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- 310 - Pufferstudien 111. Aluminiumhydroxyd von Hans Moser. (10. In. 27.) Dass fur die Pufferung biologischer 1‘’lussigkeiten ihre organischeii Aiiipholyt,e eine wichtige Rolle spielen, ist schon lange bekannt. Die Eiweisskorper mit ihren schwach basischen Amino- und ihren schwach sauren Carboxylgruppen erscheinen geradezu als der Proto- typ der Puffersubstanzen. Ihre ampholytische Satur ist auch relativ gut studiert und ihre Theorie von Koppel-Spiro, Michaelis, run Slyke weitgehend ausgebaut. Es erschicn mir deshalb fruchtbar, niit einem anorganischen Model1 eines Ampliolpt,en zu arbeiten. Hierfur empfahl sich das Aluminium- h y d r o x y d , dae bekanntlich mit Sauren und Basen Salze bilden kann und durch die eingehenden Untersuchixngen von R. Tillsttitter, H. ‘von Ruler wid ihren Schiilern in den Vortlergruntl des Interesses f ur Fermentstudien geriickt, ist). Erinnert sei aiich daran, dass neiierdings Itolloidales Bliimiriirimhydrosyd in die Therapie eirigefiihrt worden ist. So wird es einerseits mit Erfolg heniitzt, iiin das hei pathologischeri Ziistandeii alltaliscli reagierende Sdieidenseliret zii neiitralisieren imd so den pathogenen 2tliltroorganismen ihr Sihstrat zit entziehen l), dann client seine adstringierende iind Sfturen rieiitralisierende 1’:ieenscl~aft als Grrindlage fiir ein neii- artiges Zahn],flegernittel”). dls Heilmitkl fiir die Hyperaciditat des Magens wird es iins noch weiter iinteii heschlftigen. Darm srheinen aiu:h die biologisch iind techniscli so wichtigen Eigenschaften der unter dern Nanieri Reolithe iind Perrnutite ziisarnnierigefassteri Tonerclesilikate wenigstens teilweise nuf einrr Piifferwirlrimg des in ihnen enthalteiien Aliiniiniumoxydes ZII berr h e n 3). Auch im hiesigen Institut hatte zuerst IIerr cand. med. E. A. HafneT vor einiger Zeit Befunde uber das Aluminiumhyclrosyd er- hoben, die ich selbst fortgefuhrt und erganzt habe. So konnte fest- gest,ellt werden, dass durch diese - an sich unlbsliche - Base dae K J ~ des alkalischen Ackerbodens gegen den Seutralpunkt zu ver- schoben werderi kann, z. B. in eineni Fall voii pH 8.15 auf 8.00 - in unserem Sinne konnte man von einer ausgesprochenen Puffer- wirkung reden. Es scheint damit die Moglichkeit gegeben, durch Ihingung mit Al(@II), die schlechten ,,sawen“ Moorboden frucht- lmrer zii mache,n. Damit parallel geht. eine erhebliche Dispersitiits- rermintferung bezw. erhohte Kapillarisation cles Bodens, genicsseii riiit der Schlanimanalyse naxh Wiegnei (vergl. Tabelle 1). l) Lohm: Munch. med. I\Tochschr. 1924, 1751. z, Medizin. Klinili 1924, No. 33. 3, I?otlmurd, Z. angew. Ch. 39, 774 (1926).

Pufferstudien III. Aluminiumhydroxyd

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Pufferstudien 111. Aluminiumhydroxyd von Hans Moser.

(10. In. 27.)

Dass fur die Pufferung biologischer 1‘’lussigkeiten ihre organischeii Aiiipholyt,e eine wichtige Rolle spielen, ist schon lange bekannt. Die Eiweisskorper mit ihren schwach basischen Amino- und ihren schwach sauren Carboxylgruppen erscheinen geradezu als der Proto- typ der Puffersubstanzen. Ihre ampholytische S a t u r ist auch relativ gut studiert und ihre Theorie von Koppel -Spiro , Michaelis, run S l y k e weitgehend ausgebaut.

