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No. 7 Mai/Juni/Juli 2011 REGGAE Rhein - Main Reggae- & Dancehall-News outta di area Soundbwoys Destiny Interview Hans Söllner Länderinfo Senegal Im Gespräch mit Lutan F y ah

Reggae Rhein-Main No 7

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Reggae Magazine

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No. 7Mai/Juni/Juli 2011

REGGAERhein-MainReggae- & Dancehall-News outta di area

Soundbwoys

Destiny

Interview

Hans Söllner

Länderinfo

Senegal

Im Gespräch mit Im Gespräch mit

Lutan FyahLutan Fyah

Impressum Herausgeber:z-medien, Jens ZeidlerAm sonnigen Hang 12,64689 [email protected]@gmx.deRedaktion:Mascha Wembacher, Stephanie Reichelt, Anja Elsner, Azieb Jo-hannes, Isabelle Fichtner, Patrick Neudel, Franziska Zeidler, Eva Ensling, Ali Jameel, Abass [email protected]

Fotos: Titelbild von Franziska Zeidler. Stephanie Reichelt, Anja Elsner, Eva Ensling, Ali Jameel, Mascha Wem-bacher, Franziska Zeidler, Amir Ebra-himi, I Grade Records, Soundbwoys Destiny, Streußel Productions, Heiko May, Dieter Schütz / pixelio.de, Aira / pixelio.de, Helga / pixelio.de, Margrit / pixelio.de, Lioness Movement, ele-foarts (Sascha Schreiner), Joey Fever Anzeigen:[email protected]

Layout/Gestaltung:Franziska ZeidlerDruck:Buch- und Offsetdruckerei Häuser KG, KölnAuflage: 1000 ExemplareVerteilung:Auslagestellen im Rhein-Main-GebietDas Magazin ist kostenlos.Erscheinungsweise:alle drei Monate

Editorial

Inhalt

Nachdruck/Copyright:Alle Urheberrechte für Text und Gestaltung liegen bei z-medien. Ein Nachdruck der Texte und Fotos, die in Reggae Rhein-Main veröffentlicht sind, ist – auch in Auszügen – nur mit schriftlicher Genehmigung von z-medien erlaubt.Haftung:Namentlich oder mit Kürzel des Autors gekennzeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers.

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duzierte, auf dem er karibischen Roots Reggae mit souligen Klängen verbindet.Zudem erwies uns Hans Söllner – seines Zei-chens systemkritischer Liedermacher und Ur-gestein des „bayrischen Reggae“ – die Ehre eines super-netten und offenen Interviews, das wir Euch nicht vorenthalten wollen. Außerdem durften wir den Frankfurter Soundbwoys Destiny auf die Turntables schau-en und mehr über die Entstehungsgeschichte, Musikauswahl und internationalen Auftritte des bekannten Soundsystems aus der Main-Metropole erfahren. Die Länder-Info führt Euch diesmal nach Senegal, einem Land an der Westküste Afrikas, das mit seiner kultu-rellen Vielfalt besticht. Von dort stammt auch Youssou N’Dour, den wir Euch parallel dazu vorstellen. Der mittlerweile weltweit bekann-te Künstler, der sich neben der Musik aktiv sozialen Fragen widmet, versteht es wie kein zweiter, senegalesische Musik mit verschie-densten weiteren musikalischen Stilrichtungen zu verknüpfen.Wie immer findet Ihr im Maga-zin auch die „Natural Beauty-Tipps“, die sich diesmal dem Thema Algenpräparate widmen.

Außerdem wird Euch von nun an in jeder Ausgabe eines unserer Redaktionsmitglieder seine persön-lichen „Top20 Reggae- und Dance-hall-Charts“ vorstellen. Sollte jemand einmal kein Magazin er-halten haben, gibt es dies auf Anfrage (unter [email protected]) entweder als be-quem zu lesendes PDF per mail oder gegen eine Versand- und Bearbeitungsgebühr von 2,- € auf dem Postweg – solange der Vorrat reicht. Ein weiteres Mal sei angemerkt, dass wir noch immer dringend auf der Suche nach Anzeigenkunden sind! Wir würden uns sehr freuen, wenn noch weitere Kunden hinzukä-men, die in unserem Magazin für ihre Sache werben und damit unser Projekt unterstützen. Anzeigen nehmen wir jederzeit unter obiger e-mail-Adresse entgegen. Die Anzeigenpreise erhaltet Ihr auf Anfrage oder findet sie auf unserer Myspace-Seite www.myspace.com/ reggaerheinmain. Wir wünschen eine schöne Festival-Saison – feiert den Sommer gebüh-rend! ONE LOVE und viel Spaß beim Lesen! Euer Team von Reggae Rhein-Main (mw)

4 Lutan Fyah Music is my life

6 Toussaint Von Indiana zu den Virgin Islands – Roots und Soul vom Feinsten

8 Hans Söllner Bayrischer Sänger, Liedermacher, Folk-Reggae Musiker und Rebell

10 Soundbwoys Destiny Frankfurt‘s No1 Sound

12 Youssou N‘Dour Afrikas Star der Superlative

13 Diffarent MC NEUlich in Darmstadt …

14 Senegal Das Land der Teranga

17 Natural Beauty Die Schönheits-Power aus dem Meer

19 Partyberichte Was war los in der Area?

20 Isa‘s Top 20 & CD-Tipps

21 Party-Konzert-Guide & Festivals

22 Das Atom-Moratorium der Bundesregierung läuft ab …

Greetings Massive!! Mit Freude prä-sentieren wir Euch die siebte Ausga-be unseres kostenlosen Reggae- und Kultur-Magazins für das Rhein-Main-

Gebiet! – Zuerst einmal müssen wir uns allerdings bei Sara Lugo entschuldi-

gen, deren Vornamen wir in unserer vorigen Ausgabe versehentlich falsch geschrieben ha-ben. Hiermit möchten wir nun richtig stellen: es muss natürlich Sara ohne ’h’ heißen! Sorry Sara – wir haben’s wirklich übersehen! – In dieser Ausgabe freuen wir uns ganz be-sonders, Euch ein Interview mit dem jamaika-nischen Multitalent Lutan Fyah präsentieren zu können, der sich im Rahmen seines Kon-zerts in Mainz die Zeit für ein kurzes Interview nahm. Nachdem Euch unsere letzte Länder-In-fo ja bereits einen ersten Eindruck der wunder-schönen US Virgin Islands vermittelte, stellen wir Euch mit Toussaint nun einen Künstler vor, der dort gerade sein Debüt-Solo-Album pro-

Diffarent MC Irie RévoltésHans Söllner

Im Gespräch mit

Music is my lifeText: Azieb Johannes, Isabelle Fichtner / Fotos : Franziska Zeidler

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vater war in einem Soundsytem und die musikalischen Größen der damaligen Zeit gingen bei euch ein und aus. Trotz-dem hast du zuerst eine Karriere als Profi-Fußballer in der Premier League von Jamaika begonnen. Wie entstand dann deine Leidenschaft zur Musik? Wie kam der Wandel vom Fußball zur Musik zustande? Musik ist ein Wesen, das in Worte voller Melodie ausgedrückt werden muss. Sie ist tief in meinen Gedanken mei-ner Livity. Sie kann nicht wirklich greifbar gemacht werden. Fußball dagegen ist etwas, das vor allem eine bestimmte Altersgruppe spielen kann. Ich konnte zwar vom Fußball sogar ganz gut leben, aber - Musik und Fußball - das sind beides zwei große Ver-pflichtungen. Zwischen ihnen musste ich wählen, ich konnte beides nicht mehr vereinen und habe mich für die Musik entschieden. Music is my life. Das bedeutet, du hast schon im-mer irgendwie nebenbei Musik ge-macht? Ja, Musik ist immer ein Teil von mir gewesen. Nur habe ich sie zuvor nicht professionell gemacht. Durch meinen Großvater wurde ich mu-sikalisch stark beeinflusst. Immer, wenn ich neben dem Fußball Zeit fand, war ich beim Soundsystem aufzufinden. Schon von klein auf habe ich gern gesungen und auflegen geübt. Musik war mir schon immer sehr wichtig, ich habe einfach ein Verlangen danach. Seit 1999 bist du nun im Musik-Busi-ness tätig und hast seitdem schon einiges erreicht und viele Alben veröffentlich. Im Jahr 2009 waren es sogar gleich vier Al-ben, was hat dich dazu veranlasst? In Ja-maika läuft das Musikgeschäft total anders, man braucht finanzielle Mittel, um Karriere zu machen und um weiter zu kommen. Da-mals war es echt hart, bekannt zu werden. Außerdem wollte ich Produzenten auf mich aufmerksam machen. Ich habe viele Songs gemacht, aber mit der Zeit hat das Musik ma-chen mich verändert. Ich trat auf der Stelle, war am Kämpfen. Aber Kunst ist Kunst. Kunst sollte immer vollkommen sein, so dass sie

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Lutan Fyah Lutan Fyah, einer der zurzeit ange-sagtesten Conscious-Reggae-Künstler aus Jamaika, besuchte das Mainzer Studihaus im Rahmen seiner Tour mit Jah Mason für einen Solo-Auftritt. Das Ereignis am Main-zer Uni Campus war eine riesige Herausfor-derung für alle Anwesenden der Reggae-Massive. Die Spannung stieg, bis die Geduld letztendlich sank. Die Freude und die dazu gehörende Spannung lagen spürbar in der Luft. Es wurde sich mit Drinks eingedeckt, am Essensstand vorbei geschlendert und das nette Rasta-Equipment am Basar be-wundert. Das Frankfurter Soundsystem Yard Impact und der Veranstalter Pamojah Move-ment gaben ihr Bestes beim Warm up. Sie legten einen powervollen Tune nach dem anderen auf und versuchten, die Crowd bei Laune zu halten, aber das gespannte Warten auf Lutan Fyah hinderte daran, wirklich ent-spannt tanzen zu können. Der Blick auf die Bühne irritierte. Nichts deutete daraufhin, dass gleich, wie auf dem Flyer angekündigt, eine Backing-Band für Lutan spielen würde. Gegen drei Uhr morgens be trat Lutan endlich die Bühne, dadurch wurde das lange Warten zumindest musikalisch, trotz immer noch fehlender Band, belohnt. Euphorie machte sich im Publikum breit, und es wurde ausge-lassen getanzt. Lutan begeisterte mit seiner unglaublich melodischen und leicht rauhen Stimme. Er gab Hits wie „Come over“, „Nuh talk“ oder auch „Ungrateful“ zum Besten. Dabei stand er oft in direktem Augenkontakt zur Massive. Lutan brachte seine spirituellen Texte sehr publikumsnah, offen und direkt rüber. Der instrumentale Support wurde vom Soundsystem wiedergegeben. Insgesamt war es ein grandioser Live-Auftritt mit einem ausgelassenen Publikum. Danach ließ er es sich nicht nehmen, trotz einstündigen Konzertes und später Stun-de, uns noch ein paar Fragen zu beantwor-ten. Wir begegneten einem absolut sympa-thischen, offenen Lutan Fyah und freuen uns, euch dieses kleine Interview präsentieren zu dürfen. Lutan, du bist in einem sehr musika-lischen Umfeld aufgewachsen. Dein Groß-

