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Quantum Systemik Die Systemische Beratung

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Systemische Beratung mit energetischen Methoden = Quantum Releasing von Matrix Transformation matrix transformations, matrix transform, transformations matrix, matrix transformation , 2d transformation matrix, transformation matrix rotation, 3d transformation matrix, affine transformation matrix, opengl transformation matrix, lorentz transformation matrix, transformation einer matrix, fourier transformation matrix, matrix energetics, energetic matrix, matrix energetics net, matrix energetics deutschland, matrix energetic, energetics matrix, bartlett matrix energetics, richard bartlett matrix energetics, dr richard bartlett matrix energetics, matrix energetics erfahrungen , matrix energetics seminare, matrix energetics ausbildung, self healing, holistic healing, theta healing, alternative healing, quantenheilung , quantentherapie , quanten heilung

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Page 1: Quantum Systemik Die Systemische Beratung

Quantum Systemik

Systemische Beratung mit Unterstützung energetischenCoachings

Quantum Releasing

Page 2: Quantum Systemik Die Systemische Beratung

CopyrightCopyrightCopyrightCopyright

1. Auflage 2009ISBN CH Matrix Media Verlag, CH-8212 Olten (deutsche Ausgabe), 2009Copyright: Matrix Media & EventsCopyright: Armin BurkardTitel : Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art und auszugsweisen Nachdruck, vorbehalten.CH Matrix Media Verlag, CH-8212 OltenDesign: Matrix Media, Olten CHSatz: Matrix Media, Olten CH

VorbemerkungVorbemerkungVorbemerkungVorbemerkung

Dieses Buch dient der Information über Methoden der Gesundheitsvorsorge undSelbsthilfe. Wer in diesem Buch Beschriebene Methoden und Techniken anwendet,

tut dies in eigener Verantwortung. Autoren und Verleger beabsichtigen keinesfalls, Diagnosen zu stellen oder

Therapieempfehlungen zu geben. Die hier beschriebenen Verfahren sind nicht alsErsatz für professionelle medizinische Behandlung bei gesundheitlichen

Beschwerden zu verstehen. Die vorgestellten Methoden und Techniken sind ausdem Bereich energetischer Arbeit. Die praktische Wirksamkeit ist durch

Erfahrungsbereichte dokumentiert.

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Vorwort

Die Systemik hat neben anderen Wurzeln Ihren Ursprung in der Systemtheorie.Der zusammengefasste Grundannahme lautet, daß sichjenseits der üblichen Ursache /Wirkungs – Zusammenhänge, Lösungsansätze eher im Gesamtkontext des Systemsfinden. Das System ist hier verkürzt das Umfeld oder die Personen des Umfeldes,welche Einfluss auf die zu betrachtende Situation haben.

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Eigenschaften von Systemen

3. Grundannahmen / Grundsätze der systemischen Beratung

3.1 Zirkularität

3.2 Systemisches Verständnis von Problemen / Symptomen

3.3 Neutralität

3.4 Wertschätzung

3.5 Irreverenz

3.6 Hypothesenbildung

3.7 Verstörung

4. Angewandte systemische Techniken

4.1 Zirkuläres Fragen

4.2 Formen systemischen Fragens

4.3 Genogramm / Organigramm

4.4 Familienskulptur

4.5 Reframing

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4.6 Das Reflektierende Team

4.7 Schlußinterventionen

5. Stellungnahme

6. Literatur

1. Einleitung

Es gibt Interdisziplinäre Aspekte der Systemik inden den Naturwissenschaften wie inden Geisteswissenschaften. Systemisches Denken zieht sich als Haltung oder geistigeStrömung durch diverse Wissenschaftsbereiche aus der eine eigene Wisenschafthervorging - die Kybernetik.

Im psycho-soziale Bereich setzte systemisches Denken zuerst Mitte des 20. Jh. in derFamilientherapie ein - also bei dem System, mit dem jeder Mensch am meistenverbunden ist. In den letzten 25 Jahren hat sich daraus der "Systemische Ansatz"entwickelt. Eine Vielzahl neuer Formen des systemischen Ansatzes wurden geschaffen,weitere neue Ideen integriert, modifiziert, durch neue ersetzt - systemische Konzepteerfahren in den letzten Jahrzehnten eine erstaunlich dynamische Entwicklung.Dennoch gibt es auch allgemein gültige Annahmen und Modelle, die denverschiedenen systemischen Modellen zu Grunde liegen. In dieser Abeit möchte ichversuchen, einen Überblick über die grundlegenden Merkmale der systemischenBeratung und über ihre typischen Techniken zu geben. Leitkriterium der Ordnung dersystemischen Aspekte soll hierbei deren empirische Bedeutung oder Bezug zurpraktischen Anwendbarkeit sein.

2. Merkmale und Eigenschaften von Systemen

Definition des Systems: Willke definiert ein System allgemein als "einenganzheitlichen Zusammenhang von Teilen, deren Beziehung untereinander quantitativintensiver und qualitativ produktiver sind als ihre Beziehungen zu anderenElementen."1 Im beraterischen Kontext ist dieser Zusammenhang von Teilen eineOrganisation von Menschen, in deren Bezugsrahmen das beanstandete Problemauftritt - also z.B. eine Familie oder andere Organisationsformen wie öffentliche undstaatliche Einrichtungen, Wirtschafts- und Sozialunternehmen etc. In Systemen bilden sich Regeln aus, die explizit oder implizit sein können. ExpliziteRegeln sind im System bekannt und können daher ausgesprochen und auch diskutiertwerden. Implizite Regeln dagegen wirken, ohne den Mitgliedern bewußt zu sein, siegeben sich oft erst durch ihre Überschreitung zu erkennen.

