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Dr. Andreas R. Maier hält die (mögliche) Zukunft der Beschleunigertechnologie zwischen zwei Fingern Foto: © 2017 by Schattenblick (SB) 14. August 2017 RechercheReise "European XFEL und DESY" der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) am 7. und 8. August 2017 in Hamburg (SB) ... (S. 8)

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MA-Verlag Elektronische Zeitung Schattenblick

Neueste tagesaktuelle Berichte . . . Interviews .. . Kommentare . . . Meinungen .. . . Textbeiträge .. . Dokumente . . .

Dienstag, 1 5. August 2017

Dr. Andreas R. Maier hält die(mögliche) Zukunft derBeschleunigertechnologiezwischen zwei FingernFoto: © 2017 by Schattenblick

(SB) 14. August 2017 - Seit über50 Jahren werden bei DESY, demDeutschen Elektronen-Synchro-tron, in Hamburg Teilchen auf an-nähernd Lichtgeschwindigkeitbeschleunigt. Mittels dieser Me-thode sollen der Materie ihre in-nersten Geheimnisse entrissenwerden. Entweder indem die Teil-chen mit anderen, ebenfalls aufnahezu Lichtgeschwindigkeit be-schleunigten Teilchen oder aber

mit einem fest installierten Zielzur Kollision gebracht werden,oder indem die laserartig emit-tierte Röntgenstrahlung (Syn-chrotronstrahlung), die immerdann von beschleunigten Elektro-nen abgegeben wird, wenn mansie bei Höchstgeschwindigkeit indie Kurve zwingt, genutzt wird,um Materialien zu be- oder zudurchleuchten.

Auf einer von der DeutschenPhysikalischen Gesellschaft(DPG) am 7. und 8. August 2017in Hamburg organisierten Re-cherche-Reise wurden der Presseeinige der bei DESY installierten

Forschungstechnik neu - weit in die Zukunft planen ...

Recherche­Reise "European XFEL und DESY"der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG)

am 7. und 8. August 2017 in Hamburg

S. 5 POLITIK - AUSLAND:Mitgliedstaaten von ALBA-TCPlehnen US-Sanktionen gegenVenezuela ab und fordern Dialog(Pressenza)

S. 6 POLITIK - AUSLAND:Peru - Fujimoris Aussichten aufBegnadigung (poonal)

POLITIK / KOMMENTAR

Kooperationspartner

G20-Proteste - Kumpanei

schafft Deutungsmacht

(SB) ­ Welche Folgen der G20-Gipfel in Hamburg zeitigt, hängtnicht zuletzt davon ab, ob es Se-nat, Polizei und Justiz der Hanse-stadt gelingt, ihre Deutungsmachtdurchzusetzen. Die Linksfraktionin der Bürgerschaft fordert dem-gegenüber vollständige Transpa-renz, wofür der gesamte Komplexunter die Lupe genommen wer-den müsse - von der Entschei-dung, den Gipfel mitten in Ham-burg abzuhalten, über das Ein-satzkonzept der Polizei, die Ein-schränkungen der Grundrechteund die Beeinträchtigungen fürdie Bürgerinnen und Bürger bishin zu jeglichen Gewalttaten. Zudiesem Zweck verlangt sie dieEinsetzung eines Parlamentari-schen Untersuchungsausschus-ses, da nur dieser eine umfassen-de Aufklärung gewährleiste. Hin-gegen handle es sich ... (S. 8)

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Elektronische Zeitung Schattenblick

Seite 2 www.schattenblick.de Di, 1 5. August 2017

Teilchenbeschleuniger vorge-stellt. Drehte sich der erste Tagausschließlich um die neue Rönt-genlaseranlage European XFEL,einem von elf Ländern betriebe-nen Linearbeschleuniger, dessenLeistungsfähigkeit die der welt-weit installierten Beschleunigerdeutlich übertrifft und bahnbre-chende Erkenntnisse aufFachge-bieten wie Biologie, Biomedizin,Pharmazie, Physik, Chemie, Ma-terialwissenschaften, Elektronik,Astrophysik und Umwelttechno-logien verspricht, wurde am zwei-ten Tag eine Anlage vorgestellt,aus der möglicherweise in 20 bis30 Jahren die Nachfolgegenerati-on der heutigen Beschleunigerentstehen könnte, der Plasmabe-schleuniger.

Zunächst stellte Arbeitsgruppen-leiter Dr. Andreas R. Maier dasKonzept vor, später konnte dieExperimentieranlage auch be-sichtigt werden. Die leistungs-stärksten Ring- oder Linearbe-schleuniger von heute haben Län-gen von 2,3 km (PETRA III), 3 ,4km (European X-FEL) oder 6,3km (HERA, seit Ende 2007 nichtmehr in Betrieb). Der Plasmabe-schleuniger, den Maier und seineArbeitsgruppe entwickeln, soll1 000mal kürzer und 1000mal lei-stungsstärker werden.

Dieses Projekt namens LUX istdem im Jahr 2008 gegründetenCFEL (Center for Free-ElectronLaser Science) zugeordnet. Darinarbeiten DESY und die Universi-tät Hamburg mit der Max-Planck-Gesellschaft zusammen. Seiner-seits ist LUX Bestandteil einerübergreifenden Forschungsko-operation mit der BezeichnungLAOLA (Laboratory for Laser-and beam-driven plasma Accele-ration), in der verschiedene Ar-

beitsgruppen mit der Entwicklungneuer Beschleunigertechnologienbefaßt sind.

Bei all diesen Ideen, Konzepten,experimentellen Beschleunigernoder bereits im Forschungsbetriebfest etablierten Anlagen geht esimmer um das gleiche, einenmöglichst genauen Blick aufMa-terie zu werfen. Die Qualität derBilder (oder der zu einem Filmzusammengesetzten Bilder) istvon Faktoren wie Dauer, Energi-eintensität, Taktrate und Sauber-keit (Gleichschwingung der

Licht-, bzw. Röntgenwellen) derBeleuchtungsquelle abhängig. Esläßt sich leicht vorstellen, daß diezu untersuchenden verschieden-artigen Materialien unterschiedli-che Herangehensweisen erfor-dern. Ein Virus muß anders be-strahlt werden als ein Goldatom,eine pflanzliche Zelle muß anderspräpariert werden, um bestrah-lungsfähig zu werden, als eine Si-lizium-Verbindung für den Baueiner Solarzelle, und so weiter.Also wird das eintreffende Lichtüber Hilfsmittel gemäß der wis-senschaftlichen Anforderungenzubereitet. Nicht weniger auf-

wendig gestaltet sich auch derAufbau und die Auslegung derDetektoren, die das erzielte Er-gebnis einfangen müssen.

