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Johannes Gutenberg Universität Mainz Institut für Mikrobiologie und Weinforschung Mikrobiologische Übung FI – Protokoll Teil 2a Identifizierung, Wachstum und Regulation 06.02. – 10.02.2006 korrigierte Fassung vom 09.03.2006

Protokoll Teil 2a 4 - uni-mainz.de … · f’’(x) = -120*10-8x4 + 160*10-6x3 – 0,0072x2 + 0,1002x – 0,2596 Somit liegt der Zeitpunkt der höchsten Gäraktivität 17,9 Stunden

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Johannes Gutenberg Universität Mainz

Institut für Mikrobiologie und Weinforschung

Mikrobiologische Übung

FI – Protokoll

Teil 2a

Identifizierung, Wachstum und Regulation

06.02. – 10.02.2006

korrigierte Fassung vom 09.03.2006

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Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis

A. Bilanz der alkoholischen Gärung........................................................................... 1

1. Einleitung ........................................................................................................... 1

2. Material und Methode......................................................................................... 2

3. Ergebnisse ......................................................................................................... 2

3.1 Verfolgung des Gärablaufs ........................................................................... 2

3.2 Colorimetrische Zuckerbestimmung ............................................................. 5

3.3 Enzymatische Ethanolbestimmung............................................................... 6

3.4 Trübungsmessung........................................................................................ 7

3.5 Soll- und Ist-Werte der Gärung..................................................................... 9

3.6 C-Umsätze, Ausbeuten, Bilanzen und Erträge ............................................. 9

3.6.1 C-Umsätze................................................................................................. 9

3.6.2 Molare Ausbeuten [mmol/ml] ................................................................... 10

3.6.3 Oxidations-Reduktions-Bilanz.................................................................. 10

3.6.4 Ermittlung der Ertragskoeffizienten.......................................................... 11

4. Diskussion........................................................................................................ 11

B. Herstellung, Isolierung und Nachweis von atmungsdefizienten Mutanten........... 13

1. Einleitung ......................................................................................................... 13

2. Material und Methode....................................................................................... 14

3. Ergebnisse ....................................................................................................... 14

3.1 Stempelmethode nach Lederberg .............................................................. 14

3.2 TTC-Nachweis............................................................................................ 14

4. Diskussion........................................................................................................ 15

4.1 Stempelmethode nach Lederberg .............................................................. 15

4.2 TTC-Nachweis............................................................................................ 15

C. Kreuzfütterungstest mit Tryptophanmangelmutante............................................ 16

1. Einleitung ......................................................................................................... 16

2. Material und Methode....................................................................................... 17

3. Ergebnisse ....................................................................................................... 17

3.1 Kreuzfütterungstest..................................................................................... 17

3.2 Wachstumstest ........................................................................................... 18

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Inhaltsverzeichnis

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4. Diskussion........................................................................................................ 18

4.1 Kreuzfütterungstest..................................................................................... 18

4.2 Wachstumstest ........................................................................................... 18

D. Ames-Test........................................................................................................... 20

1. Einleitung ......................................................................................................... 20

2. Material und Methoden..................................................................................... 22

3. Ergebnisse ....................................................................................................... 22

4. Diskussion........................................................................................................ 22

E. Literatur ............................................................................................................... 23

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A. Bilanz der alkoholischen Gärung

1. Einleitung Die Bäckerhefe, Saccharomyces cerevisiae, gehört systematisch zu der Gruppe der

Schlauchpilze (Ascomyceten). In der Industrie wird die Bäckerhefe auch zur

Herstellung von Alkohol genutzt. Unter aeroben Bedingungen kann die Hefe

Substrate, wie Glucose, über die Glycolyse und den Citratzyklus abbauen und die

gebildeten Reduktionsäquivalente in die Atmungskette einschleusen. Die Hefe ist

dann in der Lage zu wachsen und sich zu vermehren.

Bei Abwesenheit von Sauerstoff kann sie Glucose zu Ethanol und Kohlenstoffdioxid

vergären.

C6H12O6 2 C2H5OH + 2 CO2

Allerdings findet unter diesen Bedingungen nur ein geringes Wachstum statt.

Bei der Gärung werden die in der Glycolyse gebildeten Reduktionsäquivalente auf

Acetaldehyd übertragen und dadurch Ethanol gebildet.

Bei den Versuchen soll durch die Bestimmung des Verbrauchs an Zucker, der

gebildeten Zellmasse, der Bildung von Kohlenstoffdioxid und Ethanol die

Reaktionsgleichung durch das Aufstellen einer Bilanz kontrolliert werden.

Weiterhin kann durch diese Parameter die Effizienz der Gärung ermittelt werden.

Zur Bestimmung des Glucoseverbrauchs und somit eigentlich der Bildung von

Kohlenstoffdioxid wird der Gärkolben über 4 Tagen gewogen. Der

Masseverlust kann so in die Kohlenstoffbildung pro Stunde oder zwischen den

Wägungen umgerechnet werden.

Die Zuckerbestimmung erfolgt colorimetrisch. Die Glucose hat die Eigenschaft als

reduzierender Zucker ein zugesetztes Kupfer-II-Reagenz zu einem Kupfer-I-Oxid zu

reduzieren. Dieses Kupfer-I-Oxid reagiert mit Arsen-Molybdat-Reagenz zu einem

grünblauen Farbkomplex, dessen Menge photometrisch bestimmt werden kann.

Anhand einer aufgestellten Kalibrierungsgeraden kann die Glucosekonzentration am

Anfang und am Ende der Gärung ermittelt und der Glucoseverbrauch berechnet

werden.