Es erschicn mir deshalb fruchtbar, niit einem anorganischen Model1 eines Ampliolpt,en zu arbeiten. Hierfur empfahl sich das A l u m i n i u m - h y d r o x y d , dae bekanntlich mit Sauren und Basen Salze bilden kann und durch die eingehenden Untersuchixngen von R. Tillst t i t ter, H . ‘von Ruler wid ihren Schiilern in den Vortlergruntl des Interesses f ur Fermentstudien geriickt, ist).

Erinnert sei aiich daran, dass neiierdings Itolloidales Bliimiriirimhydrosyd in die Therapie eirigefiihrt worden ist. So wird es einerseits mit Erfolg heniitzt, iiin das hei pathologischeri Ziistandeii alltaliscli reagierende Sdieidenseliret zii neiitralisieren imd so den pathogenen 2tliltroorganismen ihr Sihstrat z i t entziehen l), dann client seine adstringierende i ind Sfturen rieiitralisierende 1’:ieenscl~aft als Grrindlage fiir ein neii- artiges Zahn],flegernittel”). dls Heilmitkl fiir die Hyperaciditat des Magens wird es iins noch weiter iinteii heschlftigen.

Darm srheinen aiu:h die biologisch iind techniscli so wichtigen Eigenschaften der unter dern Nanieri Reolithe iind Perrnutite ziisarnnierigefassteri Tonerclesilikate wenigstens teilweise nuf einrr Piifferwirlrimg des in ihnen enthalteiien Aliiniiniumoxydes ZII

berr h e n 3) .

Auch im hiesigen Institut hatte zuerst IIerr cand. med. E. A . HafneT vor einiger Zeit Befunde uber das Aluminiumhyclrosyd er- hoben, die ich selbst fortgefuhrt und erganzt habe. So konnte fest- gest,ellt werden, dass durch diese - an sich unlbsliche - Base dae K J ~ des alkalischen Ackerbodens gegen den Seutralpunkt zu ver- schoben werderi kann, z. B. in eineni Fall voii pH 8.15 auf 8.00 - in unserem Sinne konnte man von einer ausgesprochenen Puffer- wirkung reden. Es scheint damit die Moglichkeit gegeben, durch Ihingung mit Al(@II), die schlechten ,,sawen“ Moorboden frucht- lmrer zii mache,n. Damit parallel geht. eine erhebliche Dispersitiits- rermintferung bezw. erhohte Kapillarisation cles Bodens, genicsseii riiit der Schlanimanalyse naxh W i e g n e i (vergl. Tabelle 1).

l) Lohm: Munch. med. I\Tochschr. 1924, 1751. z, Medizin. Klinili 1924, No. 33. 3, I?o t lmurd , Z. angew. Ch. 39, 774 (1926).

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Tabelle 1.

68,9 7 3 3 83,4 90,o

Zeit

69,7 78,4 85,3 87,l

0,s 190 2 4 6

10 15 25 Y 5

Boden : Jnbehandelt

-

4 4 5 55,s 70,2 79,l 87,O 92,5 97,s

100,o

init O,'Lo/,, Al(OW3

49,9 62,5 73,7 78,4 85,7 90,o 96,6

100,o

niit 0,4°/,, Unhehandelt

Al(OH), rnit 0,4O/,, A W H ) ,

~ ~~

58,6 69,O 77,8 8Y,2 8 7 3 89,O 90,6 93,s

100,o

Es ist hierbei die Fallhohe (in%) als Funktion der Zeit (in Minuten) angegeben. Jede Zahl ist ein Mittelwert aus drei Fallkurven bei zweimaliger Fiillung des Apparats rnit derselben Bodenart. Die beiden let zten Spalten der Tabelle beziehen sich auf einen analogen Versuch mit einem Boden anderer Herkunft.

Schliesslich zeigte sich, dass trotz der erheblichen Giftwirkung, (lie dem Aluminium-ion an sich zukommt und die gegenuber keimenden Sojabohnen bestailigt werden konnte, das Hydroxyd nicht nur all- gemein die Keimung von Erbsen liefordert, sondern auch in eigen- artiger Weise einen elektiven Einfluss auf die Spross- und Wurzel- 1)iltlung hat , indem jene auf Kosten dieser ganz besonders stark ziinimmt, d . h. im Al(OH),-haltigen Boden ist die Entwicklung der S1)rossteile vie1 starker (um fastj 70% des Trockengewichts) im Ver- glricli zu Al-freiem Boden, wahrend die Wurzelgewichte eine leichte Almahme zeigen (Tabelle 2).

