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D er südliche Landstrich der Al- garve mit seinen vielen Son- nenstunden, den langen Sandsträn- den und dem milden Klima wird er- folgreich als exklusivste Urlaubsre- gion der Iberischen Halbinsel ver- marktet. Während auf den Golfplät- zen der mondänen Clubanlagen Manager über das Wochenende ausspannen, residieren in den Quintas und Montes des Hinterlan- Purpur, Olivenöl und Fischsaucen als Exportartikel Wirtschaftsarchäologische Untersuchungen am Rand der antiken Welt in Lusitanien eigene genetische Ausstattung ha- ben, mit denen die Ausbildung von Millionen verschiedener Antigen- spezifischer T-Zell-Rezeptoren mög- lich ist. Die beiden Wissenschaftler und ihre Teams identifizierten und sequenzierten bestimmte Gene des T-Zell-Rezeptors. Aus der Analyse der Gene gelang es ihnen, viele strukturelle Einzelheiten des T-Zell- Rezeptors abzuleiten. In weiteren Experimenten ent- wickelte Mark M. Davis zelluläre und molekulare Techniken, die es möglich machten, die Antigenspezi- fität von T-Zellen im Gewebe zu un- tersuchen, wenn T-Zellen ihre spe- zifischen Antigene binden. Parallel dazu untersuchte Tak W. Mak die Bedeutung von selektiven Gendele- tionen – dabei werden Teile eines Gens und damit die in diesem Be- reich enthaltene genetische Infor- mation entfernt – auf die Funktion des Immunsystems und besonders auf T-Zellen mit Hilfe von so ge- nannten Knock-out-Mäusen, in de- nen die Funktion bestimmter Gene ausgeschaltet ist. Die Paul Ehrlich-Stiftung Die Paul Ehrlich-Stiftung ist eine rechtlich unselbstständige Stiftung der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main e.V. Ehrenpräsident der 1929 von Hedwig Ehrlich eingerichteten Stiftung ist der Bundespräsident, der auch die gewählten Mitglieder des Stiftungsrates und des Kuratori- ums beruft. Der Vorsitzende der Ver- einigung von Freunden und Förde- rern ist gleichzeitig Vorsitzender des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stif- tung. Dieses Gremium, dem 14 na- tional und international renommier- te Wissenschaftler aus fünf Ländern angehören, entscheidet über die Auswahl der Preisträger. Finanziert wird der Preis durch zweckgebun- dene Spenden von Unternehmen und vom Bundesgesundheitsminis- terium. Forschung Frankfurt 1/2004 60 des dem Kulturbetrieb entflohene Intellektuelle neben wohlsituierten Ruheständlern aus Mittel- und Nord- europa. Der Tourismus hat den Auf- schwung des bis vor 35 Jahren zu den rückständigsten Regionen Eu- ropas zählenden Südens Portugals beflügelt, die traditionsreichen land- wirtschaftlichen Erzeugnisse spielen dabei kaum eine Rolle. Das war zur Zeiten der Römer gänzlich anders. Wie mag das Leben vor 2000 Jahren an jenem weit entfernten Küsten- streifen jenseits der Säulen des Her- akles (Gibraltar), am Rand der da- mals bekannten Welt ausgesehen haben? Weit verzweigte Handelskon- takte und Produktionsstätten Antike Autoren nennen neben den iberischen Erzen vor allem land- Blick in einen der großen Keller der römischen Ölmüh- le von Milreu. Ent- lang der beiden Längswände ha- ben sich die Vor- ratsgefäße zur La- gerung des Oliven- öls erhalten. Die entsprechende landwirtschaftli- che Überschuss- produktion stellte eine wichtige Grundlage der Le- bensmittelversor- gung des römi- schen Militärs an den Grenzen des Reiches, etwa an Rhein und Donau, dar. Die Autorin Monika Moelders ist Diplom-Biolo- gin und Redakteu- rin dieses For- schungsmagazins. CORE Metadata, citation and similar papers at core.ac.uk Provided by Hochschulschriftenserver - Universität Frankfurt am Main

