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NEU N Anfangsunterricht: • Schreibenlernen/Schriftpflege • Didaktisch/methodischer Leitfaden • Vier Ausgangsschriften im Vergleich • Fibelunabhängig • Praktische Tipps für den Unterricht • Materialien Schreibenlernen Praxis www.pelikan.com www.pelikan-lehrerinfo.de www.griffix.de

Praxis Schreibenlernen - Pelikan...Unterricht, diese Motivation für das Schreibenlernen und Schreiben zu erhalten und zu verstärken – in Einzelfällen auch erst zu wecken und zu

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NEU

NEU

Anfangsunterricht:

• Schreibenlernen/Schriftpflege• Didaktisch/methodischer Leitfaden• Vier Ausgangsschriften im Vergleich• Fibelunabhängig• Praktische Tipps für den Unterricht• Materialien

SchreibenlernenPraxis

www.pelikan.com • www.pelikan-lehrerinfo.de • www.griffix.de

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Vorwort

Maiko KahlerPelikan LehrerinfoOnline RedaktionGrund- undHauptschullehrer

In dieser Broschüre finden sowohl Studierende, Seminarleiter, Berufseinsteiger, aber auch Lehrer und Praktiker vor Ort leichtverständliche Informationen, erprobte Anregungen und Hilfen zur Arbeit im Bereich Schreibenlernen in der Schule.

Die Geschichte der Schrift reicht bis 3.500 v. Chr. zurück und beginnt in Ägypten. Dort wurden im prädynastischen FürstengrabU-j in Abydos die vermutlich ersten Hieroglyphen der Menschheit entdeckt. Die Menschen begannen, Informationen durchSchreiben zu konservieren. Die Techniken haben sich inzwischen verändert und auch das Aussehen der Schrift wurde im Laufeder Jahrtausende immer weiter verfeinert.Eines aber verbindet die alte Kulturtechnik mit heutigen Ansprüchen: Informationen werden immer noch durch das Schreibenweitergegeben.Die Broschüre „Praxis des Schreibenlernens“ soll Ihnen dabei helfen, durch fundiertes Fachwissen und viele praktische Tipps dieKulturtechnik „Schreiben“ in der Grundschule zu festigen und die Kinder für die Bedeutung des Schreibenlernens zu sensibilisieren.Auch wenn laut Roman Herzog der Umgang mit dem Computer inzwischen zu unseren Kulturtechniken zählt, unterscheidet sichdie unendlich kopierbare Kopie doch deutlich vom Original: Das Schreiben verleiht jedem Menschen seine unverwechselbarePersönlichkeit.

In dieser Broschüre erhalten Sie im theoretischen Teil einen Überblick über die Voraussetzungen und Aspekte des Schreibenlernens.Außerdem analysieren wir für Sie die verschiedenen gebräuchlichen Schulschriften.

Im praktischen Teil finden Sie Übungen zur Entwicklung der Feinmotorik und Methoden zur Vermittlung des Schreibens. Außerdemstellen wir Ihnen die Pelikan Schreib-Dateien vor und zeigen Ihnen kostenlose Downloadmöglichkeiten der vielfältigen Unterrichts-hilfen unter www.pelikan-lehrerinfo.de, beispielweise die Vereinfachte Ausgangsschrift.

Das innovative Schreiblernsystem griffix® begleitet Sie durch alle Stufen des Schreibenlernens. Dazu finden Sie in dieser Broschürezahlreiche Übungen und Tipps, wie Sie den Wachsschreiber, den Bleistift, den Tintenschreiber und den Füllhalter optimal zumSchreibenlernen einsetzen können. Zum Abschluss des Schreiblernprozesses können Sie Ihre Schüler mit dem Pelikan FüllhalterFührerschein® belohnen.

Neugierig geworden? Dann begleiten Sie uns auf einer spannenden Reise zu einem gemeinsamen Ziel, das die Menschen schonvor Jahrtausenden so faszinierte.

Michaela KleinSonderschullehrerinund Lerntherapeutin

Ursula KleinFachseminarleiterinfür Deutsch

Achim RixGrafomotorikExperte

Irmhild KleinertFachseminarleiterinfür Deutsch

Anregungen oder Fragen zu dieser Broschüre bitte an:[email protected]

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Probleme im Schreibunterricht

1. Aspekte des Schreibenlernens

1.1 Veränderte Vorgaben1.2 Funktionen des Schreibens1.3 Schreiben als kommunikatives Handeln1.4 Schreibenlernen im Überblick

2. Analyse der verschiedenen Schulschriften

2.1 Druckschriften2.2 Schreibschriften

1. Lateinische Ausgangsschrift2. Schulausgangsschrift3. Vereinfachte Ausgangsschrift

2.3 Fachbegriffe2.4 Zur Konzeption der VA

3. Voraussetzungen für das Schreibenlernen

3.1 Die Sinne beim Schreibenlernen1. Die Tiefenwahrnehmung2. Der Gleichgewichtssinn3. Der Tastsinn4. Das Sehen5. Das Hören

3.2 Sitzhaltung, Gestühl und Beleuchtung3.3 Seitigkeit3.4 Das Schreiblern-System der griffix®-Stifte

1. Wachsschreiber2. Bleistift3. Tintenschreiber4. Füllhalter

4. Übungen und Beobachtungsmöglichkeiten zur Wahrnehmung

4.1 Taktile Wahrnehmung4.2 Visuelle Wahrnehmung4.3 Auditive Wahrnehmung4.4 Körper-Wahrnehmung

5. Begleitende Übungen, die das Schreibenlernen unterstützen

5.1 Modellieren / Kneten5.2 Malen und Zeichnen5.3 Weitere Techniken

6. Methoden für das Schreibenlernen

6.1 Schreibmotorische Übungen6.2 Einführung eines Buchstabens6.3 Übergang zur verbundenen Schrift6.4 Vorbildfunktion der Lehrerschrift

7. Hilfsmittel für den Schreibunterricht

7.1 Schreiblernhefte7.2 Schreib-Dateien und Füllhalter-Führerschein®7.3 Computerschriften7.4 Schriftplakate

8. Literatur

S. 5

S. 8

S. 16

S. 34

S. 39

S. 41

S. 48

S. 52

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Probleme im Schreibunterricht

Malte sitzt nicht still auf seinemStuhl, wenn er schreiben soll.Wie kann ich ihm helfen,dass er schreiben lernt?

Hannes bohrt beimSchreiben immer Löcherin das Blatt, weil er denStift so kräfig aufdrückt.Warum macht er das? Kai zerknüllt seine geschriebenen Texte

und verweigert das Weiterschreiben.Was braucht er, damit er beim

Schreiben erfolgreich ist?

Doreen hält den Stiftimmer wieder anders.Warum macht sie das?Muss sie auch denZangengriff lernen?

Tina schreibt gut, aber immer3 mm oberhalb einer Linie.Braucht sie eine Brille?

Nina schreibt häufig spiegelverkehrt.Sie kann ihr Geschriebenes gut lesen.

Was muss ich tun?

Florians Schrift ist eckig,kantig und unleserlich.Er selbst kann seinGeschriebenes nicht erlesen.Gibt es Stifte, mit denenihm das Schreibenleichter fallen könnte?

Manchmal fälltGeorg vom Stuhl, wenn er

schreiben soll.Warum ist das so?

Gibt es da Hilfe?

Viele Gedanken begleiten die Arbeit einer Lehrerin / eines Lehrersbeim Anfangsunterricht im Schreibenlernen.Viele Fragen stellen sich, viele Probleme wollen gelöst werden undnicht immer gibt es gleich Antworten.Hier findet man einige Informationen und Hilfen.

ASPEKTE DES SCHREIBENLERNENS

1.1 Veränderte Vorgaben

1.2 Funktionen des Schreibens

Seit Menschen schreiben, sind stets drei konstituive Funktionendaran beteiligt:

• die kommunikative Funktion(mit welcher Absicht schreibe ich, an wen, zu welchemZweck),

• die normgerechte Funktion(nur wenn ich Normen einhalte, kann das Geschriebene gelesen und verstanden werden),

• die ästhetische Funktion(Schrift kann ansprechend oder abstoßend gestaltet werden).

Jede Vernachlässigung oder Überbetonung einer dieser Funk-tionen gefährdet das Ergebnis des Schreibens (als einer Sonder-form des Sprachgebrauchs). Zwischen den Funktionen beste-hen vielfältige Bezüge.

1. Aspekte des Schreibenlernens

Kommunikative Funktion

(aufzeichnen, mitteilen, festhalten)

Norm-Funktion

(vereinbarte Formgebungfür jeden Buchstaben,Rechtschreibung,Schreibtechnik)

K

N Ä

Ästhetische Funktion

(Formgebung undRaumverteilung alsindividuelle Gestaltung)

Nach den Vorgaben der KMK Bildungsstandards für das Schreiben beginnt der Schriftspracherwerb mit dem Schreiben von Druck-schrift als Erstschrift. So wird flüssiges und formklares Schreiben in Druckschrift am Ende der 2. Klasse und flüssiges Schreibeneiner gut lesbaren verbundenen Schrift am Ende der 4. Klasse als Kompetenz gefordert.

Schrift wird von Anfang an in sinnvollen Zusammenhängen benutzt. Die Kinder lernen das Schreiben, weil sie etwas aufschreibenwollen. Das Aufschreiben eigener Texte orientiert sich an einer Buchstabentabelle.Das selbständige Konstruieren von Wörtern ermöglicht grundlegende Einsichten in den Aufbau der Schrift.

Die verschiedenen Bereiche des Deutschunterrichts werden neu gewichtet.Auch die Zusammensetzung der Deutschzensur trägt dem Rechnung. So gibt es eine Empfehlung zu folgender Zusammensetzung:

Obwohl der Anteil von Schrift an der Deutschzensur gering ist, kann sich Schrift nachteilig auf die Leistungen auswirken. Kindermit verformter Schrift haben mehr Mühe, die Rechtschreibung zu erlernen und eigene Texte zu verfassen - ein schlechter Schreiberwird zum schlechten Schüler.

Zusammensetzung der Deutschzensur1/3 Lesen/Umgang mit Medien1/3 Sprechen/Zuhören1/3 Schreiben, davon 50 % Texte verfassen

40 % Rechtschreiben 10 % Schrift.

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ASPEKTE DES SCHREIBENLERNENS

1.3 Schreiben als kommunikatives Handeln

Fast alle Schulanfänger sind hochmotiviert, Schreiben zu lernen.

Deshalb ist es ein besonders wichtiges Ziel von Schule undUnterricht, diese Motivation für das Schreibenlernen undSchreiben zu erhalten und zu verstärken – in Einzelfällen aucherst zu wecken und zu entwickeln.

Die meisten Kinder können aus der Vorschulzeit schon (etwas)schreiben – und zwar im Regelfall in Druckschrift. Ihre Schreib-freude drückt sich bei unterschiedlichsten Anlässen in kleinenBriefen, Mitteilungen, Notizen und Nachrichten aus. Damitkommt schwerpunktmäßig das kommunikative Bedürfniszum Ausdruck. Dieses einerseits zu fördern und andererseitsin den schulischen Schreiblernprozess zu integrieren, ist diehohe (pädagogische und didaktische) Kunst des Schreiben-lehrens.

Beginnt der schulische Schreiblehrgang mit der Druckschrift,so entsteht ein didaktisch idealer „Markt“ für lehrgangsbezo-gene (s. Seite 7, Start mit Druckschrift) und lehrgangsunab-hängige Schreibaktivitäten.

Lehrgangsbezogene Schreibaktivitäten orientieren sich anden gewählten Unterrichtsmaterialien. Anschließende Übun-gen müssen individuell auf jedes Kind abgestimmt werden.Funktionale, lehrgangsunabhängige Schreibaktiväten ergebensich aus dem Unterricht:

• Notizen von Stundenplanänderungen, ... Hausaufgaben, ...• Merkzettel schreiben, ....• freies Schreiben: Montagsgeschichte, ......

Sicher ist im Schreib-Lern-Prozess die stets gleiche Gewichtungaller drei Funktionen nicht möglich. Jedoch sollte kein Teilbe-reich ausgeblendet oder auf später verschoben werden –d.h. Schreiben und Schriftgestaltung sollen von Anfang an inkommunikativen Zusammenhängen erlernt und geübt werden.

Erwartete Kompetenzen sind

• eine formklare, gut lesbare Druckschrift zu schreiben,• Hefte und Mappen sach- und fachangemessen zu führen,• eine automatisierte, gut lesbare Handschrift zu entwickeln,• Texte zweckmäßig und übersichtlich zu gestalten.

1. Klasse: Druckschrift als Erstschrift

2. Klasse: Verbundene Schrift LA

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1.4 Schreibenlernen im Überblick

A Gestaltendes Arbeiten

mit Übungen zur Feinmotorik (s. 5) und zur grafomo-torischen Kompetenz (s. 6.1) eröffnen und begleiten den Schreiblernprozess, nehmen dann aber ständig ab.

B Einführung in das Schreiben der Druckschrift

lehrgangsbezogene Schreibaktivität nimmtständig zu1 Grundelemente von Buchstaben

(s. 6.1 – Schreibmotorische Übungen)2 Buchstaben

(s. 6.2 – Einführung eines Buchstabens)3 Wörter und Sätze

(s. 6.2. – Abschreiben als Arbeitstechnik)

C Einführung der verbundenen Schrift

lehrgangsbezogene Schreibaktivität, siehe 6.3 – Übergang zur verbundenen Schrift nimmt ständig zu

D Freie Schreibaktivitäten

nehmen von Anfang an ständig zu

1. - 6. Woche

Star

t m

it D

ruck

sch

rift

ab 7. Woche bis .... Ende 1. Klasse / Anfang 2. Klasse ....

GestaltendesArbeiten

malen · kneten · falten · schneiden · reißen · sich bewegen

Übergang zurverbundenenSchhreibschrift(VA, SAS, LA)Feststellen

der Lernvoraus-setzungen

Spontanes Schreiben · Freie Schreib-Aktivitäten · Schreiben in Freiarbeit

Zu allen Stufen des griffix® Schreiblern-Systems erhalten Sieweitere Informationen in den Pelikan Schreib-Dateien.

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ANALYSE DER VERSCHIEDENEN SCHULSCHRIFTEN

2. Analyse der verschiedenen Schulschriften

Nach den Vereinbarungen über Bildungsstandards für den Primarbereich legt die Kultusministerkonferenz (KMK) fest, dass dieDruckschrift die Erstschreibschrift ist. Darauf aufbauend sollen die Schülerinnen und Schüler eine verbundene Schrift kennenlernen, um als Kompetenz am Ende des 4. Schuljahres eine gut lesbare, flüssige Handschrift schreiben zu können (s. 2.2).

2.1 Druckschriften

Im Anfangsunterricht ist die Druckschrift Lese- und Schreib-schrift zugleich. Im Gegensatz zu den Schreibschriften gibt eskeine allgemein gültige oder genormte Druckschrift.Es gibt zwei amtliche Versionen, die Druckschrift Bayern unddie Druckschrift Hamburg. Sie sind in den beiden Bundeslän-dern nicht vorgeschrieben, sondern werden als Orientierungempfohlen.

In der Regel geben die Fibelschriften die Buchstabenformenfür den Schreiblehrgang vor. Diese Buchstaben zeichnen sichaus durch einfache Formen ohne Serifen (Abschlussstriche).Für verwechselbare Buchstaben wird eine spezielle Form ge-wählt.

In der Druckschrift müssen nur wenige Bewegungsmuster ge-lernt werden. Die Großbuchstaben sind aus Strichen, Kreisenund Halbkreisen zusammengesetzt, bei den Kleinbuchstabenkommen Arkaden und Girlanden sowie die S-Form dazu.

Wolfgang Menzel stellte bereits 1975 eine besondere „Lateini-sche Ausgangsdruckschrift“ zum Schreiben- und Lesenlernenvor. Damit sollte den Kindern der Weg zur Entwicklung einerpersönlichen Handschrift erleichtert und ein Umlernen vermie-den werden.

Ähnlich konzipiert ist die Kursive Druckschrift, die bei Pelikanveröffentlicht ist und unter www.pelikan-lehrerinfo.de alskostenloser Download zur Verfügung steht.

Druckschrift Bayern Druckschrift Hamburg

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Nicht erst seit heute gibt es Überlegungen unter Schreibdidak-tikern, ob es überhaupt sinnvoll ist, dass Kinder in der Grund-schule zwei Ausgangsschriften lernen sollen, zunächst dieDruckschrift und im Anschluss daran die LA, die SAS oder dieVA. Viele Schülerschriften zeigen unbefriedigende Ergebnisse.

Bei ausgeschriebenen Erwachsenenschriften fällt auf, dass siemeistens nach dem 3. Buchstaben im Wort den Schriftzugunterbrechen.

Die Handmuskulatur sucht sich zur Entlastung „Haltestellen“(s. Fachbegriffe, 2.3). Kindern müssen diese Haltepunkte durchdie Schrift angeboten werden. In der Druckschrift (DS) kannnach jedem Buchstaben angehalten werden, was für das Bewe-gungslernen förderlich ist.

So gibt es gute Gründe, mit der DS nicht nur im Anfangsunter-richt zu schreiben, sondern sie darüber hinaus zu nutzen.

• Die DS wird im Erwachsenenleben benutzt (Formulare,Berichtshefte) und kann in allen Fächern des Grundschul-unterrichts gut eingesetzt und gepflegt werden.

• Kinder mit feinmotorischen Problemen sollten keine 2.Schulschrift lernen müssen, sondern bei der DS bleiben dürfen. Die Buchstabenformen sind einfacher, klarer und prägnanter. Das erleichtert die Wahrnehmung und unter-stützt das Bewegungslernen, so dass auch diese Kinder einelesbare Schrift schreiben lernen können.