Doch fast alle diese Fragestellun-gen stehen noch nicht im Mittel-punkt bei der Erforschung desPlasmabeschleunigers. Zunächsteinmal geht es darum zu bewei-sen, daß so eine Anlage saubereBilder erzeugen kann. Daß dasPrinzip funktioniert, konnte be-reits dargestellt werden, aber ander Sauberkeit (Brillanz) mußnoch gearbeitet werden.

LUX Plasmazelle (ohne Kapilla­re mit Wasserstoff). Von linkskommt der Laserstrahl, gehtdurch das Target hindurch underzeugt einen Elektronenstrahl,der in den Undulatoren gepulstesRöntgenlicht emittiert.Foto: © 2017 by Schattenblick

Das LUX-Experiment wurde aneiner historischen Stätte auf demriesigen DESY-Forschungscam-pus aufgebaut, nämlich in jenem"Bunker", in dem 1964 am erstenDESY-Teilchenbeschleuniger, derdem Forschungscampus den Na-men verlieh, unter Leitung von

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Di. 1 5. August 2017 Seite 3www.schattenblick.de

Ruprecht Haensel Synchrotron-strahlung charakterisiert wurde.Die Arbeitsgruppe von Maier be-nötigt jedoch den ältesten Ring-beschleunigertunnel auf dem DE-SY-Campus nicht, sondern nurdessen tangential angeschlosse-nen Gebäude. Unter anderem des-halb, weil dort die Betonwändebereits so gebaut sind, daß sie dieionisierende Strahlung, die beiden Experimenten entsteht, ab-schirmen.

Im Keller des Bunkers wurdeein eigener, kleiner Beschleuni-ger aufgebaut. Im Stockwerkdarüber hat man ein Lasersy-stem, bestehend aus mehrerenSegmenten, installiert. DessenLicht wird über 500 bis 600

Spiegel, Linsen, Gitterstruktu-ren und andere Hilfsmittel soumgelenkt, gestreckt, gebün-delt, mittels weiterer Laser-strahlen, die einen speziellenKristall anregen, energetischverstärkt und sonstwie "servier-fertig" zubereitet, daß eine Eta-ge tiefer - schon längst eine Va-kuumröhre durchlaufend - un-gefähr zwei Meter vor dem Zieleine Laserlichtscheibe von 80mm Durchmesser und 0,008mm Dicke entsteht.

Diese Lichtscheibe wird nun überFokussierspiegel Schritt fürSchritt auf etwa 30 bis 40 Tau-sendstel Millimeter Durchmesserverkleinert und trifft auf ein mitWasserstoffgas gefülltes Glas-röhrchen, eine Kapillare. Dortentreißt der Laserstrahl, der übereine sehr kurze Distanz eine Ener-gie von 600 bis 800 Megaelektro-nenvolt (MeV) entfaltet, den Was-serstoffatomen Elektronen unddrängt sie zur Seite "wie einSchneepflug den Schnee", soMaier. Über eine sehr kurze Di-stanz wird hier eine extrem starkeLadungstrennung erzeugt, wo-durch sehr, sehr starke elektrischeFelder generiert werden. DieElektronen werden beschleunigtund fliegen mit dem Laser mit.

Alles im Bereich von 4 mm. ZumVergleich: Der zu Forschungs-zwecken bei der DESY eingesetz-te Vorbeschleuniger LINAC II,der über ähnliche Leistungsmerk-male verfügt, ist 70 Meter lang.Der Laser des Plasmabeschleuni-gers hat eine Spitzenleistung von200 Terawatt - das entspricht derzehnfachen Durchschnittsleistungaller weltweit installierten elektri-schen Kraftwerke -, allerdings nurfür rund 30 Femtosekunden (1Femtosekunde = 1 Billiardstel Se-

kunde) und konzentriert auf 0,05Millimeter.

Wie bei anderen Beschleunigernauch werden die Elektronen durchsogenannte Undulatoren ge-schickt, nur daß diese wesentlichkürzer sind. Sind sie beispiels-weise bei dem RingbeschleunigerPETRA III 10 Meter lang und 10Tonnen schwer, sind sie beimPlasmabeschleuniger nur 0,50Meter lang und 15 Kilogrammschwer. In den Undulatoren wer-den die Elektronen mittels starkerMagneten, die beim Plasmabe-schleuniger alle 2,5 Millimeterihre Polrichtung wechseln, aufeinen engen Slalomkurs gezwun-gen, so daß sie Röntgenlicht ab-geben.

Links: Besuch im Reinraum. DerLaserstrahl durchläuft auf demWeg in den Keller sämtliche Kä­sten des Laserlabors. Rechts: In­nerhalb eines jeden Kastens, indenen nichts zufällig angeordnetist, wird der Laserstrahl auf viel­fältige Weise modifiziert.Fotos: © 2017 by Schattenblick

Ein Arbeitsschwerpunkt istnun, saubere Laserwellen zuerzeugen, um brillante Elektro-nenwellen zu erhalten, die wie-

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Seite 4 www.schattenblick.de Di, 1 5. August 2017

derum ultrakurze Röntgenpulseabgeben. Solange das nicht ge-lingt, würde das Ergebnis ver-mutlich so verschwommen wir-ken wie das verwackelte Bildvon der letzten Geburtstagsfei-er: Nett, aber unbrauchbar. Undauf keinen Fall zur wissen-schaftlichen Analyse des Ver-bindungsvorgangs von Atomenzu Molekülen, der Ausweichs-bewegung von Materie unterextrem hohem Druck oder derAndockstrukturen von Viren anZellen geeignet, um einige typi-sche Fragestellungen aus derForschung mit Teilchenbe-schleunigern zu nennen.

