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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. Reaktion von Bismuttrichlorid mit N,N'-Bis(trimethylsilyl)-harnstoff und Aceton Reaction of BiCL with N,N'-Bis(trimethylsilyl)urea and Acetone A. Georgiades, G. Schilling und H. P. Latscha Anorganisch- und Organisch-Chemisches Institut der Universität Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 270, D-6900 Heidelberg 1 Z. Naturforsch. 35b, 709-711 (1980); eingegangen am 18. Januar 1980 4,4,10,10 -Tetramethy lspiro [5,5]-l,3,7,9 - tetrazaundecadion -2,8- Bismuthtrichloride The reaction of BiCl3, N,N'-bis(trimethylsilyl)urea and acetone yields compound 1 with the formula C22H46ClgN807Bi. After treatment of 1 with acetone/dimethylformamid the spirocompound 4,4,10,10-tetramethylspiro[5,5]-l,3,7,9-tetrazaundecadion-2,8 (3) could be isolated. The structure of 3 is described and a reaction mechanismus is proposed. Die Umsetzung von Bismuttrichlorid mit N.N'- bis(trimethylsilyl)harnstoff in Aceton als Lösungs- mittel liefert unter Abspaltung der Silylgruppen eine Substanz mit der Summenformel C^HjeClgNsOvBis (1). Behandelt man 1 bei Zimmertemperatur mit einem Gemisch aus Aceton/Dimethylformamid (1:1), so kann der bismut- und chlorfreie Teil von 1 iso- liert werden. Hierbei handelt es sich um die neuartige Spiro Verbindung 4.4.10.10-Tetramethylspiro [5.5]- 1.3.7.9-tetrazaundecadion-2.8 (3). Das Skelett von 3 ist offensichtlich aus drei Mole- külen Aceton und zwei Harnstoffeinheiten aufge- baut. Bei seiner Bildung läßt sich als Zwischenstufe eine Substanz isolieren, bei der es sich entweder um die offenkettige Verbindung CnH22N403 (2) oder bereits um Substanz 3 mit einem Molekül H2O handelt. Die spektroskopischen Daten lassen hier keine eindeutige Entscheidung zu. Aus den 1 H-NMR-Spektren von 2 in Lösung geht hervor, daß das Wassermolekül in der gelösten Substanz nicht konstitutionell gebunden ist. Die Thermo- analyse zeigt, daß es erst im Vakuum bei ca. 100 °C restlos entfernt werden kann. Bei Substanz 1 handelt es sich um einen Donor- Acceptorkomplex mit BiCL, der in Aceton dissoziiert vorliegt. Dies folgt aus den spektroskopischen und analytischen Daten, der osmometrischen Molmassen- bestimmung sowie aus den Folgeprodukten. Wie das nachfolgende Schema zeigt, läßt sich die Bildung von 3 zwanglos aus der Teilstruktur 1' von 1 er- klären. * Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. H. P. Latscha. 0340-5087/80/0600-0709/$ 01.00/0 BiCl 3 + Me 3 SiNH-C-NHSiMe 3 Aceton 100 °C/Vakuum -HjO C2A5a9Neo7Bi 3 CUH^N^ CH3 OH „. CH3 H3C—c c—CH3 HJN—C e II 0 I I HNL JNH /NH a3 (r) I -KCl-, I C„H 22 N 4 0 3 2 r 0 CH 1 H \ /CH 3 C_ N CH 2 -C x X ^ X N-c/ " H HN > H-f. \ CH, 1 H-NME-Spektrum von 3 Das 1 H-NMR-Spektrum in [D6]DMSO ist hnien- arm. Es zeigt bei d = 6,37 das Resonanzsignal von 4 NH-Protonen und bei <5= 1,85 das A B-Spektrum für zwei Methylengruppen mit JAB ~ 13,1 Hz. Bei 6 = 1,20 und 6 = 1,18 absorbieren vier Methylgrup-