Die Kursive Druckschrift wurde als Hilfe für Schüler und Schü-lerinnen konzipiert, die Schwierigkeiten beim Entwickeln einergut lesbaren, persönlichen Handschrift haben.

Besonders die Kursive Druckschrift erfüllt alle drei Aspekte,die an eine Schrift gestellt werden. Sie ist leicht erlernbar, sieist gut lesbar und sie ermöglicht bei entsprechender Anleitungdie Entwicklung einer verbundenen persönlichen Handschrift.

Die Kursive Druckschrift könnte Kindern, denen das Schreiben-lernen schwer fällt, als Orientierungsschrift angeboten werden,damit auch sie eine bewegungsökonomische, gut lesbareHandschrift entwickeln können.

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ANALYSE DER VERSCHIEDENEN SCHULSCHRIFTEN

2.2.1 Lateinische Ausgangsschrift

Die Lateinische Ausgangsschrift wurde 1953 vom IserlohnerSchreibkreis konzipiert und ersetzte die Deutsche Normal-schrift. Sie zeichnet sich aus durch komplizierte Großbuchsta-ben mit schwer zu schreibenden Wellenlinien und Schleifenund schwierige Buchstabenverbindungen. Beides braucht vielÜbungszeit, um die Schrift gut schreiben zu können. Die LAwurde damals für einen Unterricht entwickelt, in dem dieKinder noch viel Zeit zum „Schönschreiben“ und zum Übenhatten.

Im heutigen Unterricht der Grundschule fehlt diese Zeit durchvielfältige neue Aufgaben.

Vergleicht man Erwachsenenschriften, fällt auf, dass dieschwierigen Buchstaben und Buchstabenverbindungen derLA vereinfacht werden. Viele Verbindungen werden nicht mehrgeschrieben, Großbuchstaben den Druckbuchstaben angegli-chen.

Kritik:

So erscheint es didaktisch unklug, Kinder mit viel Zeitaufwandeine Schrift zu lehren, die sie später vereinfachen, um flüssigund lesbar schreiben zu können.

Dass die LA schwer erlernbar ist, hat Heinrich Grünewald aufGrund empirischer Untersuchungen belegt. Sie sind Grundlagefür die Entwicklung der Vereinfachten Ausgangsschrift (s. Kon-zeption der VA, 2.4)

2.2 Schreibschriften

In der BRD gibt es drei unterschiedliche Schreibschriften, dieLateinische Ausgangsschrift (LA), die Schulausgangsschrift(SAS) und die Vereinfachte Ausgangsschrift (VA). Zur Auswahleiner dieser Schriften gibt es in den Rahmenplänen der einzel-nen Bundesländer unterschiedliche Regelungen. In Hamburgund Sachsen ist z. B. die SAS vorgeschrieben, in Bayern die VA.In den meisten Bundsländern stehen zwei Schriften zur Aus-wahl.

Welche Schreibschrift ist die geeignete?

Die LA, die SAS und die VA sind in ihrem Formbestand unter-schiedlich nah an der Druckschrift (DS). Um den Übergang vonder DS zu einer verbunden Schrift für die Kinder zu erleichtern,sollte die Nähe zur Druckschrift ein wesentliches Kriteriumbei der Wahl der Schreibschrift sein.

Häufig lassen sich Lehrerinnen und Lehrer aber auch Elternbei der Wahl der Schrift von eigenen Erfahrungen und ästhe-tischen Gesichtspunkten leiten, anstatt zu fragen, welcheSchrift leichter erlernbar und funktional ist.

Eine Analyse der drei Schreibschriften kann bei der Frage nachder geeigneten Schreibschrift hilfreich sein.

Das liegt unter anderem daran, dass sich beim Verbinden derBuchstaben die notwendigen Haltepunkte (Nullpunkte) stetsinnerhalb und nicht zwischen den Buchstaben befinden(s. Fachbegriffe, 2.3 u. Konzeption VA, 2.4) Hinzu kommt, dassder gelernte Einzelbuchstabe je nach Stellung innerhalb desWortes seine Form verändert und deshalb zahlreiche Buchsta-benverbindungen geübt werden müssen.

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2.2.2 Schulausgangsschrift (SAS)

Bereits 1968 wurde in der damaligen DDR die Schulschriftvereinfacht und durch die Schulausgangsschrift ersetzt.

In der Schulausgangsschrift sind die Großbuchstaben starkden Druckbuchstaben angenähert (und zeigen eine hohe Ähn-lichkeit mit den Großbuchstaben der VA). Allerdings müssendie Kleinbuchstaben im Wort verbunden werden, so dass vieleBuchstabenverbindungen wie bei der LA geübt werden müssen.

In einem Kommentar zur SAS (Kaestner/Tost, 1977) heißt es:

„Die Veränderung trägt verstärkt den Anforderungen an dieLesbarkeit Rechnung durch Vereinfachung der Großbuchsta-ben. Die unterscheidenden Merkmale wurden klarer heraus-gearbeitet. Bei den Kleinbuchstaben wurde eine zügigereBewegungsführung durch das Einbeziehen bewegungsöko-nomischer Momente (weniger breite Bogen, kürzere Deck-striche) in der Formgebung erreicht.Die Veränderung des Leitbildes schafft zugleich bessere Voraus-setzungen für eine kontinuierlich angelegte Ausbildung derSchülerschrift durch die Vereinfachung der Formen der Groß-buchstaben sowie durch eine bewegungsökonomischereGestaltung der Kleinbuchstaben, wird einer verquetschtenund hässlich verschnörkelten Schreibweise nicht mehr Vor-schub geleistet.“

Kritik:Die SAS hat zwar die Großbuchstaben vereinfacht, erfordertjedoch beim Übergang von der DS mehr Umlernprozesse alsdie VA, da die Kleinbuchstaben der SAS, wie die der LA, ausAnstrich, Grundform und Endstrich bestehen.

ANALYSE DER VERSCHIEDENEN SCHULSCHRIFTEN

Diese Gegenüberstellung von DS und VA zeigt die enge Verwandtschaft in den Bewegungsstrukturen.Die wenigen Abweichungen sind grün markiert.

2.2.3 Vereinfachte Ausgangsschrift (VA)

Auf der Grundlage der wissenschaftlichen Untersuchungser-gebnisse von H. Grünewald (1970) konzipierten im Jahre 1973Mitglieder der Richtlinienkommissionen der Länder und derArbeitsgemeinschaft Schreiberziehung sowie Vertreter desArbeitskreises Grundschule e.V. die „Vereinfachte Ausgangs-schrift“. Diese vereinfachte Schreibschrift wurde entwickelt,weil die Untersuchungen zeigten, dass die eingeführte Latei-nische Ausgangsschrift schwer zu erlernen ist und bei zuneh-mender Schreibgeschwindigkeit stark verformt wird.

In den Jahren danach wurde dann die VA in mehreren wissen-schaftlich begleiteten und regionalen und überregionalenSchulversuchen mit Erfolg erprobt.

Die VA ist leichter erlernbar als die LA und die SAS. Die Groß-buchstaben sind der Antiqua ähnlich, die vielen Drehrichtungs-wechsel (s. Fachbegriffe, 2.3) sind drastisch reduziert, die Klein-buchstaben beginnen und enden fast alle am oberen Mittel-band, so dass sinnvolle Haltepunkte beim Schreiben entstehenund Wörter wie im Baukastenprinzip miteinander verbundenwerden können (s. Konzeption der VA, 2.4).

Kritik:

Jedoch die Mehrzahl der Lehrkräfte kennt die VA und die ge-eignete Methode zur Vermittlung nicht. So zeigen viele Schü-lerschriften ein unbefriedigendes Schriftbild.

Fazit:

Die enge Verwandtschaft zwischen der Druckschrift und derVA in Form und Bewegungsstrukturen erleichtert den Übergangzur Druckschrift sehr. Deshalb ist die VA von den drei Schreib-schriften die geeignetste.

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2.3 Fachbegriffe

1.

2.

3.

Luftsprung Um schwierige Deck- und Verbin-dungsstriche nicht ausführen zu müssen, wird das Schreibgerät kurzvom Papier abgehoben und zu der Stelle „gesprungen“, bei der es wei-tergehen soll

Mittelband bezeichnet den Schreibraum, in dem diemeisten Buchstaben stehen – siehe Linien-system

Ober- und bezeichnet die Teile der Buchstaben ober-Unterlänge bzw. unterhalb des Mittelbandes

Phonem Lautzeichen eines Buchstabens

Schräglage

linksschräg gerade rechtsschräg

Schriftarten DS = Druckschrift(Erstschrift) LA = Lateinische Ausgangsschrift

VA = Vereinfachte AusgangsschriftSAS = Schulausgangsschrift

(ehem. DDR)

Struktur- Buchstaben- und Bewegungsstruktur sindsynchronität bei der VA gleich, bei LA und SAS ungleich

Lateinische Ausgangsschrift/SAS

Schriftstruktur

Lautstruktur

Bewegungsstuktur

Vereinfachte Ausgangsschrift

Schriftstruktur

Lautstruktur

BewegungsstrukturMittelband

Abstände bezeichnen die Räume zwischen den einzel-nen Buchstaben im Wort und zwischen denWörtern

Anfangspunkt/ Schreibanfang bei Einzelbuchstaben undEndpunkt Wörtern bzw. Endpunkt

Deckstrich bezeichnet den Teil einiger Buchstaben, aufdem eine Bewegung sowohl hin- als auchzurückgeführt wird. Dabei wird der erste Teilder Bewegung nochmals überdeckt

Drehrichtung Beispiel 1. Linksdrehung2. Rechtsdrehung3. Linksdrehung

Graphem optische Gestalt eines Buchstabens

grafomotorisch schreibspurerzeugende Bewegung

Grundformen Bei Schreibschriften:

Ecke Arkade Oval

Girlande Acht Schleifebei Druckschriften:

Gerade Kreis/Oval Halbkreis/Halboval

Haltestelle ist ein Punkt in der Schreib-spur, bei dem die Bewegunggleich null ist, weil ein Rich-tungswechsel erfolgen soll

Kreuzungspunkt

Liniensystem OberlinieOberlinie des Mittelbandes

  GrundlinieUnterlinie

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ANALYSE DER VERSCHIEDENEN SCHULSCHRIFTEN

2.4 Zur Konzeption der VA

An eine Schrift, die Kinder lernen, sind drei Forderungen zustellen, die sich auf die Form der Schrift beziehen:

• sie muss leicht erlernbar sein,• sie muss lesbar sein,• sie muss Möglichkeiten zur persönlichen Schriftentwicklung

bieten.

Bei der Konzeption der VA wurden diese Forderungen so weitwie möglich erfüllt.

Die Erlernbarkeit der Schrift

Eine Schrift ist leichter erlernbar, wenn ihre Buchstabenstrukturmit der der Bewegung übereinstimmt. Das heißt, wenn dieSchreibbewegung an der Stelle endet, an der auch der Buch-stabe abgeschlossen ist.

Diese Forderung ist weder in der LA noch in der SAS oder inlateinischen Ausgangsschriften des Auslandes erfüllt, denn inihnen sind die Strukturmerkmale der Schrift einerseits unddie der Schreibbewegung andererseits asynchron. Immer dann,wenn ein Buchstabe zu Ende ist, muss die Bewegung fortge-führt werden, denn die Stellen der Schrift, an denen die Ge-schwindigkeit einen Nullpunkt erreicht, befinden sich in derRegel innerhalb des Buchstabens.

gegliedert nach Buchstaben

gegliedert nach Bewegungsphasen

Diese unterschiedlichen Strukturen verhindern eine lernöko-nomische Gliederung des Schreibvorgangs. Während beimLesen die Analyse betrieben wird, Lautgruppen herausgehoben,Silben gesprochen und Einzellaute benannt werden, um sodie Struktureinheiten für das Erlernen neuer Wörter verfügbarzu machen, ist eine adäquate Durchstrukturierung des Wortesbeim Schreiben der LA oder der SAS nicht möglich.

Bei der VA hingegen sind die Strukturen der Schrift und derSchreibbewegung zur Deckung gebracht. Nach folgendemPrinzip wurde die Umstrukturierung vorgenommen: In der LA

und SAS besteht jeder Buchstabe aus der Grundform und ei-nem An- und Endstrich. Da jedoch innerhalb eines Wortes derEndstrich des letzten und der Anstrich des folgenden Buch-stabens in einem Zug geschrieben werden, liegt es nahe, End-und Anstriche zu verbinden und als sogenannten Verbindungs-strich an die Grundformen des Buchstabens anzufügen.Dadurch entfällt der Anstrich bei der VA. Der geschriebeneBuchstabe wird einfacher, er hat nur noch die Grundform undden Verbindungsstrich.

Grundform

Anstrich,Grundform, (LA, SAS)Endstrich

Grundform,Verbindungsstrich (VA)

Durch die Verlagerung des Anstrichs beginnen und enden beider VA alle Kleinbuchstaben an der Oberlinie des Mittelbandes(ausgenommen das „s“). Dadurch ist es möglich, dass jederBuchstabe einzeln geübt werden kann und doch innerhalbdes Wortes seine Form nicht verändert, ganz gleich an welcherStelle er steht.

Wie in einem Baukastensystem können Struktureinheiten (Einzel-buchstaben oder Buchstabengruppen) aneinander gefügt undbeim Schreiben eines Wortes gegliedert mitgesprochen werden.Das Einspuren invarianter Bewegungsphasen erleichtert jedochnicht nur den Schreibvorgang, sondern wirkt sich auch positivauf die Rechtschreibung aus.

Außerdem hat die VA durch die Umstrukturierung eine klareBinnengliederung erhalten. Der lange Verbindungsstrich amBuchstabenende hebt den Einzelbuchstaben innerhalb desWortes deutlich hervor. In der LA und SAS knicken die Buchsta-benverbindungen vielfach ein oder werden gewunden geschrie-ben.

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Die Großbuchstaben

Die Großbuchstaben der VA sind der Druckschrift angeglichen.Auf überflüssige Wellenlinien und Schleifen wird verzichtet.Zu beachten ist, dass durch den Wegfall des Anstrichs bei denKleinbuchstaben eine Reihe von Großbuchstaben unverbundenam Wortanfang stehen.

Die Großbuchstaben der Kursiven Druckschrift sind aus demVA-Alphabet entnommen, die Kleinbuchstaben enden miteiner kleinen Kurve als Grundlage für den späteren Verbin-dungsstrich.

Die Lesbarkeit der Schrift

Die Lesbarkeit einer Schrift wird grundsätzlich durch einfache,prägnante Buchstabenformen gefördert. Außerdem muss jederBuchstabe so geformt sein, dass er innerhalb des Alphabets mitkeinem anderen verwechselt werden kann. Und schließlichkommt es auf eine gut gegliederte Wortfigur an. Denn je klarersich der einzelne Buchstabe innerhalb des Wortganzen vondem anderen abhebt, umso leichter ist eine Schrift lesbar. DieGroßbuchstaben der LA beginnen vielfach mit Wellenlinien, dievon Schulanfängern schwer zu schreiben sind und die Lesbarkeitreduzieren. In Erwachsenenschriften werden sie entweder durcheinen Strich ersetzt oder ganz fortgelassen.

Aus diesem Grund sind die Großbuchstaben in der VA derDruckschrift angenähert. Sie gewinnen dadurch an Formklar-heit und Prägnanz.

Lateinische Ausgangsschrift

Vereinfachte Ausgangsschrift

Der Drehrichtungswechsel vollzieht sich bei der VA selteninnerhalb des Mittelbandes, wie es bei der LA die Regel ist,sondern im Allgemeinen an der Oberlinie des Mittelbandes.Dadurch knickt der Schriftzug weniger ein. Bei Zunahme derSchreibgeschwindigkeit bleibt die Schrift formstabiler und dieHaltepunkte liegen immer an der gleichen Stelle.

Lateinische Ausgangsschrift

Vereinfachte Ausgangsschrift(Schülerschriften aus dem 4. Schuljahr)

Die Kleinbuchstaben

Durch eine völlig neue Strukturierung der Schrift beginnenund enden alle Kleinbuchstaben (ausgenommen das „s“) ander Oberlinie des Mittelbandes. Beim Erlernen der Schrift wirdalso der Verbindungsstrich sowohl innerhalb des Wortes alsauch am Wortende bis an die obere Mittellinie gezogen. Beizunehmender Schreibfertigkeit verkürzt sich in der Regel derVerbindungsstrich am Wortende.

Die Entwicklung der Schrift

Es ist auffallend, dass sich die LA auf dem Weg zur ausgeschrie-benen Handschrift sehr stark wandelt. Viele Buchstaben wer-den nur deshalb geändert, weil sie sich gegen eine flüssigeBewegung sperren. Vor allem wirkt sich beim Schreiben derständige Wechsel der Drehrichtung hemmend auf den Bewe-gungsfluss aus. In ausgeschriebenen Handschriften sind alleBuchstaben umgeformt, die in der LA einen Drehrichtungs-wechsel verlangen, wie „a, d, g, h, m, n, r, z“ und andere.

achtmaliger Drehrichtungswechsel in der LateinischenAusgangsschrift

gleichbleibende Drehrichtung in ausgeschriebener Handschrift.

In der VA wird der Drehrichtungswechsel schon von vornhereinstark reduziert. Eine möglichst gleichbleibende Drehrichtungwird vor allem durch den geänderten Bewegungsverlauf inden Verbindungen erreicht.

Schreibt man die Kleinbuchstaben der VA von „a“ bis „z“ zu-sammen, so reduziert sich der Drehrichtungswechsel um mehrals die Hälfte gegenüber der LA.

