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MÄRKTE_Logistik
24_results_Deutsche Bank
Rasant durchs RuhrgebietIm Effi zienzCluster LogistikRuhr arbeiten Unternehmen und Forschungsinstitute gemeinsam an der Zukunft der Logistik – und entwickeln dabei ein neues Wir-Gefühl
Duisburger Hafen: Im Umkreis von 500 Kilometern konzentrieren sich 45 Prozent der EU-Kaufkraft
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Mehrwertdiensten als echten Hoffnungsträger für ein
kräftiges Ruhrgebiet.
Als Schlüsseldisziplin gewinnt Logistik stetig an
Bedeutung – nicht nur im Ruhrgebiet. „Für den Stand-
ort Deutschland ist die Logistik einer der Erfolgsfak-
toren“, sagt Eric Heymann, Experte bei Deutsche Bank
Research. Als drittgrößte Branche in Deutschland mit
über 200 Milliarden Euro Umsatz ermöglicht Logistik
anderen Akteuren erst die Nutzung ihres Wertschöp-
fungspotenzials. „Die Industrie hierzulande ist so gut,
weil die Logistik so gut ist. Gerade weil wir auf so gut
vernetzte und leistungsfähige Logistikdienstleister
zurückgreifen können, ist die deutsche Industrie im-
stande, die Auslandsmärkte so effi zient zu erschließen“,
sagt Heymann. Auch die Weltbank attestiert Deutsch-
land eine Spitzenposition in der Logistik: Im Logistics
Performance Index, der handelslogistische Bedin-
gungen von 155 Ländern vergleicht, liegt Deutschland
als führender Logistikstandort weltweit vor Singapur,
Schweden und den Niederlanden. Auch wenn Deutsche
Bank Research zu geringe Investitionen in Straßen und
Trassen als Gefahr moniert: Noch sieht die W eltbank
Deutschland auch bei der Qualität der V erkehrsinfra-
struktur auf dem Spitzenplatz.
Im Ruhrgebiet kommen für die Logistikbr anche
etliche Pluspunkte zusammen: Die zentrale Lage in
Europa sorgt für kurze W ege. Im Umkreis von 500
Kilometern leben fast 150 Millionen Menschen, sie
besitzen nach Angaben der Initiative Logistikcluster
NRW rund 45 Prozent der EU-Kaufkraft.
Bodo Hombach hatte seine Rede gehalten, das
Manuskript weggesteckt. Er hatte die Chance
gepriesen, hier ein herrliches Logistikzentrum
aufzubauen. Dann übergab er feierlich die konta-
minierte Fläche des stillgelegten Krupp-Stahlwerks
Duisburg-Rheinhausen.
Adressat der Worte an jenem Tag im Jahr 1998: Erich
Staake, Geschäftsführer des Hafens. Hombach wusste:
Der Mann stand vor einer Mammutaufgabe. „Ich dach-
te, du armer Hund. Jetzt stehst du einsam auf diesem
Acker. Ich fahr’ nach Hause, und du bleibst hier .“ Sein
mulmiges Gefühl offenbarte der damalige NRW-Wirt-
schaftsminister kürzlich in einem Interview.
Hombachs Zweifel waren unberechtigt . 14 Jahre
später trifft er Staake regelmäßig – die beiden mode-
rieren den Initiativkreis Ruhr und treten Seite an Seite
dafür ein, dass die Region ihre Chancen selbstbewusst
nutzt. Genau wie Staake es tat: Der Kaufmann aus
Niedersachsen kann mit Stolz auf sein persönliches
Werk blicken, es dient als V orzeigestück für gelun-
genen Strukturwandel: Staake hat mit seinem T eam
die Krupp-Brache direkt am Rhein tatsächlich in den
ökologisch sanierten und ökonomisch schnurrenden
Logistikstandort logport transformiert – und das viele
Jahre schneller, als es selbst Optimisten für möglich
hielten. Die Metropole Ruhr ist auch dank der pros-
perierenden Duisburger Drehscheibe heute eine der
führenden Logistikregionen in Europa.
