Rede von Papst Johannes XXIII. - Ankündigung eines oekumenischen Konzils

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  • 7/28/2019 Rede von Papst Johannes XXIII. - Ankndigung eines oekumenischen Konzils

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    Ansprache von Papst Johannes

    XXIII. zur Ankndigung einer

    Dizesansynode fr Rom und des

    kumenischen Konzils am 25.1.1959

    [Quelle: Herderkorrespondenz 13 (1958/59), 387-388]

    Ehrwrdige und geliebte Shne!

    Die heute gefeierte Erinnerung an die Bekehrung des heiligen Paulus lt uns hier umdas Grab des Apostels, nahe bei seiner berhmten Basilika, zusammenkommen. Siehat Uns dazu angeregt, im Vertrauen auf euer Wohlwollen und euer Verstndnis dieGedanken ber einige wichtige Punkte apostolischer Ttigkeit darzulegen, die Unsdie drei ersten Monate Unserer Anwesenheit und des Kontaktes mit den rmischenkirchlichen Kreisen aufgedrngt haben.

    Vor Uns steht nur das Ziel des Wohls der Seelen und eines sehr klaren undbestimmten Verhltnisses des neuen Pontifikates zu den geistlichen Erfordernissender heutigen Zeit.

    Wir wissen, da sowohl viele freundlich und eifrig gestimmte wie auch belwollendeund schwankende Kreise mit Spannung auf den neuen Papst und auf das schauen,was man als Besonderes von ihm zu erwarten das Recht hat.

    Es ist selbstverstndlich, da in das Gewebe der tglichen Arbeit, die diewichtigsten und die gewhnlichen Obliegenheiten des Hirtenamtes umfat, einigedeutlich sich abhebende Muster eingearbeitet werden, gleichsam um die besondere,

    wenn auch nicht die hauptschlichste und einzige Note hervorzuheben, diejenigejedoch, die am strksten die Physiognomie eines Pontifikates prgt, das nun in derGeschichte seinen mehr oder weniger glcklichen Platz einnimmt.

    Ehrwrdige Brder und geliebte Shne! Beim berdenken der doppelten Aufgabe,die einem Nachfolger des heiligen Petrus anvertraut ist, zeigt sich sofort die doppelteVerantwortlichkeit als Bischof von Rom und als Hirte der universalen Kirche, zweiAusdrucksformen eines bermenschlichen Auftrags, zwei Verpflichtungen, die nichtgetrennt werden drfen, sondern zur Ermutigung und Erbauung des Klerus und desganzen christlichen Volkes miteinander in Einklang zu bringen sind.

    Das heutige Rom

    Da ist vor allem Rom. Es ist im Laufe von vierzig Jahren zu einer vllig anderen

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    Stadt geworden, als Wir sie in Unserer Jugend kennengelernt haben. Da und dortlassen sich noch die lteren architektonischen Grundlinien feststellen, dieaufzuspren einige Mhe kostet, zumal in den Randgebieten, die sich zu einem Meervon Husern, Husern und nochmals Husern entwickelt haben, zu einer Anhufungvon Familien aus allen Teilen der italienischen Halbinsel, der umliegenden Inseln und,man kann es sagen, aus der ganzen Welt. Ein wahrer Bienenstock voller Menschen,aus dem ein ununterbrochenes Gesumm verworrener, aber nach Harmonie

    suchender Stimmen ertnt, die leicht einmal zusammenfinden und genauso wiederauseinanderfallen. Dieser Wirrwarr macht die Bemhung um eine Zusammenfassungder Geister und der aufbauenden Krfte fr eine Ordnung, die den Erfordernissendes religisen, staatsbrgerlichen und sozialen Lebens der Stadt Rom entspricht,mhevoll und verlangsamt sie.

    Der Herr Generalvikar hat Uns mit groer Sorgfalt ber die geistliche Situationhinsichtlich der religisen Praxis in Rom, ber die Aufbauttigkeit der verschiedenenPfarrinstitutionen, den Gottesdienst, den Gottesdienstbesuch und denReligionsunterricht berichtet. Es ist Uns eine Freude, bei dieser Gelegenheit die sehrreale, nachahmenswerte Arbeit ehrend zu erwhnen, die er und seine Mitarbeitergenauso eifrig und unermdlich in der Wachsamkeit und im Apostolat wie der Welt-und Ordensklerus und die Mitarbeiter der katholischen Verbnde, jeder vomrechten und klaren Willen beseelt und im ausdauernden und aufrichtigen Einsatz, vonder Innenstadt bis zur Peripherie geleistet haben.

