14
1 ISSN Nummer 1438-7085 Ausgabe 5/2019 Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass unsere Verbandsnachrichten nur sehr verkürzt wiedergegeben werden. Insbesondere Tipps zur Abrechnung stellen wir nur unseren Mitgliedern zur Verfügung Privatärztliche Praxis aktuell Privatärztlicher Bundesverband Geschäftsstelle Dreisamstr. 1 D - 76337 Waldbronn Tel.: 07243/715363 Fax.: 07243/65544 Internet: www.pbv-aerzte.de E-Mail: [email protected] Ausgabe 5/2019 Wir freuen uns auf ein Wiedersehen am 30.11.2019 in Frankfurt

Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

1

ISSN Nummer 1438-7085 Ausgabe 5/2019 Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass unsere Verbandsnachrichten nur sehr verkürzt wiedergegeben werden. Insbesondere Tipps zur Abrechnung stellen wir nur unseren Mitgliedern zur Verfügung

Privatärztliche Praxis aktuell Privatärztlicher Bundesverband

Geschäftsstelle Dreisamstr. 1 D - 76337 Waldbronn Tel.: 07243/715363 Fax.: 07243/65544

Internet: www.pbv-aerzte.de E-Mail: [email protected]

Ausgabe 5/2019

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen am 30.11.2019 in Frankfurt

Page 2: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

2

Aus „Der Privatarzt“

Tag der Privatmedizin am 30. November 2019

WIRD DIE PRIVATMEDIZIN ZUM SPIELBALL DER GESUNDHEITSPOLITIK?

Das Tempo, das Gesundhei tsmin is ter Jens Spahn be i anstehenden Reformen vor legt , i s t enorm und wird von Te i len der Po l i t ik begrüsst . Der Ärzteschaft schwirr t h ingegen vor lau-ter Neuerungen der Kopf— in der Notd ienstrege lung, in der Pf lege, in der Te lemediz in , in den Forderungen an d ie Praxen bezügl i ch betr iebsärzt l i cher Betreuung. Es scheint bezeichnend, dass alle Impulse und Verände-rungen im Wesentlichen auf den vertragsärztlichen Be-reich und dessen weitere Einschränkung der Freiberuf-lichkeit abzielen. Ist es Zufall oder Absicht, dass die Privatmedizin in dieser Hin-sicht „hintenansteht? Soll man sich darüber freuen oder eher misstrauisch werden? Folgt man Dr. med. Norbert A. Franz, Vorstandsvor-sitzender des Privatärztlichen Bundesverbandes (PBV), sollten bei alten privatärztlich Tätigen inzwi-schen die Warnlampen ganz hell leuchten - und zwar gerade, weil es rund um die Privatmedizin so still geworden ist. „Warum", so fragt er sicher zurecht. „ist in der zentralen Frage der wirtschaftlichen Basis einer endlich leistungsgerecht und zukunftsfähig gestalteten Privatbehandlung nichts mehr passiert? Da liegt eine praktisch fertige neue GOÄ auf dem

Tisch, die - wie wir schon auf dem letztjährigen Tag der Privatmedizin eindrucksvoll miterleben konnten - Längst zwischen PKV, BÄK und Verbänden als kon-solidiert gelten kann. Selbst beim anfänglich so hef-tig umstrittenen Thema Gebührenkommission wa-ren sich alle Beteiligten doch einig, mit klar formu-liertem Arbeitsauftrag und einem vernünftigen Plan für die nächsten Schritte. In der Tat steht zu befürchten, dass hinter den feh-lenden Ergebnissen Methode steht. Denn das offen-sichtliche Verzögern und Ausbremsen der Fortschrit-te in der Privatmedizin dient nur einem Interesse: Die Privatmedizin gesundheitspolitisch auf das Ab-stellgleis zu schieben. „Umso länger Ergebnisse aus-bleiben, umso tiefer steckt jeder Reformansatz im Wahlkampf und wird letztlich von ihm aufgerieben", hält der PBV-Vorsitzende der Privatärzteschaft vor Augen. „Wenn wir das bis Ende des Jahres so schlei-fen lassen, kommt die Privatmedizin in eine explosi-ve Gemengelage. Des gilt es gemeinsam mit aller Kraft zu verhindern.- Grund genug für den Privatärzt-lichen Bundesverband, den diesjährigen Tag der Privatmedizin als Plattform aller Akteure der Privat-medizin zu gestalten. Gemeinsam sollen Einschät-zungen und Positionen ausgetauscht, zusammenge-führt und die Reihen geschlossen werden, bevor es zu spät ist. Den einführenden und einordnenden Impulsvortrag für die anschließende Podiumsdiskus-sion wird das Vorstandsmitglied des Spitzenverban-des der Fachärzte (SPIFA e. V.), Dr. med. Hans-Friedrich Spies, halten. Im Fokus: Wirtschaftlichkeit der Praxis Es ist aber beileibe nicht allein die Politik, die aktuell zentrale Weichenstellungen vornimmt. Gleich unter vier Aspekten beleuchtet der Kongress deshalb auch die wirtschaftlichen Zukunftsstrategien der Praxis-

Page 3: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

3

Die Privatmedizin rüstet sich für die Zukunft. Der Kongress beleuchtet

dazu Aspekte wie Digitalisierung, Kommu-nikation, Abrechnung, Finanzierung etc.

entwicktung und -sicherung. So dürfen die Teilneh-mer des Kongresses gespannt sein, aus erster Hand vom neuen Vorstandsvorsitzenden der PKV Dr. Ralf Kantak, im Plenum Einblick in die angekündigte Of-fensive „eHealth und Digitalisierung" sowie die Aus-wirkungen für die privatärztliche Praxis zu erhalten. Im Plenum befüllt das Thema Wirtschaftlichkeit der Praxis außerdem der Medizin-Marketingexperte Carsten Schlüter. Sein Beraterblick kreu7t sich dabei im Podiumsgespräch mit dem Expansionsweg von PBV-Vorstand Dr. med. Thomas R Ems, womit sich der manchmal sperrige Stoff des ärztlichen Unter-nehmers sicher sehr lebendig Lind praxisnah miter-leben lässt. Im Workshopbereich des Kongresses geben Dr. med. dent. Ralf Peiler („Praxiskommunikation - richtig gemacht"), Dr. med. Conrad Singe (,‚Leistungen rich-tig delegieren und abrechnen"), RA Dr. jur. Susanna 7entai (.Praxisexpansion rechtsicher gestatten") sowie Dominik Hanisch (,Finanzierungswege für die Praxisexpansion) den Teilnen-nern weiteres Rüstzeug für die eigene Praxisentwicklung. Dazu-kommen noch Tipps zur sachge-rechten Umsetzung der Arbeits-zeitrichtlinie sowie der mittler-weile zum unverzichtbaren Kongress-Klassiker avan-cierte Workshop für Einsteiger Lnd Umsteiger in die Privatmedizinische Praxis von Dr. med. Christoph Gepp und Dr. med Thomas P. Ems. Im Rahmen des parallel zum Plenums- und Work- shop-Programm stattfindenden Innovationstorums findet sich der primär wirtschaftliche Fokus ebenfalls in ausgewähl-ten Angeboten wieder: • Die Cloud von Papershift liefert teamorientierte