Reaktion von Bismuttrichlorid mit N,N'-Bis(trimethylsilyl ...zfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/35/ZNB-1980-35b-0709.pdf · bereits um Substanz 3 mit einem Molekül H2O handelt. Die spektroskopischen

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

Reaktion von Bismuttrichlorid mit N,N'-Bis(trimethylsilyl)-harnstoff und Aceton

Reaction of BiCL with N,N'-Bis(trimethylsilyl)urea and Acetone

A. Georgiades, G. Schilling und H. P. Latscha Anorganisch- und Organisch-Chemisches Institut der Universität Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 270, D-6900 Heidelberg 1

Z. Naturforsch. 35b, 709-711 (1980); eingegangen am 18. Januar 1980

4,4,10,10 -Tetramethy lspiro [5,5]-l,3,7,9 - tetrazaundecadion -2,8- Bismuthtrichloride

The reaction of BiCl3, N,N'-bis(trimethylsilyl)urea and acetone yields compound 1 with the formula C22H46ClgN807Bi. After treatment of 1 with acetone/dimethylformamid the spirocompound 4,4,10,10-tetramethylspiro[5,5]-l,3,7,9-tetrazaundecadion-2,8 (3) could be isolated. The structure of 3 is described and a reaction mechanismus is proposed.

Die Umsetzung von Bismuttrichlorid mit N.N'-bis(trimethylsilyl)harnstoff in Aceton als Lösungs-mittel liefert unter Abspaltung der Silylgruppen eine Substanz mit der Summenformel C^HjeClgNsOvBis (1). Behandelt man 1 bei Zimmertemperatur mit einem Gemisch aus Aceton/Dimethylformamid (1:1), so kann der bismut- und chlorfreie Teil von 1 iso-liert werden. Hierbei handelt es sich um die neuartige Spiro Verbindung 4.4.10.10-Tetramethy lspiro [5.5]-1.3.7.9-tetrazaundecadion-2.8 (3).

Das Skelett von 3 ist offensichtlich aus drei Mole-külen Aceton und zwei Harnstoffeinheiten aufge-baut. Bei seiner Bildung läßt sich als Zwischenstufe eine Substanz isolieren, bei der es sich entweder um die offenkettige Verbindung CnH22N403 (2) oder bereits um Substanz 3 mit einem Molekül H2O handelt. Die spektroskopischen Daten lassen hier keine eindeutige Entscheidung zu. Aus den 1H-NMR-Spektren von 2 in Lösung geht hervor, daß das Wassermolekül in der gelösten Substanz nicht konstitutionell gebunden ist. Die Thermo-analyse zeigt, daß es erst im Vakuum bei ca. 100 °C restlos entfernt werden kann.

Bei Substanz 1 handelt es sich um einen Donor-Acceptorkomplex mit BiCL, der in Aceton dissoziiert vorliegt. Dies folgt aus den spektroskopischen und analytischen Daten, der osmometrischen Molmassen-bestimmung sowie aus den Folgeprodukten. Wie das nachfolgende Schema zeigt, läßt sich die Bildung von 3 zwanglos aus der Teilstruktur 1' von 1 er-klären.

* Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. H. P. Latscha.

0340-5087/80/0600-0709/$ 01.00/0

BiCl3 + Me3SiNH-C-NHSiMe3 Aceton

100 °C/Vakuum -HjO

C2A5a9Neo7Bi3

CUH^N^

CH3 OH „ . CH3 H3C—c c—CH3

HJN—C e II 0

I I HNL JNH /NH

a3 •

( r )

I -KCl-, I

C„H22N403 2

r 0 CH 1 H \ /CH 3

C _ N C H 2 - C x

X ^ X N - c /

" H

HN > H-f. \

CH,

1H-NME-Spektrum von 3

Das 1H-NMR-Spektrum in [D6]DMSO ist hnien-arm. Es zeigt bei d = 6,37 das Resonanzsignal von 4 NH-Protonen und bei <5= 1,85 das A B-Spektrum für zwei Methylengruppen mit JAB ~ 13,1 Hz. Bei 6 = 1,20 und 6 = 1,18 absorbieren vier Methylgrup-

