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Prozessvisualisierung in der Krankenhausplanung
Prof. Georg Franck-Oberaspach
259.1 / Digitale Architektur und Raumplanung
Institut für Architekturwissenschaften
Gabriel Wurzer
9925294
Margaretenstrasse 56/2/16, 1050 Wien
Prozessvisualisierung in der Krankenhausplanung
Kurzfassung
Die Planung von Krankenhäuser ist prozessgetrieben: Oberstes Ziel ist
die Optimierung von Arbeitsabläufen für das (rund um die Uhr) anwe-
sende Personal sowie ein möglichst reibungsloser Ablauf bei der Be-
handlung von Patienten. Daher werden Abläufe schon in sehr frühen
Phasen der Planung mit einbezogen und parallel zum Entwurf ent-
wickelt. Ein häufiges Problem ist dabei der Austausch zwischen Archi-
tekten und Betriebsorganisationsplanern. Die Architektur beschreibt
Prozesse als Fluss von Material und Patienten zwischen Funktionen,
wobei auf den konkreten Entwurf Bezug genommen wird (z.B. Unter-
suchung/Behandlung à Operation). Betriebsorganisationsplaner be-
schreiben Prozesse hingegen abstrakt, als geordnete Abfolge von
Aktivitäten (e.g. Untersuchung durchführen, Operationsteam zusam-
menrufen, Patient in den Akut-OP bringen, Notoperation). Die vor-
liegende Arbeit vereinigt beide Arten des Denkens über Prozesse,
sowohl die abstrakte wie auch die konkrete, in einer einzigen (neuen)
Visualisierungsform, welche auf dem architektonischen Schema aufbaut
und für den Einsatz in frühen Phasen der Planung gedacht ist. Sie ver-
fügt über Mittel zur Simulation der konzipierten Prozesse, was für die
Abschätzung von Nutzungsfrequenzen sinnvoll ist und für Dimensio-
nierungsprobleme herangezogen werden kann. Als Ergebnis der An-
wendung der Methode kann mit einer besseren Kommunikation zwi-
schen den an der Planung beteiligten Fachgruppen gerechnet werden.
Schlagworte: Krankenhausplanung, Prozess, Funktion.
Process visualization in the context of hospital planning
Abstract
Hospitals are process-driven buildings: Their construction is strongly
influenced by the daily routines of the building users (medical staff,
administration, patients, visitors). Because this type of building has to
operate 24/7, 365 days a year, large efforts are made to guarantee the
proper design of the procedures being conducted therein from begin
of the planning project on, parallel to the actual building project. A key
problem that planners face in this context is how to cooperate in
exchanging their views on the intended processes and the underlying
design of the building. Architects describe processes by refering to the
actual design or schema of the building, in which they inscribe func-
tions and connect these using pathways (e.g. examination à
operation). Process planners, on the other hand, specify processes in
using a sequence of abstract activities, which have no reference to a
location on a design (e.g. do examination, call emergency operation
team, transfer patient to operation theatre, perform emergency
operation). This work is targeted at bringing together these two
complementary notions of processes in a common visualization, which
is based on the architectural schema. Furthermore, the method also
includes a process simulation, in order to be able to execute the
processes and assess the usage of planned functions. The specified
visualization is targeted at early stages of design and helps planners
communicate and interact with the specified processes on a common
platform.
Keywords: Hospital Planning, Process, Function.
www.iemar.tuwien.ac.at
Prozessvisualisierung
in der
Krankenhausplanung
Dissertation von
Dipl.-Ing. Gabriel Wurzer
Institut für Architekturwissenschaften,
Abt. Digitale Architektur und Raumplanung
unter der Betreuung von
Prof. Dr. Georg Franck-Oberaspach
sowie
Prof. Dr. Christa Illera
Danksagungen
Bedanke mich bei den Betreuern sowie bei folgen-
den Personen: Michael Bacher (Krankenhauspla-
nung), Tom Söllner, Alex Blaicher (LKH Vöckla-
bruck), Bob Martens, Ardeshir Mahdavi, Georg Su-
ter, Peter Ferschin, Kamyar Tavoussi, Wolfgang E.
Lorenz, Sigrid Brell-Cokcan, Jan Michl, Jon Verbe-
ke, Christian Kühn, John Gero (Kollegen Acade-
mia), Sigrun Swoboda, Andreas Jonas, Arnold Fal-
ler, (Kollegen Lehre sowie Input Architektur),
Sladjana (hajde puse). Weiters bei dem Magazin
Detail, deren Stil ich mir erlaubt habe zu kopieren.
I
II
Problembeschreibung
2 Prozesse als Planungsgrundlage
2 Verschiedene Darstellungsformen und Erwartungshaltungen für Prozesse
2 Informationsmangel verhindert Wechsel der Darstellungsweise
2 Inkonsistenz zwischen Aktivitäts- und Funktionsdenken
3 Unterschiedliche Maßstabsebenen bei Geschäftsprozessen
3 Hoher Arbeitsaufwand bei der Erstellung von Wegführungen
3 Komplexität des Durchspielens von Prozessen
3 Einbindung von Gebäudenutzern in den Planungsprozess
3 Zusammenfassung und These
4 Aufbau der Arbeit
Geschichtlicher Überblick
6 Frühe Krankenhäuser in Europa
6 Moderne Krankenhäuser entstehen
7 Prozesse und Betriebsorganisation
7 Raumrationalisierung, Funktionalismus
8 Bauentwurfslehre, Schematisierung
8 Prozesse in Designmethoden der Krankenhausplanung
9 Krankenhausplanung heute
Hintergrund
11 Geschäftsprozesse
12 Activity Data Method – Grundlage der Funktionalen Planung im Krankenhaus
12 Architektonisches Schema
12 Doppeldeutige Beziehungen zwischen den Zonen
13 Wegführungen
13 Simulation
Lösung
16 Schärfung des Begriffs "Funktion"
16 Begründung von Funktionen durch Prozesse
16 Erweiterung des Architektonisches Schemas
21 Prozesssimulation
21 Optionale Erweiterungen für Schematische Systeme
24 Implementierung
Design Case
28 Design Case Landeskrankenhaus Vöcklabruck
28 Manchester-Triage-System
28 Beschreibung des Planungsgebiets
28 Fünf Szenarien für das Arbeitspaket "Prozessvisualisierung/Simulation"
28 Formulierung von Bewertungskriterien
29 Formalisierung des Triageprozesses
29 Erfassung des Schemas
30 "Szenario 0": IST-Stand in der Notaufnahme
31 Szenario 1: Zentrale Administration
36 Szenario 2: Zentrale Triage und Administration
36 Szenario 3, Variante 1: Aufnahmestation verkleinern
36 Szenario 3, Variante 2: Untersuchungskojen statt Aufnahmestation
36 Szenario 4, Variante a: Mitbenutzung Akut-OP
36 Szenario 4, Variante b: Akut-OP und Zentrale Administration
36 Vorbemerkung zu Szenario 5
36 Szenario 5, Variante a: ZNA mit Akut-OP
36 Szenario 5, Variante b: ZNA mit Durchgang Unfallröntgen
36 Szenario 5, Variante c: ZNA mit Triage in Wundversorgung, Schockraum und Akut-OP
37 Erhebung der Patientenankünfte für die Simulation
37 Simulationsdurchläufe
38 Resultate Szenario 0
38 Resultate Szenario 1
42 Resultate Szenario 2
42 Resultate Szenario 3, Variante 1
42 Resultate Szenario 3, Variante 2
42 Resultate Szenario 4, Variante a
43 Resultate Szenario 4, Variante b
43 Resultate Szenario 5, Variante a
43 Resultate Szenario 5, Variante b
43 Resultate Szenario 5, Variante c
44 Zusammenfassung der Ergebnisse als Ranking
44 Behandlung der vorgestellten Probleme
Diskussion
47 Gemeinsame Darstellung von Geschäftsprozessen und Wegfindungen
48 Einheitliches Denken über Aktivitäten und Funktionen
48 Prozessbeschreibung auf unterschiedlichen Maßstabsebenen
48 Simulation im architektonischen Schema
49 Einbindung von Gebäudenutzern
Projekttagebuch
52 Initialphase
52 Prototypen
52 Implementierungen
54 Design Case und Gebäudenutzer
Anhang
56 Gesamtliteraturverzeichnis
59 Bildverzeichnis
60 Glossar
62 Publikationsliste
66 Lebenslauf
67 Curriculum Vitae
III
Pro
ble
mb
esc
hre
ibu
ng
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 2Problembeschreibung
nen Funktionsgruppen, diese werden in
der Regel anstelle von Aktivitäten ange-
geben.
Eine gemeinsame Darstellungsweise, sowohl
für Geschäftsprozesse wie auch für Wegfüh-
rungen, ist bis dato nicht vorgestellt worden.
Diese wäre jedoch sinnvoll, wie im Folgenden
dargelegt wird:
Grundproblem: Informationsmangel
verhindert Wechsel der Darstellungs-
weise
Geschäftsprozesse und Wegführungen fokus-
sieren auf verschiedene Problembereiche der
Krankenhausplanung, was sich auch in der
Natur der dargestellten Informationen (Kon-
trollfluss und Aktivitäten versus Wege und
Funktionen) niederschlägt. Ein Wechsel zwi-
schen den Darstellungsweisen, sowohl zum
Zweck des Austauschs als auch zur Vermei-
dung von Inkonsistenzen im Projekt, ist
jedoch mit den vorhandenen Informationen
nicht möglich:
- Für den Wechsel von Flowchart zu Weg-
führung stehen keine Informationen zum
Ort der Aktivitäten sowie den benutzten
Funktionen zur Verfügung.
- Im Umgekehrten Fall stehen unzureichen-
de Informationen über Kontrollfluss und
Benutzung von Aktivitäten zur Verfügung.
Eine gemeinsame Darstellungsweise, die diese
Informationslücke schließt, wäre wünschens-
wert.
Ursache: Inkonsistenz zwischen
Aktivitäts- und Funktionsdenken
Geschäftsprozesse sind fest mit betriebswirt-
schaftlichen Vorstellungen verknüpft. Typi-
sche Fragestellungen in diesem Kontext sind
die Verringerung von Durchlaufzeiten, dem
Personaleinsatz sowie generell ein Heran-
führen der Prozesslandschaft eines Kranken-
hauses an ein standardisiertes Prozessmodell,
1a b
1a Flowchart eines (Geschäfts-)prozesses. Aktivitäten werden als Knoten, deren Abfolge durch gerichtete
Kanten visualisiert. Neben reinen Aktivitätsknoten („Bettanfrage auf Stat., Pat aufn.“) existieren auch
Knoten zur Steuerung des Kontrollflusses („OP am selben Tag gepl.?“ - ja/nein).
1b Prozess als Wegführung, welche in einen Schnitt eingezeichnet wurde. Im gezeigten Beispiel ist somit der
Patienten- und Besucherfluss zwischen den Funktionsbereichen Eingang, Ambulanz und Station sichtbar.
Problembeschreibung
Kontext:
Prozesse als Planungsgrundlage
Die Planung komplexer Gebäude, wie sie
Krankenhäuser, Flughäfen und Industriebau-
ten darstellen, ist prozessgetrieben: Oberstes
Ziel ist die Konzeption der dort stattfinden-
den Arbeitsabläufe sowie deren anschließen-
de Umsetzung in den gebauten Raum. Die
explizite Formulierung eines betrieblichen
Konzepts im Vorfeld einer baulichen Umset-
zung stellt einen wesentlichen Unterschied
der Krankenhausplanung zu anderen archi-
tektonischen Planungsaufgaben dar.
Ausgangspunkt:
Verschiedene Darstellungsformen und
Erwartungshaltungen für Prozesse
Für die Verständigung über Prozesse ist ein
fortwährender, transdisziplinärer Austausch
zwischen den beteiligten Planern notwendig.
Allgemein werden Prozesse als „Folge von
Aktivitäten, welche einem bestimmten be-
trieblichen Ziel dienen“ definiert. In der Pra-
xis unterscheidet sich ihre Darstellungsform
jedoch je nach Fachgruppe in Form und In-
halt sehr stark:
�����- Betriebswirte visualisieren (Geschäfts-)
Prozesse als Flowcharts. Ein Flowchart
zeichnet die Abfolge an Aktivitäten in
Form eines Graphen auf (vgl. Abb.1a).
Zusätzlich existieren eigene Knotenarten,
die den Kontrollfluss (z.B. Wenn/Dann)
wiedergeben. Geschäftsprozesse sind
abstrakt (d.h. nicht an das zu planende
Krankenhaus gebunden) und können
daher über mehrere Krankenhauspro-
jekte hinweg verwendet werden.
- Im Gegensatz dazu verwenden Architek-
ten und Logistiker den Gebäudeplan oder
das Schema, um darauf den Prozess als
Wegführung (vgl. Abb. 1b) konkret für das
zu planende Krankenhaus aufzuzeichnen.
Besonders wichtig ist in diesem Fall der
zurückgelegte Weg zwischen den einzel-
welches über mehrere Kliniken hinweg gleich
aufgebaut ist.
Wegführungen beschäftigen sich hingegen
speziell mit der Optimierung des Flusses von
Personen und Material zwischen den einzel-
nen Funktionsgruppen des zu erbauenden
Krankenhauses, unter Bezug auf die realen
Wege zwischen den einzelnen Funktionen im
architektonischen Schema.
Soll zwischen den Darstellungsarten gewech-
selt werden, ergibt sich im Fall von Wegfüh-
rungen eine Unschärfe bei der Übersetzung
des Flusses zwischen Funktionen in ein Flow-
chart: Da eine Funktion für eine Vielzahl an
möglichen Aktivitäten steht, müsste eine Zu-
ordnung auf jene, die für den Prozess relevant
sind, manuell erfolgen. Bei Geschäftsprozes-
sen ergibt sich das umgekehrte Problem: Ak-
tivitäten sind vorhanden, jedoch fehlt die In-
formation, "wo" bzw. "mittels welcher Funk-
tion" eine Aktivität ausgeführt wird.
Die fehlende wechselseitige Bindung von Fun-
ktionen und Aktivitäten führt zu zwei Konsis-
tenzproblemen zwischen Geschäftsprozessen
und dem Raum- und Funktionsprogramm:
- Aktivitäten, die keiner Funktion zuorden-
bar sind, können nicht ausgeführt werden.
Es kann davon ausgegangen werden, dass
die entsprechende Funktion vergessen
wurde.
- Funktionen, die nicht von zumindest einer
Aktivität benutzt werden, sind entweder
überflüssig oder nicht aus dem Prozess
heraus begründbar (z.B. Toiletten).
Für eine vereinte Darstellungsweise von
Wegführungen und Geschäftsprozessen wäre
daher eine gemeinsame Basis für Aktivitäten
an Funktionen sinnvoll.
Damit eine gemeinsame Darstellungsweise in der
Praxis angewendet wird, ist die bloße Vereinigung
von Geschäftsprozessen und Wegführungen allei-
ne nicht hinreichend. Vielmehr muss die neue
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 3Problembeschreibung
Methode einen Mehrwert gegenüber den jetzt
schon eingesetzten Darstellungsarten bieten. Die-
ser Mehrwert muss sich aus der Lösung von De-
tailproblemen in den bis dato existierenden An-
sätzen ergeben:
Detailproblem: Unterschiedliche Maß-
stabsebenen bei Geschäftsprozessen
In Wegführungen ist der Maßstab bestimmt
durch den darunterliegende Plan: Zeigt dieser
den Grundriss des Krankenhauses auf städte-
baulicher Ebene, so sind auch die darauf ge-
zeichneten Wegeführungen auf diesem Maß-
stab zu verstehen.
Im Gegensatz dazu ist der Maßstab in Ge-
schäftsprozessen nicht klar definiert, es kön-
nen beliebig weit und eng gefasste Aktivitäten
in dasselbe Flowchart gezeichnet werden (vgl.
auch Abb. 2a, 2b). In der Folge kommt es zu
einem heterogenen Detaillierungsgrad in Ge-
schäftsprozessen, der zu einem Aneinander
vorbeireden zwischen den beteiligten Planern
führen kann. Eine Konsistenzprüfung der
Geschäftsprozesse unter Zuhilfenahme der
Pläne wird zudem durch die Notwendigkeit
des häufigen Wechsels zwischen den Maß-
stabsebenen erschwert.
Eine vereinte Darstellung muss die Maßstabs-
ebenen in die Definition von Prozessen mit
einbeziehen.
Detailproblem: Hoher Arbeitsaufwand
bei der Erstellung von Wegführungen
Bei der Erstellung von Wegführungen muss
der Planer diese entlang der Erschließung in
den Plan oder das Schema einzeichnen. Die
Medikamente
werden bestellt
Transport auf
Station
Anlieferung in
Wirtschaftshof
2a b
2a Geschäftsprozess für eine Medikamentenbestel-
lung. Nach Eingang der Bestellung erfolgt zuerst
die Anlieferung in den Wirtschaftshof, danach
die Abholung durch den Hol- und Bringdienst
und der Transport auf die einzelnen Stationen.
2b Visualisierung des unter 2a vorgestellten Ge-
schäftsprozesses als Wegführung. Die Anliefe-
rung findet auf Niveau der Stadt statt, die An-
lieferung in den Wirtschaftshof sowie die an-
schließende Verteilung auf die Stationen erfolgen
auf Ebene des Krankenhauses. Durch den feh-
lenden Raumbezug von Geschäftsprozessen,
können Aktivitäten beliebig weit oder eng ge-
fasst sein, zusätzlich ist es möglich, dass eine
Aktivität mit einer Vielzahl an Maßstabsebenen
zusammenhängt (siehe „Anlieferung in Wirt-
schaftshof“).
Wegfindung von einem Bereich zum anderen
ist dabei manuell zu vollziehen. Ändert sich
die Erschließung (z.B. durch Feuerschutz-
wände), so müssen alle gezeichneten Weg-
führungen im Nachhinein angepasst werden.
Eine komfortablere Lösung, die Wegführun-
gen automatisch bei Angabe von Start- und
Zielbereich zeichnen kann, wäre wünschens-
wert. Auch müsste ein solcher Ansatz auch
bei Änderung der Erschließung die bereits
vorhandenen Wege neu berechnen können.
Detailproblem: Komplexität des
Durchspielens von Prozessen
Durch die Komplexität der Krankenhaus-
prozesse sind einem Durchdenken „am Plan“
bzw. „im Flussdiagramm“ enge Grenzen ge-
setzt: Prozesse sind nicht isoliert zu sehen,
sondern greifen ineinander. Das Verhalten
des Gesamtsystems Krankenhaus kann daher
nur nachvollzogen werden, wenn alle Prozes-
se gleichzeitig betrachtet werden, um so ge-
genseitige Einflussnamen zu berücksichtigen.
Aufgrund von beschränkten Personal- und
Zeitressourcen wird dies bis dato nicht aus-
reichend betrachtet. Besonders in den frühen
Phasen der Planung wäre eine solche Prozess-
simulation aber hilfreich, um die zeitlich abhän-
gige Nutzung von Funktionen darstellen zu
können. Die Aussagen zur (simulierten) Nut-
zung könnten dann wieder in die räumliche
Konzeption rückfließen.
Detailproblem: Einbindung von Gebäu-
denutzern in den Planungsprozess
Bei der Konzeption von Prozessen spielt die
Einbindung der Gebäudenutzer mit steigen-
dem Detaillierungsgrad eine große Rolle. Be-
sonders bei Um- bzw. Zubauten fließt dabei
erheblicher Arbeitsaufwand in die Anpassung
des Prozessmodells an die Belegschaft, was
meist in Form von Workshops durchgeführt
wird. Anstatt die Methoden zur Prozessvisu-
alisierung nur als Tool für die beteiligten Pla-
ner anzusehen, wäre eine Einbindung von Ge-
bäudenutzern als Informationsquelle über die
bestehenden IST-Prozesse denkbar. Die dabei
benützte Methode müsste auf möglichst ein-
fache Weise ein Abgreifen der benötigten
Prozesse durch den Benutzer selber ermögli-
chen. Weiters denkbar wäre die Benutzung
des Prozessmodells als interaktive Schulungs-
unterlage z.B. für Turnusärzte.
Zusammenfassung und These
In der Krankenhausplanung werden zwei Dar-
stellungsarten verwendet, welche sich in der
Formulierung von Prozessen unterscheiden.
Ziel und Zweck der vorliegenden Disserta-
tion ist, durch Zusammenführung der Ansätze
in eine einzige Visualisierungsform einen Aus-
gleich von Vorteilen und Nachteilen beider
Methoden zu erreichen. Dazu ist ein räumli-
cher Ansatz mit Kontrollfluss notwendig, der
über ein gemeinsames Konzept für Aktivitä-
ten und Funktionen verfügt. Als Mehrwert
gegenüber der jetzigen Praxis soll dieser zu-
sätzlich auf Fragen zur Strukturierung, Auto-
matisierung von Entwurfsschritten, Simulation
sowie Einbindung von Gebäudenutzer in den
Entwurfsprozess eingehen können.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 4Problembeschreibung
Aufbau der Arbeit
Unter Bezugnahme auf die eingangs erwähn-
ten Problemstellungen wird an eine stufen-
weise Ausarbeitung einer Lösung gegangen
(siehe Abb. 3).
Im Vorfeld wird ein Geschichtlicher Überblick
über die Entwicklung der Prozessplanung und
-Visualisierung gegeben. Danach folgt eine
kompakte Zusammenstellung des von der
Methode verwendeten Hintergrundwissens
(Geschäftsprozess, Activity Data Method und
architektonisches Schema als Basis für Weg-
führungen sowie Simulation).
Die induktive Problemlösung beginnt mit
einer Schärfung des Begriffs der „Funktion“,
so dass eine gemeinsame Basis für Funktionen
und Aktivitäten in der neuen Visualisierung
entstehen kann. Der Ansatz baut dabei auf
Geschäftsprozessen und einer erweiterten
Activity Data Method auf.
Den Hauptteil der Lösungsentwicklung be-
schäftig sich mit der Erweiterung des archite-
ktonischen Schemas in eine gemeinsame Pro-
zessvisualisierung für Geschäftsprozesse und
Wegführungen. Dabei werden die in den ein-
zelnen Darstellungsmethoden vorhandenen
Probleme behandelt. Um die somit hergelei-
tete Visualisierung vom Schema unterschei-
den zu können, wir ihr der neue Name „sche-
matisches System“ zugewiesen. Hernach wird
die Methode um Simulation erweitert, so dass
Prozesse interaktiv eingesehen und durchge-
spielt werden können.
Für den empirischen Teil der Dissertation
wurde ein Design Case im Landeskranken-
haus Vöcklabruck (Oberösterreich) durchge-
führt. Hierbei wurde der Einsatz der Methode
zur Zusammenlegung einer Akutaufnahme mit
einer Unfallambulanz getestet. Ergebnisse aus
der dabei angefertigten Studie werden dabei
in kompakter Form widergegeben.
Die anschließende Diskussion wirft die Frage
auf, ob und in welchem Ausmaß die eingangs
erwähnten Problemstellungen durch die neue
Methode gelöst werden. Dabei wird insbe-
sondere auf die Fragestellung der Erweiterung
des Ansatzes für die Einbeziehung von Gebäu-
denutzern (medizinisches Personal) eingegan-
gen.
Die Dissertation wurde von wissenschaftlich-
er Seite her durch 18 Beiträge in internatio-
nalen Fachtagungen entwickelt. In diesem
Zuge entstand auch eine Reihe von Proto-
typen (Konzeptprototypen, Mock-Ups sowie
drei Generationen an Programmen). Einen
Überblick über das Gesamtprojekt gibt das
letzte Kapitel „Projekttagebuch“. Dieses ent-
hält auch eine Ausschau auf weitere For-
schungsrichtungen, welche für die zukünftige
Entwicklung des Ansatzes sinnvoll erscheinen.
3
Problembeschreibung
Voraussetzung für vereinigte
Visualisierung:
Behandlung von Detailproblemen
der einzelnen Darstellungsweisen:
gemeinsame Basis für Funk-
tionen und Aktivitäten finden
Geschichtlicher Überblick
„Inkonsistenz zwischen Aktivitäts- und Funktionsdenken führt zu verschiedenen Darstellungsweisen.“
Hintergrund
Activity Data
Methodarch. Schema Simulation
Geschäfts-
prozesse
Schärfung des Begriffs
„Funktion“
Erweiterung des Schemas in ein
„schematisches System“
Lösung
Prozess-
simulation
Wegführung
Design Case
LKH Vöcklabruck
Diskussion
Projekttagebuch
3 Aufbau der Dissertation „Prozessvisualisierung in der Krankenhausplanung“: Nach der Problembeschrei-
bung folgt vorerst die induktive Lösung, hernach wird unter Bezugnahme auf einen Design Case zu einer
deduktiven Diskussion übergegangen.
Prozessvisualisierung in der Krankenhausplanung
Dissertation von Gabriel Wurzer
betreut von
Dr. Georg Franck-Oberaspach (TU Wien, Institut für Architekturwissenschaften) und
Dr. Christa Illera (TU Wien, Institut für Raumge-staltung und nachhaltiges Entwerfen)
unter Mitwirkung von
Michael Bacher (SOLVE Consulting sowie VAMED)
Landeskrankenhaus Vöcklabruck (GESPAG)
Schlagwörter:
Prozessplanung, Krankenhausbau, Funktionales Design, Entwurfsmethodik
Einreihung:
Digitale Architektur, Betriebsorganisation, Simulationsmethoden in der Architektur.
Gesc
hic
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ich
er
Üb
erb
lick
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 6Geschichtlicher Überblick
Geschichtlicher Überblick
Frühe Krankenhäuser in Europa
Bis ins 18. Jahrhunderts sind Krankenhäuser
vor allem kirchlich geprägte Einrichtungen,
welche als Armenhaus, Altenheim sowie Pil-
gerunterkunft dienen[1]. Architektonisch rich-
tet sich der Grundriss des „Hospitals“ nach
dem Kloster (Abb. 1a): Ein zentraler Hof er-
schließt die Liegesäle, die Küche sowie Per-
sonalwohnstätten. Zentrum des Spitals ist
die Kapelle, diese ist Teil des größten Liege-
saals und ermöglicht es, die Messe vom Bett
aus zu verfolgen (Abb. 1b). Das Spital ist so-
mit ein Gotteshaus, welches allerdings ohne
einen Glockenturm auskommen muss (die-
ser ist Kirchen vorbehalten). Die Aufnahme-
kapazität von Spitälern ist bis zur Neuzeit
sehr beschränkt (ca. 20 Betten). Weitgehend
üblich ist eine Belegung durch zwei Personen
pro Bett, bei der vorerst nicht nach Geschle-
cht unterschieden wird. Vom Platzangebot
abhängig erfolgt eine räumliche Trennung
zwischen zahlenden und mittellosen, alten
und kranken als auch zwischen vitalbedroh-
ten und Normalpatienten. In der Pflege sind
sowohl Angehörige der Kirche als auch Laien
tätig, letztere schließen sich oft zu weltlichen
Orden zusammen (z.B. Johanniter). Betrie-
ben werden Spitäler entweder von einem
Kloster oder von einer Stadt (Bürgerspital).
Je nach Funktion befanden sich die Spitäler
eher zentral (Pilger- und Fremdenspitälern)
oder dezentral (Armenspitäler, Siechhäuser).
Moderne Krankenhäuser entstehen
Mit dem Beginn der industriellen Revolution
vollzieht sich in ganz Europa ein Wandel zu
den heute üblichen säkularen Zentren medi-
zinischer Versorgung mit eigens ausgebilde-
tem Personal, welches nur für die Erbringung
medizinischer Leistungen verantwortlich
ist[2]. Als erste solche Klinik gilt die Berliner
Charité, welche 1710 als Pesthaus gegründet
und in der Folge zum Militärlazarett erwei-
tert wurde[3]. Parallel eröffnet der Buchverle-
ger Thomas Guy 1724 in London die erste
Privatklinik, nachdem er durch Spekulation
und Sklavenhandel zu erheblichen Wohlstand
gekommen ist.
Das bis in unsere Zeit größte Krankenhaus
von Europa ist das 1784 eröffnete Allgemei-
ne Krankenhaus in Wien.[5,6] Auf Anweisung
von Joseph II. wird dieses von seinem Leib-
arzt Joseph von Quarin von einem Armen-
und Invalidenspital zu einer Allgemeinklinik
mit 2000 einzeln nutzbaren Betten umge-
plant. Die architektonische Umsetzung ba-
siert dabei auf Plänen von Franz Anton
Pilgram sowie Joseph Gerl (Abb. 2). Auf-
fallend sind die geräumigen Krankensäle, wel-
che von Aussenmauer zu Aussenmauer rei-
chen[7]. Zwischen diesen Krankensälen, in
der Gebäudeachse gesehen, sind die Versor-
gungseinheiten und die Stiegenhäuser ange-
ordnet. Der am Raster entworfene Komplex
1a
1b
1a Hôtel-Dieu (franz. „Herberge Gottes“) de Beaunne in Burgund, gegründet 1443: Nach Vorbild eines
Klosters sind die verschiedenen Säle (großer Liegesaal mit Kapelle, Küche, später auch eigene Liegesäle
für begüterte Patienten, Liegesäle für vitalbedrohte Patienten, Apotheke sowie Labor) um einen vierecki-
gen Innenhof gruppiert. Das Gebäude wurde bis 1971 durchgehend als Krankenhaus verwendet, heute
ist es ein Teil des Hospices Civils de Beaunne und wird als Museum bzw. Altersheim genutzt. Das Hôtel-
Dieu wurde und wird bis heute zu einem Großteil aus der eigenen Weinproduktion finanziert. Die dazu
notwendigen Weinberge wurden im Laufe der Jahrhunderte gestiftet.
Bildquelle: Wikipedia, Fotograf Stefan Bauer, ferras.at
1b Gravur mit der Innenansicht des Hôtel Dieu de Paris, 651 als Herberge gegründet: Die Patienten be-
finden sich in einem Liegesaal mit eigener Kapelle sowie einem Altar im Hintergrund. Da der steinerne
Raum relativ kalt ist, befinden sich immer zwei Patienten in einem Bett (es gibt keine Geschlechter-
trennung). Die im Bild dargestellte Gleichzeitigkeit bei der Verabreichung der Hostie auf der linken
sowie der Speiseversorgung auf der rechten Seite kann nur allegorisch gemeint sein – dafür, dass eine
Trennung zwischen Akutpatienten sowie Normalpatienten auf erfolgte.
Bildquelle: Wikipedia, gemeinfrei.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 7Geschichtlicher Überblick
wartet im Inneren mit geometrisch konzi-
pierten Parkanlagen in insgesamt sieben
Innenhöfen auf, was einer definitiven Abkehr
von der monastischen Bauweise darstellt.
Zusätzlich erhalten die Geburtenklinik sowie
die Psychiatrie („Narrenturm“, Arch. Isidore
Canevale) eigene Gebäude. Besonderen
Wert wird auch auf Forschung und Lehre
(Labors im Erdgeschoß, eigenes Hörsaal-
zentrum) gelegt. Joseph II. schreibt 1783,
gegen Ende der Planungsarbeiten, seine
„Hauptgrundsätze für die Errichtung eines
Allgemeinen Spitals“ nieder. Dieses habe
„von außen ohne Pracht, aber gleichförmig,
reinlich und einfach“ zu sein. Die betonte
Schlichtheit auch im Inneren gemeinsam mit
mehr Platz für die Patienten führt zu einer
sehr niedrigen Sterblichkeit. Der gute Ruf
des AKH als Forschungsstätte ist überdies
Grund für die im 19. Jahrhundert gefeierten
Erfolge der Wiener Medizinischen Schule
(Semmel-weis, Landsteiner, Wagner-Jauregg,
Bárány, Billroth).
Prozesse und Betriebsorganisation
In der Mitte des 19. Jahrhunderts entsteht
das neue Feld des Arbeitsmanagements[8].
Dieses behandelt alle Themenstellungen
welche im Zusammenhang mit der Arbeits-
planung und -kontrolle in den nunmehr me-
chanisierten Fabriken an der Tagesordnung
sind. Die Planung von Prozessen entsteht je-
doch erst am Anfang des 20. Jahrhunderts,
mit der von Frederick Winslow Taylor pub-
lizierten 1910 Methode des Scientific Mana-
gements[9]. Zerlegung von Arbeitsabläufen in
Abfolgen von einfach zu verrichtenden Tätig-
keiten (formalisiert als Ablaufdiagramm), Ab-
laufoptimierung durch Weg-Zeitmessun-
gen[10] (Abb 3a, b) und Umstellung der Rei-
henfolgen von Aktivitäten sowie generell
eine Trennung planender und ausführender
Tätigkeiten sind wesentliche Inhalte der
Methode. Mit ihrer Hilfe gelingt es Henry
Ford 1913 als erstem Automobilhersteller,
seine Produktion auf Fließbandarbeit umzu-
stellen und den „Ford T“ für einen Massen-
markt herzustellen. Als Folge dieses positiven
Beispiels entsteht eine Vielzahl von zusätz-
lichen Arbeits- und Managementwissen-
schaften. Überdies wird Arbeitsmanagement
nun nicht mehr nur als Ablauforganisation
zur Effizienzsteigerung gesehen, sondern als
umfassende Strukturierung eines Unter-
nehmens (Betriebsorganisation).
Raumrationalisierung, Funktionalismus
Am Anfang des 20. Jahrhunderts vollzieht
sich in der Architektur eine Trendwende.
Drei Stehsätze definieren die einkehrende
Moderne: Das „Form follows function“[11]
Sullivans fordert eine (abstrakte) Planung, die
der (konkreten) Ausführung vorangeht, „Less
is more“[12] von Mies van der Rohe fordert
eine Reduktion auf das Wesentliche, in die-
selbe Richtung geht Loos mit seiner Abhan-
2
2 Das Wiener Allgemeine Krankenhaus (heute als Universitätscampus „Altes AKH“ in Verwendung)
Bildquelle: Disseration Jalil H. Saber Zaimian[7], gemeinfrei.
dlung „Ornament und Verbrechen“. Beson-
ders nach dem ersten Weltkrieg, als die
Nachfrage nach erschwinglichem sozialem
Wohnbau hoch ist, treffen die Thesen zur
Effizienzsteigerung bei Prozessen, die auch
zur Raumrationalisierung genutzt werden
können, auf offene Ohren bei den Architek-
ten. Mittels Zeitmessung und Weganalyse
werden wichtige funktionale Beziehungen in
Gebäuden aufgezeigt und optimiert. Zu den
solcherart eingeführten Verbesserungen zählt
die erste Einbauküche („Frankfurter Küche“,
1926) von Schütte-Lihotzky[13], zurückge-
hend auf die bereits 1912 von der Autorin
Christine Frederick publizierte Ab-handlung
über Prozessverbesserungen in der Küche[14]
(Abb. 4). Auch der zwischen 1928 und 1956
tagende Congrès Internationaux
d’Architecture (CIAM), zu dem alle nam-
haften Vertreter der Moderne kommen,
beschäftigt sich mit der Frage der Findung
von neuen, funktionellen Wohnformen. Einer
von Ihnen, Hannes Meyer, formuliert radikal:
„Wir [Architekten, Anm.] erforschen den Tages-
ablauf jedes Hausbewohners, dies gibt uns das
Funktionsschema. Das Funktionsschema und
wirtschaftliche Vorgaben sind die bestimmenden
Elemente des Bauprojekts.“[15]
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 8Geschichtlicher Überblick
Nicht alle sind so stark in Richtung des Funk-
tionalismus unterwegs. Sehr stark von den
neuen Funktionalismen und der Ideologie der
„Taylorisierung des Wohnbaus“ beeindruckt
auch zunehmend die Sowjetunion, welche
sich weitgehend an den neuen Strömungen
orientiert[16,17].
Bauentwurfslehre, Schematisierung
Mitte der 30er Jahre gibt Peter Neufert, ein
Schüler von Gropius, seine Bauentwurfs-
lehre[18] heraus. Das Buch wird rasch zu
einem Standardwerk, auch auf dem Gebiet
des Krankenhausbaus, dem er ein eigenes
Kapitel widmet. Seine Vorgehensweise
besteht darin, für jeden Gebäudetyp die
Planungsgrundlagen, Normen, Vorschriften
sowie Hinweise zur Gestaltung grafisch
widerzugeben. Die dabei entstehenden
Schemata und Diagramme sind Katalysator
eines Entwurfs, gleichzeitig dienen sie als
Dokumentation des Entstehungsprozesses.