online Dienst- und Raumplanung, Arbeitszeiter-fassung und Auswertung für Arztpraxen nahtlos aus einer Hand. Arzt und Praxisteam sparen Zeit, Kosten, setzen das EuGH-Urteil zur Arbeits-zeiterfassung um, profitieren von mehr Pla-nungssicherheit beim WorkforceManagement und optimieren gleichzeitig die Praxisabläufe.

• Mit dem Konzept „GESUND bleiben" bietet die Laborarztpraxis Dres. Walther, Weindel & Kolle-ger einen Vorsorgeansatz, von dem Arzt und Pa-tienten durch die gezielte Vermittlung von Ge-sundheitswissen und das Aufzeigen der Not-wendigkeit von Vorsorgemaßnahmen profitie-ren. Patienten können sich so über Möglichkei-ten der Früherkennung und über Erkrankungen informieren, die durch Laboruntersuchungen geprüft werden können. Hierfür stehen um-fangreiche Materialien und Maßnahmen zur Verfügung.

• Versorgungslücken der gesetzlichen Kranken-versicherungen sind für Ärzte und Betroffene auf Ar

beitnehmer- wie Arbeitgeberseite fatal. Hier setzen innovative Ergänzungsleistungen der be-trieblichen

Krankenversicherung des Anbieters HEALTH FOR ALL® an. Arbeitnehmer erhalten als freiwil-

lige Sozialleistung vom Ar-beitgeber den Zugang zur hochwertigen und erstklas-sigen medizinischen Be-handlung auf Privatpatien-ten-Niveau, inklusive wich-

tiger exklusiver Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten. Davon profi-tieren alle Mitarbeiter - unabhängig von Alter und Vorerkrankungen. Über Kollektivzusagen ermöglicht HEALTH FOR ALL® auch Arztpraxen ab fünf Mitarbeitern die Teilnahme für das ei-gene Personal.

• Das Know-how des Praxiseinrichters Buchholz präsentiert Einrichtungslösungen, die den Ab-lauf im Praxisalltag erleichtern und Pati-enten eine Wohlfühlatmosphäre in den Praxis-räumen bietet. Dabei ist die Planung der ent-scheidende Faktor für eine gelungene Umset-zung - egal ob Neubau, Umbau oder Renovie-rung.

Page 4: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

4

Privatmedizinische Diagnostik und Therapie Neben der, beiden Highlights (siehe Kästen) bringt der Tag der Privatmedizin den privatärztlich-medizinischen Fokus vor allem durch die Angebote im Innovationsforum zum Ausdruck. In diesem Jahr haben dabei unter alten Bewerbungen die folgenden Innovationen den Ärztlichen Fachbeirat überzeugen können: • Molekulare Diagnostik schnell und vollautoma-

tisch in die eigenen Praxis durchführen: Die Platt form Vivalytic von aprimeo diagnostics vereint ein breites Spektrum an Tests auf einen Gerät und ist offen für Tests von verschiedenen Anbietern. Dadurch kann das Portfolio der ver-fügbaren Tests kontinuierlich erweitert werden.

• Ein in Ruhesituation durchgeführtes Hypo-xietraining erzielt durch den Einsatz von sauer-stoffarmer Luft die Effekte des vom Leistungs-sport bekannten Höhentrainings. Das System MlTOVIT von Commit zerstört methodisch er-schöpfte „alte" Mitochondrien und beschleunigt die Vermehrung gesunder, physiologisch „jün-gerer" Mitochondrien in den Zellen.

• Die zunehmende Anwendung von direkten ora-len Antikoagulanzien stellt für medizinische Ab-teilungen wie ZNA, Stroke Unit oder Diagnostik eine neue Herausforderung dar. Der DOAC Dips-tick von Hitado ermöglicht eine einfache und schnelle Ausschlussdiagnostik, ob ein Patient noch Wirkungen einer DOAK-Medikation zeigt - unter Einbezug aller aktuell auf dem Markt ver-fügbaren DOAK-Medikamente.

• Ein Ganzkörper-Therapiesystem für die optima-le Ergänzung bei postoperativen, poststationä-ren sowie rehabilitationsbegleitenden Behand-lungsstrategien, das die Behandlung von ossären Strukturen, z. B. bei Osteopenie, Oste-oporose sowie Verletzungen des Bewegungs- und Stützapparates, ermöglicht: OsteoSpin von

MBST kann darüber hinaus bei Störungen des Knochenstoffwechsels sowie zur Beschleuni-gung von Heilungsprozessen eingesetzt werden. Die offene Bauweise ermöglicht auch die Be-handlung körperlich eingeschränkter, adipöser oder klaustrophobischer Patienten

Korrespondierend zur TSP-Fortbildung präsentiert der Kongress außerdem: • Das neue Fachkreisportal Hormonspezialisten-de

von DR. KADE/BESINS Pharma unterstützt mit ge-zielten Informationen rund um die Diagnose Tes-tosteronmangels die Behandlung betroffener Pa-tienten. Die Therapie eines Testosteronmangels kann als ideales Portal zur Männergesundheit fol-genschwere Erkrankungen lindern, bei bestehen-den Komorbiditäten zu einer Besserung der Grunderkrankung führen und in bestimmten Fäl-len auch einen präventiven Charakter haben.

