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Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Institut VII / Abteilung für Romanistik Reader zum literaturwissenschaftlichen Arbeiten Stand: Oktober 2015 Lehrstuhl für Iberoromanische Literatur- und Kulturwissenschaft Prof. Dr. Mechthild Albert

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Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Institut VII / Abteilung für Romanistik

Reader zum literaturwissenschaftlichen Arbeiten

Stand: Oktober 2015

Lehrstuhl für Iberoromanische Literatur- und Kulturwissenschaft

Prof. Dr. Mechthild Albert

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„Wichtig ist, daß man das ganze mit Spaß macht. Und wenn Ihr ein Thema gewählt habt, das

euch interessiert, wenn ihr euch entschlossen habt, der Arbeit jene (wenn auch vielleicht kurze)

Zeitspanne zu widmen, die ihr euch vorgenommen habt [...] dann werdet ihr merken, daß man

die Arbeit als Spiel, als Wette, als Schatzsuche erleben kann.

Es liegt eine Art sportliche Befriedigung in der Jagd auf einen Text, der nicht aufzufinden ist, es

bereitet eine rätselhafte Befriedigung, nach langem Nachdenken die Lösung für ein Problem zu

finden, das unlösbar schien.

Ihr müßt die Arbeit als Herausforderung auffassen. Herausgefordert seid ihr: Ihr habt euch am

Anfang eine Frage gestellt, auf die ihr noch keine Antwort wußtet. Es geht darum, die Antwort

in einer begrenzten Zahl von Zügen zu finden. Manchmal kann die Arbeit zu einer Partie

zwischen zwei Gegnern werden: Euer Autor will euch sein Geheimnis nicht verraten, ihr müßt

ihn einkreisen, ihn mit Vorsicht befragen, ihn dazu bringen, das zu sagen, was er nicht sagen

wollte, aber hätte sagen müssen. Manchmal ist die Arbeit ein Patiencespiel: Ihr habt alle Teile,

es kommt darauf an, sie an die richtige Stelle zu legen.

Wenn ihr die Partie mit sportlichem Ehrgeiz spielt, werdet ihr eine gute Arbeit schreiben.“

aus: Eco, Umberto: Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt, Wien: Facultas UTB

132010, S. 265-266.

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Inhalt

1. Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit ............................................................................... 1

2. Literaturrecherche .............................................................................................................. 3

1. Primär- und Sekundärliteratur ........................................................................................ 3

2. Recherchemöglichkeiten ................................................................................................. 3

3. Bibliographien ................................................................................................................ 5

3. Wissenschaftliche Hilfsmittel .............................................................................................. 8

4. Titelaufnahme und Literaturverzeichnis ............................................................................ 10

1. Titelaufnahme .............................................................................................................. 10

2. Das Literaturverzeichnis ............................................................................................... 15

5. Exzerpieren und Sortieren ................................................................................................ 16

1. Exzerpieren .................................................................................................................. 16

2. Sortieren ...................................................................................................................... 17

6. Zitieren ............................................................................................................................ 19

1. Allgemeines .................................................................................................................. 19

2. Das Zitat ...................................................................................................................... 20

3. Die Paraphrase............................................................................................................. 23

4. Die Fußnote ................................................................................................................. 23

5. Zitierstile ...................................................................................................................... 24

7. Das Referat ...................................................................................................................... 26

8. Verfassen einer Hausarbeit ............................................................................................... 29

1. Ablauf .......................................................................................................................... 29

2. Informationsbeschaffung & Eingrenzung des Themas ................................................... 29

3. Disposition und Konzeption .......................................................................................... 30

4. Verfassen der Arbeit ..................................................................................................... 31

5. Stil ............................................................................................................................... 33

6. Form ............................................................................................................................ 34

Exkurs: Themenfindung und Titelformulierung .................................................................. 35

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Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit

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1. Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit

1. Wissenschaftlich arbeiten - Warum eigentlich?

„Der Prozess methodisch betriebener Forschung und Lehre als Darstellung der Ergebnisse und Methoden der Forschung mit dem Ziel, fachliches Wissen zu vermitteln und zu wissen-schaftlichem Denken zu erziehen. Die Wissenschaft beginnt mit dem Sammeln, Ordnen und Beschreiben ihres Materials. Weitere Schritte sind die Bildung von Hypothesen und Theorien. Sie müssen sich am Material bestätigen (Verifikation) oder bei Widerlegung (Falsifikation) durch neue ersetzt werden. [...] Die Wissenschaft ist dem Ziel nach entweder theoretisch ('rei-ne') Wissenschaft oder angewandte ('praktische') Wissenschaft und wird traditionell in Natur- und Geisteswissenschaft geschieden."

[Brockhaus-Enzyklopädie]

Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet, sich auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion mit den Gedanken anderer ausei-nanderzusetzen, sich eigene Gedanken zu machen und das Ergebnis in einer verständlichen Form darzustellen.

Die intensive und kritische Auseinandersetzung mit einem Text oder einer Textgruppe (das Korpus oder Corpus) ist also Voraussetzung einer jeden wissenschaftlichen Herangehensweise. Die wissenschaf handenen Materials.tliche Arbeit beginnt also mit dem Sammeln, Ordnen und Beschreiben des vor

Die Beschäftigung mit einem Korpus oder einem literarischen Text darf allerdings nicht wahllos erfolgen; sie muss sich einer oder mehrerer wissenschaftlicher Methode bedienen und auf ein Ziel ausgerichtet sein. Was will ich wissen? Welche neuen Erkenntnisse möchte ich gewinnen? Welche widerlegen? Wissenschaftliche Texte zeichnen sich durch einen klaren Aufbau und eine logische Argumentation aus. Das Material muss auf ein Darstellungsziel hin angeordnet werden (Disposition des Materials).

Ziel ist es, Fakten und neue Erkenntnisse zu vermitteln und nicht persönliche Ansichten und Intuitionen. Alles, was gesagt oder behauptet wird, muss belegt werden, sei es durch den Ver-weis auf schon vorhandene Literatur oder durch eigene Forschungen und empirische Untersu-chungen: Wissenschaft ist die Darstellung vom eigenen Verständnis im Dialog mit der For-schung

Die wissenschaftliche Arbeit reiht sich also in den wissenschaftlichen Dialog ein und knüpft an bereits Erarbeitetes an. Ein wesentliches Merkmal des wissenschaftlichen Arbeitens ist daher die Bezugnahme von Texten aufeinander. Wissenschaftlichkeit wird häufig daran gemessen, inwieweit der Verfasser die einschlägige Literatur kritisch verarbeitet und dargestellt hat.

Durch das Zitat knüpft der wissenschaftlich Arbeitende an bisherige Erkenntnisse an. Er beruft sich zugleich auf einen "Zeugen" bzw. eine Autorität, nämlich den Wissenschaftler, den er zi-tiert. Damit ist es Ausweis von Wissenschaftlichkeit.

"Zitieren ist wie in einem Prozeß etwas unter Beweis stellen. Ihr müßt Zeugen immer beibringen und den Nachweis erbringen können, daß sie glaubwürdig sind. Darum muß die Verweisung genau sein (man zitiert keinen Autor, ohne das Buch und die Seite des Zitats anzugeben), und sie muß von jedermann kontrol-liert werden können."1

Zitate müssen kenntlich gemacht und genau belegt werden. Dies ist Voraussetzung für die Nachvollziehbarkeit der Voraussetzungen, Erläuterungen und Ergebnisse durch andere (Inter-subjektivität).

1 Eco, Umberto: Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt: Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften, Heidelberg: Müller 1993, S. 204.

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Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit

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2. Kriterien für das Wissenschaftliche Arbeiten

Systematik

- Bezug auf einen innerhalb des Fachs anerkannten Gegenstandsbereich

- Anwendung der fachspezifischen Methoden und Theorien sowie Reflexion über deren Anwendung

- Befolgung einheitlicher Darstellungsstandards (Fachterminologie, Typographie etc.)

