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:22 KORNM13LLER u n d GREMMLER, Elektren-Kephalogramme yon Kopfverletzten. Kllni the Wochenschrift A B Das Nierengewebe, das wlihrend des epileptischen Zu- standes eine Abnahme des Wassergehaltes zeigt, liiBt in 2~ther- narkose eine Fortsetzung des Wasserverlustes erkennen. Das Hirngewebe (Rinde, Mark, Kleinhim), welches im Zu- stande der Epilepsie einen Wasserverlust aufweist, gleicht ihn in flkthernarkose wieder aus, was besonders energisch in der Hirnrinde geschieht. Die Trockensubstanz vergr6Bert sich in allen F~illen, in d enen das Gewebe an Wassergehalt verliert, und verringert sich umgekehrt beim Anreichern des Gewebes an Wasser. II. Durch die fl~thernarkose sind also die infolge der ex- perimentellen Epilepsie hervorgerufenen Veriinderungen des Wassergehaltes der erw~ihnten Gewebe wieder rOckgiingig ge- macht worden. III. Tiere, die sich im Status epilepticus befunden haben, kommen nach einer dauernden 2~thernarkose (Katzen ertragen leicht die dauernde .A, thernarkose) in den Normalzustand zuriick und unterscheiden sich durch nichts von den normalen Tieren, wie meine Beobachtungefi bis zur Dauer yon 3 Monaten zeigten. Die beschriebenen Versuche veranlaBten reich, die Wirkung der Narkose an dem an Epilepsie erkrankten Menschen zu studieren. (In einer weiteren Arbeit wird die Frage behandelt, welche Aussichten die ,,Narkosetherapie" beim Menschen bietet.) PRAEPILEPTISCHE ZEICHEN IN ELEKTREN- KEPHALOGRAMMEN VON KOPFVERLETZTEN. Yon A. E. KORNMOLLER u n d J. GREMMLER. Aus der Militii#irztllchen Akademie, Lehrgruppe C (Forschungsgruppe), Sonder- stelle zur Erforschung der Kriegsschiiden des Zentralnervensystems und der Auflen- stelle fiir Gehlrnforschung des Luftfahrtmedizinischen Forschungslnstitutes des RLM. Von den hirnelektrischen Befunden, die man an Kranken aus dem Formenkreis der Epilepsie machen kann, sind die sog. Krampfstr~me (KORNMf3LLER 1) am kennzeichnendsten. Diese sind dutch besonders steile hirnelektrische Entladungen auffallender Gr6Be charakterisiert. Sie werden nicht nut w~ihrend des anfallsweisen cerebralen Geschehens yon der Kopfhaut abgeleitet, sondern vielfach auch im Intervall beobachtet. Man kann sie sogar an einzelnen ,,Gesunden" aus Epileptikersippen feststellen [LOEWENBACH2), LENNOX u n d GIBBSS), KORNMOLLER4)]. Im Laufe yon Jahren konnten wir eine Reihe yon Patienten untersuchen, yon denen zum Zeitpunkt der hirnelektrischen Untersuchung klinisch keine Anhaltspunkte ffir das Vor- liegen einer Epilepsie bekannt waren, deren Elektrenkephalo- gramme aber auch krampfstromartige Abliiufe aufwiesen. Es handelte sich dabei um Kranke, die stumpfe Gewalt- einwirkungen auf den Kopf erlitten hatten und sich im Zu- 11-1, 12 ~o~v x 1 8 x x x x 5 t , r Abb. z, (Beschreibung im Text). stand nach einer Commotio cerebri befanden. Es land sich kein Hinweis daftir, daB es sich bei diesen Kranken um An- geh6rige von Epileptikersippen handelt, vielmehr ergaben sich gleichzeitig hirnelektrische Besonderheiten, die als F61ge des erlittenen Traumas anzusprechen sind. Wir m6chten daher in diesen krampfstromartigen Abliiufen pr~epileptische Zeichen erblicken, die mit dem Trauma in kausalem Zu- sammenhang stehen. An Hand von 2 Abbildungen, die die verschiedenen Typen s01cher priiepileptischer Zeichen dar- stellen, soil dies niiher besprochen werden. Abb. i zeigt Registrierungen yon einem Kranken, der 1931 einen Sch~delbasisbruch, 