30
Universität Trier Fachbereich IV: Volkswirtschaftslehre insbesondere Stadt- und Regionalökonomie Seminar: Räumliche Wirkungen des demographischen Wandels Sommersemester 2004 Leitung: Prof. Dr. H. Spehl, Dipl.-Geogr. M. Gensheimer Hausarbeit zum Thema Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels auf Kommunen in Ostdeutschland Abgabe der Arbeit 30. Juli 2004 Helge Zahrnt 6. Fachsemester VWL (TRS) 10. Fachsemester Angewandte Geographie (Raumentwicklung) Matrikelnummer: 604537 Nellstr. 45 54295 Trier 0651-145 5952 [email protected]

Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels auf ... · Beschreibung, Diagnose u. Prognose Kapitel 3.1 Raumstruktur Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels Kapitel

  • Upload
    votuong

  • View
    221

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Universität Trier Fachbereich IV: Volkswirtschaftslehre

insbesondere Stadt- und Regionalökonomie

Seminar: Räumliche Wirkungen des demographischen Wandels Sommersemester 2004

Leitung: Prof. Dr. H. Spehl, Dipl.-Geogr. M. Gensheimer Hausarbeit zum Thema

Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels auf Kommunen in Ostdeutschland

Abgabe der Arbeit

30. Juli 2004

Helge Zahrnt 6. Fachsemester VWL (TRS) 10. Fachsemester Angewandte Geographie (Raumentwicklung) Matrikelnummer: 604537 Nellstr. 45 54295 Trier 0651-145 5952 [email protected]

II

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................III

Tabellenverzeichnis .......................................................................................................III

Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................III

1. Einleitung .....................................................................................................................1

2. Der demographische Wandel .....................................................................................2 2.1 Die Komponenten des demographischen Wandels.................................................2 2.2 Bevölkerungsprognosen und -vorausberechnungen ...............................................3

3. Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels auf Kommunen in Ostdeutschland ..................................................................................4

3.1 Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels.....................................4 3.2 Kommunen in Ostdeutschland unter Einfluss des demographischen Wandels ......5 3.3 Kommunale (technische) Infrastruktur.....................................................................9 3.4 Wohnungsmarkt und Stadtentwicklung .................................................................10

4. Handlungsempfehlungen und Anpassungsstrategien ..........................................12 4.1 Lösungsansätze für kommunale (technische) Infrastruktur ...................................12 4.2 Lösungsansätze für Wohnungsmarkt und Stadtentwicklung .................................14

5. Fazit – eine neue Planungskultur ist notwendig ....................................................15

Anhang I: Der demographische Wandel in Deutschland genauer betrachtet .........17

Anhang II: Alterspyramiden der Jahre 2001 und 2050...............................................20

Anhang III: Exkurs: Wo findet der demographische Wandel statt? Messung über Indikatoren und kartographische Darstellung...............21

Anhang IV: Schrumpfende und wachsende Städte in Deutschland.........................23

Anhang V: Wirkungszusammenhang – demographischer und wirtschaftlicher Wandel in den Kommunen ........................................................................24

Literatur ..........................................................................................................................25

III

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Gliederungsübersicht.....................................................................................2

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Kommunalfinanzen 2002 (Zuweisungen als Einnahmeposten).........................8 Tabelle 2: Entwicklung der Fertilität, Geburten- und Sterbefälle in Deutschland .............17 Tabelle 3: Entwicklung des Altenquotienten seit 1871 und Vorausberechnung bis 2050 18 Tabelle 4: Wanderungsverluste von Ost- an Westdeutschland seit 1950 ........................19

Abkürzungsverzeichnis BBR Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

c.p. ceteris paribus

ROG Raumordnungsgesetz

1

1. Einleitung Die Bevölkerung einer Region ist dynamisch und unterliegt fortwährend strukturellen

Veränderungen. Wenn diese außergewöhnlich stark sind, entwickelt sich eine energi-

sche Diskussion sowohl in der Fachwelt als auch in der Gesellschaft. Gegenstand der

gegenwärtigen Diskussion über die demographische Entwicklung ist die schrumpfende

Bevölkerung, über die viele Zeitungen und Magazine in Themen- und Sonderheften

berichten.1 Diese Berichterstattung ist wichtig, damit die Menschen von der aktuellen

und prognostizierten Entwicklung erfahren und somit die Relevanz für die Gesellschaft

begreifen.2 Dabei bedarf es einer dauerhaften Beschäftigung mit dem Thema und kei-

nem Medienrummel, der sich als ein Strohfeuer erweist.

Neben der quantitativen Abnahme der Bevölkerung durch eine zurückgehende Gebur-

tenrate ist die qualitative Veränderung der Bevölkerung ein wichtiger Aspekt. Die Zu-

nahme des Altenquotienten bedeutet eine Überalterung der Gesellschaft mit weit-

reichenden Konsequenzen. Bevölkerungsabnahme, Überalterung und Wanderungen

werden als demographischer Wandel bezeichnet, der einen Einfluss auf die Raum-

struktur ausübt. Die zentrale Frage dieser Arbeit lautet, welche räumlichen Auswirkun-

gen der demographische Wandel hat. Dabei werden Kommunen in Ostdeutschland

untersucht, die zurzeit besonders die Folgen des demographischen Wandels spüren.

Bei der aktuellen Betrachtung Ostdeutschlands muss neben dem demographischen

auch der wirtschaftliche Wandel berücksichtigt werden, da sich beide gegenseitig be-

einflussen und der Osten sowohl demographisch als auch wirtschaftlich schrumpft.

Schrumpfung wird als Ausdünnungsprozess verstanden, der eine strukturelle Verände-

rung der Bevölkerung, der Wirtschaftsaktivität und der gebauten Umwelt bedeutet.3

Abbildung 1 stellt den Aufbau der Arbeit dar. Im zweiten Kapitel wird der demographi-

sche Wandel erläutert. Im dritten Kapitel wird zunächst der Zusammenhang von demo-

graphischem Wandel und Raumstruktur verdeutlicht: Die Bevölkerungsentwicklung hat

Einfluss auf die vielfältigen kommunalen Aufgabenfelder, so dass sich ein komplexes

Wirkungsgefüge ergibt. Dieses kann hier nur angedeutet werden und lediglich ausge-

wählte Bereiche können detaillierter behandelt werden. Die technische Infrastruktur

sowie Wohnungsmarkt und Stadtentwicklung sind Felder, die besonders stark vom

demographischen Wandel beeinflusst werden. Diese Bereiche werden problemorien-

tiert dargestellt und in Kapitel 4 Handlungsansätze für ostdeutsche Kommunen präsen-

tiert. Kapitel 5 zeigt abschließend eine alternative Planungskultur, mit der Schrumpfung

begegnet werden kann.

1 vgl. bspw. GEO H. 5/2004; DIE ZEIT – Reihe Land ohne Leute; Der Spiegel Nr. 2/2004 2 vgl. KOCKS, M. (2003), S. I. 3 Zur Abgrenzung der Begriffe Schrumpfung, Kontraktion, Stagnation und Niedergang vgl. Keim, K.-D. (2001), S. 18f.

2

Kapitel 2 Demographischer Wandel Beschreibung, Diagnose u. Prognose

Kapitel 3.1 Raumstruktur Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels

Kapitel 3.3 Problembereiche - technische Infrastruktur - Wohnungsmarkt und Stadtentwicklung

Kapitel 4 Handlungsansätze - Leitbilder der Stadtentwicklung- Förderprogramme

Kapitel 3.2 Ostdeutsche Kommunen Wirkungszusammenhänge kommunaler Belange

Kapitel 5 Fazit Neue Planungs- ansätze notwendig

Abbildung 1: Gliederungsübersicht

Quelle: Eigene Darstellung

Die These dieser Arbeit lautet, dass der demographische Wandel einen Funktions- und

Handlungsverlust für die ostdeutschen Kommunen bewirkt. Politische Maßnahmen,

welche die Abwärtsspirale durchbrechen und Handlungsfähigkeit zurück gewinnen

sollen, müssen vom gegenwärtig propagierten Wachstumsparadigma abkehren und

Bestandserhaltung fordern und fördern.

2. Der demographische Wandel Obwohl der demographische Wandel seit langem Forschungsgegenstand der Bevölke-

rungswissenschaft ist, wurde das Thema in der Öffentlichkeit bis vor kurzem vernach-

lässigt. Es war kein Gegenstand für die Politik, da man mit den angeblich negativen

Botschaften keine Wähler gewinnen konnte. Hohe Zuwanderungszahlen und starke

Geburtenjahrgänge zeigten außerdem eine entgegengesetzte Entwicklung.4 Nun wer-

den die Auswirkungen des demographischen Wandels bemerkbar, wie z.B. die ab-

nehmende Tragfähigkeit der sozialen Sicherungssysteme oder der Infrastruktur zeigen.

Da der Schwerpunkt der Arbeit auf den Kapiteln drei und vier liegt, können hier nur

Grundlagen des demographischen Wandels erläutert sowie auf vertiefende Literatur

verwiesen werden.

2.1 Die Komponenten des demographischen Wandels Die Bevölkerungsentwicklung in Industrieländern während der letzten zwei Jahrhunder-

te wird am Modell des demographischen Übergangs erklärt.5 In der frühtransformativen

Phase ist die Sterberate aufgrund hygienischer und medizinischer Fortschritte gesun-

ken. Im Zuge der Gesellschaftsmodernisierung und Einführung sozialpolitischer Maß-

nahmen ging die Geburtenrate in der mitteltransformativen Phase zurück. In Deutsch-

land hat die Sterberate zunächst stärker abgenommen als die Geburtenrate, so dass

es bis in die 1970er Jahre ein natürliches Bevölkerungswachstum gab. Wenn aktuell

4 vgl. Kocks, M (2003); S. I. 5 vgl. Bähr, J. (1997), S. 248 ff. Zur Kritik an der Theorie siehe ders. S. 258f. Zum Begriff „Bevölkerung“ siehe außerdem Birg, H. (1995), S. 82ff. sowie Statistisches Bundesamt (Hg.) (2003), S. 41ff.

3

vom demographischen Wandel gesprochen wird, stellt dies die posttransformative

Phase im genannten Modell dar.

Oben wurden bereits die drei Komponenten des demographischen Wandels vorge-

stellt. Die beiden Variablen im beschriebenen Modell sind die Geburten- und Sterbera-

te, aus denen sich Bevölkerungsabnahme und Alterung der Gesellschaft direkt ableiten

lassen. Wanderungen stellen einen weiteren demographischen Faktor dar, der insbe-

sondere für den Gegenstand dieser Arbeit von Relevanz ist. Die Bevölkerungsentwick-

lung in Ostdeutschland ist stark von Wanderungsverlusten geprägt.

