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Bewegung und Training: 7. Vorlesungseinheit

Referentin: Daniela Schipke

Protokollführende: Ariane Bleich, Nicole Knebel, Sandra Kosilek und Trish Ott

Welche generellen Aspekte sind beim Training motorischer Fähigkeiten zu berücksichtigen?

1 Einleitung

Trainingsprinzipien Trainingsprinzipien, auch Grundsätze des sportlichen Trainings genannt, sind ü-bergeordnete Anweisungen zum Handeln im sportlichen Training. Sie stellen eher allgemeine Orientierungsgrundlagen und weniger konkrete Handlungsrichtungen dar. Trainingsprinzipien sollen dazu dienen, die methodische Handlungsfähigkeit von Sportlern und Trainern zu optimieren (Weineck, 1997, S. 27). Martin, Carl und Lehnertz (1993, S. 38) fügen dieser Definition hinzu, dass „allge-meine Trainingsprinzipien als Leitlinien für die Ableitung und Begründung von Trainingskonzepten“ zusammengestellt werden. Grundlegend wird nach Weineck (1997, S. 28) – basierend auf der Literaturangaben von Schnabel und Müller (1988) – zwischen allgemeinen und speziellen Prinzipien unterschieden: Allgemeine Prinzipien sind übergeordnete Handlungsanweisungen, die für eine Mehrzahl von Sportarten in allen Trainingsbereichen gelten und sich über Etappen des langfristigen Leistungsaufbaus erstrecken. Spezielle Prinzipien beziehen sich auf einzelne Trainingsaspekte (z.B. technisch-koordinatives Training) oder spezifi-sche Zielgruppen (z.B. Jugendbereich, Schulsport). Des Weiteren nennen die Autoren: Prinzipien im sportlichen Training =>überschreiten den Gegenstandsbereich des

sportlichen Trainings Prinzipien des sportlichen Trainings => Gültigkeit ausschließlich im Bereich des

sportlichen Trainings Nach Martin, Carl und Lehnertz (1993, S. 38) können Trainingsprinzipien „die Trainingsplanung, den Trainingsvollzug, die Trainingskontrolle und die Trai-ningsauswertung“ mitberücksichtigen. Die Handlungsanweisungen können auf Normvorgaben (im Sinne der gesellschaftlichen Vereinbarung z.B. Prinzip der Ge-sundheitserhaltung) basieren oder auch durch Handlungshypothesen aus trai-ningswissenschaftlichen Gesetzen abgeleitet werden.

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Trainingsprinzipien sind von Trainingsregeln zu unterscheiden. Sie bezeichnen zwar beide Handlungsanweisungen, allerdings besitzen die Prinzipien einen höhe-ren Allgemeinheitsgrad als die Regeln. Regeln dienen der Interpretation und Kon-kretisierung von Prinzipien. Es ist der Sportwissenschaft noch nicht gelungen ein einheitliches Konzept der allgemeinen Trainingsprinzipien zu erstellen. In der Literatur werden je nach Autor und Betrachtungsweise unterschiedliche Prinzipien des sportlichen Trainings ge-nannt und es erfolgt eine unterschiedliche Systematisierung. Die folgende Ausfüh-rung basiert auf den beiden Systematisierungen nach Weineck und Martin, Carl und Lehnertz.

2 Prinzipien des sportlichen Trainings nach Weineck

Durch Training soll es zur Leistungssteigerung kommen. Dazu werden in einem bestimmten Zeitraum Beanspruchungen durchgeführt, die zu Veränderungen des Organismus führen. Organismus und Umwelt stehen in einem gewissen Fließ-gleichgewicht zueinander, das als Homöostase bezeichnet wird. Eine sportliche Belastung wirkt auf dieses Gleichgewicht störend ein, daraufhin werden Anpas-sungsvorgänge in Gang gesetzt, um dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. Es kommt zu einer biologischen Anpassung (vgl. Abbildung 1).