1932 , 1939 und 1942 je eine Commotio erlitten hat. Der Patient klagte seit 1932 fiber Kopfschmerzen. Objektiv fanden sich Sensibilitiitsst6rungen im Sinne einer Hypiisthesie und Hypalgesie. Fach~irztlich- neurologisch hatte sich bis zum Zeitpunkt der hirnelektrischen Untersuchung kein Verdacht auf das Vorliegen einer Epilepsie gezeigt. Die Abb. I gibt auf A yon zwei symmetrisch zueinander liegenden Punkten oberhalb der Schliife eine bipolare Ab- leitung (i 1--12) sowie je eine ,,unipolare" Ableitung (= gegen ein Ohrliippchen) von links (ii) und yon dem rechtsseitigen Punkt (12) wieder. Am auffiilligsten sind die groBen Ent- ladungen fiber I2 (durch • markiert, besonders deutlich knapp nach der Mitte). Die Schwankungen muB man als Krampfstromeinzelentladungen ansprechen. Es ist bemerkens- weft, dab sie auf A nur rechts (12) zu beobachten sind und nicht auch gleichzeitig links (ii). Auf B sieht man drei gleichzeitige Ableitungen yon frontal (I), zentral (3) und occipital (5). Auch hier werden, und zwar auf 3 gelegentlich gr6Bere, nach unten zu spitz verlaufende Wellen beobachtet, iihnlich wie auf 12. Abb. 2 bringt Ableitungen von einem Kranken der Anfang 194~ beim Sport linksseitig mit dem Kopf auf einen Beton- boden aufgeschlagen war, mit nachfolgender BewuBtlosigkeit yon 2 Stunden. R6ntgenologisch waren im Juni 1943 noch Frakturlinien an der Sch~idelbasls erkennbar. Dezember 194o hatte der Kranke bei einem Autounfall ebenfalls eine leichte Commotio erlitten. Seitdem litt der Kranke noch unter starken postkommotionellen Beschwerden. Abb. 2 zeigt auf Avon zwei hochfrontal symmetrisch zu- einander liegenden Punkten eine bipolare Ableitung (7--8) und je eine unipolare Ableitung des rechtsseitigen (8) und des linksseitigen (7) Punktes. Man erkennt anfaUsartig auf- tretende Entladungen groBer Amplitude (durch punktierte Linie markiert). Auf B sind iihnliche Ableitungen und ein gleicher Befund yon zwei etwas seitlich davon liegenden Stellen (17 und 18) zu sehen. C gibt yon zwei knapp fiber den Schl~ifen liegenden Ableitestellen eine bipolare (ii- 12) Ableitung und eine unipolare des rechtsseitigen (12) und des linksseitigen (ii) Punktes wieder. Hier ist die Asymmetrie recht deutlich. Beachte die Mitte yon C. Rechts (12) ist eine Gruppe yon Wellen einer Frequer~ yon 5 Schwan- kungen/Sek, festzustellen, wiihrend links" (i i) gleichzeitig nur eine Gruppe yon ktirzerer Dauer und mit st~rkerer. Frequenzerniedrigung zu sehen ist. Es wurden also 2 Typen yon krampfstromartigen Ab- liiufen im AnschluB an Hirnverletzungen beschrieben, die sich an Hand mehrerer F~ille (is) ergaben und ffir die im vor- stehenden jeweils ein Beispiel gebracht wurde. Es fanden sich i. einzelne isolierte Krampfstromentladungen, die charakte- ristischerweise nur tiber umschriebenen Hirnabschnitten fest- zustellen waren (am Ort der Einwirkung oder in Auswirkung eines contre-coup?). Diese Krampfstromeinzelentladungen mtissen als Ausdruck einer lokalen Schiidigung aufgefaBt werden. Wenn sie sich bei Ableitung tiber der Kopfhaut er- geben, sind sie kennzeichnend ftir fokale Rindenepilepsie. Sie zeichnen sich durch eine geringe Tendenz zur Irradiation aus, wie aus tierexperimentellen Untersuchungen (KoRN- MI~ILLER 1935, 1. C.) bekannt ist. Aus diesem Grunde ist es nahezu ausgeschlossen, dab die umschriebenen. Krampf- stromeinzelentladungen primiir in tiefer liegenden Hirn- abschnitten entstanden sind. Ga-nz entschieden spricht ihre

