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Prof. Arnaud Join-Lambert Katholische Universität Löwen Säkularisierung und katholisches Update in Europa Wien, 1. Juli 2012 « II. Vatikanum – 50 Jahre nachher »

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Prof. Arnaud Join-LambertKatholische Universität Löwen

Säkularisierung und katholisches Update in Europa

Wien, 1. Juli 2012« II. Vatikanum – 50 Jahre nachher »

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Überblick über den Vortrag

1. Ende der Christenheit in Europa

2. Ein Update des Katholizismus : Welche Theologie für welche Aufgaben der Laien im Herzen der Welt?

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Statistische Grundlagen Auszug aus dem Bericht ADRASS (04/2011)

Über die religiöse Praxis in der Wallonie

Zahlen (Taufen, Hochzeiten, Begräbnisse, Messbesuch am Sonntag) feststellen genügt

nicht!

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Depression in der Grafik (Entwicklung bei Taufen, Hochzeiten, Begräbnissen, Messbesuch am Sonntag in der Wallonie) und bei denen, die bleiben?

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1. Ende der Christenheit

Eintritt in neue Ära und neuen Bereich

Ein Problem für alle

Ein zusätzliches Problem für eine Kirche, die nach einem

territorialen Prinzip aufgebaut ist

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Beziehung Kirche/Gesellschaft: in der Christenheit

gestern Kirche im Himmel und auf Erden,

vorausgehend, vorherrschend, darin die westliche christliche Gesellschaft

(einschließlich der Juden)

sie evangelisiert vorchristliche Länder, diese wirken auf die

Christenheit zurückheute Die Säkularisierung zerstört dieses

System und dieses Wunschbild, aber nicht völlig.

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Beziehung Kirche/Gesellschaft: in der globalen, pluralistischen, post-

christlichen GesellschaftKirche in einer Identitätskrise

Erweckungs-bewegungen

Islam

« Orient »

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Zusammenfassend: eine verunsichernde, destabilisierende Veränderung

(Heterogenität)

Modell der Christenheit

auf dem Weg des Verschwindens

Modell der nach-christlichen Welt

auf dem Weg der Verallgemeinerung

IslamOrient

Erweckungs-bewegunge

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Zwei Kathedralen: ein Schock in Bildern

Evry

Cf, Hippolyte SIMON, Vers une France païenne. Paris 1999

Coutances

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Ende der Christenheit

Eine radikale Veränderung der Beziehung Kirche-Religion und Gesellschaft in Europa

Die Veränderungen des Religiösen aus der Sicht der Soziologen

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gestern heute

Gesellschaft Christenheit Postchristl. Welt

Christentum Erbe Bruch der Glau-bensnachfolge = Ende der Volksreligionen

Katholizismus (je nach Land)

DIE Monopolreligion

EINE Option Pluralismus

Kirche und Gesellschaft

vorhergehend vorherrschend

innerlich minderheitlich

Kultur Katholizismus = Kultur

«Exkulturation»des Katholizismus

«Entzauberung» und «Neuverzauberung» der Welt

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«Die Metamorphosen Gottes» (F. Lenoir, 2003)

1. Freiheit der Wahl 2. Wunsch nach persönlichem Erfolg 3. Suche nach Sinn 4. Herrschaft der Authentizität (≠ Wahrheit) 5. Spirituelles Nomadentum 6. Primat der Subjektivität und der

zwischenpersönlichen Beziehungen

7. Wunsch nach «Neuverzauberung der

Welt»

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2. Update des Katholizismus

Welche Theologie für welche Aufgaben

der Laien im Herzen der Welt?

Wir haben keine Wahl!

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Update (aggiornamento) der Kirche

Das « System der Ausbeutung » hat sich geändert: die Software funktioniert nicht mehr: man muss konvertieren.

Größtes Risiko: Realitätsverweigerung

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Update des Katholizismus

3 Einstellungen möglich:

1. pragmatische Reaktion 2. identitätssichernde Reaktion3. theologische Verwurzelung

und «Vorwärtsgehen in tiefe Wasser»

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Welche Theologie für welche Einstellung der Laien im Herzen der Welt ?

