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Körperbildtherapie bei Anorexia und Bulimia Nervosa Ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungsprogramm Silja Vocks · Tanja Legenbauer 2., aktualisierte Auflage mit CD-ROM

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Therapeutische Praxis

Neben dem pathologischen Essverhalten stellen Störungen des Körperbildes ein zentrales Merkmal der Magersucht und Bulimie dar. Obwohl zur dauerhaften Überwindung der Ess-

störung eine Verbesserung des Körperbildes notwendig ist, wurden bei der Therapie der Essstörungen umfassende Interventionen zur Verbesserung des Körperbildes bisher oft vernachlässigt. Das Manual beschreibt ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Programm zum Aufbau eines positiven Körperbildes bei Patientinnen mit Anorexia und Bulimia Nervosa. Das Programm eignet sich sowohl für die Einzel- als auch für die Gruppentherapie.

Nach einer Beschreibung der Störungsbilder der Anorexia und Buli-mia Nervosa werden diagnostische Instrumente zur Erfassung von Ess- und Körperbildstörungen vorgestellt. Anschaulich werden dann die verschiedenen Therapiebausteine beschrieben. Diese umfassen die Erarbeitung eines Störungsmodells zur Entstehung und Aufrecht-erhaltung eines negativen Körperbildes, Techniken zur Identifikation und Modifikation negativer körperbezogener Kognitionen sowie Körperkonfrontationsübungen mit Spiegel und Video. Hinzu kommen Interventionen zum Abbau des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens in verschiedenen alltagsrelevanten Situationen sowie zum Aufbau positiver körperbezogener Aktivitäten. Durch die detaillierte und praxisnahe Beschreibung des therapeutischen Vor-gehens sowie das umfangreiche Arbeitsmaterial ist dieses Manual eine wertvolle Unterstützung bei der Behandlung von Patienten mit Essstörungen.

Körperbildtherapie bei Anorexia und Bulimia NervosaEin kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungsprogramm

Silja Vocks · Tanja Legenbauer

ISBN 3-8017-1836-0

2., aktualisierte Auflage

mit CD-ROM

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Körperbildtherapie bei Anorexia und Bulimia Nervosa

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus S. Vocks, T. Legenbauer: Körperbildtherapie bei Anorexia und Bulimia Nervosa (ISBN 9783840922640), 2.Auflage © 2010 Hogrefe Verlag, Göttingen.

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vonSilja Vocks und Tanja Legenbauer

2., aktualisierte Auflage

Körperbildtherapie bei Anorexia und Bulimia NervosaEin kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungsprogramm

GÖTTINGEN · BERN · WIEN · PARIS · OXFORD · PRAG · TORONTO CAMBRIDGE, MA · AMSTERDAM · KOPENHAGEN · STOCKHOLM

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Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Satz: Grafik-Design Fischer, Weimar Gesamtherstellung: AZ Druck und Datentechnik, KemptenPrinted in GermanyAuf säurefreiem Papier gedruckt

ISBN 978-3-8017-2264-7

http://www.hogrefe.deAktuelle Informationen Weitere Titel zum Thema Ergänzende Materialien

© 2005 und 2010 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG Göttingen Bern Wien Paris Oxford Prag TorontoCambridge, MA Amsterdam Kopenhagen StockholmRohnsweg 25, 37085 Göttingen

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

PD Dr. rer. nat. Silja Vocks, geb. 1972. 1992–1997 Studium der Psychologie in Trier. 1997–2001 psychotherapeutische Tätigkeit in der Psychosomatischen Fachklinik St. Franziska-Stift in Bad Kreuznach. 1999 Approbation zur Psychologischen Psychothe-rapeutin. 2000 Promotion. Seit 2001 Wissenschaftliche Mitarbeiterin bzw. Assistentin und seit 2008 Akademische Oberrätin am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum sowie Dozentin im Weiterbildenden Studiengang Psychotherapie. Seit 2005 Supervisorin. 2008 Habilitation.

Dr. rer. nat. Tanja Legenbauer, geb. 1973. 1993–1998 Studium der Psychologie in Frankfurt und Marburg. 1998–2002 psy-chotherapeutische Tätigkeit in der Psychosomatischen Fachklinik St. Franziska-Stift in Bad Kreuznach. 2002 Approbation zur Psychologischen Psychotherapeutin. 2002 Promotion. 2002–2007 Wissenschaftliche Assistentin in der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und von 2003–2007 Leitung des Essstörungsbe-handlungsschwerpunktes der Poliklinischen Institutsambulanz. Seit 2002 Dozentin in verschiedenen Weiterbildungsstudien-gängen. Seit 2007 Supervisorin. Seit 2007 Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, LWL Klinik Dortmund, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur 1. Auflage von Dietmar Schulte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . X

I Theoretischer Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Kapitel 1: Anorexia und Bulimia Nervosa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

1.1 Symptomatik und Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.2 Differenzialdiagnostik, Komorbidität und Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92.1 Begriffsbestimmung „Körperbild“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132.2 Störungen des Körperbildes in der Allgemeinbevölkerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Kapitel 2: Störungen des Körperbildes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2.3 Störungen des Körperbildes bei Anorexia und Bulimia Nervosa . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142.3.1 Perzeptive Komponente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152.3.2 Kognitive Komponente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162.3.3 Affektive Komponente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162.3.4 Behaviorale Komponente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.4 Multifaktorielles Modell zur Entstehung und Aufrechterhaltung eines gestörten

Körperbildes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192.4.1 Entstehungsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.4.1.1 Allgemeine soziokulturelle Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.4.1.2 Spezifische soziokulturelle Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.4.1.3 Sensorische Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.4.1.4 Körperliche Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.4.1.5 Individuelle Lerngeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222.4.1.6 Persönlichkeitsmerkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222.4.2 Aufrechterhaltende Bedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Kapitel 3: Diagnostische Verfahren zur Erfassung von Störungen des Essverhaltens und des Körperbildes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

3.1 Diagnostik von Essstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253.2 Diagnostik von Körperbild-störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263.2.1 Perzeptive Komponente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263.2.2 Kognitive und affektive Komponente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273.2.3 Behaviorale Komponente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Kapitel 4: Wirksamkeit von Körperbildtherapie bei Anorexiaund Bulimia Nervosa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

4.1 Stand der Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374.2 Evaluation des vorliegenden Manuals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

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II Therapeutischer Leitfaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Kapitel 5: Allgemeine Hinweise zum therapeutischen Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

5.1 Therapeutisches Setting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455.2 Einsatz des Manuals an von Essstörungen betroffenen Männern . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455.3 Voraussetzungen auf Seiten der Therapeuten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465.4 Indikationen und Kontra-indikationen zur Teilnahme an der Körperbildtherapie . . . . . 465.5 Integration in ein umfassendes Konzept zur Essstörungsbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . 475.6 Zeitliche Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495.7 Arbeitsmaterialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Kapitel 6: Einführung der Patientinnen in die Körperbildtherapie . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Kapitel 7: Erarbeitung eines Störungsmodells zum negativen Körperbild . . . . . . . . 55

7.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557.2 Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 567.2.1 Entstehungsbedingungen I: Soziokulturelle Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 567.2.2 Entstehungsbedingungen II: Individuelle Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 587.2.3 Vier Komponenten des Körperbildes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 597.2.4 Aufrechterhaltende Bedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

Kapitel 8: Kognitive Techniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

8.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 708.2 Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 708.2.1 Vermittlung des Kognitiven Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 708.2.2 Identifikation dysfunktionaler Kognitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 738.2.2.1 Identifikation der Automatischen Gedanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 738.2.2.2 Identifikation der Grundannahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 748.2.3 Modifikation dysfunktionaler Kognitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 768.2.3.1 Sokratischer Dialog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 768.2.3.2 Rollenspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 808.2.3.3 Protokollierungstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 808.2.3.4 Selbstinstruktionstraining . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

Kapitel 9: Körperkonfrontation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

9.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 929.2 Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 949.2.1 Vorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 949.2.2 Fokussierung auf negativ bewertete bzw. vermiedene Körperteile . . . . . . . . . . . . . . . . . 969.2.3 Fokussierung auf positive Aspekte des Körpers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

Kapitel 10: Abbau des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114

10.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11410.2 Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11510.2.1 Herausarbeitung des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens . . . . . . . . 11510.2.2 Identifikation und Modifikation der dem körperbezogenen Vermeidungs-

und Kontrollverhalten zu Grunde liegenden Kognitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118

InhaltsverzeichnisVI

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10.2.3 Herausarbeitung der Konsequenzen des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

10.2.4 Planung der Konfrontationsübungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12010.2.5 Nachbesprechung der Konfrontationsübungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124

Kapitel 11: Aufbau positiver körperbezogener Tätigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

11.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13211.2 Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13311.2.1 Identifikation potenziell positiver körperbezogener Tätigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13311.2.2 Planung und Durchführung positiver körperbezogener Tätigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . 13411.2.3 Nachbesprechung der durchgeführten positiven körperbezogenen Tätigkeiten . . . . . . . 135

Kapitel 12: Rückfallprophylaxe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144

12.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14412.2 Therapeutisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14412.2.1 Identifikation potenzieller zukünftiger Rückfallsituationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14512.2.2 Identifikation von „Warnsignalen“ für zukünftige Rückfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14612.2.3 Erarbeitung von Bewältigungsstrategien für zukünftige Risikosituationen . . . . . . . . . . 147

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152

Die CD-ROM enthält PDF-Dateien der Arbeitsblätter und sonstigen Materialien, die für die Durchfüh-rung des Trainings verwendet werden können.

