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chemikalien, die heftig mit wasser reagieren UMGANG MIT CHEMISCHEN UNFÄLLEN GESUNDHEIT - UMWELT AUSGABE 1 www.prevor.com PRODUKTDOKUMENTATION H260 H261 EUH014 VORBEUGEN UND RETTEN Forschungslabor Toxikologie & Umgang mit chemischen Risiken

PRODUKTDOKUMENTATION H261 chemikalien, die heftig … · 4 5 Umgang mit chemischen Unfllen / Gesundheit - Umwelt Chemikalien die heftig mit Wasser reagieren – H260/H261 – EUH014

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chemikalien, die heftig mit wasser reagieren

UMGANG MIT CHEMISCHEN UNFÄLLENGESUNDHEIT - UMWELT

AUSG

ABE

1

www.prevor.com

P R O D U K T D O K U M E N T A T I O NH260H261

EUH014

V O R B E U G E N U N D R E T T E NForschungslabor Toxikologie & Umgang mit chemischen Risiken

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2 3Umgang mit chemischen Unfäl len / Gesundheit - Umwelt Chemikalien, die heft ig mit Wasser reagieren – H260/H261 – EUH014

H260H261

EUH014

I N H A LTCHEMIKALIEN, DIE HEFTIG MIT WASSER REAGIEREN

UMGANG MIT CHEMISCHEN UNFÄLLEN GESUNDHEIT - UMWELT

1. GRUNDLAGEN S. 3

1.1 Definitionen S. 3

1.2. Verwendung S. 4

2. KENNZEICHNUNG S. 5

3. CHEMISCHE EIGENSCHAFTEN S. 6

4. ÄTZWIRKUNG S. 9

5. EXOTHERMIZITÄT S. 12

6. RISIKOMANAGEMENT S. 14

6.1. Kollektive Schutzmaßnahmen S. 146.2. Persönliche Schutzausrüstungen S. 15

7. NOTFALLMANAGEMENT BEI CHEMIKALIENKONTAKT S. 16

7.1. Evaluierung von Spülmethoden S. 167.2. Experimenteller Nachweis S. 177.3. Klassifikation von Lösungen S. 20

8. UMGANG MIT VERSCHÜTTETEN CHEMIKALIEN S. 21

8.1. Evaluierung von Aufnahmemethoden für verschüttete Chemikalien S. 218.2. Experimenteller Nachweis S. 228.3. Feedback S. 24

9. HINWEISE ZUR SPÜLUNG UND AUFNAHME S. 25

9.1. Hinweise zur Spülung eines Chemikalienkontaktes S. 259.2. Hinweise zur Aufnahme der Chemikalien S. 30

10. LITERATUR S. 31

1. GRUNDLAGEN

1.1. DEFINITIONEN

Chemikalien, die mit Wasser reagieren, gelten als gefährliche Stoffe bzw. Gemische. Für Stoffe bzw. Gemische, die bei Berührung mit Wasser entzündbare Gase bilden, gibt es im CLP1-Kennzeichnungssystem eine eigene Gefahrenklasse.

Die ältere Richtlinie 67/548/EWG für die Einstufung von Chemikalien enthielt zwei Risikosätze (R-Sätze) für Stoffe und Zubereitungen, die mit Wasser reagieren:

• Mit dem R-Satz "R14 – Reagiert heftig mit Wasser", wurden Stoffe gekennzeichnet, die aufgrund ihrer physikalisch-chemischen Eigenschaften stark mit Wasser reagieren, aber nicht unbedingt zur Freisetzung eines entzündbaren Gases oder zu einer Explosion führen.

• Mit dem R-Satz "R15 – Reagiert mit Wasser unter Bildung hochentzündlicher Gase", wurden Stoffe und Zubereitungen gekennzeichnet, mit denen während eines Versuchs (Prüfmethode A12, Verordnung (EG) Nr. 440/2008 vom 30.5.2008) eine Entzündung ausgelöst wurde, oder wenn die Menge des erzeugten entzündbaren Gases den Grenzwert von 1 l/kg/h überschritt.

Im CLP-Kennzeichnungssystem wurde der R-Satz R14 durch den Satz "EUH014 – Reagiert heftig mit Wasser" ersetzt.

Der Satz gilt gemäß der Definition in der CLP-Verordnung „für Stoffe und Gemische, die heftig mit Wasser reagieren, beispielsweise Acetylchlorid, Alkalimetalle, Titantetrachlorid“. Dieser Gefahrensatz, der nicht im GHS2 enthalten ist, wurde von der Europäischen Union hinzugefügt.

Der R-Satz R15 entspricht der neuen Gefahrenklasse „Stoffe und Gemische, die bei Berührung mit Wasser entzündbare Gase freisetzen“, die in drei Kategorien unterteilt ist (Gefahrensätze H2603 und H2614). Diese sind gemäß der Definition in der CLP-Verordnung „flüssige oder feste Stoffe bzw. Gemische, die sich durch Reaktion mit Wasser spontan entzünden oder entzündbare Gase in gefährlichen Mengen freisetzen können“.

1 - CLP: Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung (Classification, Labelling and Packaging), Europäische Verordnung Nr. 1272/2008/EG

2 - GHS: Global harmonisiertes System3 - H260: In Berührung mit Wasser entstehen entzündbare Gase, die sich spontan entzünden können4 - H261: In Berührung mit Wasser entstehen entzündbare Gase

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2. KENNZEICHNUNG

Produkte, die mit Wasser reagieren und dabei entzündbare Gase freisetzen, werden in folgender Weise gemäß den weiter oben zitierten Testergebnissen gekennzeichnet:

Produkte, die heftig mit Wasser reagieren, werden in Europa mit dem Wortlaut des Satzes „EUH14 – Reagiert heftig mit Wasser“ gekennzeichnet.Es gibt hierfür kein Piktogramm bzw. kein hiermit verbundenes Signalwort.

KLASSIFIKATION KATEGORIE 1 KATEGORIE 2 KATEGORIE 3

GHS-Piktogramme

Signalwort Gefahr Gefahr Gefahr

Gefahrenhinweis

H260: In Berührung mit

Wasser entstehen entzündbare Gase, die sich spontan

entzünden können

H261: In Berührung mit Wasser entstehen

entzündbare Gase

H261: In Berührung mit Wasser entstehen

entzündbare Gase

Sicherheitshinweis (P-Satz)Prävention

P223P231 + P232

P280

P223P231 + P232

P280

P231 + P232P280

Sicherheitshinweis (P-Satz)Reaktion

P335 + P334P370 + P378

P335 + P334P370 + P378

P370 + P378

Sicherheitshinweis (P-Satz)Lagerung

P402 + P404 P402 + P404 P402 + P404

Sicherheitshinweis (P-Satz)Entsorgung

P501 P501 P501

Angesichts ihrer Reaktivität und ihrer häufigen Verwendung ist es nicht ungewöhnlich, dass Unfälle mit Chemikalien auftreten, die stark mit Wasser reagieren. Es stellt sich eine doppelte Problematik:

• Erzielung einer optimalen und aktiven Dekontamination für exponiertes Personal im Fall von Spritzern auf dem Körper, die die Folgen der spezifischen physikalischen/chemischen Eigenschaften dieser Chemikalien begrenzen kann.

• Fähigkeit der Absorption dieser Stoffart im Fall einer Bodenverschüttung, um die Umwelt zu schützen5 und explosive und entzündbare Reaktionen zu begrenzen.

