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48. Deutscher Verkehrsgerichtstag 2010
Arbeitskreis VII: Unfallrisiko „junge Fahrer“
Mehr als nur ehrenwerte Verkehrssicherheitsarbeit Stuttgart / Goslar (ACE) 27. – 29. Januar 2010 – Jung, clever, sicher – so heißt ein
Programm, das vom ACE Auto Club Europa im Rahmen seiner betrieblichen
Verkehrssicherheitsarbeit speziell für junge Leute aufgelegt wurde. Nach Ansicht des
Clubs reichen die bisherigen Bemühungen allerdings bei weitem nicht aus, um gerade
auch bildungsfernere Gruppen junger Fahrer nachhaltig von der Notwendigkeit der
persönlichen Unfallverhütung zu überzeugen. „Die Anstrengungen von Polizei und
Verkehrssicherheitsorganisationen sind sicherlich ehrenwert und verdienstvoll, deren
Wirkung auf die fragliche Risikogruppe bleibt offenbar aber begrenzt“, sagte ACE�
Verkehrssicherheitsexperte Gert Schleichert auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar.
Man müsse schon viel Aufwand betreiben und Zeit investieren, um bei jungen
Erwachsenen ernsthaftes Interesse und nachhaltige Verhaltensänderungen auszulösen.
„Crash�Kurse berauschen im Moment, haben aber keine Langzeitwirkung“, sagte
Schleichert.
Neben der ausbildungsbegleitenden Verkehrssicherheitsarbeit hat nach Einschätzung
des ACE�Experten einzig das bundesweit in der Erprobung befindliche Konzept
„Begleitetes Fahren ab 17“ nachweislich spürbare Erfolge gebracht.
ACE gegen gebührenpflichtige „Trichter�Pädagogik“ für Fahranfänger
Die verschiedentlich propagierte zweite Phase der Fahrausbildung konnte hingegen
keinen Effekt im Sinne eines Sicherheits�Zugewinns auslösen, urteilt der ACE. Der Club
lehnt deshalb eine gesetzlich verpflichtende Fortbildung für Fahranfänger ab. Nach
absolvierter Fahrschule und erfolgreicher Prüfung funktioniere für junge
Führerscheinbesitzer nur das Prinzip Freiwilligkeit. „Mit zusätzlicher Trichter�Pädagogik
und einem Zwang zur gebührenpflichtigen Seminar�Teilnahme lässt sich keine positive
Änderung der Einstellung bewirken, eher ist das Gegenteil der Fall“. Wem es nur darum
gehe, eigenes Verkehrssicherheitspersonal und Übungsplätze wirtschaftlich auszulasten,
der solle sich alternative Konzepte zur zweiten Ausbildungsphase überlegen, er solle es
aber unterlassen, jungen Leuten in die Tasche zu greifen.
ACE Auto Club Europa e. V. Presse� und Öffentlichkeitsarbeit
Verantwortlich: Rainer Hillgärtner Schmidener Str. 227
70374 Stuttgart
Tel.: 0711 / 53 03�266/277 Fax: 0711 / 53 03�288
www.ace�online.de E�Mail: presse@ace�online.de
Pressemitteilung
Alkoholkonsumverbot richtig – zu wenig ESP
Erfreulich ist aus Sicht des ACE, dass sich das seit August 2007 bestehende absolute
Alkoholkonsumverbot für Fahranfänger bewährt hat. „Die klare Ansage des
Gesetzgebers lässt keinen Raum für Interpretationen; so etwas wird von den meisten
Jugendlichen verstanden und akzeptiert“, sagte Schleichert.
Mit Sorge sieht der ACE, dass Fahranfänger häufig mit älteren Autos ohne integrierte
Stabilitätskontrolle, wie ESP und ESC unterwegs sind. Solche Sicherheitssysteme dienten
nachweislich dazu, Unfälle zu vermeiden und deren Folgen zu begrenzen. Gerade für
Führerscheinnovizen, die nur wenig Erfahrung hinterm Steuer hätten, könnten
Fahrerassistenzsysteme in prekären Situationen die Rolle eines Lebensretters
übernehmen.
Betriebliche Verkehrssicherheitsarbeit ausbauen
In der Gruppe der 18� bis 19�jährigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer passieren
laut ACE vier von fünf Arbeitsunfällen mit Todesfolge auf der Straße. Bei jungen Leuten
Anfang 20 ist nahezu jeder zweite gemeldete Arbeitsunfall mit Verletzungsfolgen ein
Straßenverkehrsunfall. Nach Schätzungen des ACE haben nicht mehr als 15 Prozent der
insgesamt rund sechs Millionen Auszubildenden und jungen Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer unter 25 Jahren an betrieblichen und außerbetrieblichen
Verkehrssicherheitstrainings teilgenommen. Deshalb appelliert der Club an Betriebe,
Verwaltungen und Berufsgenossenschaften, die Mittel für betriebliche
Verkehrssicherheitsarbeit aufzustocken. Solche Investitionen rechneten sich auch
betriebswirtschaftlich, weil damit etwa unfallverletzungsbedingte Arbeitsausfälle
reduziert werden könnten, so die Argumentation des ACE.