Rationalität

- Überprüfbarkeit (Offenlegung aller Quellen, Dokumentation experimenteller Ergebnisse)

- intersubjektive Nachvollziehbarkeit aller Teilschritte und Schlussfolgerungen

- innere Konsistenz (Widerspruchsfreiheit)

- Zirkelfreiheit, d. h. der Verzicht auf Aussagen, die sich auf sich selbst als Voraussetzung beziehen

Ergebnisoffenheit

- Ideologiefreiheit, Dogmenfreiheit

- Ergebnisse sind falsifizierbar, d.h. müssen theoretisch eine Widerlegung zulassen

- Skepsis: kritischen Haltung gegenüber eigenen wie fremden Ergebnissen und Thesen

Interaktion mit anderen Forschungsarbeiten

- Ergebnisse werden publiziert und dokumentiert

- Vergleichbarkeit mit anderen wissenschaftlichen Arbeiten

- Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstands (Forschungsarbeiten beziehen sich aufeinander; sie stützen, widerlegen oder verfeinern vorhandene Theorien)

- Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt

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Literaturrecherche

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2. Literaturrecherche

1. Primär- und Sekundärliteratur

Wissenschaftlich arbeiten bedeutet, seine Arbeit in den wissenschaftlichen Forschungsdialog einzugliedern und seine Ergebnisse zu bestehenden Erkenntnissen in Bezug zu setzen. Theo-rien und Erkenntnisse müssen belegt werden, Gedankengänge untermauert und Argumente zueinander in Bezug gesetzt werden. Beschäftigt man sich mit einem literarischen Text, müs-sen so viele Informationen wie möglich zu der eigenen Fragestellung zusammengetragen wer-den. Solche Texte, die sich wissenschaftlich mit einem anderen Text auseinandersetzen, wer-den Sekundärliteratur genannt; im Gegensatz zur Primärliteratur, die Gegenstand der Untersu-chung ist: Der Primärtext muss zuerst da sein, über ihn wird sodann (im sekundären Diskurs) geschrieben.

2. Recherchemöglichkeiten

Um die zu einem Thema oder einer Fragestellung passende Literatur zu finden, müssen Sie mit den entsprechenden Hilfsmitteln umgehen können. Eines dieser Hilfsmittel sind die Kata-loge, in denen Titel und Titelstandort verzeichnet sind. Es gibt elektronische Kataloge, in denen die Suche über verschiedene Optionen erfolgt (Schlagwortsuche, Suche nach Autor, Titel, Er-scheinungsjahr etc.) und Zettelkataloge (Karteikartensystem), die i.d.R nach Autor sortiert sind, außerdem verschiedene virtuelle Fachbibliotheken und Online-Datenbanken.

2.1 bonnus - Suchportal der Universität Bonn

Über bonnus, das Suchportal der Universität Bonn, sind alle elektronisch erfassten Bestände der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn (ULB) recherchierbar (bonnus.ulb.uni-bonn.de).

Bonnus bietet die Möglichkeit der einfachen und der erweiterten Suche. Die Suche erfolgt ent-weder über Angaben zum gesuchten Werk oder aber über eine Schlagwortsuche. Anhand der ausgegebenen Signatur kann das Buch anschließend im Regelfall im sogenannten Freihand-magazin (d.h. der Benutzer darf selbst das Buch heraussuchen) gefunden werden. Bonnus ver-linkt zudem, wenn vorhanden, auf die Volltextversionen von Fachartikeln oder ebooks. Um die-se einzusehen, muss man im Universitätsnetz angemeldet sein (z.B. mit dem VPN-Client des HRZ Bonn)

Es empfiehlt sich, an einer Bibliotheksführung teilzunehmen, um einen genaueren Überblick über die Funktionsweise der Kataloge und den Aufbau der Bibliothek zu bekommen.

Möglich ist außerdem die Recherche im Online-Bibliothekskatalog der Universität Köln. Hier kann man sich als Bonner Student problemlos registrieren lassen und kostenfrei vor Ort aus-leihen.

Primärliteratur, Bezeichnung für dichterische, philosophische u. ä. Werke, die selbst Ge-genstand einer wissenschaftlichen Untersuchung (Sekundärliteratur) sind.

Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, Mannheim 1994

Sekundärliteratur [franz. secondaire = an zweiter Stelle], auch: Forschungsliteratur, Litera-tur über Literatur: wissenschaftliche Untersuchungen und Kommentare zu Werken aus den verschiedensten Gebieten des literarischen Schaffens (Dichtungen, aber auch historische, philosophische, theologische usw. Werke, so genannte Primärliteratur). Sekundärliteratur wird in Bibliographien zusammengestellt.

Metzler Literaturlexikon, 2. überarb. Aufl., Stuttgart 1990

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Literaturrecherche

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2.2 MLA International Bibliography

Das bibliographische Verzeichnis der Modern Language Association ist eine Fachbibliografie für alle modernen Philologien ausgenommen der klassischen Philologie, die sowohl Buchtitel als auch Zeitschriftenaufsätze verzeichnet. Der Schwerpunkt liegt auf Schriften, die im engli-schen Sprachraum erschienen sind. Die Bibliographie ist als Datenbank auf dem Server der Universität angelegt und deshalb nur innerhalb des Universitätsnetzes oder von zu Hause nach Anmeldung über den VPN-Client abrufbar. (www.ulb.uni-bonn.de Datenbanken DBIS)

2.3 JSTOR

JSTOR ist ein Online-Archiv für digitalisierte Fachzeitschriften, das die Recherche in Volltexten ermöglicht. Es ist im Universitätsnetz nutzbar, mit HRZ-Benutzerkennung/VPN-Client auch von externen Rechnern. (jstor.org)

2.4 Project MUSE

Das von der Johns Hopkins University Press gewartete Project MUSE ist wie JSTOR ein Online-Archiv für akademische Zeitschriften, mit der Möglichkeit auf digitalisierte Volltextversionen zuzugreifen. Auch hierfür muss man im Universitätsnetz angemeldet sein. (muse.jhu.edu)

2.5 Dialnet Rioja

Diese von der Universität Rioja gewartete Datenbank ist frei im Netz verfügbar und listet spa-nischsprachige wissenschaftliche Publikationen (auch Fachaufsätze) auf. (dialnet.unirioja.es)

2.6 Cibera

Cibera ist eine virtuelle Fachbibliothek zu lateinamerikanischen, spanischen und portugiesi-schen Themengebieten, die Recherchemöglichkeiten und teilweise auch den Zugriff auf Volltex-te ermöglicht. (www.cibera.de)

2.7 Karlsruher Virtueller Katalog (KVK)

Der KVK ist eine Metasuchmaschine, die es ermöglicht, deutsche, österreichische, schweizeri-sche und weitere internationale Online-Bibliothekskataloge (OPACs) von Verbünden und Natio-nalbibliotheken sowie verschiedene Buchhandelskataloge in einer einzigen Suche abzufragen. Er empfiehlt sich insbesondere, um sich einen großangelegten Überblick zu einem Themenge-biet zu verschaffen oder um zu verifizieren, ob eine bestimmte Publikation in einer deutschen Bibliothek überhaupt vorhanden ist (z.B. zur Bestellung über Fernleihe). (kvk.bibliothek.kit.edu)

2.8 Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB)

Die EZB ermöglicht den Zugriff auf elektronische Zeitschriftenressourcen, die entweder kosten-frei online verfügbar oder von der ULB abonniert sind. In letzterem Fall muss man sich über den VPN-Client im Universitätsnetz anmelden, um Zugriff zu erhalten. Oft kann man ganze Artikel direkt herunterladen. Die Suche nach der erwünschten Zeitschrift erfolgt über eine Suchmaske, nach Fachgebieten oder alphabetisch (www.ulb.uni-bonn.de EZB)

2.9 Zeitschriftendatenbank (ZDB)

Die ZDB ist die weltweit größte Datenbank für Titel- und Besitznachweise fortlaufender Sam-melwerke, also von Zeitschriften, Zeitungen usw. Sie enthält nicht nur Printwerke, auch Titel elektronischer Zeitschriften sind verzeichnet. Die ZDB verzeichnet keine Aufsatztitel. (www.ulb.uni-bonn.de ZDB).

