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LOS! NOVEMBER 2011 UNABHÄNGIGES MAGAZIN ZU DEN JUGENDMEDIENTAGEN 2011 HERAUSGEGEBEN VON DER JUGENDPRESSE DEUTSCHLAND

politikorange "Los!"

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Zweite von zwei politikorange-Ausgaben zu den Jugendmedientagen 2011 in Stuttgart.

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  • LOS!

    NOvember 2011 Unabhngiges Magazin zU den JUgendMedientagen 2011 heRaUsgegeben von deR JUgendpResse deUtsChLand

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    Im bewerben Selbstmarketing im Netz. Seite 05

    Liebe Leserinnen und Leser,

    Wenn ihr diese Ausgabe der politik-orange aufgeschlagen habt, sind die meisten eurer 255 600 wertvollen Se-kunden Echtzeit auf den Stuttgarter Ju-gendmedientagen schon Vergangenheit. Spannende Diskussionen, lehrreiche Workshops, anregende Debatten, aber auch durchgetanzte Nchte und wenige Stunden Schlaf Seite an Seite mit ande-ren Teilnehmern in der Turnhalle liegen hinter euch. Habt ihr eure Freunde zu Hause ber eure Erlebnisse durch Tweets, Statusmel-dungen auf Facebook oder Updates auf eurem eigenen Blog auf dem Laufenden gehalten? Live berichtet? In der Redaktion eurer politikorange hat-ten wir jede Menge Echtzeit-Momente: da gab es die Referenten, deren State-ment zwischen Workshop und Abendes-sen eingefangen werden musste. Da gab es die Tippfehler, die uns erst ins Auge gestochen sind, als die Ausgabe eigent-lich schon in den Druck musste. Und dann gab es die Momente, in denen wir von der Internet-Echtzeit ausgeschlos-sen waren und hinter WLan-Anschluss und Netzkabeln herhechten mussten. Genug mediale Echtzeit fr heute. Auf dem Weg nach Hause werden wir die Echtzeit daher mal wieder entspannt er-leben: Augenpflege ist angesagt.

    v Eure Chefredaktion

    Bettina Benzinger und Ekaterina Kara-basheva

    edItOrIaL

    INhaLt

    Im Streit Print oder Online?Seite 04

    Im Krieg Wie weit drfen Journa-listen gehen?Seite 14

    Im Gehege Journalistentypen im Fokus. Seite 08/09

    J ournalismus verndert sich. Und Journalismus verndert unsere Ge-sellschaft, unsere Gewohnheiten und unseren Alltag. Morgens, 7 Uhr. Hat der Supermarkt um die Ecke schon geff-net? Wie wird das Wetter morgen? Wie war noch mal die Telefonnummer meines Hausarztes? Fast jede Recherche fhrt ber eine zentrale Plattform: Google, die als Suchmaschine die meist besuchten Websites listet. Nehmen wir Google daher als Trendbarometer fr die Interessen und Entwicklungen unserer Gesellschaft und googeln das Schlagwort Printjournalis-mus, sind die 37 300 gelisteten Ergeb-nisse erst einmal eine ganze Menge. So lange, bis wir Onlinejournalismus goo-geln. Dann nmlich steigt die Anzahl der Ergebnisse um mehr als das achtfache.

    IdeaLe eINStIeGSzeIt

    Es gibt keine spannendere Zeit, in den Journalismus einzusteigen, als im Zeit-alter technischer und multimedialer Ent-wicklungen. In einem Zeitalter, in dem soziale Netzwerke und technische Medi-en mit immer mehr Features aufwarten. In einem Zeitalter, in dem multi- und crossmedial gearbeitet wird, in dem Neu-igkeiten News sind, Informationen im-mer weniger im Druck gesetzt sondern im Internet getwittert werden und Face-book und Co. den Journalisten im schw-bischen Stuttgart mit Aktivisten des Ara-bischen Frhlings verknpfen. Quo vadis Journalismus und quo vadis Medien, sind zwei der spannenden Fragen, die ihr bei den Stuttgarter Jugendmedientagen dis-kutiert habt.

    FraGeN ber FraGeN

    Quo vadis wohin des Weges ist ein Teil. Quid significat die Frage nach der Bedeutung der Entwicklung der andere. Was bedeutet dieses Quo vadis fr uns junge Medienmenschen? Wie finden wir unseren Weg in eine Disziplin, fr die es, wie wir wissen, keinen Knigsweg gibt? Lohnt sich ein Volontariat bei einer Zei-tung noch? Lieber gleich auf eine multi-mediale Ausbildung setzen? Auch wenn die mediale Welt die viel genannte eier-legende Wollmilchsau verlangt knnen wir das bieten? Mssen wir das ber-haupt? Wo sind die Grenzen zwischen

    hher, schneller, weiter und einem qua-litativen Journalismus? Nutzt die Gedan-ken und Anregungen der vergangenen Ju-gendmedientage, um euren Journalismus aktiv mitzugestalten. Bevor ihr auf den Online-Zug aufspringt, schlieen wir die Ausgaben der politikorange auf den Stutt-garter Jugendmedientagen mit einem Gedankenspielchen: Was ist eigentlich, wenn online pltzlich offline ist? Wenn man nmlich das Ende des Internets er-reicht hat? Ja, das gibt es. Googelt einfach einmal. Da kann jeder x-beliebige User tatschlich das Internet weltweit lahm legen und wird dann aufgefordert, end-lich etwas Sinnvolles zu tun und raus in die Natur zu gehen. Was wird dann aus Online? Was wird aus der schnellen Re-cherche im Internet? Woher bekomme ich jetzt die Infos ber das Wetter von mor-gen, die ffnungszeiten des Supermarkts

    oder die Telefonnummer, an die man sich partout nicht erinnern kann? Wren wir berhaupt noch in der Lage, in einem Telefonbuch nachzuschlagen? Htten wir denn berhaupt eines zu Hause? ber das Wetter zumindest wrde uns die gute, alte Tageszeitung informieren.

    Quo vadis Medien? Quo vadis JournalisMus? HHer, scHneller, weiter. tecHniscHer, ausgefeilter, detaillierter. Quo vadis Medien woHin geHt euer weg? Quo vadis JournalisMus?, fragen sicH MedienMenscHen alte Hasen wie Berufseinsteiger. Quo vadis? und: Quid significat was Bedeutet das? und zwar fr uns Junge MedienscHaffende, die iHren eigenen weg iM Mediend-scHungel finden wollen. von bettina benzingeR Und ekateRina kaRabasheva

    Bettina Benzinger und Ekaterina Karabasheva24 und 22 Jahrehaben nach vier span-nenden Jugendmedien-tagen einfach einmal Lust, dem Ende des Internets nachzuspren.

    GOOGLe aLS treNdbarOmeter.

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    Thomas: Der Printredakteur ist doch meist schon im Bett, whrend der Online-Redakteur zur gleichen Zeit eine Meldung verffentlicht, die erst 24 Stunden spter in der Tageszeitung steht. Online ist also flexibler und zeitnaher.

    Andreas: Diese Fakten beziehen sich hchstens auf Blogger oder kleinere On-linemagazine. Groe Onlineredaktionen haben aus organisatorischen Grnden heutzutage ebenfalls einen festen Re-daktionsschluss, abgesehen von Eilmel-dungen oder Livetickern. Printmagazine hingegen hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck, insbesondere durch optische und haptische Gestaltung, die man in dieser Art im Internet einfach noch nicht umsetzen kann. Sei es der Prgedruck oder die banale Faltbarkeit der Tageszei-tung.

    Das Internet macht Lesen zu einem multimedialen Erlebnis. Neben Text be-kommst du anklickbare 3D-Grafiken, die dir Zusatzinformationen bieten. Au-erdem kannst du online Videos und Livestreams anbieten, besonders wichtig bei aktuellen Ereignissen.

    Bedrucktes Papier ist unaufdringlich. Eine Zeitschrift oder ein Magazin werden freiwillig gelesen. Online wird dir jede Information unweigerlich aufgezwungen. Aufgrund der wahren Medienflut verliert das Internet an Glaubwrdigkeit. Im In-ternet kann sich jeder Hobbyblogger als Journalist bezeichnen.

    Ja, aber ist das nicht der pure Aus-druck von Meinungspluralismus? Wenn jeder Mensch sich so am ffentlichen Dialog beteiligen kann, werden Systeme transparenter und die Menschen mn-diger. So wird dem Leser ein breiteres Spektrum an Meinungen geboten, er erlernt Denkweisen abseits vom Main-stream-Journalismus.

    Dafr gibt es auch im Printjourna-lismus Nischenmagazine, um sich abseits des Mainstreams Publikum zu verschaf-fen. Die meisten Magazine sind ohnehin unabhngig. Meinungspluralismus ist stets oberste Prioritt im Journalismus heutzutage.

    Das gilt vielleicht in Lndern, die sich das Credo der Pressefreiheit auf die Flagge schreiben. Im Gegensatz dazu gibt es Lnder, in denen die Regierung ent-scheidet, was in der Zeitung stehen darf. Der Arabische Frhling hat gezeigt, dass der normale Brger online viel eher etwas erreichen und auch erfahren kann.

    Das hat deutlich gezeigt, dass man nicht allem Glauben schenken darf, was im Internet verffentlicht wird. Bildmani-pulationen und falsche Tatsachen verbrei-ten sich im Internet viel schneller.

