24
R. L. Stine Gänsehaut Doppelschocker 28

R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

R. L. Stine

GänsehautDoppelschocker 28

Page 2: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

DER AUTOR

R. L. Stine wurde 1943 in einem kleinenVorort von Columbus/Ohio geboren.Bereits mit neun Jahren entdeckte erseine Liebe zum Schreiben. Seit 1965 lebter in New York City, wo er zunächst alsLektor tätig wurde. Seine ersten Bücherwaren im Bereich Humor angesiedelt.Seit 1986 hat sich R. L. Stine, der seinBüro mit einem Skelett und einigenafrikanischen Masken teilt, jedoch ganzden Gruselgeschichten verschrieben.

DIE SERIE

»Gänsehaut« ist Kult! Bisher in16 Sprachen übersetzt, wird »Gänsehaut«(GOOSEBUMPS) weltweit als beliebtesteKinderbuchserie gefeiert. Die ZeitungUSA Today hat 1999 ermittelt, dassR. L. Stine der erfolgreichste Kinderbuch-autor aller Zeiten ist. Wie lässt sich dieseraußergewöhnliche Erfolg erklären?Ganz einfach. R. L. Stine erzählt nicht nurgruselige Geschichten, sondern bringtseine Leser auch zum Lachen. Mit dieserbesonderen Mischung hat er erreicht,dass – dies belegen zahlreiche Briefe anden Autor – viele Kinder, die sich bis datonicht sonderlich für Bücher interessierthaben, zu Lesern geworden sind.

Foto

:©pr

ivat

Page 3: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

R. L. Stine

GänsehautDoppelschocker 28

Der Geist im Spiegel

Das Biest kommtin der Nacht

Aus dem Amerikanischenvon Dagmar Weischer undKatarina Ganslandt

Page 4: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

OMNIBUSist der Taschenbuchverlag für Kinderin der Verlagsgruppe Random House

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendeteFSC-zertifizierte Papier Munken Printliefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.

Erstmals als OMNIBUS Taschenbuch Januar 2007Gesetzt nach den Regeln der RechtschreibreformDie Originalausgaben erschienen unter den Titeln»Goosebumps, Series 2000 # 25: Ghost in the Mirror«und »Goosebumps, Series 2000 # 14: Jekyll and Heidi«bei Scholastic Inc., New York© 2000 und 1999 by Scholastic Inc.All rights reservedThe »Goosebumps« book series created by ParachutePress, Inc.Published by arrangement with Scholastic Inc.,557 Broadway, New York, NY 10012, USA»Goosebumps«™, »Gänsehaut«™ and its logosare registered trademarks and/or trademarks ofScholastic Inc.© 2001 für die deutsche ÜbersetzungOMNIBUS Taschenbuchverlag/cbj, Münchenin der Verlagsgruppe Random House GmbHDie deutschsprachigen Erstausgaben erschienenin der Serie »Gänsehaut« unter den Titeln»Der Geist im Spiegel« und »Das Biest kommt in derNacht«.Alle deutschsprachigen Rechte dieser Ausgabe,insbesondere auch am Serientitel »Gänsehaut«vorbehalten durch OMNIBUS Taschenbuch-verlag/cbj, München.Dieses Werk wurde vermittelt durch dieLiterarische Agentur Thomas Schlück GmbH,Garbsen.Übersetzung: Dagmar Weischer undKatarina GanslandtLektorat: Janka PanskusUmschlagkonzeption: Atelier Langenfass, IsmaningMI · Herstellung: CZSatz: Uhl + Massopust, AalenDruck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckISBN: 978-3-570-21680-4Printed in Germany

www.omnibus-verlag.de

SGS-COC-1940

3. Auflage

Page 5: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

InhaltDer Geist im Spiegel 7

Das Biest kommt in der Nacht 123

Page 6: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965
Page 7: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

Der Geist im Spiegel

Page 8: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965
Page 9: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

1»Du hast verloren!«

Der ohrenbetäubende Schrei schreckte mich aufund ich wirbelte mit hämmerndem Herzen herum.