Tabelle 2.

~- ~ -~~ ~ ~~~

~~ - ~ ~-~~ ~ ~ ~

Frischgewirht : Spross . . . . . . . . . . Frisrhgewicht : W'urzeln . . . . . . . . . Iiii Vakiiinn getroclaet : Spross . . . . . . 1111 Valtuuni getrocknet: Wurzeln . . . . . Yerhaltnis Spross/Wiirzel: Frischgewirht . . Vwlialtnis Spross/Wimel: trorlien . . . . .

1)ie angefiihrten Zahlen sind Durchschnittswerte von zwei acalittagigen Keimversuchen mit je 100 Erbsen auf 1 kgr sog. Laub- enle unter streng gleichen Betlingungen mit und ohne Zugabe von Al,( )3.

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Es gibt nun eine ganze Reihe von Al(O€i),-Verbindungen, die uns besonders die Arbeiten Willstatter's und Euler's erschlossen haben. Diese Forscher haben sie vor alleni zur Gewinnung und Reinigung von Fermenten gebraucht, .wobei sie. sich mit grossem Erfolg sowohl der adsorbierenden, als der puffernden Eigenschaften dieser Verbindungen bedienten. Fu r ineine Zwecke wahlte ich das A 1 u c o 1, ein kolloidales Aluminiumhydroxyd der Firma Wander A,-G. in Bern. Einerseits lagen schon Untersuchungen uber seine Zusamnien- setzung und Reinheit vorl), zudem ha t es in den letzten Jahreii eine grosse therapeutische Bedeutung erlangt2).

Die bisher gegen Hyperaciditat des Magens meist. angewandten 3fittel wie Natriuni- bicarbonat, oder die Carbonate und Oxyde der Erdalkalien gehen eine chemische Bindung init der Salzsaure des Magens ein; sie wirken dadurch zwar sehr prompt, rufen aber neuerdings eine starke Salzsauresekretion hervor, die durch wieder neiie Mengen \-on Alkali gebunden werden muss. Demgegeniiber wird dem Praparat A l ~ i ~ o l von der tiar- stellenden Firma eine h z a h l gewichtiger Vorzuge nachgeruhmt3):

1. ,,Alucol wird in vitro durch Salzsaure peptisiert, d. h. zu einer gelatiniiseii Masse oder einer milchartig truben bis blaulich opalisierenden Fliissigkeit kolloidal geliist. Allmahlkh soll daraus eine wirkliche ionisierte Liisung entstehen." Leider sind hieruber bisher noch keine zahlenmassige Belege veroffentlicht, so dass man sir11 aiis diesen nur qualitativen Angaben kein rechtes Bild von diesem Prozess niachen kann. .,Niemals aber wird alle vorhandene Salzsaure neutralisiert, .weil das sich hildmde ;Iluminirnnchlorid weitgehend hydrolytisch gespalten ist".

2. Der gleiche Vorgang spielt sich auch im Magen ab, wobei der sohleimig-gela- tiniisen Beschaffenheit des Peptisierungsproduktes und seiner Adsorptionsfaliiglteit~ pine gewisse Bedeutung eiigeschrieben wird. Die zur Verdariung niitige Nenge Salz- siiure soll immer frei vorhanden hleiben und nur der Saureuberschiiss gebimden wertleii.

3 . Die Pept.isationsgeschwindigkeit soll ziemlich gering sein ; sie hangt \-on der Ternperatur und der Saurekonzentration ab. Je lronzentrierter die Saure, um so sclineller sinkt ihr Gehalt. Unter entsprechenden Versuchsbedingungen lrann man dieses Ah- sinken an der elektrisc,hm Leitfahigkeit messen. -

Diese Methode erscheint nun wenig geeignet, ein scharfes Bild von der Abna.hme tier Konzentration a n freier Salzsaure Z U geben. Die Leitfahigkeitsmessung gibt einen Einblick in die Gesamtzahl tler in einem System vorhandenen Ionen und nicht nur der Wasser- st'offionen, die ja allein ein Mass der Aciditat sind. I n dem brass nanilich, wie sich aus dem suspendierteii A1uminiumh;ydroxycl Alu- miniumionen bilden, wird die Leittahigkeit ansteigen, ohne (lass dabei zunachst die Aciditat verandert zu sein braucht. Aus diesen Erwagungen heraus stellte ich analoge Messungen auf elektromet,ri- scheni Wege an, die nur die Wasserstoffionon eriasseii.