Systeme teilen sich in Subsysteme auf und sind selbst Mitglieder in größeren

1 zitiert nach v. Schlippe und Schweitzer 1999, S. 55

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Systemen. Zwischen verschiedenen Systemen herrscht Interaktion, und ihreAbgrenzungen zu anderen Systemen sind oft nicht deutlich zu erkennen. Jeder Menschist, in verschiedenen Kontexten, Mitglied verschiedener Systeme. Zwischen all diesembildet sich ein ähnlich verflochtenes Netzwerk wie bei der zirkulären Kausalität (siehe3.1).Ich möchte hier als Beispiel mich selbst erwähnen: Ich gehöre zum System meinerFamilie und gleichzeitig zum System "Hochschule", das sich für mich in verschiedeneSubsysteme - "Vorlesungen" und "Projekt" - aufspaltet. Außerdem habe ich nochdiverse Freunde, Bekannte etc., und jedes Mal, wenn ich einkaufe, trete ich mit demSystem "Supermarkt" in Interaktion.Eine systemische Weltsicht berücksichtigt in ihren Urteilen all diese Eigenschaften.Wesentlich für sie ist, "dass es um die Betrachtung der Beziehungen zwischen undnicht der Natur von Phänomenen geht."2 So ist in einer systemischen Beratung dasgesamte System Klient - nicht ein einzelner Mensch. Der Mensch, aufgrund dessenSymptomatik die Beratung initiiert wurde, wird daher nicht als "Patient", sondern als"Indexpatient" bezeichnet.

3. Grundannahmen / Grundsätze der systemischen Beratung

3.1 Zirkularität

Der wichtigste Aspekt der systemischen Denkweise ist die Ablösung des linearendurch das zirkuläre Kausalitätsmodell. Lineare Kausalität trennt die Ereignisse inUrsachen und Folgen: Die Ursache "A" zieht die Folge "B" nach sich.In der systemischen Theorie wird von diesem Denkmodell Abstand genommen. Stattdessen wird eine zirkuläre Weltsicht bevorzugt. In dieser kommen zwar auch lineareUrsache-Wirkung-Hypothesen vor; doch setzt sich das Weltbild aus einer unendlichenAnzahl von diesen zusammen, die sich gegenseitig beeinflussen, Kreisläufe bilden, mitvielen anderen Kausalketten verbunden sind und auf diese Weise ein nicht zuentflechtendes Netz bilden. In diesem Netz ist jedes Ereignis gleichzeitig eine Folgeund eine Ursache vieler anderer Prozesse, zwischen "Ursachen" und "Folgen" kannalso nicht mehr unterschieden werden.Aus diesem Denken ergibt sich, dass es unmöglich ist, das Rat suchende System in"gute" und "böse" Teile aufzuspalten; denn das, was als "gut" oder "böse" erscheint,ist auch nur ein Prozess im Netzwerk der "Ursache-Folgen" und "Folge-Ursachen" -einfacher: der Ereignisse. Auch die Mitglieder des Systems werden auf diese Weiseangesehen: "Eine Aufteilung in 'Schuldige' und 'Opfer' kann nicht mehr vorgenommenwerden."3

Eine weitere Folge4 des zirkulären Modells ist die Unmöglichkeit, das System in allseinen Zusammenhängen zu überschauen: "Wird die Idee der Zirkularität oder derzirkulären Kausalität auf die Erklärung menschlichen Verhaltens anbgewendet, soheißt das, dass es unmöglich ist, objektiv zu wissen, wie die Pfeile der Kausalität zuziehen sind."5 Dies führt dazu, dass verläßliche Vorhersagen über das Verhalten einesSystems - z.B. als Reaktion auf eine therapeutische Intervention - nahezu unmöglichsind. Im Endeffekt ist die ganze Welt ein zirkuläres System, und wenn sich der Einsatzvon FCKW in einer Zerstörung der Ozonschicht auswirkt, ist auch das ein Folgeereignisan einer Stelle, an der vorher niemand mit einem Problem gerechnet hätte6.

2 v. Schlippe 1984, S. 223 Fachlexikon der Sozialen Arbeit, S. 9464 Entschuldigung für diese Formulierung. Genau genommen müßte es heißen: Eine der unendlich vielen

Kausalbeziehungen, die das Netzwerk der Zirkularität bilden5 Furman und Ahola 1996, S. 426 vgl. Kriz 1997, S. 87ff.

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3.2 Systemisches Verständnis von Problemen / Symptomen

Als Problem gilt allgemein "etwas, das von jemandem einerseits als unerwünschterund veränderungsbedürftiger Zustand angesehen wird, andererseits aber auch alsprinzipiell veränderbar."7 In der systemischen Betrachtung liegt ein Problem nicht nurbei der Einzelperson, sondern vor allem in den Beziehungen dieser Person und inihrem System allgemein: "Ein Symptom, ein Problem, eine Krankheit sind keineDinge, sondern Prozesse, gebildet durch Handlungen und Kommunikationenverschiedener Personen."8 Probleme sind in diesen beiden Definitionen Ereignisse wiealle anderen auch - nur mit dem Unterschied, dass sie als negativ empfunden werden.Eine Änderung der Systemeigenschaften oder eines Mitglieds, wie sie in verschiedenenIntensitäten ständig geschieht, zieht zirkulär Reaktionen der Mitglieder nach sich.Wenn das System überhaupt nicht verlassen werden kann (z.B. Familie) und/oder einegroße Abhängigkeit von ihm besteht (z.B. Arbeitsplatz), muß auf eine solche Änderungim Rahmen des Systems und seiner Regeln reagiert werden.Auch implizite Regeln, die sich erst bei ihrer Überschreitung zu erkennen geben,können ein Problem darstellen - dann ist ein Symptom der "Ausdruck desAusgeklammerten, des Verborgenen, des Ungesagten, des Unbekannten"9.Als problematisch empfundenes Verhalten von Individuen gilt in diesem Ansatz alsVersuch, aus der eigenen Perspektive heraus angemessen auf ein als problematischempfundenes System zu reagieren. "In der Systemtherapie werden Symptome alspositive Lösung betrachtet, die Werte und Ereignisse eines Systems ebenso schützenwie die Gefühle, die sich darum ranken."10 Die Ausbildung eines Symptoms erscheintdem Indexpatienten (meist unbewußt) als geeignete Reaktion auf das System bzw. alsdas kleinere Übel.Zur Bedeutung eines Symptoms können vier Möglichkeiten genannt werden:11

