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P. b. b., Retouren an PF555, 1008 Wien, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 4 www.wirtschaftsverlag.at 5 Euro Dezember 2014 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich Wer hat’s erfunden? Warum ein Schweizer Modell Vorbild für unsere Länder ist CSI und die Wirklichkeit Womit das Bundeskriminalamt Verbrecher zur Strecke bringt Foto Regina Hügli Wie gesund ist Österreich? Aktuelle Reformen in der österreichischen Gesundheitspolitik MIT VERWALTUNG INNOVATIV 3 / 2014 INTERVIEW: Sabine Oberhauser über Ärztemangel und Betreuungsqualität

Republik 04/14

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Republik, Wirtschaftsverlag, Verwaltung, Führungskräfte im öffentlichen Bereich, Justiz, Wirtschaftsverlag

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P. b. b., Retouren an PF555, 1008 Wien, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 4 www.wirtschaftsverlag.at

5 Euro Dezember 2014 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich

Wer hat’s erfunden?Warum ein Schweizer Modell Vorbild für unsere Länder ist

CSI und die Wirklichkeit Womit das Bundeskriminalamt Verbrecher zur Strecke bringt

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iWie gesund ist Österreich?Aktuelle Reformen in der österreichischen Gesundheitspolitik

MIT VERWALTUNG INNOVATIV3 / 2014

I N T E R V I E W : Sabine Oberhauser über Ärztemangel und Betreuungsqualität

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3D E Z E M B E R 2 0 1 4

E D I T O R I A L

Medien, Politiker und Interessenvertreter warnen vor einer dro-henden Unterversorgung im Gesundheitswesen. Im diesjährigen Frühjahr beklagte etwa das Nachrichtenmagazin „Profil“ (Ausgabe:

28. April 2014), dass auf dem Land immer mehr Hausärzte fehlen und den Spi-tälern der Nachwuchs abhanden kommt. In Oberösterreich können laut Lan-deshauptmann Josef Pühringer 120 Arztstellen in den landeseigenen Spitälern nicht besetzt werden.

Doch was ist wirklich dran am Schreckgespenst „Ärztemangel“? Tatsäch-lich nimmt Österreich im internationalen Vergleich in Sachen Ärztedichte so-gar eine Spitzenposition ein. Auf 1.000 Einwohner kommen 4,9 berufsausü-bende Ärzte (Stand 2012), wie man dem OECD-Gesundheitsbericht „Health at a Glance: Europe 2014“ entnehmen kann. Der Schnitt der OECD-Länder liegt bei 3,4 und ist also deutlich niedriger. Noch aktuellere Zahlen findet man im „Jahr-buch der Gesundheitsstatistik 2013“. Laut dieser Statistik-Austria-Publikation arbeiteten im Jänner 2013 41.268 Ärzte in der Alpenrepublik. Wien sticht als Bundesland mit einem besonders hohen Wert – 6,6 Ärzte pro 1.000 Einwohner – ins Auge. Das Problem scheint also noch nicht ganz so groß zu sein wie kol-portiert wird.

Warum erfolgt aber gerade jetzt ein breiter Aufschrei, der durch alle Gas-sen hallt? Um diese Frage zu beantworten, muss man einige Jahre zurückgehen. Durch die Einführung der Zugangsbeschränkungen ging die Zahl der Medi-zinstudierenden ab dem Wintersemester 2006/07 zurück. Die Quotenregelung reserviert seither drei Viertel der Plätze für Studierende mit österreichischem Maturazeugnis. 20 Prozent gehen an Bewerber aus der EU und fünf Prozent an Studienwerber aus Drittstaaten. Außerdem müssen in Österreich angehende Ärzte während ihrer im internationalen Vergleich langen Ausbildung oft als Systemerhalter dienen. Deshalb zieht es viele Medizinabsolventen nach dem Studium ins Ausland, um ihre postpromotionelle Ausbildung dort zu absolvie-ren, wo sie bessere Bedingungen vorfinden. Dennoch: Von einem tatsächlichen Mangel kann man derzeit noch nicht sprechen. Auch wenn Maßnahmen nötig sind, um einen solchen in Hinkunft zu verhindern.

In der REPUBLIK-Coverstory gibt Gudrun Haigermoser einen Überblick über die wichtigsten Maßnahmen der Gesundheitsreform (S. 10) und hat Ne-oministerin Sabine Oberhauser zu einem ersten Interview gebeten (S. 16). Sandra Dudek widmet sich wieder einmal der Wirkungsorientierung und hat ein besonders interessantes Modell in der Schweiz gefunden, das als ideales Vorbild für Österreichs Bundesländer und Gemeinden dienen könnte (S. 26). Dem Bundeskriminalamt hat außerdem Andrea Krieger einen Besuch abgestat-tet und dort beobachtet, wie die forensische Abteilung in mühevoller Kleinar-beit Verbrechen aufklärt (S. 28).

Schreckgespenst „Ärztemangel“

Stefan Grampelhuber Chefredakteur

Gudrun Haigermoser Sandra Dudek Andrea Krieger

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4 D E Z E M B E R 2 0 1 4

I N H A L T

I M P R E S S U M

M E D I E N I N H A B E R ,H E R A U S G E B E R U N D V E R L E G E R

Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbHGrünbergstraße 15, Stiege 1, 1120 Wien

T: (01) 546 64-0, F: (01) 546 64-528

G E S C H Ä F T S F Ü H R E RThomas Zembacher

DVR-Nr.: 0368491

O B J E K T L E I T E RStefan Böck

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W E I T E R E A U T O R E N D I E S E R A U S G A B ESandra Dudek, Gudrun Haigermoser, Andrea Krieger, Daniel Mayr

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G R A F I K D E S I G NSimon Jappel

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Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Ausformulierung und den Verweis

auf (nicht)akademische Titel.

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Amtsgeheimnis vor dem Aus?Der Regierung hat sich auf eine Reform des Amtsgeheimnisses geeinigt: Größere Än-derungen zum im letzten März vorgelegten Begutachtungsentwurf gibt es nach Regie-rungsangaben nicht. Die von manchen ge-forderte „Informationsfreiheitsbehörde“ soll es demnach nicht geben. Kern des neuen Ge-setzes: Erstmals hätten die Bürger damit ein Grundrecht auf Zugang zu behördlichen In-formationen. Diese Auskunftspflicht soll für alle Infos gelten, die nicht konkreten Ge-heimhaltungsgründen unterliegen. Dafür ist allerdings eine Zweidrittelmehrheit im Nati-onalrat nötig.

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Beamtengehälter steigen leichtAb 1. März 2015 steigen die Gehälter von öf-fentlich Bediensteten im Bund um 1,77 Pro-zent. Das gab die zuständige Staatssekretärin Sonja Steßl zusammen mit Gewerkschafts-vertretern Anfang Dezember 2014 bekannt. Dieser Beschluss ist auf eine gesetzlich veran-kerte Vereinbarung vom 17. Jänner zurückzu-führen. Sie sieht eine Erhöhung der Gehälter und Zulagen der Bundesbediensteten um die volle Jahresinflation der Periode Oktober 2013 bis September 2014 (1,67 Prozent) zuzüglich 0,1 Prozentpunkte vor.

Gemeinden: 68 Mio. ÜberschussDer aktuelle Gemeindefinanzbericht liegt vor. Die Gesamteinnahmen der Kommunen ab-züglich Schuldenaufnahme lagen demnach im Jahr 2013 bei 17,271 Mrd. Euro, die Gesamt-ausgaben bei 17,265 Mrd. Euro. Der Finanzie-rungssaldo der Gemeinden betrug 179,3 Mio. Euro. Der tatsächliche Maastricht-Überschuss beläuft sich nach einer Bereinigung durch die Statistik Austria auf 68 Mio. Euro. Das sei im Vergleich zu 2012 ein Rückgang, der auf stei-gende Investitionen zurückzuführen sei, wie es in eine Aussendung des Gemeindebundes heißt.

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I N H A L T

P E R S Ö N L I C H

6 Porträt des Monats: Elmar Pichl

8 Aufsteiger des Monats: Thomas Resl

9 Austria Abroad: Christine Jantscher

S C H W E R P U N K T G E S U N D H E I T S P O L I T I K

10 Vieles ist gut, aber ... Überblick: Die wichtigsten aktuellen Reformen im Gesundheitswesen

16 „Nicht von der Sticherlliste leben“ Sabine Oberhauser über Ärztemangel und Betreuungsqualität

T H E M A

20 Elga ante portas Wie die Vorbereitungen zur Elektronischen Gesundheitsakte laufen

22 Lang leben, lang krank sein? Chronische Krankheiten als Kostentreiber im Gesundheitswesen

26 Wer hat’s erfunden? Warum ein Schweizer Modell für Österreichs Länder interessant ist

S E R I E R E P O R T A G E

28 CSI und die Wirklichkeit Die forensischen Tricks des Bundeskriminalamtes

K A R R I E R E N

30 Wer macht was

P R I V A T

34 Heinrich Schmidinger: „Habe geglaubt, ein großer Philosoph zu werden“

Sabine Oberhauser im Coverinterview.16

Titelgeschichte über den Status quo der Gesundheitsreform.10

Elmar Pichl leitet die BMWFW-Hochschulsektion.08

Die Schweiz als Vorreiter in Sachen Wirkungsorientierung.26

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6 D E Z E M B E R 2 0 1 4

P E R S Ö N L I C H Als seine wichtigsten Mentoren nennt Elmar Pichl neben Johannes Hahn den Grazer Rechtsprofessor Joseph Marko und Clemens Martin Auer, Pichls früherer Vorgesetz-

ter in der Abteilung Politik der Bundes-ÖVP und heutiger BMG-Sektionsleiter.

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7D E Z E M B E R 2 0 1 4

P E R S Ö N L I C H

Fünf Jahre ist es her. Damals, genauer ge-sagt am 22. Oktober 2009, stürmten Studie-rende das Audimax der Uni Wien. Die Ge-

burtsstunde von „Unibrennt“ war für Elmar Pichl, damals Kabinettschef von Wissenschaftsmini-ster Johannes Hahn, der Start einer spannenden und nervenaufreibenden Zeit. Zwei Monate be-herrschten die Hörsaal-Besetzung und die Situa-tion der Studierenden die Tagespolitik wie kein anderes Thema.

Unibrennt war inhaltlich und kommunikativ „challenging“, so der 41-Jährige. Der jetzige Leiter der Hochschulsektion im BM für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) erinnert sich: „Der Einsatz von Twitter oder Flashmobs in der Kommunikations- und Kampagnenarbeit war damals noch ganz neu. Die Studierenden wuss-ten aber bereits, wie man diese Instrumente ef-fektiv einsetzt. Wir mussten deshalb auch rasch lernen, damit umzugehen.“

Die Managementfähigkeiten des gebürtigen Grazers wurden im Winter 2009 durch weitere Ereignisse auf die Probe gestellt: Nur einige Ta-ge nach Protestbeginn wurde bekannt, dass Hahn als EU-Kommissar nach Brüssel wechselt. Und es stand die seit langem geplante Hochzeitsreise nach Neuseeland an. Pichl: „Zwölf Stunden Zeit-unterschied und kein Empfang für europäische Mobilfunknetze haben die Situation nicht unbe-dingt erleichtert. Aber mit einem gutem Team konnte ich auch diese Schwierigkeiten meistern.“

Im Wissenschaftsressort ist Pichl seit 2007. Nach Johannes Hahn, Beatrix Karl und Karl-heinz Töchterle ist Reinhold Mitterlehner der vierte Minister, unter dem der studierte Rechts-wissenschafter tätig ist. Den Chefsessel der Hochschulsektion übernahm er im Vorjahr von Friedrich Faulhammer, nun Rektor der Kremser Donau-Universität.

2015 steht für Pichl, der vor seiner Tätigkeit im Wissenschaftsressort die politische Abtei-lung der ÖVP-Bundespartei führte, eine weitere knifflige Aufgabe bevor: Dann gilt es, mit den 22 staatlichen Universitäten die Leistungsverein-barungen für 2016 bis 2018 zu fixieren. Bis Ende April können die Hochschulen ihre Vorschläge vorlegen. Pichl: „Die größte Herausforderung ist

im Anschluss, die Erwartungen der Unis und des Ministeriums auf einen Nenner zu bringen – und dabei den Boden der budgetären Machbarkeiten nicht aus den Augen zu verlieren.“ Die heik- le Verhandlungsphase, bei der es um die Vertei-lung von zehn Milliarden Euro geht, folgt Herbst 2015. „Läuft alles nach Plan, dann sind alle Ver-einbarungen Ende des Jahres unterschrieben“, so der Sektionschef.

Um sich mental auf den Verhandlungs- marathon vorzubereiten, schwimmt der verheira-tete Vater eines Sohnes gerne die eine oder andere Länge. Auch sein größtes Laster soll an dieser Stel-le nicht verschwiegen werden: „Vanille, in Form von Eis und Kipferln.“ Demnach sind für ihn auch die bevorstehenden Feiertage „challenging“.

P O R T R ÄT D E S M O N AT S : E L M A R P I C H L leitet seit dem Vorjahr die BMWFW-Hochschulsektion. Das Wintersemester 2009/10 war für ihn nicht nur wegen der Studierendenproteste herausfordernd. Im kommenden Jahr verhandelt Pichl mit den Unis die Leistungsvereinbarungen 2016 bis 2018. Text Stefan Grampelhuber Foto Simon Jappel

» Über die Leistungs­vereinbarungen wollen wir die Visionen der Unis und die Erwar­tun gen des Ministe­riums auf einen Nenner bringen.

Jenseits von „Unibrennt“

BILDUNG & SOZIALES

GESUNDHEIT & NATURWISSENSCHAFTEN

INTERNATIONALES & WIRTSCHAFT

KOMMUNIKATION & MEDIEN

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WEITERBILDEN AN DER UNIVERSITÄT WIENMasterprogramme, Universitätslehrgänge und Zertifikatskurse in den Bereichen:

• Bildung & Soziales • Gesundheit & Naturwissenschaften• Internationales & Wirtschaft• Kommunikation & Medien• Recht

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8 D E Z E M B E R 2 0 1 4

P E R S Ö N L I C H

Der Wochenend-BauerA U F S T E I G E R D E S M O N AT S : T H O M A S R E S L zieht in der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft Drittmittel an Land. Text Andrea Krieger

Thomas Resl, BMLFUW

Ein nüchterner Raum mit Dachschrägen in einer BMLFUW-Außenstelle, an der Pinn-wand ein paar Kinderzeichnungen: So

sieht das Büro des dreifachen Vaters Thomas Resl aus. Seit Mai leitet er die Österr. Bundesanstalt für Agrarwirtschaft, kurz AWI genannt. Er sorgt dafür, dass in der wirtschafts- und sozialwissen-schaftlichen Forschungseinrichtung des Mini-steriums nicht alles beim Alten bleibt. „Wir stel-len uns gerade neu auf“, erzählt der Waldviertler und fügt im selben Atemzug an: „Außerdem wol-len wir künftig Drittmittel lukrieren.“ Er plant, dass das AWI bei europäischen Forschungspro-jekten mitwirkt. Soeben hat Resl einen Mitarbei-ter in die Türkei geschickt. Dieser soll den dor-tigen Statistikern zeigen, wie man Prognosen im Vieh- und Fleischsektor berechnet.