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A. Bilanz der alkoholischen Gärung Einleitung

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Die Bildung von Ethanol wird enzymatisch durch die Alkohol Dehydrogenase

katalysiert. Bei der Reaktion:

,

werden die Protonen im alkalischen Bereich durch Hydroxidionen und das

Acetaldehyd durch Semicarbazid abgefangen und das Gleichgewicht somit fast

vollständig auf die rechte Seite verlagert.

Die gebildete Menge an NADH ist dann der Menge an Ethanol äquivalent. NADH

kann photometrisch bei 366nm gemessen werden.

Die Zellzahl wird durch eine Trübungsmessung der Lösung im Gärkolben bestimmt.

Als Referenz wird eine Kalibrierungsgerade aus bekannten Verdünnungen von

Hefezelllösungen aufgestellt. Die optische Dichte wird bei 600nm in einer Küvette

gegen Wasser gemessen.

2. Material und Methode Eine genaue Beschreibung des Versuchs, die eigentliche Durchführung sowie die

Zusammensetzung der verwendeten Lösungen und Medien sind im Kursskript zu

finden.

3. Ergebnisse

3.1 Verfolgung des Gärablaufs

Während der Versuchsdauer wurde der Gäransatz regelmäßig gewogen und die

Gewichte notiert. Aus dem Gewichtsverlust kann man die gebildete Menge an CO2

berechnen.

Ethanol + NAD+ Acetaldehyd + NADH + H+Alkohol-DH

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A. Bilanz der alkoholischen Gärung Ergebnis

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Tab. 1: Verfolgung des Gärablaufs

Wägung Gewicht Zeitdifferenz [min] Gewichtsdifferenz zum Anfangswert

Gewichtsdifferenz zw. den

Wägungen

Durchschnitt: CO2-Bildung / h

Datum Zeit [g] zw. den Wägungen

zum Anfangswert [g] [mg / ml] [mg / ml] [mg / ml]

6.2.06 11:40 527,2 0 0 0 0 0 0,000 15:19 527,2 219 219 0 0 0 0,000 18:40 527,2 201 420 0 0 0 0,0007.2.06 08:18 521,7 818 1238 5,5 18,33 18,33 1,344 12:15 518,1 237 1475 9,1 30,33 12 3,038 16:40 514,3 265 1740 12,9 43 12,67 2,8698.2.06 07:54 509,3 914 2654 17,9 59,67 16,67 1,094 12:00 508,5 246 2900 18,7 62,33 2,66 0,649 16:50 507,8 290 3190 19,4 64,67 2,34 0,4849.2.06 07:30 506,3 880 4070 20,9 69,67 5 0,341 10:00 506,3 150 4220 20,9 69,67 0 0,000

CO2-Bildung aus Gewichtsverlust insgesamt: 20,9 g = 69,67 mg/ml = 1,58 mmol/ml

Die höchste Gäraktivität wurde ca. 24-29 Stunden nach der Beimpfung erreicht.

y = -4E-08x6 + 8E-06x5 - 0,0006x4 + 0,0167x3 - 0,1298x2 + 0,2243x

R2 = 0,9986

-100

102030405060708090

0 20 40 60 80

Zeit [h]

f(x) =

Gew

icht

sdiff

eren

z [m

g/m

l]

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

1,4

1,6

f'(x)

= C

O2-P

rodu

ktio

n [(m

g/m

l)/h]

CO2-Produktion [mg/ml]Höchste GäraktivitätGäraktivität [(mg/ml)/h]Polynomisch (CO2-Produktion [mg/ml])

Abb. 1: Graphische Verfolgung des Gärablaufs

[mg

/ ml *

h]

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A. Bilanz der alkoholischen Gärung Ergebnis

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Die Gleichung der CO2-Bildungskurve lautet:

f(x) = -4*10-8x6 + 8*10-6x5 - 0,0006x4 + 0,0167x3 - 0,1298x2 + 0,2243x

Die erste Ableitung der Gleichung lautet:

f’(x) = -24*10-8x5 + 40*10-6x4 – 0,0024x3 + 0,0501x2 – 0,2596x + 0,2243

Die Kurve der ersten Ableitung dient als Maß der Gäraktivität.

Den Zeitpunkt der höchsten Gäraktivität erhält man, wenn man den die zweite

Ableitung der Bildungskurve gleich null setzt.

f’’(x) = -120*10-8x4 + 160*10-6x3 – 0,0072x2 + 0,1002x – 0,2596

Somit liegt der Zeitpunkt der höchsten Gäraktivität 17,9 Stunden nach der

Beimpfung des Ansatzes.

Anhand der Daten aus Tabelle 1 würde man den Zeitpunkt der höchsten Gäraktivität

nach 24–29 Stunden erwarten. Da die Wägungen jedoch in relativ großem Abstand

zueinander durchgeführt wurden ist diese Abschätzung sehr wage. Der errechnete

Wert auf Basis der Bildungskurve ist auf jeden Fall als exakter einzustufen.

Stufendiagramm

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

0 20 40 60 80

Zeit [h]

CO

2-B

ildun

g / h

[mg/

ml]

Abb. 2: Stufendiagramm der CO2-Bildung

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A. Bilanz der alkoholischen Gärung Ergebnis

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Eine andere Darstellungsform für die CO2-Bildung pro Stunde ist das

Stufendiagramm. Da diese Darstellung direkt auf den Werten aus Tabelle 1 beruht,

liegen hier der Zeitpunkt der höchsten Gäraktivität und die höchste Treppenstufe bei

24-29 Stunden nach Versuchsbeginn.

Unter idealen Bedingungen lösen sich ca. 0,759 ml CO2 in jedem Milliliter Medium.

