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Rudolf H. Strahm
Warum wir so reich sindWirtschaftsbuch Schweiz
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W A R U M W I R S O R E I C H S I N D
2.1 Die Schweiz mit dem tiefsten Wirtschaftswachstum in den
neunziger Jahren
Von allen vergleichbaren Industriestaaten der OECD bildete die Schweiz mit dem BIP-Wachstum während 14 Jahren das Schlusslicht. Ein Teil des tiefen Wirtschafts-wachstums in der Schweiz war bedingt durch Produktionsverlagerungen ins Aus-land. Erst seit 2003 stiegen die Wachstumsraten. ➔ Vergleichen Sie die Grafiken 2.1, 2.2
und 2.3 miteinander.
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6,4
4,5
3,32,9 2,8
2,7 2,6 2,6
1,11,11,21,3
1,91,92,12,22,3
1,9
3,1
2,3
Durchschnittliche jährliche Wachstumsraten des Bruttoinland produkts BIP von 1992 bis 2005 (14 Jahre)
in Prozent
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2.2 Die Schweiz hatte trotz tiefem Wachstum die niedrigste Arbeitslosigkeit
Ein Paradox: Trotz tiefem Wirtschaftswachstum hatte die Schweiz in den Neunziger-jahren von allen vergleichbaren OECD-Ländern die tiefste Arbeitslosigkeit. Die Erklärung liegt im arbeitsmarktnahen Berufsbildungssystem. Die Arbeitslosenquo-ten sind von der OECD standardisiert, das heisst vergleichbar gemacht: Gemessen wurden die registrierten Arbeitslosen in Prozent der Erwerbsbevölkerung (15 – 64 Jahre).
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15,3
11,6
10,2
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8,5 8,4 8,3
7,3 7,0 6,75,9 5,8
5,44,6
3,64,0
4,5 4,2
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Durchschnittliche Arbeitslosenquote von 1992 bis 2005 (14 Jahre)
in Prozent
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Ein Paradox: Trotz tiefem Wirtschaftswachstum hatte und hat die Schweiz von allen OECD-Ländern den höchsten Anteil der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren, welcher einem bezahlten Erwerb nachgeht. Das schweizerische Berufs-bildungssystem verhilft zur Arbeitsmarktfähigkeit. In der Erwerbsquote werden von der OECD alle Erwerbstätigen erfasst, ungeachtet ob es sich um Vollzeit- oder Teilzeiterwerb handelt.
2.3 Trotz tiefem Wirtschaftswachstum waren in der Schweiz am meisten
Menschen im Erwerbsleben
Durchschnittliche Erwerbsquote im Zeitraum 1994 bis 2005 (12 Jahre)
in Prozent
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2.4 Die Schweiz hat einen relativ tiefen Bevölkerungsanteil mit Hochschul-abschluss
Die Schweiz hat im Vergleich zu den andern OECD-Industriestaaten einen eher kleinen Bevölkerungsanteil mit einer höheren Ausbildung der Tertiärstufe (Uni-versität, ETH, Fachhochschule). Demgegenüber hat sie mit der Berufslehre einen hohen Anteil an Erwerbstätigen mit berufspraktischer Spezialisierung (Berufslehre, Höhere Fachschule) und an Personen, die während des Berufslebens an Weiter-bildungsaktivitäten teilnehmen.
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34 33 3230 29 29 28 28 27
25 2422
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Personen mit Tertiärabschluss einer Hochschule oder Fachhochschule. Anteil an der 25- bis 64-jährigen Bevölkerung, 2005
in Prozent
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2.5 Trotz weniger Hochschulabsolventen höchster Anteil innovativer Unter-nehmen
Ein Paradox: Obschon die Schweiz weniger Hochschulabsolventen aufweist, liegt sie mit ihrem Anteil an kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die selber Innovation betreiben, an der Spitze der europäischen Länder. Die Erklärung liegt im Berufsbil-dungssystem. Dieses versorgt die kleineren Unternehmen mit berufspraktisch aus-gebildeten Fachspezialisten, welche die Innovation mittragen. Eine wichtige Rolle spielt auch der hohe Anteil an Erwachsenen, die an einer Aus- oder Weiterbildung teilnehmen (Schweiz: 3. Rang in Europa). ➔ Vergleichen Sie mit Grafik 2.4
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4645 43
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29 29 2926
2422
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Anteil der kleinen und mittleren Unternehmen, die selber Innovation betreiben, 2002 / 2005
in Prozent
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3.1 Beschäftigte mit Berufslehre sind am wenigsten von Arbeitslosigkeit
betroffen
Erwerbspersonen ohne nachobligatorische Ausbildung («Ungelernte») haben eine 70 % höhere Arbeitslosenquote als der Durchschnitt. Berufs lehre-Absolventen /-in-nen haben eine 40 % tiefere Arbeitslosigkeit als die Erwerbs bevölkerung im Durchschnitt (= 100 %). Demgegenüber führt eine rein schulische Bildung zu ei-ner höheren Arbeitslosenquote als bei Absolventen und Absolventinnen einer Berufslehre.