    In diesem Zusammenhang kann man feststellen, da die Begebenheit aus demEvangelium sich wiederholt: Die Massen werden vom Herrn gerufen, ihm zu folgenund sich ihm zu nhern, ohne die nhrende Speise der Gnade finden zu knnen, und

    das rhrt das sorgenbeladene Herz des Hirten an. Wenige Brote, wenige Fische,was ist das fr so viele? Mit diesem Hinweis ist alles ber eine notwendigeVermehrung der Energie und eine Koordinierung der individuellen undgemeinschaftlichen Anstrengungen gesagt: Manahmen, die dazu geeignet sind, mitHilfe des Herrn im Rahmen eines fruchtbareren und eifrigen Pfarr- undDizesanlebens das geistliche Leben zu intensivieren und im Sinne des Wortes Zuuns komme Dein Reich" in reicherem und fruchtbarerem Mae wohlttige undheilige Werke hervorzubringen.

    Die Lage in der Welt

    Wenn der Bischof von Rom seinen Blick weiter hinaus auf die ganze Welt wirft, frderen geistliche Leitung er durch die ihm anvertraute gttliche Sendung derNachfolge im hchsten Apostelamt verantwortlich ist, welches Schauspiel bietet sichihm dar! Es ist berall dort erfreulich, wo die Gnade Christi weiterhin die Werkeund Wunder der geistlichen Erbauung, der Rettung und der Heiligkeit in der ganzenWelt vermehrt. Es ist betrblich, vor allem durch den Mibrauch und das Versagender Freiheit des Menschen, der ganz in der Suche nach sogenannten Gtern dieser

    Erde aufgeht. Er verschliet sich dem Himmel, der offen steht, und dem Glauben anChristus, den Sohn Gottes, den Erlser der Welt und Grnder der Kirche. Die Jagdnach den Gtern dieser Welt geht auf den Einflu dessen zurck, den dasEvangelium den Frsten der Finsternis und den Frsten dieser Welt nennt, wie ihnauch Jesus selbst in seiner letzten Rede nach dem Abendmahl bezeichnet. Er

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    verursacht den Widerspruch und den Kampf gegen die Wahrheit und das Gutesowie die frevlerische Einstellung, die die Trennung zwischen dem vertieft, was dasGenie des heiligen Augustinus die beiden Reiche nennt. Er macht die Bemhungenum Verwirrung wirksam, um womglich auch die Erwhlten zu tuschen und in denAbgrund zu ziehen.

    Zu allem Unglck fr die Schar der Shne Gottes und der heiligen Kirche kommt

    noch die Versuchung und Lockung der materiellen Annehmlichkeiten hinzu, die deran sich indifferente Fortschritt der modernen Technik vergrert und anpreist.

    Alles dies - sagen Wir: dieser Fortschritt - lenkt vom Streben nach den hherenGtern ab, schwcht die Energien des Geistes, fhrt zum Erschlaffen der Zucht undder guten alten Ordnung, zum schweren Nachteil fr das, was die Widerstandskraftder Kirche und ihrer Shne gegenber den Irrtmern bildete, die in Wirklichkeitimmer im Laufe der Geschichte des Christentums zu verhngnisvollen und unseligenSpaltungen, zu geistigem und sittlichem Verfall und zum Untergang von Nationenfhrten.

    Im Herzen des demtigen Priesters, den die offensichtliche Fgung der gttlichenVorsehung, obgleich ganz unwrdig, zur Hhe des Papsttums gefhrt hat, wecktdiese Feststellung einen festen Entschlu zur Wiederaufnahme einigeralthergebrachter Formen der Lehrverkndigung und weiser Anordnungen derkirchlichen Disziplin, die in der Geschichte der Kirche, in Epochen der Erneuerung,Frchte von auerordentlicher Wirksamkeit reiten lieen in bezug auf die Klarheitder Gedanken, die Geschlossenheit der religisen Einheit, die sehr lebendigeFlamme des christlichen Eifers, den Wir fortdauernd noch spren, sowie auch in

    bezug auf die Wohlfahrt des Lebens auf Erden, einen berflieenden Reichtumvom Tau des Himmels und der Erde besten Frchten (Gen. 27. 28).

