, die jemit einer Minilux-1x26-Watt-Strom-sparlampe ausgerüstet sind. Die Kabelfür die Strassenbeleuchtung werden zu-sammen mit den übrigen Werkleitun-gen der IWB verlegt. Die von der Ge-meinde zu tragenden Kosten werdenauf 182’000 Franken veranschlagt.

RZ-VeranstaltungskalenderVeranstalten Sie in Riehen oder Bettingen einKonzert, eine Theateraufführung, eine Lesung,einen Diskussionsabend oder einen Vortrag?Führen Sie eine Ausstellung, ein Fest oder ei-nen Bazar durch? Zeigen Sie einen Film oderDias, organisieren Sie einen Treffpunkt oderleiten Sie einen Kurs zu einem bestimmtenThema (keine kommerziellen Kursangebote)?dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf, damitwir Ihren Anlass in unser Veranstaltungskalen-darium aufnehmen können. Unsere Adresseund Telefonnummer lautet: Riehener-Zeitung,Veranstaltungskalendarium Riehen/Bettingen,Postfach, 4125 Riehen 1, Telefon 645 10 00.Redaktionsschluss ist jeweils am Dienstag um18 Uhr. Die Redaktion

Zum Gedenken an Kurt Stücklin

rz. Vor wenigen Tagen ist KurtStücklin-Hufschmid, der in Riehen be-kannte und geschätzte Seniorchef derFirma Stücklin & Cie AG, Basel, Zentral-heizungen/Ölfeuerungen, im 85. Alters-jahr verstorben.

Kurt Stücklin konnte man sicherlichals alteingesessenen Riehener bezeich-nen. Hier sowie in Basel besuchte er dieSchulen, um anschliessend eine Lehreals Werkzeugmacher zu absolvieren.Sein älterer Bruder Paul war ebenfallsWerkzeugmacher und betrieb eine eige-ne mechanische Werkstätte, währendder jüngere Bruder Julius im väter-lichen Geschäft eine Lehre als Speng-ler/Sanitär machte. Nachdem KurtStücklin 1933 selbst in das von seinemVater gegründete Spengler- und Sa-nitärgeschäft eingetreten war, galt seinberufliches Augenmerk vor allem dem

Bereich Zentralheizung, wobei er sichinsbesondere mit grossem Elan der da-mals neuen Technik, die Heizungsrohrezu verschweissen statt sie mit Fittingszu verbinden, widmete.

Nach dem Tod seines Vaters im Jah-re 1937 schlossen Kurt Stücklin und sei-ne beiden Brüder Paul und Julius diebeiden Geschäfte Heizung/Sanitär undMechanische Werkstätte in einer Firmazusammen, wobei alle drei jeweils einRessort leiteten.

Mit der zunehmenden Spezialisie-rung ihrer Tätigkeiten sahen sich dieGebrüder Stücklin dann aber in den50er- und 60er-Jahren veranlasst, dreivoneinander getrennte Firmen zu grün-den. Kurt Stücklin widmete sich dabeiweiterhin seinem «Spezialgebiet», demBau und der Montage von Zentralhei-zungen und Ölfeuerungen.

1982, nach über 50-jähriger Ge-schäftstätigkeit, zog sich Kurt Stücklindann zu Gunsten seiner drei eigenen

Söhne aus der aktiven Unternehmens-leitung zurück, um in den darauf folgen-den Jahren vermehrt das Privatlebenpflegen zu können. Eine seiner grossenLeidenschaften waren ausgedehnteWanderungen, wobei es ihm vor allemder Schwarzwald angetan hatte. Dortfand er immer wieder Musse und Erho-lung.

Grosse Verdienste erwarb sich KurtStücklin als engagiertes Mitglied desBlaukreuz-Vereines Riehen, wo er jahr-zehntelang das Amt des Vizepräsiden-ten bekleidete. In gleicher Funktionstellte er seine Schaffenskraft auch demGemeindestuben-Verein zur Verfügung.

Als Mitglied der VEW übte KurtStücklin zwar nie ein politisches Amtaus, wirkte aber wohl im Hintergrundals Förderer des sozialen und genossen-schaftlichen Wohnungsbaus. So gehörteer etwa zu den Gründungsmitgliedernder Wohngenossenschaften am Stein-grubenweg und am Mühlenteich.

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RENDEZVOUS MIT…

…Gotthelf Kurth undDorothee Gysin-Ninck

wü. Wie in der modernen Unterhal-tungsmusik gibt es auch in der KlassikMelodien und Kompositionen, die imVerlaufe der Jahrzehnte und Jahrhun-derte zu eigentlichen «Evergreens»avanciert sind. Oft genügen da schon dieersten drei oder vier Takte, um selbstbei Leuten, die ansonsten mit klassi-scher Musik wenig am Hut haben, einkennerisches Kopfnicken auszulösen.Bekannte Beispiele für solche Klassik-Ohrwürmer sind etwa Bachs Fuge in h-Moll, Albinonis Adagio, Mozarts «KleineNachtmusik» oder auch und vor allemBeethovens fünfte Sinfonie («Tatata-ta…»). In die Reihe der klassischen«Evergreens» sind sicher auch die bei-den Liederzyklen «Winterreise» und«Die schöne Müllerin» von Franz Schu-bert (1797–1828) einzuordnen.

Warum Franz Schubert auch, abernicht nur wegen dieser beiden Lieder-sammlungen gerne als der Meister derMeister der klassischen Liedkompositi-on bezeichnet wird, offenbart eine vorwenigen Tagen erschienene CD des Rie-hener Baritonsängers Gotthelf Kurth.Zusammen mit seiner musikalischenBegleiterin, der bekannten RiehenerPianistin Dorothee Gysin-Ninck, hat er22 meist wenig bekannte Lieder desjung verstorbenen österreichischenKomponisten eingespielt.

«…sie heisst die Sehnsucht, kenntihr sie…» – so der Titel der in Digital-technik aufgenommenen CD – legt Zeug-nis ab von einer intensiven musikali-schen Zusammenarbeit, die vor rundzwei Jahrzehnten eher zufällig ihrenAnfang nahm. «Ich wohnte damals erstseit kurzer Zeit in Riehen und wurde inRiehener Musikkreisen gewissermassenherumgereicht. So engagierte ich michunter anderem in einem kleinen Chor.Dieser wurde von Dorothee GysinsSchwester am Klavier begleitet. Irgend-wann machte sie uns dann miteinanderbekannt», erinnert sich Gotthelf Kurth.«Und wir verstanden uns auf Anhiebsehr gut», ergänzt Dorothee Gysin.

Ihr gegenseitiges musikalisches Ver-ständnis haben Gotthelf Kurth undDorothee Gysin in den vergangenenJahren mit zahlreichen Konzerten im

kleinen und grösseren Rahmen vertieft.«Und irgendwann im letzten Jahr istdann der Wunsch entstanden, das Er-gebnis unserer langjährigen musika-lischen Partnerschaft festzuhalten», er-zählt Gotthelf Kurth.

Und warum sollte es gerade eine CDmit Schubert-Liedern sein? «Ich habe inmeiner Gesangskarriere vieles gesun-gen, aber nie Schubert. Und weil es unszu billig schien, einfach das zu wieder-holen, was zuvor schon unzählige Malegemacht wurde, haben wir uns ent-schlossen, eben nicht eine CD mit denbekanntesten Schubert-Liedern aufzu-nehmen, sondern eher unbekannteKompositionen von ihm zu interpretie-ren», erklärt Gotthelf Kurth. «Wir habenkonsequent alle Liederbände von Schu-bert durchforstet und schliesslich eineAuswahl jener Stücke vorgenommen,die uns beiden am meisten anspra-chen», erzählt Dorothee Gysin. AmSchluss seien dann 22 Lieder übrig ge-blieben, die alle – allerdings eher zufäl-lig – in Variationen immer wieder dasgleiche Thema besingen – die Sehn-sucht.

Diese 22 Lieder – gleichsam Musikgewordene Gedichte von Goethe, Schil-

ler, Heine, Shakespeare und anderenAutoren der klassischen Literatur – ha-ben Gotthelf Kurth und Dorothee Gysinin den vergangenen Monaten währendmehrerer «Sessions» und in Gruppenvon jeweils drei bis fünf Liedern in ei-nem Basler Tonstudio aufgenommen.

So harmonisch, so stimmig das aufCD «gebrannte» Werk klingt, so nuan-ciert interpretieren Gotthelf Kurth undDorothee Gysin ihren jeweiligen Part imDuo. Während Gotthelf Kurth die Be-deutung des Klaviers als die dem Ge-sang unterzuordnende Begleitung be-tont, hebt Dorothee Gysin dessen instru-mentale Eigenständigkeit hervor. Einigsind sich beide aber im wohl wichtigs-ten Punkt ihres musikalischen Zusam-menspiels: «Im Mittelpunkt muss dasLied und nicht dessen Interpretin oderInterpret stehen», stellt Dorothee Gysinfest.

An Gotthelf Kurths Stimme sind des-sen bald 80 Lebensjahre anscheinendspurlos vorbeigegangen. Er selbst führtdiese «immer noch junge Stimme» da-rauf zurück, dass er als Bariton nie derVersuchung erlegen sei, Partituren zusingen, die seine Stimme hätten über-fordern können.

Aufgewachsen in Bern, habe er be-reits als Kind erkannt, dass er gut sin-gen könne. «Sowohl in der Familie wieauch im jugendlichen Freundeskreishaben wir viel gesungen – damals aller-dings keine Schubert-Lieder», wie erlachend erzählt. Besonders gefördertworden sei seine Begabung zu Hauseallerdings nicht. Nach dem Besuch desKonservatoriums in Bern führten ihndie weiteren Stationen seiner Gesangs-karriere unter anderem nach Paris undins Tessin, wo er sich als gefragter Ba-riton und Solist vor allem beim franzö-sischen und italienischsprachigen Ra-dio einen Namen schuf. Und auch inseiner Heimatstadt Bern galt erwährend vieler Jahre als «der Bariton»schlechthin.

Dorothee Gysin-Ninck ihrerseitsentstammt einer Riehener Familie, beider die Musik seit jeher einen zentralenStellenwert im Alltagsleben einnahm.«Schon als kleines Kind wartete ich im-mer ab, bis meine ältere Schwester fer-tig Klavier gespielt hatte. Kaum war siedann aufgestanden, setzte ich mich sel-ber an die Tasten. Für mich und zumGlück auch für meine Eltern stellte sichdeshalb nie die Frage, welches Musik-instrument ich denn spielen sollte.»

Ihre musikalischen Studien führtenDorothee Gysin in der Folge ans Kon-servatorium in Basel und nach Wien.Neben ihrer regen Konzerttätigkeit – seies als Liedbegleiterin oder auch als Mit-glied verschiedener kammermusika-lischer Ensembles – ist sie heute alsLehrerin an der Musikschule Riehentätig. Auch Gotthelf Kurth war in frühe-ren Jahren als Gesanglehrer an denKonservatorien verschiedener Schwei-zer Städte tätig.

Mit der Veröffentlichung ihrer Schu-bert-CD hat die musikalische Zusam-menarbeit von Dorothee Gysin undGotthelf Kurth zwar einen vorläufigenHöhepunkt erreicht. Aber bereitsschmieden die beiden konkrete Plänefür eine weitere Aufnahme. Noch imLaufe dieses Jahres wollen sie mit ihrerInterpretation von Liedern von Johan-nes Brahms und Robert Schumann wie-der ins Studio. «Es wird ja langsam Zeit,dass ich mich um mein musikalischesVermächtnis kümmere», meint GotthelfKurth schmunzelnd.

Eine CD mit 22 selten gehörten Liedern von Franz Schubert legt Zeugnis ab von ihrer langjährigen musikalischen Partnerschaft: Bariton Gotthelf Kurth undPianistin Dorothee Gysin. Foto: Dieter Wüthrich

Auf letzten Dienstagabend luddas überparteiliche Komitee«Konsens für Basel-Stadt» zueiner Podiumsdiskussion im An-dreashaus mit Riehener Persön-lichkeiten ein, die sich für ein Jazum Rahmenkredit für die Wohn-umfeldaufwertung einsetzen. Lei-der war das Interesse der Stimm-bürgerinnen und Stimmbürger andiesem aufschlussreichen Anlassnicht sehr gross.

Nicolas Jaquet

Gesprächsleiter Michael Martig (Prä-sident SP Riehen) stellte zu Beginn desAbends die Podiumsteilnehmerinnenund -teilnehmer vor: Rita Altermatt(Einwohnerrätin Grüne Riehen), RolfBrüderlin (Einwohnerrat LDP), Irène Fi-scher (Einwohnerrätin SP Riehen),Christine Kaufmann (Grossrätin undEinwohnerrätin VEW Riehen), KorneliaSchultze (Präsidentin Gegenseitige HilfeRiehen-Bettingen), Fritz Schumacher(Kantonsbaumeister) und Christoph Za-cher (Kantonalpräsident DSP).

In seinem Einführungswort erinner-te Michael Martig daran, dass das ganzeProjekt viele kleine Vorlagen und somitviele farbige Steine umfasse. Und sowürden die Podiumsteilnehmer im Lau-fe des Abends das Problem aus ganzverschiedenen Optiken beleuchten.

Viele Stimmen über eine SacheKantonsbaumeister Fritz Schuma-

cher erinnerte in seinem Votum daran,dass der Prozess «Werkstadt Basel»1995 begonnen habe. Es ging darum,Lösungen gegen die Abwanderung derBevölkerung aus der Stadt zu finden.Der Regierungsrat wünschte sich einehöhere Attraktivität des Kantons. Dasssich rund 2000 Personen an der «Werk-stadt Basel» beteiligten, sei ein Riesen-erfolg. In der Stadt gebe es zu vieleKleinwohnungen und zu wenig Wohn-raum für Familien. So werden die Fami-lien vertrieben. Mit dem Kredit von 25Mio. Franken könne das Wohnumfeldverbessert werden.

den, so zum Beispiel im St. Johann oderim Oberen Kleinbasel.

In Riehen: Problem LörracherstrasseZur Bevölkerungsentwicklung im

Kanton erklärte Rolf Brüderlin, dass dieStadt und Riehen rückläufige Bevölke-rungszahlen aufweisen, während Bet-tingen eine leichte Zunahme verzeich-ne. Das Wohnumfeld muss in vielenQuartieren verbessert werden. Es mussaber auch neuer Wohnraum geschaffenwerden. Auch in Riehen gebe es Quar-tiere, die eine Erneuerung nötig haben,so zum Beispiel in Riehen Nord derRaum Lörracherstrasse. Diese liege inder Wohnzone 4, verfüge über keineBaumallee und sei die Strasse mit dergrössten Verkehrsbelastung.

Kornelia Schultze bezeichnete sichals Fan der «Werkstadt Basel». DiesesProjekt war eine ganz neue Art der Be-teiligung der Anwohner. Die zeitlicheBegrenzung führte dazu, dass die Arbeit

Sichere Wege in die SchuleSehr wichtig ist das Thema sichere

Schulwege, worüber Christoph Zacherreferierte. Im Bläsiquartier gebe es proEinwohner nur ein Quadratmeter Grün-fläche. Zu den spärlichen Grünflächenkommen viele Kinder. Daneben gibt esviele gefährliche verkehrsreiche Stras-sen, was zur Folge hat, dass viele Schul-wege nicht sicher sind. Besonders ge-fährlich seien Fussgängerstreifen anÜbergängen ohne Lichtsignale, da vieleAutomobilisten hier nicht anhalten.Deshalb drängen sich an solchen Stellenim Klein- und Grossbasel zusätzlicheMassnahmen zur Sicherheit der Schul-kinder auf.

In zahlreichen Quartieren gibt esStrassen voll von parkierten Autos. Umdie Quartiere wieder wohnlicher zu ma-chen, sollten Parkplätze eliminiert wer-den. Dazu braucht es aber als ErsatzQuartierparkings. Solche können aufGrund gegenseitiger Absprachen beimErstellen von Neubauten errichtet wer-

Bei Irène Fischer waren es zwei Sei-ten, die sie am ganzen Projekt interes-sierten. Einerseits war es der Evalua-tionsprozess und anderseits war ihr dasSchicksal der Stadt nicht gleichgültig.Eine Umfrage bei Wegzügern ergab,dass nur zwei Prozent die Stadt wegenSchulen, Ausländern, Drogen usw. ver-liessen, acht Prozent waren es wegender Steuern, 30 Prozent aus beruflichenGründen, während weitere 30 Prozentkeine geeignete Wohnung fanden.

Christine Kaufmann kam auf dieFrage der Begegnungs- und Wohnstras-sen zu sprechen. Die Idee der Wohn-strassen stamme aus den 50er-Jahren.Sie sind in ihrer Ausgestaltung rechtteuer, da viele Vorschriften zu erfüllensind. Die Begegnungsstrasse ist etwaseinfacher und kann mit dem Einver-ständnis der Anwohner eingerichtetwerden. Wie sich solche Strassen mitweniger Verkehr und mehr Bewegungs-freiheit für die Fussgänger bewähren,müsse die Erfahrung zeigen.

ABSTIMMUNG «Konsens für Basel-Stadt» aus Riehener Sicht

25-Mio.-Kredit muss auch Riehen interessierennicht in endlose Diskussionen ohne Re-sultat ausartete. Im Grossen Rat gab esimmer wieder Störmanöver gegen die«Werkstadt Basel», wohl weil man ihreLeistungen nicht akzeptieren wollte. Aufdiesem Gebiet könne auch Riehen vonBasel lernen.

Globalkredite sind nichts NeuesIn einem zweiten Durchgang wurden

vom Podium aus einzelne Themen nochetwas ausführlicher beleuchtet. So er-klärte Fritz Schumacher zum von denReferendumsbefürwortern immer wie-der zitierten Schlagwort «Blankocheck»,dass Globalkredite nichts Neues seien imKanton. So habe man zur Umsetzungder Schulreform einen solchen Rahmen-kredit von 100 Mio. Franken für ver-schiedene Schulbauten gehabt. Auch fürdie Velowege stand ein gleicher Kreditvon 30 Mio. Franken zur Verfügung.«Angesichts der geplanten Massnahmenmüssen wir jetzt die Leute zum Bleibenin der Stadt veranlassen», meinte FritzSchumacher am Schluss.

Von anderen Podiumsteilnehmernwurde zu diesem Thema ergänzt, dassder Regierungsrat regelmässig über dieVerwendung dieses Kredites berichtenmüsse. Ganz generell wurde ausgeführt,dass man in den Quartieren, die Mängelaufweisen, etwas tun müsse, so zumBeispiel auch im Spalenquartier, woheute noch ein guter Mittelstand wohne.