Die PDF-Dateien können mit dem Programm Acrobat® Reader (eine kostenlose Version ist unterwww.adobe.com/products/acrobat erhältlich) gelesen und ausgedruckt werden.

Inhaltsverzeichnis VII

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In den siebziger Jahren wurden erste Therapiemanuale entwickelt, vornehmlich innerhalb der Verhaltens-therapie und der kognitiven Therapie. Hintergrund war die Entstehung differenzierter therapeutischer Re-gelwerke, die nicht nur jeweils eine Methode beschrieben, sondern komplexere Behandlungsprogrammeüber längere Zeiträume. Solche Therapiemanuale wurden zunächst vorwiegend in der Forschung einge-setzt, um genauer festzulegen, welches treatment auf seine Effektivität hin überprüft wurde. Luborskyund DeRubeis bezeichneten diese Entwicklung 1984 als eine kleine Revolution in der Forschung.

In der Praxis war von dieser Revolution lange Zeit nur wenig zu spüren. Manuale wurden und werdenoftmals mit Skepsis betrachtet. Sie scheinen dem Therapeuten vorschreiben zu wollen, wie er seine The-rapie durchzuführen hat, ohne Rücksicht auf die Besonderheiten des einzelnen Patienten, aber auch ohneRücksicht auf die Kompetenzen des Therapeuten. Tatsächlich ist eine Anpassung von Manualen an denjeweiligen Einzelfall unabdingbar. Denn Manuale müssen – wie alle Regeln – abstrakt formuliert sein,um eben für verschiedene Fälle Gültigkeit zu haben; sie müssen von den Besonderheiten des Einzelfallsabstrahieren. Der Therapeut muss diesen Abstraktionsprozess gewissermaßen rückgängig machen, ermuss die Behandlung auf seinen Patienten, auf den aktuellen Verlauf und die jeweiligen Rahmenbedin-gungen abstimmen. Die American Psychological Association (APA) hat in diesem Jahr dieser TatsacheRechnung getragen, indem sie eine neue Arbeitsgruppe eingesetzt hat, die nicht mehr manualgestützte„empirisch validierte Therapieverfahren“ zusammenstellen, sondern Konzepte für eine „evidence-basedpractice in psychology“ (EBPP) entwickeln soll. Evidenzbasierte Praxis meint die Integration (a) der bes-ten verfügbaren Forschung und (b) der klinischen Expertise des Therapeuten, vor allem in Hinblick aufseine Planungs- und Entscheidungskompetenz, unter (c) Berücksichtigung der Merkmale des Patienten,seiner Werte, Vorlieben und Kultur (APA, 2005). Dem Therapeuten kommt die zentrale Schaltstelle zu.Er muss von der Forschung produziertes therapeutisches Regelwissen umsetzen in sein konkretes Ver-halten in Interaktion mit dem Patienten. Manuale können ihm dabei helfen. Sie werden es umso besserkönnen, je mehr sie sich an die Kompetenz der Therapeuten richten. Sie sollen nicht vorschreiben, son-dern informieren, nachvollziehbar begründen und Wege aufzeigen.

Das vorliegende Manual zur Behandlung von Körperbildstörungen von Silja Vocks und Tanja Legenbauerwird diesem Anspruch in besonderer Weise gerecht. Es beschreibt nicht eine Therapie, sondern ein The-rapiemodul, das je nach Gegebenheiten von Therapeutinnen und Therapeuten im Rahmen einer kom-plexeren Therapie von Patientinnen mit Essstörungen eingesetzt werden kann. Es informiert präzise überStörungen des Körperbildes und ihren Stellenwert bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Ano-rexia und Bulimia Nervosa und begründet somit nachvollziehbar die Funktion der therapeutischen Maß-nahmen zur Korrektur von Körperbildstörungen. Für jeden einzelnen therapeutischen Schritt werdenZielsetzungen expliziert, so dass die Therapeuten sich bei der Abstimmung auf die besonderen Gegeben-heiten ihrer Patientinnen von diesen Zielen leiten lassen können. Dies sollten sie, denn das Therapie-modul hat sich empirisch als sehr effektiv herausgestellt. Es stellt eine wesentliche Ergänzung und Ver-besserung der Behandlung von Patientinnen mit Essstörungen dar – ein Forschungsfortschritt, der mitVorlage dieses Manuals für die Praxis nutzbar gemacht werden kann.

Bochum, im Juli 2005 Dietmar Schulte

Literatur

American Psychological Association (APA) (2005). 2005 Presidential task force on evidence-based practice. Draft policy state-ment on evidence-based practice in psychology. Unpublished manuscript.

Luborsky, L. & DeRubeis, R. J. (1984). The use of psychotherapy treatment manuals: A small revolution in psychotherapy re-search style. Clinical Psychology Review, 4, 5–15.

Vorwort zur 1. Auflage

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Dieses Fallbeispiel einer essgestörten Patientin de-monstriert eindrücklich, dass neben den bekanntenSymptomen wie einem starken Untergewicht beider Anorexia Nervosa und Heißhungerattacken mitnachfolgendem Erbrechen bei der Bulimia Ner-vosa eine Störung des Körperbildes ein zentralesMerkmal dieser Erkrankungen darstellt. Diesesnegative Körperbild kann sich in sehr unterschied-licher Form manifestieren. So kommt es bei eini-gen Patientinnen1 zu einer Überschätzung der eige-nen Körperdimensionen, was dazu führt, dass sichauch völlig abgemagerte Patientinnen als zu dickerleben. Andere Betroffene berichten vor allemvon abwertenden Gedanken dem Körper gegen-über. Auch wird das Selbstwertgefühl stark durchdas eigene Gewicht bestimmt. Dem eigenen Kör-per gegenüber treten negative Gefühle auf, die vonAngst bis hin zu Ekel reichen können. Auch imVerhalten kann sich das negative Körperbild zei-

gen: Beispielsweise verbergen viele Patientinnenihren Körper vor sich selbst und anderen Men-schen unter weiter Kleidung oder kontrollierenmehrfach täglich mit einem Maßband, ob sie anGewicht zugenommen haben.

Unbestritten ist, dass Störungen des Körperbildeseine zentrale Rolle bei der Entstehung, Aufrech-terhaltung und dem Rückfallgeschehen der An-orexia und Bulimia Nervosa spielen. Dennochwerden in der Therapie der Essstörungen Inter-ventionen zur Verbesserung des Körperbildesbisher stark vernachlässigt. Aus diesem Grundewurde der vorliegende therapeutische Leitfadenmit spezifischen Interventionen zur Verbesserungdes Körperbildes bei Essstörungen entwickelt.Dieser kann als Ergänzung zur regulären Kogni-tiven Verhaltenstherapie bei der Anorexia undBulimia Nervosa eingesetzt werden.