- Es ist ein Hinweis auf eine ineffektive Lösung eines Problems.- Es stabilisiert die Beziehungen im System.- Es verleiht dem Indexpatienten Macht im System.- Es steht metaphorisch für andere Probleme im System.Wenn sich ein Symptom bei einem Systemmitglied zeigt, ist es im System ein Ereignisund wirkt wieder zirkulär auf das System zurück. Da es im Normalfall auch auf andereSysteme des Indexpatienten wirkt und bei Problemen professionelle Hilfe gesuchtwird, wächst um das Problem ein neues System, das aus dem Indexpatienten, seinemSystem und den verschiedenen Helfern besteht.

3.3 Neutralität

Aus der Annahme, dass jedes Verhalten in einem System den Sinn hat, das System ineinem erträglichen Zustand zu halten, hat sich die Grundhaltung der Neutralität - oderauch Allparteilichkeit - entwickelt. Dies bedeutet: Die systemische Beraterin muß sichdem Klientensystem gegenüber so verhalten, dass sie den Eindruck erweckt, dass siees, sein Verhalten und seine Probleme weder als positiv noch als negativ ansieht. DenKlienten sollte sie natürlich Empathie entgegenbringen und sich in die Sichtweisejedes einzelnen hineinversetzen können, doch sollte sie dies bei allenSystemmitgliedern in gleichem Maße tun. Neutralität gegenüber allen Aspekten desSystems bewahrt die Therapeutin davor, sich in Konflikten auf eine Seite zu stellenund dadurch bei der anderen Seite ihren therapeutischen Einfluß zu verlieren.

7 v. Schlippe und Schweitzer 1999, S. 1038 ebd., S. 1419 Tröscher-Hüfner 1994, S. 4110 ebd., S. 3611 nach v. Schlippe und Schweitzer 1999, S. 109f.

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v. Schlippe und Schweitzer nennen drei Arten der Neutralität12: - Neutralität gegenüber Personen: Der Berater stellt sich nicht eine Seite des Konfliktsund "verbündet" sich auch nicht mit einem der Klienten. - Neutralität gegenüber Problemen/Symptomen: Der Berater zeigt nicht, ob er dasProblem der Klienten als Problem ansieht oder nicht, also auch nicht, ob er esbeseitigen oder beibehalten würde.- Neutralität gegenüber Ideen/Lösungsversuchen: Der Berater zeigt nicht, ob dieIdeen, Problemerklärungen und Lösungsversuche seiner Klienten seiner Meinung nachrichtig oder falsch sind.

3.4 Wertschätzende Grundhaltung

Obwohl v. Schlippe und Schweitzer die “wertschätzende Konnotation” unter“Kommentare” im Praxisteil ihres Buches einordnen13, möchte ich sie hier alsGrundhaltung einordnen, denn sie zieht sich als solche durch alle systemischenTechniken.

Diese Wertschätzende Grundhaltung für die Entscheidung der Person des Systemsseinen eigenen Weg zu gehen liegt auch den östlichen Philosophien zu Grunde ausdenen der energetische Ansatz von Quantum Systemik abgeleitet wurde.

"Jedes Verhalten macht Sinn, wenn man den Kontext kennt."14 Auch wenn der Kontextdes Verhaltens nicht immer erkennbar ist, ergibt sich aus diesem Grundsatz dessystemischen Modells, dass das Verhalten der Klienten mit einem angemessenenVerständnis bedacht werden sollte. Schließlich ist es ein Versuch der Problemlösung.Natürlich sollte diese Wertschätzung gegenüber allen Systemmitgliedern gelten.Wertschätzung bedeutet jedoch nicht, dass jedes Verhalten vom Coach oder Beraterals positiv bewertet wird. Es gibt auch keinen wertenden Zusammenhang zumWertesystem und den den Überzeugungen des Beraters in Bezug zum Klienten.Kernaspekt ist vielmehr die Anerkennung, dass das problematisierte Verhalten imKontext des Systems und des handelnden Mitglieds für dieses als positiv gilt.

3.5 Grundsatz der Irreverenz in der systemischen Arbeit

Der systemische Ansatz zeigt zwar "Respekt gegenüber Menschen"15, aber"Respektlosigkeit gegenüber Ideen"16. Er lehnt festgelegte Regeln, Dogmen, Tabus undGewißheiten ab. Diese gelten in der systemischer Betrachtungsweise nicht nur selbstals eine Quelle für Probleme. Zudem engen sie auch die Möglichkeiten zur Lösungs-findung ein: "Alles, was die Zahl der Möglichkeiten einschränkt ... steht systemischemArbeiten entgegen."17

Irreverenz ist eine Aufforderung an systemische Berater und Coaches, auch dieeigenen Überzeugungen im Bezug auf den fallspezifischen Nutzen zu hinterfragen.Daraus ergibt sich in letzter Konsequenz, dass selbst die Grundsätze der systemischenBeratung "über Bord geworfen" werden sollten, falls die Beraterin oder der Coach diesim konkreten Fall für sinnvoller hält.