0
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200
obligato-rische Schule(«Ungelernte»)
Berufslehre höhereBerufsaus-bildung(Lehre + HF)
MittelschuleMaturitätSeminar
andererAbschlussSek II
Tertiärstufe(Uni, FH)
Ø =100
170%
60%
80%
45%
100%
130%
Arbeitslosenquote nach dem höchsten Bildungsabschluss der Betroffenen; Aus-wertung Volkszählungsergebnisse 2000 (Totalzensus)
Verhältnis zur mittleren Arbeitslosenquote (= 100 %)
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3.2 Die betriebliche Berufslehre ist in der Deutschschweiz stärker verankert als in der Romandie und im Tessin
In der deutschen Schweiz absolvieren 68 % der Jugendlichen der Sekundarstufe II eine Berufslehre nach dem Dualsystem, in der Romandie 43 %, im Tessin 45 % und im Kanton Genf nur 22 %. Dafür ist die Maturitätsquote (rot) in Genf mehr als doppelt so hoch wie in der Deutschschweiz. ➔ Vergleichen Sie die zugehörigen Arbeits-
losenquoten in der nachfolgenden Grafik 3.3
Schweiztotal
DeutscheSchweiz
FranzösischeSchweiz
ItalienischeSchweiz
KantonSt. Gallen
KantonGenf
22%18%
29%33%
12%
43%
Anteil Schüler und Schülerinnen in Berufsschulen/Lehrwerkstätten VollzeitAnteil Lernende in Berufslehre Dualsystem (betriebliche Berufslehre und Berufsfachschule)Anteil Schüler und Schülerinnen in Maturitätsschulen
23%
22%
4%75%
17%
45%
17%
43%
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68%
61%
10%
Schweiz Landesteile Kantone
Berufslehre nach Dualsystem, Vollzeit-Berufsfachschulen und Maturitätsschulen nach Landesteilen/Kantonen
Anteile der Schüler/-innen Sekstufe II (2000/2001)
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3.3 Die Arbeitslosigkeit in der Romandie und im Tessin ist stets höher als in der Deutschschweiz
In der Romandie ist die Arbeitslosenquote stets anderthalbmal bis doppelt so hoch wie in der Deutschschweiz. In Genf ist sie dreimal höher als in St. Gallen. Dieses Gefälle in der Arbeitslosigkeit hängt auffallend eng mit dem Berufsbildungssystem zusammen: Wo mehr Berufslehren nach dem Dualsystem angeboten wurden und werden, gibt es weniger Arbeitslose. ➔ Vergleichen Sie mit Grafik 3.2: Die Berufslehre erhöht
die Arbeitsmarktfähigkeit der Erwerbstätigen
3,1%2,6%
4,4% 4,3%
2,3%
6,9%
Schweiz Landesteile Kantone
Schweiztotal
DeutscheSchweiz
FranzösischeSchweiz
ItalienischeSchweiz
KantonSt. Gallen
KantonGenf
Arbeitslosenquote nach Landesteilen / Kantonen
Registrierte Arbeitslose in Prozent der Erwerbspersonen – Mitte 2006
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3.4 Statistischer Zusammenhang: Berufsbildung vermindert die Arbeitslosenquote
Die Häufigkeit der Berufslehre nach dem Dualsystem und die Arbeitslosigkeit hängen statistisch zusammen. Kantone mit hohem Anteil an Berufslehren haben ein tieferes Niveau von Arbeitslosigkeit. In Kantonen mit weniger Berufslehren nach dem Dualsystem ist die Arbeitsintegration schwächer und die Arbeitslosigkeit höher. Das Bestimmtheitsmass R2 besagt, dass die Arbeitslosigkeit zu 57 % mit der Absolvierung der Berufslehre zusammenhängt, der Rest hängt von einer Vielzahl von anderen Faktoren ab.
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Arbeitslosenquote 2006
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R2 = 0,5711R = 0,75
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Korrelation zwischen Anteil der Jugendlichen in Berufslehren (Berufsbildungs-quoten) und Arbeitslosenquoten nach Kantonen
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3.5 Unter Ausländern sind mehr Ungelernte und deshalb mehr Arbeits lose
Die Arbeitslosenquote hängt ab vom Anteil der Ungelernten: Bei den Schweizer Erwerbspersonen sind 28,5 % ohne nachobligatorische Ausbildung, bei den Auslän-dern in der Schweiz mit 51,7 % fast doppelt soviel, doch bei den neu Zugewanderten nur noch 38,5 % (dafür rund 40 % Hochschulabsolventen). Dementsprechend ist die Arbeitslosigkeit der Migrationsbevölkerung (ausser bei neu Zugewanderten) mehr als doppelt so hoch wie bei der schweizerischen Bevölkerung.