Im Folgenden werden die aktuellen Entwicklungen der drei Komponenten beschrieben.

Für deren Ursachen sowie für weitergehende Informationen und die Literaturverweise

wird auf Anhang I verwiesen, in dem die Entwicklungen mit Zahlenmaterial belegt sind.

Die natürliche Bevölkerungsbewegung in Deutschland ist seit dem Jahr 1972 rück-

läufig. Aufgrund des gesellschaftlichen Wandels werden immer weniger Kinder gebo-

ren, während die Lebenserwartung durch Wohlstandssteigerung und Fortschritte in der

Medizin weiter ansteigt. Dies hat einen Einfluss auf die Altersstruktur und führt zu

einer alternden Gesellschaft. Für die Zukunft wird eine starke Zunahme des Altenquo-

tienten prognostiziert. Die räumliche Bevölkerungsbewegung bedeutet starke Wan-

derungsverluste für Ostdeutschland. Da vorrangig junge Menschen abwandern, haben

ebenfalls die Fortzüge einen Einfluss auf die Altersstruktur. Die wichtigsten Entwick-

lungen des demographischen Wandels mit Relevanz für diese Arbeit sollen hier ver-

deutlicht werden:

• Da es in Deutschland seit 1972 kein natürliches Bevölkerungswachstum mehr gibt, wächst die Bevölkerung nur noch durch einen Außenwanderungsüberschuss.

• Die Altersstruktur wird vorrangig durch Geburten bestimmt. Da die Geburtenrate im Osten niedriger als im Westen ist, wird der Altenquotient im Osten stärker ansteigen.

• Die Hauptmotive für Ost-West-Wanderungen sind Arbeitsplätze und Einkommens-unterschiede.6

2.2 Bevölkerungsprognosen und -vorausberechnungen Daten über die Bevölkerung sind eine wichtige Basis für politische Entscheidungen.

Für verlässliche Zahlen über die Zukunft werden Bevölkerungsvorausschätzungen

durchgeführt.7 Aussagen über Bevölkerungsgröße und -struktur erfordern Annahmen

über die natürliche und räumliche Bevölkerungsbewegungen. Diese Annahmen unter-

liegen Unsicherheiten. Dennoch haben die Vorausschätzungen i.d.R. eine hohe Ge-

nauigkeit, da die zukünftige Entwicklung bereits heute in der lebenden Bevölkerung

verankert ist.

6 vgl. die Ausführungen in Anhang I. 7 vgl. Bähr (1997), S. 267ff. für verschiedene Typen von Bevölkerungsvorausschätzungen.

4

Das Statistische Bundesamt führt seit ca. 40 Jahren koordinierte Bevölkerungsvoraus-

berechnungen durch. Durch verschiedene Annahmen zur Lebenserwartung und zum

Wanderungssaldo ergeben sich in der 10. Vorausberechnung neun Berechnungsvari-

anten.8 Die Alterspyramide im Anhang II zeigt die vorausberechnete Bevölkerungs-

struktur für das Jahr 2050. Deutlich zu erkennen ist die Abnahme der jungen Jahrgän-

ge. Ein zentrales Ergebnis der Vorausberechnung ist die Notwendigkeit eines jährli-

chen Einwanderungsüberschusses von 200.000 (z.B. nach Variante 5), um die Bevöl-

kerungsabnahme zu mildern. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

führt eine kleinräumige Bevölkerungsprognose auf Kreisebene mit dem Prognosehori-

zont 2020 durch.9 Ergebnisse dieser Prognose sind steigende regionale Unterschiede

in der Bevölkerungsentwicklung und weitere Wanderungsverluste für Ostdeutschland.

Die Bedeutung von Vorausberechnungen und Prognosen ist sehr hoch. Für die zu be-

handelnden kommunalen Bereiche dieser Arbeit sind Prognosen über die Bevölke-

rungsentwicklung sehr wichtig, da diese Entwicklung die Nachfrage und Tragfähigkeit

von bestimmten Leistungen beeinflusst.

Folgende Erkenntnisse dieses Kapitels dienen als Hintergrund für die weitere Arbeit:

Der demographische Wandel ...

• ... entsteht durch gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen, die nur lang-fristig verändert werden können.

• ... kann vorausberechnet werden, wobei die Treffsicherheit mit zunehmendem Prognosezeitraum abnimmt. Prognosen stellen keine unveränderbaren Tatsachen, sondern Entwicklungstendenzen dar, auf die rechtzeitig reagiert werden muss.

• ... wirkt auf unterschiedliche Weise auf die Raumstruktur ein.

3. Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels auf Kommunen in Ostdeutschland

3.1 Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels Der demographische Wandel führt nicht zu einer linearen Maßstabsverkleinerung,

sondern zu Gewinner- und Verliererregionen auf allen räumlichen Ebenen.10 Dabei

wirken die drei Komponenten des demographischen Wandels unterschiedlich auf die

Raumstruktur. Der Rückgang der Bevölkerung bewirkt eine allgemeine Verringerung

der Nachfrage nach öffentlichen und privaten Leistungen. Er führt zu Überkapazitäten

am Wohnungsmarkt und Tragfähigkeitsproblemen bei Infrastruktur. Regional unter-

schiedlicher Bevölkerungsrückgang bedeutet ein räumliches Nebeneinander von

Wachstums- und Schrumpfungsregionen. Eine alternde Gesellschaft besitzt verän- 8 vgl. Statistisches Bundesamt (2004b), S. 10ff. 9 vgl. Bucher, H.; Gatzweiler, H.-P. (2004). 10 vgl. Birg, H. (2004), S. 49.

5

derte Gewohnheiten der Raumnutzung und hat eine höhere Nachfrage nach alterspezi-

fischer Infrastruktur. Die räumliche Bevölkerungsentwicklung verändert die Raum-

struktur durch zwei Effekte: Der Primäreffekt bedeutet eine direkte Zu- bzw. Abnahme

der Bevölkerung durch Wanderungen. Der Sekundäreffekt verändert die Geburtenzah-

len in einer späteren Periode.11 Da Außenmigranten häufig in Städte ziehen, in denen

ihre ethnische Gruppe bereits vertreten ist, geschehen Wanderungen räumlich-selektiv.

Die Bevölkerungsentwicklung in Ostdeutschland verläuft anders als im Westen: Der

Bevölkerungsrückgang und die Alterung fallen im Osten stärker aus und Ostdeutsch-

land besitzt einen negativen Wanderungssaldo gegenüber dem Westen.

Bisher wurde allgemein von Regionen gesprochen, so dass eine Präzisierung der Wir-

kungen des demographischen Wandels nach Gebietskörperschaften notwendig ist.

Diese sind vor allem in den Bereichen ihrer Gesetzgebungskompetenz betroffen. Beim

Bund führen besonders die Systeme der sozialen Sicherung zu großen Problemen. Die

umlagefinanzierten Systeme stoßen bei einer alternden Gesellschaft an die Grenzen

der Finanzierbarkeit.12 Weiterhin ist der Bund bei Fragen der Familien- und der Zuwan-

derungspolitik betroffen. Der demographische Wandel hat auf einige Hoheitsbereiche

der Länder starken Einfluss. Dies sind z.B. die Bereitstellung sozialer Infrastruktur wie

Kultur- und Bildungseinrichtungen, Erhaltung gleichwertiger Lebensbedingungen durch

die Landesplanung sowie weitere räumlich relevante Fachpolitiken. Aufgrund der

Selbstverwaltung und dem breiten Aufgabenspektrum der Kommunen13 gibt es ein

komplexes Wirkungsgefüge kommunaler Belange, auf die der demographische Wandel

einen starken Einfluss ausübt. Dies ist Gegenstand des folgenden Kapitels.

3.2 Kommunen in Ostdeutschland unter Einfluss des demographischen Wandels Die kommunale Selbstverwaltung berechtigt die Kommunen, „alle Angelegenheiten der

örtlichen Gemeinschaft [...] in eigener Verantwortung zu regeln.“14 Dies ist mit einer

Verpflichtung zur so genannten Daseinsvorsorge verbunden, also einer ökonomisch-

sozialen Grundversorgung sowie Bereitstellung öffentlicher Leistungen und Infrastruk-

tur.15 Das genaue Aufgabenspektrum hängt von der Kommunalverfassung des jeweili-

gen Landes ab. Da die Kommune die bürgernaheste Politikebene ist, sind ihre Aufga-

benbereiche eng mit der Bevölkerungsentwicklung verbunden. Bei den Selbstverwal-

tungsaufgaben verfügt die Kommune über eigene Finanzautonomie. Mögliche Zusatz-

kosten durch den demographischen Wandel müssen daher selbst getragen werden. Im

Vergleich zu anderen Gebietskörperschaften sind die Auswirkungen des demographi-

schen Wandels in den Kommunen besonders bedeutend. 11 vgl. Birg, H. (2004), S. 47. 12 vgl. Hein, E.; Mülhaupt, B.; Truger, A. (2004) 13 Die Kommunen haben freiwillige Aufgaben, Pflichtaufgaben ohne Weisung, Pflichtaufgaben mit Wei-sung und staatliche Aufgaben. Vgl. Wehling, H.G.; Kost, A. (2003), S. 17. 14 Art. 28, II Grundgesetz. 15 vgl. v.d. Heide, H.-J. (1995), S. 1043 f.

6

Die ostdeutschen Kommunen haben sich durch die Teilung und Systemdifferenz an-

ders als die Kommunen im Westen entwickelt. Im Gegensatz zur westdeutschen kapi-

talistischen Stadtentwicklung, herrschte in der DDR die sozialistische Ideologie. Die

historische Stadtgestalt wurde vernachlässigt und es wurde mehr Gewicht auf indus-

trielle Wohnungsbauweise gelegt. Ein ausreichendes Wohnungsangebot half soziale

Ungleichheiten zu vermeiden. Die wirtschaftliche Basis der Städte war i.A. schwach

ausgebildet. Viele Städte wiesen eine wirtschaftliche Monostruktur auf (bspw. Hoyers-

werda, Schwedt), deren Industrie nach der Wende nicht mehr konkurrenzfähig war.

Der wirtschaftliche Strukturbruch im Osten entstand durch De-Industrialisierung, De-

Ökonomisierung, De-Militarisierung und De-Administrierung.16 Nach der Wende kam

es zu einer nachholenden Suburbanisierung, die wegen ungeklärter Eigentumsverhält-

nisse und unattraktiver Innenstadtlagen verstärkt wurde.