bei den Leuten Anklang findet und irgend- jemand wird immer irgendetwas an ihr gut finden, wisst ihr, was ich meine? Musik ist ein Versprechen. Segne die Musik - sie ist wunderbar … Buju Banton erkannte damals mein Talent und förderte mich. Ich hatte Glück und durfte viele Songs bei seinem La-bel Gargamel Records aufnehmen. Du wurdest eine Zeit lang von anderen Reggae-Künstlern gemieden. Sie wollten die Bühne mit dir nicht mehr teilen auf-grund deiner kritischen Aussagen ihnen gegenüber, was die Talentförderung von jungen, noch unbekannten Sängern an-geht. Es sind also nicht alle bekannten Reggae-Artists so hilfsbereit wie bei dir Buju Banton? Dabei ging es nicht um be-stimmte Menschen. Ich wollte damals nie-manden speziell persönlich angreifen. Es war mehr so ein allgemeines Bühnenauftreten, und trotzdem ging es durch die Medien und so … Aber das ist jetzt vorbei – I and I ha-ben es überstanden. Natürlich braucht man vorrangig Talent zum Singen, aber wie schon gesagt, in Jamaika läuft das Musik-Business anders, fast schon korrupt, man benötigt ei-nen finanziellen Background, den viele nicht haben. Und die großen bekannten Artists sollten den jungen hierbei helfen, mit ihrer Erfahrung, ihrer „Macht“ usw. Wann war das? 2008. Hast du durch die-se Erfahrung etwas gelernt? Ja, ich habe da-raus sehr viel gelernt: über Sinnlosigkeit, über Frieden, über Reaktionen. Es half mir, was Mu-sik angeht zu wachsen, reifer zu werden. Lutan singend: Music is my life. Music is my life. This is a musical loving come we shake it allnite … (grinst) Welche weibliche Reggae Sängerin überzeugt dich mit ihrer Musik? Queen Ifri-ca ist meine vollkommene Prinzessin. Ohne Zweifel eine Gottesfrau - die zweite Tochter. Warum ist Afrika für dich in deinen Songs weiblich? Die Erde, wisst ihr, ist weib-lich. Sie wird vom weiblichen Geschlecht bestimmt (Mutter Erde). In Bezug auf Spi-ritualität kann ich Wasser keinen Berg hoch werfen, es würde zurück kommen ... Wann auch immer Menschen Gottes Gabe der Spi-ritualität ausdrücken, wird dieses göttliche Geschenk von einer weiblichen Kraft getrie-ben. Der Fötus im Leib einer Frau ist schon weiblich, bevor er sich entschließt, zu wel-chem Geschlecht er endgültig wird. Hast du einen deutschen Lieblings Reggae Artist? Gentleman ganz klar, er ist ein „Creator“. (lacht) Das erste Mal gingst du auf Tour mit Jah Mason. Wie kam das? Jah Mason und ich gingen zusammen zur Schule. Wir jammten viel miteinander, so führte eins zum anderen. Buju Banton hat uns damals ziemlich inspiriert. Buju ist immer noch sehr präsent unter uns Rastas. Buju wir haben viel von dir gelernt!

Was denkst du über Bujus momentane Situation1? Das ist eine sehr, sehr harte Zeit für ihn und das tut mir leid. Ich denke an seine Familie, an seine Karriere und an sein Leben. Buju ist wirklich ein wesentlicher Teil unserer Reggae-Musik. Ich hoffe auf seine Unschuld, das muss erst noch bewiesen wer-den. Buju fehlt den Menschen. Es sind auf der ganzen Welt Menschen zu finden, die ihn bewundern. Auch mir fehlt er. Aber ich dis-tanziere mich hier ausdrücklich von Drogen-handel und befürworte so etwas in keinster Weise. Lutan, wir danken dir sehr herzlich für das sympathische Interview und wün-schen dir weiterhin alles Gute! Gerne, ich finde es toll, was ihr da macht, weiter so mit dem Magazin! Und schickt es mir zu! (lacht) An dieser Stelle auch nochmal ein großes Dankeschön an Abdul von Pamo-jah Movement, dem Veranstalter des Kon-zertes (unten rechts im Bild mit Lutan)

1 Auf seiner US-Tour im Jahr 2009 ist der Reggae-Sän-ger Buju Banton in Miami festgenommen worden. Es wird ihm vorgeworfen, im organisierten Drogenhandel, vor allem mit Kokain involviert zu sein. Nach Verhand-lungen, bei denen sich die Jury nicht einig wurde, kam Buju im November 2010 vorerst auf Kaution aus dem Gefängnis heraus. Im Februar 2011 wurde er für seinen Versuch, 5 kg Kokain erwerben zu wollen, von einem US-Gericht für schuldig gesprochen. (Das Interview mit Lutan Fyah führten wir ein paar Tage zuvor.)

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DISCOGRAPHIE

Alben: 2003 - World Crisis (with Anthony B)2004 - Dem No Know Demself2005 - Time And Place2006 - Phantom War2006 - Healthy Lifestyle2007 - You Bring Blessings2008 - Live In San Francisco2008 - Africa2009 - African Be Proud2009 - Justice2009 - The King‘s Son2009 - Music2011 - Lutan Fyah Meets Prince Jazzbo

BIOGRAPHY:• Anthony Martin wurde 1975 in Thompson Pen, Spanish Town, Jamaika, geboren. Er wuchs in einer musikalischen Familie auf. Sein Großvater war in einem Soundsystem und hochkarätige musikalische Gäste gingen hier ein und aus (bspw. Dennis Brown).

• Er schlägt vorerst die Laufbahn eines hervor-ragenden Mittelfeldspielers im Profi-Fußball der jamaikanischen Premier League ein.

• 1999 begann er seine Musikkarriere und nahm erstmalig einige Songs bei Gargamel Records (Label von Buju Banton) auf.

• 2001 nahm ihn Jah Mason als Support mit auf Tour durch die USA, Europa und natürlich Jamaika.

• 2004 erschien sein erstes Soloalbum „Dem No Know Demself“.

• Sein musikalischer Durchbruch gelang ihm 2006 mit dem Album „Phantom War“.

• Lutan ist nicht nur ein grandioser Conscious-Reggae-Sänger, er spielt diverse Instrumente und zeigt Songwriterqualitäten. Den Großteil seiner Songtexte schreibt er selbst.

Im Interview mit

ToussaintVon Indiana zu den Virgin Islands – Roots und Soul vom FeinstenText - Übersetzung und Bearbeitung: Mascha Wembacher, Ana Wittmann / Fotos: Amir Ebrahimi, I Grade Records

Aufgewachsen mit Gospel-Musik und zahlreichen Auftritten in den Kirchen des Mittleren Westens der USA, begann der Sohn eines Baptisten-Predigers und einer Gospel-Sängerin seine musikalische Karriere als Sän-ger verschiedener Bands und teilte sich schon bald das Rampenlicht mit keinen geringeren als Burning Spear, John Legend, Wyclef Jean und den Rolling Stones. 2010 veröffentlichte der begabte Sänger mit der kraftvollen Stim-me nun sein erstes Solo-Album unter dem „I Grade Records“-Label, das auf St. Croix (US Virgin Islands) beheimatet ist. Mitbegründer Laurent „Tippy I“ Alfred rief das Label 2001 ursprünglich ins Leben, um ein Album von Midnite & Dezarie herausbrin-gen zu können. Inzwischen wurden unter diesem Label 21 weitere Alben realisiert. Für Tippy ist Roots Reggae weit mehr als Mu-sik, es verkörpert seine Lebenseinstellung und Philosophie, seinen Glauben und seine Handlungen. In seiner Kindheit durch Steel Pulse beeinflusst, war Reggae schon immer ein bedeutender Teil seines Lebens, und „I Grade“ hat es sich zum Ziel gesetzt, junge be-gabte Talente zu fördern und gute und hei-lende Vibez von St. Croix in die ganze Welt zu senden. Dabei beschränkt sich „I Grade“ nicht rein auf Reggae, sondern ist offen für jede Art inspirierender Musik. Wir freuen uns, Euch ein Interview mit Toussaint präsentieren zu dürfen: Du hast einen sehr starken und aus-drucksvollen Tenor. Wie und wo hast du deine Skills als Sänger entwickelt? Meine Mutter ist so ziemlich die crasseste Sängerin, die ich kenne. Von Anfang an wuchsen wir mit Gesang auf, schon bevor wir sprechen konn-ten. Wir hatten keinen formalen Gesangsun-terricht, d.h. wenn wir etwas falsch gesungen haben, haben wir das oft getan - und höchst-wahrscheinlich unsere Stimmbänder dabei ein paar mal verletzt. Aber das Wichtigste beim Singen war immer Aufrichtigkeit und die Fähigkeit, sich selbst in jeden Song ein-zubringen. Mom ist der Champion in beiden Disziplinen. Wahrhaftigkeit und persönliche Interpretationen populärer Lieder. Als ich von zu Hause wegging, war das meine Chance, mein Kindheits-Training auf die Probe zu stel-

len. Es zeigte sich ziemlich schnell, dass allein schon die Menge des Singens, das bei uns zu Hause praktiziert wurde, mich von ande-ren Sängern abhob. Ich verbrachte unzählige weitere Stunden mit dem Nachsingen von Otis Redding, D‘angelo, Marvin Gaye und Bri-an McKnight, wobei ich jeden Lauf übte und wiederholte, den ich konnte. Ich machte es zu meinem Ziel, jeden Lauf zu treffen, den ich hörte, und im Laufe dieses Prozesses, schaff-te ich es, meine Stimme und meinen Tonum-fang zunehmend zu steigern. Aber trotzdem war es immer auch eine Frage von Kraft. Es gibt so viele nett-klingende Sänger, die aber kein Live-Konzert vortragen können, weil sie keine Kraft hinter ihrer Stimme haben, und die Live-Band sie einfach schluckt. Mama sagte immer: du musst von den Zehen aus singen, und ich denke, dies ist eine Beson-derheit in unserer Technik und Einstellung, die wahrscheinlich ein wenig anders ist als bei den meisten. Aber wenn du den Körper als einen Energie-Leiter siehst, dann macht es Sinn, dass wir Energie von Mutter Erde nach oben ziehen und nach außen weitergeben. It’s actually a deep science! Dein neues Album – “Black Gold” – wird als Soul-Roots-Hybrid promoted. Was an “Black Gold” ist Soul und was daran ist Roots? Dieses Genre-Ding ist echt interessant. Lange Zeit habe ich mich schwer getan, mich darin zurechtzufinden. Im Laufe der Zeit hatte ich mit so vielen Leuten zu tun, die versuchten, das, was ich mache, in eine Schublade zu stecken. Zum Glück konnte ich beim Produzieren mit Tippy ich selbst sein und etwas produzieren, von dem ich denke, dass es ein Soul-Album ist, das mehr „Culture“ aufweist, als wir es derzeit gewohnt sind. Aber das ist nur eine momentane Erscheinung. Un-sere Tradition hier im schwarzen Amerika ist voller Kultur, und es gibt nicht wenige Artists, die mit weitblickenden, progressiven Ideen antraten und es tatsächlich schafften, mit ihrer Musik soziale Veränderungen zu bewirken. Wie tief ist die Verbindung zwischen Amerikanischem Soul und Karibischem Roots-Reggae? Ich denke, die Verbindung ist eine sehr tiefe. Ich finde es lustig, dass Leute immer wieder verblüfft darüber sind, dass ich

aus Indiana komme, und einfach die Musik singe, die ich mir aussuche. Bob Marley & The Wailers hörten den „Doo Wop“, der gerade in unseren Städten im ganzen Land angesagt war, und versuchten ihn nachzuahmen. Ein anderes gutes Beispiel ist Jacob Miller mit seinen Disco-Alben. Man kann die spezielle Mischung von Gospel und Rhythm & Blues, der unsere Musik charakterisiert, nicht leug-nen, und ihr Einfluss ist weit verbreitet. Das Schöne an Musik ist es, diese Art von vor- und rückwärtigem Austausch haben zu kön-nen. Nun, ich habe von Reggae ein bisschen was geborgt, um einen neuen Sound zu for-men, von dem ich hoffe, dass die Leute dazu beitragen werden, ihn zu Etwas langlebigem zu entwickeln. Es ist definitiv an der Zeit, rich-tigen Gesang zurück an die erste Stelle zu bringen. Echte Songs und echter Gesang sind dieser Tage einfach ein Muss. Welche Personen beeinflussen dich am stärksten – sowohl im Soul, als auch im Reggae? Nun ja, ich bin schon immer ein großer Fan meiner Mutter. Sie ist ein-fach eine bescheidene Seele mit einer be-eindruckenden Stimme! Hm, mal nachden-ken… Marvin Gaye, Donny Hathaway, Frank Williams und Rev. James Moore mit dem Mississippi Mass Choir; Peter Tosh und na-türlich Bob. Zwei meiner “all time favourite voices” sind außerdem Joseph Hill und Win-ston Rodney. Ich liebe die Ursprünglichkeit, die man hier heraushören kann. Du bist auch als “Beschützer des Souls“ bekannt. Weshalb meinst du, die Musik muss beschützt werden? Wie beschützt du sie? Nun ja, vielleicht bin ich ein Purist, oder manche würden mich evtl. sogar einen Snob nennen, aber ich sehne mich nach Zeiten echter Songs mit Substanz. Meiner Einschät-zung nach ist es nötig, dass wir versuchen, die Kontrolle von diesen großen Labels zurückzu-gewinnen, die nur alles fördern wollen, was „urban“ ist, und als „HipHop“ oder „Neo-Soul“ verkaufen. Ich schreibe Songs über mein echtes Leben und meine echten Erfahrungen. Natürlich bleibt auch Raum für Fantasie, aber niemals auf eine Art, die die Zustände, die wir hier draußen in den Straßen haben, anzie-hend erscheinen lassen würden. Mein Job ist