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Literaturrecherche

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2.10 Bibliographie der deutschsprachigen Hispanistik

In der von der Münsteraner Hispanistik gewarteten Bibliographie ist eine Vielzahl von hispanis-tischen Publikationen aus dem deutschsprachigen Raum, sortiert nach Kulturräumen, Gattun-gen, Epochen, Autorennamen etc., verzeichnet. (www1.ivv1.uni-muenster.de/litw3/SpanBIB/)

2.11 Zettelkataloge des romanischen Seminars

Wenn Sie einen Titel in der Bibliothek des romanischen Seminars suchen, bietet sich neben dem OPAC die Recherche in den Zettelkatalogen des romanischen Seminars an.

In der Bibliothek des Romanischen Seminars finden sich drei Zettelkataloge. Zwei dieser Zet-telkataloge sind Alphabetische Kataloge (AK), die auf alphabetisch sortieren Karteikarten den Bestand des Romanischen Seminars verzeichnen. Ein AK umfasst die Erscheinungsjahre bis 1989, der andere diejenigen ab 1990 bis 2001. Gesucht wird nach Autor oder bei Sammel-bänden und Zeitschriften nach Titel (bzw. 1. Substantiv des Titels). Letzteres ist jedoch der Ausnahmefall. Zudem gibt es einen systematischen Katalog (Sachkatalog), in dem die Titel nach verschiedenen Schlagwörtern sortiert sind. Er ist unterteilt in Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft. Dieser befindet sich in Französischraum 3.

3. Bibliographien

Kataloge verzeichnen nur Literatur die selbstständig erschienen ist; Aufsätze innerhalb von Zeitschriften oder Sammelbänden werden Sie über die Katalogsuche nicht finden. In Bibliogra-phien hingegen ist auch Literatur erschienen, die nicht selbstständig erschienen ist. Der Un-terschied zwischen einer Bibliographie und einem Katalog ist ganz einfach: Beides sind Listen von Publikationen; aber eine Bibliographie ist standortungebunden (sie ist meist auf Vollstän-digkeit in einem inhaltlichen oder formalen Bereich ausgerichtet, verzeichnet aber nicht, wo es ein Buch gibt), während ein Katalog standortgebunden ist (er verzeichnet immer, wo Sie eine bestimmte Publikation herbekommen).

3.1 Was ist eine Bibliographie?

Eine Bibliographie [griechisch ‚Bücherbeschreibung‟] ist:

1. eine Hilfswissenschaft zur Ermittlung, Beschreibung (Autor/Herausgeber, Titel, Erschei-nungsort und -jahr, Verlag, Band- und Seitenzahl) und Ordnung (alphabetisch, chronolo-gisch, systematisch) des Schrifttums, sowohl von Texten als auch von Sekundärliteratur (selbstständige und unselbstständige Veröffentlichungen).

2. ein Literaturverzeichnis.

Man unterscheidet:

1. nach ihrer äußeren Erscheinungsform: a) gedruckte selbstständige und unselbstständige (versteckte) Bibliographien; b) als Datenbanken; c) als CD-ROM;

2. nach ihrer Erscheinungshäufigkeit: laufende (periodische) sowie abgeschlossene (retro-spektive) Bibliographien;

3. nach ihrem Inhalt: Allgemeinbibliographien (z.B. Nationalbibliographien), Fachbiblio-graphien, Personalbibliographien;

4. nach ihrem Zweck: buchhändlerische, bibliothekarische, bibliophile, wissenschaftliche Ver-zeichnisse, Spezialbibliographien.

3.2 Die romanische Bibliographie

Die Romanische Bibliographie ist die älteste (und wichtigste) heute noch erscheinende Bibliog-raphie zur Romanistik. Sie besteht seit 1877. Für die Berichtsjahre 1997 bis 2002 ist neben der gedruckten Ausgabe der Romanischen Bibliographie eine EDV-Version auf CD-ROM verfüg-

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Literaturrecherche

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bar (einsehbar im Hochschulnetz der Uni Bonn über die Seite der ULB). Unter http://gallica.bnf.fr/Catalogue/noticesInd/FRBNF34470607.htm kann man die eingescannten Seiten der Bände von 1965 bis 1992 als Images ansehen.

Die Romanische Bibliographie ist eine sehr umfassende (aber nicht allzu umfangreiche) Fach-bibliographie, die in ihrer gedruckten Form Literatur seit dem Berichtsjahr 1875 verzeichnet (mit einer Lücke zwischen 1914 und 1923).

Sie enthält Aufsätze aus Zeitschriften, Sammelbänden, Kongressberichten und Festschriften. Dazu gehören auch Personalia und Berichte über Institute. Bücher (Textausgaben, Monogra-phien etc.) erscheinen erst, wenn sie entweder rezensiert sind oder in einer der Neuerwer-bungslisten der Hochschulbibliotheken mit Sondersammelgebiet aufgenommen sind. Die Re-zensionen finden sich unter den einzelnen Einträgen, auf die sie sich beziehen. Die Tatsache, dass die Rezensionen verzeichnet werden, ist eine wichtige Leistung der Romanischen Bibliog-raphie, die sie von anderen Bibliographien unterscheidet.

Sie enthält die bibliographischen Angaben zur Sprach- und Literaturwissenschaft sämtlicher romanischer Sprachen – mit einer entscheidenden Einschränkung: ab dem Band 1971/72 wurde auf die französische Literaturwissenschaft verzichtet, da seit der Berichtszeit 1956 eine eigene Bibliographie der französischen Literaturwissenschaft (Klapp) erschien. Auch auf der CD-ROM fehlt somit die französische Literaturwissenschaft. Die französische Sprachwissen-schaft ist aber verzeichnet.

Bei der Datenaufnahme in geringem zeitlichem Abstand ist es außerordentlich schwierig und administrativ aufwendig, das notwendige Datenmaterial zu beschaffen. Mehrere Jahre Verzöge-rung bei der Veröffentlichung sind daher üblich.

Die Romanische Bibliographie umfasst bis 1997 drei Bände für jeden Jahrgang (1. Register und Verzeichnisse, 2. Sprachwissenschaft, 3. Literaturwissenschaft), seit 1998 sind Band 1 und Band 2 zusammengefasst.

3.2.1 Systemschlüssel

Als Schlüssel bezeichnet man eine systematische Auflistung der Positionen der einzelnen Dis-ziplinen. Da der Systemschlüssel den Schwankungen der wissenschaftlichen Erkenntnisinteres-sen besonders stark ausgesetzt ist, wird er für jeden Berichtszeitraum neu angepasst.

Die Sprach- und Literaturwissenschaft verfügen jeweils über eigene Systemschlüssel.

Der Systemschlüssel der Literaturwissenschaft ist vierstellig, jede Stelle hat eine Bedeutung. Z.B. 1. Stelle = Literaturenschlüssel (Sprache), 2. Stelle= chronologischer Schlüssel (Jahrhun-dert), 3.+ 4. Stelle = Objektschlüssel (z.B. verschiedene Textsorten). Die Bibliographie ist in der Reihenfolge des Systemschlüssels aufgebaut. Wer Werke zu einem bestimmten Thema sucht, kann sich also mithilfe des Systemschlüssels schnell orientieren.