    Die Ankndigung

    Ehrwrdige Brder und geliebte Shne! Gewi ein wenig zitternd vor Bewegung,aber zugleich mit demtiger Entschlossenheit im festen Vorsatz sprechen Wir voreuch den Namen und das Vorhaben einer doppelten feierlichen Veranstaltung aus:einer Dizesansynode der Stadt Rom und eines kumenischen Konzils fr die

    Gesamtkirche.

    Fr euch, ehrwrdige Brder und geliebte Shne, bedarf es keiner ausfhrlichenDarlegungen ber die geschichtliche und rechtliche Bedeutung dieser beidenVorschlge. Sie werden glcklich zur erwnschten und erwarteten Anpassung deskirchlichen Gesetzbuches fhren, die die beiden Proben praktischer Anwendung derVorschriften kirchlicher Disziplin, die der Geist des Herrn Uns auf dem Wegeingeben wird, begleiten und krnen soll. Die bevorstehende Verffentlichung desGesetzbuches ber das Redet der Ostkirche gibt uns die Vorankndigung fr dieseEreignisse.

    Fr den heutigen Tage genge diese dem gesamten hier versammelten HeiligenKollegium gemachte Mitteilung. Wir behalten Uns vor, sie den anderen Kardinlenzu bermitteln, die zu den ihnen anvertrauten und auf der ganzen Welt verstreuten

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    Bischofssitzen zurckgekehrt sind.

    Von seiten eines jeden der Anwesenden und der Fernen wird Uns ein persnlichesund vertrauendes Wort willkommen sein, das Uns ber die Einstellung der einzelnenvergewissern und Uns liebenswrdig all die Anregungen fr die Verwirklichungdieses dreifachen Planes bieten soll.

    Im Vertrauen auf die Gnade

    Die Erfahrung, die Wir schon frher hinlnglich gemacht haben und die diese dreiMonate seit Unserer Einfhrung in den Dienst der Diener Gottes" besttigt underweitert haben, ermutigt Uns, auf die Gnade des Himmels zu vertrauen; vor allemauf die Frsprache der Unbefleckten Mutter Jesu und unserer Mutter, auf denSchutz der heiligen Petrus und Paulus, der Apostelfrsten, sowie der beiden heiligenJohannes, des Tufers und des Evangelisten, Unserer besonderen Patrone, und allerHeiligen des himmlischen Hofes. Sie alle bitten Wir um einen. guten Anfang,

    Fortgang und glcklichen Erfolg dieser Vorstze fr strenge Arbeit zur Erleuchtung,Erbauung und Freude des ganzen christlichen Volkes sowie zu erneuter Einladungan die Glubigen der getrennten Gemeinschaften, da auch sie Uns freundlich folgenmgen in diesem Suchen der Einheit und Gnade, wonach so viele Seelen von allenEnden der Erde sehnlich verlangen.

    Ehrwrdige Brder und geliebte Shne! Wie traut und ermutigend scheinen Uns dieWorte des heiligen Leo des Groen, welche die heilige Liturgie uns jetzt hufiger zubeten einldt! Gerade heute klingt dieser Gru an den heiligen Paulus, denBekehrten von Damaskus, der uns hier an seinen heiligsten Gedchtnissttten vereint

    hat, viel lebendiger: Meine Krone ... und meine Freude seid ihr, wenn euer Glaube,der vom Anfang des Evangeliums an auf der ganzen Welt verkndet wurde, in Liebeund Heiligkeit durchgehalten hat" (Leo d. Gr. Sermo 2).

    Das ist ein Gru, der unserer geistigen Familie wrdig ist: Liebe und Heiligkeit", einGru und ein Wunsch! Der Segen des allmchtigen Gottes, des Vaters und desSohnes und des Heiligen Geistes. Amen"

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    Universittsbibliothek Freiburg i. Br.Letzte nderung:25.09.2002