Zwei Tage nach der Presserei-se wurde am LUX-Plasmabe-schleuniger das erste Röntgen-licht erzeugt. Die ultrakurzenStrahlungspulse haben eineWellenlänge von neun Nano-metern - ein Nanometer gleicheinem Millionstel Millimeter -und sollen später einmal aufvier Nanometer verkürzt wer-den. Weltweit sei es erst einerHandvoll Forschungsgruppengelungen, Röntgenlicht aus ei-nem Plasmabeschleuniger zuliefern, sagte Maier laut einerPressemitteilung der DESY.[1 ]

Ihre Anlage habe zwar nichtdieselbe Helligkeit wie diegroßen Beschleuniger, doch da-für seien die Röntgenblitze mitdrei bis fünf Femtosekundenextrem kurz, so daß eben auchsehr schnelle Abläufe in derWelt der Atome und Moleküleeingefangen werden können.

Maier legt Wert auf die Feststel-lung, daß der Plasmabeschleu-niger nicht mit dem neuenRöntgenlaser XFEL, der am 1 .September 2017 in die Betrieb-sphase gehen soll, konkurriert.Erstens stehe sein Projekt nocham Beginn der Experimentier-phase und werde voraussicht-lich erst in zwei, drei Jahrzehn-ten ausreichend weit entwickeltsein - so viel Zeit hätten auchfrühere Beschleunigergenera-tionen beansprucht (was eine"coole Sache" sei, denn dadurchhabe er einen sicheren Job,meinte Maier verschmitzt . . .) -und zweitens können sich dieSysteme gegenseitig ergänzen.Eine ähnliche Aussage sollte diePressegruppe auch beim Be-such des RingbeschleunigersPETRA III hören, der dem-nächst vermutlich von XFELübertroffen wird. Doch dazu ananderer Stelle mehr.

Links: Am Ende des Plasmabe­schleunigers befindet sich derMülleimer (Dump) für die Elek­tronenstrahlen. Er besteht ausSchwerbeton und Bleiplatten.Rechts: Strahlenmeßgeräte sindunverzichtbar bei der Arbeit mitdem Teilchenbeschleuniger.Fotos: © 2017 by Schattenblick

Anmerkung:

[1 ] http://www.desy.de/aktuel-les/news_suche/index_-ger.html?openDirectAn-chor=1261&two_columns=0

Bisher zur DPG-Recherchereise2017 im Schattenblick unterINFOPOOL→NATURWISSENSCHAFTEN →REPORT erschienen:

BERICHT/008: Forschungstech-nik neu - Rechnung ohne denWirt? (SB)

http://www.schattenblick.de/infopool/natur/report/

nrbe0009.html

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Di. 1 5. August 2017 Seite 5www.schattenblick.de

Caracas, Venezuela ­ 12.08.2017.Die Länder der Mitgliedsstaatender Bolivarischen Allianz für dieVölker Unseres Amerika ­ Han­delsvertrag der Völker (ALBA­TCP) lehnten am 8. August die"die willkürlichen und unrecht­mäßigen Sanktionen gegen ve­nezolanische Bürger, einschließ­lich des verfassungsmäßigenPräsidenten Nicolás MaduroMoros" ab.

Nach Abschluss der sechsten au-ßerordentlichen Sitzung des Poli-tischen Rates der ALBA-TCP, inVenezuelas Hauptstadt Caracas,las der bolivianische Außenmini-ster David Choquehuanca die fol-gende Abschlusserklärung, in dersie ihre Unterstützung und Soli-darität mit der Regierung und denMenschen in Venezuela bekräfti-gen, angesichts der internationa-len Kräfte, die die erreichten Fort-schritte in der Region zunichte-machen und in das neoliberaleWirtschaftsmodell zurückführenwollen.

VI. Außerordentliches Treffen

des Politischen Rats von ALBA-

TCP

Caracas, 08. August 2017

Erklärung der Außenminister derMitgliedsstaaten der Bolivari-schen Allianz für die Völker Un-

seres Amerika - Handelsvertragder Völker (ALBA-TCP) anläs-slich der 6. AußerordentlichenTreffens des Politischen Rats vonALBA-TCP, abgehalten in Cara-cas - Bolivarische Republik Vene-zuela 08. August 2017.

Wir zollen dem venezolanischenVolk Anerkennung und beglück-wünschen es für die demokrati-sche Wahl am 30. Juli 2017. Wirsind uns bewusst, dass die Durch-führung dieser Wahlen und dieStimmabgabe eine authentischesouveräne Handlung war und dasses nur den Venezolanern zusteht,eine Lösung für ihre Schwierig-keiten zu finden - ohne Einmi-schung, Bedrohung oder störendeBedingungen.

Wir wiederholen, dass die demvenezolanischen Volk auferlegtenunilateralen wirtschaftlichenSanktionen einen Bruch des Völ-kerrechts, der Menschenrechteund eine nicht-akzeptierbare in-terventionistische Handlung dar-stellen, deren einziges Ziel einRegimewechsel durch die direkteBeeinträchtigung des Volkes undder bolivarischen Regierung Ve-nezuelas ist.

Zu berücksichtigen sind dabei diekonstanten, direkten und indirek-ten Anstrengungen zur Störungvon Frieden und Souveränität desvenezolanischen Volkes und sei-

ner Regierung, die verleumderi-sche internationale Medienkam-pagne und die unilateralen, gegendas Völkerrecht verstoßendeHandlungen, die die WirtschaftVenezuelas heute beeinträchtigen.

Wir betonen, dass die histori-schen Feinde der lateinamerika-nischen und karibischen Inte-gration einen nicht-konventio-nellen Krieg gegen die Regie-rungen und Völker führen, diesich am meisten dafür eingesetzthaben. Ihr einziges Ziel ist es, dieerreichten Fortschritte in derRegion zunichte zu machen, unszu spalten und erneut uns erneutdas neoliberale Wirtschaftsmo-dell aufzuzwingen, um so unse-re Reichtümer zu beherrschenund zu kontrollieren und uns un-ter die Interessen der großentransnationalen Unternehmen zustellen.