Beispiele:

Literatur über die Lyrik des 20. Jahrhunderts findet man unter dem Systemschlüssel 4941 (1. Stelle = 4 Italienische Literatur, 2. Stelle = 9 20. Jahrhundert, 3. + 4. Stelle = 41 Ly-rik). Literatur über Boccaccio findet man unter dem Systemschlüssel 4480 (1. Stelle = 4 Italienische Literatur, 2. Stelle = 4 14./15. Jahrhundert, 3. + 4. Stelle = 80 Autoren, hier unter „Boccaccio, Giovanni“)

ACHTUNG: Der Systemschlüssel ist nicht zu verwechseln mit der laufenden Nummerierung! Jedem Eintrag ist eine laufende Nummer vorangestellt, die in den Registern unter den dem Eintrag zugeordneten Schlagwörtern wieder auftaucht.

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Literaturrecherche

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3.2.3 Register

Seit dem Berichtsjahr 1986 gibt es vier Register, die in Band 1 zu finden sind:

- Autoren-Register: Autoren von Sekundärliteratur (auch Herausgeber, Bearbeiter, Übersetzer und Redakteure von Sekundärliteratur)

- Rezensenten-Register: Verfasser von Rezensionen

- Personen-Register: Eigennamen von Personen (Schriftsteller u.a.), über die Sekundärliteratur verfasst worden ist

- Sach-Register: Themenbereiche (literarische Formen, Themen, Strömungen), über die Se-kundärliteratur verfasst worden ist

Ebenfalls in Band I ist das Abkürzungsverzeichnis zu finden, das zum Verständnis der bibliog-raphischen Angaben zum Teil unentbehrlich ist.

3.3 Der Klapp

Seit 1963 sind die bibliographischen Angaben zur französischen Literaturwissenschaften aus der romanischen Bibliographie ausgegliedert und in der Bibliographie der französischen Litera-turwissenschaft zusammengestellt. Diese wird nach ihrem Begründer Otto Klapp kurz ‚Klapp‟ genannt.

Der Klapp erfasst Monografien, Herausgeberwerke und Zeitschriften der französischen Litera-turwissenschaft in zahlreichen Ländern. Nach Epochen, AutorInnen und Sachgebieten getrennt werden sowohl diese selbst als auch die ggf. enthaltenen einzelnen Aufsätze gelistet. Beim Neuerscheinen einer Rezension zu einer bereits früher gelisteten Publikation wird diese in Kurzform im entsprechenden Band wiederholt, so dass Mehrfachaufnahmen vorkommen kön-nen.

Im Gegensatz zur Romanischen Bibliographie ist der Klapp nicht nach einem Systemschlüssel aufgegliedert, sondern durch zwei Indexe – ein Sach- und ein Namensregister – zu erschlie-ßen.

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Wissenschaftliche Hilfsmittel

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3. Wissenschaftliche Hilfsmittel

Im Zuge Ihres Studiums werden Sie regelmäßig auf wissenschaftliche Hilfsmittel angewiesen sein, die es Ihnen ermöglichen, gezielt Informationen zu recherchieren. In der romanischen Literaturwissenschaft empfehlen sich für den Alltagsgebrauch beispielsweise das handliche Literaturwissenschaftliche Wörterbuch für Romanisten (LWR) sowie die Metzler Literaturge-schichten. Besonders bekannt ist Kindlers neues Literatur-Lexikon, das inhaltliche Zusam-menfassungen und einige weiterführende Informationen zu zentralen Werken der Weltliteratur enthält. Für die einzelnen romanischen Sprachen gibt es zudem eine Vielzahl spezialisierter, zum Teil umfangreicher Sach-, Autoren- und Werklexika sowie Literaturgeschichten.

1. Enzyklopädie

[französisch, aus mittellateinisch encyclopaedia ‚Grundlehre aller Wissenschaften und Künste‟, von griechisch enkyklopaideía, aus enkýklios ‚im Kreise gehend‟, ‚rund‟ und paideía ‚Lehre‟, ‚Bildung‟]

Unter Enzyklopädie ist ein umfassendes Werk zu verstehen, das die Gesamtheit des Wissens entweder systematisch, d.h. nach Themenkreisen, oder alphabetisch nach Stichwörtern sam-melt.

Demnach sind zwei Grundtypen enzyklopädischer Literatur zu unterscheiden: die systemati-sche und die alphabetische Enzyklopädie, letztere oft unter den Namen Allgemein-, Universal-, Realenzyklopädie oder Reallexikon, Sachwörterbuch und, besonders im 19. Jahrhundert, Kon-versationslexikon. Eine Sonderform repräsentiert die auf nur ein Sachgebiet beschränkte Fach- oder Spezialenzyklopädie.

Alle Varianten der Enzyklopädie suchen jeweils nur gesichertes Wissen zu vermitteln. Dieses wird im Hinblick auf den unterstellten großen Benutzerkreis in leicht verständlicher und den-noch wissenschaftlichen Ansprüchen genügender Darstellung meist von einem großen Stab von Fachgelehrten angeboten.

2. Lexikon

[griechisch lexikón (biblíon) ‚das Wort betreffend(es Buch)‟, ‚Wörterbuch‟, zu léxis ‚Rede‟, ‚Wort‟]

Im 17. Jahrhundert eingeführtes Kunstwort für ein alphabetisch geordnetes Nachschlagewerk, entweder für alle Wissensgebiete (Enzyklopädie, Universallexikon), oder für ein spezifisches Sachgebiet (Reallexikon, Fachenzyklopädie) oder für den Wortschatz einer oder mehrerer Sprachen (auch Fach-, Sonder-, Gruppensprachen), Wörterbuch.

3. Handbuch

[Lehnübersetzung von lat. manuale]

Ein Handbuch ermöglicht die schnelle Einarbeitung in eine Materie. Es ist eine geordnete Zu-sammenstellung des Stoffes einer Wissenschaft oder eines speziellen wissenschaftlichen Ge-biets.

Diese Publikationsform fasst die nach aktuellem Forschungsstand grundlegendsten Realien eines Wissensgebiets zusammen und präsentiert sie in kondensierter Form. Dabei kann die Anordnung des Wissensstoffes alphabetisch, chronologisch oder nach thematischen Ge-sichtspunkten vorgenommen werden. (Bei alphabetischer Ordnung ist die Abgrenzung von ei-nem Lexikon oftmals nicht möglich.)

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Wissenschaftliche Hilfsmittel

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4. Wörterbuch

Nachschlagewerk, das den Wortschatz einer Sprache nach bestimmten Gesichtspunkten aus-wählt, anordnet und erklärt. Man kann unter anderem unterscheiden:

1) diachrone, d. h. den Wortschatz in seiner geschichtlichen Entwicklung darstellende Wörter-bücher und synchrone, d. h. den Wortschatz auf einer bestimmten Entwicklungsstufe dar-stellende Wörterbücher

2) individualsprachliche Wörterbücher (z. B. das ‚Goethe-Wörterbuch‟) und Wörterbücher be-stimmter Sprachgruppen (z. B. Mundartwörterbücher, Wörterbücher der Fach- und Son-dersprachen, der Umgangssprache, der Jugendsprache)

3) einsprachige Wörterbücher und zwei- beziehungsweise mehrsprachige Wörterbücher. Bei den einsprachigen Wörterbüchern gibt es folgende Typen:

- Das Rechtschreibwörterbuch (orthographisches Wörterbuch) verzeichnet die richtige Schreibung nach den geltenden Regeln und hat stark normativen Charakter.

- Das Aussprachewörterbuch verzeichnet die Aussprache, gewöhnlich in internationaler Lautschrift. Auch Aussprachewörterbücher sind zum Teil normativ, v. a. was die Bühnen- und Rundfunkaussprache betrifft.