In der kurzen Diskussionsrunde wur-den vorwiegend Riehener Themen ange-sprochen, so die unerträglichen Ver-kehrsverhältnisse am Grenzacherweg,die Frage von Pendlerparkings an derGrenze, die Verkehrsprobleme auf derLörracherstrasse/Baselstrasse/Aeusse-ren Baselstrasse. Diese Begehren wur-den vom Podium zur Kenntnis genom-men, wobei erklärt wurde, dass die ver-schiedenen Themen separat an andererStelle vorgebracht werden müssen,wenn man etwas erreichen wolle.

Der aufschlussreiche Abend hat denRiehenern gezeigt, dass sie mit einem Jazum Kredit einen Beitrag zur Verbesse-rung des Wohnumfeldes vieler Stadtbe-wohner leisten können.

Nicht nur in der Stadt, auch in Riehen wartet die Anwohnerschaft mancher besonders vom Durchgangsverkehr belastetenStrassen wie der Lörracherstrasse (Bild) sehnsüchtig auf eine Aufwertung ihres Wohnumfeldes. Foto: RZ-Archiv

Sprayereien in Riehen:Täter ermittelt

rz. Durch intensive Ermittlungen istes der Jugendanwaltschaft gelungen,drei Personen zu eruieren, die in denvergangenen Monaten hauptsächlich inRiehen und im Basler Hirzbrunnen-quartier durch Sprayereien erheblicheSchäden verursacht haben. Dies gehtaus einem Communiqué der Staatsan-waltschaft Basel-Stadt hervor.

In bisher rund 30 Fällen konnte denbeiden Jugendlichen und einem 19-Jährigen nachgewiesen werden, dasssie mit den Tags «BANE», «OCB»,«Sert» und «ZEK» fremde Mauern ver-unstaltet haben. Weitere Ermittlungensind im Gang. Neben den strafrechtli-chen Konsequenzen müssen die Tätermit Schadenersatzforderungen von etli-chen tausend Franken rechnen.

Basler Kantonalbankmit Rekordergebnis

rz. Die Basler Kantonalbank konnteim abgelaufenen Geschäftsjahr 1999 ei-nen gegenüber dem Vorjahr um 16,3Prozent gesteigerten Brutto-Reingewinnvon 192,3 Mio. Franken verbuchen. DerNetto-Jahresgewinn konnte ebenfallsum 13,4 Prozent auf 52,8 Mio. Frankenverbessert werden.

Angesichts des auf 57,4 Mio. Fran-ken erhöhten Bilanzgewinnes hat dieUnternehmensleitung eine Erhöhungder Dividende auf 18 Prozent beschlos-sen. Vom guten Geschäftsjahr der BKBprofitiert indessen auch der Kanton Ba-sel-Stadt, dessen Gewinnbeteiligungsich auf nunmehr 21,15 Mio. Frankenerhöhte.

Die Bilanzsumme belief sich im ver-gangenen Jahr auf 11,6 Mia. Franken,was einem Zuwachs von 8,7 Prozententspricht. Die Kundenausleihungennahmen um 6,1 Prozent auf 7,4 Mia.Franken zu, derweil sich die Kunden-gelder leicht um 1,3 Prozent auf 8 Mia.Franken reduzierten. Diesem Rückgangstehe allerdings eine markante Erweite-rung der BKB-Kundenbasis in allenKundensegmenten gegenüber, betontdie BKB in einem Pressecommuniqué.

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Freitag, 18.2.FILM

«Die Schweizermacher»Das «Dorfkino Riehen» zeigt den Spielfilm «DieSchweizermacher» von Rolf Lyssy aus demJahr 1978. Kellertheater im «Haus der Verei-ne», Baselstrasse 43. 20 Uhr.

Samstag, 19.2.VORTRAG

Riehener Frauentreffen zum Thema Krisen«Krisen – Katastrophen oder Chancen!?» ist derTitel des Vortrages von Irmgard Schaffenberger,der diesmal im Mittelpunkt des Riehener Frau-entreffens steht. Meierhof (hinter der Dorfkir-che). 9–11 Uhr. Ab 8.30 Uhr wird ein Kinderhü-tedienst angeboten.Unkostenbeitrag Fr. 12. – (inklusive Verpfle-gung).

BIBLIOTHEK

BüchervorstellungDas Bibliothekteam stellt ausgewählte Büchervor. Gemeindebibliothek Dorf («Haus zur Waa-ge», Baselstrasse 12). 11–11.30 Uhr.

FÜHRUNG

«Die mittelalterliche Kirchenburg um dieDorfkirche St. Martin in Riehen»Öffentliche Führung mit Historiker und Ge-meindepräsident Michael Raith. Treffpunkt imHof des Dorfmuseums Riehen (Baselstrasse 34),14.15 Uhr.Eintritt: Fr. 5.–, ermässigt Fr. 3.–.

Montag, 21.2.TREFFPUNKT

«Träff Rieche»Regelmässiger Treffpunkt für psychisch belaste-te Menschen, jeweils montags ab 18 Uhr imAndreashaus (Keltenweg 41).

Mittwoch, 23.2.WORKSHOP

«Mensch spiele mich – Brett- und Würfel-spiele nach alten Vorlagen»Workshop für Kinder ab 7 Jahren, jüngere inBegleitung Erwachsener. Leitung: Anina Duff-ner. Anmeldung erforderlich (Tel. 641 28 29).Wiederholung am 12. März. Spielzeugmuseum,Dorf- und Rebbaumuseum (Baselstrasse 34).14–17 Uhr.Materialkosten Fr. 5.–.

KINDERTHEATER

«Balduin der Pinguin»Gastspiel des Figurentheaters «Happy End» miteinem Stück für Kinder ab 5 Jahren. Freizeitzen-trum Landauer (Bluttrainweg 12). 15 Uhr.Vorverkauf im «Kaffi Landi» im Freizeitzen-trum Landauer, Eintritt Fr. 6.–.

Donnerstag, 24.2.VERNISSAGE

Tim Smith in der Galerie SchoeneckVernissage zur Ausstellung «Spirales, curvesand highways» mit Werken von Tim Smith.Die Ausstellung dauert vom 25. Februar bis 8.April. Die Ansprache hält der KunsthistorikerMichael A. Mauch, der Künstler ist anwesend.Galerie Schoeneck (Burgstrasse 63). 20 Uhr.

VORTRAG

«Teenager brauchen Anerkennung und Ermutigung»Praxisbezogener Vortrag von Dr. Armin Mauer-hofer. Eine Veranstaltung der Regio GemeindeRiehen, der Regio Gemeinde Weil am Rheinund der «Quelle des Lebens», Steinen. Saal der Regio Gemeinde Riehen (Lörracher-strasse 50). 20 Uhr.Eintritt frei.

KALENDARIUMRIEHEN/BETTINGEN

Fondation BeyelerBaselstrasse 101Dauerausstellung Sammlung Beyeler (Kunst derKlassischen Moderne). Öffnungszeiten: täglichvon 10 bis 18 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr.Führungen: Überblicksführung am Samstag,19. Februar, und am Sonntag, 20. Februar,12.30–13.45 Uhr und 14.30–15.45 Uhr sowieam Mittwoch, 23. Februar, 18–19.15 Uhr.«Werkbetrachtung über Mittag» mit Kerstin Bi-tar über Henri Rousseaus «Le Lion ayant faimse jette sur l’antilope» am Freitag, 18. Februar,12.30–13 Uhr. «Art + Brunch» (Brunch mitanschliessender Führung) am Sonntag, 20. Fe-bruar, 10–12 Uhr. «Montagsführung Plus» zumThema «Farbe und Form – Formen der Farbebei Matisse und Picasso» am Montag, 21. Fe-bruar, 14–15 Uhr.Voranmeldung: Tel. 645 97 20.

«Kunst Raum Riehen»Baselstrasse 71«Medien/Installationen» von Bettina Grossen-bacher, Clara Saner, René Pulfer und KätheWalser. 12. Februar bis 19. März. Öffnungszei-ten: Mi–Fr 13–18 Uhr, Sa und So 11–18 Uhr.

Galerie ost westBaselstrasse 9«Paintings» – Werke von Jeremy Williams. Öff-nungszeiten: Mittwoch 14–20 Uhr, Donnerstagund Freitag 14–18.30 Uhr, Samstag 11–16 Uhr.Bis 3. März.

Galerie MonfregolaNiederholzstrasse 20Ausstellung mit Werken von Megge Kämpf,Jörg Schulthess und Mags Glanzmann. Vernis-sage am Samstag, 19. Februar, 14–18.30 Uhr.Öffungszeiten Montag, Mittwoch und Samstag14–18.30 Uhr. Bis 11. März.

AUSSTELLUNGEN/GALERIEN

Jassnachmittagpsf. Heute Freitag findet im kleinen

Saal des Pfarreiheimes St. Fanziskus einJassnachmittag statt (14.30–17 Uhr).Auskunft erteilt Frau K. Knecht (Tele-fon 6012851). Weitere Jassnachmittagesind für den 24. März und den 7. Aprilvorgesehen.

Aus dem Pfarreiratpsf. An seiner 5. ordentlichen Sitzung

hat der Pfarreirat der Pfarrei St. Fran-ziskus folgende Geschäfte behandelt:

Die von der Finanzkommission vor-gelegte und erläuterte Rechnung für dasJahr 1999 wurde genehmigt und zuHanden der Pfarreiversammlung vom1. März 2000 verabschiedet.

Dem Antrag der Heimkommission,die Hauswartstelle mit einem Umfangvon 50 Stellenprozenten und die leerste-hende Wohnung im Pfarreiheim auszu-schreiben, wurde zugestimmt.

Die fertig erstellte Pfarreianalysewurde im Januar der RKK eingereicht.

Die Feierlichkeiten für «50 JahreKirche St. Franziskus» werden am24./25. Juni mit dem «Hälferznacht»verbunden. Es ist geplant, für alle Pfar-reiangehörigen ein kostenloses Essenanzubieten. Die Organisation dieses An-lasses hat ein Pfarreiratsmitglied über-nommen.

Die Anfrage des Stiftungsrates desAlters- und Pflegeheims zum Wendelin,René Frei als neues Mitglied des Stif-tungsrates zur Wahl vorzuschlagen,wurde zustimmend beantwortet.

Neues Projekt des Erwachsenen-Chores

rz. Singen Sie gerne? Mögen Sie«Barbershop-Songs» und «Oldies» imStile der «Comedian-Harmonists»? Undsind Sie «last but not least» im nächstenhalben Jahr regelmässig am Montagzwischen 19.30 und 21 Uhr abkömm-lich für Proben? Wenn ja, dann solltenSie einmal bei einer der nächsten Pro-ben des Erwachsenen-Chores der Mu-sikschule Riehen im dortigen Musiksaalvorbeischauen. Denn der Erwachsenen-Chor nimmt für sein nächstes Projekt absofort wieder neue Sängerinnen undSänger auf.

Weitere Informationen sind beim Se-kretariat der Musikschule Riehen, Tele-fon 641 37 47, oder bei ChordirigentinBarbara Schneebeli, Telefon 302 47 32,erhältlich.

Russische Gesängeim Andreashaus

ak. Am Sonntag, den 27. Februar,organisiert der Andreasverein ein Kon-zert mit dem Solistenquartett «Neva»aus St. Petersburg (20 Uhr, Andreas-haus, Keltenweg 41). Geboten werdenGesänge aus Klöstern und Kirchen vonSt. Petersburg. Das geistliche Liedgutder russisch-orthodoxen Tradition livezu hören, ist für alle, die Freude an ost-europäischer Kirchenmusik haben, einErlebnis.

Die Gruppe «Neva» bilden Olga Ro-manovskaja (Alt), Larissa Kinè (Spo-ran), Vladimir Matigulin (Tenor) undAndrej Owetschkin (Bass). Alle paarJahre führt das russische Solistenquar-tett eine Tournee in unserer Regiondurch.

Der Eintritt ist frei, Kollekte beimAusgang.

rt. Über 1,6 Millionen Franken hatdie aufwändige Renovation gekostet.Heute erstrahlt das alte «Kirchheim»neben der Chrischonakapelle in neuemGlanz. Am Samstag, 26. Februar, wer-den die Türen des Kirchheimes für einbreites Publikum geöffnet. Von 14 Uhrbis 18 Uhr können die Besucherinnenund Besucher die geschichtsträchtigenRäume besichtigen. Eine sachkundigeFührung wird ebenso wenig fehlen wieeine kleine Erfrischung.

Das Kirchheim wurde am 25. August1863 auf St. Chrischona eingeweiht.Doch das Haus ist wesentlich älter. Ur-sprünglich stand es in Basel, wo es die Pil-germission St. Chrischona damals für2000 Franken kaufte. Stein für Stein wur-de es abgetragen, um auf St. Chrischonawieder aufgebaut zu werden. Noch vor ei-nem Jahr bot das Haus ein trauriges Bild.Heute ist es originalgetreu restauriertund erstrahlt in altem Glanz. Holger vonCanstein, der Geschäftsführer von Chri-schona, ist zufrieden: «Insgesamt ist eineausgezeichnete Arbeit geleistet worden.»

RESTAURATION «Tag der offenen Tür» auf St. Chrischona

Neuer Glanz in alten Mauern

Das frisch restaurierte alte «Kirchheim» auf St. Chrischona steht am 26. Februar zur Besichtigung offen. Foto: zVg

rz. Das «AHa-Theater Riehen», dieLaienbühne des Andreashauses, prä-sentiert unter der Regie von KatharinaBucher seine vierte Produktion. BeimStück «De Vetter Flury us Missouri» vonArthur Brenner handelt es sich um ei-nen Schwank mit sozialem Hintergrundin drei Akten. Zur Handlung: VetterFlury kehrt in den Fünfzigerjahren nachüber zehn Jahren Auslandaufenthalt alsverarmter Öl-Millionär in die Schweizzurück, um seinen Vetter Santschi unddessen Familie zu besuchen – und umeine Frau zu finden. Das Programmheftkündigt eine unterhaltsame Geschichtemit unerwartetem Ausgang an.

Das Ensemble umfasst diesmal achtPersonen: Es spielen Matthias Gold-

THEATER Neue Produktion des «AHa-Theaters»

«De Vetter Flury us Missouri»

schmidt (als Spenglermeister FridolinSantschi), Silvia Brauchli (KlementineSantschi, Fridolins Ehefrau), Beat Bu-bendorf (Nachbar Murx), André Moser(Vetter Flury aus Amerika), Paula Glanz-mann (Heiratsvermittlerin Frau Süess),Hildi Heid (die heiratslustige JungferKreszentia Wintertag), Grazia Ceylan(die Witwe Frau Brugger) und RuediSchärer (ein Chauffeur).

Die Premiere ist am Freitag, den 25.Februar, um 20 Uhr im Andreashaus(Keltenweg 41). Weitere Aufführungensind vorgesehen am 26. Februar sowieam 22., 24. und 25. März (Beginn jeweilsum 20 Uhr). Weitere Aufführungen sindim Herbst 2000 geplant.

Eintritt frei, Kollekte.

Die Signori des Trio di Parma: Alber-to Miodani, Klavier, Ivan Rabaglia, Violi-ne, und Enrico Bronzi, Violoncello, sindnoch ziemlich jung und gehören dochbereits zur Spitze der Interpreten vonMusik für diese Besetzung. Am Montag-abend waren sie im Rahmen der «Kunstin Riehen» im Dorfsaal zu hören, undzwar mit Kompositionen von Beethoven(op. 121 A, «Ich bin der Schneider Kaka-du»), Schostakowitsch (Trio e-Moll, op.67) und Brahms (Trio H-Dur, op.8).

Schon in der beinahe feierlichenEinleitung, die Beethoven den zehn Va-riationen voranstellt, wurde erkennbar,was das Spiel der drei auszeichnet: Prä-zision und Leidenschaft. Für Letztere istvor allem der Cellist zuständig, der emo-tional kein Risiko scheut und zudem einCello von herrlichstem Wohlklang spielt.Mit ihm verglichen ist das Spiel des Pia-nisten geradezu diszipliniert, aber be-seelt diszipliniert und jederzeit transpa-rent, weil er höchst differenziert an-schlägt und sparsam mit dem Pedal um-

geht. Zwischen beiden der Geiger miteiner Tonbildung, die eher dem Spieldes Pianisten ähnelt, aber auch etwasvon den emotionalen Ausbrüchen desCellisten hörbar macht. Bei dieser Kon-stellation war es denn kaum noch über-raschend, dass bereits der Eingangs-Beethoven bejubelt wurde, denn ihr«Kakadu-Spiel» war ein Meisterstückaus filigraner Vitalität.

Loslassen und Bändigen der Gefühlein Schostakowitschs Trauermusik fürseinen Freund Sollertinskij, der 1944 –noch tobt der Krieg – an einem Herzin-farkt überraschend starb. Schostako-witschs Schock und Trauer wurden ge-nau erfundene Musik, denn er arbeiteteein halbes Jahr an den vier Sätzen; fürsein Arbeitstempo eine endlos lange Zeit.Die Signori aus Parma spielten dieseTrauermusik in einem Neben- und Inein-ander von ortloser überirdischer Ruhe(Andante des Moderato und Largo) undganz unmittelbarer Gegenwart derSchmerzausbrüche als ungestümer Lei-

denschaft. Am Montagabend wurdeglaubhaft hörbar, dass die Russen jenerZeit dieses Trio auch entpersönlicht emp-fanden als «Tragödie einer durch Todund Qual hindurchgegangenen Genera-tion», wie der Musikwissenschafter Mar-tynow schrieb. Gespenstisch die falsche,fahl gewordene Tanzfröhlichkeit desSchlusssatzes, in dem die vermeintlichglücklichen Erinnerungen bodenlos wer-den und wegbrechen. Das war eine klugeInterpretation, die die Wahrheit der Ge-fühle ungefiltert aufscheinen liess.

Nach der Pause noch Brahms, wie erklingen soll: innig und stürmisch, subtilund gewaltig, intensiv und tänzerisch.Was tat es da, dass der Cellist strecken-weise dominant wurde. Das Spiel derdrei war derart unmittelbar, dass keines relativierender Gedanke dazwischenpasste. Jubelnder Beifall. Das Scherzoaus dem «Erzherzog» als erste Zugabe,das Presto aus Haydns C-Dur-Trio alsbrillante zweite.

Nikolaus Cybinski

KONZERT Das «Trio di Parma» begeisterte im Dorfsaal des Landgasthofes

Präzision und Leidenschaft

Heute in einer Woche hat die vierte Produktion der Laienbühne des Andreas-hauses Premiere – hier ein Bild von den Proben. Foto: zVg

Rockfestival in der Bäumlihof-Aula

wü. Am Abend des kommenden4. April wird die Aula des GymnasiumsBäumlihof für einige Stunden zum veri-tablen «Rockpalast». Von 19 Uhr bisMitternacht treten dort verschiedeneBasler Nachwuchsbands auf, um so teil-weise zum ersten Mal überhaupt einembreiteren Publikum «einzuheizen».