Obere LinieMittelband

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VORAUSSETZUNGEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

3. Voraussetzungen für das Schreibenlernen

Wenn Kinder in der Schule Schreiben lernen sollen, stellt das an die Lehrerinnen und Lehrer viele unterschiedliche Anforderungen.Von den Lehrerinnen und Lehrern wird erwartet, dass sie genau wissen, welche Aufgaben und Anregungen Kinder brauchen umdas Schreiben von Buchstaben, Wörtern und Texten zu erlernen. Es wird auch erwartet, dass sie wissen, wie sie ein Kind individuellfördern können, wenn beim Lernen Probleme auftreten:

• wenn sich ein Kind z. B. nicht lange auf eine Aufgabe kon-zentrieren kann, sondern immer zappelt oder vom Stuhl fällt,

• wenn ein Kind Probleme hat, einen Stift angemessen zu halten, die Schrift unleserlich ist oder das Blatt immer Rissebekommt,

• wenn ein Kind Buchstaben spiegelverkehrt oder in einer falschen Spur schreibt und die Linien nicht trifft.

Es wird auch erwartet, dass Lehrerinnen und Lehrer die Kinderfördern, die schon zu Beginn der Schulzeit alle Buchstabenschreiben können und denen das Lernen leichter zu fallenscheint. Die Kinder kommen mit sehr unterschiedlichenVoraussetzungen, Möglichkeiten und Förderbedürfnissen indie Schule.Beim Schreibenlernen brauchen Kinder einen Unterricht mitfrontalen Phasen für die Erarbeitung der Grundlagen. Genausobrauchen sie ein fundiertes und differenziertes Angebot zumÜben und zur individuellen Förderung (s. Kapitel 6, vor allem6.2).

Lehrerinnen und Lehrer benötigen also ein fundiertes Wissenüber die Didaktik und Methodik des Schreibenlernens. Genausobrauchen sie ein Wissen darüber, welche Lernvoraussetzungenfür das Erlernen der Schriftsprache notwendig sind und wiesie bei Bedarf die Kinder fördern können. Sie brauchen einfundiertes Wissen über Entwicklungsprobleme oder Entwick-lungsstörungen, damit sie einen individuellen Förderplan fürjedes Kind erstellen können. Da Diagnostik die Grundlage füreine sinnvolle individuelle Förderung ist, muss der aktuelleEntwicklungsstand eines Kindes differenziert festgestelltwerden.Die einzelnen Bundesländer legen in Richtlinien fest, welchePflichten und Aufgaben die Schule genau hat, wenn ein KindProbleme beim Schreibenlernen hat und mit welchen TestsFörderbedürfnisse diagnostiziert werden sollen (z. B. Richtliniezur Förderung des Lesens, Schreibens und Rechnens aus Ham-burg vom November 2006).Wenn Kinder in der Schule schreiben lernen sollen, stellt dasauch an die Kinder viele Anforderungen.

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Um die vielen Fragen beantworten zu können und Ideen zubekommen, wie man helfen kann, ist es wichtig zu wissen, welcheAnforderungen beim Schreibenlernen an das Kind gestellt werden.

Um schreiben lernen zu können, muss ein Kind in der Lage sein,• für die Zeit der Bearbeitung einer Aufgabe ruhig und aufrecht auf einem Stuhl an einem Tisch zu sitzen (grobmotorische

Kompetenz),• aufmerksam und konzentriert eine Aufgabe zu bearbeiten (Aufmerksamkeit und Konzentration),• einen Stift im Zangengriff zu halten und in der bestimmten Schriftspur zu führen (grafomotorische Kompetenz),• sich mit den Augen orientieren und das Geschriebene zu kontrollieren (visuelle Kompetenz),• Worte in einzelne Laute zu unterteilen (auditive Kompetenz),• Laute den jeweiligen Zeichen bzw. Buchstabenkombinationen richtig zuzuordnen (Kompetenz in der Phonem -Graphem -

Zuordnung).

sich konzentrieren undaufmerksam sein

Laute hören

gerade undaufrecht sitzen

ruhig sitzen

die gelernteSchriftspur kennen

Laut-Buchstaben-Kombinationen kennen

Stift imZangengriff halten

Hand in Schriftspurbewegen

Füße aufstellenund entspannt sitzen

Handbewegungen mitden Augen kontrollieren

VORAUSSETZUNGEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

3.1 Die Sinne beim Schreibenlernen Den Anforderungen für das Schreibenlernen können Kinder gerecht werden,wenn sie bestimmte Entwicklungsvoraussetzungen mitbringen. Die verschie-denen Sinne haben für das Schreibenlernen unterschiedliche Bedeutungen.Übungen zur Förderung von Sinneswahrnehmung und sensorischer Integrationwerden in Kapitel 4 und 5 beschrieben.

der Sinn seine Funktion der Wahrnehmungs-bereich

die Tiefenwahrnehmung –das kinästhetische System

Grundlage für die Entwicklungdes Körperschemas

der Gleichgewichtssinndas vestibuläre System

Voraussetzung für die Entwick-lung aller Sinne

Bewegungsreize

Propriozeptoren inMuskeln, Sehnen und

Gelenken

Nervenbahnen

Gehirn Kraftsinn

Stellungssinn

Bewegungssinn

Spannungssinn

Lage des Körpers

Rezeptoren im Innenohr

Nervenbahnen

Gehirn

- Raumlagesinn

- Beschleunigungssinn

- Drehsinn

der Tastsinndas taktile System

1. passive Wahrnehmung:berührt werden

2. aktive Wahrnehmung:berühren, erkunden

Berührung

Hautrezeptoren(Haut, Hand, Mund)

Nervenbahnen

Gehirn

- Berührungssinn

- Erkundungssinn

- Temperatursinn

- Schmerzsinn

das Sehendas visuelle System

am häufigsten gebrauchter Sinn

- Figur-Grund-Wahrnehmung

- visuelles Gedächtnis

- visumotorische Koordination

- Form-Konstanz-Wahrnehmung

- Raum-Lage-Wahrnehmung- Farb-Wahrnehmung

das Hörendas auditive System

grundlegende Funktion für diemenschliche Kommunikation

- auditive Aufmerksamkeit

- auditive Figur-Grund-Wahrnehmung

- Diskrimination

- auditive Merkfähigkeit

- Verstehen des Sinnbezugs

- Lokalisation

Lichtwellen

Netzhaut im Auge

Sehnerv

Sehzentrum im Gehirn

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Schallwellen

Trommelfell, Innenohr

Gehörnerv

Hörzentrum im Gehirn

s. S. 20

s. S. 21

s. S. 22

s. S. 23

s. S. 25

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- angemessenes Gestühl oder ange-messene Sitzhaltung (evt. auf demBoden)

die Bedeutung für dasSchreiben

auftretende Problemeund Einschränkungen

Hilfe und Unterstüt-zung im Rahmendes Unterrichts

- angemessene Sitzhaltung

- adäquate Muskelspannung fürdie Grifftechnik

- Kontrolle der Bewegung vonHand und Fingern in Schriftspur

- Regulation der Kraft beim Führendes Schreibgerätes

zu schwacher/ zu starkerMuskeltonus:Kind fällt vom Stuhl, Kind zappelt,Stift fällt aus der Hand, Risse inSchreibunterlage durch zuvielDruck, unleserliches Schriftbild,Schmerzen beim Schreiben oderSitzen durch verkrampfte Muskeln

- Bewegungsangebote im Unterricht

- Spiele mit grob- und feinmoto-rischen Bewegungen

- richtiges Gestühl

- griffix®-Stifte

- Aufmerksamkeit durch ausge-glichenes Gleichgewicht

- Rechts-Links-Orientierung

- Regulation der Schreibge-schwindigkeit

Überempfindlichkeit/ Unteremp-findlichkeit:langsames Schreib- und Arbeits-tempo, ängstliche Arbeitseinstel-lung, motorische Ungeschicklich-keit, Bewegungsdrang, Konzentra-tionsprobleme

- haptische und visuelle Unterstützungzur Rechts-Links-Unterscheidung

- Tastspiele (ohne visuelle Wahrneh-mung)

Probleme beim Greifen von Lernge-genständen und Begreifen vonLerninhalten, Probleme mit derStifthaltung

- adäquate Grifftechnik(Zangengriff)

- Begreifen von Buchstabenformen

- angemessene Sitzoberfläche

Überempfindlichkeit des Schmerz-und Temperaturempfindens:Vermeiden des Sitzens auf demStuhlÜber-/ Unterempfindlichkeit desBerührungssinnes:

- Fingerspiele,

- Fingermalfarben

- griffix®-Stifte

- Brille

- Training visueller Differenzierung

- Kim-Spiele

- Erkennen von Buchstabenformen

- Merken von Buchstabenformen

- Kontrolle der Schreibbewegung

- Wiedererkennen von Buchstabenin unterschiedlichen Schriften

- Ausrichtung der Buchstaben

- Fehlsichtigkeit

- gering trainiertes visuelles Gedächtnis

- visuelle Kontrolle fehlt, Spiegel-schrift wird als richtig empfunden

- Hörgeräte

- Hör-Spiele ohne visuelle Ablenkung

- aufmerksames Zuhören

- Heraushören von Sprache

- Lautanalyse

- Merken des Wortlautes

- Bedeutungszuschreibung zu Worten

- adäquater Sitzplatz im Raum

- Schwerhörigkeit

- Probleme Laute zu unterscheidenund herauszuhören

- fehlender Filter für unwichtige Geräusche, daher Konzentrations-probleme

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VORAUSSETZUNGEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

Die Tiefenwahrnehmung und das Bewegungs-empfinden – das kinästhetische System

Das kinästhetische System mit seinen Rezeptoren in den Mus-keln, Sehnen und Bändern versorgt den Organismus mit Infor-mationen aus dem eigenen Körper. Es werden Muskelkontrak-tionen und Eigenbewegungen wahrgenommen. Dies ist dieGrundlage für die Tiefenwahrnehmung: Das Gehirn erkenntjederzeit, wo sich welche Körperteile befinden und wie sie sichbewegen. Aus dieser Erkenntnis entwickelt sich das Körper-schema sowie die Seitigkeit, denn jede Körperhälfte wird be-wusst wahrgenommen (s. Kapitel 3.3). Über das kinästhetischeSystem wird die Bewegung und Gelenkstellung wahr genom-men sowie der Krafteinsatz und die Muskelspannung reguliert.Zur Steuerung der Bewegung gehören aber auch die Informa-tionen der anderen Sinne. Erst durch eine gute Zusammen-arbeit bzw. adäquate Integration der Sinne können die Muskelnund Gelenke angemessen gesteuert und der Krafteinsatz sinn-voll reguliert werden, z. B. ist die sinnvolle Steuerung der Mus-keln und Gelenke beim Treppensteigen nur möglich, wenndas Gleichgewicht ausgeglichen ist und die Informationenaus dem visuellen System ausreichend sind. Wir stolpern,wenn wir am Ende der Treppe weiter steigen in der Annahme,es gäbe noch eine Stufe.

Bedeutung des kinästhetischen Systems beimSchreibenlernen

Beim Schreibenlernen müssen neue Bewegungen in der Schrift-spur der Buchstaben erlernt werden. Für die Regulation derBewegungsführung der Hand und der Finger ist eine visuelleKontrolle notwendig.Beim Schreibenlernen wird eine aufrechte Sitzhaltung gefor-dert. Wichtig dafür ist eine adäquate Regulation der Gelenk-stellung, der Muskelspannung, der Bewegung und des Kraftein-satzes. Außerdem ist ein ausgeglichenes Gleichgewicht not-wendig.

Ein zu schwacher Muskeltonus kann dazu führen, dass demKind ständig der Stift aus der Hand fällt, weil es ihn nicht gutgreifen kann. Viele Schreibgeräte sind zu dünn oder das Kindgreift den Stift nicht im Zangengriff. Um ihren schwachenMuskeltonus zu kompensieren, entwickeln viele Kinder eineverkrampfte Schreibhaltung.Kinder mit sehr hohem Muskeltonus oder viel Körperspannungfallen in der Schule auf, weil sie kippeln, zappeln oder durchden Raum laufen. Sie haben Probleme sich zu konzentrierenund ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren.Die Kinder, die Probleme haben, ihre Bewegung oder den Kraft-einsatz adäquat zu steuern, sind häufig unzufrieden mit ihrenSchreibergebnissen. Beim Schreiben entstehen häufig Löcherund Risse auf dem Papier, weil sie den Stift verkrampft haltenund zu kräftig auf das Papier drücken.

Hilfen und Unterstützung für die kinästhetischeWahrnehmung

Kinder mit Problemen in der kinästhetischen Wahrnehmungbrauchen Unterstützung.Manchmal genügt ein Sitzkissen mit Noppen als Stimulus unddas Kind kann sich sitzend konzentrieren. Sinnvoll ist, dass dasKind mit entscheidet, welche Sitzhaltung für sein Lernen för-derlich ist. Ein Sitzball ist meist nicht förderlich, da er nebender Kontrolle der Muskelspannung viel Konzentration und vorallem einen guten Gleichgewichtssinn voraussetzt. Dem Kindbleibt dann nicht mehr viel Energie und Aufmerksamkeit fürseine Arbeit. Es kommt auch auf die Größe des Gestühls imKlassenraum an. Jedes Kind braucht einen seiner Körpergrößegerechten Stuhl und Tisch, damit eine aufrechte Sitzhaltunganatomisch möglich ist. In Kapitel 3.2 werden die für Schulmö-bel geltende DIN- Norm sowie die neue Euronorm vorgestellt.

Wenn ein Kind Probleme mit dem Muskeltonus hat, die An-spannung oder Entspannung der Muskeln also nicht adäquatregulieren kann, helfen Ergotherapie oder Psychomotorik. Mitdieser professionellen Hilfe kann die Eigenwahrnehmunggezielt und individuell außerhalb der Schule über einen län-geren Zeitraum erfolgreich gefördert werden.

Bei einigen Kindern sind die taktil-kinästhetischen Rück-meldeprozesse nicht so ausgeprägt. Sie haben Schwierig-keiten, Schreibbewegungen taktil-kinästhetisch zu steuernund zu kontrollieren und sind verstärkt auf die visuelleKontrolle angewiesen.

Probleme bei der kinästhetischen Wahrnehmung

Kinder mit zu schwachem Muskeltonus haben Probleme mitder aufrechten Sitzhaltung. Sie fallen beim Sitzen in sich zu-sammen oder sogar vom Stuhl. Sie scheinen im Unterricht zuträumen, weil sie mit ihrer Aufmerksamkeit mehr bei der Auf-rechterhaltung ihres Körpers sind.

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Die unterschiedlichen griffix®-Schreibgeräte können Kindermit Problemen des Muskeltonus unterstützen. Durch die vor-gegebene Grifftechnik im Zangengriff (vgl. Kapitel 3.4) kannsich das Kind besser auf den Bewegungsablauf und die Regu-lation des Muskeltonus und des Krafteinsatzes konzentrieren.Die einzelnen griffix®-Schreibgeräte bieten in diesem Zusam-menhang folgende Möglichkeiten, auf Förderbedürfnisseeinzugehen:

Der Gleichgewichtssinn – das vestibuläre System

Das vestibuläre System mit seinen Rezeptoren im Innenohrversorgt den Organismus mit Informationen über die Wahr-nehmung der Schwerkraft, der Drehbewegungen und derhorizontalen und vertikalen Beschleunigung. Über das Innen-ohr werden Schwingungen wahrgenommen, die an das Gehirnweitergeleitet werden. Das Gleichgewichtssystem ist dieVoraussetzung für die Aufrechterhaltung des Körpers und dieOrientierung im Raum. Es ist eng mit dem kinästhetischenSystem verknüpft, dessen Informationen es braucht, um seineBewegungen und die Lage des Körpers im Raum zu steuern,um bei Bedarf Anpassungsbewegungen durchführen zu kön-nen. Auch die Informationen des visuellen Systems helfen, dasGleichgewicht zu halten. Das weiß jeder, der auf hoher Seeauf einem Schiff schon einmal seekrank wurde. Ein Blick aufden Horizont hilft, um dem Gehirn die Information von Bestän-digkeit zu geben, obwohl der Boden unter den Füßen schwankt.

Bedeutung des vestibulären Systems beimSchreibenlernen

Wenn ein Kind einen gut entwickelten Gleichgewichtssinnhat, ist es wach und kann seine Aufmerksamkeit und Konzen-tration auf das Lernen fokussieren. Wenn das vestibuläre unddas kinästhetische System gut zusammenarbeiten, kann einKind aufrechter sitzen. Aus dieser Zusammenarbeit entwickeltdas Kind sein Körperschema. Aus diesem Körperschema bildetsich die Rechts- Linksorientierung heraus (s. Kapitel 3.3).Die Orientierung im Raum und ein entwickeltes Körperschemasind die Grundvoraussetzungen für die Orientierung in derUmwelt: in der Schule, im Klassenraum, im eigenen Material,auf einem Blatt Papier. Auf dieser Grundlage kann das Kindschreiben lernen: von links nach rechts schreiben, sich aufden Linien orientieren, die eigene Schriftgröße regulieren usw.Die Wahrnehmung der Beschleunigung ist Grundlage für dieRegulation der Schreibgeschwindigkeit.

Probleme bei der vestibulären Wahrnehmung

Kinder mit Problemen in der vesitbulären Wahrnehmunghaben Schwierigkeiten sich auf den Unterricht zu konzentrie-ren. Sie fallen durch motorische Ungeschicklichkeit und einlangsames Schreib- und Arbeitstempo auf.Die Kinder, die Probleme in der Rechts-Linksorientierung haben,schreiben manchmal spiegelverkehrt oder von rechts nachlinks. Oder ihnen fehlt manchmal eine Orientierung auf demBlatt und sie wissen nicht, mit welcher Aufgabe sie anfangensollen. Diese Kinder brauchen vor allem eine Unterstützungzur Orientierung im Raum und der Unterscheidung von rechtsund links.

