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Kirche Linden Predigt zu Zefanja 2,1 -3 Giancarlo Voellmy Sonntag Rogate 17. Mai 2020 Bildquelle: flickr.com (Creative Commons) Dieser Gottesdienst wurde auch aufgezeichnet. Sie finden die Aufzeichnung und die Orgelbegleitung zu den Liedern auf unserer Homepage www.kirche-linden.ch. Kirche Linden 2 Eingangswort Sucht den HERRN, all ihr Demütigen des Landes, die ihr sein Recht übt. Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut. Eröffnung Wer die letzten Predigten über den Propheten Zefanja gehört hat, findet vielleicht: Diese Worte über den «Tag des HERRN», den «Tag des Zorns», den «Tag des Wolkendunkels» sind doch viel zu finster für unsere Zeit! Wir brauchen jetzt etwas Anderes! Keine Angst: Heute kommt es etwas anders. Erstens einmal gibt es heute auch einen Lichtblick für die Kinder, vorbereitet vom Sonntagsschulteam – und zweitens, auch wenn uns die grosse Katastrophe angedroht wird – im Kleinen können wir trotzdem atmen und weiterleben. Und zwar, indem wir uns auf Wesentliches konzentrieren. Was heisst das? «Sucht den HERRN» empfiehlt uns Zefania. Man könnte ihm jetzt vorwerfen, dass der Rückzug in die Innerlichkeit, zum persönlichen Glauben, eine Flucht aus der Welt ist. Ein Rückzug in den wohligen Wattebausch, ein Ausblenden der Wirklichkeit. Ein unsoli- darisches Abwenden von den Problemen, die da sind. Aber Achtung: Gott suchen heisst nicht, sich nach innen umzustülpen. Gott ist nicht einfach tief in mir drin. Gott ist der Schöpfer, der Allmächtige. Gott ist der Lenker der Geschichte. Gott weiss besser als Experten und Regierungen, was gut ist für uns alle und für jeden einzelnen von uns. Sich auf Gott ausrichten, Gott suchen, das heisst: Uns auftun für die ganze Wirklichkeit. Die ganze Wirklichkeit ist auch in Corona-Zeiten um- fassender als die Angst um meine Gesundheit, als die Angst um unsere Wirtschaft, als die Themen, die unsere Medien beherrschen. Sich auf Gott ausrichten heisst auch: Klein und demütig werden. Aner- kennen, dass wir nicht alles in der Hand haben. Wir brauchen nicht alles in der Hand zu haben.

Predigt zu Zefanja 2,1-3 Eingangswort - Kirche Linden

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Page 1: Predigt zu Zefanja 2,1-3 Eingangswort - Kirche Linden

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Predigt zu Zefanja 2,1 -3 Giancarlo Voellmy Sonntag Rogate 17. Mai 2020 Bildquelle: flickr.com (Creative Commons) Dieser Gottesdienst wurde auch aufgezeichnet. Sie finden die Aufzeichnung und die Orgelbegleitung zu den Liedern auf unserer Homepage www.kirche-linden.ch.

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Eingangswort Sucht den HERRN, all ihr Demütigen des Landes, die ihr sein Recht übt. Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut.

Eröffnung Wer die letzten Predigten über den Propheten Zefanja gehört hat, findet vielleicht: Diese Worte über den «Tag des HERRN», den «Tag des Zorns», den «Tag des Wolkendunkels» sind doch viel zu finster für unsere Zeit! Wir brauchen jetzt etwas Anderes! Keine Angst: Heute kommt es etwas anders. Erstens einmal gibt es heute auch einen Lichtblick für die Kinder, vorbereitet vom Sonntagsschulteam – und zweitens, auch wenn uns die grosse Katastrophe angedroht wird – im Kleinen können wir trotzdem atmen und weiterleben. Und zwar, indem wir uns auf Wesentliches konzentrieren. Was heisst das?