• Orion Diagnostica stellt seinen Mitomic Prostate Test vor. Dieser ist ein einfacher blutbasierter Test auf klinisch relevanten Prostatakrebs, der ei-ner Prostatabiopsie vorgeschaltet wird. Er liefert Hinweise für oder gegen eine mögliche invasive Biopsie als Teil der Diagnosefindung bei Patienten mit Verdacht auf Prostatakrebs.

Last but not least nimmt die Endokrinologin Dr. med. Cornelia Jaursch-Hancke im Workshop zu Diagnostik und Therapie des Übergewichts bei Männern die

Page 5: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

5

spezifische Bedeutung des Hormonstatus unter die Lupe.

Aktuelle Informationen und Anmeldung zum Kon-gress unter: www.tag-der-privatmedizin.de

Aus „zifferdrei Das Magazin der PVS 03/2019 Tilgners Bericht aus Berlin Ja, es gab sie tatsächlich einmal. Die parlamentsfreien Wochen im Sommer, in denen auch die Gesundheitspolitik ruhte. Deren Akteure durften Gedanken und Strategien für den Herbst sammeln. Alles vorbei: Das heutige gesundheitspolitische Berlin ist ein brodelnder Hexenkessel. Text: Stefan Tilgner

Hexenkessel statt Sommernachtstraum So mancher, der auf den Wechsel des mittlerweile als „Polit-Turbo" bekannten Gesundheitsministers Jens Spahn ins Verteidigungsressort gehofft hatte, mussten schon am Tag nach der Entscheidung zugunsten von Annegret Kramp-Karrenbauer zur Kenntnis nehmen, wie Spahn weiterzumachen gedenkt. Gleich drei Gesetze stellte er vor: Regelungen für die Apotheke vor Ort, verpflichtende Schutzimpfungen vor allem gegen Masern und eine kom-plette Neuordnung der Arbeit des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK). Dass es in diesem Tempo weitergeht, davon kann man wohl ausgehen. Und dabei muss man nicht einmal auf den mittlerweile fast zum Spahn-Freund mutierten SPD-Gesundheitspolitiker Prof. Dr. Karl Lauterbach vertrauen. Der rieb sich neulich in einer Hintergrundrunde die Hände und freute sich, dass der Koalitionsvertrag, der ja doch eine deutliche sozialli-berale Handschrift habe, nun bald abgearbeitet sei. Weshalb ihm jetzt einiges dazu einfalle, wie man die folgende Kür gestalten könne. Nur ran, mag jetzt ein zynischer Zeitgenosse denken. Spahn wird's schon richten. Hauptsa-che Action und Schlagzeilen. Das System Spahn Vielen ist das System Spahn inzwischen unheimlich. Ja, der macht endlich etwas, wo sich seit Jahren nichts be-wegt hat, heißt es aus der Ecke derjenigen, die sich jetzt Fortschritte in der Digitalisierung erhoffen. Und in der Tat scheinen einigen Lahmen dort inzwischen Flügel zu wachsen. Auf der anderen Seite fürchtet man ein später kaum

Page 6: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

6

noch zu entflechtendes Regulierungswerk, das die Selbstverwaltung quasi entmachtet. Es bahnt einer Staatsmedi-zin den Weg, die zwar vom Namen her weiter verpönt ist, doch durch die normative Kraft des Faktischen künftig wohl viele gesundheitspolitische Entscheidungen derart institutionalisieren wird, dass die Heilberufe ausübenden Akteure des Systems nur noch Regeln zu folgen haben. Kurzum: Das Gesundheitswesen könnte durch den schnel-len Trend zur streng staatlich kontrollierten, regulierten Versorgung in eine bislang ungeahnte Krise schlittern. Staatsmedizin heißt Mangelverwaltung Dabei sind die Anzeichen bei genauem Hinsehen deutlich zu erkennen. Der Blick auf den NHS in Großbritannien zeigt, dass Staatsmedizin gleich Mangelverwaltung ist. Im Inland sehen wir in diesen Wochen gravierende Engpäs-se bei der Arzneimittelversorgung. Viele Medikamente sind nicht lieferbar, da es unter anderem aufgrund der Rabattverträge nicht mehr genügend Hersteller gibt, die Alternativen zu Präparaten vorhalten. Viele sind inzwi-schen nur noch im fernen Osten wirtschaftlich herstellbar. Ganz zu schweigen von Qualitätsproblemen. Der Vals-artan-Skandal ist nur wenige Monate her. Infolge des TSVG, des Gesetzes, das angeblich die Terminvergabe für gesetzlich Versicherte verbessern soll, sieht man inzwischen bereits Chroniker, die Probleme bekommen, Termine in total überlasteten Arztpraxen zu vereinbaren. Nur ärztlicher Ethik und nicht selten Aufopferung ist es zu ver-danken, wenn dieses unsinnige Gesetz bislang nicht größere Versorgungsprobleme auslöst. Was ist uns unsere Gesundheit wert? Was läuft schief im Gesundheitswesen? Die oft zurecht kritisierte Untätigkeit der Selbstverwaltung, der Bürokra-tismus, dem Funktionäre huldigen, die seit Jahren fernab von Patienten arbeiten, sind es gewiss nicht allein. Der medizinisch-technische Fortschritt suggeriert viel zu oft eine Planbarkeit von Gesundheit und Versorgung, die nicht dem realen Alltag in der Arztpraxis entspricht. Hinzu kommen rasante Fortschritte in der Digitalisierung, die vor allem eines versprechen: Sie machen Prozesse steuerbar, schaffen übergeordnete Kontrollmöglichkeiten, leben davon, die Medizin immer mehr als rein evi-denzbasiert und regelkonform zu betrachten. Die individuelle medizinische Leistung, die der Arzt aus Erfahrungs-wissen, Intuition und meist aus rein persönlichem Engagement und Miterleiden des Patientenschicksals erbringt, gerät immer mehr ins Aus. Einerseits geht man vielleicht zu unkritisch mit dem Fortschritt um, andererseits fehlt aber sicherlich auch die Kraft, sich der scheinbaren Übermacht politischer Prozesse entgegenzustellen. Der auch an dieser Stelle immer wieder gegebene Aufruf, sich durch Engagement in der Selbstverwaltung der zunehmenden Bevormundung durch Staat und Institutionen zu erwehren, kann inzwischen sicher nur ein Teil einer Lösung sein. Viel dringender ist es, einen breiten gesellschaftlichen Konsens in folgender Frage zu erzielen: „Welche Gesundheitsversorgung wollen wir für die Zukunft und was ist diese uns wert?" Dies sollte nicht der Staat entscheiden, sondern der mündige Bürger und Patient. Dass Letzterer auch beeinflussbar ist, zeigen Beispiele, vor allem aus den USA, wo der Vertrauenspartner nicht selten eher. „Dr. Google" ist als der behandelnde Mediziner. Für Gesundheits-Apps wird dort immer häufiger mehr Geld ausgegeben als für notwendige medizinische Behandlung. Gesundheits-Apps? Ach ja, das ist etwas, was unser Gesundheitsminister auch unbedingt will und die Kassen den Versicherten künftig zusammen mit der elektronischen Gesundheitsakte zur Verfügung stellen sollen. Das hat Spahn übrigens bereits vor drei Jahren - damals noch nicht als Minister - in seinem Buch „App vom Arzt: Bessere Gesundheit durch digitale Medizin" ge-schrieben, das bei Amazon inzwischen für weniger als 5 Euro recht wohlfeil zu ergattern ist. Sollte man mal lesen, um die Spahnsche Welt ein wenig besser zu verstehen. Neuer Konsens erforderlich Soll unser gutes Gesundheitswesen in eine positive Zukunft geführt und nicht auf dem Staatsaltar der Bürokratie geopfert werden, dann besteht die wirklich große Herausforderung in einem neuen gesellschaftlichen Konsens. Die Diskussion darüber, was ich als Bürger zunächst in Eigenverantwortung für meine Gesundheit tun will, um

