Reisegeschichte Südostasien von Erik Peters · PDF fileeinem Rutsch bis in die Stadt Surat Thani. Von dort schippert mich eine altersschwa- ... ein 30 Tage gültiges Standard-Visum

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  • Abenteuer WinterfluchtEine Motorradreise nach Thailand, Laos und Kambodscha als Alternative zum heimischen Winterblues Erik Peters (Text & Fotos) hat sich fr gut drei Monate auf den Weg nach Sdostasien gemacht und jede Menge Eindrcke

    fremder und faszinierender Kulturen gesammelt.

    Versteckt: Eingang zur Tempelanlage Ta Prohm in Angkor (Kambodscha).

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  • Songkran, das vermutlich wildeste Fest Sdostasiens, ist eine gigantische Party

    Beim thailndischen Wasserfest Songkran in Bangkok bekommt jeder seine Dusche ab.

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  • Eine der grten Geheimoperationen der CIA wurde auf diesem Pfad durchgefhrt

    Verlassene Htte der Ho-Chi-Minh-Pfad in Laos gelangte zu

    trauriger Berhmtheit.

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  • Die kalte Jahreszeit endet fr mich in diesem Jahr frher als sonst. Eben bin ich noch durch den Schneematsch in meiner deprimierend grauen Heimat Kln gestapft und jetzt, rund 14 Stunden spter, stehe ich mit pochendem Herzen vor der Tr des Flughafens in Bangkok. Als diese sich ffnet und mir ein Schwall tropisch-heier Luft entgegenschlgt, ist er weg. Mit einem Schlag. Mein Winterblues. Das Gefhl, zu wissen, dass ich ab jetzt fr lange Zeit jeden Tag auf meinem Motorrad sitzen und durch exotische Lnder fahren werde, lsst sich kaum in Worte fassen.

    Doch noch ist es nicht so weit, denn ich habe die Rechnung ohne die thailndische Brokratie gemacht. Meine 1200er-Su-

    per-Tnr und Teile der Ausrstung habe ich erst wenige Tage zuvor per Luftfracht nach Bangkok transportiert. Jetzt, wo ich alles in Empfang nehmen mchte, stellt sich heraus, dass mein Visum falsch aus-gestellt wurde und die Behrde stolze 140 Prozent des Fahrzeugneuwertes als Ein-fuhrzoll verlangt. Eine Wahnsinnssumme von knapp zwanzigtausend Euro. Da kann einem der Spa schnell vergehen. Vier nervenaufreibende Tage lang fahre ich mit dem Taxi von einer Behrde zur nchsten. Dabei putze ich unzhlige Klinken und flle noch mehr Formulare aus. Meine Nerven liegen brach, als das fehlerhafte Visum schlielich doch noch korrigiert wird und der brokratische Irrsinn ein

    Ende hat. Ich nehme mir an diesem Tag vor, mich nie wieder ber die Arbeitsweise deutscher Beamter zu beklagen.

    Nun drngt die Zeit, da ich in zwei Tagen eine Verabredung mit meiner Freundin auf einer Insel im Sden des Landes habe, zu der ich unter keinen Umstnden zu spt kommen mchte. Ich kmpfe mich durch den chaotischen Hauptstadtverkehr und fahre ber siebenhundert Kilometer in einem Rutsch bis in die Stadt Surat Thani. Von dort schippert mich eine altersschwa-che Fhre ber den trkisblauen Golf von Thailand auf die Insel Ko Phangan hinber. Der Hauptgrund, warum die Touristen seit Jahrzehnten den Weg auf die Insel finden, ist neben dem entspannten Hippie-Flair

    vor allem die Vielzahl an Traumstrnden, die noch immer ein Zauber ursprnglicher Schnheit umweht. Da es meiner Freundin aus beruflichen Grnden leider nicht mg-lich ist, mich auf dieser Reise zu begleiten, wollen wir hier zumindest noch eine paar romantische Tage miteinander verbringen, bevor sich unsere Wege fr eine ganze Weile trennen werden.

    So bin ich nach unserem Urlaub wie-der alleine unterwegs. Anders als auf dem Hinweg nehme ich mir fr die Strecke zurck ordentlich Zeit. Mit dem stndigen Duft des Meeres in der Nase fahre ich ent-lang der palmengesumten Golfkste gen Norden. Sdlich von Bangkok biege ich schlielich ins Landesinnere ab. Mein Ziel

    ist die Kleinstadt Kanchanaburi. Der Film Die Brcke am Kwai und nicht zuletzt die Melodie des River-Kwai-Marsches, den Leute meines Jahrgangs dank einer alten Fernsehwerbung bis heute mit einem Kruterlikr assoziieren, machte das Wahr-zeichen der Stadt Kanchanaburi berhmt. Die schwarze Stahlbrcke, die sich ber den Fluss Kwai (eigentlich: Khwae) spannt, symbolisiert wie kein anderes Bauwerk das Grauen des Zweiten Welt-kriegs im sdostasiatischen Raum. Beim Bau der sogenannten Todesbahn, die als Nachschubroute fr den geplanten Angriff der Japaner auf Indien dienen sollte, lieen ber hunderttausend Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ihr Leben. Noch immer

    erinnert eine riesige Kriegsgrbersttte an die dunkle Zeit.