• Kinder, die beim Schreiben viel Druck auf das Schreibgerätausüben, können mit dem Wachsschreiber erfolgreich arbeiten, da dieser mehr Druck benötigt. Die Unterschiededes Drucks und Krafteinsatzes werden mit dem Wachs-schreiber durch die unterschiedlichen Spuren auf dem Papier sichtbar.

• Für das Schreiben und Spuren mit dem Bleistift ist ein vielpräziserer Einsatz der Muskelkraft und eine genauere Stift-führung nötig, da die Spur dünner ist. Die Mine ist weichund das Geschriebene kann leicht radiert und korrigiert werden.

• Der Tintenschreiber kann locker gehalten werden und er-möglicht durch einen leichten Abrieb das Spuren mit weni-ger Druck. Kinder mit einer verkrampften Schreibhaltungkönnen hiermit üben, den Stift leichter und lockerer zu halten.

• Das Schreiben mit dem Füller beginnt erst, wenn ein Kindseinen Muskeltonus zum Schreiben adäquat einsetzen und den Stift angemessen führen kann.

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VORAUSSETZUNGEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

Hilfen und Unterstützung für die vestibuläreWahrnehmung

Damit das Kind seine Aufmerksamkeit auf den Unterrichtkonzentrieren kann, reicht manchmal eine Unterstützung deraufrechten Sitzhaltung, z. B durch ein Keilkissen. Andere Kinderwiederum rutschen mit dieser Unterstützung eher vom Stuhl.Auch hier ist es sinnvoll, mit dem Kind gemeinsam das richtigeHilfsmittel herauszufinden.Wenn ein Kind Probleme hat, beim Schreiben auf einem linier-ten Blatt die Linien zu treffen und die Diagnostik ergibt, dassnicht visuelle Probleme der Grund dafür sind, können speziellePapiere mit tastbaren Linien zur Orientierung helfen.Die Rechts- Linksorientierung kann durch eine klare visuelleUnterstützung gefördert werden (rechts ist rot, links ist blau).Sinnvoll ist es dabei, ein einheitliches System für die Rechts-Linksorientierung im Raum, auf dem Blatt Papier und zumLesen zu gebrauchen.

Störungen im Körperschema sollten nicht im Rahmen desUnterrichts therapiert werden. Auch die Entwicklung einesKörperschemas wird professionell durch Psychomotorik, z. B.in der Ergotherapie gefördert.

Der Tastsinn – das taktile System

Das taktile System mit seinen Rezeptoren in der Haut versorgtden Organismus mit Informationen über Berührungsreize. DieHaut ist das ausgedehnteste Sinnesorgan des Körpers, mitdem der Mensch mit seiner Umwelt in Kontakt tritt. Die Tast-körperchen unter der Haut nehmen Berührungsreize wahrund senden diese als elektrische Impulse über die Nervenbah-nen an das Gehirn weiter. Die Berührungsreize entstehen,wenn die Haut, der Mund oder die Finger berührt werden(Berührungssinn) oder wenn sie selbst etwas ertasten bzw.begreifen (Erkundungssinn). Neben dem Berühren und Erkun-den sind die Wahrnehmung von Temperatur und Schmerzweitere Bereiche der taktilen Wahrnehmung.

Die verschiedenen Berührungsreize werden von jedem Men-schen subjektiv unterschiedlich empfunden. Die Bewertungist abhängig von den individuellen Erfahrungen und der Inte-gration der verschiedenen Wahrnehmungsbereiche. Ein objek-tiv positiver Berührungsreiz kann subjektiv als unangenehmempfunden werden und Abwehr- bzw. Vermeidungshandlun-gen hervorrufen.Durch die Dominanz der visuellen Wahrnehmung wird dasBegreifen im Laufe der kindlichen Entwicklung in den Hinter-grund gedrängt. Die taktile Wahrnehmung ist die erste, diesich im Mutterleib entwickelt. Deshalb greifen wir auf sieimmer zurück und „begreifen“ die Welt.

Bedeutung der taktilen Wahrnehmung für dasSchreibenlernen

Das Erkunden ist beim Lernen ein wesentlicher Zugang zumBegreifen von Lerninhalten. Die Fingerkuppen sind sehr sensi-bel, da dort unter der Haut sehr viele Tastkörperchen liegen.Blinde Menschen können die Brailleschrift mit den Fingerkup-pen ertasten und die fehlende visuelle Wahrnehmung vonSchrift so kompensieren. Sehenden Menschen fällt es schwer,die Blindenschrift zu ertasten, da die visuelle Wahrnehmungbei ihnen dominiert.Wenn die Finger das Schreibgerät greifen, berühren die Finger-kuppen die Oberfläche des Schreibgerätes. Die Berühungsreizekönnen als angenehm oder unangenehm empfunden werdenund damit die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeitdes Kindes beeinflussen.Beim Sitzen hat das taktile System durch die Beschaffenheitdes Gestühls und des Tisches eine Bedeutung.

Probleme bei der taktilen Wahrnehmung

Kinder entwickeln Strategien, mit denen sie unangenehmeBerührungsreize vermeiden.Manche Kinder vermeiden das Berühren unbekannter Materi-alien mit den Fingern, z. B. Knete. Sogar das Berühren vonSchreibgeräten kann vermieden werden, weil die Berührungder Materialoberfläche als unangenehm empfunden wird,z. B. bei Wachskreide oder Fingermalfarbe. Wenn sich deswe-gen eine falsche Grifftechnik entwickelt, hat das negative Aus-wirkungen auf das Schriftbild und infolgedessen auf die Moti-vation zum Schreiben lernen.Wenn die Sitzoberfläche eines Holzstuhls zu hart oder zu kaltist, mögen manche Kinder nicht darauf sitzen. Sie versuchendie Oberfläche deswegen so wenig wie möglich zu berührenund bewegen sich unruhig auf dem Stuhl.

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Hilfen und Unterstüzung für die taktile Wahrneh-mung

Im Rahmen der Schule kann durch einfache Hilfsmittel auf dieindividuellen Bedürfnisse eines Kindes eingegangen werden.Grundsätzlich gilt, dass eine Konfrontation mit unangeneh-men Hautreizen im Rahmen schulischen Lernens nicht ange-bracht ist.Beim Erlernen der Buchstabenformen kann die taktile Wahr-nehmung einbezogen werden, indem Buchstabenformen ausSandpapier ertastet und begriffen und Schriftspuren in Vogel-sand nachgespurt werden (s. Kapitel 6.2). Beim Ertasten vonBuchstabenformen sollte die visuelle Wahrnehmung möglichstausgeschaltet werden (durch eine Augenbinde oder einenFühlsack).Die Fingerkuppen berühren das Schreibgerät, wenn die Fingeres greifen. Der günstigste Griff ist der Zangengriff, da er denFingern genügend Bewegungsspielraum lässt (s. Kapitel 3.4).So können alle Grundformen der Schrift (s. Kapitel 2) durchdie Bewegung der Finger gespurt werden (s. Kapitel 6.1). DasHandgelenk und der Arm müssen sich dabei nicht bewegen.Die in Kapitel 5 benannten Übungen zur Feinmotorik fördernauch die Sensibilität der Fingerkuppen.Das griffix®-Schreiblernsystem bietet für Kinder mit taktilenProblemen folgende Anreize:

Zur Unterstützung einer aufrechten Sitzhaltung kann eineFußbank oder ein Kirschkernkissen unter dem Tisch als taktilerStimulus ausreichend sein. Wenn das Kind diese Hilfsmittelbarfuß ertastet, verändert sich meist schon automatisch dieSitzhaltung, sie wird aufrechter. Manchem Kind reicht derHinweis darauf, dass die Füße und vor allem die Hacken richtigauf dem Boden stehen sollen. Es ist sinnvoll gemeinsam mitdem Kind herauszufinden, welche Unterstützung alsangenehm und damit förderlich empfunden wird.

Das Sehen – das visuelle System

Das visuelle System mit seinen Rezeptoren im Auge versorgtden Organismus mit Informationen aus der Umwelt.Lichtwellen werden über die Netzhaut und den Sehnerv alsImpulse an das Sehzentrum im Gehirn weitergeleitet. DieInformationen aus beiden Augen ergeben dann im Gehirn eindreidimensionales Bild. Es werden Farben und Muster unter-schieden. Die visuellen Informationen über den Raum um unsherum (Strukturierung, Untergrund, Wände, Hindernisse) so-wie über bewegliche Objekte brauchen wir zur Kontrolle unse-rer Körperhaltung und Fortbewegung, zur Lokalisation mögli-cher Reizquellen und zur Orientierung im Raum.Das Sinnesorgan Auge wird am häufigsten gebraucht. Es kanndaher schnell mit Sinneseindrücken überlastet werden. Durchdas Fernsehen sind Kinder heute geübt, sich schnell auf neueBildreize einzulassen. Jedoch kann es ihnen schwer fallen, sichlängere Zeit auf einen visuellen Reiz zu konzentrieren und sichmit ihm auseinander zu setzen.Das Sehen ist für die kognitive und emotional-soziale Entwick-lung von Kindern im Vor- und Grundschulalter besonders rele-vant, weil nahezu alle in diesem Alter geforderten Leistungen(Basteln, Malen, Schreiben u. a.) unter visumotorischer Kon-trolle stehen.

• Die Stifte haben alle die gleiche Form und Größe und fordern zu gleicher Griffhaltung heraus .

• Die Mulden für Zeigefinger und Daumen sind noch gleichbeim ersten Stift des griffix®-Schreibsystems, dem Wachs-schreiber. So besteht die Möglichkeit, den Stift von Rechts-

und Linkshändern gleichzeitig zu nutzen.

• Die Wachskreide muss nicht direkt berührt werden, da sie beim Wachsmaler als Mine vom Stift umhüllt wird(vgl. weiter oben: Vermeiden von Berührungen).

• Bei den drei anderen Stiften haben die vorgegebenen Griffmulden unterschiedliche taktile Reize: die Mulde fürden Zeigefinger ist geriffelt, in der Mulde für den Daumenist ein kleiner Hügel und die Mulde für den Mittelfingerist glatt. Außerdem sind die Mulden an die Finger anato-misch angepasst. Für Linkshänder gibt es jeweils eine entsprechende Version.

VORAUSSETZUNGEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

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Bedeutung der visuellen Wahrnehmung für dasSchreibenlernen

Die verschiedenen Wahrnehmungsbereiche des Sehens habenunterschiedliche Bedeutung für das Schreibenlernen:

• die visumotorische Kontrolle (Auge-Hand-Koordination) - die Fähigkeit, die eigenen Bewegungen visuell zu kontrol-lieren:Arm- und Handbewegungen werden durch visuelle Infor-mationen gesteuert. Dies ist wichtig beim Erlernen der Schriftspur von Buchstaben. Die Schriftspur muss mit demvisuellen System erfasst werden. Die Hand wird dann in dervorgegebenen Schriftspur bewegt und die Bewegungen werden wiederum visuell kontrolliert.

• die Figur-Grundwahrnehmung – die Fähigkeit, wichtige Informationen (die Figur) von unwichtigen (dem Hintergrund)zu unterscheiden.Dies ist die Voraussetzung für die Wahrnehmung und das Wiedererkennen von Gegenständen und Gestalten, für dieRaumwahrnehmung und die Formerkennung, u. a. von Buch-staben.

• die Formkonstanzwahrnehmung – die Fähigkeit eine Formauch in anderer Größe und Farbe als konstant wahrzuneh-men.Im Erstleseunterricht müssen Buchstaben auch in einer anderen Schriftart, -farbe und -größe oder in anderer Umge-bung oder vor anderem Hintergrund wiedererkannt werden.Wichtig: Wenn eine Form, z. B. ein Buchstabe, nicht als kon-stant wahrgenommen wird, kann er auch nicht memoriertund deshalb auch nicht wiedergegeben werden.

• die visuelle Raum-Lage-Wahrnehmung - das Erkennen derLage und der räumlichen Beziehungen von Gegenständen zu sich selbst auf der Basis eines angemessenen Körpersche-mas.Diese Wahrnehmung macht die Unterscheidung von Buch-staben möglich, da sich manche Buchstaben in ihrer Form nur durch ihre Lage unterscheiden (z. B. b, q, d, p).

• das visuelle Gedächtnis – die Fähigkeit sich an Gesehenes zu erinnern.Das visuelle Gedächtnis ist eine Voraussetzung für die kogni-tive Entwicklung. Beim Schreibenlernen müssen Buchstaben-formen richtig erkannt, erinnert und zugeordnet werden.

Probleme bei der visuellen Wahrnehmung

Mittlerweile können Fehlsichtigkeiten, wie Weitsichtigkeitoder Kurzsichtigkeit, schon bei Babys erkannt und deren Sehenmit einer Brille unterstützt werden. Eine frühzeitigeBehandlung von Fehlsichtigkeit durch Augenärzte ist nötig,damit sich das visuelle Gedächtnis und die anderen Bereicheder visuellen Wahrnehmung gut entwickeln können.Manche Sehstörungen werden erst spät oder gar nicht erkannt.In der Schule können Kinder mit Beeinträchtigungen in dervisuellen Wahrnehmung auffallen,

• weil sie sich häufig verletzen oder andere Kinder umrennen.Sie können sich im Raum schlecht orientieren oder erkennenHindernisse erst spät und können dann nicht mehr auswei-chen.

• weil sie Probleme haben, auf einer geraden Linie zu schreibenund ihre Schrift in der Luft hängt.

• weil sie unruhig werden oder die Arbeit verweigern, wenn sie von der Tafel abschreiben sollen. Sie können die Schrift an der Tafel nicht erkennen, werden unsicher oder wütend,

• weil sie bestimmte Buchstaben spiegelverkehrt oder gedrehtschreiben (z. B. b, p, q, d). Ihnen fehlt u. a. die Orientierung an einer ausgeprägten Seitigkeit. Sie haben Probleme in dervisuellen Kontrolle und können ihr Schreibergebnis nicht mit der Vorlage abgleichen und somit keine Unterschiede feststellen.

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Möglichkeiten der Förderung der visuellenWahrnehmung in der Schule

Die fundierte Förderung einer Sehstörung basiert auf der aus-führlichen Diagnostik, die beim Augenarzt durchgeführt wird.Je früher und differenzierter eine Fehlsichtigkeit erkannt undbehandelt wird, umso schneller kann ein Kind den Gebrauchvon Hilfsmitteln einüben und sein Sehen trainieren.Durch Spiele mit optischen Täuschungen wird eine differen-zierte visuelle Wahrnehmung gefördert und das bewussteHin-Sehen geschult. Mit den so genannten KIM-Spielen könnenin der Schule die unterschiedlichen Bereiche der visuellenWahrnehmung gefördert werden (Spiele vgl. 25, S. 74 ff. undKapitel 4.3).Für das Schreibenlernen ist grundsätzlich eine gute und aus-reichende Beleuchtung am Arbeitsplatz förderlich. Die Licht-quelle muss von der richtigen Seite kommen, damit sie überdas Geschriebene keinen Schatten wirft (s. Kapitel 3.2).Verschiedene Schreibunterlagen (für Rechts- und Linkshänder)können bei der Orientierung auf dem Arbeitsplatz helfen.Manche Kinder können auf einem Linienblatt mit größeremLinienabstand und dickeren Linien besser ihre Schwung- undSchreibübungen bearbeiten. Außerdem sind kontrastreicheSchreibutensilien hilfreich (dickerer schwarzer Stift auf weißgebleichtem Papier).

Das Hören – die auditive Wahrnehmung

Das auditive System mit seinen Rezeptoren im Ohr versorgtden Organismus mit Informationen aus der Umwelt. BeimHören werden Schallwellen vom Außenohr über das Innenohrund den Hörnerv an das auditive Zentrum im Gehirn weiter-geleitet. Es werden Töne, Geräusche und Klänge sowie dieEntfernung und die Richtung von Schallquellen erkannt undunterschieden.Die auditive Wahrnehmung ist von großer Bedeutung für dieKommunikation zwischen Menschen: für das Hören, dasVerstehen und für das Miteinander-Sprechen.

Bedeutung der akustischen Wahrnehmung beimSchreibenlernen

Die auditive Wahrnehmung ist vom Erlernen des Sprechensnicht zu trennen. In den folgenden Bereichen ist das Hörenfür das Erlernen der gesprochenen Sprache, für das Lernen inder Schule und für das Schreibenlernen relevant:

• die auditive Aufmerksamkeit – die Fähigkeit, sich auf auditiveReize einzustellen, sich auf Gehörtes zu konzentrieren

• die auditive Figur-Grund-Wahrnehmung – die Fähigkeit zurselektiven Aufmerksamkeit für wesentliche akustische Reize.

Wichtige Reize (Figur, z. B. Stimme der Lehrperson) werden vonunwichtigen (Hintergrund, z. B. Geräuschkulisse im Klassen-raum) unterschieden.

• die Lautdiskrimination oder phonematische Differenzierung- die Fähigkeit, sprachliche und nichtsprachliche Laute nachunterschiedlichen Kategorien (kürzer/länger, lauter/leiser,schneller/langsamer und gleich/verschieden) voneinanderzu unterscheiden. Es ist die Grundlage für das Erlernen der Sprache und für die Lautanalyse und damit für die Phonem-Graphem-Zuordnung. Ein Wort kann geschrieben werden, wenn die Laute in einer bestimmten Reihenfolge analysiertwerden. Jedem Laut (Phonem) wird ein Buchstabe oder eineBuchstabenkombination (Graphem) zugeordnet. Das Schreib-gerät kann dann in der Schriftspur der Buchstaben in der vorgegebenen Reihenfolge über das Blatt Papier geführt werden.