Das Rockfestival wird für elf Schüle-rinnen und Schüler des GB zugleichHöhepunkt und Abschluss einer mehr-monatigen Vorbereitungszeit sein, diesie im Rahmen des Unterrichtsfaches«Lernen am Projekt» und unter Anlei-tung ihres Musiklehrers Martin Metzgerin die Organisation dieses Musikhap-penings investiert haben.

Das Entwickeln eines eigentlichenFestivalkonzeptes, das Abhören und Be-urteilen der von zahlreichen Bands ein-gesandten Demotapes, die Auswahl derBands, die Suche nach Sponsoren unddie Planung der Verpflegungsstände –all dies und noch einiges mehr wurdevon den 15- und 16-jährigen Gymna-siastinnen und Gymnasiasten entwederim Plenum oder in Gruppen erarbeitet.

Insgesamt haben die Festivalverant-wortlichen fünf Bands ausgewählt, diean diesem Dienstag im April eine derauch in unserer Region doch recht rarenMöglichkeiten eines öffentlichen Auftrit-tes nutzen können. Mit von der Partiesind folgende Bands: «Josh», «Gift»,«Coccaburra», «Avalanche» und «Out ofkey».

Erfolg für «Momo»und «Zonta»

pd. Eine fetzige Jazzmatinée zugun-sten von «Momo», der Beratungsstellefür Aids/HIV betroffene Familien in Ba-sel und Region, fand am vergangenenWochenende in der Reithalle Wenken-hof in Riehen statt. Der von den «Zon-ta»-Klubs Basel und Liestal organisierteAnlass war ausverkauft. 330 Gäste ge-nossen das reichhaltige Sunntigs-zmorge und die Dixielandmusik der be-kannten Bourbon-Street-Jazz-Band ausFrenkendorf.

«Zonta» ist eine international tä-tige Service-Organisation berufstätigerFrauen, die sich weltweit für die Ver-besserung der Situation von Frauen undKindern einsetzt. Mit der Unterstützungder Beratungsstelle «Momo», die demKinderspital Basel angeschlossen ist,leisten die beiden «Zonta»-Klubs Baselund Liestal dazu einen Beitrag. DerReingewinn der erfolgreichen RiehenerBenefiz-Matinée kommt vollumfänglich«Momo» zu und dürfte einen beträcht-lichen Betrag ausmachen. Die Scheck-übergabe findet am 10. April in Baselstatt.

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Freitag, 18. Februar 2000 Nr. 7 6

NACHGEF RAGTPOLITIK Interview zur Wiederaufnahme der Wirkungsorientierten Verwaltungsführung in der Gemeinde Riehen

Lustvoll in die Zukunft mit WOV?

In einem zweiten Anlauf will die Gemeinde Riehen die Wirkungsorientierte Verwaltungsführung (WOV) ein-führen. Der erste Versuch war im Mai 1999 sistiert worden. WOV betrifft die Gemeindeverwaltung, denGemeinderat, den Einwohnerrat und die Bevölkerung. Die RZ sprach mit Gemeindepräsident Michael Raith,Roger Perret (Kanzleichef Gemeinde Riehen), Peter Schertenleib (Leiter Freizeitzentrum Landauer), Irène Fischer(Einwohnerrätin, Mitglied der ersten WOV-Begleitkommission) und Oskar Stalder (Einwohnerrat, ebenfallsMitglied der ersten WOV-Begleitkommission) über ihre Vorstellungen zum Projekt. Gemäss Fachleuten hat esnur Erfolg, wenn alle Beteiligten eine gemeinsame Sprache sprechen.

Herr Raith: Als Sie Anfang Februarüber die Einführung der Wirkungsori-entierten Verwaltungsführung (WOV)informierten, sprachen Sie von Auf-bruchstimmung. Anwesend an dieserVeranstaltung waren der Gemeinde-rat, der Einwohnerrat und das Perso-nal der Verwaltung. Wie haben Sie dieStimmung empfunden?

Michael Raith: Als sehr gut. Mir ge-fiel, dass Gemeinderat, Einwohnerratund Verwaltung zusammen waren.WOV kann nur verwirklicht werden,wenn alle mitmachen. Nicht mit dabeiwar die Bevölkerung. Das ist mir be-wusst und ich weiss, dass sie einbezo-gen werden muss. Wie, müssen wirnoch überlegen.

Haben der Einwohnerrat und dieVerwaltung denn überhaupt Lust aufWOV?

Irène Fischer: Anfangs war ich skep-tisch, denn die Gemeindeverwaltunghat bisher auch ohne WOV gut funktio-niert. Durch meine Arbeit in der Be-

gleitkommission und durch das Lesenvon Fachliteratur weiss ich nun aberbesser Bescheid über WOV und seheVorteile darin. Stichworte sind grösse-rer Handlungsspielraum für die Verwal-tung und mehr Transparenz. Das ziel-orientierte, strategische Denken faszi-niert mich. Aber die parlamentarischeArbeit wird sich mit der Wirkungsorien-tierten Verwaltungsführung total än-dern. Im Normalfall werden wir Ein-wohnerräte uns nur noch um das Was,jedoch nicht mehr um das Wie küm-mern. Es wird aber Situationen geben,in denen uns auch das Wie interessierenwird. Zum Beispiel, wenn es um ökolo-gische oder soziale Ziele geht. Damitdies weiterhin möglich ist, werden wirneue parlamentarische Instrumentebenötigen. Es liegt jetzt an uns Parla-mentariern, solche Instrumente zuschaffen.

Roger Perret: Die Lust ist mir ver-gangen, als uns beim ersten Versuch,die WOV einzuführen, an einem zweitä-gigen Seminar ein umfangreicher Ord-

ner ausgehändigt wurde. Es zeigte sich,dass WOV sehr technokratisch, ab-strakt, voluminös und akademisch ist.

Damit die Motivation zurückkommt,braucht es jetzt eine einfache Ge-brauchsanleitung für die WOV. Darausmuss ganz klar herausgehen, was WOVist und wie sie funktioniert.

Ob es grössere Freiheiten, grösserenHandlungsspielraum geben wird, hängtdavon ab, wie die Kompetenzen verteiltwerden. Ich bin gespannt.

Peter Schertenleib: Ich hatte von An-fang an Lust auf WOV und habe nochimmer Lust. WOV ist ein Muss für dieZukunft. Wir brauchen Veränderungen,es bringt nichts, immer nur nach den al-ten Mustern zu handeln. Mit WOV wirddie Gemeinde ein moderner Arbeitge-ber. Ein moderner Arbeitgeber wird eingrösseres Spektrum von Leuten anstel-len können. Diese werden wiederumdas Arbeitsumfeld mitprägen.

Das WOV-Projekt wurde im Übrigennicht abgebrochen, weil die Projekt-teams keine Lust mehr hatten. Der

Grund lag wohl eher beim Gemeinderat.Ich meine, dass dieser die Sache nichtmehr klar gesehen hat, als es um daskonkrete Unterschreiben der Leistungs-aufträge ging.

Es gibt Leute, die haben Lust aufWOV. Herrn Perret und anderen istdie Lust abhanden gekommen. Wasist zu tun?

Oskar Stalder: Das Pilotprojekt ist indem Moment stillgestanden, als der Ge-meinderat der Verwaltung mehr Kom-petenzen, mehr Freiheit hätte gebenmüssen. Jetzt muss das Personal wiedermotiviert werden. Damit dies gelingt,muss man ihm klare Zielvorgaben ge-ben. Man muss ihm sagen, was zu tunist. Das Wie muss aber dem Personalüberlassen bleiben. Wenn wir Einwoh-nerräte aufhören, das Wie zu befehlen,dann ist die Mannschaft motiviert.

Michael Raith: Mit dem Vorgehen,Herr Stalder, bin ich einverstanden. Esstimmt aber nicht, dass der Gemeinde-rat die Kompetenzen nicht hatte abge-ben wollen. Wir hatten das Pilotprojekt«Wirkungsorientierte Verwaltungsfüh-rung» sistiert, weil die Situation im Ge-meindehaus verkarrt und die Motiva-tion deswegen weg war. Wieso wir indiese Situation gekommen sind, darü-ber debattieren wir nun seit dreiviertelJahren. Ich will hier jetzt nichts darübersagen.

Herr Raith, hatten Sie beim erstenAnlauf Lust auf WOV?

Mir war das Pilotprojekt ebenfalls zubuchhalterisch. Es hat mir keine Freudegemacht. Jetzt müssen wir die Ein-führung der WOV anders aufgleisen.Wir müssen sie unterhaltsamer, fröh-licher, menschlicher gestalten. DerApéro, zu dem wir nach der Informa-tionsveranstaltung vor zwei Wochen ein-geladen hatten, war ein erster Schritt.Natürlich wollen wir die Leute nicht miteinem Apéro kaufen, aber ein Apérokann zu einer fröhlichen Stimmung bei-tragen.

Irène Fischer: Beim ersten Anlaufstanden alle unter einem enormen Zeit-druck. Gut beim neuen Projekt ist, dassdas Budget 2001 in der neuen und inder alten Form ausgearbeitet werdensoll. So werden wir die Möglichkeit ha-ben, am Beispiel zu üben, zu spielen.

«Wir müssen die Einführung unter-haltsamer, fröhlicher,

menschlicher gestalten.»

Michael Raith

Oskar Stalder: Es ist für mich einewichtige Voraussetzung, dass bereitsdas Budget 2001 nach WOV-Grundsät-zen ausgearbeitet wird und als unver-bindliche Vergleichsvariante dem nor-malen Budget gegenübergestellt werdenkann. Ich hatte mich schon beim erstenAnlauf dafür eingesetzt, dass Global-budgets für die Pilotabteilungen hättenausgearbeitet werden sollen.

Wenn das Globalbudget vorliegt,sieht man, dass man nicht mehr «apo-thekerle» kann, sondern dass mangrossräumig denken muss. Heute wirdbei der Budgetausarbeitung hier eineSchreibmaschine, dort eine andereKleinigkeit gestrichen. «Apothekerlen»nenne ich das.

Es wird für den Einwohnerrat einfa-cher sein, das Globalbudget zu beurtei-len. Anderes wird schwieriger werden,Stichworte: Zielvorgabe, Controlling.Die Einführung der WOV stellt an dieVerwaltung und an den Gemeinderatriesige Ansprüche…

Irène Fischer: …und an den Einwoh-nerrat…

Oskar Stalder: …ja, aber erst ineiner späteren Phase. Zuerst sind Ge-meinderat und Verwaltung gefragt.Denn vorerst können wir Einwohnerrä-te noch keinen Einfluss auf die Produk-tegruppen nehmen.

Unbestritten ist, dass alle Beteilig-ten mit viel Arbeit rechnen müssen.Wieso sollen sie die Arbeit auf sichnehmen? Womit werden sie belohnt?

Oskar Stalder: Der Lohn ist klar: DieVerwaltung erhält grössere Freiheit undmehr Gestaltungsraum. Sie muss nichtmehr jedes Mal um Erlaubnis fragen, obsie einen Franken ausgeben darf. DieseFreiheit ist doch eine grosse Motivation.

Michael Raith: Es gibt noch eine an-dere Motivation. Immer wieder wird derRuf laut, die Politik sei zu professionali-sieren. Weil wir die Politik in Riehenaber nicht professionalisieren können,müssen wir sie entlasten. Entlastungbraucht vor allem der Gemeinderat. Mitder Wirkungsorientierten Verwaltungs-führung kann er entlastet werden. Dazukommt, dass WOV der modernen Perso-nalführung entspricht und dass die Be-dürfnisse der Kundinnen und Kundenim Vordergrund stehen. Es geht darum,was die Bevölkerung und nicht was derGemeinderat will.

«Ich habe michbemüht. Aber ich habedie Freiheit noch nicht

gesehen.»Roger Perret

Herr Perret, Sie arbeiten in derVerwaltung. Sehen Sie vor sich dasTor zur grossen Freiheit aufgehen?

Roger Perret: Ich habe mich bemüht,aber ich habe diese Freiheit bis jetztnicht gesehen. Vielleicht hängt es damitzusammen, dass wir auf der Kanzlei ho-heitliche Tätigkeiten ausüben. Damitsind wir an Gesetze und teilweise anPreise gebunden. Die Menge unsererDienstleistungen können wir nicht be-einflussen. Wie können wir da den Um-satz steigern? Ich will aber gerne daranglauben, dass WOV die Phantasie unddie Kreativität anzuregen vermag.

Michael Raith: Selbstverständlichhat auch die Kanzlei Gestaltungsmög-lichkeiten. Sie könnte doch etwa dieKanzlei statt morgens abends öffnenund dafür zusammen mit der ID gleichauch ein anderes Papier ausstellen.

Oskar Stalder: Oder machen Sie esumgekehrt. Machen Sie nicht mit mehrLeuten mehr, sondern machen Sie mitweniger Leuten das Gleiche. Wenn Ih-nen das gelingt, haben Sie doch auchein Erfolgserlebnis!

Irène Fischer: Eine solche Denkwei-se könnte üble Konsequenzen haben.

Roger Perret: Ich befürchte tatsäch-lich, dass wir mit den gleichen Leutenimmer mehr machen müssen. BeispielE-Mail-Anfragen. Die Anzahl der Anfra-gen per E-Mail nimmt rasant zu. Kun-dinnen und Kunden erwarten, dass die-se Anfragen sofort beantwortet werden.Das bedeutet für uns, dass wir immerschneller reagieren müssen. Und diesalles vor dem Hintergrund, dass wirdank den elektronischen Hilfsmittelndoch eigentlich Arbeitskräfte einsparensollten.

Irène Fischer: Nein. Wir sind uns al-le einig, dass WOV keine Sparübung istund dass eine Verwaltung nicht miteinem wirtschaftlichen Unternehmenverglichen werden kann. Es gibt eineAnzahl von Aufgaben, die Verlustge-schäfte sind.

Peter Schertenleib: Wichtig ist, dasswir kundenfreundlich werden. Deshalbbevorzuge ich die Idee «mit gleich vielenLeuten mehr anbieten». Das ist es, wasdie Bevölkerung wünscht.

«Mit dem gleichenPersonal mehr leisten.

Das gefällt mir. Super.»Oskar Stalder

Oskar Stalder: Mit dem gleichenPersonal mehr leisten. Das gefällt mirnatürlich auch. Super. Gelingt dies,muss das Personal ein Erfolgserlebnishaben. Und es muss ihm besser gehen,als wenn es auf den Befehl des Einwoh-nerrates wartet: «Nun bewegt mit derlinken Hand den linken Griff.»

Faszinierend wie der Blick in die Kristallkugel muten den Anhängern der wirkungsorientierten Verwaltungsführung(WOV) die Möglichkeiten an, die sich mit dem Bekenntnis zur Verwaltungsreform ergeben.

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Freitag, 18. Februar 2000 Nr. 7 7

NACHGEFRAGTPeter Schertenleib: «Nichts ist un-

möglich» wäre ein guter Werbespot fürdie Wirkungsorientierte Verwaltungs-führung. Er würde neue Perspektiveneröffnen und zu mehr Leistung anspor-nen.

Roger Perret: Das ist eine Illusion.Wir haben die Forderung «Mehr Leis-tung mit gleich vielen Leuten» in denletzten Jahren gezwungenermassenschon längst erfüllt. Jetzt sind wir amLimit. Wenn wir noch mehr neue Aufga-ben übernehmen müssen, können wirunsere Kundschaft nicht mehr durchge-hend bedienen.

«Wir sind am Limit.Wir können nicht nochmehr Aufgaben über-

nehmen.»Roger Perret

Herr Perret sieht Grenzen der Leis-tungssteigerung. Befürworter vonWOV betonen, WOV sei keine Spar-übung. Ihnen muss der Starck-Be-richt entgegengehalten werden. Dortheisst es: «Die logische Konsequenzder WOV wie Restrukturierung, Priva-tisierung und Leistungslohnsystemmuss von Anfang an in Betracht gezo-gen werden und darf nicht von vorn-herein negiert werden.» Stehen Leis-tungssteigerung und Sparen alsodoch im Vordergrund der Reform?

Michael Raith: Ich bin mit der Aus-sage im Starck-Bericht einverstanden.Natürlich kann nicht gefordert werden,dass die gleichen Leute die doppelteLeistung erbringen. Die Leistung wirdim Leistungsauftrag definiert und wennmehr Leistung verlangt wird, braucht esdazu selbstverständlich mehr Personal.

Richtig ist, dass man gewisse Gebie-te privatisieren kann. Dann nämlich,wenn Private die gleiche Leistung billi-ger, besser oder sinnvoller anbieten alsdie öffentliche Hand. Natürlich müssenwir sozial bleiben. Wenn Private dieLeistung nur deshalb billiger anbieten,weil sie schlechte Löhne bezahlen, wirdes fragwürdig.

Umstrukturierungen sind denkbar,und zwar auf allen Stufen. Also im Par-lament, in der Regierung und in der Ver-waltung. Wir müssen diese Fragen dis-kutieren.

Peter Schertenleib: In keinerSchweizer Gemeinde, die WOV reali-siert hat, ist es zu einer Privatisierungs-welle gekommen.

Irène Fischer: Als Alternative zurPrivatisierung müsste die Auslagerunggeprüft werden. Denn bei der Auslage-rung kann man Rahmenbedingungenstellen, bei der Privatisierung nicht.

Mit WOV werden sich die Struktu-ren der Gemeinde und ihrer Institu-tionen verändern. Wie weit wird mangehen? Etwa soweit, dass der Ein-wohnerrat durch ein anderes Instru-ment ersetzt wird? Oder soweit, dasseine Planungsgruppe die Aufgabendes bisherigen Gemeinderats über-nimmt und die Ressorts überflüssigwerden?

Michael Raith: Wir haben diese Fra-ge im Gemeinderat eingehend disku-tiert, Ergebnisse liegen noch keine vor.Ich persönlich glaube nicht, dass diese

Strukturen zurzeit geändert werdenkönnen. Aber wir müssen sie stets neuüberdenken. Auch andernorts bestehtdie Tendenz, die politischen Gremien zuverkleinern. Meistens lehnte der Sou-verän diese Vorschläge aber ab.

Oskar Stalder: Wenn die WOV einge-führt ist, müssen wir uns tatsächlichfragen, ob unsere Ressortorganisationnoch sinnvoll ist. In Binningen, wo dieWOV eingeführt ist, begleiten die Ge-meinderäte gemäss ihren Neigungenund Fähigkeiten gewisse Produktegrup-pen. Damit wird die Führung optimal.Auch wir müssen langfristig gesehenvom Ressortdenken wegkommen.

Peter Schertenleib: WOV ist ein Pro-zess. Das Resultat ist offen. Im erstenSchritt muss die WOV nun eingeführtwerden, dann werden wir weitersehen.Vielleicht wird der Einwohnerrat dannfast arbeitslos? Wir können diese Fragenicht beantworten, ohne den erstenSchritt zu tun.