«Sucht den HERRN» empfiehlt uns Zefania. Man könnte ihm jetzt vorwerfen, dass der Rückzug in die Innerlichkeit, zum persönlichen Glauben, eine Flucht aus der Welt ist. Ein Rückzug in den wohligen Wattebausch, ein Ausblenden der Wirklichkeit. Ein unsoli-darisches Abwenden von den Problemen, die da sind. Aber Achtung: Gott suchen heisst nicht, sich nach innen umzustülpen. Gott ist nicht einfach tief in mir drin. Gott ist der Schöpfer, der Allmächtige. Gott ist der Lenker der Geschichte. Gott weiss besser als Experten und Regierungen, was gut ist für uns alle und für jeden einzelnen von uns. Sich auf Gott ausrichten, Gott suchen, das heisst: Uns auftun für die ganze Wirklichkeit. Die ganze Wirklichkeit ist auch in Corona-Zeiten um-fassender als die Angst um meine Gesundheit, als die Angst um unsere Wirtschaft, als die Themen, die unsere Medien beherrschen. Sich auf Gott ausrichten heisst auch: Klein und demütig werden. Aner-kennen, dass wir nicht alles in der Hand haben. Wir brauchen nicht alles in der Hand zu haben.

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Sich auf Gott ausrichten heisst: Gelassen werden. Ge-lassen. «Lassen». Gott machen lassen. Gott vertrauen.

Lied RG 492,1.2.6 Jesus Christus herrscht als König

1 Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß. Aller Zunge soll bekennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muß.

2 Fürstentümer und Gewalten, Mächte, die die Thronwacht halten, geben ihm die Herrlichkeit; alle Herrschaft dort im Himmel, hier im irdischen Getümmel ist zu seinem Dienst bereit.

6 Jesus Christus ist der Eine, der gegründet die Gemeine, die ihn ehrt als teures Haupt. Er hat sie mit Blut erkaufet, mit dem Geiste sie getaufet, und sie lebet, weil sie glaubt.

Bussgebet Unser Gott und Vater. Wir suchen dich in dieser unsicheren Zeit. Hilf uns still zu werden und zur Einsicht zu kommen. Wir schauen in uns hinein: Angst, Verwirrung, Stolz und Eigensinn – trennen uns von dir und von unseren Nächsten. Jesus Christus. Du hast uns auf den Vater gewiesen. Du sagst uns: «Sorgt euch nicht!» Wir wollen dir folgen; vergib uns. Hilf uns auf Gott zu sehen und nicht in uns gefangen zu bleiben. Mach uns frei von der Macht des Todes, die uns treibt und ängstigt. Du bist auferstanden.

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Darum bitten wir dich durch deinen Heiligen Geist um den Glauben und um die nötige Demut und Bescheidenheit, dass wir uns nicht mit der Masse treiben lassen. Bei dir, Gott, ist Rettung, nicht bei Menschen. Rede zu uns und lass unser Herz bei dir zur Ruhe kommen. AMEN.

Monatslied „Ich bin bei dir“

1) Ich bin bei dir, wenn die Sorge dich niederdrückt, wenn dein Leben dir sinnlos scheint, dann bin ich da. Ich bin bei dir, auch wenn du es nicht glauben kannst, auch wenn du es nicht fühlen kannst, ich bin dir nah.

Ref. Und ich hab alles in der Hand, kenn dein Leben sehr genau, ich weiß um alles, was du brauchst, Tag für Tag. Hab keine Angst, ich liebe dich. Du kannst meinem Wort vertraun und du wirst sehn, wie ich dich führe Schritt für Schritt.

2) Hab keine Angst, wenn du nachts nicht mehr schlafen kannst, wenn du grübelst was morgen wird, du hast doch mich. Hab keine Angst, auch wenn andre nicht zu dir stehn, wenn du meinst, dass du wertlos bist, ich liebe dich.

