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E. Sch6nherr, Rationeltes Sockeln kieferorthops l~[odelle usw. 309 Rationelles Sockeln kieferorthop/idischer Modelle nach der ,,hori- zontalen" und individuellen Kauebene Yon E. Sch(inherr, Radebeul Mit 10 Abbildungen Herrn Pro/essor Dr. E. Ha~tsser zum 60. Geburtstag ~Venn es auch seit Jahrzehnten in der Kieferorthopadie iiblich war, dis Modelle aus diagnostischen Griinden zum Symmetrievergleich und ffir die sp~tere Doku- mentation in entsprechenden Ger/iten zu sockeln, so ist nieht zu fibersehen, dab auf Orund des hestehenden Personalmangels und der Notwendigkei~, Zeit ein- zusparen, der Trend damn geht, die Modelle nut noeh zu trimmen. ~eines Er- aehtens sind abet beide Faktoren nicht allein fiir diese Tendenz verantwortlieh. In der vorliegenden Arbeit soll deshalb zu diesen Fragen Stellung genommen und der Versueh unternommen werden, zu zeigen, wie mit modernen Soekelger/~ten so rationell gearbeitet werden kann, dab die mir vorliegenden giehtwer~e ffir das Soekeln eines Modellpaares um das mindestens Zehnfaehe unterboten werden k6m~en. Naeh meinen Berechnungen ist die Zeitersparnis beim Trimmen der iV[odelle, wenn sie nur in etwa den kieferorthop/~dischen Anforderungen entspreehen sollen, sehr gering, wenn sie naeh drei Ebenen orientiert werden; wenn sie das nieht sind, sind sie fiir Symmetrievergleiche und Dokumenta~ionen iiberhaupt nicht zu ver- wenden. Das Soekeln yon kieferorthopfidisehen Modellen wird aber auch off deshalb f~r iiberflfissig gehMten, well yon den drei Ebenen (gaphe-Tuber-Kau- ebene), nach denen gesoekelt wird, die Kauebene nieht stimmt, denn sie verl/iuft nieht horizontal und eine einwandfreie Diagnose des Kauebenenwinkels war bisher nur dutch eine Fernr6ntgenseitenanfnahme m6glieh. Die vielfMfigen Erke~mtnisse, die mit Einffihrung der Fernr6ntgenseitenauf- nahme und -diagnostik gewonnen wurden, lassen diese Einsfellung verst/~ndlich erscheinen, aber wit wissen aueh, dab die Fernr6ntgenseitenaufnahme in der kieferorthep'~dischen Praxis nut selten -- allzu selten -- angewendet wird. Ge- nauso wenig wie Fernr6ntgenseitenaufnahmen haben sieh seh/~delbeziig]ieh orien- tiert e Modelle (Gnathostatmodelle naeh Sim on) in der kieferorthop/idisehen Praxis durehgesetzf. Dabei kommt. Wollenhaupt in seiner Dissertation 1, die sieh auch mit der Bedeutung des Gnathostatverfahrens beseh/iftigt, zu dem SeBluB, dab das Gnathoseatverfahren in seiner ursprfingliehen Form nieh.t wieder eingefiihrt werden kann, seh~delbeziiglieh orientiei~e 5:[odelle aber sine gr6Bere Aussagekraft haben Ms Mode]le, die naeh einer nieht existierenden horizon~alen Kauebene gesoekelt werden. W ollenhaupt konzeptiert zwar meine Auffassung yon der naftirliehen Kopfhaltung, abet siorieht im Gegensatz zur Frankfurter tIorizontale yon der na- 1 Wollenhaupt, Untersuehungen fiber die Bedeutung des Fotostat-, Fernrant, gen- und Gnas ffir die kieferorfhop'~disehe Diagnosfik und Therapie. Med. Diss. Berlin 1969.