    Das gibt es aber nicht nur im On-linejournalismus. Denken wir nur an die Verbreitung der Hitlertagebcher 1983 im Stern. Die Verbreitungsgeschwindigkeit sollten wir trotzdem nicht auer Acht lassen. Durch digitale Netzwerke und So-cial-Media-Plattformen werden Artikel im Minutentakt transportiert, reproduziert und multipliziert. Schnell und direkt wird der Nutzer erreicht und durch Kommen-tarfunktionen in die Diskussion einge-bunden, das kann der Printjournalismus einfach nicht leisten.

    Print erweist sich nicht ohne Grund laut einer Studie der Hochschule der Medien in Stuttgart aus dem Jahr 2008

    als das einprgsamere Medium. Wir re-den hier von Autorittsjournalismus. Es macht immer noch den Unterschied, wer etwas sagt. Und vor allem, wo er es tut. Ich muss jedoch eine Lanze fr den On-linejournalismus brechen! Fr mich ist es sicherlich eine Form, die sich auf Jahre hinweg, allein schon durch den tech-nischen Fortschritt, durchsetzen wird. Doch nicht ohne die Printmedien.

    Das Zauberwort lautet Crossmedi-al. Verknpfte Kanle, egal ob Print oder Online bieten dem Nutzer ein kompaktes Wissensspektrum, aus dem er letztlich auswhlen kann. Beide Seiten mssen lernen zusammen zu agieren, weil jedes fr sich positive Alleinstellungsmerkmale besitzt.

    Print vs. online wer frisst wen? die frage, wie der geneigte und vereHrte leser sicH seine tglicHen nacHricHten zu geMte fHrt, Hat sicH in den vergangenen JaHren zu eineM waHren glauBenskrieg entwickelt. online-fundaMentalisten Be-zeicHnen PrintProdukte als HolzMedien, wHrend das internet von klassiscHen zeitungsMacHern als Postulierte Mediainflati-on BescHiMPft wird. thoMas RiChteR und andReas LiLienthaL HaBen sicH in eineM streitgesPrcH intensiv Mit deM tHeMa auseinan-dergesetzt.

    Andreas Lilienthal & Thomas Richter22 und 25 Jahre

    schauen der Zukunft der Medien gespannt entgegen.

    abSchLuSSWer am Sonntagmorgen schon denkt, Das wars jetzt wohl mit den Jugendmedienta-gen, der irrt gewaltig. Schlielich steht noch die groe Abschlussveranstaltung bevor. Hier werden wir die letzten Tage Revue passieren lassen, die Ergebnisse der Workshops bestaunen, die letzten Dis-kussionen fhren und uns dann feierlich voneinander verabschieden. Ihr drft euch also auf die Abschiedsveranstaltung freu-en!

    Jmt: uNd daNN?Bald sind die Jugendmedientage in Stutt-gart leider schon zu Ende. Die tollen Mo-mente auf der Veranstaltung werden euch jedoch noch lange im Gedchtnis bleiben. Schlielich haben wir fr euch die Ver-anstaltung dokumentiert, haben Fotos geschossen und Texte geschrieben. In ein paar Wochen werdet ihr die Dokumentati-on von uns erhalten und in der Vergangen-heit schwelgen knnen. Die Ergebnisse der Workshops knnt ihr auf blog.jugendme-dientage.de einsehen.

    teamvOrSteLLuNGIn Facebook gab es auf den Jugendmedien-tagen 2011 mehr als 100 Postings mit Bild. Wenn ihr spannende Momente oder inte-ressante Programmpunkte erleben wollt, bei denen ihr nicht vor Ort sein konntet, schaut euch auf der JMT-Facebook-Seite um.

    aKtIv werdeNDie Jugendpresse bietet natrlich viel mehr als nur die Jugendmedientage. Wir untersttzen Schlerzeitungen und Me-dienmacher. So bieten wir mit der Mobi-len Akademie Untersttzung fr Schler-zeitungsmacher an und frdern mit dem Schlerzeitungswettbewerb der Lnder die Journalisten von Morgen. Auch regel-mige internationale Workshops gehren zu dem Angebot der Jugendpresse. Wenn du aus Baden-Wrttemberg kommst, dann schau doch gleich mal auf www.jpbw.de. Vielleicht reizt es dich zum Beispiel, fr die Zeitung NOIR zu schreiben? Fr alle anderen, die nicht aus Baden-Wrttemberg kommen: Ab auf www.jugendpresse.de!

    NachrIchteN

    INterNet auS der drucKerpreSSe?

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    D ie Formel ist einfach: Wer sich von der Masse abheben will, muss die eigene Leistung ins richtige Licht rcken. Dank World Wide Web und der Erfindung technischer Spielereien, die uns stets erreichbar machen, funktioniert das un-komplizierter als je zuvor. Smartphones beispielsweise gehren heutzutage zur Grundausstattung der schreibenden Zunft. Dank mobilem Internet wei die stets, wann und wo die groe Story lauern knnte. Und wer fhrt noch ein handgeschriebenes Adressbuch, wenn Kontaktdaten in Sekundenschnelle in di-gitaler Form vorliegen knnen?

    Ohne Kontakte luft in der Journa-lismusbranche ja bekanntlich nichts - und wenn, dann nur sehr wenig. Wer sich also behaupten will, bentigt neben einem Sammelsurium an Bekanntschaften auch ordentlich Biss, Durchhaltevermgen - und die eigene Werbeagentur. Die Schls-selwrter heien digitales Selbstmarke-ting und Onlineprsenz. Ohne bleiben viele Chancen ungenutzt.

    der INterNetauFtrItt Ge-hrt zum GuteN tON

    Onlineprsenz sollte fr einen Jour-nalisten selbstverstndlich sein, meint

    Autor Marcel Weiss auf dem Blog netz-wertig.com. Und weiter: Die Sichtbarkeit erffnet Mglichkeiten und die eigene Onlineprsenz wird quasi zum Lebens-lauf auf Steroiden. Mit WordPress, einer Software zur Verwaltung von Inhalten einer Website, lsst sich das eigene Blog-Projekt mit nur wenigen Handgriffen schnell realisieren.

    Medienjournalistin Ulrike Langer hat Onlineprsenz lngst fr sich ent-deckt. Auf ihrem Blog medialdigital.de finden sich neben Artikeln rund um die digitale Medienszene auch ihre Schreib-proben und Referenzen. Sogar Vortrge und Prsentationen stellt Langer online. So widmet sich eine Prsentation dem Thema Fnf Stufen zur digitalen Selbst-vermarktung. Dort bringt die Journalistin Online-Branding ins Gesprch: Journa-listen werden zu eigenen Marken im Netz und bauen Beziehungen zu ihrem Publi-kum auf.

    IN 140 zeIcheN um dIe weLt

    Die Cision Studie 2011 analysierte, wie oft und in welcher Weise europische Journalisten whrend ihrer Arbeit auf So-cial Media zurckgreifen. Das Ergebnis berrascht nicht wirklich: 96 Prozent der

    Befragten gaben an, diese Dienste regel-mig zu nutzen.

    Bei Twitter wandert Erlebtes in nicht einmal zwei Stzen um die Welt. Mit diesem Nachrichtendienst kann jeder Journalist nicht nur fr sich selbst, son-dern auch fr seine Artikel ordentlich die Werbetrommel rhren. Auch mit nur 140 Zeichen lsst sich so Aufmerksamkeit erzeugen. Wo sonst bekommt man eben ein paar hundert Klicks her? Das gleiche Prinzip funktioniert brigens auch bei Fa-cebook.

    Die Liste der zwitschernden Mikro-Blogger ist lang. Dirk von Gehlen, Re-daktionsleiter von jetzt.de, und Wolfgang Bchner, Chefredakteur der Deutschen Presseagentur sind nur zwei Journalisten, die ihre Gedanken twittern. Dabei sollten Journalisten aber bewusst eine Grenze zwischen Beruflichem und Privatem zie-hen: nicht jeder private Tweet frdert die berufliche Karriere.

    Zurckhaltung schadet nicht, Posts sollten daher gut durchdacht sein. Clever ist auch die Anschaffung von zwei Ac-counts: einem privaten fr Freunde, Fa-milienfotos und persnlichen Gedanken-mist, und ein ffentliches Konto.

    Anne Wirth20 Jahre, Berlin

    sprt den Druck online prsent sein zu mssen.

    doPing fr den leBenslauf? nur gut zu sein gengt lngst nicHt MeHr. digitales zeitalter, Medienkrise und kon-kurrenzdruck fordern unsere fHigkeiten iM Multitasking: wir nacHwucHsJour-nalisten Mssen MarktscHreier und koMMunikationsknstler sein, uM irgend-wann den fuss in die woHligen ruMe grosser zeitungs- und Magazinverlage zu BekoMMen. von anne JULiane WiRth

    zur cISIO-StudIe:

    Wie nutzt die Medienindustrie Tech-nologien wie Facebook und Twitter? Das war die zentrale Frage, der Cisio-Studie. Soziale Netzwerke landeten nur auf Platz zwei der beliebtesten Tools im typischen Arbeitsalltag eines Journalisten (68 Prozent). Mit 76 Prozent steht Wikipedia an erster Stelle. Journalisten twittern? Nicht immer. Die Nutzung ist vom Zweck und der Mediengattung abhngig: so sind Radiojournalisten deutlich ak-tiver als Printjournalisten.