Page 7: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

7

dann wo nötig auch die solidarische Hilfe der Gesellschaft zu erwarten, ist überfällig. Sie macht viele Dinge, die jetzt durch staatlichen Eingriff bestimmt werden, überflüssig und schafft Ressourcen, die den medizinisch-technischen Fortschritt an der richtigen Stelle in den Versorgungsalltag einbringen. Der Arzt - und das ist eine seiner ureigensten Aufgaben - kann hierbei Ratgeber, Impulsgeber und Vertrauter sein. In dieser Funktion kann und sollte er durchaus Vorreiter einer vernünftigen Digitalisierung sein. Diese Rolle darf nicht Dr. Google oder gar immer häufiger auftretenden Gesundheitsgauklern im Netz überlassen werden.

GOÄ aktuell

Aus „zifferdrei“ Das Magazin der PVS 03/2019

Abrechnung Patientenverfügungen müssen noch nicht eingetretene medizinischen Situationen und die ge-wünschten Konsequenzen konkret bezeichnen. Das ist für Patienten nicht einfach, ärztliche Beratung ist hilfreich. Damit stellen sich folgende Fragen: Welche GOÄ-Ziffern können berechnet werden? Und: Welche rechtlichen Voraussetzungen müssen zuvor erfüllt sein?

Text: Peter Gabriel

Ärztliche Beratung zur Patientenverfügung Mit einer Vorsorgevollmacht bevollmächtigt nach deutschem Recht eine Person eine andere Person, im Falle ei-ner Notsituation alle oder bestimmte Aufgaben für den Vollmachtgeber zu erledigen. Mit der Vorsorgevollmacht entscheidet der Bevollmächtigte anstelle des nicht mehr entscheidungsfähigen Vollmachtgebers. Die Vorsorgevollmacht hat einen anderen Regelungsgehalt als die Patientenverfügung, in der nicht verfügt wird, wer handeln soll, sondern der Verfügende regelt hier selbst, was etwa im Fall unheilbarer Krankheit geschehen soll. Die Patientenverfügung bezieht sich also auf medizinische Maßnahmen wie ärztliche Heileingriffe und steht meist im Zusammenhang mit der Verweigerung lebensverlängernder Maßnahmen. Sie ist nur dann anzuwenden, wenn der Patient nicht entscheidungs- oder einwilligungsfähig ist. Patientenverfügungen müssen die noch nicht eingetretenen medizinischen Situationen und ihre gewünschten Konsequenzen hinreichend konkret bezeichnen. Es empfiehlt sich daher, möglichst genau zu beschreiben, in wel-chen Situationen die Behandlungswünsche aus der Patientenverfügung greifen sollen. Ein typisches Beispiel könnte lauten: ....sind meine Lebensfunktionen derart beeinträchtigt, dass ich aufgrund schwerer Gehirnschädigung meine Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, verloren habe ...‚ dann möchte ich nicht künstlich beatmet werden, es soll keine Reanimation erfolgen oder keine Antibiotika verabreicht werden….“.

Page 8: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

8

97% der Patienten beschreiben bei ihrer

Onlinesuche ihr Anliegen recht konkret © Quelle: Umfrage Jameda

Aus „zifferdrei“ Das Magazin der PVS 3/2019

Werden Sie sichtbar! Praxiswerbung Gut die Hälfte der niedergelassenen Ärzte schätzt Werbemaßnahmen für die eigene Praxis als wichtig ein. Doch müssen sich Mediziner für Themen wie Außendarstellung und Onlinereichweite interessieren? Besser wäre es, sagen Marketingprofis. Text: Romy König Abstoßen. Das war der Plan. Die Praxis noch kurz halten, ein paar Monate vielleicht, ein paar wenige Jahre höchstens, sie dann ver-kaufen - und sich selbst aufma-chen in den Ruhestand. Viel war ohnehin nicht mehr pas-siert in den letzten Jahren: Die Patienten wurden weniger, er selbst, niedergelassener Zahnarzt seit mehr als 30 Jahren, immer arbeitsmüder, wahrscheinlich beding-te auch das eine das andere: Mit ausbleibenden Patienten sinkt der Spaß an der Arbeit, und einem Mediziner mit wenig Arbeitselan wiederum laufen die Patienten weg. Der Verkauf der Praxis also: be-schlossene Sache. Doch wie das so ist mit Ware, Leistungen, und ja, auch ganzen Geschäften, die feilgeboten werden sollen: Sie haben attraktiv zu sein, annehmbar, bekannt, um für Käufer in Frage zu kommen. Seine Zahnarztpraxis jedoch war trotz Großstadtlage nichts davon. Der Mediziner musste aktiv werden, sein Geschäft für den Verkauf trimmen. „Die Braut aufhübschen", nennt das Christian Finke, ge-schäftsführender Gesellschafter der Informations-stelle Gesundheit, einer Düsseldorfer Agentur, die sich auf Praxismarketing spezialisiert hat. Dienstleis-ter wie er kümmern sich um eine gelungene Außen-darstellung von Ärzten, polieren die Reputation auf, sorgen auf verschiedenen Wegen dafür, dass nieder-gelassene Mediziner von interessierten Patienten gefunden werden. Etwas mehr als die Hälfte der niedergelassenen Ärz-te (51,8 Prozent) in Deutschland stuft Maßnahmen des Praxismarketings derzeit als wichtig oder sehr

wichtig ein. Das zeigen die jüngsten Zahlen, die die Stiftung Gesundheit in ihrer Studienreihe „Ärzte im

