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7 6 Nr. 3 | Juli 2017 Nr. 3 | Juli 2017 FORSCHUNG & LEHRE Plötzlich ist alles anders Langzeitstudie erforscht Entwicklung von Pflegekindern nach der Volljährigkeit er 18. Geburtstag – ein Tag, an dem sich für viele Pflegekinder al- les ändert. Die offiziellen Jugendhil- femaßnahmen enden meistens, die Jugendhilfe bietet keine Beratung oder Unterstützung mehr an, we- der für Pflegekinder, noch für Pfle- gefamilien. Die Jugendlichen müs- sen Geld verdienen, sich versichern, die richtige Ausbildung oder das richtige Studium finden. Viele sind auf sich allein gestellt. Wie meis- tern die jungen Erwachsenen diese turbulente Zeit? Und sind die star- ren Strukturen der Jugendhilfe sinn- voll? Das erforschen Dr. Danie- la Reimer und ihre KollegInnen von der Forschungsgruppe Pflegekinder der Universität Siegen im Rahmen einer Langzeitstudie. In Deutschland ist diese Studie einmalig. Das Besondere: Die Ju- gendlichen und jungen Erwachse- nen kommen selbst zu Wort und werden wiederholt befragt. Rei- mer und ihr Team führten zunächst 100 biografische Interviews, in de- nen es um die gesamte Lebensge- schichte der Betroffenen ging. „Je- des Interview hat viele Stunden in Anspruch genommen und war sehr intensiv“, berichtet Reimer. Nach vier bis acht Jahren hat das Team 15 der Interviewten erneut befragt, um zu sehen, wie sie sich entwi- ckelt haben. „Ich finde es erstaun- lich, dass in Deutschland vor uns niemand im Rahmen einer Lang- zeitstudie nachgeforscht hat, was aus den Pflegekindern geworden ist. Die Gesellschaft steckt in das System so viel Zeit, Geld und Ar- beit. Da sollten wir doch erfahren, ob das richtig eingesetzt ist und was man wie verbessern kann“, fin- det Reimer. Ein deutliches Ergebnis ihrer Stu- die: Die Strukturen der Jugendhil- fe sind veraltet. Heutzutage lebten die meisten jungen Erwachsenen bis Anfang oder Mitte 20 bei ih- rer Familie. „Wenn sich die Lebens- wirklichkeit ändert, müssen sich auch die Strukturen der Jugendhil- fe anpassen“, sagt Reimer. Sie und ihr Forscherteam fordern deshalb, Ansprechpartner für die erwach- senen Pflegekinder aber auch die Pflegeeltern zu stellen. Auch sollte es die Möglichkeit ge- ben, in die Pflegefamilie zurückzu- kehren und Unterstützung von der Jugendhilfe zu bekommen, wenn die Pflegekinder merken, dass es alleine doch nicht funktioniert. Reimer: „Die Übergänge müssen flexibler gestaltet sein und sich an die Bedürfnisse anpassen.“ Die Zeit zwischen 18 und 30 Jahren sei eine besonders turbulente. Junge Er- wachsene müssten ihre Werte aus- loten und sich fragen, an wem sie sich orientieren wollen, und von wem sie sich gegebenenfalls ab- grenzen möchten. In dieser ohne- hin schweren Zeit sollen die jungen Erwachsenen auch noch wichtige Entscheidungen treffen, zum Bei- spiel bei der Familienplanung oder der Berufswahl. Oft verlaufe der Start ins Arbeits- leben holpriger als bei jungen Er- wachsenen, die bessere Startbe- dingungen und leibliche Eltern als Stütze haben. „Einige der Inter- viewten haben ein paar Anläufe ge- braucht, um wirklich zufrieden mit ihrer Wahl zu sein. Manche haben zum Beispiel mit Mitte 20 nochmal ein Studium begonnen, weil sie mit ihrem Ausbildungsberuf nicht zu- frieden waren“, sagt Reimer. Häufig seien diese schwierigen Phasen der Suche nach Orientie- rung aber zeitlich begrenzt. „Wir sehen ganz klar, dass es vielen Pfle- gekindern gelingt, sich von ihren schwierigen Startbedingungen zu lösen, und ein erfolgreicheres und zufriedeneres Leben zu führen als ihre leiblichen Eltern“, bekräftigt Reimer. Dies verdankten die Pfle- gekinder auch der guten Beziehung zur Pflegefamilie sowie der Unter- stützung und Förderung, die sie in diesem Rahmen erlebt haben. Vie- le hätten außerdem als Erwach- sene eine gute Beziehung zu ihren ehemaligen Pflegeeltern. Die zen- trale Bedeutung der Pflegefami- lien für die gute Entwicklung un- terstreiche, dass Pflegeeltern eine wichtige Ressource für die Kinder und für unsere Gesellschaft dar- stellen. Die Forschungsgruppe hat die Stu- die zur Entwicklung von Pflegekin- dern kürzlich auf einer Tagung im Bundesfamilienministerium vorge- stellt. Finanziert wurde die gesam- te Studie von der privaten EmMi Luebeskind-Stiftung. Der