Rationelles Sockeln kieferorthopädischer Modelle nach der “horizontalen” und individuellen Kauebene

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E. Sch6nherr, Rationeltes Sockeln kieferorthops l~[odelle usw. 309

Rationelles Sockeln kieferorthop/idischer Modelle nach der ,,hori- zontalen" und individuellen Kauebene

Yon E. Sch(inherr, Radebeul

Mit 10 Abbildungen

Herrn Pro/essor Dr. E. Ha~tsser zum 60. Geburtstag

~Venn es auch seit Jahrzehnten in der Kieferorthopadie iiblich war, dis Modelle aus diagnostischen Griinden zum Symmetrievergleich und ffir die sp~tere Doku- mentat ion in entsprechenden Ger/iten zu sockeln, so ist nieht zu fibersehen, dab auf Orund des hestehenden Personalmangels und der Notwendigkei~, Zeit ein- zusparen, der Trend damn geht, die Modelle nut noeh zu tr immen. ~eines Er- aehtens sind abet beide Faktoren nicht allein fiir diese Tendenz verantwortlieh. In der vorliegenden Arbeit soll deshalb zu diesen Fragen Stellung genommen und der Versueh unternommen werden, zu zeigen, wie mit modernen Soekelger/~ten so rationell gearbeitet werden kann, dab die mir vorliegenden giehtwer~e ffir das Soekeln eines Modellpaares um das mindestens Zehnfaehe unterboten werden k6m~en.

Naeh meinen Berechnungen ist die Zeitersparnis beim Trimmen der iV[odelle, wenn sie nur in etwa den kieferorthop/~dischen Anforderungen entspreehen sollen, sehr gering, wenn sie naeh drei Ebenen orientiert werden; wenn sie das nieht sind, sind sie fiir Symmetrievergleiche und Dokumenta~ionen iiberhaupt nicht zu ver- wenden. Das Soekeln yon kieferorthopfidisehen Modellen wird aber auch off deshalb f~r iiberflfissig gehMten, well yon den drei Ebenen (gaphe-Tuber-Kau- ebene), nach denen gesoekelt wird, die Kauebene nieht st immt, denn sie verl/iuft nieht horizontal und eine einwandfreie Diagnose des Kauebenenwinkels war bisher nur dutch eine Fernr6ntgenseitenanfnahme m6glieh.

Die vielfMfigen Erke~mtnisse, die mit Einffihrung der Fernr6ntgenseitenauf- nahme und -diagnostik gewonnen wurden, lassen diese Einsfellung verst/~ndlich erscheinen, aber wit wissen aueh, dab die Fernr6ntgenseitenaufnahme in der kieferorthep'~dischen Praxis nut selten - - allzu selten - - angewendet wird. Ge- nauso wenig wie Fernr6ntgenseitenaufnahmen haben sieh seh/~delbeziig]ieh orien- t iert e Modelle (Gnathostatmodelle naeh S im on) in der kieferorthop/idisehen Praxis durehgesetzf. Dabei kommt. W o l l e n h a u p t in seiner Dissertation 1, die sieh auch mit der Bedeutung des Gnathostatverfahrens beseh/iftigt, zu dem SeBluB, dab das Gnathoseatverfahren in seiner ursprfingliehen Form nieh.t wieder eingefiihrt werden kann, seh~delbeziiglieh orientiei~e 5:[odelle aber sine gr6Bere Aussagekraft haben Ms Mode]le, die naeh einer nieht existierenden horizon~alen Kauebene gesoekelt werden. W o l l e n h a u p t konzeptiert zwar meine Auffassung yon der naftirliehen Kopfhaltung, abet siorieht im Gegensatz zur Frankfur ter t Iorizontale yon der na-

1 Wol lenhaupt , Untersuehungen fiber die Bedeutung des Fotostat-, Fernrant, gen- und Gnas ffir die kieferorfhop'~disehe Diagnosfik und Therapie. Med. Diss. Berlin 1969.

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~ihqiehen ttorizontale, die bei der Fo~ostataufnahme einzuhalten sei. Diese Kon- zeption widerspricht in jeder ~'Veise der Auffassung yon S imon .

Um die Beweiskraft kieferorthopadiseher Modelle zu erhhhen, halle ich es fiir mehr als el~'orderlieh, dab die Modclle entspreebend der Neig'ang der Kauebene gesockelt werden; in einer fri~here~l Arbeit habe ieh bereits dariiber berichtet ~ nnd werde hn I tahmen dieser Arbeit noch darauf zuriiekkommen.