Purpur, Olivenöl und Fischsaucen als Exportartikel · 2013. 10. 25. · Purpur, Olivenöl und Fischsaucen als Exportartikel Wirtschaftsarchäologische Untersuchungen am Rand der

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  • Der südliche Landstrich der Al-garve mit seinen vielen Son-nenstunden, den langen Sandsträn-den und dem milden Klima wird er-folgreich als exklusivste Urlaubsre-gion der Iberischen Halbinsel ver-marktet. Während auf den Golfplät-zen der mondänen ClubanlagenManager über das Wochenendeausspannen, residieren in denQuintas und Montes des Hinterlan-

    Purpur, Olivenöl und Fischsaucen als ExportartikelWirtschaftsarchäologische Untersuchungen am Rand der antiken Welt in Lusitanien

    eigene genetische Ausstattung ha-ben, mit denen die Ausbildung vonMillionen verschiedener Antigen-spezifischer T-Zell-Rezeptoren mög-lich ist. Die beiden Wissenschaftlerund ihre Teams identifizierten undsequenzierten bestimmte Gene desT-Zell-Rezeptors. Aus der Analyseder Gene gelang es ihnen, vielestrukturelle Einzelheiten des T-Zell-Rezeptors abzuleiten.

    In weiteren Experimenten ent-wickelte Mark M. Davis zelluläreund molekulare Techniken, die esmöglich machten, die Antigenspezi-fität von T-Zellen im Gewebe zu un-tersuchen, wenn T-Zellen ihre spe-zifischen Antigene binden. Parallel

    dazu untersuchte Tak W. Mak dieBedeutung von selektiven Gendele-tionen – dabei werden Teile einesGens und damit die in diesem Be-reich enthaltene genetische Infor-mation entfernt – auf die Funktiondes Immunsystems und besondersauf T-Zellen mit Hilfe von so ge-nannten Knock-out-Mäusen, in de-nen die Funktion bestimmter Geneausgeschaltet ist.

    Die Paul Ehrlich-Stiftung

    Die Paul Ehrlich-Stiftung ist einerechtlich unselbstständige Stiftungder Vereinigung von Freunden undFörderern der Johann WolfgangGoethe-Universität Frankfurt am

    Main e.V. Ehrenpräsident der 1929von Hedwig Ehrlich eingerichtetenStiftung ist der Bundespräsident,der auch die gewählten Mitgliederdes Stiftungsrates und des Kuratori-ums beruft. Der Vorsitzende der Ver-einigung von Freunden und Förde-rern ist gleichzeitig Vorsitzender desStiftungsrates der Paul Ehrlich-Stif-tung. Dieses Gremium, dem 14 na-tional und international renommier-te Wissenschaftler aus fünf Ländernangehören, entscheidet über dieAuswahl der Preisträger. Finanziertwird der Preis durch zweckgebun-dene Spenden von Unternehmenund vom Bundesgesundheitsminis-terium. ◆

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    des dem Kulturbetrieb entfloheneIntellektuelle neben wohlsituiertenRuheständlern aus Mittel- und Nord-europa. Der Tourismus hat den Auf-schwung des bis vor 35 Jahren zuden rückständigsten Regionen Eu-ropas zählenden Südens Portugalsbeflügelt, die traditionsreichen land-wirtschaftlichen Erzeugnisse spielendabei kaum eine Rolle. Das war zurZeiten der Römer gänzlich anders.

    Wie mag das Leben vor 2000 Jahrenan jenem weit entfernten Küsten-streifen jenseits der Säulen des Her-akles (Gibraltar), am Rand der da-mals bekannten Welt ausgesehenhaben?

    Weit verzweigte Handelskon-takte und Produktionsstätten

    Antike Autoren nennen neben deniberischen Erzen vor allem land-

    Blick in einen dergroßen Keller derrömischen Ölmüh-le von Milreu. Ent-lang der beidenLängswände ha-ben sich die Vor-ratsgefäße zur La-gerung des Oliven-öls erhalten. Dieentsprechendelandwirtschaftli-che Überschuss-produktion stellteeine wichtigeGrundlage der Le-bensmittelversor-gung des römi-schen Militärs anden Grenzen desReiches, etwa anRhein und Donau,dar.