Abb.1: Sportliche Belastung und biologische Anpassung

Um diese Vorgänge gezielt beeinflussen zu können, sind nach Weineck vier un-terschiedliche Prinzipiengruppen von Bedeutung:

1. Prinzipien der Belastung (zur Auslösung der Anpassungseffekte) 2. Prinzipien der Zyklisierung (zur Sicherung der Anpassung)

Trainingsprinzipien und Trainingsplanung

HomöostaseOrganismus Umwelt

sportliche Belastung

biologische Anpassungsvorgänge

Sportliche Belastung und biologische Anpassung

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3. Prinzipien der Spezialisierung (zur Spezifizierung des Trainings) 4. Prinzipien der Proportionalisierung (zur Ausbildung der Leistungsvorausset-

zung)

3 Trainingsprinzipien nach Martin, Carl und Lehnertz

Im „Handbuch Trainingslehre“ unterteilen Martin, Carl und Lehnertz (1993, S. 39ff.) die allgemeinen Trainingsprinzipien in drei Klassen. Dabei wurden die Prin-zipien des sportlichen Trainings durch Handlungsanweisungen ergänzt, die nicht nur für das Handlungsfeld des Sports von Bedeutung sind:

• Allgemeine pädagogische Prinzipien, (sie besitzen über das Trainingshan-deln hinaus in unterschiedlichen pädagogischen Handlungsprozessen Gül-tigkeit)

• Prinzipien des Trainingsaufbaus und der Trainingsorganisation • Prinzipien der inhaltlich- methodischen Gestaltung des Trainings

4 Prinzipien der Belastung nach Weineck

Prinzip des trainingswirksamen Reizes Der Reiz muss trainingswirksam sein, d.h. er muss eine bestimmte Schwelle ü-bersteigen, um überhaupt das Gleichgewicht stören zu können. Prinzip der individualisierten Belastung Die Belastung muss individuell gewählt werden, d.h. jeder Organismus reagiert auf die selbe Reizgröße anders. Prinzip der ansteigenden Belastung Die Belastung muss ansteigen, um immer neue Anpassungserscheinungen auslö-sen zu können. Dabei kann man die Belastung durch Steigerung des Umfangs oder der Intensität verstärken. Es ist sinnvoll, bei Kindern und Anfängern zuerst den Umfang zu steigern und dann die Intensität und diese Steigerung sollte all-mählich erfolgen. Im Leistungsbereich bzw. bei Fortgeschrittenen ist die Umfangs-steigerung kaum mehr möglich und deshalb sollte man die Intensität steigern, da-bei kann die Steigerung auch sprunghaft erfolgen. Außerdem kann man auch hö-here Anforderungen an die Bewegungskoordination stellen oder die Anzahl bzw. das Anforderungsniveau der Wettkämpfe steigern und dies in einem langfristigen Trainingsplan mit einplanen. Prinzip der richtigen Belastungsfolge Die Belastungen sollten richtig aufeinanderfolgen, d.h. es sollten Belastung und Pausen sinnvoll abwechseln. Man sollte auch beachten, dass Koordinations- und Schnelligkeitsübungen vor Kraftübungen anzusetzen sind. Am Ende eines Trai-nings können Übungen für die Schulung der Ausdauer stehen.