3.6 Hypothesenbildung in der systemischen Beratung

12 nach v. Schlippe und Schweitzer 1999, S. 12013 ebd., S. 175ff.14 ebd., S. 17915 ebd., S. 12216 ebd., S. 12217 ebd., S. 116

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Eine Hypothese ist eine vorläufige Problemerklärung, die im Verlauf der Beratungbestätigt oder widerlegt wird. Aus dem in seiner Gesamtheit unüberschaubarenzirkulären Netzwerk der Ereignisse wird also ein kleiner Teil isoliert betrachtet. Diesbringt immerhin einen Ansatz von Ordnung hinein, etwas, "an dem man sichfesthalten kann". Die Idee der vielschichtigen Verknüpfung oder gar multidimensionalenKausalbeziehungen des quasi „ Alles steht mit allem in Verbindung und in einergewissen Intereaktion“ ist ebenfalls eine Grundannahme in den östlichen philosophienu.a. in der Advaita Verndanta der indischen Lehre der Non Dualität.

Auch wenn das Verhalten eines Systems nicht vorhersagbar ist und einAußenstehender ohnehin nicht das gesamte systemimmanente Regelwerk erkennenkann18, ist doch die Aufstellung von Hypothesen eine Technik der systemischenBeratung.

Entscheidend ist hier, das es sich nicht um Thesen, sondern lediglich um Hypothesenhandelt – stets sollte die Möglichkeit berücksichtigt werden, dass die komplexeWirklichkeit jenseits des Modells der Hypothesen ganz anders ist. Hypothesen könnenauch dazu eingesetzt werden, die bisherige Problemerklärung durch Alternativen inFrage zu stellen: "So geht es nicht darum, die eine richtige Hypothese zu finden.Vielmehr führt gerade die Vielfalt der Hypothesen auch zu einer Vielfalt vonPerspektiven und Möglichkeiten."19

3.7 Verstörung

Aus der Annahme, dass man einem System keine Anordnungen geben kann, wie essich zu verhalten hat (die sog. "instruktive Interaktion"), hat sich das Konzept derVerstörung herausgebildet, das den meisten systemischen Techniken zu Grunde liegt.Bei der Verstörung geht es darum, "zunächst mehr Chaos zu erzeugen, mehrDeutungen in der Lebenswelt zuzulassen, damit die fast dinghaft erstarrten Prozessewieder flüssig werden."20

Eine Verstörung wird erreicht, indem das zu beratende System einen Anstoß erhält,der den alten, als problematisch empfundenen Systemzustand destabilisiert. Wenn erüberwunden ist, kann sich ein neuer Zustand herausbilden, der - so ist das Ziel -weniger Probleme mit sich bringt. Es läßt sich jeder Übergang eines Systems in einenanderen Zustand als Verstörung bezeichnen, in einer systemischen Beratung wirdversucht, einen solchen Übergang durch Interventionen der Beraterin auszulösen. Obeine Intervention zu einer verändernden Verstörung führt und ob diese das Problemverändert, entscheidet sich an der Reaktion des Klientensystems.

4 Die angewandten Techniken in der systemischen Beratung

4.1 Zirkuläres Fragen

Die Art des zirkulären fragens ist eine praktisch angewandte Umsetzung des erstenAxioms von Paul Watzlawick: "Man kann nicht nicht kommunizieren."21 Alles, was einMensch innerhalb eines Systems tut und von anderen wahrgenommen wird, ist immerauch Kommunikation. Es liegt es nahe, die Art der systeminternen Kommunikation

18 Genauso wie es auch einem Mitglied des Systems unmöglich ist.19 ebd., S. 11720 Kriz 1997, S. 5821 zitiert nach v. Schlippe 1984, S. 32

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und die Art, wie sie von den Empfängern interpretiert wird, zu ergründen.

Mit Hilfe dieser Technik wird der Fokus der Beratung weg von den Eigenschaften derEinzelpersonen hin zu denen der Beziehung gelenkt - und damit die systemischeSichtweise auf Probleme angeregt. Das zirkuläre Fragen ist das daher dascharakteristische Instrument der systemischen Beratung.

Der Unterschied zwischen zirkulären und sonstigen Fragen ist folgender: Thema einerzirkulären Frage sind die Auswirkungen eines Problems nicht auf den Indexpatienten,sondern auf das System, in dem das Problem auftritt. Durch zirkuläres Fragen "wirddie übliche Regel ... 'jeder spricht nur für sich!' radikal durchbrochen, indem reihumjedes Familienmitglied über bestimmte Beziehungsaspekte zwischen zwei oder

mehreren befragt wird."22 Damit folgt es der Grundannahme, dass das Problem in derBeziehung der Systemmitglieder liegt und nicht in einem einzelnen Individuum.

Eine zirkuläre Frage ist nicht z.B.: "Wie geht es Ihnen im Moment?", sondern: "Wie,vermuten Sie, reagiert Ihre Frau auf Ihren derzeitigen Gefühlszustand?" Diese Fragezielt auf die Meinung des Klienten über die Beziehung zu seiner Frau, auf seineVermutungen über seine Frau und darauf, was er selbst über sie denkt. Auch die Frauerhält diese (für sie neuen) Informationen über die Beziehung aus der Sicht ihresMannes und gelangt dadurch auch zu einer neuen Sichtweise auf das System.