Präepileptische Zeichen in Elektrenkephalogrammen von Kopfverletzten

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:22 KORNM13LLER und GREMMLER, Elektren-Kephalogramme yon Kopfverletzten. Kllni the Wochenschrift

A

B

Das Nierengewebe, das wlihrend des epileptischen Zu- standes eine Abnahme des Wassergehaltes zeigt, liiBt in 2~ther- narkose eine Fortsetzung des Wasserverlustes erkennen.

Das Hirngewebe (Rinde, Mark, Kleinhim), welches im Zu- stande der Epilepsie einen Wasserverlust aufweist, gleicht ihn in flkthernarkose wieder aus, was besonders energisch in der Hirnrinde geschieht.

Die Trockensubstanz vergr6Bert sich in allen F~illen, in d enen das Gewebe an Wassergehalt verliert, und verringert sich umgekehrt beim Anreichern des Gewebes an Wasser.

II. Durch die fl~thernarkose sind also die infolge der ex- perimentellen Epilepsie hervorgerufenen Veriinderungen des Wassergehaltes der erw~ihnten Gewebe wieder rOckgiingig ge- macht worden.

III . Tiere, die sich im Status epilepticus befunden haben, kommen nach einer dauernden 2~thernarkose (Katzen ertragen leicht die dauernde .A, thernarkose) in den Normalzustand zuriick und unterscheiden sich durch nichts von den normalen Tieren, wie meine Beobachtungefi bis zur Dauer yon 3 Monaten zeigten.

Die beschriebenen Versuche veranlaBten reich, die Wirkung der Narkose an dem an Epilepsie erkrankten Menschen zu studieren. (In einer weiteren Arbeit wird die Frage behandelt, welche Aussichten die ,,Narkosetherapie" beim Menschen bietet.)

P R A E P I L E P T I S C H E Z E I C H E N IN E L E K T R E N - K E P H A L O G R A M M E N VON K O P F V E R L E T Z T E N .

Yon

A. E. KORNMOLLER und J. GREMMLER. Aus der Militii#irztllchen Akademie, Lehrgruppe C (Forschungsgruppe), Sonder- stelle zur Erforschung der Kriegsschiiden des Zentralnervensystems und der Auflen- stelle fiir Gehlrnforschung des Luftfahrtmedizinischen Forschungslnstitutes

des RLM.

Von den hirnelektrischen Befunden, die man an Kranken aus dem Formenkreis der Epilepsie machen kann, sind die sog. K r a m p f s t r ~ m e (KORNMf3LLER 1) a m kennzeichnendsten. Diese sind dutch besonders steile hirnelektrische Entladungen auffallender Gr6Be charakterisiert. Sie werden nicht nut w~ihrend des anfallsweisen cerebralen Geschehens yon der Kopfhaut abgeleitet, sondern vielfach auch im Intervall beobachtet. Man kann sie sogar an einzelnen , ,Gesunden" aus Epileptikersippen feststellen [LOEWENBACH2), LENNOX und GIBBSS), KORNMOLLER4)].

Im Laufe yon Jahren konnten wir eine Reihe yon Patienten untersuchen, yon denen zum Zeitpunkt der hirnelektrischen Untersuchung klinisch ke ine Anhaltspunkte ffir das Vor- liegen einer Epilepsie bekannt waren, deren Elektrenkephalo- gramme aber auch krampfstromartige Abliiufe aufwiesen. Es handelte sich dabei um Kranke, die stumpfe Gewalt- einwirkungen auf den Kopf erlitten hatten und sich im Zu-

11-1 ,

12 ~o~v

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Abb. z, (Beschreibung im Text).

stand nach einer Commotio cerebri befanden. Es land sich kein Hinweis daftir, daB es sich bei diesen Kranken um An- geh6rige von Epileptikersippen handelt, vielmehr ergaben sich gleichzeitig hirnelektrische Besonderheiten, die als F61ge des erlittenen Traumas anzusprechen sind. Wir m6chten daher in diesen krampfstromartigen Abliiufen pr~epileptische Zeichen erblicken, die mit dem Trauma in kausalem Zu- sammenhang stehen. An Hand von 2 Abbildungen, die die verschiedenen Typen s01cher priiepileptischer Zeichen dar- stellen, soil dies niiher besprochen werden.