Zukunftsmarkt Gesundheit" jährlich zu-sammenstellt. Dabei hatte es unlängst durchaus einen Einbruch gegeben: In den Jahren 2014 bis 2016 Lag der Anteil der Marketingbefürworter unter den Ärzten nur bei 41,7 (2014), 45,9 (2015) und 44,3

Prozent (2016), was die Wissenschaftler mit einer Korrelation zwischen Konjunktur und Marketing-budget zu erklären versuchen: Nachrichten über eine schwächere gesamtwirtschaftliche Lage oder aber die gefühlte Konjunktur in der jeweils jüngeren Vergangenheit führe - durchaus also retrospektiv - bei Ärzten zu mehr Aufmerksamkeit für das eigene Marketing. Die Zeit scheint nun wieder gekommen. Für wie viele unterschiedliche Szenarien Marketing-

maßnahmen nötig oder hilfreich sein können, Lässt sich gut an den Fällen ablesen, die Finke und sein Team betreuen: Da ist etwa die neu gegründete Zahnarztpra-xis in mittelmäßiger Stadtrandla-ge, die vor allem Patienten aus der direkten Umgebung anziehen

will; da ist die etablierte, gut laufende Praxis, die sich nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern expan-dieren will, sowohl räumlich als auch personell. Da ist aber auch die Hautarztpraxis, die sich ausschließ-lich an Privatpatienten richtet, sich höheren Umsatz wünscht - aber zeitgleich schlechte Bewertungen über sich in diversen Arztportalen Lesen muss. Oder die Zahnarztpraxis in prekärer Lage, die mit 120 Pa-tienten pro Quartal kaum über die Runden kommt, sogar Schwierigkeiten hat, den Kredit für die Praxis abzuzahlen.

Page 9: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

9

SEO-Marketing - Beam me up! Natürlich ist es fein, eine eigene Homepage zu haben, deren Adresse sich auf Visitenkarten drucken und in Arztportale ein-tragen lässt, die sich gut macht, wenn man auf Medizinkongressen Vorträge hält und zum Abschluss der Präsentation eine Folie mit Kontaktdaten auflegt. Doch eine Homepage kann mehr: Sie kann Patienten überhaupt erst zum Arzt leiten, soll Interessenten, die in der Suchzeile ihres Browsers Begriffe eingeben, zu dessen Webauftritt führen. Dafür muss die Seite in den einschlägigen Suchmaschinen weit oben, möglichst gar an erster Stelle erscheinen. Doch für eine solche Poleposition muss sie entsprechend getrimmt werden - „Suchmaschinenoptimierung" nennen das Experten lengl: „search engine opti-mization", kurz: SEOI. Das Onlineverzeichnis Jameda, das freilich sein Geld damit verdient, dass Ärzte sich auf seinen Seiten präsentieren, weist darauf hin, dass eine Verlinkung zwischen Praxishomepage und einem Eintrag im Arztverzeichnis dafür sorgt, dass die Website bei Google und Co. besser gefunden wird. Doch die Macher der Plattform haben noch weitere Tipps parat: So erkennt Google etwa, ob Texte einzigartig sind und „eine gewisse Qualität haben". Homepagetexte sollten also möglichst einfallsreich und individuell geschrieben, keine gestanzten Phrasen sein. Ebenfalls gilt: Wohnortnähe ist Trumpf. Arzte sollten natürlich vor allem bei Suchanfragen in ihrer Umgebung gefunden werden. Neben einem Eintrag in einem lokalen Onlineverzeichnis hilft der Trick, Angaben zum Praxisort in der Fußzeile der Homepage, dem sogenannten „Footer'l sowie im Impressum unterzubringen. Schließlich: Nennen Sie alle Ihre Schwerpunkte und Spezialisierungen. Eine Erhebung von Jameda hat gezeigt, dass 97 Prozent der Patienten bei ihrer Onlinesuche ihr Anliegen recht konkret beschreiben, also nicht nur nach einem Mediziner, sondern etwa nach den Stichworten „Internist, Ernährungsberatung, Neustadt-Wicken' suchen. Je mehr solcher Keywords auf der Homepage erscheinen, desto höher die Chance, bei Google weit oben gelistet zu werden.

70% der Patienten suchen ihre

Ärzte im Internet

Sichtbarkeit im Netz ist ein Muss Marketing sei wertlos, sagt Finke, wenn es kein kon-kretes Ziel verfolge. Auch gebe es kein universell einsetzbares Allheilmittel, das jeder Praxis sogleich neue Patienten beschere. Die Fachrichtung, die Spe-zialisierung der Praxis und ihre Lage, der Wettbewerb müssten genau ana-lysiert werden. Eines gelte jedoch immer: Die Maß-nahmen müssen sich am Patienten ausrichten. Und: Das Internet muss bespielt werden. Und zwar gekonnt. Laut Umfragen des Arztbewertungspor-tals Jameda suchen 70 Prozent der Pati-enten ihre Ärzte im Internet; knapp ein Drittel der Interessenten nutzen Arztportale für ihre Suche nach einem für sie passenden Mediziner. Viele Ärzte haben das bereits erkannt: Schon seit Jahren führt die Präsenz im Netz das Ranking der als am wichtigsten erachteten Marketingmaßnahmen an, so die Studie der Stiftung Gesundheit. Aktuell stufen knapp zwei Drittel der befragten Mediziner (64,8 Prozent) die eigene Website oder die Listung in Arzt-

portalen als notwendig ein; einer anderen Umfrage des Bewertungsportals Jameda zufolge haben sogar 82 Prozent eine eigene Homepage. Zum Vergleich: Die klassische Visitenkarte hält nur noch ein Viertel der in der Stiftungs-Studie befragten Mediziner für ein bedeutungsvolles Marketinginstrument (24,8 Prozent, 2012 waren es 44,8 Prozent). Internet rules? Ganz sicher. Doch gerade ältere Ärzte scheinen das noch nicht ganz verinnerlicht zu haben, so wie etwa der pensionswillige Zahnarzt, den Finkes