Demnach wären in den 300 ml Medium 227,7 ml CO2 gelöst. Dies entspricht einem

Gewicht von 407,6 mg. Im Volumen über dem Medium (235 ml), das am Ende des

Versuches vollständig mit CO2 gesättigt vorliegt, befinden sich demnach 235 ml oder

422 mg CO2. Nachdem im Verlauf der Gärung ca. 21g CO2 produziert wurden und

den Kolben verlassen haben, ist der Einfluss der verbliebenen 829,6 mg auf die

Berechnung der Gärungsbilanz zu vernachlässigen.

Sauerstoff löst sich unter idealen Bedingungen mit 0,029 ml / ml Medium. Demnach

befanden sich zu Beginn des Versuches 8,7 ml in den 300 ml Medium. Dies

entspricht 11,36 mg. Im Volumen über dem Medium (235 ml) befinden sich bei 21%

Volumenanteil Sauerstoff in der Luft 49,35 ml oder 64 mg Sauerstoff. Die Menge an

Sauerstoff im Medium und in der Gasphase würde gerade einmal ausreichen um

71,1 mg Glucose zu veratmen. Da aber mehr als 160mg/ml Glucose eingesetzt

wurden, ist der Anteil der veratmeten Glucose sehr gering.

3.2 Colorimetrische Zuckerbestimmung

Mit Hilfe von Glucoseproben bekannter Konzentration wurde eine Glucose-

Standardkurve erstellt, mit der die Proben P1 und P2 des Gäransatzes bestimmt

werden können.

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A. Bilanz der alkoholischen Gärung Ergebnis

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Tab. 2: Gemessene und berechnete Werte zur Bestimmung der Glucosekonzentration

Glucose- konzentration

[µg/ml]

E [λ:

546nm] ∆E x =

y/0,0063 VerdünnungsfaktorZuckergehalt

der Probe [mg/ml]

0 Blindwert 0,091 0 25 0,265 0,17450 0,39 0,29975 0,536 0,445100

Meßreihe

0,754 0,663

Probe A 0,519 0,428 67,937 2500 169,841 P1 unvergorene Nährlösung Probe B 0,518 0,427 67,778 2500 169,444

MW P1 169,643 P2 vergorene Nährlösung

0,205 0,114 18,095 200 3,619

Vor Beginn des Versuches befanden sich 169,643 mg Glucose pro ml Medium im

Ansatz. Am Ende des Versuches waren nur noch 3,619 mg/ml Glucose enthalten.

y = 0,0063xR2 = 0,99090

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0 50 100 150

Glucosekonzentration [µg/ml]

OD

(546

nm)

StandardreiheMeßwerteKalibrierungsgerade

Abb. 3: Kalibrierungsgerade und graphische Darstellung der Glucosebestimmung

3.3 Enzymatische Ethanolbestimmung

Die Bestimmung des gebildeten Ethanols wird auf indirektem Wege über die

photometrische Messung von NADH durchgeführt. Die Menge an gebildetem NADH

ist dabei der Menge an Ethanol äquivalent.

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A. Bilanz der alkoholischen Gärung Ergebnis

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Tab. 3: Enzymatische Ethanolbestimmung

E0 E1 ∆E1

(E1-E0) ∆E

(∆E1-∆E1 Leerwert)Ethanol [mg/ml]

Ethanol [mmol/ml]

Leerwert 0,087 0,202 0,115 0 Probe a 0,094 0,38 0,286 0,171 78,78 1,71 Probe b 0,087 0,387 0,3 0,185 85,23 1,85

Zur Berechnung der Ethanolmenge wurde die folgende Formel verwendet:

]/[**1000***

*)( lgFEvdMGVEthanolc ∆=

ε

]/[78,78]/[2000*171,0*1000*1,0*1*3,307,46*65,1)( lglgEthanolc ==

V: Testvolumen (1,65ml)

MG: Ethanol 46,07 g/mol

ε: Extinktionskoeffizient von NADH bei 366nm: 3,3 [l*mmol-1*cm-1]

F: Verdünnungsfaktor (2000)

d: Schichtdicke der Küvette (1cm)

ν: Probevolumen (0,1ml)

Bei der Vergärung von Glucose sind 1,78 mmol/ml Ethanol entstanden.

Berechnung: Ethanolmenge in mg/ml / MG (Ethanol) = 78,78 / 46,07 = 1,71 mmol/ml

3.4 Trübungsmessung

Mit Hilfe der Trübungsmessung wird die Masse der Mikroorganismen im

Gärungsansatz bestimmt. Dafür wurde zuvor eine Kalibrierungskurve mit

Hefesuspensionen unterschiedlicher Verdünnungsstufen aufgestellt.

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A. Bilanz der alkoholischen Gärung Ergebnis

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Tab. 4: Gemessene Extinktion der Kalibrierungskurve

Konzentration [mg/ml]

Optische Dichte

0 0 0,1 0,083 0,2 0,182 0,4 0,381 0,6 0,555 0,8 0,703 1 0,873 2 1,266 4 1,683 6 - 8 -

10 -

Trübungsmessung

y = 0,8894xR2 = 0,9977

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2

Hefekonzentration [mg/ml]

OD

(600

nm)

StandardreiheMeßwertKalibrierungsgerade

Abb. 4: Kalibrierungskurve der Trübungsmessung

In der Abbildung 4 ist die Kalibrierungsgerade graphisch dargestellt. Außerdem ist

der Messwert der Hefezellmassenbestimmung eingezeichnet.

Tab. 5: Bestimmung der Hefezellmasse

Extinktion [600nm]

Hefe [mg/ml] (Kalibrierungskurve)

Verdünnungs- faktor

Naßgewicht Hefe

[mg/ml] Gärlösung

TS [mg/ml]

GärlösungTS [mg/ml]

Literaturwert

0,958 1,077 10 10,77 3,23 3,39

Nach photometrischer Bestimmung des Nassgewichtes kann die Trockenmasse der

Hefezellen berechnet werden. Dafür werden 30% des Nassgewichtes veranschlagt.