Personen ohne Ausbildung («Ungelernte»)
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2%
4%
6%
8%
28,5% 51,7% 38,5%
Arbeitslosenquote nach Nationalität (Mitte 2006)
2,4%
5,5%
2–3%
Schweizerinnenund Schweizer
Ausländerinnenund Ausländer
Ausländerinnen und Ausländer,neu zugewandert
Schweizerinnenund Schweizer
Ausländerinnenund Ausländer,Gesamtbestand
Ausländerinnenund Ausländer,neu zugewandert
Anteil der Personen ohne nachobligatorische Ausbildung («Ungelernte») und Ar-beits lose nach Nationalität, Volkszählungsergebnisse 2000
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3.7 Internationaler Vergleich Jugendliche: Länder ohne Betriebslehre haben am meisten Jugendliche ohne Ausbildung
Länder, die eine Berufslehre in einem Betrieb kennen (Dualsystem), haben es in der Regel leichter, den Jugendlichen eine angepasste Berufsbildung mit Abschluss zu ermöglichen: zum Beispiel Schweiz, Dänemark, Schweden, Österreich, Deutschland. Demgegenüber haben Länder in Südeuropa und Grossbritannien ohne berufs praktische oder betriebliche Ausbildung am meisten Mühe, ihren Ju-gendlichen einen Abschluss zu ermöglichen.
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Portugal
Spanien
Island
Italien
Grossbritannien
EU-25
Griechenland
Niederlande
Frankreich
Irland
Deutschland
Belgien
Österreich
Finnland
Schweden
Dänemark
Schweiz
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9
12
12
13
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Anteil der 18–24-Jährigen ohne Abschluss auf der Sekundarstufe II (ungelernte Jugendliche) in Europa (2004)
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3.8 Internationaler Vergleich Jugendliche: Das Berufsbildungsland Schweiz hat die tiefste Jugendarbeitslosigkeit
Die Schweiz hat traditionell die tiefste Jugendarbeitslosigkeit. Das Berufsbildungs-system erlaubt eine leichtere und raschere Integration der Jugendlichen in den Arbeitsmarkt. Ein halbwegs vergleichbares Berufsbildungssystem gibt es noch in Österreich, Holland, Dänemark, Deutschland und Schweden. ➔ Vergleichen Sie mit
der Grafik 3.7
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30%
FinnlandGriechenland
ItalienSpanien
FrankreichSchweden
LuxemburgBelgien
EU-15Portugal
DeutschlandNorwegen
IslandGrossbritannien
ÖsterreichIrland
NiederlandeDänemark
Schweiz
27,526,5
24,622,4
19,518,518,3
17,516,2
1413
12,812,1
10,88,6
8,3
87,87,7
Erwerbslose in Prozent der 15–24-jährigen Jugendlichen in Europa (EU-15, 2004)
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3.9 Internationaler Vergleich Erwachsene: Die Schweiz hat einen geringen Anteil an Ungelernten
Die Schweiz gehört von allen europäischen Ländern (EU-15, ohne neue Mitglied-länder der Osterweiterung) zu jenen mit dem tiefsten Anteil an erwachsenen Erwerbstätigen ohne Berufsbildung, nämlich 9,9 %. Nur Grossbritannien und Nor-wegen haben nach der Statistik weniger Ungelernte.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
PortugalSpanien
ItalienGriechenland
IslandFrankreich
IrlandBelgien EU-15
Niederlande Luxemburg Österreich
FinnlandDänemarkSchweden
DeutschlandSchweiz
GrossbritannienNorwegen
69,1
43,940,1
31,228,8
26,926,2
88,9
9,910,9
11,212,8
14,114,6
18,623,5
24,825,2
Anteil der Erwerbstätigen ohne nachobligatorische Ausbildung bei 25 – 54- jäh rigen Erwachsenen in Westeuropa (2004)
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3.10 Internationaler Vergleich Erwach-sene: Tiefer Anteil an Ungelernten bringt tiefe Arbeitslosigkeit
Länder mit einer tiefen Quote an Ungelernten weisen auch eine tiefe Arbeits-losigkeit aus. Nur Grossbritannien und Norwegen hatten 2004 leicht tiefere Erwerbslosenquoten als die Schweiz. Island ist ein Sonderfall (Fischerei). ➔ Ver-
gleichen Sie mit der Grafik 3.9.
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12%
Spanien
Deutschland
Griechenland
Frankreich
Finnland
EU-15
Belgien
Italien
Portugal
Schweden
Dänemark
Luxemburg
Österreich
Irland
Niederlande
Schweiz
Grossbritannien
Norwegen
Island
10,210
9,67,8
7,77,6
7
75,9
5,6
4,6
4,34,3
4,1
4,14,1
3,7
3,5
1,7
Erwerbslosenquote in Prozent der 25 – 49-jährigen erwachsenen Erwerbsbevölke-rung in Westeuropa (EU-15, 2004)
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3.11 Internationaler Vergleich Erwachsene: Gute Berufsbildung garantiert hohe Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung
Die Schweiz hat nach Island den höchsten Anteil der Bevölkerung im Erwerbs alter, der real erwerbstätig oder erwerbsfähig ist (Erwerbsquote). Island ist ein Sonder-fall (Fischerei). Die Länder mit einem arbeitsmarktnäheren Berufs bildungssystem und einer Berufslehre haben eine überdurchschnittliche Erwerbs beteiligung. Früh-pensionierungen ab 55 Jahren sind hier ausgeschlossen.