Wir erinnern an die Erklärung des14. Gipfels der Staats- und Regie-rungschefs von Alba-TCP am 05.März 2017 in Caracas, Venezue-la, auf dem bekräftigt wurde, dass"die Verteidigung Venezuelas undseiner Revolution kein exklusivesProblem der Venezolaner ist. DieSache betrifft uns alle, die wir fürdie wahre Unabhängigkeit in La-teinamerika und der Karibikkämpfen. Heute beginnt in Vene-zuela die Schlacht von Ayacuchodes 21 . Jahrhunderts."

POLITIK / AUSLAND / LATEINAMERIKA

Internationale Presseagentur Pressenza ­ Büro Berlin

Die Mitgliedstaaten von ALBA-TCP lehnen US-Sanktionen gegen Venezuela ab

und fordern Dialog

Nachricht vom 12. August 2017

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Elektronische Zeitung Schattenblick

Seite 6 www.schattenblick.de Di, 1 5. August 2017

Wir verurteilen die willkürlichenund unrechtmäßigen Sanktionen,die die Regierung der VereinigtenStaaten von Amerika gegen vene-zolanische Bürger, einschließlichdes verfassungsmäßigen Präsi-denten Nicolás Maduro Moros,erlassen hat. Die Mitgliedsstaatender ALBA-TCP warnen davor,einmal mehr die gleichen Fehlerzu begehen, die schon in der Ver-gangenheit zum Scheitern geführthaben.

Wir erklären, dass diese Handlun-gen gegen Venezuela zu keinerLösung führen werden, die imSinne des Volkes ist. Das Ziel istallein die größere Destabilisie-rung und die Aufwiegelung dergewalttätigsten Sektoren der ve-nezolanischen Opposition. DieLänder und internationalen Orga-nismen, die die Gewalt und dasChaos fördern, sind für die Kon-sequenzen verantwortlich.

Link:http://alba-tcp.org/en/contenido/6th-extraordinary-meeting-political-council-alba-tcp-caracas-08-august-2017

Der Text steht unter der Lizenz Crea­tive Commons 4.0http://creativecommons.org/licen-ses/by/4.0/

*Quelle:Internationale PresseagenturPressenza - Büro BerlinJohanna HeuvelingE-Mail: [email protected]: www.pressenza.com/de

http://www.schattenblick.de/infopool/politik/ausland/

pala1703.html

POLITIK / AUSLAND / LATEINAMERIKA

poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Peru

Fujimoris Aussichten auf Begnadigung

von Andrés Alsina

(Montevideo, 29. Juli 2017, ladiaria) ­ In Peru wird erneutüber eine mögliche präsidentiel­le Begnadigung des 78­jährigenAlberto Fujimori [1] diskutiert.Laut einem Artikel der New YorkTimes haben sich seine Chancendafür verbessert; sie stehen ge­rade so gut wie noch nie in denvergangenen zehn Jahren.

Humala und Fujimori wurden

sich nicht einig

Die Begnadigung war bereitsThema am Ende der Präsident-schaft von Alan García im Jahr2011 : Der scheidende Regie-rungschef schlug diesen Schrittseinem Nachfolger Ollanta Hu-mala vor, der sich allerdings, alser selbst Hauptmann der Armeewar, mit Waffen gegen FujimorisRegime aufgelehnt hatte; die bei-den wurden sich nicht einig. Spä-ter, im Jahr 2012, ließ Humalagegenüber der Presse verlauten,es bestehe die Möglichkeit, dassdie Familie um die Begnadigungvon "El Chino" Fujimori bittenwürde, wie damals die Tageszei-tung El Comercio schrieb. Dievier Kinder Fujimoris formulier-ten ihr Begnadigungsersuchenam 10. Oktober jenen Jahres. DieAntwort blieb bis zum 7. Juni2013 aus - und bestand schließ-lich in einem schlichten "Nein".

Gegenwärtig sitzen Humala undFujimori [2] gemeinsam im Ge-fängnis Barbadillo ein; Humalawegen des Falls Odebrecht. Fuji-mori sitzt dort seit seiner Auslie-ferung durch Chile im September2007 und verbüßt sieben Haft-strafen von insgesamt 25 Jahren,drei davon wegen schwerster Ver-brechen: die Ermordung von 15Personen, einschließlich eines 8-jährigen Jungen, im Jahr 1991 inBarros Altos, der Mord an neunStudenten und einem Professorder Universität La Catuna (Uni-versidad Nacional de EducaciónEnrique Guzmán Valle) im Jahr1992 sowie die Entführung vonzwei Personen im selben Jahr, desUnternehmers Samuel Dyer unddes Journalisten Gustavo Gorriti.Laut Urteilsverkündung desObersten Gerichts konnte sowohlbei Fujimori als auch bei Humalanachgewiesen werden, dass sieüber Planung und Ausführung derihnen zur Last gelegten Straftateninformiert waren.

Keine Umwandlung der Haft in

Hausarrest

Am 10. Mai dieses Jahres wurdeauch der letzte von vielen Anläu-fen, initiiert dieses Mal vom Kon-gress-Abgeordneten Roberto Vie-ra, zu den Akten gelegt, mit denen

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Elektronische Zeitung Schattenblick

Di. 1 5. August 2017 Seite 7www.schattenblick.de

Fujimoris Haftstrafe in einenHausarrest umgewandelt werdensollte, weil er älter als 75 Jahreist. Dies könnte dazu geführt ha-ben, dass die Gerüchte um eineBegnadigung so virulent sindwie nie zuvor, so die New YorkTimes. Ihrer Analyse zufolge istdas Klima deshalb derart günstigfür eine Begnadigung oder eineUmwandlung der Haftstrafe ineinen Hausarrest, weil Fujimorials Wegbereiter der Reform derWirtschaft des Landes gilt, dieheute in den Händen von Unter-nehmer*innen und Techno-krat*innen liegen, die ein Landregieren, ohne eine politischePartei im Rücken zu haben undwo die Legitimität einer Wahlnicht über das Gewicht verfügt,die diese in einer Republik habensollte.

