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Public Private Partnership zur Realisierung öffentlicher Baumaßnahmen in Bayern Kleine mittelstandsfreundliche PPP-Projekte

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Public Private Partnershipzur Realisierung öffentlicher Baumaßnahmen in Bayern

KleinemittelstandsfreundlichePPP-Projekte

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Impressum:

Herausgeber:Der von der „Gesprächsrunde PPP“ (Federführung Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern) und der von ihr eingesetzte Ad hoc-Arbeitskreis „Kleine mittelstandsfreundliche PPP-Projekte“ (Geschäftsführung Bayerischer Bauindustrieverband)

Teilnehmer:Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie

Bayerischer Städtetag

Bayerischer Gemeindetag

Bayerischer Landkreistag

Verband der Bayerischen Bezirke

Bayerischer Kommunaler Prüfungsverband

Genossenschaftsverband Bayern, vertreten durch die DZ Bank

Bayerische Architektenkammer

Bayerische Ingenieurekammer Bau

GEFMA Deutscher Verband für Facility Management

Real FM Berufsverband für Real Estate- und Facility Manager

Bayerische Baugewerbeverbände

Bayerischer Bauindustrieverband

Kontaktadresse und weitergehende Informationen:www.ppp.bayern.de

Konzept & Gestaltung:Franz Leander Neubauer82547 Beuerberg

Satz & Litho:LaySa Mediendienstleister, Augsburg

Druck: Rittel-Offset, Planegg

Erschienen im Dezember 2007

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Public-Private-Partnership (PPP) ist in den letzten Jahren zu einem vieldiskutierten Thema sowohl auf Seiten deröffentlichen Auftraggeber als auch derprivaten Wirtschaft geworden. Dies lässtsich etwa an der zunehmenden Anzahlvon einschlägigen Veröffentlichungen und Veranstaltungen, der wachsendenZahl von Beratungsbüros und der dem-entsprechenden Vielfalt von Meinungen,Hoffnungen und Bedenken dem Themagegenüber ablesen. Dabei wird Public-Private-Partnership oft fälschlicherweiseals Wunderheilmittel für knappe öffent-liche Kassen angepriesen. PPP ist aberkein Bauen ohne Geld, sondern vielmehrein komplexes Instrument zur Realisie-rung von Hoch- und Tiefbaumaßnahmen,das Auftraggebern und Auftragnehmernentsprechende Kompetenz abverlangt und in geeigneten Fällen zur wirtschaft-lichen Erfüllung öffentlicher Aufgabenbeitragen kann.

Kooperationen zwischen dem öffentli-chen Sektor und der Privatwirtschaft sindnichts Neues beim Planen und Bauen.Die Rahmenbedingungen für PPP aufkommunaler Ebene werden in Bayernseit 1991 klar definiert und kontinuierlichverbessert. Neuestes Beispiel dafür istder dreiteilige bayerische PPP-Leitfaden,der als Grundlage zu diesem Papier um-fassende Informationen zu PPP bietetund im Internet unter ww.ppp.bayern.debereit gestellt ist.

Im Vergleich zu anderen europäischenLändern ist das öffentliche Bauen inDeutschland aufgrund des föderalenSystems und der kommunalen Selbst-verwaltung durch eine Vielzahl mittlererund kleiner Einzelvergaben geprägt.Gleichzeitig besteht die Bauwirtschaftneben einigen großen vor allem ausvielen mittelständischen Unternehmen.Daher ist es verständlich, wenn Mittel-ständler fordern, an PPP-Projektenbeteiligt zu werden, und zwar nicht nurals Nachunternehmer, sondern auch alsdirekter Auftragnehmer des öffentlichenAuftraggebers.

Wer oder was ist Mittelstand? Dazu gibt es mehrere Definitionen verschie-dener Urheber, die sich jedoch zum Teilwidersprechen und daher kein präzises

allgemeingültiges Verständnis des Begriffs„Mittelstand“ ermöglichen. Wir wollenmit diesem Faltblatt den vorhandenenDefinitionen nicht eine weitere hinzufügenund richten uns daher an alle, die sichdem Mittelstand zugehörig fühlen bzw.mittelstandsfreundliche Projekte auflegenmöchten.

Die konsequente Anwendung des Verga-berechts ist eine wichtige Voraussetzungdafür, dass ein PPP-Projekt gelingt und der Mittelstand dabei eine faire Chancehat. Ergänzend dazu sind für Vergaben dieMittelstandsrichtlinien der BayerischenStaatsregierung zu beachten, die grund-sätzlich auch für PPP-Projekte gültig sind.