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es, eine Reihe von Themen auf den Tisch zu bringen, die unsere augenblicklichen Bedin-gungen ansprechen, ohne zu jammern und mich darüber zu beschweren, wie arm ich bin. Ich muss Wege finden, die Worte, die uns gegeben wurden, als Werkzeuge zu nutzen, um Menschen auf der ganzen Welt zu ermuti-gen und aufzubauen. Für mich sind Worte wichtig. Es ist wich-tig, was gesagt wird. Es geht um unser Leben. Zwar wurde die körperliche Sklaverei abge-schafft, aber noch immer gibt es eine öko-nomische Sklaverei, die schwarze Menschen auf der ganzen Welt das Leben kostet. Von daher ist es kein Scherz, wenn ich sage, dass es ein Krieg ist, den wir kämpfen. Wir wis-sen, dass wir täglich einen spirituellen Krieg führen, aber zu wissen, dass der spirituelle Kampf aktuell auf eine physische Dimen-sion gebracht wird, verändert die Dinge in großem Maße. Es ist unmöglich, mit diesem Wissen einfach weiterzumachen und „fluff music“ ohne Inhalte zu produzieren. Der Einsatz ist viel zu hoch für so etwas zur Zeit. Außerdem gibt’s eine Menge Artists, die man hören kann, wenn man einfach nur Unterhal-tungsmusik hören möchte. Dabei möchte ich nicht behaupten, dass Spaß-Musik nicht auch

smart sein kann. Cee-Lo Green ist ein groß-artiges Beispiel für jemanden, der durchweg etwas zu sagen hat, aber gerade mit einem der lustigsten Songs rausgekommen ist, den ich jemals gehört habe. Ich nehme diese Mu-sik sehr ernst, aber es ist wichtig, trotzdem auch einen Sinn für Humor zu haben. Benötigt Roots Reggae derzeit ähnliche „defense“? Nun, auch hier denke ich, es gibt genügend Artists, die Musik einfach nur ma-chen, um Musik zu machen. So schießen überall Labels empor, und alle diese Artists singen die gleichen Lyrics. Auch hier ist Krea-tivität wichtig. Es geht um Lyrics und auch um die Präsentation. Wenn wir als Rastas wirk-lich an das “I-cept of word, sound & power“ glauben, weshalb singen wir dann all diese

Songs darüber, wie arm wir sind, und wie sehr wir kämpfen müssen. Das Wort, einmal gesprochen, hallt in alle Ewigkeit wider. Von daher ist es abträglich für unser Wachstum, die Lügen wieder und wieder zu wiederho-len, die andere uns zugewiesen haben. Das ist, worum es bei „Black Gold“ geht. Es ist erkennbar, dass, obwohl man uns als arm und faul und all das bezeichnet, unsere Ge-schichte eine Schatzgrube für uns ist. In den vielen Geschichten von Widerstandsfähigkeit und Mut, die es brauchte, um den Weg vom mächtigen König durch die Sklaverei und die anschließende legale Diskriminierung in diesem Land zu überstehen, liegt das Gold, unser „Schwarzes Gold“. Unser Know-How. Unsere Fähigkeit, aus Nichts etwas zu ma-chen. Das ist unser Reichtum. Und nur mit dieser Erkenntnis können wir in die Rich-tung gehen, in die wir gehen müssen. Es ist schwierig, heutzutage einen Artist zu finden, der über seine Musik auf diese Weise denkt. Aber wir existieren. Und wenn ich mir den Namen „Defender of the Roots“ gebe, ist dies wirklich ein Ruf an gleichgesinnte „Iyahs“, die den Ernst unserer Aufgabe heute verstehen. Als amerikanischer Soul-/Reggae-Sän-ger, wie kamst du dazu, dich mit der Virgin Islands-Reggaebewegung zusammenzu-tun? Das erste Mal hat mich ein guter Freund von mir namens John Campbell mit nach St. Croix genommen. Meine Freunde waren dort auf Tour, und ich fuhr für ein paar Tage hin, nachdem ich mich gerade von der Band Soulive getrennt hatte. Dort traf ich dann den Promoter, der entschied, dass er mich gerne mit einer eigenen Band dorthin holen würde, nachdem er mich ein paar Nächte mit der Band von meinem Kumpel Sam Kininger auf-treten gesehen hatte. So kam es zu meinem zweiten Besuch, bei dem ich Tippy’s Vater kennen lernte. Anfang 2010 kam ich dann noch mal her, um Tippy zu treffen. Ich bin ja schon lange ein Fan der Musik, und als ich jetzt herausfand, dass Tippy ein bodenstän-diger, hart arbeitender Family-Man ist, wusste ich, dass wir gut miteinander auskommen würden. Und das bewahrheitete sich dann auch – bis heute. Jetzt ist er mein Manager, und wir haben vor, noch eine Menge cooler Sachen zusammen auf die Beine zu stellen. Aus deiner Sicht als Artist, der in St. Croix aufgenommen und einige Zeit dort verbracht hat, was hebt VI-Reggae vom jamaikanischen oder internationalen Reg-gae ab? Ich war zwar bisher noch nicht auf Jamaika, aber von allen Orten, an denen ich bisher war, kann man über St. Croix ehrlich sagen, dass Rastafari hier auf dieser Insel sehr lebendig ist. An diesem Ort ist ein „re-bellious pulse“ zu spüren, der mich fast zu sehr aufgeladen hat, und nachdem ich das letzte mal von dort zurückgekehrt war, sogar meinen Schlaf beeinträchtigte. Ich war schon lange, bevor ich nach

St. Croix kam oder von I Grade wusste, ein großer Fan der Musik hier. Vor vier oder fünf Jahren war ich auf meinem ersten Sierra Na-vada World Music Festival in Kalifornien. Es ist im Grunde eine bunte Mischung von Reggae-Acts, einer nach dem anderen auf großen und kleinen Bühnen. Ich wurde von Bambu Station und Ras Attitude und Ras Batch ma-gisch angezogen und verbrachte schließlich das restliche Festival mit ihnen. Nun stehe ich hier mit einem eigenen Album! Alles, was ich sagen kann, ist, dass du die Vibez hier auf der Insel wirklich fühlen kannst, und die Menge an Arbeit, die hier erbracht wird, sogar jetzt, während wir uns unterhalten, überwältigend ist. Auch so viele junge Leute leisten hier so gute Arbeit - ich bete nur, dass wir genug tun, um auch außerhalb der Insel ein paar mehr Möglichkeiten zu erhalten. Was ist deine Mission als Artist und Sänger? Ich möchte so vielen Leuten Kraft geben, wie ich nur kann. Mein ursprünglicher Name war “Toussaint the Lyrical Liberator”. Das ist, was ich vorhabe zu tun. Mich selbst zu befreien mit Hilfe des Worts. Und ich hoffe, dass in diesem Prozess auch andere auf ihrem Weg ermutigt werden. Können europäische Reggae-Hörer damit rechnen, dich demnächst einmal live zu sehen? Oh, mit Sicherheit! YES! Soon Come!

For more info check:www.igraderecords.comwww.toussaintliberator.comwww.viroots.com

Nice to meet

Hans SöllnerBayrischer Sänger, Liedermacher, Folk-Reggae-Musiker und Rebell.Text: Anja Elsner, Azieb Johannes, Isabelle Fichtner / Fotos: Anja Elsner

gezogen. Ich glaube dass die menschliche Ursprungsgeschichte sowieso in Afrika begin-nt. Glaube ist nie leicht zu erklären. Rastafaris sind z. B. mehr für Frieden als die Katholiken. Wobei ich natürlich auch weiß, dass Rasta keine frauenfreundliche Religion ist. Das ist nur so, dass, wenn es überhaupt einmal eine Ursprungsreligion gegeben hat, die re-spektvoll mit allen Lebewesen umgeht, ich wahrscheinlich mit Rasta näher dran bin. Ich bin wahrscheinlich auch eher noch am Bud-dhismus dran. Zumal ich mir halt freigehalten habe, mir aus verschiedenen Religionen das Beste auszusuchen. Allein schon durch die Musik, die ich mache, fühle ich mich näher zu den Afrikanern hingezogen. Und ich rau-che Marihuana. Ich glaube, dass ich dadurch eine Verbindung zum Universum herstellen kann. Die Rasta beziehen sich eher auf das Alte Testament. Das ist nicht so meins. Und so suche ich mir aus allem das für mich Beste zusammen. Ich stelle mir selbst oft die Frage, aber ich stelle sie dir direkt. Wie schafft man es heutzutage, sich im Berufsleben selbst treu zu bleiben? Indem man die Wahrheit sagt. Wenn ich etwas spiele, was ich nicht bin, dann schaffe ich das nicht. So rede ich z.B. zu Hause mit meiner Frau genauso wie jetzt mit Euch. Ich glaube, dass es überhaupt das Wichtigste ist dass du dir selbst treu bist. Und deine Wahrheit verkündest. Aber ich glaube, es gibt eine universelle Arbeit und die ist einfach, in Frieden zu leben und lie-ben: [...] Freiheit für Drogen, für Liebe und Se-xualität. Was du machst mit deinem Leben, muss ich dir einfach zugestehen, denn sonst bist du unglücklich. Und ich hab‘s gestern mit jemand besprochen: ich würde niemals jemand zuliebe etwas tun. Weil jemand zu-

liebe etwas tun, heißt, dass ich dafür irgend-was erwarte. Ich tue es nur mir zuliebe. Lebe mit allen Menschen, mit allen Hautfarben, Rassen und allen Religionen, das tue ich mir zuliebe...anständig zu sein. Wenn ich mir zu-liebe anständig bin, dann glaub‘ i‘, werden die Leute auch merken, dass ich mir zuliebe Respekt habe für Sie. Für mich bist du einer der Menschen, die ich “mutig“ nenne. Du hast den Mut Ungerechtigkeit anzuprangern, und ich frage mich, woher nimmst du diesen Mut, hast du keine Angst vor Konsequenzen? Ich bin sehr gläubig, und wenn man sehr gläubig ist, dann brauch ich keine Angst vor diesen weltlichen Konsequenzen zu haben. Würd‘ ich mich auf dieser Welt benehmen wie eine Drecksau, würde auf dieser Welt Viecher umbringen, Leute abschlachten und Waffen produzieren, dann hätte ich vor meinem