4.2 Formen systemischen Fragens

Es gibt unterschiedliche Formen zirkulärer Fragen des Berater die hier kurz vorgestelltwerden sollen. Natürlich geht es auch in einer systemischen Beratung um dasSammeln von Informationen über das Problem und mögliche Lösungswege. Daher gibtes von üblichen Therapeutenfragen auch zirkuläre Formen, die ich hier kurz vorstellenmöchte.

Zielsetzung ist es, das Problem kennenzulernen und zu beschreiben.Hierzu dienen die "Fragen zur Wirklichkeitskonstruktion". Diese Fragen kreisen umdas Problem und um seine verschiedenen Definitionen. Der "Auftragskontext", alsodas System, das die Therapie angeregt / angeordnet hat, ist ebenfalls ein Feld, daseiner systemischen Betrachtung bedarf, und auch, wer inner- und außerhalb derSystems das meiste Interesse an einer Veränderung und wer an einer Beibehaltungdes Problems hat. Zirkulär kann hier nach den verschiedenen im System vorhandenenProblembeschreibungen und die Reaktionen darauf gefragt werden - z.B. auf wen dasSymptom der Indexpatientin die meisten Einfluß ausübt oder in welchem Kontext esbevorzugt auftritt.

Der Sinn dieser Fragen liegt darin, die Kreativität der Systemmitglieder zu aktivieren;dies eröffnet die wichtige Chance, dass das System selbst eine akzeptable Lösungfindet. Erfahrungsgemäß wird diese Lösung vom System wesentlich einfacherakzeptiert als von außen vorgeschlagene Lösungspfade. Es wird nicht die Wirklichkeitbesprochen, sondern Gedankenspiele um das System und sein Problem durchgeführt.Lösungen des Problems können durch "Fragen zur Möglichkeitskonstruktion" erarbeitetwerden. Sie können auch unrealistische Szenarien behandeln, ja, sie sollen es sogar..Auch kann der Beratende hier Wege ins Gespräch einführen, die er zur Problemlösungbeschreiten würde. Die Klienten müssen diese zwar nicht übernehmen, kann sie aberals Ansatzpunkt für eigene Lösungsideen benutzen. Auch "Verschlimmerungsfragen"können gestellt werden: dies sind Fragen danach, was die Klienten tun müßten, um

22 ebd., S. 58

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das Problem zu verschlimmern. „Was könnten Sie tun um das Problem / Ihr Thema zuverschlimmern....“ ist eine möglicherweise provokante in jedem Falle aber ParadoxeIntervention um den Klienten aus der Problemhypnose zu lösen, die bisher dasErkennen möglicher Lösungswege verhindert hat. Diese Interventionen sind nicht alsLösungsvorschläge gedacht, sondern durch sie kommt ans Licht, welche Interaktionenvermieden werden sollten, da sie das Problem aufrecht erhalten.

4.3 Das Systemische Genogramm / Organigramm

Genogramme (in Familien) bzw. Organigramme (in Organisationen) ermöglichen es,das ratsuchende System in einfacher Bildform darzustellen - sie sind sozusagen eineLandkarte des Systems. Sie sind für die Beraterin vor allem ein Instrument zurHypothesenbildung, für die Klienten eine bildliche Darstellung (und damitBewußtmachung) des Systemzusammenhangs.Das Genogramm basiert auf einem Stammbaum der ratsuchenden Familie, der so weitzurückreicht, wie es nach Meinung der Familie bzw. der Beraterin sinnvoll erscheint.Für jedes Familienmitglied wird ein Symbol mit den Lebensdaten in eine Zeichnungeingetragen. Dafür hat sich eine Symbolsprache herausgebildet, die ich im Rahmendieser kurzen Abhandlung nur erwähnen möchte23.Im Unterschied dazu ist das Organigramm eine Weiterentwicklung des offiziellenOrganigramms der zu beratenden Einrichtung. Dieses wird präzisiert: für eineAbteilung, die im offiziellen Organigramm nur als Abteilung eingetragen ist, kann eininternes Organigramm erstellt werden, in dem Mitarbeiter in ihren Funktionen undMachtbeziehungen eingetragen sind.In diese Darstellung kommen dann zu den Personen weitere Merkmale: Berufe,Interessen, informelle Beziehungen, Krankheiten, Probleme und sonstigeAuffälligkeiten. Auch "'weiche' Informationen"24, also Daten, die nicht im Lebenslaufauftauchen, und "weiße Stellen"25, das sind Mitglieder bzw. Bereiche, von denen nichtsbekannt ist, werden hinzugefügt: z.B. den Personen und/oder dem Systemzugeschriebene Eigenschaften, Tabus oder die Beschreibung der Familien- oderArbeitsatmosphäre.

4.4 Die Familienskulptur

Durch den "Aufbau" der Skulptur werden die beteiligten Personen mit der Perspektivedes Anweisenden bekannt gemacht, sie können dann ihre eigenen Gefühle und ihreMeinung zu ihrer Position äußern. Auch können sie Änderungswünsche äußern unddamit ihre Sicht auf das System äußern.

Die Familienskulptur kann den Beteiligten helfen, das System aus der Perspektiveeines anderen Mitglieds zu sehen. Dazu tauschen die Mitglieder die Plätze und nehmendie Positionen des/der jeweils anderen ein. Die Familienskulptur kann auchlösungsorientiert eingesetzt werden, indem sie den gewünschten Idealzustand derFamilie darstellt.