Agentur - Stichwort „Braut aufhübschen" - betreut: Zwar führte der Zahnarzt eine eigene Homepage, doch war diese „nur rudimentär gestaltet, nicht patientenori-entiert - und im Netz auch kaum auffind-

bar", erinnert sich Finke. Seine Agentur setzte die Webseite neu auf und den Mediziner selbst vor eine Kameralinse - mit professionellen Fotos wirkt eine Homepage einfach persönlicher und ansprechender. Außerdem arbeiteten die Marketingprofis die Be-handlungsschwerpunkte der Praxis stärker heraus, trugen sie samt Webadresse in Patientenportale ein.

Schließlich rutschte die Homepage im Google-Ranking auf die erste Seite, wurde immer häufiger von Interessenten gefunden.

Page 10: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

10

Als Arzt werben - ist das nicht unschicklich? Vielleicht tun sich manche, vor allem altgediente Ärzte mit Marketingmaß-nahmen deshalb so schwer, weil es noch gar nicht so lange her ist, dass es als unlauter galt, für sich und seine ärztlichen Leistungen zu werben. Marketing ist für viele Ärzte noch immer ein „Reizwort' so die KBV. Doch tatsächlich bedeutet jede Einschränkung der ärztlichen Werbung einen Eingriff in die Berufsausübungsfreiheit, die wiederum im Artikel 12 des Grundgesetzes ver-ankert ist. Ärzte dürfen auf Praxisschildern genauso werben wie auf Briefpa-pier, Rezeptvordrucken, Internetseiten und mittels Anzeigen in Medien. Auch Spots in Hörfunk oder TV sind erlaubt. Verboten sind hingegen irreführende oder vergleichende Werbungsinhalte sowie eine anpreisende, das heißt über-treibende, reißerische Aufmachung.

Denken Sie strategisch! Werbung steht nicht für sich alleine, sondern ist Teil eines Marketingkorn-plettpakets, das klug und umsichtig geschnürt werden sollte: Schon die Aus-wahl eines Standorts, die Ausstattung der Praxis, aber auch das Leistungsan-gebot, Spezialisierungen sowie die Preisgestaltung, etwa bei Igel-Leistungen, sind Teil von Marketingüberlegungen, entscheiden über die Positionierung des Behandlers auf dem Markt. Wichtig sei, rät die KBV, sich vom Grundle-genden zum Speziellen' durchzuarbeiten, also „nicht mit Anzeigenkampagnen und Wartezimmer-TV zu beginnen", sondern sich erst einmal darüber klar zu werden, was die eigene Praxis und das Leistungsangebot ausmacht, was transportiert werden soll. Was sind die Stärken der Praxis oder des Behand-lers, was die Schwächen? Welche Patienten sollen angesprochen werden? Wie hebt man sich vom Wettbewerb ab? Und: Welche Zukunftsvision gibt es für die Praxis?. Die Positionierung der Praxis ist die Basis aller Marketingmaß-nahmen' so Praxisökonom Thomas Sander.

Auch die Praxis in finanzieller Schieflage konnte sich dank Marketing erholen. Die Texte für die Praxis-homepage wurden patientenfreundlicher formuliert, bisher unberücksichtigte Themen und Leistungen eingearbeitet und für Suchmaschinen optimiert (sie-he Kasten), sodass sie schneller gefunden, die Reichweite der Seite auch in den umliegenden Städ-

ten erhöht werden konnte. Ergebnis? Statt bislang 120 suchen nun 380 Patienten die Praxis pro Quartal auf - eine Steigerung, die innerhalb eines Jahres erfolgte. Der Umsatz erhöhte sich entsprechend, mit der Hausbank konnten neue Kredit-Rückzahlungsmodalitäten vereinbart, die Praxis schneller abbezahlt wer-den. Papierflyer: noch lange nicht out Richtig aus dem Vollen schöpfen können Marketingexperten aber vor allem beim Neustart eines Unter-nehmens, wie etwa bei der neu ge-gründeten Praxis am Stadtrand. Da wird am Corporate Design gefeilt und ein Logo erstellt, werden Praxisklei-dung und Geschäftsausstattung ab-gestimmt. Zwei Monate vor Eröff-nung ging die Homepage der Praxis online, zwei Wochen vor dem Termin schaltete die Agentur Anzeigen in der lokalen Presse und im Netz, verteilte Flyer vor Ort. Flyer? In Zeiten von Google-AdWords und Online-Reichweitenerhöhung? Durchaus ein adäquates Mittel, sagt Finke. Gerade bei einer Neugründung gebe es schließlich keinen Patientenstamm, sei die Praxis im Umfeld nicht be-kannt, müsse sich der Behandler erst „im lokalen Wettbewerb positionie-ren". Ein Flyer, ansprechend und in-formativ gestaltet, gehöre ebenso zur Grundausstattung einer Praxis wie die Homepage oder eben auch Visi-tenkarten. Und: „Ein ansprechender Flyer hilft beim Verkauf von Privat- und Igel-Leistungen", so Finke. Dem Kunden etwas Haptisches, Phy-

sisches in die Hand geben zu können, das ist in der Dienstleisterwelt gar keine schlechte Idee, meint Prof. Dr. Thomas Sander, der an der Medizinischen Hochschule Hannover das Lehrgebiet Praxisökono-mie aufgebaut hat und in seinem Buch „Meine Zahnarztpraxis - Marketing" Tipps gibt, wie Zahnärz-

