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Tagungsberichte Altlastensanierung Ta gsberichte Produktlinienanalyse, Okobilanz, Life Cycle Assessment/Life Cycle Analysis (LCA)* Diese und einige weitere Bezeichnungen werden fiir eine Methodik der Produkt- und Systembewertung verwendet, welche die Umweh- auswirkungen .vonder Wiege bis zur Bahre" in m6glichst objekti- ver Weise zu ermitteln gestattet. Es liegt hier der seltene Fall vor, daft sich fortschrittliche Industriefirmen und (ebensolche) 6kolo- gisch engagierte Gruppen prinzipiell einig sind, dab dies eine Metho- de mit Zukunft ist; daf~ sie gegenw~irtig noch verbesserungsbediirftig ist, zeigten u.a. vier informelle Tagungen (Workshops), die in den letzten Monaten in Europa und in den USA stattfanden: 1. A Technical Framework for Life Cycle Assessments SETAC Workshop, Smugglers Notch, Vermont, 18.- 23. Au- gust 1990 2. Life Cycle Analysis for Packaging Environmental Assessment Specialized Workshop, Leuven, 24./25. September 1990 3. Life Cycle Analysis: A Tool for the '90s Conference, Kansas City, 18.- 20. M/irz 1991 4..Produktlinienanalyse": Produktentwicklung - Produktbewer- tung - Produktpolitik Arbeitstagung des Oko-Instituts e.V., Hannover, 15. / 16. M~irz 1991 (1) Das Ziel des SETAC-Workshop in Smugglers Notch war die Ausarbeitung einer allgemeinen Vorgehensweise bei der Erstellung yon LCA, vor allem aus US-amerikanischer Sicht (jedoch unter Be- teiligung einiger europ~iischer Experten), mit den folgenden wesent- lichen Schritten: - Aufstellung des Inventars (Energie- und Massenstr6me, Emis- sionen etc.); - Folgenanalyse (Auswirkungen auf die Umwelt); - Verbesserungen. Der Konferenzbericht liegt inzwischen vor. (2) Der Schwerpunkt der Tagung in Leuven, zu der die Firma Procter & Gamble eingeladen hatte, lag auf der Diskussion der Me- thodik und auf der Planung zukiinftiger Aktivitiiten. Als wichtigstes Resultat wurde die Gr/indung einer unabh~ingigen internationalen Expertengruppe beschlossen, um die erforderlichen Forschungsar- beiten zu koordinieren, Standardisierungsfragen zu bearbeiten und eine wissenschaftliche Gesellschaft vorzubereiten. Grof~es Gewicht wurde auf die Ausarbeitung eines ethischen Codes ffir LCA- Experten und -Benfitzer sowie auf Fragen der Transparenz gelegt, um damit den Mif~brauch von Produktlinienanalysen zu verhindern (,Hired-Gun" Problem). (3) In Kansas City wurde auf Einladung der Universit~it Kansas und von Franklin Associates einem zahlreichen und zahlenden (Ta- gungsgebfihr: $ 895,- ) Publikum ein Querschnitt durch die Theo- rie und vor allem durch die Anwendungsmfglichkeiten der LCA- Methodik geboten. Dabei spielten die in Smugglers Notch erarbeite- ten Punkte eine wesentliche Rolle (B. VIGON, Battelle Columbus/ Ohio). Die europ/iischen Gesichtspunkte wurden yon I. BOUSTEAD und vom Berichterstatter eingebracht. ,,Historische" Remineszenzen zeigten, daf~ die Produktlinienanalyse zu Beginn der 70er Jahre un- abh/ingig voneinander in der Bundesrepublik Deutschland, in Grog- britannien und in den USA entwickelt wurden. (4) Die Tagung des Oko-Instituts in Hannover begann mit der sze- nischen Darstellung einer Produktlinienanalyse, pr/isentiert dutch K.-O. HENSELING und einer Podiumsdiskussion zum Thema ,,Um- weltengel - Umweltteufel" (N. NEITZEL/H. FRIEGE/R. GRIESS- HAMMER). Dabei wurde u.a. der Vorschlag gemacht, die Produkt- linienanalyse als sinnvolles Kriterium bei der Vergabe anzuwenden (Anmerkung: das ist im Entwurf ffir das geplante EG-Umweltzei- chen vorgesehen). Am zweiten Tag wurde in Arbeitsgruppen die Praxis der Produktli- nienanalyse, ihre Anwendung auf Waschmittel (Vorstudie des Oko- Instituts ffir das UBA), Verpackungen, nachwachsende Rohstoffe und Gentechnologie behandelt. Der zweite Themenblock besch~if- tigte sich mit Produktpolitik und juristischen Fragestellungen. Der Tagungsbericht erscheint voraussichtlich im Mai 1991. Prof. Dr. Walter KIfpffer (Leuven, Kansas City) Dr. Gerd Rippen (Smugglers Notch) Dipl.-Chem. Isa Renner (Hannover) BATTELLE E UR OPE Battelle Institute. V., Frankfurt am Main Postfach 90 Ol 60 W-6000 Frankfurt/M. 90 *Vgl. Beitrag ,,Produktlinienanalyse und Okobilanz" (UWSF 2/91, S. 114- 118 und Tagungsbericht ,Die Okobilanz von Produkten und Ver- packungsstoffen", UWSF 4/90, 5. 240. Dritter Internationaler KfK/TNO-Kongret~ fiber Altlastensanierung - Karlsruhe, 10.- 14. Dezember 1990 Der Kongref~ wurde vom Kernforschungszentrum Karlsruhe (KfK) gemeinsam mit der niederl~indischen Gesellschaft ffir Angewandte Forschung (TNO) organisiert und von fiber 1 300 Interessenten aus 26 L/indern besucht. Die meisten Fachleute kamen dabei aus der Bundesrepublik Deutschland, den Niederlanden und den USA, d.h. aus den L/indern, in denen die Altlastenproblematik von grof~em 6f- fentlichen Interesse ist und deshalb vielf/iltige Erfahrungen in der Er- kundung und Sanierung von Altlasten vorliegen. An drei Tagen wurden jeweils in drei Parallelsitzungen Vortr~ige ge- halten bzw. Workshops veranstaltet. Dabei wurde, unterteilt in die folgenden Arbeitsgebiete, die ganze Bandbreite der Altlastenproble- matik diskutiert: - Strategien, Programme, wirtschaftliche und rechtliche Fragen - Erkundung und IDberwachung von Altlastenstandorten - Eigenschaften yon B6den und ihren Kontaminationen - Bewertung des Gef~ihrdungspotentials, Richtlinien und Grenz- werte - Sicherungstechniken - Sanierungstechniken - Kontaminierte Sedimente Es zeigte sich, daft in Karlsruhe keine grunds/itzlich neuen Erkennt- nisse /fiber die Altlastenproblematik pr~sentiert wurden. Vide Grundprinzipien der Erkundung, Bewertung, Sicherung und Sanie- rung yon Altlasten wurden schon auf den letzten beiden internatio- UWSF-Z. Umweltchem. Okorox. 3 (3) 1991 189