Hinter mir stand Claudia, meine Schwester, undlachte. Ihre dunklen Augen blitzten hinter ihrer rotumrandeten Brille, ihr Mund war zu einem breitenGrinsen verzogen und ihre rot-blaue Zahnspangeschimmerte im Flurlicht.

»Hör auf damit, Claudia!«, stöhnte ich. »Musst dumich denn ständig so erschrecken. Ich finde das nichtlustig.«

»Stimmt«, entgegnete sie und zog an einer Strähneihres dicken, schwarzen Haares. »Es ist wirklich nichtlustig, sondern sehr traurig, dass du dich so leicht er-schrecken lässt. Das ist gar keine echte Herausforde-rung.«

Mein Name ist Jason Sloves und ich bin ein ziemli-cher Feigling.

Obwohl … das stimmt nicht unbedingt.

9

Page 10: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

Du würdest bestimmt auch laut aufschreien, wenndu eine ältere Schwester hättest, die sich von hinten an-schleicht, unverhofft aus dem Wandschrank springt,dir ihre eiskalte Hand in den Nacken legt und über-haupt alles tut, um dir Angst einzujagen.

Eigentlich bin ich nämlich überhaupt kein Feigling,sondern ein ganz normaler Junge mit einer verrück-ten Schwester.

Kennst du das Wort »bescheuert«? Wenn du es imWörterbuch nachschlägst, dann findest du an derStelle ein Foto von Claudia.

Vor zwei Jahren, als ich zehn war und Claudiazwölf, hat sie eine tote Ratte im Keller gefunden. Sieband ihr eine Angelschnur um den Hals, versteckte sieunter meinem Bett und erzählte mir, unter meinemBett würde eine Ratte hausen. Als ich unter das Bettspähte, zog sie an der Schnur, sodass es so aussah, alskäme die Ratte auf mich zugekrabbelt.

Da hab ich vielleicht geschrien!Na ja, vielleicht habe ich wirklich lauter geschrien

als andere Kinder.Aber du weißt jetzt jedenfalls, was bescheuert

heißt, oder?Mein bester Freund Fred stimmt mir da zu. Er ver-

steht auch nicht, warum Claudia immer allen Leuten

10

Page 11: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

ihre rot-blaue Zahnspange zeigen, mit Gummibän-dern knallen und mit den Zähnen klappern muss.

Sie spinnt. Wie soll man das sonst erklären?Vor ein paar Monaten hat sie sich in mein Zimmer

geschlichen und Spagetti unter meiner Bettdecke ver-steckt. Klar, dass ich da geschrien habe, als ich michins Bett legte und plötzlich dieses Geschlängel imRücken spürte. Ich dachte, da wären Schlangen inmeinem Bett – wäre dir das nicht auch so gegan-gen?

Bescheuert.Gestört, könnte man auch sagen.Jetzt stand sie im Flur, die Hände in die Hüften ge-

stemmt, und warf feixend ihre schwarzen Zotteln hinund her. »Du hast die Wette verloren, Jason. Ich habgewusst, dass du es nicht schaffst.«

»Dass ich was nicht schaffe?«, fragte ich. Claudiamuss ständig mit mir um etwas wetten. So viele Wet-ten, wie soll man da den Überblick behalten?

»Gestern habe ich mit dir gewettet, dass du nicht amSpiegel vorbeigehen kannst, ohne hineinzuschauen«,sagte Claudia und zeigte auf den Flurspiegel hintermir. »Du hast verloren.«

»Ich wollte bloß sehen, ob mein Haar in Ordnungist«, verteidigte ich mich. Ich habe genauso dickes,

11

Page 12: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

schwarzes Haar wie Claudia und es ist ständig zer-zaust. Und es wippt wie auf Sprungfedern.