Prozesse in Designmethoden der
Krankenhausplanung
Die Krankenhausplanung etabliert sich in den
50er Jahren in den USA[19]. Sie stellt ein ei-
genes Feld dar, welches sich sowohl mit der
funktionalen Planung als auch mit der Ratio-
nalisierung von Arbeitsabläufen systematisch
auseinandersetzt.
Der Entwurfsansatz, der dabei bis heute die
Basis der Planung von Krankenhausprojekten
darstellt wird, ist die Activity Data Method [20,21]: Diese ermittelt vorerst die Menge aller
Funktionen und setzt diese dann über eine
Interaktionsmatrix (Abb. 5a) paarweise in
Beziehung. Die entstehenden Lageverhält-
nisse (nah, fern, neutral oder nicht spezifi-
ziert) werden anschließend in einem Bubble-
diagramm (Funktionen als Knoten, Beziehun-
gen als Kanten, Abb. 5b) visualisiert. Zuge-
hörige Funktionen werden zu Gruppen zu-
sammengefasst (Abb.5c) und in der Folge als
Schema (Abb.5d) umformuliert: Für jede
Funktionsgruppe wird dabei ein eigener
Block mit maßstäblicher Größe eingezeich-
net, zusätzlich können die Erschließung,
3a b 4
3a Weg-Zeit-Studie als
Ablaufdiagramm
Quelle: Univ. Illinois Bulletin
3b Weg-Zeit-Studie als
Personenflussdiagramm
Quelle: Univ. Illinois Bulletin
4 IST-Küchenprozess
von Christine Frederick
Quelle: Ladie’s home, gemeinfrei.
5a
Personenflüsse[22] (Abb. 6a) sowie Abläufe
(Abb. 6b) mit aufgenommen werden.
Mit Etablierung der Krankenhausplanung im
Europa der 1960er Jahren werden etliche
neue Designmethoden publiziert, welche die
Zergliederung des Planungsprozesses in für
den Projektablauf handhabbare Teilschritte
zum Inhalt haben[23]. In dieser Beziehung
richtungsweisend sind vor allem die Ansätze
von Jödike[24] sowie Lofert[25].
Jödike strukturiert den Entwurfsprozess in
drei Teile: Im ersten Teil, der Problembe-
stimmung, wird das Planungsproblem in Teil-
probleme unterteilt und durchgearbeitet. Die
Benutzung von Diagrammen wird dabei als
Hilfsmittel für qualitative Überlegungen
gesehen, es obliegt den Vorlieben der Planer
ob und welche Art für ein Problem sinnvoll
erscheint. Jödike spricht hier allgemein von
Graphen, konkretisiert die Darstellungsweise
dann aber auf topologische Diagramme,
Schemata mit (Abb. 6b) und ohne Prozess-
darstellung sowie Flowcharts (Abb. 7). In der
Problemstrukturierung geht die Methode
hierarchisch vor (zuerst die städtebauliche
Ebene, dann Objektebene, dann Bereichs-
ebene). Endprodukt der initialen Problembe-
stimmungsphase ist in jedem Fall eine
Beschreibung des Sollzustandes, dieser wird
in der nächsten Phase (allgemeine
Lösungsstufe) in alternative Lösungen um-
gearbeitet, welche bewertet werden und von
denen eine einzige baulich umgesetzt wird
(Phase 3 - Lösungsstufe im Realisierungs-
raum). Die vorgestellte Methode ist ein
rückgekoppelter Spiralprozess, Ergebnisse
jeder Phase können so in eine neuen Ite-
ration einfließen.
Im Gegensatz dazu definiert die Design-
methode von Lohfert einen auf der Netz-
plantechnik basierenden, azyklischen Pla-
nungsprozess, bei der die verschiedenen
Planungsprobleme lediglich ein Mal gelöst
werden sollen. Dazu wird die Funktions-
planung stufenweise in aufeinander aufbau-
enden Planungsphasen durchgeführt. Eine
Detaillierung der Funktionen erfolgt wieder
hierarchisch (Krankenhaus, Raumgruppe,
5a Funktionsmatrix (auch häufig Kommunikations-
matrix sowie Interaktionsmatrix genannt)
Bildquelle: E. White, Space Adjacency Analysis
5b Bubblediagramm als Umformulierung der
Funktionsmatrix
Bildquelle: E. White, Space Adjacency Analysis
5c Gruppierung von Funktionen im Bubble-
Diagramm („Zonierung“)
Bildquelle: E. White, Space Adjacency Analysis
5d räumliches Schema mit eingezeichneter
Erschließung
Bildquelle: E. White, Space Adjacency Analysis
b
c
d
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 9Geschichtlicher Überblick
13 Margarethe Schütte-Lihotzky, 2004: „Warum
ich Architektin wurde“, Residenz-Verlag,
Salzburg.
14 Christine Frederick, 1913: „The New House-
keeping. Efficiency Studies in Home Mana-
gement.“, Ladies’ Home Journal, Greenlawn.
nationalhumanitiescenter.org/pds/gilded/
progress/text4/frederick.pdf
15 zitiert und übersetzt nach Theo Van Leeuwen,
2004: "Introducing Social Semiotics", S. 71,
Routledge.
16 Hermann Funke, 1967: „Wer hat Angst vor
Hannes Meyer?“, in Die Zeit 1967/08,
www.zeit.de/1967/08/Wer-hat-Angst-vor-
Hannes-Mever
17 André Krammer, 2001, „Petržalka, die Platte
revisited“, In dérive, Ausgabe 5,
www.derive.at/index.php?
p_case=2&id_cont=215&issue_No=5
Bauentwurflehre, Schematisierung
18 Peter Neufert, 1936: „Bauentwurfslehre“,
Bauwelt-Verlag, Berlin.
Prozesse in Designmethoden der Krankenhausplanung
19 Peter Lohfert, 1973: „Zur Methodik der
Krankenhausplanung“, Werner Verlag,
Düsseldorf.
20 Ministry of Public Building and Works,
Directorate of Development, 1966: „Activity
Data Method. A Method of Recording User
Requirements“, London.
21 Edward T. White, 198: „Space Adjacency
Analysis. Diagramming information for
Architectural Design“, Architectural Media,
Tucson.
22 Tom Porter, 1960: „How Architects Visualize“,
London.
23 Monica Schill-Fendl, 2004: „Planungsmethoden
in der Architektur“, ISBN 383341233X,
BooksOnDemand.
24 Jürgen Jödicke, 1976: „Angewandte Entwurfs-
methodik für Architekten“, Karl Krämer
Verlag, Stuttgart.
25 Peter Lohfert, 1973: „Zur Methodik der
Krankenhausplanung“, Werner-Verlag,
Düsseldorf.
Krankenhausplanung heute
26 Deutsche Industrienorm, 2003: „DIN 13080,
Gliederung des Krankenhauses in Funktions-
bereiche und Funktionssstelllen (Norm)“.
Literaturverzeichnis
Frühe Krankenhäuser in Europa
1 Wikipedia, (abgefr. 12.12. 2010): „Hôtel Dieu
{de Beaunne, de Paris}, Hospital, Geschichte
des Krankenhauses, Kloster“
Moderne Krankenhäuser entstehen
2 Wikipedia, (abgefr. 12.12. 2010): „Guy’s
Hospital, Thomas Guy, Allgemeines Kranken-
haus der Stadt Wien, Joseph von Quarin“
3 Charité, (abgefr. 12.12. 2010): „Geschichte“,
http://www.charite.de/index.php?id=30
4 Spital Waldshut, 2007 (abgefr. 12.12. 2010):
„Geschichte“, http://www.spital-waldshut.de/
documents/broschueren/historie.pdf
5 Martin Scheutz, 2003 (abgefr. 12.12. 2010):
„Geschichte der Armut und des Bettelns in der
Neuzeit“, Vorlesungsunterlagen des Instituts
für Geschichte der Universität Wien
www.univie.ac.at/igl.geschichte/scheutz/ss2003/
vorlesungsinhalte/vorlesungsinhalte9.htm
6 Alfred Ebenbauer, Wolfgang Greisenegger,
Kurt Mühlberger (Hg.), 1998: „Universitäts-
campus Wien. Historie und Geist“, ISBN: 978-
3900518974, Holzhausen, Wien.
7 Jalil H. Saber Zaimian, 2005: „Ein Modell zur
baulichen Transformation. Leitlinien zur Bau-
erneuerung aufgrund der Analyse des Umbaues
vom Alten Allgemeinen Krankenhaus zum
Universitätscampus in Wien“, Dissertation, TU
Eindhoven, campus.univie.ac.at/geschichte-des-
campus/
Prozesse und Betriebsorganisation
8 Wikipedia, (abgefr. 12.12. 2010): „Industrielle
Revolution, Taylorismus, Automatisierung,
REFA, Fliessbandfertigung, Ford, Ressource“
9 Frederick Taylor, 1911: „The principles of
scientific management“, Harper & Brothers,
London.
http://www.eldritchpress.org/fwt/taylor.html
10 1954, „Motion and Time Study“, In: University
of Illinois Bulleting, Volume 51 No. 73,
www.ideals.illinois.edu/bitstream/handle/2142/
9385/motiontimestudy24univ.pdf?sequence=1
Raumrationalisierung, Funktionalismus
11 Louis Sullivan, 1896: „The tall office building
artistically considered“, Lippincott’s Magazine.
academics.triton.edu/faculty/fheitzman/
tallofficebuilding.html
12 The origin of this quote is most often attri-
buted to Mies van der Rohe, however, it is
almost certainly not his own invention.
6a b
6a Personenströme im Schema
Bildquelle: T. Porter, How Architects Visualize
6b Prozessdarstellung Schema
Bildquelle: P. Jödicke, Angewandte Entwurfs-
methodik für Architekten
7
Raum), besonderes Augenmerk wird dabei
auf den im Projektverlauf zeitlich richtigen
Platz einer Teillösung gelegt. Um die Ergeb-
nisse (Prozesse, Definition Raumgruppen,
Flächenbedarf) der parallel ablaufenden Lö-
sungsaktivitäten innerhalb einer Phase zu
kombinieren wird auf Schemata zurückge-
griffen („bridging systems“ - Größe und Lage
von Raumgruppen, Raumskizzen für
Standardfunktionen). Eine Eintragung der
Prozesse im Schema erfolgt jedoch nicht,
diese werden stattdessen als abstraktes
Flowchart geführt (Abb. 7). Aufgrund des
hohen Formalisierungsgrades der Methode
wurde diese auch als planungsbegleitendes
Informationssystem (Hospital Planning Infor-
mation and Display System) implementiert.
Krankenhausplanung heute
Der Funktionsbegriff ist heute untrennbar
mit der Krankenhausplanung verbunden. So
sind die DIN 13080 „Gliederung des Kran-
kenhauses in Funktionsbereiche und Funk-
tionsstellen“[26] sowie die vom Krankenhaus-
betreiber definierten Planungshandbüchern
für den Flächenbedarf pro Funktion ein Teil
jeder Ausschreibung.
7 Prozessdiagramm
Quelle: J. Jödicke, Angewandte Entwurfs-
methodik für Architekten
Hin
terg
run
d
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 11Hintergrund
Hintergrund
Geschäftsprozesse
In der Krankenhausplanung bezeichnet ein
Geschäftsprozess eine Folge von Arbeits-
schritten, die im realen Raum ausgeführt
werden können (diese Form wird auch häufig
als Arbeitsprozess definiert). Die Spezifikation
der Arbeitsschritte ist abstrakt: Es wird
lediglich aufgezählt, welche Tätigkeiten in
welcher Folge zur Erledigung einer Aufgabe
zu erfüllen sind. „Wo“ und „durch wen“ eine
Tätigkeit ausgeführt wird ist hingegen keine
zwingende Angabe.
Eine in dieser Art vollzogene Darlegung von
Prozessen hat mehrere Vorteile:
- Es kann rein über die zu verrichtende
Arbeit nachgedacht werden, ohne dabei
auf einen konkreten architektonischen
Entwurf Bezug nehmen zu müssen.
- Geschäftsprozesse können mehrfach
verwendet werden (für mehrere Abtei-
lungen oder Krankenhäuser).
Die Steuerung der Folge von Arbeitsschri-
tten in einem Prozess wird auch als Kontroll-
fluss bezeichnet. Dieser ist nicht strikt se-
quentiell, sondern kann auch wahlweise
(„Wenn Mo-Fr. 07:00-12:00 Dann Arbeits-
schritt 1, Sonst Arbeits-schritt 2) oder parallel
erfolgen.
Als grafische Notation für Geschäftsprozesse
werden in der Krankenhausplanung üblicher-
weise Flowcharts (vgl. Abb. 1) standardisiert
nach DIN 66001[1] verwendet.
1
1 Knoten- und Kantenarten innerhalb von Flowcharts. An Knoten stehen solche für Arbeitsschritte, Entscheidungsknoten, Ereignisknoten sowie Subprozess-
knoten zur Verfügung. Die Folge der Aktivitäten wird über verbindende Kanten zwischen den Knoten hergestellt. Zusatzinformationen können entweder auf
Kanten oder als Zusatz zu den Knoten formuliert werden.
Ein Flowchart ist ein spezieller Graph, in dem
die Aktivitäten als Knoten und deren zeitliche
Abfolge als sie verbindende, gerichtete Kan-
ten darstellt werden. Je nach Art der Aktivi-
tät wird zwischen verschiedenen Knoten-
arten unterschieden:
- Knoten für Arbeitsschritte: Diese werden
durch Rechtecke dargestellt, in denen die
auszuführende Tätigkeit textuell wieder-
gegeben wird. Zusätzliche Informationen
(z.B. Raum, ausführende Person, Dauer)
können entweder direkt in das Rechteck
eingetragen werden, häufig werden sie
aber auch neben dem Rechteck aufge-
schrieben und mittels einer gestrichelten
Linie zum Knoten verbunden.
- Entscheidungsknoten: Gibt es nach einem
Knoten mehrere alternative Folgeknoten,
so wird ein Entscheidungsknoten (Raute)
zur Angabe des Entscheidungskriteriums
(üblicherweise als Frage, z.B. „Mo-Fr.
07:00-12:00?“) eingefügt. Die Kanten
zu den Folgeknoten sind mit möglichen
Antworten zur formulierten Frage
(z.B. „ja“, „nein“) annotiert.
- Ereignisknoten: Wird in einem Prozess auf
ein Ereignis Bezug genommen (z.B. „Pa-
tient betritt Ambulanz“), so wird dieses
als abgerundetes Rechteck mit kursiv
eingeschriebenem Ereignistext ange-
geben. Ein Ereignisknoten wird üblicher-
weise in zwei verschiedenen Bedeutun-
gen verwendet: Ein Prozess kann zum Ei-
nen das Eintreten eines Ereignisses ab-
warten. Dies ist beim ersten Knoten
eines Flowcharts üblich, welcher auch
Startknoten genannt wird. Zum Anderen
kann ein Prozess von sich aus das Ein-
treten eines Ereignisses signalisieren.
Dies ist bei den letzten Knoten eines
Prozesses üblich (z.B. „Behandlung
beendet“). Solche Knoten werden auch
als Endknoten bezeichnet.
- Subprozessknoten: Soll aus einem Prozess
heraus ein anderer Prozess aufgerufen
werden, wird ein rechteckiger Knoten, in
den wieder ein Rechteck mit dem Na-
men des aufzurufenden Prozesses einge-
schrieben steht, benutzt. Die rekursive
Benutzung von Prozessen mittels Sub-
prozessknoten wird auch als Prozess-
komposition bezeichnet. Sie bildet die
Grundlage einer Hierarchie, die sich aus
der Bedeutung der einzelnen Prozesse
ergibt: Prozesse auf höchster Ebene
werden als Kernprozesse bezeichnet, un-
tergeordnete als Supportprozesse.
Die Verbindung zwischen zwei Knoten er-
folgt über eine gerichtete Kante. Diese kann
durch eine Beschriftung auf oder neben der
Kante noch weiter annotiert werden (z.B. für
Entscheidungen). Einen Sonderfall für eine
Kante ist die sogenannte Schlaufe, welche
einen Knoten mit sich selbst verbindet. Dies
ist dann sinnvoll, wenn eine Entscheidung
„solange warten“ soll, „bis“ ein gewünschtes
Ereignis eintritt.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 12Hintergrund
Activity Data Method – Grundlage der
Funktionalen Planung im Krankenhaus
Die bis heute in der Krankenhausplanung
gebräuchliche funktionale Planungsmethode
geht auf die Activity Data Method[2,3] zurück.
Es wird dabei von Aktivitäten ausgegangen,
die ein Gebäudenutzer während seines Ta-
gesablaufs versieht. Diese Aktivitäten stellen
die Anforderung an die bauliche Planungs-
aufgabe dar und werden vom Funktionspla-
ner durch Bezug auf Literatur, Fachwissen,
Beobachtung oder Interviews mit Gebäude-
nutzern ermittelt. Durch die Größe der Pla-
nungsaufgabe ist es im Krankenhaus üblich,
nicht Einzelaktivitäten („Anlieferung Speise-
wagen, Nahrungsmittel erhitzen, Mittagessen
ausgeben“) anzugeben sondern stattdessen
Funktionen („Küche“) zu verwenden.
Diese werden (siehe Abb. 2a) mittels einer
Matrix in Verbindung gesetzt, wobei für je-
des Paar von Funktionen eine Lagebeziehung
(nahe, fern, neutral, nicht angegeben) angege-
ben wird. Die Spezifikation der Lagebezie-
hung hängt dabei vielen Faktoren ab, für das
Krankenhaus speziell wichtig sind dabei:
- Kooperation im Prozess
- Hygienische Vorschriften
- Privatheit und Öffentlichkeit mit Bezug
auf zu erwartenden Personenströme
Nachdem die Lage der Funktionen zueinan-
der spezifiziert wurde, wird die Matrix in ein
Bubblediagramm (Abb. 2b) umgearbeitet: Jede
Funktion wird als Knoten („Bubble“) darge-
stellt, jede Beziehung (sofern angegeben) als
Verbindung zwischen zwei Knoten. Konzep-
tuell entsteht dadurch ein kräftebasierter
Graph, in dem sich Funktionen mit Nahebe-
ziehung anziehen sowie Funktionen mit Fern-
beziehung einander abstoßen. Funktionen die
in Zusammenhang stehen werden im näch-
sten Schritt gruppiert („Zonierung“, siehe
Abb. 2c). Jede der entstandenen Zonen bil-
det für sich eine räumliche Einheit. Somit ist
dieser Schritt als Übergang zu einem räum-
lichen Entwurf zu sehen.
Architektonisches Schema
Aus dem zonierten Bubblediagramm (siehe
voriger Abschnitt) entsteht im nächsten
Schritt ein schematisches Entwurf. Dazu wird
jede Zone als Rechteck in einen Grundriss
eingetragen (Funktionen ohne Zonierung gel-
ten dabei als eigene Zone). In Rechteck wer-
den die zugrundeliegenden Funktionen als
Text eingeschrieben (Abb. 2d).
Neben den Zonen kann auch die Erschlie-
ßung in Form von Zugängen und Erschlie-
ßungslinien Einzug finden. Üblich ist das Ein-
zeichnen des Haupteingangs, der Rettungs-
zufahrt sowie Haupterschließung (Magistra-
le).
Exkurs: Doppeldeutige Beziehung
zwischen Zonen
Die Activity Data Method definiert den Weg
von Einzelfunktionen hin zu einem Schema.
OP
Unfall-
amb.
Aufwach-
raum
OP
Aufwach-
raum
Unfall-
ambulanz
OP
Unfall-
amb.
Aufwach-
raum
OP
Unfallamb.
Aufwachr.
nicht angegeb.
nahe
neutral
fern
Beziehungstyp
2a
2b
2d
2a (Halb-)Matrix mit Lageverhältnissen
zwischen den Funktionen OP, Aufwach-
raum und Unfallambulanz.
2b Umformung der Matrix in ein Bubble-
Diagramm (Funktionen als Knoten, Be-
ziehungen als Kanten)
2c Zonierung des Bubblediagramms: OP und
Aufwachraum werden räumlich gruppiert.
2d Umformung des Bubblediagramms in ein
architektonisches Schema: Die Zone aus
OP und Aufwachraum bildet eine Einheit,
die Unfallambulanz ist eine eigene Zone.
Ferner sichtbar sind Zugänge und eine
Erschließung.
2c
OP
Unfallamb.
Aufwachr.
OP
Unfall
amb.
Aufw.
raum
OP
Aufw.-
raum
Unfall-
amb.
?
3
3 Doppeldeutigkeiten zwischen den beiden parallelen Konzepten Zonierung und Beziehung: Es ist nicht
klar, wie die Beziehung zwischen den beiden neuen Zonen lautet.
Zone A
Zone B
Zone B
Zone A
Zone A
Zone B
Zone A
Zone B
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 13Hintergrund
Die Methode hat jedoch den Nachteil, dass
die aufgestellten Beziehungen unter Umstän-
den nicht mehr halten, sobald die Zonierung
einsetzt:
- Eine Gruppierung von einander absto-
ßenden Funktionen zu einer Zone kann
trivialerweise durch den Planer ausge-
schlossen werden.
- In allen anderen Fällen ist die Beziehung
zwischen Zonen einer genaueren Be-
trachtung zu unterziehen: Ist die Bezie-
hung der enthaltenen Funktionen nach
außen hin eindeutig (so wie z.B. in Abb.
2c), dann gilt sie auch zwischen den Zo-
nen (Zone A stößt Zone B ab). Haben
die enthaltenen Funktionen jedoch unter-
schiedliche Beziehungen nach außen hin,
so wie in Abb. 3 angegeben, so ist auch
die Beziehung zwischen den Zonen un-
klar.
Die Activity Data Method liefert keine Ant-
wort auf diese Problematik. Es können somit
Zonen in die Nähe gerückt werden, bei de-
nen zumindest eine enthaltene Funktion ein
Fernverhältnis mit der anderen Zone auf-
weist.
Für die vorliegende Arbeit ist die topolo-
gische Optimierung des räumlichen Konzepts
nicht Hauptinhalt. Da sie aber auf dem Sche-
ma aufbaut und eine widerspruchsfreie Kon-
zeption desselben angenommen wird, wur-
den folgende Festlegungen getroffen:
- Eine Zone soll all jene Funktionen
enthalten, die sich anziehen, neutral oder
von unbekanntem Beziehungstyp sind.
Sich abstoßende Funktionen können
nicht in zu einer Zone gruppiert werden.
- Eine Zone ist mehr als die Summe seiner
enthaltenen Funktionen. Deshalb ist es
nicht sinnvoll, von den Beziehungen die-
ser auch auf die Beziehung zwischen Zo-
nen zu schließen. Diese ist explizit, als
Beziehungsmatrix zwischen Zonen aufzu-
stellen und beim räumlichen Arrange-
ment von Zonen zu berücksichtigen.
Für die Dissertation wird die Beziehung
zwischen Zonen nicht in das Schema mit
eingezeichnet.
Wegführungen
Eine Wegführung ist ein Prozess, welcher als
Folge von Wegen zwischen Funktionsberei-
chen, Funktionsgruppen oder (auf unterstem
Niveau) Funktionen selber in einen Plan oder
Schema eingezeichnet wird (Abb. 4). Ein
Weg ist ein gerichteter Polygonzug, welcher
zwecks Zuordnung zu verschiedenen Perso-
nengruppen oder Teilprozessen farblich ge-
kennzeichnet sein kann. Zusätzlich können
Wege entweder als optional (gestrichelt)
oder zwingend notwendig (durchgezogene
Linie) gekennzeichnet sein.
Der unter den Wegen befindliche Grundriss,
Schnitt oder Schema bestimmt den semanti-
schen Maßstab für den Prozess. Eine feinere
Auflösung als die Plandarstellung ist aufgrund
der mangelnden Auflösung nicht möglich und
vice versa. Der Maßstab des Plans ist damit
eine Strukturierungshilfe, welche für den
Prozess eine Fokussierung auf den gerade
betrachteten Detailgrad ermöglicht (z.B. nur
Prozesse zwischen Bereichen, Prozesse auf
städtebaulichem Niveau, Prozesse innerhalb
einer Funktionsgruppe).
Simulation
Simulation ist in der Konzeption von Kran-
kenhäusern, speziell in den frühen Stadien
der Planung, ein neues Feld. Im Bereich der
Betriebswirtschaft sowie der Personenströ-
me[4,5] ist diese Methode aber schon weitge-
hend etabliert, so das eine Auswahl hinsicht-
lich einer geeigneten Ansatzes zum Zweck
der Echtzeitvisualisierung getroffen werden
konnte[6,7,8,9,10].
Grundsätzlich sind mehrere Simulationsarten
für die Prozessvisualisierung sinnvoll:
- Agentenbasierte Simulation (Abb. 5a)
geht von einer Anzahl an autonom
agierenden Individuen aus, aus deren In-
teraktion mit der virtuellen Welt sich ein
übergeordnetes Makroverhalten ableiten
lässt. Die Simulation erfolgt in diskreten
Zeitschritten, üblich ist eine zeitliche
Auflösung von einer Sekunde. Diese
Simulationsart wird vor Allem dort ver-
wendet, wo das individuelle Verhalten
modelliert werden soll (Fluchtprozesse,
Bewegung von Personen, Modellierung
von individuellen Tätigkeiten).
- Ereignisorientierte Simulation (Abb. 5b)
modelliert eine Anzahl von Objekten
(z.B. Schalter und Patienten) mit bestim-
mten Zuständen(im Fall des Schalters:
„belegt“/“frei“). Kern ist die Berechnung
der Zustandsänderungen, welche in vari-
ablen Zeitschritten erfolgt. Dazu werden
Ereignisse (z.B. Ankunft Patient) mit dem
Zeitpunkt des Eintretens in eine Ereignis-
liste geschrieben. Die Simulation sortiert
die darin stehenden Ereignisse der Zeit
nach aufsteigend, stellt die Simulations-
uhr auf den jüngsten vorhandenen Zeit-
punkt und führt die zum Ereignis gehö-
rende Routine aus, was wiederum neue
Ereignisse auslösen kann (z.B. Schalter
reservieren bis in t+3 Minuten). Sind alle
Ereignisse abgearbeitet, so endet die Si-
mulation. Diese Simulationsart wird für
nicht-räumliche Probleme verwendet, in
dem eine Anzahl an Konsumenten einer
beschränkten Anzahl von Ressourcen
(auch häufig „Server“ genannt), gegen-
überstehen. Typische Fragestellungen
sind die Ressourcennutzung, Durchlauf-
zeiten sowie Länge der vor den Res-
sourcen entstehenden Warteschlangen.
- Für die Simulation von Geschäftsprozes-
sen (Abb. 5c) wird ein Ansatz, welcher
ähnlich der ereignisgesteuerten Simula-
tion ist, verwendet[11]. Eine „Prozess-
Engine“ verwaltet dabei für jeden gestar-
teten Prozess einen Zeiger auf den oder
die aktuellen Knoten. Beim Betreten
desselben wird eine Routine ausgeführt,
welche Ereignisse („Signale“) ausgibt, den
Knoten über eine bestimmte Kante ver-
lässt oder auf das Eintreten eines Ereig-
nisses wartet. Dieses kann sowohl das
Eintreten eines bestimmten Zeitpunktes
oder, allgemeiner, das Eintreten eines be-
stimmten Zustands (z.B. „Schalter frei“)
sein. Ist dieses noch nicht eingetreten,
verhält sich der Knoten als Wartezu-
stand. Die Prozess-Engine empfängt alle
eintretenden Ereignisse und aktiviert
nötigenfalls die darauf wartenden Pro-
zesse. Weiters ist sie für die Verwaltung
der Zeit sowie dem ausgeben von Zeit-
ereignissen („t=30“) verantwortlich.
Für den gegenständlichen Ansatz wird eine
hybride Simulation aus den drei vorgestellten
Arten zum Durchspielen von Prozessen ver-
wendet. Diese wird zu Darstellung des
4 Wegführung für eine Ankunft von Normalpatienten über den Haupteingang sowie Rettungspatienten
über die Rettungszufahrt im LKH Vöcklabruck (Oberösterreich). Sichtbar ist die farbliche Trennung
zwischen den verschiedenen Personengruppen sowie die Zusammenfassung zu einem einzigen Prozess
(„Ankunft Patienten (Dienstzeit)“).
4
Ankunft Patienten (Dienstzeit)
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 14Hintergrund
Literaturverzeichnis
Geschäftsprozesse
1 Deutsche Industrienorm, 1983: „DIN 66001,
Sinnbilder für Datenfluss- und Programm-
ablaufpläne (Norm)“.
Activity Data Method
2 Ministry of Public Building and Works,
Directorate of Development, 1966: „Activity
Data Method. A Method of Recording User
Requirements“, London.
Flusses von Personen und Material, dem
Festhalten der dabei entstehenden Weg-
längen sowie der zeitlich abhängigen Nutzung
von Funktionen benutzt. Letztere kann zur
Dimensionierung unter Rücksichtname auf
das zu erwartende Patientenvolumen heran-
gezogen werden (z.B. bei Sitzplätzen).
Agent
5a
3 Christian Kühn, 2003: „Unterlagen zur LVA
Gebäudelehre Studio“, TU Wien.
Simulation
4 Victor Blue, Jeffrey Adler, 2000: „Cellular
automata model of emergent collaborative bi-
directional pedestrian dynamics“, InProcee-
dings of Artificial Life VII, Portland.
5 Dirk Helbing, Peter Molnar, 1995: „Social force
model for pedestrian dynamics“, Physical Re-
view E, Folge 51, Nummer 5.
6 Peter Ferschin, Gabriel Wurzer, 2006: „Archi-
tectural Simulation Methods for Emergency
Situations", In "5 minutes to survive years to
recover", Gülen Cagdas, Sigrid Brell-Cokcan
(Hrsg.), Austrian Cultural Office Istanbul,
ISBN: 9944-5512-0-1, 78 – 81, Istanbul.
7 Gabriel Wurzer, Matthias Ausserer, Harry
Hinneberg, Christa Illera, Andrea Rosic, 2010:
"Sensitivity Visualization of Circulation under
Congestion and Blockage", In Proceedings of
the Fifth International Conference on Pede-
strian and Evacuation Dynamics, Springer
Verlag, Gaithersburg.
8 Kerstin Kowarik, Hans Reschreiter, Gabriel
Wurzer, Ralph Totschnig, Andreas Rausch,
2009: "Agenten im Hallstätter Salzbergwerk.
Agentenbasierte Simulation für den bronze-
zeitlichen Salzbergbau in Hallstatt/OÖ", In
Studien zur Kulturgeschichte von Oberöster-
reich, Folge 22, Raimund Karl, Jutta Leskovar
(Hrsg.), ISBN: 978-3-85474-205-0, Verlag
Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz.
9 Kerstin Kowarik, Hans Rechschreiter, Gabriel
Wurzer, Ralph Totschnig, Andreas Rausch,
2008: "Mining with Agents - Agent-based
Modeling of the Bronze Age Salt Mine of
Hallstatt", In "Workshop 13 - Archäologie und
Computer 2008", ISBN: 978-3-85161-016-1,
Stadtarchäologie Wien, Wien.
10 Kerstin Kowarik, Hans Reschreiter, Gabriel
Wurzer, 2009: „Modeling a mine ‐ Agentbased
modeling, system dynamics and experimental
archaeology applied to the Bronze Age salt
mines of Hallstatt", In Proceedings of Mining in
European History, Innsbruck.
11 Bernd Rücker, 2008: „Business Process Simu-
lation selbstgemacht“, javamagazin 05/2008.
5a Agentenbasierte Simulation zur Entfluchtung[7]. Zentrales Element ist der autonom agierende Agent, welcher seine gebaute Umwelt (grün: Wände, gelb: Durch-
gänge mittels eines zellenbasierenden Bewegungsalgorithmus[4] durchschreitet, wobei die Zeit bis zur totalen Evakuierung des Gebäudes (Worst Case
Evacuation Time) als Ausgabegröße festgehalten wird. Die Zeitschritte in der agentenbasierten Simulation sind konstant (üblich die zeitliche Auflösung von 1s).
5b Diskrete Simulation von Patientenankünften mittels den zwei Simulationsobjekten „Schalter“ sowie „Patient“. Jeder der Objekte hat diskrete Zustände
(Schalter: belegt/frei, Patient: „wird administriert“/“muss warten“), deren Änderung über die Zeit durch die Simulation berechnet wird. Dazu werden Ereignisse
in eine zeitlich geordnete Liste eingetragen (z.B. „Ankunft Patient“ bei t = 0 Minuten), ein Scheduler nimmt das jüngste Ereignis und führt die enthaltenen An-
weisungen (z.B. Ressource reservieren, neues Ereignis eintragen) aus und entfernt das Ereignis aus der Liste. Im nächsten Schritt wird wieder das jüngste Erei-
gnis ausgeführt und die Uhr auf diesen Zeitpunkt vorgestellt. Damit ist die diskrete Simulation eine sehr schnelle Simulationsform mit variablen Zeitschritten.
5c Geschäftsprozesssimulation für eine Patientenadministration. Die „Prozess-Engine“ verwaltet pro gestartetem
Prozess einen Zeiger auf den aktuellen Knoten. Wird dieser betreten, so werden zum Knoten gehörige Anwei-
sungen ausgeführt. Diese können ein Warten auf das Eintreten eines bestimmtes Ereignisses (samt Einreihung in
eine Wartebedingungsliste), die Ausgabe eines Ereignisses oder das Verlassen des gerade aktiven Knotens über
eine bestimmte Kante veranlassen.
Ereignis bei
t=3m...
b
Schalter ist belegt
Patient administr.
warten
Simulationsobjekte
Ereignis bei
t=0
Ankunft Patient:
Schalter belegen
bis t+3mScheduler
Ereignisliste c
Knoten1:
Start
Knoten2:
WartenProzess-
Engine
Knoten3:
Adm.
Knoten4:
Ende
Bedingungsliste
Knoten2 wartet auf
Signal „Schalter frei“
Warte auf
„Schalter
frei“
...
Lö
sun
g
2
Not-OP
sofort
durchführen
Benachrichtigung
OP-Team (Pager)
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 16Lösung
Lösung
Die schrittweise Ausarbeitung einer gemein-
samen Visualisierung von Geschäftsprozessen
und Wegführungen erfolgt induktiv: Zuerst
werden notwenige Definitionen getroffen,
auf diesen aufbauend wird das Schema in ei-
ner Reihe von Zwischenschritten in eine
neue Darstellungsform übergeleitet. Die Dis-
kussion der dabei behandelten Fragestellun-
gen aus der Problembeschreibung wird dabei
verkürzt angeführt. Eine detailliertere Behan-
dlung dieser Thematik findet sich in der im
nächsten Kapitel vorgebrachten Diskussion.
Schärfung des Begriffs „Funktion“
Der Begriff der „Funktion“, welcher zentral
für die in der Krankenhausplanung verwen-
deten Activity Data Method ist, bleibt un-
scharf: Die Architektur verwendet ihn eher
im Sinne von Zweck, wohingegen ein exter-
ner Beobachter „Funktion“ von einer tat-
sächlich durchgeführten Handlung ableiten
würde. Um die Doppeldeutigkeit des Begriffs
und die damit einhergehenden Schwierigkei-
ten in der formal eindeutigen Spezifikation
von Aktivitäten in Prozessen zu umgehen,
wurde vorab eine inhaltliche Schärfung mit-
tels Definition zwei neuer Termini vorge-
nommen (vgl. Abb. 1):
- Eine Kapabilität definiert die prinzipielle
Fähigkeit, eine bestimmte Aktivität in ei-
ner Zone durchführen zu können.
- Demgegenüber stellt eine Aktion die Be-
nutzung einer (vorher definierten) Kapa-
bilität in Raum und Zeit dar.
Dieser Unterschied ist in der nachfolgenden
Definition der Methode von großer Wichtig-
keit: Kapabilitäten sind mögliche Aktivitäten,
diese werden vom Architekten bzw. Funk-
tionsplaner den einzelnen Zonen des archi-
tektonischen Schemas zugewiesen und somit
verortet. Aktionen beschreiben die hernach
gehende Benutzung der vorhandenen Kapabi-
litäten durch einen Prozess. Dieser wird
nicht zwangsweise nur von architektonischer
Seite, sondern auch von Betriebswirtschaft-
lern sowie Prozessplanern aufgestellt.
Ein wichtiger Unterschied von Kapabilitäten
zu Funktionen ergibt sich durch die Art ihrer
Definition: Funktionen stehen für eine Viel-
zahl an möglichen Aktivitäten, sind somit wie
in der Problemstellung angeführt nicht auf
Ebene der Prozesse zu sehen. Demgegen-
über steht eine Kapabilität für die Fähigkeit
einer Zone, genau eine benannte Aktivität im
umgrenzenden Raum ausführen zu können.