Dabei ergab sich zunachst eine technische Schwierigkeit. Lasst man nanilich Chinhydron mit dem Alucol in saurem Milieu lange,re Zeit stehen, so wird allmahlich das Gernisch saurer als eine Chinhydron- freie Vergleichsmischung. Diese Beobachtung durfte so zu erkliiren sein, dass das Chinhydron als mehrwertiges Phenol sich niit tlem

l) Vergl. Mededeelingen van het Rijks-Institiit vour Pharmaco-Therapeiitisch

z , Der Firrna bin ich fiir die frerindliche Uberlassung von Material zii DanL ver-

3, 1. -4. AMafhez, Diss. Genf 1924 und N. Sunizont et J . Cawiu, L'Echo 316dital

Onder7oek 1925, No. 9.

pflichtet .

du Nord, 10. X. 1925.

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Aluminiumhydroxyd zu einer niilosliclieii Beize (,,Farblack") ver- bindet. Dadurch werden ,4luniiniunihydroxyd-Molekeln aus deni System herausgenommen, die adsorbierte Salzsaure wird wieder frei und damit die Losung saurer. Es ergab sich also die Notwendig- keit, entweder moglichst rasch mit dem Chinhydron das Potential zu bestimmen und im Reihenversuch zu arbeiten, oder uberhaupt die Wasserstoffelektrode allein zu benutzen.

Tabelle 3 zeigt, dass auch die Messung der Wasserstoffionen - in Ubereinstimmuiig mit den Behauptungen der darstellenden Firnia -- eine erhebliche Abnahme der Aciditat eines Gemischer von A l u c o l - p u 1 v e r und S a 1 z s a u r e ergab.

Tabelle 3. 1) 2) 3) 4) 5 ) 6 )

~ ~ _ _ _ ~

~~ ~~ ~~

5 c1n3 0,Ol-n. HCI + 0,5 5 ,, 0,Ol-n. ., + 0,2.5 ,, ., 5 ,, 0,Ol-n. ., + 0,125 ,, ,, ,3 cm3 5 ., 0,Ol-n. .. + 0,063 ,, ,, Wasser

gr A l I l C O l I + 5 ,, 0,Ol-n. ., + 0,031 ,, ,, I

3'

6,35 534 4,50 Y,11 2,82

48 11

7,18 7,10 6/53 4,88

~ ~

-

Die Messungen wurden bei 1 ;i0 ausgefuhrt im Reihenversuch mit der Chinhydronelektrode. Das Ausgangs-p, der Salzsaure-~~assermischuiig wurde herechnet zu 2,30. In1 Maximum sinkt - bei der schwachen angewandten Saure - die Wasserstoffionenkoiizeiitratioii bis zur Beutralitat. Weiter ergibt sich aus der Tabelle, dass zunachst ein sehr rasches Abfallen der Aciditat erfolgt, die dann bis zum Ende cler Versuchsdauer langsam weiter sinkt. (Vergl. hierzu auch Figur 1 !)

Andere Versuche in der gleichen Richtung in starker saurem Gebiete ~ zeigen ein ahnliches Ergebnis und zugleich die therapeutisch wichtige Tat sache, class die Grosse der p,-Verschiebung nicht etwa proportional der Alucolmenge ansteigt, sondern, sobald sie einen gewissen Nindestwert uberschritten hat, sich auf etwa gleicher IIohe halt, auch wenii das dlucol ini Uberschuss vorhanden is t ; das al- kalische Gehiet wird also nie erreicht.

Tabelle 4.

