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Posener Aufstand (1918–1919)

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Posener Aufstand (1918–1919)

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Lage der preußischen Provinz Posen (Aufstandsgebiet)

Der Posener Aufstand (oder Großpolnische Aufstand) vom 27. Dezember  1918 bis zum 16.

Februar  1919 ( poln.: Powstanie wielkopolskie) war ein militärischer Aufstand von Polen in der 

 preußischen Provinz Posen. Diese kämpften für eine Eingliederung der Provinz und damit der 

Region Großpolen in den nach dem Ersten Weltkrieg wiedererstandenen polnischen Staat.

Der Aufstand endete mit einem militärischen und politischen polnischen Sieg. Der Hauptteil der 

 bisherigen Provinz Posen wurde noch vor Inkrafttreten der Bestimmungen des Versailler Vertrages 

faktisch vom Deutschen Reich abgetrennt.

Inhaltsverzeichnis

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• 1 Vorgeschichte des

Aufstandes 

• 2 Verlauf der Kämpfe

und Waffenstillstand 

• 3 Politische

 Nachwirkung 

• 4 Literatur 

• 5 Weblinks

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Vorgeschichte des Aufstandes [Bearbeiten]

 

Erinnerungsdenkmal in Posen für den Großpolnischen Aufstand

Seit der Zweiten Polnischen Teilung von 1793 und anschließend nach dem Wiener Kongress von

1815 gehörte Großpolen zum Königreich Preußen. Mit der  Bismarckschen Reichsgründung 1871

wurde die Provinz Posen Teil des neuen deutschen Nationalstaates. Die politischen Gegensätze in

der zu fast zwei Dritteln von katholischen Polen bewohnten Provinz hatten sich zugespitzt, seitdem

in den 1870er Jahren der Kulturkampf gegen die katholische Kirche den Streit um die

Germanisierungspolitik des preußischen Staates weiter angefacht hatte.

Am Ende des Ersten Weltkrieges hoffte die polnische Nationalbewegung in Posen auf eine

Eingliederung in den neuen polnischen Staat. Als dessen Kern fungierte das im Jahr 1916 zunächst

als Satellitenstaat der Mittelmächte gegründete sogenannte Regentschaftskönigreich Polen. Doch

trotz der Vierzehn Punkte des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson und der darin

enthaltenen Proklamation des nationalen Selbstbestimmungsrechts war die Festlegung der neuen polnischen Grenzen ungewiss. Die nationalpolnischen Kräfte in der Provinz Posen entschlossen

sich daher zu einem gewaltsamen Handeln. Damit sollte der günstige Moment ausgenutzt werden,

in dem das deutsche Ostheer auch nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 weiterhin im

Osten Europas und besonders in Russland stationiert war. Hinzu kam, dass in Deutschland die

Revolution ausgebrochen war und nach dem Sturz der Monarchie die politischen Machtverhältnisse

ungefestigt waren.

Bereits im November 1918 war es in Posen zu einer Machtübernahme durch einen Arbeiter- und

Soldatenrat gekommen, der paritätisch mit je fünf polnischen und deutschen Vertretern besetzt war.

Anfang Dezember 1918 forderte ein sogenannter Teilsejm in Posen den Anschluss der Provinz an

Polen. Zum Auslöser des Aufstandes wurde dann ein Besuch des patriotischen Pianisten undspäteren polnischen Regierungschefs Ignacy Jan Paderewski, der bei seinem Eintreffen von der 

 polnischen Stadtbevölkerung enthusiastisch begrüßt wurde. Am zweiten Tag, dem 27. Dezember 

1918, kam es in Posen zu Demonstrationen von polnischer wie deutscher Seite, bevor am Abend die

ersten Schüsse fielen.

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Verlauf der Kämpfe und Waffenstillstand [Bearbeiten]

 

Verlauf der Demarkationslinie am 16. Februar 1919

Die Kampfhandlungen sollten sich über anderthalb Monate erstrecken. Die ersten

Auseinandersetzungen forderten nur geringe Verluste. Die Stadt Posen befand sich bereits am 28.