Raum
Prozessbenutzt
Untersuchung (Aktion)
untersuchen (Kapabilität)
definierende Zone
1 Schärfung des Funktionsbegriffs: In der Funktionsplanung wer-
den räumliche Zonen mit Möglichkeiten, eine bestimmte Akti-
vität auszuführen, versehen (Kapabilitäten). Diese werden
dann durch den Prozess benutzt (Aktionen). Im Unterschied
zu Funktionen, welche stets für mehrere mögliche Aktivitäten
stehen, sind Kapabilitäten auf selber Ebene mit Aktivitäten
definiert und nicht weiter teilbar.1
Die Benutzung einer Kapabilität durch eine
oder mehrere Aktionen des Prozesses findet
somit auf derselben semantischen Ebene
statt, der Ebene der Aktivitäten. Das Denken
auf (Einzel-)Aktivitätsniveau kann für Funk-
tionsplaner aber ungewohnt erscheinen, es
ist weiters nicht davon auszugehen, dass das
Planungsfeld sich vom Funktionsdenken lösen
wird. Dies ist für die Anwendung der Metho-
de auch nicht notwendig, es kann von Funk-
tionen auf die darunterliegenden Kapabilitä-
ten geschlossen werden:
- Eine Funktion steht für eine Vielzahl an
Aktivitäten, eine Kapabilität nur für eine.
- Demzufolge kann jede Funktion als Men-
ge von Kapabilitäten geschrieben werden
(Abb. 2).
- Funktionen sind nicht disjunkt, eine Ka-
pabilität kann in mehreren Funktionen
vorkommen. Eine Kapabilität selber ist
jedoch immer atomar (d.h. sie ist nicht
weiter zerlegbar).
Die Abbildung von Funktion zu Kapabilitäten
kann mittels einer Datenbank erfolgen, wo-
bei deren Befüllung einen vorab zu tätigen-
den Schritt darstellt. Dazu wird von einer
Sammlung typischer Krankenhausprozesse
ausgegangen, wie sie typischerweise durch
Vorprojekte vorliegt. Die Einzelaktivitäten
der Prozesse werden als Kapabilitäten
eingegeben, wobei darauf zu achten ist, dass
Synonyme (z.B. belegen, akquirieren) immer
auf denselben Eintrag in der Datenbank ver-
weisen. Die Kapabilitäten werden dann zu
Funktionen zusammengefasst, wobei das
hierfür notwendige Fachwissen sich wieder
aus der Beschäftigung mit vorhergehenden
Projekten ergibt.
Begründung von Funktionen durch
Prozesse
The functionalist notion of function [...] was
instrumental in creating an impression [...]
that functionalism represented and safe-
guarded the user's interests in the course of
the design process. In the reality of our day-
to-day world, how-ever, [...] the functionalist
notion of function operated as a carte blan-
che: having been empty, the notion of func-
tion made the architects and designers free
to define it in ways that always legitimized
their own aesthetic priorities.
Jan Michl[1],
Oslo School of Architecture
Der Architekturtheoretiker Jan Michl spricht
im dargelegten Zitat von der mangelnden
Begründbarkeit von Funktionen. Diese seien
nicht das Ergebnis einer Analyse der (vom
Kunden gestellten) Anforderungen, sondern
vielmehr Ausdruck seiner eigenen Vorstel-
lung vom Gebäude.
Im Krankenhaus liegen die betrieblichen An-
forderungen als Prozesse vor. Eine Begrün-
dung einzelner Funktionen durch die sie be-
nutzenden Prozesse scheint somit nahelie-
gend. Insbesondere sollen damit folgende
Probleme zwischen funktionaler und pro-
zesshafter Sicht gelöst werden:
- Funktionen, welche in keinem Prozess
verwendet werden, sind überflüssig oder
nicht durch einen Prozess zu begründen.
Es liegt ein Effizienzproblem vor (zu viele
Funktionen).
- Aktivitäten, die keiner Funktion zuorden-
bar sind, können nicht ausgeführt wer-
den. Es liegt ein Vollständigkeitsproblem
vor (zu wenige Funktionen oder keine
Zuordnung zu Funktion getroffen).
Beide Probleme betreffen die Konsistenz
zwischen dem Funktions- und dem Prozess-
modell. Ein konsistenter Stand ist dann er-
reicht, wenn weder zu viele noch zu wenige
Funktionen für die geplanten Prozesse spezi-
fiziert wurden.
In der vorliegenden Methode wurde der Be-
griff der Funktion durch die Kapabilität, die
Aktivitäten durch Aktionen ersetzt. Durch
die Definition von Aktion und Kapabilität auf
selber semantischer Ebene kann ein automa-
tisierter Konsistenzcheck leicht durchgeführt
werden:
- Kapabilitäten können als ungenutzt ge-
kennzeichnet werden, wenn sie von
keiner Aktion referenziert werden.
- Aktionen können als unzureichend spezifi-
ziert gekennzeichnet werden, wenn sie
keine Kapabilität referenzieren.
Ein somit beschränktes Funktionsmodell
bietet den Vorteil, dass es jederzeit durch
die aufrufenden Prozesse begründet werden
kann.
Erweiterung des architektonischen
Schemas
Ein Schema (auch „schematisches Diagramm“
oder „Raumskizze“ genannt) ist eine Darstel-
lungsmethode, welche besonders in den frü-
hen Phasen der Planung zu finden ist und
folgende Teile visualisiert:
- Räumliche Zonen werden mitsamt ihrer
beinhalteten Funktionen als Rechteck
dargestellt (Abb. 3a). Die Größe eines
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 17Lösung
Rechtecks muss dabei nicht maßstäblich
gemeint sein, wichtig ist vielmehr seine
relative Position in Bezug auf alle anderen
Zonen. Das Schema ist nicht als räumli-
cher Entwurf zu sehen, die schlussend-
liche Form der einzelnen Räume wird
erst später (in der Phase der Formfin-
dung, welche im Zuge der Dissertation
nicht behandelt wird) festgelegt.
- Die Erschließungsachsen werden als Linie
eingezeichnet. Dabei ist zumindest die
Angabe der Haupterschließung (Magi-
strale) üblich, Nebenerschließungen
werden überlappend zur Haupterschlie-
ßung angegeben.
- Festgelegte Zugänge und Schwellen wer-
den als Dreieck, das ins Rauminnere
zeigt, angeführt.
ABLEITUNGSSCHRITT 1.
Funktionen werden zu Kapabilitäten
umformuliert. Dies kann entweder manuell
oder mit Unterstützung durch die zuvor
beschriebene Datenbank passieren. Ergebnis
ist ein wie in Abb. 3b angeführte Schema.
ABLEITUNGSSCHRITT 2.
Prozesse werden als geordnete Folge von
Aktionen, welche als Punkte in eine Zone ein-
geschrieben sind, eingeführt (vgl. Abb. 4).
Dabei darf der Prozess die Zonengrenzen
nicht überschreiten, es ist daher noch kein
bereichsübergreifender Prozess in dieser
Diagrammart möglich. Diese Einschränkung
wird im nächsten Ableitungsschritt
aufgehoben. Aktionen besitzen in der sie
beinhaltenden Zone eine räumliche Position.
Kapabilitäten sind hingegen in der gesamten
Fläche der sie definierenden Zone gültig.
Jede der Aktionen referenziert eine oder
mehrere Kapabilitäten. Die somit entstehen-
de Bindung ist für den im Vorfeld beschriebe-
OP-Trakt
einschleusen
umbetten
einleiten
warten
operieren
überwachen
Notaufnahme
administrieren
dokumentieren
untersuchen
warten
Kapabilität
OP-Trakt
Schleuse
Vorbereitung
Operation
Aufwachen
Notaufnahme
Leitstelle
Unters./Beh.
Warten
Zone
Funktion
Erschließungslinie
Zugang
3a b
2 Beispiel für die Abbildung von Funktionen (Spal-
ten) auf Kapabilitäten (Zeilen): Kapabilitäten ste-
hen für genau eine mögliche Aktivität, Funktio-
nen für mehrere. Funktionen sind zudem nicht
disjunkt, sondern können sich einige ihrer zu-
grundeliegenden Kapabilitäten teilen.
nen Konsistenzcheck wichtig.
ABLEITUNGSSCHRITT 3.
Es wird eine Hierarchisierung der Visuali-
sierung vorgenommen. Die im Vorschritt
eingeführte Einschränkung, dass jeder Pro-
zess vollständig innerhalb der Grenzen einer
Zone definiert sein muss, diente der Einfüh-
rung einer Maßstabsebene, auf der alle bein-
halteten Aktionen definiert sein müssen. Ist
das Schema folglich auf Ebene der Funktions-
bereiche definiert, so liegt hiermit auch der
Prozess auf dieser Ebene vor. Mittels Einfüh-
rung von Sub-Zonen, welche vollständig in
einer Zone beinhaltet sein müssen, können
nunmehr Prozesse auf verschiedenen Ebenen
modelliert werden. Die somit erhaltene Hie-
rarchie der Zonen (Funktionsbereiche, Fun-
ktionsgruppen, Funktionen) bildet von der
Datenstruktur her einen Baum (vgl. Abb. 5a).
Ein Aufrufen eines Prozesses in einer Sub-
Zone durch einen Prozess auf höherer Ebene
(Subprozess-Aufruf) ist dabei noch nicht mö-
glich, dies wird im nächsten Ableitungs-
schritt ermöglicht. Hingegen schon möglich
ist nunmehr das wahlweise Visualisieren von
Zonen auf einer Hierarchiestufe (z.B. nur Fun-
ktionsbereiche, vgl. Abb. 5b). Dabei werden
alle hierarchisch darunterliegenden Zonen
und Prozesse ausgeblendet, es kann rein auf
den gewünschten Maßstab fokussiert wer-
den. Zusätzlich können Prozesse ein- und
ausgeblendet werden, um eine visuelle Über-
frachtung zu vermeiden.
ABLEITUNGSSCHRITT 4.
Zur Einführung von Subprozessaufrufen wird
in zwei Schritten vorgegangen. Als erstes
wird eine Vererbung von Kapabilitäten in der
folgenden Form ein-geführt:
- Alle Kapabilitäten einer Sub-Zone verer-
ben sich in der Hierarchie nach oben hin
3a Architektonisches Schema, welches seine Zonen mit eingeschriebenen Funktionen darstellt. Des Weiteren sind die Erschließung in Form einer Erschließungslinie
sowie Zugängen zu Zonen sichtbar. Jede Zone hat einen Namen sowie eine Begrenzung, die nicht maßstäblich zu verstehen ist sondern ihre relative Größe und
Positionierung im Vergleich mit allen anderen Zonen sowie der Erschließung angibt.
3b Schema nach Transformation der Funktionen in Kapabilitäten. Ein Teil der dabei verwendeten Abbildung ist in Abb. 2 wiedergegeben. Von den möglichen Aktivi-
täten her überschneiden sich die zwei Zonen "OP-Trakt" und "Notaufnahme" in der Kapabilität "warten".
einschleusen
umbetten
einleiten
warten
operieren
überwachen
Schleuse
2
Vorbereitung
Operation
Aufwachen
Warten
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 18Lösung
zu allen Elternzonen (Abb. 6a).
- Jeder Prozess generiert eine Kapabilität
selben Namens, welche ebenso vererbt
wird.
Die so beschriebene Vererbung ist umgangs-
sprachlich mit folgendem Beispiel erläuter-
bar: Ist in einer Sub-Zone „Unfallambulanz“
des Krankenhauses die Kapabilität „untersu-
chen“ definiert, so kann auch über das ge-
samte Krankenhaus gesagt werden, dass dort
„untersucht“ werden kann. Bei der Benut-
zung einer solchermaßen vererbten Kapabi-
lität ist eine Aktion aber auf den Bereich der
definierenden Zone eingeschränkt, oder wie-
der umgangssprachlich: Zwar bietet das
Krankenhaus die Möglichkeit, sich „untersu-
chen“ zu lassen, um diese in Anspruch zu
nehmen muss man aber in die Unfallambu-
lanz gehen. Formal besteht somit der zweite
Schritt der Ableitung in folgender Regel:
- Eine Kapabilität kann von einer Aktion
genau dann benutzt werden, wenn die
Position der Aktion innerhalb der Fläche
der Zone, welche die Kapabilität defini-
ert, liegt.
Als Folge dieses Ableitungsschrittes lassen
sich übergeordnete Prozesse definieren, wel-
che auf Prozesse in Sub-Zonen zugreifen
(Abb. 6b). Ergebnis ist die räumliche Struktu-
rierung des Prozessmodells, wobei sich Pro-
zesse auf verschiedenen Hierarchieebenen
(gleichzusetzen mit dem Maßstab des Sche-
mas) fokussieren lassen.
ABLEITUNGSSCHRITT 5.
Zur Einführung von Wegführungen werden
die Aktionen eines Prozesses entsprechend
ihrer Folge im Prozess durch gerichtete We-
ge verbunden. In der Folge wird ein Verfeine-
rungsalgorithmus für jede der zwischen zwei
Aktionen befindlichen Wege angewendet.
Dieser bedient sich der im Schema vorliegen-
den Information zu Erschließung und Zugä-
ngen, mit dem Ziel, den Weg von der Quell-
aktion A zur Zielaktion B über alle dazwi-
schen befindlichen Zugänge und Erschließun-
gsachsen zu führen:
1. Vorab wird die erste gemeinsame El-
ternzone von A und B im Hierarchie-
baum betrachtet. Enthält dieser keine
Erschließung, so wird eine direkte Ver-
bindung zwischen A und B gezeichnet
und der Algorithmus geht direkt zu
Schritt 7 (Trivialfall, siehe Abb. 7a).
2. Ansonsten wird die Erschließung als
Graph umgeformt, wobei alle End-
punkte der Erschließungslinien sowie
deren Kreuzungspunkte als Knoten an-
gesehen werden (Abb. 7b).
3. Der nächste Schritt verschneidet die
Position der Aktionen A und B in fol-
gender Art mit dem Zirkulationsgraph:
Liegt die betrachtete Aktion auf einer
Erschließungsachse, so wird ihre Posi-
tion zusätzlich in den Graphen aufge-
nommen. Ansonsten wird für jede
Kapabilitäten
von OP-Trakt
wohnküche
1
kochen
essen2
3 4
abwaschen
zu-
bereiten
operieren
überwachen
einleiten
warten
einschleusen
umbetten
wohnkücheOperation
durchführen
Aufwachen
Patient
einschleusen
Operation durchführen
Vorbereiten
administrieren
dokumentieren
untersuchen
warten
Notaufnahme
1
2
3 4
benutzt
benutzt
benutzt
benutzt
4 Prozesse sind geordnete Folgen von Aktionen einer Zone. Jede Aktion hat eine eindeutige Position
innerhalb der Begrenzung der Zone und benutzt eine oder mehrere Kapabilitäten der Zone. Die sich
somit ergebende Bindung von Aktion an Kapabilität vereint das Prozessmodell mit dem funktionalen
Modell.
4
Ambulanter Bereich
Rettungpat. anliefern
pat. verlegen
warten
eingangsbereichinformation holen standeswesen
stat. aufnehmen termin abfragen
verrechnen zufahrtskontrolle
transport bestellen
postwurf/abholung
Akutbereich
OP-Traktoperieren
überwachen
einleiten
warten
einscheusen
umbetten
Notaufn.
administrieren
dokumentieren
untersuchen
warten
OP-Trakt:
Stationärer Bereich
5a Hierarchisiertes Schema ent-
sprechend dem Frühstand ei-
ner Planung. Sichtbar sind die
strikt ineinander geschachtel-
ten Zonen sowie die nicht-
hierarchische Erschließung.
Diese erstreckt sich über alle
Hierarchiestufen.
5b Fokussierung auf eine Maß-
stabsebene innerhalb der
erzeugten Hierarchie. Werden
alle Zonen mit selber Semantik
modelliert (z.B. Ebene 0: Kran-
kenhaus, Ebene1: Funktions-
bereiche, Ebene 2: Funktions-
gruppen), so kann der Detail-
grad wahlweise auf eine dieser
Ebenen fokussieren, indem alle
anderen Ebenen ausgeblendet
oder als inaktiv gezeigt werden.
Notaufnahme
Eingang Rettung
Stationärer
Bereich
Krankenhaus
Ambulanter
Bereich
Akut-
bereich
OP-Trakt
Ambulanter Bereich
Akutbereich
Stationärer Bereich
Rettungpat. anliefern
pat. verlegen
warten
eingangsbereichinformation holen standeswesen
stat. aufnehmen termin abfragen
verrechnen zufahrtskontrolle
transport bestellen
postwurf/abholung
Maßstabsebene
5a
5b
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 19Lösung
Erschließungsachse eine axiale Ver-
schneidung mit der Position der Aktion
durchgeführt und die sich ergebenden
Punkte in den Erschließungsgraphen
aufgenommen (Abb. 8a).
4. Im nächsten Schritt werden die zu A
und B nächsten Punkte im Graphen
gesucht. Diese bilden den Ein- und Aus-
trittspunkt des Weges aus der Erschlie-
ßung (Abb. 8b).
5. Für die Bestimmung des kürzesten Pfa-
des zwischen Eintritts- und Austritts-
punkt des Erschließungsgraphen wird
ein entsprechender Suchalgorithmus
(z.B. von Dijkstra) verwendet. Der
Graph muss hierzu kantengewichtet
sein, sprich: die Distanz zwischen je
zwei Knoten des Erschließungsgraphen
muss berechnet werden.
6. Im Fall dass eine Aktion nicht auf der
Erschließung liegt, muss der gefundene
Pfad auf der Erschließung mit dieser
verbunden werden. Das Zwischener-
gebnis ist eine Wegführung über die Er-
schließung (Abb. 8c). Diese wird im
nächsten Schritt noch weiter detailliert,
um Wege auch über die Zugänge zu
führen.
7. Jedes Teilstück (Segment) eines Weges
wird durchgegangen und mit den Be-
grenzungen aller anderen Zonen ge-
schnitten. Die Begrenzung wird dabei
nicht als Rechteck, sondern als vier Be-
grenzungslinien (in Norden, Süden,
Westen und Osten der Zone) angese-
hen. Schneidet eine Begrenzungslinie
das aktuell betrachtete Segment, wird
der Schnittpunkt auf den nächsten Zu-
gang auf dieser Begrenzungslinie (falls
existent) verschoben. Das Resultat ist
eine Liste an Schnittpunkten zwischen
dem Anfang und dem Ende eines Seg-
ments.
8. Diese Liste der Schnittpunkte wird
nach Distanz zum Anfangspunkt des
Segments sortiert. Das Segment wird
daraufhin neu aufgebaut: Der Anfangs-
punkt wird dabei mit dem ersten
Schnittpunkt der Liste verbunden, die-
ser mit dem nächsten, solange bis alle
Schnittpunkte der Liste abgearbeitet
sind. Der letze Schnittpunkt wird mit
dem Endpunkt des Segments verbun-
den.
9. Die resultierende Wegführung geht so-
wohl über die Erschließung wie auch
über alle dazwischenliegenden Zugänge
(Abb. 8d).
ABLEITUNGSSCHRITT 6. Der nunmehr errei-
chte Zwischenstand in der Visualisierung
ermöglicht die Vereinte Darstellung von
Geschäftsprozessen und daraus berechneten
Wegführungen im architektonischen Sche-
ma. Die von Geschäftsprozessen geforderten
Kontrollstrukturen stellen sich als eigene
Notaufnahme
Rettung
Stationärer
Bereich
Krankenhaus
Ambulanter
Bereich
Ambulanter Bereich
Akutbereichoperieren
überwachen
einleiten
warten
einscheusen
umbetten
operation durchführen
administrieren
dokumentieren
untersuchen
warten
Stationärer Bereich
Maßstabsebene
Rettungpat. anliefern
pat. verlegen
warten
eingangsbereichinformation holen standeswesen
stat. aufnehmen termin abfragen
verrechnen zufahrtskontrolle
transport bestellen
postwurf/abholung
OP-Trakt
Akut-
bereich Eingang
Richtung der Vererbung
Legende
6a
geerbt von
OP-Trakt
geerbt von
Notaufn.
Kapabilität aus
Prozess
Ambulanter Bereich
Rettungpat. anliefern
pat. verlegen
warten
eingangsbereichinformation holen standeswesen
stat. aufnehmen termin abfragen
verrechnen zufahrtskontrolle
transport bestellen
postwurf/abholung
Stationärer Bereich
6b
Notoperation
Akutbereich:
Not-OP
ist notwendig1
2
Kapabilitäten
von Akutbereich
operieren
überwachen
einleiten
warten
einschleusen
umbetten
operation durchführen
administrieren
dokumentieren
untersuchen
warten
benutzt
benutzt
Notoperation
1
2
Notoperation
1
2
keine
Erschließung
7a b
6a Vererbung von Kapabilitäten in der Hierarchie der Zonen von unten nach oben. Die Zone "Akutbe-
reich" erbt alle Kapabilitäten der Sub-Zonen "OP-Trakt" sowie "Notaufnahme". Prozesse induzieren
eine eigene Kapabilität selben Namens (z.B. "operation durchführen"), welche ebenso nach oben hin
vererbt werden.
6b Zonenübergreifende Prozesse bedienen sich den vererbten Kapabilitäten. Eine Benutzung einer verer-
bten Kapabilität ist nur in der sie definierenden Zone (im Beispiel strichliert dargestellt) erlaubt.
7a Trivialfall für Wegführungen: Enthält die Elternzone der zu verbindenden Aktionen keine Erschlie-
ßung, so werden diese direkt verbunden. Im Beispiel wurden die Beschriftungen der Aktionen
absichtlich ausgelassen.
7b Formulierung der Erschließungslinien als Graph. Zwecks Einfachheit des Beispiels wurden die
übrigen Erschließungen weggelassen, diese werden auf dieselbe Art behandelt wie die hier gezeigte.
Erschließung
als Graph
OP
durchführen
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 20Lösung
Arten von Aktionen dar, die in der Visualisi-
erung mittels der in Flowcharts bekannten
Formen dargestellt werden (Abb. 8e):
- Arbeitsschritte werden als Rechteck
visualisiert. Benutzen diese Kapabilitäten
von darunterliegenden Zonen, wird statt-
dessen das Symbol für einen Subprozess-
aufruf verwendet.
- Entscheidungen werden als Diamant
visualisiert. Die Spezifikation einer Kapa-
bilität ist in diesem Fall nicht erforderlich,
da Entscheidungen im Arbeitsprozess
auch von externen Faktoren (z.B. „Ist es
Mo-Fr., 08:00-12:00?“) abhängen können.
- Ereignisknoten werden als abgerundetes
Rechteck dargestellt, ein Verweis auf die
benutzen Kapabilitäten ist wieder nicht
erforderlich.
Zusätzlich zu Symbolen aus dem Bereich der
Flowcharts kann auch eine ikonische Dar-
stellung der Aktivitäten[1,2,3,4] vorgenommen
werden (Abb. 8f). Weiters können vordefi-
nierte Symbolsprachen zur vereinfachten
Kommunikation von Aktivitäten dienen, wo-
bei diese im Kontext des Krankenhauses
nicht so wie beispielsweise im Fall eines Flug-
hafens formalisiert sind. Neben der grafi-
schen Form der Aktionen besteht auch häu-
fig die Anforderung, etwaige Zusatzinforma-
tionen (z.B. Dauer, Kosten einer Aktion) mit
in den betreffenden Knoten aufzunehmen.
Von einer diesbezüglichen Spezifikation der
von Geschäftsprozessen verwendeten
Metadaten auf Prozessknoten wird jedoch
Zwecks Fokussierung auf die Visualisierung
abgesehen.
ABLEITUNGSSCHRITT 7.
Der anfangs erwähnte Konsistenzcheck zwi-
schen Aktionen und Kapabilitäten wird im
vorerst letzten Ableitungsschritt zur Visuali-
sierung von Warnungen verwendet. Dazu
werden Warnsymbole neben Aktionen, wel-
che über keine Referenz zu einer Kapabilität,
sowie neben Kapabilitäten ohne Verwendung
durch eine Aktion, angezeigt (Abb. 8g). Wei-
ters kann die Anzeige solcher Warnungen
auch konsolidiert (z.B. mittels einer Tabelle
samt „gehe zu…“ Schaltfläche) erfolgen, um
so schnell zur betreffenden Stelle im Modell
zu gelangen.
NAMENSGEBUNG DER METHODE
NACH ERFOLGTER ABLEITUNG DES SCHEMAS
Die bis dato spezifizierte Methode stellt eine
merkliche Erweiterung zum architektoni-
schen Schema dar. Aus diesem Grund wird
sie im Folgenden als „schematisches
System“ benannt, um sie von der ursprüng-
lichen Diagrammart zu unterscheiden. Der
Terminus „System“ bezieht sich auf die ein-
geführte Hierarchie von Zonen, das Adjektiv
„schematisch“ verweist auf seine Ursprünge.
8a Im Zuge der Berechnung der Wegfindung werden die Aktionen axial mit den Erschließungslinien ver-
schnitten. Die sich ergebenden Punkte werden in den Erschließungsgraphen mit aufgenommen.
8b Die Punkte im Erschließungsgraphen mit kürzester Distanz zu den Aktionen bilden die Ein- bzw.
Austrittspunkte in die Erschließung.
8c Der Weg in der Erschließung wird mittels eines Graphenalgorithmus zur Findung der kürzesten Distanz
zwischen Eintritts- und Austrittpunkt des Erschließungsgraphen berechnet. Der sich ergebende Pfad
wird, im Falle dass sich die Aktionen nicht auf der Erschließung befinden, mit diesen verbunden. Die nun
vorliegende Wegführung geht über die Erschließung. Dieser muss im nächsten Schritt so verfeinert
werden, dass jeder Abschnitt des Weges (Segment) auch über allenfalls existierende Zugänge geht.
8d Für jedes Segment wird ein Verfeinerungsalgorithmus angewandt, welcher das Segment mit den
Begrenzungslinien (im Norden, Süden, Westen und Osten der Zone) schneidet. Der Schnittpunkt wird
auf den zum Startpunkt des Segments nächsten Zugang verschoben. Alle Schnittpunkt werden anschlie-
ßend nach Distanz zum Startpunkt des Segments gereiht, das Segment wird als (Startpunkt, Schnitt-
punkt1,..., Schnittpunktn, Endpunkt) neu aufgebaut. Damit ergibt sich die fertige Wegführung, welche
sowohl auf die Erschließung wie auch auf Zugänge Rücksicht nimmt.
8e Anstatt der bisher verwendeten Darstellung für Aktionen werden die Symbole der Flowchart-Darstel-
lung verwendet. Die hier sichtbaren Aktionen stehen für einen Ereignisknoten sowie einen Subprozess-
aufruf.
8f Anstatt der Flowchart-Darstellung können für Aktionen ebenso gut ikonische Darstellungen verwendet
werden. Diese müssen jedoch zum Teil selbst entwickelt werden, da es nach wie vor keine standar-
disierte Symbolsprache für den Bereich des Krankenhauses gibt.
8g Die Visualisierung der Warnungen, die der Konsistenzcheck zwischen Aktionen und Kapabilitäten
aufwirft, wird als Dekoration neben Aktionen und Kapabilitäten angezeigt.
8a b
Notoperation
1
2
axial mit Aktion
geschnittenen
Notoperation
1
2Austritt aus
Erschließung
Eintritt in
Erschließung
c d
Notoperation
2
Notoperation
W
N
O
S
W
N
O
S
2
1Segment 1
Begrenzungs-
linie
Notoperation
OP
durchf.
Not-OP
ist notw.
2
1
e
f
g
OP
durchf.
2 operieren
2
OP
durchf.
Not-OP
ist notw.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 21Lösung
Prozesssimulation
Das visuelle Durchspielen von Prozessen in
schematischen Systemen greift auf eine da-
runterliegende Simulation (vgl. Abb. 9) zu,
welche für folgende Aufgaben verantwortlich
ist:
- Die Berechnung der Bewegungen von
Material und Personen entlang der Weg-
führungen.
- Die Interaktion mit Funktionen (Res-
sourcen), welche im Prozess reserviert
werden können.
- Eine Aufzeichnung der Weglängen von
Prozessen sowie der zeitlich abhängigen
Nutzung von Funktionen.
Basis für die verwendete Simulation ist ein
hybrider Ansatz aus agentenbasierter Simu-
lation, ereignisorientierter Simulation und
Geschäftsprozesssimulation. Kernstück ist
ein Scheduler, welcher im Sekundentakt die
oben erwähnten Aufgaben berechnet. Für
jeden Prozess wird eine Startbedingung in
eine Bedingungsliste eingetragen. Bedingun-
gen können sich auf die Simulationszeit, auf
das Eintreten von Ereignissen oder auf Kom-
binationen von beiden beziehen. Diese Be-
dingungen werden in jedem Zeitschritt über-
prüft. Stellt der Scheduler fest, dass eine
Startbedingung erfüllt ist, so wird diese aus
der Bedingungsliste entfernt und der zugehö-
rige Prozess gestartet. Dabei wird ein Agent
auf die erste Aktion gesetzt. Beim Betreten
von Aktionen wird eine zugehörige Aktions-
routine ausgeführt. Dies ist ein Programm,
das den Agenten entweder zum Verlassen
der Aktion über eine benannte Kante
auffordert, Ressourcen für den Agenten
reserviert oder freigibt, den Scheduler über
das Eintreten eines Ereignisses informiert
oder den Agent auf das Eintreten eines Er-
eignisses warten lässt. In letzterem Fall wird
eine Wartebedingung in die zuvor beschriebe-
ne Bedingungsliste eingefügt. Ist diese erfüllt,
so wird mit der Aktionsroutine fortgefahren.
Der Agent spielt die Rolle des Zeigers auf
den aktiven Knoten eines gestarteten Pro-
zesses. Er wird weiters dazu herangezogen,
die Bewegung von einer Aktion zur nächsten
durchzuführen und bedient sich dazu der da-
zwischen verlaufenden Wegführung. Zu-
sammengefasst ist damit der Simulationsalgo-
rithmus, den der Scheduler für jeden Zeit-
schritt ausführt, wie folgt spezifiziert:
1. Alle nicht wartenden Agenten werden
aufgefordert sich zu bewegen. Im Fall,
dass ein Agent dabei seine Zielaktion
erreicht, wird deren Aktionsroutine
ausgeführt.
2. Alle Wartebedingungen von Agenten
werden überprüft, die Agenten bei
denen die Wartebedingung erfüllt ist
werden aktiv gesetzt.
3. Alle Startbedingungen von Prozessen
werden überprüft, für jede zutreffende
Bedingung wird ein Prozess gestartet,
indem ein Agent auf dessen Startaktion
gesetzt wird und deren Aktionsroutine
ausgeführt wird.
4. Alle aufgetretenen Ereignisse werden
gelöscht.
5. Die Simulationsuhr wird um eine
Sekunde vorgestellt und ein Zeiterei-
gnis ausgegeben.
6. Sind noch Agenten im Umlauf oder gibt
es noch Startbedingungen, beginnt der
Simulationsalgorithmus von vorne. An-
sonsten endet die Simulation.
Die in den Aktionsroutinen ausführbaren
Anweisungen bedürfen noch einer genaueren
Betrachtung. Möglich ist im simpelsten Fall
das Verlassen der Aktion über eine Kante
(Continue). Im Fall, dass eine Ressource
belegt werden soll, muss vorab sichergestellt
wer-den, dass diese frei ist (Resource-Free).
Dies ist genau dann der Fall, wenn die Anzahl
an belegten Plätzen der Ressource kleiner ist
als deren Kapazität. Ist dies nicht der Fall, so
kann der Agent eine Warteschlange betreten
(Enter-Queue) und auf das Freiwerden der
Ressource warten (Resume-When Ressource-
Freed). Beim Warten ist die zusätzliche An-
gabe eines Countdowns möglich (Resume-
When Ressource-Freed Or Time-Reached),
somit kann z.B. ein Ausscheren aus einer
Warteschlange nach einer bestimmten Zeit
(Leave-Queue) modelliert werden.
Im Krankenhaus ist das Warten auf mehrere
Ressourcen üblich (z.B. warten auf Sitzplatz
oder Untersuchungsraum). Das Freiwerden
einer der Ressourcen hat auch ein Verlassen
der anderen Warteschlange zur Folge. Der
Agent kann dabei fragen, ob er eine Res-
source belegt hat, und diese allenfalls zurück-
geben (If Have-Reserved Then Release-
Resource Else Leave-Queue). Weiters ist es für
den Agenten auch möglich, nachzufragen ob
er gerade in einer Warteschlange steht (In-
Queue). Einen Sonderfall stellt das Unterbre-
chen eines Prozesses durch einen anderen
Prozess dar (Interrupt), dies wird im Fall von
Notfallprozessen benötigt, wenn ein Agent
höherer Priorität einen Untersuchungsplatz
benötigt, der gerade durch einen Agenten
niederer Priorität belegt ist.
Zusätzlich zur Simulation der Bewegungen
sowie der Ressourcenbelegungen werden die
Weglängen der einzelnen Agenten aufgenom-
men. Die Weglänge ist dabei nicht aus den
Wegführungen zu errechnen, weil die
Berechnung des Weges in der Kontrolle des
Agenten ist und z.B. auch Algorithmen aus
dem Bereich der Personenströme[5,6,7] ver-
wenden könnte, anstatt sich nur der Weg-
führung zu bedienen.
Ein weiteres Augenmerk verdient der Me-
chanismus für Subprozessaufrufe innerhalb
der Simulation. Im Fall eines Subprozesses
wird der Prozess nicht vom Scheduler, son-
dern mit Eintreten eines Agenten in eine
Aktion, die die Kapabilität aus einem darun-
terliegenden Prozess referenziert, gestartet.
Da aber eine Aktion mehrere Kapabilitäten
referenzieren kann, welche alle Subprozesse
sind, ist für die Simulation nicht klar, welcher
der betreffenden Prozesse zu starten ist. Aus
diesem Grund sind die Subprozesse in der
Aktionsroutine explizit zu starten (Call-
Process), dadurch wird der Agent auf den
Startknoten des Subprozesses gesetzt und
dieser aktiviert. Beim Beenden des Prozesses
muss der Agent wieder auf den aufrufenden
Prozess gesetzt werden, so dass die Verar-
beitung dort weitergehen kann. Auch dies ist
ein Grund, warum Weglängen nicht automa-
tisch errechnet werden – es kann zu einer
wahl-weisen Ausführung von Subprozessen
mit jeweils anderem Wegverlauf kommen.
Die Ressourcenauslastung wird nach jedem
Zeitschritt berechnet. Üblich ist die Angabe
der Belegung in Prozent der Simulationszeit,
Kennzeichnung von Auslastungsspitzen sowie
grafische Warnungen[8] hinsichtlich der Bil-
dung von Warteschlangen. Für die Analyse
ist ein einziger Simulationsdurchlauf bei hin-
reichender Komplexität des Modells nicht
sinnvoll, es kann zu Variationen in den Aus-
sagen kommen, die aus einer gleichzeitigen
Belegung von Ressourcen durch mehrere
Prozesse resultieren. Daher ist immer von
einer Vielzahl an Simulationsdurchläufe
auszugehen, welche als Experiment bezei-
chnet werden.
Optionale Erweiterungen für
Schematische Systeme
OPTIONALER ABLEITUNGSSCHRITT 8.
Zusätzlich zu der in der Kernmethode be-
schriebenen zweidimensionalen Lösung ist
eine optionale Erweiterung nach 3D möglich.
Die ausschlaggebende Problemstellung, die
damit gelöst werden soll, ergibt sich durch
folgende Unzulänglichkeiten in der planaren
Darstellung:
- Erschließungsachsen können in der zwei-
dimensionalen Lösung nur als Horizontal-
erschließung eingezeichnet werden.
- Ist das zusätzliche Einzeichnen von Verti-
kalerschließungen gewünscht, so ist da-
zu eine dreidimensionale Visualisierung
(vgl. Abb. 10) notwendig.
In einer dreidimensionalen Lösung sind zu-
sätzliche Sichtbarkeitsprobleme, die sich aus
der Verdeckung der einzelnen Systeme erge-
ben, zu lösen. Diesbezüglich sind eine Viel-
zahl an Möglichkeiten der Explosions- sowie
Schnittdarstellungen möglich, für Aufstellung
samt Vergleich der Vor- und Nachteile wird
auf die Literatur[9] verwiesen.
OPTIONALER ABLEITUNGSSCHRITT 9.