    Die Autorin

    Monika Moeldersist Diplom-Biolo-gin und Redakteu-rin dieses For-schungsmagazins.

    CORE Metadata, citation and similar papers at core.ac.uk

    Provided by Hochschulschriftenserver - Universität Frankfurt am Main

    https://core.ac.uk/display/14506757?utm_source=pdf&utm_medium=banner&utm_campaign=pdf-decoration-v1

  • Rekonstruktions-vorschlag zur Öl-mühle in der römi-schen Villa vonMilreu. Von West(links) nach Ost(rechts) sind andem Berghang ei-ne Mühle zumAufbrechen derOliven, ein Kellermit Speicherge-fäßen und die Ar-beitsräume mitPresstennen undGegengewichtenaufgereiht.

    de die an der antiken Fernverbin-dung zwischen Olisipo (Lissabon)und der Provinzhauptstadt MeridaAugusta (Merida) gelegene Fund-stelle auf dem Monte da Nora(Alentejo) mit einbezogen (1).

    In einem ersten Schritt wurdenparallel zu der durch die portugiesi-sche Denkmalpflege durchgeführ-ten Konservierung der Monumenteder Baubestand und das bisherigeFundmaterial nach einem einheitli-chen System beschrieben, durch er-gänzende archäologische Gelände-arbeiten erforscht und zusammen-fassend ausgewertet. Von entschei-dender Bedeutung für die ins Augegefasste wirtschaftsarchäologischeThematik war aber vor allem die

    Entdeckung und Ausgrabung vonProduktionsanlagen an allen unter-suchten Siedlungsplätzen. Ihre Lo-kalisierung wird dem systemati-schen Einsatz moderner geophysi-kalischer Prospektionsmethodenverdankt.

    Exportorientiert –die größte Olivenölmühle

    In Milreu gelang es, unweit desWohnareals die größte bekannte rö-mische Olivenölmühle auf dem Ge-biet der Provinz Lusitania zu identi-fizieren, systematisch freizulegenund bauhistorisch zu untersuchen.Neben drei großen Kellerräumenmit noch 40 gut erhaltenen Vorrats-gefäßen konnten die Presstennen

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    wirtschaftliche Erzeugnisse wieWein, Öl und Fischsaucen als Ex-portartikel Hispaniens. Weit ver-zweigte Handelskontakte konntentatsächlich anhand der als Trans-portbehälter genutzten Amphorenund ihrer Herstellervermerke nach-gewiesen werden: Nicht einmal diean der Nordwestgrenze des Imperi-ums, etwa in Mainz, stationiertenrömischen Soldaten brauchten aufihre durch Olivenöl und Fischwürzegeprägte mediterrane Ernährungverzichten (vgl. Beitrag von UlrikeEhmig »Wie Olivenöl in die ProvinzObergermanien kam« in ForschungFrankfurt 3/2002).

    Um tragfähige Modelle zum Wa-renaustausch zwischen Hispanienund anderen Regionen der antikenWelt entwickeln zu können, müs-sen vor allem die Produktionsstät-ten in den Herkunftsgebieten er-forscht sein. Wie wurden die Ex-portprodukte der römischen Pro-vinz Lusitania – in etwa das heutigePortugal und die spanische Extra-madura – eigentlich hergestellt?Bisher war unsere Kenntnis der an-tiken Siedlungs- und Wirtschafts-verhältnisse gerade in dem Atlantikzugewandten Südwesten der Iberi-schen Halbinsel sehr gering.

    Ziel des Frankfurter Forschungs-projekts war es somit, an ausge-wählten antiken Siedlungsplätzendie Gewerbebauten zu identifizie-ren und zu analysieren, um da-durch die technischen Details desProduktionsablaufs kennen zu ler-nen. Eine vollständige Erschließungder Gewerbe- und Speicherbautenbietet zudem eine Chance, den Pro-duktionsumfang quantitativ ein-schätzen zu können. Schließlich er-möglicht die bauhistorische undstratigraphische Analyse der Befun-de zusammen mit der Auswertungdes vorliegenden Fundbestands einezeitliche Gliederung der Entwick-lung der landwirtschaftlichen Ge-werbebauten wie auch der zu-gehörigen Wohnanlagen.