Die Reaktion muss bei Raumtemperatur stattfinden. Anschließend werden verschiedene Kriterien für eine Einstufung in 3 Kategorien herangezogen:

KATEGORIE KRITERIEN

1

Heftige Reaktion mit Wasser, wobei ein Gas freigesetzt wird, das sich spontan entzünden kannODERZiemlich heftige Reaktion mit Wasser, wobei ein entzündbares Gas > oder = 10 l/kg/min freigesetzt wird

2 Ziemlich heftige Reaktion mit Wasser, wobei ein entzündbares Gas > oder = 20 l/kg/h freigesetzt wird, das nicht die Einstufungskriterien in Kategorie 1 erfüllt

3 Langsame Reaktion mit Wasser, wobei ein entzündbares Gas > oder = 1 l/kg/h freigesetzt wird, das nicht die Einstufungskriterien in Kategorie 1 und 2 erfüllt

Wenn darüber hinaus eine spontane Zündung auftritt (z. B. Zündung eines Lösungsmittels aufgrund eines Temperaturanstiegs), wird der getestete Stoff bzw. das getestete Gemisch anschließend als ein Stoff bzw. Gemisch eingestuft, das bei einem Kontakt mit Wasser entzündbare Gase freisetzt.

Alle diese Chemikalien werden aufgrund ihrer hohen Reaktivität verwendet.

• Organomagnesium-Verbindungen, oder Grignard-Reagenzien, sind sehr nützlich als Synthese-Intermediate in der pharmazeutischen Industrie.

• Metallhydride wie z. B. Lithiumaluminiumhydrid (LiAlH4) werden aufgrund ihrer starken Fähigkeit zur Erzeugung von Hydriden auch in der organischen Chemie eingesetzt.

• Lithium wird in Lithiumbatterien verwendet, die beispielsweise als Stromquelle für Mobiltelefone eingesetzt werden.

• Phosphorylchlorid (POCl3) wird bei der Herstellung photovoltaischer Panel verwendet.

• Titantetrachlorid (TiCl4) wird für die Herstellung von Titan, weißem Titanoxidpigment, künstlichen Glasperlen, Rauchwänden oder die Oberflächenbehandlung von Glasflaschen verwendet.

1.2. VERWENDUNG

Tabelle 2.12.2 der CLP-Verordnung

5 - Hier ist der Schutz der Umwelt und der Umgang mit verschütteten Chemikalien gemeint. Benutzen Sie bei kontaminierten Anlagen und Materialien Le Vert.

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Chemikalien, die stark mit Wasser reagieren, können nach chemischen Familien klassifiziert werden:

• Alkalimetalle wie z. B. Lithium (Li), Natrium (Na) oder Kalium (K)

• Chlorsilane (chlorierte Siliziumverbindungen) wie z. B. Trichlormethylsilan (CH3SiCl3)

• Metallalkyle wie z. B. Aluminium, Zink, Magnesium oder Lithiumalkyle (Organometalle)

• Säurechloride (der allgemeinen Formel R-COCl)

• Bestimmte Lewis-Säuren wie z. B. Titantrichlorid (TiCl4), und Phosphorpentachlorid (PCl5)

• Metallphosphide wie z. B. Aluminiumphosphid (AlP) oder Magnesiumphosphid (MgP)

• Phosphorsulfide (wie z. B. P4S10 Dimer-Form des Diphosphorpentasulfids)

• Sulfonylisocyanate (R-SO2-NCO)

• Metallhydride (AlLiH4)

Es wird Wasserstoffgas (H2) freigesetzt und der Rückstand ist aufgrund des Vorhandenseins von Hydroxidionen (OH-) sehr basisch.

Die chemischen Reaktionen bei einem Kontakt mit Wasser können von verschiedenen Arten sein:

> Sie können eine Hydrolyse mit Oxidation von Alkalimetallen sein:

Eine interessantere Klassifikation könnte vorgeschlagen werden, wenn die Art der von der Zersetzung durch Wasser abgeleiteten Produkte berücksichtigt wird. Es muss zwischen Reaktionen mit Wasser unterschieden werden, bei denen Folgendes freigesetzt wird:

• Wasserstoffgas (H2),

• Wasserstoffchlorid (HCl) oder andere Halogenhydride (HBr, HF, HI)

• Phosphin (PH3)

• Alkane (Methan, Ethan usw.)

• Kohlenstoffdioxid (CO2)

• Schwefelwasserstoff (H2S)

Freisetzungen nach einem Kontakt mit Wasser sind heftig. Sie sind in der Regel von einem starken Temperaturanstieg begleitet, der im schlimmsten Fall zu einer Explosion (wie z. B. bei der Freisetzung von Phosphin – Beispiel von Phosphorbränden) oder zu einem Brand führt. Eine Gasemission (wenn sie sich nicht entzündet) kann Dämpfe aller vorhandenen Reagenzien mit sich tragen und zu Vergiftungen und/oder einer Erschöpfung des Sauerstoffs im Raum führen.

> Sie können eine Zersetzungsreaktion des Stoffes bei einem Kontakt mit Wasser sein:

> Sie können Hydrationsreaktionen beinhalten, wie z. B. mit Oleum SO3 :

3. CHEMISCHE EIGENSCHAFTEN

2 Na + 2 H2O 2 Na+ + 2 OH- + H2 (g)

SO3 + H2O H2SO4

TiCl4 + 2 H2O TiO2 + 4 HCl (g)

CH3COCl + H2O CH3COOH + HCl (g)

AlP + 3 H2O Al(OH)3 + PH3 (g)

Al(C2H5)3 + 3 H2O Al(OH)3 + 3 C2H6 (g)

LiAlH4 + 4 H2O LiOH + Al(OH)3 + 4 H2 (g)

P4S10 + 16 H2O 4 H3PO4 + 10 H2S (g)

CH3C6H4SO2NCO + H2O CH3C6H4SO2NHCOOH CH3C6H4SO2NH2 + CO2 (g)

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Abb. 1: Illustration einer chemischen und thermischen Verletzung – Quelle: Turbomeca

Bei der Zersetzungsreaktion von Titantetrachlorid mit Wasser wird beispielsweise eine Wolke aus Wasserstoffchlorid und Titanverbindungen (TiO2, TiCl4, das noch nicht reagiert hat) gebildet.

Wie in der Natur gibt es Ausnahmen und es können Chemikalien in anderen Formen als Gas freigesetzt werden!

Beispielsweise reagiert Calciumcarbid mit Wasser und bildet Acetylen und festen Kalk:

Ein weiteres Beispiel sind Methoxysilane (z. B. Vinyltrimethoxysilan), die bei Raumtemperatur flüssiges Methanol freisetzen.

Chemikalien, die heftig mit Wasser reagieren, können nach den Gefahren, die aus Gasemissionen resultieren, klassifiziert werden.

Nach einem Kontakt mit Wasser kann Folgendes freigesetzt werden:

• Entzündbare Gase (manchmal spontan entzündbare) wie z. B. Wasserstoffgas oder Alkane wie z. B. Methan, Ethan usw.

• Ätzende Produkte wie z. B. Hydrochlorsäure, Bromsäure, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Propionsäure usw.

• Giftige Gase wie z. B. Kohlenstoffdioxid, Schwefelwasserstoff, Methanol. Phosphin (Gas, das auch entzündbar ist) oder Flusssäure (ätzendes und giftiges Gas).

CaC2 + 2 H2O C2H2 (g) + Ca(OH)2

H2C=CH-Si-(OCH3)3 + 3 H2O 3 CH3OH + H2C=CH-Si(OH)3

ΔH = -130 kJ/mol (-31,1 kcal/mol)

4. ÄTZWIRKUNG

Spritzer auf der Haut oder in den Augen, die heftig mit Wasser reagieren, können eine doppelte oder sogar dreifache Gefahr erzeugen:

• Wenn die Chemikalie reizend/ätzend ist, kann eine Verätzung entstehen.

• Verursachte Verletzungen können dann aufgrund der exothermen Natur der Reaktion mit Wasser schwerwiegender sein. Hitze kann Verbrennungen induzieren.

• Letztlich kann abhängig von den freigesetzten Nebenprodukten ein Toxizitätsrisiko bestehen.