Plan ist, in einigen Jahren die 15 Pflegekin- der erneut zu befragen, um ihre Entwicklung weiter zu dokumen- tieren und daraus Schlüsse für die Praxis zu ziehen. Nora Frei Kontakt: Dr. Daniela Reimer 0271 740-4167 [email protected] Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen in der Schule Erste Internationale Konferenz des Positive Behavior Support (PBS) Europe Network fand an der Uni Siegen statt Das erste Research Symposium des PBS-Europe Network fand an der Universität Siegen statt. Der Einla- dung der Initiatoren, Prof. Dr. An- na-Maria Hintz und Michael Paal von der Professur für Erziehungs- wissenschaft mit Schwerpunkt För- derpädagogik folgten rund 40 in- ternationale WissenschaftlerInnen. Im Fokus der zweitägigen Konfe- renz standen aktuelle Fragestellun- gen zur Forschung im Kontext des School-wide Positive Behavior Sup- port (SWPBS). Hierbei handelt es sich um ein Mehrebenen-Präventi- onskonzept zur Unterstützung und Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen im schulischen Kon- text, das gerade in Zeiten zuneh- mender Heterogenität einen viel- versprechenden Ansatz darstellt. School-wide Positive Behavior Sup- port wird bereits an über 16.000 US-amerikanischen Schulen einge- setzt. Studien weisen auf die posi- tiven Effekte des Konzepts z. B. auf die Verbesserung des Sozial- und Arbeitsverhaltens von SchülerInnen sowie des Wohlbefindens der Lehr- kräfte hin. Inzwischen lassen sich auch erfolgreiche Adaptionen in schulischen Kontexten zum Beispiel in den Niederlanden, Zypern oder Finnland finden. Eine erste Imple- mentierung von SWPBS in Deutsch- land wird aktuell von Prof. Dr. An- na-Maria Hintz und Michael Paal in Kooperation mit Mack D. Bur- ke (A&M University, USA) und Jun.- Prof. Dr. Juliane Gerland (Uni Sie- gen) an einer Grundschule im Kreis Siegen-Wittgenstein realisiert. Insgesamt waren an der Ausgestal- tung des Programms Wissenschaft- lerInnen aus acht Nationen beteiligt (Finnland, Zypern, Spanien, Kroatien, Niederlande, Deutschland, Belgien, USA). Für die an der Konferenz teil- nehmenden Mitglieder des im Januar 2017 gegründeten PBS-Europe Net- work bestand am Ende jedes Veran- staltungstages die Gelegenheit, sich in Network-Sessions auszutauschen. Der internationale Austausch mach- te sowohl universelle als auch kul- turspezifische Herausforderungen deutlich und wurde als besonders wertvoll empfunden. Zum Abschluss der Konferenz wur- den zukünftige Aktivitäten des PBS- Europe Networks festgelegt. Die In- itiatoren sowie die TeilnehmerInnen zeigten sich höchst erfreut, dass Lefki Kourea von der University of Cyprus (Zypern) sich bereit erklärt hat, das 2nd Research Symposium zu orga- nisieren. Es findet voraussichtlich im Mai 2018 in Zypern statt. Dort sind neben der Konferenz ebenfalls Be- suche an Best-practice Schulen, die School-wide Positive Behavior Sup- port erfolgreich umsetzen, geplant. PROMOTIONEN Fakultät I Matthias Plaga-Verse: Neupietismus im National- sozialismus. Eine Quellenstu- die zu neupietistischen Print- medien am Beispiel von Der Evangelist aus dem Sieger- land, 23.05.2017 Susanna Weber: INNOVATION. Ein Bei- trag zur Begriffsgeschichte, 29.05.2017 Timo Schemer-Reinhard: Interfaces und Formen, 22.06.2017 Anna Rachlitz: The Political Construction of Irregularity in Germany and South Africa - A compa- rison of access to legal resi- dency and public health care, 27.06.2017 Fakultät II Andreas Matzner: Zwischen Tür und Angel in ei- nem Jugendamt. Eine Ethno- grafie sozialer Praktiken der ASD-Arbeit im Büro, 1.6.2017 Joachim Arhelger: Frühidentifikation interna- lisierender psychischer Stö- rungen bei Jugendlichen an Gymnasien und Gesamt- schulen, 7.6.2017 Frederik Linn: Überzeugungen von Musik- lehrenden zum Umgang mit Heterogenität im Musikun- terricht, 21.6.2017 Fakultät III Lukas Hilbert: Lohnsteuerrecht in der Un- ternehmenswirklichkeit. Nor- mative und qualitativ-empi- rische Analysen unter dem Blickwinkel der präskriptiven Entscheidungstheorie, 26.04.2017 FORSCHUNG & LEHRE Smarte Fabriken planen Prof.