Die Entscheidung für oder gegen PPPmuss auf beiden Seiten – Auftraggeberund Auftragnehmer – bewusst fallen,denn die Vorbereitung und Durchführungvon PPP-Projekten funktionieren nicht„von heute auf morgen“. Allerdingserschließt sich mit PPP ein weites Feld für neue Ideen.

Vor diesem Hintergrund wollen wirAnregungen geben, um die Entwicklungund Durchführung mittelstandsfreund-licher PPP-Projekte zu unterstützen.Neben der Auftraggeberseite nimmt diese Ausarbeitung in gleicher Weise dieAuftragnehmerseite in den Blick. Dennnicht nur der Auftraggeber – also dieöffentliche Hand – muss sich auf denMittelstand einstellen, sondern auch derMittelstand muss sich auf PPP einstellen,wenn er an Ausschreibungen teilnehmenund erfolgreich sein will.

Entsprechend dem dreiteiligen bayeri-schen PPP-Leitfaden haben wir uns auchbei dieser Veröffentlichung auf das We-sentliche konzentriert und ausschließlichdie Aspekte betrachtet, die im Zusam-menhang mit mittelstandsfreundlichenProjekten eine bedeutsame Rolle spielen.

Die Herausgeber

Einleitung

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� Projektvolumen, Finanzierungs-

und Transaktionskosten

Ausgangspunkt für die Überlegung, einPPP-Projekt mittelstandsfreundlich auszu-richten, kann das Projektvolumen sein.Das Projektvolumen umfasst die Investi-tions- und Betriebskosten sowie ggf.Finanzierungs- und Verwertungskosten.Nach einer Umfrage, deren Ergebnis im Internet unter www.ppp.bayern.deeingesehen werden kann, liegen ca.60 % der PPP-Projekte in Bayern unter10 Mio. Euro. Dies ist jedoch nicht alsObergrenze für mittelstandsfreundlicheProjekte zu sehen, da die Ausgestaltungder Projekte und die Möglichkeitenmittelständischer Unternehmen sehrunterschiedlich sein können.

Der Auftraggeber kann erwägen, ob die Endfinanzierung Bestandteil des PPP-Leistungspakets wird, nämlich dann,wenn das Projekt konventionell über denkommunalen Haushalt finanziert werdenkann. Durch den Wegfall der privatenFinanzierung erhöht sich ggf. die Wirt-schaftlichkeit eines Projekts. Außerdemkommt den Transaktionskosten bei klei-nen Projekten besondere Bedeutung zu,weil sie hier normalerweise im Verhältniszum Projektvolumen höher sind als beigroßen Projekten. Der Auftraggeber soll-te sie daher so genau wie möglich ermit-teln und möglichst niedrig halten

� Informationsmemorandum

Ein Informationsmemorandum, aus dem der Umfang der zu erbringendenPlanungs-, Bau-, Bauunterhalts- undBetriebsleistungen zu entnehmen ist, hilftvor allem Mittelständlern, die Projektan-forderungen mit angemessenem Auf-wand abzuschätzen und zu entscheiden,ob sie an der Ausschreibung teilnehmen.

Das Informationsmemorandum sollteergänzend zur Bekanntmachung bereitgestellt werden.

� Bietergemeinschaften

Der Auftraggeber kann ausdrücklich die Bildung von Bietergemeinschaftenanregen.

� Bewertung der Bewerbungen

und Angebote

Grundsätzlich ist das Bewertungssystemprojektbezogen zu entwickeln. Für kleineProjekte können andere Kriterien maß-geblich sein als für große; ebenso kannsich die Gewichtung unterscheiden. Wei-terhin sollten nur die Anforderungen ge-stellt werden, die zur Erfüllung der gefor-derten Leistung tatsächlich nötig sind.

Zur Auswahl der Bewerber sollte dasBewertungssystem so justiert sein, dasseine Übererfüllung von Anforderungen,z.B. bei Umsatz und Mitarbeiterzahlen,nicht belohnt wird.

� Fristen

Eine großzügige Bemessung der Bewer-bungs- und Angebotsbearbeitungsfristenkommt vor allem Mittelständlern ent-gegen.