> Wenn Chlorwasserstoff (HCl) freigesetzt wird, kann es aufgrund seines sauren Charakters für Verätzung auf der Haut, in den Augen und auf der Atemschleimhaut verantwortlich sein. Bei einem Kontakt mit Feuchtigkeit wird es in Salzsäure verwandelt. Die induzierten Verletzungen entstehen durch den Kontakt mit dem H+-Proton, das freigesetzt wird. Verletzungen betreffen die Atemwege, zu einem mehr oder weniger hohen Grad, abgesehen vom Risiko der Ätzung des anfänglichen Bronchospasmus, der mehr oder weniger schwerwiegend sein kann. Zusätzlich besteht die Möglichkeit der sekundären Erkrankung am Brooks-Syndrom6, selbst nach einmaliger Exposition. Darüber hinaus kann die Inhalation des Chlorwasserstoffgases durch einen giftigen alveolären Mechanismus zu einem akuten Lungenödem führen, das in den Stunden nach dem Kontakt mehr oder weniger verzögert sein kann. Es ist daher ratsam, wachsam zu bleiben und das Unfallopfer 24 Stunden lang unter Beobachtung zu stellen, um ein echtes tödliches Risiko zu vermeiden. Dies erklärt die Klassifikation des Wasserstoffchlorids als giftigen Stoff durch Inhalation.

Darüber hinaus ist ein physikalisches Risiko der Explosion oder des Brandes nicht vernachlässigbar (siehe das Kapitel zum Management verbundener Risiken).

Die Ätzwirkung von Chemikalien, die mit Wasser reagieren, wird auch von der Art der freigesetzten Nebenprodukte bestimmt.  

 

6 - Asthma mit einem nicht-immunologischen Mechanismus, induziert durch Reizstoffe

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10 11Umgang mit chemischen Unfäl len / Gesundheit - Umwelt Chemikalien, die heft ig mit Wasser reagieren – H260/H261 – EUH014

> Schwefelwasserstoff (H2S) ist ein sehr giftiges und hochentzündbares Gas ohne ätzende Wirkung. Es hat die Besonderheit, bei niedriger Konzentration stark zu riechen (stinkender Geruch bei einer Konzentration unter 5 ppm) und wird bei einer Konzentration über 10 ppm geruchlos. Seine Toxizitätsgrenze ist 14 ppm. H2S ist daher geruchlos, wenn es giftig ist. Es gibt spezifische H2S-Detektoren zur Anzeige des Vorhandenseins dieses Gases.

FAMILIEART DER

REAKTIONFREIGESETZTES

PRODUKT

GEFAHR DES FREIGESETZTEN

PRODUKTSBEISPIEL

Alkalimetalle Reduktiv HO- Ätzend Na + H2O NaOH + H2

Chlorsilane Elektrophil HCl Ätzendes Gas ClSiMe3 + H2O HOSiMe3 + HCl

Acylhalogenide Elektrophil HX, X = Halogen Ätzendes Gas RCOCl + H2O RCOOH + HCl

Lewis-Säuren (Metallhalogenide)

Elektrophil HX, X = Halogen Ätzendes Gas TiCl4 + 2 H2O TiO2 +4 HCl

MetallalkyleBasisch / nukleophil

AlkaneEntzündbare

Flüssigkeiten / Gase

CH3MgBr + H2O CH4 + MgBr+ + HO-

HO-MetallhydrideBasisch / reduktiv

H2 Entzündbares GasNaH + H2O NaOH + H2

LiAlH4 + 4 H2O LiOH + Al(OH)3 + 4 H2

MetallphosphideBasisch / nukleophil

PH3

Entzündbares, explosives, giftiges Gas

AlP + 3 H2O Al(OH)3 + PH3

MetallsulfideBasisch / nukleophil

H2S Giftiges Gas Al2S3 + 6 H2O 2 Al(OH)3 + 3 H2S

> Alkane stellen keine Ätzgefahr dar. Andererseits können sie entzündlich sein.

> Wasserstoffgas (H2) stellt keine Ätzgefahr dar, reagiert aber wahrscheinlich mit dem Sauerstoff in der Luft in einer bemerkbaren heftigen und exothermen Verbrennungsreaktion mit nur einem kleinen Funken oder einem kleinen Temperaturanstieg.

> Kohlenstoffdioxid (CO2) wird hauptsächlich freigesetzt, wenn Sulphonylisocyanate in

Kontakt mit Wasser kommen.

Es stellt keine Ätzgefahr dar. Die entsprechende Carbamidsäure, die ebenfalls freigesetzt wird, wird aufgrund ihres mehr oder weniger sauren Charakters für eine bestimmte Korrosivität verantwortlich sein.

Urea, das auch ein Nebenprodukt der Hydrolyse sein kann, ist nicht ätzend.

> Wasserstoffbromid und Wasserstoffiodid, HBr und HI, die abhängig vom anfänglichen Halogen (Br bzw. I) freigesetzt werden können, sind ebenfalls stark ätzend. HF, Flusssäure, ist einerseits für ihre ätzenden Eigenschaften verknüpft mit der Erzeugung des Wasserstoffions H+ und andererseits für ihre giftigen Eigenschaften verknüpft mit der Erzeugung des Fluoridions F- bekannt.

Während der Hydrolysereaktion der chlorierten Phosphide werden neben Wasserstoffchlorid auch Phosphorsäuren freigesetzt:

> Phosphorsäure, H3PO3, ätzende Disäure:

> Phosphorsäure, H3PO4, eine Trisäure, die auch ätzend, aber in fester Form ist, sobald die Temperatur zur Raumtemperatur zurückkehrt:

Bei dieser Art der Reaktion mit basischen Metallen (wie z. B. Kalium oder Natrium)

ist der freigesetzte Diwasserstoff (H2) ein extrem entzündbares Gas, das beim

Kontakt mit Luft zu einer Verpuffung führen kann.

> Wenn das Hydroxylion OH- freigesetzt wird, kann es basische chemische Verletzungen verursachen:

> Phosphin (PH3) ist ein sehr giftiges und ätzendes Gas und wird als Quelle für Organophosphorverbindungen verwendet. Anschließend werden durch eine Oxidationsreaktion mit Sauerstoff H°-Radikale gebildet, die spontan entzündbar sind.

Eine massive Dosis inhalierten Phosphins ist notwendig, um tödlich zu sein (400 ppm für 30 Minuten bis 1 Stunde), aber die ersten ernsthaften Symptome können bei einer Exposition von mehreren Stunden bei Konzentrationen von 5/10 ppm auftreten.

PCl3 + 3 H2O H3PO3 + 3 HCl

POCl3 + 3 H2O H3PO4 + 3 HCl

2 K + 2 H2O 2 K+ + 2 OH- + H2 (g)

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7 - Theoretisch berechnet, unter Berücksichtigung eines Überschusses an Wasser.

Aufgrund der mehr oder weniger heftigen Reaktion bei einem Kontakt mit Wasser führen alle in diese Produktblatt untersuchten Chemikalien zu einer mehr oder wenigen bedeutenden Freisetzung von Wärme.

Diese Wärmefreisetzung kann theoretisch durch Berechnung der Reaktionsenthalpie ΔH quantifiziert werden. Dieser Wert gibt den Energieumsatz bei einer Reaktion an. Ein negativer Wert bedeutet, dass die Reaktion exotherm ist und somit Wärme freisetzt.

BEISPIEL:

Der Temperaturanstieg variiert entsprechend des anfänglichen chemischen Stoffes und seiner Fähigkeit, mehr oder weniger schnell mit Wasser zu reagieren.Der damit verbundene maximale Temperaturanstieg kann experimentell gemessen werden. Da Titantetrachlorid eines der Chemikalien ist, das am heftigsten mit Wasser reagiert, wird seine Hydrolyse in einem Becher beobachtet, in den eine kontinuierliche Wassermenge zugegeben wird.