70% 75% 80% 85% 90%
IslandSchweiz
DänemarkSchweden
FinnlandFrankreichNorwegen
PortugalÖsterreich
DeutschlandNiederlande
GrossbritannienEU-15
BelgienGriechenland
LuxemburgSpanien
IrlandItalien
89,9
88,2
88,288,1
87,486,586,1
86,386,4
85,985,9
83,783,5
82,8
81,181,9
80,379,9
77,5
Erwerbspersonen in Prozent der Bevölkerung zwischen 25 und 54 Jahren (= Er-werbs quote) in Westeuropa (EU-15, 2004)
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3.12 Konjunkturschwankungen treffen Ungelernte stärker als Personen mit Ausbildung
Die Ausbildung ist der entscheidende Faktor, wie sich die Konjunkturschwankung beschäftigungsmässig auf die Menschen auswirkt: Ungelernte werden beim Kon-junkturaufschwung überproportional steigend beschäftigt. Doch in der Rezession werden sie als «Konjunkturpuffer» auch überproportional häufig entlassen – nach dem Prinzip: last in – first out (zuletzt hinein – zuerst hinaus).
0%
5%
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15%
20%
25%
WestdeutschlandArbeitslosenanteil nach Qualifikationsgruppen im Konjunkturverlauf, 1995–2004
1%2%3%4%5%6%7%8%
SchweizErwerbslosenquote nach Ausbildungsstufe im Konjunkturverlauf, 1991–2006
30%
1975
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1985
1990
1995
2000
2005
ohne Berufsabschluss
Hoch-/FachhochschulabschlussArbeitslosenquote insgesamt
Lehr-/Fachschulabschluss
1991
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2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Ungelernte
Berufsabschluss /Sekstufe II
Akademiker
Arbeitslosigkeit nach Ausbildungsstufe im Konjunkturverlauf
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8.1 Der Strukturwandel in Richtung Dienstleistung und Desindustria-lisierung hat sich beschleunigt
Der Strukturwandel in der Wirtschaft ist eine ebenso markante wie alte Erschei-nung. Er ist seit über hundert Jahren im Gang. Seit Mitte der 1990er-Jahre hat er sich durch die Globalisierung der Wirtschaft beschleunigt. Der Industrie- und Bausektor, der Mitte der 1960er-Jahre noch mehr als die Hälfte der Beschäftigen umfasste, geht ständig zurück, auf heute rund 23 %. Dagegen stieg der Dienstleis-tungssektor auf 73 % Beschäftigtenanteil.
Anteil der Beschäftigten in der Schweiz nach Wirtschaftssektoren: Jahrhundert-Entwicklung 1905–2005
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1905
1929
1939
1955
1965
1975
1985
1991
1995
2005
Dienstleistungen 73%
0 %
10 %
20 %
30 %
40 %
50 %
60 %
70 %
80 %
Industrie und Bau 23%
Landwirtschaft 4%
Beschäftigungsanteil
179
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8.2 Traditionelle Industrien verschwinden, neue Wirtschaftszweige steigen auf
Ständig verschwinden Unternehmenszweige in traditionellen Branchen – und neue in aufsteigenden Branchen werden gegründet. Produkte mit ausgereiften Tech-nologien werden im preisgünstigeren Ausland hergestellt und verdrängen die Industrie in der Schweiz. Was von der Branche im Hochlohnland verbleiben kann, sind qualitativ hochwertige Spezialitäten und Nischenprodukte im Hochpreisbe-reich. Der Niedergang der alten Branchen ist verbunden mit dem Aufstieg neuer, innovativer Technologien und Produktionszweige.