Irène Fischer: Ich bin mit HerrnSchertenleib nicht einverstanden. Unse-re Parlamentsarbeit wird sich sehrstark verändern. Deshalb müssen wirdiese Fragen jetzt diskutieren.

Michael Raith: Ich vermute, dass dieArbeit des Einwohnerrates sich schwer-punktmässig vom Plenum in die Kom-missionen verlagern wird. Vorbereiten-de Kommissionen werden wichtig wer-den. Vielleicht werden wir vom Prinzipder parlamentarischen Spezialkommis-sionen zum Prinzip der vorbereitendenKommissionen übergehen. Es wird sichschon sehr viel ändern.

Irène Fischer: Wenn die Kommissio-nen noch wichtiger werden als heute,müssen die Leute in diesen Kommissio-nen unbedingt nach Fraktionsstärkevertreten sein. Heute ist dies nicht so.

«Die Leute müssennach Fraktionsstärkein den Kommissionen

vertreten sein.»Irène Fischer

Die Begeisterung für die Wir-kungsorientierte Verwaltungsfüh-rung scheint gross. Hat der Einwohn-errat tatsächlich so wenig Bedenken?

Irène Fischer: Es gibt problemati-sche Punkte. Wie soll zum Beispiel dievielgepriesene Kundenzufriedenheit ge-messen werden? Im FreizeitzentrumLandauer werden zum Beispiel die An-zahl Besucherinnen und Besucher so-wie ihre Aufenthaltsdauer gemessen.Wir alle wissen, dass diese Zahlen nichtangeben können, was im Landauer pas-siert. Qualität kann mit diesem Instru-ment nicht gemessen werden.

Peter Schertenleib: Das stimmt, aberirgendwann wird man vielleicht brauch-bare Indikatoren finden. Wir haben jetzteinen ersten Schritt gemacht. Natürlichdarf es nicht so sein, dass das Frei-zeitzentrum Landauer möglichst vieleBesucher anzieht und es egal ist, wasihnen angeboten wird.

Irène Fischer: Problematisch istauch Folgendes: Weil die Arbeit im Ein-wohnerrat anspruchsvoller wird, be-steht die Gefahr, dass nicht mehr alle

Mitglieder des heutigen Einwohnerratesder Aufgabe gewachsen sind. Die WOVkönnte zu einer Akademisierung desEinwohnerrates führen. Damit diesnicht geschieht, muss dem Einwohner-rat entsprechende Weiterbildung ange-boten werden.

Michael Raith: In unserer Demokra-tie müssen alle wählbar bleiben undniemand soll für den Einwohnerratspezielle Voraussetzungen mitbringenmüssen. Aber wer einmal Mitglied ist,müsste bereit sein, sich weiterzubilden.Früher schrieb man die Weiterbildungden Parteien und Interessengruppenzu. Ich meine, dass dies heute eine öf-fentliche Aufgabe sei und ins Budgetaufgenommen werden müsste.

WOV soll auf den 1. Januar 2003eingeführt werden. Gleichzeitig beto-nen Sie, WOV sei ein Prozess. Ein-führung auf ein bestimmtes Datumund Prozess sind aber zwei wider-sprüchliche Begriffe.

Michael Raith: Absolut nicht. Wirwollen auf den 1. Januar 2003 das neueBudget einführen. Der Prozess aberläuft weiter.

Roger Perret: Das Instrumentariumwird auf dieses Datum hin eingeführt.Vielleicht wird man dann auch erstmalseinen Ertrag sehen.

Peter Schertenleib: Es ist wie bei ei-ner Schoggiproduktion. Man beginntmit der Produktion, kann aber jederzeitdie Rezeptur verändern und sie so demGeschmack und dem Bedürfnis anpas-sen. WOV ist nicht die Lösung für dienächsten 30 oder 40 Jahre. WOV be-deutet ja gerade, dass es sich um einenProzess handelt.

«Es ist wie bei derSchoggiproduktion.

Man kann dieRezeptur jederzeit

verändern.»Peter Schertenleib

Es wurde gesagt: Die Verwaltungsoll mit WOV mehr Kompetenzen er-halten. Gegner der WOV fürchten,dass die politische Kontrolle verlorengehe. Welche Rolle wird die Politikhaben?

Michael Raith: Von politischer Seitemuss permanent überprüft werden, obdie in den Leistungsaufträgen definier-ten Leistungen eingehalten werden. Esstimmt allerdings, dass die Politiker ge-wisse Kompetenzen verlieren werden,weil sie nur noch die strategischen Zielefestlegen. Damit geht wohl eine gewissenostalgische Note verloren. Beispiel:Während meiner langjährigen parla-mentarischen Arbeit auf kantonaler undkommunaler Ebene habe ich immerwieder ganz spannende Diskussionenüber Strassenpflästerungen miterlebt.Solche Diskussionen, die im Übrigenviel Geld kosten, werden verschwinden.Man kann das bedauern.

Ich freue mich auf die spannendenstrategischen Diskussionen. Sie mögenweniger unterhaltsam, dafür aber inte-ressanter und fordernder sein. Eigent-liche Kompetenzen verliert die Politikalso nicht.

«WOV ist ein Prozess.Das Resultat ist

offen.»Peter Schertenleib

Nehmen wir die Vorlage «UmbauLandgasthof», die der Gemeinderatdem Einwohnerrat im letzten Herbstvorlegte. Wer könnte dazu gemässWOV was sagen und entscheiden?

Michael Raith: Es würde ein Leis-tungsauftrag für die Dauer von zum Bei-spiel drei Jahren festgelegt. Der Leis-tungsauftrag könnte Folgendes festle-gen: Pachtbetrieb, muss gute Beiz sein,muss eine Rendite in einer gewissenHöhe abwerfen, für bauliche Massnah-men sieht die Gemeinde einen gewissenBetrag vor. Aufgrund dieses Leistungs-auftrages könnte der Pächter dannselbstverantwortlich auf dieses Geldzurückgreifen und Unterhaltsarbeitenvornehmen lassen. Ob die Hotelzimmergebaut würden, läge also in der Verant-wortung des Pächters.

Denken wir den Prozess weiter.Irgendwann werden sämtliche Leis-tungsaufträge definiert sein. Dannwerden die Politiker schliesslich docharbeitslos.

Michael Raith: Nein, es werden im-mer neue Aufgaben an sie herangetra-gen werden, weil sich die äusserenBedingungen stets ändern. Früher wares die Hauptaufgabe der öffentlichenHand, Strassen zu teeren. Heute hat sieganz andere Aufgaben. Morgen werdenes wieder andere sein.

Irène Fischer: Es kann nicht Absichtsein, dass der Einwohnerrat ständig inein WOV-Projekt eingreift. Sonst müss-ten wir WOV gar nicht einführen. Aberder Einwohnerrat muss mindestens einInstrument haben, damit er eingreifenkann, wenn es nötig ist.

Oskar Stalder: Absolut richtig. Wirmüssen die Möglichkeit haben, einzu-greifen. Sonst werden wir tatsächlichnichts mehr zu tun haben.

Bürgernähe ist ein zentraler Be-griff der WOV. Der Einwohnerrat wirdnur noch über strategische Ziele ent-scheiden. Wie weit entfernt er sichdamit von der Realität und von derBevölkerung?

Irène Fischer: Bürgernähe ist natür-lich dadurch entstanden, dass der Ein-wohnerrat sich mit Sachfragen beschäf-tigt hat. Die Beleuchtungen der Schäfer-strasse sowie der Überbauung auf derGehrhalde, die in der kommenden Sit-zung des Einwohnerrates zur Debattestehen, ermöglichen den Bezug zur Be-völkerung. Dieser Bezug fällt weg, wenn

wir uns nur noch mit strategischen Zie-len beschäftigen.

Michael Raith: Volksnähe ist wenigereine Frage des Systems, sondern eineFrage der Personen. Der Einwohnerratmuss die Kontakte zur Basis pflegen.Auch der Gemeinderat muss unters Volk.

Oskar Stalder: Ich sehe gar keineGefahr. Der Einwohnerrat wird auchmit WOV der Volksvertreter bleiben. Ge-hen Sie in die Dorfbeizen und sie habenden Kontakt.

Worauf freuen Sie sich am meis-ten, wenn die WOV eingeführt wird?Was darf auf keinen Fall geschehen?

Michael Raith: Das Projekt darf aufkeinen Fall nochmals abstürzen. Ichfreue mich darauf, etwas Prospektives,Neues, Modernes machen zu dürfen.

Mich beschäftigt zurzeit sehr, wie diestaatsrechtliche Zukunft Riehens ausse-hen wird. Ich habe aber kaum Zeit, dar-über nachzudenken, weil ich Jagdpässeund Fischereikarten unterschreiben undähnliche Dinge tun muss, die eigentlichandere tun könnten. Ich hoffe, dass die-se Dinge dank WOV dort erledigt werdenkönnen, wo sie hingehören.

«Ich freue mich, etwas Prospektives,

Neues, Modernes machen zu dürfen.»

Michael Raith

Irène Fischer: Ich lasse mich gerneauf das neue Projekt ein und stehe ihmoffen gegenüber. Voraussetzung ist,dass das Parlament sich jetzt mit denKonsequenzen auseinandersetzt, dieWOV bringt. Es darf dies nicht erst beimVorliegen des Budgets 2001 tun. Wirmüssen jetzt überlegen, welche Instru-mente wir brauchen.

Peter Schertenleib: Ich freue michauf den grösseren Spielraum und aufkürzere Instanzenwege, zum Beispielbei Stellenbesetzungen.

Roger Perret: Ich hoffe, dass WOVviele kreative Schübe auslöst. Und dassder Leistungsauftrag nicht zum Druck-mittel wird. Wenn die negativen Aspek-te der WOV erträglich gemacht werden,kann wohl eine Motivation entstehen.

Oskar Stalder: Ich war gegenüberder WOV schon immer positiv einge-stellt. Ich sehe für mich persönlich dieChance, mit der WOV sicherer und ein-facher zu politisieren. Wenn der Ein-wohnerrat sich daran hält, nur das Wasfestzulegen, und wenn er ein brauchba-res Controllinginstrument hat, wird dieWOV ein Erfolg. Ich will in nicht allzuferner Zeit aus dem Einwohnerratzurücktreten. Ich hoffe, WOV werdedann realisiert sein. Sonst bleibe ich, bissie funktioniert.

Interview: Judith Fischer, Rolf SpriesslerFotos: Rolf Spriessler

Die Gesprächsteilnehmerin und -teilnehmer: Irène Fischer (Einwohnerrätin SP, Mitglied der ersten WOV-Begleitkom-mission), Roger Perret (Kanzleichef Gemeinde Riehen), Peter Schertenleib (Leiter Freizeitzentrum Landauer), OskarStalder (Einwohnerrat FDP, Mitglied der ersten WOV-Begleitkommission), Gemeindepräsident Michael Raith (von links).

Einführung der WOV in Riehenrs. Am 2. Februar hat der Gemeinde-

rat die Wiederaufnahme des WOV-Pro-jektes in Riehen verkündet. WOV bedeu-tet «Wirkungsorientierte Verwaltungs-führung». Grundidee ist dabei, dass dasParlament (Einwohnerrat) zu Handender Exekutive (Gemeinderat) und derVerwaltung qualitativ und quantitativ de-finierte Leistungen festlegt und für einGesamtpaket eines bestimmten zusam-mengehörenden Bereiches ein Global-budget spricht. Es ist dann Sache von Ge-meinderat und Verwaltung, auf welcheWeise und mit welchen Mitteln im Rah-men des bewilligten Globalbudgets dieAufgaben erfüllt werden sollen.

Bisher legte der Einwohnerrat in sei-nen Vorlagen sehr genau fest, wie eineAufgabe in all ihren Teilbereichen zu er-füllen sei. Das neue Verfahren hat zurFolge, dass vor allem die Verwaltungmehr eigene Kompetenzen erhält unddamit schneller auf Ereignisse und äus-sere Einflüsse reagieren kann.

Bereits im November 1997 unterbrei-tete der Gemeinderat dem Einwohnerrat

eine Vorlage zur sukzessiven Einführungder WOV, und zwar wurden zunächst sie-ben Pilotbereiche definiert, je eines proRessort. Diese Bereiche waren die Kanz-lei (Präsidialressort), die Steuerveranla-gung (Finanzen), die Liegenschaftsver-waltung (Hochbau), die Gemeinschafts-antenne (Tiefbau), die Forstgruppe (Öf-fentliche Dienste), die FreizeitanlageLandauer (Kultur und Freizeit) sowie dasGesundheitswesen (Bildung, Gesundheitund Soziales). Die Pilotprojekte wurdenim Mai 1999 sistiert, als der Gemeinderatbeim Unternehmensberater Niggi Starckeine Strukturanalyse in Auftrag gab, dieim August unter anderem zur Freistel-lung von zwei hohen Chefbeamten führ-te. Starck ist auch Autor des Berichteszum Riehener WOV-Projekt, nach dessenVorgaben nun die Wiederaufnahme derEinführung der WOV erfolgen soll.

Das in eine selbstständige Körper-schaft umgewandelte Gemeindespitalund das Spitexwesen unter dem VereinSpitex Riehen-Bettingen laufen bereitsheute nach den Grundsätzen der WOV.

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fi. Vernissagen. Moment der Überra-schungen. Der schönen und der unschö-nen. Die Vernissage zur Ausstellung«Medien/Installationen» unter der Fe-derführung von Kiki Seiler-Michalitsivon der «Kommission für BildendeKunst der Gemeinde», die am vergange-nen Freitag im «Kunst Raum Riehen»stattfand, brachte den Organisatorenschöne Überraschungen: Zu den Besu-cherinnen und Besuchern aus Riehengesellten sich ungwöhnlich grosses Sze-nepublikum und viele Fachleute über dieGemeinde- und Kantonsgrenze hinweg.Die Namen der ausstellenden Künstle-rinnen und Künstler Bettina Grossenba-cher, Clara Saner, René Pulfer und KätheWalser hatten offenbar ihre Magnetwir-kung nicht verfehlt. Sogar Pipilotti Ristwar gekommen. Sie wurde dann auchgleich Zeugin der Überraschung der un-schöneren Sorte, die René Pulfer amRande beschert wurde.

Im abgedunkelten «Kunst Raum Rie-hen» übten die abgerollten Videobändervon René Pulfers Installation im Parter-re offenbar eine solch starke Anzie-hungskraft aus, dass Besucherinnenund Besucher fast herdengleich in dieLandschaft hineinstapften. Im Gegen-wartsmuseum habe es ähnliche Instal-lationen gegeben, mit ausdrücklicherBitte zum Betreten, maulten die einenleise, die anderen traten blitzschnell imRückwärtsschritt den Rückzug an. EineMutter entschuldigte sich für ihr Kind,das in der Videobandlandschaft nach et-was Verlorenem suchte. Die Entschuldi-gung nützte nichts. «Das Werk ist zer-stört», sagte René Pulfer und konnte eskaum fassen. Pipilotti Rist, Inszenierun-gen gewohnt, rannte los, den Schuldi-gen zu suchen, der als erster seinenFuss ins Kunstwerk gesetzt hatte.

Vernissagen. Gelegenheit auch fürWiedersehen, Small Talk, schwarzeKleider, Dankesworte, Küsschen undApérohäppchen. Die Ausstellung hinge-gen braucht Ruhe und Alleinsein in denRäumen. Beides unmögliche Forderun-gen an einer Vernissage. Die Ausstellungbraucht vielleicht auch Goodwill. Viel-

leicht die Bereitschaft, sich auf Dingeeinzulassen, mit «denen man eigentlichnichts anfangen kann», «die einem sonstnichts sagen». Sicher muss man sichdarauf einstellen, Fremdem nahe zukommen. So etwas Fremden etwa wienackten Gesichtern Unbekannter. Über-gross, von Zeit zu Zeit lächelnd und sichverdoppelnd übereinander schiebendzum Beispiel das Gesicht einer Fraumittleren Alters in «Two heads are betterthan one» («Zwei Köpfe sind besser alseiner») von Bettina Grossenbacher, derKünstlerin, die auch ein Zwillings-mädchenpaar auf eine Wippe gesetzthat, sie schaukeln liess und die beidennun im «Kunst Raum» auftreten lässt.Klein, aber nicht weniger nackt die Ge-sichter in der Arbeit «Das Camp» von

Clara Saner. Sie zeigt Menschen, die zumVergnügen draussen in der Landschaftcampen gehen. Geborgen in ihrenSchlafsäcken blinzeln sie, öffnen denMund zu einem leichten Gähnen oderfahren sich mit der Zunge über die Lip-pen. Im harten Kontrast zu diesenVideoaufnahmen liegen den Monitorenvorgelagert in Plastikplanen eingepackteKörper. Der Kontrast ist geplant: hiercampen zum Plausch, dort das Kriegs-camp, umgeben von Angst, Verwüstungund Tod.

Die Ausstellung, in der die dreiKünstlerinnen und der Künstler ihreWerke zwar gleichzeitig und auf die Ar-chitektur des «Kunst Raums Riehen»konzipiert, aber unabhängig voneinan-der zeigen, gibt auch Einblick in das

AUSSTELLUNG Vernissage mit den VideokünstlerInnen Bettina Grossenbacher, Clara Saner, René Pulfer und Käthe Walser

Unbekannte Nähe nackter Gesichter

GESELLSCHAFT Die Rolle der Frauen in den Basler Kirchen

Priesterinnenweihe als Meilensteinauf einem steinigen WegDas Thema war in den letztenWochen in der Schweizer Me-dienlandschaft omnipräsent: Diechristkatholische Kirche weihtnächsten Samstag die erste Frauzur Priesterin. Anlass für die dreigrossen Basler Kirchen, Rolle undSelbstverständnis der Frau inner-halb der Kirche gründlich zu hin-terfragen.

Simone Burgherr

«Frauen haben im kirchlichen Le-ben immer eine herausragende Rollegespielt, aber sie hatten nie die Bedeu-tung und Anerkennung, die sie verdienthätten», erklärte Hervé Dubois am Öku-menischen Medienapéro. Die Kirche ha-be sich als Teil der Gesellschaft immerschwer getan mit Frauen, so der Me-dienbeauftragte und Kirchenrat derchristkatholischen Kirche weiter, «sietat sich noch schwerer damit als derRest der Gesellschaft». Mit der Weihungvon Denise Wyss zur ersten Priesterinhabe die christkatholische Kirche nuneinen Meilenstein gesetzt, «aber derProzess muss weitergehen».

Es war ein langer Weg bis zur ersten PriesterinweiheSchon vor über dreissig Jahren dis-

kutierte man in der christkatholischenKirche darüber, ob Frauen zu Diakonin-nen geweiht und somit in den Klerusaufgenommen werden könnten. Bis essoweit war, brauchte es, aus Angst vorden Reaktionen der andern Kirchen,noch ganze 15 Jahre. «Es war nicht ein-fach, aber letztlich ist es ohne grössereWunden abgegangen», betonte PfarrerFritz-René Müller.