Das Manual ist folgendermaßen aufgebaut: Im ers-ten Teil des Buches werden Hintergrundinforma-tionen zur Anorexia und Bulimia Nervosa gege-ben. Hieran schließt sich eine Einführung in dasThemengebiet „Körperbild“ an und es wird derForschungsstand zum Zusammenhang zwischeneinem negativen Körperbild und dem Ausmaß desgestörten Essverhaltens dargestellt. Hierauf folgteine Übersicht über diagnostische Instrumentezur Erfassung von Ess- und Körperbildstörungen.Daran schließt sich eine Zusammenfassung vonStudien zur Wirksamkeit von Interventionen zurVerbesserung des Körperbildes sowie Daten zurEvaluation des in diesem Buch vorgestellten The-rapieprogramms an. Im zweiten Teil des Manualswerden die verschiedenen Interventionsbausteinedetailliert beschrieben. Durch ergänzende Übungs-blätter zu jedem Therapieelement soll die prakti-sche Umsetzung erleichtert werden.

Einleitung

„Anorexic patients may gain weight for many reasons or seem to progress well in psychotherapy. Withouta corrective change in body image, however, the improvement is apt to be only a temporary remission.“(Hilde Bruch, 1962)

Beispiel

Frau A. blickt in den Spiegel und betrachtetihren Körper. Das, was sie sieht, stößt sie völligab; sie kann den Anblick kaum ertragen. Als siefeststellt, dass sich ihr Bauch etwas mehr nachvorne wölbt als gestern, steigt in ihr Angst hoch.Sie stellt sich sofort auf die Waage und regi-striert eine Gewichtszunahme um 600 Gramm– ihre Befürchtung ist also eingetroffen. IhreStimmung sinkt binnen weniger Minuten merk-lich ab; sie hat das Gefühl, trotz aller Bemü-hungen, ihr Gewicht zu kontrollieren, völligversagt zu haben. Frau A. entschließt sich, nunihr Trainingspensum von zwei auf drei Stun-den täglich zu steigern und heute nur noch zweiÄpfel zu essen und Tee zu trinken.

1 Da vor allem Frauen von Essstörungen betroffen sind, wird im Folgenden die weibliche Form „Patientinnen“ verwendet.Ebenso ist in diesem Manual von „Therapeutinnen“ die Rede, da in dieser Berufsgruppe Frauen überrepräsentiert sind. Inbeiden Fällen sind selbstverständlich auch Männer eingeschlossen (vgl. Kapitel 5).

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Für die wertvolle Mitarbeit verschiedenster Artbei der Erstellung dieses Manuals sowie derDurchführung der Evaluationsstudien möchtenwir uns ganz herzlich bei allen beteiligten Kolle-ginnen und Kollegen sowie Studierenden bedan-ken. Ein herzlicher Dank gilt auch den Patientin-

nen für ihre Bereitschaft zur Teilnahme an denUntersuchungen.

Bochum und Dortmund, Dezember 2009

Silja Vocks und Tanja Legenbauer

Einleitung XI

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I Theoretischer Hintergrund

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1.1 Symptomatik und Klassifikation

In den letzten Jahren ist in den westlichen Kultu-ren eine Erhöhung der Inzidenzraten von Anore-xia Nervosa („Magersucht“) und Bulimia Nervosa(„Ess-Brech-Sucht“) zu verzeichnen (van Hoe-ken, Seidell & Hoek, 2003). Dieses verstärkteAufkommen der Essstörungen wird oft mit einerzunehmenden Diskrepanz zwischen dem steigen-den tatsächlichen Gewicht in der Bevölkerungund dem sich immer mehr in Richtung extre-mer Schlankheit wandelnden Schönheitsideal inZusammenhang gebracht (vgl. Wiseman, Gray,Mosiman & Ahrens, 1992). War es in der Nach-kriegszeit als Zeichen von Wohlstand und Ge-sundheit noch erstrebenswert, etwas „fülliger“ zusein, so gilt in der heutigen Überflussgesellschaftjedes Gramm zu viel als „Sünde“. Zur Kontrolleihres Gewichtes greifen daher viele Menschen,insbesondere Frauen, zu zum Teil gesundheitsge-fährdenden Maßnahmen wie Crash-Diäten, exzes-sivem Sport oder zu Abführmitteln und Appetit-züglern. Diese Maßnahmen sind nicht nur in denmeisten Fällen hinsichtlich einer Gewichtsreduk-tion erfolglos; sie können auch das Auftreten vonAnorexia und Bulimia Nervosa begünstigen.

Von Anorexia und Bulimia Nervosa sind zumeistjunge Frauen betroffen. Eine Übersichtsarbeit überepidemiologische Untersuchungen zu Essstörun-gen ergab, dass in dieser Gruppe die durchschnitt-liche Prävalenzrate für Anorexia Nervosa bei 0,3 %und für Bulimia Nervosa bei ca. 1 % liegt. Die bei-den Störungsbilder unterscheiden sich auch hin-sichtlich des Erstmanifestationszeitpunktes. Beider Anorexia Nervosa liegt dieser ca. fünf Jahre frü-her als bei der Bulimia Nervosa: Die Anorexia Ner-vosa beginnt zumeist im Alter von 15 bis 19 Jah-ren, während bei der Bulimia Nervosa die höchstenInzidenzraten im Alter von 20 bis 24 Jahren zuverzeichnen sind (Hoek & van Hoeken, 2003).

Das Kardinalsymptom der Anorexia Nervosa istein starkes Untergewicht. Zur Stellung der Dia-

gnose einer Anorexia Nervosa gemäß der viertenRevision des Diagnostischen und StatistischenManuals Psychischer Störungen (DSM-IV-TR;Saß, Wittchen, Zaudig & Houben, 2003) sowieder aktuellsten Auflage der Internationalen Klas-sifikation Psychischer Störungen (ICD-10; Dil-ling, Mombour, Schmidt & Schulte-Markwort,1994) muss dieses unterhalb von 85 % des für dasAlter und die Körpergröße zu erwartenden Ge-wichtes liegen bzw. einem Body Mass Index2 von17,5 kg/m2 oder niedriger entsprechen (KriteriumA im DSM-IV-TR und Kriterium 1 im ICD-10).Bei Betroffenen, die sich noch in der Wachstums-phase befinden, stellt das Ausbleiben einer zu er-wartenden Gewichtszunahme das Diagnosekrite-rium dar.

Auf Grund des niedrigen Gewichtes kann es beiden Betroffenen zu hormonellen Störungen kom-men. So ist die Funktion der Hypothalamus-Hy-pophysen-Gonaden-Achse beeinträchtigt, was beiFrauen nach der Menarche zu einem Ausbleibender Regelblutung führt („sekundäre Amenorrhoe“).Diese endokrine Störung ist in beiden Klassifika-tionssystemen verankert (Kriterium D im DSM-IV-TR und Kriterium 4 im ICD-10). Im DSM-IV-TR ist dieses Kriterium dann erfüllt, wenn inmindestens drei aufeinander folgenden Zyklenkeine Menstruation aufgetreten ist. Bei Betroffe-nen, die bereits vor Beginn der Pubertät die An-orexie entwickelt haben, kann es zu einer verzö-gerten Pubertätsentwicklung kommen, so dass beidiesen Personen die Regelblutung zum Zeitpunktdes Entstehens der Anorexia Nervosa noch nichteingetreten war („primäre Amenorrhoe“). Da vieleFrauen die „Pille“ zur Empfängnisverhütung ein-nehmen, kann es schwierig sein, die Amenorro-hoe zu diagnostizieren: Durch die Einnahme desoralen Kontrazeptivums oder anderer Hormonprä-parate besteht die monatliche Regelblutung auchbei denjenigen Frauen fort, die auf Grund des nie-drigen Gewichtes ohne Hormoneinnahme keineMenstruation mehr hätten. In diesem Falle ist dasKriterium auch erfüllt. Die Störung der Hypotha-

Kapitel 1

Anorexia und Bulimia Nervosa

2 Der Body Mass Index (BMI) als Maß für das Gewicht in Relation zur Körpergröße wird berechnet, indem das Körperge-wicht in Kilogramm durch die quadrierte Körpergröße in Metern dividiert wird. Werte zwischen 20 und 25 gelten als nor-malgewichtig.

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lamus-Hypophysen-Gonaden-Achse kann sich beiMännern darin äußern, dass das Interesse an Se-xualität abnimmt bzw. Potenzstörungen auftreten.