»Du hast dich im Spiegel bewundert, wie immer«,lachte Claudia mich aus. »Du findest wohl, dass duunwahrscheinlich cool aussiehst.«

»Stimmt gar nicht!«, protestierte ich.Das stimmt wirklich nicht. Ich kann mein wirres,

wippendes Haar nicht ausstehen. Und mein rundesGesicht und meine Pausbacken auch nicht, in dieMom mich immer kneifen muss.

Claudia hob Buzzy, unseren kleinen braunenHund, auf und streichelte ihn. Der kleine Köter ist einMischling, halb Terrier, halb was weiß ich. Er hatdichtes Fell, das ihm bis in die Augen hängt. Ichhab keine Ahnung, wie Buzzy überhaupt etwas sehenkann!

»Du kannst nicht an einem Spiegel vorbeigehen,ohne dich darin zu betrachten«, behauptete Claudiasteif und fest.

»Ach, hör doch auf«, sagte ich noch einmal.Ich hatte keine Lust, mich mit ihr anzulegen. Wozu

auch? Sie ist und bleibt eben bescheuert!Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und

stapfte die Treppe hinauf, um mich in mein Zimmerzu verziehen.

12

Page 13: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

Ich wollte meinen Freund Fred anrufen und ihn fra-gen, ob er rüberkommen und ein paar Videospiele mitmir spielen wolle. Aber Claudia war noch nicht fertigmit mir. Sie folgte mir in mein Zimmer, mit Buzzy aufdem Arm.

»Hau ab!«, sagte ich zu ihr. Ich wollte sie zur Türschieben, aber sie ist größer und stärker als ich.

»Du hast ein richtiges Babyzimmer«, meinte siegrinsend und ließ ihre rot-blaue Zahnspange blitzen.

»Hau ab, Claudia.«Ich habe wirklich ein Babyzimmer. Aber was soll

ich machen?Ich habe meine Wände schon voll mit wirklich um-

werfenden Ringkampfpostern gehängt, doch meinehellblaue Babykommode und mein kleines blauesBett sind leider trotzdem nicht zu übersehen.

»Wieso schläfst du nicht in deinem alten Gitterbett-chen?«, hänselte mich Claudia, warf den Kopf in denNacken und lachte, als hätte sie einen furchtbar ko-mischen Witz gemacht.

»Hör auf, Claudia!«Mom war unbemerkt in der Tür aufgetaucht. Wir

drehten uns zu ihr um.Sie blickte Claudia stirnrunzelnd an. »Warum

machst du dich über Jason lustig?«

13

Page 14: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

Claudia zuckte mit den Schultern. »Vielleicht, weiler ein großes Baby ist?«

»Bin ich nicht!«, heulte ich auf. Dabei wollte ichgar nicht so jämmerlich klingen. Es kam einfach übermich.

»Du weißt genau, warum er immer noch seine Ba-bymöbel hat«, sagte Mom vorwurfsvoll zu Claudia.»Wir können uns nun mal keine neuen Möbel leisten.Du weißt, dass dein Vater seit fast einem Jahr arbeits-los ist.«

Claudia senkte den Kopf und tat so, als täte es ihrLeid. »Ja, ich weiß«, sagte sie und setzte Buzzy ab.

Der kleine Köter sprang aus dem Zimmer. Streite-reien und laute Stimmen kann er nicht leiden.

»Also warum ärgerst du Jason wegen seiner Mö-bel?«, fragte Mom.

Claudia grinste. »Warum nicht?«Mom seufzte. »Claudia, kannst du nicht mal etwas

netter zu deinem Bruder sein?«»Okay, Mom«, antwortete Claudia. »Kein Prob-

lem. Ich versuch’s.«Mom ging wieder nach unten.Claudia deutete zum Fenster. »Pass auf!« Da ist

eine Hornisse in deinem Zimmer!«»Was?«, rief ich erschrocken. »Wo? Wo?«

14

Page 15: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

Ungefähr zwei Wochen später spielten Fred und ichdraußen vor dem Haus Ball. Genauer gesagt … ichwarf den Ball und Fred rannte ihm nach.