3) O welch ein Tag, wenn wir uns gegenüberstehn, und du siehst, dass dein Lebensweg ein Weg war zu mir.

Ref 2x Dann wirst du staunen und verstehn, alles hatte seinen Sinn, und du wirst sehen, ich hatte alles in der Hand! :|

T: Birgit Dörnen | M: Daniel Burgess

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Lesung Zef 1,14.17–2,3 Wir hören die Schrift aus dem Propheten Zefanja. Weil wir in einer Pre-digtserie stehen, werde ich einige Versteile aus dem vorangehenden Ab-schnitt voranstellen.

„14 Nah ist der grosse Tag des HERRN, nah, und schon bald ist er da! ... 17 Da werde ich die Menschen in Bedrängnis bringen, und sie werden umherlaufen wie Blinde, denn gegen den HERRN haben sie gesündigt. ... 18 Weder ihr Silber noch ihr Gold kann ihnen helfen am Tag des Zorns des HERRN. ...

1 Kommt zusammen und sammelt euch, du Nation, die keine Scham kennt,

2 bevor ausgeführt wird, was beschlossen ist — wie Spreu vergeht die Zeit [w. zieht der Tag vorüber] —,

bevor über euch kommt der glühende Zorn des HERRN, bevor über euch kommt der Tag des Zorns des HERRN. 3 Sucht den HERRN, all ihr Demütigen des Landes, die ihr sein

Recht übt. Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut, vielleicht werdet ihr versteckt am Tag des Zorns des HERRN.“

Predigt Vom «Tag des Zorns» redet der Prophet Zefanja, wenn er den «Tag des HERRN» ankündigt. Dieser Tag oder Zeitpunkt hat zwei Seiten. Für die Menschen, die er trifft, ist er die grosse Katastrophe. Alles, was sie gekannt haben, geht unter. Nicht nur im Nahen Osten, sondern überall auf der Erde sind grosse Zivilisationen vom Untergang getroffen worden. Manchmal war dieser Untergang absehbar und selbst verschuldet. In anderen Fällen haben sich die politischen Kräfte verschoben, oder unglückliche Zufälle, auch nur kleine Zufälle, haben sich zu einer Katastrophe verbunden. Das Königreich Israel, wo Zefanja wirkte, ist aus einer Katastrophe geboren worden. Im 12. Jahrhundert vor Christus ging die politische und wirtschaftliche Ordnung im Nahen Osten zugrunde. In diesem Vakuum

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konnte aus den zerstrittenen und ungeordneten Stämmen in Kanaan das geeinte Königreich Israel werden. Dieses Königreich ging 400 Jahre später in einer Katastrophe zugrunde. Der neubabylonische König Nebukadnezar marschierte ein. Wenn man diese Herrschaft akzeptiert hätte, hätte Jerusalem vielleicht in Frieden – aber ohne Freiheit – weiter existieren können. «Hätte», «vielleicht». Es kam anders. Die babylonische Armee liess in Jerusalem kaum einen Stein auf dem anderen. Das kündigt Zefanja an mit seinen Worten:

„14 Nah ist der grosse Tag des HERRN, nah, und schon bald ist er da! ... 17 Da werde ich die Menschen in Bedrängnis bringen, und sie werden umherlaufen wie Blinde, denn gegen den HERRN haben sie gesündigt. ... 18 Weder ihr Silber noch ihr Gold kann ihnen helfen am Tag des Zorns des HERRN. ...