    In Absprache mit der örtlichenBodendenkmalpflege wurden vierSiedlungsanlagen ausgewählt. Eshandelt sich zum einen um die un-mittelbar an natürlichen Küstenla-gunen gelegenen Siedlungen vonAbicada (2) und Cerro da Vila (3)sowie um die im Hinterland der Ha-fenstadt Ossonoba (Faro) errichteteVilla von Milreu (4). Für den not-wendigen Vergleich mit einem bin-nenländischen Siedlungsplatz wur-

    N

    Karte Hispaniens während der römischen Kaiserzeit

    Gades

    HispalisItalica

    UrsoUcubi

    Malaca

    Iulia Traducta

    Pax Iulia

    Olisipo

    AsturicaAugusta

    LanciaFlaviobriga

    Pompelo

    CalagurrisNumantia

    PallantiaIntercatia

    Salmantica

    Segovia

    Osca

    AquaeTarbellicae

    Lucus Augusti

    Brigantium

    BracaraAugusta

    Carthago Nova

    Ilici

    Valentia

    Saetabi

    Saguntum

    Tarraco

    Caesaraugusta

    Barcino

    Dertosa

    Ilerda Emporiae

    Narbo

    Palma

    Pollentia

    Tolosa

    Burdigala

    CordubaCastulo

    Salaria

    LibisosaLaminium

    ComplutumTolerum

    Durtus Iberus

    Duranis

    Garumna

    Baeus

    Sucro

    Anas Emerita Augusta

    NorbaTagus

    Lusitania

    OceanusAtlanticus

    H i s p a n i a

    Mare Internum

    BAETICA

    Baleares

    Tarraconensis

    Gallia

    1

    23

    4

    Zu erkennen sinddie drei ProvinzenHispania Tarraco-nensis (im Nord-osten), Baetica(im Südosten) undLusitania (imWesten) sowie dievier untersuchtenSiedlungsplätze:(1) Monte daNora, (2) Abicada,(3) Cerro da Vilaund (4) Milreu.

  • Linie von der Herstellung des wich-tigsten und berühmtesten Farbstof-fes der Antike, dem Purpur. GroßeMengen der hierzu benötigten Mu-rex-Schnecken fanden sich im Be-reich eines 140 Meter langen Ge-werbebaus. Neben Lagerhallen undWerkstuben prägte eine Vielzahlkleiner Produktionsbecken diesengewaltigen Bau. In den mit wasser-beständigem Kalkmörtel ausgeklei-deten Bassins wurde aus dem Se-kret der aufgebrochenen Meeres-schnecken der wertvolle Farbstoffgewonnen. Begleitende geomor-phologische Untersuchungenmachten deutlich, dass die Anlagein der Antike unmittelbar an einemals Ankerplatz genutzten Lagunen-arm errichtet worden war.

    Auch die unweit der antiken Ha-fenstadt Portus Hanibalis (Portimão)im Mündungsdelta zweier Flüssegelegene Villa von Abicada besaß ei-nen Gewerbetrakt mit einer ganzenSerie von hintereinander gestaffel-ten Becken, um Fischsaucen herzu-stellen. Diese zum Würzen vonSpeisen verwendeten Saucen bilde-ten eines der wichtigsten Exportgü-ter der römischen Provinz Lusitania.

    Ländliche Familienbetriebezur Eigenversorgung

    Die ermittelten Fakten sprechendafür, dass diese Produktionsanla-gen für Öl, Fischsaucen und Purpurbei den drei küstennahen Sied-lungsplätzen hochspezialisiert gear-beitet und zielgerichtet über den Ei-genbedarf hinaus Waren für den

    Export hergestellt haben. NatürlicheAnkerplätze oder die Nähe zu Ha-fenstädten gewährleisteten einenkostengünstigen Transport der Pro-dukte auf dem Seeweg. Anders da-gegen die binnenländischen Sied-lung auf dem Monte da Nora: Dieländlichen Familienbetriebe warenallein darauf ausgerichtet, durch dieProduktion von Wein, Öl und Ge-treide sowie Viehhaltung den eige-nen Lebensunterhalt zu sichern.