Fred ist nämlich nicht besonders sportlich. Er istzwar groß und schlaksig und wird deshalb dauerndgefragt, ob er in der Basketballmannschaft sei, aberFred könnte nie gleichzeitig rennen und dribbeln,auch nicht, wenn es um sein Leben ginge. Selbst wenner ganz normal geht, stolpert er über seine eigenenFüße!

Fred hat kleine hellblaue Augen, blondes Haar, dasso kurz geschoren ist, dass es aussieht wie Pfirsich-flaum, und er hat immer so ein schiefes, dämlichesGrinsen im Gesicht. Aber er ist ein netter Kerl. Er istclever und bringt einen oft zum Lachen. Er ist ebennur keine Sportkanone.

Wir spielten also an jenem Nachmittag nach derSchule Ball. Es war ein kühler Herbsttag und wirrutschten öfters über das schlüpfrige, heruntergefal-lene Laub.

Ich warf den Ball in Richtung Straße. Fred lief ihmmit ausgestreckten Armen nach und versuchte, denBall zu erwischen. Dabei beugte er sich immer weitervor, bis er schließlich der Länge nach hinfiel und aufdem Bauch über den Rasen schlitterte, um den Ball

15

Page 16: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

noch zu kriegen. Aber natürlich prallte der Ball vonseinen Fingerspitzen ab und flog auf die Straße.

Ich wollte schon rufen: »Wie konntest du den nurverfehlen, du Tollpatsch!« Aber immerhin ist er meinbester Freund und so rief ich stattdessen: »He, fasthättest du ihn gekriegt!«

Als ich mich umdrehte, sah ich Mom und Dad ander Haustür stehen und mich zu sich winken.

»Jason, komm, guck dir das an!«, rief Dad. »Beeildich. Wir haben eine Überraschung für dich!«

Und damit fing der ganze Ärger an.

2Fred musste nach Hause. Ich verabschiedete michalso von ihm und trottete dann durch den Vorgartenzum Haus.

Mom und Dad lächelten mich an und waren ganzaufgeregt. »Was ist los?«, fragte ich.

»Komm mit«, sagte Mom.Wir sausten die Treppe hinauf zu meinem Zimmer.

Mom und Dad blieben im Flur stehen und schobenmich hinein.

16

Page 17: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

»Wow!«, rief ich aus.»Wir haben ein paar Verbesserungen vorgenom-

men«, verkündete Dad und legte mir die Hand auf dieSchulter.

»Wow«, sagte ich noch einmal.Meine Babykommode war weg. Dafür stand da

jetzt eine große Holzkommode, ein verbeultes Dingmit lauter Macken. Vermutlich eine Antiquität.

Neben der Kommode stand ein großer Spiegel ander Wand. Er reichte vom Boden fast bis zur Decke.

»Ich weiß, die Kommode sieht ziemlich ramponiertaus«, sagte Dad. »Aber die können wir wieder her-richten. Abschmirgeln und neu anstreichen. Dannsieht sie wieder aus wie neu.«

»Wir haben sie auf einem privaten Flohmarkt ge-funden«, fügte Mom hinzu. »Sie ist praktischerweiseso groß, dass du all deine Kleidungsstücke darin auf-bewahren kannst. Dann brauchst du sie nicht mehrunten in deinem Wandschrank zu stapeln.«

»Die unteren Schubladen klemmen«, sagte Dad.»Aber ich kümmere mich darum, sobald ich Zeithabe.«

»Toll!«, rief ich.Aber mehr noch interessierte mich der große, alte

Spiegel.

17

Page 18: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

Ich stellte mich davor und betrachtete mein Spiegel-bild. »Der ist so … klar«, murmelte ich.

Das Spiegelglas war sauber und glatt, einfach per-fekt. Und das Spiegelbild war unglaublich hell, fastnoch heller und deutlicher als das Zimmer selbst.