Abb. i zeigt Registrierungen yon einem Kranken, der 1931 einen Sch~delbasisbruch, 1932 , 1939 und 1942 je eine Commotio erlitten hat. Der Patient klagte seit 1932 fiber Kopfschmerzen. Objektiv fanden sich Sensibilitiitsst6rungen im Sinne einer Hypiisthesie und Hypalgesie. Fach~irztlich- neurologisch hatte sich bis zum Zeitpunkt der hirnelektrischen Untersuchung kein Verdacht auf das Vorliegen einer Epilepsie gezeigt.

Die Abb. I gibt auf A yon zwei symmetrisch zueinander liegenden Punkten oberhalb der Schliife eine bipolare Ab- leitung (i 1--12) sowie je eine ,,unipolare" Ableitung ( = gegen ein Ohrliippchen) von links ( i i ) und yon dem rechtsseitigen Punkt (12) wieder. Am auffiilligsten sind die groBen Ent- ladungen fiber I2 (durch • markiert, besonders deutlich knapp nach der Mitte). Die Schwankungen muB man als K rampf s t rome inze l en t l adungen ansprechen. Es ist bemerkens- weft, dab sie auf A nur rechts (12) zu beobachten sind und nicht auch gleichzeitig links ( i i ) . Auf B sieht man drei gleichzeitige Ableitungen yon frontal (I), zentral (3) und occipital (5). Auch hier werden, und zwar auf 3 gelegentlich gr6Bere, nach unten zu spitz verlaufende Wellen beobachtet, iihnlich wie auf 12.

Abb. 2 bringt Ableitungen von einem Kranken der Anfang 194 ~ beim Sport linksseitig mit dem Kopf auf einen Beton- boden aufgeschlagen war, mit nachfolgender BewuBtlosigkeit yon 2 Stunden. R6ntgenologisch waren im Juni 1943 noch Frakturlinien an der Sch~idelbasls erkennbar. Dezember 194o hatte der Kranke bei einem Autounfall ebenfalls eine leichte Commotio erlitten. Seitdem litt der Kranke noch unter starken postkommotionellen Beschwerden.

Abb. 2 zeigt auf A v o n zwei hochfrontal symmetrisch zu- einander liegenden Punkten eine bipolare Ableitung (7--8) und je eine unipolare Ableitung des rechtsseitigen (8) und des linksseitigen (7) Punktes. Man erkennt anfaUsart ig auf- tretende Entladungen groBer Amplitude (durch punktierte Linie markiert). Auf B sind iihnliche Ableitungen und ein gleicher Befund yon zwei etwas seitlich davon liegenden Stellen (17 und 18) zu sehen. C gibt yon zwei knapp fiber den Schl~ifen liegenden Ableitestellen eine bipolare ( i i - 12) Ableitung und eine unipolare des rechtsseitigen (12) und des linksseitigen ( i i ) Punktes wieder. Hier ist die A s y m m e t r i e recht deutlich. Beachte die Mitte yon C. Rechts (12) ist eine Gruppe yon Wellen einer Frequer~ yon 5 Schwan- kungen/Sek, festzustellen, wiihrend links" (i i) gleichzeitig nur eine Gruppe yon ktirzerer Dauer und mit st~rkerer. Frequenzerniedrigung zu sehen ist.

Es wurden also 2 Typen yon krampfstromartigen Ab- liiufen im AnschluB an Hirnverletzungen beschrieben, die sich an Hand mehrerer F~ille (is) ergaben und ffir die im vor- stehenden jeweils ein Beispiel gebracht wurde. Es fanden sich i. einzelne isolierte Krampfstromentladungen, die charakte- ristischerweise nur tiber umschriebenen Hirnabschnitten fest- zustellen waren (am Ort der Einwirkung oder in Auswirkung eines contre-coup?). Diese Krampfstromeinzelentladungen mtissen als Ausdruck einer lokalen Schiidigung aufgefaBt werden. Wenn sie sich bei Ableitung tiber der Kopfhaut er- geben, sind sie kennzeichnend ftir fokale Rindenepilepsie. Sie zeichnen sich durch eine geringe Tendenz zur Irradiation aus, wie aus tierexperimentellen Untersuchungen (KoRN- MI~ILLER 1935, 1. C.) bekannt ist. A u s diesem Grunde ist es nahezu ausgeschlossen, dab die umschriebenen. Krampf- stromeinzelentladungen primiir in tiefer liegenden Hirn- abschnitten entstanden sind. Ga-nz entschieden spricht ihre

Jg. ~ , Halt x[4 SCHMIDT u n d BRETT, Behandlung m i t A n t i h i s t a m i n . 23 �9 ~. lantmr I944

Halbseitigkeit bzw. umschriebene Lokalisation gegen diese M6gliehkeit.