Zur Stellung der Diagnose einer Anorexia Ner-vosa ist weiterhin notwendig, dass das bestehendeUntergewicht von den Patientinnen selbst herbei-geführt wird (Kriterium 2 im ICD-10). Das heißt,die Nahrungsaufnahme wird nicht durch Signalewie Hunger und Sättigung gesteuert, sondern istrigiden kognitiven Standards unterworfen. DieMenge der aufgenommenen Nahrung wird ausAngst vor einer Gewichtszunahme stark einge-schränkt. Auch vermeiden die betroffenen Frauenzumeist hochkalorische Nahrungsmittel. Die Spei-sen werden in „verbotene“ (z. B. Schokolade) und„erlaubte“ Nahrungsmittel (z. B. Magerquark oderauch „Light-Produkte“) eingeteilt und oftmalswerden die Kalorien des Gegessenen gezählt. AufGrund dieser Einschränkung der Nahrungsmittel-zufuhr kommt es zu einer starken Beschäftigungmit dem Thema „Essen“: Die Gedanken kreisenpermanent darum, was, wie viel, wann und wieverzehrt werden darf. Als Ausdruck der Nahrungs-deprivation lesen die Patientinnen darüberhinausoft Kochrezepte oder bekochen andere Menschen,ohne dass sie diese zumeist hochkalorischen Spei-sen selbst essen. Wie ein typischer Ernährungstageiner Patientin mit Anorexia Nervosa aussieht, istexemplarisch in Kasten 1 dargestellt:

Kasten 1: Beispiel für die im Tagesverlauf verzehrte Nahrungsmenge bei Anorexia Nervosa

Frühstück:– 1 Apfel– 1 Tasse Kaffee mit Süßstoff

Mittagessen:– 1 Teller grüner Salat ohne Dressing– 1/2 Brötchen– 2 Gläser Diätcola

Abendessen:– 1 Knäckebrot mit Magerquark und

Schnittlauch– 1/2 Tomate– 2 Tassen Tee mit Süßstoff

Im Gegensatz zu Frauen mit Anorexia Nervosasind Patientinnen mit einer Bulimia Nervosa oft-mals normalgewichtig. Die Patientinnen essenzwar zumeist auch restriktiv, d. h. sie zählen Ka-lorien und nehmen in der meisten Zeit nur ge-

ringe Mengen an Nahrung zu sich. Hierbei werdenebenfalls bevorzugt Speisen mit einem niedrigenEnergiewert (z. B. „Light-Produkte“) verzehrt.Allerdings können die Betroffenen die Kontrolleüber ihr Essverhalten nicht dauerhaft aufrechter-halten, was so genannte Essanfälle (DSM-IV-TR„Fressattacken“ genannt) zur Folge hat. Diese stel-len ein Kardinalsymptom der Bulimia Nervosadar (Kriterium A im DSM-IV-TR und Kriterium 1im ICD-10). Im DSM-IV-TR sind diese Essan-fälle dadurch charakterisiert, dass innerhalb einesbestimmten Zeitraumes von beispielsweise zweiStunden eine deutlich größere Nahrungsmengeverzehrt wird als Menschen ohne eine Essstörungunter vergleichbaren Umständen zu sich nehmenwürden. Allerdings wird nicht genau quantifiziert,was unter einer „größeren Nahrungsmenge“ zuverstehen ist. Im Rahmen solcher Essanfälle wer-den zumeist Speisen mit einem hohen Fett- oderKohlenhydratanteil (z. B. Kuchen) konsumiert,deren Verzehr sich die Patientinnen außerhalb die-ser Essanfälle „verbieten“. Die während der Ess-attacken aufgenommenen Nahrungsmittel sindmeist leicht zu verschlingen und bedürfen keineraufwändigen Zubereitung. Der Kaloriengehalt derwährend eines Essanfalls zu sich genommenenSpeisen liegt in der Regel zwischen 1500 und4 500 kcal (Mitchell, Crow, Peterson, Wonderlich& Crosby, 1998). Da im Zuge einer Essattackegroße Mengen an Nahrung verzehrt werden, kannes bei den Patientinnen zu finanziellen Schwierig-keiten bis hin zur Verschuldung und zum Dieb-stahl von Nahrungsmitteln kommen. In Kasten 2ist exemplarisch die während eines Essanfallesverschlungene Nahrungsmenge aufgeführt.

Kasten 2: Beispiel für die während eines Essanfalls verzehrte Nahrungsmenge bei Bulimia

Nervosa

– 400 g Spaghetti mit Tomatensoße– 3 Brötchen mit viel Butter und Nutella– 2 Plunderstückchen– 1 Apfelstrudel mit 500 ml Vanillesoße– 1 Topf Grießbrei– 2 Gläser Milch

Die Häufigkeit der Essanfälle schwankt interin-dividuell sehr stark. Sie liegt zwischen durch-schnittlich zwei Anfällen pro Woche (formal fest-gelegte Untergrenze zur Stellung der Diagnoseeiner Bulimia Nervosa gemäß DSM-IV-TR, s. o.)und 20 Anfällen pro Tag (Fairburn, 1980). Guer-

Kapitel 14

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tin (1999) gibt für bulimische Patienten im Mittelbis zu 10 Essanfälle pro Woche an.

Während dieser Essanfälle erleben die Patientin-nen einen Kontrollverlust hinsichtlich der Art undMenge der verschlungenen Nahrung (Kriterium Aim DSM-IV-TR). Das Essen wird während solcherEssattacken zumeist nicht genossen, sondern hateine eher „berauschende Wirkung“. Viele Patien-tinnen berichten, die Essanfälle nicht stoppen zukönnen, sondern diese erst auf Grund eines star-ken Völlegefühls oder eintretender Übelkeit be-enden zu können.

Sehr häufig treten bei den Betroffenen nach denEssanfällen Schuldgefühle auf, da die selbst auf-erlegten Diätregeln nicht eingehalten wurden.Auf Grund der Menge und der Art der zu sichgenommenen Nahrung folgt darüber hinaus aufeinen Essanfall oft eine extreme Angst vor einerGewichtszunahme. Hinzu kommen Ekel- undSchamgefühle, welche sich sowohl auf die zu sichgenommene Nahrung als auch auf die eigene Per-son bzw. den eigenen Körper beziehen.

Um diese empfundenen und antizipierten nega-tiven Folgen eines Essanfalles zu vermindern,setzen die Betroffenen neben dem Fasten undAuslassen von Mahlzeiten unterschiedliche kom-pensatorische Maßnahmen ein (Kriterium B imDSM-IV-TR und Kriterium 2 im ICD-10). Soführen 70 bis 90 % der Betroffenen Erbrechenherbei. Dies wird zu Beginn zumeist mit einermechanischen Brechhilfe, z. B. dem Finger oderaber Druckausübung auf den Magen, ausgelöst.Mit Fortschreiten der Erkrankung automatisiertsich das Erbrechen häufig.

Weitere kompensatorische Strategien sind die Ein-nahme verschiedener Medikamente. Am häufigs-ten kommt es in diesem Zusammenhang zu einemMissbrauch von Abführmitteln (Laxantien). Diesebewirken eine Darmentleerung, indem die ver-stärkte Abgabe von Wasser und Elektrolyten vonder Darmwand ins Darminnere forciert wird. Dadie Abführmittel jedoch erst in einem Darmab-schnitt wirksam sind, in dem die Resorption derNahrungsmittel weitestgehend abgeschlossen ist,wird vor allem Wasser ausgeschieden. So führenAbführmittel zu keiner dauerhaften Gewichts-reduktion. Das kurzfristige Verstärkerpotenzialdieses Medikamentes liegt darin, dass durch dieDarmentleerung das von den Patientinnen erlebteVöllegefühl reduziert wird.

Mit einer vergleichbaren Zielsetzung werden voneinigen Patientinnen Einläufe (Klistiere) verwen-det. Hierbei wird über ein kleines Rohr Flüssig-keit (z. B. Wasser, Kamillentee) in den Darm ein-geführt. Wenn der so entstehende Druck sehr hochwird, kann der Darminhalt auf der Toilette ent-leert werden.

Auch Entwässerungsmittel (Diuretika) werden ge-legentlich von Patientinnen mit Essstörungen ver-wendet. Diese wirken über eine vermehrte Was-ser- und Kochsalzausscheidung über die Niere undführen so zu einer vorübergehenden Gewichtsab-nahme.

Eine weitere Strategie, um eine Gewichtsreduktionherbeizuführen, ist die Einnahme von Appetitzüg-lern. Über eine zentrale Stimulation des Stoff-wechsels und des Energieverbrauches bewirkendiese eine Hemmung des Appetit- und Sättigungs-zentrums im Gehirn. Hieraus resultiert eine Re-duktion der Nahrungsaufnahme. Da viele Appe-titzügler nicht mehr rezeptfrei in der Apothekeerhältlich sind, verschaffen sich einige Betroffenediese Medikamente über den Schwarzmarkt.