Bei einer anfänglichen Probe von 1 ml 99% Titanchlorid steigt die Temperatur, wenn Wasser zu seiner Verdünnung zugegeben wird, am Anfang der Zugabe auf 72°C und kehrt dann sehr schnell auf einen Wert unter 30°C zurück, sobald die ersten 3 Milliliter Wasser zugegeben wurden.

5. EXOTHERMIZITÄT

POCl3 (l)+ 3 H2O(l) H3PO4 (aq) + 3 HCl(aq)

TiCl4 (l) + 2 H2O(l) TiO + 4 HCl(aq)

ΔH7 = -323 kJ/mol

ΔH7 = -237 kJ/mol

Dieses Experiment wird in einer geschlossenen Umgebung durchgeführt. Es ist daher weniger repräsentativ für eine echte Spülsimulation, wo der Abspüleffekt reproduziert wird. Wenn die gleiche Art des Experiments in einer dynamischen Spülsituation durchgeführt wird, ist der Temperaturanstieg geringer.

Wenn beispielsweise der Abspüleffekt des Spülens eines Spritzers Titantetrachlorid mit Wasser simuliert wird, wird beobachtet, dass die Höchsttemperatur, die in den ersten paar Sekunden erreicht wird, 55°C nicht überschreitet. Nach 20 Sekunden fällt die Reaktionstemperatur auf ca. 30°C.

Temperaturentwicklung während der Zugabe von Wasser zu 1 ml 99 % TiCl4 in einem Becher

Volumen (ml)

Wasser T° (°C)

Tem

per

atu

r (°

C)

20

30

0

10

00,

5 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 15 20 25 50 100

200

300

50010

0015

0017

5020

0022

5025

0030

5035

0038

00

40

50

60

70

80

Temperaturentwicklung während des Spülens mit Wasser mit Abspüleffekt auf 1 ml 99% TiCl4

Zeit (Sekunden)

Wasser T° (en°C)

Tem

per

atu

r (°

C)

20

30

0

10

0 9 18 27 36 45 54 63 72 81 90 99 108

117

126

135

144

153

162

171

180

189

198

207

216

225

40

50

60

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6.2. PERSÖNLICHE SCHUTZAUSRÜSTUNGEN:

6. RISIKOMANAGEMENT

Bei Chemikalien, die bei einem Kontakt mit Wasser entzündbare Gase freisetzen, ist das erste Risiko physikalisch und Vorsichtsmaßnahmen müssen genau wie für hochentzündliche Produkte getroffen werden.

> Als Erstes sollten Arbeitsprozesse entwickelt werden, die so sicher wie möglich sind: Automatisierung, in sich geschlossene Arbeitsabläufe, geplante Organisation von Wartungs- und Reparaturabläufen im Fall eines Vorfalls, Entwicklung strenger Lagerungsbedingungen.

> Chemikalien, die bei einem Kontakt mit Wasser reagieren, müssen identifiziert und getrennt von wasserhaltigen Chemikalien gelagert werden, um das Risiko eines Kontakts im Fall von Lecks zu vermeiden.

> Ebenso wichtig ist, dass sich an den Lagerorten dieser Chemikalien keine Wasserrohre befinden. Diese Arten von Chemikalien müssen in einer Weise gelagert werden, dass jeglicher Kontakt mit Wasser unmöglich ist, selbst im Fall einer Überschwemmung.

> Implementieren Sie ein System, das isoliert verwendet werden kann, und stellen Sie ein Absaugsystem an Arbeitsplätzen bereit. Halten Sie sich während der Handhabung von Wasser oder anderen Chemikalien fern, um weitere Unfälle im Fall von Flammen oder einer Explosion zu begrenzen8.

> Die Chemikalien müssen von Feuchtigkeit und, soweit möglich, von Luft ferngehalten werden (INRS, 2011)

6.1. KOLLEKTIVE SCHUTZMASSNAHMEN

8 - Handschuhkasten oder falls dies nicht möglich ist, ein experimentelles System, das einen Kontakt mit Luft vermeidet

> Richten Sie dann, und falls dies nicht möglich ist, eine regelmäßige Kontrolle potentiell emittierter Dunstabsaugsysteme ein.

> Es ist auch notwendig, einen Sammeltank zur Rückgewinnung von Flüssigkeiten zu installieren.

> Brandbekämpfungsmaßnahmen: druckluftbeaufschlagte trockene chemische und/oder CO2-Feuerlöscher müssen bereitstehen. Die Verwendung spezifischer Löschmittel basierend auf Graphit oder speziellen Trockenpulvern für Metallbrände kann auch gerechtfertigt sein, insbesondere für Lithium und andere Mineralelemente. Andernfalls muss Sand verfügbar sein, um die Flammen zu löschen und Kontakt mit Luftfeuchtigkeit zu begrenzen (INRS FT 183, 2000).

Da einige emittierte Gase giftig sein können, ist es ratsam, dass Brandbekämpfungspersonal mit einem umluftunabhängigen Atemschutzgerät mit einem vollen Gesichtsschutz ausgerüstet ist. Es müssen auch Absorptionsmittel verfügbar sein, um Lecks aufzunehmen und die Risiken einer Explosion/eines Brandes zu begrenzen.

> Schutzkleidung

> Handschuhe, die gegen die verwendeten Chemikalien resistent sind

> Schutzbrille oder Gesichtsschutz

> Sicherheitsschuhe

> Chemische Atemschutzmaske für kurzzeitige Arbeitsabläufe oder Atemschutzgerät mit Sauerstoffflasche.

DIESE CHEMIKALIEN DÜRFEN NIEMALS IN DEN ABFLUSS GEGOSSEN WERDEN.

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7.1.1. SPÜLEN MIT WASSER

7.1.2. SPÜLEN MIT EINER AKTIVEN LÖSUNG

Wir haben weiter oben gesehen, dass obwohl diese Chemikalien heftig mit Wasser reagieren, eine Dekontamination mit Wasser dennoch im Kontext der ersten Hilfe empfohlen wird, da ein kontinuierliches Spülen eine sehr schnelle Rückkehr zur Raumtemperatur der Körperoberfläche ermöglicht.

Durch ein Spülen mit Wasser kann auch ein Großteil der Chemikalie durch mechanische Entfernung von der Oberfläche des Körpergewebes entfernt werden. Es hat jedoch keine Wirkung auf freigesetzte Nebenprodukte. Dies kann zu gefährlichen Situationen für Ersthelfer oder Notdienstpersonal führen, das mit Emanationen von Nebenprodukten von der Reaktion der Chemikalie mit Wasser während des Spülens der verletzten Person konfrontiert ist.

Beispielsweise erzeugen Verbindungen des Typs R-Methoxysilan bei einem Kontakt mit Wasser Methanol. Methanol ist ein giftiger Stoff, wenn er verschluckt und eingeatmet wird. Zusätzlich zum Opfer werden die Personen, die während der Dekontamination anwesend sind, exponiert (Lazzeri D, 2009). Ersthelfer müssen daher mit geeigneter persönlicher Schutzausrüstung ausgestattet sein.

Die Einrichtung eines aktiven Spülens hilft, die Abspül- und Verdünnungseffekte des Spülens mit Wasser zu erhalten, während gleichzeitig der Dekontaminationsprozess der reizenden Chemikalien optimiert wird.

Die PREVIN®-Lösung erfüllt diese Effizienzanforderungen. Ihre Hypertonizität begrenzt das Eindringen der Gefahrstoffe in die Tiefe und hilft, einen Umkehrfluss von innen nach außen von der Haut oder vom Auge zu erzeugen.