Aufstieg und Niedergang von Wirtschaftszweigen, gemessen an der Entwicklung der Beschäftigten, im Zeitraum von 1945 bis 2005
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2000 Biotechnologie IT- und Kommunikationstechnologie 1990 Altersbetreuung Finanzmarkt-Dienstleistungen 1980 Umweltschutz- und Recyclingbranche Unterrichtswesen 1970 Unternehmensdienstleistungen (Werbung) Gesundheitswesen 1960 Chemie- und Pharmaindustrie Elektro- und Haushaltgeräteindustrie1950 Maschinenbau
1950 Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung Holzverarbeitung (Möbel) 1960 Lederverarbeitung (Schuhe) Textilindustrie 1970 Traditionelle Uhrenindustrie (Ankeruhren) Metallerzeugung (Giesserei) 1980 Elektroindustrie (Motoren) Haushaltgeräte (Telefone) 1990 Papierindustrie Aluminiumindustrie 2000 Chemie (Grundstoffe, Farben)
Aufstieg
Abstieg
2005
2005
1945
1945 2005
180
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8.3 Der Strukturwandel mit wachsenden und schrumpfenden Branchen erzwingt berufliche Mobilität
Tertiärsektor
Sekundärsektor
Gesamte Wirtschaft
IT – Informations-Technologien
Verkehr-Nebentätigkeiten, Touristik
Dienstleistungen für Unternehmen
Gesundheit/Sozialwesen
Erziehung, Unterricht
Öffentliche Verwaltung
Autohandel und -reparatur
Landverkehr, Transporte
Grosshandel
Kreditinstitute
Gastgewerbe und Beherbergung
Metallindustrie
Detailhandel
Baugewerbe
Maschinenbau
Nachrichtenübermittlung, Post
–20% –10% 0% 10% 20% 40%30%
+ 260 000 Beschäftigte
+ 150 000 Beschäftigte
– 110 000 Beschäftigte
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– 5,1
– 8,0
– 9,8– 10,7
– 12,3– 20,6
– 9,6%
+ 10,6%
+ 4,2%
Zunahme / Abnahme in Prozent der Beschäftigten von 1995 bis 2005 nach Sektoren und nach Branchen mit über 60 000 Beschäftigten
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Allein innert zehn Jahren sind in der Schweiz 110 000 Beschäftigte im Industrie- und Bausektor (Sekundärsektor) abgebaut worden. Aber in den Dienstleistungen (Tertiärsektor) sind 260 000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Die stärkste Schrumpfung von 1995 bis 2005 erlebte die traditionelle Nachrichtenübermitt-lung (Post) mit 20 % Stellenabbau, den stärksten Aufbau die Informations- und Kommunikationstechnologien (IT) mit einer Arbeitsplatzverdoppelung (+ 99 %). Immer mehr Menschen müssen im Verlauf ihres Arbeitslebens den Beruf und die Branche wechseln.
181
K A P I T E L 8
8.4 Der Strukturwandel zwingt zum Branchenwechsel – die Berufsbildung erleichtert den Berufswechsel
Der rasche Strukturwandel setzt mehr berufliche Mobilität voraus. Von allen jungen Erwerbstätigen im Alter von 20 bis 24 Jahren arbeiten 35 % bereits nicht mehr im ersterlernten Beruf, haben also mindestens einmal Beruf und Branche gewechselt. Diese sogenannte Rotationsquote beträgt im Durchschnitt der Erwerbstätigen al-ler Altersstufen 49,5 %. – Auffallend ist die signifikant höhere berufliche Mobilität von Berufslehre-Absolventen mit 50 % Rotationsquote, gegenüber nur 37 % bei Ungelernten. Die Ausbildung befähigt auch zum späteren Berufswechsel.
Anteil der Erwerbstätigen, die mindestens einmal den Beruf gewechselt haben (Rotationsquote), nach Totalzensus Eidg. Volkszählung 2000
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Alter Bildungsstufe Geschlecht
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35%
52%49%
37%
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182
W A R U M W I R S O R E I C H S I N D
8.5 Die Wirtschaft braucht mehr gelernte und weniger ungelernte Arbeits kräfte
0 10% 20% 30%–30% –20% –10%
MehrbedarfMangel
AbbaubedarfÜberfluss
Sekundärsektor:Bau und Industrie
Tertiärsektor:Dienstleistungen
+ 17,9%– 3,8%
+ 1,2%
+ 2,4%– 11,5%
+ 14%– 3,7%
+ 1,6%– 21,4%
+ 2,3%– 9,3%
Gelernte
Ungelernte
Angelernte
Gelernte
Ungelernte
Angelernte
– 26,8%
Anteil der schweizerischen Betriebe, die einen Mangel oder einen Überfluss an Ar beitskräften melden 2003 / 2006
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Die Wirtschaft braucht mehr qualifizierte Arbeitskräfte und weniger Ungelernte. In der Betriebsbefragung des BFS meldeten 17,9 % aller Betriebe im Sekundär-sektor einen Mangel an Gelernten, aber 26,8 % einen Überfluss (= Abbaubedarf) an Ungelernten. Nur gerade 1 bis 2 % aller Betriebe verzeichnen einen Mangel an Ungelernten oder Angelernten (die Betriebe sind gewichtet nach ihrer Be-schäftigtenzahl). Die überflüssigen weniger Qualifizierten werden beim nächsten Konjunktureinbruch ausscheiden.
74
W A R U M W I R S O R E I C H S I N D
4.2 Ungenügende Ausbildung ist das grösste Armutsrisiko in der Arbeitswelt
Erwerbstätige mit einer abgeschlossenen Berufslehre sind mit einer Armutsquote von 4,2 % rund 2,7-mal weniger häufig arm als Erwerbstätige ohne nachschulische Ausbildung («Ungelernte») mit 11,4 % Armutsanteil. «Working Poor» sind Personen mit einer Vollzeitbeschäftigung, die unter der Armutsschwelle (SKOS) leben. Die Absolvierung einer beruflichen Grundbildung ist das wichtigste Merkmal zur Ver-hinderung von «Working Poor». – In der Bevölkerungsgruppe der Alleinerziehen-den ist allerdings die Armut wegen Teilzeitbeschäftigung noch stärker vertreten.