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Prinzip der variierenden Belastung Auch auf niedrigerem Niveau sollte die Belastung variiert werden, um Eintönigkeit zu vermeiden. Ab einer bestimmten Leistungsstufe bringen nur noch variierende bzw. unterschiedlich gesetzte Belastungen eine Leistungssteigerung mit sich und stören somit die Homöostase im Körper, die wiederum eine Adaptation des Orga-nismus zur Folge hat. Variationen können auch über eine Veränderung der Ge-schwindigkeit der Bewegungsausführung, über spezielle Zusatzlasten, über Ände-rungen der Belastungs- und Pausengestaltung etc. erreicht werden. Prinzip der wechselnden Belastung Die Belastung sollte abwechseln, dies ist besonders bei komplexen Sportarten wichtig (z.B. leichtathletischer Zehnkampf). Darunter ist zu verstehen, dass ver-schiedene Belastungsformen (Kraft-, Ausdauer- oder Koordinationstraining etc.,) den Organismus unterschiedlich beanspruchen und dass der Umfang bzw. die Dauer der Regeneration daher unterschiedlich ist. Daher sollte man diese ver-schiedenen Belastungsformen abwechseln, um ein Mehr an Umfang und Intensi-tät im Training zu erreichen. Prinzip der optimalen Relation von Belastung und Erholung Belastung und Erholung sollten in einer optimalen Relation zueinander stehen. Dafür steht das Prinzip der Superkompensation (= überschießende Wiederherstel-lung). Dieses Prinzip ist für spezifische Anpassungsprozesse empirisch nachge-wiesen und sollte deshalb auch nur im Zusammenhang mit trainingsbedingten Veränderungen, die den Energiestoffwechsel betreffen, angewendet werden und z.B. nicht in Zusammenhang mit Lernprozessen. Bei der Superkompensation kommt es, wenn man einen optimalen Reiz setzt, erst zur Abnahme der Leis-tungsfähigkeit danach zum Wiederanstieg derer und dann zur Superkompensati-on, d.h. die Leistungsfähigkeit steigt über das Ausgangsniveau an (vgl. Abbildung 2). Wenn danach keine neuen Reize mehr gesetzt oder falsch gesetzt werden, kehrt das Leistungsniveau wieder auf den Ausgangswert zurück.

Abb. 2: Das Prinzip der Superkompensation

Trainingsprinzipien und Trainingsplanung

Niveau dersportlichenLeistungsfähigkeit

Zeit

Das Prinzip der optimalen Relation von Belastung und Erholung

Superkompensation = überschießende Wiederherstellung

Belastungsreiz

Phasen:1. Abnahme der Leistungsfähigkeit2. Wiederanstieg der Leistungsfähigkeit3. Superkompensation

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Es gibt zwei verschiedene Vorgehensweisen um zu einer optimalen Leistungs-entwicklung-/steigerung zu gelangen. 1. Die Trainingsreize werden optimal gesetzt (vgl. Abbildung 3) Hierbei ist es wichtig, dass die nachfolgenden Reize immer in die Phase der Su-perkompensation fallen. Z.B. bei Maximalkraft- und Schnelligkeitstraining ist es sinnvoll, erst nach einer vollständigen Erholung neue Reize zu setzen.

Abb.3: Optimal gesetzte Trainingsreize

2. Die Trainingsreize werden so gesetzt, dass sie in ihrer Summe wirksam werden (vgl. Abbildung 4). Hierbei werden die Trainingsreize in die Phase der unvollstän-digen Erholung gesetzt. Danach ist es jedoch wichtig, eine Erholung folgen zu las-sen. Diese Trainingsart entspricht einem Intervalltraining und man kann sie für Schnelligkeitsausdauer- und Kraftausdauertraining einsetzen.

Abb. 4: Der Effekt der summierten Wirksamkeit

Trainingsprinzipien und Trainingsplanung

Niveau der sportlichenLeistungsfähigkeit

Zeit

Belastungsreize und Leistungsentwicklung

Belastungsreize

optimal gesetzte Trainingsreize

Trainingsprinzipien und Trainingsplanung

Niveau der sportlichenLeistungsfähigkeit

Zeit

Belastungsreize und Leistungsentwicklung

Belastungsreize

Effekt der summierten Wirksamkeit

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In Abbildung 5 werden die Folgen eines Übertrainings aufgezeigt. Dabei folgen die Belastungsreize zu schnell aufeinander, so dass es zu einem kontinuierlichen Sin-ken der Leistungsfähigkeit kommt.