10 an3 0,03-proz. Alucolsiispension in (.a. 0.1-n. HCI 3,84 5 ,, 0,05-pror. ,, ., 0,l-n. HCI + 5 an3 ca. 0,l-n. HC1 Y,71 2,s ., 0,08-proz. ., ,, 0,1-n. ,, + 7,s ,, ., 0J-n . ,, 3,02 1,2.5 ,, 0,OY-proz. ,, ,, 0,1-n. ,, + 8,"s ,, ., 0,1-n. ,, 1,4G 0,63 ,, 0,03-proz. _, ,, 0,1-n. ,, + 9,37 ., ,, 0,I-n. ,, 1,29 - - - _ - 10 ,. ,, 0,I-n. ,, 1,24

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Fig. 1.

Die Messungen wurclen nach 48-stundigem Stehen der Gemische elxnfalls in der Chinhydronelektrode ausgefuhrt (vergl. Figur 1 !).

Gibt man zii einem System Alucol-Salzsaure, das (nach 48 Stun- den) als in1 Gleichgewicht stehend betrachtet werden kann, neuer- dings Salzsaure zu, so wird, wie weitere Versuche ergaben, von dieser neiien Salzsaure wieder ein Teil gebunden.

Der Vorgang der p,-Verschiebung entsteht durch die Uberein- anderlagerung von zwei verschiedenen Prozessen, die in der gleichen Richtung arheiten : der physikalischen Adsorption der in der Losung \-orhandenen H' - und C1'-Ionen an die kolloidal gelosten oder sus- pendierten Al(OII),-Teilchen unrl der chemischen Bindung durch die allmahlich entstehenden A1"'- und OH'-Ionen im Sinne der Gleichung :

Al(OH), + 3 HCl= AICl, + 3 H,O. Jener Prozess erfolgt zunachst und sehr rasch, tlieser erst im

sliiiteren Verlauf, langsam und nur zu einem geringen Grade wegen der hydrolytischen Spaltung de5 Aluminiumchlorids. Dies ergibt sich nuch unmittelliar aus den Leiden Tabellen. Stochiometrisch berechnet iiiiiaste 1 Gramm Alucol 38,4 cm3 x i . HCl neutralisieren konnen. Trotz des z. B. in Tabelle 4 Nr. I angewaiidten Uberschusses an Alucol ist die Reaktion nocli ziemlich stark sauer; auch in Tabelle 3 iat durchweg ein z. T. sehr grosser Uberschuss an Alucol verwanrlt. Die nach Verlaiif von etwa einer halbcn Stunde weiterhin noch chemisch gebundene Rlenge Saure ist im Vergleich zu der vorher adsorbierten so verschwindend klein, dass sie fur die praktische Verwendung des Pra ia ra tes gar keine Rolle spielt.

Den ganzen Sachverhalt zeigt mit grosser Deutlichkeit E'igur 1 , n-enn man die experimentell gewonnenen Kurven vergleicht mit tleri reinen Neutralisationskurven von Basen mit Sauren, wie sie z. R. Michaelis reroffentlicht hat'). \\'ahrend dort die drei Neu-

l) ,,Die clektrometriclie Titration" in -4bderhnlden's Handbuch der biolog. Arlxitsmethoden.

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tralisationsstufen mehr oder minder scharf abgesetzt erscheinen, haben wir hier ein mehr verschwomrnenes Biltl.

Von Interesse sinh fur diese E’ragen noch die Tabelle 5 und die zugehorigen Kurven (Fig. 2). Diesmal wurde die Alucolmenge konstant gehalten und die Salzsaiure variiert. I n Reihenversuchen wurden jeweils 5 c1n3 einer 10-proz. hezw. 0,5-proz. Alucolauf- schwemmung in Wasser niit 5 em3 einer versehieden starken Salz- siiurelosung gemischt. Nach 24 Stunden wnrde ~ A J pH in der Chin- hj-tlronelektrode bestimmt. Hier kam zu der oben erwaihnten Xchwierigkeit in dem Zusammentreffen von Chinhydron und Alucol die neue E’ehlerquelle hinzu, dass sich die Alucolsuspension nicht NJ genau closieren lasst, dass man in jedem Fall genau gleiche Alucol- rncngen bekommt. Trotzdem kann man aus Figur 2 entnehmen, (law die Kurve z u 5 b ein Spiegelbild der Kurve zu Tabelle 4 darstellt. Daniit erfahren die Ausfiihrungen von oben eine Bestktigung. Da bei Kurve 5a die Alucolkonzentration 20 ma1 grosser ist als in b, so zeigt uns a nur die beiden vergrosserten ersten Aste von b.