Alle Erschließungsachsen sind in der Kern-
methode gleich prominent. Es gibt es aber
einen semantischen Unterschied zwischen
einer Haupterschließung (Magistrale) und
Nebenerschließungen. Die unterschiedliche
Prominenz von Erschließungen kann mittels
der Space Syntax[10][11] von Bill Hillier hervor-
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 22Lösung
gehoben werden. Dabei werden Erschließun-
gen hinsichtlich ihrer Erreichbarkeit darge-
stellt, wobei folgende Schritte zur Berech-
nung derselben erfolgen:
- Die Erschließung muss in Form der sich
überlappenden Linien vorliegen ohne
isolierten Elementen vorliegen.
- Für jede Erschließungslinie wird deren
Linienmittelpunkt genommen und als
Knoten eines Graphen aufgefasst.
- Für jeden Knoten werden Kanten zu
allen anderen Knoten, deren Linie sich
mit der gerade betrachteten kreuzt, mit
in den Graphen aufgenommen. Ergebnis
ist der ungewichtete "Justified Graph".
- Im nächsten Schritt wird für jeden Kno-
ten im Graph eine Berechnung hinsicht-
lich der kürzesten Wege zu allen ander-
en Knoten gemacht. Die Summe der Ent-
fernungen ergibt die Tiefe eines Knotens.
- Diese wird über den ganzen Graph nor-
malisiert und dient entweder zur Fest-
legung der Dicke der zugehörigen Er-
schließungslinie (Abb. 11a) der Zuwei-
sung einer Farbe aus einer Farbskala
(Abb. 11b) oder beidem (Abb. 11c).
Einschränkend ist zu dieser Methode anzu-
merken, dass sie für die äußersten Erschlie-
ßungslinien falsche Resultate ergibt. In der
Praxis wird aus diesem Grund ein gewisses
Intervall um das betrachtete Planungs-
problem mitmodelliert werden müssen. Die
Debatte um die Stabilität der Syntax im Be-
zug auf Änderungen im Winkel von Linien
ist zudem ein seit vielen Jahren[12] diskutier-
tes Feld. Hillier selbst argumentiert damit,
dass etwaige Ungenauigkeiten sich nicht auf
große Netzwerke auswirken würden, aus
diesem Grund ist die Erschließung möglichst
detailliert auszuführen.
Akutbereich
OP-Trakt
Notaufn.
operieren
überwachen
einleiten
...
administration
dokumentieren
untersuchung
...
Akutbereich
Notoperation
2
OP-Trakt
einschleusen
umbetten
einleiten
warten
operieren
überwachen
Notaufnahme
administrieren
dokumentieren
untersuchen
warten
vertikale
Erschließung
horizontale
Erschließung
Notoperation
Agent
00:01:19
Startaktion
Not-OP
ist notwendig
OP
durchführen
2
Bedingungsliste
Startbedingungen
Wartebedingungen
Agenten bewegen,
Aktionsroutinen
ausführen
Prozesse starten
und fortsetzen
Uhr inkrementieren
Scheduler
9
10
9 Prozesssimulation in schematischen Systemen. Kernstück des hybriden Simulationsansatzes ist ein Sche-
duler, welche im Sekundentakt die Bewegungen von Material und Personen sowie die Belegung von
Ressourcen berechnet. Dabei greift dieser auf eine Bedingungsliste zurück, in der Bedingungen zum
starten und fortsetzen von Prozessen stehen, wobei sowohl zeitbasierte wie auch ereignisorientierte
Kriterien zum Einsatz kommen können. Wird ein Prozess gestartet, so erzeugt der Scheduler einen
Agenten und setzt diesen auf die Startaktion des Prozesses. Dieser bedient sich hernach der Wegfüh-
rung, um in jedem Zeitschritt den Weg zwischen den Aktionen zu finden. Erreicht er dabei eine Aktion,
so können unter Anderem Befehle zur Reservierung und Freigabe von Ressourcen ausgeführt werden.
10 Optionale Erweiterung von schematischen Systemen nach 3D, zwecks richtiger Anzeige von vertikalen
Erschließungslinien. Die vorgestellten Konzepte bleiben die gleichen, zusätzlich muss aber in dieser
Darstellungsform auf die Vermeidung von Verdeckungen Rücksicht genommen werden.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 23Lösung
8 Nicole Recchia, "Warning", ISBN: 0-9725636-9-
5, Mark Batty Publisher, New York.
9 Biljana Zaeva, 2009: "Interaktive semiautoma-
tische expressive Architekturvisualisierung für
das Internet", Diplomarbeit, TU Wien.
10 Space Syntax, (abgefr. 17.5. 2008): "Intro-
duction to Space Syntax",
www.spacesyntax.org/introduction/index.asp
11 Wen-Chihe Wang, Hsin-Ju Liao, 2007, "Im-
plementing Space Syntax in an Open Source
GIS", In Proceedings of the 6th International
Space Syntax Symposium, Istanbul.
12 Carlo Ratti, 2004: “Space syntax: some
inconsistencies”, Environment and planning B,
Ausgabe 31, S. 487-499.
Akutbereich
operieren
...
untersuchen
..
OP-Trakt
Notaufnahme
Akutbereich
operieren
...
untersuchen
..
OP-Trakt
Notaufnahme
Literaturverzeichnis
Erweiterung des Architektonischen Schemas
1 Gabriel Wurzer, 2008: "Visualizing the Human
Form for Simulation and Planning", In Procee-
dings of The Fourth International Conference
on "Pedestrian and Evacuation Dynamics",
ISBN: 978-3-642-04503-5, Wuppertal.
2 Internation Standardization Organization, 2007:
"ISO 7001 - Graphical symbols -- Public
information symbols (Norm)".
3 Sigrid Wenzel, Jochen Bernhard, Ulrich Jessen:
2003, "A Taxonomy of Visualization Techniqu-
es for Simulation in Production and Logistics",
In Proceedings of the 40th Winter Simulation
Conference, Miami.
4 Frank Hartmann, Erwin Bauer, 2006: "Otto
Neurath Visualisierungenen", ISBN: 3-7089-
0000-6, WUV Facultas, Wien.
Simulation
5 Victor Blue, Jeffrey Adler, 2000: „Cellular
automata model of emergent collaborative bi-
directional pedestrian dynamics“, InProcee-
dings of Artificial Life VII, Portland.
6 Dirk Helbing, Peter Molnar, 1995: „Social force
model for pedestrian dynamics“, Physical Re-
view E, Folge 51, Nummer 5.
7 Matthias Ausserer, 2009: "Virtual vs. Reality -
Agentensimulation am Beispiel des Café
Kunsthalle Wien", Diplomarbeit, TU Wien.
11a Erschließungdicke gewichtet nach Erreichbarkeit, aus der Space Syntax
Methode nach Bill Hillier[10]. Kern der Methode ist eine Berechnung der
Erreichbarkeit von sich überlappenden Linien ("Axial Lines"), welche als
Wegenetz aufgefasst werden. Die Erreichbarkeit einer Linie ist dabei ge-
geben durch die Summe der Sprünge zu jeder anderen Linie. Methodisch
ist dieser Ansatz auf sehr große Netzwerke (im speziellen: Städte) ausge-
legt, da sich hier etwaige Ungenauigkeiten bezüglich kleinen Änderungen
im Winkel der Linien zueinander nicht so erheblich auswirken wie im
Falle eines dünn aufgespannten Wegenetzes. Trotzdem stellt die Metho-
de einen wertvollen Beitrag zur Bewertung von Wegen nach objektiven
Kriterien dar, weil (wie im gezeigten Beispiel) die Prominenz einer
einzigen Erschließung nicht von deren semantischer Rolle (z.B. Bezei-
chnung als Magistrale) abhängt, sondern aufgrund deren Erschließbarkeit
automatisch errechnet werden kann.
11b Alternative Darstellung des nach Space Syntax analysierten Wegenetzes
mittels einer Farbskala. Zur Verstärkung des räumlichen Eindrucks wur-
den die Hauptwege dunkel angelegt und befinden sich stets unter den Ne-
benwegen.
11c Kombination aus den in 11a und 11b gezeigten Darstellungen.11a
11b
Akutbereich
operieren
...
untersuchen
..
OP-Trakt
Notaufnahme
11c
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 24Lösung
Implementierung
Die Methode wurde in Form von drei Pro-
grammgenerationen implementiert, wobei
jedes der geschriebenen Programme auf ei-
nen anderen Teilaspekt der Prozessvisuali-
sierung fokussiert:
- Die erste Generation (Mark 1) führt eine
Prozessvisualisierung in Form von Aktio-
nen auf einem zweidimensionalen Sche-
ma durch. Ziel ist die Erfassung von Pro-
zessen zwecks Dokumentation.
- Die zweite Generation (Mark 2) hat
eine Hierarchisierung des Schemas, Ver-
erbung von Kapabilitäten sowie Bindung
derselben an Aktionen zum Inhalt. Zu-
sätzlich wird ein Konsistenzcheck ein-
geführt, Prozesse werden je nach Maß-
stab ein- und ausgeblendet sowie wahl-
weise angezeigt. Der Ansatz ist zudem
komplett dreidimensional.
- Die dritte Generation (Mark 3) geht
zurück in die zweite Dimension, es wer-
den Wegführungen und Simulation neu
eingeführt.
Zwecks Darlegung, welche Teile in welcher
Programmgeneration implementiert wurden,
wird eine Funktionsmatrix in Abb. 15 ver-
wendet. Zusätzlich wird jede Programmgene-
ration detailliert dargestellt:
MARK 1: "PROZESSEINGABE" (JAVA).
Naives Ziel der ersten Programmgeneration
(Abb. 12a) war die schnelle Erfassung von
Prozessen zum Zweck des Qualitätsmanage-
ments. Es wurde dabei davon ausgegangen,
dass Prozesse in einem Workshop erfasst
und dokumentiert werden müssen. Um eine
mögliche Einbindung von Gebäudenutzern in
die Erfassung zu ermöglichen, wurde die Pro-
grammoberfläche einfach gehalten:
- Das zugrundeliegende Schema wurde
vorerst als 2D-Geometrie importiert
(kein Schema-Editor).
- Die Prozessknoten wurden mittels Drag-
and-Drop auf das Schema gelegt.
- Jeder Prozessknoten (Aktion) hatte eine
Anzahl an Metadaten, typischerweise
wurden Zeit, Ressourcenverbrauch so-
wie eine Kennzeichnung als "problemati-
scher Prozessschritt" eingegeben (Abb.
12b)
. - Das letztere Kennzeichen wurde bei der
Darstellung einer Aktion berücksichtigt,
es wurde ein Warnsymbol auf dem Kno-
ten dargestellt.
MARK 2: "3DUI" (FLASH)
Um eine dreidimensionale Darstellung zu
testen und den Ansatz um die Möglichkeit
der Eingabe eines hierarchischen Schemas zu
erweitern, wurde ein eigenes Programm ge-
schrieben (Abb. 13a). Die darin beinhaltenen
Funktionen waren:
- Ein eigener Modus zur Eingabe von drei-
dimensionalen Systemen, welche als in-
einander geschachtelte Blöcke dargestellt
wurden.
- Mit jedem System wurde eine Menge von
Kapabilitäten verknüpft, welche entlang
der Hierarchie vererbt wurden.
- In der Anzeige wurde das aktuelle
System mitsamt seiner Subsysteme dar-
gestellt. Alle anderen Systeme wurden
ausgeblendet (Anzeige entsprechend
Maßstabsebene).
- Ein eigener Modus bot die Möglichkeit
zur Eingabe von Prozessen (Aktionen
verknüpft durch Prozesskanten) in den
einzelnen Systemen. Jede Aktion konnte
durch Metadaten (Abb. 13b) angereichert
werden, weiters referenzierten Aktionen
eine Menge von Kapabilitäten (vererbt
oder im selben System enthalten).
- Die Darstellung von Aktionen erfolgte
mit Hinsicht auf deren Typ. Es waren so-
wohl Aktivitätsknoten, Entscheidungen
als auch Ereignisknoten möglich.
- Prozesse konnten wahlweise ein- und
ausgeblendet werden. Weiters gab es
einen eigenen Suchmodus, in dem schnell
auf einen namentlich bekannten Prozess
zugegriffen werden kann. Auch imple-
mentiert wurde eine Suche nach Pro-
zessen über deren Beginn- und Endzeit-
punkt, hierzu wurden die entsprechen-
den Zeitangaben beim Prozess annotiert.
- Ein eigener Konsistenzchecker diente zur
Auffindung aller Aktionen ohne Referenz
zu einer Kapabilität und, umgekehrt, zur
Auffindung aller unbenutzten Kapabilitä-
ten (Abb. 13c). Die Ergebnisse wurden in
Form einer Tabelle zur Anzeige gebracht,
wobei der Planer auswählen konnte, die
betreffende Aktion oder Kapabilität zu
löschen oder zu begründen.
MARK 3: "PROZESSVISUALISIERUNG/SIMULA-
TION" (NETLOGO)
Das dreidimensionale Programm ergab eine
Reihe an Schwierigkeiten hinsichtlich der Na-
vigation auf der Einen, der Darstellung von
sich verdeckenden Systemen auf der anderen
Seite. In der Folge wurde auf einen zweidi-
mensionalen Ansatz gesetzt, der die vorigen
Konzepte um eine Prozesssimulation erwei-
terte (Abb. 14). Das in einer Agentensimu-
lation (NetLogo) eingebettete Programm
wies folgende Bausteine auf:
- Es existierten zwei Ansichten, eine für
die Anzeige und Bearbeitung von Syste-
men, eine anderer für Prozesse.
- Systeme waren mit ihren zugrundeliegen-
den Kapabilitäten zu definieren, dabei
wurde auf eine Funktionsdatenbank zuge-
griffen, welche die benötigte Abbildung
von Funktion auf Kapabilitäten enthielt.
- Eine eigene Entität "Ressource" wurde
innerhalb des Systems definiert, diese
verstand sich gleich zur Funktion und
erlaubte die spätere Simulation.
- Es wurden weiters Erschließungslinien
mit einbezogen, diese waren als sich
12a
b
12a Erste Programmgeneration "Prozesseingabe". Auf
einem zweidimensionalen Schema werden Akti-
onen angeordnet, welche zu Prozessen gruppiert
werden. Das User Interface wurde betont einfach
gehalten, um die Möglichkeit der Eingabe von Pro-
zessen während Workshops zu gewährleisten.
Von der Darstellung her sind die Aktionen mit
Warnsymbolen dekoriert, falls der Benutzer bei
einem Prozessschritt ein Problem aufgezeigt hat.
12b Eingabe von Metadaten für eine Aktion. Es wird
die Art der Aktivität, benötigte Ressourcen sowie
die Zeit angegeben. Weiters kann auf ein Pro-
blem im Prozess, welches sich in der gerade bear-
beiteten Aktion manifestiert, hingewiesen werden.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 25Lösung
überlappende Linien anzulegen und stan-
den später für die Berechnung der Weg-
führungen zur Verfügung. Erschließungs-
linien waren dabei nicht an die Hierar-
chie gebunden, sondern konnten System-
grenzen überqueren.
- Weiters war es für jedes System möglich,
Zugangspunkte (Schwellen) zu definieren.
- Innerhalb von Prozessen wurden die
Aktionen mit Bindung zu Kapabilitäten
erstellt. Aktionen konnten über gerich-
tete Kanten (Prozesskanten) miteinander
verbunden werden.
- Eine Konsistenzüberprüfung zwischen
Aktionen und Kapabilitäten wurde imple-
mentiert. Es erfolgt eine tabellarische
Ausgabe der beanstandeten Objekte.
- Jede Prozesskante wurde automatisch in
eine Wegführung umgerechnet, wobei
Erschließungslinien, Systemgrenzen und
Schwellen in die Berechnung eingingen.
- Auf den Prozessmodus aufsetzend wurde
weiters eine hybride Prozesssimulation
(Agenten fließen entlang der Wegführun-
gen) implementiert. Bei Erreichen einer
Aktion führte der Agent eine Aktions-
routine, welche in der Aktion verspei-
chert war, aus. Diese musste als Pro-
grammcode innerhalb der benutzten
Simulation eingegeben werden.
- In einer Aktionsroutine konnte eine Viel-
zahl von Simulationsanweisungen zum
Belegen und Freigeben von Ressourcen
benutzt werden. Dafür wurde eine ei-
gene Bibliothek an Programmbausteinen
bereitgestellt, welche speziell für den Ein-
satz im Umfeld der Krankenhausplanung
angepasst war.
- Die Visualisierung der Belegung von
Ressourcen wurde mittels der von der
Simulation Netlogo zur Verfügung gestel-
lten Graphen durchgeführt. Die Anzeige
der Belegung bei jeder einzelnen Res-
source war Teil des implementierten
Programms.
13a
b c
13a Zweite Programmgeneration ("3DUI"). Sichtbar sind die Darstellung der Systeme in 3D, welche
explizit auf eine Hierarchieebene fokussiert in der diese Ebene selber sowie die Subsysteme sicht-
bar sind. Die Darstellung von Prozessen erfolgt mittels Aktionen und gerichteter Prozesskanten.
Ein wahlweises Einblenden derselben ist über den im Bild links unten befindlichen Dialog möglich, es
kann sowohl nach Namen wie auch nach Uhrzeit des Prozesses eingeschränkt werden.
13b Eigenschaften einer Aktion. Für jede Aktion kann deren Typ (Prozessschritt, Entscheidung, Ereignis)
eingestellt werden, dies führt zu einer Änderung des Icons der Aktion. Weiters kann eine Referenz
zu einer oder mehreren Kapabilitäten hergestellt werden, wobei auch solche Kapabilitäten mit ein-
gehen, welche vererbt sind.
13c Konsistenzcheck. Es werden alle Kapabilitäten, für die keine Benutzung in einer Aktion sowie
umgekehrt alle Aktionen ohne Referenz zu einer Kapabilität mittels eines Warnsymbols angezeigt.
Es besteht die Möglichkeit, das betreffende Objekt zu Löschen oder es durch Angabe eines Grundes
textuell zu begründen.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 26Lösung
14
14 Dritte Programmgeneration ("Prozessvisualisierung/Simulation"). Sichtbar ist der Prozessmodus mit zwei angezeigten Prozessen, zu denen automatisch
Wegführungen generiert wurden. Die den Systemen zugeordneten Funktionen sind in Form von Ressourcen (z.B. EU, UB, ZI, LTr, Liegepl., Sitze, ADM,
Triage) sichtbar, deren Auslastung wird im unteren Abschnitt des Bildes mittels Graphen angegeben. Weiters sind alle gestarteten Prozesse als Agenten
sichtbar, wobei in der Simulation zwischen gehfähigen, sitzenden und Liegenden Patienten unterschieden wird.
15
15 Behandlung der einzelnen Teile
der vorgestellten Lösung sowie
der aufgezeigten Probleme durch
die vorliegenden Programmgene-
rationen Mark 1 ("Prozessein-
gabe"), Mark 2 ("3DUI") und
Mark 3 ("Prozessvisualisierung/
Simulation").
Bild
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ck /
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Desi
gn
Case
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 28Design Case
Design Case
Landeskrankenhaus VöcklabruckZwecks praktischer Erprobung wurde die
Methode im Landeskrankenhaus Vöcklabruck
in Oberösterreich (573 Betten) im Zuge der
Planungsarbeiten für die Einführung der Man-
chester-Triage-Systems (MTS) eingesetzt.
Manchester-Triage-System
Die Manchester Triage ist ein standardisier-
tes Ersteinschätzungsverfahren, welches
Notfallpatienten in einem maximal zweiminü-
tigen Begutachtungsprozess in eine von fünf
Prioritätsstufen einstuft. Entgegen der klassi-
schen Triage, die eher extern, im Umfeld von
Katastrophen, eingesetzt wird, geht die Man-
chester Triage davon aus, dass alle eintref-
fenden Patienten behandelt werden können
(es gibt keine Prioritätsstufe für sterbende
Patienten). Mit jeder Prioritätsstufe ver-
knüpft ist eine maximale Wartezeit bis zur
Erstuntersuchung, die nach je Akutheitsgrad
zwischen 0 und 120 Minuten betragen kann:
Vom Ablauf her erfolgt die Triagierung
checklistenbasiert, es werden dabei die Indi-
katoren "Lebensgefahr", "Schmerzen", "Blut-
verlust", "Bewusstsein", "Temperatur" und
"Krankheitsdauer" erhoben und den Priori-
tätsklassen zugeordnet.
Nach der Triagierung muss der Patient war-
ten. Wird dabei die maximale zugesicherte
Zeit bis zur Erstuntersuchung überschritten,
erfolgt eine Re-Triage (Zustand des Patien-
ten kann sich verschlechtert haben). Mit dem
Beginn der Erstuntersuchung verläuft die Be-
handlungskette wie gehabt, der Patient be-
tritt eine Untersuchungs-/Behandlungskoje
(kurz UB genannt) und wird dort versorgt.
Beschreibung des Planungsgebiets
Der 2004 eröffnete Neubau des Landeskran-
kenhauses Vöcklabruck (Arch. Moser, Bau-
herr VAMED, Betriebsorganisation durch
SOLVE Consulting) ist vom Typus her als of-
fene Magistrale angelegt, welche den Pflege-
bereich auf der Einen und die Ambulanzen
auf der Anderen Seite erschließt (Abb.1a). Im
Kontext des Projekts sollte der ambulante
Bereich zwischen Unfallambulanz und Not-
aufnahme sowie auch der vorgelagerte Ein-
gangsbereich (Abb. 1b) betrachtet werden.
Weiters sollten nur die Prozesse von
unterminisierten (spontan erscheinenden)
Patienten vom Prozess her durchgespielt
werden.
1a Typologisches Schema des LKH Vöcklabruck. Eine offene Magistrale erschließt die kammförmig
angeordneten Stationen auf der Einen sowie die kompakt um Innenhöfe angeordneten Ambulanz-
bereiche auf der anderen Seite.
1b Das Planungsgebiet liegt innerhalb des Ambulanzbereichs umfasst den Eingang, die zentrale Admini-
stration, die Notaufnahme sowie den Bereich der Unfallambulanz. Erschlossen wird das Planungs-
gebiet durch den Haupteingang sowie die rückwärtig befindliche Rettungsvorfahrt.
Fünf Szenarien für das Arbeitspaket
"Prozessvisualisierung/Simulation"
Der Einstieg in das Planungsprojekt zur Ein-
führung der Manchester Triage erfolgte zu
einem Zeitpunkt, als die fünf wesentlichen
Szenarien, die zur Diskussion standen, durch
das medizinische Personal und die kollegiale
Führung des Krankenhauses schon ausgear-
beitet waren. Überblicksmäßig ging es dabei
darum, die Manchester Triage nur in der
Notaufnahme einzuführen oder diese als Ba-
sis einer Zusammenlegung von Notaufnahme
und Unfallambulanz in Form einer "Zentralen
Notaufnahme" (ZNA) zu nehmen. In beiden
Fällen wurde die Argumentation aus räum-
lich/architektonischer sowie auch aus betrie-
blicher Sicht (Prozesse) gefordert. Die Einbe-
ziehung des Autors als externe Stelle erfol-
gte, um eine Objektivierung der z.T. sehr
subjektiven Sicht auf das Planungsproblem
durchführen zu lassen. Um dabei eine mög-
lichst eigenständige Analyse der Szenarien zu
gewährleisten, wurde die Arbeit formal als
eigenes Arbeitspaket "Prozessvisualisierung/
Simulation" definiert, wobei folgende Inhalte
vereinbart wurden:
- Vorab sollte eine Menge von Bewer-
tungskriterien für die Szenarien in Zu-
sammenarbeit mit dem Planungsteam er-
arbeitet werden. Diese Kriterien sollten
hernach zur Feststellung der Güte jedes
definierten Szenarios herangezogen wer-
den.
- Die textuell übergebenen Szenarien soll-
ten in gemeinsamer Arbeit mit dem me-
dizinischen Personal inhaltlich überprüft
werden, bevor an eine Formalisierung
in Form von Wegführungen und daran
anschließend eine gegenüberstellende Si-
mulation erfolgen sollte. Einschränkend
wurde gefordert, immer zuerst auf den
Prozessablauf und danach erst auf die
räumliche Umsetzung (im vorliegenden
Fall als Schema) einzugehen.Weiters
sollten zusätzliche, im Zuge der Detail-
lierung der Szenarien auftretende Varia-
nten auch mit in die Untersuchung einbe-
zogen werden.
- In Punkto Detaillierung wurde verein-
bart, vorab den IST-Stand in der Notauf-
nahme (sowohl räumlich als auch vom
Prozess her) festzuhalten und diesen un-
ter Einbeziehung der MTS in den Prozess
zu simulieren. Auf dem IST-Stand aufbau-
end sollte dann an die Erarbeitung der
SOLL-Szenarien gegangen werden.
- Von der Simulation her sollten alle Sze-
narien nach den definierten Kriterien so-
wie auch allenfalls aufgefallenen Punkten
bewertet werden. Erwünschtes Resultat
des Arbeitspakets von Seiten der kol-
legialen Führung war "eine A4-Seite mit
Vor- und Nachteilen jedes Szenarios"
vorgelegt zu bekommen.
Formulierung von Bewertungskriterien
Bei der vorab durchzuführende Findung von
Bewertungskriterien wurde zwischen Krite-
rien der Simulation sowie anderen Kriterien
unterscheiden:
- Für erstere Form wurde die Anzahl an
Triagezeitüberschreitungen, d.h. die Ver-
letzung einer dem Patienten zugesicher-
ten Zeit bis zur Erstuntersuchung, ver-
Prio Bezeichnung Farbe Min.
1 SOFORT rot 0
2 SEHR orange 10
DRINGEND
3 DRINGEND gelb 30
4 NORMAL grün 90
5 NICHT blau 120
DRINGEND
Haupteingang
Rett
un
g
Pflegebereich Ambulanzen
1a
Haupteingang
Rett
un
g
Zentr. Adm.
No
tau
fnah
me
Ein-
gang
Un
fall
-
am
bu
lan
z
b
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 29Design Case
wendet. Diese können als Maß der Über-
belegung von Untersuchungskojen (UB-
Räumen) gewertet werden. Für die Dar-
stellung der Triagezeitüberschreitungen
wurde sowohl deren Absolutzahl wie
auch ein Histogramm der Triagezeitüber-
schreitungen nach Priorität (5 Klassen)
verwendet.
Das zweite Bewertungskriterium für die
Simulation bildeten die von den einzelnen
Agenten zurückgelegten Weglängen.
Hierbei wurde auf ein Histogramm für
1000m in10 Klassen (<100m, <200m, ...,
<1000m) zurückgegriffen.
- Sonstige Kriterien, die sich nicht auf die
Simulation beziehen, betreffen vor Allem
die zu erwartenden Umbaumaßnahmen,
legistische Rahmenbedingungen, Perso-
nenströme, architektonische Überlegun-
gen sowie Ideen zum Personal, die im
Zuge der Erarbeitung aufgetaucht sind.
Diese Kriterien sind zum Teil subjektiv,
stellen jedoch wichtige aus Sicht der
Projektdurchführung wichtige Neben-
bedingungen dar.
Formalisierung des Triageprozesses
Parallel zum Abgreifen des räumlichen IST-
Stands im Planungsgebiet wurde an eine Er-
hebung der zugrundeliegenden Prozessland-
schaft gegangen. Diese wurde im Gespräch
ergründet, da die jetzt in der Notaufnahme
angewandten Prozesse nicht als Flowchart
vorliegen. Abb. 2a und b zeigen das Prozess-
modell der Triage. Externe Behandlungen,
die nicht im Planungsgebiet liegen (z.B.
Röntgen), werden als Wartezeit modelliert.
Es zeigt sich vor Allem für den Untersuchun-
gsprozess eine enge Verzahnung mit der
Triage. Wird vor einer Untersuchung gewar-
tet, so kann im Falle einer Triagezeitüber-
schreitung das Warten abgebrochen werden
und eine Re-Triage erfolgen. Weiters kann
auch eine Untersuchung abgebrochen wer-
den, falls ein vitalbedrohter Patient die be-
legte Untersuchungskoje benötigt. In diesem
Falle wird der in der Koje befindlich Patient
aus dieser heraus in den Wartebereich ge-
schoben, wobei dieses Mal keine Re-Triage
stattfindet.
Erfassung des Schemas
Für die Erfassung des Schemas wurde vom
Grundriss ausgegangen. Systeme wurden als
Verband von Kapabilitäten, welche sich aus
Funktionen ergeben, modelliert. Letztere
wurden mitsamt Auslastung dargestellt, auf
eine zusätzliche Anzeige von Kapabilitäten
wurde Ermangelung von Platz innerhalb der
Systeme verzichtet. Die Bindung von Aktio-
nen an Kapabilitäten erfolgte in den Aktio-
nen, entsprechend dessen konnte auch ein
Konsistenzcheck ausgeführt werden, der
jedoch im Kontext der gestellten Aufgabe
(Visualisierung/Simulation) und aufgrund des
Fehlens mehrerer Planer nicht relevant war.
gehfähig/sitzender Patient
betritt das Krankenhaus
Administration
(gehfähig/sitzender
Patient)
nächster Schritt in Behandlungskette
nächster
Schritt
Unters.?
Untersuchung
nächster
Schritt
Warten?
Warten
nächster
Schritt
Röntgen?
Röntgen
nächster
Schritt
Aufn.Stat.?
Aufnahme-
station
Ankunft privat über Haupteingang nächster Schritt
Patient kommt mit
Rettung ins Krankenhaus
Ankunft mit Rettung
gehfähig/
sitzend?
Administration
(liegender
Patient)
nein
Administration
(gehfähig/sitzender
Patient)
ja
Administration (gehfähig/sitzend) ist
durchzuführen
Administr.
frei?
Admiistration
Triage frei?
Triage
ja
Warten
(gehfähig/
sitzend)
nein
Warten
(gehfähig/
sitzend)
n
ja
nächster
Schritt
Administration (gehfähig/sitzend)Administration (liegend)
Administration (liegend) ist
durchzuführen
Liegendtriage
frei?
in Liegend-
triageraum
fahren
Administr.und
Triage frei?
Administration
und Triage
Warten (liegend)nein
Warten in
Liegendtriage-
raum
nein
ja
nächster
Schritt
ja
2a Prozessmodell für die Planungsaufgabe, Teil 1. Im Flowchart modelliert ist sowohl die Ankunft der
Patienten (gehfähig oder im Rollstuhl sitzend über den Haupteingang oder gehfähig/sitzend oder
liegend über die Rettungsvorfahrt) als auch die Administration der Patienten. In letzterem Fall ist für
liegende Patienten eine Sonderbehandlung erforderlich, da diese im Unterschied zu gehfähig/sitzenden
Patienten immer an einem Ort triagiert und administriert werden. Zur Triagierung von liegenden
Patienten ist ein eigener Liegendwarte- und Triageraum vorgesehen.
2a
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 30Design Case
"Szenario 0":
IST-Stand in der Notaufnahme
Zum Zweck des Vergleichs wurde die jetzige
räumliche und betriebliche Konstellation der
Notfallaufnahme konzeptuell um eine Triage
erweitert (vgl. Abb. 3a) und als eigenes
Szenario notiert: Normalpatienten (gehfähig
oder sitzend) kommen dabei durch den
Haupteingang, gehen rechts an der zentralen
Administration vorbei zur Notaufnahme.
Dort angekommen melden sie sich bei der
Leitstelle und werden administriert. Die
Triage erfolgt im Bereich der Leitstelle, diese
muss daher zu einem Triageplatz ausgebaut
werden. Danach setzen sich die Patienten,
bis zur Untersuchung an die Reihe kommen.
Im Fall von Rettungspatienten erfolgt die Ad-
ministration sowie Triage nicht in der Leit-
stelle, sondern einem daneben befindlichen
Zimmer ("Pat.Ber." - Patientenschutzbe-
reich). Dieses dient bis dato als gesonderter
Raum, in den der Patient eintritt um seine
Daten bekanntzugeben. Dieser Sonderraum
ist aus Gründen des Datenschutzes notwen-
dig, müsste in der Folge für Liegendpatienten
und deren Liegendtriage umgebaut werden.
Der Unterschied zwischen Liegendpatienten
und Normalpatienten ergibt sich, wie bei der
Beschreibung des Prozesses erwähnt, daraus,
dass diese auf einmal administriert und tria-
giert werden, ohne das es zu einem etwaigen
Zwischenaufenthalt in der Wartezone kom-
men kann. Der Prozess geht dann über die
vorgelagerte Liegendwartezone weiter in den
Untersuchungsraum. Dieses Szenario gilt so-
wohl in wie auch außerhalb der Dienstzeiten,
diese sind Montag-Freitag von 07:00 bis
16:00 Uhr.
Szenario 1:
Zentrale Administration
Beim Betreten des Krankenhauses sieht der
Patient als erstes die zentrale Administration,
welche sich mit der stationären Aufnahme,
dem Standeswesen (Geburt und Ableben)
sowie der Kassenführung beschäftigt. Ziel
dieses Szenarios ist, Normalpatienten dort
administrieren zu lassen (vgl. Abb. 3b), wobei
die Mitbenutzung einer Personalressource
aus diesem Bereich mit angedacht ist. Der
restliche Prozess bleibt gleich - die Triage
erfolgt gleich zu Szenario 0. Einschränkend
ist noch zu bemerken, dass die Dienstzeiten
der zentralen Administration freitags nicht
kongruent zu denen der Notaufnahme sind,
da erstere nur bis um 12:00 Uhr geöffnet
hat. Dieses Problem wurde notiert, aber
nicht in der angefertigten Studie behandelt.
Auch außerhalb der Dienstzeiten verhält sich
dieses Szenario gleich zu Szenario 0.
Röntgen Warten (allgemein)
Untersuchung
Untersuchung
ist verlangt
Unters.koje
frei oder
Prio1 (Notfall)
Untersuchung /
Behandlung
nächster
Schritt
Röntgen oder
CT ist notwendig
Radiologische
Untersuchung
durchführen
Zentral-Röntgen
zurück in den
Untersuchungs-
Bereich
nächster
Schritt
Patient muss
untersuchungsbedingt
warten
nächster
Schritt
z.B. Labor-
ergebnisse,
Infusionsth.
Patient
gehfähig/
sitzend?
Warten im
Sitzbereich
Warten in
Aufnahme-
station?
Warten
Liege-
bereich
Warten
Aufnahme
station
Patient
gehfähig/
sitzend?
Warten im
Sitzbereich
ja
Warten im
Liegebereich
Retriage
im Liegendraum
Unters.koje
frei?
Triagezeitübe
rschreitung?
Unters.koje
frei?
Retriage
im Liegendraum
Triagezeitübe
rschreitung?
Falls kein Platz in Untersuchungskoje wird ein
Patient mit geringerer Priorität aus einer Koje
herausgeschoben im Liegendbereich gelagert
wird als
Wartezeit
modelliert
2b Fortsetzung zum Prozessmodell. Die hier gezeigten Prozesse beziehen sich auf das Röntgen (externe Be-
handlung, einen allgemeinen Warteprozess sowie die Untersuchung. Der Warteprozess gilt sowohl für
Wartezonen wie auch für das Warten vor einer stationären Aufnahme, welche in einem eigenen Patien-
tenzimmer im Bereich der Notfallaufnahme stattfindet. Der Untersuchungsprozess stellt den komplizie-
rtesten Prozess dar, weil hier eine Untersuchung auch unterbrochen werden kann, wenn ein Notfallpa-
tient von Priorität 1 (vitalbedrohter Patient) eintrifft und keine Untersuchungskoje mehr frei ist. Daneben
wird eine vor der Untersuchung stattfindende Wartezeit durch die Retriage unterbrochen.
nein
ja
nein
ja
nein
nein
ja
ja
nein
ja
nein
2b
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 31Design Case
U/B (2) Funktion gemäß Ab-
kürzungsverzeichnis
mit Kapazität in
Klammern
Legende
Weglinie Rettungs-
patienten
Weglinie für Normal-
patienten
Überlagerung Wege
Normal- und Rettungs-
patienten
Abm. Abmeldung
ADM Administration
ADZ ausserhalb der
regulären Dienstzeit
(Mo.-Fr., 07:00-16:00)
AK Notaufnahme
("Akutaufnahme")
Akut Notfall
Aufn. Stationäre
Aufnahme
DZ innerhalb der Nor-
maldienstzeit (Mo.-
Fr., 07:00-16:00)
EU Erstuntersuchung
g+s gehfähig/sitzend
l liegend
LST Leitstelle
NB Nachbehandlung
PatBer. Bereich für die Ad-
ministrative Aufn.
von Patienten
Rö Röntgen
Schock Schockraum
Tr. Triage
U/B Untersuchungs/
Behandlungskoje
Unf Unfall
W Wartezone
Abkürzungsverzeichnis (alphabeth.)