• die akustische Lokalisation - die Fähigkeit, eine Geräusch-quelle im Raum einzuordnen und zu erkennen, aus welcherRichtung sie kommt. Die Lautlokalisation macht es möglich,dass die Laute in einem Wort in der speziellen Reihenfolgedifferenziert werden, d. h. es können die einzelnen Phonemein der richtigen Reihenfolge analysiert werden und das WortREGEN wird nicht zu dem Wort NEGER. 50% aller Wörter können richtig geschrieben werden, wenn die Laute (Phone-me) richtig analysiert und dann jeweils einem Buchstabenoder einer Buchstabenkombination (Graphemen) zugeordnetwerden. Die Lautdiskrimination ist also Voraussetzung für die Phonem-Graphem-Zuordnung.

• die auditive Merkfähigkeit - die Fähigkeit, auditive Sequen-zen zu behalten - Grundlage für das Erlernen von Sprache.Der Wortklang wird memoriert, um ihn abrufen und artiku-lieren zu können. Piktogramme können dennoch eine gutevisuelle Unterstützung sein um sich Gehörtes zu merken. Wenn das auditive Gedächtnis gut trainiert ist, können ge-hörte Anweisungen umgesetzt werden. Allerdings muss dem Gehörten auch eine Bedeutung zugewiesen werden können.

Der zuständige Augenarzt und die Blinden- und Sehbehinder-tenvereine bieten bei Bedarf individuelle Beratung an. ImRahmen des Unterrichts in der Schule kann bei Bedarffachliche Beratung durch Blinden- und Sehbehinderten-pädagoginnen über das Schulamt angefordert werden.

Probleme bei der akustischen Wahrnehmung

Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Hörproblemenist Voraussetzung für eine gute Sprachentwicklung. Kindermit Problemen beim Hören können Sprachfehler entwickeln,die das Lernen in der Schule erschweren. Ein Kind, das nichtrichtig hört und nicht deutlich genug spricht, bekommt Proble-me beim Erlernen der Rechtschreibung. Ein Aussprachefehlererschwert die korrekte Aussprache der so genannten Pilotspra-che (= so sprechen wie man schreibt). Die Pilotsprache ist dieGrundlage für die Diskrimination der Laute in einem Wort unddamit Voraussetzung für die Phonem-Graphem-Zuordnung.Kinder, die Probleme im Bereich der auditiven Merkfähigkeithaben, können sich Wörter und die Reihenfolge der Laute nichtrichtig merken. Sie schreiben daher Wörter falsch und erkennendie Fehler nicht.Kinder mit Problemen beim Hören können sich nicht auf dieAnsage der Lehrperson konzentrieren und können aus derGeräuschkulisse im Klassenraum wichtige von unwichtigenakustischen Reizen nicht unterscheiden.

Möglichkeiten der Förderung der akustischenWahrnehmung

Grundsätzlich sollte in einem Klassenraum darauf geachtetwerden, dass die allgemeine Geräuschkulisse so gering wiemöglich ist.Im Rahmen des Unterrichts können Hör-Spiele die verschie-denen Bereiche der akustischen Wahrnehmung fördern(26, S.74 ff. und Kapitel 4.3).Beim Schreibenlernen können Lautgebärden unterstützendeingesetzt werden: Dem einzelnen Laut wird eine Lautgebärdezugeordnet. Die Bewegung der Lautgebärde fokussiert dieAufmerksamkeit auf einen einzelnen Laut und unterstützt dieSynthese (das Zusammenziehen) der Laute beim Lesen.

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VORAUSSETZUNGEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

Die fundierte Förderung bei Schwerhörigkeit basiert auf derausführlichen Diagnostik, die der HNO-Arzt durchführt. Jefrüher und differenzierter eine Schwerhörigkeit erkannt undbehandelt wird, umso schneller kann ein Kind den Gebrauchvon Hilfsmitteln (z. B. einem Hörgerät) einüben und sein Hörentrainieren. Der zuständige HNO-Arzt bietet bei Bedarf indi-viduelle Beratung an. Im Rahmen des Unterrichts in derSchule kann bei Bedarf fachliche Beratung durch Schwerhörig-enpädagogen über das Schulamt angefordert werden.

3.2 Sitzhaltung, Gestühl und Beleuchtung

Im Unterricht ist es sinnvoll, wechselnde Sitzhaltungen zu tolerieren und Bewegung im Unterricht zu fördern und zu praktizieren,z. B. mit Bewegungspausen, Stehphasen, Sitzkreis am Boden usw. Der Tisch und der Stuhl müssen für die Körpergröße des Kindesangemessen sein (gemäß der DIN-Norm ISO 5970/1981).Da die Kinder einer Klasse unterschiedliche Körpergrößen haben, kann es sein, dass bis zu drei unterschiedliche Größen in einemKlassenraum stehen.Die neue europäische Norm, pr EN 1729/ E 1995, definiert nicht nur eine physiologisch richtige Sitzhaltung, sondern darüber hinausdas dynamische Sitzen durch unterschiedlich zulässige Sitzwinkel, Sitzhöhen, Tischwinkel und Tischhöhen.

Dynamisches Sitzen bedeutet, nicht ständig in einer bestimmten Sitzhaltung zu verharren, sondern vielfältige und abwechslungs-reiche Sitzpositionen einnehmen zu können.

Die physiologisch richtige Sitzhaltung

Die wichtigsten Mindestanforderungen an Tisch und Stuhl in der Schule und für zu Hause:

Falls doch eine Buchablage angebracht

wird, so muss zwischen Oberschenkel

und Buchbrett ausreichender Spielraum

bleiben.

Zwischen Unterseite des Oberschenkels

und dem Sitz an seiner Vorderkante darf

keine Berührung bestehen, damit kein

Druck auftritt.

Beide Füße müssen voll den Boden

berühren.

Mindest-

beinfreiheit

Die Rückseite des Unterschenkels darf

den Sitz nicht berühren.

Die Lehne soll den Rücken in

Hörhaltung unterhalb der

Schulterblätter, in Schreib-

haltung am Beckenrand

abstützen. Die Beckenrand-

abstützung darf nicht federn.

Die Ellenbogenspitze soll sich

in Höhe der Tischplatte oder

etwas darunter befinden.

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Gestühlgrößen-Übersicht nach DIN ISO 5970

Körpergröße 173 cm und mehrKennfarbe blauTischhöhe 76 cmSitzhöhe 46 cmGröße 6nach DIN ISO 5970

Körpergröße 158 bis 172 cmKennfarbe grünTischhöhe 70 cmSitzhöhe 42 cmGröße 5nach DIN ISO 5970

Körpergröße 143 bis 157 cmKennfarbe rotTischhöhe 64 cmSitzhöhe 38 cmGröße 4nach DIN ISO 5970

Körpergröße 128 bis 142 cmKennfarbe gelbTischhöhe 58 cmSitzhöhe 34 cmGröße 3nach DIN ISO 5970

Körpergröße 113 bis 127 cmKennfarbe violettTischhöhe 52 cmSitzhöhe 30 cmGröße 2nach DIN ISO 5970

Beleuchtung

Das Licht muss aus der Richtung kommen, in welche die Schreib-spitze zeigt (bei Rechtshändern von links und bei Linkshändernvon rechts). Grelles Licht blendet und ist anstrengend für dieAugen.

Das Heft muss beim Rechtshänder leicht nach links geneigt(ca. 30 Grad) und beim Linkshänder leicht nach rechts geneigtwerden (ca. 15 Grad). Um sich beim Schreiben nicht zu behindern,sollten Kinder so platziert sein, dass die Schreibarme sich nichtberühren können.

VORAUSSETZUNGEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

3.3. Seitigkeit

Die Seitigkeit ist eine weitere wichtige Voraussetzung für dasSchreibenlernen. Bei Schuleintritt ist die Seitigkeit bei denmeisten Kindern gut sichtbar: Sie bevorzugen für die meistenTätigkeiten eine Körperseite. Ein Kind malt z. B. immer mit dergleichen Hand, benutzt die Schere immer mit der gleichen Handoder es schießt den Fußball immer mit dem gleichen Fuß, siehtimmer mit dem gleichen Auge durch ein Schlüsselloch undtelefoniert immer mit dem gleichen Ohr. Bei ca. 80 % der Kinderliegt eine Dominanz der rechten Seite vor, bei ca. 10 % eineDominanz der linken Seite und ca. 10 % gelten als beidseitig.Die Seitigkeit oder Lateralität entwickelt sich in den erstenLebensjahren in der Regel automatisch: Wenn sich die obengenannten Sinne (s. Kapitel 3.1) durch ausreichende Bewegungund Anregung aus der Umwelt gut entwickeln und wenn dieSinne gut zusammenarbeiten, kooperieren auch die beidenGehirnhälften gut miteinander. Dann bilden sich bestimmteFunktionen in der einen Gehirnhälfte und andere Funktionenin der anderen Gehirnhälfte aus. Diese Spezialisierung einerFunktion in einer Seite des Gehirns nennt man Seitigkeit oderLateralität. Die Funktionsspezialisierung ist wichtig, da sicheine Funktion nicht auf beiden Seiten des Gehirns gleich gutentwickeln kann.

Probleme beim Schreibenlernen durchunausgewogene Lateralität

Beim Schreibenlernen können Probleme auftreten, wenn dieLateralität nicht ausgebildet ist. Ein Kind malt dann z. B.abwechselnd mit beiden Händen oder benutzt die Schereeinmal mit der linken Hand und einmal mit der rechten Hand.Wenn es auch bei den Schreibübungen die Hand wechselt,kann sich die Funktion der Handgeschicklicheit nicht für beideHände gleichzeitig entwickeln.Wenn die Entwicklung der Lateralität verzögert oder gestörtist, hat das Kind Probleme mit der Wahrnehmung und Unter-scheidung von rechts und links. Es kann die Lage und Stellungseines Körpers in Bezug zur Umwelt nicht adäquat wahrneh-men und hat deshalb Schwierigkeiten mit der Raum-Lage-Wahrnehmung von Gegenständen. Es hat Probleme mit derSchreibrichtung von links nach rechts, es vertauscht Buchsta-ben, die ähnlich aussehen und erkennt Spiegelschrift nicht alsfalsch.

29

Bei beidhändigen Kindern, die keine „Ambidexter“ sind(die also keine eindeutige Schreibhand benutzen), solltefachliche Unterstützung z. B. bei Psychologen und Lern-therapeuten gesucht werden. Denn ohne eine Funktions-spezialisierung in den Gehirnhälften kann sich keine„führende“ Hand zum Schreibenlernen entwickeln.Es können sich nicht beide Gehirnhälften gleich spezialisiertentwickeln. Es müssen bei Kindern Probleme entweder beider Wahrnehmung durch die Sinne oder bei der Verarbei-tung dieser Wahrnehmung im Gehirn vorliegen. Dies kannnur von Fachleuten festgestellt und therapiert werden.

Bei den sogenannten „umgepolten“ Linkshändern liegt grund-sätzlich eine Dominanz der linken Körperhälfte vor, d. h. siebenutzen bei motorischen Tätigkeiten bevorzugt die linkeKörperhälfte. Sie schreiben jedoch mit der rechten Hand, weilihnen diese als Schreibhand vorgegeben wurde. Aus dieser„Umpolung“ für die Funktion der Schreibbewegung könnensich Schwierigkeiten beim Lernen ergeben, doch dies mussnicht zwangsläufig so sein. Eine professionelle Beratung durchLerntherapeuten oder Linkshänderberater kann auf der Basiseiner ausführlichen Diagnostik Hilfestellung bieten.So genannte beidhändige Kinder benutzen bei Tätigkeiten miteiner Hand abwechselnd die linke oder die rechte Hand. Diese„Ambidexter“ entwickeln beim Schreiben eine Lateralität undbevorzugen immer eine Hand. Sie haben beim Schreibenlernenmeist keine Probleme.

Bereich Aufgaben links rechts

Auge

Sieh mal durch das Schlüsselloch.

Schau in das Kaleidoskop.

Guck durch diese Papprolle.

Bereich Aufgaben links rechts

Ohr

Tickt diese Armbanduhr/dieser Wecker?(An welchem Ohr wird dies überprüft?)

Komm, lass uns telefonieren.(Mit welchem Ohr will das Kind hören?)

Bereich Aufgaben links rechts

Hand

Öffne bitte diese Flasche und gieße etwas in das Glas.

Hebe bitte die Puzzleteile vom Boden auf.

Du bist dran mit Würfeln.

Hilfen und Unterstützung beim Schreibenlernen

In der Schule kommt es darauf an, dass auf Probleme mit derHändigkeit und mit der Rechts-Linksorientierung Rücksichtgenommen wird.Grundsätzlich unterstützt der Einsatz von Bewegungsspielenund -übungen für alle Sinne (vgl. Kapitel 4) das Lernen unddie Entwicklung aller Kinder.

Seitigkeit/ Lateralität erkennen

Die Aufgaben werden in den regulären Unterrichtsalltag ein-gebunden, damit die Kinder ihre Entscheidungen spontan undunbewusst treffen.So entsteht keine Testsituation, in der sie nachdenken undetwas „richtig“ machen wollen.

VORAUSSETZUNGEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

• Der Wachsschreiber des griffix®-Systems nimmt Rücksichtauf die Kinder, die zum Schuleintritt noch keine eindeutigeSchreibhand haben. Die Griffmulden des Wachsschreiberssind für den Zeigefinger, den Daumen und den Mittelfingergleich geformt, so dass derselbe Stift mit der rechten Handund mit der linken Hand gehalten werden kann.

• Ein Kind kann also beim Schreiben mit dem Wachsschreiberdie Schreibhand noch wechseln. Es sollte jedoch angehaltenwerden, sich für die Schreibübungen auf eine Hand zu kon-zentrieren.

• Beim Schreiben mit dem Bleistift, dem Tintenschreiber oderdem Füller muss das Kind sich dann für eine Schreibhand entschieden haben. Diese Schreibgeräte gibt es in einer Ausführung für Rechtshänder und einer Ausführung für Linkshänder.

• Die Griffmulde für den Zeigefinger unterscheidet sich ein-deutig von der Griffmulde für den Daumen und so wird derZangengriff als Grifftechnik eindeutig für die eine Hand-seite vorgegeben.

Bei Problemen mit der Rechts-Linksorientierung helfen Esels-brücken, die Seiten zu unterschieden, z.B. in rotes Band an derrechten Hand oder ein roter Punkt auf der rechten Seite deseigenen Tisches. Achtung: Visuelle Orientierungshilfen imKlassenraum (z.B. ein rotes Blatt Papier auf der rechten Raum-seite) sind nur sinnvoll, wenn alle Kinder dieselbe Blickrichtungvon ihrem Sitzplatz aus haben, z.B. frontal zur Tafel.

Zu Beginn des ersten Schuljahres kann der Entwicklungsstandder Lateralität mit entsprechenden Übungen herausgefundenwerden. So kann man erkennen, welche Körperseite ein Kindfür welche Tätigkeiten bevorzugt. Mit der folgenden Tabellekann man sich einen Überblick verschaffen.

30

31

Grafomotorische Voraussetzungen für das Schreibenlernen

Schreiben als motorischer Vorgang (Grafomotorik) beinhaltetverschiedene Aspekte, wie z.B. die Schreibhaltung, die Bewe-gungsführung und Bewegungsrichtung und vor allem auchdie Grifftechnik. Für das Schreiben muss das Kind eine günstigeGrifftechnik entwickeln, mit der es ein Schreibgerät ergreift.Ein gutes Schreibgerät muss die Entwicklung einer solchenGrifftechnik herausfordern. Ein Kind bildet schon im frühenKindesalter verschiedene Grifftechniken aus. Diese sind aus-gehend vom Greifreflex des Säuglings der Palmargriff, derTunnelgriff, der Scheren- und Pinzettengriff und der Zangen-griff.

Das Schreiben von Buchstaben und Ziffern mit einem Schreib-gerät erfordert unter anderem, dass kleinräumige Bewegungen(z. B. Girlanden) produziert werden können. Diese lassen sichdurch Bewegungen der Finger erzeugen.

Die Grifftechnik, mit der durch Beugung und Streckung derFinger bei gleichzeitigem Aufliegen des Handballens diesekleinräumigen Bewegungen am besten ausgeführt werdenkönnen, ist der Zangengriff: Der Stift wird mit leicht gebeug-tem Daumen und Zeigefinger in gleichem Abstand von derStiftspitze ergriffen. Der Stift liegt auf dem unterstützendenMittelfinger auf. So wird die Bewegungsführung aus denFingern optimal ermöglicht. Aus der leichten Beugung derZangengriffhaltung heraus lassen sich durch Streckung undwiederum Beugung der Finger kleinräumige Strichführungensehr präzise steuern.

Um einen Zangengriff zu provozieren sind alle Stifte des PelikanSchreiblernkonzeptes griffix® mit einer speziell gestaltetenGriffzone ausgestattet.

Die Auswahl eines Schreibgerätes beeinflusst den Schreiblernprozess erheblich. Ein Schreibgerät sollte auf die Bedürfnisse desKindes im Schreiblernprozess abgestimmt sein. Je nach dem Entwicklungsstand des Kindes fördert ein geeignetes Schreibgerätdie richtige Stifthaltung, die Kontrolle des Schreibdrucks, die Ausbildung der Händigkeit und das Erlernen flüssiger Schreibbewe-gungen und einer guten Handschrift. Mit dem vierstufigen Schreiblern-System griffix® kann jedes Kind in seinem Schreiblernprozessvon Anfang an auf seiner jeweiligen Entwicklungsstufe begleitet und gefördert werden.