-Ing. Dr. Peter Burggräf erforscht, wie moderne Produktion im Zeitalter der Industrie 4.0 funktioniert Prof. Dr. Peter Burggräf sitzt am Schreibtisch seines neuen Büros im Department Maschinenbau der Uni Siegen. Der Raum ist ansonsten noch fast leer, die Wände kahl. Der Lehrstuhl „International Production Engineering and Management“ ist zum Sommersemester gegründet worden – ihn mit Leben zu füllen, ist in den nächsten Monaten die Auf- gabe des 36-Jährigen. Eine Heraus- forderung, die er gerne annimmt: „Ein weißes Blatt Papier vor mir zu haben, ist für mich die perfekte Aus- gangssituation“, sagt Burggräf, der solche Situationen auch aus seiner wissenschaftlichen Arbeit kennt. Er beschäftigt sich mit Planung und Aufbau moderner Fabriken. „Es ist eine große Verantwortung, für ein Unternehmen eine Fabrik zu bau- en“, erklärt der Ingenieur. „Sie muss funktionieren, also produktiv sein – und soll gleichzeitig gut sein für die Menschen, die dort jeden Tag arbei- ten.“ Was bei der Produktionsplanung alles zu beachten ist, will Burggräf künftig an seinem Lehrstuhl vermit- teln. Die Inhalte gehen dabei weit über den klassischen Maschinenbau hinaus. Um auf die Bedürfnisse mo- derner Unternehmen eingehen zu können, müssen sich die Ingenieu- re beispielsweise auch im IT-Bereich auskennen. „Produktion ist heute ein globales Thema“, sagt Burggräf. „Standorte in aller Welt müssen miteinander vernetzt werden. Auch Themen wie ‚Datenschutz‘ und ‚Cy- ber Security‘ spielen da eine große Rolle.“ Die Planung moderner Fab- riken sei eine vielschichtige Aufga- be: „Wer in diesem Bereich arbeiten will, muss über den eigenen Teller- rand hinausschauen. Er braucht in- terkulturelle Kompetenz, muss teamfähig sein und gut kommuni- zieren können.“ Dinge, die Burggräf persönlich Spaß machen und die ihm liegen. An der RWTH Aachen und am Imperial College in London hat er Maschi- nenbau studiert, anschließend in Aachen promoviert. Als Oberinge- nieur leitete er am dortigen Werk- zeugmaschinenlabor (WZL) den Bereich „Fabrikplanung“. Den Kon- takt nach Aachen möchte der vier- fache Familienvater auch in Zu- kunft pflegen und eine Brücke bauen zwischen der RWTH und der Uni Siegen. So hat er in Aachen zu Forschungszwecken eine Demons- trations-Fabrik mit aufgebaut. Ein ähnliches Projekt möchte Burggräf nun in Siegen realisieren. In den Demo-Fabriken werden reale Produkte hergestellt – gleichzeitig können sich WissenschaftlerInnen und Interessierte aus der Wirtschaft quasi im laufenden Betrieb anse- hen, wie eine smarte Fabrik funkti- oniert. Neben Themen wie „Digita- lisierung“ und „Vernetzung“ spielt auch die Gestaltung des Arbeits- umfelds eine wichtige Rolle. „In Zeiten des Fachkräftemangels ha- ben die Beschäftigten gewisse An- sprüche an ihren Arbeitsplatz“, sagt Burggräf. „Niemand möchte mehr in einer hässlichen Fabrikhalle ar- beiten, in der es laut und schmutzig ist.“ Moderne Produktionsanlagen müssten daher leise und emissi- onsfrei sein. Und auch die Ästhetik des Gebäudes spiele eine Rolle: „Sie sollte zur Philosophie des Unter- nehmens passen und den Beschäf- tigten ein Bild davon vermitteln, wo sie arbeiten.“ Da Burggräf Dinge nicht nur plant, sondern sie gerne auch zügig um- setzt, hat er bereits Kontakte zur regionalen Wirtschaft geknüpft. Details möchte er noch nicht verra- ten, aber: „Die Idee zur Demo-Fab- rik stößt auf Interesse. Einen mög- lichen Kooperationspartner und einen Standort für die Fabrik im Sie- gerland gibt es schon.“ Was dort produziert werden könnte, hat sich der Maschinenbauer ebenfalls be- reits überlegt: Komponenten im Umfeld der Elektromobilität sollen es sein. „Das ist ein Zukunftsthema, mit dem wir uns auch in Aachen be- schäftigen. Mein Ziel ist es, beide Fabriken miteinander zu vernetzen.“ Auch nach China möchte Burggräf von Siegen aus seine Fühler ausstre- cken. Aktuell sammelt er in Peking Gelder für eine weitere Demo-Fab- rik vor Ort. Über das China-Büro der Uni Siegen soll der Kontakt gepflegt werden. Siegener Studierende könnten dort in Zukunft wertvolle Erfahrungen sammeln und ihre in- terkulturellen Fähigkeiten ausbau- en. Frühestens zum Wintersemes- ter 2018/2019 sollen die ersten Master-Studierenden am Lehrstuhl „International Production Enginee- ring and Management“ beginnen. Für Burggräf genug Zeit, neben der Arbeit an der Uni auch persönlich in Siegen-Wittgenstein anzukommen: „Ich fahre sehr gerne Mountainbike. Dafür ist die Region hier ja perfekt.