Er ist bekannt für seine rebellische Art, in und um Bayern herum. Auch weit über die bayrischen Landesgrenzen hinaus verbreitet er sein Freiheitsgefühl- er lebt es, zeigt es: auf, hinter, vor der Bühne und hinterlässt eine ganze Portion dessen bei seinen Zuhö-rern. Dabei ist Hans Söllner ein bodenstän-diger Mensch, der ein bisschen mehr Mut hat als viele andere. Sein Mut bringt ihn dazu, Missstände in der Gesellschaft anzuprangern, dabei wird der Staat aufgrund seiner Doppelmoral mas-siv kritisiert. Er kreidet dem „Vater Staat“ an, die Fürsorge für seine Bürger auf Grund wirt-schaftlicher Interessen außer Acht zulassen. Hans Söllner versteht es, Menschen aus der Seele zu sprechen, denn er benutzt ein-fache Worte. Hier ist das Ergebnis eines ganz besonderen Interviews mit Hans Söllner vor seinem Konzert am 5. April in der Darmstäd-ter Centralstation. Ich habe eine grundsätzliche Frage: Du hast einen „Rastabock“ als Marken-zeichen. Warum gerade den Bock? Ich bin Steinbock. Das ist mein Sternzeichen. Und ich bin näher am Steinbock als am Löwen. Einfach von der geografischen Betrachtung her. Der Steinbock ist z.B. Vegetarier, das ist der Löwe nicht. Das hat auch in dem Mo-ment nichts mit Rasta und mit Afrika zu tun, sondern einfach mit meinem Sternzeichen. Du sagtest du bist Vegetarier, was sind deine persönlichen Gründe dafür? Der Um-gang mit diesen Lebewesen, ganz einfach. Du kommst aus Bayern und für viele Deutsche ist es wahrscheinlich ein Rätsel: wie bist du Rastafari geworden? Weil die meisten Bayern katholisch sind? Ich bin das natürlich auch gewesen, aber ich fühle mich jetzt nicht unbedingt zu diesem Glauben hin-

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letzten Richter wahrscheinlich Angst. I‘ hab nicht wirklich Angst, dass ich blöd da stehe vor meinem letzten Richter, vor Gott, oder wie wir ihn auch immer nennen wollen. Ver-stehst‘. Aber ich habe jetzt wirklich nicht sehr große Angst vor irdischen Richtern. Ich glau-be, wenn ich etwas schlecht mache, dann weiß ich das. Wir sind die einzigen Lebewe-sen auf dieser Welt, die wissen, wann sie Un-recht begehen, und wann an ihnen Unrecht begangen wird. Und mir braucht kein Richter sagen „Das war unrecht“. Das weiß ich schon selber. Also ich bin auch mal ordinär. Das ko-stet mich manchmal viel Geld. Aber das hat nix mit Mut zu tun. Sondern das hat etwas damit zu tun, dass ich aus einem bestimmten Landstrich in Deutschland komme, wo man so miteinander redet, und ich würde auch heute hier nicht anders reden als zu Hause. Gott sei Dank! Du warst ja auch auf dieser Anti-Atom-Demo, kannst du uns dazu etwas schil-dern? Sie haben uns definitiv angelogen. Wir sollten doch alle am selben Strang ziehen. Auch die Parteien sollten endlich, eine Partei gründen und die fähigsten aus all diesen Par-teien sollten in eine Partei, und diese Partei sollte im Namen des Volkes arbeiten. Und wenn ich mir Stuttgart 21 anschaue, dann weiß ich, was das Volk will. Und wenn ich die Demos in München und Berlin und Ham-burg anschaue, dann weiß ich, ob das Volk Atomkraft will oder nicht. Ich habe kein Han-dy, ich habe Angst vor Strahlung, ich habe Angst, dass mich das durcheinander bringt, meine Kinder. Warum gibt es so viele Kinder, die zappelig sind, warum gibt es soviel Feh-lernährungen, warum gibt es soviel Krank-heiten? Dann weiß ich, dass dieser Quarz in diesem Handy, in zwei Minen abgebaut wird in Afrika, die eine Mine ist in Ruanda, in dem Gebiet der letzten Gorillas. Das andere ist, dass diese Schächte in diese Minen so klein sind, dass sie nur Kinder durch schicken kön-nen. Dann weiß ich, warum ich kein Handy

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brauche. [...] Das muss jeder mit seinem Ge-wissen vereinbaren können. Ich bin wirklich auf vielen Demonstrationen. Ich bin so schon 60 bis 70 Tage im Jahr weg, dass ich nochmal 10 Tage für Demonstrationen hernehme. Ich habe Kinder, ich habe eine Frau, ich bin gern Family-Man, ich bin das alles gern. Aber ich bin auch gern gegen Atomkraft und mache ein paar Sachen mit. Ich bin froh, dass ich in einem Land lebe, in dem sich die Leute nicht mehr gefallen lassen, dass man so mit ihnen umgeht. Und ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem Menschen leben, die Bäume verteidigen. Bäume. Sonst nichts. Weil ich weiß, dass es ohne Bäume genauso wenig geht wie ohne Wasser oder ohne Luft. Jetzt wirklich zurück zur Musik. Hast du uns heute was Neues mitgebracht, neue Lieder? Ich spiele das, was zeitgemäß ist. Ich habe vor 25Jahren ein Lied geschrieben, das heißt „Hey Staat“, das ist jetzt aktueller als vor 25 Jahren (wie auch „Perverse“). Ja, dann habe ich was Neues dabei. Es ist de-finitiv so, dass ich vor 25 Jahren schon sehr vorausschauend war. Und eigentlich mich z.Z. sehr schwer tu‘, was Neues zu schreiben, weil es einfach nicht positiv wäre. Und es ist eh‘ schon ein Programm, das eher negativ ist, von den Liedern her, dass ich eine Ge-schichte erzähle zur Aufheiterung: Wir alle sitzen jetzt hier und wissen, dass wir einen Führerschein brauchen, aber das ist ein Kon-trollorgan geworden. Für mich ist dieser Füh-rerschein im Moment das, was uns allen das Genick brechen wird, die Wahrheit weiter zu verbreiten. Denn für mich ist ja auch immer eine Wahrheit. Ich rauche nicht jeden Tag 30 Joints, aber es ist so, dass ich lügen muss. Das Thema im Moment für mich ist der Füh-rerschein, da ich Leute kenne, deren Existenz deswegen kaputt gegangen ist. Eigentlich sollte es keinen Führerschein geben. Du soll-test bei einem Fachmann Auto fahren lernen, dann solltest du es können und dann solltest du fahren dürfen- aus. Ich mach‘ eben was

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z.Z. ansteht. Im Grunde genommen, Revo-lution, Aufruhr, sich wehren, die ganze Welt ist gerade im Wandel. Auch die Japaner. Ein Volk, dass wirklich sehr gut stillhalten kann, wird irgendwann aufstehen. Die Japaner müssten es doch wissen, nach alldem, was sie mit Plutonium und mit Kernkraft durchge-macht haben [...]. Das können die Deutschen auch sehr gut - leiden. Und irgendjemand et-was zuliebe machen. Wenn wir damit irgend-wann aufhören, dann fängt das an, richtig gut zu werden auf dieser Welt. Danke für deine Wahrheit! Hat mich ge-freut. Das schöne an der Wahrheit ist, dass man sie ohne ein schlechtes Gewissen ver-breiten kann. Das ist super, das ist einfach gut so.

Homepage: www.soellner-hans.de

DISCOGRAPHIE Alben: 1983 - Endlich eine Arbeit1986 - Für Marianne und Ludwig1987 - Wos reimt se scho auf Nicki1989 - Hey Staat!1990 - Bayerman Vibration1991 - Bayerman Vibration (Live)1992 - Der Charlie1992 - Ungehörtes und Unerhörtes1993 - Fang ma do o wo ma neilich aufg´heat ham1995 - Grea Goib Roud1997 - A Jeda2000 - 2412552001 - Babylon2004 - Oiwei i2005 - Im Regen2007 - Viet Nam

BOOtlEGS:1997 - Alltägliches1992 - Live im Melo2000 - Live in der JVA in Moabit2003 - Taubertal - Festival

Soundsystem

Seit nunmehr über zehn Jahren beschal-len die Soundbwoys Destiny ihr Hometown Frankfurt, große Teile Europas und Orte darü-ber hinaus. Wie das alles anfing und sich bis heute entwickelt hat, erzählten sie uns im fol-genden Interview. Die Soundbwoys Destiny haben sich im Jahr 2000 gegründet. Wie habt ihr euch kennengelernt bzw. wie entstand euer Soundsystem? Die ursprüngliche Zusam-mensetzung hat sich etwas verändert? Wie kam das zustande und wer sind die Neuzu-gänge bzw. die jetzige Formation? Ein Teil von euch lebt in Berlin? JOCHEN: Basti und ich sind auf die selbe Schule gegangen, hatten allerdings lange nichts wirklich miteinander zu tun. Erst als wir die Liebe zum Hip Hop als ge-meinsamen Nenner entdeckt hatten, starteten wir kleinere Freestyle Session in Kellern oder auf Parties, die dann wiederum eine bis heu-te anhaltende Freundschaft entstehen ließen. Irgendwann sind wir dann in Kontakt mit Fa-bian gekommen, der auch auf unsere Schule ging und über eine kleine, aber feine Selektion an 7 Inches verfügte. Wir haben alle sofort die Vibes aufgesogen, die die kleinen schwarzen Dinger verbreitet haben und uns war klar: Das wollen wir ab jetzt auflegen. Das haben wir dann auch gemacht. Dazu kamen dann noch Toast und Dominik, die wiederum einiges an Knowledge und Tunes mit einbrachten. Wir sind Tag für Tag tiefer in die Materie getaucht, haben unsre erste Party auf dem Lohrberg ver-anstaltet und damit SOUNDBWOYS DESTINY ins Leben gerufen.

Die Leute im unseren Freundeskreis, ha-ben die Vibes, genau wie wir, sofort gemocht, so dass das ganze ziemlich schnell gewachsen ist. In unserem Kiez haben auf einmal viele Leute unsere Mixtapes im Auto gehört und neue Soundsystems haben sich gegründet. Wie zum Beispiel „Firevibez“, um Tobi, Kamil und Max, die heute alle 3 zusammen mit Jörg und Samy Soundbwoys Destiny ausmachen. Die ersten Partys fanden auf dem Lohr-berg in Frankfurt statt, einer auch heute noch im Sommer atemberaubenden Loca-tion mit Blick über die Skyline. In welchem Club hattet ihr dann euren ersten Gig? Wie war das, wie reagierte die Massive auf euch? JOCHEN: Also der erste Gig, an den ich mich erinnern kann, war eine Party von Raggagum im damaligen Space Place (heu-te Tanzhaus West). Das waren neben Riddim Wize die angesagtesten Reggae und Dancehall Parties in Frankfurt, was uns natürlich zu die-ser Zeit mächtig Stolz gemacht hat. Wir, schon ein wenig aufgeregt, haben aber alles richtig gemacht und die Leute zum Tanzen gebracht. Da war klar: wir wollen mehr davon. Euer Vorbild waren jamaikanische Yard-Sounds und deren Art Vinyls zu mi-xen. Heutzutage läuft ja vieles digital (Macbook), wie ist das bei euch, bleibt die Liebe zu Vinyl bestehen oder passt ihr euch den aktuellen digitalen Gegebenheiten an? TOBI: Ja die Entwicklung in den letzten Jahren war schon sehr rasant. Es ist immer noch was anderes, die alten Platten in der Hand zu ha-ben, da man zu jeder einzelnen Scheibe eine

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kleine Geschichte in Erinnerung hat. Zum Bei-spiel wo man sie gekauft / gefunden hat oder wie es war, den Song das erste Mal im Club zu spielen. Das gibt es heutzutage leider kaum noch, egal ob mit CD‘s oder eben per Mac-Book. Auf der anderen Seite wird einem gar nicht die Wahl gelassen. Leute die regelmäßig auf Dances / Partys gehen erwarten natürlich auch eine gewisse Aktualität in der Selection. Das ist mittlerweile fast unmöglich wenn man mit Vinyl spielt. Ein kleines Beispiel: Als ein Teil des Sounds im Jahr 2007 auf Jamaika war, ist man in Mobay & oder Kingston natürlich bei dem einen oder anderen Plattenladen vor-beigegangen um die Selection weiter zu fül-len. Beim nächsten Trip nach Jamaika (2009) stellte sich das um Längen schwieriger dar, als noch 2 Jahre zuvor. Statt volle Regale mit den neusten 7 Inches, gab es einen kleinen Raum mit einem PC und 8 externen Festplatten, wo man sich nun Compilations zusammenstellen lässt und ein paar gebrannte CD‘s kauft. Nach welchen Kriterien werden eure Plattenkisten bzw. Rechner gefüllt? Mehr Dancehall als Roots? Worauf achtet ihr bei einem Dance? TOBI: Auf dem Rechner ist ei-gentlich fast alles an Musik drauf, was es gibt :). Der größte Teil ist natürlich mit Reggae, Roots, Foundation & Dancehall gefüllt. Aller-dings kommt es auch ab und an mal vor, das unsere Dj‘s auf verschiedensten Anlässen für Musik sorgen sollen. Da darf dann auch ein James Brown, Curtys Mayfield oder auch Mi-chael Jackson nicht in der Auswahl fehlen.Bei unseren Partys versuchen wir stets eine

