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Die Nahrung Chemie, Biochemie, Mikrobiologie, Technologie 9. Jahrgang 1965 Heft 1 Professor Dr. Dr. W. DIEMAIR 65 Jahre alt Am 4.10. 1964 feierte der Direktor des Universitats-Institutes fur Lebens- mittelchemie in Frankfurt a. M., 0. Professor Dr.-Ing., Dr. phil. WILLIBALD DIEMAIR, seinen 65. Geburtstag. In seiner Vaterstadt Munchen studierte er an der Technischen Hochschule und an der Universitat Chemie und Lebens- mittelchemie. 1924 promovierte er bei Professor Dr. LOERS an der Tcchnischen Hochschule mit der Arbeit ,,Zur Kenntnis der RoBkastanie und ihrer garungs- technischen Verwertung", 1931 bei Professor Dr. B. BLEYER an der Universitat Munchen mit der Arbeit ,,Reitrag zur Kenntnis pflanzlicher Phosphatide unter besonderer Berucksichtigung des Phosphatids der Mohrriibe". AnschlieBend erfolgte die Habilitation bei Professor BLEYER. Nach liingerer Tatigkeit als Stellvertretender Leiter der Deutschen Forschungsanstalt fur Lebensmittel- chemie wurde Professor DIEMAIR 1937 nach Frankfurt a. M. als Nachfolger von Professor Dr. J. TILLMANS berufen. Er ubernahm dort die Leitung des Universi- tats-Institutes fur Lebensmittelchemie und des Stadtischen Lebensmittel- Untersuchungsamtes. 1940- 1945 fiihrte er wichtige Forschungsarbeiten, z. T. mit dem Institut fur Kochwissenschaft durch. Seine Bemuhungen um die Ausweitung der Lehr- und Forschungsmoglichkeiten wurden 1957 gekront , als er einen Institutsneubau mit groBzugiger Ausstattung beziehen konnte. Mehr als 260 Publikationen zeugen von der fruchtbaren und kontinuierlichen Arbeit DIEMAIRS. Sie liegen zunachst auf dem Gebiet der Lebensmittelanalytik (Phos- phatide, Wein, Weinbrand, Obst, Gemuse und deren Erzeugnisse, Hefe, Hafer, Getreideerzeugnisse), der Analytik von Lebensmittel-Inhaltsstoffen (Vitamine, Enzyme, Fette, Antioxydantien u. a. m.) und der Analytik von Lebensmittel- zusat zstof f en (Farbstof f e, schweflige Saure , Konservierungsstof f e , Schadlings- bekampfungsmittel mw.). Sie fanden ihre Ausweitung in Arbeiten uber moderne Analysenver fahren (Gaschromatographie, Flammenphotometrie) und erstrecken sich schlieBlich auf Untersuchungen vorwiegend technologischen Inhalts (Wein und Weinbrand, Milchbestrahlung, Kakao und Schokolade u. a. m.). Die Rreite der bearbeiteten Themen zeigt das erfolgreiche Streben des Jubilars, Grundlagenforschung und auf die Losung aktueller Probleme gerichtete Zweck- forschung in glucklicher Synthese zu vereinen. Die Fulle seiner Erfahrungen fand schlieBlich ihren Niederschlag in einer reichen Publizistik : Neubearbeitung des BEYTHIEN'schen Laboratoriumsbuches fur den Lebensmittelchemiker (7. und 8. Auflage), Abfassung des Werkes ,,Die Haltbarmachung von Lebensmitteln", I Die Nahnmg, Heft I

Professor Dr. Dr. W. Diemair 65 Jahre alt

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Die Nahrung Chemie, Biochemie, Mikrobiologie, Technologie