� Angebotskosten

Viele Mittelständler können an PPP-Aus-schreibungen nur dann teilnehmen, wenndie Kosten zur Erstellung des Angebotsniedrig sind. Daher kann der Auftraggeberin geeigneten Fällen erwägen, ob erGutachten, Planungsleistungen, einenbaurechtlichen Vorbescheid etc. vor der Ausschreibung erstellt und den Ver-dingungsunterlagen beifügt. Dies findet

seine Grenze dort, wo der Gestaltungs-spielraum der Bieter zu stark einge-schränkt würde. Der Auftraggeber mussdeshalb beide Aspekte projektbezogengegeneinander abwägen.

� Ausstiegsklausel

Kleine und mittlere Unternehmen werdenzur Bewältigung von PPP-Projekten oft-mals eine Kooperation mit anderen Unter-nehmen eingehen müssen. Gleichzeitighat der Mittelstand häufig den Wunsch,sich nicht über die gesamte Projektlauf-zeit vertraglich binden zu müssen. Denam Projekt beteiligten Unternehmen kannin geeigneten Fällen die Möglichkeiteröffnet werden, einzelne Mitglieder derArbeitsgemeinschaft aus der gesamt-schuldnerischen Haftung zu entlassen.Der Auftraggeber sollte seine Zustim-mung dazu unter den Vorbehalt stellen,dass die Leistungsfähigkeit, Fachkundeund Zuverlässigkeit der dann Haftendennachgewiesen wird.

� Sonderzahlung

Mittelständler verfügen im Vergleich zugroßen Firmen häufig über geringere Kre-ditrahmen. Daher kann der Auftraggeberin Erwägung ziehen, eine Vergütungsre-gelung mit einer nach der Abnahme zuleistenden Sonderzahlung für die Bauin-vestitionskosten zu wählen. Dies führtgegenüber einem Finanzierungsmodellmit gleichbleibend hohen Raten für Bauund Betrieb zur Verringerung der End-finanzierungskosten und kann es einemMittelständler erleichtern, die Finanzie-rung anzubieten.

� Besicherung

Überzogene Forderungen des Auftragge-bers nach Besicherung führen bei jedemPPP-Projekt zu unnötigen Mehrkosten fürden Auftraggeber und den Auftragneh-mer. Für Mittelständler liegt darin aller-dings eine besondere Erschwernis, da ihrKredit- bzw. Avalrahmen in der Regelgeringer ist. Deshalb sollte der Auftrag-geber besonders darauf achten, dass seinBesicherungskonzept angemessen ist.

Die Rahmenbedingungen richtig setzen – Hinweise für den Auftraggeber

Gesamtvolumen für alle Lebens-

zyklusphasen, echte ProjekteAnzahl Projekte, in Mio. Euro

Definition: Als „echte Projekte“ werden von der OberstenBaubehörde (OBB) alle Projekte bezeichnet, die mindestens3 Lebenszyklusphasen, darunter die Betriebsphase, beinhalten.

30

25

20

15

10

5

0

7

23

< 5 Mio.

33

5-10 Mio.

22

10-20 Mio.

03

20-30 Mio.

34

> 30 Mio.

� beabsichtigte Projekte � laufende Projekte

Quelle: Umfrage der OBB zu kommunalen PPP-Projekten in Bayern, Januar 2007

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In der Bau- oder Facility-Dienstleistungs-branche tätige mittelständische Unter-nehmen haben sich zunächst mit derFrage auseinander zu setzen, ob PPP-Pro-jekte überhaupt ein Betätigungsfeld fürsie sein könnten. Die Unternehmen dür-fen bei der Beantwortung dieser Fragenicht außer Betracht lassen, dass der vonden öffentlichen Auftraggebern, aberauch von der Privatwirtschaft bei Immo-bilien zunehmend verfolgte Lebens-zyklusansatz immer mehr an Bedeutunggewinnt.

Um sich diesen Herausforderungen stel-len zu können, sollten sich auch mittel-ständische Unternehmen mit den Voraus-setzungen der PPP-Projektbearbeitungintensiver auseinander setzen. Die Vorbe-reitung und Bearbeitung von PPP-Projek-ten funktioniert nicht „nebenbei“ undnicht „über Nacht“. Die Unternehmens-strukturen müssen vielmehr sukzessiveangepasst werden.