Die Technik der Familienskulptur bietet einen metaphorischen Zugang zu densysteminternen Vorgängen. "Sie 'unterläuft' ... viele an Sprache gebundeneAbwehrphänomene wie Rationalisierungen oder Intellektualisierungen. Das ermöglicht

ein unmittelbareres Vordringen zu den eigentlichen Themen der Familie."26

Sie besteht daraus, dass die Familienmitglieder Positionen, Haltungen und Abstände

23 siehe v. Schlippe und Schweitzer 1999, S. 13024 ebd., S. 13125 ebd., S. 13126 v. Schlippe 1984, S. 100

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zueinander einnehmen, die den derzeitigen Zustand der Familie deutlich aufzeigen.Dies geschieht am besten nach den Anweisungen eines Familienmitglieds, das vomaktuellen Problem möglichst wenig betroffen ist.

4.5 Systemisches Reframing und der Fokus auf Veränderung

Reframing bedeutet die Umdeutung eines Problems, die Änderung der Sichtweise."Reframing" kommt vom englischen Wort "frame" (Rahmen) und ist die praktischeUmsetzung der Annahme, dass jeder Nachteil auf einem anderen Gebiet ein Vorteilist27. Das Problem selbst wird so beibehalten, wie es ist, aber es wird in einen neuenRahmen gestellt, der ihm eine andere Bedeutung gibt. Diese ist dann nicht mehr einenegative, sondern eine positive. Das bekannteste Beispiel des Reframings ist das Glas,das im defizitorientierten Kontext als halbleer, im ressourcenorientierten Kontext aberals halbvoll angesehen werden kann28.Um ein Reframing zu erzielen, muß sich ein systemischer Berater bei dem Problemseines Klienten fragen: "Welcher Kontext wäre denkbar, unter dem das Problemsinnvoll wäre, ja, vielleicht sogar die beste Lösung darstellen würde?"29

Die Klientin hat möglicherweise bis zu diesem Punkt ihr Problem nur im negativenRahmen gesehen. Reframing ist hier ein Mittel, die Problemsicht der Klientin um eineandere Perspektive zu erweitern und neue Handlungsspielräume aufzuzeigen. Auchwird dadurch die alte Sichtweise verstört: "Wenn 'alles auch anders sein' könnte,anders gesehen werden könnte, ist schon viel dafür getan, dass die Dinge nicht mehrso festgefahren und rigide erlebt werden wie bisher."30

Daher legen wir bei Quantum Systemik auch den Fokus auf die Veränderung derSichtweise um den eingegneten Wahrnehmungsfokus der Porblemhypnose

4.6 Das Reflecting TEAM (Reflektierende Team)

Die Idee zum Setting des Reflecting Team kommt aus der Ableitung einer in derTherapie gebräuchlichen Arbeitsweise. In der systemischen Arbeit wurde schon längermit einem Team von Therapeuten gearbeitet welches den Beratungsprozeß von einemanderen Raum aus verfolgte und das sich in der Mitte und/oder am Ende einer Sitzungmit dem beratenden Therapeuten besprach. Angeregt durch ein technisches Versehenentwickelte Tom Andersen daraus das "Reflektierende Team"31: Systemisch ist dies der Versuch den außen-stehenden Therapeuten die nicht Teil desSystems sind und damit zunächst nicht Teil der Interaktion mit dem Klienten sindGehör aus der Sicht bzw. mit dem Blick des Aussenstehenden auf die besprocheneThemakik zu verschaffen. Die Diskussion des Beraters mit seinem Team findet nicht mehr im "stillenKämmerlein" statt, sondern die Klienten hören mit - entweder über Laustprecher oderheute meist im gleichen Raum. Das Reflektierende Team bespricht den bisherigenVerlauf der Sitzung. Jedes Teammitglied bringt seine eigene Meinung über dasKlientensystem ein. Da es aus systemischer Sicht weder "richtig" noch "falsch" gibt,wird die Meinung als Vermutung oder Annahme geäußert und außerdem in einenwertschätzenden Rahmen gestellt. Das Gespräch selbst sollte in für die Klientenverständlichen Worten und nicht in systmisch-therapeutischer, oder analytischer

27 vgl. v. Schlippe und Schweitzer 1999, S. 17928 nach Satir 1990, S. 445f.29 v. Schlippe und Schweitzer 1999, S. 17930 ebd., S. 180f.31 ebd. S. 38

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Fachsprache geführt werden.Die Klienten hören, dass über sie gesprochen wird, was ihre Aufmerksamkeit erweckt.Sie bekommen die verschiedenen Meinungen der Teammitglieder zu hören undwerden dadurch mit neuen Ideen und Sichtweisen konfrontiert. Diese externenSichtweisen ermöglichen es dem Team die eigene Sicht aus der Sicht der„Aussenstehenden“ wahrzunehmen und Anregungen und Aspekte für Ihre eigene Sichtder Situation zu validieren oder integrieren.

4.7Interventionen am Ende der Beratungssitzung

Am Ende einer systemischen Beratungssitzung können Schlußinterventionen gegebenwerden. Es sind Vorschläge oder Aufgaben, zu deren Ausführung die Klienten geratenwerden, z.B. wie sie sich bis zur nächsten Sitzung verhalten könnten, was sie ändernund was beibehalten sollten.Inhalt einer Schlußintervention kann z.B. der Rat sein, einen Tag lang so zu tun, als obdas Problem schon gelöst wäre oder ein problembezogenes Ritual zu etablieren. Auchgibt es hier Formen, die mehr als Anregung zur Verstörung und weniger alsbefolgbarer Ratschlag erscheinen - z.B. der Rat, das Problem vorläufig noch so zubelassen, wie es ist, es zu variieren oder "mehr desselben [zu] tun"32 - es zuverstärken..Neben der für systemische Techniken typischen "Verstörung" liegt ihre Aufgabe vorallem darin, in der Verstörungsphase dem Klientensystem eine gewisse Sicherheit zugeben: Sie können dieser Phase der Unsicherheit einen Sinn geben. Dies ist umsowichtiger, je größer die Bedeutung des Problems im System ist, je aufwendiger alsodie Umstellung auf einen Zustand ohne dieses Problem zu sein droht.