0 %
2 %
4 %
6 %
8 %
10 %
12 %
alle Erwerbstätigenim Durchschnitt
ohne nach-obligatorische Ausbildung(«Ungelernte»)
Akademiker und Akademikerinnen
mit Berufslehre
4,2 %
11,4 %
4,2 %
1,6 %
Anteil der «Working Poor» nach Ausbildungsstatus 2005(«Working Poor» = Erwerbspersonen mit Vollzeitbeschäftigung, die in Armut leben)
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4.3 Bildungsdefizite führen zu hohen Soziallasten des Staates
In der Schweiz werden rund 250 000 Personen oder 3 % der Bevölkerung von den Kantonen und Gemeinden mit Sozialhilfeleistungen unterstützt. Dabei ist der Anteil der Personen ohne Berufsabschluss («Ungelernte») an allen Sozialhil-feempfängerinnen und -empfängern 47 %, bei jugendlichen Sozialhilfebezügern sogar 70 %. Der Anteil der Ungelernten an der Sozialhilfe ist rund doppelt so hoch wie ihr Anteil in der Bevölkerung. Mangel an Berufsbildung ist das grösste Armutsrisiko.
Anteil der Personen ohne beruflichen Abschluss («Ungelernte») in der Sozialhilfe, gesamte Schweiz
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Anteil der Ungelernten bei Erwachsenen von 18 – 65 Jahren (2004)
47%Ungelernte
51,7%AusländerMännerund FrauenGesamtbestand
38,5%AusländerMännerund Frauenin den letzten 5 Jahren zugewandert
von allen erwachsenen Sozialhilfeempfängernsind
von allen Erwachsenen sind
23%Ungelernte
Anteil der Ungelernten bei Jugendlichen von 18 –25 Jahren (2005)
70%Ungelernte
51,7%AusländerMännerund FrauenGesamtbestand
38,5%AusländerMännerund Frauenin den letzten 5 Jahren zugewandert
von allen jugendlichen Sozialhilfe-empfängern sind
von allen Jugendlichen sind
35%Ungelernte
73
K A P I T E L 4
4.1 Berufslehre und berufliche Weiter-bildung zahlen sich aus
Wer eine Berufslehre absolviert hat, verdient mindestens 1000 Franken pro Monat mehr als ein/-e Beschäftige/-r ohne Berufsabschluss. Eine Spezialausbildung (zum Beispiel Höhere Fachschule) bringt zusätzliche 1000 Franken Monatslohn und eine Fachhochschule nochmals anfänglich 1000 Franken mehr. Absolventen/-innen von Fachhochschulen und Universitäten / ETH werden nach Studienabschluss fast gleich entschädigt. Frauen werden in Privatbetrieben aber 16 – 20 % schlechter entlöhnt als Männer in gleicher Funktion.
0
2000
4000
6000
8000
10000
kein Berufs-abschluss
Berufslehre Berufslehreplus Spezial-ausbildung
Fachhochschule ETH
4900 Fr.
6200 Fr.7200 Fr.
8300 Fr. 8700 Fr.
0
2000
4000
6000
8000
10000
Gesamte Wirtschaft (Medianwerte, Vollzeit, 12 Monatslöhne), 2006
einfache Tätigkeiten(An-/Ungelernte)
mit Berufs- und Fach-kenntnis (Gelernte)
Qualifizierte, höchst anspruchsvolle Arbeiten(mittleres Kader)
4047 Fr.4798 Fr. 5014 Fr.
5678 Fr.6341 Fr.
7859 Fr.ø 4400 Fr.
ø 7400 Fr.
ø 5500 Fr.
Σ µ Σ µ Σ µ
Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (13 Monatslöhne), 2005 Fr.
Fr.
Monatliche Bruttolöhne nach Berufsbildungsstufe und Anforderungsniveau
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6.4 Die Arbeitsproduktivität variiert von Branche zu Branche – die Binnenwirt-schaft liegt tiefer
Unter den Branchen gibt es in der Schweiz enorme Differenzen in der Arbeitspro-duktivität. Sie reichen von 16 Franken in der Landwirtschaft bis zu 206 Franken Wertschöpfung pro Arbeitsstunde in der kapitalintensiven Elektrizitätswirtschaft. Die Branchen in der wettbewerblich oft geschützten Binnenwirtschaft haben meist tiefere Arbeitsproduktivitäten. Branchen mit hoher Arbeitsproduktivität haben in der Regel mehr und besser ausgebildetes Personal. Arbeitsproduktivität und Berufsbildungsniveau hängen zusammen. ➔ siehe auch Grafik 12.4
Elektrizitätswirtschaft
Versicherungen
Banken
Chemische Industrie
Nahrungsmittelindustrie
Elektro-Feinmechanikindustrie
Uhrenindustrie
Maschinenindustrie
Gesamtwirtschaft Ø
Handel, Reperatur
Gewerbe, ohne Bau
Baugewerbe
Textilindustrie
Hauswirtschaft, Reinigung
Gastgewerbe
Landwirtschaft
0 50 100 150 200 250
206
203
164
143
80
78
69
66
64
26
33
46
46
53
54
16
Arbeitsproduktivität = Bruttowertschöpfung zu laufenden Herstellungskosten, dividiert durch die Zahl der effektiv geleisteten Arbeitsstunden 2004
Arbeitsproduktivität in Franken pro Stunde
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6.7 Schere öffnet sich: Starke Produk-tivi tätssteigerung bei Branchen im internationalen Wettbewerb – schwache in der Binnenwirtschaft
Die Schere der Produktivitätsentwicklung öffnete sich: In der Gesamtwirtschaft der Schweiz wurde die Arbeitsproduktivität nur um 1,53 % pro Jahr erhöht, was in 10 Jahren + 16,4 % ausmachte. Doch die Industrie steigerte sie um 38 %, das Baugewerbe nur um 11 % und der Dienstleistungssektor nur um 8 %. Und im Gast-gewerbe fiel sie in den 10 Jahren um 12 % zurück. Durchschnittswerte der Produk-tivität für die Gesamtwirtschaft sind deshalb wenig aussagefähig.