3.4. Das Schreiblern-System der griffix®-Stifte

Die Schreibunterlage wird ca. 30 - 40 Grad gedreht, damit derHandballen so günstig aufliegen kann, dass die Finger dieSchreibbewegung flüssig durchführen können.

das Gesicht schautden Schreiber an

Griffmulde fürden Daumen

Griffmulde fürden Zeigefinger

Zangengriff beim Rechtshänder

die Schreibunterlage istnach links gedreht

Zangengriff beim Linkshänder

die Schreibunterlage istnach rechts gedreht

3.4.1 Schreibenlernen mit dem Wachsschreiberaus dem Schreiblern-System griffix® von Pelikan

• Der Wachsschreiber unterstützt durch die Anlage der Griff-zone frühzeitig, dass der Stift mit dem Zangengriff gehaltenwird. Die Griffzone ist aber noch nicht eindeutig für Rechts-

oder Linkshänder definiert. Gerade auch für Kinder, die hin-sichtlich der Händigkeit noch keine eindeutige Präferenz ausgebildet haben, bietet der Wachsschreiber so ein erstesoptimales Schreibgerät. Wichtig ist es aber dennoch, bis zum Schulbeginn die Ausbildung einer Händigkeit beim Kind zu fördern.

• Der Abstand zwischen den Griffmulden und der Stiftspitzeist, wie auch das Längenverhältnis und der Durchmesser, bei den griffix®-Schreibgeräten vereinheitlicht. Es ist daherkein Umgreifen beim Wechsel auf ein anderes Schreibgerätdes griffix®-Schreiblern-Systems notwendig.

• Der Wachsschreiber vermittelt durch das Hinterlassen deut-lich sichtbarer Spuren „Erfolg“ beim Zeichnen und Schreibenauf Papier. Ausgeübte Druckunterschiede führen zu soforterkennbaren deutlichen Unterschieden auf dem Papier. DieSpur wird je nach Druck unterschiedlich in ihrer Farbinten-sität und Breite. Sehr stark ausgeübter Druck bleibt hand-habbar, denn die Mine bricht nicht und das Papier wird nicht zerstört.

• Die Minen sind farbig wählbar.

• Aus ökologischen Gesichtspunkten überzeugt der Wachs-schreiber durch nachkaufbare Minen.

3.4.2 Schreibenlernen mit dem Bleistift aus demSchreiblern-System griffix® von Pelikan

• Die Griffmulde ist optimal auf den Zangengriff ausgerichtet,jeweils in Varianten für Rechts- oder Linkshänder.

• Zur Kontrolle der Stifthaltung ist ein Gesicht für den Schrei-ber sichtbar.

• Der Abstand zwischen den Griffmulden und der Stiftspitzeist, wie auch das Längenverhältnis und der Durchmesser, bei den griffix®-Schreibgeräten vereinheitlicht. Es ist daherkein Umgreifen beim Wechsel auf ein anderes Schreibgerätdes griffix®-Schreiblern-Systems notwendig.

• Obwohl die Griffzone des Bleistifts genau denselben dickenUmfang hat wie alle Schreibgeräte des Schreiblern-Systemsgriffix®, enthält er eine 2 mm dünne Mine, die wie ein her-kömmlicher Bleistift schreibt.

• Das Längenverhältnis des Bleistiftes bleibt konstant – der Stift wird nicht kürzer, da er nicht angespitzt werden muss.

• Die Ausgangsmine ist im Härtegrad (HB) und im Abriebver-halten auf das kindliche Schreiben abgestimmt und hinter-lässt eine deutliche Spur auf dem Papier. Die Minen sind nachkaufbar. Der Strich ist in jedem Fall gut radierbar.

farbig wählbare Minen

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VORAUSSETZUNGEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

griffix® Wachsschreiber fürRechts- und Linkshänder

griffix® Bleistiftfür Rechts- undLinkshänder

das Gesicht sieht denRechtshänder an

das Gesicht sieht denLinkshänder an

griffix® Tintenschreiberfür Rechts- undLinkshänder

3.4.3 Schreibenlernen mit dem Tintenschreiber ausdem Schreiblern-System griffix® von Pelikan

• Der Abstand zwischen den Griffmulden und der Stiftspitzeist, wie auch das Längenverhältnis und der Durchmesser, bei den griffix®-Schreibgeräten vereinheitlicht. Es ist daherkein Umgreifen beim Wechsel auf ein anderes Schreibgerätdes griffix®-Schreiblern-Systems notwendig.

• Die Faserspitze verfügt im Vergleich zu Tintenrollern über einen besseren Widerstand beim Schreiben auf dem Papier.Dieser verhindert ein „Aus-der-Spur-geworfen-werden“.

• Die Technik der Mine gewährleistet einen Tintenfluss, der eine flüssige Schreibbewegung begünstigt.

• Das Ausüben von Druck kann in einem gewissen Rahmen kompensiert werden.

• Der Tintenschreiber stellt den bestmöglichen Übergang vom Bleistift zum Schreiben mit dem Füller dar. Neu ist imVergleich zum Bleistift „lediglich“ der Tintenfluss.

• Optimal eignet sich der Tintenschreiber als ideale Alternativezum Füller bei motorischen Problemen. Die Tinte ist löschbar.

3.4.4 Schreibenlernen mit dem Füllhalter aus demSchreiblern-System griffix® von Pelikan

• Der Abstand zwischen den Griffmulden und der Stiftspitzeist, wie auch das Längenverhältnis und der Durchmesser, bei den griffix®-Schreibgeräten vereinheitlicht. Es ist daherkein Umgreifen beim Wechsel auf ein anderes Schreibgerätdes griffix®-Schreiblern-Systems notwendig.

• Das Griffprofil steht im optimalen Winkel zur Feder. Hält man den Füllhalter dann im Zangengriff, setzt die Feder immer im richtigen Winkel auf.

• Die Feder verfügt über einen optimalen Reibungswider-stand, der einerseits flüssiges Schreiben, andererseits abereben auch genügend Widerstand bietet, um nicht aus derSpur zu kommen.

• Der Füller provoziert zu Beginn des Lernprozesses eher einlangsames, formgerechtes Schreiben, das dann in der Ge-schwindigkeit gesteigert werden kann. Das Nachfüllen vonPatronen erfolgt in der bekannt einfachen Weise.

33

griffix® Füllhalter fürRechts- und Linkshänder

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ÜBUNGEN UND BEOBACHTUNGSMÖGLICHKEITEN ZUR WAHRNEHMUNG

4. Übungen und Beobachtungsmöglichkeiten zur Wahrnehmung

Die tägliche Bewegungszeit ist Bestandteil des Anfangsunterrichts. Konzentrationsfähigkeit und Lernvermögen werden durchBewegung entscheidend gestärkt. Spiele sind dabei ein wichtiges Element. Spiele helfen Kindern, ihren Körper wahrzunehmenund ihre Muskeln zu spüren. Bestimmte Spiele können als Übung und zugleich als Beobachtungsmöglichkeit genutzt werden.Lehrende erkennen während der Durchführung den Entwicklungsstand und diagnostizieren Entwicklungsprobleme in den einzelnenWahrnehmungsbereichen.

2Tast-Memorix

Je zwei Pappkärtchen oder Metalldeckel von Glaskon-serven werden mit verschiedenen Materialien be-klebt, z.B. Fell, Stoff, Leder, Schaumstoff, Knöpfe,Nägel, Bohnen usw.

Aufgabe

Beim Spiel mit einem Partner werden die gleichenPappkärtchen oder Metalldeckel identifiziert.

Kommentar

• Eine Augenbinde muss benutzt werden.• Partnerarbeit mit sofortiger Rückmeldung und

ggf. Hilfe• Dieses Memorix-Spiel kann auch als gemeinsame

Aufgabe der Klasse nach und nach erstellt werden.Die Unterlagen und ein Kleber stehen dafür immerbereit.

4.1. Taktile Wahrnehmung

Fühlschlüssel

Eine große Schüssel (5 Liter) wird mit Getreidekörnernoder Reis gefüllt.

Aufgabe

Kleine Gegenstände (Murmel, Legostein, Muschel,Kastanie, Nuss, Holzbuchstaben, ...) werden darinversteckt und sollen ertastet werden.

Kommentar• Tasten mit beiden Händen, freiwillig können die

Augen verbunden werden, um sich ganz auf dasTasten konzentrieren zu können.

• kognitive und sprachliche Förderung (Begriffsfin-dung)

Ertasten vonBuchstaben

und Gegenständen

1

Igelball Berühren lassen

Zwei Kinder arbeiten zusammen mit einem Igelball.Ein Kind liegt mit geschlossenen Augen auf demBauch (oder Rücken) am Boden.

Aufgabe:

Der Partner berührt mit leichtem Druck mit demIgelball verschiedene Körperstellen. Jedes Mal lokali-siert das andere Kind die entsprechende Stelle. Nacheiner bestimmten Zeit (z. B. nach zwei Minuten)findet ein Partnerwechsel statt.

Kommentar

• Je nach Stärke wird das Berühren mit dem Igelballals Kitzeln oder Druck empfunden.

• Persönliche Grenzen werden erfahren und respek-tiert.

• Reize werden vom Kind erwartet und bewusst wahrgenommen.

3

35

Balancieren auf einer Linie

Balancieren auf einer Gleichgewichts-Linie oder einem Seil sinn

Ein dickes Seil liegt in Schleifen auf dem Boden.

Aufgabe

Das Kind soll Fuß vor Fuß setzen und auf dem Seilentlanggehen. Es kann dabei ein Sandsäckchen aufdem Kopf balancieren oder ein Glas mit Wasser hal-ten, damit es blind mit den Füßen tasten kann.

Kommentar

• Die taktile Wahrnehmung über die Fußsohle wirddurch Barfußgehen besonders gefördert.

Taktiles Telefon

Alle Kinder sitzen in einer Reihe hintereinander.Jeder muss gut an den Rücken des Vordermannesheranreichen können.

Aufgabe:

Das letzte Kind malt mit dem Finger seinem vorde-ren Kind etwas auf den Rücken (Ball, Quadrat, Drei-eck, Baum, Buchstabe).Das Zeichen wird jeweils nach vorne auf den Rückengemalt. Derjenige, der ganz vorne sitzt, malt dasZeichen, das bei ihm angekommen ist, auf einPapier.Der Erste wandert nach hinten und malt ein neuesZeichen auf den Rücken seines Vordermannes.

Kommentar

• Die enge körperliche Nähe wird spielerisch gedul-det.

• Die Fokussierung auf einen Reiz wird geschult.

4 5

36

ÜBUNGEN UND BEOBACHTUNGSMÖGLICHKEITEN ZUR WAHRNEHMUNG

4.2. Visuelle Wahrnehmung

Kärtchen mit Zahlen oder Buchstaben

Aufgabe

Immer vier Kinder erhalten Kärtchen und sollen diesedann mit ihren Körpern in Gemeinschaftsarbeit aufdem Boden nachlegen.

Figuren und Buchstaben Raum-Lage-mit Körpern legen Wahrnehmung

E H K L M N O S T W X Y Z

Kommentar

• Die Lage des eigenen Körpers im Raum und in Bezug zu den anderen Kindern wahrnehmen.

• Figuren (Buchstaben) müssen erkannt und grob-motorisch dargestellt werden.

• Absprachen der Gruppenmitglieder sind zwingendnotwendig.

1

Figuren und Buchstabenmit dem Körper legen

2Formen wiedererkennen Sehen

Arbeitsblätter mit Gegenständen und Formen in ver-schiedenen Größen, Formen und Lagen

Aufgabe

Die Kinder sollen auf diesem Bild die Dreiecke anmalen.

Kommentar

• Visuelle Differenzierung und• Wahrnehmung der Formkonstanz – d.h. die Eigen-

schaften eines Gegenstandes können in Größe, Form und Anordnung variieren.

OTII OTIIMHW MHW

Reihen fortsetzen SehenArbeitsblätter mit Vorlagen von Reihenfolgen vonverschiedenen Figuren, Buchstaben, ...

Aufgabe

Die Kinder sollen die Anordnung der gezeichnetenReihenfolgen erkennen und fortsetzen.

3

Kommentar• Die seriale Anordnung soll erkannt und fortgesetzt

werden.• Training der visuellen Differenzierung

37

4.3. Auditive Wahrnehmung

Richtungs- und Entfernungshören

Die Kinder sollen mit geschlossenen Augen eineGeräuschquelle, z. B. einen klingelnden Wecker oderein Glöckchen zeigen oder zur Geräuschquelle gehen.

Tondauer

Die Kinder sollen die Dauer eines angeschlagenenTons, z. B. Triangel oder Glöckchen, genau hören undkönnen dies mit einer erhobenen Hand mitteilen.

Rhythmische Differenzierung und auditivesGedächtnis

Möglichst leise „klatscht“ ein Kind einen Rhythmusin die Hand des neben ihm sitzenden Kindes. DieserRhythmus wandert von Kind zu Kind weiter.

Auditive Figur-Hintergrund-Wahrnehmung

Die Kinder gehen mit jeweils einer Geräuschdosedes Spiels Hör-Memorix durch den Raum und versu-chen, die richtige Partnerin bzw. den richtigen Partnerzu finden.

Auditive Serialität und auditives Gedächtnis

Mit geschlossenen Augen hören die Kinder drei bisfünf verschiedene Geräusche, z. B.– Streichholz anzünden – Streichholz auspusten– Wasser eingießen – Papier knüllenund sollen anschließend die Geräusche und dierichtige Reihenfolge nennen.

Kommentar

• Geräusche erkennen / unterscheiden• Geräusche aus einer Geräuschfolge heraushören• Rhythmen erfassen und wiedergeben

Rätselspiele zum Hören1

Hör-Memorix

Je zwei Filmdosen werden mit gleichen Inhalten ge-füllt, z.B. Reis, Erbsen, Steinchen, Nüssen, Nägeln,Büroklammern, ...

Aufgabe

Beim Spiel mit einem Partner werden die gleichenGeräuschdosen identifiziert.

Kommentar• Partnerarbeit mit sofortiger Rückmeldung und ggf.

Hilfe• Zur besseren Konzentration kann eine Augenbinde

benutzt werden.

2

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ÜBUNGEN UND BEOBACHTUNGSMÖGLICHKEITEN ZUR WAHRNEHMUNG

Kippen, Schütten,Löffeln

Eine Dose mit Knöpfen und eine Flasche stehen linksund rechts vor dem Kind.

Aufgabe

Die Kinder sollen dicke Bohnen, unterschiedlich großeKnöpfe oder Ähnliches von einem Schälchen in einanderes legen. In der Regel greifen die Kinder diekleinen Gegenstände mit Daumen und Zeigefinger(im Pinzettengriff). Wenn ein Kind damit Schwierig-keiten hat, sollte die Lehrperson die Übung mit derrichtigen Grifftechnik vormachen. Das Beherrschendes Pinzettengriffs ist eine wichtige Voraussetzungfür das Greifen eines Schreibgeräts im Zangengriff(siehe Kapitel 3.4).

Kommentar

• Die Auge-Hand-Koordination wird trainiert.

• Das feinmotorische Training verlangt eine gezielteKraftdosierung.

Knöpfe transportieren

4.4. Körper-Wahrnehmung

Auge-Hand-Koordi-nation, Hand- u. Finger-geschicklichkeit undKraftdosierung

1

Um konkret den Zangengriff zu üben, kann beimUmfüllen von Reis oder Getreide von einem Gefäßin ein anderes ein Löffel als Hilfsmittel benutztwerden. In der Regel hält ein Kind den Löffelautomatisch im Zangengriff (mit Daumen, Zeige-finger und Mittelfinger). Sollte dies nicht der Fallsein, hilft es dem Kind eher, ohne Hilfsmittel zu-nächst den Pinzettengriff zu üben (siehe oben).Außerdem sollten Übungen aus Kapitel 5 genutztwerden, um die Feinmotorik zu sensibilisieren.

Variation:2

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5. Begleitende Übungen, die das Schreibenlernen unterstützen

Gestaltendes Arbeiten

Als Vorbereitung auf das Erlernen der Schriftzeichen können Kraft und Beweglichkeit von Hand und Fingern mit verschiedenenArbeitsmitteln trainiert und gefördert werden.Verzögerungen in der feinmotorischen Entwicklung werden so individuell bearbeitet und aufgeholt. Neben der Auge-Hand Koor-dination werden gleichzeitig Aufgabenverständnis, Kreativität und Fantasie geschult. Der integrative, fachübergreifende Anfangs-unterricht bietet mit seinen Themen reichhaltige Anlässe für gestalterische Aufgaben.Weitere erprobte Hilfen finden Sie in den Pelikan Schreib-Dateien, die Sie unter www.pelikan-lehrerinfo.de herunterladen können.

5.1 Modellieren/Kneten

Modellieren und Kneten (Knete, Salzteig, Ton u. a. Modellier-massen) sind wichtige Übungen. Hier wird die Muskulaturbeider Hände und der Unterarme in besonderer Weise trainiert– ebenso das Fingerspitzengefühl und der Sinn für Größenver-hältnisse und Formen. Das zielgerichtete Arbeiten erfordertdie ständige Koordination der Finger- und Handbewegungen,die auch beim Schreiben erforderlich sind. Kneten ist eineTätigkeit, die man im Unterricht immer wieder aufgreifensollte, um die wachsende Kinderhand zu trainieren.

Themen-Vorschläge:

• Tier• div. Obst- und Gemüsesorten – dazu ein Körbchen• Igel (Stacheln aus Zahnstochern oder Streichhölzern)• Schnecken• Buchstaben

5.2 Malen und Zeichnen

Malen und Zeichnen haben eine zentrale Bedeutung im ge-samten Unterricht, nicht nur wegen der oben beschriebenenFörderung der Grob- und Feinmotorik und den daraus resultie-renden Vorteilen für das Schreibenlernen.