Der Literaturwert der Trockenmasse berechnet sich aus der Annahme, dass

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A. Bilanz der alkoholischen Gärung Ergebnis

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100 mg/ml Glucose zur Bildung von 2mg Zellsubstanz verwendet werden.

Dementsprechend werden aus 169,643 mg/ml Glucose 3,39 mg/ml Zellsubstanz

gebildet.

3.5 Soll- und Ist-Werte der Gärung

Der gemessene Glucoseverbrauch lag bei 166,02mg/ml oder 0,92mmol/ml Glucose.

Aus der umgesetzten Glucose werden folgende Produkte gebildet:

Tab. 6: Soll- und Ist-Werte der Gärung

aus gemessenem Glucoseverbrauch berechneter Wert

Messwerte Differenz

mg / ml mmol / ml mg / ml

mmol / ml %

Ethanolbildung 84,86 1,845 82,005 1,78 3,4

Kohlenstoffdioxidbildung 81,14 1,845 78,32 1,78 3,5

TS aus Naßgewicht 3,23

Zur Berechnung der Differenz wurden die gemessenen Werte als 100% gesetzt.

3.6 C-Umsätze, Ausbeuten, Bilanzen und Erträge

3.6.1 C-Umsätze

a) Glucose 0,92 mmol/ml Glucose wurden verbraucht

Da ein Molekül Glucose 6 Atome Kohlenstoff enthält, wurden

5,52 mmol/ml Kohlenstoff umgesetzt.

b) Ethanol 1,78 mmol/ml Ethanol wurden gebildet

Laut Literatur sollten 1,66 mmol/ml Ethanol entstehen.

Da ein Molekül Ethanol 2 Atome Kohlenstoff enthält, wurden

im Versuch 3,56 mmol/ml Kohlenstoff umgesetzt

(Literatur: 3,32 mmol/ml).

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c) CO2 1,58 mmol/ml Kohlenstoffdioxid wurden gebildet

Laut Literatur sollten 1,7 mmol/ml Kohlenstoffdioxid entstehen.

Da ein Molekül CO2 1 Atom Kohlenstoff enthält, wurden

im Versuch 1,58 mmol/ml Kohlenstoff umgesetzt

(Literatur: 1,7 mmol/ml).

Zur Errechnung der C-Bilanz wird die Summe aus b) und c) durch die umgesetzte

Glucosemenge (a) geteilt.

(3,56 + 1,58 / 5,52) * 100 = 93,1% Kohlenstoff wieder gefunden

Die gleiche Berechnung wurde auch für die Literaturwerte durchgeführt:

(3,32 + 1,7 / 5,52) * 100 = 90,9% Kohlenstoff wieder gefunden

3.6.2 Molare Ausbeuten [mmol/ml]

Die molare Ethanolausbeute wird wie folgt berechnet:

Ethanol gebildet / Glucose verbraucht = 1,78 mmol/ml / 0,92 mmol/ml = 1,93

Literaturwert: 1,8

Molare Kohlenstoffdioxidausbeute:

CO2 gebildet / Glucose verbraucht = 1,58 mmol/ml / 0,92 mmol/ml = 1,72

Literaturwert: 1,85

3.6.3 Oxidations-Reduktions-Bilanz

Die Oxidations-Reduktions-Bilanz errechnet sich wie folgt:

mmol oxidiert (CO2) * Statuszahl + mmol reduziert (Ethanol) * Statuszahl =

1,58 mmol/ml * 2 + 1,78 mmol/ml * (-2) = 3,16 + (-3,56) = -0,4

Literaturwerte:

1,7 mmol/ml * 2 + 1,66 mmol/ml * (-2) = 3,4 + (-3,32) = 0,08

Die Ermittlung der Statuszahlen erfolgt wie im Skript ausführlich beschrieben.

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3.6.4 Ermittlung der Ertragskoeffizienten

a) Molarer Ertragskoeffizient

YGlc = TS [mg/ml] / Glucose Verbrauch [mmol/ml] = 3,23 / 0,92 = 3,51 mg/mmol

Literaturwert: 3,39 / 0,92 = 3,68 mg/mmol

b) Molarer Ertragskoeffizient (Energieertragskoeffizient)

YATP = TS [mg/ml] / ATP [mmol/ml] = 3,23 / 1,84 = 1,76 mg/mmol

Literaturwert: 3,39 / 1,84 = 1,84 mg/mmol

c) Ertragskoeffizient (Ökonomischer Koeffizient)

Y = TS [mg/ml] / Glucose Verbrauch [mg/ml] = 3,23 / 166,02 = 0,019

Literaturwert (Gärung): 3,39 / 166,02 = 0,02

Literaturwert (Atmung): 72,2 / 166,02 = 0,434

4. Diskussion Der Zeitpunkt der höchsten Gäraktivität konnte rechnerisch auf 17,9 Stunden nach

der Beimpfung festgelegt werden. Dies stimmt allerdings nicht mit dem aus Tabelle 1

ablesbaren Zeitintervall von 24-29 Stunden überein.

Der relativ große Unterschied von bis zu 11 Stunden zwischen dem errechneten und

dem beobachteten Wert könnte durch den großen Abstand der Messungen

zueinander erklärt werden. Weitere Messungen gerade in den ersten 24-36 Stunden

des Versuchsablaufs wären daher sinnvoll.

Der eingesetzte Zucker ist bis auf einen kleinen Rest vergoren worden. Von den

ursprünglichen 169,64 mg/ml waren am Ende nur noch 3,62 mg/ml vorhanden.