    FruchtFLeISch warum heute noch Journalist oder Journalistin werden?

    KILIaN GaFFrey, 18 JahreauS Schwedt IN braNdeNburG

    Warum heute NOch BauarBeiter WerdeN? WeNN die LeideNSchaFt zu

    SchreiBeN da iSt, daNN kaNN maN deN BeruF durchauS auSBeN.

    LeIdeNSchaFt

    betL daSKIN, 21 JahreauS paderbOrN

    kritiSche medieN SiNd Wichtig. NachWuchSJOurNaLiSteN SOLLeN

    deN WahreN JOurNaLiSmuS Wieder BeLeBeN.

    wahrer JOurNaLISmuS

    eLIa bLLLe, 18 JahreauS arau IN der SchweIz

    WeiL daS Fr mich der tOLLSte uNd aBWechSLuNgSreichSte JOB

    auF der WeLt iSt.

    abwechSLuNG

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    aLS cheFredaKteur der StuttGarter zeItuNG wareN SIe maSSGebLIch aN der umStruKturIeruNG uNd NeuGeStaLtuNG der zeItuNG beteILIGt. waS hat daS mIt echtzeIt zu tuN?

    Wir haben die Printredaktion in die Arbeit an der Onlineausgabe der Zeitung eingebunden. Mit langen Ar-tikeln schaffen wir einen bewussten Gegensatz zu den Onlinemeldungen. Kurze Nachrichten sollen dabei als Anker dienen, um das Interesse des Lesers fr einen lan-gen Text zu wecken.

    wO erScheINeN Ihre NachrIchteN zuerSt? waS Fr eINeN NutzeN erhOFFeN SIe SIch davON?

    Es gab frher Diskussionen, ob Online vor Print publiziert werden soll. Diese Frage stellt sich uns gar nicht mehr. In der Realitt ist es so: Twitter first, Face-book, dann vielleicht erst die Website und dann die Ta-geszeitung. Wir gehen online, weil wir sehen, dass wir bestimmte Teile der Gesellschaft, die sich grundstzlich fr journalistische Produkte interessieren, mit Print nicht erreichen und wrden publizistische Aufmerksamkeit verschenken, wren wir nicht im Netz.

    StImmt eS, daSS dIe GeSeLLSchaFt uNd mIt Ihr dIe medIeN Immer SchNeLL-LebIGer werdeN uNd daS INtereSSe der LeSer auF reINeS FaKteNwISSeN reduzIert ISt?

    Das stimmt, aber technisch sind alle Medien so ausgerichtet, dass man Nachrichten schnell verbreiten kann. Trotzdem ist das Interesse des Lesers oder Users nicht auf reine Fakten beschrnkt. Er berlegt sich viel-mehr ganz genau, welche Informationen er auf welchem Kanal findet.

    Wenn ich schnell an Information gelangen will, bin ich in sozialen Netzwerken unterwegs. Will ich mehr wissen, dann will ich die Tageszeitung. Auerdem ist eine Tageszeitung auch ein haptisches Vergngen. Ich habe keine Lust beim Frhstck SpiegelOnline zu lesen.

    wIe LaNGe braucht maN, um eINeN quaLItatIv hOchwertIGeN uNd SOmIt Gut recherchIerteN artIKeL zu SchreIbeN?

    Ich glaube Qualitt entsteht, wenn man sich fr das entsprechende Produkt auch die richtige Zeit nimmt. Das knnen fr eine Reportage ein, zwei Wochen sein; fr eine Nachricht ein, zwei Stunden.

    Als Tageszeitung leben wir davon, dass wir im Ta-gesrhythmus arbeiten man kann im Laufe eines Tages unglaublich viel herausfinden und unglaublich gute Sa-chen schreiben. Wenn man erfahren ist, wenn man wei wen es anzusprechen gilt, dann bekommt man im Laufe des Tages und womglich im Laufe einiger Stunden eine gute nachrichtliche Geschichte mit unterschiedlichen Quellen hin.

    weLche KerNKOmpeteNzeN SOLL der JOurNaLISt der zuKuNFt habeN?

    Er sollte themenspezifisch statt medienspezifisch denken. Wer in der Zeitungsredaktion arbeiten mchte und nur aufwendige Reportagen machen mchte, die mit Online nichts zu tun haben, wird es schwierig haben. Die Mglichkeit wird es aber geben. Ebenso wichtig sind die journalistischen Grundtugenden wie Neugier, kom-plizierte Sachverhalten fr breites Publikum verstnd-lich auszudrcken, sich schnell in Themen einarbeiten zu knnen und Spezialist fr ein bestimmtes Thema zu sein. Aber das sind alles Klassische Sachen, da hat sich seit ich angefangen habe nichts gendert.

    auch beI IhNeN Gab eS bIS vOr Kurzem StreIKS um tarIFerhhuNGeN Fr dIe redaKteure. erLaubt dIe wIrtSchaFtLIche LaGe der zeItuNGeN SOLche auSGIebIGeN rechercheN?

    Zeitungen mssen sich das leisten, sonst werden sie austauschbar. Dabei leben Zeitungen von eigenen Beitrgen und einem eigenen Blick. Das ist ein wesent-liches Kriterium fr die Qualitt. Zeitungen, denen das gelingt, haben eine Zukunft.

    Die Stuttgarter Zeitung ist in der glcklichen Lage, ein groes Korrespondentennetz zu besitzen. Natrlich ist es richtig, dass der wirtschaftliche Druck da ist. Des-halb kooperieren wir mit anderen Zeitungen, indem wir uns Auslandskorrespondenten teilen. So produzieren wir trotz wirtschaftlichem Druck hochwertige Artikel.

    der durchSchNIttLIche LeSer verbrINGt etwa 40 mINuteN mIt SeINer taGeSzeItuNG, whreNd SIe Fr eINe umFaNGreIche repOrtaGe bIS zu zweI wOcheN braucheN. waS Fr eIN GeFhL ISt eS, SOvIeL zeIt zu INveStIereN - uNd dIe zeItuNGmOrGeNS GeLeSeN wIrd uNd abeNdS Im mLL LaNdet?

    Wenn ich zwei Wochen an einer Reportage geses-sen habe, und der Leser die 40 Minuten mit meiner Re-portage verbringt, ist mit das vollkommen egal! (lacht) Aber im Ernst: Das ist das tgliche Geschft eines Jour-nalisten. Der Reiz einer Tageszeitung besteht fr mich darin, dass man einen Tag Zeit fr das Herausbringen eines Produkts hat, und dieses am nchsten Tag konsu-miert wird. Mal intensiver und mal weniger intensiv. Vielleicht wird sogar irgendwann Fisch darin eingepackt. Aber am Ende steht ein fertiges Produkt, das zum Zeit-punkt X einen sehr guten und wichtigen berblick ber die Welt vermittelt. Und es gibt unglaublich viele Leute, die das lesen: Wir haben eine Auflage von ca. 140 000 Exemplaren. Wenn man in einer Druckerei 140 000 Ex-emplare ber die Rotation laufen sieht, wird einem klar, was fr eine Reichweite Sie mit einer ganz normalen Zei-tung erzielen...

    Anna Ruppert und Sophie Rebmann18 und 21 Jahre

    finden es wichtig, dass Printmedien trotz Zeit-druck nicht an Qualitt verlieren.

    Qualitt entsteHt, wenn Man sicH zeit niMMt die MedienPraxis iM wandel: anna RUppeRt und sophie RebMann sPracHen Mit Joa-cHiM dorfs, cHefredakteur der stuttgarter zeitung, Ber den onlineauf-tritt und die uMstrukturierung der zeitung sowie die scHnellleBigkeit der Medien.

    zur perSON

    Joachim Dorfs ist seit fast 30 Jahren im Zeitungsgeschft. Whrend der Studienzeit stieg er ber Praktika in den Journalismus ein. Er besuchte die Georg-von-Holtzbrink Wirt-schaftsjournalistenschule in Ds-seldorf und machte ein Volontariat beim Handelsblatt, bei dem er spter auch fest angestellt wurde. Im Januar 2008 bernahm er in der Stuttgarter Zeitung die Stelle des Chefredakteurs und war mageblich an deren Um-strukturierung beteiligt.