Abb. 5: Übertraining durch zu schnell aufeinander folgende Belastungsreize

Belastung und Erholung müssen als Einheit geplant werden. Dabei ist es wichtig, auf die biologischen Regenerationsprozesse zu achten. Da jedes Training spezifi-sche biologische Teilsysteme beansprucht, erfordert es in Abhängigkeit von den jeweils beanspruchten Teilsystemen unterschiedliche Regenerationszeiten. Eine Azidose z.B. wird ungefähr nach einer Stunde abgebaut, dagegen benötigen be-schädigte Zellorganellen wie Mitochondrien bis zu 8 Tage, um sich zu regenerie-ren. Dies nennt man auch Heterochronismus der Wiederherstellung nach Belas-tung.

5 Prinzipien der Zyklisierung nach Weineck

Ein fortlaufender Anstieg der sportlichen Leistungsfähigkeit erfordert kontinuierli-che Belastungen (Prinzip der kontinuierlichen Belastung). Da ein Sportler aber nicht immer in Hochform sein kann, ist es wichtig, die Belastung und Entlastung in einem periodischen Wechsel erfolgen zu lassen, so dass es möglich wird, zum richtigen Zeitpunkt die optimale Form zu erreichen, ohne dabei jedoch ein Über-training zu riskieren (Prinzip der periodisierten Belastung). Da kann es auch schon mal vorkommen (meist im Hochleistungsbereich), dass ein Sportler eine längere Pause (bis zu einem Jahr) benötigt (Prinzip der periodisierten Regeneration).

Trainingsprinzipien und Trainingsplanung

Niveau dersportlichenLeistungsfähigkeit

Zeit

Belastungsreize und Leistungsentwicklung

Belastungsreize

zu schnell aufeinander folgende Belastung

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6 Prinzipien der Spezialisierung nach Weineck

In vielen Sportarten sind ohne eine rechtzeitige und zielgerichtete Spezialisierung keine individuellen Höchstleistungen mehr erreichbar. Hierbei ist wichtig, auf die Altersgemäßheit zu achten, d.h. dass Trainingsbelastungen nach dem biologi-schen und nicht nach dem kalendarischen Alter ausgerichtet sein sollten (Prinzip der Altersgemäßheit). Auch sollte man auf eine zielgerichtete Belastung achten. Eine progressive Zielge-richtetheit schlägt sich in einer zunehmend sportartspezifischen Auswahl der ein-gesetzten Trainingsmethoden und -inhalte nieder (Prinzip der zielgerichteten Be-lastung).

7 Prinzipien der Proportionalisierung nach Weineck

Vom Anfängerbereich bis zum Hochleistungstraining verändern sich die Anteile der Trainingsinhalte. Die Entwicklung führt von einem überwiegend allgemeinen hin zu einem überwiegend sportartspezifischen Training, wobei die Anteile jeweils optimal zu gewichten sind (Prinzip der optimalen Relation von allgemeiner und spezieller Ausbildung). Das Niveau der konditionellen Fähigkeiten steht darüber hinaus in Wechselwirkung mit anderen leistungsbestimmenden Komponenten wie Technik und Taktik. Auch in dieser Hinsicht müssen die Entwicklungen aufeinan-der abgestimmt werden (Prinzip der optimalen Relation der Entwicklung der Leis-tungskomponenten).

Trainingsaufbau /Trainingsplanung – Periodisierung Der langfristige, spitzensportorientiert Trainingsprozess unterteilt sich in die allge-meine Grundausbildung, das Nachwuchs- und das Hochleistungstraining. Dieser Trainingsprozess erfährt im jährlichen Ablauf eine zyklische Periodisierung, die zu einer weiteren Untergliederung des Trainings führt. Definition (Martin, Carl, Lehnertz, 1993, S. 247): Periodisierung ist die Festlegung einer Folge von Perioden, deren inhaltliche, belastungsmäßige und zyklische Ges-taltung die Herausbildung der optimalen sportlichen Form für einen bestimmten Zeitraum innerhalb des Periodenzyklus ansteuert. Die klassische Theorie Matwejews (1972) basiert auf der Tatsache, dass die Leis-tungsform eines Sportlers nur über einen bestimmten Zeitraum auf hohem Niveau gehalten werden kann und dann zeitweise wieder verloren geht. Der Trainingspro-zess muss daher so gesteuert werden, dass die Höchstform zum geplanten Zei t-punkt erreicht wird. Trainingsperioden ergeben sich daraus, dass Veränderungen der Trainingsstruktur und -inhalte für die sportliche Entwicklung notwendig sind. Jede Phase ist somit mit besonderen Inhalten verbunden und durch einen spezifi-schen Aufbau gekennzeichnet.