Ihre amphoteren und chelatbildenden Eigenschaften ermöglichen eine Optimierung durch Wirkung auf reizende und ätzende Chemikalien. Ihre Wirkung ist nichtsdestotrotz bei Flusssäure und Fluoriden in saurem Milieu begrenzt.

Produkte, die Flusssäure (HF) bei einem Kontakt mit Wasser bilden, wie z. B. Bortrifluorid (BF3), müssen identifiziert werden. Ein Abspülen mit der HEXAFLUORINE®-Lösung antwortet auf die zweifache ätzende und giftige Gefahr von HF.

7. NOTFALLMANAGEMENT BEI CHEMIKALIENKONTAKT

7.1. EVALUIERUNG VON SPÜLMETHODEN

Experimentell kann die Effizienz des Spülens mit einer amphoteren und chelatbildenden Lösung wie z. B. der PREVIN®-Lösung während einer Spritzersimulation in vitro im Vergleich zum Spülen mit Wasser gezeigt werden.

Schauen wir uns nochmals das vorherige Beispiel mit Titantetrachlorid (TiCl4) an:

Durch die PREVIN®-Lösung wird bei freigesetzter Salzsäure der pH-Wert in der Lösung reduziert, wohingegen ein Spülen mit Wasser nur in einer Verdünnung resultiert:

Dies kann auch mit einem anderen Stoff überprüft werden, der stark mit Wasser reagiert, wie z. B. Bortribromid.

Bei einem Kontakt mit Wasser ist die chemische Reaktion wie folgt:

7.2. EXPERIMENTELLER NACHWEIS

Zugabe der PREVIN®-Lösung bzw. von Leitungswasser zu 1 ml 99% TiCl4

Volumen (ml)

pH-Wert des Wassers

pH

-Wer

t

-1

1

-5

-3

0 200 400 600 800 1000

3

5

pH-Wert der PREVIN®-Lösung

physiologisch akzeptabler pH-Wert

Abb. 2: in vitro-Simulation des statischen Spülens eines TiCl4-Spritzers mit PREVIN®-Lösung im Vergleich zu Wasser.

BBr3 + 3 H2O B(OH)3 + 3 HBr

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18 19Umgang mit chemischen Unfäl len / Gesundheit - Umwelt Chemikalien, die heft ig mit Wasser reagieren – H260/H261 – EUH014

Diese Reaktion ist exotherm und erzeugt Wärme, wenn sie über eine statische Spülsimulation (experimentelle Temperatur von 85°C während der Zugabe von ein Milliliter Wasser zu einem Milliliter Bortribromid, Abb. 3) durchgeführt wird.

In einer dynamischen Spülsituation übersteigt die Temperatur 40°C nur für mehrere Sekunden und kehrt sehr schnell wieder zur Raumtemperatur zurück.

In Abb. 3 ist der Abspüleffekt der beiden Spüllösungen identisch und der Spülvorgang begrenzt in beiden Fällen jegliche zusätzliche Erwärmung. Die Wirkung der PREVIN®-Lösung auf Bromsäure wird durch den pH-Wert illustriert, der schnell wieder zu einer physiologisch akzeptablen pH-Zone zurückkehrt (in 20 s und nach Zugabe von 60 ml), wohingegen für ein gleiches Volumen zugegebenen Wassers der pH-Wert auf einem ätzenden Wert bleibt. Ein fast 10fach größeres Volumen Wasser ist notwendig, um den gleichen physiologischen pH-Wert zu erreichen.

Simulation einer Spülung von 1 ml BBr3 mit der PREVIN®-Lösung oder Leitungswasser

Zeit (s)

pH-Wert des Wassers

pH

-Wer

t

Tem

per

atu

r (°

C)

-1

1

-3 15

20

0 30 60 90 120 150

3

5

7

25

30

35

40

physiologischer pH-Wert

pH-Wert von PREVIN®

T °C Wasser

T °C

Entwicklung des pH-Werts während Dosierung von 1 ml 99% p-Toluensulphonylisocyanat mit PREVIN®-Lösung oder Leitungswasser

Zeit (s)

pH-Wert des Wassers

pH

-Wer

t

3

4

20 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

5

6

Physiologisch akzeptabler pH-Wert

pH-Wert der PREVIN®-Lösung

Abb. 3 In vitro-Simulation des dynamischen Spülens eines Spritzers BBr3 mit der PREVIN®-Lösung im Vergleich zu Wasser.

Abb. 4: In vitro-Simulation des statischen Spülens eines Spritzers von 1 ml p-Toluensulfphonylisocyanat mit PREVIN®-Lösung oder Leitungswasser.

Ohne die dynamische Wirkung des Spülens kann die Wirkungsweise der PREVIN®-Lösung auf den ätzenden Charakter einer Chemikalie, die mit Wasser reagiert, anhand der pH-Messung entsprechend dem Volumen der zugegebenen Spüllösungen nachvollzogen werden.

Nehmen Sie als Beispiel 96% p-Toluensulphonylisocyanat [CAS Nr. 4083-64-1],

Das freigesetzte Gas ist Kohlenstoffdioxid (CO2), ohne spezifische Gefahr.Carbamidsäure, R-SO2-NH2, das auch ein Nebenprodukt der Reaktion ist, ist ätzend.

Abb. 4 zeigt, dass ein Volumen von 6 ml der PREVIN®-Lösung ausreichend ist, um die physiologisch akzeptable pH-Zone zu erreichen.

wobei „R“ die Gruppe angibt:

:

R-SO2-NCO + H2O R-SO2-NH-COOH R-SO2-NH2 + CO2

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20 21Umgang mit chemischen Unfäl len / Gesundheit - Umwelt Chemikalien, die heft ig mit Wasser reagieren – H260/H261 – EUH014

7.3. KLASSIFIKATION VON LÖSUNGEN

Die PREVIN®-Lösung erscheint folglich als eine Erste-Hilfe-Maßnahme der ersten Wahl zum Spülen chemischer Spritzer, die heftig mit Wasser reagieren und dabei ätzende Produkte bilden.

Im spezifischen Fall, in dem Flusssäure eine der Säuren ist, die bei der Reaktion einer Chemikalie mit Wasser entsteht, wird empfohlen, die HEXAFLUORINE®-Lösung als Erstversorung zu verwenden, die spezifisch für Spritzer von Flusssäure oder fluorierten Salzen in saurem Milieu ist.

KLASSIFIKATION DER PREVIN®- UND HEXAFLUORINE®-LÖSUNG

• Spüllösungen als Erste-Hilfe-Maßnahme nach Kontamination der Haut oder Augen mit ätzenden oder reizenden Stoffen (die HEXAFLUORINE®-Lösung ist speziell für die Erste-Hilfe zum Spülen bei Kontakt mit Flusssäure und ihren Derivaten vorgesehen)

• Medizinprodukt der Klasse IIa

• CE 0459-Kennzeichnung, ausgestellt von G-MED

• Hergestellt durch PREVOR

• Lesen Sie die Hinweise in den Gebrauchsanweisungen, auf der Etikettierung bzw. am Ende dieses Dokuments in Abschnitt „9.1 Spülanweisungen“ sorgfältig durch.

8. UMGANG MIT VERSCHÜTTETEN CHEMIKALIEN

8.1. EVALUIERUNG VON AUFNAHMEMETHODEN FÜR VERSCHÜTTETE CHEMIKALIEN

8.1.1. KONVENTIONELLE METHODE DER AUFNAHME VERSCHÜTTETER CHEMIKALIEN

Konventionell werden verschüttete Chemikalien mit natürlichen oder synthetischen Produkten absorbiert. Hier können Sand, Sepiolit, Diatomeenerde oder synthetische Absorptionsmittel basierend auf Polypropylen genannt werden. Der Absorptionsrückstand wird dann aufgenommen, vorübergehend gelagert und mit gefährlichem Festabfall behandelt.

