2
85 84 MAGAZIN Jagdszenen: Honda CX und Yamaha SR kämpfen um den Scheitel, während von hinten eine Königswelle anmarschiert. Doch auch Vierzylinder wie diese nackte CBR 400 RR oder eigenwillige Café-Kocher sind willkommen. Denn Built not Bought ist kreativ und liberal. Wenn sich dann nach den Rennen die Sonne senkt, tauscht man gern den Gasgriff gegen ein Bier Racing fürs Volk Das Motorradfestival „Built not Bought“ geht in die dritte Runde. MO wird 2017 als offizieller Partner wieder live dabei sein und klärt im Interview mit dem Race Cafe, was die Zuschauer im Juni auf dem Spreewaldring erwarten dürfen W er sich im ambitionierten Kurvenrausch auf dem Motorrad vergnügen will, kommt auch mit klassischem Mate- rial oder mundgelutschten Uni katen schnell an die Grenzen der StVO. Über kurz oder lang bleibt da nur die Flucht nach vorn, auf die Renn- strecke. Weil sich dort aber nicht jeder mit dem Messer zwischen den Zähnen oder auf teuerstem Material messen will, haben Fatma und Michael Fischer vor ein paar Jahren das Motorrad-Festival „Built not Bought“ erfunden.

Racing fürs Volk · PDF file86 87 MAGAZIN Das Event für Schrauber, Fahrer und Fans ehrlicher Maschinen ddies - seits der 200 PS lockt im dritten Jahr nicht nur Freaks einer kleinen

Embed Size (px)

Citation preview

8584

MAGAZIN

Jagdszenen: Honda CX und Yamaha SR kämpfen um den Scheitel, während von hinten eine Königswelle anmarschiert. Doch auch Vierzylinder wiediese nackte CBR 400 RR oder eigenwillige Café-Kocher sind willkommen. Denn Built not Bought ist kreativ und liberal. Wenn sich dann nach den Rennendie Sonne senkt, tauscht man gern den Gasgriff gegen ein Bier

Racing fürs VolkDas Motorradfestival „Built not Bought“ geht in die dritte Runde. MO wird 2017als offizieller Partner wieder live dabei sein und klärt im Interview mit dem RaceCafe, was die Zuschauer im Juni auf dem Spreewaldring erwarten dürfen

Wer sich im ambitioniertenKurvenrausch auf demMotorrad vergnügen will,

kommt auch mit klassischem Mate-rial oder mundgelutschten Uni katenschnell an die Grenzen der StVO.Über kurz oder lang bleibt da nur die Flucht nach vorn, auf die Renn-strecke. Weil sich dort aber nichtjeder mit dem Messer zwischen denZähnen oder auf teuerstem Materialmessen will, haben Fatma undMichael Fischer vor ein paar Jahrendas Motorrad-Festival „Built notBought“ erfunden. �

8786

MAGAZIN

Das Event für Schrauber, Fahrerund Fans ehrlicher Maschinen dies-seits der 200 PS lockt im dritten Jahrnicht nur Freaks einer kleinen Szenean, sondern etabliert sich bereits überdie Grenzen Deutschlands hinausals Kult-Veranstaltung. Willkommensind kleine Leute und große Helden,die in Eintracht Gummi auf demAsphalt lassen. Alltagshobel à laBMW K 100 oder Yamaha SR 500sind beim „BnB“ genauso gern ge -sehen wie Vorkriegsmaschinen mitTT-Historie oder super-edle Spe zial -fahrwerke. Built not Bought feiertdie motorische Vielfalt als familiäre

[MO] Was ist für euch das Beson-dere an BnB? [Fatma] Built not Bought ist eineechte Fahrveranstaltung. Die Leutekommen bei uns wirklich auf ihreKosten, auf und neben der Strecke.Der Spreewaldring in der Nähe vonBerlin ist nicht zu schnell, aber sehranspruchsvoll. Und unsere Zu schauersind ganz nah dran – im Fahrer -lager, in der Boxengasse, den Sieger -ehrungen und sogar im Infield zwi-schen den Strohballen. Da kann mannach jedem Rennen seinen persön -lichen Helden abklatschen und abendsgemeinsam am Feuer mit handge-machter Musik feiern. Purer gehtMotorsport auf klassischem Materialeinfach nicht.