    Entwicklung der Küsten-region erst in der römischenKaiserzeit

    Die neuen Forschungsergebnisselassen auch konkretere Aussagendarüber zu, wie sich die Besiedlungim Binnenland und in der Küsten-region völlig unabhängig von ei-nander entwickelt hat: Schon in dervorrömischen Eisenzeit entstand diebinnenländische Siedlung auf demMonte da Nora: Die mit dem in-schriftlich belegten Ort Montobrigain Verbindung zu bringende Anlagewurde über den Resten einer befes-tigten Siedlung aus dem 2. bis1.Jahrhundert vor Christus errich-tet. Dagegen ließen sich im Umfeldder selber spätestens seit der phöni-zischen Zeit (7. Jahrhundert vorChristus) besiedelten Hafenstädteder Algarve (Ossonoba, Balsa, Por-tus Hannibalis, Lacobriga) keineAnzeichen einer vergleichbarfrühen Besiedlung nachweisen. Diedurch die beschriebenen Gewerbe-bauten geprägten Siedlungen vonMilreu, Cerro da Vila und Abicada

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    Das Frankfurter Forschungsprojekt »Archäologische Untersuchungen vonvier römischen Landvillen und ihrer Territorien in Südportugal (Algarve)«wurde von 1999 bis 2003 von der Fritz Thyssen Stiftung in Köln gefördert.Prof. Dr. Hans-Markus von Kaenel, Seminar für Griechische und RömischeGeschichte, Abteilung II, Archäologie und Geschichte der römischen Pro-vinzen, warb dieses Projekt für die Universität Frankfurt ein und betreutees während seiner vierjährigen Laufzeit. Für die bei solchen Vorhaben un-erlässliche internationale und fächerübergreifende Kooperation an denGrabungsstätten war Dr. Felix Teichner verantwortlich, der auch die wis-senschaftliche Auswertung des Projekts übernahm. Die interdisziplinäreZusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universitäten Dublin und Gal-way sowie der Naturwissenschaftlichen Abteilung des Deutschen Archäolo-gischen Instituts in Berlin, schließlich aber auch die Teilnahme von jährlichbis zu 50 Studierenden der Universitäten Budapest, Coimbra, Évora, Frank-furt, Galway, Jena und Santander an den Ausgrabungen wurde durch er-gänzende Spenden aus der deutschen Wirtschaft sowie Fördermittel desDeutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD), des ThüringischenMinisteriums für Europaangelegenheiten, des Millenium Research Fondsder Republik Irland und der Vereinigung von Freunden und Förderern derUniversität Frankfurt (Ludwig-Landmann-Spende) unterstützt.

    Die Förderer des Forschungsprojekts

    Freilegung eines der Becken zur Herstellung von Farbstoffenin der römischen Siedlung auf dem Cerro da Vila (Vilamoura).Die rund 1 mal 1,4 Meter großen Bassins waren mit wasser-beständigem Kalkmörtel ausgekleidet. Purpur war aufgrunddes aufwändigen Produktionsprozesses der teuerste Farbstoffder Antike.

    mit insgesamt fünf Pressen sowieden zugehörigen Gewichtssteinenaufgedeckt werden.

    Bei der Ansiedlung auf dem Cer-ro da Vila (Vilamoura) handelt essich nicht, wie bisher angenommen,um eine Villa, sondern um eine ei-genständige Fischer- und Hafensied-lung. Die Bewohner lebten in erster

    Bodenmosaik aus einem Wohnraum inder römischen Villa von Milreu (Algarve).Das polychrome Mosaik mit maritimenSzenen wurde von Kunsthandwerkernaus dem Norden der Iberischen Halbin-sel ausgeführt.

  • entwickelten sich erst, nachdem dieRömer zu Beginn der Kaiserzeit(Anfang 1. Jahrhunderts nach Chri-stus) gezielt das Umland der Hafen-städte zu erschließen begannen.