Produktlinienanalyse, Ökobilanz, Life Cycle Assessment/Life Cycle Analysis (LCA)

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Page 1: Produktlinienanalyse, Ökobilanz, Life Cycle Assessment/Life Cycle Analysis (LCA)

Tagungsberichte Altlastensanierung

Ta gsberichte

Produktlinienanalyse, Okobilanz, Life Cycle Assessment/Life Cycle Analysis (LCA)*

Diese und einige weitere Bezeichnungen werden fiir eine Methodik der Produkt- und Systembewertung verwendet, welche die Umweh- auswirkungen .vonder Wiege bis zur Bahre" in m6glichst objekti- ver Weise zu ermitteln gestattet. Es liegt hier der seltene Fall vor, daft sich fortschrittliche Industriefirmen und (ebensolche) 6kolo- gisch engagierte Gruppen prinzipiell einig sind, dab dies eine Metho- de mit Zukunft ist; daf~ sie gegenw~irtig noch verbesserungsbediirftig ist, zeigten u.a. vier informelle Tagungen (Workshops), die in den letzten Monaten in Europa und in den USA stattfanden:

1. A Techn ica l F r a m e w o r k for Life Cycle Assessments SETAC Workshop, Smugglers Notch, Vermont, 1 8 . - 23. Au- gust 1990

2. Life Cycle Analysis for Packaging Environmental Assessment Specialized Workshop, Leuven, 24./25. September 1990

3. Life Cycle Analys is : A Tool for the '90s Conference, Kansas City, 18 . - 20. M/irz 1991

4..Produktlinienanalyse": P r o d u k t e n t w i c k l u n g - P r o d u k t b e w e r - tung - Produktpo l i t ik Arbeitstagung des Oko-Instituts e.V., Hannover, 15. / 16. M~irz 1991

(1) Das Ziel des SETAC-Workshop in Smugglers N o t c h war die Ausarbeitung einer allgemeinen Vorgehensweise bei der Erstellung yon LCA, vor allem aus US-amerikanischer Sicht (jedoch unter Be- teiligung einiger europ~iischer Experten), mit den folgenden wesent- lichen Schritten: - Aufstellung des Inventars (Energie- und Massenstr6me, Emis-

sionen etc.); - Folgenanalyse (Auswirkungen auf die Umwelt); - Verbesserungen.

Der Konferenzbericht liegt inzwischen vor.