Dezember in der Hand der Aufständischen. Anschließend weiteten sich die Gefechte auf nahezu die

ganze Provinz Posen aus. Die polnischen Kämpfer gehörten einem Zweig der geheimen

„Polnischen Militärorganisation“ (Polska Organizacja Wojskowa − POW) an. Deren Aufbau ging

auf Józef Piłsudski zurück, der inzwischen als „Vorläufiges Staatsoberhaupt“ der  Republik Polen 

amtierte. Mitte Januar 1919 war fast die gesamte Provinz Posen von den nationalpolnischen Kräften

 besetzt.

Inzwischen hatte sich die deutsche Seite teilweise reorganisiert. Einzelne Heeresverbände und

 behelfsartig aufgestellte Freiwilligenverbände (Freikorps), die unter der Sammelbezeichnung„Grenzschutz Ost“ operierten, übernahmen die Verteidigung der umkämpften Gebiete und der 

östlichen Reichsgrenze bis zu einer Friedensregelung. Der deutsche Grenzschutz ging zu

Gegenangriffen über und es kam zur Fortsetzung der Kämpfe. Es drohte eine Eskalation und die

Gefahr bewaffneter Auseinandersetzungen auch in anderen zwischen Deutschland und Polen

umstrittenen Gebieten.

Am 16. Februar 1919 wurde schließlich in Trier eine Verlängerung des Waffenstillstandes der 

Alliierten mit dem Deutschen Reich unterzeichnet, die auch Bezug auf die Entwicklung in der 

Provinz Posen nahm. Das Deutsche Reich verpflichtete sich, auf alle Feindseligkeiten an der 

Grenze zu Polen zu verzichten. Der Großpolnische Aufstand endete damit offiziell. Die Armee der 

Aufständischen fand indirekt Anerkennung als alliierte Streitmacht. Faktisch bewirkte der alliierteDruck einen Abbruch der Kämpfe, und eine militärische Demarkationslinie wurde festgelegt.

Vereinzelt fanden in den Wochen danach noch einige lokale Gefechte statt.

Politische Nachwirkung [Bearbeiten]

Im Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 wurden die vollendeten Tatsachen (uti possidetis)

festgeschrieben. Als Ergebnis der Pariser Friedenskonferenz musste Deutschland beträchtliche

Gebietsverluste hinnehmen. Gemäß dem Friedensvertrag, der am 10. Januar 1920 in Kraft trat,

wurde u. a. der größte Teil der Provinz Posen ohne Volksabstimmung an Polen abgetreten. Dies

 betraf auch einige Gebiete, so z. B. die Städte Bromberg und Lissa, die sich auf der deutschen Seite

der Demarkationslinie befunden hatten. Für die polnische Delegation unterzeichnete der (seit Januar 1919) Ministerpräsident und Außenminister Ignacy Paderewski.

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Aus den bei Deutschland verbliebenen Gebieten der Provinz entstand zusammen mit einigen

Restgebieten der bisherigen Provinz Westpreußen im Jahr 1922 die neue preußische Provinz

Grenzmark Posen-Westpreußen, deren Bezeichnung bereits den Anspruch auf eine Revision der 

Grenzregelung anklingen ließ.

Die Soldaten des Großpolnischen Aufstandes beteiligten sich in größerer Zahl an der Reihe von

Aufständen in Oberschlesien von August 1919 bis Juli 1921, die jedoch nicht an das Vorbild des

Posener Aufstandes anzuknüpfen vermochten. Im polnischen Geschichtsbild lebt die Erinnerung anden Großpolnischen Aufstand fort als eine der wenigen erfolgreich verlaufenen

Aufstandsbewegungen gegen nationale Fremdherrschaft.

Literatur [Bearbeiten]

• Stanisław Kubiak: Niemcy a Wielkopolska 1918–1919, Poznań 1969

• Antoni Czubiński: Powstanie Wielkopolskie 1918-1919. Geneza-charakter-znaczenie,Poznań 1978

• Dietrich Vogt: Der großpolnische Aufstand 1918/1919: Bericht, Erinnerungen, Dokumente.

Marburg 1980 (J.-G.-Herder-Institut), ISBN 3-87969-147-9