Und der öffentliche Druck wirdauch nicht dadurch gemindert,dass Keiko Fujimori zweiWahlen gegen derart unpopuläreKandidaten verloren hat, wie esOllanta Humala, ein Militär, undPedro Pablo Kuczynski waren,ein Banker, der sogar Schwierig-keiten mit der spanischen Aus-sprache hat.

Schwierige Konstellationen

Und genau an diesem Punkt setztdas politische Kalkül ein. DieAnhänger*innen der Idee einerBegnadigung spekulieren dar-auf, dass damit der mächtige Op-positionsblock des Fujimoris-mus im Parlament außer Kraftgesetzt würde, der bislang über71 von 130 Sitzen verfügt. DieRegierung von Kuczynski ist ge-schwächt und hat in den letzten11 Monaten vier Minister*innenverloren; drei durch eigene Feh-

ler und eine*n aufgrund desDrucks des Fujimori-Blocks.

Keiko selbst hätte eine Straf-rechtsreform verabschieden las-sen können, für die bereits einEntwurf im Parlament einge-bracht worden war - und damitihrem Vater die Freiheit schen-ken können. Doch, so wird spe-kuliert, dies hätte diese politischeKraft möglicherweise gespalten.Denn der Ex-Präsident Fujimori,zu 25 Jahren Haft verurteilt undmittlerweile 78 Jahre alt, fühltsich in der Lage zu bestimmen,dass der 37-jährige Bruder vonKeiko, Kenji Fujimori, sein Erbeantreten solle. Daher befindetsich Keiko in der seltsamen Si-tuation, dass sie, würde sie ihrenVater frei bekommen, ohne diepolitische Kraft dastehen würde,die sie heute innehat.

Begnadigung aus politischem

Kalkül?

Vor diesem Hintergrund, mit dreiangeklagten Ex-Präsidenten(zweien davon, Alan García undOllanta Humala wird wegenKorruption der Prozess ge-macht), für eine "nationale Ver-söhnung" zu plädieren und damitdie Begnadigung zu begründen,scheint daher kein gewichtigesArgument zu sein. Sollte Kuc-zynski auf diese Strategie zu-rückgreifen, dann geschieht dieszwangsläufig aufgrund höchstzweifelhafter Motive und alsFolge einer besonderen Gemen-gelage, einem Zusammenspielvon zufälligen Faktoren, nichtjedoch aufgrund eines politi-schen Konzepts. Wird die Be-gnadigung aber einmal ausge-sprochen, wird es - jenseits jeg-licher Fragen nach der Logik ei-

ner solchen Entscheidung - keinZurück mehr geben.

Anmerkungen:

[1 ] https://www.npla.de/poo-nal/ex-praesident-fujimori-zu-weiteren-8-jahren-haft-verurteilt/[2] https://www.npla.de/poo-nal/der-fujimorismus-und-die-cosa-nostra/

URL des Artikels:https://www.npla.de/poonal/fujimo-ris-aussichten-auf-begnadigung/

Der Text ist lizenziert unter CreativeCommons Namensnennung-Weiter-gabe unter gleichen Bedingungen 4.0international.https://creativecommons.org/licen-ses/by-sa/4.0/

*Quelle:poonal - Pressedienst lateinamerika-nischer NachrichtenagenturenHerausgeber: Nachrichtenpool La-teinamerika e.V.Köpenicker Straße 187/1 8810997 BerlinTelefon: 030/789 913 61E-Mail: [email protected]: http://www.npla.de

http://www.schattenblick.de/infopool/politik/ausland/

pala1702.html

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Seite 8 www.schattenblick.de Di, 1 5. August 2017

POLITIK / KOMMENTAR / REPRESSION

G20-Proteste - Kumpanei schafft Deutungsmacht

(SB) 14. August 2017 ­ WelcheFolgen der G20-Gipfel in Ham-burg zeitigt, hängt nicht zuletztdavon ab, ob es Senat, Polizei undJustiz der Hansestadt gelingt, ih-re Deutungsmacht durchzusetzen.Die Linksfraktion in der Bürger-schaft fordert demgegenüber voll-ständige Transparenz, wofür dergesamte Komplex unter die Lupegenommen werden müsse - vonder Entscheidung, den Gipfel mit-ten in Hamburg abzuhalten, überdas Einsatzkonzept der Polizei,die Einschränkungen der Grund-rechte und die Beeinträchtigun-gen für die Bürgerinnen und Bür-ger bis hin zu jeglichen Gewaltta-ten. Zu diesem Zweck verlangtsie die Einsetzung eines Parla-mentarischen Untersuchungsaus-schusses, da nur dieser eine um-fassende Aufklärung gewährlei-ste. Hingegen handle es sich beidem am 31 . August erstmals ta-genden G20-Sonderausschuß umeinen zahnlosen Tiger, weil ervöllig auf das Wohlwollen undmithin den Aufklärungswillen derRegierungsfraktionen angewie-sen sei. [1 ]

Zu den diversen Einzelkomple-xen, die einer rückhaltlosen Auf-arbeitung harren, gehört der Ein-satz des Antiterrorkommandos imSchanzenviertel. Wie in der Son-dersitzung des Innenausschussesdes Hamburger Landesparla-ments am 19. Juli 2017 erstmalszur Sprache kam, wurde dabeiauch Gummimunition eingesetzt.Bis heute ist jedoch ungeklärt, obdies rechtmäßig geschah und werden Befehl dazu gegeben hat.

Laut Einsatzleiter Michael Zornseien seine Kollegen am HausSchulterblatt 1 vom Dach aus"mit Eisenstangen, großen Stei-nen, Paletten und so weiter be-worfen worden". Da Lebensge-fahr bestanden habe, sei dieDachkante gezielt mit Gummige-schossen aus 40-mm-Waffen be-schossen worden. Man habe alsokeine Personen getroffen odertreffen wollen. Der Vorsitzendedes Hamburger Landesverbandesder Gewerkschaft der Polizei(GdP), Gerhard Kirsch, erfuhr da-von erst in der Ausschußsitzung.Er ist der Auffassung, daß es fürden Einsatz keine Rechtsgrundla-ge gegeben habe. Die Pressestel-le der Hamburger Polizei bestätigtlediglich den Einsatz von Gum-mimunition, hüllt sich ansonstenaber unter Verweis auf die Poli-zeitaktik, zu der man keine Anga-ben mache, in Schweigen.