Aber: Gibt es wirklich keine Hoffnung an diesem „Tag des Zorns“? Es kann doch nicht sein, dass Gott sein Volk einfach hängen lässt. Es gibt vielleicht auch damals Menschen, die das positive an der Katastro-phe sehen. Ja, man hat sich zu sehr auf die schamlose Bereicherung aus-gerichtet. Ja, es kann nicht immer besser werden – weniger ist manchmal mehr. Wer sich mehr Gerechtigkeit wünscht, wünscht sich damit immer auch ein Stück Ausgleich. Da müssen die einen Federn lassen. Es gibt einen gerechten Zorn, das spüren wir alle. Wir sind uns vielleicht nicht einig, wer diesen Zorn zu spüren bekommen soll. Das ist eine heikle Angelegenheit. Aber gibt es einen Weg, dem gerechten Zorn Gottes zu entrinnen? Zefanja zeichnet jetzt konkrete Schritte, einen Weg, den auch wir zu Gott gehen können:

1 Kommt zusammen und sammelt euch, du Nation, die keine Scham kennt,

„Sammelt euch“. – „Still vor Gott dem HERRN!“ – Die Sammlung zum Gottesdienst, die Sammlung als Gemeinde ist uns im Moment verwehrt. Das ist ein Verstoss gegen ein Grundrecht, und ich

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reibe mir die Augen, wenn ich sehe, wie gleichmütig die Kirchen das hin-nehmen. Natürlich findet auch eine Sammlung statt in unserer Zeit. Wir sind öfter zuhause. Ich habe diese Woche mit einem älteren Ehepaar gesprochen. Sie haben gemeint, dass es erstaunlich gut gehe, auch wenn sie jetzt beide fast immer daheim seien. Eine Mutter hat gemeint, dass ihr Junge, jetzt in der Lehre, am Samstag-abend eigentlich ganz gern daheim sei und dem Ausgang mit Kollegen gar nicht nachtrauere. Auch das ist Sammlung, auch das ist wertvoll, wenn die Zwänge, unter denen wir stehen, sogar Gutes wirken. Letzten Montag fand von 20:30 bis 21:30 das Lindener Abendgebet statt, in den Häusern. Man bekommt halt dann nicht mit, wer auch noch betet. Aber Jesus hat uns ja auch geraten, uns in der Kammer einzuschliessen, wenn wir beten; gerade das Gebet sollen wir nicht zur Schau stellen. Wie gut, wenn wir wissen, dass wir uns auch in der Einsamkeit zu Gott sammeln können, ihm unser Herz ausschütten. Wenn wir dem Unser Vater folgen, das uns Jesus gelehrt hat, kommen wir an allem Wesentlichen vorbei. So beten wir täglich auch „Vergib uns unsere Schuld“.

...du Nation, die keine Scham kennt... sagt Zefanja. Lebt unser Gewissen noch? Ist es ansprechbar? Spüren wir, wenn wir an-deren Menschen wehtun? Scham ist nicht nur schlecht. Scham ist zwar ein Reflex, etwas zu verbergen oder zu rechtfertigen. Aber wir sollten auf dieses Gefühl hören,

2 bevor ausgeführt wird, was beschlossen ist — wie Spreu vergeht die Zeit —,

bevor über euch kommt der glühende Zorn des HERRN, bevor über euch kommt der Tag des Zorns des HERRN.

Gott hätte allen Grund, mit unserer Erde Schluss zu machen. Wer das zu brutal findet, muss heute nur kurz das Nachrichtenangebot durchsehen. Wenn Gott nicht der gerechte Richter ist, dann sind es Men-schen. Wenn Gott nicht das letzte Wort hat, dann fordern es Menschen.