60
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1992
1993
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1995
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1992
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1995
1996
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1998
1999
2000
2001
2002
60
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140
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+ 16,4 %
+ 8 %
– 12 %+ 11%
+ 38 %
Gesamtwirtschaft: + 1,53 % pro Jahr
Industrie: + 3,25% pro Jahr Dienstleistungen: + 0,75% pro Jahr
Baugewerbe: + 1,08% pro Jahr Gastgewerbe: – 1,31% pro Jahr
1992
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Produktivitätsentwicklung von 1992 – 2002; Gesamtwirtschaft und Branchen
158
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7.7 Wie sich die schweizerische Export- industrie in den globalen Hightech-Güter-Märkten positioniert
Der High-Tech-Anteil an den wichtigsten Industriegütern ist entscheidend für die Konkurrenzfähigkeit eines Hochlohnlandes. Bei wissenschaftlichen Instrumenten (Präzisionsmessgeräten, Medizinalgeräten, Spitzenuhren), bei Pharma- und Chemie-produkten und bei Maschinen ohne Stromproduktion (Werkzeugmaschinen etc.) ist die Schweizer Industrie hoch spezialisiert. In anderen Bereichen ist sie wenig präsent. (Die Länderrangierung erfolgte nach dem RSCA-Index, Revealed Symmetric Compa-rative Advantage, aufgrund des High-Tech-Anteils im jeweiligen Exportsektor.)
Rangierung der Länder nach ihrem Hightech-Anteil am Export verschiedener In-dustrien, 2002
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Wissenschaftliche Instrumente
Pharma
Chemie
Maschinen ohne Stromproduktion
Luft- und Raumfahrt
Elektrische Maschinen
Elektronik
Computer
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.Rang
CH D S J DK US E F SF GB I NL B A
CH DK B I A E F S GB D US NL J SF
E CH B F D I DK GB NL US A J S SF
CH I B S E D J US A F GB SF NL DK
F US D I GB E S A CH DK B NL J SF
J A D GB S B I US E NL DK CH F SF
SF S J A GB DK US E D F I B NL CH
NL J B GB US D E A DK F I S SF CH
159
K A P I T E L 7
7.8 Schweizer Industrie positioniert sich auf Weltmärkten mit Qualitäts-vorteilen
Das Hochpreis- und Hochlohnland Schweiz behauptet sich auf den globalen Märk-ten mittels Qualitätswettbewerb, nicht mittels Preiswettbewerb. 62 % der Ex-porte gehen in internationale Märkte, bei denen Qualität und Innovationen wett-bewerbsentscheidend sind. Von diesen Exporten haben 93 % der CH-Produkte auch Qualitätsvorteile. Immer noch 38 % der Ausfuhren gehen in Märkte, bei denen der Preiswettbewerb entscheidet. Aber in diesen haben nur 15 % der CH-Produkte wirklich einen Preisvorteil.
Anteile der schweizerischen Exporte, die international im Qualitäts- und im Preis-wettbewerb stehen, sowie Vorteilsnutzung der Exporteure, 2005
Quelle: Credit Suisse Economic Research © Strahm / hep verlag
16%
38 %der Exportproduktestehen hauptsächlichim Preiswettbewerb
62 %der Exportproduktestehen hauptsächlichim Qualitätswettbewerb
93 %der Exportprodukte haben Qualitätsvorteilez. B. Apparate Medizin-altechnik, Pharma-produkte, Maschinenbau
15%der Exportprodukte haben Preisvorteilez. B. Autoindustrie, Papier, Holzprodukte, Metallprodukte
133
K A P I T E L 6
6.8 Branchen mit unterschiedlicher Berufsbildungsintensität
Branchen mit höherer Berufsbildungsintensität sind in der Regel produktiver: In der Energie- und Elektrizitätswirtschaft bilden 48 % aller Betriebe Lehrlinge aus; im strukturschwachen Gastgewerbe (Restaurants und Hotels) haben nur ge-rade 10 % aller Betriebe überhaupt Lehrlinge. In der Stromwirtschaft werden 6,1 Lehrstellen pro 100 Vollzeitbeschäftigte angeboten, im Gastgewerbe 4,2 %. Als Sollwert für jeden Betrieb werden 6 Ausbildungsplätze pro 100 vollzeitäquivalente Beschäftigte als ideal betrachtet.