Der AWI-Leiter beherrscht das Agrarwesen in Theorie und Praxis. Schließlich wurde der Bau-ernsohn auf eine landwirtschaftliche Schule ge-

» Ich bin nahe dem Eisernen

Vorhang aufge­wachsen. Die

Ostöffnung hat mich daher

fasziniert.

schickt und arbeitet seit 1989 am elterlichen Hof mit. Das hinderte den heute 40-Jährigen freilich nicht, die Studienberechtigungsprüfung zu ab-solvieren und an der Wiener Universität für Bo-denkultur zu inskribieren. Ab 2004 arbeitete der frischgebackene Diplomingenieur dort, aber auch an einer Brünner Agrar-Universität als wis-senschaftlicher Mitarbeiter. Zwei Jahre später folgte ein kurzes Intermezzo in der Privatwirt-schaft: als Manager von Österreichs größtem Bio-diesel-Produzenten. 2008 übernahm er eine Pro-jektleitung im Umweltbundesamt. „Es ging um die Umsetzung der Nitratrichtlinie“, sagt Resl. Vier Jahre später holte der frühere BMLFUW-Minister Nikolaus Berlakovich den begeisterten Hobbyjäger ins Kabinett.

Daneben und zwischendurch hat der be-kennende Workaholic, der neben Englisch auch Tschechisch und Russisch spricht, laufend als selbstständiger Agrarberater gearbeitet. 14 öf-fentliche wie private Aufträge führten ihn in viele slawische Länder. „Ich bin nahe dem Eisernen Vorhang aufgewachsen, die Öffnung des Ostens ist mir besonders in Erinnerung geblieben“, sagt Resl.

2012 übernahm er den Bauernhof seiner El-tern im grenznahen Hohenwarth. Gern würde er irgendwann einmal davon leben können. „Aber dafür ist der Betrieb wohl zu klein.“ Am Wochen-ende geht es mit der Familie dennoch regelmä-ßig zur Öko-Farm, die nach wie vor hauptsächlich Resls Vater betreibt. Dort warten dann Waldviert-ler Blondvieh und Stallarbeit auf ihn.

Z U R P E RS O N Thomas Resl, 40

1996–2004 Studium der Landwirtschaft, Boku Wien und Brünn2006–2007Manager Bio Diesel Austria2008–2010Projektleiter Umweltbundesamt2012–2014Kabinettsmitglied BMLFUWseit Mai 2014Direktor Bundesanstalt für Agrarwirtschaft

BMLF

UW

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Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich

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P E R S Ö N L I C H

Im Königreich des GlücksA U S T R I A A B R O A D : C H R I S T I N E J A N T S C H E R will Wohlstand ohne Schatten-seiten ins arme, aber nicht unglückliche Bhutan bringen. Text Andrea Krieger

Christine Jantscher

Wer Bhutan hört, denkt sofort an das verfassungsmäßig verankerte „Brut-tonationalglück“ (BNG). In die-

sem kleinen Land zwischen Indien und China ist nicht das Wirtschaftswachstum und Vollbe-schäftigung, sondern das Glück oberste Staats-prämisse. Weniger bekannt ist: Das Land am Hi-malaya ist auch ein Partnerland der Österreichi-schen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA). Seit 2012 leitet mit Christine Jantscher eine aus-gebildete Religionslehrerin das OEZA-Auslands-büro in Thimphu, der Hauptstadt des 700.000 Einwohner umfassenden Staates. Die Probleme sind vielschichtig: eine schwierige geografischer Lage, keine Bodenschätze, keine Industrie, statt-dessen viel Landwirtschaft, eine hohe Jugendar-beitslosigkeit und Landflucht. „Wir helfen dabei, die Wasserkraft und den Tourismus auszubauen“, sagt sie. Dafür gibt es strenge Kriterien: Alle Pro-jekte orientieren sich am BNG, das regelmäßig durch ausführliche Fragebögen ermittelt wird. Entwicklung muss nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch sozialen, ökologischen und kultu-rellen Kriterien entsprechen. „Und all das wird von der Regierung kontrolliert“, so die 57-Jährige.

Sieben Jahre lang unterrichtete sie. Dann war Schluss. 1993 übernahm die Wiener Neustädterin die Leitung eines gemeinnützigen Wiener Ver-eins, der sich mit der Vermittlung entwicklungs-politischer und globaler Themen im Bildungsbe-reich befasste. Damit war thematisch bereits der Grundstein für ihren nächsten Job gelegt: 2002 heuerte Jantscher beim Außenministerium an, wo sie die PR-Abteilung des Bereichs OEZA lei-tete. Als die Agenden 2004 in die neu gegrün-dete Austrian Development Agency (ADA), die Agentur der OEZA übersiedelten, erledigte Jant-scher dieselben Aufgaben für die ADA. Bis 2007 der erste Auslandseinsatz folgte. Es ging nach Uganda, wo sie das neue Programm der Entwick-lungszusammenarbeit „Gerechtigkeit und öffent-liche Ordnung“ leitete. Mit Begeisterung. Zurück in Wien, fungierte sie eineinhalb Jahre als rechte Hand des für Programme und internationale Pro-jekte zuständigen ADA-Abteilungsleiters.

Mit Bhutan entschied sie sich im April 2012 „nach ein paar schlaflosen Nächten und langen

» Projekte der Entwicklungs­zusammenarbeit in Bhutan orientieren sich am Bruttonationalglück.

Gesprächen mit meinem Mann“ für vier weitere Jahre Fernbeziehung. „Ohne tägliche Videotelefo-nate geht es nicht“, so die Mutter dreier erwach-sener Kinder. Sechsmal im Jahr trifft man sich. Durchgehend leistet ihr ihr Hund, den sie aus Uganda mitgenommen hat, Gesellschaft.

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Kommunalwirtschaftsforum 2015:am 16. und 17. März 2015 im Wiener Rathaus

Unter dem Leitthema „Leere Taschen, volle Kassen – modern und ästhetisch investieren und finanzieren“ liefern die Initiatoren des KWF einen weiteren Anstoß, das Miteinander der öffentlichen Hand mit Privaten zu forcieren. Es diskutieren hochkarätige Referenten aus der Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis topaktuelle Fragen der kommenden Jahre.

www.kommunalwirtschaftsforum.at

im Namen von Deloitte Österreich, PORR Bau GmbH, Raiffeisen-Leasing,Siemens AG Österreich und VASKO+PARTNER

A D V E R TO R I A L

Partnerschaft mit Zukunft

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S C H W E R P U N K T

G E S U N D H E I T S P O L I T I K Österreich verfügt über eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Aber nicht alles ist eitel Wonne. REPUBLIK sprach mit Experten über die jüngsten Reformschritte, die eine Neuverteilung finanzieller und personeller Ressourcen und eine Attraktivierung des Arztberufes vorantreiben. Text Gudrun Haigermoser

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Vieles ist gut, aber ...

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S C H W E R P U N K T

Stresssituationen und Diabetes, unge-sunde Ernährung und starkes Rauchen können dazu führen. Wenn sich ein Blutgefäß im Herz verschließt, dann ist

es oft schon zu spät: Herzinfarkte sind nach wie vor lebensbedrohliche Erkrankungen. Dennoch: In der medizinischen Versorgung von Patienten, die mit den klassischen Symptomen Atemnot und starkem Druck auf der Brust in ein europä-isches Krankenhaus eingeliefert werden, hat sich viel getan. Im EU-Durchschnitt sterben mittler-weile nur mehr vier von 100 Patienten daran. Ös-

terreich kann in Sachen Herzinfakt sogar noch bessere Ergebnisse vorweisen: In der Alpenrepu-blik liegt die Rate bei rund drei von 100 Personen, wie Gesundheit Österreich GmbH in einem 2013 veröffentlichten Bericht bekanntgibt.

Eines der besten Systeme der WeltDass die Gesundheitsversorgung in Öster-

reich generell gut ausgebaut und vor allem leicht zugänglich ist, ist keine neue Botschaft. Aber es gibt auch Bereiche, in denen die Alpenrepublik hinterherhinkt: Das System ist stark kranken-hauslastig ausgerichtet und damit teuer. Die Ver-sorgung durch Allgemeinmediziner im nieder-gelassenen Bereich, der deutlich günstiger ist, ist hingegen weniger umfangreich. Um hier einen Ausgleich zu schaffen, setzen Bund, Länder und Sozialversicherungen im Rahmen der Gesund-heitsreform (2013 bis 2016) inklusive Zielsteu-erungsvertrag (Art. 15a B-VG Zielsteuerung-Ge-sundheit) eine Reihe an Maßnahmen um.

„Österreich hat im internationalen Vergleich eines der besten Gesundheitssysteme“, sagt Josef Probst, Generaldirektor des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. Die Akutversorgung ist exzellent, die medizinischen Gerätschaften sind auf dem letzten Stand, das Personal gut aus-gebildet. Aber manche Gesundheitsdienstanbie-ter bieten Services „vor allem nach ihren Vorstel-lungen und nicht nach den Bedürfnissen der Pa-tienten an“, kritisiert Probst. Daher haben sich die Verantwortlichen ein Drehen des Systems – von einer Institutionen – hin zu einer Patienten-orientierung – vorgenommen.

Umschichten statt EinsparenRund elf Prozent des BIP entfallen in Öster-

reich auf die Gesundheitsausgaben. Ein Wert, den man zwar nicht reduzieren, aber sinnvoll um-schichten möchte. Gerhard Embacher, Leiter des Bereichs Strukturangelegenheiten des Gesund-heitssystems in der Sektion I im Gesundheits-ministerium (BMG): „Es geht um eine optimale Nutzung der Ressourcen und darum, die öffentli-chen Gesundheitsausgaben ab 2016 an die durch-schnittliche Entwicklung des nominellen BIP zu binden.“ Bis dahin soll eine Dämpfung der Aus-gabensteigerung in Höhe von 3,4 Milliarden er-zielt werden.

Eine neue Qualität der ReformIm Bundeszielsteuerungsvertrag, der die Ba-

sis für die einzelnen Landeszielsteuerungsverträ-ge darstellt, sind konkrete Ziele definiert und mit Messgrößen hinterlegt. „Das ist eine neue Qua-lität in der Gesundheitsreform“, sagt Bernd Lei-

Gesundheitsvorsorge anno 1839: „Der arme Poet“ heißt das bekannteste Gemälde des deutschen Spätromantikers Carl Spitzweg. Um nicht krank zu werden, muss dieser Dichter den ganzen Tag im Bett bleiben. Heizen kann er nur, wenn er seine Werke verbrennt.

»

» Es geht nicht ums Einsparen, sondern um eine optimale Nutzung der vorhandenen Ressourcen.Gerhard Embacher, BMG

» In Zukunft soll das System um den Patienten kreisen und nicht der Patient im Kreis laufen.Josef Probst, HVB

BMG

HVB

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S C H W E R P U N K T

nich, Landeszielsteuerungskoordinator in der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK).

Langfristige Wirkung erwartet man von ei-ner umfassenden Gesundheitsförderung. Da-zu wurden von der Bundesgesundheitsagentur in den Jahren 2011 bis 2014 11,5 Millionen Euro in ein Ernährung-Förderungsprogramm inve-stiert, das angesichts zehn Prozent adipöser Kin-der ein Riesenthema ist – und schon erste Effekte zeigt. Für den Zeitraum 2015 bis 2017 stehen für die Förderung gesundheitlicher Chancengerech-tigkeit bei Kindern und Jugendlichen weitere 6,6 Mio. zur Verfügung. Zusätzlich werden auf Ebe-ne der Landesgesundheitsplattformen Gesund-heitsförderungsfonds eingerichtet. Deren Volu-men umfasst von 2013 bis 2022 bundesweit 150 Millionen.

Der Hintergrund ist ein ernster: Die Öster-reicher werden zwar immer älter, bleiben dabei aber nicht unbedingt gesund. Die durchschnitt-liche Lebenserwartung liegt laut Statistik Aus-tria aktuell bei 81,1 Jahren und ist somit eine der höchsten Europas. Gesund hingegen verbringen Österreichs Frauen 60,7 Jahre, die Männer 59,9 Jahre. Der EU-27-Durchschnitt liegt laut einem GÖG-Bericht bei 62,2 Jahren für Frauen und 61,2 Jahren für Männer.

Hallo, Herr Doktor! Um die Versorgung an Tagesrandzeiten und

Wochenenden zu verbessern, ist die Einführung eines telefon- und webbasierten Erstkontakt- und Beratungsservices (Teweb) geplant. Zur Orien-tierung dienen erfolgreiche internationale Sys-teme wie NHS (National Health Service) Choices in Großbritannien oder die telemedizinische Be-ratung Medi24 in der Schweiz. Man kann sich dort online oder telefonisch informieren. Laut einer aktuellen Erhebung des Schweizer Anbie-ters Medi24 konnte man über 62 Prozent der An-rufer erfolgreich dabei unterstützen, ein gesund-heitliches Problem selbst zu lösen. „Anhand die-ser Modelle arbeiten wir an einer schrittweisen, bundesweiten und mit bestehenden Services ab-

gestimmten Umsetzung ab 2015“, erklärt Bernd Leinich.

Neues Vertrauen in den HausarztReicht eine telefonische Hilfe nicht, ist der

Hausarzt der logische Ansprechpartner. Der steht aber in Österreich oft nicht im gewünschten Aus-maß zur Verfügung. Das heutige Angebot – zum Beispiel haben in Niederösterreich 90 Prozent der Allgemeinmediziner nur an vier Wochentagen offen – ist für Experte Probst und seine Kollegen „keine angemessene Servicedimension mehr“. Andere Länder wie die Benelux- und die skandi-navischen Staaten verfügen über weitaus stärkere Strukturen. Zur nachhaltigen Umstrukturierung wurde daher das Konzept zur multiprofessio-nellen und interdisziplinären Primärversorgung in Österreich von Bund, Ländern und Sozialver-sicherungen am 30. Juni 2014 beschlossen. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden gera-de erarbeitet. Konkret heißt das, dass man dafür eigene Krankenkassenverträge schaffen will. Un-ter Rücksichtnahme auf die regionalen Gegeben-heiten gibt es die Modellvarianten Primärversor-gungs-Einrichtungen und -Netzwerke. Ersteres konzentriert sich eher auf den urbanen, zweites auf den ländlichen Raum.