[MO] Euren Race Cafe-Bus nutzt ihrals Tribüne und Gastro-Location.War das schon immer so gedacht? [Fatma] Vom Oberdeck des ’68erLeyland kann man die kompletteStrecke überblicken oder sich an derBar vergnügen. Das ist genial. Dochursprünglich sollte der „Dicke“ unserSchrauber-Wohnmobil werden. Aberdann kam alles anders…

[MO] Was war passiert? [Michael] Ich fuhr früher als Gast-fahrer beim Lückendorfer Bergrennen

mit. Eine geniale Veranstaltung, dochdort ging es nur vier Mal den Berg hinauf.20 Kilometer an einem Wochenendeim Sattel waren mir einfach zu wenig.Da dachte ich mir: Warum nicht selbstein Event veranstalten, bei dem mansich schwindlig fahren kann? So kameins zum anderen. Den Bus haben wirdann als „Race Cafe“ umgebaut, undnicht als fahrende Werkstatt.

[MO] Zum Motorradfahren scheinstDu jetzt aber kaum noch zu kom-men, oder? [Michael] Schon bei unserer erstenVeranstaltung, „Twins meet Classics“2011 bin ich nicht eine Runde ge -fahren und wollte sowas danach nie wieder machen. Die Organisation istein Mords-Aufwand! Doch am Abendhatten alle Fahrer dieses Leuchten inden Augen und fragten nach Terminenim nächsten Jahr. So entwickelte sichalles weiter, und es entstand nebenanderen Fahr-Events auch Built notBought.

[MO] Was bedeutet der Begriff„Built not Bought“ für euch? [Michael] Uns geht es dabei umFahrmaschinen, an denen richtiggeschraubt wird. Zum Beispiel amFahrwerk, am Motor, am Blechkleid.Dabei ist es völlig egal, ob man dasselbst mit Freunden erledigt oder Profis dabei sind. Was wir nur nichtwollen, sind Motorräder, die direkt ausdem Verkaufsraum von Großserien-herstellern kommen. Die finden einenbesseren Platz auf anderen Veran-staltungen.

[MO] Woher kommt diese Leiden-schaft für Klassiker und Umbauten? [Michael] Ich liebe analoge Maschi-nen. Meine Sportster besitze ich nunschon 25 Jahre – und mittlerweilegeht das Ding für einen Chopper auchganz gut ums Eck. So ein Motorradbeherrschst du nicht mit einem Bord-computer, sondern mit dem Popo.Und für echten Rennstreckenspaßbraucht ja kein Mensch 200 PS,besonders auf einem kurvigen Kurswie dem Spreewaldring. So viele Pferde kann man dort eh nicht vomZügel lassen. Es sei denn, man heißtRossi. Aber er und seine Jungs habenja ihre eigene Veranstaltung…

[MO] Wie gut eignet sich der Spree-waldring für BnB? [Michael] Der Track ist fahrerischsehr anspruchsvoll und der Asphaltperfekt – eine Kurve jagt die nächste.Das ist ideal für Klassiker und alles bis

etwa 100 PS. Vor allem leichte Motor-räder fühlen sich hier wohl. Das Fahrer -lager ist zwar überschaubar, doch esbietet gerade deshalb so viel Atmo -sphäre, weil alles sehr konzentriertund übersichtlich ist.

[MO] Das klingt nach einem großenFamilienwochenende…[Fatma]Viele unserer Fahrer sind mitden Jahren in der Tat zu echten Freun-den geworden. 90 Prozent beim BnBsind Stammfahrer, die jedes Jahr wie-der kommen. Das sagt eigentlich alles.Doch auch die Newcomer spürenschnell die entspannte Stimmung undfühlen sich auf Anhieb wohl. Das selbegilt für die Zuschauer. Manche sindsogar so begeistert, dass sie nachBnB selbst den Schraubenschlüsselschwingen, um sich beim nächstenMal als Fahrer zu bewerben.