- Das Bedeutungswörterbuch erklärt die Bedeutungen der Wörter und bietet außer der Be-schreibung der Bedeutungsstruktur meist noch andere sprachliche Informationen, z. B. Aussprache, grammatische Angaben, etymologische Hinweise, stilistische Bewertungen, zeitliche und räumliche Zuordnungen, Zuordnungen zu Fach- und Sondersprachen, Angabe des Gegensatzes, Anwendungsbeispiele (und Belege), Beispiele für den bildli-chen/übertragenen Gebrauch und Idiomatisierungen (feste Verbindungen, Redewendun-gen).

5. Literaturgeschichten

Literaturgeschichten dienen der Darstellung geschichtlicher Entwicklungen entweder der Na-tionalliteraturen oder der Weltliteratur. Zur Literaturgeschichte gehören auch die Darstellungen einzelner Epochen und die Geschichte einzelner Gattungen in ihren Zusammenhängen und Wechselbeziehungen.

Literaturgeschichtsschreibung hat die Aufgabe, das jeweils Dargestellte in umfassendere (auch theoretische) Bezugsrahmen einzuordnen, und führt – v. a. in älteren Epochen – über das Prob-lem der Wertung auch zu einer gewissen Kanonbildung.

In der Literaturgeschichte werden Biographik und Werkinterpretation verbunden, erweitert bis-weilen durch den Versuch zur Einordnung der literarischen Entwicklungen in die Ideen- und Geistesgeschichte und einer Deutung vor dem kulturhistorischen, neuerdings auch ökono-misch-sozialen Hintergrund.

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Titelaufnahme und Literaturverzeichnis

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4. Titelaufnahme und Literaturverzeichnis

Die korrekte Titelaufnahme und sorgfältige Auflistung der bibliographischen Angaben in einem Literaturverzeichnis ist wesentlich, damit der Leser die genaue Herkunft der Quellen nachvoll-ziehen kann, auf die sich der Autor bezogen hat. Es gibt jedoch nicht die eine richtige Art und Weise einen Text zu bibliographieren (d.h. seinen Titel vollständig und korrekt in ein Literatur-verzeichnis aufnehmen). Die Konventionen unterscheiden sich von Fachrichtung zu Fachrich-tung, sogar meist von Dozent zu Dozent. Im Zweifelsfall sollte daher beim Dozent nachgefragt werden, ob er bestimmte bibliographische Vorlieben hat. In der Regel gilt jedoch: Hauptsache einheitlich. Haben Sie sich also einmal für eine Form der Titelaufnahme entschieden, müssen Sie diese konsequent durchziehen – ohne Ausnahme. Um unnötige Verwirrung zu vermeiden, sollen hier nur zwei Formen der Titelaufnahme vorgestellt werden: zum einen eine eher ‚klassi-sche‟ Form, bei der das Erscheinungsjahr am Ende der bibliographischen Angabe steht und zum anderen die sogenannte amerikanische Form, bei der die Jahreszahl in Klammern nach dem Vornamen des Verfasser steht. Die Gründe für die unterschiedliche Platzierung der Jah-reszahl werden im Kapitel ‚Zitieren und Paraphrasieren‟ näher erläutert. Der Einfachheit halber wird in den nachfolgenden Beispielen stets die Jahreszahl am Ende der bibliographischen An-gabe aufgeführt.

1. Titelaufnahme

Unentbehrlich sind folgende Angaben:

- Verfasser: Diese Angabe ist die wichtigste, da Kataloge und Bibliographien im Allgemeinen nach Verfassern sortiert sind. Dazu gehört auch der vollständige Vorname als das zweite Ord-nungskriterium in alphabetischen Verfasser-Bibliographien. Weitere Vornamen kann man je-doch abkürzen. Hat ein Buch mehrere Verfasser, werden diese in der vorgefundenen Reihenfol-ge (meist alphabetisch, oft aber auch nach Rang: Hauptautor vor Nebenautoren, Professor vor Mitarbeitern) genannt. Bei mehr als drei Verfassern kann man nach dem zweiten Namen mit „u.a.“ oder „et al.“ abkürzen.

- Titel: Er ist nicht nur wichtiger Hinweis auf den Buchinhalt, sondern auch Sortierkriterium. Eventuelle Nebentitel/Untertitel sind stets mit anzugeben.

- Ort: Der Verlagsort dient der weiteren Identifizierung. Nur der erste Verlagsort muss genannt werde, alle weiteren Verlagsorte können (müssen aber nicht) entfallen oder mit u.a. abgekürzt werden. Der Verlagsort sollte in der Sprache angeführt werden, in der er im Buch genannt ist. Wenn es sich um ein italienischsprachiges Buch handelt, das in Florenz veröffentlicht wurde, übernimmt man „Firenze“.

- Jahr: Das Jahr dient der zeitlichen Einordnung und auch der Identifikation verschiedener Auf-lagen.

- Auflage: Ist ein Buch in mehreren Auflagen erschienen, kann es inhaltliche Unterschiede ge-ben. Gibt es keine Unterschiede wird die Auflage als Hochzahl vor dem Erscheinungsjahr kenn-tlich gemacht. Gibt es Änderungen, werden Angaben wie „verändert“ (ver.), „erweitert“ (erw.) mit aufgenommen (siehe 1.11).

- Herausgeber: Für Bücher, die keinen alleinigen Autor haben, erscheint meist ein oder mehre-re Herausgeber als der oder die Verantwortliche(n). Bei mehr als drei Herausgebern kann man nach dem ersten Namen mit „u.a.“ oder „et al.“ abkürzen.

- Bandzahl: Bei mehrbändigen Werken ist die Bandzahl aufzuführen. Dabei sind zu jedem Band weitere Einzelangaben wie Titel, Herausgeber, Ort, Jahr gesondert anzugeben, sofern sie nicht für alle Bände gleich sind. Fremdsprachige Bezeichnungen wie „vol.“ (volume/i) oder „tomo/s“ werden mit „Bd.“ bzw. „Bde.“ wiedergegeben. Auch die Erscheinungsdauer des Gesamtwerkes ist zu berücksichtigen: etwa „Wien 1950–1960“.

- Seitenzählung: Angaben über den Gesamt-Umfang erscheinen nicht bei Buchtiteln; bei Auf-sätzen muss stets die erste und die letzte Seite des Aufsatzes angegeben werden. Statt "S. 5-6" kann dabei „S. 5f.“ geschrieben werden; „S. 5ff.“ ist nicht erlaubt, sondern immer durch ein-deutige Seitenzahlen aufzulösen z.B. „S. 5-9“.

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Titelaufnahme und Literaturverzeichnis

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Wesentlich (aber nicht zwingend erforderlich) sind weiterhin folgende Angaben:

- Verlagsname: Diese Angabe setzt sich in philologischem Kontext in neuerer Zeit durch. Sie verweist auf publikationsgeschichtliche Zusammenhänge oder erleichtert – neben dem Ver-lagsort – auch die schnelle Verständigung (z.B. werden Goethe-Ausgaben u.a. nach den Verla-gen oder Verlagsorten benannt: Frankfurter Ausgabe, Münchner Ausgabe, Cotta, Artemis...). Es wird i. d. R. nur der Eigenname des Verlags zitiert, also ‚Stuttgart: Metzler 1994„, und nicht: ‚Stuttgart: Verlag J.B. Metzler 1994„.

- Reihentitel: Hat ein Buch einen Reihentitel samt Zählung, wird dies mit aufgeführt.