� Partnerschaften und Netzwerke

bilden

Da bei einem PPP-Projekt von der Auf-tragnehmerseite neben der Bauleistungweitgehend auch Planungs-, Finanzie-rungs- und Betriebsleistungen zu erbrin-gen sind, ist in der Regel ein einzelnesmittelständisches Unternehmen nicht inder Lage, sämtliche vorgenanntenLeistungen selbst zu erbringen. Daherstellt sich zunächst die Frage, in welcherArt und Weise Unternehmen Koopera-tionen bilden können. Soweit die Suchenach geeigneten Partnern erfolgreichgewesen ist, muss die notwendige Ver-netzung mit Partnerunternehmen, Nach-unternehmen, Beratern und Finanzie-rungspartnern aufgebaut werden.

Diese Vernetzung der einzelnen und zumTeil sehr unterschiedlichen Leistungs-bereiche macht es erforderlich, im eige-nen Unternehmen Verständnis undKenntnisse aus den vernetzten Leis-tungsbereichen aufzubauen. Hierbeikommt es insbesondere darauf an, imRahmen der Eignungsprüfung die für dasPPP-Vorhaben erforderlichen Referenzender einzelnen Projektpartner zusammenzu führen.

Beim Nachweis von Referenzen ist beiPPP-Projekten darauf zu achten, dassReferenzen für alle Teilbereiche des PPP-Vorhabens, d.h. insbesondere Planung,Bau, Bauunterhalt, Betrieb und – sofernim Teilnahmewettbewerb bereits verlangt– auch Referenzen des Finanzierungsin-stituts, vorgelegt werden. Der Nachweisder Referenzen kann durch Referenz-listen in tabellarischer Form oder auchdurch die Beilegung von Projektblätternerfolgen. Häufig wird in den Vergabe-bekanntmachungen angegeben, dassReferenzen von Projekten aus jüngererVergangenheit (z.B. nicht älter als fünfJahre) beizubringen sind.

� Unternehmensinterne Organisation

an PPP ausrichten

Die Beteiligung an PPP-Projekten mitihrem Langfristcharakter und Orientie-rung am Lebenszyklusansatz setzt dasVorhandensein bzw. die Aneignungzahlreicher Unternehmenskompetenzenvoraus. So muss im Unternehmen Klar-heit darüber bestehen, welche Kompe-tenzen, z.B. im rechtlichen oder steuerli-chen Bereich, beim internen Rechnungs-wesen oder beim Controlling, firmen-intern vorhanden sind bzw. aufgebautoder extern eingekauft werden müssen.

� Kompetenzen aneignen

� PlanungsleistungenGrundsätzlich sind die Fähigkeiten desPlanungspartners vor dem Hintergrundder spezifischen Aufgabe und desAngebotsschwerpunkts zu sehen.Maßgeblich sollten dabei seine Erfahrun-gen im relevanten Bereich sein. Dabeiwird vom architektonischen und tech-nischen Planen im Rahmen einer PPP-Realisierung verlangt, dass eine attraktiveArchitektur und städtebauliche Gestal-tung mit einem wirtschaftlichen Bau-unterhalt und Betrieb der zu erstellendenoder zu sanierenden Immobilie kom-biniert werden können.

Das Unternehmen richtig aufstellen – Hinweise für Bieter/Auftragnehmer

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� BauleistungenDer Baupartner ist in der Regel der Ver-antwortliche für die Bestimmung undEinhaltung der kalkulierten Baukosten. In der PPP-Praxis hat sich auf Seiten derBieter bewährt, für die Projektbearbei-tung eine Minimierung der Schnittstellenherbeizuführen, was sich durch dieBildung eines Bauteams, bestehend ausPlanungs- und Baupartner, erreichenlässt. Um dem Baupartner Kalkulations-sicherheit zu geben, ist seitens desarchitektonischen wie auch technischenPlanungspartners eine ausreichendePlanungstiefe zu erbringen. Neben demBaupartner ist bereits der Betriebspartnerin die Planungsphase einzubeziehen, um so gemeinsam nach Möglichkeitender Optimierung der Lebenszykluskostenzu suchen. Einer der Partner sollte daherüber Erfahrungen mit der Steuerung vonmehreren Projektpartnern verfügen undausreichend Ressourcen für das jewei-lige Projekt bereit stellen.

