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JENS LIEBENAU, BGTe 92 Deutsch-gA-Kurs-Referat Do., 19. Mai 2011 Literatur-Epoche des Realismus 1 Definition Der literarische Realismus bezeichnet eine Geisteshaltung im 19. Jahrhundert (≈ 1848–1890/ 1840–1897), wobei zu beachten ist, dass der Realismus u. a. in der Neuen Sachlichkeit und der Gegenwartsliteratur wiederholt aufkam. Er beabsichtigt, die physische Welt objektiv zu beobachten, wobei er sich nicht lediglich auf die reine Deskription der Realität beschränkt, indem er diese künstlerisch und je nach „Ausprägung“ ggf. ästhetisch wiederzugeben versucht. Hierbei darf der Autor oder Erzähler nicht erkennbar werden. 2 Hauptvertreter Dreigestirn der großen Realisten: HONORÉ DE BALZAC (1799–1850), GUSTAVE FLAUBERT (1821–1880), MARIE-HENRI BEYLE „STENDHAL“ (1783–1842) H. THEODOR FONTANE (1819–1898) K. GEORG BÜCHNER (1813–1837) FRIEDRICH W. NIETZSCHE (1844–1900) GOTTFRIED KELLER (1819–1890) H. THEODOR W. STORM (1817–1888) W. RICHARD WAGNER (1813–1883) CONRAD FERDINAND MEYER (1825–1898) GUSTAV FREYTAG (1816–1895) CHARLES J. H. DICKENS (1812–1870), SAMUEL L. CLEMENS „MARK TWAIN“ (1835–1910) 3 Themen Die realistischen Sujets werden von gesellschaftlich-historischen Themen sowie Verhältnissen dominiert und überwiegend in Romanen oder Novellen behandelt. Oft haben Realisten historische Stoffe für eine wirklichkeitsgetreue Schilderung verwandt (Einfluss durch den Historismus). Seit der Deutschen Revolution 1848/49 (Märzrevolution 1848) wurden auch die sozialen Umstände (Pauperismus) besonders thematisiert. Zudem bleibt die Frage nach der nationalen Einheit Deutschlands bis 1871 ein Hauptthema. Ferner wird der Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft zu einem bedeutenden Thema. Gemäß den Realisten steht die Persönlichkeit und nicht die Masse der Gesellschaft im Vordergrund, weshalb dieser psychologische Realismus vor allem die Beschreibung des Innenlebens in den Mittelpunkt stellt. 4 Stil Der Stil des Realismus wird von drei Haupteigenschaften beherrscht. Eine der obersten Forderungen des Realismus ist die DETAILTREUE (z. B.: Sekundenstil), da die Wirklichkeit möglichst exakt simuliert werden soll. Weiterhin wird das Schönheitsempfinden hierbei nun als subjektiv angesehen. So verleiht der Autor ggf. den Dingen ihre Schönheit, was häufig als Verklärung (→poetischer Realismus) betitelt wird. Außerdem findet der Humor viel Verwendung, um sich der Unzulänglichkeit sowie der Traurigkeit der Existenz zu erwehren.

Realismus (Thesenpapier)

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Thesenpapier/Hand-out zum (literarischen) Realismus

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Page 1: Realismus (Thesenpapier)

JENS LIEBENAU, BGTe 92 – Deutsch-gA-Kurs-Referat – Do., 19. Mai 2011

Literatur-Epoche des Realismus

1 Definition Der literarische Realismus bezeichnet eine Geisteshaltung im 19. Jahrhundert (≈ 1848–1890/1840–1897), wobei zu beachten ist, dass der Realismus u. a. in der Neuen Sachlichkeit und der Gegenwartsliteratur wiederholt aufkam. Er beabsichtigt, die physische Welt objektiv zu beobachten, wobei er sich nicht lediglich auf die reine Deskription der Realität beschränkt, indem er diese künstlerisch und je nach „Ausprägung“ ggf. ästhetisch wiederzugeben versucht. Hierbei darf der Autor oder Erzähler nicht erkennbar werden.

2 Hauptvertreter Dreigestirn der großen Realisten: HONORÉ DE BALZAC (1799–1850),GUSTAVE FLAUBERT (1821–1880), MARIE-HENRI BEYLE „STENDHAL“ (1783–1842)H. THEODOR FONTANE

(1819–1898)K. GEORG BÜCHNER

(1813–1837)FRIEDRICH W. NIETZSCHE

(1844–1900)GOTTFRIED KELLER

(1819–1890)

H. THEODOR W. STORM

(1817–1888)W. RICHARD

WAGNER

(1813–1883)

CONRAD FERDINAND MEYER

(1825–1898)GUSTAV FREYTAG

(1816–1895)

CHARLES J. H. DICKENS (1812–1870), SAMUEL L. CLEMENS „MARK TWAIN“ (1835–1910)

3 Themen Die realistischen Sujets werden von gesellschaftlich-historischen Themen sowie Verhältnissen dominiert und überwiegend in Romanen oder Novellen behandelt. Oft haben Realisten historische Stoffe für eine wirklichkeitsgetreue Schilderung verwandt (Einfluss durch den Historismus). Seit der Deutschen Revolution 1848/49 (Märzrevolution 1848) wurden auch die sozialen Umstände (Pauperismus) besonders thematisiert. Zudem bleibt die Frage nach der nationalen Einheit Deutschlands bis 1871 ein Hauptthema. Ferner wird der Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft zu einem bedeutenden Thema. Gemäß den Realisten steht die Persönlichkeit und nicht die Masse der Gesellschaft im Vordergrund, weshalb dieser psychologische Realismus vor allem die Beschreibung des Innenlebens in den Mittelpunkt stellt.