(2) Der Schwerpunkt der Tagung in Leuven, zu der die Firma Procter & Gamble eingeladen hatte, lag auf der D i s k u s s i o n der Me- thodik und auf der P lanung zuki inf t iger Aktivit i i ten. Als wichtigstes Resultat wurde die Gr/indung einer unabh~ingigen internationalen Expertengruppe beschlossen, um die erforderlichen Forschungsar- beiten zu koordinieren, Standardisierungsfragen zu bearbeiten und eine wissenschaftliche Gesellschaft vorzubereiten. Grof~es Gewicht wurde auf die Ausarbeitung eines ethischen Codes ffir LCA- Experten und -Benfitzer sowie auf Fragen der Transparenz gelegt,

um damit den Mif~brauch von Produktlinienanalysen zu verhindern (,Hired-Gun" Problem).

(3) In Kansas City wurde auf Einladung der Universit~it Kansas und von Franklin Associates einem zahlreichen und zahlenden (Ta- gungsgebfihr: $ 895 , - ) Publikum ein Querschn i t t durch die Theo- rie und vor a l l em durch die A n w e n d u n g s m f g l i c h k e i t e n der LCA- Methodik geboten. Dabei spielten die in Smugglers Notch erarbeite- ten Punkte eine wesentliche Rolle (B. VIGON, Battelle Columbus/ Ohio). Die europ/iischen Gesichtspunkte wurden yon I. BOUSTEAD und vom Berichterstatter eingebracht. ,,Historische" Remineszenzen zeigten, daf~ die Produktlinienanalyse zu Beginn der 70er Jahre un- abh/ingig voneinander in der Bundesrepublik Deutschland, in Grog- britannien und in den USA entwickelt wurden.

(4) Die Tagung des Oko-Instituts in Hannover begann mit der sze- n i schen Dars te l lung e iner Produktlinienanalyse, pr/isentiert dutch K.-O. HENSELING und einer P o d i u m s d i s k u s s i o n z u m T h e m a ,,Um- weltengel - Umweltteufel" (N. NEITZEL/H. FRIEGE/R. GRIESS- HAMMER). Dabei wurde u.a. der Vorschlag gemacht, die Produkt- linienanalyse als sinnvolles Kriterium bei der Vergabe anzuwenden (Anmerkung: das ist im Entwurf ffir das geplante EG-Umweltzei- chen vorgesehen).

Am zweiten Tag wurde in Arbeitsgruppen die Praxis der Produktli- nienanalyse, ihre Anwendung auf Waschmittel (Vorstudie des Oko- Instituts ffir das UBA), Verpackungen, nachwachsende Rohstoffe und Gentechnologie behandelt. Der zweite Themenblock besch~if- tigte sich mit Produktpolitik und juristischen Fragestellungen. Der Tagungsbericht erscheint voraussichtlich im Mai 1991.

Prof. Dr. Walter KIfpffer (Leuven, Kansas City) Dr. Gerd Rippen (Smugglers Notch) Dipl.-Chem. Isa Renner (Hannover)

BATTELLE E UR OPE Battelle Institute. V., Frankfurt am Main Postfach 90 Ol 60 W-6000 Frankfurt/M. 90

*Vgl. Beitrag ,,Produktlinienanalyse und Okobilanz" (UWSF 2/91, S. 114- 118 und Tagungsbericht ,Die Okobilanz von Produkten und Ver- packungsstoffen", UWSF 4/90, 5. 240.

Dritter Internationaler KfK/TNO-Kongret~ fiber Altlastensanierung - Karlsruhe, 10.- 14. Dezember 1990

Der Kongref~ wurde vom Kernforschungszentrum Karlsruhe (KfK) gemeinsam mit der niederl~indischen Gesellschaft ffir Angewandte Forschung (TNO) organisiert und von fiber 1 300 Interessenten aus 26 L/indern besucht. Die meisten Fachleute kamen dabei aus der Bundesrepublik Deutschland, den Niederlanden und den USA, d.h. aus den L/indern, in denen die Altlastenproblematik von grof~em 6f- fentlichen Interesse ist und deshalb vielf/iltige Erfahrungen in der Er- kundung und Sanierung von Altlasten vorliegen.

An drei Tagen wurden jeweils in drei Parallelsitzungen Vortr~ige ge- halten bzw. Workshops veranstaltet. Dabei wurde, unterteilt in die folgenden Arbeitsgebiete, die ganze Bandbreite der Altlastenproble- matik diskutiert:

- Strategien, Programme, wirtschaftliche und rechtliche Fragen - Erkundung und IDberwachung von Altlastenstandorten - Eigenschaften yon B6den und ihren Kontaminationen - Bewertung des Gef~ihrdungspotentials, Richtlinien und Grenz-

werte - Sicherungstechniken - Sanierungstechniken - Kontaminierte Sedimente

Es zeigte sich, daft in Karlsruhe keine grunds/itzlich neuen Erkennt- nisse /fiber die Altlastenproblematik pr~sentiert wurden. Vide Grundprinzipien der Erkundung, Bewertung, Sicherung und Sanie- rung yon Altlasten wurden schon auf den letzten beiden internatio-

UWSF-Z. Umweltchem. Okorox. 3 (3) 1991 189