Doeh zunachst noch einmal zum Theme rationelles Sockeln. Bereits 1954 demonstrierte ich auf der Tagung der De~tschen Gesellschaft fiir Kieferortho- p~die in Berlin ein Soekelgerfit, Welches sieh prinzipiell x~on den bisherigen mir bekanntcn Ger~ten I K o r k h a u s , Briiekl-~iod:[fikation n~ch K o r k h a n s , Ge r - l a c h , A n d r e s e n - t ( [ ~ u p l ) dadureh unterschied, da~ aaf die allen genannten Soeklern gemeinsame Metallspringform verzichtet wurde und Gummifermen ver- wendet warden, wie sJe darnels m. E. erstmalig yon K l 6 p p e I sen. angegeben worden waren. Der entscheidcnde Vorzug bei Verwendung dieser Gmnmiformcn war, da.g des rest, lose Abbinden des Gipses.nieht mehr abgewartet zu werden braueh~e. Sehon nach wenigen Minnten kann des gesockelte Oberkiefermodell aas dem Soekler en~fern~, des Un~erkiefermodell mit Gummiringen a m Ober- kie%rmodell befestigt und die Trggerplatte einsehlieBtieh Modellen in die fiir den Unterkiefer mit Gips gefiillte Gummiform gesehoben werden. Bei gleieh~ zeitiger Verwendung yon zwei Geraten konnte sehr ziigig gesoekelt werden. Der Naehteil der Ne~hode war - - ~rotz des Zeitgewinns , dag die Prodnktion der Gummiformen nieht immer gIeiehm/~f3ig ausfiel, die Gummiformen bei l~ngerer Verwendung nieht formbest~ndig blieben and bei nnvorsiehtiger t Ierausnahme der Modelle ans den Gummitbrmen hfi.nfig Eeken vom Gips abbraehen.

Die Entwieklung dieses Soekelger~t.s war darnels (1952) zeitJoedingt ein drin- gendes Erfordernis tAbb. 1), denn mit L~bernahme der kieferorthopfidisehen Be- handhmg im Rahmen der Sozialversieherung dnreh die In i t i a t ivevon S i e b e r t h , Apolda kam es zu einem lawinenartigen Amvachsen kieferorthop~idiseher F/tlle, die naeh dem abgesehlossenen Vertrag gesockel g sein mui3ten and aneh naeh dem heute noeh giiltigen Vertrag in der DDlg gesoekelt werden miissen.

TJber ein noch rationelleres Sockeln wurde 1960/61 yon S ~o ekf i s eh heriehtet. Anstelle der yon mh" empfohlenen Gummiformen verwendet S t . o e k f i s c h sehr diinn gehaltene Sehalen aus Knnsts toff in ungefghr derselben Gr6ge (Abb. 2). Diese Plastiksehalen bleiben am Gipsmodell and eine weitere Bearbeitung, ~vie sie mi~ der Entfernung der Gmnmiform verbunden is~, entf/~llt. S ~ o c k f i s e h nennt sein Verfahren ,,1Rapid-Plastiksoekel-Methode" and gibt an, dab damit 6 bis 10 5iodetlpaare in einer Stunde gesockelt werden l~6nnen. Auf jeden Fall eine wesentliche Zeitersparnis gegenfiber den Metallsoekelgergten und aueh rat, ioneller al s mein Verfahren mit. den Gummiformen. Zwisehen d em Soekelgerg~ yon S t o e k- f i s e h and meinem Ger~tt besteht kein prinzipieller Untersehied. Als Vorlage hat uns wohl beiden das Soekelgergt naeh G e r l a e h gedient, denn Form and Gr6Be der ~odelle stimmen genau mit denen yon G e r l a e h iiberein. Der Soekler yon S t o e k f i s e h is~ zweifellos komfortabler als meiner; fiir die Modellanalyse ist zu- dem noeh eine Megscheibe vorgesehen. S t o e k f i s e h befestigt seine Modelle mit Plastiline. Zar Bestimmung der I~ME und Feststellung der Kauebene wird bei S t o e k f i s e h das ~odel l ~thnlieh wie Joei G e r ] a e h auf einer kleinbn i~IodelI- /~xierplatte dutch zweiTeleskopst i f te justiert und mit Plasteline entspreehend

Sch6nherr , Natiirliehe Kopfhaltung, individaelle Kauebene und ihr ~u ff~r die kieferorthoI)~idisehe Profil- and l~Iodellanalyse. Fortsehr. Kieferorthop. ~8 (1967), I4. 3.