Szenario 0 (IST+Triage)
Wegführung:
Mo-Fr., 07-16:00
sonst
Szenario 1
Wegführung:
Mo-Fr., 07-16:00
sonst
3a
3b
3a IST-Szenario der Notaufnahme mit eingezeichneten Wegführungen innerhalb wie außerhalb der Normal-
dienstzeit. Zu bemerken ist eine kompakte Anordnung von Triage (Raum "PatBer" und "LST AK") und
den Wartezonen (W l bzw. W s+g). Die neben der Leitstelle ("LST AK") befindliche Aufnahmestation
wird im Schema nicht wiedergegeben.
3b Szenario 1 während der Dienstzeit. Die Administration für alle gehfähigen und sitzenden Patienten findet
in der zentralen Administration statt, deren Personal mitbenutzt wird.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 32Design Case
U/B (2) Funktion gemäß Ab-
kürzungsverzeichnis
mit Kapazität in
Klammern
Legende
Weglinie Rettungs-
patienten
Weglinie für Normal-
patienten
Überlagerung Wege
Normal- und Rettungs-
patienten
Abm. Abmeldung
ADM Administration
ADZ ausserhalb der
regulären Dienstzeit
(Mo.-Fr., 07:00-16:00)
AK Notaufnahme
("Akutaufnahme")
Akut Notfall
Aufn. Stationäre
Aufnahme
DZ innerhalb der Nor-
maldienstzeit (Mo.-
Fr., 07:00-16:00)
EU Erstuntersuchung
g+s gehfähig/sitzend
l liegend
LST Leitstelle
NB Nachbehandlung
PatBer. Bereich für die Ad-
ministrative Aufn.
von Patienten
Rö Röntgen
Schock Schockraum
Tr. Triage
U/B Untersuchungs/
Behandlungskoje
Unf Unfall
W Wartezone
Abkürzungsverzeichnis (alphabeth.)
Szenario 1
Wegführung:
Mo-Fr., 07-16:00
sonst
Szenario 3, Variante 1
Wegführung:
Mo-Fr., 07-16:00
sonst
3c
3c Szenario 2 (während der Dienstzeit): Neben der Administration erfolgt auch die Triage für alle Patienten
in der Zentralen Administration.
3d Szenario 3, Variante 1. Eine verkleinerte Aufnahmestation zugunsten eines Liegendtriageplatzes (2 Betten,
"UB SONO"), welcher von der Leitstelle ("LST AK") einsehbar ist, wird untersucht.
3d
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 33Design Case
U/B (2) Funktion gemäß Ab-
kürzungsverzeichnis
mit Kapazität in
Klammern
Legende
Weglinie Rettungs-
patienten
Weglinie für Normal-
patienten
Überlagerung Wege
Normal- und Rettungs-
patienten
Abm. Abmeldung
ADM Administration
ADZ ausserhalb der
regulären Dienstzeit
(Mo.-Fr., 07:00-16:00)
AK Notaufnahme
("Akutaufnahme")
Akut Notfall
Aufn. Stationäre
Aufnahme
DZ innerhalb der Nor-
maldienstzeit (Mo.-
Fr., 07:00-16:00)
EU Erstuntersuchung
g+s gehfähig/sitzend
l liegend
LST Leitstelle
NB Nachbehandlung
PatBer. Bereich für die Ad-
ministrative Aufn.
von Patienten
Rö Röntgen
Schock Schockraum
Tr. Triage
U/B Untersuchungs/
Behandlungskoje
Unf Unfall
W Wartezone
Abkürzungsverzeichnis (alphabeth.)
Szenario 3, Variante 2
Mo-Fr., 07-16:00
sonst
Szenario 4, Var. a + b
Wegführung:
Mo-Fr., 07-16:00
sonst
3e
3e Szenario 3, Variante 2: Die Aufnahmestation umfasst sechs unsystemisierte Betten, kann daher ohne die
Gesamtanzahl der Betten des Krankenhauses zu verringern weggenommen werden. Durch den Wegfall
der Aufnahmestation können das Patientenbad sowie ein Patientenzimmer zur Untersuchungskoje umfun-
ktioniert werden, wobei entsprechende Mehrfachnutzung als Wartezimmer oder zur Infusionstherapie
möglich ist. Das in Szenario 3, Variante 1 eingeführte Zimmer zur Liegendtriage ("UB Wl") neben der
Leitstelle ("LST AK") bleibt erhalten und kann ebenfalls zur Infusionstherapie sowie als Untersuchungs-
koje verwendet werden.
3f Szenario 4, Varianten a und b. Dieses Szenario ist in beiden Varianten durch die Verwendung des Akut-
OP als Liegendtriage, Warteraum und Administrationsraum gekennzeichnet. In Variante a erfolgt die
Administration für gehfähig/sitzende Patienten in der Leitstelle der Notaufnahme, in Variante b während
der Dienstzeiten in der Zentralen Administration. Das Szenario ist in beiden Varianten gekennzeichnet
durch lange Wege, ebenso ist die Verwendung des Akut-OP als Warteraum unüblich. Zusätzlich dazu
muss in Variante b ein Wartebereich gegenüber der Zentralen Administration angelegt werden (gleich
wie bei Variante 2).
3f
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 34Design Case
U/B (2) Funktion gemäß
Abkürzungsverzei-
chnis m. Kapazität
in Klammern
Legende
Weglinie Rettungspatient
Unfall
Weglinie Rettungspatient
Notfall
Überlagerung Wege
Abm. Abmeldung
ADM Administration
ADZ ausserhalb der
regulären Dienstzeit
(Mo.-Fr., 07:00-16:00)
AK Notaufnahme
("Akutaufnahme")
Akut Notfall
Aufn. Stationäre
Aufnahme
DZ innerhalb der Nor-
maldienstzeit (Mo.-
Fr., 07:00-16:00)
EU Erstuntersuchung
g+s gehfähig/sitzend
l liegend
LST Leitstelle
NB Nachbehandlung
PatBer. Bereich für die Ad-
ministrative Aufn.
von Patienten
Rö Röntgen
Schock Schockraum
Tr. Triage
U/B Untersuchungs/
Behandlungskoje
Unf Unfall
W Wartezone
ZNA Zentrale Notaufn.
Abkürzungsverzeichnis
Szenario 5, Variante a
Wegführung:
Mo-Fr., 07-16:00
sonst
Weglinie für Normal-
patienten
Weglinie Nachbehand-
lungspatienten
Einsehbarkeits-
radius
Szenario 5, Variante b
Mo-Fr., 07-16:00
sonst
Verteilung von
hier aus
3g
3h
3g Zentrale Administration in Szenario 5, Variante a. In einer gemeinsamen "Zentralen Notaufnahme", die
sowohl Unfallambulanz wie auch Notaufnahme umfasst, wird die Triage für Liegende Patienten im Wund/
Schockraum der ehemaligen Unfallambulanz durchgeführt, die restlichen Triagen erfolgen in einem zur
Leitstelle ("LST ZNA") angrenzenden, neu zu schaffenden, Bereich.
3h Szenario 5, Variante b. Es wird die Triage für liegende im ehemaligen Lager der Unfallambulanz, für geh-
fähig/sitzende Patienten im an die Leiststelle ("LST ZNA") angrenzenden Bereich durchgeführt.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 35Design Case
U/B (2) Funktion,
Kapazi-
tät
Legende
Weglinie Rettun-
gspatient Unfall
Weglinie Rettun-
gspatient Notfall
Überlagerung
Wege
Abm. Abmeldung
ADM Administration
ADZ ausserhalb der
regulären Dienstzeit
(Mo.-Fr., 07:00-16:00)
AK Notaufnahme
("Akutaufnahme")
Akut Notfall
Aufn. Stationäre
Aufnahme
Abkürzungsverzeichnis (alphabetisch sortiert)
Weglinie Normal-
patienten
Weglinie Nachbe-
handlungspat.
Einsehbar-
keitsradius
Szenario 5, Variante c
Mo-Fr., 07-16:00
sonst
DZ innerhalb der Nor-
maldienstzeit (Mo.-
Fr., 07:00-16:00)
EU Erstuntersuchung
g+s gehfähig/sitzend
l liegend
LST Leitstelle
NB Nachbehandlung
PatBer. Bereich für die Ad-
ministrative Aufn.
von Patienten
Rö Röntgen
Schock Schockraum
Tr. Triage
U/B Untersuchungs/
Behandlungskoje
Unf Unfall
W Wartezone
ZNA Zentrale
Notaufnahme
3i Szenario 5, Variante c. Es wird die Triage für Liegendpatienten je nach Schweregrad und Art der Erkrankung entweder im
Schockraum, der Wundversorgung oder dem Akut-OP der ehemaligen Unfallambulanz durchgeführt. Dabei wird der
Patient immer dort administriert und triagiert. Das Warten hingegen erfolgt im Zentralbereich der neuen Zentralen
Notaufnahme ("Wl" und "W g+s"), weil hier die Einsehbarkeit seitens der Leitstelle ("LST ZNA") gewährleistet ist. Von
der Wegführung her kommt es, wie in allen Varianten des Szenario 5, zu einer Entflechtung von terminisierten und
unterminisierten Patienten: Die Wege der Nachbehandlung führt nunmehr in die ehemalige Notaufnahme, in deren Räu-
me etwaige in der Nachbehandlung zusätzlich erforderliche Einrichtungen weitgehend vorhanden sind.
3i
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 36Design Case
Szenario 2:
Zentrale Triage und Administration
Innerhalb der Dienstzeiten werden in diesem
Szenario alle Patienten in der zentralen Ad-
ministration administriert und auch triagiert.
(vgl. Abb 3c). Dazu sind umfassende Umbau-
maßnahmen notwendig, insbesondere um
einen Liegendtriageplatz dort einzurichten:
Die jetzigen Administrationskojen bieten zu
wenig Platz, um eine Rettungsliege beherber-
gen zu können, gleichzeitig sind die Türen für
eine Zufahrt mit Liege zu schmal. Die Frage,
ob der Betrieb der zentralen Administration
nach einer folglichen Verkleinerung noch auf-
recht zu erhalten ist, wurde notiert und für
eine interne Klärung vorgesehen. Die Pro-
zesse der zentralen Administration selber
wurden jedoch nicht betrachtet.
Außerhalb der Dienstzeit erfolgt die Admi-
nistration und Triage gleich zu Szenarion 0,
es müssten hier also die Triagekapazitäten
doppelt (für die zentrale Administration wie
auch die Notaufnahme) vorgesehen werden.
Szenario 3, Variante 1:
Aufnahmestation verkleinern
Im Bereich der Notaufnahme existiert eine
Aufnahmestation aus 6 Betten, welche dazu
verwendet wird, Patienten die in der Nacht
kommen und stationär aufgenommen
werden müssen zwischenzulagern. Für eine
Station ist es erforderlich, einen eigenen Ba-
deraum zu haben. Da aber die Aufnahmesta-
tion selten genutzt ist und hinzu kommt, dass
ihre Betten unsystemisiert (nicht in der Bet-
tenzahl aufscheinend, Anm.) sind, wäre eine
Verkleinerung der Aufnahmestation eine
mögliche Variante, um mehr Platz für eine
Triage zu schaffen. Dieses Szenario greift
diese Überlegungen auf und stellt sie im
Prozess wie folgt dar (vgl. Abb. 3d):
- Liegende Patienten werden in einer neu-
en Triagekoje, welche sich durch die
Verkleinerung der Aufnahmestation
ergibt und sich neben Leitstelle befindet,
triagiert und administriert.
- Alle anderen Patienten werden im Pa-
tientenbereich neben der Leitstelle ad-
ministriert und triagiert.
Die Verkleinerung der Aufnahmestation be-
dingt einen Umbau, um das medizinische Per-
sonal über einen Personalflur zur neuen Tria-
gekoje zu leiten (gleich wie auf der Rücksei-
te der jetzigen Untersuchungskojen). Die
Leitstelle kann beide Triageräume überbli-
cken, angedacht ist auch, dass zu beaufsichti-
gende Liegendpatienten im Triageraum war-
ten sollen (zusätzliche Wartekapazität).
Dieses Szenario gilt sowohl innerhalb als
auch außerhalb der Dienstzeiten.
Szenario 3, Variante 2:
Untersuchungskojen statt Aufnahme-
station
Dieses Szenario stellt eine Erweiterung zu
Szenario 3 Variante 1 dar. Dabei wird die
beschriebene Aufnahmestation nicht nur
verkleinert, sondern effektiv als variabel zu
nutzender Bereich eingerichtet (vgl. Abb. 3e).
Das Patien-tenbad wird zur
Untersuchungskoje umge-baut,
Patientenzimmer werden nicht mehr alleine
für die Aufnahme sondern auch für die
Untersuchung und als Liegendwartezone
genutzt. Das neben der Leitstelle befindliche
Liegendtriagezimmer wird auch als Unter-
suchungsplatz nutzbar, außerdem kann dort
auch die Infusionstherapie erfolgen.
Szenario 4, Variante a:
Mitbenutzung Akut-OP
In nächster Nähe der Rettungszufahrt be-
findet sich ein Akut-OP, welcher in diesem
Szenario (vgl. Abb 3f) als Warte-, Triage und
Administrationsraum für mit der Rettung
kommende Liegendpatienten genutzt werden
soll. Dies gilt nur innerhalb der Dienstzeit,
außerhalb ist alles so wie in Szenario 0.
Szenario 4, Variante b:
Akut-OP und Zentrale Administration
Dieses Szenario stellt einen Zusatz zu Sze-
nario 4 Variante a dar. Es soll zusätzlich für
alle gehfähig/sitzenden Patienten die auch in
Szenario 2 vorgestellte Administrierung in
der zentralen Administration erfolgen.
Vorbemerkung zu Szenario 5
Die Szenarien der Gruppe 5 beschäftigen
sich mit der Zusammenlegung von Not-
aufnahme mit der Unfallambulanz, wobei in
beiden Fällen vor einer Erstuntersuchung
eine Manchester-Triage angewendet wird.
Anlaufpunkt für alle Patienten ist eine neu zu
gründende gemeinsame Abteilung ("Zentrale
Notaufnahme" - ZNA), welche sich im Be-
reich der jetzigen Unfallambulanz befindet.
Der Mehrbedarf an Platz durch die Verlegung
der Notaufnahme in die Räume der Unfall-
ambulanz wird dabei durch die Entflechtung
der Nachbehandlung (terminisiert) von der
Erstuntersuchung (unterminisiert) erreicht
(Nachbehandlung und Notaufnahme tau-
schen ihre Räumlichkeiten, Umbaumaßnah-
men müssen erfolgen). In allen Varianten
wird die Leitstelle der Unfallambulanz in eine
Zentrale Leitstelle, die sowohl für Unfall- wie
auch für Notfallpatienten zuständig ist, um-
funktioniert. Weiters werden eine- oder
mehrere Triagekojen neben der neuen Leit-
stelle eingerichtet.
Szenario 5, Variante a:
ZNA mit Option Akut-OP
Die neue Leitstelle wird in dieser Variante
(vgl. Abb. 3f) mit zwei Ressourcen belegt.
Eine Triagekoje wird vor der Leitstelle ein-
gerichtet, diese ist so wie der restliche
Wartebereich von der Leitstelle aus ein-
sehbar. Normalpatienten erreichen die neue
ZNA, indem sie nach dem Haupteingang ge-
rade gehen. Nach erfolgter Administration
findet jedenfalls eine Triage statt, ab da spal-
tet sich der Patientenstrom in Notfall- und
Unfallpatienten. Gehfähige und sitzende Ret-
tungspatienten werden auf dieselbe Art wie
Normalpatienten administriert und triagiert.
Bei liegenden Rettungspatienten wird hinge-
gen die Triage im Schockraum bzw. in der
Wundversorgung der Unfallambulanz durch-
geführt. Der Akut-OP ist eventuell als zwei-
ter Schockraum (falls dieser belegt ist) vor-
gesehen. Nicht betroffen von der Einglieder-
ung der Notaufnahme in die Unfallambulanz
ist das auch im selben Bereich befindliche
Unfallröntgen, hier wird eine Mitbenutzung
zwar angedacht, im jetzigen Szenario ist aber
von einer Weitersendung der Notfallpatien-
ten in das zentrale Röntgen auszugehen.
Weiters ist die Mitbelegung einer Unfallkoje
durch die Notaufnahme gefordert. Nicht
Inhalt der Planung sind terminisierte Patien-
ten, welche nunmehr gesondert in den Räu-
men der Notfallambulanz situiert sind. Die-
ses Szenario gilt sowohl in- wie auch außer-
halb der Dienstzeit.
Szenario 5, Variante b:
ZNA mit Durchgang Unfallröntgen
Bei dieser Variante (vgl. Abb. 3g) erfolgt die
Anlieferung der liegenden Rettungspatienten
in den Akut-OP. Dieser fungiert bis zur Dur-
chführung der Triage als Wartezone für Lie-
gendpatienten. Die Triage der gehfähig/sitz-
enden Patienten wird sowohl im ehemaligen
Datenschutzbereich vor der neuen Leitstelle
der ZNA, wie auch im jetzigen Lager der
Unfallambulanz durchgeführt. Zwecks bes-
serer Erreichbarkeit zwischen den beiden
Bereichen Nachbehandlung und ZNA wird
ein neuer Gang durch das Zentralröntgen
geschaffen, es wird ein Wanddurchbruch im
Bereich einer Putzkammer genutzt.
Szenario 5, Variante c:
ZNA mit Triage in Wundversorgung,
Schockraum und Akut-OP
Diese Variante (Abb. 3i) unterscheidet sich
nicht räumlich von Variante a, auf inhaltlicher
Ebene sind jedoch folgende Unterscheidun-
gen getroffen worden:
- Die mit der Rettung angelieferten
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 37Design Case
Patienten werden je nach Schweregrad der
Verletzung entweder in den Schockraum,
Akut-OP oder die Wundversorgung ge-
bracht.
- Die Mitbenutzung des Unfallröntgens ist
explizit angedacht.
- Eine der Erstversorgungskojen wird als
Ausweichkoje für die Triage vorgehalten,
dadurch würde in Spitzenzeiten ein zu-
sätzlicher Triageplatz entstehen.
Erhebung der Patientenankünfte für
die Simulation
Nach erfolgter Formalisierung der Abläufe
als Prozess sowie in Form von Wegfindungen
wurden diese in die implementierte Methode
(Programm "mark3L") eingegeben. Weiters
war die Erhebung von Ankunftsdaten echter
Patienten notwendig. Eine entsprechende
Untersuchung hatte es zwar schon einmal für
die Unfallambulanz gegeben, die davon resul-
tierenden Daten enthalten aber nur unzurei-
chende Informationen im Bezug auf Warte-
zeiten und der eingetrenen Behandlungs-
kette.
Die Erhebung der Patientenankünfte wurde,
sowohl für die Unfallambulanz wie auch für
die Notaufnahme, von Seiten des medizini-
schen Personals durchgeführt und dem Au-
tor anonymisiert zur Verfügung gestellt. An
den zwei abgefragten Tagen (Dienstag und
Mittwoch) wurde jedoch wenig Andrang ver-
zeichnet, wodurch diese Daten lediglich als
unteres Minimum für das Patientenvolumen
dienen können. Die Zuweisung von Triage-
klassen zu diesen Patienten erfolgte mittels
eines schon im Vorfeld vom Personal erho-
benen Manchester-Triage Probelaufs, bei
dem die Patienten tageweise mit der Me-
thode eingeschätzt wurden und aus welchem
sich eine ungefähre Verteilung der Patienten
pro Prioritätsklasse für Vöcklabruck ableiten
läßt:
- 2% Priorität 1 (vitalbedrohte Patienten)
- 28% Priorität 2
- 46% Priorität 3
- 22% Priorität 4
- 2% Priorität 5
Verkürzt bedeutet diese Verteilung, dass pro
25 Patienten ein vitalbedrohter beim Sample
dabei ist.
Zusätzlich wurde ein Patientengenerator
geschrieben, welcher ein einstellbares
Patientenvolumen ebenfalls gemäß oben-
stehender Verteilung generiert. Im Gegen-
satz zu echte Patienten, deren Behandlungs-
kette weit gefächert ist (Abb. 4), wurde der
generierte Ablauf immer als "Administra-
tion, Triage, Untersuchung" sowie implizit
entstehenden Wartezeiten erzeugt. Dieser
konnte zur Bestimmung einer Maximalaus-
lastung herangezogen werden.
ADM 69
UB
10
RÖ 1
UB 1
W 1
UB 1
W 48
RÖ 1
UB 1
UB 45
RÖ 9
UB 2
W 1
ZI 1
UB 1
W 3
UB 2
ZI 1
W 19
RÖ 6
UB 1 W 4
UB 2
UB 2
W 1
ZI 3
ZI 2
ZI 1
INFO 1
ADM Administrieren
INFO Information
UB Behandlung
W Warten
RÖ Röntgen
ZI Aufnahmestation
Notfallpatienten 19.10.2010
Simulationsdurchläufe
Die Simulation wurde mit der implementier-
ten Methode durchgeführt, es wurde dabei je
nach Szenario das Patientenaufkommen ent-
weder für die Normaldienstzeit (Mo.-Fr.,
07:00-16:00) oder die restliche Zeit eingege-
ben. Zusätzlich wurden die generierten An-
künfte verwendet, um Extremsituationen
(sehr wenige oder viele Patienten) testen zu
können. In der Simulation wurden die
Funktionen als Ressourcen angenommen,
deren zeitliche Belegung aufgezeichnet
wurde:
- Grundsätzlich wurden Ressourcen als ei-
gene Entitäten angezeigt (Abb. 5a). Ihre
Belegung wurde sowohl als Füllstandsan-
zeige als auch textuell wiedergegeben.
Bei Vorliegen einer Warteschlange wur-
de zudem ein Warnsymbol mitsamt der
Anzahl der wartenden Agenten in die
Anzeige eingebunden.
- Für die zeitliche Auslastung wurden Gra-
phen als Darstellung genutzt (Abb. 5b),
bei denen Kapazität (rote Linien) und
Nachfrage (schwarze Linie) dargestellt
wurden. Die zeitliche Achse wurde dabei
in Sekunden an vergangener Simulations-
zeit definiert.
Zusätzlich zu den Ressourcen wurden auch
die Wartezeitüberschreitungen sowie die
durch die Agenten zurückgelegten Weglän-
gen mit aufgezeichnet:
- Die Wartezeitüberschreitungen der
Triage wurden sowohl als Histogramm
(Klasseneinteilung stündlich) widergege-
ben (Abb. 5c), wie auch absolut nach den
einzelnen Prioritätsklassen (Abb. 5d).
- Weglängen wurden in ein Histogramm
mit 1000m, welches in 10 Klassen geteilt
war, eingetragen (Abb. 5e).
- Für alle Wege wurde der Durchfluss
festgehalten, mittels eines Schwellwerts
wurden die prominentesten Wege
gefiltert und zur Anzeige gebracht (vgl.
Abb. 5f).
4 Verzweigungen in der Behandlungskette des gemessenen Patientenguts vom 19.10.2010
4
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 38Design Case
Resultate Szenario 0
Die Simulation des IST-Szenarios wurde zum
Verständnis der im Vorfeld getätigten Aussa-
ge, dass "in Zukunft 90 Patienten in der Not-
aufnahme zu erwarten wären", mittels gene-
rierten Ankünften durchgeführt. Bei einer
Behandlungskette aus Administration (2m5s),
Triage (2m) und Untersuchung (55m) und
gleichverteilten Ankünften (gleichen viele Pa-
tienten per Rettung wie auch über den Hau-
pteingang) ergab sich folgendes Bild:
- Die jetzige Notaufnahme ist stark unter-
dimensioniert. Durch das Nichtvorhan-
densein von genügend Untersuchungs-
plätzen werden die Wartezonen belastet,
zudem ist die Triagekapazität mit einer
einzigen Triageressource nicht ausrei-
chend.
- Von den Wegen her (Abb. 6a) ist der
Kernbereich der Notfallaufnahme stark
beansprucht. Die Sitzplatzkapazität reicht
jedoch selbst in diesem Szenario aus.
Es wurde danach nach Kapazitätsgrenzen für
die jetzige Konstellation der Notaufnahme
gesucht.
- Lässt man das Patientenvolumen konstant
(90 Patienten), so müssen zwischen 7 und
8 Untersuchungskojen bereitgestellt
werden (Abb. 6b).
- Reduziert man das Patientenvolumen so-
weit, dass mit den jetzigen Untersu-
chungskojen das Auslangen gefunden
wird, so können rund 60 Patienten unter-
sucht werden.
Diese Anzahl von 60 Patienten wurde daher
als Grundlage aller generierten Patientenan-
künfte verwendet. Zudem wurde von Seiten
des klinischen Personals mündlich bestätigt,
dass es sich bei dieser Anzahl um eine für das
jetzige Patientenvolumen realistische Annah-
me bei maximaler Auslastung handelt.
Allgemein (vgl. auch mit Schema in Abb. 3a )
ist dieses Szenario durch seine kompakte An-
ordnung von Warte- und Triagezone gekenn-
zeichnet. Nachteilig ist die Unterdimensionie-
rung der Liegendwartezone, welche lediglich
zwei Plätze umfasst. Die Benutzung der auch
in der Notaufnahme befindlichen Aufnahme-
station zwecks Lagerung von Liegendpatien-
ten ist mangels Beaufsichtigungsmöglichkeit
aus der Leitstelle heraus als nicht sinnvoll an-
zusehen. Weiters sind die Untersuchungsko-
jen in der jetzigen Konstellation nicht erwei-
terbar, damit ist die Kapazität auf die erwähn-
ten 60 Patienten beschränkt.
Resultate Szenario 1
(Zentrale Administration)
Durch die in diesem Szenario gegenständliche
Mitbenutzung der Zentralen Administration
(vgl. Abb. 3a) war von einer Entlastung der
Leitstelle Notaufnahme auszugehen, dies
wurde durch verschieben der zugehörigen
Ressource sowie Veränderung der Wegfüh-
rung erreicht. Explizit wurde die Simulation
des Personals ausgeklammert; eine Mitbenut-
zung der zentralen Administration war somit
insofern irrelevant, als das die Modellierung
von Personenpools (einer für die Zentrale
Administration und einer für die Notaufnah-
me) samt zeitabhängiger Zuweisung eines
Funktionsträgers für die Funktion "Admini-
stration" aus einem der Pools explizit abge-
grenzt wurde. Die Simulation rechnet in Res-
sourcen, nicht in Personal. Die Abbildung von
Ressourcen auf Personal kann jedoch in ein-
em Nachschritt erfolgen, in dem die Zeitein-
teilung (Dienstrad, Dienstzeitregelungen,
Teilzeit, etc.) mit in die Überlegungen ein-
fließt.
Die Simulation wurde sowohl während wie
auch außerhalb der Dienstzeit durchgeführt.
5a Darstellung von Ressourcen. Ressourcen sind in der Simulation genutzte Funktionen (hier: "UB",
Untersuchungs/Behandlungskoje). Für jede Ressource werden ihre momentane Auslastung (4), die
Länge der zugehörigen Warteschlange (1) angezeigt. Ist die Warteschlange nicht leer, so wird zudem
ein Warnsymbol über der Ressource angezeigt (Kapazitätsgrenze erreicht).
5b Graphdarstellung der Nutzung von Ressourcen über die Zeit: Die Zeitangabe erfolgt in Sekunden,
dementsprechend ist der angezeigte Wert 66800 als 18.5 Stunden zu verstehen. Eingezeichnet wer-
den die Nachfrage nach der Ressource (schwarze Linie) sowie deren Kapazität (rote Linie). Über-
schreitet die Nachfrage die Kapazität, so entsteht eine Warteschlange und es kommt zu Verzögerun-
gen im Prozess. Das Entstehen von Kapazitätsengpässen resultiert dabei nicht nur aus dem Nichtvor-
handensein von genügend Ressourcen, sondern hängt in der Regel auch mit einer gehäuften bzw. un-
gleichmäßigen Ankunft von Patienten zusammen.
5c Triagezeitüberschreitungen nach Stunden. Zu erkennen ist ein typischer Behandlungstag, in dem sich
die Ankünfte stauen und sukzessive abgearbeitet werden.
5d Triagezeitüberschreitungen nach Manchester-Triage-Priorität. Klar sichtbar ist die Priorisierung, d.h.
die nach Dringlichkeit unterschiedliche Häufigkeit der Wartezeiten.
5a
b
c
d
e
f
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 39Design Case
6a b
6a Durchfluss durch Wegführungen in Szenario 0 (IST-Stand). Die Wege sind sowohl für Notfallpatienten, die mit der Rettung kommen, wie auch für
Privatpatienten, gleich groß. Die Administration und Triage erfolgt in der Leitstelle der Notaufnahme bzw. für liegende Patienten im angrenzenden
Patientenbereich ("Anm"). Die kompakte Anordnung von Triage, Administration, Wartezonen ("W l", "W g+s") und den Untersuchungskojen
("UB") ist optimal für die Wege in der Notaufnahme. Die Anzahl der Liegendwarteplätze ist jedoch nicht ausreichend.
6b Ressourcenbelegung der Untersuchungsplätze bei 90 Patienten. Oben: Im Fall von 8 Untersuchungskojen sind diese niemals ausgelastet, es kommt
zu keinen Engpässen beim Warten (Überdimensionierung). Unten: Die Belegung im Fall von 7 Untersuchungskojen ergibt eine volle Auslastung, es
kommt zu Wartezeiten aber keinen Triagezeitüberschreitungen. Somit ergibt sich bei 90 Patienten die Notwendigkeit von 7 Untersuchungskojen,
wobei ein zusätzlicher Untersuchungsplatz in Zeiten erhöhten Aufkommens hinzugenommen werden soll.
6c Wegführung in Szenario 1. Es ist von einer Konzentration der Wege im Gangbereich zwischen Notaufnahme und Zentraler Administration ("Z-
Adm") auszugehen. Eine dementsprechende Wartezone gegenüber der Zentralen Administration ("W") ist einzurichten,
6d Räumliche Situation im Gangbereich zwischen Zentraler Administration und Notaufnahme. Sichtbar ist vor Allem die Leitstelle am Ende des Gangs.
c d
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 40Design Case
6e
f
g
h
6e Szenario 2. Durch die Mitbenutzung der
Zentralen Administration auch als Triage
erhöhen sich die Wege für alle Patienten.
Weiters muss eine Wartezone ("W"), die
dieser gegenüberliegt, für das Warten auf
Triage und Administration neu geschaffen
werden. Das Warten auf die Untersu-
chung findet andernorts, in der Notauf-
nahme, statt ("W l", "W g+s"). Für eine
Re-Triage wäre es notwendig, den Patien-
ten wieder in die Zentrale Administration
zu holen, dies erscheint mit Hinblick auf
den Weg jedoch unpraktikabel.
6f Szenario 3 (alle Varianten): Die Notauf-
nahme wird ausgebaut, es entstehen zu-
sätzliche Liegendwarteräume und Unter-
suchungskojen. Durch die Kapazitätsstei-
gerung der Notaufnahme ist die Anzahl
der Re-Triagen sowie der Aufenthalt
in der Wartezone minimiert.
6g Szenario 3, Variante 1: Die Nutzung der
Ressourcen entsprechend den erhobenen
Messdaten legt eine Minderbenutzung der
Aufnahmestation ("ZI") dar. Es werden
maximal zwei Betten verwendet. Auf-
grund der niedrigen Frequenzen in den
Erhobenen Ankünfte ist diese Aussage
aber mit Vorsicht zu genießen, es kann
von einer maximal doppelt so hohen
Auslastung ausgegangen werden.
6h Szenario 3, Variante 1: Diese Variante ist
von der Ressourcennutzung her unter
Last nur durch die Untersuchungskojen
("UB") beschränkt. Es stehen genügend
Wartekapazitäten ("Sitze", "Liegepl.") zur
Verfügung.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 41Design Case
k
6i
j
l
6i Szenario 3, Variante 2. Oben: Die Untersuchungsplätze sind innerhalb der Dienstzeit unter
Last leicht überlastet. Unten: Außerhalb der Dienstzeit sind die Untersuchungsplätze nicht voll
ausgelastet. Insgesamt entstehen innerhalb wie außerhalb der Dienstzeiten ist die Anzahl der
Triagezeitüberschreitungen minimal.
6j Szenario 5, Variante a. Die Wege in die neue Zentrale Notaufnahme sind für Normalpatienten
länger als bisher. Der Patientenfluss konzentriert sich auf die Wartezone ("W l", "W g+s") der
neuen Abteilung.
6k Weglängen und Auslastung Liegendtriage in Szenario 5, Variante a. Oben: Notfallpatienten, die
über den Haupteingang kommen, müssen einen längeren Weg zurücklegen. Unten: Obwohl ist
die Auslastung der Liegendtriage anhand der Messdaten minimal ist, kommt es zu einer gegen-
seitigen Behinderung zwischen den Prozessen der Notaufnahme und Unfallambulanz durch die
gemeinsame Nutzung der Wundversorgung und des Schockraums als Liegendtriage.
6l Simulation von Szenario 5, Variante a mit erhobenen Ankünften. Deutlich erkennbar ist die
Überlastung der Triage, die für alle Patienten (Unfall- und Notpatienten) durchgeführt wird.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 42Design Case
Es zeigte sich, dass der Wartebereich vor der
zentralen Administration zu öffentlich ist:
- Die gehfähigen und sitzenden Patienten
müssen im Gangbereich zwischen zen-
traler Administration und Notaufnahme
warten, in diesem kommt es dadurch zu
einem erhöhten Patientenfluss (Abb. 5c).
- Die Sitzmöglichkeiten sind nicht auf Not-
fallpatienten ausgelegt; die existierende
Möblierung mit Polstermöbeln ist ebenso
unzweckmäßig wie die Tatsache, dass die
Wartezone für Besucher angrenzt. Es ist
von einer Kreuzung des Patientenstroms
mit dem Besucherstrom auszugehen, der
Wartebereich ist für beide Gruppen nun-
mehr ungeeignet (für Patienten zu wenig
privat, für Besucher zu wenig einladend).
- Eine Kreuzung der Personenflüsse ergibt
sich nicht nur zwischen Patienten und Be-
suchern, sondern auch zwischen termini-
sierten und unterminisierten Patienten
(Standeswesen, Aufnahme, Kasse).
- Von der Sichtbarkeit her ist beim Be-
treten des Krankenhauses der zentrale
Administrationsbereich im Hauptblickfeld.
Für die Administration der Notfallpatien-
ten findet aber nicht im Hauptblickfeld
statt, sondern wird in Hinblick auf höhere
Privatheit im Gangbereich durchgeführt
werden (Annahme). Ist dies der Fall, und
bilden sich vor dem Administrationsschal-
ter Trauben, so ist dieser nicht mehr klar
erkenntlich (vgl. Abb. 5d). Stattdessen ist
die Leitstelle Notaufnahme am Ende des
Ganges visuell im Blickfeld - es ist trotz
etwaiger Ausschilderung von der Nutzung
der Leitstelle Notaufnahme als primärer
Anlaufpunkt für Patienten auszugehen.
Durch eine Zurücksendung der Patienten
an die zentrale Administration ist ein
"Ping-Pong" zwischen den beiden Berei-
chen wahrscheinlich.
- Dieses Szenario erscheint auch mit Hin-
blick auf die Arbeitszeiten der Zentralen
Administration problematisch. Diese hat
Freitags immer ab 12:00 Uhr geschlossen,
in dieser Zeit würde die Leitstelle Notauf-
nahme die Administration übernehmen.
Generell ist eine zeitabhängige Durchfüh-
rung der Administration durch Notauf-
nahme oder Zentrale Administration
schlecht für die Orientierung der Patien-
ten.
Resultate Szenario 2
(Zentrale Triage und Administration)
Dieses Szenario (vgl. Abb 3c) erweitert wäh-
rend der Dienstzeit die in Szenario 1 vorge-
stellte Zentrale Administration um eine Tri-
age. Dazu ist ein Umbau für zwei Triageplätze
(einer für Liegend- und einer für gehfähig/sit-
zende Patienten) notwendig. Die in den Re-
sultaten von Szenario 1 schon erwähnten
Punkte bleiben bestehen, zusätzlich ergaben
sich folgende Vor- und Nachteile:
- Die Nähe von Triage und Administration
ist sinnvoll, im Fall der Ersttriage entste-
hen dadurch kurze Wege. Jedoch ist die
Wartezone im Vorfeld der Untersuchung
nicht bei der Zentralen Administration,
eine Re-Triage ist damit unpraktikabel
(Patient muss von dort geholt werden).