2. lassen sich in anderen Fiillen nicht einzelne Krampf- stromentladungen feststellen, sondern es finden sich Gruppen von krampfstromartigen Abl~ufen iiber ausgedehnten Rinden- abschnitten, ja sogar h~ufig iiber der ganzen Konvexit~t. Bei einer solchen Gruppenbildung muB man eher daran den- ken, dab sie durch abnorme Erregungen, die aus tiefer liegen-

80 V ,

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

C _ ~ ~s~ J .

Abb. 2. (Beschrcibung im Text).

den Hirnabschnitten kommen, bedingt sind, die mehr oder weniger gleichzeitig auf gr6Bere Rindengebiete ausstrahlen. Besonders gilt dies fiir charakteristische Abl~ufe, die einen regelmdfligen Wechsel spitzer und tr~ger Wellen zeigen und die im amerikanischen Schrifttum als ,,spikes und waves" bezeichnet werden. Dieser Befund l~Bt sich besonders im Rahmen der genuinen Epilepsie erheben und geht mit Ab- sencen oder kleinen Anfallen einher. Derartige Bilder eines regelmaBigen Alternierens yon spitzen und tr~gen Wellen lagen jedoeh in unseren F~Uen nicht vor. Sie waren hier unregeI- m~gig und erinnerten eher an eine Gruppenbi ldung der oben beschriebenen Krampfstromeinzelentladungen. AuBerdem war besonders bemerkenswert, dab in atlen Fallen die Auspr~gung dieser Gruppen asymmetrisch beztiglich der beiden Hirn- h~lften war, m i t anderen Worten, dab sie Seitenunterschiede aufwiesen. Diese Asymmetrien dtirften wohl den Einwir- kungen oder Auswirkungen des Traumas zu'zuschreiben sein. Es muB also auch bei diesen Bildern mit Gruppen von Krampf- stromeinzelendadungen eine herdfiJrrnige Beeintriichtigung der Rinde oder ihr benachbarter Abschnitte mitbeteiligt sein. AuBerdem dtirfte aus den genannten Gri inden eine St6rung in tiefer liegenden Hirnabschnit ten vorliegen. Dabei braucht nicht unbedingt anzunehmen sein, dab ein Manifestwerden einer erblichen Anfatlabereitschaft zugrunde liegt. Auch diese St6rungen im Subcortex k6nnen sehr wahl auf das Trauma zurtlckgeftihrt werden. Die Klinik der Kopfverletzungen hat daftir viele Beispiele gebracht, und auch hirnbioelektrisch finden sich fiir diese~Annahme sehr eindeutige Hinweise. So konnten wir bei Hirnverletzten in einem sehr hohen Prozent- satz seitengleiche, abnorm tr~ge Wellen mit einer bevorzugten Lokalisation fiber dem Stirnhirn (hochfrontal) feststellen. Die charakteristische hochfrontale Betonung ohne Seiten- unterschiede dtirfte als Ausdruck prim~rer St6rungen im Bereiche des Zwischenhirns bzw. des Hypothalamus anzu-

sprechen sein. Sie findet sich z. B. auch bei Hypocapnie durch Hyperventilation und auch im allgemeinen Sauerstoff- mangel. Niiheres siehe bei KOg~nMOLLER I94I 1. c. Schliel3- lich kann also die Aussage getroffen werden, dab allgemein die beschriebenen krampfstromartigen Bilder bei Ableitungen yon der Kopfhaut als Folge des Traumas anzusehen sind. Da klinisch zum Zeitpunkt der hirnelektrischen Untersuchung keine Symptome einer Epilepsie nachzuweisen waren, sind sie als pr~iepileptische Zeichen zu werten. Es hat sich spiiter an einzelnen Fiillen herausgeste!lt, dab tatsiichlich bei diesen Kranken klinische Hinweise auf anfallsartige cerebrale Ge- schehen erbracht werden konnten*. Im Verglelch mit den Befunden bei Epilepsie ist zu erwarten, dab klinische Zeichen yon Anf~llen erst dann klar hervortreten werden, wenn die Krampfstromentladungen regelm~Biger und gehSufter vor- handen sind (JANZEN und KORNMi3LLER~). Die Krampf- stromeinzelentladungen werden allenfalls bei best immter Lokalisation yon ktinischen Symptomen begleitet sein (z. B. bei Lokalisation fiber motorischem Reg ionen gleichzeitiges Auftreten yon Kloni ) .