Zwei Probleme können mit der Aufnahme reaktiver Chemikalien durch konventionelle Absorptionsmittel verknüpft werden:

> Erstens können Chemikalien, die heftig mit Wasser reagieren, während ihrer Aufnahme mit Feuchtigkeit in der Luft reagieren (wodurch dann gefährliche Gase freigesetzt werden können). Die Aufnahme chemischer Produkte, die mit Wasser reagieren, mittels eines konventionellen Absorptionsmittels reduziert nicht die Risiken, die mit der Chemikalie verbunden sind.

> Wenn der Rückstand dann mit anderen festen, feuchten Abfällen gelagert wird, kann eine verzögerte exotherme Reaktion mit diesen anderen Abfällen eintreten und es können Wärme und gefährliche Gase freigesetzt werden. Diese verzögerte Reaktion kann sogar noch gefährlicher sein, da sie von Bedienern nicht erwartet wird.

In allen Fällen müssen die Absorptionsrückstände in entsprechenden luftdichten Behältern gelagert werden. Man könnte manchmal in Erwägung ziehen, sie mit überschüssigem Wasser zu behandeln, um so die mit der Reaktivität der Chemikalie mit Wasser (z. B. Organometalle) verknüpfte Gefahr zu neutralisieren. Die Zugabe von Wasser hat jedoch keine Wirkung auf freigesetzte Gase. Dies kann zu gefährlichen Situationen für das Personal führen, das mit Emanationen von Produkten konfrontiert ist, die von der Reaktion der Chemikalie mit Wasser stammen. Dieser heikle Vorgang muss mit allen notwendigen Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt werden.

Beispielsweise erzeugt TiCl4 gasförmiges HCl bei einem Kontakt mit Feuchtigkeit in der Luft. HCl ist ein ätzendes Gas, das alle Personen kontaminieren wird, die sich am Unfallort befinden (Kapias T, 2005). Im Fall der Verschüttung dieser Art von Chemikalien muss das anwesende Personal daher schnell evakuiert werden und Ersthelfer müssen mit entsprechender persönlicher Schutzausrüstung ausgestattet sein.

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22 23Umgang mit chemischen Unfäl len / Gesundheit - Umwelt Chemikalien, die heft ig mit Wasser reagieren – H260/H261 – EUH014

8.1.2. ABSORPTION MIT EINEM ABSORBIERENDEN/NEUTRALISIERENDEN PRODUKT

Die Absorption einer Chemikalie, die heftig mit Wasser reagiert, mit einem neutralisierenden Absorptionsmittel ermöglicht es, ein gefährliches Flüssigkeitsderivat zu solidifizieren und ätzende Stoffe zu neutralisieren, die während der Reaktion der Chemikalie mit Wasser gebildet werden könnten.

Das Absorptionsmittel TRIVOREX® erfüllt diese Effizienzanforderungen.

Durch die amphoteren Eigenschaften wirken sie auf eine große Mehrheit reizender und ätzender Nebenprodukte von Chemikalien (HCl, HBr, HF, PH3, NaOH usw.). Die Absorptionskapazität ermöglicht die Absorption jeglicher entzündbarer Nebenprodukte, die gebildet werden könnten.

Experimentell haben wir die Absorptionseffizienz von Bortribromid (BBr3) durch das Absorptionsmittel TRIVOREX® demonstriert.

Bei einem Kontakt mit Wasser ist die chemische Reaktion wie folgt:

FOTOS:

Wie wir bereits weiter oben gesehen haben, ist diese Reaktion exotherm und erzeugt Wärme, wenn sie in einem geschlossenen Raum durchgeführt wird. Darüber hinaus reagiert Bortribromid mit Luftfeuchtigkeit bei einer einfachen Exposition: es wird Bromsäure (HBr) gebildet (siehe Abb. 5).

Wenn verschüttetes Bortribromid durch ein nicht neutralisierendes Absorptionsmittel absorbiert wird, ist man mit zwei Problemen konfrontiert. Erstens enthält der Absorptionsrückstand immer noch Bortribromid. Letzteres reagiert weiter mit Feuchtigkeit in der Luft durch eine exotherme Reaktion. Ferner kann nach der Absorption weiterhin Bromsäure gebildet werden (manchmal in Form weißer Wolken sichtbar, siehe Abb. 6). Es wird dann notwendig sein, alle möglichen Vorkehrungen zu treffen, um den Rückstand aufzunehmen, zu lagern (vor Feuchtigkeit zu schützen und jeglichen Kontakt mit anderen Produkten/Abfällen zu begrenzen), bevor er anschließend behandelt wird.

Bei einer Absorption von Bortribromid durch das Absorptionsmittel TRIVOREX® finden mehrere Prozesse statt. Ein Teil des Bortribromids wird vom Absorptionsmittel TRIVOREX® neutralisiert, was es ermöglicht, dass der Rückstand, der Bortribromid enthält, nicht gelagert wird. Ferner wird Bromsäure, ein freigesetztes Nebenprodukt, ebenfalls vom Absorptionsmittel TRIVOREX® neutralisiert, sobald Wasser zugegeben wird. Letztlich wird durch einen Farbindikator angegeben, ob ein Teil der Chemikalie nicht neutralisiert wurde und ob notwendige Vorkehrungen getroffen werden müssen, wenn der Rückstand gehandhabt wird.

Im Fall von Bortribromid ist eine Zugabe von Wasser zum mit TRIVOREX behandelten Rückstand notwendig, um die Ätzgefahr vollständig zu eliminieren. Eine Freisetzung von Kohlenstoffdioxid (CO2) wird beobachtet, ein Produkt der Neutralisationsreaktion. Es besteht dann kein Risiko der Emission von Bromsäure mehr und der Rückstand hat einen neutralen pH-Wert.

Bortribromid (5 ml)

Menge des Absorptionsmittels

TRIVOREX®

(g)

Menge des zugegebenen Wassers (ml)

pH-Wert Beobachtungen

Absorption 5 /Nicht

verfügbar

Pinkfarbener RückstandBBr3 reagiert weiterhin mit Feuchtigkeit (weiße

Wolken) (Abb. 7)

Neutralisation 15 4 > 5

Wasser bevorzugt die Neutralisation mit dem Absorptionsmittel

TRIVOREX® (Verschwinden von

Wolken und Sprudeln)(Abb. 8)

8.2. EXPERIMENTELLER NACHWEIS

BBr3 + 3 H2O B(OH)3 + 3 HBr

Abb. 7: Absorption, weniger Wolken:(BBr

3+ Absorptionsmittel TRIVOREX®, nach 1 Minute)

Abb. 8: Absorption/NeutralisationBBr

3 + Absorptionsmittel TRIVOREX® + Wasser

Abb. 6: Absorption von 5 ml BBr3 durch 20 g Sepiolit

Abb. 5: BBr3 vor der Absorption

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24 25Umgang mit chemischen Unfäl len / Gesundheit - Umwelt Chemikalien, die heft ig mit Wasser reagieren – H260/H261 – EUH014

Familie BeispielFreigesetztes

Produkt

Menge des Absorptionsmittels TRIVOREX® (kg), das für 1 l überschüttetes

Produkts zuzugeben ist

Absorption Neutralisation*

Chlorsilane ClSiMe3 HCl 0.25 0.5

Acetylchlorid Pivaloylchlorid HCl 1 1.5

Lewis-Säuren (Metallhalogenide)

BBr3 HBr 0.5 2

TiCl4 HCl 1.5 4.5

POCl3 HCl 1 10

Abschließend lässt sich sagen, dass das Absorptionsmittel TRIVOREX® eine einfache Verfestigung aller Arten von Chemikalien ermöglichst, wobei die Art des Gefahrstoffes angezeigt wird. Zugleich wird durch die Neutralisation das Risiko, welches vom verschütteten Stoff ausgeht, eingedämmt.