Besser im TeamIn Zukunft sollen also mehrere Allgemein-

medizinern in dieser Versorgungsform mit di-plomiertem Pflegepersonal und weiteren Ge-sundheitsberufen (u. a. Logopäden, Physio- und Psychotherapeuten, Hebammen) – in bestimm-ten Fällen auch mit anderen Fachärzten – zusam-menarbeiten. Erweiterte Öffnungszeiten, ein ver-bindliches Leistungsspektrum und ein Schwer-punkt Gesundheitsförderung heben das Angebot zusätzlich. Der Hausarzt bleibt erster Ansprech-partner, aber eben in einer flexibleren Form. „Das Pflegepersonal kann im Rahmen der neuen Pri-märversorgung Tätigkeiten wie die Blutabnah-me und das Versorgen chronischer Wunden über-nehmen“, sagt Ursula Frohner, die Präsidentin

» Der Zielsteuerungsvertrag

bringt eine neue Qualität in die

Gesundheits reform.Bernd Leinich, WGKK

» Die Primär­versorgung neu

bietet ein großes Optimierungs­ und

Effizienzpotential.Otto Rafetseder, Stadt Wien

WG

KK

»

LAND

ÖSTERREICH

FRANKREICH

DEUTSCHLAND

NORWEGEN

PORTUGAL

SCHWEDEN

VEREIN. KÖNIGREICH

OECD

SPITALSBETTEN PRO 1.000 EINWOHNER

7,7

6,3

8,3

4,0

3,4

2,6

2,8

4,8

L Ä N D E RV E RG L E I C H : S O V I E L E S P I TA L S B E TT E N S T E H E N P RO 1 . 0 0 0 E I N WO H N E R Z U R V E R F Ü G U N G7,7 Krankenhausbetten pro tausend Einwohner gibt es in Österreich, nur Deutschland liegt mit 8,3 im OECD-Vergleich noch vor uns. Der EU-Schnitt liegt bei 5,4 Betten. Alle Zahlen gelten für das Jahr 2012.Quellen: WHO European health for all database, April 2014; OECD Health Statistics 2014

Page 13: Republik 04/14

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erre

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er

Jahre verschlafenDer Ärztemangel ist das Ergebnis nachhaltiger Verdrängung von nationalen und internationalen Entwicklungen. Oberste Priorität muss es jetzt sein, den Arztberuf wieder attraktiv zu machen.

Gut Ding braucht Weile. Wenn es um das Gesund-heitssystem geht, ist dieser der österreichischen Seele innewohnende Gleichmut gänzlich unan-gebracht. Nach zu langen Geburtswehen gibt es zwar endlich eine neue, zeitgemäße Ärzteausbil-dung oder ein Krankenanstalten-Arbeitszeitge-setz, wie es die EU-Richtlinie seit über zehn Jahren vorschreibt. Mit der Gesundheitsreform verspricht die Politik zusätzlich die überfällige Stärkung der Primärversorgung rund um die Haus- und Ver-trauensärzte und die niedergelassenen Fachärzte zur Entlastung der Spitäler.

Trotzdem ist Skepsis angebracht, ob dies den Kern des Übels trifft und ob es noch zur rechten Zeit kommt. Denn nicht weniger als 600 Medizin-absolventen gehen jährlich nach ihrem Studium verloren und mit ihnen 400.000 Euro pro Kopf, die der Steuerzahler in ihre Ausbildung gesteckt hat. Indes wenden sich die jungen Doctores aus Frust über die heimischen Arbeitsbedingungen ande-ren Berufen zu oder sie gehen ins Ausland. Über 2500 sind es mittlerweile in Deutschland, einige hundert in der Schweiz. Man findet unsere Medizi-ner in Skandinavien oder in England - daheim aber immer seltener. Darüber hinaus wird in den nächs-ten fünfzehn Jahren über die Hälfte der rund 1800 Landärzte in Pension gehen. Dieser Trend ist dabei nicht auf die Peripherie beschränkt. Im Spital und in der Niederlassung, in der Allgemeinmedizin oder in den medizinischen Spezialfächern – fast überall kündigen sich Nachwuchsprobleme an.

Freilich, so wird immer wieder beschwichtigend unter Ausblendung der Hintergründe eingewandt – Österreich hat doch eine sehr hohe Ärztedich-te. Stimmt schon. Von den Ärztinnen und Ärzten, die dem Beruf und dem Land erhalten bleiben, sind aber immer weniger bereit, in Spitälern oder Kassenordinationen zu arbeiten. Zu unattraktiv, zu bürokratisch, zu prohibitiv sind die Bedingungen. Indes steigt die Zahl der wahlärztlichen Praxen. Sie versprechen Freiheit von administrativer Enge und bürokratischem Diktat. Während es im Jahr 2000 8491 Kassenärzte (GKK: 6951) gab, sind es 2013 trotz größerer Bevölkerung und intensive-rer Versorgungsansprüche nur noch 7657 (GKK: 6985) Dagegen wuchs die Zahl der Wahl- und Pri-vatärzte im gleichen Zeitraum von rund 4760 auf 8846. Und die Patientinnen und Patienten folgen dieser Entwicklung.

Der Zug zur Privatmedizin hat einen Nebenef-fekt: Er entlastet die Krankenkassen, die ja in letz-ter Zeit mit Genugtuung auf die Übererfüllung ih-rer Sparvorgaben pochen. Der Zusammenhang ist wohl rein zufällig, denn die Klassenmedizin kann kein Ziel in einem reichen Sozialstaat wie Öster-reich sein.

Österreich ist für Ärztinnen und Ärzte in vielen Fällen einfach nicht mehr attraktiv. International nicht ausreichend wettbewerbsfähig hat es auch andere Entwicklungen – etwa die geänderte Berufseinstellung oder die fortschreitende Fe-minisierung entgegen allen Warnungen einfach

verschlafen. Die aktuellen Anstrengungen der Spitalsärzteschaft um eine angemessene, ihrer Kompetenz und Verantwortung entsprechende, marktkonforme Bezahlung zeigen, wie schief die Dinge in der Vergangenheit gelaufen sind. Die unerträglichen, für Ärzte wie Patienten gleicher-maßen unzumutbaren Arbeitszeiten konnten erst durch ein „Ultimatum“ der Europäischen Kommis-sion ausgehebelt werden. Das ist eine Schande. Ebenso wie die nach wie vor weitgehend ungelös-ten Probleme durch Fehlallokationen, die zu einer Überbeanspruchung der Spitäler und der Spitals-ärzte führen.

Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Österreich braucht eine aktive ärztliche Arbeitsmarktpolitik. Dabei im Fokus: Die Feminisierung der Medizin, eine angemessene Work-Life-Balance, praktikab-le und liberale ärztliche Zusammenarbeitsformen, Entbürokratisierung; schlicht also Bedingungen, die es wieder wert erscheinen lassen, Arzt zu sein. Alles andere wäre fahrlässige Vergeudung von Volksvermögen.

Mag. Martin SticklerPressesprecher der Österreichischen ÄrztekammerTel: +43 1 514 06 – 3314Mail: [email protected]

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» Nicht die Anzahl der Studie­

renden muss erhöht werden,

sondern die Attraktivität des

Arztberufes.Helga Fritsch,

Med-Uni Innsbruck

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Med

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Inns

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k

des Österreichischen Gesundheits- und Kranken-pflegeverbandes. Dies werde zu einer besseren und bedarfsorientierten Gesundheitsversorgung auch abseits von Akutspitälern führen.

Bis Ende 2016 soll ein Prozent der Bevölke-rung, also ca. 80.000 Personen, Zugang zur neuen Versorgungsform haben. Über gut funktionieren-de Beispiele will man das Konzept zum Selbstläu-fer machen und die Multiplikation vorantreiben. Die Tatsache, dass in den nächsten zehn Jahren gut 50 Prozent der praktischen Ärzte das Pen- sionsalter erreichen, sieht HVB-Generaldirektor Probst als Chance für das neue System: „Jungme-diziner wollen in anderen Arbeitssettings als ihre Vorgänger – nämlich im Team und multiprofessio- nell – arbeiten.“

Ärzte an BordNach längeren Diskussionen hat man auch

die Ärztekammer einigermaßen ins Boot geholt. Grund für die Unzufriedenheit mit dem Konzept in seiner früheren Form war unter anderem die dort festgeschriebene Absicht, dass in den Pri-märversorgungszentren (Primary Health Care/PHC) u. a. die Einschätzung des Behandlungs-bedarfes, Ersthilfe und Diagnostik „nicht not-wendigerweise durch Ärzte erfolgen sollte, son-

dern durch verschiedene Gesundheitsberufe“, er-klärt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ös-terreichischen Ärztekammer (ÖÄK). „In der uns bekannten Letztversion steht wieder der Haus-arzt im Mittelpunkt, und es gibt darin sinnvolle Ansätze“, so Steinhart. Zum Beispiel eine bes-sere Vernetzung zwischen den Gesundheits- berufen, die Zusicherung des direkten Facharzt-zuganges und die ausdrückliche Nennung der Hausapotheken.

Österreichs historisch gewachsenes Gesund-heitssystem ist traditionell stark krankenhaus-lastig. Die Ausgaben für die stationäre Versor-gung (inklusive Langzeitversorgung) machten 2012 40,5 Prozent der Gesundheitsausgaben aus. Das sind 13,8 Milliarden Euro. Auf 100 Einwoh-ner kommen 27 Spitalsaufenthalte, im EU-Durch-schnitt sind es laut OECD 16. Angesichts dieser Zahlen steht eine Reduktion der stationären Auf-enthalte ganz oben auf der To-do-Liste. Ebenso klar ist, dass die Angebote weiter spezialisiert, regional noch besser abgestimmt und Bettenbe-reiche redimensioniert gehören. Wichtig sind au-ßerdem mehr tagesklinische Angebote.

Ärztemangel: Panik oder Wahrheit?Ein anderes Thema, das in direktem Zu-

sammenhang mit der Reform steht, ist ein mög-licher Mangel an Ärzten. Aber gibt es das vielzi-tierte Problem wirklich? Punktuelle Nachbeset-zungsschwierigkeiten, vor allem in ländlichen Regionen, leugnen Experten nicht. Panik scheint aber überzogen. Immerhin verfügt Österreich in-nerhalb der OECD über die zweithöchste Zahl an Ärzten pro Einwohner. Auf tausend Einwohner kommen hierzulande 4,9 Ärzte, in den USA sind es nur 2,5. Zudem hatte die Alpenrepublik 2011 die höchste Zahl an Medizinabsolventen mit 19,9 pro 100.000 Einwohner.

Grund für die mancherorts fehlenden Ärzte ist für Josef Probst vom HVB nicht die Knapp-heit an ausgebildeten Medizinern, „sondern die falsch organisierten bzw. nicht ausreichend opti-mierten Betreuungsprozesse“. Für Rektorin Hel-ga Fritsch – die seit 1. Oktober 2013 der Medizi-nischen Uni Innsbruck vorsteht und damit die erste Frau an der Spitze einer österreichischen Med-Uni ist – hält jedenfalls nichts von einer Er-höhung der Zahl der Studierenden. Nötig sei viel-mehr „eine gesteigerte Attraktivität des Arztbe-rufes“. Das Thema Abwanderung betrachtet sie „mit Augenmaß“; eine solche sei zwar nicht zu leugnen, „dennoch ist die Versorgung noch gut“. Die Gründe für die Emigration, nach Deutsch-land und in die Schweiz, sieht Fritsch in den nicht idealen Arbeitsbedingungen begründet.

Kürzer und näher an der Praxis Um schon das Medizinstudium praxisori-

entierter zu gestalten, gibt es seit diesem Som-

W I SS E NWas tut sich noch im Ressort?

Neben dem Großprojekt Gesundheitsreform gibt es eine Reihe an Prozessen, die man im Gesundheitsministerium aktuell auf Schiene bringt. Hier die wich-tigsten Themen im Überblick:

Fortpflanzungsmedizin: Die Begutachtung des gemeinsam mit dem Justizministe- rium erarbeiteten Fortpflanzungsmedizingesetzes ist abgeschlossen, die Abstimmung im Parlament steht bevor. Der Entwurf erlaubt u. a. die Samenspende für lesbische Paare, Eizellenspende, Samenspende Dritter bei der künstlichen Befruchtung und be-schränkte Präimplantationsdiagnostik (Untersuchung der befruchteten Eizelle vor dem Einsetzen in die Gebärmutter).

Rauchverbot: Was ihre Vorgänger vergeblich versucht haben, will die neue Gesund-heitsministerin jetzt verbindlich durchsetzen. Bis (spätestens) 2018 soll das generelle Rauchverbot in der Gastronomie – und zwar ohne Ausgleichszahlungen an die Wirt-schaft – kommen. Aktuell laufen die Gespräche.

Frauengesundheit: Zusammen mit dem Frauenministerium erarbeitet das BMG aktuell den Aktionsplan Frauengesundheit, der 2015 präsentiert werden soll. Ziel ist eine Quali-tätsverbesserung der medizinischen Angebote für Frauen unter dem Aspekt des biopsychosozialen Modells, einer Theorie über die Beziehung zwischen Körper und Geist. Relevante Themen – je nach Lebensphase – sind etwa Körperbewusstsein, Auf-klärung, Schwangerschaft bzw. Schwangerschaftsabbruch.

Mutter-Kind-Pass: Ende Oktober folgte – gemeinsam mit dem Familienministeri-um – der Auftakt zur im Regierungsprogramm festgelegten Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Passes, den es in Österreich seit 1976 gibt. Ziel sind Verbesserungen mit Augenmerk auf die sich verändernden Lebensumstände, an den Details feilt derzeit eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe.

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Leben erforschen – Träume verwirklichen

Unsere Welt steht heute vor einer Reihe großer Herausforderungen. Die Weltbevölkerung wächst rasant. Es gilt, die Gesundheit der Menschen zu erhalten und die gute und ausreichende Ernäh­rung von mittlerweile sieben Milliarden Menschen zu sichern. Diesen Herausforderungen können wir nur mit Innovationen begegnen. Wir bei Bayer arbeiten seit mehr als 150 Jahren daran, mit Inno­vationen das Leben der Menschen zu verbessern.

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A D V E R TO R I A L

» Die verpflichtende Lehrpraxis ist ein wichtiges Element der allgemeinmedizi­nischen Ausbildung.Johannes Steinhart, ÖÄK

ÖÄK

mer an allen österreichischen Med-Unis das so-genannte „Klinisch Praktische Jahr“: Alle Stu-dierenden verbringen demnach das sechste und letzte Studienjahr durchgehend im Spital.

Einen weiteren wichtigen Beitrag, um das österreichische Gesundheitswesen für Medizin-Absolventen attraktiv zu halten, wurde nun mit einer Novelle des Ärztegesetzes geschaffen. Es re-gelt die post-promotionelle Ausbildung ab Mitte 2015 neu. Der Beschluss im Nationalrat erfolgte Ende Oktober 2014.

Wer künftig Arzt werden will, muss keinen Turnus mehr absolvieren, sondern hat diesen Weg vor sich: Nach dem Studium sind neun Monate Basisausbildung zum Erwerb klinischer Grund-kompetenzen vorgesehen. Für Allgemeinme-diziner gibt es im Anschluss 27 Monate Spitals- praxis plus mindestens sechs Monate Lehrpra-xis in einer Ordination. Für Fachärzte sind min-destens 27 Monate Sonderfach-Grundausbildung und zumindest weitere 27 Monate Schwerpunkt-setzung vorgesehen.

Johannes Steinhart von der ÄK befindet die-ses Mehr an Praxisorientierung als wichtigen Schritt: „Ärzte in Ausbildung sollen die Rea- litäten des Berufs im niedergelassenen Bereich

praktisch und sinnlich erfahren.“ Die Interessen-vertretung hätte sich allerdings ein ganzes Jahr Lehrpraxis für Allgemeinmediziner gewünscht. Und sie fordert eine Kofinanzierung durch Sozial- versicherungen und die Länder, um ein „Drauf-zahlen“ der Ausbildner – sprich der Allgemein-mediziner – zu verhindern.

Helga Fritsch befürwortet zwar die Abschaf-fung des Turnus, „die Sonderstellung der uni-versitären Medizin wird allerdings in der neu-en Ordnung wenig berücksichtigt und macht es uns schwerer, die Facharzt-Ausbildung in allen Fächern zu gewährleisten“. Durch mehrere zeit-gleiche Reformen und kurze Übergangsfristen werde an vielen Rädern gedreht, wodurch Unru-he entstehe.