� BetriebsleistungenIm Rahmen des Bewerber-/Bieter-konsortiums hat der Betriebspartner dasKnow-how für den späteren Betrieb des zu errichtenden oder zu sanierendenBauwerks bereit zu stellen. Zudem soller, dem PPP-Lebenszyklusansatz folgend,bereits in der Planungsphase bei derOptimierung der Lebenszykluskosten mit-wirken. Neben den unverzichtbarenKenntnissen im Bereich des Bauunter-halts und Gebäudebetriebs sollte derBetriebspartner auch über gewisseKenntnisse im Bereich Planung, Bau bzw.Sanierung verfügen.

� FinanzierungsleistungenUnabhängig von der Wahl des Finanzie-rungsinstruments, das durch die PPP-Ausschreibung vorgegeben wird,

benötigt die Bewerber-/Bietergemein-schaft in der Regel einen Finanzierungs-partner. Je nach Gestaltung der Aus-schreibung ist dieser bereits im Teil-nahmewettbewerb, spätestens jedochbei der Angebotsabgabe zu benennen.Sofern Planungs-, Bau- und Betriebs-partner nicht von einer Finanzierung desProjekts ausschließlich durch Eigenmittelausgehen, wird die Finanzierung regel-mäßig durch ein Kreditinstitut erfolgen.Neben der Möglichkeit, der Bewerber-/Bietergemeinschaft eine günstige Finan-zierung anbieten zu können, muss derFinanzierungspartner in der Lage sein, die für die Angebotsabgabe notwendigenErklärungen rechtzeitig zu beschaffenund die benötigte Finanzierung sicherzu-stellen. Von zentraler Bedeutung ist fürdas angesprochene Kreditinstitut daherdie Information, welche Finanzierungs-struktur der PPP-Ausschreibung zuGrunde liegt, z.B. ob seitens des Auftrag-gebers eine Forfaitierung mit/ohne Ein-redeverzicht in Aussicht gestellt oder obeine Projektfinanzierung gewählt wird.Letztere Finanzierungsform dürfte jedochgerade für kleinere PPP-Projekte wegender unverhältnismäßig hohen Trans-aktionskosten kaum in Betracht kommen.

� Lebenszykluskalkulation

Grundvoraussetzung für die Angebots-abgabe ist die Fähigkeit, alle anfallendenKosten auf der Zeitachse in einer Lebens-zykluskalkulation zu überprüfen. AufBasis der sich immer weiter entwickeln-den Planungen müssen die Bau-, Bau-unterhalts- und Betriebskosten nachkal-kuliert und in das endgültige Angebotüberführt werden. Zusammen mit demfinanzierenden Kreditinstitut muss eingemeinsames Finanzierungsmodellerstellt werden, das ebenfalls Grundlagefür die Kalkulation ist. Zins- und Finanzie-rungskosten müssen – abhängig vomjeweiligen Einzelfall – für einen Zeitraumvon bis zu 30 Jahren kalkuliert werden.

� Finanzielle Voraussetzungen

für PPP-Projekte schaffen

Sollte tatsächlich bei einem kleinerenPPP-Vorhaben eine Projektfinanzierung inBetracht kommen, muss das mittel-ständische Unternehmen bzw. die mittel-ständische Bewerber-/Bietergemein-schaft in der Lage sein, langfristig einenbestimmten Anteil von Eigenkapital oderEigenkapitalmischformen in das Projekteinzubringen.

Kommen jedoch – was bei kleineren PPP-Projekten der Regelfall sein dürfte – eineForfaitierung mit/ohne Einredeverzichtoder ähnliche Finanzierungsformen zurAnwendung, muss der PPP-Partner in derLage sein, langfristig Bürgschaften zustellen. Auf jeden Fall muss die gewählteBesicherungsstruktur über die gesamteVertragslaufzeit gewährleistet sein.Ferner muss der PPP-Partner in der Lagesein, die anfallenden Planungs-, Bau- bzw.Sanierungskosten in der Regel vorzu-finanzieren. Darüber hinaus verursachtdie Beteiligung an PPP-Vergabeverfahrenerheblich höhere Angebots- und Trans-aktionskosten als bei konventionellerAngebotsbearbeitung.

Anzahl der vergebenen

Lebenszyklusphasen pro Projekt

(nur echte Projekte)Anzahl Projekte, Anzahl Lebenszyklusphasen

Definition: Als „echte Projekte“ werden von der OBB alle Projekte bezeichnet, die mindestens 3 Lebenszyklusphasen, darunter die Betriebsphase, beinhalten.