- Es ist weiters fraglich, ob die Zentrale
Administration bei solchermaßen verrin-
gertem Raumangebot noch ihren Aufga-
ben nachkommen kann.
Resultate Szenario 3, Variante 1
(Aufnahmestation verkleinern)
Ziel dieses Szenarios (Abb. 3d, Simulation in
Abb. 6f) war die Einbeziehung einer Erweite-
rungsmöglichkeit in die Notaufnahme. Diese
wurde durch die Verkleinerung der in der
Notaufnahme befindlichen Aufnahmestation,
die sechs Betten umfasst, erreicht. Variante 1
übernimmt dabei zwei Betten als Liegendtri-
age, welche auch zur Infusionstherapie ver-
wendet werden können. Von Simulationssei-
te ging es vorerst um die Frage, ob der Be-
trieb der Notaufnahme mit einer somit ver-
kleinerten Aufnahmestation gewährleistet
werden kann. Aus der Simulation mittels der
erhobenen Ankünfte, in denen auch Auf-
enthalte auf den Zimmern der Aufnahmesta-
tion ("ZI") vorkommen, ist abzuleiten, dass
dies unproblematisch ist (vgl. Abb. 6g), weil
maximal zwei Betten gleichzeitig belegt wur-
den. Aus mündlichen Gesprächen in den Be-
sprechungen zu den Resultaten wurde dieses
Ergebnis grundsätzlich akzeptiert, jedoch ein-
gewendet, dass es auch andere Tage gibt, an
denen die Aufnahmestation überbelegt ist.
Dieser Fall trete jedoch äußerst selten auf,
daher wäre eine Verkleinerung grundsätzlich
sinnvoll.
In der Bewertung des Szenarios selber ergab
sich folgende Situation:
- Von den Wegen her zeigte sich eine
räumliche Aufteilung zwischen Liegend-
patienten und und gehfähig/sitzenden,
dies ist als positiv zu beurteilen (Abb. 6f).
- Beaufsichtigungsmöglichkeit sind nun-
mehr für alle Patienten gegeben, ein
entsprechendes Sichtfenster von der
Leitstelle Notaufnahme in den neuen
Liegendtriageraum ist vorzusehen. Dieser
ist ebenfalls durch einen separaten Ser-
vicegang, so wie bei allen anderen Unter-
suchungskojen, zu erschließen.
- Die erzielbare Erhöhung der Liegeplätze
um zwei Stück auf insgesamt vier löst die
Kapazitätsengpässe für liegendwartende
Patienten selbst bei erhöhter Ankunfts-
frequenz (Abb. 6h).
- Als letzter Flaschenhals bleibt der Unter-
suchungsbereich mit den vier Kojen.
Resultate Szenario 3, Variante 2
(Untersuchungskojen statt Aufnahme-
station)
Das Fehlen von Untersuchungskapazitäten
wurde in diesem Szenario (Abb. 3f) adres-
siert. Statt einer Aufnahmestation werden
zwei neue Untersuchungskojen, zusätzlich
zum Liegendtriageraum, eingebaut. Diese
sind variabel nutzbar, bei Bedarf können sie
auch als Liegendwarteraum bzw. für die In-
fusionstherapie verwendet werden. Die Zwi-
schenmauern zwischen den neu geschaffenen
Räumen können bei Bedarf weggenommen
werden, um so die Einsehbarkeit von der
Leitstelle mittels Sichtfenster zu gewährlei-
sten. Die Simulation dieser Variante war
weitgehend gleich zur Variante 1. Die ein-
zigen zwei Unterschiede stellten die Unter-
suchungskapazitäten (zwei zusätzliche Kojen)
sowie die Nutzung der zur Rettung am näch-
sten befindlichen Koje als Liegendtriage/
warteraum dar. Es zeigte sich (vgl. oben in
Abb. 6i), dass sechs Untersuchungskojen
unter Last innerhalb der Dienstzeit voll
ausgelastet sind. Außerhalb der Dienstzeiten
ist von einem Leerbleiben von zumindest
einer Koje auszugehen, daher ist die An-
kunftskoje für die Rettung besonders für
Nachtzeiten eine praktikable Lösung. Durch
die Ankunftskoje ergeben sich kurze Wege,
sowohl für Normal- wie auch für Rettungs-
patienten. Das Schema der solchermaßen er-
weiterten Notaufnahme ist kompakt, ein
längeres Warten mit Re-Triagierung entfällt
wegen der Erhöhung der Untersuchungska-
pazitäten. Als einziger Nachteil ist mit einer
Erhöhung der Auslastung der an anderer
Stelle im Krankenhaus befindlichen zweiten
Aufnahmestation zu rechnen, von einer Er-
hebung und Simulation der dortigen Ankün-
fte unter Einbeziehung der Patienten der
Notaufnahme wurde jedoch aus Zeitmangel
abgesehen. Es wird von einer zusätzlichen
Belastung von zwei Betten ausgegangen.
Resultate Szenario 4, Variante a
(Mitbenutzung Akut-OP)
Die Simulationsergebnisse dieser Variante
ergaben ein durchwegs negatives Bild:
- Es muss in der Kernzeit Personal in den
neuen Wartebereich "Akut-OP" ge-
schickt werden, falls die Triage, Adminis-
tration, Warten und Untersuchung dort
stattfinden soll. Dies ist schlecht, weil da-
durch wertvolle Personalressourcen in
der Notaufnahme fehlen. Eine Bereitstel-
lung von Personal nur zur Administra-
tion, Triage und Untersuchung ist nicht
möglich, weil die Beaufsichtigung des Pa-
tienten im Akut-OP gewährleistet wer-
den muss.
- Weiters sind die Wege zwischen Akut-
OP und Notaufnahme sehr groß.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 43Design Case
- Der Zugewinn an Untersuchungskapazi-
täten durch den Akut-OP ist nur für Ret-
tungspatienten gültig. Deren Anteil am Pa-
tientenvolumen beträgt aber laut den er-
hobenen Ankünften lediglich 11%. Es ist
somit fraglich, ob für einen solch geringen
Prozentsatz ein dementsprechender orga-
nisatorischer Aufwand getrieben werden
soll, vor Allem deshalb weil der Akut-OP
selber als Warte- und Untersuchungs-
raum zu schade erscheint und auch von
der zeitlichen Nutzbarkeit durch die
Notaufnahme nur zwischen 08:00-10:00
Uhr beanspruchbar ist.
Resultate Szenario 4, Variante b
(Akut-OP und Zentrale Administration)
Da dieses Szenario einen Zusatz zur Variante
a darstellt, welches obendrein die als nachtei-
lig erkannte Zentrale Administration aus Vari-
ante 2 enthält, wurde auf eine Simulation ver-
zichtet. Zusätzlich kann dennoch angeführt
werden:
- Es wird in dieser Variante das Warte-
platzangebot vor der Zentralen Admini-
stration verringert.
- Bedenken bezüglich der Kreuzung des
Besucher- und Patientenstroms sowie der
inadäquaten Wartesituation aus Szenario
2 bleiben aufrecht.
Resultate Szenario 5, Variante a
(ZNA mit Option Akut-OP)
Das Szenario 5 (vgl. Abb. 3g) legt die Unfall-
ambulanz mit der Notaufnahme zusammen. In
Variante a wird von der gemeinsamen Nut-
zung der Wundversorgung und des Schock-
raums, weiters optional auch des Akut-OPs
zur Triage liegender Patienten ausgegangen.
Letzterer wurde mit Hinblick auf die in Szena-
rio 4 Variante a erwähnten Punkte nicht in
die Simulation mit einbezogen. Ferner wurde
gezeigt, dass das Warteplatzangebot in der
Zone der Unfallambulanz (nunmehr als Zen-
trale Notaufnahme bezeichnet) in jedem Fall
ausreicht und daher kein Akut-OP zur Lage-
rung vonnöten ist. Eine Nutzung des Akut-
OPs ist, mit denselben Argumenten wie in
Szenario 4, nicht sinnvoll. selben Argumenten
wie in Szenario 4, nicht sinnvoll.
Die Simulation (Abb. 6j) ergab folgende Vor-
und Nachteile:
- Eine einheitliche Anlaufstelle "ZNA" wird
grundsätzlich positiv bewertet. Zwar sind
die Wege länger (vgl. oben in Abb. 6k),
die Orientierung bei Ankunft über den
Haupteingang ist jedoch besser als im Fall
das die Notaufnahme sich im jetzigen Be-
reich befindet.
- Das Warteplatzangebot in der Unfallam-
bulanz ist bis dato nicht optimal genutzt,
durch die Zusammenlegung wird die Aus-
lastung verbessert (Abb. 6k).
zitäten. Da mit den derzeitigen Kojen
aber schon die Kapazitätsgrenze erreicht
ist, und noch andere Funktionen wie z.B.
Lager Notaufnahme, Entsorgung etc. inte-
griert werden müssten, wäre die einzig
sinnvolle Lösung die flexible Nutzung der
Untersuchungskojen auf beiden Seiten.
Dies stellt aber, wie erwähnt, ein organi-
satorisches Problem dar (verschiedene
Prozesse, nicht einfach vereinheitlichbar),
das nur durch eine gemeinsame Leitung in
den Griff zu bekommen wäre. Eine solche
ist mit jetzigem Stand aber nicht in Sicht.
Resultate Szenario 5, Variante b
(ZNA mit Durchgang Unfallröntgen)
Durch die Einführung einer losgelösten Lie-
gendtriage im Bereich eines ehemaligen Lagers
der Unfallambulanz (Abb. 3h) ergibt für die
Simulation ein positives Bild. Die zusätzliche,
losgelöste Liegendtriageeinheit entkoppelt die
Prozesse beider Abteilungen, die Triage ist
aber immer noch überlastet. Von einer in die-
ser Variante auch angedachten Mitnutzung des
Akut-OPs wurde wieder in Hinsicht auf die
erwähnten Nachteile abgesehen.
Resultate Szenario 5, Variante c
(ZNA mit Triage in Wundversorgung,
Schockraum und Akut-OP)
Variante c (Abb. 3i) stellt eine Vereinigung aus
den Varianten 5a und b dar, es wird dabei der
liegende Patient je nach Schwere der Erkran-
kung entweder in die Wundversorgung, den
Schockraum oder den Akut-OP gebracht.
Weiters ist eine Vorhaltung einer Koje der
Unfallambulanz zur Triagierung vorgesehen.
Die gesamte Variante geht somit von einer
variablen Nutzung von Ressourcen aus. Fol-
gende Punkte wurden ermittelt:
- Die Einführung einer zusätzlichen Triage-
einheit ist prinzipiell gut, jedoch kann die-
se genau im Fall wenn sie gebraucht wird
(unter Last) nicht benutzt werden, weil sie
durch die Unfallambulanz als Koje genutzt
wird. Somit ist der zusätzliche Triageplatz
hypothetisch und kann vernachlässigt wer-
den.
- Eine dynamische Nutzung von Räumen
nach Schweregrad der Erkrankung ist nur
durch eine übergeordnete Organisation
zwischen Unfall- und Notaufnahme mö-
glich, es bedarf dabei einer eindeutigen
Priorisierung beider Abteilungen in Pun-
kto Raumreservierung. Dies ist schon aus
technischer Sicht nicht möglich (die Un-
fallambulanz verwendet ein anderes Infor-
mationssystem als die Notaufnahme), es
ist aber auch wahrscheinlich, dass eine
solche Priorisierung zu Konflikten führt
bzw. keine eindeutige Festlegung erfolgen
kann.
- Nachteilig wirkt sich jedoch die wechsel-
seitige Abhängigkeit der Prozesse der Un-
fallambulanz und Notaufnahme, welche
aus der gemeinsamen Nutzung von
Wundversorgung und Schockraum resul-
tiert, aus. Wird einer der Räume belegt,
kann Untersuchung der Unfallambulanz
dort nicht erfolgen. Die Alternative, einen
zu triagierenden Patienten einstweilig wie-
der in die Wartezone zu verlegen, liegt
auf der Hand. Dieses Vorgehen ist jedoch
mit einem organisatorischen und zeitli-
chen Mehraufwand verbunden. Die Bele-
gung der Liegetriageräume kann unter
Last sogar dauernd erfolgen, wenn es
wiederholt zu Re-Triagen kommt. Eine
Beschränkung der Anzahl der Re-Triagen
scheint unter diesem Gesichtspunkt lo-
gisch.
Die wechselseitige Beeinflussung tritt sel-
bst dann auf, wenn eine der beiden Abtei-
lungen unterbeschäftigt ist. Sind beispiels-
weise die Ankünfte in der Unfallambulanz
von niedriger Frequenz, die der Notauf-
nahme erhöht, so kann aufgrund der Lie-
gendtriage eine Blockierung der anderen
Abteilung stattfinden und vice versa. Die
Prozesse sind von ihrer zeitlichen Dimen-
sion unter den Abteilungen inkompatibel:
Unfallprozesse sind kurzlebig (üblich ist
eine Erstuntersuchungszeit unter 10 Mi-
nuten), während Untersuchungen der
Notaufnahme im Extremfall bis zu drei
Stunden dauern können. Eine Mitbenut-
zung von Untersuchungskojen der jeweils
anderen Abteilung ist damit nur für die
Unfallambulanz als Belegende Einheit mö-
glich.
- Eine Triagierung aller Patienten der Zen-
tralen Notaufnahme ist nur unter stark
erhöhtem Personaleinsatz möglich (Abb.
6l). Es kommt schon unter wenig Last zu
einer Überbelegung der Triage. Die An-
zahl der Triagekojen (liegend wie auch
gehfähig/sitzend) ist unterdimensioniert.
- Zur Einrichtung der Zentralen Notauf-
nahme ist es notwendig, dass Notaufnah-
me und Unfallnachbehandlung ihren Be-
reich tauschen. Die Trennung der Nach-
behandlung von der Erstbehandlung stellt
aber aus rein medizinischer Sicht laut
Auskunft des Personals ein erhebliches
Problem dar, sowohl von den Weglängen
als auch vom Informationsfluss intern.
Weiters ist die nunmehr bei der Nachbe-
handlung situierte Aufnahmestation un-
günstig gelegen - es gibt keine Festlegung,
wer die Patienten in der Nacht versorgen
soll sobald die Nachbehandlung geschlos-
sen hat.
- Der Bereich der Unfallambulanz bietet für
die Notaufnahme keinen Platz für eine et-
waige Erhöhung der Untersuchungskapa-
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 44Design Case
Zusammenfassung der Ergebnisse als
Ranking
Auf Basis der Simulation wie auch der bei der
Durchführung des Projektes aufgefallenen
Punkte wurde eine Priorisierung der einzel-
nen Szenarien und Varianten vorgenommen.
Folgende Ausgangssituation bildete für diese
Betrachtung den Kontext:
- Die derzeitige Notaufnahme verfügt über
vier Untersuchungsplätze, diese sind un-
ter erhöhtem Patientenaufkommen über-
lastet. Das maximal bewältigbare Patien-
tenvolumen beträgt unter Bezug auf die in
der Simulation durchgeführte Analyse 60
Patienten in der Dienstzeit (07:00 - 16:00
zwischen Montag und Freitag).
- Existierenden zu wenig Untersuchungsplä-
tze, so verlegt sich der Patientenstrom auf
die Wartezone. Diese ist in der jetzigen
Konfiguration für gehfähig/sitzende Patien-
ten ausreichend, für liegende Patienten je-
doch unterdimensioniert.
- In der Notaufnahme befindet sich eine ei-
gene Aufnahmestation mit sechs Betten,
die für die stationäre Aufnahme (vor Al-
lem während der Nacht) gebraucht wird.
Diese ist jedoch kaum ausgelastet, eine
entsprechende Reduktion der Betten auf
minimal zwei Stück wäre ohne weiteres
möglich.
- Die Prozesse der Notaufnahme unter-
scheiden sich in ihrer zeitlichen Gliede-
rung sehr stark von denen der Unfallam-
bulanz. Bei ersterer beträgt die Untersu-
chungsdauer bis zu drei Stunden, in letzte-
rem Fall oft nur vier Minuten (wobei da-
für in der Regel mehr als eine Untersu-
chung für denselben Patienten stattfindet).
Eine Zusammenlegung von beiden Abtei-
lungen ist möglich, setzt jedoch eine or-
ganisatorische sowie prozessmäßige Um-
strukturierung voraus.
Die Zusammenschau aus den einzelnen Erge-
bnissen wurde als Ranking formuliert und der
kollegialen Führung sowie dem medizinischen
Personal präsentiert. Folgende Staffelung wur-
de ermittelt:
PLATZ 1: SZENARIO 3, VARIANTE 2
Die in diesem Szenario vorgestellte Erweite-
rung der Notaufnahme um neue Untersu-
chungseinheiten und Triageplätze machen
eine effiziente Abwicklung der Triage auch im
Angesicht steigender Patientenzahlen möglich.
Dazu wird die Aufnahmestation aufgegeben,
eine Verlagerung des Patientenflusses für
ungeplant aufzunehmende stationäre Patien-
ten (Umfang von 2-3 Bettbelegungen) ist
durch die an anderer Stelle befindliche Auf-
nahmestation 2 vorzusehen. Vom räumlichen
Konzept her besticht dieses Szenario durch
ten durchzuführen, so ist die Anzahl der Re-
Triagen zu beschränken oder gänzlich auf
diese zu verzichten. Ansonsten kann es zu ei-
ner Überlastung der Triage kommen, wo-
durch keine Ersttriagen mehr durchgeführt
werden können. Der Ersttriage ist in jedem
Fall höhere Priorität als der Re-Triage gege-
ben werden. Für Tage, an denen kein Andrang
verzeichnet wird bzw. auch für Nachtzeiten
kann die Triage einem Funktionsträger
übergeben werden, ansonsten ist sie auf jeden
Fall mit einem eigenen Personalpool zu be-
legen, um keine Abhängigkeiten zu den Unter-
suchungsprozessen zu haben. Für das zuwei-
sen von Patienten zu Triagekojen gilt allge-
mein: Je flexibler der Prozess der Zuteilung
(z.B. Patient schwer verletzt, leicht verletzt,
große Wunden etc.), desto mehr an organisa-
torischer Abstimmungsarbeit ist zwischen den
beiden Abteiltungen, oder noch besser: in ei-
ner auch organisatorisch zusammengelegten
"zentralen Notaufnahme" zu treffen. Bis dato
wurden diese Einheiten immer als isoliert be-
trachtet, jede Gruppe hat ihre eigenen Unter-
suchungskojen. Ein gemeinsames Konzept zur
Raumnutzung (variable Nutzung für Unfall/
Notfall) liegt auf der Hand. Einschränkend ist
dabei zu sagen, dass eine variable Nutzung
durch den steigenden Andrang auf Patienten-
seite zwar momentan möglich sein wird, aber
dabei eben auch keine Mehrkapazitäten ent-
stehen. Sehr wohl könnte aber dadurch schon
frühzeitig eine gemeinsame Arbeitsweise im
Prozess gefördert werden.
Behandlung der vorgestellten Probleme
im Design Case
Für die spätere Diskussion ist die Angabe,
welche Teile der Problemstellung sowie der
Lösung im Design Case behandelt wurden,
wichtig. Eine entsprechende Matrix findet sich
in Abb. 7. Kurz zusammengefasst waren nicht
alle Teile der Dissertation für die Analyse der
verschiedenen Szenarien wichtig. Das Projekt-
team setzte sich aus dem Autor sowie dem
medizinischen Personal zusammen, dieses fun-
gierte als Planungsgruppe - was ungewöhnlich
ist. Von der Aufteilung ergaben sich daher
weniger Missverständnisse als beispielsweise
im Umfeld eines Neubaus, bei denen eine
Vielzahl an Planern unter Zeitdruck interagie-
ren muss. Weitgehend fehlend war auch die
Entwicklung der Prozesslandschaft parallel zu
den architektonischen bzw. funktionsplaner-
ischen Aktivitäten, die Prozesse um die es
ging wurden aus der Praxis abgeleitet, akkor-
diert und simuliert. Eine Konsistenz zwi-schen
Funktions- und Prozessmodell war nicht
relevant, da die verschiedenen Funkti-onen
schon existierten und nicht erst neu geplant
werden mussten. Selbes galt im Prozess.
kurze Wege zwischen Wartezone und Triage,
gute Erreichbarkeit für Rettungs- als auch
Normalpatienten sowie eine kompakte Anor-
dnung der gesamten Einheit.
PLATZ 2: SZENARIO 3, VARIANTE 1
Diese Variante entspricht weitgehend der auf
Platz 1 befindlichen Variante 2. Der Unter-
schied besteht darin, dass hier nur eines der
drei Patientenzimmer in der Aufnahmestation
der Notaufnahme aufgelassen wird, um es als
Infusionszimmer, Liegendtriageraum sowie
optional auch als Untersuchungseinheit zu
führen. Es gelten daher dieselben Argumente
wie schon bei Variante 2 erwähnt, einziges
Manko ist die Nichterhöhung der Untersu-
chungskapazität und daher das erhöhte auf-
kommen in den Wartezone (insbesondere
Wartezone liegend). Als Vorteile ist insbeson-
dere die rasche Implementierbarkeit zu nen-
nen, es muss lediglich ein Durchgang vom
Servicegang der Notaufnahme in das zur Leit-
stelle angrenzende Patientenzimmer geschaf-
fen werden sowie ein Sichtfenster zwischen
Leitstelle und diesem Raum eingebaut wer-
den. Auch ist eine Stufenweise Implementie-
rung (erst Variante 2, dann Variante 1) mö-
glich, in deren Zuge die Auslastung der ver-
kleinerten Aufnahmestation noch einmal ge-
messen und die erfassten Kapazitäten in der
Aufnahmestation 2 bereitgestellt werden.
PLATZ 3: SZENARIO 5, VARIANTE B
Wird eine zentrale Notaufnahme gewünscht,
so ist jedenfalls von einer losgelösten Triage-
einheit, wie sie in diesem Szenario eingeführt
wurde, auszugehen. Im Vorfeld sind jedoch
weitreichende organisatorische und prozess-
technische Harmonisierungen zwischen den
beiden Abteilungen Unfallambulanz und Not-
aufnahme durchzuführen, ohne die es Res-
sourcenbedingt zu Konflikten und Engpässen
kommen wird. Dieses Szenario ist insoweit
gangbar, als dass die Untersuchungskapazi-
täten in derselben Form erhalten bleiben,
ohne das es zu einer wechselseitigen Störung
kommt. Eine Erweiterbarkeit in punkto Un-
tersuchungsplätzen ist jedoch nicht gegeben,
was einen großen Nachteil im Hinblick auf
steigende Patientenzahlen darstellt. Weiters
ist die Triagierung für alle Patienten fraglich,
es müsste dazu erheblich mehr Triagestellen-
und personal geben. Im Hinblick auf die kur-
zen Untersuchungszeiten der Erstuntersu-
chung in der Unfallambulanz von unter 10
Minuten ist es mitunter, inwieweit eine vor-
hergehende Priorisierung, wie sie die Manche-
ster-Triage darstellt, sinnvoll ist. Implizit wird
diese auch jetzt von den Ärzten durchgeführt,
wobei jedoch nicht standardisiert vorgegan-
gen wird. Ist die Triage auch für Unfallpatien-
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 45Design Case
7
7 Behandlung der in den Teilen "Problemstellung" sowie "Lösung" vorgestellten Themen im Kontext des Design Case Landeskrankenhaus Vöcklabruck. Besonders
im Bezug auf die zu Beginn aufgezeigten Probleme war nicht alles was in der Dissertation vorgestellt wurde auch für das Projekt relevant.
Dis
ku
ssio
n
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 47Diskussion
Diskussion
In diesem Teil der Arbeit soll kritisch hinter-
fragt werden, ob und in welchem Ausmaß die
eingangs erwähnten Probleme durch die Me-
thode handhabbar sind. Dabei wird sowohl
auf induktive Argumente, die sich aus der
Herleitung der Lösung und deren Implemen-
tierung, wie auch auf deduktive Argumente
aus dem Design Case Vöcklabruck zurückge-
griffen.
Gemeinsame Darstellung von Ge-
schäftsprozessen und Wegführungen
Mit Wegführungen und Geschäftsprozessen
werden verschiedene Informationen reprä-
sentiert. In beiden Fällen geht es dabei um
Prozesse: Wegführungen fassen diese als Ab-
folge von Wegen zwischen Funktionsstellen
auf, Geschäftsprozesse als Abfolge von Aktivi-
täten. Ein Wechsel zwischen den zwei Dar-
stellungsweisen ist nicht möglich, weil Weg-
führungen räumlich und Geschäftsprozesse
abstrakt sind. Ein Wechsel zwischen Wegfü-
hrung und Geschäftsprozessen ist, in Erman-
gelung einer expliziten Angabe des Kontroll-
flusses (z.B. Entscheidungskriterium in Abb.
1a) nicht möglich. Umgekehrt kann der Kon-
trollfluss nicht in geeigneter Form auf den
Wegen dargestellt werden (Abb. 1b).
Die vorliegende Methode geht primär von
Geschäftsprozessen aus, deren Knoten auf
einem Plan verortet werden. Wie bisher üb-
lich enthalten die Knoten alle relevanten In-
formationen zum Kontrollfluss, die Darstel-
lung der Wege zwischen den Knoten wird
unter Bezug auf die Erschließung automatisch
errechnet. Dies stellt keinen Nachteil dar, da
mittels geeigneter Wahl der Erschließung die-
selben Resultate erzielbar sind wie im Fall das
alle Wege von Hand gezeichnet werden (Be-
weis induktiv, Wegfindungsalgorithmus). Im
Fall des Design Case Vöcklabruck wurden die
als Wegführungen gezeichneten Prozesse in
der implementierten Methode als Folge von
Aktionen und sie verbindende Prozesskanten
eingezeichnet, die berechneten Wegführun-
gen sind weitgehend gleich zu den manuell
gezeichneten (Beweis deduktiv, Design Case
Vöcklabruck). Eine gemeinsame Darstellung
von Geschäftsprozessen und Wegführungen
ist somit erfolgreich geschaffen worden.
Es bleibt noch zu hinterfragen, ob diese Dar-
stellungsweise neu ist, bzw. was deren origi-
närer Beitrag im Bezug auf die architektoni-
sche Planung darstellt. Prinzipiell kommt eine
ähnliche Darstellung schon bei Jödike[1] vor,
es gibt in dieser jedoch kein kohärentes Kon-
zept in Punkto Angabe der Aktivitäten (vgl.
Abb. 2: "Anmeldung - Kartei" wird angegeben,
alle übrigen Prozessknoten nicht dargestellt).
Es fehlt weiters eine explizite Angabe des
Kontrollflusses.Eine Ermittlung der Wegfüh-
rungen unter Einbeziehung der Erschließung
ist bisher weder automatisch noch manuell
(z.B. als Vorschrift für die Zeichnung von
1a Ein Wechsel von Wegführungen zu Geschäftsprozessen ist nicht möglich, weil der Kontrollfluss nicht
hinreichend beschrieben ist (im Beispiel: welches Kriterium entscheidet über die Verzweigung zwischen
"Med. Notaufnahme" sowie "Patient am Schalter empfangen" ?).
1b Ein Geschäftsprozess kann nicht in eine Wegführung umformuliert werden, weil dieser keinen Raumbe-
zug hat (im Beispiel: von wo kommt der Patient zur ambulanten Erstuntersuchung und wie geht er wei-
ter?).
2 Schema mit eingezechneten Prozessen nach Jödike[1]. Verschiedene Prozesse werden durch unterschie-
dliche Linienarten der Wegführungen angezeigt. Es existiert jedoch kein kohärentes Konzept zur An-
gabe von Aktivitäten ("Anmeldung - Kartei" wird als Aktivität formuliert, der Rest als Wegführung).
1a
b
2
? ?
?
?
Patient kommt zur amb.
Erstuntersuchung
Med. N
otaufn.
Pat
ient a
m S
chal
ter
empfa
ngen
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 48Diskussion
Weglinien) vorgestellt worden, es handelt
sich um einen neuen Beitrag der vorgestellten
Methode. Für die Planung bedeutet eine Ge-
nerierung der Wege aus einem Geschäftspro-
zess eine Arbeitserleichterung, weil hier nur
jeweils die Aktionen und deren Prozesskan-
ten, aber nicht alle Wege dazwischen, angege-
ben werden müssen (Lösung Detailproblem
"Hoher Arbeitsaufwand bei der Erstellung
von Wegführungen"). Ferner können Prozes-
se schon in frühen Phasen der Planung aufge-
zeichnet und erst in späterer Folge feiner de-
tailliert werden. Die Trennung der betriebs-
wirtschaftlichen Betrachtung von einer archi-
tektonisch/funktionalen Sicht wird im Hinblick
auf eine kohärentere Zusammenarbeit im
Planungsteam aufgehoben.
Einheitliches Denken über Aktivitäten
und Funktionen
Die vorgestellten Konzepte zur Vereinheitli-
chung von Funktionsdenken und Aktivitäts-
denken bauen auf einer Redefinition von Fun-
ktionen als Menge von Kapabilitäten auf. Die-
se sind, im Gegensatz zu Funktionen, unteil-
bar und bezeichnen genau eine mögliche Tä-
tigkeit, die in einem Raum ausgeführt werden
kann. Aus den Erfahrungen der Praxis (de-
duktiv, Design Case Vöcklabruck) zeigt es
sich als nicht gangbar, im von Funktionsden-
ken geprägten Planungsprozess im Umfeld des
Krankenhauses von der Benutzung von Funk-
tionen abzusehen; es ist entweder gänzlich auf
Kapabilitäten zu verzichten, oder eine Daten-
bank führt selbständig die Abbildung von Fun-
ktion auf Kapabilitäten durch. Im Design Case
wurde die Befüllung einer solchen Datenbank
vom Autor selber durchgeführt, dies stellt je-
doch nur einen Beweis für die technische
Gangbarkeit dar und ist mit Hinblick auf die
Praxis nicht als hinreichende Erprobung zu
werten. Ferner wurde die Konsistenz zwi-
schen Kapabilitäten und Aktivitäten nicht als
relevanter Teil der Projektarbeit einbezogen,
obwohl diese induktiv durch die Lösungsher-
leitung sowie auch von den vorliegenden Im-
plementierungen her als sicherer Bonus der
Methode zu beurteilen sind. Von der Simula-
tion her ist die Bindung von Aktionen an Fun-
ktionen bzw. deren Kapabilitäten auf jeden
Fall notwendig: Ein auf Funktionen bezogener
Ressourcenverbrauch kann nicht ohne Rela-
tion zwischen Aktion und Funktion passieren,
dies war sowohl Inhalt des Design Case (de-
duktiv) als auch Teil der Herleitung (induktiv).
Bei Vergleich mit der Literatur findet sich die
explizite Formulierung von Funktionen in Zo-
nen vor allem im Bereich der Gebäudeinfor-
mationssysteme (Building Information Models,
BIM). Stellvertretend für viele andere Ansätze
sind hier die Planungsansätze SEED[2] und
KAAD[3] zu nennen, letztere bildet beides als
Hierarchie ("functional units", "space units")
ab. Die Erfassung von Aktivitäten als eigene
Entitäten des Gebäudemodells wurde von Ek-
holm und Fridqvist[4] vorgestellt, wobei dabei
nur auf Einzelaktivitäten eingegangen wurde.
Prozessmodellierung scheint zwar als Future
Work auf, hat sich bis dato aber noch nicht
materialisiert. Es wurde kein vergleichbarer
Ansatz, der Prozesse explizit modelliert, in
der Literatur gefunden, dies stellt somit eine
Neuerung in der Architektur dar.
Prozessbeschreibung auf Unterschied-
lichen Maßstabsebenen
Im Design Case Vöcklabruck wurde stets auf
Ebene der Funktionsbereiche (Unfallambu-
lanz, Notaufnahme, Zentrale Administration,
Eingangsbereich) geplant, es ergab sich daher
kein Problem beim Wechsel zwischen Maß-
stabsebenen. Das vorgestellte Konzept zur
Einführung eines Maßstabs zwecks Bezug auf
eine Ebene ist mit Bezug auf die Lösung (in-
duktiv) gesichert und beantwortet das ein-
gangs erwähnte Detailproblem der unter-
schiedlichen Maßstabsebenen bei Geschäfts-
prozessen. Eine Hierarchisierung des Pla-
nungsinhalts ist zudem mit Verweis auf die Li-
teratur als üblich anzusehen: Neben Lofert[5,6]
verwenden zahlreiche andere Planungsmetho-
den eine Hierarchisierung zum Zweck der
Konzentration auf einen bestimmten räumli-
chen Problembereich: Zum Beispiel findet
sich eine solche bei der von John Christopher
Jones propagierten "Collaborative Strategy
for Adaptable Architecture"[7] (CASA, siehe
Abb. 3), welche die Zusammenarbeit mehre-
rer am Planungsprozess beteiligter Berufs-
gruppen zum Inhalt hat. Kern der Methode ist
die Integration der Entscheidungsprozesse
der einzelnen Planer. Dabei bringt Jones die
Idee vor, dass „das System“ (gemeint sind
Teile des Gebäudes die sich nicht ändern
werden, also die Struktur) immer vor „den
Subsystemen“ (z.B. der Raumaufteilung) ge-
plant werden soll. Eine weitere Hierarchisie-
rung eines räumlichen Planungsproblems
findet sich bei Alexander[8]. Ein Problem wird
als Menge von Teilproblemen gesehen, wel-
che zu Beginn der Planung rekursiv zerlegt
werden und auch räumlich immer feiner de-
tailliert sind (Problembaum, siehe Abb. 4).
Die Lösung des Planungsproblems erfolgt von
den Blättern des Baums, welche die kleinsten
Mengen unabhängig zu lösender Probleme
enthalten. Alle Lösungen der letzten Ebene
werden verschmolzen, um so zu den Lösun-
gen der nächsthöheren Problemebene zu
kommen. Zusätzlich zur Zusammenführung
von Teillösungen findet dabei eine (räumliche)
Synthese statt. Der Baum ist hier nicht prinzi-
piell als Raumaufteilung zu sehen, vielmehr ist
dieser eine Zerlegung des Problems[9] in
lösbare Teile. Dieser Ansatz der Problemzer-
legung ist stellvertretend für eine Reihe von
Methoden, die mittels "Divide-and-Conquer"
vorgehen, so zum Beispiel bei Lohfert[5].
Dieser Ansatz unterscheidet sich bei der
Hierarchisierung insofern von bereits vorlie-
genden Ansätzen, als das wir die Bedeutung,
der Hierarchiestufen offen lassen. Ein Baum
mit zwei Hierarchiestufen kann daher ebenso
gut für die städtebauliche und Gebäudeebene
wie auch für die Funktionsbereichs- und
Funktionsebene stehen. Eine Bedeutungszu-
weisung ist dabei immer vom Planungsprojekt
abhängig und muss im Vorfeld erfolgen.
Weiters verfügt die Vor-gestellte Methode
über eine Unterscheidung zwischen Aktivitä-
ten des geplanten Raums (Funktionen/Kapabi-
litäten) und Aktivitäten in den geplanten
Abläufen (Aktionen). Letztere werden als
eigenes Objekt „Prozess“ zusammengefasst,
auch dies stellt eine Neuerung im Bezug auf
bisher existierende Ansätze dar.
Einschränkend ist bei Betrachtung der Lite-
ratur noch zu erwähnen, dass eine hierarchi-
sierte Repräsentation als "System" nicht nur
positiv aufgefasst wird. Im Fall der Planung
von Städten lehnt Minett[10] diese beispiels-
weise strikt ab: Ein systemischer Planungsan-
satz würde implizieren, dass alle benötigten
Ressourcen "im ganzen System" vorhanden
wären. Jedoch wäre seit Lynch[11] klar, dass
zur Navigation großer Räume eher die
unmittelbare Nachbarschaft herangezogen
wird; es müssten daher stets zusätzliche Res-
sourcen geschaffen werden, um die lokale
Sichtbarkeit zu gewährleisten. Das beschrie-
bene Sichtbarkeitsproblem ist unserer Mei-
nung nach aber auch schon bei weniger gro-
ßen Strukturen wie dem Krankenhaus rele-
vant, es müssen zusätzlich zur systemischen
Betrachtung auch qualitative Vorstellungen
(wie z.B. in Vöcklabruck, Bewertung Szenario
2) mit einfließen.