4 Stil Der Stil des Realismus wird von drei Haupteigenschaften beherrscht. Eine der obersten Forderungen des Realismus ist die DETAILTREUE (z. B.: Sekundenstil), da die Wirklichkeit möglichst exakt simuliert werden soll. Weiterhin wird das Schönheitsempfinden hierbei nun als subjektiv angesehen. So verleiht der Autor ggf. den Dingen ihre Schönheit, was häufig als Verklärung (→poetischer Realismus) betitelt wird. Außerdem findet der Humor viel Verwendung, um sich der Unzulänglichkeit sowie der Traurigkeit der Existenz zu erwehren.

Page 2: Realismus (Thesenpapier)

JENS LIEBENAU, BGTe 92 – Deutsch-gA-Kurs-Referat – Do., 19. Mai 2011

5 Strömungen

5.1 19. Jahrhundert Frührealismus (literarischer Vormärz, Junges Deutschland, Biedermeier; ≈ 1815–1848) politischer R. (Junges Deutschland), resignativer R. (Biedermeier) Der bürgerliche Realismus oder poetische Realismus (≈ 1848–1898) hat vor allem in der

1. Phase (≈ 1849–1859) die Idealisierung des Bürgertums sowie die Hervorhebung des bürgerlichen Wertekanons zum Ziel.

(weniger) (un)kritischer Realismus (kritische Betrachtung des Menschen als Individuum) konsequenter Realismus ≈ Naturalismus (≈ 1880–1900) Modernismus ≈ Revolutionismus

5.2 Moderne/Gegenwart (Italienischer) Neorealismus (nach II. Weltkrieg) Naturalismus: Neue Sachlichkeit/Neue Gegenständlichkeit/Materialästhetik (≈ 1918–1933) magischer R. (seit 1920ern): Realität + Magie/Fantasie/Mythologie, symbolischer R. (Verweis

durch Detailgenauigkeit auf eine zweite Wirklichkeit) Sozialistischer Realismus/‚Sozrealismus‘ (≈ 1932–1991) psychologischer R.; artifizieller R.; linguistischer + poetologischer R., …

6 Unterschied zum Naturalismus Die poetologische Basis des Naturalismus und des Realismus ist dieselbe: Bei beiden Richtungen soll der Dichter die Realität abbilden. Das Negative findet im Realismus keine Beachtung; es wird durch eine höhere, ideale Idee ersetzt. Deshalb ist auch der Terminus „Realismus“ unglücklich gewählt. Der Naturalismus zielt hingegen darauf ab, negative Aspekte detailliert wiederzugeben. Der Grund hierfür ist, dass der Realismus die „innere Wahrheit“ darzustellen und zu überhöhen versucht, während der Naturalismus die „äußere Wirklichkeit“ beschreibt.Durch die Ästhetisierung und Verklärung der Werke zum Leben des Bürgertums wird deutlich, dass es keine Kritik an der Gesellschaft oder dieses Milieus sein soll. Aus diesem Grunde wird der bürgerliche Realismus nicht umsonst poetischer Realismus genannt.

7 Quellenverzeichnis 1) apl. Prof. Dr. phil. habil. OStR im Hochschuldienst HUGO AUST: Realismus. Lehrbuch Germanistik. J. B.

Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH, Stuttgart/Weimar 1Juli 2006. ISBN-13: 978-3-476-01864-9.

2) apl. Prof. Dr. phil. habil. StR i. H. BENEDIKT JESSING, PD/Priv.-Doz. Dr. phil. habil. StR i. H. RALPH KÖHNEN: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH, Stuttgart/Weimar 2März 2007. ISBN-13: 978-3-476-02142-7.

3) StD HANS-PETER GÄRDITZ: Deutsche Literaturgeschichte – unterrichtsbegleitend und für die Vorbereitung auf das Abitur. Verlag M. Stark GmbH, Freising 11986. Bestellnummer: 429.

4) Dr. phil. DETLEF LANGERMANN (Hg.) u. a.: Abiturwissen. Literatur. Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG und Duden Paetec GmbH, Mannheim/Berlin 22007. ISBN-13: 978-3-411-00258-0.

5) Gyml. (Deutsch + Philosophie, NRW) FRANK BECKER: Abi-kompaktWissen. Deutsch – Literaturgeschichte, Epochen. Klett Lerntraining GmbH, Stuttgart 12009. ISBN-13: 978-3-12-929994-4.

6) WIKIPEDIA: Realismus (Literatur). URL (17. Mai 2011): http://de.wikipedia.org/wiki/Realismus_(Literatur).