Aus dem vergorenen Zucker wurden 82 mg/ml Ethanol und 69,67 mg/ml CO2

gebildet. Zudem sind 3,23mg/ml Trockenmasse entstanden.

Dieser Wert stimmt gut mit dem errechneten Literaturwert von 3,39 mg/ml

Trockenmasse überein.

Beim Vergleich der gemessenen und berechneten Soll- und Ist-Werte der Ethanol-

und Kohlenstoffdioxidbildung treten nur geringe Abweichungen von 3,4-3,5% auf.

Bei der Berechnung der C-Bilanzen konnte festgestellt werden, dass 93,1% aller

Kohlenstoffatome in Ethanol und Kohlenstoffdioxidverbindungen wieder gefunden

werden konnten.

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A. Bilanz der alkoholischen Gärung Diskussion

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Auch hier stimmt der ermittelte Wert gut mit dem Literaturwert von 91% überein. Die

fehlenden 6,9% der Kohlenstoffatome gehen entweder in Verbindungen der Zellen

oder andere Nebenprodukte über, die bei der Aufstellung der Gärbilanz

vernachlässigt wurden.

Die molare Ausbeute von Ethanol ist im Vergleich zum Literaturwert von 1,8 mit 1,93

geringfügig höher. Dagegen ist die molare Kohlenstoffdioxidausbeute von 1,72

etwas geringer ausgefallen als zu erwarten gewesen wäre (Literaturwert: 1,85).

Die ermittelte Oxidations-Reduktions-Bilanz von -0,4 ist nicht ausgeglichen. Im

Gegensatz zum Literaturwert von 0,08 wurde mehr Ethanol (Reduktion) als CO2

(Oxidation) gebildet.

Der molare Ertragskoeffizient liegt mit 3,51 mg Trockenmasse pro mmol

umgesetzter Glucose niedriger als der Literaturwert von 3,68 mg/mmol. Auch der

Energieertragskoeffizient (1,76 mg/mmol) liegt um 0,08 mg/mmol niedriger als der

Literaturwert von 1,84 mg/mmol.

Dass die beiden oben genannten Ertragskoeffizienten niedriger ausfallen als der

Literaturwert erwarten ließe, liegt auch an der im Bezug zum Literaturwert

niedrigeren Trockenmasseproduktion.

Der ökonomische Ertragskoeffizient liegt bei 0,019. Der Literaturwert des

ökonomischen Ertragskoeffizienten bei der Gärung (0,02) entspricht dem ermittelten,

während der Literaturwert bei der Atmung (0,434) wesentlich höher ausfällt. Anhand

dieser Werte wird offensichtlich, dass bei der Atmung wesentlich mehr

Trockenmasse pro Glucoseeinheit gebildet wird und dass der Vorgang der Atmung

effizienter als die Gärung ist.

Insgesamt gesehen stimmen die Ergebnisse des Versuches gut mit den errechneten

Literaturwerten überein. Trotz kleinerer Abweichungen wurde die Glucose

entsprechend der Stöchiometrie der Reaktionsgleichung zu Ethanol und CO2

umgesetzt. Somit wird 1 Mol (0,92 Mol) Glucose zu 2 Mol (1,78 Mol) Ethanol und 2

Mol (1,58Mol) CO2 umgesetzt.

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B. Herstellung, Isolierung und Nachweis von atmungsdefizienten Mutanten Einleitung

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B. Herstellung, Isolierung und Nachweis von atmungsdefizienten Mutanten

1. Einleitung Die meisten Hefepilze haben sowohl die Fähigkeit zu atmen als auch zu gären.

Allerdings ist die Fähigkeit zur Atmung genetisch bedingt, so dass in einer normalen

Hefepopulation auch ca. 1% atmungsdefiziente Mutanten zu finden sind, die diese

Fähigkeit durch eine spontane Mutation verloren haben.

Man kann solche atmungsdefizienten Mutanten aber auch künstlich durch Zugabe

einer mutationsauslösenden Agenz erzeugen. Im vorliegenden Versuch wird

Ethidiumbromid (EB) eingesetzt um Mutationen im Genom der Hefezellen

(Saccharomyces cerevisiae) auszulösen. Ethidiumbromid ist ein Agenz, das sich

zwischen die Basen der DNA legt (interkaliert) und somit bei der Replikation zu

Baseninsertionen oder –deletionen führt. Dies führt zu einer Rasterschubmutation,

die sämtliche genetische Informationen hinter der Mutationsstelle unbrauchbar

macht. Die in diesem Versuch gebildeten Mutanten bilden auf dextrosehaltigen

Nährböden (YEPD-Agar) kleine Kolonien und können auf glycerinhaltigen

Nährböden (YEPG-Agar) überhaupt nicht wachsen.

Die Unfähigkeit auf Glycerinagar zu wachsen liegt an einem Mangel an freiem NAD+.

Bei der Glycerinverwertung entstehen neben Dihydroxyacetonphosphat zwei NADH,

von denen aber nur eines über die Gärung (Ethanolbildung) zu NAD+ oxidiert

werden kann. Damit steht der Zelle kein freies NAD+ mehr zur Verfügung und keine

ATP-Bildung ist mehr möglich. Zur Identifizierung der Mutanten wird die

Stempelmethode nach Lederberg verwendet. Dabei werden Hefekolonien von einer

Matrizenplatte auf YEPD und YEPG Agarböden gestempelt. Atmungsdefiziente

Stämme sind dann an einem Wachstum auf YEPD-Agar zu erkennen. Auf YEPG-

Agar wachsen sie nicht.

Des Weiteren werden atmungsdefiziente Mutanten mit Hilfe von EB hergestellt.