Mir lief ein Schauer über den Rücken.Irgendwas stimmt hier nicht, dachte ich plötzlich.Irgendwas ist daran unheimlich.Warum kann ich meinen Blick nicht vom Spiegel

abwenden?Warum habe ich das Gefühl, er hält mich fest, er

zwingt mich hineinzusehen?Warum habe ich das Gefühl, der Spiegel zieht

mich … zieht mich magisch an?

3Am Abend kam Fred zu mir herüber und ich führteihm meinen neuen Spiegel und die Kommode vor.

Fred war nicht besonders beeindruckt. »Na ja, im-merhin bist du die Babykommode los«, meinte er.»Aber dieses Ding da ist ganz schön ramponiert, fin-dest du nicht?«

18

Page 19: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

»Schon. Ein paar von den Schubladen klemmen.Aber das macht nichts. Dad und ich wollen die Kom-mode abschmirgeln und anstreichen«, erzählte ichihm.

Ich konnte nicht umhin, einen Blick in meinenneuen Spiegel zu werfen. Ich lächelte mir zu und sahdabei etwas Grünes an meinen Schneidezähnen kle-ben. Ich rieb es weg.

»Cooler Spiegel, was?«, sagte ich. Meine Ring-kampfposter kamen darin wunderbar zur Geltung.Mein Zimmer wirkte in dem Spiegel doppelt so groß,mit all den echten und gespiegelten Postern ringshe-rum.

»Hast du gestern Abend den Ringkampf auf demKabelkanal gesehen?«, fragte Fred.

»Klar«, antwortete ich. »War das nicht toll, als so-gar die Zuschauer untereinander anfingen zu kämp-fen?«

»Ja, und hast du diese beiden Schwächlinge gese-hen, die sich einmischen wollten?« Fred brach in seinübliches schrilles Gelächter aus. Wenn er lacht, machter immer die Augen zu und lässt seine mageren Schul-tern auf und ab hüpfen.

Wir hockten uns vor den alten Fernsehbildschirm,an den meine Spielkonsole angeschlossen ist. Ich

19

Page 20: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

setzte mich mit dem Rücken zu dem neuen Spiel, ummich nicht von ihm ablenken zu lassen.

Wir fingen mit einem Nationalmannschaftsspielan. Leider war Fred beim Video-Basketball genausoschlecht wie beim richtigen Basketball.

Es machte mir zwar Spaß, mit ihm zu spielen, aberein Wettkampf war das nicht gerade. Ich gewann je-des Mal und das meist mit über dreißig Punkten Vor-sprung.

Das Spiel hat ein ziemliches Tempo, genau wie einrichtiges Basketballspiel. Man muss sich ganz schönkonzentrieren, seine Spieler geschickt auf dem Spiel-feld bewegen, schnell den Ball werfen, abgeprallteBälle auffangen und darüber hinaus auch in der Ver-teidigung seine Stärke beweisen.

Wir drückten eifrig die Knöpfe auf unseren Con-trollern und benutzten dabei beide Hände.

»Schieß! Schieß!«, rief ich Fred zu.Er drückte fest mit dem Daumen auf den SCHUSS-

Knopf. Auf dem Bildschirm warf sein Spieler den Ballüber den Korb hinweg aus dem Spielfeld hinaus.

»Zu hoch«, stöhnte Fred. »Genau wie im richtigenLeben.«

»Versuch, mir den Ball abzunehmen«, forderte ichihn auf. »Hier entlang. Hier entlang!«

20

Page 21: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

Ich versuchte dauernd, ihm zu helfen, damit er sichverbesserte und wir ungefähr gleich spielten.

Ich drückte im raschen Wechsel auf die Knöpfe,nahm Freds Spieler den Ball ab, dribbelte, spranghoch und schoss einen glatten Korb. Die Zuschauerauf dem Bildschirm jubelten. Wieder ein Punkt fürmich.

»Fred, du bist dran«, sagte ich. »He …«Fred starrte über meine Schulter hinweg.»Was ist?«, fragte ich.»Entschuldigung.« Er richtete seinen Blick wieder

auf den Bildschirm und drückte auf die Knöpfe.Aber ich sah, dass er sich zwischendurch immer

wieder zum Spiegel umwandte.Nach einer Weile drückte ich auf PAUSE. Das Spiel

war sowieso fast zu Ende. Es stand sechzig zu vier-undzwanzig. Für wen wohl?