Nicht aufgenommen werden folgende Angaben:

- Akademische Grade oder andere Titel/Berufsbezeichnungen des Verfassers oder Herausge-bers

- Preis

- Format: Angaben wie Folio, 4° (Quart-Format), 8° (Oktav-Format), 12° (Duodez-Format)

- ISBN (International Standard Book Number): Diese standardisierte Buchnummer enthält in einem Zahlenschlüssel folgende Angaben: Erscheinungsland – Verlag – Nummer des Werks in der Verlagsproduktion – Kontrollzahl. Dem Buchhändler erleichtert die ISBN die Bestellung. Neuerdings erscheint sie auch in bibliothekarischen Datenpools.

- Umschlagfarbe

- Zustand des benutzten Exemplars: Diese Angabe findet sich sinnvollerweise nur in Antiqua-riats-Katalogen.

Nur in besonderen Fällen werden aufgenommen:

- Standort: Der Standort des benutzten Exemplars, in der Regel also die besitzende Bibliothek, ist nur dann von Belang, wenn das (meist ältere) Buch sehr selten oder nur einmal erhalten ist. Dann wird am Ende der bibliographischen Angabe in eckigen Klammern der Standort genannt.

- Ort und Jahr der ersten Auflage, falls eine spätere Auflage zitiert wird. Bei Primärliteratur ist das oft sinnvoll, bei Sekundärliteratur ist dies vor allem dann angebracht, wenn ein großer Zeitraum zwischen erster und zitierte Auflage liegt oder die Angabe inhaltlichen Sinn im Zu-sammenhang des Zitats macht. Dann wird am Ende der bibliographischen Angaben in eckigen Klammern das Jahr genannt.

- Angaben über Zahl der Abbildungen werden nur hinzugenommen, wenn sie einen inhaltlichen Sinn im Zusammenhang der Zitierung haben.

WICHTIG: Die maßgeblichen Angaben für eine bibliographische Angabe stehen weder auf dem Buchumschlag noch auf dem Einband (dieser ist völlig irrelevant), sondern auf dem Titelblatt; man nennt die dort erscheinenden Daten auch „Titelei“. (Der Einband hingegen wird erst vom Buchbinder hinzugefügt und könnte aus Werbezwecken abweichend gestaltet sein, z.B. Kür-zungen aufweisen.)

Der Haupttitel steht in der Regel auf der rechten Seite. Ort und Jahr finden sich meist unten auf der Titelseite, sonst auch auf der Rückseite des Titelblatts, dort oder links gegenüber der Titelseite steht eventuell ein Reihentitel. Bei manchen, meist älteren Büchern findet man Ort und Jahr am Buchende. Häufig befinden sich auch bei neueren italienischen und französischen Büchern Ort und Jahr am Buchende.

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Titelaufnahme und Literaturverzeichnis

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1.1 Textausgaben

Böll, Heinrich: Ansichten eines Clowns. Roman, Köln: Kiepenheuer u. Witsch 1963. Goethe, Johann Wolfgang von: Goethes Werke, hrsg., textkritisch durchgesehen u. kommentiert v. Erich Trunz, 14 Bde., Hamburg: Beck 1981 (=Hamburger Ausgabe). Moravia, Alberto: Gli indifferenti, Milano: Bompiani 202002 [11929]. Levi, Primo: Das periodische System. Mit einem Nachwort von Natalia Ginzburg, übers. v. Edith Plackmeyer, München: Hanser 1987.

1.2 Anthologien v. Stackelberg, Jürgen (Hrsg.): Humanistische Prosatexte aus Mittelalter und Renaissance, Tübingen: Niemeyer 1957. Neuschäfer, Hans-Jörg und Mercedes (Hrsg.): Literatura española: De las jarchas al siglo XXI,

Antología, Stuttgart: Reclam 2005.

1.3 Titelangabe bei Verfasserschriften (Monographien)

Bernsen, Michael: Die Problematisierung lyrischen Sprechens im Mittelalter. Eine Untersuchung

zum Diskurswandel der mittelalterlichen Liebesdichtung von den Provenzalen bis zu Petrarca, Tübingen: Niemeyer 2001 (=Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie, 313).

1.4 Titelangaben bei Sammelwerken (Herausgeberschriften) Geyer, Paul / Jünke, Claudia (Hrsg.): Von Rousseau zum Hypertext. Subjektivität in Theorie und

Literatur der Moderne, Würzburg: Königshausen & Neumann 2001. Hausmann, Frank-Rutger (Hrsg.): „Italien in Germanien“. Deutsche Italienrezeption von 1750 –

1850, Akten des Symposiums der Stiftung Weimarer Klassik, Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, Schiller-Museum, 24. – 26. März 1994, Tübingen: Narr 1996.

Autorname, Vorname: Titel. Untertitel, hrsg. v. Herausgebername, Ort: Verlag Jahr (=Reihentitel). oder: Autorname, Vorname (Jahr): Titel. Untertitel, hrsg. v. Herausgebername, Ort: Verlag (=Reihentitel).

Name, Vorname des Herausgebers (Hrsg.): Titel. Untertitel, Ort: Verlag Jahr (=Reihentitel). oder: Name, Vorname des Herausgebers (Hrsg.) (Jahr): Titel. Untertitel, Ort: Verlag (=Reihentitel).

Verfassername, Vorname: Titel. Untertitel, Ort: Verlag Jahr (=Reihentitel). oder: Verfassername, Vorname (Jahr): Titel. Untertitel, Ort: Verlag (=Reihentitel).

Herausgebernachname, Vorname (Hrsg.): Titel. Untertitel, Ort: Verlag Jahr (=Reihentitel). oder: Herausgebernachname, Vorname (Hrsg.) (Jahr): Titel. Untertitel, Ort: Verlag Jahr

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Titelaufnahme und Literaturverzeichnis

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1.5 Titelangaben bei Zeitschriftenaufsätzen Albert, Mechthild: „Zur Bedeutung der weiblichen Memoria im aktuellen spanischen Roman“, in: Hispanorama 104,5 (2004), S. 12-21. Hanimann, Joseph: „Immer noch mehr Licht. Die Pariser Nationalbibliothek sichtet die Hinterlassenschaft der Aufklärung“, in: FAZ (18.04.2006), S. 33. 1.6 Titelangaben bei Aufsätzen in Herausgeberschriften Albert, Mechthild: „Der Kampf um die ‚Heimatfront‟. Emotionalisierung und Ideologie im faschistischen Bürgerkriegsroman“, in: Bannasch, Bettina / Holm, Christiane (Hrsg.): Erinnern

und Erzählen. Der Spanische Bürgerkrieg in der deutschen und spanischen Literatur und in den

Bildmedien, Tübingen: Narr 2005, S. 221-236. Bernsen, Michael: „Körpersprache als Bedingung authentischer Subjektivität? Ein Problem der englischen und französischen Empfindsamkeit“, in: Behrens, Rudolf (Hrsg.): Leib-Zeichen.

Körperbilder, Rhetorik und Anthropologie im 18. Jahrhundert, Würzburg: Königshausen & Neumann 1993, S. 83-102.

1.7 Titelangaben bei Rezensionen in Zeitschriften Bisanti, Tatiana: „Rezension von: Fischer, Carolin / Veit, Carola: Abkehr von Schönheit und Ideal in der Liebeslyrik, Stuttgart: Metzler 2000“, in: Literary Research / Recherche Littéraire 35 (2001), S. 161-164. Nelting, David: „Rezension von: Geyer, Paul / Jünke, Claudia (Hrsg.): Von Rousseau zum Hypertext. Subjektivität in Theorie und Literatur der Moderne, Würzburg: Königshausen & Neumann 2001“, in: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur 114,2 (2004), S. 189-192.

Verfassername, Vorname: „Titel. Untertitel“, in: Zeitschriftentitel Jahrgangsnummer, Heft-nummer (Jahr), S. x-y. Oder: Verfassername, Vorname (Jahr): „Titel. Untertitel“, in: Zeitschriftentitel Jahrgangsnummer, Heftnummer, S. x-y.