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Von allen Seiten wird uns gesagt, was recht ist, und warum wir Schuld sind am Weltuntergang: Bis vor zwei Monaten z.B. war klar, dass die Menschheit am CO2 erstickt und überhitzt. Zumindest dieses Problem hat sich nun kurzfristig etwas entspannt. Dann geht die Welt unter an zuviel Globalisierung. Sie ist schuld an Ar-mut, Ungerechtigkeit, Krankheiten usw. Umgekehrt geht die Welt unter an zuwenig Globalisierung. Obwohl die WHO, die Welt-Gesundheitsorganisation, keine rühmliche Rolle gespielt hat im Blick auf Corona, sollte man nach Meinung einiger Leute nun doch allen internationalen Organisationen schleunigst beitreten; ansonsten gelte man als nationalistisch. Könnte es auch sein, dass der Grund für Gottes gerechten Zorn viel näher liegt? Dass er nicht zu tun hat mit dem, was andere tun sollten, sondern mit dem was ich selber tue oder was ich unterlasse? Es ist schmerzlich, es ist unbequem: Aber wo wir schon Zeit haben, über uns selber nachzudenken und ehrlich zu werden, sollten wir es auch tun. Das Zeigen auf Andere hat Hochkonjunktur: Die einen stricken Verschwö-rungstheorien, kritisieren die Regierung. Die anderen telefonieren der Po-lizei, weil ihnen jemand im Laden zu nahe kam und möchten in Zukunft am liebsten gar nie mehr selber Verantwortung tragen! Aber wo ist da Gott? Bevor wir in Verantwortung zu irgend jemand ande-rem stehen, stehen wir in Verantwortung vor ihm, unserem Schöpfer. Keiner von uns wird dieser Verantwortung gerecht. Darum blenden wir sie auch gern aus. Unser mittleres Kirchenfenster ist das Christusfenster (Bild nächste Seite). Es zeigt uns – Gott selber. Er ist Mensch geworden, er hat unsere Schuld getragen. Jesus, der Mensch und Gottessohn, liess im ungerechten Zorn der Menschen, die ihn ans Kreuz nagelten, den gerechten Zorn Gottes über sich ergehen. Er trug die Strafe, die wir verdient hätten.

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Im Blick auf Jesus, den Gekreuzigten, sind wir auf-gefordert, uns unserer Scham zu stellen. Wir haben ihn ans Kreuz gebracht, nicht sie, die Römer oder die Juden oder wer auch immer. Wie es eine alte Liedstrophe sagt:

Ich bin’s, ich sollte büssen... Im Blick auf Jesus, den Gekreuzigten, sind wir be-freit, uns unserer Scham und Schuld zu stellen. Wir brauchen uns nicht zu rechtfertigen, wir brauchen nichts zu verbergen. Das Kreuz offenbart unsere Mitschuld. Wir sind Mit-täter, manchmal auch nur Mitläufer. Aber wir brau-chen den Zorn Gottes nicht mehr zu fürchten, weil Jesus ihn getragen hat. Darum fordert uns Zefanja auf:

3 Sucht den HERRN, all ihr Demütigen des Landes, die ihr sein Recht übt.

Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut, vielleicht werdet ihr versteckt am Tag des

Zorns des HERRN.“ Der Prophet schreibt zwar 600 Jahre vor Christus. Aber er kennt den Gott der Bibel. Gott offenbart sich im Alten und im Neuen Testament als der geduldige, gnädige Gott. Obwohl sein Zorn auf das Tun von uns Menschen gerechtfertigt wäre, kommt er uns entgegen und trägt den Zorn selber. Er ruft uns einfach auf, zu Ehrlichkeit und Demut. Er ist Gott, wir sind Menschen. Wir haben einander nichts vorzuhalten, nein, wir sollen einander vergeben, und zwar immer wieder. Und wir haben erst recht Gott nichts vorzuhalten, von dem wir alles haben – ob wir an ihn glauben und ihn respektieren oder nicht.

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In schwierigen Zeiten müssen wir zum Wesentlichen zurückfinden. Das sind, nach Zefanja, drei kleine Schritte:

- Wir sammeln uns – zueinander, zu uns selber, zu Gott. - Wir bekennen Scham und Schuld. - Wir erkennen uns recht, in Demut, als Menschen vor Gott.