    Wie berall im Land ist es auch in Kanchanaburi problemlos mglich, ohne Vorabreservierung eine tolle Unterkunft fr kleines Geld zu finden. Das riesige Angebot an preisgnstigen bernach-tungsmglichkeiten, die teilweise unter fnf Euro pro Nacht kosten, ist neben dem guten Wetter, der entspannten Art des Reisens und dem fantastischen Essen der Hauptgrund dafr, dass Thailand unter Backpackern als das wohl weltweit belieb-teste Reiseziel gehandelt wird. Hier kann man selbst mit dem schmalsten Budget das Gefhl genieen, sich etwas leisten zu kn-nen. Thailand ist einfach ein unschlagbar

    Das alte Knigreich Sukhothai wird auch als die Wiege Thailands bezeichnetImposant: die Ruinen der einsti-gen Knigsstadt Sukhothai. Tuk-Tuk im nchtlichen Bangkok. Wilde Tiere in Thailand: Affe in Prachuap Khiri Khan und ver-

    trauensbildende Manah me zwischen einem Dutzend Ele - fantenbeinen bei Elephant Special Tours, Chiang Mai (linke Seite v. o. n. r. u.).

    Kinder in Luang Prabang, der zweitgrten Stadt von Laos. Bodenkontakt: Der Ho-Chi-Minh-Pfad ist stellenweise rutschig. Beeindruckend: die

    Silhouette von Angkor Wat mit dem Haupttempel-Komplex. Traditionell wie kunstvoll: Tempeltnzerin in Angkor Wat (rechte Seite v. l. o. n. r. u.).

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  • gnstiges Reiseland, in dem man fr wenig Geld unglaublich viel geboten bekommt.

    Parallel zur myanmarischen Grenze fahre ich weiter an den Sangkhla-Buri-See, der unter anderem fr seine schwimmen-den Drfer bekannt ist. Nachdem ich mich mit Hnden und Fen durchgefragt habe, finde ich am Seeufer das perfekte Quartier fr die Nacht: ein riesiges Hausboot, das ich fr gerade einmal zehn Euro ganz fr mich alleine habe. In Badehose beende ich den Tag bei Temperaturen um die dreiig Grad. Als ich spter unter meinem Moskitonetz liege und dem Bellen der Geckos lausche, muss ich kurz an meine Heimat denken, wo Schneematsch zur selben Zeit den Berufsverkehr lahmlegt. Der Gedanke kommt mir unwirklich vor und der bliche Alltag in Kln ist in diesem

    Moment unendlich weit weg. Dankbar und zufrieden falle ich irgendwann in einen tiefen Schlaf.

    ber gut zu befahrende Dschungel-pisten geht es am nchsten Morgen in aller Herrgottsfrhe durch eine der am dnnsten besiedelten Regionen des Lan-des in nordstliche Richtung. Anders als auf den bisherigen Straen, wo ich mich stets auf ein perfekt ausgebautes Tankstellennetz verlassen konnte, muss ich hier die Tanknadel im Auge behalten. Ich mache schlielich an einer kleinen Dschungel-Tankstelle halt, wo mir Sprit unbekannter Oktanzahl aus ber einem

    mit viel Glck die Chance haben, ab und an mal eine Schneeflocke zu sehen.

    Wenn man vom hchsten Punkt Thai-lands hinab auf die dichten Wlder blickt, ist es kaum vorstellbar, dass der Waldbe-stand im gesamten Land in den letzten hundert Jahren um bis zu siebzig Prozent drastisch zurckgegangen ist. Mit den kostbaren Edelhlzern wie Teak, Maha-goni oder Bankirai verschwanden auch viele wilde Tiere. Lag beispielsweise der Bestand an Elefanten um das Jahr 1900 noch bei ber hunderttausend Tieren, so sind davon bis heute nur ungefhr dreitau-

    Seit Jahrhunderten vom Gest des Dschun-

    gels berwuchert: der Tempel Ta Prohm.

    Frh bt sich in alter Kampfkunst: junger Muay-Thai-Kmpfer

    in Chiang Mai.

    Abseits asphaltierter Hauptwege: im Irgend wo des thailn-dischen Dschungels.

    Dutzend Plastikflaschen in den Tank gefllt wird.

    Am spten Nachmittag erreiche ich die Provinz Sukhothai in der Zentralebene Thailands. Die gleichnamige einstige Hauptstadt des ehemaligen Knigreichs Siam man spricht auch vom Knigreich Sukhohai wird auch als die Wiege Thailands bezeichnet. Es existierte vom 13. bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts. Hier entstanden die wesentlichen Grund-lagen der thailndischen Kultur, auch die Staats- und Gesellschaftsordnung. Der Historical Park, in dem es eine Viel-zahl alter Gebude und Festungswlle zu bestaunen gibt, vermittelt einen guten Eindruck vom Glanz und der Gre des damaligen Knigreiches.

    Rund dreihundert Kilometer trennen mich jetzt noch von meinem nchsten Ziel. Weit entfernt von der Kste hat es Chiang Mai auch ohne Traum-

    strnde geschafft, zu den gefragtesten Rei-sezielen Thailands zu zhlen. Im Vergleich zu Bangkok kommt die zweitgrte Stadt des Landes mit ihren gut 135.000 Einwoh-nern geradezu wie ein Provinznest daher. Der schnste Teil Chiang Mais ist zwei-felsohne die Altstadt. Alleine dort liegen so viele sehenswerte Tempel, dass es ein beinahe aussichtsloses Unterfangen wre, sich alle anschauen zu wollen. Chiang Mai kann man auch als die Motorradrei-se-Hauptstadt Sdostasiens bezeichnen. Die legendren Strecken im Norden Thai-lands locken unzhlige Biker an. Da nur die wenigsten mit dem eigenen Motorrad

    An- und EinreiseDie thailndische Hauptstadt

    Bangkok liegt rund zehn Flugstunden von Deutschland entfernt. Die Flge kosten je nach Reise- und Buchungszeit zwischen 500 und 1000 Euro fr Hin- und Rckflug. Mit