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    ein wildgeHege voller Journalisten Journalisten giBt es wie sand aM Meer. aBer ist Journalist gleicH Journalist? eine todernst geMeinte kategorisie-rung des Journalisten-freiwilds. von LaURa kapitza, andReas LiLienthaL Und tanJa disChingeR

    wIrtSchaFt

    Schwarzer Hugo-Boss-Anzug, top gestylte Frisur und ein Lcheln wie aus einer Zahnpasta-Werbung - nein, es handelt sich hierbei nicht um ein Hollywood-Schauspieler auf einer Premierenfeier. Viel eher ist das die Arbeitsmontur eines Wirtschafts-journalisten. Seine Interviews entwi-ckeln sich schnell zu ausgedehnten Champagner-Partys auf der Yacht des wohlhabenden Gesprchspartners. Unter dem Alkohol- und Zigarren-rausch schafft es der Journalist, nur noch einige Wrter ber die Zukunft der Wirtschaft zu verlieren: Es wird schon irgendwie! Na dann, Prost!

    techNIK

    Mehr Mut zu Fachkompetenz, hrt man Technikjournalisten sagen, wh-rend sie ihre Aussage gleichzeitig ber ihr vorher rezensiertes iPad bei Twitter posten, um so auch ihre ge-samte Technik-Nerd-Gemeinde teil-haben zu lassen. Nicht falsch verste-hen, ihre Arbeit ist immens wichtig. Ohne sie wssten wir gar nicht, mit welcher neuen Technik wir uns als nchstes verseuchen sollten. Wenn ihr selbst auf eurer Toilette einen Flachbildschirm eingebaut habt, als Nachtlektre lieber eine Gebrauchs-anweisung anstatt einem gutem Ro-man lest oder ein Erdbeben mittlerer Strke registriert wird, wenn ihr eure Bassbox aufdreht, seid ihr in diesem Bereich genau richtig.

    umweLt

    Mit seinem Sweatshirt, dem Strub-belschnitt und der Leinenhose gar-niert mit einem Atom-Nein-Danke-Button befindet sich der so genannte ko-Journalist fortwhrend auf der Pirsch nach dem nchsten skanda-lsen Fehlverhalten der groen En-ergiekonzerne. Obwohl er sich in freier Wildbahn stets mit biologisch abbaubarem Schuhwerk fortbewegt, ist er alles andere als ein Leisetreter. Der grne Jesus unter den Journa-listen rettet die Welt im Alleingang. Dabei verwandelt sich das journali-stische Medium durch seine Beitrge zur groen Bhne des Kampfes ge-gen Atomfetischisten und Recycling-Gegner.

    KrISe

    Der Puls bei 180, die Gefahr stetig vor Augen, der Adrenalinjunkie un-ter den Journalisten kennt nur ein Motto: No risk, no information! Eine Pressekonferenz im Bundestag ist fr ihn wie ein Kaffeekrnzchen bei Tante Frieda im Altersheim. berall, wo es Krisen gibt und die Wahrheit in die Welt getragen werden muss, fhlt er sich wie ein Bungee-Jumper beim Absprung. Ein Beduinenzelt in der neuesten Krisenregion zieht er je-derzeit einem Eigenheim mit gemt-lichen Kaminabenden vor. Was ist schon glimmendes Feuerchen gegen ein Feuerwerk der Ereignisse?

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    Laura Kapitza, Andreas Lilienthal und Tanja Dischinger21, 25 und 21 Jahrevertreten der Reihe nach die Typen verschnupfter Ge-sundheits-, fauler Sport- und actionschtiger Krisenjour-nalist.

    SpOrt

    Einen Finger am Auslser seiner Ka-mera, wartend auf den aktuellsten Weltrekordversuch der 100m Lufer. Fr viele, denen selbst die sportliche Begabung fehlt, ist der Ausweichbe-ruf des Sportjournalisten die optima-le Lsung ihren sportlichen Idolen, zumindest bis zur Kabinentr der Umkleide folgen zu knnen. Wel-cher Mann beschftigt sich nicht gern den ganzen Tag mit Fuball, hrt man viele Sportjournalisten am Anfang ihrer Karriere sagen. Doch man sei gewarnt: wenn man den Baseball unweigerlich auf sich zu-kommen sieht, sollte man die Berufs-wahl Sportjournalist zu werden noch einmal grndlich berdenken.

    GeSuNdheIt

    Als Gesundheitsjournalist kann jeder Hypochonder aus seiner Krankheit einen Beruf machen. Ausgerstet mit Schutzhandschuhen und Mund-schutz ist der stets auf der Suche nach der neuesten Krankheit. Bei Reportagen ber rzte lsst sich der Gesundheitsjournalist natrlich von Kopf bis Fu untersuchen - man kann ja nie wissen! Neben den unzhligen Berichterstattungen ber die am hei-esten diskutierten Parasiten schreibt der Hypochonder gern Rezensionen ber neuentwickelte Medikamente. Ein Traumberuf schlechthin fr jeden Menschen, der an mehr als vier un-entdeckte Krankheiten leidet!

    mOde

    Der Modejournalist ein nicht nur saisonal existierender Christbaum

    egal ob Mnnlein oder Weiblein , den statt Lametta klappernde Ohr-ringe schmcken, verknotete Grtel einschnren und quietschbunte Per-lenketten erhngen. Kaffee schwarz ist fr diese Gattung so gewhnlich wie die aktuelle H&M Herbst Basic Collection. Ihre Extravaganz spie-gelt sich eher in einem Frappuccino mit doppeltem Schuss Karamellsirup und Puderzucker-Sahnehaube wider, um das Schlafdefizit in den ersten Reihen der Mailnder Fashion-Week zu kompensieren. Aber von einem Trendjger der brandnewest News kann nicht auch noch verlangt wer-den, das neu erlangte Wissen an der eigenen Person umzusetzen. Da reicht auch Wimperntusche.

    KuNSt

    Was passiert mit einem Hobbyknst-ler, der sich als nchsten Picasso an-sieht und von der Kunstszene einfach nicht ernst genommen wird? Richtig, er wird zu einem neidvollen Kunst-journalisten. Mit Spott und Hohn r-cht er sich an alle Kunstschaffenden, die schon mindestens ein Bild an eine Person verkauft haben, die nicht zum Familienkreis gehrt. Krampf-haft versucht er, sich doch noch als talentierter Knstler in den weltbe-rhmten Galerien und Museen zu etablieren. Vielleicht sollte man ihm raten, sich mehr mit den journalisti-schen Grundlagen als mit Maltech-niken zu beschftigen.

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    auf zu neuen ufern fernaB voM truBel der JugendMedientage konnten die gestressten teilneHMer iHre seele BauMeln lassen und neue einBlicke gewinnen. egal oB entsPannung durcH Yoga, der kunst des iMProvisationstHeaters, deM ricHtigen scHliff fr die BewerBung, deM einstudieren der originellen rauBtiernuMMer oder der insPiration fr neue innovative ProJekte die turBoworksHoPs Hatten fr Jeden was zu Bieten. fr alle die, die diesen luxus nicHt geniessen konnten, HaBen unsere redakteure die kleinen aBer feinen angeBote waHrgenoMMen und zusaMMengefasst.

    turbOwOrKShOp yOGa eNtpSaNNuNG Im chaOSvon sophie RebMann

    In Windeseile verwandelt sich Raum 218 der HdM in einen Yogaraum. 17 ge-spannte Teilnehmer stehen bereit wenn auch teilwiese in Jeans, Hemden und R-cken. Zwei zu viel sind es, denn es ms-sen noch Isomatten organisiert werden. Ein paar mal wird unsere Gruppe noch gestrt durch ein Filmteam und zwei Fo-tografen. Whrend drauen noch gelrmt wird, sollen wir mit dem Workshop be-ginnen. Ein kleines Grppchen von drei weiteren Interessenten wird von einer sehr lauten Teilnehmerin in blauem Ka-puzenpulli wieder abgewiesen.

    Was glaubt ihr denn, wie Yoga ist?, fragt die schmale, aber sehr trai-nierte Christiane Klann. Mehrere Begriffe fallen alle gegenstzlich: Ist nicht an-strengend, Doch, anstrengend!, Ent-spannend, ruft es aus der Menge. Mal schauen, was uns dann wohl erwartet. Ja, Sie mssen jetzt schaffen, dass wir entspannen, ruft das Mdchen wieder rein.

    Die bungen sollen der Dehnung sowie des Kraftaufbaus dienen, erklrt uns die Yogadame. Sie werden mit der Atmung kombiniert. Ein weiteres Ziel soll sein, dass man dadurch zur inneren Ruhe und der Vereinigung von Seele und Krper findet. Aber das werde ich euch in den folgenden 90 Minuten wahrschein-lich nicht beibringen knnen. Ob das auf der Fleecedecke in einem Klassen-raum gelingt? Skeptisch beginne ich mit der Nachahmung einfacher Figuren, mit Dehnbungen und dem Strecken des Kr-pers. Das Bein soll in die Hand genom-men und geschaukelt werden. Wie ein kleines Baby!

    Dann machen wir den abwrts-schauenden Hund, halten Hnde auf dem Boden, strecken den Po in die Hhe und die Fe auf dem Boden. Danach verbin-den wir viele verschiedene Figuren in die gngigste der Kombinationen den Son-nengru. Der sei einige Zeit lang sogar auf Cornflakesschachteln gewesen sein.

    Langsam wird es anstrengend und ruhig, selbst das Mdchen ist nun still. Nur ab und an macht die bungsleiterin einen kleinen Witz. Angestrengt strecken wir unsere Beine, halten den Krper in unterschiedlichen Stellungen und schwit-

    zen ein bisschen. Gehen die bungen fr alle Kleidungsvarianten?, fragt Frau Klann, aber niemand antwortet mehr zu angestrengt wird den einzelnen Bewe-gungen des Krpers gefolgt.

    Die letzten fnf Minuten ber legen wir uns auf den Boden, das Licht geht aus und wir atmen tief ein und aus. Die Kr-pereile liegen schwer und ruhig auf dem Boden, der Atem geht langsam, mit den Hnden folge ich dem gleichmigem Auf und Ab meiner Bauchdecke. Einmal noch durchstreift ein Gedanke meinen Kopf, dann fhle ich mich, als wrde ich ganz weit weg schweben. Selbst das entfernte Gerusch der zurechtgerckten Sthle aus dem Nebenraum kann mich

    nicht mehr aus der Entspannung holen. Namast heit es am Schluss und ich bin berrascht, dass die Zeit so schnell vorbei ging.