Die Solarindustrie setzt Phosphorylchlorid (POCl3) für die Dotierung von Zellsendern ein. POCl3 ist eine Flüssigkeit, die mit Wasser reagiert und Phosphorsäure und Wasserstoffchlorid bildet:

Um einen Spritzer in den Augen oder auf der Haut zu dekontaminieren, empfehlen wir unbedingt, die Spülung niemals zu verzögern, die für maximale Effizienz sobald wie möglich beginnen muss, mit anderen Worten innerhalb von Sekunden nach dem Unfall. Idealerweise sollte die Intervention innerhalb von einer Minute nach dem Spritzer stattfinden. Kontaminierte Kleidung muss ebenfalls sofort ausgezogen werden, weil bei einigen Chemikalien dieser Klasse das Risiko der Entzündung sehr real ist. Es ist daher ratsam, Kleidung zu Beginn der Spülung auszuziehen, damit auch hier keine wertvollen Sekunden vergeudet werden, während denen die Chemikalie beginnt, mit den biochemischen Komponenten der Körpergewebe zu reagieren, mit denen sie in direktem Kontakt ist.

Die mechanische Wirkung des Spülens der Oberfläche der Haut oder des Auges macht es möglich, eine große Menge der erhaltenen Chemikalie zu eliminieren.

Chemikalien, die mit Wasser reagieren, können reizende, ätzende oder giftige Stoffe erzeugen.

Das im Folgenden dargestellte Protokoll dient dazu das Notfallmanagement zu optimieren und damit Verätzungen auf Haut oder Augen zu vermeiden bzw. zu minimieren.

> POCl3 reagiert mit Feuchtigkeit in der Luft: eine weiße Wolke wird aus einer schlecht versiegelten Flasche freigesetzt.

> Überwachung der Neutralisationsreaktion mit einem Farbindikator.

> Absorption/Neutralisation abgeschlossen.

Im Fall der Verschüttung bedeutet das die Begrenzung des Kontakts mit Feuchtigkeit. Durch Verwendung des Absorptionsmittels TRIVOREX® werden die erzeugten Säuren neutralisiert, womit die Aufnahme sicher gemacht wird.

8.3. FEEDBACK

O=PCl3 + 3 H2O O=P(OH)3 + 3 HCl

Teil eines Videos, das von der Firma Air Liquide produziert wurde

*: Mit Zugabe von Wasser

9. HINWEISE ZUR SPÜLUNG UND AUFNAHME

9.1. HINWEISE ZUR SPÜLUNG EINES CHEMISCHEN SPRITZERS

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26 27Umgang mit chemischen Unfäl len / Gesundheit - Umwelt Chemikalien, die heft ig mit Wasser reagieren – H260/H261 – EUH014

SPÜLPROTOKOLL

ALLGEMEINE HINWEISE

• Beginnen Sie die Spülung innerhalb der ersten Minute nach dem Chemikalienkontakt und beginnen Sie mit den entkleideten Bereichen.

• Entkleiden Sie die Person. Entfernen Sie Kontaktlinsen.

• Die entkleideten Bereiche sofort weiterspülen.

• Die durchtränkte Kleidung keinesfalls wieder anziehen.

• Einen Arzt aufsuchen.

• Die Spülung nie verzögern.

• Idealerweise die PREVIN®- bzw. HEXAFLUORINE®-Lösung als erste Spülung anwenden.

• Den gesamten Inhalt verwenden.

• Falls die Lösung nicht direkt zur Verfügung steht, zuerst mit Wasser und im Anschluss so schnell wie möglich mit der PREVIN®- bzw. HEXAFLUORINE®-Lösung spülen.

• Beginnt die Spülung erst nach einer Minute, so verlängern Sie die Spülung, falls notwendig, um das 3- bis 5-fache der Kontaktzeit. Bei einer verspäteten Spülung des Auges ist es nicht nötig, länger als 15 Min. zu spülen.

• Anschließend sofort ärztlichen Rat einholen.

Im Fall eines Spritzers auf der Haut oder in den Augen empfehlen wir eine unmittelbare und ausreichende Spülung mit der PREVIN®- bzw. der HEXAFLUORINE®-Lösung bei Spritzern mit Flusssäure oder fluorierten Salzen in saurem Milieu.

Bei Spritzern auf der Haut (Hände, Unterarme, Hals usw.) Innerhalb der ersten Minute nach dem Kontakt eine MINI-TAD (Spray à 200 ml) bzw. eine MIKRO-TAD (Spray à 100 ml) verwenden. Bei großflächiger Kontaminationen des Körpers innerhalb der ersten Minute nach dem Kontakt eine tragbare Körperdusche (TAD á 5 l) verwenden.

Bei Flusssäure-Spritzern auf der Haut ein TADF mit der HEXAFLUORINE®-Lösung verwenden.

> Im Fall einer kombinierten Verätzung und Verbrennung muss die Verätzung zuerst und dann die Verbrennung behandelt werden. Das Spülen kann dann fortgesetzt werden, oder es kann eine Wassergelkompresse aufgelegt werden.

> Angesichts des reaktiven Potentials dieser Chemikalien mit Wasser können Verantwortliche für Medizin und Arbeitssicherheit im Fall einer großflächigen Kontamination oder wenn ein Spülen nicht innerhalb der ersten Sekunden nach dem Spritzer möglich ist, in ihrem Unfallprotokollmanagement am Unfallort ein sofortiges Abwischen des Spritzers auf der Haut empfehlen, bevor mit der Spülung mit Wasser oder mit spezifischen aktiven Dekontaminationslösungen begonnen wird. Diese Maßnahme könnte somit zur Entfernung einer großen Menge des Produkts beitragen, bevor es in Kontakt mit der Haut mit Schweiß reagiert.

> Beachten Sie, dass das französische nationale Institut für Forschung und Arbeitssicherheit INRS die Bedeutung des verlängerten Spülens betont. Das Nachlassen des Schmerzgefühls gibt nicht das Ende des Spülens an. Es ist folglich notwendig, den gesamten Inhalt eines Gerätes, welches entsprechend der betroffenen Körperoberfläche ausgewählt wurde, zu verwenden.

> Wenn die Mundhöhle kontaminiert ist, diese mit der PREVIN®-Lösung (bzw. der HEXAFLUORINE®-Lösung) ausspülen und anschließend ausspucken.

> Wenn die Gehörgänge betroffen sind, diese sofort mit 500 ml der PREVIN®-Lösung (bzw. der HEXAFLUORINE®-Lösung) spülen, dabei den Kopf zur Seite neigen, so dass die Spüllösung aus dem Ohr herauslaufen kann. Idealerweise ist die Lösung leicht angewärmt, um das Auslösen eines Schwindelgefühls zu begrenzen. Wie bei jeder einseitigen Spülung eines Ohrs mit einer Flüssigkeit in Raumtemperatur kann es zu Schwindelgefühlen kommen, die ungefährlich sind und nach wenigen Minuten nachlassen.

> PREVIN®-, HEXAFLUORINE®- und AFTERWASH II®-Lösungen sind Medizinprodukte der Klasse IIa. Lesen Sie die Anleitungen der verschiedenen Produkte sorgfältig durch. Sie finden diese Anleitungen auf der Website www.prevor.com.

Spritzer in den Augen:

• Innerhalb der ersten 10 Sekunden nach dem Kontakt eine ADI (sterile individuelle Augendusche à 50 ml PREVIN®-Lösung) verwenden.

• Innerhalb der ersten Minute nach dem Kontakt eine 500 ml-Augendusche (LPMP/LPMF) verwenden.

• Zur schnelleren Wiederherstellung des physiologischen Gleichgewichts des Auges wird nach der aktiven Spülung die Anwendung der Lösung AFTERWASH II®,eine tränenisotonische Lösung, empfohlen.