Page 11: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

11

te, aber auch Ärzte anderer Fachrichtungen ihre Praxen bekannt machen können. Dienstleistungen seien nun einmal immaterielle Güter und damit schlecht greifbar - ein Flyer, eine Praxisbroschüre oder auch anderes papiernes Infomaterial schaffe dazu einen guten Aus gleich, so Sander. Die Kassen-ärztliche Bundesvereinigung (KBV) rät Ärzten sogar zu einer eigenen Praxiszeitung - auch diese: ruhig in Papierform statt als elektronische Datei. Auf diesem Wege lasse sich gezielt über die Angebote der Praxis informieren, so der Dachverband. Drei- bis viermal im Jahr könne eine solche Publikation erscheinen, ruhig in einer Auflage von 2000 Stück und vier Seiten umfassend, auf denen etwa die internen Abläufe einer Praxis erläutert, Mitarbeiter näher vorgestellt werden, ein medizinisches Thema behandelt wird. Ja, räumt der Verband ein, ein solches Marke-tinginstrument sei teuer und koste Zeit - aber eine Praxis, in der eine Empfangsmitarbeiterin dem Pati-enten ein solches Heft in die Hand geben könne, hebe sich ungemein vom Wettbewerb ab. Selbst wer die Zeitschrift im Wartezimmer vielleicht nicht lese, habe dann aber „trotzdem wahrgenommen, dass

seine Praxis ein besonderes Angebot für Patienten schafft". Auch der mit seinem Ruhestand liebäugelnde Zahn-arzt hat dank des groß angelegten Praxismarketings noch einmal Auftrieb bekommen: Schon einige Jahre ist es nun her, dass er mit Finkes Hilfe seine Praxis stärker beworben hat - die Patientennachfrage ist gestiegen, er hat den Spaß an der Arbeit wiederge-funden, praktiziert weiter. Von Verkauf der Praxis ist keine Rede mehr. Die aufgehübschte Braut - sie hat ihm am Ende selbst am besten gefallen. Tipps für ein besseres Marketing hält die Agentur Infor-mationsstelle Gesundheit auf ihrer Internetseite bereit: www.informationsstelle-gesundheit.de Das Buch „Meine Zahnarztpraxis - Marketing" von Thomas Sander (Hrsg.) ist erschienen in der Reihe ‚Erfot-gskonzepte Zahnarztpraxis & Management' des Springer-Verlags, Berlin, Heidelberg, 2. aktualisierte Auflage 2017, ISBN 978-3-662-52937-9

Nachfrage bzgl. TSVG (Software-Umstellung auch für Privatärzte Pflicht? Ab 01.01.2021 soll die elektronische Patientenakte ePA verpflichtend für alle Praxen werden. Bei mancher Soft-ware (z. B. Nachfolge von DocEXPERT) kommt es zum Aufruf „Sie müssen Ihre Software durch das Gesetz TSVG aktualisieren“. Wir machen darauf aufmerksam, dass das nur für Vertragsärzte gilt.

Aus „meditaxa“ 90 August 2019

Steuerermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen und Handwerkerleistungen Für Aufwendungen im Zusammenhang mit Erhaltungs-, Renovierungs-, Instandsetzungs- und Modernisierungsar-beiten in einem im EU-/EWR-Raum liegenden privaten Haushalt oder der Pflege des dazugehörigen Grundstücks kann eine Steuerermäßigung in Form eines Abzugs von der Einkommensteuer in Anspruch genommen werden (siehe § 35a Abs. 2 und 3 EStG).

Page 12: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

12

HINWEIS Die Steuerermäßigung höchstmögliche beträgt 20 % der Steuerermäßigung Arbeitskosten für im Jahr • haushaltsnahe Dienstleistungen: z. B. Putz-, Reinigungsarbeiten in der Wohnung,

Gartenpflege wie Rasenmähen, Heckenschneiden usw., Betreuung von Haustieren; ebenso Dienst- und Betreuungsleistungen für pflegebedürftige Personen im eigenen Haushalt oder in einem Heim ....... ……………………………………………………………………………………...4.000 €

• Handwerkerleistungen: Renovierungs-, Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten durch Handwerker, Gartengestaltung, Reparatur bzw. Wartung von Heizung, Küchengerten usw., Schornsteinfegerleistungen ............................................................................................. 1.200 € Nach § 35a Abs. 4 EStG ist die Steuerermäßigung auf Leistungen begrenzt, die im Haushalt erbracht werden. Zum „Haushalt" können auch mehrere, räumlich voneinander getrennte Orte (z. B. Zweit-, Wochenend- oder Ferien-wohnungen) gehören. Auch Leistungen, die außerhalb der Grundstücksgrenzen erbracht werden (z. B. Winter-dienst oder Aufwendungen für Hausanschlüsse), können begünstigt sein, wenn die Arbeiten z. B. auf angrenzen-den öffentlichen Grund durchgeführt werden. Der Begriff „im Haushalt" ist allerdings nicht in jedem Fall mit dem tatsächlichen Bewohnen gleichzusetzen. So können beim Umzug in eine andere Wohnung nicht nur die Umzugsdienstleistungen und Arbeitskosten im Zu-sammenhang mit der „neuen" Wohnung, sondern z. B. auch die Renovierungsarbeiten an der bisherigen Woh-nung berücksichtigt werden. Die Steuerermäßigung kann nicht nur von (Mit-)Eigentümern einer Wohnung, son-dern auch von Mietern in Anspruch genommen werden. Dies setzt voraus, dass das gezahlte Hausgeld bzw. die gezahlten Nebenkosten Beträge umfassen, die für begünstigte haushaltsnahe Dienstleistungen und handwerkli-che Tätigkeiten abgerechnet wurden. Der auf den Mieter entfallende Anteil an den Aufwendungen muss aus ei-ner Jahresabrechnung hervorgehen oder durch eine Bescheinigung (des Vermieters bzw. Verwalters) nachgewie-sen werden. Nicht begünstigt sind handwerkliche Tätigkeiten im Rahmen einer Neubaumaßnahme; hierunter fallen Arbeiten, die im Zusammenhang mit der Errichtung eines Haushalts bis zu dessen Fertigstellung anfallen. Das bedeutet, dass z. B. Arbeitskosten für einen nachträglichen Dachgeschossausbau (auch bei einer Nutz-/Wohnflächenerweiterung), für eine spätere Gartenneuanlage, für eine nachträgliche Errichtung eines Carports, einer Fertiggarage, eines Wintergartens oder einer Terrassenüberdachung sowie für Außenanlagen wie Wege, Einzäunungen usw. grundsätzlich nach S 35a Abs. 3 EStG begünstigt sind. Voraussetzung für die Steuerermäßi-gung ist u. a., dass eine entsprechende Rechnung vorliegt und die Zahlung unbar (auf das Konto des Dienstleis-ters) erfolgt ist; dies gilt auch für Abschlagszahlungen. Für die Berücksichtigung der Steuerermäßigung im jeweili-gen Kalenderjahr kommt es grundsätzlich auf den Zeitpunkt der Zahlung an. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass ein eventueller „An-rechnungsüberhang" verloren ist, das heißt, die Steuerermäßigung kann nicht zu einer „negativen" Einkommensteuer führen; eine Anrechnung des übersteigenden Betrags kann auch nicht im folgenden Jahr nachgeholt werden. Quellen: BMF-Schreiben vom 09.11.2016-1V C 8-S 2296-b/ 07/10003, BFH-Urteile vom 20.03.2014 VI R 55/12 und VI R 56/12, BFH-Urteil vom 21.02.2018V! R 18/16, BStBI 2018 II S. 641