Den möglichen Waffengebrauchregelt das Hamburger Landespo-lizeigesetz, in dem jegliche er-laubten "Hilfsmittel der körperli-chen Gewalt" und Waffen dezi-diert aufgelistet sind. Gummige-schosse gehören nicht dazu. DieHamburger Rechtsanwältin Ulri-ke Donat hält deren Verwendungdaher für rechtswidrig. Auch Po-lizisten aus anderen Bundeslän-dern und Österreich hätten sich anrechtliche Vorgaben des Stadt-staates halten müssen. Dem wi-derspricht der Anwalt RichardSeelmaecker, justizpolitischerSprecher der CDU-Fraktion inder Bürgerschaft. Sofern dieGummigeschosse mit den im Ge-

setz genannten Waffen abgefeuertworden seien, sei dies grundsätz-lich rechtlich möglich. WennWasserwerfer nichts mehr bräch-ten und der Einsatz scharfer Mu-nition nicht in Frage komme,könnten "in Sonderfällen von 30-40 Metern Distanz-Gummi-Wuchtgeschosse ein verhältnis-mäßiges Einsatzmittel sein". Daßsie in Deutschland so gut wie niezum Einsatz kämen, liege an ih-rem sehr engen Anwendungs-spektrum und der Gefahr, Unbe-teiligte zu verletzten. Aus eben-diesem Grund lehnt die GdPGummigeschosse generell ab.Zudem drohe ihre Verwendungeine Gewaltspirale in Gang zusetzen, die niemand wollen kön-ne, so Kirsch.

Nach Auffassung des innenpoliti-schen Sprechers der CDU-Frakti-on, Dennis Gladiator, war das ge-zielte Beschießen der Dachrinne"in einer derartigen Ausnahmesi-tuation gerechtfertigt, um die Ge-walttäter vom Dach zum Rückzugzu bewegen". FDP-Fraktion undGrüne erwarten vom Sonderaus-schuß eine umfassende Aufklä-rung, wobei ihnen auch Gladiatorbeipflichtet. Skeptisch ist ausobengenannten Gründen dieLinksfraktion. Christiane Schnei-der, Vizepräsidentin der Bürger-schaft, nennt das Verschießen vonGummimunition "rechtlich zu-mindest sehr problematisch". Vordem G20-Gipfel habe der Senatversichert, daß keine Abschuß-vorrichtungen für Reizgas oderGummigeschosse zum Einsatzkämen. Daher könne sie sich

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nicht vorstellen, daß sie verwen-det wurden, ohne daß der Ge-samteinsatzleiter Hartmut Duddedie Freigabe verfügt oder denEinsatz direkt angeordnet habe.[2]

Zu klären wäre außerdem, was esmit den Steinen, Platten und Pa-letten auf sich hat, die nach Poli-zeiangaben auf einem Gerüst be-reitlagen und von dort herunterge-worfen wurden. Da es dafür kei-ne weiteren Zeugenaussagen undkeinerlei Videoaufnahmen gibtund die monierten Gegenständenach dem Erstürmen des Gebäu-des nicht gefunden wurden, istbislang unerklärlich, wohin sie sospurlos verschwunden sind.

Ein anderer Aspekt der Auseinan-dersetzungen, der aktuell fürSchlagzeilen sorgt, sind die Vor-fälle am Rondenbarg, die eben-falls von zentraler Bedeutung fürdie Polizeistrategie, deren Präsen-tation in der Öffentlichkeit unddie Strafverfolgung sind. In die-ser Industriestraße in einem Ge-werbegebiet trafen am Freitag-morgen um 6:30 Uhr rund 200Gipfelgegner, die aus dem nahe-gelegen Protest-Camp kamen, aufPolizisten der Beweissicherungs-und Festnahmeeinheit (BFE)Blumberg, eine unweit von Ber-lin stationierte Einheit der Bun-despolizei. Wie der für diese Ein-greifkräfte zuständige Polizeifüh-rer Norman Großmann im Innen-ausschuß erklärt hatte, seien dieBeamten mehrfach massiv mitSteinen, Flaschen und Pyrotech-nik beworfen worden. Die Einheithabe sich "dann irgendwann ent-schlossen, die Wurfweite zu un-terlaufen, der Personengruppe mithoher Geschwindigkeit entgegen-zulaufen, um den Bewurf zu un-terbinden". Insgesamt 73 Men-

schen seien "zu Boden gebracht"worden.

Diese Darstellung stimmt jedochoffenbar nicht einmal mit demmehreren Medien vorgelegten Vi-deo überein, das die Polizei selbstwährend ihres Einsatzes erstellthat. Demnach sollen aus derGruppe insgesamt nur drei Ben-galos in Richtung der Beamtenund auch nicht in deren Nähe ge-worfen worden sein, bevor diesedie Gruppe überrannten. Die Fol-gen dieses Vorfalls waren verhee-rend: Zahlreiche Personen wur-den in der direkten Konfrontationmit der Polizei verletzt, weiterestürzten vier Meter in die Tiefe,als eine Mauer einbrach, auf diesie sich geflüchtet hatten. Vier-zehn Menschen mußten mit teilsschweren Verletzungen in Kran-kenhäusern behandelt werden,fast 60 Menschen wurden festge-nommen. [3]

Unter den 35 Gipfelgegnern, dienach wie vor in Untersuchungs-haft festgehalten werden, befin-den sich 20 aus dem EU-Ausland.Zu ihnen gehört auch der 18jähri-ge Fabrikarbeiter Fabio V. ausNorditalien, der am Rondenbargfestgenommen wurde. Die Staats-anwaltschaft wirft ihm aufgrundseiner bloßen Präsenz vor Ort tät-liche Angriffe gegen Polizeibe-amte und schweren Landfriedens-bruch vor, das Hamburger Ober-landesgericht hat die Fortdauerder U-Haft angeordnet. Der Be-schluß der drei Richter des 1 .Strafsenats unter Vorsitz vonMarc Tully, der auch Vorsitzenderdes Hamburgischen Richterver-eins ist, mutet derart aberwitzigan, daß selbst Springermedienwie Die Welt die HamburgerStrafverteidigerin Gabriele Hei-necke ausführlich zu Wort kom-

men lassen. Sie wirft der Ham-burger Justiz vor, überhart undohne ausreichende Beweise ge-gen ihren Mandanten vorzugehenund ihn ungerechtfertigt in Haftzu lassen. Die Anwältin hat eineVerfassungsbeschwerde für FabioV. eingelegt und die sofortigeAufhebung der Untersuchungs-haft beantragt.