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Anwenderprotokoll für die PREVIN®-Lösung Anwenderprotokoll für die HEXAFLUORINE®-LösungBei Kontakten mit ätzenden oder reizenden Chemikalien auf Haut/Augen*. Bei Kontamination mit Flusssäure und ihren Derivaten im sauren Milieu*

INTERVENTION INNERHALB DER ERSTEN MINUTE INTERVENTION INNERHALB DER ERSTEN MINUTE

Intervention innerhalb von 10 Sek.

Zur Spülung des Auges

Zur Spülung des Körpers

* Begrenzte Wirksamkeit bei Flusssäure oder ihren Derivaten in saurem Milieu. Hier wird die Anwendung der HEXAFLUORINE®-Lösung empfohlen.

Es handelt sich bei diesem Produkt in Übereinstimmung mit dem Medizinproduktegesetz um ein zugelassenes Medizinprodukt mit CE-Kennzeichnung, zertifiziert durch LNE/G MED.

Es handelt sich bei diesem Produkt in Übereinstimmung mit dem Medizinproduktegesetz um ein zugelassenes Medizinprodukt mit CE-Kennzeichnung, zertifiziert durch LNE/G MED.

* Begrenzte Wirksamkeit auf Basen: hier empfehlen wir die Anwendung der PREVIN®-Lösung.

1 ADI

à 50 mlverwenden

1 LPMP

à 500 mlverwenden

1 LPMF

à 500 mlverwenden

1 MIKRO

100 mlverwenden

Intervention nach 10 Sek.

der Körperoberfläche3%

1 MINI

à 200 mlverwenden

der Körperoberfläche9%

> 1 TAD

à 5 l verwenden

1 TADF

à 5 lverwenden

In jedem Fall muss nach der Spülung ein Arzt aufgesucht werden.

Je nach medizinischem Protokoll des Unternehmens sollte im Anschluss ein spezifisches Antidot vom Typ Calciumgluconat lokal appliziert

werden.

Im Falle einer verspäteten Intervention ist diese Form der medizinischen Behandlung umso wichtiger, als eine Kontamination mit HF systemische

Risiken birgt.

9%der Körperoberfläche

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9.2. HINWEISE ZUR AUFNAHME DER CHEMIKALIEN

Angesichts des reaktiven Potentials von Chemikalien, die in Kontakt mit Wasser in die Gefahrensätze H260 und H261 eingestuft sind, ist es im Fall einer Verschüttung notwendig, ein nicht entzündbares Absorptionsmittel zu verwenden. In allen Fällen ist die Verwendung von Saugpapier ganz und gar zu vermeiden, da Gefahr besteht, dass das Papier beim Kontakt mit diesen Chemikalien Feuer fängt.

Nicht neutralisierende Absorptionsmittel ermöglichen es nicht, die Reaktion des verschütteten Produkts, das nach H260/H261 eingestuft ist, mit Feuchtigkeit in der Luft zu begrenzen. Ätzende (oder giftige) Gase können freigesetzt werden oder es kann ein erheblicher Anstieg der Temperatur auftreten, sobald das Produkt absorbiert wurde, wodurch eine neue Gefahr entsteht. Es ist daher ratsam, den Rückstand mit einem geeigneten Produkt zu neutralisieren.

Mit einem neutralisierenden Absorptionsmittel wie z. B. TRIVOREX® kann sowohl die Chemikalie absorbiert werden, die heftig mit Wasser reagiert, als auch ihre Ätzwirkung neutralisiert werden.

Es wird unbedingt empfohlen, verschüttete Chemikalien, die heftig mit Wasser reagieren, mit dem Absorptionsmittel TRIVOREX® in einem gut belüfteten Bereich zu absorbieren-solidifizieren und neutralisieren. Beim Umgang mit den Wolken der verschütteten Chemikalie unbedingt ein entsprechendes Atemschutzgerät tragen.

Die Absorption-Solidifikation wird am Verschüttungsort durchgeführt. Um die Flüssigkeit schnell (innerhalb von einer Minute) zu absorbieren-solidifizieren, ist es notwendig, die 0,5 bis 1,5-fache Menge nach Gewicht des Absorptionsmittels TRIVOREX® mit Bezug auf die Menge der verschütteten Flüssigkeit zuzugeben.

Die Neutralisation kann entweder am Verschüttungsort oder in einem anderen Bereich, der sich besser für die Abfallbehandlung eignet, durchgeführt werden. Es ist manchmal notwendig, Wasser zum mit TRIVOREX behandelten Rückstand zuzugeben, um die Ätzwirkung des Rückstands gänzlich zu eliminieren.

10. LITERATUR

• Agency for Toxic Substances and Disease Registry, US Department of Health and Human Services, Toxicological profile for titanium tetrachloride, September 1997

• Clare Robert A. and Krenzelok Edward P., Chemical burns secondary to elemental metal exposure: Two case reports, The American Journal of Emergency Medicine, Volume 6, Issue 4, July 1988, 355-357

• Eldad A, Chaouat M, Weinberg A, Neuman A, Ben Meir P, Rotem M, Wexler MR., Phosphorous pentachloride chemical burn--a slowly healing injury, Burns. 1992 Aug; 18(4):340-1.

• L. Fernie, P. Wright, T. Kapias, Water Reactive Materials: Incorporation into Safety and Environmental Risk Assessments, Process Safety and Environmental Protection, Volume 85, Issue 2, 2007, Pages 162-168

• T. Kapias, R.F. Griffiths, Accidental releases of titanium tetrachloride (TiCl4) in the context of major hazards--spill behaviour using REACTPOOL, Journal of Hazardous Materials, Volume 119, Issues 1-3, 17 March 2005, 41-52

• INRS, Fiche toxicologique FT5, méthanol, Edition 2009 [Französisch]

• INRS, Fiche toxicologique FT13, chlorure d’hydrogène et solutions aqueuses, Edition 2010 [Französisch]

• INRS, Fiche toxicologique FT32, sulfure d’hydrogène, Edition 2009 [Französisch]

• INRS, Fiche toxicologique FT179, phosphine, Edition 2008 [Französisch]

• INRS, Fiche toxicologique FT183, lithium, Edition 2000 [Französisch]

• INRS, Stockage des produits chimiques, Edition 2011 [Französisch]

• Lazzeri D., Pieri M, Lazzeri S, Colizzi L, Giannotti G, Pagnini D, Stabile M, Gatti GL, Massei A., Silane coupling agent chemical burns: a risk for medical personnel too, Burns 35 (2009), 600-605

• Thanabalasingham T, Beckett MW, Murray V., Hospital response to a chemical incident: report on casualties of an ethyldichlorosilane spill, BMJ. 1991 Jan 12;302(6768):101-102

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GEFAHREN- UND SICHERHEITSHINWEISE (H- UND P-SÄTZE)

H260 : In Berührung mit Wasser entstehen entzündbare Gase, die sich spontan entzünden können

H261 : In Berührung mit Wasser entstehen entzündbare Gase

EUH 014 : Reagiert heftig mit Wasser

P223 : Kontakt mit Wasser wegen heftiger Reaktion und möglichem Aufflammen unbedingt verhindern.

P231 : Unter inertem Gas handhaben

P232 : Vor Feuchtigkeit schützen

P280 : Schutzhandschuhe / Schutzkleidung / Augenschutz / Gesichtsschutz tragen

P334 : In kaltes Wasser tauchen / nassen Verband anlegen

P335 : Lose Partikel von der Haut abbürsten

P370/378 : Bei Brand: … zum Löschen verwenden

P402 : An einem trockenen Ort aufbewahren

P404 : In einem geschlossenen Behälter aufbewahren

P501 : Inhalt / Behälter … zuführen

V O R B E U G E N U N D R E T T E NForschungslabor Toxikologie & Umgang mit chemischen Risiken