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Abb. 1. Kunststoft~ockler n~eh S c h 6 n h e r r - - demonstriert ~uf der Tt~gung der Dtsch. Ges. fi~r Kieferorthop~idie in Berlin 1954

Abb. 2. ,,R~pid-Pl~stiksockel-Methode'? n~ch S to ckf i s c h

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Abb. 3. Modelle flu" Ober- und Unterkiefer vorbereitet zum Sockeln. Die Oberkiefermodelle sind nach RME, Kauebene und Tuberebene auf der Tr~gerplatte justiert; Kunststoffschalen

sind bereits mit Gips gefiillt

Abb. 4. 2. Phase des Soekels der Oberkiefermodelle (weitere Ansfiihrungen siehe Text)

dem Ver]auf der Kauebene festgeklebt ; die ~[odellfixierplatte wird dann mit dem daran befestigten Modell auf die ~IodeIltrggerplatte aufgeschoben. Ich hat te bis- her keine GelegenheR, mit dam Sockelgergg naah S t o c k f i s c h zu arbeiten, aber iah bin der Meinung, dab seine Methode mit Plastiksahalen wesentlieh rationeller und zeitsparender ist als mein Verfahren mit den Gummiformen, jedoch sehgtze ieh, dab die Befestigung der Modelle mit Gummiringen noeh zeitsparender ist als

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die Befestigung der Modelle mit. Plas~eline, wie es yon S t o e k f i s e h bevorzugt wird.

Da an meinem al~en Soekler (Modell 1952) nu t geringffigige Anderungen er- forderlieh waren, um anstelle der Gammiformen die Plastiksehalen nach S to e k- f i s eh verwenden z u k6nnen, werden in meiner Praxis aueh von einem nieht quMi- fiziertem Teehniker in der Stunde 12 bis 15 Modellpaare gesoeke]t; allerdings ist dies nieht mit einem Soekelger/~t m6glieh, sondern die einzelnen Arbeitsg&nge warden gleiehzeitig an 3 oder 4 Soekelger~ten durehgeftihrt. (Meine ,,Hilfskraft" erkl/h~te mir, dag sie in einem Arbeitsgang gleiehzei~ig 5 Modelle Soekeln k6nn~e).

Abb. 5. Befestigung der Unterkiefermodelle mig Gummiringen an den bereits gesockelten Oberkiefermodellen und F/illen der fiir die Unterkiefermodelle best.immten Kunststoff-

schalen mit Gips

An einigen Abbildungen sollen die wiehtigsten Arbeitsg~inge kurz erl/~uter warden (aus fototeehnisehen Griinden wurde nut lint 3 Ger/iten gearbeitet).

Abb. 3 zeigt die Situation beim ersten Gipsv organg. Die Oberkiefermode]le s ind mit Gummiringen an der Tr/~gerplatte befestigt unter Bertieksiehtigung der RME und der Kauebene. Die Kunststottsehalen sind beieits mi~ Gips gef/illt; im Vordergrund die jeweils daza geh6rigen UnterkiefermodeJle.

Abb. 4 ze~g~ den Vorgang wenige Augenblieke sp/~ter. Die Modelltr&ger mit, den daran befestigten Oberkiefermodellen werden auf den Ftihrungsstfften in die mit Gips gefiillten Kunsts~ottgehalen gedriiekt his R/iekenflgehen yon Modell- tr/iger nnd Soekelplatte zusammenstoBen.

Naeh Durehsehneiden der Gummiringe, oberfl/tehlieher En~fernung des iibersehiissigen Gipses sind die Sehalen mit den gesockelten 0berkieferraodellen wieder anf die Trggerplatte atffgesehoben und die jewei]s dazu geh6rigen Unter- kiefermodelle mit Gummiringen in der riehtigen 0kklusion mit den Oberkiefer- modelIen verbunden, wie die Abb. 5 zeigt. Dieser Abbildung ist weiterhin zu eng-