MIT FREUNDLICHER EMPFEHLUNG: Libra Steuerberatungsgesellschaft mbH & Co.KG

Page 13: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

13

ANZEIGE

Kooperation zwischen Privatärztlichem Bundesverband und CGM PRIVATE

m den spezifischen Anforderungen einer Privatpraxis gerecht zu werden, hat CompuGroup Medical – eines der führenden E-Health-Unternehmen weltweit –

eine Software entwickelt, die sich in jedem Detail exakt auf die Bedürfnisse von Privatärzten fokussiert. Ohne überflüssi-ge GKV-Funktionalitäten und die damit verbundenen Up-dates. Dafür mit klaren Strukturen, einer intuitiven Bedien-barkeit und einem intelligenten Design. Dabei stehen Ihnen Standardfunktionen wie die einfache und schnelle Diagno-seerfassung, übersichtliche Tagesprotokolle und die GoBD-konforme Abrechnung der erbrachten Leistungen ebenso zur Verfügung wie ein aufgeräumter Terminkalender mit der Möglichkeit zur Online-Terminvergabe. Bei all dem be-sticht CGM PRIVATE durch die Besinnung auf das Wesentliche und sorgt für maximalen Komfort bei minimalem Aufwand. Damit Sie Ihren Patienten die Betreuung bieten können, die sie verdienen: die Beste. Durch die Kooperation zwischen CGM PRIVATE und dem Privatärztlichen Bundesverband können alle PBV-Mitglieder jetzt von einer attraktiven Vergünstigung profitieren: 3 % Nachlass auf die monatliche Software-Miete von CGM PRIVATE. Interessenten können jetzt 30 Tage lang die kostenlose Demoversion testen.

Sonja Schroeter - Ihre Ansprechpartnerin bei allen Fragen rund um den PBV Sie können Frau Schroeter unter 0152-02146178 am Dienstagnachmittag von 15.00 – 18.00 Uhr, am Mittwochvormittag von 9.00 – 12.00 Uhr und freitags von 15.00 – 19.00 Uhr oder unter [email protected] erreichen. Unter 07243/715363 erreichen Sie einen Anrufbeantworter. Hier haben Sie die Möglichkeit, auf Band eine Nachricht zu hinterlassen. Der Anrufbeantworter wird täglich abgehört. Für einen reibungslosen Ablauf benötigen wir immer Ihre aktuellen Daten. Bitte teilen Sie uns Adress- oder Kon-toänderungen umgehend mit. Herzlichen Dank Die Arztsuche des Privatärztlichen Bundesverband e.V. Hier finden Patienten in Ihrer Nähe den für sie passenden Privatarzt. Als Mitglied im PBV ist der Eintrag für Sie kostenfrei. Senden Sie uns einfach eine Nachricht per E-Mail an [email protected]. Die möglichen Fachrichtungen und Zusatzbezeichnung finden Sie unter http://www.arztsuche-privataerzte.de.

U

Page 14: Privatärztliche Praxis aktuell file2 vertreten alle rund 350.000 Ärzte in Deutschland. Sie sind zuständig für Aus- und Weiterbildung, Berufszulassung, alle wichtigen Grundsatzfragen

14

TDP 2019 – „Praxisexpansion“ durch Privatmedizin

Mit dem richtigen Modell in die Zukunft: Welche Chancen die Privatmedizin als Pfeiler ei-ner wachsenden Praxis eröffnet, gehört zu den Top-Themen quer durch die Plenumsvor-

träge, Workshopbeiträge und Innovationsimpulse des Tags der Privatmedizin 2019. Die Teilnehmeranzahl ist begrenzt – bitte melden Sie sich zeitnah an.

Schlusswort

Die Messe ist gelesen: am Donnerstag, 10.10.2019, fand das letzte von 55 Gesprächen "für eine Arzt-eigene GOÄ" statt. " Dann sind wir, bis auf ein paar Mikrorestanten, fertig mit der Legendierung und den Preisen", so Klaus Reinhardt, BÄK-Präsident und Leiter der GOÄ-Kommission, in der ÄrzteZeitung vom 9.10.2019. Bei den Preisen sei bisher keine Rücksicht genommen worden auf politische Rahmenbedingungen. Wichtig seien vielmehr die "ratio-nalen Überlegungen hinter den Bewertungen", im zweiseitigen Interview. Nun, die Zustimmung der PKV, der Beihilfe, und letztendlich der Politik, stehen immer noch aus, aber die Abstim-mung über alle Details ist mit sämtlichen Ärzteverbänden konsensuiert worden und die Beteiligten werden wohl zustimmen, da sie ja bereits in sämtliche Entwicklungsschritte einbezogen wurden. Es wird auch höchste Zeit: ein krasses Beispiel für die aktuellen Unterbewertungen privatärztlicher Leistungen ist die Psychotherapie. Es lassen sich kaum noch Behandlerinnen/Behandler finden für Privatpatienten, weil die Leistung bereits schlechter hono-riert ist als im EBM, und Psychotherapeuten können das nicht mit anderen Leistungen kompensieren wie das bei fast allen anderen Fachrichtungen möglich ist. Die GOÄ wird also fertig sein, wenn wir den 3.Tag der Privatmedizin am 30.11.2019 in Frankfurt durchfüh-ren. Es wird auch dazu lebhaften Diskussionen kommen über unsere wirtschaftliche Zukunft. Wir freuen uns auf eine Belebung auch durch Mitglieder unseres Verbandes. Dr. Oehl-Voss, Schriftführer Privatärztliche Praxis

Mehr und Anmeldung finden Sie unter www.tag-der-privatmedizin.de/startseite/