Staake gelang weit mehr als der logport-Coup: Er
formte die Hafengruppe duisport zu einem System-
anbieter von internationalem Rang, dessen Konzepte
inzwischen auch von großen Seehäfen nachgefr agt
werden. Die Logistik sorgt mit den mehr als 300 im
Hafengebiet angesiedelten Unternehmen für über
40 000 Jobs in der Region – ein Vielfaches der Beschäf-
tigung, die das damals geschlossene Rheinhausener
Stahlwerk geboten hatte. Weltkonzerne wie Kühne +
Nagel, Schenker, DHL sind vertreten, internationale
Markenartikler wie Shiseido haben in Duisburg ihr
europäisches Distributionszentrum etabliert. Der Ha-
fen ist ein Motor, fest verankert in der globalen W a-
renwirtschaft. Und immer mehr Menschen erkennen
die Hinterlanddrehscheibe mit ihren wertschöpfenden
ThesenErfolgsbranche: Logistik ist für
den Standort Deutschland ein
wichtiger Erfolgsfaktor. Das
bestätigt auch die Weltbank in
einer Untersuchung.
Cluster: Besonders im Ruhr-
gebiet fi nden Logistiker gute
Standortbedingungen. Im
größten Logistikforschungspro-
jekt Europas arbeiten mehr
als 120 Unternehmen und elf
Forschungseinrichtungen
gemeinsam an Zukunftsfragen.
logport: Speziell der Duisburger
Hafen hat sich in den vergan-
genen Jahren zum Vorzeigeunter-
nehmen der Region entwickelt.
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Auch der hohe Industrialisierungsgrad sowie die
in Europa einzigartige Verkehrsnetzdichte erhöhen
die Attraktivität des Standorts. Der Anteil der von der
Straße verlagerten Güter ist in NRW schon heute hoch:
Die Binnenschifffahrt mit 25 Prozent und die Bahn mit
22 Prozent Anteil am NRW-Güterverkehr – das seien
bundes- und europaweite Spitzenwerte, sagt Chris-
toph Kösters, Hauptgeschäftsführer des Verbandes
Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen.
Heute ertönt ein klarer Dreiklang im Ruhrgebiet:
Logistik, Energie, Werkstoffe. Die Hightech-Zukunfts-
felder, abgeleitet aus den alten Stärken Verkehr, Kohle
und Stahl, hat der Initiativkreis Ruhr vor fünf Jahren als
besonders geeignet für eine clusterbezogene Standort-
politik analysiert.
Genau dafür treten 68 führende Unternehmen im
Initiativkreis an, den der damalige Vorstandssprecher
der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen , 1989 mitbe-
gründete. Die klare Fokussierung auf Kernkompeten-
zen soll dem traditionellen Kraftzentrum der Republik
wieder nachhaltig Schub geben. „Industrie und Logis-
tik sind zwei Seiten derselben Medaille. Das Optimie-
ren der Supply Chains beginnt in den Fabriken“, sagt
Erich Staake.
Die Neudefi nition des Ruhrgebiets über das Kom-
petenzfeld Logistik – sie bekam einen kräftigen Schub
im Jahr 2010: Die Initiative „Effi zienzCluster Logistik-
Ruhr“ hatte Erfolg beim Spitzencluster-Wettbewerb des
Bundesforschungsministeriums – ein Paukenschlag.
„Ausgerechnet Logistik, wer hätte das gedacht“, sagt
Netzwerker Staake schmunzelnd. Der Effi zienzCluster
bringt Forscher und Praktiker zusammen.
Im Ruhrgebiet arbeiten im größten Logistikfor-
schungsprojekt Europas heute mehr als 120 Unterneh-
men und elf Forschungseinrichtungen gemeinsam an
Zukunftsfragen. Insgesamt fl ießen 100 Millionen Euro
bis 2015 in die Logistikforschung des Clusters. Er wird
anwendungsbezogene Innovationen, Produkte und
Patente auf die Str aße bringen, insgesamt mehr als
100 Stück mit einem prognostizierten Marktvolumen
von über zwei Milliarden Euro. Und das alles mit einer
auf Effi zienz getrimmten Mission: Umwelt schonen,
Versorgung sichern.