Welche kommunalen Bereiche sind vom demographischen Wandel betroffen? Eine

umfassende Darstellung mit Anspruch auf Vollständigkeit kann im Rahmen dieser Ar-

beit nicht geleistet werden. Vielmehr sollen die wichtigsten räumlich-relevanten Berei-

che sowie die Wirkungszusammenhänge zwischen ihnen dargestellt werden. Demo-

graphischer und wirtschaftlicher Wandel werden hier gemeinsam betrachtet, da beide

wesentlich zur gegenwärtigen Situation in Ostdeutschland beitragen. Als wirtschaftli-

cher Wandel wird der ökonomische Strukturbruch im Osten verstanden, welcher zu

steigender Arbeitslosigkeit, sinkender Kaufkraft und Steuereinnahmen sowie zu einer

steigenden Abhängigkeit von Transferzahlungen geführt hat. Die zu betrachtenden

kommunalen Bereiche sind: Wohnungsmarkt und Stadtentwicklung, Infrastruktur,

kommunale Finanzen, Soziales und Kultur sowie Umwelt und Ökologie. Im Anhang V

sind die Wirkungszusammenhänge zwischen diesen Bereichen abgebildet. Im Folgen-

den werden zudem Besonderheiten für die ostdeutschen Kommunen angeführt. Gene-

rell lässt sich festhalten, dass die Schrumpfungsprozesse im Osten flächendeckend

geschehen, während sie im Westen regional begrenzt sind.17

Durch den demographischen Wandel kommt es zu einer veränderten und abnehmen-

den Nachfrage nach Wohnraum, was zu Leerstand und möglichem Abriss führt. In

Ostdeutschland stehen zurzeit zwischen 1,0 und 1,5 Mio. Wohnungen leer.18 In einigen

Stadtquartieren besteht ein Leerstand von bis zu 70%. Hier kann nicht mehr von funk-

tionierenden Stadtstrukturen gesprochen werden.19 Der entstehende Imageverlust für

die Stadt kann einen weiteren Fortzug in Gang setzen. Durch freiwerdende Wohnun-

gen kommt es zu einer beschleunigten Segregation, die als „Segregation durch Verlas-

16 vgl. Hannemann, C. (2003), S. 17ff. 17 Siehe Anhang IV die Karte schrumpfende und wachsende Städte in Deutschland. 18 vgl. unterschiedliche Angaben in Pfeiffer, U; Simons, H.; Porsch, L. (2000), S. 17 und Kil, W.; Doehler, M.; Bräuer, M. (2003), S. 25. 19 vgl. Kriebel, L. (2003), S. 36.

7

senwerden“ bezeichnet werden kann.20 Die Infrastruktur wird durch den demographi-

schen Wandel unterausgelastet und die Kosten steigen. Da nach der Wende in Ost-

deutschland notwendige Investitionen für Infrastruktur getätigt wurden, besteht jetzt

eine Überdimensionierung. Der Bestand an technischer und sozialer Infrastruktur muss

der sinkenden Nachfrage angepasst werden. Bei Wegfall von Leistungen bedeutet dies

einen weiteren Imageverlust. Der kommunalen Haushalt erhält somit verminderte

Einnahmen und hat höhere Ausgaben durch Rückbau und Anpassung von Infrastruk-

tur. Ein ernsthaftes Problem für die kommunalen Einnahmen sind verminderte

Steuereinnahmen und bevölkerungsabhängige Zuweisungen. Das Potenzial an

qualifizierten Arbeitskräften reduziert sich durch Abwanderungen und führt zu einem

Verlust an Humankapital für die Region. Zwischen den Jahren 1991 und 2001 erfuhr

Ostdeutschland einen Abwanderungssaldo von ca. 500.000 zumeist gut ausgebildeten

jungen Menschen.21 Auf den ersten Blick können Abriss und geringerer Verbrauch von

Umweltgütern neue Freiräume schaffen und die Umwelt entlasten. Ein höherer

relativer Verbrauch von Umweltgütern widerspricht aber einer solchen Tendenz. Viele

der beschriebenen Entwicklungen werden durch die Suburbanisierung noch verschärft.

So kommt es zu weniger Steuereinnahmen für die Kernstädte, die weiterhin

Infrastruktur vorhalten müssen. Flächenverbrauch sowie Verkehrsleistungen nehmen

zu und in den Neubaugebieten entsteht Bedarf für den Neubau von Infrastruktur.

Segregation wird durch Suburbanisierung noch verstärkt und es kommt zu einem

Nebeneinander von Wachstum und Schrumpfung.22

Es wurde deutlich, wie die kommunalen Aufgabenbereiche miteinander zusammen-

hängen. Noch deutlicher erscheinen die Wechselbeziehungen bei der so genannten

Abwärtsspirale bzw. dem Teufelskreis der Schrumpfung in ostdeutschen Städten. Aus-

gehend von einer schlechten Arbeitsmarktlage kommt es zu Fernwanderungen und

durch Suburbanisierung zu Nahwanderungen. Beide führen zu (dauerhaftem) Leer-

stand sowie zu verminderten Steuereinnahmen und Zuschüssen. Kommunale Infra-

struktur kann nicht mehr rentabel vorgehalten werden. Zusätzlich gibt es Neubedarf für

altengerechte Infrastruktur. Die Gebühren müssen angehoben bzw. das Leistungs-

spektrum verkleinert werden. Arbeitsplätze in öffentlichen Aufgabenfeldern fallen weg

und die Menschen wandern weiter ab, was zu sinkender Kaufkraft führt.23 In allen

Schritten wird die wirtschaftliche Basis der Stadt geschwächt, was zu Abwanderungen

führt. Die Kommunen, die sich in dieser Abwärtsspirale befinden, erleben einen Funkti-

ons- und Handlungsverlust, der in erster Linie mit der schlechten Finanzlage zusam-

menhängt. Die Situation der Kommunalfinanzen ist in Ostdeutschland generell schlech-

20 Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (2002), S. 15. 21 vgl. Geißler, R.; Meyer, T. (2002), S. 75. 22 vgl. Zeck, H. (2003), S. 734ff. 23 vgl. Birg, H. (2004), S. 47.

8

ter als im Westen. Die Finanzierung der ostdeutschen Kommunalhaushalte erfolgt zu

über der Hälfte aus Bundes- und Landeszuweisungen, im Westen sind es weniger als

ein Drittel (siehe Tabelle 1). Das bedeutet für ostdeutsche Kommunen eine stärkere

Abhängigkeit von Bund und Land und weniger selbsterwirtschaftete Einnahmen durch

Steuern und Gebühren. Durch Neuregelung des Finanzausgleichs und die neue För-

derperiode der EU-Strukturfonds ab 2007 werden die Zuweisungen in Zukunft voraus-

sichtlich abnehmen, was die ostdeutschen Kommunalhaushalte vor weitere Probleme

stellen wird.24

Tabelle 1: Kommunalfinanzen 2002 (Zuweisungen als Einnahmeposten)

alte Länder neue Länder

in Mrd. €in % der

Einnahmen in Mrd. € in % der

Einnahmen Gesamteinnahmen 118,70 100,00 24,50 100,00 laufende Zuweisungen von Land/Bund 28,10 23,67 10,65 43,47 Investitionszuweisungen von Land/Bund 4,70 3,96 3,10 12,65 Gesamtzuweisungen 32,80 27,63 13,75 56,12 Quelle: Eigene Berechnung nach Karrenberg, H.; Münstermann, E. (2002), S. 7f.

Der demographische Wandel verschärft die Finanzlage noch. Bevölkerungsabhängige

Einnahmeposten aus Lohn-, Einkommens- und Umsatzsteuern, Gebühren und Zuwei-

sungen werden zurückgehen und bei den Ausgabenposten erhöhen sich Aufwendun-

gen für Infrastruktur und soziale Leistungen.25 Ostdeutschland ist bereits stärker als der

Westen vom demographischen Wandel betroffen und besitzt zudem eine schlechtere

Ausgangslage bei den kommunalen Finanzen. Ohne eine stabilere finanzielle Basis

führt die aktuelle Situation zu dem beschriebenen Funktions- und Handlungsverlust für

ostdeutsche Kommunen. Funktions- und Handlungsverlust bedeuten, dass die ver-

schuldeten Kommunen keinen Spielraum im Haushalt haben und öffentliche Leistun-

gen kürzen bzw. einstellen müssen. Damit kommen sie ihrer Aufgabe der Daseinsvor-

sorge nicht mehr in vollem Umfang nach.

Nun wäre das Argument, dass die Kommunen mit mehr Geld ihre Probleme lösen

könnten, allerdings zu kurzsichtig. Zum einen muss beachtet werden, dass sich Bund

und Länder ebenfalls in einer desolaten Finanzsituation befinden und kaum in der Lage

sind, mehr Geld an die Kommunen zu geben. Zum anderen sind die demographischen

und gesamtwirtschaftlichen Probleme nicht durch kommunale Aktivitäten zu lösen. Be-

deutet dies, dass die finanzschwachen Kommunen nicht über Ansatzpunkte verfügen,

wie sie dem demographischen Wandel begegnen können? Nicht unbedingt. Die Kom-

munen müssen die Probleme erkennen und versuchen, diese in Eigenleistung oder mit

fremder Hilfe abzuwenden bzw. zu mindern. Dabei muss Schrumpfung akzeptiert und

eine Strategie der Bestandserhaltung verfolgt werden. 24 vgl. Winkel, R. (2003), S. 87f. 25 vgl. ebenda., S. 82ff.

9

Von verschiedenen Seiten wird das Argument vertreten, dass der demographische

Wandel neue Chancen für die Kommunen bedeuten könne. Aus städtebaulicher Per-

spektive wird ein Schrumpfen von außen nach innen bevorzugt, da es klare Siedlungs-

grenzen und eine kompakte Stadtstruktur schafft. Es entstehen Chancen durch Auf-

wertung von Wohnquartieren und gezieltem Abriss, wobei die Notwendigkeit einer

langfristigen Finanzausstattung vorausgesetzt wird.26 Von anderer Seite wird dies als

unrealistischer Traum kritisiert, „die Idee der kompakten Stadt als Ideal europäischer

Stadtentwicklung“27 umzusetzen. Im Osten geschieht genau das Gegenteil: Dem Leer-

stand in den Kernstädten steht ein Neubau auf der grünen Wiese gegenüber. Die Städ-

te entdichten sich und dehnen sich aus.28 Von einer wirklichen Chance kann demnach

nicht die Rede sein. In den übrigen kommunalen Bereichen wird sich die Situation

durch den demographischen Wandel ebenfalls verschlechtern: Die massiven Auswir-

kungen auf die kommunalen Finanzen wurden bereits beschrieben; der relative Mehr-

verbrauch von Umweltgütern widerspricht einer möglichen Entlastung der Umwelt. Von

Chancen zu sprechen verkennt die aktuelle Situation und die prognostizierte Entwick-

lung. Die Probleme bei Infrastruktur sowie auf dem Wohnungsmarkt werden im den

folgenden Kapiteln behandelt.