Malen und Zeichnen sind für das Kind auch ein Mittel der Kon-fliktbewältigung. Erlebnisse werden aufgearbeitet. Daher istgerade das FREIE MALEN/ZEICHNEN besonders wichtig.Daneben wünscht sich das Kind aber auch Anregungen fürdas gestalterische Tun. Die Themen sollten aus dem kindlichenErfahrungs- und Interessenbereich kommen.Beispiel: „Montagsgeschichten“Am Montagmorgen zeichnet jedes Kind ein Wochenenderleb-nis in sein „Montagsgeschichten-Heft“.

Mal- und Zeichentechniken:

MALEN MIT FINGERFARBEN

• Ein besonderes haptisches Erlebnis durch die Konsistenzdes Materials

• Malen auf verschiedenen Unterlagen

• Beidhandmalen trainiert die Integration von linker und rechter Gehirnhälfte

MALEN MIT FINGERFARBEN NACH MUSIK(ohne festgelegtes Thema)

Eine Lockerungstechnik, die durch den spielerisch-experimen-tellen Umgang und den direkten Kontakt zur Farbe befreienund Verkrampfungen lösen soll. Am besten arbeitet man groß-formatig (beidhändig) auf dem Fußboden – dabei kann manauch die Seitigkeits-Dominanz feststellen.

MALEN MIT DECKFARBEN

• Deckender Farbauftrag (z. B. Tiermotive)

• Nass-in-nass auf angefeuchtetem Papier (z. B. für den Hintergrund eines Aquariums – darauf deckend viele großeund kleine Fische)

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BEGLEITENDE ÜBUNGEN, DIE DAS SCHREIBENLERNEN UNTERSTÜTZEN

ZEICHNEN UND MALEN MIT FILZSTIFTEN

ist bei den Kindern beliebt wie eh und je, weil sie spontanohne technische Vorbereitungen loslegen und viele Detailszeichnen können. Nichts leuchtet schöner als Filzstift-Farbe.

Beispiele: Menschen auf der Straße, in der Badeanstalt, beimSport oder Szenen aus einer Geschichte oder einem Märchenillustrieren.

MALEN MIT WACHS- UND BUNTSTIFTEN

Unverzichtbare Materialien in der Primarstufe – auch fürgrößere Formate geeignet (Tapete, Packpapier)Beispiel Partnerarbeit: Ein Kind legt sich auf den Fußbodenauf die Rückseite einer Tapetenbahn. Der Partner zeichnet dieKontur. Dann steht das Kind auf und zeichnet sich selbst(Selbstwahrnehmung) oder auch seinen Partner (genauesSehen/Wahrnehmung des anderen).

DIVERSE DRUCKTECHNIKEN

Kartoffeldruck • Fingerdruck • Materialdruck • Monotypie

Beispiel:Brief- oder Glückwunschkarten drucken und damit gleichzeitigzum Schreiben motivieren.

COLLAGEN/KLEBEBILDER

Es werden dabei meist verschiedene Materialien kombiniert(div. bedruckte und unbedruckte Papiere, Stoffreste etc.). Dabeiwerden die grundlegenden Techniken wie Schneiden, Reißenund Kleben geübt und Materialerfahrungen gesammelt.

5.3 Weitere Techniken

Beispiel: Schaufenster eines Spielzeugladens oder einer Zoo-handlung – dazu Motive aus Illustrierten oder Katalogenausschneiden und aufkleben. Oder Bilder aus farbigen Seiden-papierkügelchen gestalten (Blume, Schaf, blühender Apfel-oder Kirschbaum). Collagen eignen sich optimal für Partner-oder Gruppenarbeit.

FALTEN/SCHNEIDEN(fördern Augenmaß und exaktes Arbeiten)

Beispiele für Faltarbeiten:

• Hut oder Malermütze aus Zeitungspapier – bunt anmalen

• Schiffchen, Luftschwalbe, Windrad

• Fächer, Ziehharmonika, beweglicher Drache

• Fangbecher (Geschicklichkeitsspiel)

• Männchen aus Hexentreppen

Aus einem zick-zack-gefalteten Blatt wird die (halbe) Figur nureinmal gerissen bzw. geschnitten.

41

6.1 Schreibmotorische Übungen

Buchstaben zu schreiben erfordert komplizierte Finger- undHandbewegungen und feine Abstimmungen zwischen diesenBewegungen und den visuell kontrollierenden Augen. Deshalbmüssen grafomotorische Übungen vorangestellt werden undden Schreiblernprozess begleiten.

Ein solches Übungsprogramm unterstützt gezielt die Fähig-keiten, die für das Schreiben erster Buchstaben und Wörtererforderlich sind. (13, 14, 18, 24)

Die Übungen setzen sich aus graphischen Formen zusammen,die in unserer Buchstabenschrift vorkommen. Striche und Ziel-punkte, Bögen und Kreise sollen von den Kindern nachgespurt,nachgezeichnet, variiert und miteinander verknüpft werden.Dabei ist es wichtig, dass die Kinder von vornherein den rich-tigen Stift benutzen, um eine unverkrampfte richtige Schreib-haltung zu trainieren.

Wie aus den folgenden Übungsbeispielen hervorgeht, ist eswichtig, dass die einzelnen Elemente immer in einem Sinnzu-sammenhang erarbeitet werden, damit das Kind motiviert ist.

6. Methoden für das Schreibenlernen

griffix® Wachsschreiber, Bleistiftund Schreiblern-Heft 1 und 2

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1Die Gerade

Die Gerade als senkrechter, waagerechter oderschräger Strich kommt am häufigsten in der Druck-schrift vor. Aber auch für das verbundene Schreibensind „schräge Geraden“ in Form von Auf- und Abstri-chen wichtig.

Vielen Schreibanfängern fällt es schwer, geradeStriche in die Begrenzungen von Lineaturen zusetzen.

Übungsbeispiele:• Es regnet.• Blütenstengel• Borsten am Besen• Stacheln beim Igel

2Die Ecke

Die Ecke wirkt Verformungen beim Schreiben entge-gen. Deshalb sind zahlreiche Buchstabenformen –z. B. in der VA und teilweise auch in der SAS – vonvornherein „vereckt“.

Übungsbeispiele:• Jägerzaun weiterzeichnen• Muster fortführen (mit Punkten als Begrenzung)• Zipfelmütze für Zwerge• Eistüten• Strichmännchen vervollständigen oder nach-

zeichnen

Gerichteter Strich:

3Die Girlande

Die Girlande lässt sich in der Regel am leichtestenrhythmisch nachvollziehen – das gilt für Rechts-und für Linkshänder. Sie hat auch den höchstenBewegungsanteil bei den Ausgangs-Schreibschrif-ten sowie den meisten Erwachsenen-Schriften.

Schüler neigen bei der bewegungsfreundlichenGirlande sehr zur Beschleunigung, was oft zu Lastender Form geht!

Übungsbeispiele:• Dachziegel• Schuppen des Fisches• Girlanden• Meereswellen

Bögen: nach unten4

Die Arkade

Diese Schreibbewegung fällt Anfängern meistschwerer als die Girlande. Da hier sehr häufig Ver-formungen auftreten, sind Arkaden-Übungen un-verzichtbar und sollten gut beobachtet werden.

Auch rechtsgedrehte Halbovale und Halbkreisezählen mit zur Arkade.

Übungsbeispiele:• Kinder werfen sich Bälle zu.• Brückenbögen• Muster malen• Hüpfen über Gegenstände

nach oben

6Das Oval

Das volle Oval sowie linksgedrehte Halbovale undHalbkreise treten beim Schreiben als bewegungs-freundliche Formen auf – siehe Girlande. (Dagegenfällt das rechtsgedrehte Halboval den Schreiban-fängern wesentlich schwerer – siehe Arkade.)Relativ anspruchsvoll ist auch die S-Form. Sie be-steht aus einem linken und einem direkt ange-schlossenen rechten Halbkreis. Wichtig: Schon beiden Vorübungen ist darauf zu achten, dass dieOvalformen grundsätzlich oben gestartet werden.

Übungsbeispiele:• Eier• Luftballons• Ovale z. B. als Verzierungs-Muster• Perlen auf der Schnur

5Die Schleife

Schleifen sind Sonderformen, die sich aus der Girlan-de oder Arkade in der Gegenbewegung entwickeln.

Übungsbeispiele:• Eislauf-Schleifen• Schleifen an der Drachenschnur• Rauch aus dem Schornstein• Fell des Pudels, des Schafes …

Schlaufen nach oben u. nach unten

METHODEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

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• Schreiben mit griffix®-Wachsstift auf den Zeichenblock DIN A 3 in unterschiedlichen Größen

Erst nach dieser gründlichen Einprägung und Automatisierungder Schreibweise ist das Schreiben auf Linien sinnvoll.

Kinder kommen mit unterschiedlichen schriftsprachlichenVoraussetzungen zur Schule, viele drucken schon ihren eigenenNamen. Der Anfangsunterricht baut diese Kompetenzen aus,leitet an und fordert die Kinder zum Konstruieren und Auf-schreiben „eigener Wörter“ mit Hilfe einer Anlauttabelleheraus. Beim Schreiben eigener Texte wird diese Kompetenztrainiert.

Daneben werden gemeinsam Buchstaben erarbeitet und alsLaut und Zeichen gewonnen. Diese Erarbeitung der Zuordnungeines Zeichens (Graphems) zu einem Laut (Phonem) ist einewichtige Voraussetzung für das Erlernen der regelgeleitetenSchreibweise (Rechtschreibung). Gelingt es, die einzelnen Pho-neme in einem Wort zu unterscheiden und den jeweiligenGraphemen zuzuordnen, können bis zu 50 % aller Wörter rich-tig geschrieben werden, da sie lautgetreu sind. Der Fokus aufdie Erarbeitung eines einzelnen Buchstabens parallel zur Arbeitmit einer Anlauttabelle ist daher unbedingt notwendig fürdas Schreibenlernen.

6.2 Einführung eines Buchstabens

Verfahren zur Gewinnung eines neuen Buchstabens(frontaler Unterricht)

• Analyse des Buchstabens aus der Sprachganzheit, lesen eines Wortes, erfassen der Bedeutung;

• Dehnlesen des Wortes, optisches und akustisches Aufglie-dern in Einzelbuchstaben, erkennen der grafischen und phonematischen Zuordnungen;

• Analyse des neuen Buchstabens, Lautbildung erfahren underspüren mit Lippen, Mund und Rachen;

• Zur Unterstützung kann es hilfreich sein, für jede Graphem-Phonem-Zuordnung eine Lautgebärde einzuführen. Dieseerleichtert die Analyse und die Synthese und damit die alphabetische Strategie im Lese- und Schreibprozess.

Verfahren zum Üben der richtigen Schreibweise(frontaler Unterricht)

• Den Buchstaben an der Wandtafel vorspuren und Luftschrei-ben der Kinder.

• Den Buchstaben an der Wandtafel vorspuren und nachspu-ren lassen mit verschiedenen Farben und in verschiedenenGrößen.

Schreiben auf DIN A 4 Papier ohne und mit Linienmit griffix®-Wachsstift und griffix®-Bleistift.

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Arbeitstechnik Abschreiben

Die Schlüsselwörter des Leselehrgangs enthalten nur die Buch-staben, die bekannt sind. So können Wörter und Sätze einge-prägt und geübt werden.

Abschreiben muss gelehrt und gelernt und regelmäßig wieder-holt werden! (Einführung und wiederholende Erinnerung alsfrontaler Unterricht)

• Lesen des Wortes• Schreibschwierigkeiten beachten und einprägen, schreiben

in der Luft• Schreiben des Wortes und leises und langsames Mitspre-

chen (Pilotsprache)• Eigenkontrolle durch buchstabenweises Vergleichen von

Vorlage (linke Hand) und eigener Schrift (rechte Hand).Bei diesem Vorgehen steigern sich Schreibsicherheit und Schreibgeschwindigkeit (am Ende).

Weiterführende Infos:Wie sicher ein Kind ein Phonem analysieren und einem Graphemzuordnen kann, zeigt die Diagnostik mit der Hamburger Recht-schreibprobe (HSP). Die HSP zeigt unter anderem, wie ausge-prägt ein Kind die sogenannte alphabetische Strategie be-herrscht.

Zur Ergänzung und intensiven Förderung kann dierichtige Schreibweise an Lernstationen geübt werden:

• Kneten des Buchstabens• Sandschreiben• Nachspuren von Sandpapierbuchstaben• Legen mit einem Bleiband• Ertasten und Wiedererkennen des Holzbuchstabens

Kneten desBuchstabens

Sandschreiben

Ertasten undWiedererkennenvon Holzbuchstaben

METHODEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

6.3. Übergang zur verbundenen Schrift

Der Zeitpunkt, zu dem Kinder eine verbundene Schrift lernenkönnen, hängt vom feinmotorischen Entwicklungstand deseinzelnen Kindes ab.

Folgende Ergebnisse aus neueren Untersuchungen (15, 21)zeigen:

Zeitpunkt für den Übergang

Aus den Ergebnissen der Untersuchungen ergibt sich, dass einSchreiblehrgang in einer der Ausgangsschriften erst einge-führt werden sollte, wenn die Kinder die Buchstaben der Druck-schrift automatisiert und ohne visuelle Kontrolle schreibenund sich auf die Rechtschreibung und die inhaltlichen Seitendes Schreibens konzentrieren können.

Wie wir aus den Erkenntnissen der Neuropsychologie wissen,beansprucht jede bewusst gesteuerte Bewegung unser Gehirnintensiv.Die Schreibbewegung muss also automatisiert ablaufen, damitsich das Gehirn des Schreibers dem Inhalt zuwenden undNeues lernen kann. Besonders Kinder mit Bewegungsauffällig-keiten brauchen dazu konsequente Unterstützung.

Die Lernphase ist geprägt von• Vormachen• intensivem Üben (variationsreich)• genauer Beobachtung des einzelnen Schülers• und individueller Korrektur durch die Lehrkraft.

Wenn die Kinder einer Klasse die Druckschrift gut beherrschen,kann gemeinsam mit allen ein Schreiblehrgang in verbundenerSchrift eingeführt werden.

Andererseits sollten Kindern, die feinmotorisch weit entwickeltsind und die Druckschrift mühelos schreiben können, indivi-duell Angebote für eine verbundene Schrift gemacht werden.Bei einer Wahlmöglichkeit bietet sich hierfür die VA an (s. Ka-pitel 2).

Unter Anleitung können diese Kinder in kleinen Gruppen dieneuen Bewegungsformen und Verbindungen lernen und infreien Phasen üben (s. auch Kapitel 6.2).

Der Schreiblernprozess wird nicht durch das Erlernender Druckschrift erschwert, sondern durch die imAnschluss zu lernende Ausgangsschrift.

Je später ein Schreiblehrgang in verbundenerSchrift eingeführt wurde, desto geringer warendie Schriftverformungen.

Der Übergang wird erschwert, wenn die Buch-stabenformen der verbundenen Schrift demFormenbestand der Druckschrift nicht ähnlichsind und zusätzlich komplizierte Verbindungengeübt werden müssen.

Die schlechtesten Schriftergebnisse gab es inKlassen, in denen wenig Zeit für das Erlernen derverbundenen Ausgangschrift investiert wurde.

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Die Übungseinheiten sind abhängig von der gewählten Aus-gangsschrift. Jede der drei Ausgangsschriften erfordert einunterschiedliches methodisches Vorgehen! (Merkmale undBesonderheiten der drei Ausgangsschriften sind in Kapitel 2dargestellt.)

Im Gegensatz zu den beiden anderen Ausgangsschriften be-stehen die Buchstaben der VA nur aus Buchstabenkörpern(häufig identisch mit der DS) und dem verlängerten Verbindun-gsstrich, der Teil des Buchstabens ist. So lassen sich die Buch-staben der VA wie in einem Baukastensystem zusammen-schieben, denn sie beginnen und enden immer an der Oberliniedes Mittelbandes.Es ergeben sich natürliche „Haltestellen“. Die Schrift kannrhythmisiert werden. Angehalten wird nicht bei Buchstabenmit Oberlängen (b, f, h, l, t)!

Beispiele für das Zusammenschieben der Buchstaben:

Veröffentlichte Schreiblehrgänge: 5, 6, 7, 8.

Da der Übergang von der DS zur VA am einfachsten ist, wirdden Kindern oft zu wenig Zeit zum Üben gelassen. Allerdingsist davor zu warnen (s. Kapitel 6.3 – Forschungsergebnisse),auch den VA-Schreibern nicht die notwendige Übungszeit zugeben und sie zu früh sich selbst zu überlassen. Das Ergebnissind schlechte VA-Schriften.

Kinder mit motorischen Schwierigkeiten sollten die Druckschrift(DS) weiterhin als Schreibschrift nutzen dürfen. Ihnen müssenindividuelle Hilfen angeboten werden, damit sie zu gegebenerZeit aus der DS ihre persönliche Handschrift entwickeln können,z. B. über die Kursive DS.

Bei allen Methoden ist wichtig, dass es den Kindern nichtselbst überlassen bleibt, sich eigenständig nach VorlagenBuchstabenformen und Verbindungen selbst anzueignen.Falsch eingeschliffene Bewegungsformen hemmen die Ent-wicklung zu einer formklaren, bewegungsökonomischenHandschrift. Was einmal falsch gelernt und automatisiert ist,kann nur sehr schwer korrigiert werden! (6, 11)

i m im um um n u n nun

v o r vor w o wo w e r wer

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In der SAS sollten folgende Formengruppen in Übungseinhei-ten zusammengefasst werden.

METHODEN FÜR DAS SCHREIBENLERNEN

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Lernschritte beim Einführen der Schreibschrift-buchstaben

• Vergleich des Druckschriftbuchstabens mit dem Schreib-schriftbuchstaben – auch Schräglage beachten.