Seltener setzen von Essstörungen betroffene Pa-tientinnen Schilddrüsenpräparate ein, obwohlkeine Schilddrüsenunterfunktion besteht. Durchdiese Medikamente wird der Stoffwechsel „an-gekurbelt“. Der hierdurch erzielte Effekt ist hin-sichtlich der Symptome mit einer Schilddrüsen-überfunktion vergleichbar und kann zu einerGewichtsverminderung führen.

Eine weitere zu beobachtende kompensatorischeStrategie stellt die Reduktion der Insulindosis beiDiabetikerinnen dar. Durch die Vernachlässigungdes „Spritzens“ und den damit bewirkten Insu-linmangel kommt es zu einem Anstieg des Blut-zuckers. Der Blutzucker wird über den Harnausgeschieden und kann daher ebenfalls eine Ge-wichtsabnahme nach sich ziehen.

Auch wird häufig übermäßige körperliche Betä-tigung als kompensatorische Strategie mit demZiel der Kalorienverbrennung eingesetzt. Eigenekörperliche Belastungsgrenzen werden hierbei oftnicht eingehalten. In Kasten 3 sind die kompensa-torischen Maßnamen zusammenfassend aufgelis-tet.

Basierend auf der Art der eingesetzten kompen-satorischen Strategien werden im DSM-IV-TR

Anorexia und Bulimia Nervosa 5

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zwei Subgruppen der Bulimia Nervosa gebildet:Betroffene des „Purging“-Typus („AbführenderTypus“) erbrechen regelmäßig selbstinduziert oderverwenden Abführmittel, Entwässerungsmitteloder Einläufe. Bei Vorliegen des „Non-Purging“-Typus werden diese gegenregulierenden Maßnah-men nicht eingesetzt. Stattdessen fasten die Per-sonen oder treiben übermäßig viel Sport, um ihrGewicht zu kontrollieren.

Kasten 3: Die Essanfälle kompensierende Maßnahmen

– Selbstinduziertes Erbrechen– Einnahme von Abführmitteln (Laxantien)– Verwendung von Einläufen (Klistiere)– Einnahme von Entwässerungsmitteln

(Diuretika)– Einnahme von Appetitzüglern– Einnahme von Schilddrüsenpräparaten– Vernachlässigung der Insulinbehandlung

bei Diabetikerinnen– Exzessiver Sport– Fasten bzw. Vermeidung bestimmter

Speisen wie fett- oder kohlenhydratreiche Nahrungsmittel

Essanfälle mit nachfolgenden kompensatorischenStrategien (z. B. Erbrechen) kennzeichnen nichtnur die Bulimia Nervosa, sondern auch einen Sub-typus der Anorexia Nervosa, den „Binge Eating/Purging Typ“. Im Gegensatz zur Bulimia Nervosaist die Art der Essanfälle bei dieser Form der An-orexia Nervosa im DSM-IV-TR allerdings nichtgenauer definiert. Die kompensatorischen Stra-tegien hingegen werden spezifiziert; so wird hierselbstinduziertes Erbrechen sowie der Missbrauchvon Abführ- und Entwässerungsmitteln oder Klis-tieren genannt. Bei Patientinnen mit einer Ano-rexia Nervosa vom „Restriktiven Typus“ hingegenwird das niedrige Gewicht ausschließlich durchFasten erzielt; Essanfälle mit kompensatorischenStrategien treten hier nicht auf.

Sowohl bei der Anorexia als auch der Bulimia Ner-vosa liegt eine Störung des Körperbildes vor. Ge-mäß den Klassifikationssystemen ist der Anorexie(DSM-IV-TR: Kriterium B und C; ICD-10: Kri-terium 3) und Bulimie (ICD-10: Kriterium 3) ge-mein, dass sich die betroffenen Personen zu dick

fühlen bzw. eine gestörte Wahrnehmung ihrer eige-nen Figur aufweisen. Da jedoch Personen mitAnorexie stark untergewichtig sind und von Bu-limie betroffene Personen zumeist ein normalesGewicht aufweisen, hat diese Überzeugung bzw.Fehleinschätzung für beide Diagnosegruppen un-terschiedliche Implikationen (Cash & Deagle,1997). Frauen mit Anorexia Nervosa „normalisie-ren“ so ihre abgemagerte Erscheinung. Sie strebenein sehr niedriges Gewicht an und nehmen das beiihnen bestehende Untergewicht nicht wahr bzw.verleugnen es (DSM-IV-TR: Kriterium C), wasfür außenstehende Personen kaum nachvollzieh-bar ist. Bei der Bulimia Nervosa hingegen „pa-thologisieren“ die zumeist normalgewichtigen Pa-tientinnen ihre Figur: Sie sind der Überzeugung,zu dick zu sein und daher abnehmen zu müssen.

Eine weitere Parallele zwischen den beiden For-men der Essstörungen gemäß der Klassifikations-systeme liegt darin, dass sowohl Patientinnen mitAnorexia Nervosa (DSM-IV-TR: Kriterium B;ICD-10: Kriterium 3) als auch mit Bulimia Ner-vosa (ICD-10: Kriterium 3) eine starke Angst voreiner Gewichtszunahme haben. Oft zeigen diePatientinnen hier ein „Alles-oder-Nichts-Denken“:Entweder sie schaffen es, ihr Gewicht zu redu-zieren bzw. konstant zu halten oder aber sie be-fürchten, unkontrolliert zuzunehmen und dick zuwerden.

Das DSM-IV-TR beschreibt einen weiteren zen-tralen Aspekt, der sich auf das Körperbild bezieht.Sowohl bei der Anorexie (Kriterium C) als auchder Bulimie (Kriterium D) wird beschrieben, dassdie Bereiche „Figur“ und „Körpergewicht“ einenübertriebenen Einfluss auf das Selbstwertgefühlhaben. Aus diesem Grunde wird von vielen Patien-tinnen schon eine sehr geringe Gewichtszunahmeals extrem bedrohlich wahrgenommen. Umgekehrtkann eine Gewichtsabnahme bzw. das Gefühl, dasGewicht kontrollieren zu können, kurzfristig be-lohnend sein und den Selbstwert der Betroffenenerhöhen.

In Tabelle 1 sind die Diagnosekriterien der Ano-rexia Nervosa und in Tabelle 2 der Bulimia Ner-vosa zusammenfassend aufgelistet. Hierbei wer-den die inhaltlich vergleichbaren Kriterien imDSM-IV-TR und ICD-10 jeweils nebeneinanderdargestellt.

Kapitel 16

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Tabelle 1: Diagnosekriterien der Anorexia Nervosa gemäß DSM-IV-TR und ICD-10

DSM-IV-TR (307.1) ICD-10 (F50.0)

A. Weigerung, das Minimum des für Alter und Kör-pergröße normalen Körpergewichts zu halten (z. B.der Gewichtsverlust führt dauerhaft zu einem Kör-pergewicht von weniger als 85 % des zu erwarten-den Gewichts; oder das Ausbleiben einer währendder Wachstumsperiode zu erwartenden Gewichts-zunahme führt zu einem Körpergewicht von weni-ger als 85 % des zu erwartenden Gewichts).

1. Tatsächliches Körpergewicht mindestens 15 % unterdem erwarteten (entweder durch Gewichtsverlustoder nie erreichtes Gewicht) oder Body Mass Indexvon 17,5 kg/m2 oder weniger. Bei Patienten in derVorpubertät kann die erwartete Gewichtszunahmewährend der Wachstumsperiode ausbleiben.

2. Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durchVermeidung von hochkalorischen Speisen; sowieeine oder mehrere der folgenden Verhaltensweisen:selbstinduziertes Erbrechen oder Abführen, über-triebene körperliche Aktivitäten, Gebrauch von Ap-petitzüglern oder Diuretika.

B. Ausgeprägte Ängste vor einer Gewichtszunahmeoder davor, dick zu werden, trotz bestehenden Un-tergewichts.

3. Körperschema-Störung in Form einer spezifischenpsychischen Störung: die Angst, zu dick zu werden,besteht als eine tiefverwurzelte überwertige Idee;die Betroffenen legen eine sehr niedrige Gewichts-schwelle für sich selbst fest. C. Störung in der Wahrnehmung der eigenen Figur

und des Körpergewichts, übertriebener Einfluss desKörpergewichts oder der Figur auf die Selbstbe-wertung, oder Leugnen des Schweregrades des ge-genwärtigen geringen Körpergewichts.