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Bei der Trainingsplanung unterscheidet man: • Vorbereitungsperiode (Dauer 5-6 Monate) • Wettkampfperiode (Dauer 4-5 Monate) • Übergangperiode (Dauer 1-2 Monate)

Diese Unterteilung ist unabhängig von Trainingsalter und Qualifikation. Unter-schiede ergeben sich beim Verhältnis von Umfang und Intensität bzw. hinsichtlich des Anteils allgemeiner und spezieller Trainingsinhalte. Trainingsinhalte und „Um-fang-Intensitäts-Verhältnis“ gestalten die Periodisierung. Dabei ist festzustellen, dass die Belastungsintensität bis zur Wettkampfperiode linear ansteigt. Zu Beginn der Wettkampfperiode ergibt sich die höchste Intensität des Trainings bei gerings-tem Umfang.

8 Die Perioden

Definition (Martin, Carl & Lehnertz, 1993, S. 249): Trainingsperioden sind aufein-anderfolgende Stadien eines Trainingsprozesses zur Entwicklung der sportlichen Form. Sie sind durch eine zweckmäßige Anwendung bestimmter Inhalte und Me-thoden charakterisiert, die gezielt auf die Leistungsentwicklung einwirken. Die Grenzen zwischen den einzelnen Perioden sind fließend, können aber zeitlich ge-nau bestimmt werden, da sich an den Grenzen die Belastungsanforderung und -inhalte ändern und somit der gesamte Trainingsprozess beeinflusst wird. Vorbereitungsperiode Ziel: Entwicklung der sportlichen Form und Schaffung von grundlegenden konditi-onellen und technisch-taktischen Voraussetzungen. Heute erfolgt im Spitzensport eine weitere Untergliederung dieser Periode in drei Makrozyklen von 4-8wöchiger Dauer mit unterschiedlichen Belastungsanforderun-gen. Im Anfängerbereich findet man eine zweigliedrige Unterteilung. Beim Spi t-zensport dominiert im Unterschied zum Anfängertraining bereits von Anfang an die wettkampfspezifische Belastung, da bereits ein hohes Ausgangsniveau vor-handen ist und Adaptationsprozesse durch geringere und umfangsbetonte Reize nicht mehr erreicht werden können.

Wettkampfperiode Ziel: Entwicklung und Stabilisierung der Höchstform durch hohe Belastung Die Periode wird durch den Wettkampfkalender, die Anzahl und die Arten der Wettkämpfe festgelegt und ist somit auch individuell abstimmbar. Man unterschei-det zwischen einer einfachen Wettkampfperiode mit zwei Makrozyklen und einer komplizierten Wettkampfperiode mit drei Makrozyklen (erster, Zwischen-, zweiter Wettkampfzyklus) (s. u.).

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Übergangsperiode Ziel: Aktive Erholung mit vorübergehendem Leistungsrückgang Die Übergangsperiode ist gekennzeichnet durch:

• Zurücknahme der Trainingsbelastung • Keine Wettkämpfe • Anwendung nichtspezifischer Trainingsformen und trainingsbegleitender

Maßnahmen

9 Periodisierungsmodelle und neuere Tendenzen in der Periodisie-rungsmethodik (im Spitzensport)

Abhängig von der Anzahl der Wettkampfperioden im Jahr unterscheidet man zwi-schen:

• Einfachperiodisierung: Ein Höhepunkt im Jahresablauf → eine Wettkampf-periode

• Doppelperiodisierung (Hallen- und Freiluftsaison): Zwei Jahresgipfel→ zwei Wettkampfperioden

Auch in vielen traditionellen Sportarten mit Einfachperiodisierung geht man heute immer mehr in die Doppelperiodisierung über. Ausnahmen bilden dabei die Lang-zeitausdauersportarten, die eine lange Vorbereitungszeit benötigen. Eine Drei-fachperiodisierung hat sich im Schwimmen und Boxen durchgesetzt. Aufgrund der physischen Mehrbelastung sollte eine Doppelperiodisierung nur bei Spitzenathle-ten durchgeführt werden.