Die künftigen Prozesse sollen nur 75 Prozent der
heutigen Ressourcen in Anspruch nehmen, so das Ziel.
Da der Anteil der Logistikkosten am Endproduktpreis
einen zweistelligen Prozentsatz ausmachen kann, hilft
logistische Effi zienz unmittelbar beim Sparen und
sorgt für Wettbewerbsvorteile.
Professor Michael ten Hompel darf gemeinsam mit
dem Praktiker Staake als geistiger Vater des Spitzen-
clusters gelten. In Staakes verglastem Hafenbüro, das
der duisport-Chef emotional „mein Schiff“ nennt, kam
es zur zündenden Idee, die starken Akteure aus Theorie
und Praxis über den Clusterwettbewerb noch enger zu
verzahnen. „Das Aufregendste am Cluster ist, dass wir
alle großen Themen unter einem Dach haben und sich
hier eine völlig neue Welt öffnet“, sagt ten Hompel, der
das Fraunhofer-Institut für Materialfl uss und Logistik
(IML) leitet. Er will seine Disziplin in den Fahrersitz he-
ben – weg von der reaktiven Rolle. „In Zukunft muss
100 Millionen Euro für die Logistikforschung
logport-Geschäftsführer Erich Staake formte die Hafen-gruppe duisport zu einem System anbieter von interna-tionalem Rang. Die Konzepte werden inzwischen von großen Seehäfen nachgefragt
Verpackungs logistik im duisport: Mehr als 100 Millionen Euro fl ießen bis 2015 in die Erforschung neuer Produkte und Patente. Wichtiges Ziel wird der schonende Umgang mit Ressourcen sein – ein zentrales Zukunftsthema
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Logistik entscheiden, wie was, wann, womit , woher
und wohin bewegt wird“, sagt ten Hompel. Logistiker
sollen stärker das Steuer übernehmen.
Im Effi zienzCluster entstehen Lösungen, die im
Idealfall weit über das Ruhrgebiet hinaus die Wirt-
schaft befl ügeln – und brennende gesellschaftliche
Themen adressieren: Urbanisierung, Klimawandel,
Demografi e und wachsende Individualisierung etwa .
Vom drohenden Verkehrsinfarkt in Ballungsgebieten
über die Erfüllung der CO2-Verpfl ichtungen bis hin zur
Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Geschäft
– die Clusterprojekte zielen auf neuralgische Punkte.
Ressourcenverknappung und der damit stei-
gende Druck, die Wiederverwertung im Sinne einer
Kreislaufwirtschaft zu optimieren, ist ebenso ein glas-
klares Logistikthema wie die immer komplexer wer-
dende Versorgung der Metropolen im Zeitalter des ato-
misierten Internetbestellwesens und einer alternden
Bevölkerung. In Deutschland wächst der Lkw-Verkehr
deutlich – und der Anteil der Stadtbevölkerung steigt
weiter.
Um Luftbelastung, Lärm und Staus in Grenzen zu
halten, aber dennoch individuelle Mobilität zu ermög-
lichen, ist auf engstem Raum eine effi zientere Nutzung
der Infrastruktur nötig.
Um Elektromobilität für den städtischen Liefer-
verkehr voranzutreiben, wird in einem Projekt die
Idee verfolgt, nachts leerstehende P arkhäuser als
Verteilzentren zu nutzen. Diese P arkhäuser werden
voll auf E-Mobilität getrimmt mit entsprechenden La-
destationen: Sie parken Autos wie im Hochregallager
auf großen Tabletts, die zugleich Möglichkeiten der
Warenlagerung bieten. Ein Pilotprojekt startet in der
Rhein-Ruhr-Region, eine Übertragung des Konzepts
in rund 40 deutsche Großstädte ist geplant.