D. Bei postmenarchalen Frauen das Vorliegen einerAmenorrhoe, d. h. das Ausbleiben von mindestensdrei aufeinanderfolgenden Menstruationszyklen(Amenorrhoe wird auch dann angenommen, wennbei einer Frau die Periode nur nach Verabreichungvon Hormonen, z. B. Östrogen, eintritt).

4. Eine endokrine Störung auf der Hypothalamus-Hy-pophysen-Gonaden-Achse. Sie manifestiert sichbei Frauen als Amenorrhoe und bei Männern alsLibido- und Potenzverlust. (Eine Ausnahme ist dasPersistieren vaginaler Blutungen bei anorektischenFrauen mit einer Hormonsubstitutionsbehandlungzur Kontrazeption.) Erhöhte Wachstumshormon-und Cortisolspiegel, Änderungen des peripherenMetabolismus von Schilddrüsenhormonen und Stö-rungen der Insulinsekretion können gleichfalls vor-liegen.

5. Bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät ist dieAbfolge der pubertären Entwicklungsschritte ver-zögert oder gehemmt. Nach Remission wird diePubertätsentwicklung häufig normal abgeschlos-sen, die Menarche tritt aber verspätet ein.

Restriktiver Typus (F50.00): Während der aktuellenEpisode der Anorexia Nervosa hat die Person keine re-gelmäßigen „Fressanfälle“ gehabt oder hat kein „Pur-ging“-Verhalten (das heißt selbstinduziertes Erbrechenoder Missbrauch von Laxantien, Diuretika oder Klis-tieren) gezeigt.

„Binge-Eating/Purging“-Typus (F50.01): Währendder aktuellen Episode der Anorexia Nervosa hat diePerson regelmäßig Fressanfälle gehabt und hat Pur-gingverhalten (das heißt selbstinduziertes Erbrechenoder Missbrauch von Laxantien, Diuretika oder Klis-tieren) gezeigt.

Anorexia und Bulimia Nervosa 7

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Tabelle 2: Diagnosekriterien der Bulimia Nervosa gemäß DSM-IV-TR und ICD-10

DSM-IV-TR (307.51) ICD-10 (F50.2)

A. Wiederholte Episoden von „Fressattacken“. Eine„Fressattacken“-Episode ist gekennzeichnet durchbeide der folgenden Merkmale:1) Verzehr einer Nahrungsmenge in einem be-

stimmten Zeitraum (z. B. innerhalb eines Zeit-raums von zwei Stunden), wobei diese Nah-rungsmenge erheblich größer ist, als die Menge,die die meisten Menschen in einem vergleich-baren Zeitraum und unter vergleichbaren Be-dingungen essen würden.

2) Das Gefühl, während der Episode die Kontrolleüber das Essverhalten zu verlieren (z. B. das Ge-fühl, weder mit dem Essen aufhören zu können,noch Kontrolle über Art und Menge der Nah-rung zu haben).

1. Eine andauernde Beschäftigung mit Essen, eineunwiderstehliche Gier nach Nahrungsmitteln; diePatientin erliegt Essattacken, bei denen große Men-gen Nahrung in sehr kurzer Zeit konsumiert wer-den.

B. Wiederholte Anwendung von unangemessenen,einer Gewichtszunahme gegensteuernden Maßnah-men, wie z. B. selbstinduziertes Erbrechen, Miss-brauch von Laxantien, Diuretika, Klistieren oderanderen Arzneimitteln, Fasten oder übermäßigekörperliche Betätigung.

2. Die Patientin versucht, dem dickmachenden Effektder Nahrung durch verschiedene Verhaltensweisenentgegenzusteuern: selbstinduziertes Erbrechen,Missbrauch von Abführmitteln, zeitweilige Hunger-perioden, Gebrauch von Appetitzüglern, Schilddrü-senpräparaten oder Diuretika. Wenn die Bulimia Ner-vosa bei Diabetikerinnen auftritt, kann es zu einerVernachlässigung der Insulinbehandlung kommen.

C. Die „Fressattacken“ und das unangemessene Kom-pensationsverhalten kommen drei Monate lang imDurchschnitt mindestens zweimal pro Woche vor.

D. Figur und Körpergewicht haben einen übermäßi-gen Einfluss auf die Selbstbewertung.

3. Krankhafte Furcht davor, dick zu werden; die Pa-tientin setzt sich eine scharf definierte Gewichts-grenze, deutlich unter dem prämorbiden, vom Arztals optimal oder gesund“ betrachteten Gewicht.Häufig lässt sich in der Vorgeschichte mit einemIntervall von einigen Monaten bis zu mehreren Jah-ren eine Episode der Anorexia Nervosa nachweisen.Diese frühere Episode kann voll ausgeprägt gewe-sen sein, oder war eine verdeckte Form mit mäßi-gem Gewichtsverlust oder einer vorübergehendenAmenorrhoe.

E. Die Störung tritt nicht ausschließlich im Verlaufvon Episoden einer Anorexia Nervosa auf.

„Purging“-Typus: Die Person induziert während deraktuellen Episode der Bulimia Nervosa regelmäßig Er-brechen oder missbraucht Laxantien, Diuretika oderKlistiere.

„Nicht-Purging“-Typus: Die Person hat während deraktuellen Episode der Bulimia Nervosa andere unan-gemessene, einer Gewichtszunahme gegensteuerndeMaßnahmen gezeigt wie beispielsweise Fasten oderübermäßige körperliche Betätigung, hat aber nicht re-gelmäßig Erbrechen induziert oder Laxantien, Diure-tika oder Klistiere missbraucht.

Kapitel 18

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Die oben aufgeführte Gegenüberstellung derSymptomatik bzw. der Diagnosekriterien derAnorexia und Bulimia Nervosa macht die starkenÜberschneidungen beider Störungsbilder deutlich.Fairburn, Cooper und Shafran (2003) nehmen da-her eine „transdiagnostische Perspektive“ ein undbetonen die Gemeinsamkeiten der unterschied-lichen Essstörungsdiagnosen (z. B. Überbewer-tung von Figur und Gewicht). Darüber hinausweisen Fairburn et al. (2003) darauf hin, dass beivielen Patientinnen im Laufe der Zeit ein Wechselzwischen der Anorexia und Bulimia Nervosa sowieder Nicht Näher Bezeichneten Essstörung stattfin-det. Auf die letztgenannte Form der Essstörungenwird im Folgenden differenzierter eingegangen.

Wenn bei einer Patientin nicht alle für die Stel-lung der Diagnose einer Anorexia oder BulimiaNervosa notwendigen Kriterien erfüllt sind, an-sonsten das klinische Bild jedoch relativ typischfür eine Essstörung ist, kann gemäß DSM-IV-TRdie Diagnose einer Nicht Näher Bezeichneten Ess-störung (307.50) gestellt werden. Das ICD-10sieht für diese Fälle die Diagnose einer AtypischenAnorexia Nervosa (F50.1) bzw. Atypischen Buli-mia Nervosa (F50.3) vor. Im DSM-IV-TR erfolgteine differenzierte Darstellung der Fälle, in de-nen eine Nicht Näher Bezeichnete Essstörung di-agnostiziert werden sollte. Diese Kriterien sind inKasten 4 aufgelistet.

Obwohl die Nicht Näher Bezeichnete Essstörungin der Population nicht seltener vorzukommenscheint als die Anorexia und Bulimia Nervosa(Ricca, Mannucci, Mezzani, Di-Bernardo, Zuc-chi, Paionni, Placidi, Rotella & Faravelli, 2001),wurde ihr in der Vergangenheit (mit Ausnahmeder Binge Eating Störung, s. u.) weder im For-schungs- noch im Praxisbereich ein entsprechen-des Ausmaß an Aufmerksamkeit erbracht. DieNicht Näher Bezeichnete Essstörung weist inso-fern eine deutliche Ähnlichkeit zur Anorexie undBulimie auf, als betroffene Personen zumeist einrigides und stark gezügeltes Essverhalten zeigenund oft unangemessene Kompensationsstrate-gien wie selbstinduziertes Erbrechen, exzessivenSport und Laxantienabusus einsetzen.