Ich legte den Controller vor mich auf den Teppich.»Fred, was ist los?«

»Der Spiegel«, sagte er leise.Ich drehte mich um. »Was ist damit?«»Ich – ich hab gesehen, wie sich darin etwas bewegt

hat.«Ich blickte ihn fragend an. »Du meinst, einer von

uns?«

21

Page 22: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

Fred schüttelte den Kopf. »Nein. Es war was ande-res. Etwas Unheimliches.«

Ich starrte in den Spiegel. Mein Spiegelbild starrtezurück. Auf dem Fußboden neben mir sah ich Fredsitzen. Es war ihm anzumerken, dass er Angst hatte.

»Du spinnst«, meinte ich. »Das sind doch bloß wir.Was sollte sich denn sonst im Spiegel bewegen?«

Fred zuckte mit den Schultern. »Was weiß ich.«Das Telefon läutete. Es war Freds Mutter, die

wollte, dass Fred nach Hause kam.Ich begleitete ihn nach unten zur Haustür. Draußen

hatte es angefangen zu regnen, aber er hatte es ja nichtweit. Fred wohnte nur ein paar Häuser weiter.

Als er gegangen war, trottete ich in die Küche undholte mir ein paar Schokoladenkekse und eine Cola.Dann lief ich wieder in mein Zimmer.

Ich wollte noch ein Basketballspiel spielen, diesmalgegen den Computer. Der Computer war besser alsFred. Genau genommen war er sogar zu gut. Ichschaffte es nur selten, ihn zu schlagen.

Ich stellte die Kekse und die Coladose ab. Da ent-deckte ich etwas auf dem Fußboden vor dem Spiegel.

Ich bückte mich und hob es auf. Es war ein zusam-mengefaltetes Blatt Papier. Vergilbt, fleckig und zer-knittert, so als wäre es schon uralt.

22

Page 23: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

Ich faltete das Papier sorgfältig auseinander. Da-rauf stand eine Nachricht in schwarzer Tinte und alt-modischer, kunstvoller Schrift.

Ich hielt mir das Blatt nah vors Gesicht und las laut:»Vorsicht! Wenn du dies in dein Haus bringst,

bringst du den Tod hinein!«

4Ich starrte auf den Zettel und las ihn noch einmal.Und noch einmal.

Dann hob ich den Blick zum Spiegel und sah michmit besorgter Miene davor stehen.

Ob der Zettel irgendwo hinter dem Spiegel heraus-gefallen war?

Was hatte es mit ihm auf sich?Wie kam er auf den Boden?»Oh«, entfuhr es mir. Mir war plötzlich klar, wie er

dahin gekommen war.Ich sah im Spiegel, wie sich mein Gesichtsausdruck

veränderte und vor Zorn rot wurde.»Claudia!«, rief ich. »Ich weiß, dass du hier irgend-

wo steckst! Ich weiß, dass du es warst!«

23

Page 24: R. L.Stine Gänsehaut - bücher.de...R. L.Stine wurde 1943 in einem kleinen Vorort von Columbus/Ohio geboren. Bereits mit neun Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit1965

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

R.L. Stine

Gänsehaut - Doppelschocker 28

Taschenbuch, Broschur, 256 Seiten, 12,5 x 18,3 cmISBN: 978-3-570-21680-4

cbj

Erscheinungstermin: Dezember 2006

Schaurige Abenteuer, unheimliche Ereignisse und mysteriöse Zufälle sorgen für Nervenkitzelpur! • Noch mehr Gruselspaß für alle R. L. Stine-Fans• Lesefutter zum Taschengeldpreis• Jeder Gruselfieber-Band zum ersten Mal im Taschenbuch• Jeder Gänsehaut-Band ein Doppelschocker