3.3 Kommunale (technische) Infrastruktur Unter Infrastruktur werden nach der gebräuchlichen Definition von Jochimsen die Ge-

samtheit der materiellen, institutionellen und personellen Einrichtungen verstanden,

welche die Basisfunktionen einer Wirtschaft sind. Wichtige Merkmale von Infrastruktur

sind Vorleistungscharakter, Standortgebundenheit, hohe Kapitalintensität, technologi-

sche Unteilbarkeiten und eine lange Lebensdauer.29

Wegen der Eigenschaft als öffentliches Gut und dem damit verbundenen Marktversa-

gen ist eine öffentliche Bereitstellung von Infrastruktur durch Steuer- und Gebührenfi-

nanzierung notwendig.30 Unter kommunaler Infrastruktur werden hier Einrichtungen

verstanden, welche von der Kommune in eigener Verantwortung bereitgestellt werden.

Technische Infrastruktur ist ein Teil der materiellen Infrastruktur und umfasst u.a. Anla-

gen der Ver- und Entsorgung, der Telekommunikation und des Verkehrswesens.31 Inf-

rastruktur beeinflusst und verändert die Raumstruktur: Verkehrswege bedeuten Er-

reichbarkeit und Netzinfrastruktur ermöglicht eine Versorgung in der Fläche. Bevölke-

rungswachstum bewirkt einen Neubaubedarf, während der demographische Wandel zu

Überkapazitäten und veränderten Nachfragestrukturen führt.

26 vgl. Daab, K. (2003), S. 128. sowie Petry, K. (2003), S. 50f. 27 Oswalt, P. (2003), S. 12. 28 vgl. ebenda, S. 12. 29 vgl. für detailliertere Ausführungen Jochimsen, R. (1995), S. 490f. 30 vgl. Jochimsen, R. (1995), S. 493f. 31 vgl. ebenda, S. 492f.

10

Die technischen Charakteristika32 von Infrastruktur bedingen die besondere Kosten-

struktur: hoher Anteil an sprungfixen Kosten (z.B. Baukosten) und geringer Anteil an

variablen Kosten (z.B. Kosten durch Verschleiß). Bei Bevölkerungsrückgang bleibt der

fixe Kostenanteil konstant, es entstehen aber zusätzliche Kosten durch abnehmende

Funktionsfähigkeit und Rentabilität. Dieser Verlust ist besonders schwer vorherzusa-

gen. Geringere variable Kosten können diese Zusatzkosten nicht kompensieren. Ab-

nehmende Bevölkerung führt demnach zu einer Erhöhung der Pro-Kopf-Kosten.

Es lassen sich drei Konsequenzen des demographischen Wandels für die Bereitstel-

lung von kommunaler Infrastruktur feststellen: Die Einnahmen gehen zurück, abneh-

mende Nachfrage führt zu ineffizienter Bereitstellung von Infrastruktur und die Nach-

fragestruktur verändert sich.33 Die Situation der kommunalen Finanzen wurde bereits

oben beschrieben. Bei geringeren Einnahmen kann c.p. weniger oder nur qualitativ-

schlechtere Infrastruktur bereitgestellt werden. Eine schrumpfende Bevölkerung bzw.

eine geringere Nutzerdichte bedeuten Unterschreitung der Tragfähigkeitsgrenzen von

Infrastruktur, was zu sinkender Rentabilität und möglichen Funktionsstörungen führt.34

Ein Beispiel für Funktionsstörungen: Bei zu geringem Wasserstand in Abwasserkanä-

len lagert sich Material ab und führt zu Verstopfungen. Anlagen müssen zurückgebaut

bzw. Anlagen mit geringeren Kapazitätsgrenzen errichtet werden. Solche Anlagen sind

zunächst teurer und weniger effizient, da die Größenvorteile in der Bereitstellung nicht

mehr ausgenutzt werden. Langfristig werden aber Kostenersparnisse erreicht.35 Falls

Infrastruktur mit langer Restnutzungsdauer zurückgebaut wird, muss diese abge-

schrieben werden und der Verlust an Restbuchwerten als Kosten in die Gebührenkal-

kulation eingehen.36 Eine alternde Gesellschaft hat veränderte Präferenzen und Be-

dürfnisse, was Mehrausgaben für altengerechte Infrastruktur bedeutet.37 Darunter fal-

len z.B. Mehrausgaben für den öffentlichen Verkehr und für altengerechte Bauweise

von öffentlichen Gebäuden und Wohngebäuden. Als Ergebnis lässt sich festhalten,

dass der demographische Wandel zu erheblichen Kostensteigerungen für Infrastruktur

führen wird.

3.4 Wohnungsmarkt und Stadtentwicklung Die Wohnungswirtschaft und die Stadtentwicklung sind zwei sehr bedeutende kommu-

nale Aufgabenfelder. Als öffentliche Wohnungsunternehmen und Träger der Bauleit-

planung nehmen Kommunen Einfluss auf die Stadtstruktur. Wohnungswirtschaft und

Stadtentwicklung werden hier gemeinsam betrachtet, da Erstere eng an die Vorgaben

32 Das sind fehlende Ausschlussmöglichkeit und keine Rivalität im Konsum, Unteilbarkeiten sowie lange Lebensdauer. Vgl. Just, T. (2004), S. 5. 33 vgl. Just, T. (2004), S. 6ff. 34 vgl. Müller, B. (2002), S. 33. 35 vgl. Just, T. (2004), S. 7f. 36 vgl. Herz, R.; Werner, M.; Marschke, L. (2002), S. 6. 37 vgl. Zeck, H. (2003), S. 734.

11

der Planung gebunden ist und Anpassungsstrategien im Wohnungsbestand im Ein-

klang mit städtebaulichen Leitbildern erfolgen müssen.

Der Einfluss der Bevölkerungsentwicklung auf diese Bereiche ist offensichtlich. Der

demographische Wandel führt zu Wohnungsleerständen mit erheblichen Folgeproble-

men. Konkret bedeutet dies für den Wohnungsmarkt: Leerstand, geringerer Bedarf an

Neubau, Umbau und Abriss. Die Stadtplanung muss auf diese Situation reagieren.

Gegenwärtig wird dieser Entwicklung entgegengehalten, dass die Zunahme von Ein-

Personen-Haushalten und die immer später stattfindende Haushaltsbildung noch aus-

reichend Nachfrage nach Wohnraum erzeugen. Der Höchststand der Haushalte wird

im Jahr 2020 erreicht. Bis dahin ist mit vermehrter Nachfrage nach Wohnraum zu

rechnen.38 Da der Wohnungsmarkt in verschiedenen deutschen Regionen extrem vari-

iert, sind solche allgemeinen Aussagen nicht hilfreich. Eine regional differenzierte

Sichtweise in Abhängigkeit zur örtlichen Arbeitsmarktsituation ist notwendig. Zahlen für

Ostdeutschland zeigen, dass nur ein Viertel aller Städte eine leichte Zunahme an

Haushalten zwischen den Jahren 1995 und 2000 verzeichnen konnte. Die übrigen

Dreiviertel erlebten dagegen Stagnation oder Rückgang der Haushalte.39

Da in den 1970er und 1980er Jahren in der DDR viel Neubau betrieben wurde, hat es

bei der Wiedervereinigung bereits 400.000 leerstehende Wohnungen gegeben. Weil

das Angebot allerdings qualitativ nicht der Nachfrage entsprach, wurden in den folgen-

den Jahren viele Neubauten errichtet. Durch Fehleinschätzung der zukünftigen Ent-

wicklung kam es zu einem Überangebot von mehr als 1.000.000 Wohnungen. Dabei

scheint es paradox, dass es selbst in Städten mit massivem Leerstand zu beachtlichen

Neubauaktivitäten gekommen ist.40 Heute ist der ostdeutsche Wohnungsmarkt ein so

genannter Mietermarkt mit starkem Angebotsüberschuss und strategischem Vorteil für

die Mieter. Bei geringer Miete und vergleichsweise freier Wohnungswahl ist die Mobili-

tät der Mieter sehr hoch. Nur die Märkte für Einfamilienhäuser und altengerechtes

Wohnen sind wegen des knappen Angebots Vermietermärkte. Für die Vermieter be-

deutet die gegenwärtige Lage sinkende Mieteinnahmen und Liquidität. Die kommunale

Wirtschaft leidet unter Arbeitslosigkeit in der Baubranche, sinkenden Steuereinnahmen

und mangelnder Auslastung der Infrastruktur.41 Die Alterung der Gesellschaft wird zu

veränderten Nachfragestrukturen führen: Es wird großen Bedarf an altengerechtem

Wohnen geben. Hier führt Schrumpfung zu einem potentiellem Wachstumsmarkt.

Ein großes Problem in Leerstandsgebieten sind negative externe Effekte auf Nachbar-

gebäude durch Wertverlust und unterlassene Investitionstätigkeiten. Der Zustand der

Gebäude hat einen Einfluss auf das Investitionsverhalten der umliegenden Eigentümer. 38 vgl. Just, T. (2003), S. 6f. 39 vgl. Banse, J.; Effenberger, K.-H. (2002), S. 10f. 40 vgl. ebenda, S. 11ff. 41 vgl. Glatter, J. (2003), S. 151ff. Für vertiefende Informationen zum ostdeutschen Wohnungsmarkt siehe Pfeiffer, U.; Simons, H.; Porsch, L. (2000), S. 10ff.

12

Dies kann eine Abwärtsspirale in Gang setzen, die von schlechter Wohnqualität über

weitere Auszüge zu weniger Mieteinnahmen und somit zu keiner weiteren Instandhal-

tung führt.42 Letztendlich verfallen diese Stadtviertel und benötigen Hilfe von außen.

Diese Probleme für den Wohnungsmarkt und Stadtentwicklung können von den Kom-

munen kaum bewältigt werden.

Das Kapitel 3 hat gezeigt, welche Auswirkungen der demographische Wandel auf die

ostdeutschen Kommunen hat. Dabei wurde deutlich, dass die schlechte Finanzlage

ihre Handlungsfähigkeit einschränkt und künftig nicht mehr mit andauerndem Wachs-

tum gerechnet werden kann. Da Kommunen keinen Konkurs anmelden können, sind

sie aufgefordert, die Abwärtsspirale des demographischen Wandels zu durchbrechen

und ihre Strukturen entsprechend anzupassen. Im folgenden Kapitel werden Hand-

lungsansätze präsentiert, mit denen die beschriebenen Probleme gemildert werden

können. Es kann kein erfolgversprechendes Bild von der Zukunft gezeigt werden, da

die Schrumpfung teilweise schneller geschieht als Anpassungsmaßnahmen wirken.