Soundbwoys DestinyFrankfurt‘s No1 SoundText: Eva Ensling, Franziska Zeidler, Ali Jameel / Fotos: Soundbwoys Destiny

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gewissen Spannungskurve über den Abend aufzubauen. D.h. Es fängt in der ersten Stun-de locker mit ein paar Foundation Tunes an, geht über zu Reggae, bis dann der Zeitpunkt erreicht ist, wo man sagt jetzt geht’s los. In diesen Überlegungen werden natürlich auch die Gäste und deren Spielzeiten eingeplant, sodass am Ende einen guter Mix aus Roots, Reggae & Dancehall sowie Entertainment auf und neben der Bühne dem Abend seinen Stempel aufdrückt. Wo liegen eure musikalischen Wurzeln? Bei jedem unterschiedlich? Reist ihr auch des öfteren mal nach Jamaika auf der Su-che nach neuen Tunes bzw. für Dubplates? TOBI: Der Großteil kommt aus dem HipHop. Tobi war in jungem Alter Sänger einer Rock & Funk-Band. Wobei das in seiner Vita auch nicht unbedingt auftauchen muss, wie er im-mer gern sagt ;). Wie schon erwähnt, war der letzte Trip nach Jamaika vor knapp 2 Jahren im Jahre 2009. Für den ein oder anderen war es das 2. bzw. 5. mal auf der Insel. Wir versuchen, im-mer wenn wir da sind, einen Mix aus Urlaub und Soundbusiness hinzubekommen, was sich zeitweise dann doch als schwierig heraus stellt und am Ende doch wieder nur in Studios und auf Dances rumgehangen wird. Es war ein harter Schlag für Frankfurt‘s Reggae-Szene, als bekannt wurde, dass der Club O25 schließen wird. Ihr wart hier viele Jahre lang Residents mit zahlreichen nam-haften Gästen aus aller Welt. Trotz allem habt ihr euch nicht aufhalten lassen und in Kürze ein neue Location aufgetan: den Sink-kasten. Wie kam das? TOBI: Ja, nicht nur die Frankfurter Reggae-Szene war überrascht, sondern auch und vor allem wir selbst. Das kam alles sehr plötz-lich und sozusagen ohne Vorwarnung. Wir wussten 1 Woche vor der Schlie-ßung Bescheid, obwohl man zu diesem Zeitpunkt mitten in der Planungs- & Vorbereitungsphase zu unserem 10 Jährigen Ge-burtstagsdance steckte. Es war keine einfache Phase für uns, da man nach mehr als 9 Jahren plötzlich ohne Club dastand. Daraufhin raufte man sich zusammen und verlegte den kommenden Dance, der 1 ½ Wo-chen später im o25 angesetzt war innerhalb von 2 Tagen in den Frankfurter Traditions-Club Sinkkasten, wo man diverse Male bei Events wie z.B. der HR3 Night aufgelegt hatte. Danach schauten wir uns im Sommer 2010 noch die ein oder andere Location in Frankfurt an und kamen letztlich zu dem Schluss, dass der Arts Club Sinkkasten mit seinem Neuen Programm, der Lage und der Ausstattung der optimale Club für unsere Veranstaltungen ist. Wir nah-

men die Planungen für die 10 Jahres-Party wie-der auf, und was daraus resultierte, konntet ihr ja selbst bis heute nachverfolgen :). An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an die ehemaligen Besitzer des o25, Uli Schlepper & Jesko Barabas, mit denen wir über 100 erfolg-reiche Reggae- & Dancehallpartys veranstaltet haben und zu denen wir auch noch heute in gutem Kontakt stehen! Was haltet ihr von Female-Sounds? Wer-den wir bei euch auch mal ein Female-Sound zu Gast sehen? TOBI: Gute Frage! Grundsätz-lich haben wir weder etwas gegen weibliche Djs & MCs, noch hegen wir besondere Vorlie-ben gegenüber Female Sounds. Das was zählt, wenn es um Bookings für unsere Events geht, ist Qualität. Wobei man sagen muss, dass Qualität sich unterschiedlich darstellen kann. Wir machen das ganze Soundsystem-Ding seit mehr als 10 Jahren. Veranstalten seit ca. 9 Jah-ren Partys in Frankfurt, sodass man die Szene der Stadt & Umgebung einschätzen muss. Man muss sich die Frage stellen, welcher Sound / Artist passt zur Massive – denn das wichtigste ist nach wie vor, dass das Publikum am frühen Morgen nach der Party zufrieden nach Hause torkelt ;).

D.h. wenn ein Female-Sound auf sich auf-merksam macht, und wir denken, dass die Art, wie der Sound gespielt wird, in unser Konzept passt, wird es sicher nicht lange dauern, bis man sie auch in Frankfurt live erleben kann. Ihr wart Mitte März in Schweden und Dänemark zu Gast. Wie war‘s im hohen Norden? Ihr seid europaweit bekannt und beliebt. Wo hat es euch bisher am besten gefallen? Gibt es Unterschiede zur Massive in Deutschland? TOBI: Es hat definitiv Spaß gemacht. Es war das erste Mal in Skandina-vien, und wir hoffen, es wird nicht das letz-te Mal gewesen sein :) . Es ist schwierig zu sagen, wo es einem am besten gefallen hat, da jedes Land, jede Stadt oder auch einfach jeder Trip mit dem Sound was spezielles ist. Uns geht es nicht um Geld oder sich privat die Hosentaschen voll zu machen – wir machen das, um neue Leute zu treffen, zusammen die Musik zu spielen die alle Beteiligten ja auch irgendwie verbindet, andere Länder & oder Kulturen zu sehen und auch ein kleines biß-chen, um sich seinen wöchentlich benötigten Adrenalinkick abzuholen :). Genauso schwer ist es, allgemeine Unter-schiede auszumachen. Denn es ist wirklich so, jeder Club, jede Stadt, jeder Dance ist anders. Man muss immer wieder aufs neue ein Ge-fühl für die Leute und den Club, in dem man Abends spielt, entwickeln. Aus diesem Grund mögen wir es auch nicht irgendwo um 1:30 einzulaufen und 5 Minuten später die Show zu spielen. Es ist immer gut, mindestens eine halbe Stunde vor dem Auftritt sich ein Bild von der Massive zu machen. Was ist für das Jahr 2011 geplant? Auf welche Gäste können wir uns dieses Jahr im Sinkkasten freuen? Werdet ihr auch auf Festivals auftreten? TOBI: Da wollen wir gar nicht zu viel verraten :). Der nächste Dance ist am 03.06.2011 zusammen mit den hochkarä-tigen Jungs von Bass Odyssey (Jamaica). Wir stehen im Kontakt zu verschiedenen Festivals, warten jedoch vereinzelt noch auf verlässliche Rückmeldungen. Fest steht, dass wir beim More Fire Festival in Hannover am 18.06. am Start sind. Ansonsten immer fleißig unsere Seiten im Netz checken, da werdet ihr über mögliche weitere Gigs & Festivals be-stens informiert !

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www.soundcloud.com/soundbwoys-destiny

www.twitter.com/destinysound PS. RIESEN BIG UP an die ganze Redaktion von Reggae-RheinMain !!! Freut uns zu sehen, was ihr für die Szene in Rhein Main auf die Beine stellt. Weiter so !!! ;) Wir danken für das Interview und geben das Kompliment gern zurück :)

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Reggae Rhein-Main No7/Mai-Juni-Juli 2011

Artist-Report

Alben 1984: Bitim Rew

1986: Nelson Mandela 1988: Immigrés

1989: The Lion (Gainde) 1990: Set

1992: Eyes Open 1994: The Guide (Wommat)

1995: Gainde – Voiced from the Heart of Africa

1997: St. Louis 1999: Rewmi

2000: Lii 2000: Le Grand Bal à Bercy

2000: Joko 2001: Ba Tay

2001: Le Grand Bal Vol 1 & 2 2002: Et Ses Amis

2002: Nothing’s in Vain (Coono du réer) 2004: Égypte 2006: Badou

2007: Rokku Mi Rokka 2010: Dakar - Kingston

Compilations 1990: Best of

1998: Best of the 80’s 2001: Birth of a Star

Youssou N‘Dour ist auf der ganzen Welt bekannt und beliebt. Er zählt zu den wich-tigen Persönlichkeiten, die etwas in der Welt bewegen, und er berührt mit seiner Stimme die Menschen – egal welchen Alters, wel-cher Religion und unabhängig vom sozialen Status. Global eben.

„Musik ist eine Sprache, vielleicht die erste Sprache, die der Mensch hatte“, sagt Youssou N‘Dour über seine Kunst, „und ich benutze sie, damit die Menschen die Bot-schaft hören und verstehen, schneller als aus jeder Zeitung. Ich singe über die Wirklichkeit, über die Gesellschaft, in der ich lebe. Das ist nicht nur der Senegal oder Afrika, das ist die ganze Welt.“

Youssou N‘Dours Leben und seine Musik sind geprägt von Superlativen: kein anderer Musiker hat so viel für die afrikanische Musik bewirkt. Sein Welthit „Seven Seconds“, den er 1994 mit Neneh Cherry im Duett sang, sicherten ihm den Platz im Pop-Olymp. Er steht mit seinem Namen als Inbegriff für die „Weltmusik“ und arbeitet mit internationalen Stars wie Peter Gabriel, Sting, Bruce Springs-teen, Tracy Chapman, Paul Simon oder den Fugees zusammen.

„Der vielleicht berühmteste lebende Sänger“, so wurde er vom Rolling Stone Magazine genannt, wurde 1959 in Dakar im Senegal geboren und von seinen Eltern muslimisch nach der Glaubensrichtung der Sufi erzogen. Von seiner Mutter, einer Griot-Sängerin, bekam er den ersten Gesangsun-terricht, und sein Vater war ein beliebter Su-fibarde.Bereits mit zwölf Jahren hatte Youssou N‘Dour seine ersten Auftritte und spielte fürs Radio zusammen mit seiner Band „Étoile de Dakar“, die er später in „Super Étoile de Dakar“ umbenannte. Die Besonderheit lag in der Schaffung eines eigenen unverwech-selbaren Musikstils, gesungen auf Wolof, der Sprache Senegals und Gambias. Damals waren karibische Salsa-Rythmen im Senegal

populär. Youssou mischte diese mit traditio-nellen Elementen, Jazz und Soul-Einflüssen, E-Gitarre, Drums und Bläsern und kreierte so den Mbalax-Stil, der Ende der 70er Jahre den Senegal komplett erobert hatte. 1981 fliegt Youssou zum ersten mal nach Europa, zuerst nach Paris, dann nach England, wo er mit Peter Gabriel produziert. Und seitdem ist Youssou N‘Dours Aufstieg nicht mehr zu stoppen.

Seine wachsende Berühmtheit nutzt Youssou und engagiert sich politisch, sei es für Amnesty International, die Rechte der Frauen, dem Kampf gegen Malaria, AIDS und den Umweltschutz. Das Album „Egypt“ richtet sich mit kritisch-intelligentem Ton in Zeiten des Golfkonfliktes an die ganze Welt und wird gehört.

Das aktuelle Album „Dakar-Kingston“ hat erstmals einen klaren Reggae-Einfluss, eine Hommage an Bob Marley. Doch die afrika-nische Note geht nicht verloren, begleitet vom Takt der Talking Drum Tama. Im Winter 2010 gab Youssou N‘Dour drei Konzerte in Deutschland und schenkte dem Publikum einen wunderbar warmen gefühlvollen und tanzbaren Abend.