Anders bei der Priesterinnenweihe:Es sei eine mühsame Auseinander-setzung gewesen, erinnert sich PfarrerMüller, das Verhältnis zu den andernKirchen, aber auch zur Utrechter Union,dem Dachverband der altkatholischenKirchen, sei sehr belastet worden. «Esentstand eine vehemente Gegnerschaft.

Das Gebäude der Utrechter Union wurdein seinen Grundfesten erschüttert unddrohte auseinander zu fallen. Wir habenaber jetzt doch noch eine Lösung gefun-den, mit der alle leben können.»

Spekulationen über den Schweizer BischofDie erste christkatholische Priesterin

der Schweiz, Denise Wyss, wird amkommenden Samstag in Solothurn ge-weiht. Und zwar vom Erzbischof vonUtrecht und nicht vom obersten Hirtender Schweizer Christkatholiken, BischofGerny. Er ist seit Anfang Jahr krank ge-schrieben. Böse Zungen munkeln, dasser sich schwer getan habe mit Frauenim Priesteramt und deshalb erkranktsei. Für Pfarrer Müller eine reine Unter-stellung. «Es war für ihn ein heillosschwieriges Dilemma, aber er trägt denEntscheid mit.»

Katholische Frauen können nur davon träumenZwar habe sich auch in der römisch-

katholischen Kirche in der Frauenfragein jüngster Vergangenheit einiges be-wegt, betonte Cécile Künstle, die sichseit Jahren als Katechetin und in derkirchlichen Frauenarbeit engagiert,«aber wenn ich zurückblicke, wird mirklar, wie wenig wir eigentlich verändernkonnten und wo uns klare, unüber-schreitbare Grenzen gesetzt sind». Sokönnen katholische Frauen zum Bei-spiel nur vom Diakonat träumen. DerKirchenrat habe zwar die Arbeitsgrup-pe für kirchliche Frauenfragen, die indiesem Jahr ihr 10-jähriges Bestehenfeiert, ermutigt mitzudenken und mitzu-tun. «Aber uns dann seine volle Unter-stützung zu gewähren, um gewisseIdeen umzusetzen – das ging ihm danndoch zu weit.»

In den zehn Jahren Arbeit hätten sieihre Ausdauer und Professionalität be-wiesen, meint Cécile Künstle. «Deshalberwarten wir Frauen für die Zukunfteinen offiziellen Status innerhalb derrömisch-katholischen Kirche.»

Frauen sind von der Kirche enttäuschtDie ökumenische Basler Kirchenstu-

die, die unlängst erschienen ist, belegtmit harten Fakten, was alle längst ver-mutet hatten: Frauen erwarten mehrvon der Kirche als Männer. Frauen ma-chen deshalb aber auch mehr frustrie-rende Erfahrungen mit kirchlichen In-stitutionen. So treten klar mehr Frauenaus Enttäuschung aus der Kirche ausals Männer. Der Kirchenrat der rö-misch-katholischen Kirche will das sonicht mehr hinnehmen. «Frauen sollensich in und mit der Kirche wohlerfühlen können», betonte Kodekanats-leiter Xaver Pfister. Man sei sich zwarbewusst, dass vieles nicht in ihrerMacht liege, vor allem die Zulassungs-bedingungen zu den kirchlichen Äm-tern; sie könnten aber bei einflussrei-chen Stellen immer wieder auf die Not-wendigkeit hinweisen. Pfister hielt aberauch fest, dass sich für die Frauen inder katholischen Kirche trotz allemeiniges verändert habe: So präsidiertseit einem Jahr eine Frau den Kirchen-rat, «und das ist nicht nur eine symbo-lische Geste».

«Wir kochen auch nur mit Wasser»Evangelisch-reformierte Frauen ha-

ben einen leichteren Stand: Seit fast45 Jahren sind sie grundsätzlich zuallen Kirchenämtern zugelassen, kön-nen sogar Pfarrerin werden und habenauch in Leitungsfunktionen ihrenselbstverständlichen Platz. «Die evan-gelisch-reformierte Kirche war punktoGleichstellung und Gleichberechtigungoft auch auf gesellschaftlicher Ebeneeine Pionierin», erklärte ERK-Medien-beauftragter Gerhard Gerster. So habenFrauen in der reformierten Kirche seit1920 das Stimmrecht, also mehr als50 Jahre vor Einführung des Frauen-stimmrechts auf politischer Ebene.Trotzdem stehe noch nicht alles zumBesten, so Gerster. «Wir kochen auchnur mit Wasser.»

Der Gemischte Chor des Bernervereins Basel hat zusammen mit dem Schwyzer-örgeli-Quartett «Spätzünder» den musikalischen Teil des diesjährigen Unterhal-tungsabends im Landgasthof bestritten, bevor die Aufführung des Lustspieles«Der Hingeruse-Schutz» folgte. Foto: Philippe Jaquet

Berner Stimmung im Landgasthof

Jodlerklub Riehen:Präsidentenwechsel

rz. Linus Ammann heisst der neuePräsident des Jodlerklubs Riehen. Erwurde an der 47. ordentlichen General-versammlung vom 11. Februar 2000 alsNachfolger des zurückgetretenen Tho-mas Zwyssig gewählt. Der neue engereVorstand setzt sich wie folgt zusammen:Linus Ammann (Präsident), PeterZmoos (Vizepräsident), Jakob Gerber(Aktuar), Margrit Krummenacher (Kas-sierin).

Auch der Jodlerklub leidet zuneh-mend an Mitgliederschwund und ist da-her intensiv auf der Suche nach neuenSängern. Neugierige sind bei den Pro-ben herzlich willkommen. Die Probenfinden montags um 20 Uhr im «Hausder Vereine» statt.

Einbrüche in Riehenin der Dämmerung

rs. Der «Fensterbohrer» geht wiederum. Vor wenigen Tagen sind am Stein-grubenweg in Riehen wieder zwei Ein-brüche nach bereits bekanntem Musterverübt worden. Mit einem Bohrer wirdder Fensterrahmen durchbohrt, umdann von aussen den Fenstergriff auf-stossen zu können. Von einer Serie, dieim Moment im Gang wäre, möchte HansMüller, Polizeikommissär des Polizei-kreises Riehen und Bettingen, hingegennicht reden. Vielmehr sei die Einbruchs-tätigkeit im Februar wieder zurückge-gangen. Im Dezember habe man in Rie-hen und Bettingen 18 Einbrüche ge-zählt, im Januar seien es deren 13 ge-wesen, im Februar seien es bisher sechs.

Wie jedes Jahr in der Zeit, in der esfrüh dunkel werde, sei eine erhöhte Ein-bruchstätigkeit vor allem bei Parterre-oder Hochparterrewohnungen und Ein-familienhäusern festzustellen. Die Ein-brüche fänden jeweils nach dem Ein-dunkeln und vor der Rückkehr der Be-wohner statt. Die Polizei rate der Bevöl-kerung, geeignete Vorsichtsmassnah-men zu ergreifen und vor allem Beob-achtungen, die auf verdächtige Vorgän-ge hindeuten könnten, der Polizei sofortzu melden (Telefon 117). Die Polizei seiauf Hinweise aus der Bevölkerung ange-wiesen, um mögliche Serieneinbrecherzu schnappen, und rücke bei Verdachts-momenten lieber einmal zu viel aus alseinmal zu wenig, hält Müller fest.

Bei den Einbrüchen handle es sichim unteren Teil Riehens wie im Nieder-holzquartier oder In den Neumatten vorallem um Einschleichdiebstähle via Hin-terhöfe, Balkone und so weiter, wäh-rend in den Hanglagen der bereits er-wähnte «Fensterbohrer» immer wiedereinmal zuschlage.

BVB-Kundenzentrumrz. Das alte Stationsgebäude der

BVB am Barfüsserplatz soll zu einemmodernen Kundenzentrum umgebautwerden. Der Regierungsrat beantragtdem Grossen Rat dafür einen Kredit inder Höhe von gut 2,8 Millionen Fran-ken. Die Umbauarbeiten sollen imSpätherbst 2000 abgeschlossen sein.Dies geht aus einer Medienmitteilungdes Regierungsrates hervor.

Basler Antennenpostan Moritz Leuenberger

rz. Bundesrat Moritz Leuenberger er-hält Post von der Basler Regierung. Die-se bittet den Bundesrat, die Entwicklungbeim weiteren Ausbau der Telekommu-nikationsnetze sorgfältig zu verfolgen,insbesondere bezüglich der Umweltbela-stung durch nichtionisierende Strahlung.Die Realisierung der geplanten Telekom-munikationsnetze erfordere die Errich-tung zahlreicher neuer Antennen. Dies-bezüglich herrsche aber in der Bevölke-rung auch nach der Verabschiedung derNIS-Verordnung eine grosse Verunsiche-rung, die in zahlreichen Einsprachengegen Antennengesuche der Netzbetrei-ber Diax, Orange und Swisscom zumAusdruck komme. Im Weiteren solle mitder Vergabe von neuen Konzessioneneine verbindliche Koordination zwischenden Netzbetreibern vorgeschrieben wer-den, fordert die Basler Regierung. Einenähnlich lautenden Brief hat auch derKanton Baselland nach Bern geschickt.

fremde Innere des Pflanzenlebens.Käthe Walser lässt in der Installation«Wintererwachen» an den leisen Bewe-gungen von Blütenkelchen, Blättern undStengeln teilhaben, die sie mit einer In-frarotkamera aufgenommen hat. Wegentechnischer Probleme nicht verwirk-lichen konnte sie die geplante Installa-tion im neben dem «Kunst Raum Rie-hen» liegenden Treibhaus.

«Medien/Installationen» mit weite-ren Werken von Bettina Grossenbacher,René Pulfer, Clara Saner und KätheWalser ist im «Kunst Raum Riehen», Ba-selstrasse 71, bis zum 19. März zu se-hen. Öffnungszeiten: Mi–Fr 13–18 Uhr,Sa und So 11–18 Uhr. Am Mittwoch, 1.März, Führung mit Kiki Seiler-Michalitsistatt. Beginn um 18 Uhr.

Teil der Videoinstallation «Two heads are better than one» von Bettina Grossenbacher. Foto: Philippe Jaquet

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SPORT IN R IEHEN

Raffael Meyer Dritter in Sils

rm. Bei herrlichen äusseren Bedin-gungen fanden in Sils (Engadin) am ver-gangenen Wochenende die Internatio-nalen Schlittenhunderennen statt. Inder Kategorie Pulka erreichte der in Rie-hen aufgewachsene Reinacher RaffaelMeyer den dritten Rang hinter demDeutschen Stefan Leicht und HeinzFrauchiger aus Belp. Nach dem erstenLauf vom Samstag lag Meyer noch aufdem zweiten Platz. Am Sonntag mussteer sich trotz sehr gutem Lauf HeinzFrauchiger geschlagen geben, der Lauf-bestzeit aufstellte.

Gute Juventas-Bogenschützen

rz. Die Bogenschützen Juventas Ba-sel, die im Stettenfeld ihre Heimanlagehaben, glänzten an einem Hallenturnierin Saint-Louis mit guten Resultaten. Beiden Männern gewann Angelo Vassile denWettkampf im Niveau 1 mit 553 Punkten,Juventas-Präsident Felix Meier wurdeDritter (544 Punkte), Dominik FaberVierter (543 Punkte) und Ivo Bühler Sie-benter (530 Punkte). Bei den Frauen kamAstrid Marioni im Niveau 1 mit einem To-tal von 545 Punkten punktgleich mit derSiegerin Alice Tischmacher (Brunstatt/F)auf Platz zwei, Ruth Faber wurde Fünfte(525 Punkte) und Rita Faber Siebente(519 Punkte). Im Finalschiessen gewannDominik Faber vor Ivo Bühler. In derMannschaftskonkurrenz schliesslich gabes einen Doppelsieg. Juventas I (AngeloVassile, Dominik Faber, Marcel Faber)siegte mit einem Total von 1637 Punktenvor Juventas II (Astrid Marioni, FelixMeier, Rita Faber) mit 1608 Punkten.

Volleyball-Fan-Reise ans KTV-Spitzenspiel in Glarus

rz. Am Sonntag, den 27. Februar,findet das Volleyball-Nationalliga-B-Spitzenspiel zwischen Leader GlaroniaGlarus und dem Tabellenzweiten KTVRiehen statt. In diesem Spiel geht esdarum, ob die Riehenerinnen den Grup-pensieg doch noch realisieren können,um in den Playoff-Halbfinals eine besse-re Ausgangslage zu erhalten. Die KTV-Verantwortlichen planen eine Carreisefür Fans und Interessierte. Abfahrt wä-re am 27. Februar um 15 Uhr, das Spielfindet um 17 Uhr statt, die Gruppe dürf-te abends zwischen 22 Uhr und 23 Uhrwieder zurück sein. Interessierte mel-den sich möglichst bald bei BrigitteSchwer, Telefon 601 91 12.

Bronzemedaille für Ines Brodmann

ma. Am 23. SCL-Hallenmehrkampffür Schülerinnen und Schüler vom 6. Fe-bruar gewann die Riehenerin Ines Brod-mann in der Kategorie Weibliche JugendB die Bronzemedaille. Eine noch besserePlatzierung vergab sie im abschliessen-den Hindernislauf. Im Hochsprungschaffte sie 1,40 Meter. Nach Ines Brod-mann kam aus den Reihen des TV Rie-hen Fabienne Ahmarani als Achte beider Weiblichen Jugend B am nächstenan einen Podestplatz.

Bester Riehener bei der MännlichenJugend B war Tobias Tschudin als Zwölf-ter. Ebenfalls gute Zwölfte wurde Isabel-le Fitz bei den Schülerinnen A. Einenoch bessere Platzierung vergab sie imHochsprung. 1,30 Meter hätten für eineMedaille gereicht. Ebenfalls den tollen12. Rang schaffte Marc Gschwind beiden Schülern A.

Nicht weniger als 651 Teilnehmendeverzeichnete der Hallenmehrkampf, derMarathon-Wettkampf dauerte neun

SPORT IN KÜRZE

Stunden. Der Vierkampf, bestehend auseinem 35-Meter-Lauf, Hochsprung oderStandweitsprung, Medizinballwerfenund Hindernislauf, findet also regen Zu-spruch. Einzig die Gestaltung der Punk-tetabelle gibt zu Spekulationen Anlass,bedeutete doch im Hindernislauf eine Se-kunde 100 Punkte Differenz. Hauptsachewar aber, dass die Jugendlichen einenganzen Tag lang Spass an der Leichtath-letik und am draussen extra aufgebautenFunpark ihre Freude hatten.

23. Hallenmehrkampf des SC Liestal fürSchülerinnen und Schüler ab Jahrgang 1985,6. Februar, Frenkenbündtenhalle Liestal, Re-sultate des TV RiehenJugend B:Weibliche Jugend B: 3. Ines Brodmann 2120Punkte, 8. Fabienne Ahmarani 1949, 25. Jas-min Spitzli 1319, 28. Melanie Graf 966. –Männliche Jugend B: 12. Tobias Tschudin1715, 43. Jan Kuratli 706.Schülerinnen/Schüler:Schülerinnen A: 12. Isabelle Fitz 2368, 25. An-na-Lisa Nemeth 2234, 29. Jlenia Fazio 2178, 31.Eliane Haas 2136, 56. Deborah Werner 1663,60. Seline Trächslin 1557. – Schülerinnen B: 41.Alessia Wuttke 1558, 56. Daniela Grossenbacher1369. – Schüler A: 12. Marc Gschwind 2376, 33.Daniel Uttenweiler 2072, 59. Manuel Zumsteg1819. – Schüler B: 52. Lukas zum Wald 1672,58. Stephan Gabriel 1645, 82. Dominik Hadorn1532, 116. Dominik Spinnler 1144.

CVJM II vor der Pause zu harmlos

us. Schon das Halbzeitresultat von27:16 zeigt, weshalb das zweite Basket-ball-Männerteam des CVJM Riehenbeim Auswärtsspiel gegen den BTV Ba-sel II als Verlierer aus der Turnhalle ge-hen musste. Ganze 16 Punkte brachteman in der ersten Halbzeit zusammen.

Nach dem Seitenwechsel wurde dieVerteidigung umgestellt mit dem Ziel,den Gegner mehr unter Druck zu setzen– erfolglos allerdings. Bald lagen dieRiehener mit über zwanzig Punkten imRückstand. Also wechselten die Riehe-ner zurück zum Box-and-one-Systemder ersten Halbzeit, in dem vor allemPeter Bruder gegen den Topskorer desBTV Basel eine sehr gute Partie gelieferthatte, und nun wurde auch im Angriffbesser und glücklicher agiert als zuSpielbeginn. Im letzten Viertel des Spie-les zeigte dann Pascal Enggist mit sei-nen erfolgreichen Dreipunktewürfenund einigen blitzschnellen Durch-brüchen zum Korb, wie diesem Gegnerbeizukommen gewesen wäre. Die Bas-ler gewannen die Partie mit 69:53.

BTV Basel II – CVJM Riehen II 69:53 (27:16)CVJM Riehen II (Männer, 3. Liga): Gary Al-pern, Patrick Nef (6), Andreas Stolz, PascalEnggist (16), Peter Bruder (2), Bernhard Fried-lin (7), René Gasser, Urs Schöni (18), ChristianLöliger (4).

Gute CVJM-Leistung gegen Sorab

sk. Nachdem das erste Basketball-Männerteam des CVJM Riehen das Hin-spiel beim BBC Sorab II noch deutlichmit 41 Punkten Vorsprung gewonnenhatte, gestaltete sich die zweite Begeg-nung der beiden Teams in der laufendenDrittligameisterschaft wesentlich aus-geglichener. Die Teams waren sich dies-mal fast ebenbürtig. Während die Rie-hener ein schnelles, laufintensives Spielaufzogen, waren die Gäste mit routi-niertem Passspiel und präzisen Distanz-würfen erfolgreich. Ausschlaggebendfür den Riehener Sieg war eine 14:0-Se-rie Mitte der ersten Halbzeit.

Der CVJM Riehen I zeigte in diesemerfolgreich gestalteten Spiel einmalmehr eine starke und ausgeglicheneLeistung, vor allem in der Offensive.Dies kam darin zum Ausdruck, dass alle

zehn eingesetzten Spieler punkteten,vier davon zweistellig.

CVJM Riehen I – BBC Sorab II 97:81 (51:35)CVJM Riehen I (Männer, 3. Liga): ThomasBrunner (8), Cyrill Martin (7), Johnny Lee (8),Raphael Schoene (2), Olivier Perruchoud (14),Oliver Levoni (16), Stefan Kristmann (2), MikeSutter (14), Ramin Moshfegh (6), Lukas Kölliker(20). – Trainer. René Gasser.