Vorteile der Doppelperiodisierung • In Schnellkraft- und Kraftsportarten wird eine erhöhte Leistungsfähigkeit er-

zielt • Geringere Anlaufzeit nach kürzerer Wettkampfpause • Zu lange Wettkampfpausen führen zu Motivationsschwierigkeiten • Wettkampfperiode I kann als Leistungskontrolle dienen • Beinhalten zwei Kraftblöcke, die zu langzeitigem Trainingseffekt führen

Nachteile der Doppelperiodisierung • Wettkampfperiode I stört den Trainingszyklus • Zu hohe Wettkampfhäufigkeit => Verminderung der zumutbaren Trainings-

belastung Neuere Tendenzen oder Variationen in der Periodisierung (im Spitzensport) Bei der Zwei- und Dreifachperiodisierungen findet man häufig nur zum Ende eines Jahreszyklus eine Übergangsperiode (fünf bzw. sieben Perioden während eines Jahreszyklus). Häufig ist eine Spezialisierung des Trainings in Hinblick auf die Wettkampffähigkeit zu erkennen. Die Spezialisierung ist gekennzeichnet durch ei-ne Blockbildung (schwerpunktmäßig Techniktraining mit spezieller Kondition über

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eins bis zwei Mikrozyklen) und einen sprunghaften Wechsel des Belastungsum-fangs zwischen den einzelnen Mikrozyklen Im Spitzensport kommt es zu einem häufigen und ausgeprägten Belastungswech-sel. Belastungen weisen hier eine kleinamplitudige und hochliegende Verlaufsform auf (vgl. Abbildung 6). Charakteristisch ist auch die dominierende Belastungsin-tensität in relativ kurzen Trainingseinheiten und der stark wettkampfspezifische Charakter der Belastung.

Abb. 6: Periodisierung im Hochleistungsbereich (nach Weineck, 2000, S. 65)

Periodisierung im Kindes- und Jugendalter • Doppelperiodisierung selten, da Kollision mit schulischen Anforderungen • Wettkämpfe sollten der Abwechslung, Effektivität, Trainingsauflockerung

und Motivation dienen und nicht den langfristigen Trainingsprozess beein-flussen

• Kurze Trainingsperioden mit ausreichenden Erholungs- und Regenerations-phasen einplanen

• Berücksichtigung der Schulferien beim Jahreszyklus (Trainingspause bzw. Trainingslager)

• Es kommt zu einem großwelligen Periodenverlauf; der Aufbau der sportli-chen Form unterliegt hier noch den Gesetzmäßigkeiten des langfristigen Trainingsprozesses (vgl. Abbildung 7)

Abb. 7: Periodisierung im Grundlagen- und Aufbautraining (nach Weineck, 2000, S. 63)

Trainingsprinzipien und Trainingsplanung

Periodisierung im Hochleistungsbereich

Pro

phyl

aktis

che

Inte

rval

le

Pro

phyl

aktis

che

Inte

rval

le

100

80

Bel

astu

ng (%

)Wettkämpfe

Intensität

Umfang

Charakter:speziell mit individuellerVariation

VP (WP1) WP(VP2)

Trainingsprinzipien und Trainingsplanung

Periodisierung im Grundlagen- und Aufbautraining und im mittleren Leistungsbereich

Monate

Umfang

Intensität

I Ganzjahresdynamik UmfangIa Ganzjahresdynamik IntensitätII Makrozyklusdynamik UmfangIIa Makrozyklusdynamik IntensitätIII Mikrozyklen

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10 Makro- und Mikrozyklen in den Perioden