4. Handlungsempfehlungen und Anpassungsstrategien Es lassen sich zwei politische Handlungsfelder erkennen, mit denen auf die beschrie-

benen Situationen und Probleme reagiert werden kann. Bevölkerungs- und Familienpo-

litik setzen an der Ursache für die Bevölkerungsentwicklung an und versuchen, auf die

Fertilität Einfluss zu nehmen. Auf diesen Bereich wird hier nicht näher eingegangen.

Das betrachtete Handlungsfeld setzt an den Einflüssen auf die Raumstruktur an und

versucht, durch Förderprogramme und Planungskonzepte die räumlichen Auswirkun-

gen des demographischen Wandels zu mildern.

Wie bereits erwähnt, sind die Kommunen nicht in allen Bereichen in der Lage, die

Probleme vollkommen eigenständig zu lösen. Deswegen gibt es Förderprogramme, die

anteilig vom Bund, vom Land und teilweise von den Kommunen finanziert werden. Sol-

che Programme sind darauf ausgelegt, die Probleme kurz- bis mittelfristig zu lösen.

Eine langfristige Lösung liegt in den Händen der Kommunen, die mit umsichtiger Pla-

nung ihre Städte für die Zukunft vorbereiten. Im Folgenden werden Lösungsansätze für

Infrastruktur sowie Wohnungsmarkt und Stadtentwicklung präsentiert.

4.1 Lösungsansätze für kommunale (technische) Infrastruktur Das Problem der Infrastruktur unter dem Einfluss des demographischen Wandels ist

die Belastung durch Funktionsstörungen und sinkende Rentabilität. Waren Stadtent-

wicklung und folglich der Ausbau von Infrastruktur lange Zeit auf Wachstum ausgerich-

tet, geht es heute darum, Schrumpfung zu gestalten. Technische Anpassungen der

42 vgl. Franz, P. (2003), S. 174.

13

Infrastruktur sind i.d.R. sehr teuer. Deswegen müssen anstehende Investitionen mit

regionalen Bevölkerungs- und Bedarfsprognosen abgeglichen werden, um keine Fehl-

investitionen zu tätigen.

In dem Modellvorhaben der Raumordnung Anpassungsstrategien für ländliche / peri-

phere Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang in den neuen Länder werden Kon-

zepte erarbeitet, um auf die Bevölkerungsentwicklung zu reagieren. Hier geht es nicht

nur um Anpassung, sondern auch um die Schaffung von neuen Qualitäten. Damit soll

u.a. der Abwanderung entgegen gewirkt werden.43 Es werden zwei Betrachtungsebe-

nen unterschieden: Veränderung einzelner Infrastrukturangebote und siedlungsstruktu-

relle Entwicklungsoptionen. Die Handlungsoptionen für einzelne Infrastrukturangebo-te umfassen Erhöhung der Erreichbarkeit, Verkleinerung, Dezentralisierung, Zentrali-

sierung, temporäre Ansätze und Neustrukturierung/Substituierung. Einige dieser Opti-

onen werden anhand von Beispielen näher erläutert. Durch eine Erhöhung der Er-

reichbarkeit soll eine Verbesserung der Verkehrsanbindung erreicht werden. Als Bei-

spiel dienen nachfrageorientierte Taktzeiten des ÖPNV. Ein dezentraler Einsatz vieler

kleiner Biokläranlagen anstatt einer großen Anlage bedeutet effiziente, bedarfsgerech-

te und anpassungsfähige Versorgung. Zentralisierung in Verbindung mit einer Erreich-

barkeitsstrategie ist eine Handlungsoption für unterausgelastete Einheiten, was eher im

Bereich der sozialen Infrastruktur wie z.B. bei Schulzusammenlegungen relevant ist.44

Sämtliche Handlungsoptionen müssen fallabhängig geprüft werden und können als

Instrumentenmix eingesetzt werden. Die Betrachtungsebene der siedlungsstrukturel-len Entwicklungsoptionen ist an das raumordnerische Leitbild der dezentralen Kon-

zentration (§2, II, 2 ROG) angelehnt. Dieses Leitbild ist als Lösungsansatz für die be-

schriebenen Infrastrukturprobleme geeignet. Die infrastrukturellen Grundfunktionen

werden in den Kommunen einer Region dezentral aber gebündelt angeboten. Somit

wird einerseits gute Erreichbarkeit und andererseits Entlastung der kommunalen

Haushalte bewirkt.45

Wenn es aufgrund des dauerhaften Leerstandes letztendlich keine Alternative zum

Rückbau bzw. Abriss von Wohnungen und somit von technischer Infrastruktur gibt, ist

eine verträgliche Art und Weise wichtig. Wird ein Rückbau von außen nach innen nach

dem sogenannten Zwiebelschalenprinzip betrieben, ist die neuere und effiziente Infra-

struktur betroffen. Eine gleichmäßige Ausdünnung über die gesamte Stadt ist unter

wirtschaftlichen und Versorgungsaspekten verlustbringend, weil das gesamte Netz

vorgehalten werden muss. Der Rückbau gesamter Quartiere ist dagegen vorteilhaft,

weil Infrastruktur im Ganzen rückgebaut werden kann.46 Falls allerdings Gebäude ver-

43 vgl. Thrun, T.; Winkler-Kühlken, B.; Hübler, K.-H. (2003), S. 1f. 44 vgl. ebenda, S. 20f. 45 vgl. ebenda, S. 10f. 46 vgl. Herz, R.; Werner, M.; Marschke, L. (2002), S. 11.

14

einzelt noch bewohnt werden, ist es kaum möglich, das gesamte Stadtviertel abzurei-

ßen. Es wird deutlich, dass das Instrument Rückbau von Infrastruktur einen Zielkonflikt

verursacht: Kostenersparnis und Effizienz auf der einen Seite und möglichst geringer

Eingriff in die Präferenzen der Bürger auf der anderen Seite.

4.2 Lösungsansätze für Wohnungsmarkt und Stadtentwicklung Ökonomisch betrachtet gibt es auf dem ostdeutschen Wohnungsmarkt einen Ange-

botsüberhang, weil der demographische Wandel einen Rückgang der Nachfrage be-

wirkt hat. Zwei Aktionen können den Markt wieder in Richtung Gleichgewicht bringen:

Nachfrageerhöhung durch vermehrte Eigentumsbildung im Bestand oder Angebotsre-

duzierung durch Abriss. Diese Maßnahmen werden u.a. von der Kommission zum

wohnungswirtschaftlichen Strukturwandel in den neuen Bundesländern empfohlen.

Wenn Eigentumsbildung im innerstädtischen Bestand zunimmt, können Leerstän-

de vermieden werden. Die mögliche Zunahme der Nachfrage nach innerstädtischen

Wohnungen wird aber nicht ausreichen, den Angebotsüberschuss abzubauen. Abriss

verkleinert den Wohnungsüberschuss und kann durch neue Freiräume die städtebauli-

che Qualität erhöhen. Die Kosten für das empfohlene Abrissprogramm der Kommission

werden geringer geschätzt als die Kosten eines dauerhaften Leerstandes.47 Diese und

weitere Empfehlungen wie Rück- und Umbau sind die Grundlage für das im Jahr 2001

gestartete Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost.48 Mit einem Fördervolumen über

2,7 Mrd. € sollen nicht mehr benötigte Wohnungen rückgebaut sowie eine städtebauli-

che Aufwertung der betroffenen Stadtquartiere durchgeführt werden. Verschiedene

Maßnahmen wie Zuschüsse, zinsgünstige Kredite und Investitionszulagen unterstützen

private Wohnungsgesellschaften und Kommunen beim Prozess des Stadtumbaus. Aus

volkswirtschaftlicher Sicht stellt das Programm eine Subventionierung der Wohnungs-

wirtschaft dar und muss politisch oder ökonomisch gerechtfertigt werden. Die Argu-

mente für die Förderung sind zum einen die Belastung vieler ostdeutscher Wohnungs-

unternehmen durch Altschulden und die negativen externen Effekte, die aus Leerstand

resultieren. Wegen vielfältiger Kritik an Abriss49 verfolgt der Stadtumbau Ost eine

Doppelstrategie aus Abriss und Aufwertung. Besonders problematisch am Abriss ist

das strategische Verhalten der Akteure, insbesondere der Wohnungsunternehmen.

Diese versuchen davon zu profitieren, dass durch Abriss von Seiten der Konkurrenz

der Markt „bereinigt“ wird und sie ihre eigenen Wohnungen so besser vermieten

können. Dieses Free-Rider-Problem kann durch Kompensationszahlungen vermieden

werden. Sputek und Grunow präsentieren ein Modell der effizienten Aufteilung von

Abrissmengen zwischen zwei Wohnungsunternehmen. Durch Verhandlungen lässt 47 vgl. Pfeiffer, U.; Simons, H.; Porsch, L. (2000), S. 4ff. und 54ff. 48 Für eine detaillierte Darstellung des Programms vgl. Daab, K. (2003); Franz, P. (2003) und Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen (2002). 49 Der Abriss kann dem wachsenden Leerstand kaum standhalten. Stadträumliche Zusammenhänge ge-hen verloren. Die Emotionen der Menschen, die in den Häusern wohnen, müssen berücksichtigt werden.