    Im Laufe des 3. Jahrhundertswurden die Siedlungen sowie diezugehörigen Produktionsanlagenspürbar umstrukturiert: In Cerro daVila etwa lässt sich sehr deutlich ei-ne Konzentration der vormaligkleinteiligeren und über das gesam-te Siedlungsareal verteilten Gewer-betätigkeit beobachten. In derSpätantike, ab dem ausgehenden5.Jahrhundert, kommt es in allenSiedlungen zu tiefgreifenden Verän-derungen in der Bau- und Wirt-schaftsstruktur: Einstmals prunk-volle Speise- und Repräsentations-räume werden in kleine Wohnstu-ben aufgeteilt. In den ursprünglichauf eine Überschussproduktion vonÖl, Wein, Fischsaucen und Farbstof-fen ausgerichteten Gewerbebautenbegnügt man sich nun mit einfa-chem Hauswerk.

    Siedlungskontinuitätbis ins Mittelalter

    Trotz dieses Niedergangs kam es je-doch hier – anders als in anderenProvinzen – weder gegen Ende desweströmischen Reichs noch infolge

    der Ankunft der arabischen Berberzu Beginn des 8. Jahrhunderts zueinem Siedlungsabbruch. Tiefgrei-fende Einschnitte in das Siedlungs-geschehen in Milreu und auf demCerro da Villa brachten allein ver-nichtende Naturereignisse wie Erd-beben mit sich. Beredtes Zeugnisdieser langen Siedlungskontinuitätgibt eine Gruppe arabischer Grabin-schriften in der Villa von Milreu, aufdenen noch im 9. Jahrhundert fünfVerstorbener mit Namensgut derspätantik-christlichen Epoche ge-dacht wird. ◆

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    A. Neville / F. Teich-ner, Cristianization,Romanization andIslamization in Sou-thern Lusitania.Antiquity 74, 2000(1), 33–34.

    B. Hoffmann / A.Neville / F. Teichner/ D. Wolliscrooft,

    Geophysical Sur-veying at the Ro-man Villa of Milreu(Algarve, Portugal).In: Arbeitshefte desBayerischen Lan-desamtes für Denk-malpflege 108(München 1999)43–44.

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    gem). Arqueologia(Porto) 24, 1999,101–110.

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    Actas do Encontrode Arqueologia doAlgarve 2001. Xelb4, 2002, 103–114.

    F. Teichner, Umanova interpretaçãoda área 21, a partirda da planta elabor-ada por SebastiãoPhilippes Martins

    Estácio da Veiga,sobre a Villa roma-na de Milreu (Estoi,Algarve) – notíciapreliminar. APort19, 2001, 187–198.

    Literatur

    Rekonstruktion des Innenhofs der römi-schen Villa von Abicada. Um den sechs-eckigen Hof mit zentralem Wasserbeckengruppierten sich Speise- und Schlafräu-me (links). Der Zugang erfolgte von Sü-den durch einen dem offenen Meer zu-gewandten Säulengang (rechts). DiesesBegleitprojekt wurde finanziert von derVereinigung von Freunden und Förderernder Universität; Ludwig-Landmann-Spende 2003.

    Der Autor

    Dr. Felix Teichner forscht und lehrt zurZeit als Stipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung an der Universitätvon Barcelona. Das Kalkhof-Rose-Habili-tationsstipendium der Akademie derWissenschaften und der Literatur zuMainz ermöglichte es ihm, die Ergebnis-se des dargestellten Forschungsprojektsauszuarbeiten. Nach der 1995 in Frank-furt bei Prof. Dr. Maria R.-Alföldi abge-schlossenen Promotion arbeitete derArchäologe an der Außenstelle Lissabondes Deutschen Archäologischen Institutsund war als wissenschaftlicher Assistentan der Friedrich-Schiller-Universität inJena tätig.

    Luftbild der Grabungen im Bereich dereisenzeitlichen Höhenbefestigung aufdem Monte da Nora (Alentejo). Inner-halb der quadratischen, das gesamteSiedlungsareal abdeckenden Grabungs-schnitte fanden sich auch die Reste dernachfolgenden römischen Ansiedlung.