Ambivalent ist an Schlußinterventionen, dass sie einerseits den Klienten eineSicherheit bieten, andererseits aber auch als Ausdruck der Überlegenheit des Beratersangesehen werden können. Bei Klienten, die zu dieser Sichtweise neigen oder ihn garals Ihren "Retter" oder „Problemlöser“ ansehen, kann als alternative Technik dasSplitting angewandt werden: Den Klienten wird kein Ratschlag gegeben, sondernverschiedene Möglichkeiten werden wertschätzend berücksichtigt, z.B. dass dieBeraterin sich nicht entscheiden kann, ob sie das Problem beibehalten oder beseitigenwürde. Hier entscheiden die Klienten, ob sie sich für die eine oder die andere Seiteentscheiden oder vielleicht auch eine dritte Möglichkeit finden.

5. Schlussbetrachtungen

Die systemische Sichtweise verbreitet sich aufgrund der positiven Erfahrung sowohl imtherapeutischen Umfeld als auch in der Beratung von Personen und Organisationen.Das systemische Modell hat sich aus der Erkenntnis, die Kausalitätszusammenhängenicht vollständig überschauen zu können, aus der Bewertung von Ereignissenzurückgezogen und sie durch die Grundsätze der Neutralität und Wertschätzungerstetzt. Diese Haltung des nicht wertens findet sich auch in zahlreichen östlichenPhilosophien und Religionen. Hier wird in dem ncht Werten eine tiefergehendeFunktion für den persönlichen inneren Frieden mit den Ereignissen des Lebenszugewiesen. Auch das Konzept der Verstörung basiert auf dieser Einsicht, denn es greift nichtregelnd in das System ein, sondern beschränkt sich auf einen Anstoß und vertrautdarauf, dass das System sich selbst neue Regeln gibt. Hier kommen die Prinzipien sichselbstorganisierender und selbststeuernder Systeme mit ins Spiel. Die Forschungen zu

32 ebd., S. 187

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diesen sich selbststeuernden Modellen zeigen, daß deren Effektivität, Effizienz als auchder Ergebnisse oft oberhalb der Möglichkeiten liegen, die durch willentliche Steuerungund Beeinflussung von Systemen erreicht werden. Die Akzeptanz der Sicht des Anderen ist ein Teil der Modelle und Konzeption auch inder Transaktions-Anlayse die darauf ableitend „Störungen“ ableitet aber im klassichenUrsache Wirklungs Kontext. In Konflikten wir durch Verlagerung der Sichtweise oderder Projektion des Problems auf den Partner quasi eine Spiegelung der eigenenHaltung erzeugt. Wichtig ist aus unserer Sicht daher die Umsetzung derGrundannahme, dass jedes Verhalten in seinem Kontext Sinn macht.

****Im Sinne einer wirksamen Verstörung können durchaus als gezielte Interventenen

Ich hatte bei der Beschäftigung mit der systemischen Therapie manchmal denEindruck, dass sie einem "Schuß im Hühnerstall" ähnelt: eine Intervention, die dieHühner aufscheucht, und wenn sie zur Ruhe kommen, sitzen sie in einer anderenAnordnung. Eine wirksame Verstörung kann zwar auch auf eine solch"unprofessionelle" Weise erzeugt werden, sie widerspricht aber dem beraterischenSelbstverständnis. Eine systemische Therapeutin wird sich zusammen mit ihrenKlienten mit dem System beschäftigen und dabei erarbeiten, wie dieser Schuß ambesten abzugeben ist, um in die gewünschte Richtung zu wirken.

Ein "schöpferisches Chaos in der Psychotherapie"33, das die instruktive Interaktion für unmöglich erklärt undstatt dessen unsichere Konzepte wie die Zirkularität und die Verstörung anbietet, widerspricht menschlichenVorstellungen zu Berechenbarkeit und Ordnung, die Jürgen Kriz beschreibt34. NachKriz neigen Menschen dazu, vor dem Chaos Angst zu empfinden und daher eineOrdnung einzurichten. Diese an sich notwendige Handlung übertreiben sie gelegentlichbis zu einem Punkt, an dem die Ordnung erstickend-destruktiv wirkt.Die Grundsätze der systemischen Beratung haben hier einen Doppelcharakter.Einerseits sind sie ein Schritt hin zu einer aus dem Chaos entstehendenSelbstorganisation, andererseits werden sie selbst dem Ordnungswunsch angepaßt.Irgend eine Ordnung braucht der Mensch, und so bringt er sie auch in die systemischeBeratung hinein. Der Ansatz, Hypothesen aufzustellen, zeigt dies: Einerseits bieteteine Hypothese eine vorläufige Ordnung, andererseits fördert es das Chaos, dassandere Hypothesen alternative Ordnungen anbieten.