    Zwei Teilnehmerinnen neben mir laufen schwrmend aus dem Zimmer und auch Kathrin lchelt. Es sei sehr entspan-nend, wenn auch ein wenig anstrengend, meint sie. Nur ein Teilnehmer sagt: Es war schwer und mir war ein bisschen schlecht. Aber vielleicht lag das an zu wenig Schlaf. Noch einmal wrde er den Workshop nicht besuchen.

    Ich aber bin total entspannt und widme mich wieder effektiv mit ein we-nig ziependen Muskeln der Arbeit.

    dIe weLt verbeSSerN - IN zweI StuNdeN von david RaU

    In zwei Stunden ein eigenes Projekt ausarbeiten und dafr gleich 400 Euro als Startgeld abkassieren? Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Doch im Work-shop Deine Ideen, Dein Projekt von der Youth Bank am Samstagabend war genau das mglich.

    Johannes Raffel heit seine Teilneh-mer zgig willkommen. Der Workshop heit ja eigentlich anders. Aber ich be-gre euch jetzt mal bei: Verndere mit 400 Euro die Welt. Der 26-jhrige ist Ge-schftsfhrer im Verein der Youth Bank und heute gleichzeitig mit seinem Kolle-gen Matthias Kpke, 25, als Workshoplei-ter dabei.

    Der Verein untersttzt Projektideen von Jugendlichen in der Umsetzung fi-nanziell und beratend. Gesucht werden Leute, die ber den Tellerrand hinaus-schauen, Nischen finden und fr ihre ei-gene Idee mit berzeugung glhen. Das groe Problem ist: Oftmals scheitern coo-le und kleine Ideen am Geld, sagt Raffel. Die Youth Bank stellt das fehlende Geld zur Verfgung und hilft bei der Optimie-rung des Projektes. Er sieht die Youth-Bank nicht als eine Art Bank an, sondern eher als Stiftung fr Jugendliche. Gerade jngere Leute wissen oftmals nicht, wie sie ein Projekt finanziell durchziehen sol-len.

    Die acht Teilnehmer haben in die-sem Workshop die Chance, ihre persn-liche Projektidee vorzustellen. Anschlie-end werden die Ideen individuell mit Johannes Raffel ausgearbeitet, an der Umsetzung gefeilt und konkrete Plne ge-schmiedet.

    Simon Fischer, 19, aus Bremen mchte beispielsweise einen Parkour-Workshop fr Kids in Bremen anbieten. Das soll ein kostenfreies Projekt fr Ju-gendliche werden. Damit mchte ich vor allem die Migranten aus sozialen Brenn-punkten dazu ermuntern, etwas zu tun und nicht zur abzuhngen, sagt er.

    Weitere Ideen sind ein neues Sch-ler-Radio zu etablieren oder die Stu-denten-Zeitung wieder aufleben zu las-sen. Dieser Workshop hat mir wirklich Mut fr mein Projekt gemacht. Jetzt sehe ich konkrete Mglichkeiten, es umzuset-

    eNtSpaNNt?

  • 11 //

    zen zu knnen, sagt Simon Fischer.In dem zweistndigen Turbo-Work-

    shop konnten die Teilnehmer ihren An-trag fr die finanzielle Untersttzung zwar noch nicht ausfllen, knnen dies jedoch online nachholen. Vielleicht ha-ben sie dann schon bald 400 Euro fr ihr Projekt in der Tasche, um damit die Welt ein kleines Stckchen zu verbessern.

    eSSbare IphONeS IN der theaterweLt

    von eLisabeth oMonga

    Ich begebe mich auf eine Reise in die kuriose Welt der Selbstdarstellung: das Improtheater. Wir beginnen zuerst mit einer Vorstellungsrunde, sagt Lorenz, der Workshop-Leiter, in die groe Runde. Aber es ist weit entfernt von der klas-sischen Vorstellungsrunde. Aufgabe ist es, seinen Nachbar vorzustellen auch, wenn man ihn oder sie gar nicht kennt! Also heit es einfach: improvisieren! Ja, das ist die Janine, sie ist Schachmodel, denn es reicht nicht nur gut auszusehen. Man muss auch eine Menge Grips haben, um in diesem Geschft erfolgreich zu werden, so stellt einer seine Nachba-rin vor, die bei dieser spontanen Beschrei-bung lachen muss. So manch einer war mal Weltmeister in Bockspringen oder ist ein talentierter Hip Hop Tnzer, der gera-de die eine Championchip gewann.

    Dann wird es pltzlich sehr laut. Wenn jemand in diesem Moment von au-

    en an der Tr vorbeiginge, wrde er si-cherlich fr einen Moment stehen bleiben und an Massenpanik denken. Ich verste-he kein Wort. Es ist so laut, da die ein-zelnen Wrter im Geschrei untergehen. Die zweite Aufgabe war es nmlich, sich gegenseitig zu provozieren. Dann hie es Freeze Tag: Freeze ist das englische Wort fr Einfrieren und bedeutet, dass die Schauspieler in ihrer Bewegung erstarren und auch im Reden abbrechen. Das ge-schieht auf ein Signal von auen, dem Hndeklatschen. Wir bilden einen Kreis. Eine Teilnehmerin setzt sich in die Mitte und spielt eine Ghetto-Rapperin. Free-ze ruft eine aus der Reihe und setzt sich in eine meditierende Position neben der Eingefrorenen. Beide spielen jetzt eine Yoga-Szene.

    Der Turbo-Workshop war gepaart mit hysterischen Schreien, lautem Gelch-ter und vor allem verrckten Fantasien. Als letztes sollten wir fiktive Gegenstnde erfinden, die von anderen erraten werden mussten. Elektronische Bleistifte, essbare iPhones und essbare Zahnbrsten mit Popel-Geschmack oder selbststeuernde Schuhe fr Betrunkene wurden erfunden. Voller Spontaneitt, Kreativitt, Mut und ein Fnkchen Verrcktheit, so erlebte ich den berfllten Turbo Workshop von Lo-renz Deutsch.

    bewerbeN aber rIchtIGvon tanJa disChingeR

    Nicht irgendeinen Job, diesen einen ganz bestimmten Job will ich haben. Also muss die perfekte Bewerbung her. Moment! Die perfekte Bewerbung? Nein, denn die gibt es laut Personalerin Miriam Specht nicht, wie sie im Turboworkshop erzhlt. Specht arbeitet selbststndig im Personalbereich und hat jede Menge Er-fahrung. Beispielsweise erzhlt sie vom groen Fehler, Massenbewerbungen ab-zuschicken: In einer Bewerbung muss immer individuell auf den Adressaten eingegangen werden. Das war mir klar. Welches Unternehmen will schon einen Mitarbeiter einstellen, dem es schon bei der Bewerbung zu viel ist, sich fr das Unternehmen Zeit zu nehmen? Wenn ich mit meiner Bewerbung erfolgreich bin, will mich ein Unternehmen intensiver im Bewerbungsgesprch kennen lernen. Es gilt, sich authentisch vorzustellen und dazu gehren eben Strken UND Schw-chen. Gute Noten sind so wichtig, dachte ich bisher. Doch ich erfahre genau das Gegenteil. Es ist das Bewerberfoto, das den ersten Eindruck im Unternehmen hinterlsst. Jetzt bin ich schon optimisti-scher.

    Einmal Personaler sein interaktiv lerne ich gleich am Anfang des Work-shops, dass auch die Perspektive des Ar-beitgebers betrachtet werden msse: Was sollte ber die Bewerbungsunterlagen r-berkommen, damit wir als frischgebacke-ne Personaler den Bewerber interessant finden wrden und nher kennen lernen mchten? Ein anregender Perspektiven-wechsel. Ich htte gerne einen Bewerber, der mir mglichst wenig vorenthlt. Der obige Gedanke ber meine Schwchen kommt wieder ins Spiel: Auch hier hilft ein Perspektivwechsel, der die Schw-chen in Strken umwandelt.

    hdm Statt zIrKuSzeLt

    von anna RUppeRt

    Du musst die Blle immer im Drei-eck werfen, erklrt mir Manuel Breuning, Referent des Zirkus-Turbowork-shops. Trotz zunehmender Mdigkeit und zittriger Hnde, die ich vom vielen Kaffee-trinken habe, klappt es irgendwann. Wh-rend ich vor mich hinjongliere, berlege ich mir, ob Zirkus und Jugendmedientage

    etwas gemeinsam haben? Mir fallen eini-ge Eigenschaften ein, doch die sind nicht so wichtig. Viel wichtiger ist es, dass es richtig Spa macht, im Foyer der HdM zu jonglieren und Einrad zu fahren.

    So wie mir geht es vielen Teilneh-merinnen und Teilnehmern. Kaum eine Minute lang mache ich mir Notizen und schon ist kein Einrad mehr brig. Wh-rend sich manche Teilnehmer mit viel Mhe am Treppengelnder absttzen, um das ntige Gleichgewicht zu halten, fahren andere schon sehr sicher im Foyer umher. Kann man Einradfahren in weni-ger als zwei Stunden eigentlich lernen?, frage ich Manuel Breuning. Nein, das kann eigentlich niemand. Um eine arti-stische Disziplin richtig zu erlernen, muss man mehrmals die Woche trainieren, wei der Referent. Einrad und Jonglage scheinen gleichermaen beliebt zu sein. Was schwieriger ist, kann man nicht sa-gen. Manuel rt jedoch allen Teilnehmern, erst mal mit einem Ball zu ben. Und das machen viele geduldig. Zum Reinschnup-pern ist der Workshop eben super geeig-net. Am besten nutzt man die kurze Zeit einfach intensiv, denke ich mir und un-terhalte mich mit dem dreizehnjhrigen Joel Klumpp, der richtig gut jonglieren kann. Das Passen funktioniert auch hier und zwar so: Zwei Jongleure werfen sich dann immer in einem bestimmten Rhyth-mus einen aus drei Jonglierbllen zu - am besten so, dass keine Pausen entstehen. Ziemlich schwierig, stelle ich fest. Um das zu Lernen, bruchte ich viel zu lan-ge. Deshalb gebe ich auf und guck lieber Joel zu, der tolle Tricks beherrscht. SpONtaN!