Leichtathletik Hallen-SM

Schweizer Hallen-Leichtathletik-Meisterschaf-ten, 12./13. Februar 2000, Sporthalle «End derWelt», Magglingen (Bericht siehe Seite 11)Männer:60m, Final: 1. Daniel Dubois (LC Zürich) 6.68,2. Cédric Grand (Hochwacht Zug) 6.73, 3. Ben-jamin Ingold (TV Riehen) 6.82 (VL 6.80), 4. Ke-vin Widmer (Stade Genève) 6.83.Frauen:3000m, Final (1 Runde zuviel , Distanz 3187m):1. Sonja Knöpfli (LV Winterthur) 10:24.78, 2.Nicola Spirig (EL) 10:25.03, 3. Maya Neuen-schwand (TV Länggasse Bern) 10:27.57, 4. De-borah Büttel (TV Riehen) 10:49.65.

VBTVR-Niederlage beim Leader

rz. Gegen Spitzenreiter Allschwilmussten die Volleyballerinnen des TVRiehen in der Drittligameisterschaft eine3:0-Auswärtsniederlage hinnehmen.Weil nur sechs Spielerinnen zur Verfü-gung standen, hatte Trainer Sergio Car-lesso keine Möglichkeiten, in der Auf-stellung zu variieren. Trotz der Dreisatz-niederlage zeigten die Riehenerinnenein gutes Spiel. Im Einsatz standen AnnaBrandenberg, Angela Dietrich, YvonneBinkert, Barbara Müller, Heidi Rauterund Sarah Steiner. Im nächsten Spiel istder KTV Basel zu Gast (25. Februar, 20Uhr, Erlensträsschen).

Volleyball-Resultate

Männer, 3. Liga, Gruppe B:KTV Riehen I – VB Therwil II 3:1VBC Laufen III – KTV Riehen I 0:3Männer, 4. Liga, Gruppe B:KTV Basel II – TV Bettingen 3:0 Juniorinnen B, Gruppe C:KTV Riehen II – Smash Liestal 3:1Juniorinnen C, Gruppe A:VBC Münchenstein I – KTV Riehen 3:0 Seniorinnen:VBTV Riehen – DR Pratteln NS 1:3

Volleyball-Vorschau

Frauen, Nationalliga B, Ostgruppe, Finalrunde:Samstag, 19. Februar, 19 Uhr, NiederholzKTV Riehen – VB TherwilMänner, 3. Liga, Gruppe B:Samstag, 19. Februar, 14 Uhr, NiederholzKTV Riehen I – VBC Tecknau IJuniorinnen B, Gruppe A:Samstag, 19. Februar, 14 Uhr, NiederholzKTV Riehen I – VBC AeschJunioren B:Freitag, 18. Februar, 18.30 Uhr, Schule BettingenTV Bettingen – VB Therwil

Basketball-ResultateFrauen, 2. Liga:CVJM Riehen II – BC Arlesheim III 51:89CVJM Riehen I – BC Birsfelden 145:37BC Arlesheim II – CVJM Riehen II 75:43Junioren C:CVJM Riehen – BC Münchenstein 63:71

Basketball-Vorschau

Frauen, 2. Liga:Dienstag, 22. Februar, 20.20 Uhr, WasserstelzenCVJM Riehen II – BC PrattelnJunioren B:Donnerstag, 24. Februar, 18.40 h, WasserstelzenCVJM Riehen – SC Liestal

Handball-Vorschau

Männer, Auf-/Abstieg 2./3. Liga:Samstag, 19. Februar, 17 Uhr, Gym. BäumlihofKTV Riehen – TV Kleinbasel I

fc. Das erste Basketball-Frauenteamdes CVJM Riehen traf am vergangenenFreitag zum zweiten Mal in dieser Sai-son auf den BC Arlesheim III. Die Erfah-rungen aus den letzten Begegnungenhatten gezeigt, dass dieser Gegner sehrunangenehm werden kann. So machtensich die Riehenerinnen auf ein aggressi-ves Spiel gefasst. Sie begannen konzen-triert und spielten überlegen. Der ersteKorberfolg gelang gleich zu Beginn desSpiels und es folgte anschliessend sogarein Dreipunktewurf.

So schnell gab Arlesheim aber nichtauf. Die Gastgeberinnen nutzten dieSchwächen der Riehener Verteidigung,und hielten resultatmässig mit. Das Ar-lesheimer Spiel war aggressiv und stetsdirekt auf den Korb ausgerichtet, wasbei den Riehenerinnen etwas fehlte.Diese liessen sich durch ein inkonse-quentes Verteidigungsverhalten unddurch unglücklich erhaltene Fouls viel-mehr verunsichern.

Durch gegenseitiges Unterstützenund Anfeuern bauten sich die Riehene-rinnen aber wieder auf. Die Verteidi-gung wurde durch mehr Aggressivitätund gegenseitiges Aushelfen stärkerund die Arlesheimerinnen zeigten sichnun ihrerseits zunehmend verunsichertdurch die Anfeuerungsrufe von der Rie-hener Bank.

Grossartig unterstützt und geführtdurch Trainer Raphael Schoene,trumpften die Riehenerinnen nach derPause in gewohnter Stärke auf. Zu er-wähnen gilt es insbesondere das gelun-gene Zusammenspiel der beiden Cen-terspielerinnen Dominique Madörinund Martina Stolz, das dem Team unteranderem zwischen der 27. und 35.Spielminute zwölf Punkte bescherte. Zu-dem gelang es jeder Spielerin, in diesem

BASKETBALL BC Arlesheim III – CVJM Riehen I 64:89 (35:42)

Steigerung nach der Pause

Match zu punkten, allen voran BrigitaKolesaric mit 18 Punkten. Das Team ge-wann nicht nur verdient mit 64:89, eszeigte auch, dass sich Spielerinnen undTrainer gegenseitig aufbauen und auseiner schwierigen Situation heraus denSieg erspielen können.

BC Arlesheim III – CVJM Riehen I 64:89 (35:42)CVJM Riehen I (Frauen, 2. Liga): Brigita Ko-lesaric (18), Natasa Kolesaric (6), JasmineKneubühl (15), Ursi Jäggi (10), Dominique Ma-dörin (21), Marion Madörin (4), Susan Roest(5), Fausta Chiaverio (2), Martina Stolz (8). –Coach: Raphael Schoene.

HANDBALL TV Kleinbasel I – KTV Riehen I 29:17 (10:7)

Starkes Spiel in Minimalbesetzung

fs. Einen Tag vor dem Spiel gegenden TV Kleinbasel I, die wohl stärksteMannschaft in dieser Auf-/Abstiegsrun-de, hatte Spielertrainer Frédéric Seckin-ger wegen der vielen Verletzten undsonstigen Abwesenden nicht einmaleine komplette Mannschaft zusammen.Zum Glück kam an diesem Tag geradeGuillermo Ruess von seinem dreimona-tigen Amerika-Aufenthalt zurück, so-dass der KTV Riehen doch noch mit sie-ben Mann zum Spiel antreten konnte.

Und dieser Rückkehrer brachte denKTV Riehen gleich mit 0:1 in Führung.Der gute Start nahm der Mannschaft et-was die Nervosität, hatte sie doch ohneAuswechselspieler gegen diesen star-ken Gegner sowieso nicht viel zu verlie-ren. Der Rückraum mit Florian Kissling,Markus Jegge und Daniel Gisler machtegegenüber den bisherigen Spielen nunendlich den entsprechenden Druck aufdas gegnerische Tor, sodass es zu erfol-greichen Torabschlüssen kam. DanielBucher riss am Kreis immer wieder dienötigen Löcher auf. Und Martin Rudinerzielte mit schnellen Einzelaktionensieben schöne Tore.

In der ersten Halbzeit vermochte derKTV Riehen das hohe Spieltempo mitzu-gehen. Auch dank etlichen Paraden vonTorhüter Frédéric Seckinger konnte derTV Kleinbasel nie entscheidend inFührung gehen. Bis zum 8:7 kurz vorEnde der ersten Halbzeit, war das Spielimmer ausgeglichen. Doch dann liessendie Kräfte der Riehener bereits etwasnach, sodass der TV Kleinbasel mit zweiGegentoren zum Pausenstand von 10:7davonzog.

Gleich zu Beginn der zweiten Halb-zeit erhöhte der TV Kleinbasel das Tem-po. Da die Kräfte der Riehener Spielerbereits zu diesem Zeitpunkt verpufftwaren, konnte der TV Kleinbasel mitschnellen Angriffen die Führung ohneProbleme zum 21:9 ausbauen. Der KTVRiehen konnte sich zwar nochmals kurzaufbäumen und zum 24:16 aufschlies-sen, doch der TV Kleinbasel gewannschliesslich verdient mit 29:17.

Hätte die Mannschaft des KTV Rie-hen in vorigen Spielen gegen schwäche-re Gegner so gut gespielt wie in der ers-ten Halbzeit gegen den TV Kleinbasel,wären einige dieser Spiele sicher ge-wonnen worden.

Morgen Samstag, den 19. Februar,um 17 Uhr spielt der KTV Riehen imGymnasium Bäumlihof gleich nochmalsgegen den TV Kleinbasel I. Nur stehendiesmal zum Glück einige Spieler mehrzur Verfügung.

TV Kleinbasel I – KTV Riehen 29:17 (10:7)Gym. Bäumlihof – 50 Zuschauer – Torfolge: 0:1,4:2, 6:5, 8:7, 10:7; 13:8, 21:9, 24:16, 29:17. –KTV Riehen (Auf-/Abstiegsrunde 2./3. Liga):Frédéric Seckinger; Daniel Bucher (1), DanielGisler (2), Markus Jegge (4), Florian Kissling(2), Martin Rudin (7), Guillermo Ruess (1). – Esfehlten: Dieter Aeschbach, Fabian Bacher, Chri-stian Binggeli, Daniel Lorenz und Reto Müller(alle verletzt); Dieter Steffen und Stéphane Wü-thrich (Ferien); Urs Emmenegger und FranzOsswald (Arbeit).Auf-/Abstiegsrunde 2./3. Liga, Tabelle:1. ASV/ATV Basel-Stadt II 5/8 (109:85), 2. TVKleinbasel I 6/8 (146:123), 3. SG TV Aesch/TVReinach I 8/8 (166:154), 4. GTV Basel II 6/6(108:111), 5. TV Rheinfelden I 3/4 (75:64), 6.TV Sissach I 4/4 (79:99), 7. TV Stein I 5/4(92:101), 8. KTV Riehen 5/0 (83:121).

Dominique Madörin war auch in Arlesheim Riehener Topskorerin.

Foto: RZ-Archiv

Daniel Bucher – hier ein Bild aus der Qualifikationsrunde gegen TV Kleinbasel II– war einer der sieben Spieler, die noch zur Verfügung standen. Foto: RZ-Archiv

Reklameteil

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Freitag, 18. Februar 2000 Nr. 7 11

SPORT IN R IEHEN

VOLLEYBALL KTV Riehen – BTV Luzern II 3:0 (25:16/25:13/25:15)

Erschreckend schwaches LuzernIn nur 46 Minuten gewannen dieVolleyballerinnen des KTV Riehenihr Nationalliga-B-Finalrundenspielgegen den BTV Luzern II mit 3:0.Damit ist die Playoff-Halbfinalqua-lifikation so gut wie sicher. Mor-gen Samstag ist VB Therwil in Rie-hen zu Gast (19 Uhr, Niederholz).

Rolf Spriessler

Etwas gleich vorweg: Der BTV Lu-zern II, angetreten ohne die Alt-Interna-tionale Silvia Ludin-Meier und ohneVerstärkung durch die beiden starkenJuniorinnen aus dem Nationalliga-A-Team, war für den KTV Riehen keinGradmesser. Die Luzernerinnen spiel-ten äusserst schwach, machten vieleEigenfehler und waren in der Abnahmeso unstabil und unpräzise, dass die ansich gute Passeuse Andrea Wittwer ihrKönnen nur in wenigen Situationen un-ter Beweis stellen konnte.

Die Riehenerinnen begannen zwargut und servierten vorzüglich, dochmochte keine rechte Stimmung aufkom-men, weil von den Luzernerinnen ein-fach zu wenig zurückkam.

So genügten oft schon mittelmässigeAngriffe, um zu Punkten zu kommen,und nur selten ging ein anerkennendesRaunen durch das Publikum, wennetwa Lea Schwer oder Gracie Santanaeine der raren Möglichkeiten wahrnah-men, einen schönen satten Smash zulanden. Selbst die angereisten LuzernerFans schüttelten den Kopf ob der infe-rioren Leistung ihres Teams und spar-ten nicht an Kritik.

Klare SatzresultateDie drei Sätze gingen in einer Ge-

samtspieldauer von nur 46 Minuten mit25:16, 25:13 und 25:15 an die Riehene-rinnen. Neben der Stammsechs RahelSchwer, Lea Schwer, Magdalena Ko-

morski, Lucia Ferro, Gracie Santanaund Patricia Stählin sowie Libero Patri-cia Schwald kamen auch SamanthaHerzog und Katja Fischer zu längerenEinsätzen. Wegen einer Handverletzungnicht eingesetzt werden konnte JasminaJasarevic.

KTV-Trainerin Ksenija Zec stelltefest, ihr Team habe sich nicht so sehrdem schwachen Niveau eines gegneri-schen Teams angepasst, wie dies beifrüheren Gelegenheiten der Fall gewe-sen sei. Aber ihr Wunsch, dass die Rie-henerinnen in der Finalrunde in jedemSpiel gefordert werden würden, erfülltesich nicht.

Duell gegen GlarusMit einem Sieg morgen Samstag ge-

gen Therwil (19 Uhr, Niederholz) könntendie Riehenerinnen endgültig alles klarmachen für die Playoff-Halbfinalqualifi-kation. Die Riehenerinnen wollen abermehr, sie wollen den Gruppensieg, um imPlayoff-Halbfinal den Westgruppen-Do-minatorinnen Franches-Montagnes aus-weichen zu können. Den Gruppensiegkönnen die Riehenerinnen noch aus eige-ner Kraft schaffen. Bedingung sind zwei3:0-Siege in den Rückspielen gegen Ther-wil und Luzern sowie ein Auswärtssieg(egal wie hoch) am Sonntag, 27. Februar,in Glarus (17 Uhr, Kantonsschule). Die

So strecken, wie hier Captain Gracie Santana bei einer Abnahme, mussten sich die Riehenerinnen im Heimspiel gegen denBTV Luzern II nur ganz selten. Foto: Philippe Jaquet

Der Sprinter Benjamin Ingold hatan den Schweizer Hallen-Leicht-athletik-Meisterschaften über 60Meter in 6,80 Sekunden eine neuepersönliche Bestleistung aufge-stellt und die Bronzemedaille ge-wonnen. Über 3000 Meter lief dieerst 14-jährige Deborah Büttel einbeherztes Rennen und wurde her-vorragende Vierte.

Rolf Spriessler

Als sich Benjamin Ingold vor rundvier Wochen im Vorfeld der schottischenMeisterschaften in Glasgow, an denener die 60-Meter-Konkurrenz bestreitenwollte, an der Schulter verletzte, schiensein Start an den Schweizer Hallen-Leichtathletik-Meisterschaften vom ver-gangenen Wochenende gefährdet. Dochbald gab der TV-Riehen-Athlet, der sichsofort in therapeutische Behandlunggab und entsprechend schonend weiter-trainierte, Entwarnung.

Am frühen Samstagnachmittag im60-Meter-Vorlauf in Magglingen zeigteIngold noch ein leichtes Zögern amStart. Danach legte er aber ordentlichzu und gewann seinen Vorlauf klar ineiner Zeit von 6,88 Sekunden. «DieSchulter hält, aber ich war vor demStart noch etwas unsicher», gab er zuProtokoll.

Vereinsrekord im HalbfinalIm Halbfinal erwischte Benjamin In-

gold einen wesentlich besseren Start,doch diesmal war die erste Beschleuni-gungsphase nicht optimal. Trotzdemverbesserte Ingold seine persönlicheBestzeit und damit auch den TVR-Ver-einsrekord um eine Hundertstelsekundeauf 6,80 Sekunden. Angesichts der Re-serven, die Ingold offensichtlich nochhatte, rechneten er und sein Trainer Ro-land Timeus sich plötzlich noch Chan-cen auf eine EM-Qualifikation aus. AlsEspoirs-Athlet (Kategorie unter 23 Jah-ren) hätte Ingold eine Zeit von 6,75Sekunden laufen müssen, um sich fürdie Hallen-Europameisterschaften vom25. bis 27. Februar in Gent (Belgien) zuqualifizieren.

Der Final begann dann etwas un-glücklich. Gleich zweimal wurde dasAchterfeld wegen eines Fehlstartszurückgeschossen und erst der dritteStart klappte. Den Lauf gewann DanielDubois (LC Zürich), der sich in 6,68 Se-kunden die EM-Fahrkarte sicherte, vorCédric Grand (Hochwacht Zug). Undden Riehener Fans stockte der Atem,denn auf den letzten Metern lief der wie-dergenesene Genfer Kevin Widmer zuBenjamin Ingold auf und minutenlangwar unklar, ob für den Riehener Platzdrei oder vier herausschauen würde.

Schliesslich reichte es für BenjaminIngold, mit einer HundertstelsekundeVorsprung, für Platz drei, die Zeit von6,82 Sekunden lag aber etwas über denhohen Erwartungen, die Ingold mit sei-ner Halbfinalleistung geweckt hatte.Trotzdem war die verdiente Bronzeme-daille die Krönung einer Hallensaison,die noch vor wenigen Wochen bereits zuEnde zu sein drohte.

Nach der Silbermedaille vor zweiJahren über 60 Meter war es für Benja-min Ingold die zweite Hallen-SM-Me-daille, die er im Dress des TV Riehen ge-winnen konnte. Im letzten Jahr fehlte erkrankheitsbedingt.

Gut in Form ist auch Benjamin In-golds temporärer TrainingspartnerThomas Keller von den Basler Old Boys.Er sicherte sich über 60 Meter Hürdenin einer Zeit von 7,85 Sekunden dieBronzemedaille.

Starke Deborah BüttelEin etwas ungutes Gefühl hatte Theo

Büttel, Vater und Trainer der talentier-ten Nachwuchsläuferin Deborah Büttel,vor dem Start seiner Tochter zum 3000-Meter-Rennen vom Sonntag gehabt. Siesei etwas angeschlagen, habe einenSchnupfen eingefangen, sagte er, undausserdem sei sie sehr nervös. DieZweifel erwiesen sich als unberechtigt.