Und noch ein Punkt: Nicht alle der jährlich rund 1.800 Medizinabsolventen wollen nach dem Studium auch in die Patientenversorgung, denn es locken andere, lukrativere Angebote. Viele ver-suchen etwa ihr Glück in der Wissenschaft oder in der finanziell einträglichen Pharmawirtschaft. In Innsbruck stellt man für wissenschaftlich In-teressierte die Weichen am Anfang mit einem ei-genen Studium der Molekularmedizin. Diesem Beispiel könnten andere Standorte folgen.

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„Nicht alleine von der Stricherlliste leben“G E S U N D H E I T S P O L I T I K Mitten in der Umsetzung der Gesundheitsreform und als die Ebola-Angst am größten war, übernahm Sabine Oberhauser das Gesundheitsressort. REPUBLIK verrät die Neo-Ministerin ihre Strategien, um Österreich für angehende Ärzte attraktiv zu halten. Interview Gudrun Haigermoser Foto Regina Hügli

Wie erleben Sie die ersten Monate als Ge-sundheitsministerin? Haben Sie das Gefühl, Ihre Anliegen durchsetzen zu können?

Ich fühle mich wohl, dennoch ist diese Zeit natürlich anstrengend. Und es ist schon einiges passiert: Die Neuregelung der Ärzteausbildung ist beschlossen und tritt Anfang 2015 in Kraft. Das Fortpflanzungsmedizingesetz, das in Koope-ration mit dem Justizministerium erstellt wurde, war gerade in Begutachtung. Wenn eine entspre-chende Mehrheit im Parlament gefunden wird – wovon ich ausgehe –, wird es voraussichtlich An-fang 2015 beschlossen. Derzeit arbeiten wir au-ßerdem intensiv an einer Novelle des Gesund-heits- und Krankenpflegegesetzes. Unser Gesundheitswesen zeichnet sich durch eine besondere Betreuungsqualität aus. Aber es gibt auch Defizite, die hohen Ko-sten stehen immer wieder im Zentrum der Kritik. Warum ist unser Gesundheitssystem so teuer, wo lässt sich am ehesten sparen?

Fast hundert Prozent der Menschen in Ös-terreich sind krankenversichert. Es gibt keine Re-striktionen aufgrund des Alters. Auch die Ver-waltung ist schlank. 97,5 Prozent der Gelder, die die öffentlichen Krankenversicherungen einneh-men, gehen wieder zurück an die Patienten. Aber

es gibt auch Ineffizienzen, zum Beispiel an den Schnittstellen zwischen Spitälern und dem nie-dergelassenen Bereich. Hier geht Geld verloren. Dieses Problem können wir nur mithilfe besserer Abstimmung und Planung lösen.Österreich hat laut OECD nach Griechenland die meisten Ärzte pro Einwohner. Warum wird dennoch häufig vor einem drohenden Ärztemangel gewarnt?

In der Tat: In Österreich sind verhältnismä-ßig viele Ärzte aktiv. Aber in zehn bis fünfzehn Jahren steht eine Pensionierungswelle bevor. In den Ballungsräumen haben wir momentan keine Probleme. Aber es gibt immer weniger Medizi-ner, die sich für eine Arbeit im ländlichen Raum erwärmen können. Dadurch kommt es heute schon zu Versorgungslücken. Und es gibt viele Mediziner, die lieber den Weg eines Wahlarztes einschlagen. Wir nehmen diese Entwicklungen ernst. Alle Systempartner müssen gemeinsam Wege finden, um gegenzusteuern.Was sind weitere Gründe, die zu einem Ver-sorgungsmangel führen können?

In erster Linie die Abwanderung in andere Länder. Wir müssen schauen, dass unsere Medi-zin-Absolventen im Land bleiben. Derzeit kommt rund ein Drittel der Studienanfänger aus dem

„Meine Türen sind offen“, sagt Sabine Oberhauser in Anspielung auf ihren Stil in Sachen Kommunikation und Mitarbeiterführung.

Persönlich ist ihr das Thema Frauengesundheit besonders wichtig, daher auch das Engagement für die Brustkrebsfrüh-

erkennung. Das pinkfarbene Symbol der Bewegung hat auch in ihrem neuen Büro einen Fixplatz.

» Unser Gesund­heitssystem ist ein

gutes und für alle zugängliches. Mängel

gibt es vor allem an den Schnittstellen

und in der Primärversorgung.

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Ausland. Ein Großteil geht dorthin wieder zu-rück. Auch die jungen Österreicher sind viel mo-biler als die Generationen davor. Sie nehmen oft die Chance wahr, in der Schweiz oder in Deutsch-land zu arbeiten, weil sie glauben, dort bessere Arbeitsbedingungen vorzufinden. Wie wollen Sie dieser Abwanderung entge-gensteuern?

Mit einer besser strukturierten Ausbildung, einer höheren Wertschätzung gegenüber jungen Kollegen, mit attraktiven Arbeitsbedingungen und einer anderen Honorierung. Mein Part als Gesundheitsministerin ist es, die Ausbildung auf neue Beine zu stellen. Dazu wurde eben im Ärzte-gesetz die Ausbildung neu geregelt. Aber auch die Länder und die Spitäler sind gefragt. Hier pas-siert zum Glück schon einiges. Vorarlberg organi-siert z. B. für die Zeit des „Klinisch Praktischen Jahres“ Wohngemeinschaften und Kinderbetreu-ungsplätze. In Sachen Arbeitsbedingungen wird in den Spitälern die EU-Richtlinie zur Beschrän-kung der Ärztearbeitszeit ab Jänner 2015 umge-setzt. Derzeit liegt die maximale Arbeitsdauer eines Arztes am Stück fallweise bei über 70 Stun-den. Diese wird in Etappen auf 48 Stunden re-duziert. Trotz der aktuellen Proteste – vonseiten der Mediziner werden Gehaltseinbußen und Per-sonalknappheit befürchtet – bin ich zuversicht-lich, dass die Verhandlungen gut vorankommen. Daher stellt diese neue Regelung trotz Anfangs-schwierigkeiten eine Attraktivierung des Berufs dar. Außerdem ist es wichtig, dass die Kranken-kassen und Ärzte gemeinsam ein neues Hono-rierungssystem ausarbeiten, das nicht allein von der Stricherlliste – d. h. gleiches Geld pro Patient, egal wie lange die Konsultation dauert – lebt. Trotz des neuen Gesetzes dauert die österrei-chische Medizinausbildung bis zur Berufsbe-rechtigung im internationalen Vergleich lan-ge. Maturanten werden auch in Zukunft bis zum Facharzt-Abschluss mindestens zwölf Jahre brauchen. Wie wollen Sie junge Medi-ziner davon überzeugen, dennoch in Öster-reich zu bleiben?

Wir haben den dreijährigen Turnus abge-schafft und durch eine neunmonatige Basisaus-

bildung ersetzt. Anschließend teilt sich die Aus-bildung für Allgemeinmediziner und Fachärzte, die Gesamtdauer ist je nach Schwerpunkt unter-schiedlich. Wir konzentrieren uns jetzt mehr auf Inhalte und weniger auf Strukturen. Die Tätigkeit eines Allgemeinmediziners wird etwa durch die neue Lehrpraxis greifbarer. Den verbleibenden Zeitrahmen halte ich bei einer so komplexen Ausbildung aber für angemessen. Und ich bin gegen einen approbierten Mediziner nach deut-schem Vorbild – also einen Arzt, der nach Stu-dienabschluss und einem weiteren Jahr bereits praktizieren darf. Ich glaube, dass es für den be-ruflichen Erfolg junger Kollegen und für die opti-male Behandlung der Patienten entscheidend ist, Ärzte nicht mit zu wenig Ausbildung nach drau-ßen zu lassen. Sie sind ausgebildete Allgemeinmedizinerin, Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde und akademische Krankenhausmanagerin. Warum haben Sie sich letztlich für eine poli-tische Karriere entschieden?

Obwohl ich bereits vorher einen „anstän-digen“ Beruf hatte, wie meine Mutter zu sagen pflegt, bin ich letztendlich in der Politik ge-landet. Das war reiner Zufall: Ich war Ende der 1990er-Jahre in der Neonatologischen (Anm. der Red.: Früh- und Neugeborenenmedizin) Station im Mautner-Markhof-Kinderspital tätig. Als die Station geschlossen werden sollte, habe ich mich für einen Erhalt stark gemacht. Gemein-sam mit Rudolf Hundstorfer und Sepp Rieder ist es gelungen, die Station in der Rudolfstiftung wieder zu eröffnen. Über dieses Engagement wurde ich dann Personalvertreterin in der Ge-werkschaft. Dass ich nicht zurück ans Kranken-bett kehren werde, wurde mir damals schnell klar. Haben Sie strukturelle Veränderungen im Ressort geplant?

Ich habe ein gut aufgestelltes Haus mit en-gagierten Mitarbeitern und viel Know-how über-nommen, deshalb denke ich derzeit nicht an Um-strukturierung. Da das Gesundheitsministerium ein relativ kleines Ressort und personell eng be-setzt ist, arbeiten wir schon jetzt recht effizient.

» Wenn wir nicht aufpassen, haben

wir in einigen Jahren wirklich zu

wenige Ärzte.

Z U R P E RS O NSabine Oberhausergeb. 1963 in Wien

Seit 1997Ärztin für AllgemeinmedizinFachärztin für Kinder- und JugendheilkundeSeit 2002Akad. Krankenhausmanagerin, WU Wien2003–2006Vorsitzende der Arge ÄrztInnen im ÖGB2006–2014 Abg. zum NR, dort bis 2013 SP-Gesundheitssprecherin, ab 2013 Sozialsprecherin 2009 – Sept. 2014ÖGB-Vizepräsidentin Seit Sept. 2014 Bundesministerin für Gesundheit

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Vorreiter bei Transparenz und ProfessionalitätDie ÖPAV ist 2011 angetreten, um den „Spreu vom Weizen“ zu trennen und die Public-Affairs-Branche zu professionalisieren. Mittlerweile zählt der Verband über 120 Mitglieder aus Unternehmen, Agenturen und NGOs. Sie alle unterwerfen sich einem strengen Verhaltenskodex.

In Österreich arbeiten rund 2.000 Personen als Interessenvertreter und Lobbyisten. 2011 haben sich 70 von ihnen zur Österreichischen Public Affairs Vereinigung (ÖPAV) zusammengeschlos-sen. Mittlerweile ist die Mitgliederanzahl auf 120 angewachsen. Sie kommen aus Unternehmen, Agenturen, Verbänden und NGOs. Mit dem Ver-band will man nicht nur Aufklärungsarbeit über die Public-Affairs-Branche leisten, sondern auch zur Professionalisierung und Qualifizierung der-selben beitragen und erster Ansprechpartner für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sein.

Strenger VerhaltenskodexPublic Affairs – hierzu zählen professionelle Dienstleistungen wie Lobbying und Government Relations – versteht sich als die Außenpolitik von Organisationen und Unternehmen. Ganz in Ge-gensatz zu jenen Personen, die wie Hochegger, Strasser und Co in die mediale Kritik geraten sind, sind professionellen Lobbyisten keine „Deal-maker“, sondern Vermittler von Informationen und Argumenten. „Die Aufgabe von Lobbying ist, relevante Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung transparent und wahrheitsgetreu über spezifische Anliegen zu informieren“, sagt ÖPAV-Präsident Peter Köppl. Dabei gelten neben den gesetzlichen Grundlagen besondere Spielregeln.ÖPAV-Mitglieder arbeiten nicht nur nach dem seit Anfang 2013 in Kraft getreten Lobbying- und Transparenzgesetz, sondern verpflichten sich einem strengen Verhaltenskodex. So gilt eine Unvereinbarkeit zwischen professioneller Lobby-ing-Tätigkeit und einem Mandat oder einer Funk-tion in der Verwaltung und Politik – weit über die gesetzliche Regelung hinaus. Auch Erfolgshono-rare gibt es für ÖPAV-Mitglieder nicht. Entgeltver-einbarungen müssen schriftlich erfolgen und dür-fen nicht unangemessen hoch sein. „Mit unserem 2012 beschlossenen Verhaltenskodex sind wir Vorreiter in Sachen Transparenz und Professio- nalität. Eine weitreichende Transparenz der Lob-

bying-Tätigkeit in Österreich kommt der gesam-ten Branche zugute“, sagt Köppl. In diesem Sinne sollte auch das Lobbying-Gesetz klare Standards für alle in der Branche tätigen Personen und Unternehmen festlegen, rät der ÖPAV-Präsident.

Lobbying-Register mit SchlupflöchernDie Eintragungspflicht für Interessenvertreter in das zentrale Lobbyingregister weist noch Schlupf-löcher und Schwächen auf. Namentlich eintragen müssen sich derzeit nur Agenturen und in Firmen tätige Lobbyisten. Sozialpartner und Verbände geben lediglich die Anzahl dieser Mitarbeiter bekannt. „Die ÖPAV fordert daher im Sinne von Transparenz, Rechtssicherheit und Gerechtigkeit die Streichung aller Ausnahmen vom Lobbying-Gesetz, Gleichstellung aller Berufsfelder in der

Eintragungspflicht sowie das Schließen der Schlupflöcher und Umgehungsmöglichkeiten“, so der ÖPAV-Präsident.

Professionelle Public Affairs sind die Außenpolitik von Organisationen und Unternehmen.

A D V E R TO R I A L

ÖPAV-Studie

Eine im Auftrag der ÖPAV 2013 durchgeführ-te Berufsfeld-Studie der Universität Wien kam zum Ergebnis, dass sich die Public-Affairs-Branche eine deutliche Bedarfssteigerung von professionellem Lobbying in den kommenden fünf Jahren erwartet, insbesondere seitens der KMU, bei Nachhaltigkeitsthematiken und auf EU- und internationaler Ebene.

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Elga ante portasE- H E A LT H Ende 2015 geht die Elektronische Gesundheitsakte in öffentlichen Spitälern in den Echtbetrieb. Die Vorbereitungen laufen dazu auf Hochtouren. Die Einschulungen des Spitalpersonals sind für die zweite Jahreshälfte geplant. Ein Status-quo-Bericht. Text Daniel Mayr

Die Elektronische Gesundheitsakte (Elga) will Gesundheitsdaten besser vernetzen und per Mausklick abrufbar machen. Die

Vorteile für Patienten: eine höhere Behandlungs-qualität und mehr Kontrolle über die eigenen Da-ten. Anfang kommenden Jahres wäre es so weit gewesen. Elga hätte in den öffentlichen Spitälern ihren Betrieb aufnehmen sollen. Im Sommer gab die Elga-Generalversammlung – bestehend aus Bund, Länder und Sozialversicherung – einen neuen Termin bekannt: Der Roll-out startet nun Ende 2015.