Bei Artikeln in Tages- und Wochenzeitungen wird das genaue Erscheinungsdatum ergänzt:

Verfassername, Vorname: „Titel. Untertitel“, in: Herausgebername, Vorname (Hrsg.): Titel.

Untertitel, Ort: Verlag Jahr (=Reihentitel), S. x-y. Oder: Verfassername, Vorname (Jahr): „Titel. Untertitel“, in: Herausgebername, Vorname (Hrsg.): Titel. Untertitel, Ort: Verlag (=Reihentitel), S. x-y.

Rezensentenname, Vorname: „ggf. Titel der Rezension. Rezension von: Verfassername, Vorname: Titel. Untertitel, Ort: Verlag Jahr“, in: Zeitschriftentitel Jahrgangsnummer, Heft-nummer (Jahr), S. x-y. Oder: Rezensentenname, Vorname (Jahr): „ggf. Titel der Rezension. Rezension von: Verfasserna-me, Vorname (Jahr): Titel. Untertitel, Ort: Verlag“, in: Zeitschriftentitel Jahrgangsnummer, Heftnummer, S. x-y.

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Titelaufnahme und Literaturverzeichnis

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1.8 Zitieren aus dem Internet Kluge, Bettina: Enthüllen – Verhüllen. Text und Sprache als Strategie, Tagungsbericht vom 19.

Forum Junge Romanistik in Bochum, www.romanistica.info (29.09.2006).

1.9 Titelangabe bei unveröffentlichten Hochschulschriften (graue Literatur)

Philipp, Thorsten: Intermedialität. Der Simultaneitätsbegriff und die Verschränkung von Literatur und

bildender Kunst im Futurismus, Magisterarbeit Universität München 2001.

1.10 mehrbändige Werke

Deleuze, Gilles: Cinéma, Band I: L image-mouvement, Paris: Les éditions de minuit 1983.

1.11 weitere Regeln

Walther von der Vogelweide: Die Gedichte, hrsg. v. Carl von Kraus, Berlin: de Gruyter 111950. Frenzel, Elisabeth: Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte, 10. überarb. u. erw. Aufl., Stuttgart: Kröner 2005 [11962].

Geyer, Paul: „Dialettica della parodia nell'‟Orlando Furioso‟”, in: Studi Italiani (2004/05), S. 37-58.

Verfassername, Vorname: Titel. Untertitel (ggf. Verfassungsdatum), URL (Abfragedatum). Oder Verfassername, Vorname (ggf. Verfassungsdatum): Titel. Untertitel, URL (Abfragedatum).

Verfassername, Vorname: Titel. Untertitel, Textsorte Universität Ort Jahr. Oder: Verfassername, Vorname (Jahr): Titel. Untertitel, Textsorte Universität Ort.

Im Titel nicht angegebene Orts-, Verlags- und Jahresangaben kennzeichnet man durch „o.O.“ (ohne Ort), „o.V.“ (ohne Verlag), „o.J.“ (ohne Jahr) an der entsprechenden Stelle der bibliographischen Angabe.

Die Auflage erscheint entweder als Hochzahl vor dem Erscheinungsjahr oder aber wenn ausführliche Angaben gemacht werden, erscheinen diese nach dem Titel. Die erste Auflage kann am Ende der Angabe ergänzt werden (vor allem bei Primärliteratur sinnvoll).

Doppelte Anführungszeichen in einem Zeitschriftentitel oder Aufsatz werden zu einfachen Anführungszeichen (Die Regel lautet: doppelte Anführungszeichen in einem Satz, der in doppelten Anführungszeichen steht (also auch z.B. in einem Zitat) werden zu einfachen Anführungszeichen)

Verfassername, Vorname: Titel, Band Bandnummer in römischen Zahlen: Titel des Bandes, Ort: Verlag Jahr. Oder Verfassername, Vorname (Jahr): Titel, Band Bandnummer in römischen Zahlen: Titel des Bandes, Ort: Verlag.

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Titelaufnahme und Literaturverzeichnis

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2. Das Literaturverzeichnis

Das Literaturverzeichnis ist fester Bestandteil jeder wissenschaftlichen Arbeit. Es ermöglicht dem Leser nachzuvollziehen, auf welche Quellen sich der Verfasser stützt bzw. berufen hat. Daher werden auch nur die Werke in das Literaturverzeichnis aufgenommen, die auch tatsäch-lich für die Bearbeitung der Fragestellung von Nutzen waren, d.h. nur diejenigen Werke, die auch tatsächlich in einer Fußnote der Arbeit auftauchen. Wurde ein Text zwar gelesen, aber nicht weiter verwendet, kommt er nicht in das Literaturverzeichnis. Das Literaturverzeichnis wird nach Primär- und Sekundärliteratur aufgeteilt.

Bei der Erstellung eines Literaturverzeichnisses ist eine vorgegebene Reihenfolge zu beachten:

- alphabetisch nach Autor

- Umlaute werden wie die entsprechenden Vokale behandelt ("ä" hat gleiches Gewicht wie "a")

- Ist ein Namensvorschub Teil des Nachnamens, so wird er berücksichtigt (Bsp: "El Jibrini" wird bei "E" eingereiht). Adelstitel hingegen werden nicht als Bestandteil des Familienna-mens behandelt (Goethe, Wolfgang von…)

- mehrere Werke vom gleichen Autor werden nach Erscheinungsjahr gereiht - das älteste zu-erst. Nachdem der Autor einmal mit vollständigem Namen erwähnt wurde, kann danach mit Ders. (Derselbe) oder Dies. (Dieselbe) abgekürzt werden.

- Hat ein Autor mehrere Publikationen im selben Jahr veröffentlicht, wird hinter der Jahres-zahl noch ein Buchstabe hinzugefügt (2005a, 2005b, 2005c,...).

- Autoren mit gleichen Nachnamen, werden nach den Anfangsbuchstaben der Vornamen sor-tiert.

- Ist kein Autor angegeben, rückt der Titel an die vorderste Stelle. Artikel bleiben in der alphabetischen Reihung unberücksichtigt. (Bsp: Duden wird unter D eingereiht).

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Exzerpieren und Sortieren

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5. Exzerpieren und Sortieren

Wenn Sie eine Hausarbeit oder auch ein Referat vorbereiten, müssen Sie sich intensiv mit der Literatur zu einem Thema auseinandersetzen. Einschlägige Texte müssen gelesen und nach-vollzogen werden. Anschließend muss das angelesene Wissen richtig und vollständig wiederge-geben werden und vor allem müssen zwischen den einzelnen Texten Beziehungen geknüpft, Parallelen nachvollzogen oder Gegensätze erkannt werden. Es reicht also nicht aus, einen Text zu lesen, sondern es müssen seine wesentlichen Inhalte nachvollzogen und rausgeschrieben werden, um anschließend die Gedankengänge und Theorien der gelesenen Autoren rekapitulie-ren, sortieren und in größere Zusammenhänge einordnen zu können.