“ Tanja Hoffmann Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Peter Burggräf (Department Maschinenbau) [email protected] Tel.: 0271-740 2629 Prof. Dr. Peter Burggräf vom Lehrstuhl International Production Engineering and Management beschäftigt sich mit der Planung moderner Fabriken. Urkunde für Dr. Jörg Jähnel Als Professor tätig Dr. Jörg Jahnel aus dem Depart- ment Mathematik wurde die Be- zeichnung „außerplanmäßiger Professor“ verliehen. Die Urkun- de überreichte der Dekan der Na- turwissenschaftlich-Technischen Fakultät Prof. Dr. Ullrich Pietsch. Dr. Jahnel ist seit 2009 in der Ma- thematik tätig. Neben Veranstal- tungen für Lehramtsstudierende hält er Vorlesungen für den Mas- terbereich der Reinen Mathema- tik und betreut Masterarbeiten in diesem Bereich. Darüber hin- aus ist Dr. Jahnel seit Jahrzehn- ten ehrenamtlich als Aufgaben- steller, Korrektor, Trainer oder Deputy-Leader für die Mathe- matik-Olympiade tätig. Im Be- reich der Forschung veröffent- licht Dr. Jahnel in renommierten mathematischen Zeitschriften. Sein Fachgebiet sind diophanti- sche Gleichungen, die, als kom- plexe Mannigfaltigkeiten aufge- fasst, Flächen darstellen. Universität Siegen richtete Kolloquium Fluidenergiemaschinen aus Im Terminkalender vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Fachrichtung Maschinenbau ist das nationale Kolloquium Fluidener- giemaschinen (FEM 2017) verankert. 2017 waren nun die Universität Sie- gen und Prof. Dr. Thomas Carolus (Lehrstuhl für Strömungstechnik und Strömungsmaschinen) Ausrichter. Zu Gast im Artur-Woll-Haus waren alle deutschen sowie mehrere österreichische Lehrstuhlinhaber aus dem Be- reich der Fluidsystemtechnik und Strömungsmaschinen. Erörtert wurden grundlegende und angewandte Fragestellungen in der Prozess-, Energie, Verkehrs- und Gebäudetechnik. Ziel der Tagung ist es stets, die neuesten Forschungsaktivitäten auszutauschen und kritisch zu kommentieren sowie künftigen Forschungsbedarf zu identifizieren. Dies ist gerade für den Wett- bewerb um Forschungsförderung, zum Beispiel durch die Deutsche For- schungsgemeinschaft (DFG), von Bedeutung. Nach der Begrüßung durch Prof. Carolus startete der erste Tag des Kolloquiums mit zwei Vorträgen zu soziotechnischen Herausforderungen, es folgten Vorträge zu Hydrau- lischen Turbinen, Pumpen und Bauelementen sowie ein Block zu „Schall und Lärm“. Den Tag rundete eine Laborführung durch das Institut für Flu- id- und Thermodynamik an der Uni Siegen ab. Am zweiten Tag diskutierten die ExpertInnen Schwingen und Sekundärströmungen sowie Strömung in der Beschaufelung. Millionen für Sicherheitsforschung Projekt KontiKat gefördert Wie können sich Bürgerinnen und Bürger in Katastrophensi- tuationen über soziale Medien vernetzen und Hilfe organisie- ren? Und wie können sich Un- ternehmen durch überbetrieb- liche Vernetzung schützen? Das will eine interdisziplinäre Forschergruppe an der Uni Sie- gen herausfinden. Das Projekt „KontiKat“ (Zivilgesellschaft- liche und betriebliche Konti- nuität durch sozio-technische Vernetzung in Katastrophen- lagen) wird vom Bundesmi- nisterium für Bildung von For- schung (BMBF) mit rund 2,77 Millionen Euro gefördert. „Wir freuen uns sehr, dass un- ser Projekt den Zuschlag be- kommen hat. Eine Förderung in dieser Höhe ist schon et- was Besonderes und eröffnet uns tolle Möglichkeiten“, sagt der Leiter der neuen Forscher- gruppe, Dr. Christian Reuter vom Institut für Wirtschaftsin- formatik der Uni Siegen. Sechs Nachwuchs-Wissenschaftler- Innen der Uni Siegen arbeiten im „KontiKat“- Projekt zusam- men, ProfessorInnen aus ver- schiedenen Disziplinen unter- stützen sie dabei als fachliche Mentoren. Beteiligt sind neben dem Bereich „Computerge- stützte Gruppenarbeit“ auch die Fächer „Wirtschaftsinfor- matik und Neue Medien“, Me- dienwissenschaften, Betriebs- wirtschaftslehre und Germa- nistik. „Durch Interviews und die Auswertung empirischer Daten möchten wir zunächst herausfinden, welche Medien und Plattformen BürgerInnen und Betriebe nutzen und wie sie jeweils vernetzt sind“, er- klärt der Projektleiter. Auf der Basis dieser Erkenntnisse sol- len konkrete Unterstützungs- Konzepte entwickelt und tech- nisch umgesetzt werden. Rund 40 WissenschaftlerInnen kamen zur internationalen Konferenz nach Siegen. D