Die Binge Eating Störung, welche durch das Auf-treten von Essattacken ohne kompensatorischeMaßnahmen gekennzeichnet ist, wird in den Dia-gnosekriterien zwar unter der Kategorie der NichtNäher Bezeichneten Essstörung gefasst (vgl. Kas-ten 4), es existieren jedoch im DSM-IV-TR be-

reits gesonderte Forschungskriterien für diesesStörungsbild. Im Rahmen der im folgenden Ka-pitel dargestellten differenzialdiagnostischen As-pekte bei der Anorexia und Bulimia Nervosa wirdauf die Binge Eating Störung näher eingegangen.

Kasten 4: Kriterien der Nicht Näher BezeichnetenEssstörung gemäß DSM-IV-TR

1.2 Differenzialdiagnostik, Komorbidität und Folgen

Bei der Stellung der Diagnose einer Anorexiaund Bulimia Nervosa sind zunächst organischeUrsachen abzuklären, die im Zusammenhangmit einer Gewichtsabnahme, verändertem Appe-tit oder Erbrechen stehen können. Hierzu zählenErkrankungen, welche sich auf die Funktionen desMagen-Darm-Traktes beziehen und die Nahrungs-aufnahme beeinflussen können (z. B. MorbusCrohn). Zur differenzialdiagnostischen Abklä-rung sollte hier eine internistisch-allgemeinme-

Anorexia und Bulimia Nervosa 9

DSM-IV-TR (307.50)

1. Bei einer Frau sind sämtliche Kriterien derAnorexia Nervosa erfüllt, außer dass die Frauregelmäßig Menstruationen hat.

2. Sämtliche Kriterien der Anorexia Nervosasind erfüllt, nur liegt das Gewicht der Per-son trotz erheblichen Gewichtsverlustes nochim Normalbereich.

3. Sämtliche Kriterien der Bulimia Nervosasind erfüllt, jedoch sind die „Fressattacken“und das unangemessene Kompensations-verhalten weniger häufig als zweimal proWoche für eine Dauer von weniger als dreiMonaten.

4. Die regelmäßige Anwendung unangemesse-ner, einer Gewichtszunahme gegensteuernderMaßnahmen durch eine normalgewichtigePerson nach dem Verzehr kleiner Nahrungs-mengen (z. B. selbstinduziertes Erbrechennach dem Verzehr von zwei Keksen).

5. Wiederholtes Kauen und Ausspucken gro-ßer Nahrungsmengen, ohne sie herunterzu-schlucken.

6. „Binge Eating Störung“: Wiederholte Episo-den von „Fressattacken“ ohne die für BulimiaNervosa charakteristischen regelmäßigen,einer Gewichtszunahme gegensteuerndenMaßnahmen.

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dizinische Konsultation stattfinden. Zu beachtenist, dass bei Personen mit einer organischen Er-krankung in der Regel der Wunsch nach einer(weiteren) Gewichtsabnahme nicht vorhandenist und weitere Essstörungssymptome (vgl. Ka-pitel 1.1) nicht vorliegen.

Des Weiteren sind die Anorexia und Bulimia Ner-vosa von einer anderen Essstörung, der BingeEating Störung (vgl. Kapitel 1.1), zu unterschei-den. Wie auch bei der Bulimia Nervosa und dem„Binge Eating/Purging“-Typus der Anorexia Ner-vosa treten bei der Binge Eating Störung regelmä-ßige Essanfälle auf. Allerdings zeigen die von derBinge Eating Störung betroffenen Personen keinekompensatorischen Maßnahmen wie beispiels-weise selbstinduziertes Erbrechen oder Laxan-tienabusus zur Regulation des Körpergewichtes.Als schwierig kann sich insbesondere die Ab-grenzung der Binge Eating Störung vom „NichtPurging“-Typus der Bulimia Nervosa darstellen,da bei der letztgenannten Erkrankung zur Kom-pensation der Essattacken Fastenperioden und ex-zessives Sporttreiben eingesetzt werden. In leich-terer Form können diese Verhaltensweisen jedochauch von Personen mit der Binge Eating Störunggezeigt werden (vgl. auch Sanonastaso, Ferrara &Favaro, 1999). Da bei der Binge Eating Störungkeine die Essattacken kompensierenden Maßnah-men eingesetzt werden, liegt bei bis zu 30 bis 40 %der Betroffenen eine Adipositas vor. DetailliertereInformationen zu Symptomatik, Erklärungsansät-zen und Therapie der Binge Eating Störung findensich bei Munsch (2003).

Darüber hinaus müssen die Anorexia und BulimiaNervosa von anderen psychischen Störungen (z. B.Depressionen) abgegrenzt werden, bei denen Ver-haltensweisen wie Appetitlosigkeit oder Erbre-chen, exzessiver Sport, Gewichtsabnahme odergastrointestinale Beschwerden auftreten können.Diese werden im Folgenden dargestellt. Bei derDifferenzialdiagnostik ist zu beachten, dass beidiesen Erkrankungen das gestörte Essverhaltennur ein Begleitsymptom ist und zur Stellung die-ser Diagnosen noch andere Kriterien erfüllt seinmüssen (vgl. DSM-IV-TR und ICD-10).

So kann es im Rahmen einer Depression zu über-mäßigem Essen kommen, auf das aber kein un-angemessenes Kompensationsverhalten folgt undmit dem auch keine übermäßige Besorgnis überFigur und Gewicht einhergeht. Oft ist auch beiPatientinnen mit einer affektiven Störung ein Ap-

petitverlust zu verzeichnen, jedoch ist die ausdiesem Appetitverlust resultierende geringe Nah-rungsmittelzufuhr bei affektiven Störungen nichtwie bei der Anorexia und Bulimia Nervosa durchden Wunsch nach einer Gewichtsabnahme moti-viert.

Bei der Sozialen Phobie kann eine Angst vor an-deren Menschen zu essen auftreten, was auch imRahmen einer Anorexia und Bulimia Nervosa be-obachtet werden kann. Treten außer dieser Angstkeine essstörungsspezifischen Symptome wie bei-spielsweise Essattacken, massives Untergewichtoder eine Abhängigkeit des Selbstwerts von Figurund Gewicht auf, ist keine Essstörungsdiagnose zuvergeben.

Im Rahmen einer Posttraumatischen Belastungs-störung kann ein psychogenes Erbrechen entste-hen, welches sich im Zusammenhang mit Intru-sionen und Flashbacks manifestiert. Hier wird dasErbrechen jedoch nicht wie bei der Bulimie alsStrategie zur Kompensation von Essanfällen ein-gesetzt.

Zudem kann das Essverhalten bei Vorliegen einerZwangsstörung sehr ritualisiert gestaltet sein, wassich in einer bestimmten Abfolge von Nahrungs-mitteln bei Essanfällen oder zwanghaft ausge-führtem exzessivem Sport nach einer Essattackezeigt. Eine Zwangsstörung sollte jedoch nur danndiagnostiziert werden, wenn deutliche Zwangs-gedanken auftreten und die Symptomatik nichtausschließlich im Zusammenhang mit der Ess-störungssymptomatik auftritt.

Im Kontext von Somatoformen Störungen kann eszu Magenbeschwerden und Völlegefühl kommen,worauf gelegentlich auch ein Laxantienabususfolgt. Dieser stellt aber nicht wie bei der Bulimieeinen Gegenregulationsversuch zu Essattackendar. Auch Schluckbeschwerden können bei So-matoformen Störungen auftreten, welche zu einerEinschränkung der Nahrungszufuhr führen könnenund so eine Gewichtsabnahme nach sich ziehen.Diese Gewichtsabnahme ist jedoch von den Betrof-fenen nicht wie bei der Anorexia Nervosa inten-diert. Bei der Körperdysmorphen Störung kommtes zu einer übermäßigen Beschäftigung mit einem(imaginierten) Makel bzw. einem als defizitärbetrachteten Körperteil. Im Rahmen der Körper-bildsymptomatik bei der Anorexia und BulimiaNervosa kreisen die Gedanken ebenfalls um denKörper und das eigene Aussehen; hier geht es in-

Kapitel 110

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haltlich jedoch zumeist um die Dimension „Dick“und „Dünn“.