15

gen zwischen zwei Wohnungsunternehmen. Durch Verhandlungen lässt sich eine effi-

ziente Verteilung der Abrissmengen erreichen. Wenn das Unternehmen mit den niedri-

geren Abrisskosten mehr abreißt und vom anderen Unternehmen entschädigt wird,

ergibt sich eine effiziente Lösung.50 Die praktische Realisierung dieser theoretischen

Verhandlungslösung wird von Iwanow und Franz bestätigt.51 Mit dem Aufwertungsteil

des Programms Stadtumbau Ost wurde erkannt, dass eine reine Abrissstrategie keine

Lösung für die Stadt bedeutet. Aufwertungsmaßnahmen sollen in den Stadtquartie-

ren neue Qualitäten schaffen wie Grünzonen, Anpassung der Infrastruktur oder In-

standsetzung der Gebäude. Die Kommunen müssen die Aufwertungsmaßnahmen an-

teilig mitfinanzieren. Durch Integrierte Stadtentwicklungskonzepte als Voraussetzung

zur Förderung wird Stadtumbau als umfassendes Konzept erkannt, das offen sein soll

für neue Leitbilder der Stadtentwicklung. Die häufigsten Kritikpunkte am Programm

sind der stärkere Fokus auf Abriss gegenüber der Aufwertung und die geringe Umset-

zungsgeschwindigkeit des gesamten Programms.52

5. Fazit – eine neue Planungskultur ist notwendig Wandel ohne Wachstum ist bislang kaum vorstellbar,

in der Theorie auch wenig ausformuliert und politisch-praktisch kaum mehrheitsfähig.53

Die beschriebenen Maßnahmen ermöglichen den ostdeutschen Kommunen, Hand-

lungsfähigkeit im Rahmen ihrer Aufgabenbereiche zurückzugewinnen. Der demogra-

phische Wandel wird dadurch nicht aufzuhalten sein, die räumlichen Auswirkungen

können aber teilweise abgemildert werden. In der Vergangenheit war die Stadtentwick-

lung mit der Verteilung von Wachstum beschäftigt und auf den Abbau von Defiziten an

Infrastruktur und Wohnraum gerichtet. Im Zuge des demographischen Wandels geht es

um die Gestaltung der Schrumpfung und damit um eine neue Planungskultur: Nachhal-

tige Bestandsentwicklung unter Schrumpfungsbedingungen. Nach Wiechmann zielt ein

solcher Ansatz auf die Stabilisierung und den Erhalt der Regenerationsfähigkeit. Die

vorrangige Aufgabe ist der Abbau von Defiziten im Bestand im Gegensatz zu Neu-

bau.54 Die veränderten Situationen für die Stadtplanung erfordern eine Anpassung der

Instrumente. Die Instrumente, mit denen Schrumpfung begegnet werden kann, sind

strategische Planung und integrierte Konzepte, Folgenabschätzung, interkommunale

Kooperation und intersektorale Koordination.55

50 Effizienz im Sinne von Kostenminimierung ist erreicht, wenn die Grenzkosten des Abrisses für beide Unternehmen gleich sind. Vgl. Sputek, A.; Grunow, A. (2004), S. 116. 51 vgl. Iwanow, I.; Franz, P. (2003), S. 102. 52 vgl. Franz, P. (2003), S. 183. 53 Karl Ganser zitiert in Hannemann, C. (2002), S. 17. 54 vgl. Wiechmann, T. (2003), S. 123. 55 vgl. Müller, B.; Wiechmann, T. (2003), S. 116.

16

Die ostdeutschen Kommunen sind in gewisser Weise den westdeutschen voraus, weil

die demographische Entwicklung mit ihren räumlichen Konsequenzen auch den Wes-

ten mit einiger Verzögerung erreichen wird. Das ExWoSt-Forschungsfeld Stadtumbau

West bestätigt, dass bereits heute in einigen westdeutschen Regionen56 wirtschaftliche

und demographische Schrumpfung stattfindet. Der Westen wird von den Erfahrungen

im Osten lernen können, dabei darf Ostdeutschland allerdings nicht als Versuchslabor

für den Westen verstanden werden.

Was ist das Ergebnis dieser Arbeit? Die Funktions- und Handlungsverluste für ost-

deutsche Kommunen, die sich aus dem demographischen Wandel ergeben, kann mit

den erläuterten Maßnahmen gemildert werden. Da die Bevölkerung langfristig zurück-

gehen und altern wird, muss sich die Stadtentwicklung darauf einstellen und den Pro-

zess der Schrumpfung gestalten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Bevölke-

rungsprognosen keine unveränderbaren Tatsachen, sondern Entwicklungstendenzen

aufzeigen, auf die rechtzeitig reagiert werden muss. Es braucht noch viel Zeit, Erfah-

rung und Forschung, um die räumlichen Auswirkungen und Lösungsansätze in ihrer

Gesamtheit zu erfassen. Drei Szenarien sollen zum Schluss mögliche Entwicklungen

aufzeigen.

Szenario 1: Es kommt zu einer verstärkten „Polarisierung zwischen stabilen Wachs-

tumsinseln und schrumpfenden Kommunen und Quartieren, die mit starken Angebots-

überhängen und Leerstandsproblemen auf den Wohnungsmärkten konfrontiert sein

werden.“57

Szenario 2: Förderprogramme und Stadtentplanung bewältigen die Probleme und er-

reichen in vielen Städten einen erfolgreichen Stadtumbauprozess. Die wirtschaftliche

Lage stabilisiert sich, neue Arbeitsplätze bringen die Menschen wieder in die ostdeut-

schen Städte.

Szenario 3: Nach dem Leitbild dezentrale Konzentration wird in Ostdeutschland ein

Stadtumbau durchgeführt, der auf Bestandserhaltung und nachfrageorientierte Woh-

nungsbereitstellung gerichtet ist. Nicht alle Stadtquartiere können erhalten werden, es

kommt aber nicht zu einem Massensterben der Städte.

56 Unter den 16 Pilotstädten des Forschungsfeldes Stadtumbau West befinden sich Städte u.a. im Saar-land, im Ruhrgebiet und an der Nordseeküste. 57 Siedentop, S.; Kausch, S. (2003), S. 27.

17

Anhang I: Der demographische Wandel in Deutschland genauer be-trachtet Die Ausführungen über den demographischen Wandel sollen hier vertieft werden. Die

drei Komponenten des demographischen Wandels werden dargestellt und ihre Ursa-

chen erklärt.

Bevölkerungsabnahme (natürliche Bevölkerungsbewegung)

Die Faktoren der natürlichen Bevölkerungsbewegung sind Anzahl der Geburten und

Sterbefälle. In Deutschland sinken sowohl die Geburtenrate wie auch die Sterberate

Die Lebenserwartung steigt. Seit dem Jahr 1972 liegt die Geburtenrate unterhalb der

Sterberate und die natürliche Bevölkerungsbewegung ist rückläufig (siehe Tabelle 2).58

Tabelle 2: Entwicklung der Fertilität, Geburten- und Sterbefälle in Deutschland

Jahr 1965 1975 1980 1991 1999 2003 Totale Fruchtbarkeitsrate1)

BRD-West 2,5 1,45 1,44 1,42 1,4 - BRD-Ost (bzw. DDR) 2,48 1,54 1,94 0,98 1,15 -

Geburten- und Sterbefälle (nat. Bevölkerungsbewegung) Lebendgeborene 1.325.386 782.310 865.789 830.019770.744 706.728Gestorbene 907.882 989.649 952.371 911.245846.330 853.926Überschuss der Geborenen2) 417.504 -207.339 -86.582 -81.226 -75.586 -147.1981) Lebendgeborene je 100 Frauen im geburtsfähigen Alter. 2) Negatives Vorzeichen bedeutet Sterbeüberschuss. Quellen: Geißler, R.; Meyer, T. (2002), S. 53; Statistisches Bundesamt (2004).

Im Jahr 1965 gipfelte die Fertilität während des Babybooms bei durchschnittlich 250

Geburten pro 100 Frauen im geburtsfähigen Alter. Seit dem so genannten Pillenknick

in den 1970er Jahren ist die Geburtenrate gesunken und erreichte im Jahr 2000 einen

Wert von 1,459. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung der DDR verlief anders als in

Westdeutschland. Die Fruchtbarkeitsrate lag seit Mitte der 1960er Jahre über der im

Westen, hat aber nach der Wiedervereinigung einen starken Einbruch erfahren.60

Die Ursachen dieser Entwicklung sind vielfältig und ergeben sich aus folgenden gesell-

schaftlichen Trends: Funktions- und Strukturwandel der Familie, Emanzipation der

Frau, anspruchsvoller Lebensstil, „Rücksichtslosigkeit“ gegenüber der Familie sowie

gestiegene Ansprüche an die Elternrolle.61 In der DDR konnten familien- und frauenpo-

litische Maßnahmen den Geburtenrückgang für gewisse Zeit mildern.

Die Lebenserwartung in Westdeutschland ist durch Fortschritte in der Medizin und Hy-

giene sowie durch allgemeine Wohlstandssteigerung von ca. 66 Jahren bei Männern

58 vgl. Statistisches Bundesamt (2004). Der Überschuss der Gestorbenen betrug im Jahr 1972 64.032. 59 vgl. Gans, P.; Schmitz-Veltin, A. (2004), S. 85. 60 vgl. Geißler, R.; Meyer, T. (2002), S. 51 ff. 61 vgl. für weitere und vertiefende Ausführungen Geißler, R.; Meyer, T. (2002), S. 57ff.

18

(72 bei Frauen) im Jahr 1960 auf 75,1 (81,1) im Jahr 2000 gestiegen.62 Die Werte für

die DDR lagen im Durchschnitt um 2,5 Jahre niedriger. Als Gründe dafür werden Defi-

zite im Lebensstandard, schlechtere Arbeits- und Umweltbedingungen, höhere Selbst-

mordraten und schlechtere medizinische Versorgung angegeben.63

Überalterung (Zunahme des Altenquotienten)

Die Entwicklung der Geburtenhäufigkeit und der Sterbefälle verändert nicht nur die

Größe der Bevölkerung, sondern hat auch einen direkten Einfluss auf die Altersstruk-

tur. Der Indikator für die Altersstruktur ist der Altenquotient64, welcher die Bevölkerung

im Rentenalter auf die im Erwerbsalter bezieht. Tabelle 3 zeigt die Zunahme des Al-

tenquotienten.

Tabelle 3: Entwicklung des Altenquotienten seit 1871 und Vorausberechnung bis 2050

Jahr 1871 1900 1925 1950 1960 1970 1980 1990 2000 20102) 20202) 20302) 20502)

Altenquotient1) 15,7 16,4 16,9 26,5 32,1 39,8 35,9 35,2 42,7 46 54,8 70,9 77,81) Altenquotient: 60-Jährige und ältere je 100 Personen im Alter von 20 bis 59 Jahren. 2) Jahre 2010 bis 2050 nach Variante 5 der 10. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung Quelle: Eigene Erstellung nach Statistisches Bundesamt (2004a); Statistisches Bundesamt (2004b), S. 32.

Anhand einer Alterspyramide lassen sich geschlechtsspezifische Aussagen über die

vergangene sowie über die zukünftige Bevölkerungsentwicklung treffen.65 Aufgrund der

Wechselwirkungen zwischen natürlicher Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur

führen die unter Punkt 2.1.1 genannten Ursachen unabwendbar zu einer alternden

Gesellschaft.

Wanderungen (räumliche Bevölkerungsbewegung)

Der Wanderungssaldo als Differenz von Zu- und Abwanderungen gibt an, ob eine Re-

gion Bevölkerung gewinnt oder verliert. Wanderungen spielen für die Bevölkerungs-

entwicklung in Deutschland eine wichtige Rolle. Übersiedler, Arbeitsmigranten, Asyl-

bewerber und Aussiedler haben Größe und Struktur der Bevölkerung stark verändert

und beeinflusst.