Die Gründe sind großteils technischer Na-tur: Die Spitals-EDV muss an das Elga-System angepasst werden, ebenso das Befundmanage-ment. Denn Elga verlangt eine neue standar-disierte Befundschreibung. Deshalb sind ne-ben technischen auch organisatorische Anpas-sungen nötig. Auch die Benutzerfreundlichkeit wird laufend verbessert. Susanne Herbek, Ge-schäftsführerin der Elga GmbH: „Beginnend mit Ende des kommenden Jahres werden die ersten öffentlichen Spitäler in Kärnten, Oberösterreich, Steiermark, Tirol und Wien sowie die AUVA-Spi-täler schrittweise an Elga angebunden. 2016 fol-gen die Vertragsärzte und Apotheken, 2017 die

Privatkrankenanstalten und zuletzt die Kassen-zahnärzte im Jahr 2022.“

Ärzteschulungen für Mitte 2015 vorgesehen„Der KAV wird den neuen Fahrplan aus heu-

tiger Sicht einhalten können“, so Herlinde Toth, E-Health-Koordinatorin beim Wiener Kranken-anstaltenverbund, Österreichs größtem Gesund-heitsdienstleister. Die Anpassungsarbeiten für die vier wesentlichen Elga-Befunde, den ärzt-lichen und pflegerischen Entlassungsbrief sowie Röntgen- und Laborbefunde, schließt man dem-nächst ab. Anfang 2015 hat der KAV erste um-fangreiche Tests geplant. Schulungen des Perso-nals sind für die zweite Jahreshälfte vorgesehen. Der Schwerpunkt liege auf allgemeinen Informa-tionen zu Elga, den Patientenrechten und Auf-klärungspflichten der Ärzte sowie eben auch auf organisatorischen Abläufen, so Toth.

Seit Anfang 2014 ist unter www.gesundheit.gv.at das Zugangsportal online, auch die Wider-spruchsstelle hat ihren Betrieb bereits aufgenom-men. Seitdem können sich Patienten teilweise oder zur Gänze von Elga abmelden. Bis jetzt ha-ben rund 181.000 Personen von der Möglichkeit zum sogenannten Opt-out Gebrauch gemacht, 11.000 über das Online-Portal und 170.000 per Formular. Das sind rund zwei Prozent der Bevöl-kerung. Herbek weist aber auch darauf hin, dass die Abmeldungen nach den Spitzen zu Jahres-anfang deutlich nachgelassen haben: „Die Men-schen sind deutlich informierter und lassen sich nicht mehr so schnell verunsichern.“

Rauer GegenwindDass einige Patienten Elga bereits verlassen

haben, hat einen Grund. Die Gegner von Elga fin-den sich vor allem in den Reihen der Ärztever-treter, die vor über zehn Jahren auch gegen die

Der Arzt und die IT: Elga soll in Hinkunft nicht nur Patientendaten via Knopfdruck abrufbar machen, sondern die Behandlungsqualität verbessern und Mehrfachverschreibungen verhindern.

» Um eine effiziente Suchfunktion sicher­

zustellen, definieren wir derzeit mit von der ÄK

nominierten Vertretern die genauen

Anforderungen.Susanne Herbek, Elga GmbH

Lisa

Lux

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E-Card aufbegehrten. Diese ist allerdings heu-te aus dem österreichischen Gesundheitswe-sen nicht mehr wegzudenken. Die Ärztekammer (ÖÄK) macht mit Kampagnen und Zeitungsin-seraten auf ihre Bedenken aufmerksam. An der Spitze des Protestes steht derzeit der Hausärzte-verband. Der Versuch von einzelnen Ärzten, Elga via Klagen zu stoppen, blieb bisher ohne Erfolg.

Einer der Elga-Kritiker ist Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundesobmann der Ku-rie Angestellte Ärzte. Für ihn bringt die neue Ge-sundheitsakte auf den ersten Blick keinen Fort-schritt, denn bereits jetzt stünden in den Info-systemen der Krankenhäuser alle relevanten Patientendaten, die in der Vergangenheit auf-genommen wurden, zur Verfügung. Er ortet Schwachstellen in der Datensicherheit und man-gelnde Suchfunktion. Darüber hinaus befürch-tet Mayer, dass sich mit Elga der Administra- tionsaufwand für Spitalsärzte deutlich erhöhen würde, und das führe zu Verzögerungen in der Patientenversorgung.

Datenvernetzung in Gang setzenDie Bedenken bezüglich des Administra-

tionsaufwands sind Elga-Geschäftsführerin Her-bek bekannt, sachlich aber nicht nachvollzieh-bar. Die Implementierung von Elga in die beste-henden Krankenhaus-IT-Systeme liege nämlich in der Verantwortung der Krankenhausträger. Elga unterstütze vielmehr mit wichtigen Patien-teninfos aus anderen Gesundheitsorganisationen die medizinische Behandlung und Betreuung. Um eine effiziente Suchfunktion sicherzustellen, werden derzeit mit Vertretern, die von der Ärz-tekammer nominiert wurden, Anforderungen definiert.

Dass eine interne Vernetzung von Daten in-nerhalb großer Krankenhausverbünde beste-he, sei zwar richtig, allerdings fehle der wichtige Austausch mit den vielen weiteren Gesundheits-dienstleistern im extra- und intramuralen Be-reich in ganz Österreich. Dies werde flächende-ckend und unter datenschutzrechtlich einwand-freien Bedingungen nun erstmals mit Elga mög-lich, so Herbek.

Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer sieht dies ähnlich: „Der zentrale Vorteil von Elga liegt darin, dass alle Gesundheitsdienstleister stan-dardisiert miteinander kommunizieren müs-sen. Die Kommunikation zwischen Spitälern und dem niedergelassenen Bereich ist dann nicht mehr von Initiativen Einzelner abhängig“, so der Gesundheitsökonom, der sich dadurch eine ef-fizientere Anamnese erhofft. Bezüglich Daten-schutz sieht Pichlbauer kein Problem: „Elga ver-langt recht klare Datenschutzstandards, die heu-te kaum zu finden sind.“

Neue Plattform zeigt Aufbau und Zusammen-hänge des österreichischen Gesundheitswesens

Auf www.gesundheitswesen-austria.at finden Sie nützliche Informationen rund um die Organisationen und Interessenverbände des österreichischen Gesundheitswesens. Entstanden ist die Plattform durch eine Zusammen-arbeit zwischen dem Österr. Wirtschaftsverlag und dem Pharma Marketing Club Austria (PMCA).

Der Pharma Marketing Club Austria (PMCA) versteht sich seit seiner Grün-dung vor 20 Jahren als „Netzwerk des Wissens“ für die relevanten Player im österreichischen Pharma Marketing. Dazu zählen mehr als 450 Mitglieder aus Pharmafirmen, Verlagen und Dienstleistungsunternehmen. Durch den Abbau von Kommunikationshemmnissen und das Aufzeigen neuer Entwick-lungen möchte man neue Impulse setzen und die Vielfalt des Marketings im Gesundheitswesen fördern. So ist es dem PMCA in den vergangenen Jahren gelungen eine wichtige Rolle innerhalb der österreichischen Gesundheitsin-dustrie einzunehmen.

„Im Sinne dieses Netzwerk-Gedankens war es für uns klar, unser Wissen auch in die neu gestaltete Plattform zum Gesundheitswesen in Österreich einzubringen. Und wir freuen uns, wenn das neue Portal vielen Kolleginnen und Kollegen in der Branche als Unterstützung bei der täglichen Arbeit dient“ so Elisabeth Marschall, Präsidentin des PMCA.

www.pmca.atwww.gesundheitswesen-austria.at

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Lang leben, lang krank sein?

G E S U N D H E I T Chronische Krankheiten bedeuten für die Patienten jahre-langes Leid. Für das Gesundheitswesen sind sie Kostentreiber Nummer eins. REPUBLIK diskutierte mit Experten, welche Erkrankungen die größten Herausforderungen an das System stellen, und was es braucht, um die Situation zu verbessern. Interview Andrea Krieger, Stefan Grampelhuber Fotos Simon Jappel

Diabetes und Asthma, Herz-Kreislauf-Er-krankungen, HIV und Krebs. Das Feld, über das wir heute diskutieren wollen, ist weitläu-fig. Welche Kriterien sind ausschlaggebend, damit man von einer chronischen Erkran-kung sprechen kann?

Pamela Rendi-Wagner: Eine chronische Krankheit ist entweder das Ergebnis einer länger andauernden degenerativen Veränderung oder einer Störung, die dauerhafte somatische oder psychische Schäden oder Behinderung zur Folge hat. Früher gab es eine klare Trennung zwischen akut, chronisch, übertragbar und nicht übertrag-bar. Die Grenzen verschwimmen jedoch. Bei ge-wissen Krankheiten war und ist die Sache aber ganz klar: Diabetes etwa.

Thomas Wascher: Die Abgrenzung ist nicht immer einfach. Von einer „chronischen Bronchi-tis“ spricht man schon ab einer Dauer von sechs Wochen. Sie heilt aber in den meisten Fällen wie-der aus. Diese Form chronischer Erkrankungen ist also für das Gesundheitswesen bezüglich Ko-sten und Betreuungsintensität kein großes The-ma. Es geht eher um jene Leiden, für die es kei-ne Heilung im engeren Sinn gibt. Dazu zählen sogenannte „Lebensstil-Erkrankungen“ wie Dia-betes, Bluthochdruck, Asthma oder Infektionen, die nur langsam oder manchmal gar nicht heilen. Auch Krebs gehört in vielen Fällen dazu. Wie gut ist die Datenlage?

Rendi-Wagner: Laut einer Befragung gibt ein Drittel der über 15-Jährigen an, an einer chro-nischen Einschränkung zu leiden. Frauen sind stärker betroffen. Eine beachtliche Zahl, die aber auf einer subjektiven Einschätzung des Wohlbe-findens basiert. Insgesamt haben wir es mit einer eher diffusen Datenlage zu tun. Bei Krebserkran-kungen besteht aufgrund der gesetzlichen Mel-depflicht eine gute Übersicht. Bei anderen haben wir Datenlücken. Die Sozialversicherung hat auf-grund ihrer Abrechnungsdaten einen gewissen Überblick, ebenso die Spitäler. Diese Rohdaten kann man aber nicht so einfach für Planung und Steuerung nutzen. Dazu ist eine umfangreiche, systematische Datenaufbereitung notwendig.

Gabriele Grom: In anderen Ländern gibt es nationale Diabetes-Register. Auf Basis die-ser Daten werden Ziele formuliert. Beim euro-päischen Diabetes-Index, den die schwedische Forschungseinrichtung Health Consumer Power House herausgibt, stehen wir derzeit auf Platz 13 unter 30 Staaten. Schweden, Niederlande und Dänemark liegen an der Spitze. Österreich hat ein gutes Gesundheitssystem. Aber man fragt sich doch: Warum sind wir bei Diabetes nicht wei-ter vorne? Warum leiden Zuckerkranke in Öster-reich öfter an Sekundärfolgen wie Nierenschä-den oder Fußamputationen? Wir brauchen also dringend eine bessere Evaluierung der gesetzten Maßnahmen.

F O R U M4E XC E L L E N C E

» Gesundheit ist nur zu einem geringen Teil

durch Politik beein­flussbar. Die Haupt­rolle spielen Bildung

und sozio­ökono­mische Herkunft.

Pamela Rendi-Wagner, BMG

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Herr Wascher, damit Diabetiker besser mit ihrer Krankheit umgehen lernen und derlei Spätfolgen vermieden werden können, gibt es Disease-Management-Programme (DMP). Was ist davon zu halten?

Wascher: Die Diabetes-Gesellschaft ist gera-de mit dem Hauptverband in Verhandlung: Wir wollen die medizinischen Inhalte des DMP über-arbeiten und anpassen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass einige Patienten mehrere Leiden ha-ben. So jemand müsste dann etwa am DMP Di-abetes, dem DMP chronisch-obstruktive Lun-generkrankungen oder DMP Osteoporose teil-nehmen – und ist mit teilweise widersprüch-lichen Leitlinien konfrontiert. Was bedeutet denn der Umgang mit chro-nisch Kranken für die Betroffenen und die Behandler generell?

Wascher: Chronisch Kranke sind ein relativ neues Phänomen und eine spezielle Herausfor-derung für das Gesundheitssystem. Denn vor ei-

nigen Jahren sind viele Personen, die heute als chronisch Kranke behandelt werden können, an ihren Leiden verstorben.

Grom: Insofern sind chronische Krankheiten ja auch ein Zeichen des medizinischen Fort-schritts. HIV, früher ein Todesurteil, ist dafür ein gutes Beispiel. Auch bei Krebs haben wir neue Therapien in der Pipeline, etwa in den Bereichen schwarzer Hautkrebs oder Lungenkrebs. Wie gut ist das System auf chronische Krank-heiten vorbereitet?

Wascher: Zumindest der Spitalsbereich ist akutmedizinisch geprägt. Bei einer Lungenent-zündung sucht man sich seinen behandeln-den Arzt nicht aus, auch die Sympathie spielt keine besondere Rolle. Hauptsache, man wird schnell wieder gesund. Bei Lebensstil-Erkran-kungen ist man aber in einem spezialisierten Zentrum mit einem konstant bleibenden Be-treuungsteam besser aufgehoben, das zeigen alle Studien.

D I E S E R B E I T R A G E R F O LGT M I T F R E U N D L I C H E R U N T E R S T Ü T Z U N G D E R F I R M A M S D Ö S T E R R E I C H .

» Vor einigen Jahren sind viele Personen, die heute als chronisch Kranke behandelt werden können, noch an ihren Leiden verstorben.Thomas Wascher, Diabetes-Gesellschaft

»

Thomas Wascher

ist Vorstand der Österreichischen Diabetes Gesellschaft. Hauptberuflich leitet der In-ternist und Diabetes-Experte den Bereich Diabetologie der ersten medizinischen Ab-teilung im Wiener Hanusch-Krankenhaus, das im Auftrag der Republik Österreich von der Wiener Gebietskrankenkasse geführt wird.

Pamela Rendi-Wagner

leitet seit 2011 die für den öffentlichen Gesundheitsdienst und medizinische An-gelegenheiten zuständige Sektion III des Gesundheitsministeriums. Rendi-Wagner ist Tropenmedizinerin und habilitierte Epidemiologin. Außerdem hat sie einen Lehrauftrag an der Medizinischen Univer-sität Wien.

Gabriele Grom

ist seit 2009 Geschäftsführerin von Merck Sharp Dome (MSD) in Österreich sowie Associate Vice President für das Cen-tral Europe Cluster. Zudem ist die aus Deutschland stammende Pharmazeutin die einzige Frau im Vorstand des Verbands der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig).

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I N T E RV I E W

„Medizinischen Fortschritt besser zugänglich machen“

Peter McDonald, neuer Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, konnte kurzfristig nicht am Roundtable teilnehmen. REPUBLIK hat ihn daher gesondert zu seinen Standpunkten befragt.

Wie kann es den Sozialversicherungsträgern gelingen, die Situation der chronisch Kranken zu verbessern und gleichzeitig die Kosten einzudämmen?

Wenn wir auf die Prognosen für die Jahre 2015 und 2016 blicken, sehen wir, dass die Zeiten nicht besonders günstig, sondern herausfordernd werden. Das ist keine Überraschung. Wenn die Wachstumsprognosen abnehmen und die Arbeitslosigkeit wie vorhergesagt steigt, dann werden die SV-Beitragseinnah-men auch weniger stark zulegen. Dazu kommt, dass erfreulicherweise der me-dizinische Fortschritt nach einigen Jahren Flaute wieder in Schwung kommt.