Durch die Unterteilung des Periodenzyklus in Makro- und Mikrozyklen kommt es zu einer besseren Steuerbarkeit des Trainingsprozesses. Makro- und Mikrozyklen beinhalten beide eine wellenförmige Änderung der Trainingsbelastung. Makrozyklen: Es kommt zu einer veränderten inhaltlichen Schwerpunktlegung und einer veränderten Belastungsstruktur. Sie sind daher unterschiedlich lang. Sie stellen das Verhältnis von Umfang und Intensität und den Wechsel von erhöhter und erniedrigter durchschnittlicher Belastung dar. Dauer in der Vorbereitungsperi-ode ca. 4-6, in der Wettkampfperiode ca. 2-4 Wochen Mesozyklen umfassen 3-4 Mikrozyklen. Allerdings verwenden Martin, Carl und Lehnertz (1993) diesen Begriff nicht, da dadurch ihrer Meinung nach keine einhei t-liche Unterteilung der Makrozyklen erfolgt. Mikrozyklen: Zeitraum einer Trainingswoche: Durch den geringeren Zeitumfang kann sich der Zyklus präziser an die gegebenen Umstände anlehnen. Bei der Pla-nung der Mikrozyklen muss die Dynamik der gesamten Belastungsanforderung berücksichtigt werden. Mikrozyklen sind so aufgebaut, dass Trainingseinheiten mit besonderer Anforderung an Schnelligkeit, Technik oder Koordination an Tagen optimaler Leistungsfähigkeit durchgeführt werden. Der Makrozyklus gibt dem Entwurf der betreffenden Mikrozyklen zwei Merkmale vor :

• Die zu trainierenden Inhalte (Dauerlauf, Krafttraining,..) • Die Belastungsumfänge, mit denen diese Inhalte trainiert werden sollen

Die Mikrozyklen an sich bestimmen Anzahl, Zeitpunkt und Belastungsumfang der Trainingseinheiten und ordnen den Trainingseinheiten Inhalte zu. Da auch Ermü-dungs- und Regenerationsprozesse einen bestimmten Phasenverlauf einnehmen, sind Erholungen nach Mikroeinheiten sehr wichtig. Bei der Gestaltung der Belas-tungsdynamik in einem Mikrozyklus unterscheidet man drei Modelle:

• Mikrozyklen mit einer Belastungsspitze • Mikrozyklen mit zwei Belastungsspitzen • Mikrozyklen mit zwei Belastungsspitzen und hohem Belastungsniveau zwi-

schen den Spitzen

11 Periodisierung und Schulsport

Im Schulsport besteht das Problem, dass zu geringe Trainingshäufigkeiten und keine strikte Sportart- und Leistungsorientierung vorliegen. Was kann der Schul-sport ersatzweise leisten?

• Übungen trainingswirksam gestalten! (z.B. effektive Bewegungszeit, Ü-bungsorganisation, Methoden)

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• Organisation zusätzlicher Bewegungsmöglichkeiten! (z.B. Turniere, Pausen-hofgestaltung)

• Anregungen zu außerunterrichtlichem und -schulischem Sport! (z.B. AGs, Vereine)

• Vermittlung von Kenntnissen zur Steuerung selbstinitiierter Trainingsmaß-nahmen!

12 Literaturdokumentation

Martin, D., Carl, K. & Lehnertz, K. (1993). Handbuch der Trainingslehre (Kapi-tel 1.2.3., S. 38-41, Kapitel 5.2., S. 247-259). Schorndorf: Hofmann

Weineck, J. (1997). Optimales Training (Kapitel 3, S. 27-40, Kapitel 7, S. 61-65). Bahlingen: Spitta