Simulation im architektonischen
Schema
Ein Durchdenken von Prozessen ist durch die
enge Verzahnung im Kontext des Kranken-
hauses, nicht möglich (empirisch: Design Case
Vöcklabruck). Daher wurde eine Simulation
geschrieben, die es erlaubt, auf einen Aus-
schnitt der Prozesse zu fokussieren (wahl-
weises Einblenden von Prozessen), während
im Hintergrund alle anderen Prozesse mitbe-
rechnet werden. Wichtig waren dabei sowohl
Fragestellungen zur Auslastung von Wegen,
wie auch die Benutzung von Funktionen (Res-
sourcen im Prozess). Das Aufzeigen der zeit-
lichen Nutzung von Funktionen stellt, im Ge-
gensatz zu der schon vorgestellten statischen
Nutzung über die Beziehung Aktion:Funktion,
eine Neuerung der Methode dar. Zur Bestim-
mung dieser Nutzung wurde eine angepasste
Simulation (agentenbasiert, gesteuert durch
Prozesssimulation) verwendet. Diese Arten
der Simulation sind nicht neu, ihre Art der
Anwendung in den frühen Phasen der Planung
jedoch schon: Unseres Wissens nach existiert
kein Ansatz, der schon im Schema versucht,
eine Simulation durchzuführen. Üblich ist eine
Simulation erst dann, wenn ein Entwurf schon
steht und die betrieblichen Abläufe optimiert
werden sollen. Beispielsweise sind Program-
me wie FlexSim HealthCare[12] und Arena[13]
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 49Diskussion
auf den Import eines Entwurfs als unter der
Simulation liegender Plan festgelegt, eine
Interaktion mit den darin enthaltenen Funk-
tionen ist nicht vorgesehen. Eine Simulation
der Funktionsnutzung kann auch einen Hin-
weis auf den notwendigen Platzbedarf geben.
Ist ein Raum einer einzigen Funktion zuge-
ordnet, so kann direkt der Raumbedarf abge-
leitet werden (Trivialfall). Sind hingegen
mehrere Ressourcen pro Raum möglich (z.B.
Warteplätze), so ergibt sind zumindest deren
Platzbedarf (empirisch: Design Case Vöckla-
bruck). Einschränkend ist zu erwähnen, dass
Personalfragen aus der Simulation ausge-
klammert wurden. Diese ist abhängig von
Dienstplänen, Arbeitszeitvorschriften und
dergleichen, und wird generell erst in einem
späten Stadium der Planung mit einbezogen.
Sehr wohl mit in die Überlegungen zum
Personalbedarf eingehen können aber die aus
der Simulation bekannten Nutzungsfrequen-
zen, welche durch die einzelnen Funktions-
träger bewerkstelligt werden müssen. Damit
stellen die Simulation Ergebnisse der Simu-
lation ein zusätzliches Kriterium dar, das mit
in die Planung einfließen kann.
Einbindung von Gebäudenutzern
Im Rahmen des Design Case Vöcklabruck
wurden die Prozesse des medizinischen Per-
sonals abgefragt und als Wegführungen for-
malisiert. Dies bedeutete einen erheblichen
Aufwand in der Abstimmung, da die Szenarien
textuell vorlagen und erst in eine grafische
Darstellung umgezeichnet werden mussten,
wobei eine Vielzahl an Unschärfen und inhal-
tlichen Fehlern zutage trat. Sinnvoller wäre es
gewesen, die Aufzeichnung von Wegführun-
gen und das Eingeben der Aktivitäten async-
hron durch das Personal erledigen zu lassen
(z.B. via Internet), diese dann zu konsolidie-
ren und in einem Workshop zu finalisieren.
Die vorliegende Implementierung (Mark 3)
war aber zu komplex, um von Gebäudenut-
zern selbst bedient zu werden. Auch waren
die Begrifflichkeiten ("Schema", "Aktion", etc.)
nicht leicht verständlich, weshalb von einem
solchen Einsatz abgesehen wurde.
Stattdessen wurde ein separates Tool entwi-
ckelt[14], welches die Eingabe von Prozessen in
spielerischer Form ermöglicht. Der model-
lierende schlüpft dabei in die Rolle eines
Avatars, der sich auf dem zweidimensionalen
Schema bewegt (Abb. 5a). In diesem sind, wie
in der Methode üblich, die jeweiligen Kapabil-
itäten in den einzelnen Räumen hinterlegt
(Abb. 5b). Wir ein Raum betreten, so werden
in der unteren Hälfte des Bildschirms die ge-
rade Möglichen Aktivitäten angezeigt. Durch
Auswahl einer solchen Aktivität fügt der
Benutzer eine Aktion hinzu (Abb. 5c). Der
gesamte Prozess (Wege und Aktionen) wird
aufgezeichnet und kann zu einem späteren
Zeitpunkt wieder abgespielt bzw. an die Pla-
nungsgruppe versandt werden. Zusätzlich zu
den existierenden Kapabilitäten kann der Be-
nutzer eigene einfügen, dies ist genau dann
notwendig wenn eine nicht durch den Planer
definiert wurde (fehlende Kapabilität). In der
Analyse lassen sich, wie in der Methode üb-
lich, fehlende und ungenutzte Kapabilitäten in
einem Konsistenzcheck finden (Abb. 5d).
Aufgrund der schon erfolgten Ermittlung der
Prozesse im Design Case Vöcklabruck wurde
diese Implementierung nicht mehr eingesetzt.
Zwar wurde sie vom User Interface Design
unter Einbeziehung von Endbenutzern ange-
fertigt, eine unbetreute Erprobung fehlt aber
bislang. Diese Richtung stellt die Weichen für
eine neue Implementierungsgeneration (Mark
4), welche als Erweiterung des bestehenden
Ansatzes in nächster Zukunft ansteht.
Fazit und Executive Summary
Mit Schematischen Systemen wurde eine neue
Methode vorgestellt, welche die bislang übli-
chen Darstellungsformen für Prozesse in der
Krankenhausplanung zu einer gemeinsamen
Visualisierung vereint. Prozesse werden dabei
im architektonischen Schema, als Abfolge von
Aktivitäten, angegeben. Die Visualisierung er-
rechnet daraus selbständig die zugehörigen
Wege über die Erschließung. Der Fluss von
Personen und Material ist mittels einer Simu-
lation darstellbar, dabei wird auch die Auslas-
tung von im Schema befindlichen Funktionen
gemessen. Für die Krankenhausplanung er-
geben sich aus der vorgestellten Methode
folgende Vorteile gegenüber der jetzigen
Praxis:
- Es wird eine gemeinsame Basis für die
Spezifikation von Prozessen, welche bis
dato entweder räumlich, als Wegführun-
gen zwischen Funktionen, oder zeitlich,
als Abfolge von Prozessschritten formali-
siert sind, geschaffen. Diese ermöglicht
eine gemeinsame Sicht auf Prozesse, so-
wohl von betriebswirtschaflicher als
auch architektonischer Seite.
- Die Bindung von Prozessschritten an
Funktionen ermöglicht einen Abgleich
beider Modelle sowie eine Überprüfung
auf Konsistenz (keine ungenutzten Fun-
ktionen, keine fehlenden Funktionen).
- Die der Visualisierung immanente hierar-
chische Strukturierung von Prozessen
wird eine räumliche Betrachtung möglich,
die auf eine Maßstabsebene fokussiert
(z.B. städtebauliche Ebene, Ebene der
Funktionsbereiche, etc.).
- Mittels den vorhandenen Möglichkeiten
der Simulation können Prozesse durch-
gespielt werden, wobei Fragen zum Res-
sourcenverbrauch (z.B. Warteplätze) be-
antwortbar sind.
Der Ansatz eignet sich besonders für frühe
Phasen der Planung (Funktionsplanung), wo-
bei sowohl Fachplaner als auch Gebäudenut-
zer eingebunden werden können.
3
4
3 Hierarchiebenen aus der "Collaborative Strate-
gy for Collaborative Architecture" von John
Christopher Jones, stellvertretend für viele an-
dere Ansätze, die eine räumliche Hierarchi-
sierung vornehmen.
4 Problemhierarchiebaum nach Christopher
Alexander: Eine Aufteilung des Planungsprob-
lems erfolgt in Form von Mengen von Sub-
problemen, welche inhaltlich unabhängig sind.
Die Lösung erfolgt durch eine Synthese der
(räumlichen) Lösungen im Baum aufwärts.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 50Diskussion
5a
c
b
d
5a Prozesseingabe durch Gebäudenutzer:
Ein Avatar (Mitte) wird auf einem Schema
bewegt und kann Aktivitäten, welche sich
in einer Liste im unteren Teil des Bild-
schirms befindet, ausführen. Die Abfolge
an Aktivitäten wird aufgezeichnet und
kann später wieder abgespielt bzw. durch
den Planer als Prozessvisualisierung
(Geschäftsprozess/Wegführung) im-
portiert werden.
5b Unter dem Schema liegende Kapabilitäten
bzw. Funktionen und deren Einflussra-
dien.
5c Falls der Nutzer keine geeignete Kapa-
bilität findet, kann er selbst eine neue ein-
geben.
5d Konsistenzcheck. In einer Liste mit allen
Kapabilitäten wird jeweils angegeben, ob
diese genutzt wird. Weiters wird, im Fall
das der Nutzer diese hinzugefügt hat, der
Planer auf das Vergessen einer Kapabili-
tät hingewiesen.
Literaturverzeichnis
Gemeinsame Darstellung von Geschäftsprozessen und
Wegführungen
1 Jürgen Jödicke, 1976: „Angewandte Entwurfs-
methodik für Architekten“, Karl Krämer
Verlag, Stuttgart.
Einheitliches Denken über Aktivitäten und Funktionen
2 Ulrich Flemming, Richard Coyne, James Snyder,
1994: "Case-Based Design in the SEED Sys-
tem", Knowledge-Based Computer-Aided
Architectural Design, Elsevier, New York.
3 Gianfranco Carrara, Yehuda Kalay, Gabriele
Novembri, 1994: "Knowledge-Based Computa-
tional Support for Architectural Design", In
Proceedings of ACADIA '94, Saint Louis.
4 Anders Ekholm, Sverker Fridqvist, 1997: "Con-
cepts of Space in Computer Based Product
Modelling and Design", In Proceedings of 15th
eCAADe, Wien.
5 Peter Lohfert, 1973: „Zur Methodik der
Krankenhausplanung“, Werner-Verlag,
Düsseldorf.
6 Lohfert & Lohfert, 2005: "Methodik der
Krankenhausplanung", Kopenhagen.
Prozessbeschreibung auf Unterschiedlichen Maßstabs-
ebenen
7 John Christopher Jones, 1992: "Design Me-
thods", John Wiley & Sons, New York.
8 Christopher Alexander,1964: "Notes On The
Synthesis Of Form", Oxford University Press,
New York.
9 Christopher Alexander, 1965: "A city is not a
tree", In Architectural Forum 122,
www.patternlanguage.com/archives/
alexander1.htm.
10 John Minett, 1975, "If the City is not a Tree,
nor is it a System", In Planning Outlook New
Series - Vol. 16.
11 Kevin Lynch, 1960: "The Image of the City",
M.I.T. Press, Cambridge.
Simulation im Architektonischen Schema
12 FlexSim. (abgefr. 09.10.2009): "FlexSim Simu-
lation", http://www.flexsim.org/
13 David Kelton, Randall Sadowski, David Stur-
rock, 2004: "Simulation with Arena", McGraw-
Hill, New York.
Einbindung von Gebäudenutzern
14 Gabriel Wurzer, Antonio Fioravanti, Gianluigi
Loffreda, Armando Trento, 2010: "Function &
Action: Verifying a functional program in a
game-oriented environment", In Proceedings of
the 28th eCAADe, Zurich.
Pro
jektt
ageb
uch
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 52Projekttagebuch
Projekttagebuch
Anstelle einer persönlichen Schlußbetrach-
tung wird ein kurzer Überblick über das Pro-
jekt der Dissertation gegeben und ein Aus-
blick auf zukünftige Entwicklungen versucht.
Initialphase
Ende 2004 wurde die Dissertation angefan-
gen, Ziel war eine auf SimCity[1] aufbauende
Visualisierung, die die Abläufe im Kranken-
haus darstellen kann. Die Analogie des
Krankenhauses zur Bezugsebene der Stadt
wurde mit der Formel "Strassen:Häuser =
Gänge:Räume" vorerst als konzeptuelle Ziel-
vorstellung des Projekts ausgewählt. Im Lauf
des nächsten Jahres entstanden die ersten
Publikationen, welche sich mit architekto-
nischer Simulation beschäftigten und zu einer
Fokussierung auf Personenströme führten[2,3].
Anfang 2006 begannen erste Konzeptions-
arbeiten für eine spätere Implementierung, es
wurden in diesem Zuge zwei Mock-Ups für
die Ermittlung von Anforderungen und Kom-
munikation mit Krankenhausplanern einge-
setzt (siehe Abb. 1a, b).
1a Mock-Up einer Prozessvisualisierung auf einem Plandokument, die nur zur Eingabe von Prozessknoten und deren Verbindungen dient.
1b Mock-Up einer Prozesssimulation, welche den Fluss von Patienten und die Belegung von Ressourcen simuliert. Ist eine verlangte Ressource nicht vorhanden (im
Beispiel: Schalter nicht besetzt), so wird ein grafischer Alarm ausgegeben.
2a Prototyp einer dreidimensionalen Prozessvisualisierung. Der Betrachter ist in dieser variante passiv, es kann nicht in den Handlungsablauf eingegriffen werden.
Die Simulation der Bewegungen findet jedoch aufgrund von Berechnungen statt.
2b Prototyp einer zweidimensionalen Prozessvisualisierung, welche eine Prozessdefinition als Eingabe hat und eine interaktive Einflussnahme auf die Ressourcen er-
möglicht. Des weiteren wird der Ressourcenverbrauch als Graph ausgegeben.
1a
b
b
Prototypen
Gegen Ende 2006 wurde an eine prototypi-
sche Implementierung einer Prozesssimula-
tion gegangen. Als erstes Ergebnis wurde ein
animierter Prozess einer Ambulaz dreidimen-
sional dargestellt, der Betrachter konnte sich
selbst frei im Raum bewegen aber nicht ein-
greifen (Abb. 2a). Es wurde daraufhin Mitte
2007 ein weiterer Prototyp einer Prozess-
simulation (Prozess als Flowchart) angefertigt
(Abb. 2b). Dieser war in der auch viel später
wieder verwendeten Simulationssprache
NetLogo geschrieben und erlaubte das Mo-
nitoring von Ressourcen (z.B. Warteschalter).
Wichtig war in diesem Stadium die Frage, ob
die durch den Prozess bewegten Agenten ein
eigenes Verhalten an den Tag legen sollen,
wie dies bei Simulation von Personenströmen
der Fall ist. Nach einer Konsolidierung[4] wur-
de versucht, eine wechselseitige Methode für
die Beeinflussung des Verhaltens durch den
Prozess zu finden. Dabei ging es darum, eine
Wegfindung zu konzipieren, welche die
Agenten durch die unterschiedlichen Zonen
des Krankenhauses schicken würde, wobei
2a b
die Wegfindung in der Oberhoheit der Agen-
ten selber liegen würde. Die Überlegungen zu
diesem Ansatz führten nicht zu den er-
wünschten Ergebnissen, so dass von dieser
Idee vorerst Abstand genommen wurde.
Implementierungen
Anfang 2008 wurde an die Implementierung
einer Prozesseingabe gegangen, welche als
Unterstützung für die Erhebung von Abläufen
gedacht war. Weiters wurde an eine Prozess-
datenbank gegangen, welche die wichtigsten
im Krankenhaus zu findenden Prozesse ent-
hielt. Beide Ansätze waren nur von be-
schränkter Aussagekraft und halfen kaum bei
der Vertiefung des Problembereichs. Der
entscheidende Einfall für die Dissertation
kommt im September 2008 mit der Idee, die
Aktionen des Prozesses vom Substrat der
Funktion abhängig zu machen. Eine ähnliche
Argumentationsrichtung war schon von Jan
Michl[5] eingeschlagen worden, die Frage nach
der Zusammenführung von Prozessmodell
und dem architektonischen Modell war damit
zufriedenstellend gelöst und konnte mit Be-
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011JuniMärz September
LegendeBetr. Ferschin
Betr. Franck
heute
Anfrage Design Cases
Design Case Vöcklabruck 22.11. Präsentation
„Architectural Simulation Methods for Emergency
Situations“,
Ferschin and Wurzer,
in „5 minutes to survice years to recover“, Istanbul
„Virtuelles Erdbeben“,
Wurzer,
in „Lange Nacht der Forschung“,
Wien
„Visualizing the Human Form for
Simulation and Planning“,
Wurzer,
in „PED 2008“, Wuppertal
„Sensitivity Visualization of Circulation
under Congestion and Blockage“,
Wurzer, Ausserer, Hinneberg, Illera, Rosic,
in „TGF 2009“, Shanghai
„Function & Action“,
Wurzer, Fioravanti, Loffreda, Trento
in „eCAADe 2010“, Zürich
Prozessworkshop Rom
„Schematic Systems: Constraining Functions through
Processes“,
Wurzer
Journal Article „IJAC“, Volume 08 Issue 2
„Rigorous Visualization of Processes
for Hospital Planning“,
Wurzer,
in „Process-Structure-Space“, Wien
„NO_PANIC – Escape and Panic in
Buildings“,
Illera, Fink, Hinneberg, Kath, Waldau,
Rosic, Wurzer
in „PED 2008“, Wuppertal
Relevante Publikationen
Prototyp 1: Alice
Prototyp 1I: NetLogo
Impl: Mark 1 (Java)
Mock-Up I: Cinema
Grobdisposition
Mock-Up II: Powerpoint
Vorstellung SOLVE
Prozessdatenbank
Impl: Mark 2 (Flash)
Impl: Mark 3L (NetLogo/Java)
Start Dissertation
Stichtag
Ablehnung Diss
Abgabe Diss
„Prozessvisualisierung in der Krankenhausplanung“
Fortschritt
„Systems: Constraining Functions through Processes“,
Wurzer,
in „eCAADe 2010“, Istanbul
„Architectural Patterns Enabling Reconfigurable Exit Routes
for Complex Buildings“,
Wurzer,
in „TGF 2009“, Shanghai
„Prozessvisualisierung in der Krankenhausplanung“,
Dissertation Wurzer, Version 1
Impl: Behaviour Editor (Flash)Impl: Space Syntax
und PathWays (NetLogo)
Mark4
Initialphase
Abgabe
DissVorstellung UKH Linz
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 54Projekttagebuch
ginn 2009 um Hierarchien ergänzt, in 3D im-
plementiert und schließlich erfolgreich publi-
ziert[6] werden. Eine Simulation war zu dem
Zeitpunkt nicht mehr im Kernfeld der For-
schung, diese fokussierte sich vielmehr auf das
Schema. Ebenso waren zu dem Zeitpunkt
noch keine Wegführungen enthalten. Beides
ergab sich erst aus einem zusätzlichen
Programm, welches Mitte 2009 zur besseren
Darstellung des Flusses zwischen zwei Zonen
zusätzlich eine automatisch generierte Weg-
führung anlegte und diese mit einem Agenten
beschickte (Abb. 3). In der Folge wurde an
einer Neuimplementierung in der vorliegen-
den Form gearbeitet, welche im Lauf des
Jahres 2010 in Form der Kernpublikation
"Schematic Systems"[7] veröffentlicht wurde.
Design Case und Gebäudenutzer
Um neben dem in der Kernpublikation ent-
haltenen induktiven Beweis (Herleitung aus
Schema) auch empirische Daten zu haben,
wurde ab dem Sommer 2010 ein Design Case
im Landeskrankenhaus Vöcklabruck (Oberö-
sterreich) abgehalten. In diesem Zuge war es
notwendig, die Simulation auszubauen, um
den Anforderungen der Praxis gerecht zu
werden. Funktionen als Ressourcen wurden
erst in diesem Schritt eingeführt. Weiters
wurde festgestellt, dass mit dieser Implemen-
tierung keine Endbenutzer am Planungspro-
zess teilnehmen können. Ein dementsprech-
endes Programm wurde geschrieben[8], aber
aufgrund des fortgeschrittenen Projektstands
nicht mehr eingesetzt. Die Anpassung des An-
satzes für die Eingabe durch Gebäudenutzer
stellt den nächsten logischen Schritt dar, der
nach der Dissertation mit der nächsten
Programmgeneration (Mark 4) angegangen
wird. Als weitere Denkrichtung ist die Adap-
tierung der Eingabe für eine rasche Skizzie-
rung der Systeme und Prozesse, z.B. mittels
Tablet-PCs, eine wahrscheinliche Ausbau-
stufe.
3
3 Erstes Programm zur Findung und Simulation von Wegführungen zwischen zwei Systemen. Dieser
Ansatz wurde in der Folge in die Kernmethode aufgenommen, die Prozesssimulation noch weiter
um als Ressourcen verstandene Funktionen erweitert.
Implementierungen
5 Jan Michl, 1995: "Form follows WHAT? The
modernist notion of function as a carte blan-
che", In 1:50 - Magazine of the Faculty of
Architecture & Town Planning, Israel Institute
of Technology, Haifa.
6 Gabriel Wurzer, 2009: "Systems - Constraining
Functions by Processes (and vice versa)", In
Proceedings of the 27th eCAADe, Instanbul.
7 Gabriel Wurzer, 2010: "Schematic Systems -
Constraining Functions Through Processes
(and Vice Versa)", In International Journal of
Architectural Computing, Vol. 08 (2010).
Literaturverzeichnis
Initialphase
1 Will Wright, 1989: "SimCity (Spiel)", Electronic
Arts.
2 Peter Ferschin, Gabriel Wurzer, 2006: "Archi-
tectural Simulation Methods for Emergency
Situations", In: "5 minutes to survive years to
recover", Austrian Cultural Office, Istanbul
3 Gabriel Wurzer, 2006: "Virtuelles Erdbeben",
In Lange Nacht der Forschung, Wien.
Prototypen
4 Gabriel Wurzer, 2007: „Rigorous Visualization
of Processes for Hospital Planning", In: Struc-
ture-Process-Patterns 2007, Wien.
Design Case und Gebäudenutzer
8 Gabriel Wurzer, Antonio Fioravanti, Gianluigi
Loffreda, Armando Trento, 2010: "Function &
Action: Verifying a Functional Program in a
game-oriented Environment", In Proceedings of
the 28th eCAADe, Zurich.
An
han
g
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 56Anhang
Gesamtliteraturverzeichnis
Geschichtlicher Überblick
FRÜHE KRANKENHÄUSER IN EUROPA
1. Wikipedia, (abgefr. 12.12. 2010): "Hôtel Dieu {de Beaunne, de Paris}, Hospital, Geschichte des Krankenhauses, Kloster"
Moderne Krankenhäuser entstehen
2. Wikipedia, (abgefr. 12.12. 2010): "Guy's Hospital, Thomas Guy, Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien, Joseph von Quarin"
3. Charité, (abgefr. 12.12. 2010): "Geschichte",
http://www.charite.de/index.php?id=30
4. Spital Waldshut, 2007 (abgefr. 12.12. 2010): "Geschichte",
http://www.spital-waldshut.de/documents/broschueren/historie.pdf
5. Martin Scheutz, 2003 (abgefr. 12.12. 2010): "Geschichte der Armut und des Bettelns in der Neuzeit", Vorlesungsunterlagen des Instituts für
Geschichte der Universität Wien,
www.univie.ac.at/igl.geschichte/scheutz/ss2003/vorlesungsinhalte/vorlesungsinhalte9.htm
6. Alfred Ebenbauer, Wolfgang Greisenegger, Kurt Mühlberger (Hg.), 1998: "Universitätscampus Wien. Historie und Geist",
ISBN: 978-3900518974, Holzhausen, Wien.
7. Jalil H. Saber Zaimian, 2005: "Ein Modell zur baulichen Transformation. Leitlinien zur Bauerneuerung aufgrund der Analyse des Umbaues vom
Alten Allgemeinen Krankenhaus zum Universitätscampus in Wien", Dissertation, TU Eindhoven,
campus.univie.ac.at/geschichte-des-campus/
PROZESSE UND BETRIEBSORGANISATION
8. Wikipedia, (abgefr. 12.12. 2010): "Industrielle Revolution, Taylorismus, Automatisierung, REFA, Fliessbandfertigung, Ford, Ressource"
9. Frederick Taylor, 1911: "The principles of scientific management", Harper & Brothers, London, http://www.eldritchpress.org/fwt/taylor.html
10. 1954, "Motion and Time Study", In: University of Illinois Bulleting, Volume 51 No. 73,
www.ideals.illinois.edu/bitstream/handle/2142/9385/motiontimestudy24univ.pdf?sequence=1
RAUMRATIONALISIERUNG, FUNKTIONALISMUS
11. Louis Sullivan, 1896: "The tall office building artistically considered", Lippincott's Magazine,
academics.triton.edu/faculty/fheitzman/tallofficebuilding.html
12. The origin of this quote is most often attributed to Mies van der Rohe, however, it is almost certainly not his own invention.
13. Margarethe Schütte-Lihotzky, 2004: "Warum ich Architektin wurde", Residenz-Verlag, Salzburg.
14. Christine Frederick, 1913: "The New Housekeeping. Efficiency Studies in Home Management.", Ladies' Home Journal, Greenlawn,
nationalhumanitiescenter.org/pds/gilded/progress/text4/frederick.pdf
15. zitiert und übersetzt nach Theo Van Leeuwen, 2004: "Introducing Social Semiotics", S. 71, Routledge.
16. Hermann Funke, 1967: "Wer hat Angst vor Hannes Meyer?", in Die Zeit 1967/08,
www.zeit.de/1967/08/Wer-hat-Angst-vor-Hannes-Mever
17. André Krammer, 2001, "Petržalka, die Platte revisited", In dérive, Ausgabe 5,
www.derive.at/index.php?p_case=2&id_cont=215&issue_No=5
BAUENTWURFLEHRE, SCHEMATISIERUNG
18. Peter Neufert, 1936: "Bauentwurfslehre", Bauwelt-Verlag, Berlin.
Prozesse in Designmethoden der Krankenhausplanung
19. Peter Lohfert, 1973: "Zur Methodik der Krankenhausplanung", Werner Verlag, Düsseldorf.
20. Ministry of Public Building and Works, Directorate of Development, 1966: "Activity Data Method. A Method of Recording User
Requirements", London.
21. Edward T. White, 1986: "Space Adjacency Analysis. Diagramming information for Architectural Design", Architectural Media, Tucson.
22. Tom Porter, 1960: "How Architects Visualize", London.
23. Monica Schill-Fendl, 2004: "Planungsmethoden in der Architektur", ISBN 383341233X, BooksOnDemand.
24. Jürgen Jödicke, 1976: "Angewandte Entwurfsmethodik für Architekten", Karl Krämer Verlag, Stuttgart.
25. Peter Lohfert, 1973: "Zur Methodik der Krankenhausplanung", Werner-Verlag, Düsseldorf.
KRANKENHAUSPLANUNG HEUTE
26. Deutsche Industrienorm, 2003: "DIN 13080, Gliederung des Krankenhauses in Funktionsbereiche und Funktionsstellen (Norm)".
Hintergrund
GESCHÄFTSPROZESSE
1. Deutsche Industrienorm, 1983: "DIN 66001, Sinnbilder für Datenfluss- und Programm-ablaufpläne (Norm)".
ACTIVITY DATA METHOD
2. Ministry of Public Building and Works, Directorate of Development, 1966: "Activity Data Method. A Method of Recording User
Requirements", London.
3. Christian Kühn, 2003: "Unterlagen zur LVA Gebäudelehre Studio", TU Wien.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 57Anhang
SIMULATION
4. Victor Blue, Jeffrey Adler, 2000: "Cellular automata model of emergent collaborative bidirectional pedestrian dynamics", In Proceedings of
Artificial Life VII, Portland.
5. Dirk Helbing, Peter Molnar, 1995: "Social force model for pedestrian dynamics", Physical Review E, Folge 51, Nummer 5.
6. Peter Ferschin, Gabriel Wurzer, 2006: "Architectural Simulation Methods for Emergency Situations", In "5 minutes to survive years to
recover", Gülen Cagdas, Sigrid Brell-Cokcan (Hrsg.), Austrian Cultural Office Istanbul, ISBN: 9944-5512-0-1, 78 - 81, Istanbul.
7. Gabriel Wurzer, Matthias Ausserer, Harry Hinneberg, Christa Illera, Andrea Rosic, 2010: "Sensitivity Visualization of Circulation under
Congestion and Blockage", In Proceedings of the Fifth International Conference on Pedestrian and Evacuation Dynamics, Springer Verlag,
Gaithersburg.
8. Kerstin Kowarik, Hans Reschreiter, Gabriel Wurzer, Ralph Totschnig, Andreas Rausch, 2009: "Agenten im Hallstätter Salzbergwerk.
Agentenbasierte Simulation für den bronzezeitlichen Salzbergbau in Hallstatt/OÖ", In Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich,
Folge 22, Raimund Karl, Jutta Leskovar (Hrsg.), ISBN: 978-3-85474-205-0, Verlag Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz.
9. Kerstin Kowarik, Hans Rechschreiter, Gabriel Wurzer, Ralph Totschnig, Andreas Rausch, 2008: "Mining with Agents - Agent-based Modeling of
the Bronze Age Salt Mine of Hallstatt", In "Workshop 13 - Archäologie und Computer 2008", ISBN: 978-3-85161-016-1, Stadtarchäologie
Wien, Wien.
10. Kerstin Kowarik, Hans Reschreiter, Gabriel Wurzer, 2009: "Modeling a mine ? Agentbased modeling, system dynamics and experimental
archaeology applied to the Bronze Age salt mines of Hallstatt", In Proceedings of Mining in European History, Innsbruck.
11. Bernd Rücker, 2008: "Business Process Simulation selbstgemacht", javamagazin 05/2008.
Lösung
ERWEITERUNG DES ARCHITEKTONISCHEN SCHEMAS
1. Gabriel Wurzer, 2008: "Visualizing the Human Form for Simulation and Planning", In Proceedings of The Fourth International Conference on
"Pedestrian and Evacuation Dynamics", ISBN: 978-3-642-04503-5, Wuppertal.
2. Internation Standardization Organization, 2007: "ISO 7001 - Graphical symbols - Public information symbols (Norm)".
3. Sigrid Wenzel, Jochen Bernhard, Ulrich Jessen: 2003, "A Taxonomy of Visualization Techniques for Simulation in Production and Logistics", In
Proceedings of the 40th Winter Simulation Conference, Miami.
4. Frank Hartmann, Erwin Bauer, 2006: "Otto Neurath Visualisierungenen", ISBN: 3-7089-0000-6, WUV Facultas, Wien.
SIMULATION
5. Victor Blue, Jeffrey Adler, 2000: "Cellular automata model of emergent collaborative bi-directional pedestrian dynamics", In Proceedings of
Artificial Life VII, Portland.
6. Dirk Helbing, Peter Molnar, 1995: "Social force model for pedestrian dynamics", Physical Review E, Folge 51, Nummer 5.
7. Matthias Ausserer, 2009: "Virtual vs. Reality - Agentensimulation am Beispiel des Café Kunsthalle Wien", Diplomarbeit, TU Wien.
8. Nicole Recchia, "Warning", ISBN: 0-9725636-9-5, Mark Batty Publisher, New York.
9. Biljana Zaeva, 2009: "Interaktive semiautomatische expressive Architekturvisualisierung für das Internet", Diplomarbeit, TU Wien.
10. Space Syntax, (abgefr. 17.5. 2008): "Introduction to Space Syntax", www.spacesyntax.org/introduction/index.asp
11. Wen-Chihe Wang, Hsin-Ju Liao, 2007, "Implementing Space Syntax in an Open Source GIS", In Proceedings of the 6th International Space
Syntax Symposium, Istanbul.
12. Carlo Ratti, 2004: "Space syntax: some inconsistencies", Environment and planning B, Ausgabe 31, S. 487-499.
Diskussion
GEMEINSAME DARSTELLUNG VON GESCHÄFTSPROZESSEN UND WEGFÜHRUNGEN
1. Jürgen Jödicke, 1976: "Angewandte Entwurfsmethodik für Architekten", Karl Krämer Verlag, Stuttgart.
EINHEITLICHES DENKEN ÜBER AKTIVITÄTEN UND FUNKTIONEN
2. Ulrich Flemming, Richard Coyne, James Snyder, 1994: "Case-Based Design in the SEED System", Knowledge-Based Computer-Aided
Architectural Design, Elsevier, New York.
3. Gianfranco Carrara, Yehuda Kalay, Gabriele Novembri, 1994: "Knowledge-Based Computational Support for Architectural Design", In
Proceedings of ACADIA '94, Saint Louis.
4. Anders Ekholm, Sverker Fridqvist, 1997: "Concepts of Space in Computer Based Product Modelling and Design", In Proceedings of 15th
eCAADe, Wien.
5. Peter Lohfert, 1973: "Zur Methodik der Krankenhausplanung", Werner-Verlag, Düsseldorf.
6. Lohfert & Lohfert, 2005: "Methodik der Krankenhausplanung", Kopenhagen.
PROZESSBESCHREIBUNG AUF UNTERSCHIEDLICHEN MAßSTABSEBENEN
7. John Christopher Jones, 1992: "Design Methods", John Wiley & Sons, New York.
8. Christopher Alexander,1964: "Notes On The Synthesis Of Form", Oxford University Press, New York.
10. Christopher Alexander, 1965: "A city is not a tree", In Architectural Forum 122, www.patternlanguage.com/archives/alexander1.htm.
11. John Minett, 1975, "If the City is not a Tree, nor is it a System", In Planning Outlook New Series - Vol. 16.
12. Kevin Lynch, 1960: "The Image of the City", M.I.T. Press, Cambridge.
SIMULATION IM ARCHITEKTONISCHEN SCHEMA
13. FlexSim. (abgefr. 09.10.2009): "FlexSim Simulation", http://www.flexsim.org/
14. David Kelton, Randall Sadowski, David Sturrock, 2004: "Simulation with Arena", McGraw-Hill, New York.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 58Anhang
Projekttagebuch
INITIALPHASE
1. Will Wright, 1989: "SimCity (Spiel)", Electronic Arts.
2. Peter Ferschin, Gabriel Wurzer, 2006: "Architectural Simulation Methods for Emergency Situations", In: "5 minutes to survive years to
recover", Austrian Cultural Office, Istanbul
3. Gabriel Wurzer, 2006: "Virtuelles Erdbeben", In Lange Nacht der Forschung, Wien.
Prototypen
4. Gabriel Wurzer, 2007: "Rigorous Visualization of Processes for Hospital Planning", In: Structure-Process-Patterns 2007, Wien.
Implementierungen
5. Jan Michl, 1995: "Form follows WHAT? The modernist notion of function as a carte blanche", In 1:50 - Magazine of the Faculty of
Architecture & Town Planning, Israel Institute of Technology, Haifa.
6. Gabriel Wurzer, 2009: "Systems - Constraining Functions by Processes (and vice versa)", In Proceedings of the 27th eCAADe, Instanbul.
7. Gabriel Wurzer, 2010: "Schematic Systems - Constraining Functions Through Processes (and Vice Versa)", In International Journal of
Architectural Computing, Vol. 08 (2010).
DESIGN CASE UND GEBÄUDENUTZER
8. Gabriel Wurzer, Antonio Fioravanti, Gianluigi Loffreda, Armando Trento, 2010: "Function & Action: Verifying a Functional Program in a game-
oriented Environment", In Proceedings of the 28th eCAADe, Zurich.
Weitere Literatur
Christian Kühn, 1997: "Stilverzicht – Typologie und CAAD als Werkzeuge einer Autonomen Architektur", vieweg Verlag,
ISBN 3-528-06116-2, Wiesbaden.
ebooks.tuwien.ac.at/studlib/kuehn/
Schlagworte: Typologie, Analyse, Planung
Simon Peyton Jones, 2004: "How to give a good research talk", In: WIT Colloquium, TU Wien, Oktober 2004
research.microsoft.com/en-us/um/people/simonpj/papers/giving-a-talk/giving-a-talk.htm
www.wit.at/events/peyton-jones/giving_a_talk.ram
Schlagworte: Soft Skills, Wissenschaftsvermittlung
Simon Peyton Jones, 2004: "How to write a good research paper", In: WIT Colloquium, TU Wien, Oktober 2004
research.microsoft.com/en-us/um/people/simonpj/papers/giving-a-talk/giving-a-talk.htm
www.wit.at/events/peyton-jones/writing_a_paper.ram
Schlagworte: Forschungsmethodik
Christa Illera, 2005: "Trilogie der Fünf. Fünf Dimensionen. Fünf Prinzipien. Fünf Phänomene.", Editorial Löcker, ISBN 3-85409-365-9, Wien.
info.tuwien.ac.at/trilogie/
Schlagworte: Raumtheorie, Raumverständnis
Tomor Elezkurtaj, Georg Franck, 2001: "Evolutionary Algorithms in Urban Planning", in: Corp 2001, S. 269 – 272, Wien.
www.corp.at/archive/CORP2001_Elezkurtaj_DO.pdf
Schlagworte: Generative Algorithmen, Grundrissfindung
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 59Anhang
Bildverzeichnis
ProblembeschreibungTitelbild: LKH Vöcklabruck Haupteingang, Bildquelle: eigenes Bild.