Selbst Konkurrenten werden im Cluster zu Partnern –
Beispiel Handelslogistik: Indem unternehmensüber-
greifend Warenströme gebündelt werden, profi tieren
Wettbewerber gemeinsam. Auch über Logistik für
„Tante Emma 2.0“ wird im Effi zienzCluster intensiv
nachgedacht: Neben einem vorhandenen Sortiment
von Dauerbrennern sollen Kunden in den Läden
Wird 2012 ein gutes Jahr für Logistiker?
Die Logistikbranche spiegelt die
industrielle Konjunktur wider. Nach dem
Tiefpunkt 2009 folgte eine steile
Aufwärtsbewegung, die sich 2011 ab-
geschwächt fortsetzte. Auf der
Kostenseite treffen die hohen Ölpreise
die Branche hart. Dennoch: Für 2012
rechnen wir mit einem leichten Plus.
Die Insolvenzquote lag zeitweise fast
doppelt so hoch wie in der Gesamtwirt-
schaft. Wie kann man gegensteuern?
Der Margendruck gerade bei aus-
tauschbaren Leistungen wie dem reinen
Transport ist hoch. Der Trend in der
Industrie zur Verringerung der eigenen
Wertschöpfungstiefe ist ungebro-
chen – und darin liegt die Chance für
Logistiker. Doch nicht jedem Unterneh-
men gelingt es, die Mehrwertdienste
und Veredelungsschritte auch anzubie-
ten. Schließlich steigt damit auch das
unternehmerische Risiko für Logistiker.
Gelingt die oft geforderte Verlagerung
der Transporte von der Straße?
Die Straße ist und bleibt der wichtigste
Verkehrsträger, der Anteil blieb im
letzten Jahrzehnt bei rund 70 Prozent
relativ kontant. Bei der Schiene konnte
zuletzt der negative Trend umgekehrt
werden: Vor allem dank privater
Anbieter stieg der Anteil auf 17 Prozent.
Das ist in Europa recht einzigartig. Die
Schifffahrt verliert weiterhin und liegt
nun bei rund zehn Prozent. Die deutsche
Verkehrsinfrastruktur ist bei allen
Verkehrsträgern ein wachstumshem-
mender Faktor.
Dennoch listet die Weltbank Deutsch-
land als den führenden Logistikstand-
ort der Welt.
Die Industrie hierzulande ist so gut, weil
die Logistik so gut ist. Gerade weil wir
auf so leistungsfähige Logistikdienstleis-
ter zurückgreifen kön nen, ist die
deutsche Industrie im stande, Auslands-
märkte so effi zient zu erschließen.
Die A 40 zwischen Duisburg und
Dortmund ist chronisch überlastet, sie
gilt als „längster Parkplatz“ des
Westens. Ist es eine gute Idee, dass
gerade das Ruhrgebiet so sehr
auf die Kernkompetenz Logistik setzt?
Das Ruhrgebiet mit seinem industriellen
Kern setzt zu Recht auf diesen Wachs-
tumsmotor. Auch die dort neu entstehen-
den Industrien sind auf logistische
Dienstleistungen angewiesen. Es ist eine
sinnvolle Strategie auch deshalb, weil
man mit Logistik Beschäftigung schaffen
kann. Es werden dadurch jede Menge
Jobs geschaffen.
INTERVIEW
„Das Risiko fürLogistiker steigt“
Eric Heymann ist Analyst bei Deutsche Bank Research, dem Thinktank der Deutschen Bank
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Das Abo-Modell aus der Cloud erhöht die Flexibilität
enorm, Server werden durch internetfähige Compu-
ter ersetzt. „Die Logistikwissenschaft steht erst ganz
am Anfang“, sagt ten Hompel. Ähnlich wie die Infor-
matik vor 30 Jahren.
Auch wenn duisport-Kapitän Staake auf seinem
Schiff über die Zukunft spricht, denkt er groß. In Chi-
nas Boom-Städten ist duisport seit drei Jahren mit
Verpackungsdienstleistungen aktiv, immer der verla-
denden Wirtschaft auf der Spur, schon plant Staake
nach erfolgreichen Beratungsaufträgen den Einstieg
in Brasilien und Indien. „Mein einziger Engpass ist
momentan geeignetes Personal“, sagt der Macher.