Ein Beispiel sind weiterentwickelte Krebsthe-rapien. Unser Anspruch ist es, den medizi-nischen Fortschritt besser zugänglich zu ma-chen. Das stellt uns klarerweise vor finanzielle Herausforderungen, die wir in den nächsten beiden Jahren zu stemmen haben. Gerade die-se Entwicklung zeigt gut, warum es so wichtig war, dass wir die Krankenkassen gemeinsam mit der Bundesregierung entschulden konn-ten und nun durch unseren Ausgabendämp-fungspfad auch finanziell stabilisiert haben. In anderen Ländern entscheidet der Konto-stand über die Art der medizinischen Versor-gung. In Österreich entscheidet der Arzt – un-abhängig von Alter, sozialer Stellung oder Ver-mögen. Und das wird auch so bleiben.Vorbeugung kommt am billigsten. Wie aber erhöht man die Teilnahme? Die neu-en Brustkrebs-Screenings etwa haben ja anfänglich nicht gut funktioniert.

Nachdem jetzt Frauen über 40 einfach mit der E-Card zum Röntgenologen gehen kön-nen, haben sich die Teilnahmezahlen beim Brustkrebs-Screening gut entwickelt. Aller-dings sind alle Vorsorgeangebote immer auch Willenssache. Als geschäftsführender SVA-Obmann ha-ben Sie die Gesundheitsversicherung „er-

funden“ und damit finanzielle Anreize geschaffen. Selbstständige, die regelmäßig zur Gesundenuntersuchung gehen und sich bei gewissen Pa-rametern verbessern, zahlen weniger. Werden Sie finanzielle Anreize auch in Ihrer neuen Funktion forcieren?

Mir geht es nicht darum, meine Erfindung bei der SVA, der übrigens ei-ne Urbefragung über den Versicherten vorangegangen ist, eins zu eins auf die anderen Krankenkassen zu übertragen. Wichtiger ist mir, die Gesundheitsför-derung stärker in den Fokus zu rücken und dass die Sozialversicherungen die Menschen auch beim Gesundbleiben begleiten.

Peter McDonald studierte Wirtschaftswissenschaften in Linz. Er startete seine Karriere als politischer Experte des Wirtschaftsbundes. Zwischen 2011 und 2014 war McDonald geschäftsführender Obmann der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft.

Welche Verbesserung sieht denn die Gesund-heitsreform für chronisch Kranke vor, zielt die Neuordnung der Primärversorgung auch darauf ab?

Rendi-Wagner: Erstmals finden Gesund-heitsförderung und Prävention in einem Ziel-steuerungs-Gesundheitsvertrag ihren Nieder-schlag, inklusive Finanzierung. Das betrifft ins-besondere die Vorbeugung vor chronischen Er-krankungen. Besteht bereits eine chronische Krankheit, könnten gerade diese behandlungs-intensiven Patienten stark vom geplanten neu-en Primärversorgungskonzept profitieren. Im Zentrum steht hier die multiprofessionelle inte-grierte Versorgung im niedergelassenen Bereich. Die Patientenströme sollen von den Spitälern und Ambulanzen in Primärversorgungszentren gelenkt werden. Diese Zentren werden schon aufgrund der längeren Öffnungszeiten patien-tenorientierter angelegt sein, als dies derzeit im niedergelassenen Bereich der Fall ist.Herr Wascher, wie gefällt Ihnen als Diabetes-Experte dieses Konzept?

Wascher: Die Primärversorgung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber es krankt auch an der Ausbildung der niedergelassenen Ärzte. Solange die Ärztekammer gegen Speziali-sierungen ist, bringt das Primärversorgungszen-trum keine wesentlich bessere Versorgung. Um es ganz plakativ zu sagen: Wann und wo ich Ärzte treffe, die von Diabetes oder anderen Lebens-stilerkrankungen nur so viel verstehen, wie sie im Studium gelernt haben, ist eigentlich gleich-gültig. Wir brauchen vielmehr Allgemeinmedizi-ner und Fachärzte, die sich auf spezifische chro-nische Erkrankungen spezialisieren. Frau Grom, gerade war von Prävention die Rede, die in der Gesundheitsreform ein wich-tiger Punkt ist. Es gibt eine Initiative von Pharmawirtschaft und Sozialversicherungs-träger. Worum geht es da genau?

Grom: Wir haben Studien zum Thema Health-Literacy gemacht. Neun von zehn Öster-reichern bewerten Diabetes als eine ernste Er-krankung, tieferes Wissen fehlt aber. Es ist uns daher wichtig, Projekte zu unterstützen, die

» Chronische Krankheiten sind ein Zeichen des medizinischen

Fortschritts.Gabriele Grom, MSD

» In Österreich entscheidet der Arzt, in anderen Ländern der Kontostand über die Art der medizinischen Versorgung.Peter McDonald

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D I E S E R B E I T R A G E R F O LGT M I T F R E U N D L I C H E R U N T E R S T Ü T Z U N G D E R F I R M A M S D Ö S T E R R E I C H .

schon in einem frühen Alter ansetzen, um Ge-sundheitsaspekte in den Alltag zu integrieren. Wir engagieren uns stark im Kinderforschungs-netzwerk Okids, das einzigartig in Europa ist. Da geht es um klare Ziele für die Kindergesundheit, aber auch um die Erforschung von Medikamen-ten, die für Kinder, die sie brauchen, noch nicht zugelassen sind. Dieses Projekt haben wir ge-meinsam mit dem Gesundheitsministerium auf die Beine gestellt. Therapietreue ist ein großes Thema für uns. Sie ist umso höher, je größer das Verständnis für die Krankheit und den Einfluss des Lebensstils auf die Zuckerwerte ist. Schon in der Vergangenheit haben wir derartige Projekte unterstützt. Außerdem bieten wir entsprechende Services an, die Patienten, Ärzte und das Pflege-personal unterstützten.

Rendi-Wagner: Stichwort Health-Literacy. Fakt ist, dass Gesundheit nur zu einem sehr ge-ringen Teil durch Gesundheitspolitik beeinfluss-bar ist. Die Hauptrolle spielen Bildung und die

sozio-ökonomische Herkunft. Darum schnei-den die skandinavischen Länder gut ab. Im Fo-kus des Gesundheitssystems stand bisher primär die Krankenversorgung, wenn auch in den letz-ten Jahren Prävention und Gesundheitsförde-rung einen neuen Stellenwert erhalten hat. Die Erhöhung der Gesundheitskompetenz spielt hier eine ganz bedeutende Rolle. Was mir dabei aber wichtig ist: Man sollte nicht nur mit dem erho-benen Zeigefinger auf die Eigenverantwortung hinweisen. Herr Wascher, Sie mögen den Begriff lebens-stilassoziierte Erkrankungen nicht. Warum?

Wascher: Gesellschaftserkrankungen wür-de besser passen. Denn in Wahrheit zwingt uns die moderne Gesellschaft diesen Lebensstil auf. An einem Beispiel gesprochen: Ich habe, als mei-ne Kinder klein waren und ich gerade an meiner Karriere gearbeitet habe, auch keine Bewegung gemacht. Ich kam um 19.30 Uhr nach Hause und war streichfähig.

Medien-kooperation

Die REPUBLIK-Diskussionsrei-he Forum for Excellence bringt Experten aus dem öffentlichen Sektor und der Privat-wirtschaft an einen Tisch, um gesellschaftspolitisch relevante Themen zu erörtern. Medienkooperation bedeutet, dass das Unternehmen MSD Österreich in das Themen-setting eingebunden ist. Die Umsetzung (Auswahl der Ge-sprächspartner, Fragenkatalog etc.) liegt jedoch im alleinigen Verantwortungsbereich der REPUBLIK-Redaktion.

An dieser F4E-Diskussion nahmen (v. l. n. r.) Diabetologe Thomas Wascher, BMG-Sektionsleiterin Pamela Rendi-Wagner, die REPUBLIK-Redakteure Stefan Grampelhuber und Andrea Krieger sowie Gabriele Grom von MSD teil.

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T H E M A

Wer hat‘s erfunden?V E R WA LT U N G I N T E R N Die Wirkungsorientierung ist in den Ländern und Gemeinden angekommen. Aufgrund des Föderalismus in zeitlich und inhaltlich recht unterschiedlicher Weise. REPUBLIK hat sich den Status quo angesehen und ist auf ein Schweizer Modell gestoßen, das Österreich als Vorbild dienen könnte. Text Sandra Dudek

Eine Kirche, ein kleiner Park und eine Hand-voll Heurige, in denen man den berühmten Uhudler verkosten kann. Für Sicherheit

sorgt die Freiwillige Feuerwehr, für mehr Mobi-lität der Dorfbus. Darüber hinaus hat Tschani-graben vor allem Ruhe und Natur zu bieten. Die kleinste Gemeinde des Burgenlandes steht wo-möglich schon bald vor ihrer größten Aufga-be: Sollte im Zuge der Haushaltsreform für Län-der und Gemeinden die Voranschlags- und Rech-nungsabschluss-Verordnung wie geplant um-gesetzt werden, würde auch im 63-Seelen-Dorf die Wirkungsorientierung (WO) zur Anwendung kommen. Und zwar in gleicher Weise wie auf Bundesebene. Tschanigraben müsste dann min-destens zehn Wirkungsziele, 30 Maßnahmen und 90 Indikatoren definieren – mehr, als der Ort Ein-wohner zählt.

Systemschwächen beheben„Das System kann man nicht einfach so auf

die kommunale Ebene umlegen. Gerade kleine-re Gemeinden bis zu 2.500 Einwohnern sollten nur drei bis fünf Wirkungsziele formulieren – die dafür punktgenau, mit aussagekräftigen Indika-toren und zentralen Maßnahmen. Sonst artet das Ganze in ein technokratisches Steuerungssystem aus“, sagt Peter Biwald, Geschäftsführer des Zen-trums für Verwaltungsforschung (KDZ). Dann lä-ge der Verdacht nahe, dass nur unambitionierte Ziele angestrebt werden, meint er.

Auf Bundesebene, auf der die WO seit zwei Jahren zur Anwendung kommt, macht sich das hie und da bemerkbar. Experten kritisieren die großen Unterschiede in der Qualität der Ziele. So setzte beispielsweise das Innenministerium im Bundeshaushalt 2013 beim Ziel, die subjektive Si-

Die Schweiz hat nicht nur hohe Berge und malerische Kulissen zu bieten, sondern

ist auch in Sachen Wirkungs-orientierung besonders erprobt. Die langjährige

Erfahrung der Schweizer Ver-waltung mit dem Steuerungs-

instrument beinhaltet auch einen wertvollen Nutzen für

Österreichs Länder und Gemeinden.

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T H E M A

cherheit der Bürger auf hohem Niveau zu halten, als Indikator 80 Prozent an. Wohlgemerkt: Der Ist-Wert lag zu dem Zeitpunkt schon bei 93 Pro-zent. Der Wert wurde schließlich im Bundeshaus-halt 2014 und 2015 auf 90 Prozent korrigiert.

Auf Länderebene ist die WO nicht einheitlich festgeschrieben und unterscheidet sich sowohl zeitlich wie auch in ihrer Anwendung: In Oberö-sterreich wurde bereits 2003 das „Management- und Unternehmenskonzept für eine wirkungsori-entierte Landesverwaltung“ beschlossen, im Bur-genland fiel der Beschluss der Landesregierung zur Haushaltsreform mit integrierter WO erst im Dezember 2013. In OÖ dient die WO der internen Verwaltungssteuerung. Es gibt kein Globalbudget und keine öffentlichen Ziele. In der Steiermark hingegen fungiert sie als zentrales Planungs- und Steuerungsinstrument und ist daher mit dem Budget verknüpft. 2015 kommt sie hier erstmals zur Anwendung. Andere Länder wie Kärnten, Salz-burg und auch das Burgenland wollen diesem Mo-dell folgen. „Vom Transparenzgebot ausgehend muss dargelegt werden, was mit öffentlichen Mit-teln gemacht wird. Die Bürger haben das Recht zu wissen, welche Ziele das Land hat“, sagt Biwald.

WO-Vorbild im Kanton AargauAbschauen könne man sich etwas von der

Schweiz, so Biwald weiter. Die Hälfte der Kantone hat bereits eine mit dem Budget verknüpfte WO eingeführt. Ein besonders elaboriertes Modell findet sich im Kanton Aargau. „Nicht nur die Wir-kungs-, sondern auch die Ergebnis- und Prozess-ziele werden dargestellt. Dadurch ist das System noch flexibler und aussagekräftiger“, sagt Biwald. Innovativ ist auch das für zehn Jahre formulierte Entwicklungsleitbild. Auf seiner Grundlage wer-den ressortübergreifende Ziele formuliert. Eine Überprüfung erfolgt alle vier Jahre.

Diese Vorgangsweise wäre auch für Öster-reichs Bundesländer interessant, da hier nicht das Ressortprinzip gilt: „Das Gemeinsame wäre dann stärker ins Steuerungssystem integriert als beim Bund, wo jedes Ministerium für sich plant“, meint Biwald. Neben dem Entwicklungsleitbild werden mit dem Aufgaben- und Finanzplan der Ressourcenverbrauch mit den Leistungen und den Zielen für vier Jahre dargestellt. Dies sorgt für mehr Transparenz und dient einer verbes-serten Steuerung durch Politik und Verwaltung.

„Der Kanton Aargau hat ein praxistaugliches Modell, nach dem sich der Bund bei der Konzep-

tion seines neuen Führungsmodells richtete“, sagt Yvonne Kaufmann, die in der Staatskanz-lei des Kantons Aargau als Projektleiterin für die Weiterentwicklung des Führungssystems ver-antwortlich war. Wirkungsziele sind nicht im-mer optimal messbar, etwa im Gesundheitsbe-reich. „Daher muss man Leistungsziele formulie-ren, die grundsätzlich messbar sind. Weiter muss beachtet werden, dass der Controlling-Aufwand vertretbar bleibt. Sonst sinkt die Akzeptanz des Systems.“

Bereits vor 15 Jahren startete der führende Schweizer Wirtschaftsstandort parallel zur Par-lamentsreform mit WO-Pilotprojekten. 2006 wurde die Wirkungsorientierte Verwaltungs-führung (WOV) in allen Politikbereichen einge-führt. Nach einer Evaluierung im Jahr 2009 und entsprechenden Korrekturen hat sich das Sys-tem etabliert. „Das Parlament beschließt das Budget und steuert über die Ziele. Für die Steue-rung verfügt es über griffige finanzpolitische In-strumente: Die Ausgaben sind mit dem Kredit-recht und der Rechnungslegung verknüpft, die Ausgleichsreserve ermöglicht eine konjunktur-gerechte Finanzpolitik, und die Ausgaben- und Schuldenbremse begrenzt die Nettoschulden“, sagt Kaufmann. Die Rechnungsführung wurde umgestellt und ist heute mit jener der Privatwirt-schaft vergleichbar. Weiters werden Wirkungs-prüfungen und periodische Leistungsanalysen durchgeführt. „Nur wenn man weiß, was eine Leistung kostet, kann man entsprechende Ände-rungen vornehmen. Auch bei Sparpaketen hilft die WOV“, sagt Kaufmann.