Wie Die Welt bilanziert, werdeFabio V. nicht etwa vorgeworfen,"Supermärkte geplündert, Autosangezündet oder Scheiben einge-worfen zu haben". Aufdem Poli-zeivideo sei er erst nach der De-monstration zu sehen. Das Videohabe bei der Entscheidungsfin-dung der Gerichte bislang über-haupt keine Rolle gespielt. Viel-mehr hätten die Richter aller dreiHamburger Instanzen den Ver-merk eines LKA-Beamten über-nommen, der den Film ausgewer-tet hatte, ohne sich ein eigenesBild zu machen. Von dem "mas-siven Beschuß" seitens der Gip-felgegner, mit dem die gesamteBegründung der Polizeistrategieam Rondenbarg, der daraus resul-tierenden Gerichtsbeschlüsseüber die U-Haft und der nachfol-genden Prozesse steht und fällt,ist darauf offenkundig nichts zusehen.

In seiner abwegigen Begründungerklärt der OLG-Senat, der "er-kennbar rücksichtslosen und aufeine tief sitzende Gewaltbereit-schaft" schließen lassende Tat-ausführung komme "besondereBedeutung" zu. V. habe sich an"schwersten Ausschreitungen"beteiligt, dies verdeutliche eine"charakterliche Haltung, welchedie Annahme der Schuld rechtfer-tigt". Weiter schreibt Tully von"schädlichen Neigungen" undstellt "erhebliche Anlage- und Er-

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ziehungsmängel fest, die ohnelängere Gesamterziehung des Tä-ters die Gefahr weiterer Straftatenbegründen". Da sich der nicht vor-bestrafte Inhaftierte bislang je-doch überhaupt nicht geäußerthat, bleibt völlig offen, aufwelchefaktische Grundlage die Richterihren Beschluß stellen. Dennochglaube der OLG-Senat schon zuwissen, daß bei dem Verfahren"eine absehbar empfindliche Frei-heitsstrafe" herauskommen wird,als könne man getrost auf eineHauptverhandlung verzichten,wundert sich Die Welt. Der Be-schluß mache ihren Mandantenfür alles verantwortlich, was inHamburg zum Gipfel passiert ist,so Gabriele Heinecke. "Bei denAusführungen des Senats handeltes sich um Vorurteile gespeist mitVermutungen." [4]

Bei den hier geschilderten Aspek-ten wie dem polizeilichen Vorge-hen im Schanzenviertel, den Aus-einandersetzungen am Ronden-barg und der Begründung der U-Haft insbesondere bei ausländi-schen Gipfelgegnern handelt essich offenbar nicht etwa um bloßeDetails, die im Gesamtzusammen-hang von marginaler Bedeutungwären. Vielmehr zeichnen sichMuster im Umgang mit den G20-Protesten ab, die auf systematischgeplante und gezielt umgesetzteStrategien schließen lassen. Selbstden Konzernmedien, denen mansicher keine Sympathien für linkeGipfelgegnerinnen und -gegner,geschweige denn autonomen Stra-ßenprotest attestieren kann, fallenzunehmend Widersprüche zwi-schen der offiziellen Darstellungund den verfügbaren Beweismit-teln, zumindest aber die zahlrei-chen offenen Fragen auf. Diesehinreichend zu klären wird imG20-Sonderausschuß nicht gelin-

gen, da dort die regierenden Frak-tionen mit ihrer Mehrheit alle un-liebsamen Initiativen abwürgenund ihre Version durchsetzen kön-nen. Das Resultat wäre verhee-rend, könnte doch die politischeAufarbeitung des Gipfels unterAusblendung aller brisanten Fra-gen eben jene Deutung der Ereig-nisse dauerhaft verankern, die Se-nat, Polizeiführung und Gerichtenicht nur für Hamburg, sondernweit darüber hinaus als einzig gül-tige Bilanz und Grundlage ver-schärfter sicherheitsstaatlicherMaßnahmen durchsetzen wollen.

Anmerkungen:

[1 ] http://www.linksfraktion-ham-burg.de/2017/07/31 /warum-fordert-die-linke-einen-untersuchungsaus-schuss/[2] http://www.n-tv.de/politik/Das-grosse-Raetseln-um-die-Gummige-schosse-article19980252.html[3] https://www.welt.de/regiona-les/hamburg/article167470151 /Poli-zeivideo-laesst-Zweifel-an-Darstel-lung-der-Behoerden-aufkom-men.html[4] https://www.welt.de/politik/-deutschland/article167538292/Sind-Hamburgs-Richter-ueberhart-gegen-die-G-20-Haeftlinge.html

http://www.schattenblick.de/infopool/politik/kommen/

repr1578.html

SCHACH - SPHINX

Unverbesserlicher Michail Tal

(SB) ­ Wenn Gott ein Auge zu-gedrückt hat, dann ist der Ex-Weltmeister Michail Tal inzwi-schen sicherlich im Himmel,wenn nicht, schließlich war Tal