Auch im Ruhrgebiet ist er noch lange nicht fertig:
Gemeinsam mit der RAG konzipiert er auf frei werden-
den Bergwerksfl ächen im ganzen Ruhrgebiet neue
Möglichkeiten für Logistik- und Industrieansiedlun-
gen. „Insgesamt verfolgen wir ein halbes Dutzend
Projekte im ersten Schritt, da kommen schon 250 bis
300 Hektar zusammen“, sagt Staake. An Ideen man-
gele es ihm nicht . Doch Staake weiß: Er muss die
Menschen packen. Sie überzeugen von der Qualität,
auch der Lebensqualität der Region. Wenn erst Logis-
tik „Made im Ruhrgebiet“ zum Exportschlager wird,
könnte der Plan gelingen. Die Region würde zu alter
Stärke fi nden – mit neuen Qualitäten.
STEFAN MERX
Weitere Informationen
Kontakt
p Ihr Kundenbetreuer
Links
p Effi zienzCluster LogistikRuhr
Infos zu den einzelnen Projekten des
Effi zienzClusters: www.effi zienzcluster.de
p Initiativkreis Ruhr
Zusammenschluss zur Förderung der Ruhrregion www.i-r.de
die Möglichkeit bekommen, aus einem virtuellen
Sortiment auszusuchen. Diese seltener gewählten Ar-
tikel werden in kurzer Zeit geliefert. Eine hohe Waren-
verfügbarkeit bleibt, Fläche wird eingespart. Selbst die
steigende Pfl egebedürftigkeit von älteren Menschen
führt zu einem Vorhaben im Cluster: Es geht darum,
den Verkehr für die häusliche Versorgung zu senken.
Mit neuen Navigationslösungen, die auf
Lkw-Belange abzielen, könnten insbesondere Städ-
te entlastet werden. Die Clustermanager rechnen
mit jährlich 200 000 Tagen weniger Lkw-Fahrzeit in
Europa allein über solche IT-Optimierungen an den
Lkw-Navigationsgeräten. Auch an die Hardware beim
Warenumschlag denken die Forscher: Wie lassen sich
Ladehilfsmittel optimieren, und wie kann sich die lo-
gistische Infrastruktur an den schnell wechselnden
Bedarf anpassen?
Für Michael ten Hompel können gute IT-Lösungen
nicht überbewertet werden. Auf die Fr age nach be-
herrschenden Themen in der Logistik antwortet der
Professor: „Software, Software, Software – und die
individuelle Mobilität von Menschen und Gütern. “
Entsprechenden Stellenwert genießt auch die neue
„Logistics Mall“: In diesem Projekt, angesiedelt beim
Fraunhofer-IML, entsteht ein virtuelles IT-Einkaufs-
zentrum für Logistiker. Anwender sind nicht mehr
gezwungen, vollständige und starre Software-Pakete
zu kaufen. Stattdessen suchen sie sich einzelne IT-
Bausteine unterschiedlicher Anbieter aus und mieten
nur solche Funktionen, die sie tatsächlich brauchen.
Michael ten Hompel vom Fraunhofer-Institut für Materialfl uss und Logistik: „Logistik soll selbst entscheiden, was wann transportiert wird“
DeCeTe-Terminalgesellschaft am duisport: Logistik sorgt mit den mehr als 300 im Hafengebiet angesiedelten Unternehmen für über 40 000 Jobs in der Region
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Versorgung sichern, Umwelt schonenKooperativ, fl exibel und ressourcenschonend: fünf Beispielprojekte aus dem Effi zienzCluster LogistikRuhr
Hundefutter auf Reisen
Container, Kisten und
Kartons suchen sich
selbst ihren Weg:
Intelligente Ladungs-
träger könnten künftig
dank Barcodes und
RFID-Transpondern die
Transport güter nahezu
ohne menschliche
Eingriffe ans Ziel
bringen. Im Verbund-
projekt rund um das
Fraunhofer-Institut
für Materialfl uss
und Logistik (IML) in
Dortmund sind unter
anderem das Paletten-
unternehmen Chep,
Infi neon, die Rewe-
Gruppe und der
Markenartikler Mars
eingebunden. Im
Versuch waren bereits
intelligente Paletten
mit Hundefutter
unterwegs. Wichtig
wird sein, die Lösung
so zu gestalten, dass
sie sich in bestehende
Lagertechnologien
einbinden lässt. Auch
die Inventur per
Knopfdruck soll so
möglich werden.