PROMOTIONEN Smarte Fabriken planen - mb.uni … · Wie meis-tern die jungen Erwachsenen diese turbulente Zeit? Und sind die star- ... um zu sehen, wie sie sich entwi-ckelt haben

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76 Nr. 3 | Juli 2017 Nr. 3 | Juli 2017FORSCHUNG & LEHRE

Plötzlich ist alles andersLangzeitstudie erforscht Entwicklung von Pflegekindern nach der Volljährigkeit

er 18. Geburtstag – ein Tag, an dem sich für viele Pflegekinder al-les ändert. Die offiziellen Jugendhil-femaßnahmen enden meistens, die Jugendhilfe bietet keine Beratung oder Unterstützung mehr an, we-der für Pflegekinder, noch für Pfle-gefamilien. Die Jugendlichen müs-sen Geld verdienen, sich versichern, die richtige Ausbildung oder das richtige Studium finden. Viele sind auf sich allein gestellt. Wie meis-tern die jungen Erwachsenen diese turbulente Zeit? Und sind die star-ren Strukturen der Jugendhilfe sinn-voll? Das erforschen Dr. Danie-la Reimer und ihre KollegInnen von der Forschungsgruppe Pflegekinder der Universität Siegen im Rahmen einer Langzeitstudie.

In Deutschland ist diese Studie einmalig. Das Besondere: Die Ju-gendlichen und jungen Erwachse-nen kommen selbst zu Wort und werden wiederholt befragt. Rei-mer und ihr Team führten zunächst 100 biografische Interviews, in de-nen es um die gesamte Lebensge-schichte der Betroffenen ging. „Je-des Interview hat viele Stunden in Anspruch genommen und war sehr intensiv“, berichtet Reimer. Nach vier bis acht Jahren hat das Team 15 der Interviewten erneut befragt,

um zu sehen, wie sie sich entwi-ckelt haben. „Ich finde es erstaun-lich, dass in Deutschland vor uns niemand im Rahmen einer Lang-zeitstudie nachgeforscht hat, was aus den Pflegekindern geworden ist. Die Gesellschaft steckt in das System so viel Zeit, Geld und Ar-beit. Da sollten wir doch erfahren, ob das richtig eingesetzt ist und was man wie verbessern kann“, fin-det Reimer.

Ein deutliches Ergebnis ihrer Stu-die: Die Strukturen der Jugendhil-fe sind veraltet. Heutzutage lebten die meisten jungen Erwachsenen bis Anfang oder Mitte 20 bei ih-rer Familie. „Wenn sich die Lebens-wirklichkeit ändert, müssen sich auch die Strukturen der Jugendhil-fe anpassen“, sagt Reimer. Sie und ihr Forscherteam fordern deshalb, Ansprechpartner für die erwach-senen Pflegekinder aber auch die Pflegeeltern zu stellen.

Auch sollte es die Möglichkeit ge-ben, in die Pflegefamilie zurückzu-kehren und Unterstützung von der Jugendhilfe zu bekommen, wenn die Pflegekinder merken, dass es alleine doch nicht funktioniert. Reimer: „Die Übergänge müssen flexibler gestaltet sein und sich an

die Bedürfnisse anpassen.“ Die Zeit zwischen 18 und 30 Jahren sei eine besonders turbulente. Junge Er-wachsene müssten ihre Werte aus-loten und sich fragen, an wem sie sich orientieren wollen, und von wem sie sich gegebenenfalls ab-grenzen möchten. In dieser ohne-hin schweren Zeit sollen die jungen Erwachsenen auch noch wichtige Entscheidungen treffen, zum Bei-spiel bei der Familienplanung oder der Berufswahl.

Oft verlaufe der Start ins Arbeits-leben holpriger als bei jungen Er-wachsenen, die bessere Startbe-dingungen und leibliche Eltern als Stütze haben. „Einige der Inter-viewten haben ein paar Anläufe ge-braucht, um wirklich zufrieden mit ihrer Wahl zu sein. Manche haben zum Beispiel mit Mitte 20 nochmal ein Studium begonnen, weil sie mit ihrem Ausbildungsberuf nicht zu-frieden waren“, sagt Reimer.

Häufig seien diese schwierigen Phasen der Suche nach Orientie-rung aber zeitlich begrenzt. „Wir sehen ganz klar, dass es vielen Pfle-gekindern gelingt, sich von ihren schwierigen Startbedingungen zu lösen, und ein erfolgreicheres und zufriedeneres Leben zu führen als

ihre leiblichen Eltern“, bekräftigt Reimer. Dies verdankten die Pfle-gekinder auch der guten Beziehung zur Pflegefamilie sowie der Unter-stützung und Förderung, die sie in diesem Rahmen erlebt haben. Vie-le hätten außerdem als Erwach-sene eine gute Beziehung zu ihren ehemaligen Pflegeeltern. Die zen-trale Bedeutung der Pflegefami-lien für die gute Entwicklung un-terstreiche, dass Pflegeeltern eine wichtige Ressource für die Kinder und für unsere Gesellschaft dar-stellen.