„Wenn je ein Performer aus der Dritten Welt ein Abbild der zuletzt von Bob Marley gehabten Sorte weltweiter Popularität dar-stellt, dann ist es Youssou, ein Sänger mit einer so außergewöhnlichen Stimme, dass die Geschichte Afrikas in ihr eingeschlossen zu sein scheint“. (Brian Cullman im Rolling Stone)

Das aktuelle Album

„Dakar-Kingston“

Youssou N‘Dour Afrikas Star der SuperlativeText / Fotos: Stephanie Reichelt

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Newcomer

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Diffarent Mc NEUlich in Darmstadt …Text: Anja Elsner / Fotos: Streußel Productions

Mit einem kleinen nächtlichen Live-Kon-zert, einem Beatboxer neben sich und der Gitarre in der Hand, machte er uns erstmalig auf sich aufmerksam. Innerhalb kürzester Zeit versammelte sich eine begeisterte Crowd um den jungen Musiker. Und das macht den Darmstädter Diffarent Mc aus: er überzeugt.Er selbst singt, rappt und spielt Gitarre.Seine Songs schreibt und spielt er selbst. Und das gerne in Zusammenarbeit mit an-deren Darmstädter Talenten. Durch seine Offenheit ergeben sich so immer neue mu-sikalische Möglichkeiten. Mehr davon hier in unserem Kurzinterview. RRM: Du bist gerade neu auf unserer Bildfläche erschienen....wie würdest du dein Tun beschreiben, wie würdest du dich und deine Musik beschreiben? Ich würde mich als einen Oldschool Deutsch-Hip-Hopper bezeichnen, der über die Jahre gelernt hat, als Liedermacher aufzutreten, und im Prinzip von sich verlangt, in jeder Musikrichtung Lieder zu schreiben und zu Jammen. Und das kann ich. RRM: Jede Musikrichtung? Jede Musi-krichtung! Die Grundrichtungen, an denen ich festhalte, sind Kopfnicker-Hip-Hop (so nannte man das damals), Reggae und Dub. Aber auch Pop, Rock, Funk und Blues, süch-tig nach Gitarrensounds. RRM: Ah, das erklärt auch deinen Na-men :-) Der Name, den ich mir schon vor 10 Jahren ausgesucht habe, entstand durch die Vielfalt, die ich in meiner Musik, aber auch in meinem Gedankengut habe und haben wollte. Wer mich in der Stadt trifft, begegnet immer dem selben Künstler, nur manchmal in Springerstiefeln und Lederjacke mit Kil-lernieten und äthiopischer Flagge auf dem Arm und am nächsten Tag mit Baggypants, fat laces in den Sneakers und Reggaetam (Rastamütze). Diffarent Style in allen Be-reichen. Meine Interpretation von Vielfalt. RRM: Ich höre gerade deine kunterb-unte Mischung*...es ist faszinierend, wie

viele Bereiche du tatsächlich abdeckst. Wie kommt es denn zu diesem Mix? Der Anfang wird gewesen sein, als ich meinen fünf Jahre älteren Bruder nach Musik gefragt habe. Die Anfänge waren wohl maßgeblich die Einflüsse meines älteren Bruders. Dieser Einfluss waren z.B. meine ersten drei CDs von ihm: Freundeskreis, Bob Marley und Wizo. So lernte ich sehr früh, dass jede Mu-sikrichtung etwas richtig Gutes zu bieten hat. Und dass die guten Leute aller möglicher Musikrichtungen die gleiche Message ha-ben. RRM: Wir lernten uns ja vor der Bes-sungener Knabenschule in DA kennen. Du machtest durch ein kleines live Konzert auf dich aufmerksam. Mit Erfolg. Ist das Deine Art von Promo? Wofür machst du Promo? Abgesehen von Flyern, die ich ver-teile, betreibe ich viel Promotion, indem ich in der Darmstädter Innenstadt mit meiner Musik auf mich aufmerksam mache. Oder mit meinem Akustik-Set durch den Herren-garten ziehe/fliege (lacht). Zukünftig wird es einen Internet-Auftritt geben. Im August sollte es spätestens soweit sein.

Im Moment mache ich mit meiner Pro-motion nur auf meine solo Akustik-Konzerte aufmerksam. RRM: Und davon gab es inzwischen in Darmstadt ja einige...wie ich mitbekom-men habe u.a. im Sumpf, in der Krone und Oettinger Villa, richtig? Was dürfen wir noch von dir erwarten? Die nächsten Schritte sind, das 18-Track-starke Album pressbereit zu kriegen. Die Live-Band zu for-men, die mit mir meine Lieder präsentiert. Und ich bin dabei mich mit Rebelion-Sound-system zusammen zu tun, um die Darm-städter Reggae-, Dub- und Dubstep-Szene aus den Angeln zu heben (grinst vielver-sprechend). Eyjaooo! (eins seiner kleinen „Markenzeichen“ auf der Bühne). Und davon können wir uns bald überzeugen, folgende Termine sind aktuell geplant:18. Mai 2011, im Cluster, Darmstadt 18. Juni 2011, im Sumpf, Darmstadt Wir hören bald mehr!

* aktuell nur live zu bewundern, CD-Release ist für August geplant.

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Länderinfo

eine stark zentralisierte Präsidialrepublik, die sich durch die Verfassung von 2001 durch rechtsstaatliche und demokratische Strukturen auszeichnet. Es ist eines der wenigen afrikanischen Staaten das nie ei-nen Putsch erlebte. Macht wurde friedlich, wenn nicht sogar demokratisch übergeben, von Senghor zu Diouf 1981, und im Jahr 2000 in demokratischen Wahlen, von Diouf zu dem jetzigen Präsidenten Abdoulaye Wade. Neben Französisch als Amtssprache werden besonders Wolof, aber auch Man-dé, Ful, Peul und Malinké verbreitet zur Ver-ständigung genutzt. Die Menschen in Senegal leben zum grössten Teil von Tätigkeiten im Bereich der Landwirtschaft, besonders vom Erdnuss- und Baumwollanbau. Weltweit ist Senegal sogar einer der größten Erdnusslieferanten, doch hat Fischfang inzwischen die Stellung des wichtigsten Wirtschaftszweigs einge-nommen. Bei einer Einwohnerzahl von mehr als 12 Millionen Menschen nimmt der Islam mit ca. 94% sunnitischen Moslems den größten Stellenwert in der religiösen Land-schaft Senegals ein. Unbedingt zu nennen ist hier die inmitten der heissen, zentralen Savannen gelegene heilige Stadt Touba. Schon von weitem ist die Große Moschee von Touba, die größte Moschee Senegals, zu erkennen. Für die isla-mische Bewegung der Mouriden (eine Sufi-Bruderschaft) ist sie das religiöse Zentrum. Jedes Jahr zu einem sich verschiebenden Zeitpunkt pilgern hunderttausende gläubi-ger Senegalesen nach Touba, um dort ihre

Teranga bedeutet Gastfreundschaft und ist der Inbegriff dafür, dass Fremde in Se-negal herzlich aufgenommen und als Be-reicherung erlebt werden. Die Senegalesen freuen sich und sind stolz auf ihr Land, wenn es Gästen bei ihnen gefällt und sie wiederkommen. Gäste werden in Senegal mit „Attaya“ empfangen: Attaya ist ein ty-pisch senegalesischer Grüner Tee mit sehr viel Zucker und frischen Pfefferminzblättern. Es braucht viel Zeit, bis der Tee heiß wird; das Timing ist wichtig für den Geschmack des starken Tees und durch mehrmaliges hin- und zurück schütten von einer kleinen Glastasse in die Kanne wird der Tee schau-mig und kühlt etwas ab. So gilt es beispiels-weise auch als passendes Gastgeschenk, wenn man dem Hausherrn, zu dem man eingeladen ist, Grünen Tee und Zucker mit-bringt. Im äußersten Westen Afrikas gelegen bildet Senegal den Übergang von der Sa-helzone zu den Tropen. Es umschließt das Land Gambia vollständig. Subtropisches Kli-ma, traumhafte Strände in der Casamance im Süden Senegals, wüstenähnliche Dünen und mehrere außergewöhnliche National-parks wie der Niokola-Koba oder Djoudj oder auch der wegen seiner rosaroten Fär-bung Lac Rosé genannte See, dessen Salz-gehalt fast so hoch ist wie der des Toten Meeres, die allesamt zum Unesco Weltna-turerbe zählen, machen eine Reise in den Senegal zum unvergesslichen Erlebnis. Im Nationalpark Djoudj – dem drittgrößten Vo-gelschutzgebiet der Welt - leben besonders während der Winterzeit 3 Millionen Zugvö-gel und viele, zum Teil auch seltene Vogel-arten. Ruhige, traumhafte Landschaften und ursprüngliche Natur prägen das gesamte Landesbild. Aber nicht nur Flora und Fauna Senegals faszinieren, sondern auch seine Menschen, seine Kultur und Geschichte. So sollte man unbedingt in Saint Louis gewesen sein! Die einstige Perle Westafri-kas, die nahe der Grenze zu Mauretanien liegt, war bis 1902 Hauptstadt der Kolonie Französisch-Westafrika, zu der unter ande-rem Mauretanien, Niger, Mali, Guinea und die Elfenbeinküste gehörten. Die in der

Wolof-Sprache „Ndar“ genannte Stadt gilt heute als kulturelles Zentrum Senegals. Besonders beeindruckend ist das histo-rische Stadtzentrum mit seinen präch-tigen Handelshäusern. Hier fühlt man sich direkt in die ehemalige Kolonialzeit der äl-testen französischen Stadt Schwarzafrikas versetzt. An diesem Ort findet regelmäßig im Mai das Jazzfestival „Jazz de Saint Lou-is“ statt. Es ist das wichtigste Jazzfestival in Afrika, findet weltweit Beachtung und för-dert das Zusammenwirken verschiedener Kulturen. Erst mit der Unabhängigkeit Senegals 1960 wurde das günstiger gelegene Dakar zur Hauptstadt, das Fans des Motorsports hauptsächlich durch die weltberühmte Rallye Dakar bekannt ist, welche seit 1978 einmal jährlich ausgetragen wird. Auf-grund von Sicherheitsproblemen wurde die Rallye Dakar im Jahr 2009 allerdings nach Südamerika verlegt. Dakar ist eine geschäftige Hafenstadt mit einem ab-wechslungsreichen Nachtleben und die am weitesten westlich gelegenste Stadt Afrikas. Die Insel Gorée, von Dakar mit ei-ner Fähre erreichbar, war damals ein zen-traler Sklavenmarkt. Hier gibt es heute das Historische Museum, in dem man mehr über die Geschichte des Sklavenhandels erfahren kann. Als ehemalige französische Kolonie und Teil von Französisch-Westafrika wird in Senegal hauptsächlich französisch gespro-chen. Der Staat ist seit 1960 unabhängig, jedoch bestehen weiterhin enge Bezie-hungen zu Frankreich. Senegal ist heute

Senegal Das Land der TerangaText: Eva Ensling, Abass Ba / Fotos: Dieter Schütz, Aira, Helga, Jerzy, Margrit, A. Rausch / pixelio.de; Heiko May