710 A. Georgiades et al. • Reaktion von Bismuttrichlorid

pen in zwei Signalen. Die Nichtäquivalenz der Methylgruppen und der Protonen der beiden Methylengruppen ist nur zu erklären, wenn für 3 die symmetrische Spirostruktur zutrifft. Hier sind näm-lich als Folge der Molekülsymmetrie jeweils zwei Methylgruppen identisch. Die Nichtäquivalenz wird durch die axiale bzw. äquatoriale Stellung hervor-gerufen.

13C-N M R-Spektrum von 3

Das 13C-NMR-Spektrum in [D6]DMSO stimmt ebenfalls mit der Struktur überein. Es zeigt die vier Methylgruppen in zwei Signalen bei (5 = 30,48 bzw. <5 = 30,77 und die beiden Methylenkohlenstoffe bei <5 = 47,96. Zwei Signale für quartäre C-Atome ab-sorbieren bei 6 = 48,69 und <5 = 65,21 und können auf Grund ihrer Intensitätsunterschiede (2:1) und den Werten für die chemische Verschiebung den NHC(CH3)2-Gruppierungen und dem zentralen Spirokohlenstoffatom zugeordnet werden. Bei 6 = 154,27 erscheint ein Signal für die beiden NHCONH-Gruppen. Einen vergleichbaren Wert findet man z.B. für Uracil ( < 5 N H C O N H = 152,9).

IR-Spektrum von 3

Die Absorptionsbanden des IR-Spektrums von (3) in KBr sind in Tab. I angegeben.

Tab. I. IR-Spektrum von 3 in KBr in cm - 1 ; vs = sehr stark, s = stark, m - mittelstark.

3300 M CO-NH-C-NH 3220 M (CH3)2C-NH-CO 2980 M 2935 m CH2, CH3

1665 vs -NH-CO-1250 s NH 1200 s C(CH3)2

750 s NH

Massenspektrum von (3)

Das Massenspektrum von 3 enthält u.a. den Mole-külpeak. Die exakte Masse wurde mit 240,159 ± 3,7 ppm ermittelt.

Aus den beobachteten Fragmenten ergibt sich folgendes Fragmentierungsschema:

m/e 240 (CUH2oN402)^

m/e 58 ( C H 2 N 2 0 ) ^

m/e 182 ( C I 0 H 1 8 N 2 O ) ^

- C I 0 H 1 8 N 2 O - C 4 H 7 1 - C H 3

y m/e 225 ( C I 0 H I 7 N 4 O 2 ) ^ m/e 185 ( C 7 H I 3 N 4 0 2 V

- O H

- C 3 H 7

- O H

m/e 165 ( C I 0 H I 7 N 2 )

v m/e 208 (C10Hi6N4O)+ m/e 142 ( C 4 H 6 N 4 0 2 V

- C 5 H

m/e 140 ( C 5 H 8 N 4 0 ) +

-CH3 Y

m/e 125 ( C 4 H 5 N 4 0 ) +

Experimenteller Teil

Alle Temperaturangaben sind unkorrigiert. Die IR-Spektren wurden mit einem Beckman-Gerät Typ 4240 erhalten. XH-NMR- und ^C-NMR-Spek-tren wurden mit einem Bruker-Spektrometer Typ H F X 90, die Massenspektren mit den Geräten Atlas CH4 und Varian MAT SM 1 A aufgenommen.