Diese können dann durch Überschichtung mit triphenyltetrazoliumchloridhaltigem

Agar (TTC-Agar) nachgewiesen werden. Die Mutanten sind aufgrund des defekten

Atmungskettenaparates nicht in der Lage TTC zu rotem Triphenylformazan zu

reduzieren.

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B. Herstellung, Isolierung und Nachweis von atmungsdefizienten Mutanten Einleitung

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Dementsprechend erscheinen intakte Kolonien rötlich gefärbt, während mutierte

Kolonien weiß bleiben. Zur Versuchsauswertung wird der Prozentsatz der

geschädigten Zellen auf der YEPD-Agarplatte bestimmt.

2. Material und Methode Die genaue Versuchsbeschreibung sowie die Zusammensetzungen der

verwendeten Lösungen sind ausführlich im Skript beschrieben.

Für den Nachweis der Mutanten mit TTC wurden die YEPD-Agarplatten mit der

Bakterienverdünnungsstufe 10-7 verwendet.

3. Ergebnisse

3.1 Stempelmethode nach Lederberg

Abb. 5: Ergebnisse der Stempelmethode nach Lederberg

3.2 TTC-Nachweis Tab. 7 Ergebnisse des TTC-Nachweises

Anzahl der KBE auf YEPD - Agar Verdünnungsstufe:

10-7 weiß rot

Anzahl der geschädigten Organismen [%]

YEPD 0 39 0 YEPD + EB 52 2 96

YEPD-Agarplatte YEPG-Agarplatte

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B. Herstellung, Isolierung und Nachweis von atmungsdefizienten Mutanten Diskussion

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4. Diskussion

4.1 Stempelmethode nach Lederberg

Auf der YEPD-Agarplatte waren alle vier Stämme zum Wachstum befähigt. Die in

der Grafik (Abb. 5) schwarz eingefärbten Stämme wuchsen dabei wesentlich stärker

als die weißgefärbten Stämme, die nur kleine Kolonien bildeten. Auf der YEPG-

Agarplatte wuchsen nur die Stämme, die auf der YEPD-Platte das stärkere

Wachstum aufwiesen. Die beiden anderen Stämme konnten nicht wachsen und sind

damit als atmungsdefizient einzustufen. Dass das Wachstum der

atmungsdefizienten Mutantenstämme auch auf der YEPD-Platte schwächer ausfällt,

liegt an ihrer Art der Energiegewinnung. Da sie nicht atmen können, müssen sie das

Substrat durch Gärung abbauen. Die Gärung zeichnet sich durch eine geringere

ATP- und Zellmassenbildung aus, was dann zu einem schwächeren Wachstum

führt.

4.2 TTC-Nachweis

Für den TTC-Nachweis wurden die YEPD-Agarplatten mit der Verdünnungsstufe

10-7 verwendet. Auf dem YEPD-Agar waren sämtliche Kolonien rot gefärbt und damit

als intakt gekennzeichnet. Die Rate der atmungsdefizienten Mutanten betrug hier

also 0%.

Auf dem mit Ethidiumbromid behandelten Agar betrug die Rate der Mutanten über

96%. Diese Kolonien zeichneten sich durch eine weiße Färbung aus. Mit dem

Versuch konnte bewiesen werden, welche mutagene Potenz EB besitzt.

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C. Kreuzfütterungstest mit Tryptophanmangelmutante Einleitung

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C. Kreuzfütterungstest mit Tryptophanmangelmutante

1. Einleitung In diesem Versuch werden auxotrophe Tryptophanmangelmutanten verwendet. Die

auxotrophen Mutanten haben die Fähigkeit verloren ein Biosyntheseenzym zu bilden

und bedürfen daher für ein normales Wachstum des Endproduktes des blockierten

Syntheseweges. Der Enzymdefekt kann nun an verschiedenen Stellen des

jeweiligen Syntheseweges liegen. Aufgrund dieser Tatsache ist es manchen

Mutanten möglich mit Intermediärprodukten des Syntheseweges zu wachsen, die

nach dem Block in die Synthesekette eingeschleust werden. Bei sehr späten

Blöcken kann dann nur noch die Zugabe des Endproduktes der Synthesekette ein

Wachstum ermöglichen.

Durch den Enzymdefekt können Intermediärprodukte, die vor dem Block anfallen,

nicht mehr weiterverarbeitet werden und stauen sich auf (Akkumulation). Diese

Zwischenprodukte werden dann meist ausgeschieden. Befinden sich in der Nähe

des betroffenen Organismus andere Mikroorganismen mit einem anderen Block im

gleichen Syntheseweg, so können sie die ausgeschiedenen Zwischenprodukte

aufnehmen und in ihren eigenen Stoffwechsel einschleusen. In vielen Fällen wird

dadurch ein Wachstum der anderen Mikroorganismen ermöglicht, sie werden von

den ausscheidenden Mikroorganismen gefüttert. Durch Kombination von

Organismen mit verschiedenen Blocks in der gleichen Synthesekette kann die

Reihenfolge der einzelnen Blocks bei den Organismen bestimmt werden. In diesem

Versuch werden drei verschiedene Hefekulturen (Saccharomyces cerevisiae) mit

unterschiedlichen Blocks in der Tryptophansynthesekette eingesetzt. Dabei handelt

es sich um die Stämme HK51, HK78 und HK145.

Die Tryptophansynthese verläuft über folgende Zwischenprodukte:

Shikimisäure → Chorisminsäure → Anthranilsäure → Indol → Tryptophan

Im so genannten Kreuzfütterungstest werden tryptophanfreie Nährböden mit jeweils

einer Kultur versetzt. Auf die Nährböden werden alle Kulturen ausgestrichen. Wenn

nach der Bebrütung ein Wachstum der Stämme zu sehen ist, kann man davon

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C. Kreuzfütterungstest mit Tryptophanmangelmutante Einleitung

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ausgehen, dass der im Agar vorhandene Stamm den ausgestrichenen, wachsenden

Stamm gefüttert hat.