Impulsives Verhalten wie Essanfälle können auchim Rahmen einer Borderline-Persönlichkeits-störung auftreten und so Ähnlichkeit mit derSymptomatik einer Bulimia Nervosa aufweisen.Allerdings erfolgen bei der Borderline-Persön-lichkeitsstörung keine kompensatorischen Strate-gien zur Gewichtsregulation. Auch das Selbst-wertgefühl der Betroffenen ist nicht wie bei derBulimia Nervosa abhängig von den Bereichen Fi-gur und Gewicht.

Im Rahmen von psychotischen Störungen (z. B.Schizophrenie) kann es zum Beispiel zu Vergif-tungsphantasien kommen, welche eine Nahrungs-verweigerung nach sich ziehen können. DieseNahrungsverweigerung ist jedoch nicht wie beider Anorexia Nervosa auf eine Angst vor einerGewichtszunahme zurückzuführen und geht mitkeinem Drang einher, dünn zu sein (vgl. auch Ka-pitel zur Differenzialdiagnostik der Anorexia undBulimia Nervosa im DSM-IV-TR).

Die Auflistung der bei der Differenzialdiagnostikzu berücksichtigenden Erkrankungen zeigt, dassviele psychische Störungen Teilsymptome auf-weisen, welche der Anorexia und Bulimia Ner-vosa sehr ähnlich sind. Häufig werden auch dieDiagnosekriterien sowohl einer Essstörung alsauch einer weiteren psychischen Störung erfüllt.Die höchste Komorbiditätsrate wird dabei fürDepressionen berichtet. Bei Frauen mit BulimiaNervosa liegt die Lebenszeitprävalenz für eineDepression bei ca. 75 % (de Zwaan & Schüssler,2000). Hinsichtlich der Komorbidität beider Er-krankungen ist zu berücksichtigen, dass eine De-pression schon vor Manifestation der Essstörungbestehen kann; oft folgt sie aber auch auf die Ess-störung. Dabei zeigen Frauen mit Bulimie häufigeher agitierte Symptome. Auch kann ein komor-bid bestehender Alkohol-, Medikamenten- undDrogenmissbrauch auftreten: Oft wird vermehrtAlkohol konsumiert oder es werden Amphetamineoder andere Stimulantien eingenommen, um dasHungergefühl zu unterdrücken. Da die gestellteDiagnose in der Kognitiven Verhaltenstherapiewichtige Implikationen für die Behandlung hat,ist eine ausführliche psychologische Diagnostikunerlässlich (vgl. Kapitel 3).

Neben diesen klinischen Störungsbildern könnenauch subklinische psychische Beeinträchtigun-

gen mit einer Anorexia und Bulimia Nervosa zu-sammenhängen. So kann es infolge der Essstörungzu kognitiven Beeinträchtigungen wie Aufmerk-samkeitsdefiziten und einer verminderten Kon-zentrationsfähigkeit kommen. Diese kognitivenBeeinträchtigungen ziehen bei einem Teil derPatientinnen Leistungseinbußen im schulischenoder beruflichen Bereich nach sich. Des Weiterenkönnen sich bei den von Essstörungen betroffenenFrauen emotionale Beeinträchtigungen wie Nie-dergeschlagenheit, Reizbarkeit und soziale Ängstezeigen. Diese können wiederum die Beziehungenzu anderen Menschen ungünstig beeinflussen undzu einer zunehmenden Isolation der Patientinnenführen (vgl. auch DSM-IV-TR).

Essstörungen ziehen nicht nur psychosoziale, son-dern auch körperliche Folgeerscheinungen nachsich. Aus Fasten, Essanfällen und kompensatori-schen Strategien wie Erbrechen erwachsen zumTeil lebensbedrohliche Konsequenzen. So kön-nen infolge des Erbrechens und LaxantienabususNierenschäden und Elektrolytstörungen auftre-ten. Letztere bedingen oft Herzrhythmusstörun-gen. Als weitere kardiovaskuläre Befunde sindein erniedrigter Blutdruck und eine Verlangsa-mung des Herzschlages zu nennen. Diese Symp-tome, wie auch eine niedrige Körpertemperatur,sind als Folgen einer generellen Stoffwechsel-umstellung anzusehen, da der Körper auf „Spar-flamme“ arbeitet und so nur noch die wichtigstenKörperfunktionen aufrechterhalten werden. Indiesem Zusammenhang sind zudem gynäkologi-sche Befunde wie das Ausbleiben der Regelblu-tung bei der Anorexie und Zyklusstörungen beider Bulimie (vgl. Kapitel 1.1) zu nennen, welchedie Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Hinzu kommengastrointestinale Befunde wie Entzündungen undRisse in der Speiseröhre durch das Erbrechen,Magenrupturen auf Grund der Essanfälle sowieeine verminderte Darmbewegung und Verstop-fung als Folge des Laxantienabusus. Auch der-matologische Befunde können auf eine Anorexiaund Bulimia Nervosa zurückzuführen sein. Diesezeigen sich in Form von trockener und schuppigerHaut, brüchigen Nägeln und Haarausfall. In selte-nen Fällen kann es auch zu der Bildung eines fei-nen Haarflaums („Lanugobehaarung“) und Ver-änderungen der Pigmentierung der Haut („Cutismarmorata“) kommen. Des Weiteren sind neuro-logische Veränderungen wie eine Erweiterung derLiquorräume zu nennen. Häufiges Erbrechen kannzu Veränderungen des Zahnschmelzes und somitzu Karies führen. Außerdem kann eine Schwellung

Anorexia und Bulimia Nervosa 11

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der Speicheldrüsen auftreten. Auf Grund von Kal-ziummangel kommt es bei einigen Patientinnen zuOsteoporose, welche das Risiko für Verformun-gen der Wirbelsäule und Knochenbrüche erhöht.Eine differenzierte Darstellung dieser und weite-rer medizinischer Komplikationen, die aus einerAnorexia und Bulimia Nervosa entstehen können,findet sich bei Herpertz (1997).

Insgesamt ist festzuhalten, dass sich das gestörteEssverhalten auf fast alle Organsysteme auswirkt.Die meisten der medizinischen Folgen sind beieiner Normalisierung des Körpergewichtes undEssverhaltens sowie einer Aufgabe der kompen-satorischen Strategien reversibel, jedoch könneneinige Komplikationen auch chronisch bestehenbleiben, wie beispielsweise Nierenschäden undOsteoperose. Im Extremfall kann sowohl die An-orexia als auch die Bulimia Nervosa zum Todeführen. Als Todesursachen sind hier beispiels-weise Verhungern, die Folgen von Elektrolytim-balancen oder Suizid zu nennen. Die Sterblich-keitsrate wird bei Anorexia Nervosa auf 9,6 % imZeitraum zwischen sechs bis zwölf Jahren nachBehandlung angegeben (Nielsen, 2001). AndereAutoren berichten Sterblichkeitsraten zwischen5 und 20 % (Petermann, 2002). So weisen Pa-tientinnen mit einer Anorexia Nervosa eine vier-mal höhere Sterblichkeitsrate auf als gesunde Per-

sonen des gleichen Alters und Geschlechts (vanHoeken et al., 2002). Bezüglich der Mortalitäts-rate bei Bulimia Nervosa liegen uneinheitlicheZahlen vor. Nielsen (2001) nennt hier eine Sterb-lichkeitsrate von 7,4 % innerhalb eines Zeitrau-mes von fünf bis elf Jahren. Damit liegt die Mor-talität bei Patientinnen mit einer Bulimia Nervosazwischen 1,5 bis sieben Mal höher als in einervergleichbaren Alters- und Geschlechtsgruppe(van Hoeken et al., 2003). Insgesamt ist die Sterb-lichkeitsrate für Essstörungspatientinnen höherals die von anderen weiblichen psychiatrischenPatienten oder Frauen der Normalpopulation (Ca-vanaugh & Lemberg, 1999).

Diese Ausführungen verdeutlichen, dass es sichbei der Anorexia und Bulimia Nervosa um ernst-zunehmende psychische Erkrankungen handelt.Um dem Auftreten der psychosozialen und medi-zinischen Folgeerscheinungen entgegenzusteuern,sollte möglichst früh im Krankheitsverlauf psy-chotherapeutisch interveniert werden (vgl. auchKap. 5.5). Auch zeigen diese Darstellungen, dassneben dem gestörten Essverhalten und den kom-pensatorischen Strategien ein negatives Körper-bild ein wichtiges Merkmal sowohl der Anorexiaals auch der Bulimia Nervosa darstellt. Auf die-sen Aspekt wird im folgenden Kapitel detaillierteingegangen.

Kapitel 112

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