Autoversicherer mit Rabatt für Frühstarter
Unterdessen meldet der Club einen Durchbruch für junge Führerscheinnovizen: Erstmals
sollen sie von Autoversicherern auf breiter Front spürbare Nachlässe bei den
Versicherungsprämien eingeräumt bekommen. Voraussetzung dafür ist, dass sie schon
im Alter von 17 Jahren den Führerschein erwerben und von einem Erwachsenen
begleitet das Autofahren erlernen. Denn diese Fahranfänger (BF 17 Fahrer) verursachen
nachweislich weniger Unfälle, wie der ACE unter Berufung auf neue und noch nicht
veröffentlichte Erhebungen des Bundesverkehrsministeriums berichtete.
Der „begleitete Führerschein mit 17“ ist ein voller Erfolg. Das bestätigt die
Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) auf Anfrage der Zeitschrift ACE LENKRAD
(1/2010). So ist die Unfallbeteiligung der „Frühstarter“ um 30 Prozent geringer und im
Vergleich zu jungen Fahrern, die ganz normal mit 18 ihren Führerschein machen, fallen
die „begleiteten Fahrer“ bei der Polizei viel weniger unangenehm auf. Ihre
Deliktbeteiligung ist um 20 Prozent geringer, wie Studien des Bundesverkehrs�
ministeriums und des Verkehrsministeriums in Niedersachsen ergaben. „Dieser Trend
hält an“, sagt Georg Willms�Lenz, zuständiger Projektleiter bei der BASt, dem ACE.
Ähnlich wird die Entwicklung unterdessen auch von namhaften
Versicherungsunternehmen eingeschätzt. Das Kostenrisiko sei bei der Gruppe der
begleiteten Fahranfänger um rund zehn Prozent geringer als das von herkömmlichen
Fahranfängern, wird ein Versicherungsexperte vom ACE zitiert. Erste Daten für alle
Kraftfahrzeug�Versicherer bereitet derzeit der Gesamtverband der Deutschen
Versicherungswirtschaft (GDV) vor. Dem Trend zufolge dürften die Nachlässe, die die
Versicherer schon heute für die jungen Fahrer geben, auf statistisch sicheren Füßen
stehen. Schon jetzt reagieren einzelne Anbieter, berichtet der Club.
Ganz wichtig: Eltern und Führerscheinneulinge müssen den Versicherer immer auf die
Teilnahme am Begleiteten Fahren hinweisen, andernfalls bleiben die verbesserten
Konditionen unberücksichtigt.
ACE will für frühen Führerscheinerwerb weiter trommeln
Die neuen Rabatte der Versicherer dürften die Nachfrage nach einem Begleiteten
Führerschein mit 17 zusätzlich forcieren, vermutet der ACE. Immerhin entschieden sich
2007 bundesweit schon 269.000 Anfänger für den früheren Einstieg. 2008 waren es
sogar schon rund 360.000 junge Fahrer. Ein sattes Plus von mehr als 90.000. Damit
entscheiden sich schon fast 37 Prozent aller Anfänger für den Führerschein mit 17.
Einen kleinen Wehmutstropfen gibt es schon. Der frühe Führerschein wird
überproportional häufig von Kindern aus der Mittelschicht absolviert. „Damit
unterscheidet er sich aber soziodemografisch kaum von dem Führerschein mit 18“, sagt
BASt�Experte Willms�Lenz. Früh würden in aller Regel diejenigen Führerscheine machen,
die von zuhause aus finanziell unterstützt würden. Somit wächst hier möglicherweise
eine neue Problemgruppe heran: Die jungen Fahrer, die ohne Begleitung erst mit 20
oder noch später in den Verkehr einsteigen. Noch gelten junge Fahrer allgemein als die
am stärksten gefährdete Gruppe im Straßenverkehr. Junge Fahrer zwischen 18 und 24
Jahren haben laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat im Vergleich zu allen
Altersgruppen immer noch ein doppelt so hohes Risiko, tödlich zu verunglücken.
Der ACE engagierte sich von Anfang an für das Modellprojekt, das im Jahr 2004 in
Niedersachsen startete: das begleitete Fahren (BF 17). Teilnehmer konnten bereits mit
17 ihre Führerscheinprüfung absolvieren, durften dann allerdings bis zum 18.
Geburtstag nur in Begleitung eines Beifahrers, der selbst routinierter Fahrer sein muss,
am Steuer Platz nehmen. Der Autoclub erkannte frühzeitig das Potenzial, das in dieser
innerfamiliären Verkehrserziehung steckt, um die Unfallraten von Fahranfängern zu
senken. Und deswegen suchte der ACE von Beginn an den Dialog mit Skeptikern und
Gegnern des Modellversuchs, um wichtige Überzeugungsarbeit zu leisten. Erfolgreich,
wie sich zuletzt in Baden�Württemberg zeigte, wo die Landesregierung erst nach
langem Zögern Anfang 2008 grünes Licht für die neue Verkehrspädagogik gegeben
hatte. Der ACE will aus Gründen der Unfallverhütung weiter für einen frühen Erwerb
des Führerscheins trommeln.