Seit Bestehen der DDR und über die Wiedervereinigung hinaus hat Ostdeutschland bis

heute Wanderungsverluste gegenüber dem Westen. Tabelle 4 zeigt die Entwicklung

dieser Verluste, die durch den Mauerbau im Jahr 1961 erheblich reduziert wurden und

nach der Wende 1989/1990 wieder stark angestiegen sind.66

62 vgl. Institut der Deutschen Wirtschaft (2004), S. 9. 63 vgl. Geißler, R.; Meyer, T. (2002), S.61. 64 60-Jährige und ältere je 100 Personen im Alter von 20 bis 59 Jahren. Teilweise wird im Zähler auch die Gruppe der 65-Jährigen und Älteren gewählt. 65 Siehe Anhang II und für weitere Ausführungen vgl. Bähr (1997), S. 102ff. 66 vgl. Geißler, R.; Meyer, T. (2002),S. 67 f. für eine gute Ausarbeitung zur Geschichte der Migration zwi-schen Ost- und Westdeutschland.

19

Tabelle 4: Wanderungsverluste von Ost- an Westdeutschland seit 1950

Jahr 1950 1960 1970 1980 1989 1990 1991 1995 2000 Wanderungs-

verluste 262.822 222.322 18.582 14.214 383.261 359.126 169.476 25.273 61.277

Quelle: Eigene Erstellung nach Statistisches Bundesamt (2002), S. 51.

Wanderungen haben einen starken Einfluss auf die Altersstruktur. Die Altersgruppen,

die verstärkt wandern sind die 18- bis 25-Jährigen (Wanderungen zu Ausbildungszwe-

cken) und die 25- bis 40-Jährigen (Wanderungen geschehen aufstiegs- und familien-

orientiert). Dieser Fortzug der jüngeren Bevölkerung führt zur so genannten passiven

Alterung.67 Es gibt viele Ursachen und Determinanten für Wanderungen, die in ökono-

mische, personengebundene, naturgegebene und institutionelle Faktoren eingeteilt

werden können. Für die Darstellung der Wanderungstheorien wird auf die Literatur

verwiesen.68 In dieser Arbeit spielen Wanderungen aus ökonomischen Gründen wie

Arbeitsplatzangebot und Einkommensunterschiede eine bedeutende Rolle.

67 Flöthmann, E.-J. (2003), S. 44. 68 vgl. Bähr (1997), S. 290ff.; Geißler, R.; Meyer, T. (2002),S. 66ff.;

20

Anhang II: Alterspyramiden der Jahre 2001 und 2050

Quelle: Statistisches Bundesamt (2004b), S. 30.

Anmerkungen: Die Alterspyramide des Jahres 2001 steht bereits auf einem dünnen Fundament. Im

Jahr 2050 (Querbalken) hat sich die Bevölkerungsstruktur zu einer so genannten Ur-

nenstruktur bzw. zur Form eines Pilzes entwickelt.

21

Anhang III: Exkurs: Wo findet der demographische Wandel statt? Messung über Indikatoren und kartographische Darstellung. In diesem Exkurs soll die Frage beantwortet werden, wie der demographische Wandel

gemessen und kartographisch dargestellt werden kann. Als Beispiel dient die Karte des

BBR von schrumpfenden und wachsenden Städten in Deutschland, die im Anhang IV

abgebildet ist. Die Autoren haben sechs Strukturindikatoren für Schrumpfung und

Wachstum entwickelt, die in der Karte zu einer Größe aggregiert werden:69

• Bevölkerungsentwicklung in % 1997-2001

• Gesamtwanderungssaldo je 1.000 Einwohner 1999-2001

• Arbeitsplatzentwicklung in % 1997-2001

• Arbeitslosenquote Durchschnitt 2000/2001

• Realsteuerkraft in Euro je Einwohner Durchschnitt 1999/2000

• Kaufkraft in Euro je Einwohner 2000

Es wird festgestellt, dass Wachstum und Schrumpfung mehrdimensionale Prozesse

sind. Zwischen den Indikatoren bestehen unterschiedlich starke Korrelationen und die

Indikatoren gehen gleichgewichtet in die Analyse ein. Dazu fällt die Begründung der

Autoren recht knapp aus, „Schrumpfung als mehrdimensionaler zirkulärer Prozess der

Stadtentwicklung legt es nahe, alle Indikatoren [...] gleichgewichtet zu berücksichti-

gen.“70 Für jeden Indikator werden die Städte in der entsprechenden Rangfolge aufge-

reiht. Wenn der Wert eines Indikators im unteren Quintil liegt, wird dies als Schrump-

fung bezeichnet. Bei sechs betrachteten Indikatoren kann eine Stadt demnach bis zu

sechsmal im unteren Quintil liegen. Entsprechendes gilt für Wachstum: Eine Stadt

kann höchstens sechs Indikatorenwerte im oberen Quintil haben. Daraus ergibt sich

eine 12-wertige Skala, die in der Karte farbig kodiert ist, wobei blaue Farbtöne

Schrumpfung und rote Farbtöne Wachstum darstellen. Die Aussage der Karte ist, dass

es in Deutschland eine ungleiche regionale Verteilung von Wachstum und Schrump-

fung gibt: Während die Metropolräume die Wachstumsregionen sind, ist der gesamte

Osten bis auf wenige Ausnahmen in suburbanen Räumen ein Schrumpfungsgebiet. Im

Westen gibt es im Ruhrgebiet, im Saarland sowie an den Randlagen Schrumpfung.

Einige Aspekte der Karte und deren Indikatoren führen zu einer kritischen Bewertung.

Wachstum und Schrumpfung sind langfristige Prozesse. Deswegen verwundert es,

dass die Indikatoren über relativ kurze Zeiträume zwischen einem und fünf Jahren be-

trachtet werden. Angemerkt sei, dass der Indikator Kaufkraft nur für ein Jahr betrachtet

wurde und somit keine Entwicklung anzeigen kann. Es fehlen Angaben, wie mit einer

Stadt verfahren wird, die für einen Indikator im unteren Quintil und für einen anderen

69 vgl. Gatzweiler, H.-P.; Meyer, K; Milbert, A. (2003), S. 564. 70 ebenda, S. 564.

22

Indikator im oberen Quintil liegt. Da die Indikatoren gleichgewichtet betrachtet werden,

legt dies die Vermutung nahe, dass die Indikatoren gegenseitig aufgerechnet werden.

Bspw. würden fünf Indikatoren im unteren Quintil und ein Indikator im oberen Quintil

dann für die Stadt vier Indikatoren im unteren Quintil ergeben. Dies ist allerdings nur

eine Vermutung. Wegen der Betrachtung von Quintilen macht die Karte keine absolu-

ten Aussagen, sondern vergleicht die Städte in ihrer Rangfolge. Schrumpfende Städte

sind demnach die Schlusslichter, bzw. die unteren 20 Prozent. Dies bedeutet aber

nicht, dass es notwendigerweise einen absoluten Rückgang der Indikatorenwerte ge-

ben muss. Selbst wenn alle Städte über „gute“ Indikatorenwerte verfügten, lägen ge-

zwungenermaßen einige im unteren Quintil und würden bei der verwendeten Technik

als schrumpfende Städte ausgewiesen.

Bei der Erstellung von Karten müssen die Verteilung der Daten sowie der Raumeinhei-

ten beachtet werden. Bei der Arbeit des BBR werden Stadt- und Gemeindetypen als

Raumeinheit gewählt. Die Wahl von anderen Einheiten wie z.B. Kreisen könnte zu ei-

nem anderen Ergebnis führen. Durch die Festlegung der Brüche (hier Quintile) ergibt

sich ein bestimmtes Bild. Eine alternative Betrachtung z.B. von Quartilen oder Decilen

würde eine Karte mit anderer Aussage erzeugen. Didaktisch sei noch anzumerken,

dass die Skala in der Legende durch Verwendung des Begriffs Quintil für Laien nur

schwer verständlich ist.

23

Anhang IV: Schrumpfende und wachsende Städte in Deutschland

Quelle: Gatzweiler, H.-P.; Meyer, K; Milbert, A. (2003), S. 566.

Anmerkungen: Für Erläuterungen zur Legende siehe Anhang III. Deutlich zu erkennen ist ein

flächendeckender Schrumpfungsprozess im Osten. Bis auf einige suburbane Räume

z.B. um Berlin, Dresden, Magdeburg und Rostock weisen fast alle Städte Schrump-

fungstendenzen auf. Im Westen sind die stark wachsenden Metropolräume sichtbar.

Schrumpfung tritt im Westen nur regional begrenzt auf, z.B. im Ruhrgebiet, Saarland,

Harz oder in weiteren Randlagen.

24

Anhang V: Wirkungszusammenhang – demographischer und wirtschaftlicher Wandel in den Kommunen

Anmerkungen:

Demographischer und wirtschaftlicher Wandel stehen im Zentrum dieser Grafik. Die Ursache-Wirkungszusammenhänge sind durch Pfeile dargestellt.

25

Literatur

Bähr, J. (1997): Bevölkerungsgeographie. Verteilung und Dynamik der Bevölkerung in globaler, nationaler und regionaler Sicht. 3. Aufl. Suttgart.

Banse, J.; Effenberger, K.-H. (2002): Wohnungsmarkt unter Schrumpfungsbedingungen – Wohnungsleerstand in ostdeutschen Städten. (=IÖR Texte, 138), Dresden.

Birg, H. (2004): Soziale Auswirkungen der demographischen Entwicklung. In: Informationen zur politischen Bildung, Nr. 282, S. 35-51.

Birg, H. (1995): Bevölkerung. In: ARL (Hg.): Handwörterbuch der Raumordnung. Braunschweig. S. 82-88.

Bucher, H.; Gatzweiler, H.-P. (2004): Raumordnungsprognose 2020. Regionen und Städte im demographischen Wandel. In: Informationen zur Raumentwicklung, H. 3/4, S. I-VII.

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen (Hg.) (2002): Fachdokumentation zum Bundeswettbewerb „Stadtumbau Ost“. Expertisen zu städtebaulichen und wohnungs-wirtschaftlichen Aspekten des Stadtumbaus in den neuen Ländern. Bonn.

Daab, K. (2003): Abriss und Aufwertung – Doppelstrategie beim Stadtumbau Ost. In: RaumPla-nung, Juni/August 2003, S. 125-129.