„Die passende Flughöhe“Die Erfahrungen im Aargau können für Ös-

terreichs Bundesländer und Gemeinden einen großen Nutzen darstellen. Regelmäßig treffen sich daher die WO-Verantwortlichen beider Län-der zum Austausch und diskutieren etwa die Dif-ferenzierung bei den Zielen. Biwald: „Es können eben nicht Wirkungsziele für 200 Produkte ge-macht werden. Wenn es beim Bund 40 Unterglie-derungen gibt, muss man für die Länder entspre-chend weniger ansetzen, für die Steiermark etwa 13. Das Gleiche gilt für die Gemeinden: Bis 2.500 Einwohner sind drei bis fünf Wirkungsziele für den Gesamthaushalt zu formulieren, für größere Städte ein bis drei Ziele für die strategisch rele-vanten fünf bis sieben Politikfelder. Das wäre die passende Flughöhe.“

» Das WO­System des Bundes lässt sich nicht einfach so auf die kommunale Ebene umlegen.Peter Biwald, KDZ

» Man muss messbare Leistungs­ziele formulieren und auf einen vertretbaren Controlling­Aufwand achten.Yvonne Kaufmann, Staatskanzlei Kanton Aargau

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S E R I E

S E R I E Spannende Berufe

REPUBLIK widmet den spannendsten Berufen im Öffentlichen Dienst eine eigene Serie. Sie gibt Einblicke in die Arbeitsweisen, Gestal-tungsspielräume, Sachzwänge und Herausforderungen eines Jobs im Öffentlichen Dienst.

CSI und die WirklichkeitR E P O R TA G E Kein Geständnis? Keine Zeugen? Dank Forensik können Verbrechen in mühevoller Kleinarbeit aufgeklärt werden. Wie an der Schnittstelle von Strafrecht und Naturwissenschaft gearbeitet wird, hat REPUBLIK beobachtet. Interview Andrea Krieger Fotos Hans Ringhofer

Ein langer Gang mit vielen Türen in einem schmucklosen 1980er-Jahre-Bau ge-genüber vom ehemaligen WU-Gebäu-

de. Hier, im dritten Stock des Bundeskriminal-amts (BK), zeigt sich ein anderes Bild, als wir es von TV-Serien des Typus „CSI: Den Tätern auf der Spur“ gewohnt sind. Wenn auch mancher BK-Mitarbeiter durchaus optisch mit den foto-genen Fernsehstars aus Miami, New York und Las Vegas mithalten kann, kommen hier deut-liche Unterschiede zutage: Schnelle Erfolge gibt es kaum, zumindest nicht in einer halben Stun-de. Tathergänge müssen die Damen und Herren der Forensik vielmehr in mühevoller Kleinarbeit rekonstruieren.

Lange Nächte in dunklen RäumenZum Beispiel wenn es darum geht herauszu-

finden, welche Tatwaffe im Spiel war. Dazu muss ein Techniker in einem verdunkelten Raum eine ganze Weile durch ein riesiges Vergrößerungs-glas schauen. Mit den Händen führt er kleine Drehbewegungen aus. Aufgrund der zwei Objek-tive heißt das Gerät „Vergleichsmikroskop“, er-fährt man. Unter jedes der beiden Objektive ist eine verschossene Patrone eingespannt. Rechts die am Tatort gefundene, links jene Patrone aus der Pistole, die in der Nähe gefunden wurde. Aber ist das tatsächlich die Tatwaffe? Dies zu be-weisen ist der Job, der nicht nur für die Augen des Technikers anstrengend ist. „Beim Schießen

Konfiszierte Gewehre warten auf ihre ballistische Untersuchung durch das Forensik-Team des Bundeskriminalamtes. Die Frage ist: Wurden damit tatsächlich Verbrechen begangen?

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S E R I E

entstehen charakteristische kleinste Präge- und Schürfspuren auf der Patronenhülse, die sich je nach Waffe unterscheiden“, sagt der Mitarbeiter und veranschaulicht dies mithilfe zweier riesiger Plastikpatronen.

Der Mann im nächsten Zimmer ist oft mit Autounfällen konfrontiert. Etwa dann, wenn ein tödlicher Crash passiert ist, aber keiner am Steuer gesessen sein will. Vor ihm liegt ein Säckchen mit Splittern. Sie könnten von einem zerbrochenen Außenspiegel stammen. Im zweiten Behälter be-findet sich eine Probe mit klitzekleinen Glasresten aus den Haaren des vermuteten Lenkers. Der Che-mie-HTL-Absolvent will nun herausfinden, ob es sich um materialidentes Glas handelt. Nur dann stimmt der Brechungsindex überein. Zur Ermitt-lung der Brechzahl macht er sich die physika-lischen Eigenschaften von Silikonöl zunutze.

Beide Techniker gehören zur 124-köpfigen Mannschaft der Abteilung Forensik und Tech-nik des Bundeskriminalamts (BK). Insgesamt ar-beiten für die Einheit, die 2003 geschaffen wurde und ein Teil des BMI ist, 700 Personen. Die Ab-teilung Forensik und Technik ist eine von sieben und gliedert sich in zwei Büros: die Kriminal-technik in der BK-Zentrale am Josef-Holaubek-Platz nahe der ehemaligen WU und den Erken-nungsdienst, der nicht weit entfernt in der Berg-gasse zu finden ist. Dort erfassen 68 Personen Daten wie Fingerabdrücke und DNA. Der Josef-Holaubek-Platz wiederum ist mit 56 Mitarbei-tern die zentrale Adresse für ballistische Unter-suchungen, Faser-, Textil-, Werkzeug- und Form-spuren, die Brandursachenermittlung, Urkun-den- und Handschriftenuntersuchung sowie die Analyse von Sprengstoffen und Suchtmittel.

ExpertensacheIn der Forensik arbeiten hochspezialisierte

Fachleute mit physikalischer, biologischer und chemischer Ausbildung. Eine Chemikerin steht an der Spitze der Abteilung: Sie heißt Andrea Ra-ninger und ist gleichzeitig Stellvertreterin von BK-Chef Franz Lang. „Hier arbeiten viele Spezia- listen, nicht einige wenige Generalisten wie in der Serie“, sagt sie. In Wirklichkeit würden die einzelnen Analysen wesentlich länger dauern. „Unzählige Klebebänder mit Faserspuren mit je-nen der Kleidung des Verdächtigen zu verglei-chen, ist ein Geduldsspiel. Zumal nicht alle Spu-ren auf den Klebebändern mit dem Verbrechen zu tun haben.“ Ist eine solche Serie also ein Fluch? Raninger verneint entschieden. „Sie brachte zweifellos ein höheres Interesse an den Jobs in der Forensik mit sich. Wir merken das an den vie-len Initiativbewerbungen.“

Alles in allem bearbeitet Raningers Team 40.000 Einzeluntersuchungen per anno, die zu 4.000 Fällen zusammengefasst werden. Die Kolle-gen vom Erkennungsdienst bringen es auf 60.000

Fingerabdrücke und DNA-Spuren jährlich. 1.802 Straftaten konnte man im vorigen Jahr allein auf-grund der DNA klären.

Und noch ein Unterschied zur TV-Serie: Am Tatort ist die Mannschaft aus dem BK eigent-lich nie. „Spurensicherung und -auswertung sind aus Gründen der wissenschaftlichen Neu-tralität bewusst getrennt“, sagt Raninger. Er-steres übernehmen in der Regel die Bezirksspu-rensicherer oder in komplexen Fällen die Spe-zialisten des Assistenzbereiches „Tatort“ der Landeskriminalämter.

Suchen oder untersuchen Steigt mit dem finanziellem Einsatz auch die

Zahl der geklärten Verbrechen? „Leider nur be-dingt“, sagt Raninger, „denn auch die Täter sind

immer besser ausgerüstet.“ In mancherlei Hin-sicht sei die forensische Arbeit auch schwerer ge-worden. „Viele Tatwerkzeuge sind heute Massen-produkte mit großer Ähnlichkeit.“ Sie bringt das Beispiel gefälschte Unterschriften: Die gleiche Schreibpaste findet sich jetzt nicht mehr nur in einem Kugelschreiber-Modell, sondern in vielen verschiedenen.“

Dennoch konnte das BK die Aufklärungs-rate signifikant steigern. Mit 43 Prozent lag sie 2013 um fünf Prozent höher als 2004. Einbre-cher kann man allerdings nach wie vor selten dingfest machen. Das liegt daran, dass es sich oft um Banden aus dem Ausland handelt. Hier set-zen seit 2010 spezielle Programme wie der Ma-sterplan Einbruchskriminalität gegen Täter-gruppen im Herkunftsland oder bundesländer-übergreifende Schwerpunktaktionen wie Soko Ost oder Soko Kfz an. Mit Erfolg. Über ein Face-book-Profil forciert das BK außerdem eine beson-ders günstige, aber dennoch sehr effektive Form der Verbrechensbekämpfung: Prävention durch Aufklärung.

» Durch die TV­Serie „CSI“ bekommen wir

viele Initiativ ­ bewerbungen.Andrea Raninger, BK

H I N T E RG RU N DBundeskriminal-amt (BK)

Entstehung: Das BKA wurde 2003 gegründet und unter-steht der Generaldirektion für Öffentliche Sicherheit (Sektion II) im BMI.

Aufgabe: Internationale Polizeikooperationen und bundesweite Kriminalitätsbe-kämpfung. Unterstützung der Landeskriminalämter durch Assistenzdienste, Supportlei-stungen und Controlling.

Leitung: An der Spitze der sieben Fachabteilungen des BK steht seit Dezember 2008 General Franz Lang.

Der Waffentechniker und das Vergleichsmikroskop. Nur wenn die Rillen zweier Patronen ident sind, stammen sie auch aus ein und derselben Tatwaffe.

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K A R R I E R E N Redaktion:Gudrun Haigermoser

AußenministeriumSpitzendiplomat leitet Sektion VII

Name Peter Launsky-Tieffenthal Jahrgang 1957

Neue Position Leiter der Sektion VII für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe im BMEIA

Bisherige Positionen UN-Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen für Kommunikation in New York (2012–2014), davor Sprecher des BMEIA (ab 2007)

Kunstuniversität GrazErste Frau an der Spitze

Name Elisabeth Freismuth Jahrgang 1955

Neue Position Rektorin Kunstuniversität Graz (KUG)

Bisherige Position Leiterin Sektion VI im BMWFW (Verwaltungsbereich Wissenschaft und Forschung)

Bildungsministerium IBeraterin wird stellvertretende Sektionschefin

Name Susanne Preuer Jahrgang 1977

Neue Position Stv. Leitung der Sektion II (Bereich Erwachsenenbildung, Gesamtkoordination Strategie zum Lebenslangen Lernen) im BMBF

Bisherige Positionen Beratung d. Ressortleitung (BM Heinisch-Hosek), Leitung d. Ministerbüros (BM Schmied)

Ausbildung Studium Wirtschaftspädagogik und Betriebswirtschaftslehre an der Uni Linz

Bildungsministerium IITechnischer Physiker übernimmt Abteilungsleitung

Name Wolfgang Scharl Jahrgang 1952

Neue Position Leiter der Abteilung II/2 (Technische, gewerbliche und kunstgewerbliche Schulen) im BMBF

Bisherige Position Mitarbeiter mit den Agenden Lehrplan-, Unterrichts- und Personalentwicklung, Lehrerfortbildung an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen

Ausbildung Technische Physik (TU Wien)

Sozialversicherungsanstalt d. gewerblichen WirtschaftErfahrener Verwaltungsmanager wird stellvertretender Generaldirektor

Name Hans Aubauer Jahrgang 1972

Neue Position Generaldirektor-Stellvertreter der SVA

Bisherige Position Geschäftsführer Health für Deutschland, Österreich, Schweiz von Accenture, einem der weltweit führenden Beratungsunternehmen (2011–2014)

BundesdenkmalamtTirol hat neuen Landeskonservator

Name Walter Hauser Jahrgang 1959

Neue Position Abteilungsleiter im Landeskonservatorat für Tirol

Ausbildung Studium der Architektur, Universität Innsbruck

Zusatzinfo Hauptaufgaben Hausers sind die Denkmalpflege und die historische Bauforschung, die Weiterentwicklung der Baudenkmalpflege und deren Lehre an Universitäten.

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JTI Austria – ein Global Player mit Wurzeln und Verantwortung in ÖsterreichJTI Austria blickt zurück auf eine lange Geschichte in Österreich. Im Jahr 1784 wurde das sogenannte Vollmonopol und die „Österreichische Tabakregie“ durch Joseph II. eingeführt. 1997 erfolgte die Teilprivatisierung der Austria Tabak und 2001 der vollständige Verkauf an die britische Gallaher Group. Seit April 2007 firmiert das Traditionsunternehmen nun unter dem Dach der Japan Tobacco International (JTI).

Der Tabakmarkt – ein hochreglementierter KonsumbereichAls privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen steht JTI Austria wie alle anderen Wirtschaftsbe-reiche in einem Wettbewerb und verteidigt seine Position als einer der führenden Tabakhersteller in Österreich. Was diesen Markt aber so einzigartig macht, ist die hohe gesetzliche Reglementierung, der er unterliegt. Von der Herstellung, dem Ver-kauf, der Bewerbung, über die Preisgestaltung bis hin zur Handelsspanne der Trafikanten sind sämt-liche Details in verschiedenen Gesetzesmaterien genau definiert – im Tabakmonopolgesetz etwa, dem Tabaksteuergesetz und dem Tabakgesetz. Dabei hat das Zusammenspiel zwischen natio-nalstaatlicher Gesetzgebung und verschiedenen EU-Regelungen über die Jahre zu einer derartig engen Verzahnung geführt, dass selbst kleinste Eingriffe ungewollte Kettenreaktionen auslösen können und nur noch wenige Experten den vollen Überblick haben.

Ca. 75 Prozent des Verkaufspreises fließen als Steuern an den StaatshaushaltDer Tabakmarkt ist aber nicht nur hoch reglemen-tiert, sondern auch so hoch besteuert wie kaum ein anderer Konsumbereich. Drei Viertel des Ver-kaufspreises eines Packerls Zigaretten sind Steu-ern, und so fließen pro Jahr über 2 Mrd. Euro aus dem Verkauf von Zigaretten ins Bundesbudget. Den nach Abzug von Steuern verbleibenden Wirt-schaftsnutzen bekommt zum großen Teil der Tra-fikant (53 % bei Tabakfachgeschäften). Den Rest teilen sich Hersteller und Großhandel auf.