35

30

25

20

15

10

5

0 32

3 Lebens-zyklusphasen

4 Lebens-zyklusphasen

5 Lebens-zyklusphasen

� beabsichtigte echte Projekte� laufende echte Projekte

23

11

92

Quelle: Umfrage der OBB zu kommunalen PPP-Projekten in Bayern, Januar 2007

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� Förderkredite einbinden

Ergänzend oder alternativ kommt dieEinbindung entsprechender Förderkreditez.B. der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frage (z.B. KfW-Infrastrukturprogramm148 Kommunal investieren – für Privat-unternehmen im Rahmen von Forfaitie-rungsmodellen Refinanzierung von100 Prozent der Gesamtinvestitionsko-sten bis zu einem Höchstbetrag von10 Mio. Euro). Diese Überlegung istbesonders für kleine und mittelstands-gerechte Projekte wichtig, da der Förder-kredit hier im Verhältnis zum Investitions-volumen einen höheren Anteil einnimmt.

� Risikomanagement betreiben

Grundsätzlich sollte, wie bei allen Auf-trägen, bei einem PPP-Konzept eineauftragsbezogene bzw. projektbezogeneRisikoanalyse durchgeführt werden, diedie gesamte Planungs-, Bau- undBetriebsphase umfasst. Soweit dasUnternehmen über ein Risikomanage-mentsystem verfügt, müssen hier allePPP-Projektphasen in dem notwendigenUmfang integriert werden. Gerade fürmittelständische PPP-Partner ist vonbesonderer Bedeutung, die aus einemPPP-Projekt resultierenden Risiken zuminimieren. In diesem Zusammenhang kann die Ein-bindung von PPP-spezifischen Versiche-rungskonzepten (z.B. eine kombinierteBaufertigstellungs- und Baugewähr-leistungsversicherung und/oder eineBetreiberausfallversicherung) in Betrachtgezogen werden.

� PPP-Erfahrungen sammeln

Da PPP-Projekte grundsätzlich wesentlichkomplexer gestaltet sind als Aufträge beieiner konventionellen Projektrealisierung,sollten zunächst mit kleineren PPP-Pro-jekten Erfahrungen gesammelt werden.Gerade aus Sicht mittelständischerUnternehmen könnte hier zusätzlich eineBeschränkung auf bestimmte Segmente(z.B. Schulen, Verwaltungsgebäude) erfol-gen. Empfehlenswert könnte auch eineregionale Begrenzung für die Beteiligungan PPP-Vergaben sein, um bei der Pro-jektrealisierung nicht zu weit vom Firmen-sitz entfernt zu sein. Da sich der Markt-anteil von PPP-Vorhaben regional sehrunterschiedlich entwickelt, ist zunächsteine Marktbeobachtung und -erkundungsinnvoll, bevor größere Investitionen imUnternehmen getätigt werden.

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Für eine Vielzahl öffentlicher Infrastruk-tureinrichtungen kann eine Realisierungals PPP-Projekt erwogen werden. ImHochbau kommen z.B. Verwaltungs-gebäude, Schulen, Kindergärten, Freizeit-bzw. Kultureinrichtungen oder Energie-contracting-Maßnahmen in Frage. ImTiefbau können z.B. Straßen, Brücken,Wertstoffhöfe, Trinkwasserleitungen,Kanalnetze oder Kläranlagen in Betrachtgezogen werden. Grundsätzlich giltjedoch, dass für alle möglichen Projektedie Eignung im Einzelfall geprüft werdenmuss. Als Instrument dafür kommt z.B.der Projekteignungstest aus dem bayeri-schen PPP-Leitfaden Teil 1 in Frage.

Marktsegmente für kleine mittelstandsfreundliche PPP-Projekte

Verteilung Projektarten: laufende, echte Projekte

Schule/Bildungseinrichtung, 7 (20%)

Definition: Als „echte Projekte“ werden von der OBB alle Projekte bezeichnet, die mindestens 3 Lebenszyklusphasen, darunter die Betriebsphase, beinhalten.

Sport/Freizeiteinrichtung, 7 (20%)

Ver-/ Entsorgungseinrichtung, 7 (20%)

Sonstiges, 4 (11%)

Energiespar-Contracting, 3 (9%)

Verkehrsprojekt, 4 (11%)

Kultureinrichtung/Veranstaltungszentrum, 3 (9%)

Quelle: Umfrage der OBB zu kommunalen PPP-Projekten in Bayern, Januar 2007