Die Forschungsgruppe hat die Stu-die zur Entwicklung von Pflegekin-dern kürzlich auf einer Tagung im Bundesfamilienministerium vorge-stellt. Finanziert wurde die gesam-te Studie von der privaten EmMi Luebeskind-Stiftung. Der Plan ist, in einigen Jahren die 15 Pflegekin-der erneut zu befragen, um ihre Entwicklung weiter zu dokumen-tieren und daraus Schlüsse für die Praxis zu ziehen.

Nora Frei

Kontakt:Dr. Daniela Reimer0271 [email protected]

Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen in der SchuleErste Internationale Konferenz des Positive Behavior Support (PBS) Europe Network fand an der Uni Siegen statt

Das erste Research Symposium des PBS-Europe Network fand an der Universität Siegen statt. Der Einla-dung der Initiatoren, Prof. Dr. An-na-Maria Hintz und Michael Paal von der Professur für Erziehungs-wissenschaft mit Schwerpunkt För-derpädagogik folgten rund 40 in-ternationale WissenschaftlerInnen. Im Fokus der zweitägigen Konfe-renz standen aktuelle Fragestellun-gen zur Forschung im Kontext des School-wide Positive Behavior Sup-port (SWPBS). Hierbei handelt es sich um ein Mehrebenen-Präventi-onskonzept zur Unterstützung und Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen im schulischen Kon-text, das gerade in Zeiten zuneh-mender Heterogenität einen viel-versprechenden Ansatz darstellt. School-wide Positive Behavior Sup-

port wird bereits an über 16.000 US-amerikanischen Schulen einge-setzt. Studien weisen auf die posi-tiven Effekte des Konzepts z. B. auf

die Verbesserung des Sozial- und Arbeitsverhaltens von SchülerInnen sowie des Wohlbefindens der Lehr-kräfte hin. Inzwischen lassen sich

auch erfolgreiche Adaptionen in schulischen Kontexten zum Beispiel in den Niederlanden, Zypern oder Finnland finden. Eine erste Imple-mentierung von SWPBS in Deutsch-land wird aktuell von Prof. Dr. An-na-Maria Hintz und Michael Paal in Kooperation mit Mack D. Bur-ke (A&M University, USA) und Jun.-Prof. Dr. Juliane Gerland (Uni Sie-gen) an einer Grundschule im Kreis Siegen-Wittgenstein realisiert.

Insgesamt waren an der Ausgestal-tung des Programms Wissenschaft-lerInnen aus acht Nationen beteiligt (Finnland, Zypern, Spanien, Kroatien, Niederlande, Deutschland, Belgien, USA). Für die an der Konferenz teil-nehmenden Mitglieder des im Januar 2017 gegründeten PBS-Europe Net-work bestand am Ende jedes Veran-

staltungstages die Gelegenheit, sich in Network-Sessions auszutauschen. Der internationale Austausch mach-te sowohl universelle als auch kul-turspezifische Herausforderungen deutlich und wurde als besonders wertvoll empfunden. Zum Abschluss der Konferenz wur-den zukünftige Aktivitäten des PBS-Europe Networks festgelegt. Die In-itiatoren sowie die TeilnehmerInnen zeigten sich höchst erfreut, dass Lefki Kourea von der University of Cyprus (Zypern) sich bereit erklärt hat, das 2nd Research Symposium zu orga-nisieren. Es findet voraussichtlich im Mai 2018 in Zypern statt. Dort sind neben der Konferenz ebenfalls Be-suche an Best-practice Schulen, die School-wide Positive Behavior Sup-port erfolgreich umsetzen, geplant.

PROMOTIONEN

Fakultät I

Matthias Plaga-Verse:Neupietismus im National-sozialismus. Eine Quellenstu-die zu neupietistischen Print-medien am Beispiel von Der Evangelist aus dem Sieger-land, 23.05.2017

Susanna Weber:INNOVATION. Ein Bei-trag zur Begriffsgeschichte, 29.05.2017

Timo Schemer-Reinhard:Interfaces und Formen, 22.06.2017

Anna Rachlitz: The Political Construction of Irregularity in Germany and South Africa - A compa-rison of access to legal resi-dency and public health care, 27.06.2017

Fakultät II

Andreas Matzner: Zwischen Tür und Angel in ei-nem Jugendamt. Eine Ethno-grafie sozialer Praktiken der ASD-Arbeit im Büro,1.6.2017

Joachim Arhelger: Frühidentifikation interna-lisierender psychischer Stö-rungen bei Jugendlichen an Gymnasien und Gesamt-schulen, 7.6.2017

Frederik Linn:Überzeugungen von Musik-lehrenden zum Umgang mit Heterogenität im Musikun-terricht, 21.6.2017

Fakultät III

Lukas Hilbert:Lohnsteuerrecht in der Un-ternehmenswirklichkeit. Nor-mative und qualitativ-empi-rische Analysen unter dem Blickwinkel der präskriptiven Entscheidungstheorie,26.04.2017

FORSCHUNG & LEHRE

Smarte Fabriken planenProf.-Ing. Dr. Peter Burggräf erforscht, wie moderne Produktion im Zeitalter der Industrie 4.0 funktioniert