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nehmen; dub d i e Schalen ffir die Unterkiefermodelle auf die Grundplatten auf- gesehoben und mit Gips gef/illt sind. Um gleJeh hohe Modelle zu erhMten, werden au f :die Grundpla~ten Sperrstift< eingeset, zg, die Tr/~gerpla~ten samt daran be- festigten M.odeIlen auf die Fiihrungsstifte gesetzt und bis zum .Ansehlag auf die Sperrs~ifte herabgesehoben (Abb. 6). ~i~ Durehsehneiden und l:Ierausziehen der Gummiringe, Entfernen des iibersehiissigen Gipses ist der Soekelvorgang be- endet, zur Regist, rierung werden die fertigen Modelle rtoch etikettiert 3.

grie eingangs bet0nt, soll mit diesen Ausffihrungen nieht nur gezeig5 werden, dal] es mit den beiden angegebener~ Soekelger/~cen m6glich ist, sehr.rationelliund zeilbsparend zu soekeln; mein gr6gtes Anliegen ist, dab endlieh naeh der jeweils vorliegenden Neigung der Kauebene gesoekel~ wird, aueh wenn das Verfahren doeh etwas mehr Zeit in AIlsprueh nimmt..

Abb. 6. Abgeschlossener Soekelvorgang

Als ieh 1967 fiber die Neigung der Kauebene und ihre Relation zur C a m p e r - sehen Ebene berieh~e~e ~ und dabei auf die M6glichkeit der l~bertragung der Neigung der Kauebene auf unsere kieferorthop~disehen :~Iodelle hinwies, bekam Jeh viele zustimmende Zusehriften. Trotzdem glaube ieh nieht., dag an irgendeiner Stelle 5~Iodelle naeh der Neigung der Kauebene gesoekelt werden. Dabei bedarf es wohl keiner Diskussion, dag naeh der Kauebene gesockelte Modelle vor allem ftir die kieferorthopfidisehe Alltagspraxis, wo keine ]?RS zur Verfiigung steht, um sieh fiber die Kiefergesiehtsbeziehungen orientieren zu kSnnen, yon groBer Bedeutung And. (Auf frfihere Arbeiten yon Ge r 1 a eh soll dabei hingewiesen werden.)

Um die gegistrierung der individuellen Kauebene u n d ihre l)bertragung auf das zu soekelnde 5rtodell noeh praxisreifer sowie Unabh';ingig yon FRS und Foto- stataufnahmen zu maehen, babe ieh das Okklusionom naeh E y r i e h und F r a n k auf Vorseh|ag yon K l a m m t noeh welter vervollst~ndigt.

K l a m r a t glaubte ursprfinglieh, dag es mit Hilfe dieses verls Okklu. sionoms (Abb. 7) mSglieh sein mfigte, den Kauebenenwinkel auf der Mattsebeib e

3 Eine perfekte tlegistriermethode wird yon S~ockfiseh angegeben (Prl~geapparat ,,Dymo").

5'Ieine Untersuchungsergebnisse fanden eine J3estgtigung in einer spgter verSffenttichten Arbeit yon Kas ,,Untersuchungen mad Bewertung der Lage der K'~uebene usw." (Dtseh. zahn~rz~ct. Z. 1968, H. 4).

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einer 6 • 6-Spiegelreflexkamera dureh:Einlegen eines ~Vinkelmessers ablesen zu kSnnen. Letzten Endes kamen wir abet doeh zu der Uberzeugung , dab das Ab- ]esen des Kauebenenwinkels an der Kamera wahrseheinlich aueh keine Verein- faehung darstellt und auf jedem Fall an einen bestimmten Typ yon Kamer~ ge- bunden und bei einer Kleinbildkamera unmSglich ist.. Der Vorsehlag yon K1 a min t war der AnlaB, dab ieh zu einer noeh einfaeheren L6sung kam.