[MO] Welche Highlights dürfen eureBesucher 2017 erwarten? [Michael]Wir haben einige Podiums -fahrer des Fischereihafenrennens undSieger verschiedener Hobbyrennenam Start. Auch ehemalige Racer derbundesdeutschen Rennszene undDDR-Meister sind dabei. Aber diemeisten Teilnehmer sind absoluteHobbyfahrer wie du und ich. Bei denMaschinen weiß ich gar nicht, wo ichanfangen soll. Vielleicht bei meinenpersönlichen Traummaschinen: HarleyXR 750 TT, Seeley-BSA, Ducati TT1,Münch TTSE… All diese Renner sindbei uns auf dem Track dabei undgeben richtig Gas.

[MO] Das klingt nach einem extrembunten Fahrerfeld. Wie bekommtihr die vielen Bikes unter einen Hut? [Michael] Wir haben am Wochen-ende wieder über 300 Renner im Fah-rerlager. Das reicht locker für zehnRennen: Cafe Racer, Battle of theTwins, Vorkriegsrenner, Spezialfahr-

„Built not Bought“: 10. und 11. Juni 2017 STC Spreewaldring Mehr Infos: www.racecafe.berlin

Motorsportparty. Ungezwungen,tolerant – und mit einem Publikum,das sprichwörtlich hautnah dabei ist.

Hinter Built not Bought stehenFatma und Michael Fischer, derenroter Doppeldecker-Bus zum Wahr-zeichen des Rennwochenendes ge -worden ist. Im Interview sprechenwir über ihre diesjährigen Pläne.

werke, Classic Superbikes, Zweitak-ter, Seitenwagen und, und, und. Wirhaben aber keine übliche Klassenein-teilung und unterscheiden nicht nachFelgengröße oder Anzahl der Brems-zangen. Wir lieben es bunt – und dieAction auf der Strecke spricht für die-ses Konzept. Das zieht auch Einstei-ger an. Und alle, denen es vor allemum Spaß und Enthusiasmus geht.

[MO] Beißt sich die ganze Organicht mit dem Berufs- und Familien -leben? [Fatma]Doch, und wie! Micha arbei-tet tagsüber im Büro und beschäftigtsich nachts und am Wochenende mitdem Race Cafe. Ich bringe morgensunseren Sohn in die KiTa und widmemich dann nur unseren Events. Sobleibt nur wenig Zeit zum Schraubenoder Fahren, doch unterm Strich istalles gut. Wir haben viel Spaß dabeiund vertrauen auch auf unsere Unter-stützer. Ohne die Rennleitung und dasgroße Team, das sich um Versorgungund Sicherheit, die Zuschauer oderdie Streckenabsperrungen kümmert,wäre das alles nicht möglich. Da kommen schnell über 50 Leutezusammen.

[MO] Für die Zuschauer gibt esnicht nur Rennaction, sondern aucheine Schraubermeile. Wird BnB zueiner Messe? [Michael]Das sicher nicht, denn dasKonzept schließt die großen Herstel-ler per se aus. Doch Partner, die dasMotorrad-Handwerk wie wir leben –Motorenguru Ulf Penner, LagergottEmil Schwarz, Blechkünstler Fried-helm Lammers und andere, die sindbei uns natürlich willkommen.

[MO] Dann freuen wir uns auf einheißes Rennwochenende! [Fatma]…und darauf, dass die MO-Güllepumpe nicht überhitzt! �

Daumen hoch:Michael, Finn undFatma im „Builtnot Bought“-Lookfreuen sich aufalle Teilnehmerund Besucher

Rennleiter René „Gurky“Pieth wird baldwieder kunstvolldie Zielflaggeschwenken

Fatma feiert mit den Siegern der BoT-Klasse vor dem dicken Race Cafe-Bus. Neben Schampus gibt es auch Trophäen aus alten Motorradteilen

Auf den Gespannen derFormelklasse

– hier eine ’79erSuzuki Ireson

GS 1000 – wirdmächtig herum-

geturnt