9. Jahrgang 1965 Heft 1

Professor Dr. Dr. W. DIEMAIR 65 Jahre alt

Am 4.10. 1964 feierte der Direktor des Universitats-Institutes fur Lebens- mittelchemie in Frankfurt a. M., 0. Professor Dr.-Ing., Dr. phil. WILLIBALD DIEMAIR, seinen 65. Geburtstag. In seiner Vaterstadt Munchen studierte er an der Technischen Hochschule und an der Universitat Chemie und Lebens- mittelchemie. 1924 promovierte er bei Professor Dr. LOERS an der Tcchnischen Hochschule mit der Arbeit ,,Zur Kenntnis der RoBkastanie und ihrer garungs- technischen Verwertung", 1931 bei Professor Dr. B. BLEYER an der Universitat Munchen mit der Arbeit ,,Reitrag zur Kenntnis pflanzlicher Phosphatide unter besonderer Berucksichtigung des Phosphatids der Mohrriibe". AnschlieBend erfolgte die Habilitation bei Professor BLEYER. Nach liingerer Tatigkeit als Stellvertretender Leiter der Deutschen Forschungsanstalt fur Lebensmittel- chemie wurde Professor DIEMAIR 1937 nach Frankfurt a. M. als Nachfolger von Professor Dr. J. TILLMANS berufen. Er ubernahm dort die Leitung des Universi- tats-Institutes fur Lebensmittelchemie und des Stadtischen Lebensmittel- Untersuchungsamtes. 1940- 1945 fiihrte er wichtige Forschungsarbeiten, z. T. mit dem Institut fur Kochwissenschaft durch. Seine Bemuhungen um die Ausweitung der Lehr- und Forschungsmoglichkeiten wurden 1957 gekront , als er einen Institutsneubau mit groBzugiger Ausstattung beziehen konnte. Mehr als 260 Publikationen zeugen von der fruchtbaren und kontinuierlichen Arbeit DIEMAIRS. Sie liegen zunachst auf dem Gebiet der Lebensmittelanalytik (Phos- phatide, Wein, Weinbrand, Obst, Gemuse und deren Erzeugnisse, Hefe, Hafer, Getreideerzeugnisse), der Analytik von Lebensmittel-Inhaltsstoffen (Vitamine, Enzyme, Fette, Antioxydantien u. a. m.) und der Analytik von Lebensmittel- zusat zstof f en (Farbstof f e, schweflige Saure , Konservierungsstof f e , Schadlings- bekampfungsmittel mw.). Sie fanden ihre Ausweitung in Arbeiten uber moderne Analysenver fahren (Gaschromatographie, Flammenphotometrie) und erstrecken sich schlieBlich auf Untersuchungen vorwiegend technologischen Inhalts (Wein und Weinbrand, Milchbestrahlung, Kakao und Schokolade u. a. m.). Die Rreite der bearbeiteten Themen zeigt das erfolgreiche Streben des Jubilars, Grundlagenforschung und auf die Losung aktueller Probleme gerichtete Zweck- forschung in glucklicher Synthese zu vereinen. Die Fulle seiner Erfahrungen fand schlieBlich ihren Niederschlag in einer reichen Publizistik : Neubearbeitung des BEYTHIEN'schen Laboratoriumsbuches fur den Lebensmittelchemiker (7. und 8. Auflage), Abfassung des Werkes ,,Die Haltbarmachung von Lebensmitteln", I Die Nahnmg, Heft I

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des Beitrages ,,Nahrungs- und GenuOmittel" in ,,Chemische Technologie" Band 4, und vieler anderer Beitrage in Sammelwerken und nicht zuletzt die Mitwirkung am z. Zt. bearbeiteten ,,Handbuch der Lebensmittelchemie" Vom Wirken als Lehrer gibt die reiche Zahl an Promotionen, Staatsexaminas und Diplomarbeiten ein eindrucksvolles Bild. Der Dynamik und der nie ermu- denden Sorge um unseren Berufsstand entsprechend blieb es nicht aus, daB DIEMAIR in zahlreiche Ausschiisse des In- und Auslandes berufen wurde. Genann t seien lediglich folgende Gremien : Bundesgesundheitsrat , Bundes- gesundheitsamt, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Internationale Fruchtsaft- union, Office International du Cacao et du Chocolat, Deutsche Lebensmittel- buch-Kommission, Deutsche Atomkommission. Als langjahriger Vorsitzender der Fachgruppe Lebensmittel- und gerichtliche Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker hat er zu allen Zeiten die Interessen unseres Berufsstandes mit Eifer und ausgesprochenem Geschick vertreten. Seine Bemuhungen um eine neue Priifungsordnung fur Lebensmittelchemiker und urn die Errichtung neuer Lehrstuhle .fur Lebensmittelchemie an den Universitaten und Technischen Hochschulen Westdeutschlands sichern ihm einen bleibenden Platz in der Geschichte unserer Disziplin. Unter den mancherlei Ehrungen, die Professor DIEMAIR erfuhr, sei die Verleihung der Joseph-Konig-Gedenkmunze der Ge- sellschaft Deutscher Chemiker im Jahre 1951 vor allem envahnt.

So steht ein reich erfulltes Leben des Lehrers, Forschers und Berufskollegen DIEMAIR vor uns, das bei der ungebrochenen Schaffenskraft des Jubilars noch nicht ausgeschopft erscheint. Dessen Grundhaltung immer darin zu sehen ist, daB er nicht ,,Amter" wahrnimmt, sondern lebendigen Dienst an der Lebens- mittelchemie leistet. Moge diese seine Passion, glucklich erganzt durch die Liebe zum schonen Bild und zur alten Skulptur, uns noch recht lange erhalten bleiben, zur Forderung unserer Wissenschaft und zum Wohle der Kollegen, die ihm alle guten Wunsche entbieten. Sie gedenken gleichzeitig der verehrten Frau Gemahlin, die - oft entbehrend und still zuriicktretend - das Los aller Gefahrtinnen von Wissenschaftlern teilt.

J, SCHORRIULLER