0 10 20 30 40 50
Elektrizitätswirtschaft
Autogewerbe
Maschinenindustrie
Banken
Baugewerbe
Nahrungsmittelindustrie
Versicherungen
Detailhandel
Elektronik/ Präzisionsgeräte
Chemieindustrie
Textilindustrie
Gesamtwirtschaft
Hauswirtschaft, Reinigung
Gastgewerbe
0 5 10 15 20
48
17
18
19
20
21
22
23
25
28
30
30
36
10
6.1
15.6
7.0
3.7
9.9
3.4
3.4
8.9
3.3
2.9
3.6
5.6
14.5
4.2
Anteil der Betriebe, die Lehrlinge ausbilden:
Anzahl Lehrlingepro 100 Beschäftigte:
Ausbildungsintensität (Lehrstellen) der Branchen, 2005
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134
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6.9 Strukturschwache Branchen rekrutieren am meisten ungelernte ausländische Arbeitskräfte
Wirtschaftszweige mit tieferer Arbeitsproduktivität – man spricht auch von «struk-turschwachen Branchen» – sind meist auch Branchen mit einem hohen Auslän-deranteil: Restaurants, Hotels, Reinigung, Baugewerbe, Teile der Industrie wie Textil, Detailhandel. Diese Branchen (Bau ausgenommen) bildeten selber zu wenig Personal aus und rekrutierten ungelernte ausländische Arbeitskräfte.
Gastgewerbe
Hauswirtschaft, Reinigung
Baugewerbe
Industrie
Handel, Reparaturgewerbe
Gesamtwirtschaft
Sonstige Dienstleistungen
Immobilien, Informatik, F&E
Gesundheits- und Sozialwesen
Verkehr und Nachrichten
Kredit- und Versicherungsgewerbe
Unterrichtswesen
Öffentliche Verwaltung
Land- und Forstwirtschaft
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
52,6
38,2
36,9
33,4
26,3
26,1
24,5
24,2
23,8
20,0
17,5
15,1
8,1
7,7
Anteil des Arbeitsvolumens, das von ausländischen Erwerbstätigen erbracht wird, nach Branchengruppen 2003
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6.10 Circulus Vitiosus der Struktur-schwäche von Branchen: Tiefe Löhne – wenig Ausbildung – tiefe Produktivität
Strukturschwäche als Folge tiefer Arbeitsproduktivität führte zu tiefen Löhnen und zur Rekrutierung billiger ungelernter Arbeitskräfte statt zur branchen- und betriebseigenen Ausbildung. Die Folge war mangelnde Produktivitätssteigerung mittels Qualifikation und Innovation. Tiefe Produktivität wiederum heisst Struk-turschwäche. Einen solchen «Teufelskreis» hatte das Gastgewerbe erlebt, als nur jeder zehnte Betrieb überhaupt Lehrlinge aus bildete und heute noch aus bildet (Betriebszählungsergebnisse 2005).
Zirkuläre Verursachung («Teufelskreis») der Strukturschwäche von Branchen wie z. B. Gastgewerbe, Tourismus, Handel.
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strukturschwacheBranche
tiefeArbeitsproduktivität
tiefesLohnniveau
Rekrutierung billiger ungelernter Arbeitskräfte
im Ausland
wenig betriebsinterneBerufsausbildung
tiefes Innovaät
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4.5 Berufsbildung ist die beste soziale Absicherung
Der gesellschaftliche Wert der Berufsbildung ist statistisch vielfach belegt: höherer Lohn dank höherer Produktivität, viel tieferes Arbeitslosigkeits- und Sozialhilfe-risiko, bessere Bewältigung des raschen Strukturwandels, der heute den vorherr-schenden Wirtschaftstrend darstellt. Mit Berufsmaturität, Höherer Fachschule, Fachhochschule und Passerellen zur weiteren Tertiärbildung ist zudem die beruf-liche Kar riere der Berufslehrabsolventen und -absolventinnen geöffnet.
Statistische Synthese: Zusammenhang zwischen Berufsbildung und sozialem Status
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Wer eine Berufslehre absolviert,
verdient anfänglich mindestens 1000 Franken pro Monat mehr als Ungelernte.
unterliegt einem 3-mal kleineren Risiko, arbeitslos zu werden.
unterliegt einem 2,5-mal kleineren Risiko, Sozialhilfebezüger zu werden.
bewältigt den Strukturwandel im Zeichen der Globalisierung besser.
hat Möglichkeiten zur Weiterbildung und zur beruflichen Karriere.