Abb. 7 Abb; 8

Abb. 7. Von Klammt vorgesehlagenes verlgngertes Okklusionom

Abb. 8. Weiterentwiektung des Okklusionoms zmn Olddusiometer. Bei natfirlieher .Kopf- haltung des Patient.en kann der Kauebenenwinkel ohne Umweg fiber FRS und Fotosta.tauf-

nahme direkt gemessen werden

Abb. 8 zeigt die ~u des Okklusionoms zum Okklusiometer. Der Kauebenenwinkel kann direkt am Patieneen gemessen werden ohne Umwege "tiber FRS und Fotostataufnahme. Der Griff des Okklusiometers ist noeh etwas l'~nger gehalten als yon K l a m m t vorgesehlagen und aueh stgrker, als ieh frfiher angegeben habe (~mm) ; er dieng zur Aufnahme eines in der Sagittalen bewegliehen MeBstabes sowie eines Winke]messers. Aus Grfinden der damit erforderliehen Stabilitgt wurden die Kaufl~ehen ebenfalls ge~ndert. Die Arme des Okklusio- meters verlaufen buld~al yen der Zahnreihe und nut kleine Querarme zwisehen oberen Eekzfihnen und vor den oberen 6ern registrieren beim ZusammenbeiBen den Ver]auf der K~nebene. (.Die Registrierang der I~2auebene ist nieht immer ein- faeh; mit einem Ger/s kommt man im allgemeinen nieht aus - - Sehmalkiefer, Brei~kiefer.) Naeh dem Wangenanteil kann der V erlauf der Kauebene fiir die Fotostataufnahme angezeiehnet werden. Gleiehzeitig isg es aber aueh mSglieh, naeh Ausrieh~en des Megstabes naeh der Erdsenkreehten bei gleiehzeitiger Orien- tierung des Kopfes naeh der ~atfirliehen Kopfhaltung am "Winkelmesser den Grad der Neigung abzulesen. Abb. 9 zeigt den Okklusiometer am naeh der Kauebene orientiergen Modell. Der Megzeiger gibt --- ausgeriehteg naeh der Erdsenkreeh~en - - den Ka.uebenenwinkel wieder. Meines Eraehtens stelle die neue Methode eine wesentliehe Vereinfaehung gegentiber dem yon mir frtiher angegebenen Ver- fahren dar. Die I~egistrierung und iVIarkierung der Kauebene naeh der natfirliehen

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Kopfha l tung wird bei dem Pa~ienten im Sgehen vorgenommen, wie ich es auch schon im F i lm fiber dieses Thema gezeigt babe.

Ich hoffe, dab mi t dem Okklusiometer u n d dem dazu gehSrigen Kunsts toff - sockler mi t schwenkbarer Tr~gerplat te zum Eins te l len der ind iv idue l len Neigung der Kauebene (Abb. 10) das Verfahren so vereinfa, eht wird, dab sieh neue l~ISglich- ke i ten f fir die Anwendung in der kieferorthopgdischen Praxis ergeben 5.

Abb. 9 Abb. 10

Abb. 9. Okklusiometer am nach der individuellen Kauebene gesockelten Modell

Abb. 10. Verbesserter Kunststoffsockler mit schwenkbarer Tri~gerplatte nach S eh6nher r ermSglicht die Verwendung der yon S t o c k fi s c h angegebenen Plastikschalen

Zusammenfassung Es wurde gezeigt, dab kieferorthop~dische ~{odelle so rationell gesockelt werden kSnnen,

dab gegenfiber dem Trimmen kein nennenswerter Zeitverlust entsteht. Die Aussagekraft kieferorthopgdiseher Modelle ist zweifellos grSBer, wenn sie naeh der individuellen Neigung der Kauebene gesockelt sind und ein damit verbundener geringer Zeitverlust sollte nach Meinung des Referenten in Anbetraeht der Bedeutung der Neigung der Kauebene ftir die kieferortho- p~dische Diagnose in Kauf genommen werden.

Summary It was demonstrated how dentof~cial orthopedic models can be mounted so efficiently that

this process takes up hardly any more time than trimming~ The informative value of dento- i~cial orthopedic models is doubtlessly higher, if they are mounted according to the indivi- duM inclination of the ~asticating surface. The author is of the opinion that the little time lost this way is justified by the significance of the indication of the masticating surface for the dentofacial orthopedic diagnosis.

5 S to c kfis c h danke ich ffir seine Unterstiitzung bei dieser Arbeit un4 die Bereitwillig. keit, die schwenkbare Tri~gerplatte zusi~tzlich fiir sein Sockelger~t zu iibernehmen.

Anschr. d. Verf. : DDP~-8122 l~adebeul, Wilhelm-Pieck-Str. 71