Obwohl er sehr ungewöhnlich und chaotisch wirkt, kann der systemische Ansatz für Indexpatienteninteressant sein, denn er löst das Problem vom Einzelindividuum ab. Für einen Menschen, derbisher im System vorwiegend symptomorientiert betrachtet wurde und dem Botschaften wie "Dubereitest uns nur Kummer"35 oder gar "Du bist das Problem" übermittelt wurden, kann dies einegroße Entlastung sein. Die Ablösung des Problems darf natürlich nicht übertrieben werden. Dannendet sie in der These "Das System ist an allem schuld", was auch unzutreffend ist, denndie Mitglieder sind das System.Wie erwähnt, gibt es in der systemischen Denkweise weder Täter noch Opfer. Daherhat das systemische Modell die Verantwortung so geregelt, dass ein Mensch nich fürEinflüsse verantwortlich ist, die das System auf ihn ausübt, aber dafür, wie er dieseEinflüsse interpretiert und für seinen Einfluß auf das System36.Problematisch kann es sein, wenn auch die systemische Deutung des Problems vonden Klienten nicht akzeptiert wird. Wenn ich die in der Literatur erwähnten Fälle lese,

33 Kriz 1997, S 3834 ebd., S. 11ff.35 Hier haben wir es mit einer "zirkulären Psychokeule" zu tun, die eine Auswirkung des Problems im System

thematisiert.36 vgl. v. Schlippe und Schweitzer 1999, S. 112

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in denen die Probleme von Menschen als Versuche, die Konflikte im System auf sich zukonzentrieren, umgedeutet werden37, stelle ich mir die Frage, wer gern Konflikte aufsich konzentriert und ob dies nur deshalb getan wird, weil es das kleinere Übel - unddamit immer noch ein Übel - ist. Hier wäre es ratsam, eine dritte Möglichkeit zuerarbeiten, die der Klient für ein Reframing akzeptiert.

Schwerer wiegt der Zweifel, den Wilhelm Körner aufwirft: Er beschreibt den Versuch,eine Familie mit Inzestproblematik systemisch zu therapieren38 und kritisiert andiesem Beispiel den systemerhaltenden, minimalinvasiven und systemimmanentenKräften vertrauenden Charakter des Modells. Dies wirft die Frage auf: Zwar scheintauch Inzestverhalten Sinn zu machen, wenn man den Kontext kennt, doch reicht eshier, "nur" einen Anstoß zur Kontextveränderung zu geben? Wo liegt die Grenze,hinter der man nicht mehr darauf vertrauen sollte, dass das System das Problemselbst überwindet, sondern selbst hart ins System eingreifen sollte, mit dem Risikounabsehbarer Folgen im zirkulären Netzwerk?Ich sehe diese Grenze dort, wo Unschuldige39 zum heftigen Abreagieren des Problemsmißbraucht werden oder andere schwer schädigende Gewalt ausgeübt wird, und haltees für sinnvoller, zunächst diese wirksam zu unterbinden, bevor systemisch nach denUrsachen geforscht werden kann. Wertschätzung gegenüber dem Täter40 oder die Frage nach systemstabilisierendemHandeln des Opfers können m.E. heftige Gegenwehr hervorrufen. Daher sollten dieseDinge nur sehr vorsichtig angesprochen und Täter und Opfer getrennt therapiertwerden.

Diesseits dieser Grenze aber halte ich den systemischen Ansatz für ein Modell, dassich der Grenzen seines Einflusses bewußt ist, sie anerkennt und seinMethodenrepertoire an sie angepaßt hat. Seine Grundsätze erinnern alle Beteiligten an dieAuswirkungen ihres Tuns und warnen vor Schuldzuweisungen, Vorurteilen und unbedachterEskalation eines Konflikts - und fordern dazu auf, bei einem Scheitern der Beratung die Gründeüberall statt nur bei der jeweils anderen Seite zu suchen.Ich wünsche mir, dass sich systemisches Gedankengut auch in alltäglichen, nicht therapeutischen Kontexteneine größere Verbreitung findet und von viel mehr Menschen aufgenommen wird - und sei es "nur" alsAnregung, die zur Verstörung der bisherigen Ansichten führt.

6. Literatur

37 z.B. v. Schlippe und Schweitzer 1999, S. 18038 Körner 1992, S. 158ff.39 D.h. Personen, die nicht oder nur am Rande in das Problemsystem verstrickt sind.40 Dass ich hier von "Tätern" und "Opfern" schreibe, ist ein Ausdruck meiner Meinung, dass solche Fälle die Grenzen des systemischen Modells

überschreiten.

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Furman, Ben, Ahola, Tapani (1996): Die Kunst, Nackten in die Tasche zu greifen. Systemische Therapie:Vom Problem zur Lösung. Dortmund: BorgmannEnders, Manfred (1993): Systemischer Ansatz. In: Fachlexikon der Sozialen Arbeit, 3. Auflage, Seite 946.Frankfurt am Main: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge Körner, Wilhelm (1992): Die Familie in der Familientherapie. Eine Kritik der systemischenTherapiekonzepte. Opladen: Westdeutscher VerlagKriz, Jürgen (1997): Chaos, Angst und Ordnung. Wie wir unsere Lebenswelt gestalten. Göttingen:Vandenhoeck & RuprechtSatir, Virginia (1990): Kommunikation - Selbstwert - Kongruenz. Konzepte und Perspektivenfamilientherapeutischer Praxis. Paderborn: JunfermannSchlippe, Arist von (1984): Familientherapie im Überblick. Basiskonzepte, Formen,Anwendungsmöglichkeiten. Paderborn: JunfermannSchlippe, Arist von, Schweitzer, Jochen (1999): Lehrbuch des systemischen Therapie und Beratung. 6.,durchgesehene Auflage. Göttingen: Vandenhoeck & RuprechtTröscher-Hüfner, Ursula (1994): Was ist ein Symptom, was ist Veränderung systemisch gesehen? In:Systhema Nr. 2/1994, Seite 36-45. Weinheim: Institut für Familientherapie