Y,85 4,00 4,12 4,16 4,29 5,05 6,02

Tabelle 5. HCI-Kaizen trrtion I n 0,001-n.

1 .? cm3n. -HCl+a)=5 cm3 10-proa. A1.-Susp. . . . . . . ~ 500 2 4 ,, 1 , - ,, + a) + 1 cnij Wasser . . . . . . . . . . .I 400 3 3 ,, ., - ,, +a)+2 ,, ,, . . . . . . . . . . . 300 1 ) ) ., - ,, +a)+3 ,, ,, . . . . . . . . . . . I 200

- ., +a)+4 ,, ,, . . . . . . . . . . . 100 ,, + b)=5 ,, O,B-proz. Al-Siisp.+4crri3~~~asser 100

- ,, + a) bezp. + b)+ 4,l rm3 Wasser . . . . . 90

70

.? 1 ,, ., 1 ., ,.

(i 0,9 ,, ,, ‘5 0 3 ,, $ 9 - ,, +a) ,, +b)+4,2 ,, ,, . . . . 1 80 s 097 3, 9 , - ,, + a ) ,, +Ir))+4,3 ,. ,, . ’ ’

!I O,G )) ), - ,, +a) ,, +h)+4,4 ,, ,, . GO

~~ ~~~ ~ ~~ ~-

~

-

. I 10 5 ,, 0,l-11. .. ,, + a ) ,, +b) . . . . . . . . . . : 50

14 1 ,, 0,1-11. - ,. + a ) ,, + b ) + 4 ,. ,, . . . . ’ . : I 10

11 4 ,, 0,1-n. - ,, + a ) ,, + b ) + l ,, ., . . . . , 40 12 :3 ,, 0,I-n. - ,, +a) ,, + b ) + 2 ,, ,, . . . . . 30 1.i 9 ,, 0,l-11. - ), +a) ,) + b ) + 3 )) ), . 20

1.5 ( I ,%, , 0,l-11. - ,, +a) ,, +h)+4,25 ,. ,, . . . . . I 7,5 16 2,.5 ., 0,01-11.- ,, + a ) ,, +b)+2,5 ,, ,, . . . . . I 2,5

I

3,74,1,42 1,s 1,60 1,73 2,47 3,67 3,7G 3,85

Ein weiterer Teil unserer Untersuchungen beschaftigte sich mit rler Frage, ob Alucol auch befahigt ist, A l k a l i zu binden. Seiner ani1)hoteren Natur nach war dies zu erwarten, wenn auch nicht in dein gleichen Masse wie gegeriiiber Sauren, entsprechend der Stellung des Sluminiums im periodischen System. Da das Alucol .ia uiiver- bntlert aus dem hlagen in den alkalischen Darmtraktus gelangt, i*t rlieser Frage auch einige praktische Bedeutung beizulegen.

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Es wurden deshalb Parallelversuche angestellt : je 10 cm3 0,01-11. IICl und 0,Ol-n. SaOl-I wurden in der offenen Wasserstoffelektrode mit je 0,5 gr Alucolpulver gemischt und die H-Ionenkonzentration r o n Minute zu Minute gemessen. Das Ergebnis zeigen die Kurven der Figur 3, nanilich ein betrachtliches Bindungsvermogen des Alucols auch gegeniiber Katronlauge, das allerdings etwas hinter dem gegen SBure znriickbleibt. (Da die Tabellen recht uniibersichtlich sein wiirden, beschranken wir uns hier und in den folgenden Fallen anf die Kurven.)

- 317 - Nachdein in einer Denkschrift aus dem Hygiene-Institut der

Technischen Hochschule Zurich (Prof. zlon Gonxenbach) l) iiber das Alucol Vorzuge der kolloidalen Losung (Gel, Sol) des Alucols gegen- iiber der einfachen Suspension in Bezug auf therapeutische Wirk- samkeit mitgeteilt waren, schien es von Interesse zu sein, festzu- stellen, ob auch bei unserer hlethodik sich Unterschiede der beiden Verteilungsformen zeigen wurden.