Prof. Dr. Peter Burggräf sitzt am Schreibtisch seines neuen Büros im Department Maschinenbau der Uni Siegen. Der Raum ist ansonsten noch fast leer, die Wände kahl. Der Lehrstuhl „International Production Engineering and Management“ ist zum Sommersemester gegründet worden – ihn mit Leben zu füllen, ist in den nächsten Monaten die Auf-gabe des 36-Jährigen. Eine Heraus-forderung, die er gerne annimmt: „Ein weißes Blatt Papier vor mir zu haben, ist für mich die perfekte Aus-gangssituation“, sagt Burggräf, der solche Situationen auch aus seiner wissenschaftlichen Arbeit kennt. Er beschäftigt sich mit Planung und Aufbau moderner Fabriken. „Es ist eine große Verantwortung, für ein Unternehmen eine Fabrik zu bau-en“, erklärt der Ingenieur. „Sie muss funktionieren, also produktiv sein – und soll gleichzeitig gut sein für die Menschen, die dort jeden Tag arbei-ten.“

Was bei der Produktionsplanung alles zu beachten ist, will Burggräf künftig an seinem Lehrstuhl vermit-teln. Die Inhalte gehen dabei weit über den klassischen Maschinenbau hinaus. Um auf die Bedürfnisse mo-derner Unternehmen eingehen zu können, müssen sich die Ingenieu-re beispielsweise auch im IT-Bereich auskennen. „Produktion ist heute ein globales Thema“, sagt Burggräf. „Standorte in aller Welt müssen miteinander vernetzt werden. Auch Themen wie ‚Datenschutz‘ und ‚Cy-ber Security‘ spielen da eine große Rolle.“ Die Planung moderner Fab-riken sei eine vielschichtige Aufga-be: „Wer in diesem Bereich arbeiten will, muss über den eigenen Teller-rand hinausschauen. Er braucht in-terkulturelle Kompetenz, muss teamfähig sein und gut kommuni-zieren können.“

Dinge, die Burggräf persönlich Spaß machen und die ihm liegen. An der RWTH Aachen und am Imperial College in London hat er Maschi-nenbau studiert, anschließend in Aachen promoviert. Als Oberinge-

nieur leitete er am dortigen Werk-zeugmaschinenlabor (WZL) den Bereich „Fabrikplanung“. Den Kon-takt nach Aachen möchte der vier-fache Familienvater auch in Zu-kunft pflegen und eine Brücke bauen zwischen der RWTH und der Uni Siegen. So hat er in Aachen zu Forschungszwecken eine Demons-trations-Fabrik mit aufgebaut. Ein ähnliches Projekt möchte Burggräf nun in Siegen realisieren.

In den Demo-Fabriken werden reale Produkte hergestellt – gleichzeitig können sich WissenschaftlerInnen und Interessierte aus der Wirtschaft quasi im laufenden Betrieb anse-hen, wie eine smarte Fabrik funkti-oniert. Neben Themen wie „Digita-lisierung“ und „Vernetzung“ spielt auch die Gestaltung des Arbeits-umfelds eine wichtige Rolle. „In Zeiten des Fachkräftemangels ha-ben die Beschäftigten gewisse An-sprüche an ihren Arbeitsplatz“, sagt Burggräf. „Niemand möchte mehr in einer hässlichen Fabrikhalle ar-

beiten, in der es laut und schmutzig ist.“ Moderne Produktionsanlagen müssten daher leise und emissi-onsfrei sein. Und auch die Ästhetik des Gebäudes spiele eine Rolle: „Sie sollte zur Philosophie des Unter-nehmens passen und den Beschäf-tigten ein Bild davon vermitteln, wo sie arbeiten.“ Da Burggräf Dinge nicht nur plant, sondern sie gerne auch zügig um-setzt, hat er bereits Kontakte zur regionalen Wirtschaft geknüpft. Details möchte er noch nicht verra-ten, aber: „Die Idee zur Demo-Fab-rik stößt auf Interesse. Einen mög-lichen Kooperationspartner und einen Standort für die Fabrik im Sie-gerland gibt es schon.“ Was dort produziert werden könnte, hat sich der Maschinenbauer ebenfalls be-reits überlegt: Komponenten im Umfeld der Elektromobilität sollen es sein. „Das ist ein Zukunftsthema, mit dem wir uns auch in Aachen be-schäftigen. Mein Ziel ist es, beide Fabriken miteinander zu vernetzen.“

Auch nach China möchte Burggräf von Siegen aus seine Fühler ausstre-cken. Aktuell sammelt er in Peking Gelder für eine weitere Demo-Fab-rik vor Ort. Über das China-Büro der Uni Siegen soll der Kontakt gepflegt werden. Siegener Studierende könnten dort in Zukunft wertvolle Erfahrungen sammeln und ihre in-terkulturellen Fähigkeiten ausbau-en. Frühestens zum Wintersemes-ter 2018/2019 sollen die ersten Master-Studierenden am Lehrstuhl „International Production Enginee-ring and Management“ beginnen. Für Burggräf genug Zeit, neben der Arbeit an der Uni auch persönlich in Siegen-Wittgenstein anzukommen: „Ich fahre sehr gerne Mountainbike. Dafür ist die Region hier ja perfekt.“

Tanja Hoffmann

Kontakt:Prof. Dr.-Ing. Peter Burggräf (Department Maschinenbau)[email protected].: 0271-740 2629

Prof. Dr. Peter Burggräf vom Lehrstuhl International Production Engineering and Management beschäftigt sich mit der Planung moderner Fabriken.