Des Weiteren wird ein Wachstumstest durchgeführt, mit dem der Biosyntheseblock

der eingesetzten Mangelmutante lokalisiert werden kann. Die Mutanten werden

dafür in Minimalmedien kultiviert, denen jeweils ein Intermediärprodukt des

Tryptophansyntheseweges beigefügt ist (Chorisminsäure wird nicht eingesetzt!).

Liegt der genetische Block vor dem Intermediärprodukt kann es zur weiteren

Synthese verwendet werden und ein Wachstum ist möglich. Liegt der Block dahinter,

kann kein Wachstum stattfinden.

2. Material und Methode Die genaue Versuchsbeschreibung sowie die Zusammensetzungen der

verwendeten Lösungen sind ausführlich im Skript beschrieben.

Für den Wachstumstest wurde der Mutantenstamm HK78 verwendet.

3. Ergebnisse

3.1 Kreuzfütterungstest

Abb.6: Ergebnisse des Kreuzfütterungstests

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C. Kreuzfütterungstest mit Tryptophanmangelmutante Ergebnis

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3.2 Wachstumstest Tab. 1: Ergebnisse des Wachstumstest mit der Mangelmutante HK78

a b c d e Zusatz zum

Minimalmedium Shikiminsäure Anthranilsäure Indol Tryptophan Kontrolle Wachstum der

Mutante (Trübung) HK 51

- - - + -

Wachstum der Mutante (Trübung)

HK 78 - + + + -

Wachstum der Mutante (Trübung)

HK 145 - - + + -

4. Diskussion

4.1 Kreuzfütterungstest

In Abbildung 1 ist zu erkennen, dass die Stämme HK78 und HK145 in der Lage sind

auf dem Nährboden mit dem Stamm HK51 zu wachsen. Das bedeutet, dass der

genetische Block des Stammes HK51 hinter denen der beiden anderen Stämme

liegen muss. Auf dem Nährboden mit dem Stamm 78 ist keinerlei Wachstum zu

erkennen. Das bedeutet, dass der Block des Stammes 78 am Anfang der

Synthesekette liegen muss und keine verwertbaren Intermediärprodukte

ausgeschieden werden. Auf dem Nährboden mit HK145 ist nur HK78 in der Lage zu

wachsen. Dementsprechend muss der Block des Stammes HK145 hinter dem des

Stammes HK78 liegen. Zusammengefasst ergibt sich folgende Reihenfolge der

Syntheseblocks:

HK78 → HK145 → HK51

4.2 Wachstumstest

Im Wachstumstest hat sich gezeigt, dass bei Zugabe des Endprodukts Tryptophan

alle Stämme gewachsen sind.

Mit Shikiminsäure als Intermediärprodukt waren die Zellen nicht in der Lage zu

wachsen. Bei Zugabe von Anthranilsäure und Indol war jedoch ein Wachstum des

Stamms HK78 festzustellen. Anhand der ermittelten Daten lässt sich in

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C. Kreuzfütterungstest mit Tryptophanmangelmutante Diskussion

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Übereinstimmung mit dem Kreuzfütterungstest ein relativ früher Block in der

Synthesekette feststellen. Fraglich ist nun ob der Block des Stamms 78 zwischen

der Shikiminsäure und Chorisminsäure oder zwischen der Chorisminsäure und der

Anthranilsäure liegt, da Chorisminsäure beim Test nicht eingesetzt wurde.

Der Stamm HK51 weist den Block zwischen Indol und Tryptophan auf, da er bei

Zugabe mit Tryptophan wächst, allerdings Indol nicht zu Tryptophan umsetzen kann

und somit dort kein Wachstum aufweist.

Der Stamm HK145 wächst nur bei Zugabe von Indol und Tryptophan. Somit kann

man schlussfolgern, dass der Block des Stamms HK145 zwischen Anthranilsäure

und Indol liegt. Die Kontrolle ohne Intermediärprodukte war jeweils negativ.

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D. Ames-Test Einleitung

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D. Ames-Test

1. Einleitung Der 1973 entwickelte Ames-Test dient zur Erkennung und Quantifizierung

mutagener Substanzen. Als Indikatororganismus dient eine auxotrophe his-

Mangelmutante von Salmonella typhimurium. Sie ist Aufgrund eines genetischen

Defektes in der Histidin Biosynthese (Punktmutation G46) nicht in der Lage auf

einem histidinfreien Minimalagar zu wachsen. Durch Kultivierung der

Mangelmutanten in Gegenwart der zu testenden mutagenen Agenzien kann es nun

zu weiteren Mutationen im Genom der Mutanten kommen. Wenn eine neue Mutation

genau in dem Bereich der DNA stattfindet, wo das defekte his-Gen liegt, kann die

zur his-Auxotrophie führende Mutation revertiert werden. Die Organismen sind dann

im Bezug auf die Histidin Synthese wieder prototroph und können nun auch auf dem

histidinfreien Minimalagar wachsen. Als Maß für die Mutagenität der getesteten

Substanz dient die Anzahl der Revertanten auf den Minimalagarplatten.

Damit das Testsystem so funktionieren kann, müssen die Indikatororganismen

neben der his-Mangelmutation noch andere Eigenschaften besitzen. So verfügen sie

auch über einen Defekt im Exzisions-Reparatursystem (∆uvrB-Mutation), dass

normalerweise dafür sorgt, dass fehlerhafte DNA-Sequenzen herausgeschnitten und

korrigiert werden. Des Weiteren sind sie Träger einer rfa-Mutation. Durch diesen

Defekt werden die Lipopolysaccharide der Zellwand so verändert, dass die

Permeabilität der Zellwand heraufgesetzt wird und eine Vielzahl von Substanzen

leichter in die Zelle eindringen kann.