Mach Platz, Gabelstapler!
Im Hochregallager soll
künftig ein schneller
Seilroboter den
schweren Schlitten
und Liftern Konkur-
renz machen. Vorteil
der wendigen Seilplatt-
form, die von For-
schern der Universität
Duisburg-Essen
entwickelt wird: Sie
wiegt nur ein Zehntel
der üblichen Regal-
bedien geräte u nd
arbeitet schneller und
energieeffi zienter
als übliche Systeme,
die stets ihr tonnen-
schweres Eigen-
gewicht bewegen
müssen. Im Lager, wo
es auf hohen Durch-
satz ankommt, ist das
Tempo der Bedien-
geräte der Schlüssel
zum Erfolg. Ab Mitte
2013 kann der Roboter
im Praxistest zeigen,
was in ihm steckt.
Einkaufen bei Tante Emma 2.0
Noch bis 2014 erproben
Unternehmen wie
Lekkerland, Metro
MGL und Rewe, wie sich
städtische Versorgungs-
strukturen g estal ten
lassen. Konkurrenten
könnten gemeinsam
ein „Urban Hub“
betreiben – ein Groß-
lager vor den Toren
der Stadt, aus dem die
Zustellung und Fein-
distribution erfolgen
kann. So könnte
man vermeiden, mit
Groß-Lkws in Wohn-
quartiere fahren zu
müssen, und dennoch
dem Wunsch Rechnung
tragen, dezentrale
Einkaufsmöglichkeiten
in direkter Kunden -
nähe zu bieten und im
Internet georderte
Ware zuzustellen.
„Tante Emma 2.0“ wird
erst möglich durch
clevere Belieferungs-
konzepte.
Emissionen auf dem Prüfstand
Allein 14 Prozent der
CO2-Emissionen welt -
weit werden durch
Logistik verursacht. Um
den Klimaschutz
voranzubringen, sind
viele große Industrie-
partner in diesem
Umweltprojekt an Bord
– von der Deutschen
Post über Lufthansa
Cargo und Fiege bis hin
zu DB Mobility
Networks Logistics.
Erstmals soll der
ökologische Fußab-
druck entlang der
gesamten Wertschöp-
fungskette auf einer
einheitlichen Basis
bestimmt und den
Verursachern zugeord-
net werden. Die
Methode soll in ein
Zertifi zierungssystem
für Logistiker münden,
das gleichermaßen gilt
für Logistikimmobilien
wie für Intralogistik.
Navi fürBrummis
Ein Lkw-Fahrer stößt
mit handelsüblichen
Navigationsgeräten
schnell an seine
Grenzen – oder bleibt
sogar unter einer zu
tiefen Brücke hängen.
Deshalb sucht die
Branche nach dyna-
mischen Navigations-
lösungen, die die
Bedürfnisse des
Wirtschaftsverkehrs
berücksichtigen: Profi s
im Lieferverkehr
müssen wissen, wie
sie auf großen Firmen -
geländen die richtige
Rampe fi nden, welche
Abfahrtszeiten ideal
sind. Koordiniert vom
Fraunhofer-IML sind
robuste Anwendungen
das Ziel, die sich
individuell anpassen
lassen. Auch die
Elektromobilität stellt
neue Anforderungen an
Navigationslösungen –
diese soll das Projekt
ebenfalls erfüllen.
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