Urkunde für Dr. Jörg JähnelAls Professor tätig

Dr. Jörg Jahnel aus dem Depart-ment Mathematik wurde die Be-zeichnung „außerplanmäßiger Professor“ verliehen. Die Urkun-de überreichte der Dekan der Na-turwissenschaftlich-Technischen Fakultät Prof. Dr. Ullrich Pietsch. Dr. Jahnel ist seit 2009 in der Ma-thematik tätig. Neben Veranstal-tungen für Lehramtsstudierende hält er Vorlesungen für den Mas-terbereich der Reinen Mathema-tik und betreut Masterarbeiten in diesem Bereich. Darüber hin-aus ist Dr. Jahnel seit Jahrzehn-ten ehrenamtlich als Aufgaben-steller, Korrektor, Trainer oder Deputy-Leader für die Mathe-matik-Olympiade tätig. Im Be-reich der Forschung veröffent-licht Dr. Jahnel in renommierten mathematischen Zeitschriften. Sein Fachgebiet sind diophanti-sche Gleichungen, die, als kom-plexe Mannigfaltigkeiten aufge-fasst, Flächen darstellen.

Universität Siegen richtete Kolloquium Fluidenergiemaschinen ausIm Terminkalender vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Fachrichtung Maschinenbau ist das nationale Kolloquium Fluidener-giemaschinen (FEM 2017) verankert. 2017 waren nun die Universität Sie-gen und Prof. Dr. Thomas Carolus (Lehrstuhl für Strömungstechnik und Strömungsmaschinen) Ausrichter. Zu Gast im Artur-Woll-Haus waren alle deutschen sowie mehrere österreichische Lehrstuhlinhaber aus dem Be-reich der Fluidsystemtechnik und Strömungsmaschinen. Erörtert wurden grundlegende und angewandte Fragestellungen in der Prozess-, Energie, Verkehrs- und Gebäudetechnik. Ziel der Tagung ist es stets, die neuesten Forschungsaktivitäten auszutauschen und kritisch zu kommentieren sowie

künftigen Forschungsbedarf zu identifizieren. Dies ist gerade für den Wett-bewerb um Forschungsförderung, zum Beispiel durch die Deutsche For-schungsgemeinschaft (DFG), von Bedeutung. Nach der Begrüßung durch Prof. Carolus startete der erste Tag des Kolloquiums mit zwei Vorträgen zu soziotechnischen Herausforderungen, es folgten Vorträge zu Hydrau-lischen Turbinen, Pumpen und Bauelementen sowie ein Block zu „Schall und Lärm“. Den Tag rundete eine Laborführung durch das Institut für Flu-id- und Thermodynamik an der Uni Siegen ab. Am zweiten Tag diskutierten die ExpertInnen Schwingen und Sekundärströmungen sowie Strömung in der Beschaufelung.

Millionen für Sicherheitsforschung Projekt KontiKat gefördert

Wie können sich Bürgerinnen und Bürger in Katastrophensi-tuationen über soziale Medien vernetzen und Hilfe organisie-ren? Und wie können sich Un-ternehmen durch überbetrieb-liche Vernetzung schützen? Das will eine interdisziplinäre Forschergruppe an der Uni Sie-gen herausfinden. Das Projekt „KontiKat“ (Zivilgesellschaft-liche und betriebliche Konti-nuität durch sozio-technische Vernetzung in Katastrophen-lagen) wird vom Bundesmi-nisterium für Bildung von For-schung (BMBF) mit rund 2,77 Millionen Euro gefördert.

„Wir freuen uns sehr, dass un-ser Projekt den Zuschlag be-kommen hat. Eine Förderung in dieser Höhe ist schon et-was Besonderes und eröffnet uns tolle Möglichkeiten“, sagt der Leiter der neuen Forscher-gruppe, Dr. Christian Reuter vom Institut für Wirtschaftsin-formatik der Uni Siegen. Sechs Nachwuchs-Wissenschaftler-Innen der Uni Siegen arbeiten im „KontiKat“- Projekt zusam-men, ProfessorInnen aus ver-schiedenen Disziplinen unter-stützen sie dabei als fachliche Mentoren. Beteiligt sind neben dem Bereich „Computerge-stützte Gruppenarbeit“ auch die Fächer „Wirtschaftsinfor-matik und Neue Medien“, Me-dienwissenschaften, Betriebs-wirtschaftslehre und Germa-nistik. „Durch Interviews und die Auswertung empirischer Daten möchten wir zunächst herausfinden, welche Medien und Plattformen BürgerInnen und Betriebe nutzen und wie sie jeweils vernetzt sind“, er-klärt der Projektleiter. Auf der Basis dieser Erkenntnisse sol-len konkrete Unterstützungs-Konzepte entwickelt und tech-nisch umgesetzt werden.

Rund 40 WissenschaftlerInnen kamen zur internationalen Konferenz nach Siegen.

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