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religiöse Überzeugung zum Ausdruck zu brin-gen. Die Gründung Toubas geht auf Cheikh Amadou Bamba Mbacké und seinen Helfer Ibrahima Fall zurück. Cheikh Amadou Bamba spielte eine entscheidende Rolle in der se-negalesischen Widerstandsbewegung gegen die französische Kolonialmacht um 1900 und musste aufgrund seiner Überzeugung nach Gabun ins Exil gehen. Heute führt die Familie der Mbacké das Vermächtnis Ama-dou Bambas fort. Gegenwärtig ist der Mou-ridismus, neben den Tidianisten, die größte religiöse Strömung in Senegal. Besonders junge Leute begeistern sich für die Ideale Amadou Bambas. Viele junge Senegalesen verbringen einen Abschnitt ihres Lebens als „Baye Fall“, als Nachfolger Ibrahima Falls. Zentrales Ideal ist die Arbeit. Während der Erntezeit ziehen sie auf die Erdnussfelder, die Touba umgeben und unterstützen ih-ren geistigen Führer, ihren Marabut, bei der Bewirtschaftung der Felder. Überall in den Städten trifft man auf Baye Fall-Anhänger, die aufgrund ihrer bunten Umhänge leicht erkennbar trommelnd- und singend um eine Spende für die Gemeinschaft bitten. Beson-ders auf der Insel Gorée ist die Lebensform der Baye Fall sehr präsent. Aus der senegale-sischen Gesellschaft sind die Baye Fall jeden-falls nicht mehr weg zu denken. Für ein Land, das nur ungefähr zwölf Millionen Einwohner zählt, hat Senegal viele bekannte Künstler hervorgebracht. Schon der erste Staatspräsident Leopold Sedar Senghor war Poet und Mitglied der Pariser Académie Française; heute sorgen Musiker, Bildhauer und Schriftsteller für

internationalen Ruf – zu nennen sind hier besonders Sänger Youssou N´Dour, Bild-hauer Ousmane Sow, Schriftstellerin Ken Bugul oder Schriftsteller Abasse Ndione. Besonders Musik ist Teil des alltäglichen Lebens - egal wo man hinkommt - wird Musik gespielt oder gehört, ob auf Festivals oder einfach im Bus. Musik ist, kombiniert mit Tanz und Erzählung, die wichtigste künstlerische Ausdrucksform für die Men-schen Senegals. Traditionellerweise wird Musik durch die Griots gemacht. Das sind Sänger und Geschichtenerzähler, die durch das Land ziehen und auf Festen ihre Trom-meln spielen. Dabei erzählen oder singen sie Geschichten aus längst vergessenen Zeiten, tragen Volksweisheiten an die Menschen heran und tanzen für sie. Seit den 1980er Jahren ist Mbalax durch Grö-ßen wie Youssou N´Dour, Ismael Lô, Omar Pene und Baaba Maal omnipräsent in allen Medien. Mbalax mischt viele verschiedene regionale Einflüsse mit schnellem Rhythm & Blues und Latino-Musik. Die auf Wolof gesungenen Texte im Mbalax nehmen oft einen religiösen Bezug auf Akteure des Su-fismus. In ihrer Balladenform erinnern sie

an Gesänge von Griots. Vor der Mbalax-Mo-de war die senegalesische Popmusik bis in die 1970er Jahre stark lateinamerikanisch geprägt, doch seit den 1990ern tritt neben Mbalax die HipHop-Kultur der Metropole Dakar in den Vordergrund. Die Szene des Senerap, dem bekanntesten afrikanischen HipHop, konzentriert sich in Dakar, in der es je nach Schätzung zwischen 2.000 und 4.000 HipHop-Crews gibt. International bekannt sind vor allem Positiv Black Soul, Daara J, Pee Froiss und die heute in Berlin lebende Sister Fa. Zur Zeit ist Akon der be-deutendste senegalesische Rapper. Natür-lich wird auch Reggae und Dancehall viel gehört und gespielt, und immer mehr jun-ge Senegalesen bringen sich in den Reg-gae ein. Artists wie Marcel Salem oder Jah Milk spielen beispielsweise Roots Reggae. Es ist auf jeden Fall lohnenswert, einmal in die Vielfalt der senegalesischen Musik reinzuhören!

Natural Beauty

Algen Die Schönheits-Power aus dem MeerText / Fotos: Eva Ensling, Ali Jameel

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gen zurzeit voll im Trend. Positive wirtschaft-liche Auswirkungen zeigen sich zum Beispiel auf Sansibar, wo mittlerweile viele Frauen an den Küsten Rotalgen anbauen. Der neue Wirtschaftszweig hat in den Küstenregionen zu einem sichtbaren Wandel geführt, da nicht nur das Selbstbewusstsein der Frauen gewachsen ist, sondern auch ihr Lebensstan-dard. Erstmals tragen die Algenfischerinnen zum Unterhalt ihrer Familien und zum Fort-schritt des ganzen Dorfes bei, indem sie mit einfachen Mitteln aus getrockneten und pulverisierten Algen hochwertige Seifen herstellen. Der Traum von einem besseren, unabhängigeren Leben an Sansibars Küsten

nimmt dadurch konkretere Formen an. Für die Schönheitspflege werden Algen immer wichtiger. Unser Körper benötigt in der heu-tigen Zeit, bedingt durch Stress, mehr Mine-ralien, Spurenelemente und Vitamine und da sind Algen die beste und gesündeste Mi-neralstoffzufuhr, die wir haben können. Zum Beispiel als Algenbad, Algenpackung, Al-gentees oder auch in asiatischen Gerichten. Durch Algenmasken wird eine besondere Tiefenwirkung erzielt, sowie wertvolle Mine-ralien, Spurenelemente und andere Wirk-stoffe über die Haut aufgenommen. Algen besitzen einen ähnlichen ph-Wert wie die Hautoberfläche und haben erstaunlicher-weise in Mineralien und Spurenelementen die gleiche Zusammensetzung wie unser Or-ganismus und sind gerade deshalb für Men-schen mit sensibler, zu Allergien neigender Haut eine gute Alternative. Algenkosmetik-produkte werden gegen Allergie, Akne und Cellulitis eingesetzt. * Sie regen Stoffwechsel und Durchblutung an, und straffen so das Gewebe und können gleichzeitig rheuma-tische Beschwerden lindern. Also, schaut euch mal an, was es an Algenprodukten so gibt und lasst eure Haut in neuem Glanz er-strahlen! Viel Spass beim Ausprobieren! * sofern diesen nicht eine Jod-Unverträglichkeit zugrunde liegt.

Der Frühling ist da, und der Sommer steht vor der Tür! Die Sonne bringt positive Vibes, und damit ihr auch gesund und straff in den Sommer startet, möchten wir euch diesmal die Power der Algen vorstellen. Algen zählen nicht nur zu den wichtigsten Sauerstoffproduzenten der Erde, sondern speichern auch wichtige Mineralstoffe des Meeres in konzentrierter Form und enthal-ten eine Fülle seltener Vitamine, Spurenele-mente, Jod und Proteine. Sie sind sehr nähr-stoffreich, gesund und vielseitig verwendbar. Deshalb sind Algen für unsere Gesundheit und Schönheit so wertvoll. Algenpräparate in Gesichtsmasken und im Badewasser lie-

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Partyberichte & PicsWas war los in der Rhein-Main-Area:Partyberichte & PicsWas war los in der Rhein-Main-Area:

Text: Franziska ZeidlerFotos: Lioness Movement, elefoarts (Sascha Schreiner), Joey Fever, Anja Elsner

09. April 2011: Wake the town … ! Jackpot Sound

ls. Million Vibes Sound, live on stage Joey Fever

in MainzJackpot Sound glänzten wie immer mit einem gelungenen

Warm up und präsentierten uns dieses mal schwedische

Gäste. Million Vibes aus Malmö rockten die Menge mit

einem wunderbaren Mix aus Oldschool und neuem Dan-

cehall. Absolute Tanz-Garantie! Das Highlight des Abends

war der Live-Auftritt von Newcomer Joey Fever aus Stock-

holm, dessen Songs wie „Sweetness“, „Tell it to my heart“,

„Me nuh follow dem“ oder das Feature mit Million Stylez

„Young gunz“ das Publikum begeisterten. Ein vielverspre-

chender Künstler, sein Debut-Album „In a Fever“ ist bei

Lockdown Productions erschienen.

4. März 2011: Companheiro Leao ls. Lioness Movement in Darmstadt Wie jeden ersten Freitag im Monat luden Compan-

heiro Leao und Hussem mit „Into the Lions Den“ in

die Bessunger Knabenschule ein. Zu Gast diesmal

die Female-Power aus Stuttgart: Lioness Move-

ment. Glori (MC), Firecat (Selectress) & Miri (MC),

leider nicht ganz vollzählig, fanden den Weg nach

Darmstadt und wurden begeistert von der Massive

empfangen. Die Tanzfläche war gut gefüllt und es fiel

einem nicht schwer, sich von den guten Vibes einfach

mitreißen zu lassen. Die Show mit Lioness Movement

war energiegeladen, abwechslungsreich und qualita-

tiv top. Wir freuen uns schon sehr auf den nächsten

Auftritt in Darmstadt!

18. März 2011: Radikal Sunflower Colectivo, live on stage Ephraim Juda in Darmstadt Das Radikal Sunflower Colectivo bot an diesem

Abend ein DJ-Set in altbekannter Weise mit viel Roots- und Dub-

Reggae. Die Tanzfläche war brechend voll und das Publikum in

guter Stimmung, positive Vibes den ganzen Abend über. Den

Höhepunkt des Abends stellte die Live-Performance von Ephraim

Juda aus Berlin dar. Der extrem talentierte Modern-Roots-Artist

präsentierte uns sowohl Songs aus seinem letzten Sommer er-

schienenen Debut-Album als auch schon wieder neu enstandene

Tunes. Ein unvergesslicher, sehr nicer Partyabend!

27. April 2011: Gentleman-Konzert in Mainz Nach viermonatiger Wartezeit auf den Nachholtermin

seines Konzertes im Dezember, das wegen Krankheit

leider nicht stattfinden konnte, wurde man hier mit

einem grandiosen Gentleman in Bestform belohnt.

Über zwei Stunden lang begeisterte er das Publikum

sowohl mit alten Hits als auch mit Songs seines Diver-

sity Albums. Das Zusammenspiel mit der neuen Band

„Evolution“ kann hier nur positiv erwähnt werden, auch

die Backgroundsängerinnen haben einen großen Teil

zur guten Stimmung beigetragen und präsentierten ein

nennenswertes Solo. Den Anfang machten Jahcou-

stix als Vorband, welche ihr letztes Jahr erschienenes

Album „Crossroads“ zum Besten gaben. Ein sehr

gelungener Abend!

Reggae Rhein-Main No7/Mai-Juni-Juli 2011

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auf den Turntables

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Isa‘s Top 20 (die individuellen Top20)

Waiting in vain Bob Marley We nah run Horace Andy Stronger Fantan Mojah Poverty Dezarie She‘s mine Barrington Levy One draw Rita Marley Night nurse Gregory Isaacs She Puff Black Uhuru Are you satisfied Ras Shiloh Under mi sleng Wayne Smith Rise Sashamon Fu Man Chu Desmond Dekker Girlie, girlie Sophie George There for you Damian Marley Redemption Song Bob Marley Lucky you Nanko My mind Hugh Mundell Broadway Rhaatid Murder she wrote Chaka Demus & Pliers Jah is my shepard Daweh Congo

Joey Fever In A Fever, VÖ - 17.05.2011, Lockdown Productions– Das Debut-Album des Rising Stars, Joey Fever aus Stockholm, kann sich durchaus hören lassen. Nach Hit-Singles

wie „Sweetness“, „Tell it to my heart“ oder „Young Gunz“, einem Feature mit Million Stylez, präsentiert er uns nun 18 brandneue Songs feinsten schwe-

dischen Reggae & Dancehall. Weiter so!

Ziggy Marley Wild and Free, VÖ - 14.06.2011, Tuff Gong Worlwide – Mit „Wild and Free“ erinnert uns Ziggy Marley an die Notwendigkeit von globaler, sozialer und

persönlicher Revo-lution. Es sind Fea-tures mit Woody Harrelson, Heavy D und Daniel Marley zu hören. Aufge-nommen wurde das ganze in Los Angeles. Unter den

Musikern befand sich kein geringerer als Darryl Johnson, Bassist der Rolling Stones.

CD Tipps

Alborosie 2 Times Revolution, VÖ - 21.06.2011, VP Records – Mit einem 16 Song starken, brandneuen Album erfreut uns Alberto

D‘Ascola aka Albo-rosie. 2 Times Re-volution begeistert mit altbekanntem Alborosie-Style und nicen Features mit Etana „You make me feel good“ oder auch Junior Reid

„Respect“. Der Großteil des Albums wurde fast ausschließlich von ihm selbst produziert. Für Fans ein Muss! Absolut TOP!