Flöthmann, E.-J. (2003): Migration – eine Hauptdeterminante ost- und westdeutscher Bevölke-rungsentwicklung. In: Hutter, G.; Iwanow, I.; Müller, B. (Hg.): Demographischer Wandel und Strategien der Bestandsentwicklung in Städten und Regionen. (= IÖR-Schriften, Bd. 41). Dresden. S. 31-52.

Franz, P. (2003): Implementierungsprobleme des Programms „Stadtumbau Ost“. In: Hutter, G.; Iwanow, I.; Müller, B. (Hrsg.): Demographischer Wandel und Strategien der Bestandsent-wicklung in Städten und Regionen. (=IÖR-Schriften, Bd. 41). Dresden. S. 173-185.

Gans, P.; Schmitz-Veltin, A. (2004): Räumliche Muster des demographischen Wandels in Euro-pa. In: RuR H. 2, S. 83-95.

Gatzweiler, H.-P.; Meyer, K; Milbert, A. (2003): Schrumpfende Städte in Deutschland? Fakten und Trends. In: Informationen zur Raumentwicklung, H. 10/11, S. 557-574.

Geißler, R.; Meyer, T. (2002): Die Sozialstruktur Deutschlands. Die gesellschaftliche Entwick-lung vor und nach der Vereinigung. 3.Aufl. (=Bundeszentrale für politische Bildung, Schrif-tenreihe Band 384), Bonn.

Glatter, J. (2003): Strategien der Wohnungsunternehmen in schrumpfenden und wachsenden Märkten. In: Hutter, G.; Iwanow, I.; Müller, B. (Hrsg.): Demographischer Wandel und Strate-gien der Bestandsentwicklung in Städten und Regionen. (=IÖR-Schriften, Bd. 41). Dresden. S. 149-172.

Hannemann, C. (2003): Schrumpfende Städte in Ostdeutschland – Ursachen und Folgen einer Stadtentwicklung ohne Wirtschaftswachstum. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, H. 28, S. 16-23,

Hannemann, C. (2002): „Soziales Kapital“ kleiner Städte – Perspektive für schrumpfende Städte in Ostdeutschland? In: Hannemann, C.; Kabisch, S.; Weiske, C. (Hg.): Neue Länder – Neue Sitten? Transformationsprozess in Städten und Regionen Ostdeutschlands. Berlin. S. 11-28.

Hein, E.; Mülhaupt, B.; Truger, A. (2004): WSI-Standortbericht 2004: Demographische Entwick-lung – Ein Standortproblem? In: WSI-Mitteilungen H. 6, S. 291-305.

26

Herz, R.; Werner, M.; Marschke, L. (2002): Erfordernisse und Finanzierung der Anpassung der stadttechnischen Infrastruktur im Zuge des Stadtumbaus. Download der Datei „Abschlussbe-richt“ unter http://www.tu-dresden.de/stadtbau/stbwhome.htm [Abruf: 22.06.2004].

Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.) (2002): Demographische Entwicklung – Schrumpfende Stadt. Bericht für die Sitzung des ILS-Beirates am 13. Februar 2002. Dortmund.

Iwanow, I.; Franz, P. (2003): „Wir haben keine Chance – also nutzen wir sie!“ – Herausforde-rungen und Handlungsspielräume für ostdeutsche Kommunen und Wohnungsunternehmen angesichts zunehmenden Wohnungsleerstands. In: Müller, B.; Siedetop, S. (Hg.): Räumliche Konsequenzen des demographischen Wandels. Teil 1: Schrumpfung – Neue Herausforde-rungen für die Regionalentwicklung in Sachsen/Sachsen-Anhalt und Thüringen. (=Arbeitsmaterial der ARL, Nr. 303). Hannover. S. 90-104. .

Jochimsen, R. (1995): Infrastruktur. In: ARL (Hg.): Handwörterbuch der Raumordnung. Braun-schweig. S.490-198.

Just, T. (2004): Demografische Entwicklung verschont öffentliche Infrastruktur nicht. (=Deutsche Bank Research. Aktuelle Themen: Demografie Spezial, Nr. 294). Download der Datei „dbre-search infra“ unter http://www.dbresearch.de [Abruf: 24.07.2004].

Just, T. (2003): Demografie lässt Immobilien wackeln. (=Deutsche Bank Research. Aktuelle Themen: Demografie Spezial, Nr. 283). Download der Datei „dbresearch demogr und wo-hung“unter http://www.dbresearch.de [Abruf: 24.07.2004].

Karrenberg, H.; Münstermann, E. (2002): Gemeindefinanzbericht 2002. Städtische Finanzen: Kollaps oder Reformen? In: Der Städtetag. H. 4, S. 4-96

Keim, K.-D. (2001): Forschungs- und Entwicklungsprogramm zur Regenerierung der ostdeut-schen Städte. In: Keim, K.-D. (Hg.): Regenerierung schrumpfender Städte – zur Umbaude-batte in Ostdeutschland. Erkner. S. 9-39.

Kil, W.; Doehler, M.; Bräuer, M. (2003): Zukunft der Städte und Stadtquartiere Ostdeutschlands. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, H. 28, S. 25-31.

Kocks, M. (2003): Der demographische Wandel in Deutschland und Europa. Einführung. In: Informationen zur Raumentwicklung, H. 12, S. I-V.

Kriebel, L. (2003): Auswirkungen der demografischen Entwicklung aus die Stadtentwicklung in Brandenburg. Konsequenzen für den Stadtumbau. In: Senatsverwaltung für Stadtentwick-lung et al. (Hg.): Demographischer Wandel im gemeinsamen Planungsraum Berlin-Brandenburg. Gemeinsames Symposium des Landesumweltamtes Brandenburg Referat Raumbeobachtung und der gemeinsamen Landesplanungsabteilung der Länder Berling und Brandenburg am 10. Juli 2003 in Potsdam. Potsdam. S. 36-39.

Müller, B.; Wiechmann, T. (2003): Anforderungen an Steuerungsansätze der Stadt- und Regio-nalentwicklung unter Schrumpfungsbedingungen. In: Müller, B.; Siedetop, S. (Hg.): Räumli-che Konsequenzen des demographischen Wandels. Teil 1: Schrumpfung – Neue Herausfor-derungen für die Regionalentwicklung in Sachsen/Sachsen-Anhalt und Thüringen. (=Arbeitsmaterial der ARL, Nr. 303). Hannover. S. 112-124.

Müller, B. (2002): Regionalentwicklung unter Schrumpfungsbedingungen. Herausforderung für die Raumplanung in Deutschland. In: RuR, H. 1-2, S. 28-42.

Oswalt, P. (2003): Schrumpfung ist städtebaulich kaum zu steuern. In: Das Parlament. (The-menheft: Zukunft der Städte), Nr. 37, 08.09.2003, S. 12.

Petry, K. (2003): Schrumpfende Städte – Städtebauliche Chance oder sozial-finanzpolitisches Desaster? In: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung et al. (Hg.): Demographischer Wandel

27

im gemeinsamen Planungsraum Berlin-Brandenburg. Gemeinsames Symposium des Lan-desumweltamtes Brandenburg Referat Raumbeobachtung und der gemeinsamen Landes-planungsabteilung der Länder Berling und Brandenburg am 10. Juli 2003 in Potsdam. Pots-dam. S. 50-51.

Pfeiffer, U.; Simons, H.; Porsch, L. (2000): Wohnungswirtschaftlicher Strukturwandel in den neuen Bundesländern. Bericht der Kommission. o.O. Download der Datei „Kommission“ un-ter http:// www.bmvbw.de/Wohnungswirtschaftlicher-Strukturwandel-in-den-neuen-Laendern-.463.htm [Abruf: 14.06.2004].

Sputek, A.; Grunow, A. (2004): Lösungsansätze für den beschleunigten Stadtumbau. In: Immo-bilien & Finanzierung, Jg. 55, H.2, S. 114-117.

Statistisches Bundesamt (2004): Download der Datei Eheschließungen, Geborene und Gestor-bene „zusueb03.xls“ von: http://www.destatis.de/themen/d/thm_bevoelk.php [Abruf: 18.07.2004].

Statistisches Bundesamt (2004a): „Jugend- und Altenquotient seit 1871“. Per E-Mail zugesand-te Datei. Eingang 20.07.2004.

Statistisches Bundesamt (2004b): Bevölkerung Deutschland bis 2050. 10. koordinierte Bevölke-rungsvorausberechnung. Download der Datei „Bevoelkerung_2050.pdf“ von http://www. destatis.de/presse/deutsch/pk/2003/bev_2050b.htm [Abruf 18.07.2004].

Statistisches Bundesamt (Hg.) (2002): Datenreport 2002. Zahlen und Fakten über die Bundes-republik Deutschland. (=Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 376). Bonn.

Statistisches Bundesamt (Hg.) (2003): Statistisches Jahrbuch 2003. Für die Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden.

Thrun, T.; Winkler-Kühlken, B.; Hübler, K.-H. (2003): Anpassungsstrategien für ländli-che/periphere Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang in den neuen Ländern – Mo-dellvorhaben der Raumordnung. 2. Zwischenbericht. (Institut für Stadtforschung und Struk-turpolitik). Berlin.

v.d. Heide, H.-J. (1995): Verwaltungsaufbau und –organisation. In: Akademie für Raumfor-schung und Landesplanung (Hg.): Handwörterbuch der Raumordnung. Hannover, S. 1041-1045.

Wehling, H.-G.; Kost, A. (2003): Kommunalpolitik in der Bundesrepublik Deutschland – eine Einführung. In: Kost, A.; Wehlung, H.G. (Hg.): Kommunalpolitik in den deutschen Ländern. Wiesbaden. S. 7-19.

Wiechmann, T. (2003): Zwischen spektakulärer Inszenierung und pragmatischem Rückbau – Umbau von schrumpfenden Stadtregionen in Europa. In: Hutter, G.; Iwanow, I.; Müller, B. (Hrsg.): Demographischer Wandel und Strategien der Bestandsentwicklung in Städten und Regionen. (=IÖR-Schriften, Bd. 41). Dresden. S. 103-126.

Winkel, R. (2003): Auswirkungen des Bevölkerungsrückganges auf die kommunalen Finanzen. In: Müller, B.; Siedetop, S. (Hg.): Räumliche Konsequenzen des demographischen Wandels. Teil 1: Schrumpfung – Neue Herausforderungen für die Regionalentwicklung in Sach-sen/Sachsen-Anhalt und Thüringen. (=Arbeitsmaterial der ARL, Nr. 303). Hannover. S. 81-89.

Zeck, H. (2003): Zentrale Orte als räumliche Konzept für Anpassungsstrategien. In: IzR, H. 12, S. 725-736.