Sowohl bei Martin, Carl und Lehnertz als auch bei Weineck beschäftigt sich das erste (der angegebenen) Kapitel mit den Trainingsprinzipien und das zweite mit dem Trainingsaufbau bzw. der Periodisierung des Trainings. Zu Beginn der Ausführungen über Trainingsprinzipien wird in beiden Büchern ein kurzer Überblick über die Begrifflichkeiten gegeben und auf den Unterschied zwi-schen Trainingsprinzipien und -regeln hingewiesen. In der Darstellung der unter-schiedlichen Prinzipien bzw. Prinzipiengruppen unterscheiden sich die beiden Standardwerke grundlegend, denn es ist noch nicht gelungen ein einheitliches Konzept der allgemeinen Trainingsprinzipien zu erstellen. Je nach Autor und Be-trachtungsweise werden unterschiedliche Prinzipien des sportlichen Trainings ge-nannt und es erfolgt eine unterschiedliche Systematisierung. Martin, Carl und Lehnertz haben häufig verwendete Prinzipien um einige nicht nur für das sportli-che Training spezifische allgemeine Handlungsanweisungen ergänzt. So werden die bei Weineck dargestellten Prinzipien hier in der Kategorie der „Prinzipien zum Trainingsaufbau und zur Trainingsorganisation“ behandelt. Daneben stellen die Autoren noch zwei Klassen von Trainingsprinzipien auf, die sich mit den pädago-gischen Prinzipien und den Prinzipien der inhaltlich-methodischen Gestaltung des Trainings beschäftigen. Weineck hingegen betrachtet nur Prinzipien in Hinblick auf sportliches Handeln. Da es durch Training zu einer Leistungssteigerung kommen soll, werden in einem bestimmten Zeitraum Beanspruchungen durchgeführt, die zu Veränderungen des Organismus führen. Es kommt zu einer biologischen Anpassung. Damit diese An-passung ausgelöst wird, sind nach Weineck vier unterschiedliche Prinzipiengrup-pen von Bedeutung: Prinzipien der Belastung, Prinzipien der Zyklisierung, Prinzi-pien der Spezialisierung und Prinzipien der Proportionalisierung. Im Vergleich zu Martin, Carl und Lehnertz werden die Prinzipien bei Weineck ausführlicher darge-stellt und sind mit Abbildungen und Beispielen erläutert. So wird beim Prinzip der optimalen Relation von Belastung und Erholung das Prinzip der Superkompensa-tion genau charakterisiert. Außerdem wird immer wieder auf die Anwendung im

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Spitzen- wie auch im Kinder- und Jugendbereich hingewiesen. Martin, Carl und Lehnertz dagegen geben zu jedem Prinzip nur eine kurze Erläuterung. Die unter-schiedliche Gewichtung kann man auch anhand der dafür verwendeten Seitenan-gaben erkennen. Martin, Carl und Lehnertz behandeln die Prinzipien auf vier Sei-ten, wohingegen Weineck das Thema auf 13 Seiten erläutert. Die Thematik Training und Periodisierung wird bei Martin, Carl und Lehnertz ge-nauer dargestellt als bei Weineck und außerdem mit zahlreichen Beispielen und Abbildungen veranschaulicht, überwiegend aus dem Spitzensport. Weineck erläu-tert die Thematik auf fünf, Martin, Carl und Lehnertz widmen ihr zwölf Seiten. In beiden Büchern wird vorab die Gliederung des Jahreszyklus in Vorbereitungs-, Wettkampf- und Übergangsperiode charakterisiert. Zusätzlich erläutern Martin, Carl und Lehnertz zunächst die Notwendigkeit einer solchen Untergliederung und geben eine Definition von Trainingsperioden. Bei den Periodisierungsmodellen beschreiben sie genau deren Probleme und neue Tendenzen im Spitzensport. Weineck geht vor allem auf die Vor- und Nachteile der Doppelperiodisierung ein und zeigt Abbildungen von Periodisierungsschemata für das Jugendtraining und für den Hochleistungssport. Der Beschreibung der Makro- und Mikrozyklen in den Perioden werden bei Martin, Carl und Lehnertz Beispiele aus der Praxis hinzugefügt. Da sie den Mikrozyklen eine besondere Bedeutung zumessen, behandeln sie diese ausführlich auf vier Seiten. Auf die Periodisierung im Kindes- und Jugendalter wird nur bei Weineck eingegangen.