Es wurde wiederum die Veranderung der Aciditat gleich stark saurer Salzsaurelosungen untersucht, wenn sie mit A1 u c o 1 - S o 1 und Alucol -Suspens ion von gleichem Gehalt gemischt wurden. Das Sol wurde in Anlehnung an 21. Gonxenbach’s Vorschrift in fol- gender Weise hergestellt: 0,6 gr Alucol wurden niit 1,s cm3 Wasser ausgeschuttelt, dazu wurden 2 cm3 n. HC1 gegeben (Zeit 0 der fol- genden Versuche!), tuchtig geschuttelt bis zu vollstandiger Peptisation untl dann dazu 9,5 cn13 Wasser gegeben. 6,5 cm3 dieses Gemisches wurden dann in die offene Wasserstoffelektrode pipettiert, wo sich schon 3,5 cm3 Wasser befanden, in die seit 10 Minuten Wasserstoff eingeleitet wurde. Auf diese Weise erhielt ich ein Sol von 0,3 gr Alucol in 10 cm3 0,l-n. HC1; die Suspension wurde durch einfaches Scliutteln von 0,3 gr Alucol in 10 cm3 0,l-n. HC1 hergestellt. Dabei ist allerdings zu benierken, dass von einem Sol im strengen Sinne des Wortes nicht gesprochen werden kann, ein wenn auch geringer Bodenk6rper bleibt stets zuriick, wie auch anderseits sicher nach und nach Teilchen der Suspension in Losung gehen.

Bei den Versuchen konnten folgende Tatsachen festgestellt wcrden (vergl. die Kurven 1 und 2 in Figur 4): die Sorptionsfahigkeit des Sols ist unter gleichen Urnstanden erheblich.grosser als die der Suspension. Wahrend aber das Sol schon nach etwa 45 Minuten keine weitere Veranderung mehr zeigt, sinkt die Aciditat der Sus- pension langsam weiter, bis zum Abbruch des Versuches nach 90 JZinuten, ha t allerdings auch jetzt den Wert des Sols noch nicht erreicht. Eine Erklarung ergibt sich zwanglos aus dem oben an- genommenen allmahlichen Ubergang der Suspension in die Solforni.

Um den physiologischen Verhaltnissen’ naher zu kommen, wurden die gleichen Versuche wiederholt, wobei a n Stelle von Wasser die S’oerensen’sche Gl y k o k o 11 - L o s u n g verwandt wurde, d. h. eine Losung, die 0,l-molar ist in Bezug auf Glykokoll und Kochsalz. Damit haben wir ein einfachstes gepuffertes System, wie es ja auch der Speisebrei, der in den Magen gelangt,. in gewissem Umfange darstellt. Hier zeigt sich nun, dass die Wirksamkeit des Alucols erheblich gehemmt wird (vergl. Kurven 3 und 4 in Abb. 4). Nachdem durch den Zusatz von Glykokoll die Aciditat des Systems an sich schon vermindert ist, ist die weitere Vermindernng durch das Alucol

1) Manusltript in Handen der Fa. Wander.

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keine rein additive Grosse, sondern ist erheblich kleiner geworden, ja, beide Wirkungen zusammen erreichen beim Sol noch nicht die Wirkung, die im vorhergehenden Versuch das Aliicol allein leistete. Man kann also den beiden Puffersystemen eine gewisse antagoni- stische Tendenz zuschreiben, Alucol und Glykokoll s c h e i n e n gegen- einander gepuffert zu sein. Zudem erreicht jetzt die Ii'irkung viel schneller ihre Gleichgewichtslage, wieder friiher beiin Sol (ca. 20 Mi- nuten), als bei der Suspension (etwa 45 Minuten). Ganz besonders deutlich t r i t t wieder die viel starkere Wirkung des Sols hervor gegen- uber der Suspension.

h

3. =

L I

Z d m mtnidcn - 1 6 8 a Q I? fi ,, 20 2 2 S" 26 I. 30 I* J* .% ,s .o Y 1 *I w "I rn $2 N *

Fig. 4.