    SpOrtLIch!

  • \\ 12

    frei zu arBeiten ist keine notlsung. wegweiser in den Jour-nalisMus giBt es viele. docH die JournalistiscHe laufBaHn sieHt in realitt oft ganz anders aus. statt ratgeBer zu wlzen HaBen eLisabeth oLaJUMoke adeyanJU oMonga und anna RUppeRt lieBer Mit neon textredakteurin Heike kottMann (27) ge-sProcHen und einen MglicHen weg in den JournalisMus kennengelernt.

    Elisabeth Olajumoke Adeyanju Omonga & Anna Ruppert19 und 18 Jahre

    haben sich bungsaufga-ben fr den Wissenstest der Henri-Nannen-Schule unterzogen.

    dIreKteINStIeG?

    SchrItt 1 Heike Kottmann hat an der Henri-

    Nannen-Schule in Hamburg gelernt ei-ner der renommiertesten Journalisten-schulen Deutschlands. Nur 20 von 3000 Bewerbern erhalten einen der begehrten Pltze, die durch ein umfangreiches Aus-wahlverfahren vergeben werden.

    Wer ist der Mensch, der auf die-sem Foto gerade interviewt wird? Jour-nalistenschulen erwarten ein gutes All-gemeinwissen. Die Vorbereitung auf das Auswahlverfahren knnte daher so ausse-hen: Schneidet aus Zeitungen bekannte Gesichter. Bastelt eine Collage und hngt sie dann in der Toilette auf, sagt Heike, die lieber bei ihrem Vornamen genannt werden mchte. Natrlich ist es wichtig, dass ihr immer auf dem aktuellsten Stand seid und das politische Tagesgeschehen aktiv mitverfolgt.

    SchrItt 2

    Wenn das mehrstufige Auswahlver-fahren vorbei ist, heit es erst mal abwar-ten und hoffen.

    Ich rechnete fest mit einer Absa-ge, aber ich wusste, dass es gut gelaufen ist, ich dachte es knnte vielleicht doch geklappt haben und hatte deshalb Hoff-nung, gesteht Heike.

    Doch keine Sorge: wer keinen der begehrten Pltze ergattern kann, hat noch zahlreiche Alternativen. Heike rt Nach-wuchsjournalisten das zu studieren, was ihnen Spa macht: Ich wrde nieman-dem raten reinen Journalismus zu studie-ren, das kann man nicht richtig studieren, weil es zu abstrakt ist. Durch learning by doing lernt man am besten die Fein-heiten des journalistischen Arbeitens ken-nen.

    SchrItt 3

    Besucht man eine Journalistenschu-le, sollte man jede Menge Durchhaltever-mgen mitbringen. Aber auch der Spa kommt nicht zu kurz: 18 Monate hren sich kurz an, aber die Zeit war wahnsin-nig intensiv. Es war die anstrengendste Zeit in meinem Leben, aber auch eine der schnsten: Jede Woche hatten wir neue Dozenten und der Ausbildungsalltag er-streckte sich fast tglich von 9 bis 19 Uhr. Enge Freundschaften haben sich gebil-det und wir haben ziemlich viel gefeiert. Auch wenn wir alle erwachsen waren, war es wie in der richtigen Schulzeit; ein-fach Bldsinn machen. Zettelchen schrei-

    ben oder Grimassen hinter den Dozenten schneiden.

    SchrItt 4

    Das Sammeln praktischer Erfah-rungen gehrt in jede journalistische Ausbildung. Deshalb beinhalten Ausbil-dungen an der Journalistenschule schon einige Praktika. Ich habe vor allem bei den Praktika wahnsinnig viel gelernt, betont Heike. Das Handwerk richtig zu erlernen heit schreiben, schreiben, schreiben. Doch natrlich ist schreiben

    nicht alles: von der Recherche, zum rich-tigen Hndchen fr den Interviewpartner bis hin zum Umgang mit unterschied-lichen Konfliktsituationen Journalismus ist ein komplexes Feld und praktische Er-fahrungen sind unerlsslich.

    SchrItt 5

    Es gibt keine journalistische Ausbil-dung, die dir einen festen Vertrag sichern kann. Aus meiner Klasse haben nur 2 von 20 einen festen Vertrag bekommen, erzhlt Heike, den Grund sieht sie in der

    damaligen Finanzkrise 2005. Deshalb ist es sehr wichtig, dass man gut darauf vorbereitet ist, frei zu arbeiten. Frei zu arbeiten ist auf keinen Fall nur eine Not-lsung, es macht genau so viel Spa und ist auch genau so viel wert, wei Hei-ke, die vor ihrer Festanstellung bei NEON ein Jahr als freie Journalistin gearbeitet hat - unter anderem fr die Sddeutsche, Emma, Emotion und Brigitte.

    zum eINStIeG

    Es gibt vielseitige Einstiegs- und Er-folgsgeschichten im Journalismus. Empfohlen wird immer mehr, sich ei-nen Schwerpunkt zu setzen. Studie-ren sollte man das, was einem liegt: dadurch erhht sich die Chance auf eine gute Festanstellung im Arbeits-markt. Je mehr Erfahrung, desto bes-ser: mehrere Praktika, ein Volontariat oder die freie Mitarbeit in einer Re-daktion zeugen von journalistischer Erfahrung und sind daher von Vor-teil. Fr Fragen oder Anregungen zum Journalismus eignet sich der Deutsche Journalistenverband - eine Gewerkschaft fr Journalist/innen: www.djv.de

    Links zu einigen renommierten Journalistenschulen Deutschlands:Henri-Nannen-Journalistenschule Hamburg: www.journalistenschule.de Deutsche Journalistenschule e.V. Mnchen: www.djs-online.de Klner Journalistenschule fr Politik und Wirtschaft: www.koelner-jour-nalistenschule.de Zeitenspiegel -Reportageschule Gnter Dahl: www.reportageschule.de

  • 13 //

    sPezialist oder all-roundtalent? der Jour-nalist von Morgen Print, video, audio, online - der Heutige Journalist BraucHt MeHr als sein ta-lent zuM scHreiBen, uM sicH iM JournalisMus durcHzuscHlagen. docH welcHe erwartungen werden an den Journalist gestellt? von LaURa kapitza Und david RaU

    F rher war das Schreibtalent aus-schlaggebend fr den Beruf im Jour-nalismus, doch in der heutigen multime-dialen Zeit reicht das fr den Traumberuf nicht mehr aus. Der Journalismus an sich ist der Gleiche geblieben, aber die Workflows haben sich gendert, findet Kathrin Konyen, die ihre ersten journa-listischen Erfahrungen noch im Printbe-reich sammelte und unter anderem als Online-Redakteurin fr Sddeutsche Zei-tung schreibt. So auch die Anforderungen an Journalisten. Das Internet versorgt die Nutzer schnell mit den aktuellsten Infor-mationen zu Ereignissen auf der ganzen Welt da knnen die Printmedien nicht mithalten. In der Konkurrenz mit den vielfltigen Angeboten des World Wide Web mssen die Zeitungen ihren Leser mehr bieten als nur die Informationen von gestern. Auf den Online-Plattformen vieler Zeitungen findet man Audios und Videoclips zu diversen Beitrgen. Ohne Foto wirkt ein Artikel auf den Leser eher langweilig als interessant, auch wenn dieser spannend geschrieben ist.

    SchreIbtaLeNt Geht auch OhNe?

    So bekommt man schnell den Eindruck, dass es nicht mehr ausreicht, nur ein Schreibtalent zu sein. Doch fr Fabian Neithardt ist das Schreiben dagegen im-mer noch das Wichtigste. Als Schrift-

    steller und ehemaliger Radioredakteur vertritt Neithardt die Meinung, dass nur ein ausgebildeter Journalist mit umfas-sendem Hintergrundwissen prgnante und informative Texte schreiben kann, die der Leser versteht. Doch reicht es heute noch aus, auf einen Medienbereich spezialisiert zu sein?

    Eines ist klar: Das Internet hat den Journalismus verndert. Facebook, You-tube oder auch mobile Endgerte wie das iPad lassen die Medienbranche um-denken, da sie andere Mglichkeiten bie-ten. Den Journalisten mit der goldenen Feder, der fr ein Mediengebiet geschult ist, den anderen aber nur neidisch ber die Schulter schauen kann, wird es in der Zukunft nicht mehr geben - zumindest wenn es nach den groen Verlagen geht.