Wenn wir so, im Vertrauen, zu Gott kommen, ist uns vergeben, brauchen wir seinen Zorn nicht zu fürchten. Auch wenn er scheinbar über uns hereinbricht in Form von Krankheit, von Schicksalsschlägen, von Tod. Das alles kann sich nicht von Gott trennen. Gottes Treue trägt uns in alldem und über den Tod hinaus. Das ist eine Zusage, die uns jede Angst nehmen kann.

Vielleicht werdet ihr versteckt am Tag des Zorns des HERRN. «Vielleicht»: Das Leben bringt, was es bringt. Zefanja ist realistisch – das Vertrauen auf Gott entfernt uns nicht aus dieser Welt. Dass wir keine Angst mehr haben müssen, heisst nicht, dass uns kein Unglück mehr treffen kann. Aber was das Leben auch bringt, kommt aus Gottes Hand. Es ist die gleiche Hand, die uns in allem trägt. Die Hand des Richters, der zu Recht zornig ist, ist auch die Hand des Retters, der aus reinem Erbarmen heraus gütig zu uns ist. Ich wünsche uns, dass wir zu dieser ehrlichen Demut finden, unsere Schuld und Scham angstfrei bekennen können und nicht mehr auf Andere zu zeigen brauchen. Und natürlich wünsche ich uns auch, dass wir uns schon bald wieder in Freiheit sammeln dürfen, um einander zu ermutigen und miteinander den Gottesdienst zu feiern!

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Fürbitte Unser Gott und Vater Wir danken dir, dass du uns mit allem Guten versorgst. Wir bitten dich jetzt für all die Menschen, denen auch das Nötigste fehlt, die schwer getroffen sind durch staatliche Sperren und wirtschaftliche Engpässe. Und wir bitten dich auch für alle leidenden, kranken Menschen, woran sie auch immer leiden. Du kennst sie, du bist ihr liebender Schöpfer. Herr Jesus Christus Lass uns ehrlich und demütig werden vor dir. Wir sind schuldige Menschen, auch wenn es nur im Kleinen ist. Wir wollen uns nicht brüsten mit unserer Gerechtigkeit, sondern auf dich schauen. Du hast den gerechten Zorn Gottes am Kreuz auf dich genommen. Mach uns wieder feinfühlig, dass wir Schuld ernst nehmen. Gib uns volles Vertrauen auf deine Güte, dass wir Schuld ohne Angst bekennen. Mach uns durch deinen Heiligen Geist von Herzen willig und bereit, forthin dir zu leben, und festige in uns den Glauben an das ewige Leben, gegen jede Angst und jedes Misstrauen. Erbarme dich!

Unser Vater

Kollekte Alle Kollekten in der Corona-Zeit sind bestimmt für HMK – «Hilfe für Mensch und Kirche». Die Organisation setzt sich für verfolgte Christen weltweit ein. Sie unterstützt Christen, die ihren Glauben nicht ausleben dürfen, etwa in muslimischen und hinduistisch/ buddhistisch geprägten Ländern. HMK leistet Hilfe, wo sie nötig ist – nicht ausschliesslich an Christen, aber immer mit örtlichen, christlichen Partnern. HMK hat ihren Sitz in Thun. Einzahlungsscheine finden Sie in der Kirche/im Pfarrhaus.

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Homepage Bitte beachten Sie, dass in den nächsten Tagen die neue Homepage der Kirchgemeinde Linden aufgeschaltet wird. Wir hoffen, dass Sie sich bald damit zurechtfinden. Rückmeldungen sind erwünscht – Pfarramt Tel. 031 771 01 71. Danke! Die nächste Predigtpost mit Podcast erscheint am So 24. Mai 20. An Auf-fahrt wird keine Predigt erscheinen.

Lied RG 346,2.4 Bewahre uns, Gott

2. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns in allem Leiden. Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten,

4. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit durch deinen Segen. Dein Heiliger Geist, der Leben verheisst sei um uns auf unseren Wegen.

Segen Der HERR segne dich und behüte dich.

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

AMEN.