Ziggi Recado

Ziggi Recado, VÖ - 06.06.2011, Rock ‚N Vibes – Ziggi Recado beehrt uns mit seiner nunmehr dritten LP. Der niederländische Künstler präsentiert uns mit seiner Band Renaissance eine erfrischende Mischung aus

Reggae, Pop und Rock. Kollabora-tionen mit Omar Perry, Tippa Irie und Etana runden das abwechslungs-reiche Album ab. Nice!

Sara Lugo What about love, VÖ - 06.05.2011, Soul-

fire – Ein fein ausproduziertes Debut bietet uns Sara Lugo dar. Ein wunderbares Zusammenspiel ihrer kraftvollen, souligen Stimme und Rootsreggae

verzaubern uns auf diesem Album. Durch ihre puertorikanischen Wurzeln angereichert mit zahlreichen genrefremden Ausflügen, bietet sich dem Hörer ein sehr vielfältiges Album.

Party & Festivals

14. Mai 2011Mainz• 22 Uhr, Wake The Town … ! Jackpot Sound ls. tba. @ KulturcaféMannheim• 23 Uhr, Reggaeneration mit Silly Walks Discotheque, DeeBuzz Fami-ly @ Rude7

20. Mai 2011Frankfurt• 23 Uhr, MAD Friday Reggae & Dancehall Night, Dubs till Dawn @ Urban Kitchen Club

21. Mai 2011Darmstadt• 22 Uhr, Radikal Sunflowers Collectivo Dj-Team @ Goldene Krone (Rocky Bar)

27. Mai 2011Darmstadt• 22 Uhr, Reggae Allstar Yard, Strict-ly Ragga, Dancehall & Conscious Reggae, Riot & Compan-heiro Leao @ Weststadtcafé

28. Mai 2011Frankfurt• 22 Uhr, Rewind the time, Reggae, Dancehall und HipHop der 90er! Carlo & Booyahkah (Dubs till Dawn) ls. Dario @ Café Kurzschlusz

Party - Konzert - Guide 01. Juni 2011Darmstadt• 22 Uhr, Konzert Ganja Riddim, Roots-Reggae trifft auf heavy UK DUB, Konzert zu Gunsten von Studieren Ohne Grenzen e.V. @ Oetinger Villa

03. Juni 2011Darmstadt• 22 Uhr, Into the Lion‘s Den, Companheiro Leao ls. xy @ KnabenschuleFrankfurt• 23 Uhr, Soundbwoys Destiny ls. tba. @ Sinkkasten

04. Juni 2011Mainz• 15 Uhr, Riverside Stomp 7, Ska in der Reduit, Open Air Festival @ Reduit, Rheinufer, Mainz-Kastel

07. Juni 2011Darmstadt• 20 Uhr, Roots & Tonic (Reggae, Dub) @ Baobab

11. Juni 2011Mainz• 22 Uhr, Wake the town … ! Jackpot Sound ls. tba. @ KulturcaféFrankfurt• 23 Uhr, Friendly Fyah, Hightune Sound ls. Sentinel @ NachtlebenMannheim• 23 Uhr, Reggaeneration mit David Rodigan, DeeBuzz Family @ Rude7

18. Juni 2011Darmstadt• 22 Uhr, Reggae & Dancehall inna Female Style. Lioness Movement Soundsystem mit MC Glory, Selectress Chrizz, MC Miri & Selectress Firecat. @ WeststadtcaféOffenbach• ab 17 Uhr, Bashment Boogie, Armagiddeon Sound ls. tba. @ Waggon

22. Juni 2011Weinheim• 21 Uhr, Konzert Easy Star All-Stars @ Café Central

24. Juni 2011Darmstadt• 22 Uhr, Reggae Allstar Yard, Strictly Ragga, Dancehall & Conscious Reggae, Riot & Com-panheiro Leao @ Weststadtcafé

25. Juni 2011Mannheim• 23 Uhr, Reggaeneration mit PowPow Movement, DeeBuzz Family @ Rude7Frankfurt• 20 Uhr, Konzert Yello Umbrella @ Das Bett

01. Juli 2011Frankfurt• 23 Uhr, Soundbwoys Destiny ls. tba. @ Sinkkasten

02. Juli 2011Offenbach• ab 16 Uhr, Bashment Boogie, Armagiddeon Sound ls. tba. @ Waggon

05. Juli 2011Darmstadt• 21 Uhr, Konzert Ziggy Marley, Merck-Sommerperlen @ Cen-tralstation

22. Juli 2011Darmstadt• 22 Uhr, Reggae Allstar Yard, Strictly Ragga, Dancehall & Con-cious Reggae, Riot & Compan-heiro Leao @ Weststadtcafé

05. August 2011Frankfurt• 23 Uhr, Soundbwoys Destiny ls. tba. @ Sinkkasten

Die Redaktion übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen.

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More Datescheck out on

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Reggae Rhein-Main

Festival - Guide 02.–05. Juni 2011Würzburg• Afrika Festival Würzburg03.–05. Juni 2011Oettingen• Afrika Karibik Markt04.–05. Juni 2011Mainz Kastel• Riverside Stomp Open Air09.–13. Juni 2011Nürnberg• Afrika Festival Nürnberg11.–12. Juni 2011Bad Aibling• Pfingst Reggae

01.–03. Juli 2011Köln, Fühlinger See• Summerjam Festival08.–10. Juli 2011Gräfenhainichen• Splash! Festival15.-17. Juli 2011Burtenbach (Bayern)• • Sunrise Reggae & Ska Festival15.–16. Juli 2011Eching bei München• Sonnenrot Festival15.–17. Juli 2011Nordstemmen• Weedbeat Festival

22.–24. Juli 2011Mühlheim a. d. Ruhr• Ruhr Reggae Summer 22.–24. Juli 2011Waiblingen• Afrikafestival Waiblingen05.–07. August 2011Bersenbrück • Reggae Jam11.–15. August 2011Aschaffenburg• Afrika Karibik Festival19.–20. August 2011Fischbachtal, Odenwald• Nonstock Festival

26.–28. August 2011Marbach Stausee, Oden-wald• Sound of the forest Festival 26.–28. August 2011Übersee am Chiemsee• Chiemsee Reggae Summer

Reggae Rhein-Main No7/Mai-Juni-Juli 2011

- 22 - Reggae Rhein-Main No7/Mai-Juni-Juli 2011

in Aktion

„Have no fear for atomic energy, ’cause none of them can stop the time…“ – letz-teres mag zwar stimmen, dennoch wollen wir uns dieser Textpassage aus Bob Marleys „Redemption Song“ nicht vollständig an-schließen, sondern möchten vielmehr unsere Leser dazu anregen, sich mit der derzeitigen Atomdebatte auseinanderzusetzen und sich den Protesten gegen die verlängerte Nutzung von Kernenergie anzuschließen. Atomkraft ist vielleicht nicht unbedingt ein Thema, das man in einem Musikmagazin erwartet, allerdings handelt es sich ja gerade bei Reggae um eine Musik, die sich seit ih-ren Anfängen mit politischen, sozialkritischen und spirituellen Fragen beschäftigt und sich gegen ein System richtet, das wirtschaftliche Interessen und materielle Werte über Men-schenleben stellt – auch als ’Babylon-System’ bekannt. Es sind die Mechanismen desselben Sy-stems, die auch hinter der Laufzeitverlänge-rung für die 17 Atomkraftwerke stehen, die von der Bundesregierung gegen den Willen einer breiten Mehrheit der Bevölkerung be-schlossen wurde: hiervon profitieren lediglich die Stromkonzerne, während die Entschei-dung weder dem Schutz der Bevölkerung Rechnung trägt, noch dem Ausbau zukünf-tiger nachhaltiger Technologien zur Energie-erzeugung dient, und die Tatsachen ignoriert, dass z.B. durch den Uranabbau in mehreren

afrikanischen Ländern ganze Landstriche ver-seucht werden – von den Menschen ganz zu schweigen –, und wir mit jeder Kilowattstun-de Atomstrom, die wir produzieren, unseren Nachkommen für Zehntausende von Jahren strahlenden Atommüll hinterlassen, für den es auf der ganzen Erde keine „dauerhaft si-chere“ Lagerungsstätte gibt. Entgegen des im Jahr 2000 ursprünglich ausgehandelten „Atomkonsens“, in dem die Restlaufzeiten für die einzelnen AKWs fest-gelegt wurden, beschloss die Bundesregie-rung im Herbst 2010 unter Federführung der Stromkonzerne eine Laufzeitverlängerung für alle AKWs von 8 bis 14 zusätzlichen Jahren, woraufhin sich in den letzten Monaten immer mehr Menschen entschieden haben, zu ak-tivem Protest überzugehen. Die furchtbaren Ereignisse in Japan verstärkten die Proteste im vergangenen Monat derart, dass sich die Bundesregierung gezwungen sah, die acht ältesten und unsichersten Reaktoren durch ein Moratorium erst einmal für drei Monate vom Netz zu nehmen. Das Moratorium läuft Mitte Juni aus – weshalb Protestaktionen ge-rade jetzt so wichtig sind! Denn nie zuvor wa-ren die Chancen so groß, damit direkt eine endgültige Abschaltung mehrerer Reaktoren zu bewirken! Dabei sollen weder die Opfer der japa-nischen Katastrophe funktionalisiert, noch unangemessene Panikmache betrieben werden. Der Super-GAU in Fukushima führt lediglich auf tragische Weise vor Augen, was viele von uns seit Jahren nur allzu gerne ver-drängen: dass es sich bei der Gewinnung von Atomenergie auch in Ländern mit ho-hen technischen Standards um eine kaum beherrschbare Technologie mit zahlreichen ungelösten Problemen und erheblichen Si-cherheitsrisiken handelt. Allein dem umstrittenen und nun im Rahmen des Moratoriums vorerst vom Netz genommenen AKW Biblis bescheinigte 2010 ein Gutachten des Darmstädter Öko-Instituts 80 sicherheitstechnisch relevante Defizite. Auch wurden bereits 1991 25 Auflagen zur erhöhten Sicherheit und zum Objektschutz von Biblis A erteilt, die bis heute nicht erfüllt

wurden. Trotzdem bestehen von Seiten der Betreiber keine Absichten, Biblis dauerhaft vom Netz zu nehmen. So ist es nicht verwunderlich, dass in Biblis denn auch eine der größten diesjährigen Os-terdemonstrationen für den Ausstieg aus der Kernenergie stattfand. Rund 20.000 Menschen kamen nach Schätzungen am Ostermontag in Biblis zusammen, um dort mit einer Aktions-Kundgebung die Gefahren anzumahnen und ihren Ruf nach der endgültigen Stilllegung des AKW deutlich zu machen. Außerdem wurde der Opfer der Reaktorkatastrophe in Tscher-nobyl gedacht, die sich dieses Jahr zum 25. mal jährt. Abgerundet wurde die Veranstal-tung durch den Auftritt der „Irie Révoltés“ aus Heidelberg. Die Gruppe, die ohnehin inter-national für soziales Engagement bekannt ist und sich deutlich gegen Kernkraft ausspricht, sorgte mit einer top Soundsystemshow für ei-nen gelungenen Abschluss der Kundgebung.

Wir möchten Euch ermutigen, Euren Protest ebenfalls auf die Straße zu tragen – denn wenn wir etwas bewegen wollen, kommt es auf jede/n Einzelne/n an! Denn – um abschließend noch einmal Bob Marley zu zi-tieren –:“your life is worth much more than gold!“ Mehr Infos und Anregungen, was jeder Einzelne tun kann, findet Ihr z. B. bei aus-gestrahlt.de, campact.de und zahlreichen lokalen Anti-Atomkraft-Organisationen.

Das Atom-Moratorium der Bundesregierung läuft ab … Atomprotest zu Reggae-Klängen auf der Ostermontags-Demonstration in BiblisText / Fotos: Mascha Wembacher

SOULFOOD CAFÉ I KIOSK I AFROSHOP

Friedberger Landstraße 86 ı Frankfurt ı Doors open: Di.–So. 16 bis 24 Uhr

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