    JOurNaLISteN aLSmuLtImedIarepOrter

    Die Bosse aus den Vorstandsetagen wol-len schlielich Geld sparen und den Jour-nalisten somit noch effizienter einsetzen als bisher. Der zuknftige Journalist soll eine Art Multimedia-Reporter werden. Schon jetzt wird der Nachwuchs in den eigenen Journalistenschulen der Verlage so ausgebildet, dass er nicht mehr nur feine Texte verfassen kann, sondern auch mit sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter umgehen kann. Zudem soll der Reporter der Zukunft auch Videos

    produzieren knnen von der Planung ber das Filmen bis hin zur digitalen Bearbeitung. Heutzutage reichen Grund-kenntnisse aus, um mit einer kleinen Kamera ein einigermaen wackelfreies Bild fr den Leser aufnehmen zu knnen. Und da der Reporter ja sowieso berall vor Ort ist, kann er ja schlielich gleich die Kamera nebenher laufen lassen.

    dIe eIerLeGeNde wOLLmILchSau

    Es gibt viele Medienschaffende, die aus-drcklich vor dem Allround-Journalisten warnen. Ich hoffe, dass sich die eier-legende Wollmilchsau auf Dauer nicht durchsetzt. Es gibt sicherlich Personen, die alles knnen. Aber zwangslufig wird die Qualitt fehlen und von den Le-sern nicht toleriert werden, sagt Konyen. Auch Neithardt sieht das so. Wenn je-der Reporter alles machen muss, dann wird die Qualitt auf der Strecke blei-ben. Typen zu finden, die alles qualitativ gut knnen, knnte sehr problematisch werden. Ein sehr wahrscheinliches Zu-kunftsszenario ist allerdings, dass der Redakteur in einem Newsroom sitzen wird und dort als eine Art Verteiler ar-beiten wird. Zu seinem Aufgabegebiet wird es dann gehren, die eingehenden Texte und Videos der Reporter auf die verschiedenen Medienangebote des Ver-lages zu verteilen. Es wird Journalisten

    geben, die ausschlielich Content mana-gen, ohne eine eigene kreative Arbeit zu machen, sagt Konyen. Der soll entschei-den, welche Version in die Print-Ausgabe kommt, welcher Textteil kostenlos auf die Onlineseite gestellt wird oder es mit tollen, hochwertigen Fotos in die Ausga-be der App schafft. Diese Leute drfen sich auch Journalisten nennen, da sie die Beitrge gewichten und sie dann ver-werten mssen, sagt Konyen.

    Egal, wie die Zukunft des Jour-nalisten aussieht, spannend wird sie definitiv werden. Wir wissen alle nicht, wie sich der Beruf des Journalisten ent-wickelt, aber wir haben das Glck, al-les Mgliche ausprobieren zu knnen, bringt Konyen auf den Punkt.

    Laura Kapitza und David Raubeide 21 Jahresind in verschiedenen Medien ttig und gespannt, ob sich die eierlegende Wollmilch-sau oder der Spezialist durchsetzen wird.

    gercHtekcHe eLisabeth oLaJUMoke adeyanJU oMonga BericHtet eure exklusiven neuigkeiten von den JugendMedientagen.

    Unser Bundesprsident und diesjh-riger Schirmherr Christian Wulff wird zu der Abschlussveranstaltung kommen, um mit den Nachwuchsjourna-listen ber den Berufsfeld Journalismus in Zeiten der Finanzkrise zu reden.

    In der Turnhalle sollen Jungs durch Gucklcherduschende Mdels gespannt haben. Ob der ein oder andere nur fanta-siert hat, werden wir wohl nie erfahren.

    Sehr aufgeregt erzhlt mir eine Teil-nehmerin weitere Turnhallengeschichten:

    Da haben ein paar gekifft Also es roch so komisch nach Gras., Meine Bett-nachbarin war noch halbnackt und pltz-lich strmt eine mnnliche Person rein!

    In Echtzeit fortpflanzen? Eine der Teilnehmerinnen soll schwanger sein. Ob sie whrend der JMT schwanger ge-worden ist, sei aber unklar. Vielleicht hat

    sie sich auch einfach zu viel Sigkeiten vom Kiosk geholt...

    Was noch so in den Nchten in der Turnhalle passiert ist, verpackt eine Teil-nehmerin in eine Code-Botschaft. Lasst eurer Fantasie freien Lauf: Nachts als alle schliefen passierte etwas sehr ko-misches. Ein Tipp: Er war mnnlich und beschftigte sich damit: H U R E T

    L N R O - E?

  • \\ 14

    FruchtFLeISch warum heute noch Journalist oder Journalistin werden?

    LucaS JaKObeIt, 18 JahreOLdeNburG IN SchLeSwIG-hOLSteIN

    Wir BraucheN vieLSeitige Bericht-erStattuNgeN uNd WeNN maN Sich iN

    deN FiNaNzieLLeN ruiN StrzeN mchte, kaNN maN deN BeruF dOch auSBeN.

    IdeaLe

    SveNJa ahreNS, 17 JahreauS SuLINGeN beI bremeN

    ich mache mir NOch keiNe grOSSeN SOrgeN. maN SOLLte eiNFach daS

    macheN, WOrauF maN LuSt hat. daNN iSt maN auF dem richtigeN Weg.

    beGeISteruNG

    aLexaNder KauSchaNSKI, 17 JahreauS aacheN

    ich Sehe deN BeruF deS JOurNaLiSteN etWaS PeSSimiStiSch iN zeiteN deS

    iNterNetS. daS eiNkOmmeN Wird Niedriger mit SteigeNder kONkurreNz.

    KONKurreNz

    rational durcH die kaMera zwei Mal sitzt soPHie reBMann auf sofas und Hat die gelegenHeit, fragen zu stellen: diesen soMMer in eineM flcHtlingslager sdserBiens. und Bei eineM worksHoP zu krisenJournalisMus auf den JMt stuttgart. Heute sucHt sie iM gesPrcH Mit auslandskorresPondent gerHard kroMscHrder antworten darauf, wo iM angesicHt von MenscHlicHen tragdien die grenzen des krisenJournalisMus liegen. von sophie RebMann

    I ch traue mich nicht als ich diesen Som-mer auf dem harten Sofa in einem sd-serbischen Flchtlingslager sitze, die Bei-ne zusammengestellt, darauf ein Block mit jeder Menge Fragen. Mir gegenber sitzt Alma, die 1992 vor dem Krieg in Serbien fliehen musste. Gro und stark scheint sie ihr Geschichte interessant und bewegend. Ich will weiter nachha-ken, aber ich traue mich nicht, ber Ver-gewaltigung und Gewalt zu sprechen. Ich will nicht weiterbohren und verletzen, will nicht ignorant und sensationsgeil erscheinen. Wie begegnen Journalisten dem Elend und Leid von Kriegen?

    aNtwOrteN auF FraGeN

    Zumindest praktische Erfahrungen, die eine Antwort geben knnen, gibt es auf den JMT von Gerhard Kromschrder, langjhriger Auslandskorrespondent in Krisengebieten des Nahen Ostens. Man-

    che sehen uns schon als Voyeuristen mit gutem Recht, sagt er.

    Wieder sitze ich auf einem Sofa, jede Menge Fragen auf dem Scho, Ku-gelschreiber in der Hand. Dieses Mal ist es gemtlich, die Fragen sprudeln. Sein Ziel sei, hinter die Kulissen zu blicken, um mglichst weit an die Wahrheit zu kommen und vielleicht etwas dazu bei-tragen zu knnen, dass die Welt ein bisschen besser wird. Er will aufrtteln und aufzeigen, was Krieg anrichten kann. Getrieben von einer Leidenschaft, die zu-gleich Motor fr den Beruf und Schutz-schild ist.

    ethISche GreNzeN

    Ein Foto von Leichen machen. Ist das ethisch vertretbar? Kromschrder hat es getan. Danach sei er von wtenden Angehrigen verfolgt worden. Fast in die Hose geschissen und nur mit Hilfe

    eines Ladenbesitzers habe er sich geret-tet. Grenzen gbe es, aber solche Bilder zu verffentlichen findet er wichtig: Ich bin der Meinung dass man den Schre-cken des Krieges zeigen muss, und dass die Opfer das auch wollen. Tiefe Fur-chen verlaufen quer ber seine Stirn und von den Augen weg durch das Gesicht, die Haare stoppelkurz, neben ihm eine kleine Reisetasche. Eindrcklich schildert er die Probleme und den Zwiespalt eines Journalisten im Krieg. Er schildert, wie sie sich freiwillig Gefahr und Leid ausset-zen, dem Mangel an Lebensmitteln, dem fehlenden Strom und, dass er sich beim Anblick der brennenden Stadt Bagdad vor den Hotelfenstern aus in ein Compu-terspiel versetzt fhlte. Durchgeknallt beschreibt er sich und die anderen.

    Dann spricht er vom Schrecken beim Anblick hunderter verkohlter Lei-chen in einem bombardierten Bunker. In der Situation habe er begonnen Fotos zu

    machen, um die Situation rational mit der Distanz einer Kamera zu betrachten.

    Man braucht ein hartes Fell, muss aber empfindlich bleiben. Trotzdem habe er erst 12 Jahre spter wirklich realisiert, was er tatschlich fotografiert hatte.

    Sophie Rebmann21 Jahre, Tbingenwurde whrend einer sechswchigen Recherchereise in Ex-Jugoslawien zum ersten Mal mit dem Thema Krisenjournalismus konfrontiert.