Es k6nnte gefragt werden, ob nicht schon die triigen Wellen allein ohne steile Ablfiufe, d. h. ohne Krampfst rom- charakter, den Verdacht auf einen priiepileptischen Zustand zulassen. Diese tr~igen Schwankungen kommen jedoch bei so vielen Erkrankungen aul3erhalb des Formenkreises der Epilepsie und bei verschiedenen experimentellen Zustands- 5nderungen des Zentralnervensystems vor, dab es sehr wenig ntitzlich sein d0xfte, sie ats Kri ter ium einer Priiepilepsie zu werten. Trotzdem ist aus manchen Grtinden, insbesondere auch auf Grund experimenteller Untersuchungen, wahrschein- lich, dab sie mit einer Erh6hung der Anfaltsbereltschaft ver- knfipft sein k6nnen. Diese Aussage gilt aber nut ftir tr~ge Schwankungen bestimmter Form und Lokalisation. An dieser Stelle soll darauf nicht weiter eingegangen werden.

Zusammenfassung: An Kranken, die sich in einem Zustand nach Commotio cerebri befanden, lieBen sich am hirnelek- trischen Bild in Form yon Krampfstr6men mit best immten Besonderheiten pr~epiteptische Zeichen feststelten. Bei einem Teil der Kranken fanden sich isolierte Krampfstromeinzel- entladungen tiber umschrlebenen Hirnabschnitten, die rein fokaler Genese sind. An anderen Kranken traten Gruppen von Krampfstromentladungen auf, die nach den bisherigen Erfahrungen wahrscheinlich zu einem groBen Tell auf ab- norme Erregungen aus subcorticalen Hirnabschnit ten zu be- ziehen sind. Auch diese subeorticalen St6rungen di~rften vielfach kausal mit dem Trauma verkntipft sein.

Li teratur : x Fortschr. Neur. 7. 39z, 414 ( 1 9 3 5 ) . - - ~ Bull. Hopkins Hosp, 65, 125 (1939), - - a Ber. 3, internat . N e u r . - K o n g r . K o p e n h a g e n x939. - - * Arch . f, Psychiatr. I I 4 , 2s ( I94I) , - - 5 Dtsch. Z. Nervenhei lk . I49, 74 (I939).,

�9 Fiir diesbeztigliche Hinweise sind wir besonders den Herren Stabsarzt Dr. M U M M E und Stabsarzt Dozent yon H A T T I N G B E R G dankbar. Herr yon I-IATTIIqGBERG beabsichtigt, vom klinischen Stmadpunkt fiber einen dieser Kranken zu berichten.

K L I N I S C H E E R F A H R U N G E N IJBER D I E B E H A N D - L U N G A L L E R G I S C H E R K R A N K H E I T E N M I T

A N T I H I S T A M I N .

Yon

~VEBNER SCHMIDT u n d REINHARD BRETT.

Aus der Dermatologischen Abteiltmg des Rudolf VirchowoKrankenhauses Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. H. LI3HE),

Von der Beobachtung ausgehend, dab altergische Krank- heiten fast regelmi~Big mit einer betr~chtlichen Steigerung der Histaminbildung vergesellschaftet sind, ist man seit mehreren Jahren bemiiht, durch Ausschaltung des Histamin- tiberschusses im Organismus einen grundsiitzlich neuen Weg zur Behandlung dieser Krankheitsgruppe zu finden. Versuche mit Histaminase, einem aus d e r Darmschleimhaut gew0n- nenen Enzym, dem man die Eigenschaft zuschrieb, es k6nne Histamin zerst6ren bzw. inaktivieren, ftihrten jedoch nu t zu wenig~ befriedigenden therapeutischen Resultaten. Da-