1. Keine « Flucht » möglich (weder Nostalgie, noch Kommunitarismus) ... und ein Versprechen

2. Eine Überzeugung: « Der Mensch ist der Weg der Kirche »

3. Eine Kluft, die anzunehmen ist: « Fremder » sein!

4. Gerufen, das Ostermysterium zu leben

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« So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, zur gesamten Verbanntengemeinde, die man von Jerusalem nach Babel entführt hat: Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und verzehrt ihre Frucht; nehmt Weiber, zeugt Söhne und Töchter (…) Denn so redet der Herr der Heerscharen: Sind 70 Jahre für Babel vorbei, dann nehme ich mich euer wieder an und erfülle an euch meine Verheißung, dass ich euch an diese Stätte heimführen werde. Denn ich weiß wohl, welcher Art meine Gedanken über euch sind – Spruch des Herrn – Gedanken der Wohlfahrt und nicht des Unheils, dass ich euch eine Zukunft und Hoffnung beschere. Ruft ihr mich an, erscheint ihr und wendet euch betend an mich, so will ich euch erhören. Suchet ihr mich, so werdet ihr mich finden. Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, dann lasse ich mich von euch finden. » (Jer 29,4-6.10-14)

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« Die Kirche darf am Menschen nicht vorbeigehen; denn sein »Geschick«, das heißt seine Erwählung, seine Berufung, seine Geburt und sein Tod, sein ewiges Heil oder Unheil sind auf so enge und unaufhebbare Weise mit Christus verbunden. Dabei geht es wirklich um jeden Menschen auf diesem Planeten […] Dieser Mensch ist der Weg der Kirche, der in gewisser Weise an der Basis all jener Wege verläuft, auf denen die Kirche wandert; denn der Mensch - und zwar jeder Mensch ohne jede Ausnahme - ist von Christus erlöst worden. Christus ist mit jedem Menschen, ohne Ausnahme, in irgendeiner Weise verbunden, auch wenn sich der Mensch dessen nicht bewusst ist […] Da also der Mensch der Weg der Kirche ist, der Weg ihres täglichen Lebens und Erlebens, ihrer Aufgaben und Mühen, muss sich die Kirche unserer Zeit immer wieder neu die »Situation« des Menschen bewusst machen. » Johannes Paul II., Redemptor hominis (1979) nr. 14

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Eine Kluft, die anzunehmen ist

« Ich bitte nicht, dass du [Vater] sie [die Jünger] aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht aus der Welt, so wie auch ich nicht aus der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit: dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt. » Joh 17,15-18 

katholisch-universell ≠ kommunitaristisch katholisch-universell ≠ elitär

Die Christen als parokoi

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Brief an Diognet (2. Jh.)V. Denn die Christen unterscheiden sich nicht von den anderen Menschen, weder durch die Länder, noch durch die Sprache, noch durch die Kleidung. 2. Sie wohnen nicht in ihren eigenen Städten, sie bedienen sich keiner außergewöhnlichen Sprache, ihre Lebensweise hat nichts Einzigartiges.(…) 4. Sie verteilen sich auf die griechischen und barbarischen Städte und folgen dem jedem zufallenden Los; sie passen sich den örtlichen Gebräuchen bei der Bekleidung, der Nahrung und der Lebensweise an, wobei sie jedoch die außergewöhnlichen und wirklich paradoxen Gesetze ihrer geistlichen Bürgerschaft vorzeigen. 5. Sie wohnen jeder in seiner eigenen Heimat, aber als ansässige Fremde (…) 8. Sie sind im Fleisch, leben aber nicht nach dem Fleisch. 9. Sie verbringen ihr Leben auf der Erde, sind aber Bürger des Himmels. 10. Sie gehorchen den geltenden Gesetzen und ihre Lebensweise passt dazu.

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Gerufen, das Ostermysterium zu leben

Ein gekreuzigter und verherrlichter Messias: Inkarnation ! « Wenn Gott nur unseren Geist erleuchten

hätte wollen, hätte er nicht Mensch werden und auf Golgotha sterben müssen. » Claudel

Nicht zählen ! (cf. 1 Chr. 21, die Sünde Davids)

Kirchenkrise und persönliche Krisen Eine österliche Theologie: Quelle der

Hoffnung

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Die Stillung des Sturmes (11.Jh.)