Deborah Büttel schlug ein für siesehr hohes Anfangstempo an und hieltmit den drei Spitzenläuferinnen SonjaKnöpfli (LV Winterthur), Nicola Spirig(Einzellizenz) und Maya Neuenschwand(TV Länggasse Bern) bis zur Hälfte derRenndistanz mit. Dann musste sie das

läuferisch klar stärkere Spitzentrio zie-hen lassen, lief sichtlich am Limit undversuchte immer wieder mit Schüttelbe-wegungen, in den Armen locker zu blei-ben. Deborah Büttel konnte aber die anfünfter Stelle laufende Gabi Berger im-mer auf Distanz halten und lief den vier-ten Rang sicher nach Hause.

Ärgerlich war, dass die Rundenzählerbei diesem Lauf versagten und die Läufe-rinnen alle eine Runde zu viel absolvier-ten (3187 Meter statt 3000 Meter), wes-halb die Zeiten wenig aussagekräftigsind. Nachdem sie kurz nach dem Ziel-einlauf einen sehr erschöpften Eindruckhinterlassen hatte, erholte sich DeborahBüttel schnell wieder und sprach von ei-

LEICHTATHLETIK Schweizer Hallen-Leichtathletik-Meisterschaften 2000 in Magglingen

Bronzemedaille für Benjamin Ingold

nem guten Lauf, den sie vielleicht eineSpur zu schnell angegangen sei.

Das nächste Ziel für die junge Riehe-nerin sind die Schweizer Crossmeister-schaften vom 4./5. März in Thun. Da-nach möchte sie sich auf die Freiluftsai-son mit Schwergewicht auf die 5000-Meter-Distanz konzentrieren.

Fünf Medaillen für die RegionFür die beiden Basel gab es insge-

samt fünf Medaillen. Den einzigen Meis-tertitel holte dabei Oliver Amann (SCLiestal) über 3000 Meter. Bronzeme-daillen gewannen neben den schon er-wähnten Benjamin Ingold und ThomasKeller auch Ruben Kiefer (LC Basel,

Dreisprung) und Jeannine Borer (LC Ba-sel, Weitsprung).

Ruben Kiefer, der sich im Dreisprungeinen Fuss überdehnte, musste imHochsprung ebenso forfait erklären wieseine Vereinskollegin Christa Salt, dieam Samstag in den 800-Meter-Vorläu-fen zwar die zweitbeste Zeit erzielte, amSonntag wegen einer wieder akut ge-wordenen Oberschenkelverletzung ihreMedaillenchance aber nicht wahrneh-men konnte. Neben Deborah Büttelsorgte mit Carmen Kissling (LV Frenke)eine weitere Nachwuchsathletin aus derRegion für Furore. Die Jugend-A-Athle-tin wurde über 60 Meter Fünfte. (Resul-tate siehe «Sport in Kürze, Seite 10.)

Glarnerinnen besiegten am vergangenenWochenende Therwil mit 3:0.

KTV Riehen – BTV Luzern II 3:0(25:16/25:13/25:15)Meisterschaft Nationalliga B, Ostgruppe, Final-runde. – Sporthalle Niederholz. – 100 Zuschauer.– SR: Tanzer/Moser. – Spieldauer: 46 Minuten(16/15/15). – KTV Riehen: Rahel Schwer, LeaSchwer, Magdalena Komorski, Lucia Ferro, Gra-cie Santana, Patricia Stählin, Samantha Herzog,Katja Fischer; Libero: Patricia Schwald. Nichteingesetzt: Jasmina Jasarevic (verletzt).Nationalliga B, Ostgruppe, Finalrunde:Glaronia Glarus – VB Therwil 3:0, KTV Riehen– BTV Luzern II 3:0. – Tabelle: 1. Glaronia Gla-rus 3/19 (9:3), 2. KTV Riehen 3/17 (8:3), 3. BTVLuzern II 3/11 (4:7), 4. VB Therwil 3/6 (1:9).

Gute TVR-Leistungen in Magglingen: Der Sprinter Benjamin Ingold (hier ein Bild vom Halbfinal) lief über 60 Meter Vereinsrekord und gewann die Bronzemedaille, Deborah Büttel (Nr. 424) wurde Vierte über 3187 Meter. Fotos: Rolf Spriessler

SSC Riehen an denLanglauf-SM

ue. Den jungen Läuferinnen undLäufern des Ski- und Sportclubs Riehenlief es an den Schweizer Langlauf-Meis-terschaften im jurassischen Les Cernetsnicht immer nach Wunsch. Erstmals aneiner nationalen Meisterschaft fand am8. Februar zur Eröffnung ein Sprintren-nen über 1,6 Kilometer statt, welchesvon Melanie Allemann bei den Frauenauf dem guten siebenten Platz (noch vorder Velorennfahrerin Barbara Heeb)und von Thomas Nyikos bei den Junio-ren auf dem neunten Platz beendet wur-de. Speziell zu erwähnen ist der Sieg derNSV-Jugendläuferin Nicole Kunz ausLengnau in der Jugendklasse.

Am 1. Februar waren dann die Ver-folgungsrennen angesagt mit einem ers-ten Lauf in klassischen Stil und einemzweiten Lauf in freiem Stil nach der Gun-dersen-Methode (Start nach den Zeitab-ständen des ersten Laufes). Bei den Frau-en beziehungsweise Junioren musstendie SSCR-Mitglieder Melanie Allemannund Sandro Rimondini aus gesundheit-lichen Gründen aufgeben und bei denMännern hatte Daniel Bütikofer im klas-sischen Rennen derart viel Zeit verloren,dass er sich der Gegnerschaft im 10-Kilo-meter-Skatingrennen nicht mehr stellenmochte. Umso erfreulicher waren der17. Platz unter 39 Läufern von ThomasNyikos bei den Junioren über zweimal7,5 Kilometer in 47:01 sowie der 34.Rang unter 40 Konkurrenten von ManuelErnst in 50:58 in der Jugendklasse.

Am vergangenen Sonntag fanden dieSkatingrennen über 15 und 30 Kilometerstatt. Das NSV-Talent Nicole Kunz siegtein der Jugendklasse über 15 Kilometer.Die SSCR-Läuferin Melanie Allemannwurde bei den Frauen über 15 Kilometerin 55:09 Zweiundzwanzigste unter 45Läuferinnen, Manuel Ernst wurde in51:16 Einunddreissigster unter 41 Ju-gendläufern. Die Junioren liefen 30 Kilo-meter und Thomas Nyikos erreichte dortin 1:21:45 den feinen 15. Platz. Die rest-lichen Rennen über 30 und 50 Kilometerwerden erst Anfang April ausgetragen.

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Weniger Steuern zahlenbkb. In unserer Welt, meinte schon

Benjamin Franklin, gäbe es nichts Siche-reres als den Tod und die Steuern. Be-reits haben nämlich die Steuerverwal-tung Basel-Stadt, die Gemeinden Riehenund Bettingen sämtliche in unseremKanton steuerpflichtigen Personen mitder Zustellung der Steuererklärung anihre alljährlich wiederkehrende staats-bürgerliche Pflicht erinnert. Dieses Jahrbeschränkt sich die Deklarationspflichtallerdings auf das Einkommen 1999 undallfällig erhaltene Kapitalabfindungen1999 sowohl hinsichtlich der kantonalenSteuern, der Gemeindesteuer als auchder direkten Bundessteuer. Mit Ausnah-me der teuerungsbedingten Erhöhungenvon verschiedenen Abzügen bei der kan-tonalen Einkommenssteuer wie dem So-zialabzug, dem Kinderabzug und demUnterstützungsabzug, aber auch demAbzug für Drittbetreuungskosten fürKinder und dem Abzug für Pflegebedürf-tigkeit sind keine Änderungen zu ver-zeichnen. Über die neue Höhe dieser Ab-züge gibt die Wegleitung Basel-Stadt be-ziehungsweise das Steuerdeklarations-formular Aufschluss. Ebenfalls aufgrunddes Ausgleichs der kalten Progressionerfuhren die kantonalen Einkommens-steuertarife eine Änderung zugunstender Steuerzahlenden.

So wenig wie möglich und nur so vielwie unbedingt nötig – nach diesem Mot-to füllen wohl die meisten ihre Steuerer-klärung aus. Doch aufgepasst: Das Steu-ernsparen beginnt nicht erst mit demAusfüllen der Steuererklärung. Sie müs-sen schon rechtzeitig Ihre Einkom-mensströme und Ihr Vermögen optimaldisponieren.

ErwerbseinkommenVersuchen Sie bei Ihrem Arbeitgeber

einen Teil des Lohns als steuerfreieNebenleistungen zu vereinbaren. Dazugehören etwa Kosten für die geschäftli-che Nutzung von Privatfahrzeugen,Pauschalspesen in vertretbarem Rah-men usw.

Mitarbeiterbeteiligungen an der Ar-beitgeberfirma sind steuerlich interes-sant. Sie werden meistens mit einerSperrfrist für den Verkauf abgegeben.Steuerbar ist der diskontierte Wert. Derspätere Verkauf gilt als privater steuer-freier Kapitalgewinn.

SteuerabzügePensionskassenprämien sind voll-

umfänglich abziehbar, ebenso Beiträgefür den Einkauf von Beitragsjahren,ausser wenn das Vorsorgeverhältnis am31.12.1985 bereits bestanden hat unddie Altersleistungen vor dem 1.1.2002ausgerichtet werden. Verteilen SieNachzahlungen über mehrere Jahre.

Gegenüber dem herkömmlichenSparen bietet das Sparen in der gebun-denen Vorsorge (Säule 3a) einige we-sentliche Steuervorteile: Einmal könnendie Sparbeiträge bis zur gesetzlich fest-gelegten Höhe abgezogen werden. Diedarauf anfallenden verrechnungssteu-erfreien Zinserträge müssen währenddes Sparens ebenso nicht als Einkom-men versteuert werden wie das ange-sparte Kapital als Vermögen. Zwar müs-sen die Sparbeiträge bei deren Auszah-lung inklusive Zins und Zinseszins ver-steuert werden, aber grundsätzlich zueinem wesentlich günstigeren Satz alsbei normalen Einkünften. Da der Zeit-punkt der ordentlichen Auszahlung(frühestens fünf Jahre vor Erreichen desAHV-Alters) zum Teil selbst gewähltwerden kann, kann es unter Umständenaus Gründen der Steuerprogression loh-nenswert sein, zwei Vorsorgekonti resp.-policen im Rahmen der Säule 3a einzu-richten.

Fällige, aber noch nicht bezahlteSchuldzinsen sind abzugsfähig. Dazugehören auch Verzugszinsen auf ver-späteten Steuer- und AHV-Beitragszah-lungen. Ebenso ist die Auflösungskom-mission bei vorzeitiger Auflösung vonFesthypotheken bei Weiterführung desKreditverhältnisses abziehbar.

Vermögensverwaltungskosten sindabzugsfähig, soweit es sich um Depotge-bühren, Coupon-Inkassokommissionen,Konto- und Abschlussspesen, Konto-kommissionen und Safegebühren han-delt.

Häufig vergessen werden erfah-rungsgemäss auch die Abzugsmöglich-keiten für selbst zu tragende Krank-heitskosten und freiwillige Zuwendun-gen. Es ist ratsam, die selbst bezahltenArztrechnungen, wozu auch Zahnarzt,Brillen, medizinische Apparate, Haus-pflege usw. zu zählen sind, übers Jahrzu sammeln. Das Gleiche gilt auch fürSpenden an ausschliesslich gemeinnüt-zige oder wohltätige Institutionen. Überdie Voraussetzungen und die maximaleHöhe der Abzüge geben die betreffen-den Wegleitungen detailliert Auskunft.

LiegenschaftenDa der Kanton Basel-Stadt nach wie

vor die Erstrenovationspraxis anwen-det, sollten grössere Sanierungen/Reno-vationen nicht in den ersten fünf Jahrenseit Erwerb der Liegenschaft getätigtwerden (ausser bei Erwerb infolge Erb-gang), weil diese Kosten – da anschaf-fungsnah – sich kaufpreismindernd aus-gewirkt haben (sollten?) und somitwertvermehrenden Charakter aufwei-sen. Zu 50% in den ersten fünf Jahrender Besitzesdauer der Liegenschaft,nachher und bei Erbschaft zu 100% ab-

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Die ausgewiesenen Steuerberaterder Basler Kantonalbank (BKB) stellenIhnen ihre Dienste gerne zur Verfügung.

René Weissen, AbteilungsleiterSteuer- und Erbangelegenheitender Basler Kantonalbank

Die Börse – ein Buch mit siebenSiegeln?

Angesichts der oft hektischen undmanchmal schwer verständlichen Kurs-bewegungen vieler Wertpapiere istmancher Zeitgenosse geneigt, die Titel-frage zu bejahen.

Bei genauerer und vertiefter Beurtei-lung jedoch sind solche Bewegungenverständlich. Man kann sogar sagen,

dass Kursentwicklungen auf Grund derfundamentalen sowie der technischenAnalyse im Voraus festgestellt werdenkönnen. Gerade zum gegenwärtigenZeitpunkt, wo viele unterschiedlicheFaktoren berücksichtigt werden müs-sen, kann die charttechnische Analyseeine ideale Ergänzung sein bei der Fest-legung des Zeitpunktes des Erwerbsoder Verkaufs eines bestimmten Wert-papieres.

Felix Lais, selbstständiger Anlageberater, Riehen

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Freitag, 18. Februar 2000 Nr. 7 14

Polizeiübung im Wohnquartier

Am Mittwoch, 9. Februar, habe ichum 12 Uhr meine Tochter vom Erlen-strässchen-Schulhaus abgeholt. Schonbald sind uns die vielen Polizisten mitSchusswesten aufgefallen. Etwas späterkamen noch weitere dazu. Hin und wie-der fuhr ein Polizeiauto vorbei. BeimBahnübergang fragten wir einen Poli-zisten nach dem Grund des Einsatzes.Er sagte nur, dass er nichts sagen dürfe.

Während des Mittagessens sahen wirzwei bis an die Zähne bewaffnete Polizis-ten über unseren Gartenzaun steigen undam anderen Ende wieder verschwinden.Etwas später hörten wir bei einer be-nachbarten Liegenschaft Schüsse und sa-hen Rauch aufsteigen. Erst am nächstenTag war in einem kleinen Beitrag in derZeitung zu lesen, dass eine grosse inter-nationale Polizeiübung stattgefunden hat.

Polizeiübungen sind notwendig, da-mit wir uns auch in Riehen weiterhinsicher fühlen können. Doch müssen die-se unbedingt inmitten von Wohnquar-tieren stattfinden, noch dazu währendeiner Zeit, wo viele Kinder unterwegssind? Auf jeden Fall wäre es aber sicherangezeigt gewesen, mindestens die be-troffenen Anwohner zu orientieren.

Corinne Heim-Muheim, Riehen

Riehener Glossen und Possen

Die Gemeinde Riehen macht ihremRuf als kulturelle Hochburg gleichmehrfach alle Ehre. Vor allem fürSprachwissenschafter und deren Wort-schöpfungslehre dürfte Riehen einekaum erwartete Fundgrube darstellen.Beispiel zum Thema Lach- und Sachge-schichten gefällig?

Jetzt endlich macht ein kleines Schild,das notabene seit vielen Monaten dortangebracht ist, deutlich, weshalb die Ae-ussere Baselstrasse wirklich die Äussereist. Denn das öffentliche WC an derTramhaltestelle Burgstrasse kann dieNerven eines potenziellen Gastes tat-sächlich aufs Äusserste strapazieren.Auch der Name Bedürfnisanstalt, wie dieToilette gemeinhin auch genannt wird,hat wohl seine tiefere Bedeutung, bedarfes doch einigen Verständnisses, den Sinndes erwähnten Schildes nachzuvollzie-hen. Auch die volksnahe Bezeichnung«Stilles Örtchen» hat dank Riehen sei-nen kulturellen Hintergrund. Schliesslichist es um das stille Örtchen an der Burg-strasse sehr, sehr still geworden.

Zum Glück wissen die stets hilfrei-chen Behörden Rat. Weitere Auskunft er-teilt dem dringend Hilfesuchenden näm-lich, so stehts geschrieben, der Gemein-dewerkhof Riehen – die Telefonnummer

LESERBRIEFE

wird gleich mitgeliefert. Wohl dem, dersnicht ganz so eilig hat… und der zudemauch noch die nächste öffentliche Tele-fonkabine findet. Vielleicht wird er ja anden Habermatten seine Auskunftsgelüstean den Werkhof los. Vergebliche Müh,dort gibts nämlich gleich neben dem Te-lefon ein stilles Örtchen, das (noch?)nicht stillgelegt worden ist.

Peter Uebelhart, Riehen

Für eine effiziente Regierung

Jede Schweizer Bürgerin, jederSchweizer Bürger hat theoretisch dieMöglichkeit, für ein Exekutivamt ge-wählt zu werden. Die Zeiten, wo dazuein grösseres Bankkonto notwendigwar, sind glücklicherweise vorbei undandere hervorragende Fähigkeiten er-forderte der Nachtwächterstaat von da-mals wohl kaum.

Das stetige Entwickeln und Dazutunbescherte uns aber an der Schwelle des21. Jahrhunderts ein Staatswesen, dassich in Bezug auf Komplexität mit jedemGrossunternehmen vergleichen lässt.Nur mit dem Unterschied, dass der ope-rationelle Teil in eine Exekutive undeine Verwaltung aufgeteilt wird. NPMund WOV überträgt der Verwaltungneue Kompetenzen und Verantwortlich-keiten und verschiebt daher das Gleich-gewicht erneut in deren Richtung. Nurstarke Persönlichkeiten in der Regie-rung können dieses Kräftespiel ausglei-chen. Die Befähigung für dieses Amtund nicht das Bankkonto schränkt heu-te die Wählbarkeit ein.

Selbstverständlich ging ich davonaus, dass die verschiedenen Lager unsfür die aktuelle Wahl ihre besten «Köp-fe» präsentieren werden. Doch scheintdas notwendige Qualitätsprofil – wenwundert es – unterschiedlich interpre-tierbar zu sein.

Unsere Regierung braucht Männerund Frauen, die dem hohen Amt gewach-sen sind. Auch wenn es Parteien gibt, wel-che die Regierung bewusst schwächenwollen, liegt der Schlüssel für einen effi-zienten Staat bei der Regierung. Die an-stehenden Aufgaben erlauben keine Ex-perimente mehr. Wir wählen daher auchbeim 2. Wahlgang Carlo Conti in den Re-gierungsrat, weil er diesem hohen Amtgarantiert gewachsen ist. Dafür kann ichbürgen! Ich kenne ihn seit vielen Jahren.

Paul Müller, alt Einwohnerrat CVP,Riehen

Rätselhaftes Referendum

Gegen den Rahmenkredit «Wohn-umfeldaufwertung», den der Grosse Rat

gesprochen hat, ist das Referendum er-griffen worden. Fünfmal jährlich sollenfünf Millionen Franken zu Gunsten vonMassnahmen ausgegeben werden, wiesie in der «Werkstadt Basel» von der Be-völkerung der einzelnen Quartiere vor-geschlagen wurden.