• Variiertes Einüben der neuen Bewegungsrichtung. Das fälltden Kindern zunächst nicht leicht, da sie in der DS gewohntsind, auf der Grundlinie anzuhalten. Dazu sind mit Bleistiftvorgeschriebene Buchstaben auf unliniertem Papier geeig-net (keine Hohlformen), die die Kinder mehrmals mit demgriffix® Wachsmaler überschreiben können.Dabei kommt es in erster Linie auf eine unverkrampfte Handhaltung an und nicht so sehr auf Genauigkeit.

• Buchstaben mit dem griffix® Bleistift in eine geeignete Lineatur schreiben (zunächst mit größerem Mittelband, dann kleiner werden)

• Buchstaben zu kleinen Wörtern zusammenfassen

• Kinder beobachten und individuelle Hilfen anbieten

In der Regel benutzen Lehrende für das Schreibenlernen denSchreiblehrgang, den die eingeführte Fibel anbietet. Aus Zeit-gründen ist das verständlich, obwohl es nicht notwendig ist.

Es gibt gute fibelunabhängige Materialien, die motivierendund geeignet sind. Alle Materialien sollten allerdings einerkritischen Analyse unterzogen werden.

Das verbundene Schreiben stellt erhöhte Anforderungen andie Feinmotorik der Hand. Im Gegensatz zur Druckschrift, inder nach jedem Buchststaben abgesetzt wurde, muss der Stiftin die Verbindung „gleiten“. Er muss dazu gut in der Handliegen und eine Mine haben, die diesen Anforderungen ent-spricht.

Hierzu bietet sich zunächst der griffix® Bleistift an. Wenn dieKinder sicher in den Verbindungen sind, kann auch der griffix®Tintenschreiber eingesetzt werden. Weitere Informationenfinden Sie unter: www.griffix.de

6.4 Vorbildfunktion der Lehrerschrift

Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Lehrer die Schrift,die ihre Schüler lernen und schreiben, selbst gut beherrschenund im Unterricht für Tafelanschrift, Arbeitsblätter, Mitteilun-gen an die Kinder etc. benutzen.

Die Lehrerschrift hat Vorbildfunktion und bestimmt den Lern-erfolg beim Schreibenlernen deutlich mit.

1. Einzügige Verbindungenvon der Grundlinie aus.

2. Angesetzte Verbindungenan der Grundlinie.

3. Einzügige Verbindungen an der Oberlinie des Mittelbandes.

Die LA hat ähnlich komplizierteVerbindungen wie die SAS.

Die SAS erfordert z.B. drei Arten von Verbindungen:

Der Übungsaufwand bei den beiden anderenAusgangsschriften ist bedeutend höher.

Bei der SAS und der LA sind die Verbindungen erheblich schwie-riger, da Anfang und Ende eines Buchstabens unterschiedlichsind. Bei diesen beiden Ausgangsschriften müssen deshalbneben den Einzelbuchstaben zusätzlich die Buchstaben-Verbin-dungen geübt werden.

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HILFSMITTEL FÜR DEN SCHREIBUNTERRICHT

7. Hilfsmittel für den Schreibunterricht

Schreiben ist ein vielschichtiger Prozess und umfasst mehr als nur das Erlernen der Schrift. Besonders der Erstunterricht hat durcheinen erweiterten Ansatz in der Schreibdidaktik eine Veränderung erfahren. Der traditionelle Schreibunterricht - additiv undsystematisch aufgebaut – wird erweitert, ja teilweise ersetzt durch den sogenannten Spracherfahrungsansatz, bei dem von vorn-herein der kommunikative Aspekt des Schreibens, also das sinnvolle Schreiben, im Mittelpunkt steht.

Dabei dürfen jedoch ästhetische und normorientierte Elemente der Schrift nicht vernachlässigt werden. Die Kinder brauchen –besonders in den ersten Schuljahren – eine gute Einführung beim Erlernen der Schrift und geeignete Materialien. Diese Aufgabenerfordern unterrichtsmethodisch ein hohes Maß an Differenzierung, denn Schreibleistungen zeigen von Anfang an persönlicheMerkmale. Pelikan bietet eine breite Auswahl an Materialien an, die durch Neuentwicklungen im Internet ergänzt werden undIhnen so rund um die Uhr zur Verfügung stehen.

7.1. Schreiblernhefte

Alle vier griffix® Schreibgeräte werden von einem passendenSchreiblern-Heft begleitet.

Mithilfe der Schreiblernhefte kann die grafomotorischeGrundkompetenz geschult werden. Durch die spielerischenAufgaben in den Schreiblernheften lernen die Kinder:

• mit einem der Stifte des griffix®-Schreiblernsystems den Zangengriff auszubilden

• großräumige Bewegungen aus dem Schulter- und Ellenbo-gengelenk zielgerichtet zu führen

• kleinräumige Bewegungen aus dem Handgelenk bzw. denFingern zielgerichtet zu führen

Die Aufgaben werden in den ansteigenden Schwierigkeits-stufen „frei“, „in der Spur“ und „auf dem Strich“ in allenBewegungsrichtungen angeboten.

Abbildung: griffix® Schreiblernhefte

Heft 1 enthält die Übungen für den griffix® Wachsschreiber.Der kleine Seelöwe Leo führt durch die Aufgaben. Mit demWachsschreiber werden Bewegungsübungen aus dem Arm,dem Handgelenk und mit den Fingern durchgeführt. Damitwerden alle für das spätere Schreiben notwendigenBewegungsabläufe trainiert.

In Heft 2 geht es weiter mit dem griffix® Bleistift. Der kleineHund Bello regt zum Ausführen der Aufgaben an. Durch weiter-führende Aufgabenstellungen lernen die Kinder, ihre Strich-führungen immer differenzierter auszuführen und miteinanderzu koordinieren.

Der griffix® Tintenschreiber ist einfach zu handhaben, bringtaber schon viele Aspekte des Füllhalters mit: ähnliches Schrift-bild, guter Reibungswiderstand auf dem Papier, flüssigeSchreibbewegungen. Das Schreiblern-Heft 3 enthält Spur- undSchwungübungen für den Tintenschreiber, die bereits koor-dinierte Bewegungsabläufe erfordern. Dazu kommt ein großerLineatur-Teil.

Nun ist das Ziel fast erreicht: Der griffix® Füllhalter ist an derReihe. Auch der Füllhalter hat das griffix®-Profil, um den opti-malen Zangengriff für unverkrampftes Schreiben zu gewähr-leisten. Mit dem Füllhalter werden die Grundlagen für einespätere persönliche, flüssige Handschrift gelegt. Das Heft 4enthält zusätzliche Spur-und Schreibübungen mit dem Füll-halter und natürlich viele Schreib-Seiten mit dem schon be-kannten Linien-System.

7.2. Schreib-Dateien und Füllhalter-Führerschein®

Für die unterschiedlichen Phasen im Schreib-Lern-Prozessbieten die Pelikan Schreib-Dateien unterrichtserprobte Übun-gen und geeignete Materialien an. Diese Dateien können nacheiner Registrierung kostenlos als Downloadvorlage unterwww.pelikan-lehrerinfo.de abgerufen werden. Ausgehendvom jeweiligen Schwerpunkt können einzelne Dateien imUnterricht eingesetzt werden, um Kinder dabei zu unterstüt-zen, eine gut lesbare, flüssige und individuelle Handschrift zuentwickeln.

Die vier Schreib-Dateien für das griffix® Schreiblern-Systembilden die Basis, die sich mit der Einführung der Druckschriftbis hin zum Schreiben mit dem Füllhalter beschäftigen. ImMittelpunkt der Schreib-Dateien stehen Übungen mit demWachsschreiber, dem Bleistift, dem Tintenschreiber und demFüllhalter. Nach Einführung des Füllhalters und zum Abschlussder Schreiblern-Phase können die Schüler den Füllhalter-Führerschein® erwerben, der sich noch einmal auf spielerischeArt und Weise mit den bis dahin erworbenen Kompetenzenbeschäftigt.

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Füllhalter-Führerschein® in drei Teilen: Theorie, Praxis und Prüfung

Die Inhalte zur Durchführung der Prüfung und den Füllhalter-Führerschein® erhalten Sie als Downloadvorlage unterwww.pelikan-lehrerinfo.de

Weitere Schreibdateien

Neben den griffix® Schreib-Dateien bietet Pelikan darüberhinaus schwerpunktmäßige Übungen für die Entwicklungeiner individuellen Handschrift an. Dazu gehören Übungenzum Schreiben mit der kursiven Druckschrift und zum Schrei-ben mit einem Jugendfüller, aber auch Lockerungsübungenund das Gestalten einer eigenen Schrift mit dem PelikanSchönschreib-Füllhalter Script.

Schreib-Dateien für begleitende Übungen, die dasSchreibenlernen unterstützen

Als Ergänzung zu den klassischen Schreib-Dateien bieten wirDateien für begleitende Übungen an, die das Schreibenlernenunterstützen. Für diese Dateien ist die Erkenntnis leitend, dassSchreiben komplizierte Finger- und Handbewegungen undfeine Abstimmungen zwischen diesen Bewegungen und denvisuell kontrollierenden Augen erfordert (s. Kapitel 4 und 5).Dazu gehören Gestaltungsmöglichkeiten mit verschiedenenMaterialien, wie z.B. Kneten und Modellieren, das Schneidenvon Formen und Reißen von kleinen Papierteilchen. Bei diesenÜbungen werden aber nicht nur grundlegende Techniken undMaterialerfahrungen gesammelt, sondern ebenso Aufgaben-verständnis und die Koordination von Auge und Handmusku-latur geschult sowie die Muskulatur trainiert.Darüber hinaus ist das Kleben mit dem Pritt Klebe Pen fürKinder wichtig, da sie mit ihm üben können, einen gleichmä-ßigen Druck auf ihr Werkzeug auszuüben. Auch das Malenmit Wachsmalstiften fördert ganz besonders die Fingermus-kulatur und die Grob- und Feinmo-torik, also Fertigkeiten, diebeim Schreibenlernen und beim Schreiben gut ausgebildetsein müssen.

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HILFSMITTEL FÜR DEN SCHREIBUNTERRICHT

Installationsbildschirm für die Vereinfachte Ausgangsschrift

Beispiel für Buchstaben der Anlautschriftart Picturalis®

Anlautschriftart Picturalis®

Für den Anfangsunterricht bietet Pelikan mit der Anlaut-Schrif-tart Picturalis® eine Möglichkeit an, Kinder auf dem Weg zurSchrift wirkungsvoll zu begleiten. Diese Computerschrift kannsowohl zur Arbeitsblattgestaltung, aber auch als laminierteBildvorlage zur Verwendung im Unterricht eingesetzt werden.

7.3 Computerschriften/Computer-Lernhilfen

Der Einsatz des Computers zur Unterrichtsvorbereitung geradeim Anfangsunterricht ist inzwischen nicht mehr wegzudenken.Ausgangsschriften schnell und perfekt zu schreiben, Arbeits-blätter professionell herzustellen oder (leere) Lineaturblätterim Handumdrehen selbst zu machen – dies ist heute keinProblem mehr. Plakative, großformatige Buchstaben lassensich im Nu gestalten und ausdrucken. Die gängige Softwaregibt es für Windows und Mac. Das Programmangebot wirdständig umfangreicher, differenzierter und bedienungskom-fortabler.

Pelikan bietet seit 1995 die Vereinfachte Ausgangsschrift alskostenloses Computerprogramm an. Inzwischen wurde dieseComputerschrift immer wieder den Anforderungen aktuellerBetriebssysteme angepasst und um zahlreiche weitere Schrift-arten erweitert. Dabei ist die Installation einer Computerschriftdenkbar einfach und wird am Bildschirm entsprechend ange-zeigt:

Kursive Druckschrift

Als ideale Ergänzung zu allen Ausgangsschriften und als Trai-ning zur Entwicklung einer individuellen, persönlichen Hand-schrift hat Pelikan die Kursive Druckschrift entwickelt. Auchdiese Schriftart steht unter www.pelikan-lehrerinfo.de zumkostenlosen Download bereit.Bei Pelikan wird deshalb das Computerschriften-Angebot allerAusgangs-Druckschriften und Ausgangs-Schreibschriften stän-dig erweitert.Folgende Schriftarten sind unter www.pelikan-lehrerinfo.deMenüpunkt Downloads im Internet kostenlos erhältlich:

• Druckschrift Bayern und Hamburg (jeweils Schriftprobe)

• Anlautschriftart Picturalis®

• Kursive Druckschrift

• Lateinische Ausgangsschrift

• Schulausgangsschrift

• Vereinfachte Ausgangsschrift

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7.4. Schriftplakate

Für den Unterricht haben sich Plakate in DIN A1 mit der KursivenDruckschrift oder der Vereinfachten Ausgangsschrift bewährt.Diese dekorativen Schriftvorlagen können kostenlos bei Pelikanbestellt werden. Im Unterricht bieten sie den Schülern stetseine zuverlässige Übersicht der einzelnen Buchstaben.

Die Schriftplakate Kursive Druckschrift und VereinfachteAusgangsschrift (Format DIN A1) sind im Lehrershop unterwww.pelikan-lehrerinfo.de kostenlos erhältlich.

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HILFSMITTEL FÜR DEN SCHREIBUNTERRICHT

8. Literatur

1. Ayres, J. A. (2002): Bausteine der kindlichen Entwicklung.Berlin.

2. BUK - Bundesverband der Unfallkassen Gesetzliche Unfallversicherung (1999):Richtig sitzen in der Schule. München, S. 5 f. In: http:/www.schulentwicklungspreis.de/docs/SI_8011.pdfAbruf: im Juli 2008

3. Bartnitzky, H. (2005): Welche Schrift passt am besten zum Grundschulunterricht heute? In: GS aktuell,Hft. 91, S. 3-12, Abruf: im Juli 2008

4. Brügelmann, H. (1989): Kinder auf dem Weg zur Schrift.3. Auflage. Konstanz.

5. Grünewald, H.; Kleinert, I. (1994): Von der Druckschriftzur Schreibschrift. In: Praxis Grundschule, Hft. 3. Braun-schweig.

6. Grünewald, H.; Kleinert, I. (1998): Arbeitstechniken undUnterrichtshilfen zum Schreibenlernen. In: Grundschule,Hft. 9. Braunschweig.

7. Frede, A.; Grünewald, H.; Kleinert, I. (2002): Üben in Vereinfachter Ausgangsschrift. Das Schreib-Buch zum Schreib-Kurs. In: Grundschule, Hft. 1. Braunschweig.

8. Frede, A.; Kleinert, I. (2002): Schreiben lernen in Verein-fachter Ausgangsschrift. Der Schreib-Kurs zur Verein-fachten Ausgangsschrift. In: Praxis Grundschule,Hft. 1. Braunschweig.

9. Günther, A.; Jäger, M. (2004): „Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht!“ Fördermöglichkeiten für den Alltag visuell wahrnehmungsgestörter Kinder. Dortmund.

10. Huber, I.; Giezendammer, C. (2003): „Oh je, die Spitze ist abgebrochen!“ Therapiemittel und Übungen zur Behandlung grafomotorischer Schwierigkeiten beiPOS/ADS-Kindern. 2. Auflage. Dortmund.

11. Kleinert, I. (1999): Von der Druckschrift zur Schreibschrift.In: Grundschulunterricht, Hft. 6. Braunschweig.

12. Lange, G.; Weinhold, S. (Hrsg.) (2005): Grundlagen der Deutschdidaktik. Baltmannsweiler.

13. Loose, A. C. u.a. (1997): Graphomotorisches Arbeitsbuch.Für Eltern, Erzieher/innen, Therapeut/innen, Pädagog/innen. München.

14. Mahrhofer, C. (2004): Schreibenlernen mit graphomo-torisch vereinfachten Schreibvorgaben. Bad Heilbrunn.

15. Milz, I. (1996): Neuropsychologie für Pädagogen. Dortmund.

16. Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.) (2006): Leichter lernen durch Bewegung, Spielideen zur tägli-chen Bewegungszeit in der Grundschule. Hannover.

17. Pauli, S.; Kisch, A. (2003): Geschickte Hände zeichnen. 2. Zeichenprogramm für Kinder von 5-7 Jahren. Dortmund.

18. Rix, A. (2006): Den Stift im Griff. 123 Spielhandlungenzur Schulung der Grafomotorik... und ein Testverfahrenzur Ermittlung der grafomotorischen Kompetenz. Horneburg.

19. Sattler, J.B. (1996): Das linkshändige Kind in der Grund-schule. Donauwörth.

20. Schniewind, K.-H.; Beiner, F. (2004): Zusammenfassungeiner empirischen Studie zum Schreibenlernen mit einerAusgangsschrift. Unveröffentlichtes Manuskript.In: www.grundschulverband.de/Forschung

21. Schenk, C. (2002): Lesen und Schreiben Lernen und lehren. Eine Didaktik des Erstlese- und Erstschreibunter-richts. Baltmannsweiler.

22. Spitta, G. (1988): Von der Druckschrift zur Schreibschrift.Frankfurt.

23. Spitzer, M. (2002): Lernen, Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg.

24. Wendler, M. (2001): Diagnostik und Förderung der Grafomotorik. Konzeptionelle Überlegungen zu einementwicklungs- und bewegungsorientierten Schrift-spracherwerb, Inaugural- Dissertation. Marburg.

25. Zimmer, R. (1995): Handbuch der Sinneswahrnehmung.Grundlagen der ganzheitlichen Erziehung. Freiburg imBreisgau.

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Notizen:

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ISBN 978-3-8144-9999-4 • Best. Nr. 030445

Malkurs Aquarell-Malerei

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