1a Flowchart, eigenes Bild
1b Wegführung, eigenes Bild, wenn auch inspiriert von Wettbewerb KH Nord (Arch. Wimmer)
2a Geschäftsprozess, eigenes Bild
2b Karten, Krankenhaus definitiv inspiriert von Wettbewerb KH Nord (Arch. Wimmer),
wenn auch ein Finger mehr am Kamm und kursive Bettentürme;
3 Eigene Abbildung
Geschichtlicher Überblick
Titelbild: Altes AKH, Bildquelle: eigenes Bild.
1a Hôtel-Dieu de Beaunne, Bildquelle: Wikipedia, Fotograf Stefan Bauer, ferras.at
1b Gravur Hôtel-Dieu de Beaunne, Bildquelle: Wikipedia, gemeinfrei.
2 Altes AKH, Bildquelle: Disseration Jalil H. Saber Zaimian[7], gemeinfrei.
3a Weg-Zeit-Studie als Ablaufdiagramm, Bildquelle: Univ. Illinois Bulletin, gemeinfrei.
3b Weg-Zeit-Studie als Personenflussdiagramm, Bildquelle: Univ. Illinois Bulletin, gemeinfrei.
4 IST-Küchenprozess von Christine Frederick, Bildquelle: Ladie’s home, gemeinfrei.
5a Funktionsmatrix, Bildquelle: E. White, Space Adjacency Analysis.
5b Bubblediagramm, Bildquelle: E. White, Space Adjacency Analysis.
5c Zonierung, Bildquelle: E. White, Space Adjacency Analysis.
5d Schema, Bildquelle: E. White, Space Adjacency Analysis.
6a Personenströme im Schema, Bildquelle: T. Porter, How Architects Visualize..
6b Prozessdarstellung Schema, Bildquelle: P. Jödicke, Angewandte Entwurfsmethodik für Architekten.
7 Prozessdiagramm, Bildquelle: J. Jödicke, Angewandte Entwurfsmethodik für Architekten.
Hintergrund
Titelbild: AKH Wien, Bildquelle: eigenes Bild.
1 Knoten- und Kantenarten, eigenes Bild.
2 Activity Data Method, eigenes Bild.
3 Probleme der Activity Data Method, eigenes Bild.
Lösung
Titelbild: Outline der Visualisierung, Bildquelle: eigene Grafik.
1 Schärfung Funktionsbegriff, eigenes Bild.
2 Abbildung Funktion/Kapabilität, eigenes Bild.
3 Ableitungsschritt, eigenes Bild.
4 Ableitungsschritt, eigenes Bild.
5 Ableitungsschritt, eigenes Bild.
6 Ableitungsschritt, eigenes Bild.
7 Ableitungsschritt, eigenes Bild.
8 Ableitungsschritt, eigenes Bild.
9 Ableitungsschritt, eigenes Bild.
10 Ableitungsschritt, eigenes Bild.
11 Ableitungsschritt, eigenes Bild.
12 Screenshot Implementierung (1. Generation), eigenes Bild.
13 Screenshot Implementierung (2. Generation), eigenes Bild.
14 Screenshot Implementierung (3. Generation), eigenes Bild.
15 Aufstellung Funktionsumfang Implementierungen, eigenes Bild.
Design Case
Titelbild: LKH Vöcklabruck, Quelle: GESPAG Homepage.
1 Typologie, eigenes Bild.
2 Prozessmodell, eigenes Bild.
3 Szenarien, eigene Bilder.
4 Behandlungskette, eigenes Bild.
5 Screenshots mit Details zur Simulation, eigenes Bild.
6 Resultate Simulation, eigene Bilder.
7 Aufstellung Funktionsumfang des Design Case Vöcklabruck, eigenes Bild.
ProjekttagebuchTitelbild: LKH Vöcklabruck, Quelle: eigenes Bild.
1 Mock-Ups, eigene Bilder.
2 Prototypen, eigene Bilder.
3 Programm zur Wegfindung, eigenes Bild.
AnhangTitelbild: Treppe „nur für Belegschaft“ bei AKH Wien, Quelle: eigenes Bild.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 60Anhang
Glossar
Adjazenzmatrix: Die in der funktionalen Planung auch oft als Beziehungsmatrix benannte Darstellung der Nähe zwischen
Funktionen.
Administrative Aufnahme: Ein Prozess bei dem die Daten des Patienten in das Krankenhaus-informationssystem eingegeben werden.
Aktion: Eine durch einen Außenstehenden beobachtete Nutzung an einem gewissen Ort und zu einer gewissen
Zeit.
Aktivitätsträger: Die den Prozessschritt ausführende Personengruppe.
Algorithmus: Eine Berechnungsvorschrift.
Architekt: Der mit der Umsetzung eines gegebenen oder zu findenden Raumprogramms in den gebauten Raum
betraute Planer.
architektonischer Entwurf: Die Gesamtheit aus Grundriss sowie Funktions- und Raumprogramm.
Plandokument: Im Allgemeinen ist damit ein Architekturplan gemeint. Im Kontext der Wegführung wird dies zusätzlich
auch für eine Karte in einem beliebigem Maßstab (z.B. Landkarte, Stadtplan) verwendet.
Baum: Ein Graph, in dem ein Knoten immer genau einen Vorgänger (Mutterknoten) sowie mehrere Nachfolger
(Kindknoten) hat. Einzige Ausnahme ist der Wurzelknoten, dieser hat keinen Vorgänger.
Betriebsorganisationsplaner: Die mit der Erstellung, Akkordierung und Revidierung des Prozessmodells eines Krankenhauses
beschäftigten Planer. Diese Berufsgruppe übernimmt auch häufig die Konzeption des Raum- und
Funktionsprogramms für das Krankenhaus, welches in der Folge zur Umsetzung an den Architekten
weitergeleitet wird.
Building Information Model (BIM): Eine Datenbank für ein virtuelles Gebäudemodell, in der alle Planungsrelevanten Daten zusammengefasst
werden.
Bubble-Diagramm: Eine Darstellung von Nähebeziehungen zwischen Funktionen, bei der die Funktionen als Kreise und die
Beziehungen als verbindende Linien dargstellt werden.
Detailgrad: Eine Beschreibung der Fülle von Informationen die in einer Darstellung gegeben werden. Dies ist nicht zu
verwechseln mit dem Maßstab, welcher nur die räumliche Auflösung einer Darstellung angibt.
Endknoten: Ein Knoten zu dem es keine Folgeknoten gibt. Dieser wird üblicherweise als Ereignisknoten formuliert (z.B.
"Untersuchung beendet").
Ereignis: Ein Zustandswechsel innerhalb eines Systems. Beispiel Mixer: Bis zum Betätigen des Ein/Ausschaltknopfs
(Ereignis) behält der Mixer seinen Zustand bei. Mit dem Ereignis geht das System in einen anderen Zustand
über.
Erschließung: Das Wegsystem zum Gebäude. Wird im Schema auch häufig als Linie mit Richtungspfeilen an beiden Enden
gezeichnet.
Flussdiagramm, Flowchart: Eine Darstellungsweise für Geschäftsprozesse. Die Aktionen des Prozesses werden als Knoten
(Rechtecke), die Abfolgen durch Kanten (Linien mit Pfeilen) dargestellt. Genauer: Ein Graph, welcher die
Abfolge an Aktivitäten in Form eines Graphen aufzeichnet und über folgenden Knotenarten verfügt:
Aktionsknoten ("was passiert in einem Prozessschritt"), Entscheidungsknoten ("Wenn/Dann"-Beziehungen,
auch als Kontrollfluss bezeichnet) sowie Ereignisknoten (geben das Eintreten eines Ereignisses im Prozess
wieder, z.B. "Untersuchung beendet").
Fluss (Flow): Richtung in einem Prozess.
Formfindung: Die Projektphase, in der die Form des Gebäudes festgelegt wird. Diese ist bei der funktionalen Planung
stets nach der Phase des Schemas (sprich: nachdem alle funktionalen Aspekte genügend abgeklärt wurden).
Funktion: Durch einen Architekten geplante Nutzung (eines Raumes, eines Bauteils, eines Gegenstandes), wird auch
oft in der Bedeutung von Zweck verwendet.
Funktionale Planung: Eine Planung, die zuerst die in einem Gebäude erwünschten Funktionen auf abstrakter Basis beschreibt,
bevor sie an die Umsetzung im gebauten Raum denkt.
Funktions- und Raumprogramm: Der Bedarf an Flächen und Funktionen auf diesen Flächen für ein Krankenhaus. Dieses gliedert sich gemäß
DIN 13080 in die Bereiche Untersuchung und Behandlung, Pflege, Verwaltung, Soziale Dienste, Ver- und
Entsorgung und Technik gliedert. Dazu kommen weitere Bereiche wie etwa Wohnen sowie (bei
Universitätskliniken) Bereiche für Lehre und Forschung .
Funktionsstelle: Eine Organisationseinheit innerhalb eines Krankenhauses (entsprechend DIN 13080 - "Gliederung des
Krankenhauses in Funktionsbereiche und Funktionsstellen").
Gebäudenutzer, Nutzer: Patienten, Besucher sowie Krankenhauspersonal.
Geschäftsprozess, Arbeitsprozess: Betrieblicher Ablauf, welcher meist abstrakt in Form von Flowcharts formalisiert wird. Zu unterscheiden
sind Kernprozesse (direkt mit dem betrieblichen Ziel verknüpft) und Supportprozesse (zur Unterstützung
der Kernprozesse notwendig).
Geschäftsprozessmodellierung: Das Herstellen eines Geschäftsprozesses (als Abstraktion eines realen Arbeitsprozesses).
Granularität, Maßstabsebene: Synonym für "Detailgrad", Detailstufe.
Graph: Eine Darstellungsform in der Knoten und sie verbindende Kanten zum Einsatz kommen.
(räumliche) Hierarchien: Zonierung auf mehreren Ebenen (Zone in Zone in Zone, etc.), um die fraktale Natur des Raums abbilden
zu können.
Informationsprozess: Ein Prozess welcher nicht oder nicht zur Gänze im realen Raum stattfindet.
(gerichtete) Kante: Eine Linie, welche zum Verbinden von Knoten innerhalb eines Flowcharts dient. In der vorliegende Arbeit
sind diese Linien immer gerichtet, sprich: sie haben einen Richtungspfeil an einem Ende, welcher die
Richtung der Abfolge von einem Knoten A zu einem Knoten B angibt.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 61Anhang
Knoten: Eine Form (Rechteck, Kreis, Raute) welche zur Darstellung von Geschäftsprozessen innerhalb eines
Flowcharts dient.
Kontrollfluss: Die Abfolge der Arbeitsschritte in einem Geschäftsprozess, inklusive der Entscheidungsknoten (wahlweiser
Ausführung von alternativen Teilen eines Prozesses). Genauer: Die wahlweise Ausführung von Aktivitäten
innerhalb eines Prozesses, unter Bezugnahme auf ein- oder mehrere Entscheidungskriterien (z.B.: "Ist es
Mo.-Fr., 07:00-16:00?").
Krankenhausinformationssystem: Eine Software die zum administrieren eines Krankenhauses dient.
(gerichtete) Linie: Eine Linie mit Richtungspfeil, welche innerhalb von Wegführungen zur Darstellung von Wegen dient.
Lokation, Ort: Eine Position im realen (dreidimensionalen) Raum.
Nutzung: Die (beobachtete) Verwendung eines Ortes zu einem gewissen Zweck.
Ontologie: Definition der wesentlichen Entitäten (Einheiten der Anschauung) zu gewählten Szenario.
Plot: Eine zweidimensionale Darstellung von Werten als Liniendiagramm, Punktdiagramm oder Balkendiagramm.
Prozess: Zusammenfassender Terminus für "Geschäftsprozess" und "Wegführung".
Prozess-Engine: Der Teil einer Prozesssimulation, welcher die Prozesse zur Ausführung bringt.
Prozessgetriebene Gebäude: Gebäude, bei denen die Konzeption maßgeblich von den dort stattfindenden Arbeitsabläufen abhängt (z.B.
sie Krankenhäuser, Flughäfen und Industriebauten). . Die explizite Formulierung eines betrieblichen
Konzepts im Vorfeld einer baulichen Umsetzung stellt einen wesentlichen Unterschied zu anderen
architektonischen Planungsaufgaben dar.
Prozessmodell, Prozessbeschreibung: Eine entweder als Text oder Flowchart vorliegende Beschreibung eines Geschäftsprozesses.
räumliche Auflösung: Gibt die Größe einer Darstellung im Verhältnis zum darzustellenden Objekt an. Die Größe der räumlichen
Auflösung ist der Maßstab (z.B. 1:500, 1:100, 1:10).
Raum: (1.) Teil eines Gebäudes (z.B. Zimmer, Wartezone) welcher durch Wände, Decke und Boden
abgeschlossen ist (2.) sich in drei Dimensionen erstreckende geometrische Größe
Raumkoordinate: Eine aus der Raumkonstellation automatisch erzeugte Bezeichnung für einen Raum, in die üblicherweise
Bauteil, Bereich sowie ein Zähler einfließen (z.B. BT1E5-39 für "Bauteil 1, Ebene 5, Raum 39", B-10.504 für
"Bauteil B, Bereich 10, Raum 504").
Regelsprache: Eine Abfragesprache (Programmiersprache) für eine Ontologie.
Relation: Eine Beziehung zwischen zwei Funktionen. Diese kann nahe, neutral, fern oder nicht angegeben sein.
Rendering: Eine dreidimensionale und realitätsnahe Darstellung eines Gebäudes.
Schema: Eine skizzenhafte räumliche Darstellungsmethode in der funktionalen Planung. Genauer: Konzeptueller
Gebäudegrundriss, welcher für die frühen Phasen der Planung gebraucht wird und die Lagebeziehung
zwischen einzelnen Funktionsgruppen wiedergibt.
schematisches System: Die von uns vorgestellte hierarchische Erweiterung des Schemas um Prozesse.
Schlaufe: Eine Kante die einen Knoten mit sich selbst verbindet. Dies ist teilweise bei Entscheidungsknoten
gebräuchlich, wenn solange gewartet werden soll bis ein Zustand eintritt.
Startknoten: Der erste Knoten in einem Geschäftsprozess. Dieser ist üblicherweise als Ereignisknoten formuliert (z.B.
"Patient betritt Ambulanz").
Teilbaum: Ein Ausschnitt aus einem Baum, der beliebigen Knoten innerhalb des Baumes als Mutterknoten hat.
Teilfunktion: Ein Bestandteil einer Funktion (z.B. zubereiten als Teil der Funktion kochen), welcher in dem gewählten
Szenario (hier: der Krankenhausplanung) nicht weiter verfeinerbar ist. Des Weiteren dürfen sich die
Bedeutungen von Teilfunktionen nicht überlappen. Die in unserer Methode vorgestellten Fähigkeiten sind
solche Teilfunktionen.
Trajektorie(n): Ein Bewegungspfad einer Person oder eines Objekt in Raum und Zeit.
Verortung: Herstellen eines Bezugs zu einem Ort.
Version, Versionierung: Ein Dokument liegt beim Zeitpunkt seiner Erstellung in der Version 1 vor. Mit jedem Speichern erhöht
sich der Versionsstand um 1, wobei erschwerend hinzu kommt, dass mehrere Leute gleichzeitig an
derselben Version durchführen und diese dann manuell zusammenführen müssen.
Weg, Wegführung: Eine Darstellungsform für Prozesse, die angibt, welchen Weg ein Gebäudenutzer nehmen muss um eine
bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Allgemein: Pfad zwischen Funktionsstellen, welcher in ein Plandokument
eingezeichnet wird.
Zone: Eine räumlich begrenzte Form, in der Kapabilitäten sowie Aktionen beheimatet sind.
Zonierung: Die Gruppierung von Funktionen in zusammengehörige Gruppen.
Zugang: Bezeichnet ein dreieckiges Symbol(v) innerhalb eines Schemas, welches zum Markieren des Eingangs in eine
Zone dient.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 62Anhang
Publikationsliste
aus: Publikationsdatenbank Architektur, TU Wien (pub-ar.tuwien.ac.at), Stand: 15.03.2011
mit Kriterien:
Person: Gabriel Wurzer
Zugehörigkeit: E259 - Institut für Architekturwissenschaften
Einschränkkung: als Autorin / Autor bzw. wesentlich beteiligte Person
Zeitraum: 2005 - 2011
Insgesamt 18 Datensätze
In der nachstehenden Liste werden Präsentationen mit Tagungsband doppelt - als Druckpublikation und als Präsentation - ausgegeben. Die Gesamtanzahl
der unten aufgelisteten Datensätze ist daher im Allgemeinen größer als die oben angeführte Anzahl.
Im Druck erschienene Originalbeiträge
12 Datensätze:
Zeitschriftenartikel
Autor/in: Gabriel Wurzer, E259 - 1
G. Wurzer:
"Schematic Systems - Constraining Functions Through Processes (and Vice Versa)";
International Journal of Architectural Computing (eingeladen), 08 (2010), 02; S. 197 - 213.
Buchbeiträge
Autor/innen: Peter Ferschin, E259 - 1; Gabriel Wurzer, E259 - 1
Andere beteiligte Personen: Gülen Cagdas, TU Istanbul; Sigrid Brell Cokcan, E259 - 1
P. Ferschin, G. Wurzer:
"Architectural Simulation Methods for Emergency Situations";
in: "5 minutes to survive years to recover", G. Cagdas, S. Brell Cokcan (Hrg.); herausgegeben von: Austrian Cultural Office, Istanbul, Turkey;
Austrian Cultural Office, Istanbul, Turkey, Istanbul, Turkey, 2006, (eingeladen), ISBN: 9944-5512-0-1, S. 78 - 81.
Beiträge in Tagungsbänden
Autor/innen: Wolfgang Lorenz, E259 - 1; Gabriel Wurzer, E259 - 1
W Lorenz, G. Wurzer:
"build the code - programming for architects";
Poster: Build The Code Workshop 2010, ITU, Istanbul (eingeladen); 10.11.2010; in: "Setting the Stage for the BUILD THE CODE Workshop
2010", (2010), S. 1 - 28.
Autor/innen: Gabriel Wurzer, E259 - 1; Wolfgang Lorenz, E259 - 1
G. Wurzer, W Lorenz:
"Build The Code Workshop 2010";
Vortrag: Build The Code Workshop 2010, ITU, Istanbul (eingeladen); 05.11.2010 - 10.11.2010; in: "Setting the Stage for the BUILD THE CODE
Workshop 2010", (2010), 28 S.
Autor/innen: Gabriel Wurzer, E259 - 1; Antonio Fioravanti, La Sapienza; Gianluigi Loffreda, La Sapienza; Armando Trento, La Sapienza
G. Wurzer, A. Fioravanti, G. Loffreda, A. Trento:
"Function & Action: Verifying a functional program in a game-oriented environment";
Vortrag: eCAADe 2010, Zurich; 15.09.2010 - 18.09.2010; in: "FUTURE CITIES (28th eCAADe Conference Proceedings)", (2010), ISBN: 978-0-
9541183-9-6; S. 659 - 664.
Autor/innen: Gabriel Wurzer, E259 - 1; Matthias Ausserer; Harry Hinneberg, Hinneberg Design; Christa Illera, E253 - 3; A. Rosic, E253
G. Wurzer, M. Ausserer, H. Hinneberg, C. Illera, A. Rosic:
"Sensitivity Visualization of Circulation under Congestion and Blockage";
Poster: PED 10 The Fifth International Conference on "Pedestrian and Evacuation Dynamics", Gaithersburg, MD; 08.03.2010 - 10.03.2010; in:
"Proceedings of PED 2010", Springer, (2010), S. 899 - 902.
Bericht für IEMAR Dissertantenseminar; 2007.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 63Anhang
Autor/innen: Kerstin Kowarik, NHM; Hans Reschreiter, NHM; Gabriel Wurzer, E259 - 1; Ralph Totschnig, NHM; Andreas Rausch, NHM
Andere beteiligte Personen: Raimund Karl; Jutta Leskovar
K. Kowarik, H. Reschreiter, G. Wurzer, R. Totschnig, A. Rausch:
"Agenten im Hallstätter Salzbergwerk. Agentenbasierte Simulation für den bronzezeitlichen Salzbergbau in Hallstatt/OÖ";
Vortrag: 3. Linzer Gespräche zur interpretativen Eisenzeitarchäologie, Linz; 14.11.2009 - 16.11.2009; in: "Studien zur Kulturgeschichte von
Oberösterreich, Folge 22", R. Karl, J. Leskovar (Hrg.); Oberösterreichisches Landesmuseum, 22 (2009), ISBN: 978-3-85474-205-0; S. 429 - 439.
Autor/innen: Christa Illera, E253 - 3; M. Fink, E134; Harry Hinneberg, Hinneberg Design; Karin Kath; Nathalie Waldau; Andrea Rosic; Gabriel Wurzer, E259
- 1
C. Illera, M. Fink, H. Hinneberg, K. Kath, N. Waldau, A. Rosic, G. Wurzer:
"NO_PANIC. "Escape and Panic in Buildings." - Architectural basic research in the context of security and safety research.";
Vortrag: PED 08 The Fourth International Conference on "Pedestrian and Evacuation Dynamics", University of Wuppertal - Germany; 27.02.2008
- 29.02.2008; in: "Proceedings of PED 2008", Springer, (2009), S. 733 - 742.
Autor/innen: Kerstin Kowarik, NHM; Hans Reschreiter, NHM; Gabriel Wurzer, E259 - 1; Ralph Totschnig, NHM; Andreas Rausch, NHM
K. Kowarik, H. Reschreiter, G. Wurzer, R. Totschnig, A. Rausch:
"Mining with Agents - Agent-based Modeling of the Bronze Age Salt Mine of Hallstatt";
Vortrag: Archäologie und Computer, Wien; 03.11.2008 - 05.11.2008; in: "Workshop 13 - Archäologie und Computer 2008", CD der Stadt Wien,
Stadtarchäologie, Wien (2009), ISBN: 978-3-85161-016-1; S. 1 - 19.
Autor/innen: Gabriel Wurzer, E259 - 1; Harry Hinneberg, Hinneberg Design; Christa Illera, E253 - 3; Sigrun Swoboda, E259 - 1; Andreas Jonas, E259 - 1
G. Wurzer, H. Hinneberg, C. Illera, S. Swoboda, A. Jonas:
"Architectural Patterns Enabling Reconfigurable Exit Routes for Complex Buildings";
Poster: Traffic and Granular Flow '09, Shanghai; 22.06.2009 - 24.06.2009; in: "Proceedings of The Eighth International Conference on Traffic and
Granular Flow", Springer, (2009).
Autor/in: Gabriel Wurzer, E259 - 1
G. Wurzer:
"Visualizing the Human Form for Simulation and Planning";
Poster: PED 08 The Fourth International Conference on "Pedestrian and Evacuation Dynamics", University of Wuppertal - Germany; 27.02.2008 -
29.02.2008; in: "Proceedings of PED 2008", (2008), ISBN: 978-3-642-04503-5; S. 803 - 809.
Autor/in: Gabriel Wurzer, E259 - 1
G. Wurzer:
"Systems: Constraining Functions through Processes (and Vice Versa)";
Vortrag: eCAADe 27 Istanbul 2009, Istanbul; 16.09.2009 - 18.09.2009; in: "Computation: the new realm of architectural design : eCAADe 2009",
(2009), ISBN: 978-0-9541183-8-9; S. 659 - 664.
Vorträge und Posterpräsentationen
14 Datensätze:
Autor/innen: Wolfgang Lorenz, E259 - 1; Gabriel Wurzer, E259 - 1
W Lorenz, G. Wurzer:
"build the code - programming for architects";
Poster: Build The Code Workshop 2010, ITU, Istanbul (eingeladen); 10.11.2010; in: "Setting the Stage for the BUILD THE CODE Workshop
2010", (2010), S. 1 - 28.
Autor/in: Gabriel Wurzer, E259 - 1
G. Wurzer:
"Process Visualization for Hospital Planning";
Vortrag: Build The Code Workshop 2010, ITU, Istanbul (eingeladen); 05.11.2010 - 10.11.2010.
Autor/innen: Gabriel Wurzer, E259 - 1; Wolfgang Lorenz, E259 - 1
G. Wurzer, W Lorenz:
"Build The Code Workshop 2010";
Vortrag: Build The Code Workshop 2010, ITU, Istanbul (eingeladen); 05.11.2010 - 10.11.2010; in: "Setting the Stage for the BUILD THE CODE
Workshop 2010", (2010), 28 S.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 64Anhang
Autor/innen: Gabriel Wurzer, E259 - 1; Antonio Fioravanti, La Sapienza; Gianluigi Loffreda, La Sapienza; Armando Trento, La Sapienza
G. Wurzer, A. Fioravanti, G. Loffreda, A. Trento:
"Function & Action: Verifying a functional program in a game-oriented environment";
Vortrag: eCAADe 2010, Zurich; 15.09.2010 - 18.09.2010; in: "FUTURE CITIES (28th eCAADe Conference Proceedings)", (2010), ISBN: 978-0-
9541183-9-6; S. 659 - 664.
Autor/innen: Gabriel Wurzer, E259 - 1; Matthias Ausserer; Harry Hinneberg, Hinneberg Design; Christa Illera, E253 - 3; A. Rosic, E253
G. Wurzer, M. Ausserer, H. Hinneberg, C. Illera, A. Rosic:
"Sensitivity Visualization of Circulation under Congestion and Blockage";
Poster: PED 10 The Fifth International Conference on "Pedestrian and Evacuation Dynamics", Gaithersburg, MD; 08.03.2010 - 10.03.2010; in:
"Proceedings of PED 2010", Springer, (2010), S. 899 - 902.
Autor/innen: Kerstin Kowarik, NHM; Hans Reschreiter, NHM; Gabriel Wurzer, E259 - 1; Ralph Totschnig, NHM; Andreas Rausch, NHM
Andere beteiligte Personen: Raimund Karl; Jutta Leskovar
K. Kowarik, H. Reschreiter, G. Wurzer, R. Totschnig, A. Rausch:
"Agenten im Hallstätter Salzbergwerk. Agentenbasierte Simulation für den bronzezeitlichen Salzbergbau in Hallstatt/OÖ";
Vortrag: 3. Linzer Gespräche zur interpretativen Eisenzeitarchäologie, Linz; 14.11.2009 - 16.11.2009; in: "Studien zur Kulturgeschichte von
Oberösterreich, Folge 22", R. Karl, J. Leskovar (Hrg.); Oberösterreichisches Landesmuseum, 22 (2009), ISBN: 978-3-85474-205-0; S. 429 - 439.
Autor/innen: Christa Illera, E253 - 3; M. Fink, E134; Harry Hinneberg, Hinneberg Design; Karin Kath; Nathalie Waldau; Andrea Rosic; Gabriel Wurzer, E259
- 1
C. Illera, M. Fink, H. Hinneberg, K. Kath, N. Waldau, A. Rosic, G. Wurzer:
"NO_PANIC. "Escape and Panic in Buildings." - Architectural basic research in the context of security and safety research.";
Vortrag: PED 08 The Fourth International Conference on "Pedestrian and Evacuation Dynamics", University of Wuppertal - Germany; 27.02.2008
- 29.02.2008; in: "Proceedings of PED 2008", Springer, (2009), S. 733 - 742.
Autor/innen: Kerstin Kowarik, NHM; Hans Reschreiter, NHM; Gabriel Wurzer, E259 - 1; Ralph Totschnig, NHM; Andreas Rausch, NHM
K. Kowarik, H. Reschreiter, G. Wurzer, R. Totschnig, A. Rausch:
"Mining with Agents - Agent-based Modeling of the Bronze Age Salt Mine of Hallstatt";
Vortrag: Archäologie und Computer, Wien; 03.11.2008 - 05.11.2008; in: "Workshop 13 - Archäologie und Computer 2008", CD der Stadt Wien,
Stadtarchäologie, Wien (2009), ISBN: 978-3-85161-016-1; S. 1 - 19.
Autor/innen: Kerstin Kowarik, NHM; Hans Reschreiter, NHM; Gabriel Wurzer, E259 - 1
K. Kowarik, H. Reschreiter, G. Wurzer:
"Modeling a mine ‐ Agentbased modeling, system dynamics and experimental archaeology applied to the Bronze Age salt mines of Hallstatt";
Vortrag: Mining in European History-Congress, Innsbruck; 12.11.2009 - 15.11.2009.
Autor/innen: Gabriel Wurzer, E259 - 1; Harry Hinneberg, Hinneberg Design; Christa Illera, E253 - 3; Sigrun Swoboda, E259 - 1; Andreas Jonas, E259 - 1
G. Wurzer, H. Hinneberg, C. Illera, S. Swoboda, A. Jonas:
"Architectural Patterns Enabling Reconfigurable Exit Routes for Complex Buildings";
Poster: Traffic and Granular Flow '09, Shanghai; 22.06.2009 - 24.06.2009; in: "Proceedings of The Eighth International Conference on Traffic and
Granular Flow", Springer, (2009).
Autor/in: Gabriel Wurzer, E259 - 1
G. Wurzer:
"Visualizing the Human Form for Simulation and Planning";
Poster: PED 08 The Fourth International Conference on "Pedestrian and Evacuation Dynamics", University of Wuppertal - Germany; 27.02.2008 -
29.02.2008; in: "Proceedings of PED 2008", (2008), ISBN: 978-3-642-04503-5; S. 803 - 809.
Autor/in: Gabriel Wurzer, E259 - 1
G. Wurzer:
"Systems: Constraining Functions through Processes (and Vice Versa)";
Vortrag: eCAADe 27 Istanbul 2009, Istanbul; 16.09.2009 - 18.09.2009; in: "Computation: the new realm of architectural design : eCAADe 2009",
(2009), ISBN: 978-0-9541183-8-9; S. 659 - 664.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 65Anhang
Autor/in: Gabriel Wurzer, E259 - 1
G. Wurzer:
"Virtuelles Erdbeben";
Vortrag: Lange Nacht der Forschung, Wien; 10.01.2005.
Autor/in: Gabriel Wurzer, E259 - 1
G. Wurzer:
"Rigorous Visualization of Processes for Hospital Planning";
Vortrag: Structure-Process-Patterns 2007: A Seminar on Urban Space, TU Wien, Inst. f. Architekturwissenschaften, Abt. Digitale Architektur und
Raumplanung; 06.12.2007.
Wissenschaftliche Berichte
2 Datensätze:
Autor/in: Gabriel Wurzer, E259 - 1
G. Wurzer:
"Einführung Manchester Triage, Arbeitspaket Prozessvisualisierung/Simulation";
Bericht für LKH Vöcklabruck; 2010; 42 S.
Autor/in: Gabriel Wurzer, E259 - 1
G. Wurzer:
"Scientific Writing with Google Docs";
Bericht für IEMAR Dissertantenseminar; 2007.
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 66Anhang
Lebenslauf
Dipl.-Ing (Inf.) Gabriel Wurzer
Institut für Architekturwissenschaften
IEMAR: Digitale Architektur und Raumplanung
Treitlstraße 3/1
A-1040 Wien
+43 (0)650 9662155
+43 (0)1 58801 27226
+43 (0)1 58801 27299
www.iemar.tuwien.ac.at
* 1980-06-28, Wien, Österreich
AUSBILDUNG
seit 2006 Doktorand an der Technischen Universität Wien, Doktorarbeit: "Prozessvisualisierung in der
Krankenhausplanung", betreut durch Georg Franck-Oberaspach und Christine Illera (Beratung: Peter
Ferschin und Michael Bacher)
2004 Diplom in Informatik an der Technischen Universität Wien mit Diplomarbeit "3D Regular Expressions" am
Institut für Computergrafik und Algorithmen, der VRVis Forschungsges.m.b.h sowie dem Institut für
Architekturwissenschaften, betreut durch Werner Purgathofer (Hauptberater: Katja Bühler und Peter
Ferschin)
1999 – 2004 Studium der Informatik an der Technischen Universität Wien
1998 Matura, Fachbereichsarbeit „3D Computer Graphics“
ARBEITSERFAHRUNG
bis jetzt Lektor an der Technischen Universität Wien
Business Developer (e-health) bei Systema Human Information Systems, Wien
2011 Organisation des „Agents in Archeology 2011 Workshop“ am Naturhistorische Museum Wien
(gemeinsam mit Kerstin Kowarik, Hans Reschreiter sowie Michael Doneus)
2010 Organisation des „Build The Code Workshop Istanbul“ (zusammen mit Wolfgang Lorenz, Sema Alacam,
Mine Özkar und Gülen Cagdas)
2009 Ivan Petrovic Preis der eCAADe (Beste Präsentation bei der eCAADe 2009 in Istanbul)
August 2008 Organisation der "7th International Conference Unconventional Computing" in Wien (zusammen mit
Rudolf Freund)
since 2006 Lektor "Grundkurs CAAD" (technische Unterstützung) in Architektur, "Fundamentals of Computer
Science" in Building Science und "4D-Modellierung und Simulation" für das Studium der Raumplanung
2005 Mitorganisator der Konferenz "Pedestrian and Evacuation Dynamics '06" an der Technischen Universität
Wien
Organisator des Institutsbeitrags der Architekturwissenschaften auf der „Langen Nacht der Forschung“
August 2003 Mitorganisator der Konferenz "Computer Science Logic and 8th Kurt Gödel Colloquium" in der
Technischen Universität Wien
2000 until end of studies Mehrere Anstellungen als Lektor und Tutor am Institut für Computergrafik und Algorithmen sowie am
Institut für Multimediale Systeme der Technischen Universität Wien
FORSCHUNG
siehe Publikationsliste, S. 62-65
PROZESSVISUALISIERUNG in der Krankenhausplanung 67Anhang
Curriculum Vitae
Dipl.-Ing (Inf.) Gabriel Wurzer
Institute of Architectural Sciences
IEMAR: Digital Architecture and Planning
Treitlstraße 3/1
A-1040 Wien
+43 (0)650 9662155
+43 (0)1 58801 27226
+43 (0)1 58801 27299
www.iemar.tuwien.ac.at
* 1980-06-28, Vienna, Austria
EDUCATION
since 2006 PhD. student at the Vienna University of Technology, thesis: "Process Visualization for Hospitals",
supervised by Georg Franck and Christina Illera (also advised by: Peter Ferschin and Michael Bacher)
2004 Masters degree in computer science with diploma thesis: "3D Regular Expressions" at the Institute for
Computer Graphics, VRVis Forschungsges.m.b.h and the Institute of Architectural Sciences, supervised by
Werner Purgathofer (principal advisors: Katja Bühler and Peter Ferschin)
1999 – 2004 studies in computer science at the Vienna University of Technology
1998 graduation from school with A-Level Thesis „3D Computer Graphics“
WORKING EXPERIENCE
now lecturer at the Vienna University of Technology
analyst in the field of E-health at Systema Human Information Systems, Vienna
2011 Organizer of „Agents in Archeology“ 2011 Workshop at Natural History Museum Vienna (together with
Kerstin Kowarik, Hans Reschreiter and Michael Doneus)
2010 Organizer of „Build The Code“ Workshop Istanbul (together with Wolfgang Lorenz, Sema Alacam, Mine
Özkar and Gülen Cagdas)
2009 Ivan Petrovic Award of the eCAADe (Best Presentation at eCAADe 2009 Istanbul)
August 2008 Organizer of the "7th International Conference Unconventional Computing" in Vienna (together with
Rudolf Freund)
since 2006 Lecturer in "Fundamentals of CAAD" for architecture, "Fundamentals of Computer Science" for Building
Science and "4D-Modelling and Simulation for the Planning Process" for Urban Planning
2005 Assistance at the conference "Pedestrian and Evacuation Dynamics '06" at the Vienna University of
Technology
Assistance at the "Long Night of Science" for the Vienna University of Technology- "virtual Earthquake"
August 2003 Part of the organisation team for the conference "Computer Science Logic and 8th Kurt Gödel
Colloquium" at the Vienna University of Technology
2000 until end of studies Multiple jobs as lecturer and tutor for the Institute of Computer Graphics and Algorithms and the Institute
for Multimedia Systems
RESEARCH
see publication list, pp. 62-65