Der Regierungsrat hat die Ergebnisseder «Werkstadt»-Diskussionen im Juni1999 in einer Broschüre von knapp 100Seiten herausgegeben. Dieser Berichtkann bei der Staatskanzlei im Rathausbezogen werden. Dort findet sich nebenbaulichen Vorschlägen zur «integralenAufwertung von Quartieren» auch dasAnliegen einer «unkomplizierten Unter-stützung von Initiativen aus der Bevölke-rung oder von Investoren zur Wohnum-feldverbesserung». Welches Quartierko-mitee hätte nicht von solchen Möglichkei-ten geträumt? Vorgesehen sind kinder-und fussgängerfreundliche Massnahmenim Strassenraum, Velo- und Verbin-dungswege, Wohn- und Begegnungs-strassen, unterirdische Parkings, Dop-pelnutzungen von Hinterhöfen (gewerbli-che Nutzung und Begegnungsorte).

Mir ist rätselhaft, wie gegen diesesAktionsprogramm agiert werden kann.Es bringt eindeutig und konkret mehrLebensqualität in die Quartiere, und dasauf Wunsch der betroffenen Bewohne-rinnen und Bewohner. Gibt es etwas De-mokratischeres? Dem können wir dochnur zustimmen!

Marianne Schmid-Thurnherr,Grossrätin/Einwohnerrätin Grüne,Riehen

Ist das Volk schon Expo-überdrüssig?

Gewisse Anzeichen scheinen die Ti-telfrage zu bestätigen. Und vor allemdies: das endlose bisherige Gerangel umein Ja oder Nein für eine Durchführung,das Gefeilsche um das Zusammenkrat-zen der nötigen Finanzen und nicht zu-letzt die kaum Vertrauen erweckendeanfängliche Fehlbesetzung der leiten-den Posten mit solchen nur futuristischdenkenden «Künstlern» (das Volk meintdamit eher: Spinner). Und kaum bessergelang es, eine breite Vertrauensbasiszu schaffen, indem sozusagen alle Vor-schläge der zur Kooperation eingela-denen kulturellen Gruppierungen als«viel zu bieder und konservativ» abge-schmettert wurden. Genannt seien zumBeispiel nur jene der Landeskirchenund der Rätoromanen.

All dies scheint beim Fussvolktatsächlich nicht nur jegliche Begeiste-rung für eine Expo genommen – äussertsich doch jeder Angefragte negativ da-rüber –, sondern sogar eine breite Ab-lehnung erzeugt zu haben. Und es er-weckt den Eindruck, als habe der vom

Parlament endlich, aber mit merkwür-dig wenig Posaunenschall gebilligte Kos-tenbeitrag bei so vielen nur das bestärkt,was schon lange durchschimmerte: Des-interesse. Sogar Resignation, und zwarals Zeichen der Ohnmacht im Sinne ei-nes «Ach was, die da oben machen doch,was sie wollen!» Gemeint sind natürlichdie Volksvertreter an den Schalthebeln.

Nein, offenbar hatte es dort nicht nurbeeinflussbare Marionetten, sondernauch solche, die die Stimmung ihrerWähler erfühlten. Einer davon war derBündner Ständerat Christoph Brändli,welcher der weitverbreiteten Meinungdurch offene Worte Ausdruck gab, in-dem er schrieb: «Ende Januar wird derBundesrat definitiv entscheiden müssen,ob die Expo durchgeführt werden solloder nicht. Man hat zwar das Gefühl, derEntscheid sei schon gefällt. Um die Sa-che abzulehnen, scheint der Mut zu feh-len! Obschon es immer noch nicht klarist, welche finanziellen Konsequenzendas Abenteuer Expo haben wird, sowohlfür die Eidgenossenschaft, die Kantoneund schliesslich für die Steuerzahler!»

Angesichts des schier endlosenSeilziehens wegen der Finanzierungweist Christoph Brändli auch auf dieUngereimtheiten hin, so, dass das Par-lament 1996 einem Beitrag von höchs-tens 130 Millionen zugestimmt hatte,beim vorgelegten Gesamtkostenvoran-

schlag von 492 Millionen! KritischeZweifel seien abgeschmettert worden.Begreiflich, hatte doch Bundesrat Dela-muraz klar und deutlich versprochen,es werde sicher keine Kostenüber-schreitung geben. Noch im Frühling1999 habe Bundesrat Couchepin imParlament erklärt, dass man anhandder erhaltenen Auskünfte sagen könne,die Finanzen seien unter Kontrolle.Demgegenüber war der Bericht Hayek,erstellt im Laufe desselben Jahres, bösernüchternd: dies sei überhaupt nichtder Fall und weder Parlament nochBundesrat seien von Seiten der Expolei-tung richtig informiert worden!

Dass die vorgesehenen Kosten unter-dessen die Milliardengrenze weit über-schreiten, die Zuschüsse der öffentlichenHand auch etliche Franken mehr errei-chen, kann man den neuesten Berichtenentnehmen. Uns scheint, das sei garnicht das schlimmste, hingegen viel-mehr der immer greifbarer werdendeVertrauensverlust des Volkes in seineBehörden. Und dieser ist es nicht zuletzt,der sich in jener genannten Resignation– lies: Abstinenz bei Wahlen und Ab-stimmungen – äussert. Wird vielleichtdie pompöse Expo, so wie sie geplant ist,den Eindruck eines trotz seiner Vielfaltgeeinten und echt eidgenössisch gesinn-ten Volkes zu vermitteln imstande sein?

Gian Peder Thöni, Riehen

Am 21. Februar 2000 stellt die Mes-se Basel den Handel ihrer bisheri-gen Anteilscheine auf den ausser-börslichen Aktienhandel um. DieAktien sollen in absehbarer Zeit ander Börse kotiert werden. Damitwird die Umwandlung von der bis-herigen Genossenschaft in eineAktiengesellschaft vollzogen, wiesie an der Generalversammlungvom 7. Februar mit grossem Mehrbeschlossen worden ist.

rz. Die Messe Basel konnte an derGeneralversammlung vom 7. Februar2000 auf ein gutes Geschäftsjahr1998/99 zurückblicken. Das Geschäfts-jahr umfasst die Periode vom 16. August1998 bis zum 15. August 1999. Obwohlmit der Inbetriebnahme der neuen Hal-le 1 mit der Uhren- und Schmuckmesse(29. April bis 6. Mai 1999) auf einenMeilenstein in der Geschichte des Un-ternehmens zurückgeblickt werdenkonnte, stand die Zukunft im Zentrum.Mit grossem Mehr stimmte die General-versammlung der Umwandlung der Ge-nossenschaft Schweizer Mustermessein Basel in die Schweizer MustermesseAG zu. Bereits früher haben der Regie-rungsrat und der Grosse Rat dieser Um-wandlung zugestimmt.

Die Anträge des Verwaltungsrateshatten kaum für Diskussionen gesorgt.Verwaltungsratspräsident Robert A. Je-ker erläuterte vor rund tausend Anwe-senden, die Anpassung der Rechtsforman die heutige Unternehmenstätigkeitbringe für das Unternehmen, seine Ei-gentümerinnen und Eigentümer sowieauch für den Standort grosse Vorteile.

Neue Rechtsform der Messe BaselBei der neuen Rechtsform handelt es

sich um eine Aktiengesellschaft mit Be-teiligung von Körperschaften des öffent-lichen Rechts gemäss Artikel 762 desObligationenrechts. Der Kanton Basel-Stadt und der Partnerkanton Basellandnehmen wie bisher eine Sonderstellungein. Der Kanton Basel-Stadt istHauptaktionär mit einer entsprechen-den Vertretung im Verwaltungsrat.

Das Aktienkapital der SchweizerMustermesse beträgt 40 MillionenFranken. Am 21. Februar 2000 wirdder Handel der Anteilscheine auf denausserbörslichen Aktienhandel umge-stellt. Die Aktien sollen in absehbarerZeit an der Börse kotiert werden.

In den Verwaltungsrat der SchweizerMustermesse AG wurden als PräsidentRobert A. Jeker, als Vizepräsident Erwin

Grimm und als weitere Mitglieder Chri-stoph Eymann, Hans Ueli Götz, AndresF. Leuenberger und Werner Sigg ge-wählt. Der Kanton Basel-Stadt delegiertdie Regierungsratsmitglieder Ralph Le-win, Barbara Schneider und Ueli Vischerin den Verwaltungsrat, der Kanton Ba-selland Regierungsrat Erich Straumann.

Gutes Geschäftsjahr 1998/99Im vergangenen Geschäftsjahr wur-

den in Basel 21 Messen durchgeführt,an denen sich 10’239 ausstellendeFirmen beteiligten und bei denen1’149’099 verkaufte Eintritte gezähltwurden. Hinzu kamen 11 weitere Aus-stellungen in den Messehallen. In denRäumen des Kongresszentrums fanden349 Kongresse und Anlässe mit rund107’132 Teilnehmenden statt. Im Musi-cal Theater Basel fanden rund 90 Vor-

WIRTSCHAFT Geschäftsjahr endet mit Umwandlung in eine Aktiengesellschaft

Messe Basel neu im Aktienhandelstellungen mit etwa 100’000 Besuche-rinnen und Besuchern statt.

Im Herbst 1999 wurde eine neue Or-ganisationsstruktur mit sechs weitge-hend selbstständig operierenden Unter-nehmensbereichen eingeführt. In die-sem Zusammenhang wurde auch dieGeschäftsleitung personell komplettiert.

Die Jahresrechnung 1998/99 brach-te einen Reingewinn von 5,4 MillionenFranken (im Vorjahr waren es 4,7 Mil-lionen Franken). Bei einem Ertrag von135,8 Millionen (141) und einem Auf-wand – ohne Abschreibungen – von112,1 Millionen Franken (116,2) wurdeein Cashflow von 23,7 Millionen Fran-ken (24,8) erzielt.

Internationale ZusammenarbeitGeschäftsleitungsvorsitzender Jürg

Böhni erläuterte, die Messe Basel wollevor allem die Internationalisierung derVeranstaltungen sowie die Nutzung dermodernen Informationstechnologie ver-stärkt fördern. Deshalb würden ver-schiedene Kooperationsprojekte ver-folgt. Ein Beispiel sei die Zusammenar-beit mit dem amerikanischen KonzernZiff-Davis zur Entwicklung der Orbit/Comdex Europe als führende Business-to-Business-Veranstaltung in Basel. Diebisherige «Orbit Home» wird die MesseBasel in Absprache mit der MesseZürich künftig in Zürich durchführen.

Weitere Projekte betreffen eine in-ternationale Kunstmesse in Miami/USAunter dem Dach der Art Basel und einegemeinsame Offerte zusammen mitdem Messeplatz Lausanne für eine neueEnergie-Messe unter dem Patronat desBundesamtes für Energie.

Die neue Halle am Riehenring (hier eine Modellaufnahme des Siegerprojektes)ist im abgelaufenen Geschäftsjahr in Betrieb genommen worden. Foto: RZ-Archiv

Hundeausstellungrz. Morgen Samstag und übermor-

gen Sonntag findet in den Hallen 300 bis321 der Messe Basel die InternationaleHundeausstellung IHA 2000 statt. DasRahmenprogramm zeigt an beiden Ta-gen Sport- und Gebrauchshunde imEinsatz. Höhepunkt wird am Sonntag-abend die Wahl des schönsten Hundesder Ausstellung sein. Die Ausstellung istan beiden Tagen von 8.30–17.30 Uhrgeöffnet.

Podium über Kurdistanrz. Unter dem Titel «Frieden in Kur-

distan? Die Türkei im Umbruch» findetam Freitag, 25. Februar, 20 Uhr eine Po-diumsdiskussion statt (Schweizerisch-Kurdisches Kulturzentrum, Schützen-mattstrasse 12, Basel). Unter der Ge-sprächsleitung von Beat Stauffer disku-tieren Waltraud Weber (Mitarbeiterin derRechtsberatungsstelle für AsylsuchendeSt. Gallen), Hans Saner (Philosoph), SalihMahir Sayin (Schriftsteller) und NilüferKoç (Sprecherin des Kurdistan-Komi-tees).

Treffpunkt für allein-erziehende Philippinas

rz. Unter dem Namen «Tinig» soll einneues Treffpunktangebot für alleinerzie-hende Frauen aus den Philippinen, diein der Region Basel wohnen, geschaffenwerden. Das erste Treffen findet morgenSamstag, 19. Februar, statt (18.30 Uhr,Raum des Familienzentrums München-stein, Heiligholzstrasse 85, Tram Nr. 11,Haltestelle «Heiligholz).

Page 13: POLITIK «Ein Glas Schlipfer allein verändert die …...AZ 4125 Riehen 1 Freitag, 18. Februar 2000 Wochenzeitung für Riehen und Bettingen 79. Jahrgang / Nr.7 Redaktion und Inserate:

Freitag, 18. Februar 2000 Nr. 7 15

Interkommunales Gewerbegebiet

Langsam aber sicher füllt sich derGewerbepark am Dreispitz in Binzen.Das Gelände, welches zusammen mitWeil am Rhein vermarktet wird, bietetsich aufgrund seiner zentralen Lage mitAnschluss an die Autobahn und offen-sichtlich relativ günstigen Grundstücks-preisen für viele interessierte Gewerbe-treibende an. Der grösste Baumarkt derRegio, ein grosses Möbelhaus, ein «Por-sche-Zentrum» sowie mehrere «flä-chenfressende» Gewerbebetriebe ha-ben sich dort mittlerweile angesiedelt.Für die Vergabe der restlichen Flächensuchen die Verantwortlichen des Ge-werbeparkes vor allem produzierendesGewerbe.

«TRUZ» will unabhängiger werden

Das trinationale UmweltzentrumWeil am Rhein (TRUZ) will im sechstenJahr seines Bestehens den Weg zumDienstleistungsanbieter einschlagen.Damit soll die Abhängigkeit von Zu-schüssen nicht verringert werden.

Im ersten Jahr nach der Eröffnung1995 standen dem «TRUZ» 10’000

Mark zur Verfügung. «TRUZ»-Ge-schäftsführer Thomas Klug rechnet fürdas Jahr 2000 bereits mit einem Um-satz von gut 110’000 DM für erbrachteDienstleistungen und spricht von weite-ren 490’000 DM, die für Projektarbei-ten zu Verfügung stehen. Dieses Geldkommt aus der Bundesstiftung «Um-welt» für das Projekt «Umweltbildung»,aus dem Brüsseler Interreg-Programmfür das Projekt «Regiobogen» und ausanderen Quellen für die «Käppelingru-be» und den Naturlehrpfad.

Die 53 «TRUZ»-Mitglieder sind zureinen Hälfte Organisationen des Natur-und Umweltschutzes und zur anderenHälfte Gebietskörperschaften wie Basel-Stadt, Weil am Rhein und der «Districtdes trois Frontières». So ist grenzüber-schreitend der frei organisierte Umwelt-schutz mit den kommunalen Behördenverbunden. Um das Umweltzentrumlangfristig auf ein finanziell sicheresFundament zu stellen, braucht es einausführliches Geschäftskonzept. Mar-kus Ritter, amtierender Grossratspräsi-dent, Biologe und Mitarbeit im «TRUZ»,erarbeitet den Businessplan auf Kostendes Kantons Basel-Stadt.

Standort des «TRUZ» ist das von derirakischen Architektin Zaha Hadid ent-worfene Gebäude auf dem Landesgar-tenschaugelände. Mit der Volkshoch-schule als Partnerin werden dort ver-stärkt Vorträge und Kurse angeboten.Der Bildungsbereich soll ebenfalls wei-ter ausgebaut werden mit einem trina-tionalen Naturlager in den Hochvoge-sen, mit Projekttagen für Schüler undeinem Naturpädagogikgarten. Dieserwird unweit des «Hadid»-Baus angelegtmit einem energieautarken Gewächs-haus als Projekt des «TRUZ»-Arbeits-kreises Energie. Eine weitere lange Lis-te mit Projekten und Ideen beweist denElan der «TRUZ»-Mannschaft.

Märktekonzept von Weil am Rhein

Weil am Rhein hatte ein Gutachtenmit Einzelhandelsstudie und Märkte-konzept in Auftrag gegeben. Erste Er-gebnisse liegen nun vor. Bei dem Gut-achten wurde vor allem der Anteil derKäuferschaft aus der Schweiz berück-sichtigt. Aus diesem Grund wurdenauch zwei Szenarien entwickelt: mitoder ohne Beitritt der Schweiz zur EU.Insgesamt jedoch soll die Studie Aus-

AUS DER BADISCHEN NACHBARSCHAFT

kunft über die Grössenordnung derVerkaufsflächen geben.

Die Industrie und Handelskammerstuft die ermittelten 87’000 Quadratme-ter als zu gross ein für eine Stadt in derGrössenordnung von Weil am Rhein.Umgerechnet kommen auf 1000 Ein-wohner 3300 Quadratmeter Verkaufs-fläche. Die Stadt wünscht sich aller-dings etwa 10’000 Quadratmeter mehr.Woraus diese Überlegungen resultie-ren, will die Stadtverwaltung noch nichtpreisgeben. Detaillierte Ergebnisse sol-len zu einem späteren Zeitpunkt be-kannt gegeben werden. Das beauftrag-te Beratungsbüro will die Ergebnissenoch redaktionell bearbeiten und dannso schnell wie möglich dem Weiler Ge-meinderat vorstellen.

Abwasserkanal wird gebaut

Der Kanton Basel-Stadt hat die Ein-sprachen gegen den Bau des Abwasser-kanals auf Riehener Gebiet zurückge-wiesen. Der Kanal leitet Lörracher Ab-wasser der Kläranlage Bändlegrund zu.Die Neuverlegung des Kanals ist Voraus-setzung, um den Bau der Zollfreistrasseauf Riehener Gebiet fortzusetzen. Zum

Bau der «Zollfreien» selbst, so erklärteder Kanton, bleibe man im Gesprächmit dem Land Baden-Württemberg. DieLörracher Oberbürgermeisterin GudrunHeute-Bluhm hofft nun, dass es keineweiteren Rekurse mehr gibt.

Aufschwung

Wie die Konjunkturnachfrage derIndustrie- und Handelskammer beiihren Mitgliedsfirmen ergab, stehen mitAusnahme des Bausektors die Kon-junkturampeln in allen Bereichen auf«grün». Der regionale Arbeitsmarktzieht jedoch erst langsam nach.

Autobahn wird später fertig

Die Fertigstellung der AutobahnLörrach–Waidhof bis Rheinfelden undDegerfelden (A 98) wird sich noch ein-mal verzögern. Die Bauherren rechnenmit ein oder zwei Jahren. Grund dafürsind die neuen Sicherheitsstandards fürTunnelbauten. Wegen der Tunnelkatas-trophen, die sich im letzten Jahr ereig-neten, sind neue, zusätzliche Sicher-heitsvorkehrungen in Diskussion.

Rainer Dobrunz