C22 H

4 6C h N

sO i B i

3 (1)

Der Reaktionskolben mit Rückflußkühler wird mit dem Bunsenbrenner ausgefächelt, evakuiert, mit N2 belüftet und mit einem mit P4Oio gefüllten Trockenrohr versehen. Unter Rühren werden 6,12 g (0,03 mol) N.N'-bis(trimethylsilyl)harnstoff gelöst in 250 ml Aceton und 9,46 g (0,03 mmol) BiCl3 ge-löst in 200 ml Aceton zusammengegeben. Es ent-steht augenblicklich eine weiße Trübung. Nach dreitägigem Kochen am Rückfluß färbt sich die Lösung gelb. Über eine Umkehrfritte wird von einem weißen Rückstand abfiltriert und das Lösungs-mittel im Vakuum ganz abgezogen; hierbei schäumt die Substanz auf. Der trockene Schaum hat eine goldgelbe Farbe. Die Ausbeute beträgt 5,5 g (49% bezogen auf N.N'-bis(trimethylsilyl)harnstoff und 3 7 % bezogen auf BiCl3).

1 ist bis ca. 65 °C thermisch stabil und sehr hygro-skopisch. Sie löst sich sehr gut in Aceton, Methanol und Dimethylsulfoxid; unlöslich ist sie in Lösungs-mitteln wie Benzol, Cyclohexan, Methylenchlorid, Chloroform.

iH-NMR (in [D6]Aceton): ö = 5,31 ppm (breit, NHa-), d = 6,84 ppm (3NH-).

MS (70 eV) m/e 60 (38,5%, CH4N20+), 58 (19,3%, CH2N20+) . Osmometrische Molmassenbestimmung in Aceton: 579. C22H46Cl9N807Bi3 (1497,99) Ber. C17,84 H 3 , l l N7,56 07,56 0121,56 Bi42,36, Gef. C 17,81 H3,15 N7,26 07,94 C121,66 Bi42,18.

711 A. Georgiades et al. • Reaktion von Bismuttrichlorid

CUH22N4O3 bzw. Cil#2oAT402 • H2O (2) 3 g (2 mmol) C22H46Cl9N807Bi3 (1) werden in

40 ml einer Mischung von Dimethylformamid/Ace-ton (1:1) gelöst und ca. 30 min bei Zimmertempera-tur gerührt. Hierbei fällt ein weißer Niederschlag aus. Aus Methanol umkristallisiert erhält man weiße Nädelchen. Die Ausbeute ist quantitativ. Weiße Blättchen bilden sich, wenn man (1) in einem Dimethylformamid/Aceton-Gemisch (1:1) löst und die Lösung mehrere Stunden lang in der Kälte stehenläßt. Die Substanz ist leicht löslich in Metha-nol, Wasser und Dimethylsulfoxid. Zersetzungs-punkt: 239-241 °C.

C11H22N4O3 (258,31) Ber. C 51,16 H 8,53 N 21,70 0 18,60, Gef. 0 51,78 H 8,07 N 22,73 0 17,85.

CnH20N4O2 (3) 3 entsteht aus 0hH22N403 bei der thermischen

Abspaltung von einem Molekül Wasser im Öl-pumpenvakuum bei 100 °C. 3 kristallisiert aus

Methanol in weißen Nädelchen aus. Sie löst sich sehr gut in Methanol, Dimethylsulfoxid, Wasser und Ether; sehr wenig löslich ist sie in Acetonitril und unlöslich z. B. in Benzol, Aceton, Chloroform, Methy-lenchlorid, Cyclohexan. Molpeak: 240,159 ±3 ,7 ppm (osmometrische Molmassenbestimmung in Metha-nol: 242). Zersetzungspunkt: 263-264 °C. C11H20N4O2 (240,159)

Ber. C 55.00 H 8,23 N 23,33 O 13,33, Gef. C 54,97 H 8,51 N 23,35 0 13,52.

Thermoanalyse vonCnHziNtOs Substanzeinwaage bei 22 °C: 6,140 mg. Gewichts-

verlust bei 100 °C: 0,407 mg. Theoretischer Ge-wichtsverlust bei Abspaltung von einem Molekül Wasser: 0,442 mg.

Die Arbeit ist Teil der Dissertation von A. Geor-giades, Heidelberg (1978). Der Fonds der Chemi-schen Industrie unterstützte die Arbeit durch eine Sachbeihilfe.