  • 15 //

    A ls Veranstaltungszeitung, Magazin, Onlinedienst und Radioprogramm erreicht das Mediennetzwerk politikoran-ge seine jungen Hrer und Leser. Krieg, Fortschritt, Kongresse, Partei- und Ju-gendmedientage politikorange berichtet jung und frech zu Schwerpunkten und Veranstaltungen. Junge Autoren zeigen die groe und die kleine Politik aus einer frischen, fruchtigen, anderen Perspektive.

    pOLItIKOraNGe daS muLtImedIum

    politikorange wurde 2002 als Veranstal-tungszeitung ins Leben gerufen. Seit da-mals gehren Kongresse, Festivals und Jugendmedienevents zum Programm. 2004 erschienen die ersten Themenma-gazine: staeffi* und ortschritt*. Whrend der Jugendmedientage 2005 in Hamburg wurden erstmals Infos rund um die Ver-anstaltung live im Radio ausgestrahlt und eine 60-mintige Sendung produziert.

    wIe KOmm Ich da raN?

    Gedruckte Ausgaben werden direkt auf Veranstaltungen, ber die Landesver-bnde der Jugendpresse Deutschland e.V. und als Beilagen in Tageszeitungen verteilt. In unserem Online-Archiv ste-hen bereits ber 50 politikorange-Ausga-ben und unsere Radiosendungen sowie Videobeitrge zum Download bereit. Dort knnen Ausgaben auch nachbe-stellt werden.

    warum eIGeNtLIch pOLItIKOraNGe?

    In einer Gesellschaft, in der oft ber das fehlende Engagement von Jugend-lichen diskutiert wird, begeistern wir fr eigenstndiges Denken und Han-deln. politikorange informiert ber das Engagement anderer und motiviert zur Eigeninitiative. Und politikorange selbst ist Beteiligung denn politikorange ist frisch, jung und selbstgemacht.

    wer macht pOLItIKOraNGe?

    Junge Journalisten sie recherchieren, berichten und kommentieren. Wer neu-gierig und engagiert in Richtung Journa-lismus gehen will, dem stehen hier alle Tren offen. Genauso willkommen sind begeisterte Knipser und kreative Kpfe frs Layout. Den Rahmen fr Organisa-tion und Vertrieb stellt die Jugendpresse Deutschland. Stndig wechselnde Redak-tionsteams sorgen dafr, dass politikoran-ge immer frisch und fruchtig bleibt. Viele erfahrene Jungjournalisten der Jugend-presse stehen mit Rat und Tat zur Seite.

    Wer hei aufs schreiben, fotogra-fieren, mitschneiden ist, findet Infos zum Mitmachen und zu aktuellen Ver-anstaltungen im Internet oder schreibt einfach eine eMail. Die frischesten Mit-machmglichkeiten landen dann direkt in Deinem Postfach.

    [email protected]

    frisch, fruchtig, selbstgepresst [email protected]

    diese ausgabe von politikorange entstand whrend der Jugendmedientage 2011, die vom 3. bis 6. November 2011 in Stuttgart stattfanden.

    herausgeber und redaktion: politikorange Netzwerk demokratieoffensive,c/o Jugendpresse deutschland e.v.,Whlertstrae 18, 10115 Berlin, www.politikorange.de

    chefredaktion (v.i.S.d.p.):ekaterina karabasheva ([email protected]), Bettina Benzinger ([email protected])

    redaktion: elisabeth Olajumoke adeyanju Omonga, anna ruppert, Sophie rebmann, tanja dischinger, Laura kapitza, andreas Lilienthal, thomas richter, david rau

    bildredaktion: martin knorr (www.martinknorr.de)

    Layout: Pia dhler ([email protected])

    projektleitung: Florian hirsch([email protected]) druck: Pressehaus Stuttgart druck gmbh

    auflage: 1000 exemplare

    ImpreSSum

  • tiMeline 2020 Mein zukunfts-icH soziale Medien lassen uns scHon Heute aM leBen anderer MenscHen teilHaBen. wird der MenscH dadurcH MitfHlender? wie geHt der MenscH Mit neuerungen uM, vor alleM, da sicH das weltwissen iMMer scHnel-ler verdoPPelt? thoMas RiChteR entwirft ausgeHend von aktuellen trends einen MglicHen tag iM JaHr 2020. es ist utoPie und dYstoPie zugleicH der leser kann selBst entscHeiden, was es fr iHn selBst ist.

    7.00 uhr:

    --- System --- Guten Morgen! Hier spricht PersonalRadio - es ist genau 07:00 Uhr. Heute haben Sie sehr un-ruhig geschlafen, deshalb begleiten wir Sie mit einem energiegeladenen Song in den Tag. Ein Klassiker hier ist Pumped Up Kicks aus dem Jahr 2011. PersonalRadio mit uns immer perfekt geweckt in den Tag.

    8.30 uhr:

    Frhstck yeah! Ich musste gerade lachen der Brtchenautomat an der Highspeed-Metro hat mich gefragt, ob ich den Brain-Enhancer dazubu-chen will. Brain-Enhancer? Es handelt sich dabei um Functional Food, also Essen, das die Leistungsfhigkeit des Krpers steigert. Okay gekauft!Fast htte ich diesen Trend verpasst die Zeiten sind halt auch schnelllebig.

    10.00 uhr:

    Ich brauche ein Info-Update! Zum Glck hab ich ein OLED, also ein hauchdnnes Display aus orga-nischen Leuchtdioden. Dieses ist wie Papier falt- und knickbar! OLEDs in Kontaktlinsen geben dem Trger Zu-satzinfos zu dem, was er gerade sieht. Aber erstens: die Zwangs-Werbung im Blickfeld nervt, und mit zehn Europischen Yen sind diese Linsen noch viel zu teuer.

    11.30 uhr:

    Oh nein Zahnarzt! Zum Glck wirds diesmal gnstig. Da ein Sen-sor in der Zahnbrste mein Putz-verhalten fr gut befunden hat, be-komme ich Punkte. Das Leben wird zum Spiel - Gamification heit das. Und fr die Punkte gibt es ne gratis Jahresration Zahnpasta! Wenn ich es jetzt noch schaffe, oft ins Fitnessstu-dio zu gehen, bekomme ich bald eine gnstigere Krankenversicherung!

    14.00 uhr:

    Vorstellungsgesprch als Reputati-onsmanager. Seitdem smtliche Le-bensdaten online bei YourLife gespei-chert werden, braucht es Profis, die Server hacken und den Ruf digital verschnern. Da mein Chef in spe Ex-Bundeswehr-Offizier ist und er mich per YourLife-Bilderkennung auf einer Anti-Kriegsdemo entdeckt hat, habe ich das mit dem Job vermasselt. Zum Glck schalte ich Werbung auf meiner Haut, so komme ich auch an Geld.

    16.00 uhr:

    Durch die Brain-Enhancer bin ich im-mer noch hellwach, ich knnte mei-ne Bachelorarbeit schreiben! Seitdem man die BA crowdsourcen darf, also die Hilfe durch einer Community er-laubt ist, hufen sich wissenschaft-liche Innovationen. Ich gehe aber lieber erstmal raus, denn schlielich sitze ich wieder nur rum. Seit es die-se verlockenden Rollwege gibt, ist Selberlaufen out. Ich will aber mei-ne Gehwege zurck! Wann bewege ich mich denn sonst schon mal?

    18.00 uhr:

    Mit den meisten Leuten hnge ich nur im Hangout auf Google+ rum. Wie ich echte Gesprche vermisse! Koche deshalb mit Freunden Kartof-felauflau! Zuerst fehlt eine Ksereibe. Aber zum Glck habe ich seit Freitag einen Hardwaredrucker. Dabei wer-den erhitzte Plastikteilchen beliebig verformt, derzeit aber nur zu kleinen Gegenstnden. Ab nchstem Jahr soll der Atomator One brigens nach Eingabe von Molekl- und Gen-codes Frchte und Vitamine knst-lich herstellen.

    2.27 uhr:

    --- System --- Schlaf analysiert. Unru-higer Schlaf Absenkung der Raum-temperatur. Aktivierung Schlafhyp-nose-Musik.

    22.00 uhr:

    Die Brain-Enhancer halten mich noch immer wach. Lange macht das mein Krper nicht mit. Um gesund zu blei-ben, sollte ich besser gleich schlafen gehen. Nur noch die Mails checken. Seit es die Staatsmail gibt, beschwe-ren sich die Leute ber mehr Spam. Immer diese Brief-Beschwerer! Ich lse dieses Problem mit dem neu-en MailFilter 2019. Diese App filtert Nachrichten und sortiert Unwich-tiges aus, auch nervige Gesprche.

    23.00 uhr:

    --- System --- Schlaf diagnostiziert. Licht ausgeschaltet. Einschlafhypno-se und Wrmephase eingeleitet. Gute Nacht.

    Thomas Richter22 Jahre, Wilsdruff

    blickt fasziniert auf die Welt in zehn Jahren. Doch er will lieber von seiner Freundin als von einem Computer geweckt werden.

    13.00 uhr:

    Ach, wie liebe ich das! Erst denke ich, dass eine wichtige Prsentation nicht fertig wird, weil ich mein Tablet-Stromkabel nicht hier im Caf habe. Doch dann fllt mir ein, dass mir der Verkufer das Modell mit wAD-Modul aufgeschwatzt hat: Wenn ein Sender vorhanden ist, kann Strom ber eine Distanz von fnf Metern per Luft empfangen werden. Das Ge-niale: Es funktioniert.