JTI Austria übernimmt Verantwortung„Als einer der führenden Tabakhersteller in Ös-terreich mit fast 400 Mitarbeitern am Standort Wien-Ottakring stehen wir zum Einzelhandels-monopol, in dem das Zusammenspiel zwischen Industrie, Großhandel, Trafiken und dem Staat geregelt ist“, sagt Ralf-Wolfgang Lothert, Head of Corporate Affairs & Communication von JTI Austria. „Wir stehen zu unserer Verantwortung am

Wirtschaftsstandort Österreich – als Arbeitgeber, Steuerzahler und auch als aktiver Mitgestalter ei-ner gesellschaftspolitischen Diskussion über die Grenze zwischen selbstbestimmtem Leben und Bevormundung. Wir sind überzeugt davon, dass auch die Österreicherinnen und Österreicher wei-terhin als mündige Individuen und Konsumenten wahrgenommen werden müssen.“ Während die deutsche Bundesregierung neuer-dings vom „vulnerablen“ – dem verletzlichen – Konsumenten spricht, der sich nicht selbst schützen könne und überfordert sei, glaubt man bei JTI Austria daran, dass der Verbraucher selbst entscheiden kann und will. Was das für die Poli-tik heißt? „Es bedeutet, dass der Staat dort klare Rahmen vorgeben muss, wo der einzelne Bürger dies braucht. Und sich dort zurücknimmt, wo Ei-genverantwortung der richtige Maßstab ist. Beide Richtungen verlangen von der Politik klare Ent-scheidungen und ein Gestalten mit Augenmaß.“

JTI Austria als „Ermöglicher“JTI Austria unterstützt im Bereich Corporate So-cial Responsibility vielfältige Projekte, die allesamt ein großes Ziel verfolgen: das Leben von Men-schen besser machen. Armut bekämpfen, Men-

schen mit Behinderung unterstützen oder die Er-wachsenenbildung – nur drei Stoßrichtungen der Community-Investment-Strategie von JTI Austria. „In Österreich helfen wir unter anderem Institu-tionen, die Obdachlose zurück in ein geregeltes Leben begleiten, oder versuchen Naturerlebnisse wie Wanderwege auch Menschen mit Behinde-rungen zugänglich zu machen. Und das sind nur zwei der vielfältigen Aktionen, die wir unterstüt-zen“, so Iris Perz, Corporate Affairs & Communica-tion Manager von JTI Austria. „JTI Austria will jene nicht aus den Augen verlieren, die sonst von der Gesellschaft allzu oft übersehen werden.“

JTI in Zahlen: • 27.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

in 69 Ländern • 364 Büros • 25 Fabriken • 8 Forschungs- und Entwicklungszentren • 5 Tabakverarbeitungsanlagen

Das umfassende Marken-Portfolio von JTI wird in 120 Ländern vertrieben. In Österreich sind rund 380 Angestellte im Central Office, im Großhandel und in der eigenen F&E-Abteilung beschäftigt.

Weitere Informationen unter www.jti.com/austria

B E Z A H LT E A N Z E I G E

Ralf-Wolfgang Lothert, Head of Corporate Affairs & Communication, und Iris Perz, Corporate Affairs & Communication Manager von JTI Austria.

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K A R R I E R E N Karriereinfos senden Sie bitte [email protected]

In aller Kürze1. Ulrike Felt (geb. 1957) ist seit Oktober 2014 Dekanin der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Universität Wien. Insgesamt kam es mit Beginn der neuen Funktionsperiode an fünf Fakultäten dieser Hochschule zu einem Wechsel an der Spitze. 2. Die 56-jährige Franca Kobenter (Bild) hat die Leitung des Büros der Österreich Werbung in Prag übernommen. Das ÖW-Büro in Warschau führt nun Gabriele Lenger (49). 3. Und die Marketingagenden der Niederösterreich Werbung verantwortet nun Christiana Hess (38). F O T O S : U N I V E R S I T Ä T W I E N , Ö W , N Ö W E R B U N G G M B H

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Mediziner, Betriebswirt, Wirtschaftsjurist und Health-Care-Manager mit Vertiefungen in Psychologie und Medizintechnik – all diese Qualifikationen vereint

der neue KAV-Generaldirektor in einer Person: „Meine Ausbil-dungen umspannen den kompletten Gesundheitsprozess. Das gibt es wohl eher selten“, sagt Udo Janßen. Dass der Großteil da-von berufsbegleitend erworben wurde und Janßen in jedem der Felder aktiv tätig war, stärkt sein Karriere-Rückgrat zusätzlich. Dadurch hat der 47-Jährige die besondere Fähigkeit, sich mit den vielen unterschiedlichen Professionen im Gesundheitswe-sen in ihrem Fachjargon auszutauschen. Und er verfügt über all dieses Wissen schon in der Mitte des Lebens und kann es „nicht erst bei Vorträgen im Seniorenheim nützen“, wie er sagt.

Für den Deutschen, dessen Familie seit Generationen im Spitalswesen tätig ist, hat Erfolg viel mit zielgerichteter Lebens-planung zu tun. „Ein Kleben an der Scholle bringt einen nicht weiter“, zitiert der zweifache Vater ein Sprichwort aus seiner nie-derrheinischen Heimat. Gemeint ist, dass eine Weiterentwick-

lung in der Führungsetage ohne Ortswechsel und mit einer ein-zigen beruflichen Qualifikation nur schwer möglich ist.

All dies gab den Ausschlag, dass sich Janßen gegen 61 Mit-bewerber durchsetzte. Nun steht für den neuen Chef über die Hälfte der Wiener Magistratsbediensteten eine Mammutaufgabe an: Ist doch der KAV mit 30.000 Mitarbeitern und einem Jahres-budget von gut 3,7 Milliarden Euro einer der größten Spitalsträ-ger Europas. An der Position reizt den Neo-Generaldirektor u. a. das Spitalskonzept 2030, das eine völlige Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft vorsieht.

Vor seinem Wechsel nach Wien arbeitete Janßen u. a. als Unternehmensberater und als Vorstand des Deutschen Kran-kenhausinstituts, einem Thinktank und Vertretungsorgan aller 2.048 Krankenhäuser der Bundesrepublik. In den beruflichen Anfängen hinterließ das Medizinpraktikum in einem südafri-kanischen Krankenhaus einen nachhaltigen Eindruck: „Das war eine der zufriedenstellendsten Arbeiten überhaupt, es ging hier wahrhaftig um die Patienten.“

D A S G E H E I M N I S M E I N E S E R F O LG E S

Nicht an der Scholle klebenName Udo Janßen Jahrgang 1967

Neue Position Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) seit 1. November 2014

Bisherige Position Stv. Generaldirektor des KAV für Finanzen und Controllingmanagement seit Mai 2013

Stadt WienZusatzaufgabe für den Bäder-Chef

Name Hubert Teubenbacher Jahrgang 1958

Neue Position Bereichsleiter für Bildungsinfrastruktur in der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport

Weitere Position Leiter der Magistratsabteilung 44 (Wiener Bäder) seit 2009

Land KärntenNeue Pflegeanwältin für Kärnten

Name Christine Fercher Jahrgang 1960

Neue Position Pflegeanwältin des Landes Kärnten

Bisherige Position Leitung der Heimaufsicht im Amt der Kärntner Landesregierung

Zusatzinfo Schon im Jahr 2009 wurde im Kärntner Landtag der einstimmige Beschluss zur Einrichtung einer weisungsfreien Pflegeanwaltschaft gefasst. Die Umsetzung erfolgt im Jahr 2014.

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Die digitale Verwaltung 2030Accenture unterstützt Regierungen und öffentliche Verwaltungen dabei, Leistungen zu steigern, neue Technologien zu nutzen und zukunftsweisende Services bereitzustellen. Gastkommentar von Michael Zettel

Viele von uns kennen das Problem: Die Mittel sind knapp, und die Anforderungen steigen. Die öffentliche Verwaltung steht vor der Herausforde-rung, immer mehr mit immer weniger zu leisten. Eine Aufgabe, die in den nächsten 15 Jahren nicht einfacher werden wird. Gerade eine moderne Ser-viceverwaltung stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich und steigert die Lebens-qualität seiner Bürgerinnen und Bürger.

Mit weniger mehr erreichenWichtige Impulse für die Modernisierung des öf-fentlichen Sektors gehen heute von der Digitali-sierung aus. Viel Potenzial liegt in der ressortüber-greifenden Automatisierung von IT-Prozessen, der Vereinheitlichung von Anwendungslandschaften und letztlich auch in der konsequenten Beseiti-gung von Redundanzen. Viele Regierungen setzen mittlerweile darauf, führende kundenzentrierte Konzepte aus der Wirtschaft zu übertragen – um deren Leistungsvorteile zu nutzen. Fast überall geht es um eine grundlegende Transformation, die mehr als nur eine Behörde oder eine Bürokratie-ebene umfasst. Nur so kann echte Bürgerorientie-rung erreicht werden.

Die Digitalisierung der Services soll den Kontakt zu Behörden vereinfachen, Verwaltung effizienter und schneller machen und auch in strukturschwa-chen Regionen den Zugang zu Behörden und öf-fentlichen Dienstleistungen für alle gleich sichern. Dabei geht es um „agile Prozessorientierung“: Das heißt, den Bürger als Ganzes im Blickfeld zu haben und mithilfe digitaler Medien seine Behör-dengänge zu erleichtern, zum Beispiel durch auto-matische Übernahme persönlicher Daten aus und in digitale Formulare, automatische Zustellung vorausgefüllter Kindergeldanträge nach Meldung einer Geburt oder automatische Kfz-Ummeldung bei Änderungen im Melderegister nach Umzug.

Der digitale BürgerDass zentrale digitale Bürgerportale funktionieren, hat Norwegen mit der Verwaltungsplattform „Alt- inn“ („alles in einem“) gezeigt. Diese E-Govern-ment-Plattform hat Accenture bereits vor zehn Jahren mit der norwegischen Regierung aufge-baut und seitdem weiter optimiert. Inzwischen bieten circa 40 norwegische Verwaltungsorgani-sationen über „Altinn“ rund 130 Services an, die von 400.000 Unternehmen genutzt werden. Ein Großteil der Behördenkommunikation läuft be-reits online. Wie sich auf Grundlage der praxiser-probten Technologie dieser Plattform schnell und e ffektiv neue, maßgeschneiderte Online-Services umsetzen lassen, hat Accenture mit dem Projekt „Fördermanager“ der österreichischen Förder-bank aws nachgewiesen.

Sprechen wir bei der Veränderung der öffentli-chen Verwaltung 2020 noch von einer „Evolution“, so wird die digitale Verwaltung im Jahr 2030 eine „Revolution“ sein: vernetzt, effizient und unter-stützt durch digitale Infrastrukturen.

Accenture – Ihr Partner für TransformationAccenture ist seit Jahren ein zuverlässiger Partner für Regierungen und Organisationen der Öffent-lichen Verwaltung in der ganzen Welt. Wir bieten unseren Kunden der Öffentlichen Verwaltung

ein breites Portfolio an Managementberatungs-, Technologie- und Managed Services. Die Bera-tungsleistungen sind geprägt von einem tiefen Verständnis für öffentliche Prozesse, Strukturen und Herausforderungen – und von jahrelanger Erfahrung in erfolgreichen Projekten für Be-hörden der Finanz-, Steuer-, Sicherheits- sowie Arbeits- und Sozialverwaltung in Österreich und der ganzen Welt.

Michael Zettel ist Leiter Öffentliche Verwaltung und Gesundheitswesen, Accenture Österreich

Accenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister mit rund 305.000 Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind. Als Partner für große Business-Transformationen bringt das Unterneh-men umfassende Projekterfahrung, fundierte Fähigkeiten über alle Branchen und Unternehmensbereiche hinweg und Wissen aus qualifizierten Analysen der weltweit erfolgreichsten Unternehmen in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit seinen Kunden ein. Accenture erwirtschaftete im vergangenen Fiskaljahr (zum 31. August 2014) einen Nettoumsatz von 30 Mrd. US-Dollar.www.accenture.at

A D V E R TO R I A L

Drei Säulen der digitalenTransformation

BudgetbeschränkungenDie laufenden Kosten der öffentlichen Verwal-tung müssen durch neue Systeme gesenkt werden. Spezielle Werkzeuge zur Risikoana-lyse werden hier bereits eingesetzt, beispiels-weise bei der IT-unterstützten Erkennung von Betrugsversuchen.

Bürgerservice Die Öffentliche Verwaltung muss auf das ge-änderte Nutzerverhalten der Bürger reagieren. Der direkte Zugriff auf Services über Internet und Mobilgeräte wird unverzichtbar. Die über-greifende Verwendung von bereits vorhande-nen Daten wird die Datenqualität verbessern und Vorteile für die Bürger bringen.

Technologische EvolutionDer automatisierte Datenaustausch über Behördengrenzen hinweg wird selbstverständ-lich. Wiederverwendbare Komponenten wer-den stärker eingesetzt. Die öffentliche Ver-waltung muss neben ihren IT-Systemen auch die Mitarbeiter auf den effizienten Umgang mit den neuen Online-Prozessen schulen und neues Personal einstellen.

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Die Verwaltung 2030: smart, vernetzt und effizient.Michael Zettel, Accenture Österreich

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P R I V A T

„Habe mir eingebildet, ein großer Philosoph zu werden“H E I N R I C H S C H M I D I N G E R , Rektor der Uni Salzburg und Vorsitzender der Universitätenkoferenz, will in absehbarer Zeit etwas kürzertreten, aber nicht über seine Träume sprechen. Interview Stefan Grampelhuber

S T EC K B R I E FHeinrich Schmidingergeb. 1954 in Wien

1984 Habilitation im Fach Christ-liche Philosophie an der Theol. Fakultät Innsbruckseit 1993 Ordinarius für Christl. Philoso-phie an der Theol. Fakultät der Universität Salzburg1999 bis 2001Vizerektor für Ressourcen und Stellvertreter des Rektors der Uni Salzburgseit 2001 Rektor der Universität Salz-burgAußerdemVorsitzender der Uniko, Mitglied des Direktoriums der Sbg. Hochschulwochen und des Wissenschaftl. Beirates der Österreichischen For-schungsgemeinschaft

Heinrich Schmidinger ist ver-heiratet und hat drei Kinder.

Wenn Sie eine Zeitreise unternehmen könnten, wohin und in welches Jahr würde diese gehen?Nach Umbrien ins Jahr 1225, als Francesco d’Assisi seinen Sonnengesang dichtete.Gibt es einen Menschen, den Sie gerne ein-mal treffen möchten?Den aktuellen Papst. Über welche Tatsache sind Sie am unglück-lichsten?Über die verbreitete Niedertracht und Humor - losigkeit.Was ist der größte Irrtum der meisten Öster-reicher?Ihre „Mir san mir“-Mentalität. Würden Sie sagen, dass Sie in der Schule etwas für das Leben gelernt haben? Sehr viel, vor allem meine Begeisterung für Wissenschaft, Literatur und Kunst.Haben Sie an Ihrer Karriere gezielt gearbei-tet, oder hat die Liebe zu Ihrer Arbeit zu Ihrer Karriere geführt?Es war wohl beides.Wie viel Prozent Ihres Jobs würden Sie auch gerne ausüben, wenn Sie dafür kein Geld be-kommen würden?In meinem Beruf und meinen Funktionen tue ich sehr viel gerne, ohne zu rechnen. Sind Sie telefonisch immer erreichbar?

Erreichbar schon, aber nicht unbedingt telefo - nisch.Welche persönliche Veränderung haben Sie sich schon lange vorgenommen? Eine berufliche: den Abbau meiner derzeitigen Funktionen in absehbarer Zeit.Welches Buch liegt derzeit auf ihrem Nacht-kästchen?Die Biografie „Georg Trakl“ von Rüdiger Görner. Wenn Ihr Leben verfilmt würde, wie wäre der Titel dieses Films?Irgendetwas zwischen „Der grüne Heinrich“ und „Heinrich, mir graut vor dir“.Ein Werbeslogan über Sie, wie würde der lauten?Würde ich mich anpreisen, käme Kontraproduk-tives heraus.Wovon haben Sie zuletzt geträumt?Das sage ich Ihnen nicht.Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?Mit einem Lokomotivführer im Railjet durch Österreich.Was ist das Verrückteste, das Sie in Ihrem Le-ben getan haben?Mir eingebildet zu haben, ein großer Philosoph zu werden.Was wollten Sie schon immer einmal auspro-bieren, haben sich aber noch nie getraut?Zu dichten.

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