ein unverbesserlicher Ketten-raucher und Liebhaber vonscharfen Getränken, dann wirder zur Zeit wohl mit dem Teu-fel eine Partie Schach spielen.Der Kombinationszauberer ausLettland hatte nie Rücksichtauf seine Gesundheit genom-men. In seiner gelblich ver-gilbten Hand hing fast immereine Zigarette, und obwohl dasRauchen am Brett verbotenwar, machten die Schiedsrich-ter bei ihm gerne eine Ausnah-me. Schließlich war Tal immerder Publikumsmagnet bei Tur-nieren gewesen. Wo er seinKommen ankündigte, daströmten die Zuschauermengenhin. Seine Partien langweiligzu nennen, käme einem Frevelgleich. Tal war ein Draufgän-ger mit der Präzision einesRevolverhelden. Seine Schüssetrafen ins Herz, auch wenn erin seinen letzten Lebensjahren,bedingt durch seine Krankheit,weniger glanzvolle Siege er-ringen konnte wie zu seinenbesten Zeiten. 1 988 wurde ernach Hilversum eingeladenzum traditionellen Weihnachts-Zweikampf, das 1982 von derniederländischen Rundfunkt-anstalt KRO ins Leben gerufenwurde. Dort maß er seineKräfte mit Jan Timman, denbesten Spieler Hollands. FünfPartien waren angesetzt wor-den. In der zweiten Rundekonnte Timman einen Siegverbuchen, verlor dann jedochdie dritte und fünfte Partie unddamit den Wettkampf. Im heu-tigen Rätsel der Sphinx ausdiesem Wettkampf wurdeTimman von Tal regelrechtdeklassiert. Der Holländer hat-te zuletzt 1 .Lc1 -d2 gespielt.Danach ging es rasch mit ihmbergab, Wanderer.

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Timman - TalHilversum 1988

Auflösung des letztenSphinx­Rätsels:

Eine hübsche Stilblüte von Kom-bination ging uns verloren, weilJoel Benjamin nicht 1 . . .Sd7-e5zog. Sein amerikanischer Lands-mann hätte darauf nämlich bril-lant mit 2.e6xf7+ Se5xf73.Te2xe8+ Ta8xe8 4.Df3xf7+! !Kg8xf7 5.La4xe8+ Kf7xe86.Ta1xa5 kontern können.

http://www.schattenblick.de/infopool/schach/schach/

sph06292.html

Hinweis: SPORT / BOXEN

Connor McGregor lästert über

die Konkurrenz

Werbung um jeden Preis für dasSpektakel mit Mayweather

(SB) ­ Kein Tag vergeht ohneNeuigkeiten aus dem MundeFloyd Mayweathers und ConnorMcGregors, die unablässig Wer-bung für ihren Kampf am 26.August in der offenbar noch im-mer nicht ausverkauften T-Mo-bile Arena in Las Vegas machen.Insbesondere der Ire füttert dieMedien laufend mit Einschät-zungen seines Gegners und di-verser weiterer namhafter Boxer,um sich permanent ins Gesprächzu bringen. Nach seiner insze-nierten oder tatsächlichen Kon-troverse mit Paulie Malignaggi,der erbost das Camp McGregorsverlassen hat und nicht mehr alsSparringspartner zur Verfügungsteht ...

http://www.schattenblick.de/infopool/sport/boxen/

sbxm2168.html

Hinweis: POLITIK / KOMMENTAR

"Aber was ist mit den Hühnern?"

(SB) ­ "Du, ich habe im Fernsehen gesehen, daß die Arbeiter, die das Mil-benmittel in Hühnerställen versprühen, durch das das Fipronil in die Eiergekommen ist, Schutzanzüge tragen." "Dann sind ja sicher nicht nur dieEier, sondern auch das Fleisch kontaminiert." - "Aber was ist mit den Hüh-nern?" - Was soll mit den Hühnern sein? Als Subjekte mit eigenen Inter-essen und Neigungen, Ängsten und Hoffnungen existieren sie aus mensch-licher Sicht nicht, so daß sie ungestraft ausgebeutet und getötet werdendürfen. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes "vogelfrei", auch wenn dergesetzliche Tierschutz Einschränkungen bei ihrem Verbrauch aufzeigt . . .

http://www.schattenblick.de/infopool/politik/kommen/raub1123.html

Die Größte aller Zeiten?

(SB) ­ Claressa Shields, die sich in An-lehnung an Muhammad Alis weltbe-rühmtes Motto selbst "Greatest wo-man of all times" (GWOAT) nennt, . . .

http://www.schattenblick.de/infopool/sport/boxen/

sbxm2165.html

Hinweis: POLITIK

SPORT / BOXEN

Die USA reden einen Atomkrieg

mit Nordkorea herbei

Pjöngjang läßt sich von Washing­tons Imperialisten nicht ein­schüchtern

(SB) ­ In den USA sind die Mili-taristen derzeit dabei, einenAtomkrieg mit Nordkorea zu pro-vozieren. Die Konfrontation zwi-schen der kommunistischenVolksrepublik und der kapitalisti-schen Supermacht . . .

http://www.schattenblick.de/infopool/politik/redakt/

asie­869.html

POLITIK / KOMMENTAR

Leiharbeit - Tagelöhner im ne-

ofeudalen Arbeitsregime

(SB) ­ Die Durchsetzungsfähig-keit der deutschen Wirtschaftselbst in Krisenzeiten, aus denensie bislang im internationalenKonkurrenzkampf gestärkt her-vorgegangen ist, verdankt sichnicht zuletzt dem höchstent-wickelten .. .

http://www.schattenblick.de/infopool/politik/redakt/

asie­869.html

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IMPRESSUM Elektronische Zeitung Schattenblick

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Bis zum späten Abend lau,Blitze, Donner, starke Schauerfolgen bald dem späten Grau;außer Jean sind viele sauer.

Und morgen, den 15. August 2017

+++ Vorhersage für den 15.08.2017 bis zum 16.08.2017 +++

DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN

______I n h a l t__________________________________Ausgabe 2282 / Dienstag, den 15. August 2017____

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NATURWISSENSCHAFTEN Forschungstechnik neu - weit in die Zukunft planen .. . Seite 1

POLITIK - AUSLAND Mitgliedstaaten von ALBA-TCP lehnen US-Sanktionen gegen Venezuela . . . (Pressenza) Seite 5

POLITIK - AUSLAND Peru - Fujimoris Aussichten aufBegnadigung (poonal) Seite 6

POLITIK - KOMMENTAR G20-Proteste - Kumpanei schafft Deutungsmacht Seite 8

SCHACH-SPHINX Unverbesserlicher Michail Tal Seite 10

DIENSTE - WETTER Und morgen, den 15. August 2017 Seite 12