Eine weitere wichtige Vorraussetzung für die korrekte Funktion des Testes ist das

Vorhandensein einer geringen Histidinmenge im eigentlichen

Histidinmangelmedium. Ohne Histidin sind die Organismen nicht in der Lage zu

wachsen. Wenn jetzt eine Mutation auftritt, die eine Reversion der Auxotrophie

bewirkt, wird diese erst in der folgenden Bakteriengeneration phänotypisch sichtbar.

Daher muss gerade soviel Histidin vorhanden sein, dass die Indikatororganismen

sich teilen können und die Reversion auf die folgenden Generationen weitergegeben

wird.

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D. Ames-Test Einleitung

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Zur Durchführung des Testes wird ein histidinfreier Minimalagar in eine Petrischale

gegossen. Die Indikatororganismen werden in flüssigen Topagar suspendiert und

über die Agarplatte gegossen. Auf den so vorbereiteten Testagar wird nun die

Testsubstanz zentral aufgetragen.

Nach der Bebrütung erkennt man ringförmig um den Auftragspunkt herum eine

Hemmzone, die auf den toxischen Eigenschaften der mutagenen Substanz beruht.

In diesem Bereich ist kein Bakterienwachstum möglich. In der nächsten ebenfalls

kreisförmigen Zone befinden sich relativ viele Revertanten, bei denen die

Testsubstanz die revertierenden Mutationen ausgelöst hat. In einer dritten Zone

findet man vereinzelte Bakterien (-kolonien) die durch Spontanmutationen die

Fähigkeit zur Histidinsynthese zurückerlangt haben.

Folgende Substanzen werden auf ihre Mutagenität getestet:

EMS (Ethylmethansulfonat)

MMS (Methylmethansulfonat)

DMS (Dimethylsulfat)

DES (Diethylsulfat)

MNNG (N-Methyl-N’-Nitro-N-Nitrosoguanidin)

EB (Ethidiumbromid)

Glyoxylsäure

Natriumchlorid

Extrakt aus Zigarettenkippen

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D. Ames-Test Diskussion

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2. Material und Methoden Die genaue Durchführung des Versuches ist im Kursskript beschrieben. Auch die

Zusammensetzungen der verwendeten Lösungen und Nährmedien sind dort zu

finden.

3. Ergebnisse Die Platten wurden zwei Tage bebrütet und dann ausgewertet. Tab. 8: Ergebnisse des Ames-Tests

Testsubstanz Durchmesser des

Hemmhofs [cm]

Revertanten-

Ring in cm

Ethylmetansulfonat 0,9 1

Diethylsulfat 0,7 1

Methylmethansulfonat 1,1 1,2

Dimethylsulfat 2,3 -

N-Methyl-N´-Nitro-N-

Nitrosoguanidin 2

0,9

Ethidiumbromid - -

Glyoxylsäure - -

Natriumchlorid - -

Zigarette (1:10) - -

4. Diskussion EMS, MMS, DMS, DES und MNNG bezeichnet man auch als alkylierende Agenzien.

Sie übertragen Ethyl- oder Methylgruppen auf Basen der DNA und bewirken damit

eine andere Basenpaarung. Dies führt zu einer Einzelbasensubstitution die als

Transition (Austausch einer Purinbase gegen eine Purinbase) oder Transversion

(Austausch eine Purin- gegen eine Pyrimidinbase) auftreten kann. Diese

Substitutionsmutation ist eine so genannte „missense Mutation“. Durch solche

Mutationen kann es auch zu einer Reversion der his-Mutation und dadurch

bedingtem Wachstum auf dem Minimalagar kommen. Die Ergebnisse zeigen auf,

dass genau dies eingetroffen ist. Zusätzlich kann man vermuten, dass die

methylierenden Agenzien stärker mutagen sind als die ethylierenden. Dies zeigen

die größeren Hemmhöfe auf, in deren Bereich durch die hohe Konzentration der

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D. Ames-Test Einleitung

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Agenzien kein Bakterienwachstum möglich ist. Anhand der Revertantenringe kann

die mutagene Wirkung der Agenzien nachgewiesen werden.

Ethidiumbromid ist eine interkalierende Substanz. Sie legt sich zwischen die Basen

der DNA und führt im Rahmen der Replikation zu Baseninsertionen oder –

deletionen. Dies führt zu einer Rasterschubmutation, die sämtliche genetische

Informationen hinter der Mutationsstelle unbrauchbar macht. Ein Wachstum ist nicht

möglich (siehe auch Tabelle 8).

Glyoxylsäure und Natriumchlorid verfügen nicht über eine mutagene Wirkung.

Natriumchlorid (Kochsalz) spielt als Na+ und Cl- Ionen eine wichtige Rolle im

zellulären Ionenhaushalt.

Glyoxylsäure ist ebenfalls eine physiologisch in der Zelle vorkommende Substanz.

Sie spielt z.B. als Intermediärprodukt des Glyoxylatzyklus eine wichtige Rolle beim

Wachstum von Escherichia coli auf Acetat.

Das Extrakt aus Zigarettenkippen wird vermutlich auch eine mutagene Wirkung

haben. Allerdings scheint hier die Konzentration des Extrakts zu gering zu sein. Es

kommt zu keinem Wachstum. Da die Inhaltsstoffe des Extraktes nicht bekannt sind,

kann hier auch über den Wirkmechanismus keine Aussage getroffen werden.

E. Literatur

Schlegel „Allgemeine Mikrobiologie“, 7. überarbeitete Auflage, Thieme Verlag, 1992

Skript „Übungen in Mikrobiologie F1-Teil2a“