Schliesslich suchten wir uns noch Klarheit zu verschaffen iiber den Einfluss des Alucols auf die p e p t i s c h e V e r d au u n g. Wahrend die Firma behauptetl), dass der zur geregelten Verdauung notige Bruchteil der Saure immer ungebunden bleibt, ,,im Gegenteil muss, wenn die Saurekonzentration unter den fur das Gleichgewicht er- forderlichen Betrag sinkt, von dem salzsaurehaltigen Peptisations- produkt Skure an die Urngebung abgegeben werden", war im hollan- dischen Reichsinstitut eine sehr weitgehende Hemmung der Pepsin- verdauung tiurch das Alucol festgestellt worden2). Zu der Unter- sucliung setzte ich Verdauungsversuche an, init c. Nett'schen Rohrchen, ca. 0,05-n. Salzsaure, 1,5% Pepsin pulv. Merck und variierten Mengen A41iicol in Sol- und in Suspensioiisform im Brutschrank. Die Ver- suche ergaben bei grossen Doseii eine deutliche Hemmung der Ver- dauung, wobei die Verzogerung durch das Sol etwas geringer er- scheint als die durch die Suspension; bei kleineren Doien Alucol gcht (lie Pepein-Verdaunng gut vonstatien.

l) Diss. Afccthez. z, a. a. 0.

- 319 - J e 10 em3 Pepsinlosung in 0,Ol-n. HCl wurden gemischt mit

Alucol-Sol 0,3j10 em3 0,l-n. IICl oder Alucol-Suspension 0,3/10 em3 0,l-n. HC1. Die Zahlen gehen das verdaiite Eiweiss der v. Mett’schen Rohrchen in mm an, wobei sich Spalte I auf Aufhellung des Eiweisses, Spalte 11--V auf vollstandige Losung bezieht.

Tabelle 6.

-~

1 2 3 4 5 6 7 8 9

~ - ___ I 1 ~ _ _ _ _ _ - __ __ 10 em3 Pepsiniosung+ 10 10 3 , ,, + 10 ,, Al.-Susp. . . . . . . . . 10 ,) ., + 5 ., A1.-Sol + 5 cm30.1-n. 10 ,, + 5 ,, Al.-Susp.+5 ,, 0,l-n.

., + 2,5 ., A!.-Susp.+7,5 ,, 0,l-n. 10 ,, ,, + 2,5 ,, A1.-Sol +7,5 ,, 0,l-n. ,, 10 ,,

,, + 1;25 ,, A].-Sol +8,7.5 ,, 0,l-n. ,, + 1,25 ,, Al.-Susp.+8,75 ,, 0,l-n.

10 ,>

10 3 ,

10 ,, 0,l-n. HCl .

m i 3 A1.-Sol . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . .

I n dem Sol liegt eine feinere Verteilungsform, d. 1-1. eine grossere Oherflache des Alucols vor als bei der Suspension; es ist dem mole- kular-gelosten Zustand naher, daher kann auch eine leichtere Bindung des Pepsins an die Salzsaure erfolgen.

Die Salzsaure scheint also leichter von der Solform aufgenommen zu werden als von der Suspension, wie sich aus Fig. 4 ergibt, und zugleich nach Tabelle 6 auch wieder leichter abspaltbar, also labiler gebunden zu sein. Auf die Bedeutung des Aluminium-Ions fur die Ladung und Permeabilitat der Zellbestandteile wird an anderer Stelle eingegangen werden.

Basel, Physiologisch-chemische Anstalt.

Pufferstudien IV. Pufferung bei erhitzten Alkaloid-Liisungen von Hans Moser.

(10. 111. 27.)

Verschiedene dutoren hahcn in letzter Zeit festgestellt, dass A 1 k a 1 o i d 1 o s u n g e n , die in ublicher T’l’eise durch Erhitzen sterili- siert wurden, ihre Wassersto€fionenkonzentration zum Teil recht erheblich nach der sauren Seite zi i verschiebenl). So sol1 das pH einer 2-proz. Novocainliisung nach 20 Minnten langem Erhitzen ____

l) L. Roy, J. Pharm. Chim. 181 I, 525; -4. Lid, ihid. 474; C. 1925, 11, 953, 1072 (1923).