1. Exzerpieren

Exzerpte (lat.: excerptus = das Herausgepflückte) sind wörtliche oder sinngemäße Auszüge aus Texten der Fachliteratur. Sie dienen der Einordnung, Archivierung und Verarbeitung gelesener Texte. Ein Exzerpt ist eine übersichtliche, stichwortartige aber auch teilweise wortgetreue Wie-dergabe wichtiger Textinformationen, die der Bearbeitung einer übergreifenden Fragestellung dient. Das Herstellen eines speziellen Inhaltsauszugs in Form des Exzerpts darf nicht nur ein mechanisches Abschreiben darstellen, sondern soll stets auch ein erstes Verarbeiten der in einem Text vorliegenden Informationen sein. Aus diesem Grunde sollten bereits beim exzerpie-ren eigene Anmerkungen gemacht werden (eventuelle Bezüge, mögliche Platzierungen des Gedankens, Verweise auf einen anderen Autor etc.). Diese sollten als eigene Gedanken kenn-tlich gemacht werden (sei es z.B. durch Schriftart oder Farbe)

1.1 Einen ersten Überblick gewinnen

Verschaffen Sie sich einen Überblick über den Text. Sollte es sich um ein Buch handeln, lesen Sie das Inhaltsverzeichnis durch, um zu erkennen, ob für die Fragestellung relevante Informa-tionen enthalten sein könnten. Bei Aufsätzen lässt sich durch rasches, überfliegendes Lesen die Eignung meist schon einschätzen. Texte oder auch Buchpassagen, die Sie für besonders ergiebig halten, sollten Sie kopieren, damit Sie direkt am Text arbeiten können und ihn bei Bedarf schnell wieder zur Hand haben.

1.2 Lesen und markieren

Klären Sie für sich selbst in Frageform, worauf Sie von dem Text eine Antwort erwarten. Um den Aufbau und die Kernaussagen herausarbeiten zu können, empfiehlt es sich, den Text in Sinnabschnitte oder Sinneinheiten zu unterteilen. Diesen Abschnitten teilt man möglichst prägnante Leitbegriffe zu, die am Rande des Textes notiert werden. Mit dieser Lesemethode erreicht man erstens eine inhaltliche Gliederung; zweitens erkennt man die Struktur des Tex-tes, was einem zu einem späteren Zeitpunkt eine rasche Orientierung ermöglicht.

Es ist ratsam, mit dem Stift die Textstellen zu markieren, die zentrale Begriffe und Gedanken zur Fragestellung enthalten, Zusammenhänge aufweisen, Widerspruch provozieren oder auf andere Auffassungen (eigene oder fremde) verweisen und sprachlich auffällig sind. Knappe Bemerkungen zur Gedankenführung können spätere Exzerpte erleichtern (z.B. These. Folge-rung. Beispiel. Antithese).

Arbeiten Sie hierbei auch mit Symbolen und Abkürzungen am Textrand, z. B.:

wichtig: !

nachschlagen: Lex.

unverständlich: ?

wichtige Literaturangabe: Lit.

fragwürdig: ??

Verweis: s. S.

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Exzerpieren und Sortieren

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1.3 Datei oder Karteikarte anlegen

Nun müssen Sie die Textinformationen rekapitulieren und schriftlich in geeigneter Form fes-thalten. Hierzu fertigen Sie ein Exzerpt an.

Der Exzerptkopf, der nach einem immer gleichen Muster aufgebaut sein sollte, enthält Anga-ben über

- das Lese-/Exzerpierdatum,

- die genaue bibliografische Angabe des Textes,

- den Standort (Signatur) des Textes und

- eine knappe Zusammenfassung (die Hauptaussage, ein Abstract) des Textes.

Das Exzerpt enthält:

- in Schlagwörtern die einschlägigen Information und Hauptthesen oder Zitate von besonders ergiebigen und aussagekräftigen Passagen. Diese sollten mitsamt vollständiger Quellenan-gabe notiert oder am besten direkt in den Computer eingegeben werden.

- wörtliche Zitate der Kernthesen, von zentralen und/oder problematischen Aussagen. Wich-tig: Die Zitate müssen mit Anführungsstrichen und mit der genauen Seitenangabe gekenn-zeichnet werden.

- (Stichwortartige) Zusammenfassungen von wichtigen Passagen in eigenen Worten.

- Paraphrasen längerer Textaussagen, d.h. die Zusammenfassung wird in eigenen Worten formuliert.

- Schlüsselbegriffe aus dem Text (in Anführungszeichen setzen und mit der genauen Seiten-zahl versehen.)

- Hilfreich sind auch Querverweise auf weitere Texte oder Titel, die man im späteren Verlauf der Forschungsarbeit ebenfalls noch berücksichtigen sollte.

- Bereits hier können eigene Ideen und Verknüpfungsmöglichkeiten an den entsprechenden Exzerpten notiert werden. Diese sollten sich vom restlichen Text abheben.

Exzerpte werden entweder auf Karteikarten notiert oder aber direkt in den Computer eingege-ben. Beides hat Vor- und Nachteile. Karteikarten können (am Besten auf dem Boden) nebenei-nander gelegt werden; dadurch können die verschiedenen Positionen besser visualisiert und umsortiert werden. Der Computer ermöglicht besonders durch die copy-paste-Funktion eine schnellere Weiterverarbeitung der Daten. Für welche Möglichkeit man sich letztlich entschei-det, ist Geschmackssache.

2. Sortieren

Die Exzerpte werden anschließend unter passenden Schlagwörtern oder Kategorien gesammelt und sortiert (hierbei helfen auch die Kategorisierungen, die schon bei der Arbeit mit dem Pri-märtext erstellt wurden siehe auch das Kapitel: Hausarbeit).

2.1 Visualisierung von Lese- und Lerninhalten

Forschungsarbeiten zur Lehr- und Lerntheorie haben gezeigt, dass sich für die Erarbeitung wissenschaftlicher Texte verschiedene Formen der Visualisierung besonders eignen. Denn wer Textstrukturen und Textinhalte auch bildnerisch umzusetzen versucht, setzt sich intensiv mit

WICHTIG: Immer darauf achten, beim Exzerpieren vollständige Angaben zu Quelle und Sei-tenangaben zu notieren, um sich anschließende unnötige Arbeit zu ersparen!

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Exzerpieren und Sortieren

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dem Text auseinander. Oft kommen dadurch Zusammenhänge, Beziehungen und Verbindun-gen zwischen einzelnen Textteilen besser zum Vorschein, was wiederum die Erschließung, das Verständnis und die Sicherung des Textinhaltes erleichtert. Im Folgenden werden zwei mögli-che Visualisierungsmethoden kurz vorgestellt, die übrigens nicht nur für die Texterschließung, sondern auch in andern Bereichen des Lernens nützlich sein können (z B. für das Festhalten von Vorlesungsstoff oder für die Prüfungsvorbereitung).

2.1.1 Mind Mapping – die Gedanken- und Ideenlandkarte

Man legt ein möglichst großes Blatt Papier im Querformat vor sich auf den Tisch, setzt das Thema in die Mitte und beginnt nun in einer ersten Phase sämtliche Assoziationen, die einem zu diesem Thema einfallen, stichwortartig und vorerst ohne große Ordnung auf das Blatt zu schreiben. Schon bald werden sich Verbindungen zwischen einzelnen Aspekten ergeben. In der zweiten Phase sucht man nach den zentralen Ideen und stellt mögliche Verbindungsachsen zu Nebengedanken her. Dadurch werden schnell Themengruppen, Verbindungslinien und Ver-knüpfungen erkennbar, die man unterschiedlich einfärben oder mit Pfeil- und andern Zeichen-symbolen hervorheben kann. Unter Umständen kommt es gar soweit, dass man mit der Schere aus dem Ganzen ein Puzzle macht, um die Themengruppen und Stichworte neu anzuordnen.

Eine Mind Map hat folgende Vorteile: Sie erleichtert das Strukturieren komplexer Inhalte, wich-tige Gedanken rücken ins Zentrum, Verbindungs- und Trennlinien werden sichtbar, Nachträge lassen sich problemlos einfügen, die grafische Darstellung erleichtert das kognitive Festhalten der Inhalte.

2.1.2 Die Netzwerktechnik oder der Stammbaum

Diese Visualisierungstechnik ist bei Texten hilfreich, in denen unterschiedliche Sachverhalte, Positionen, Vorgehensweisen, Methoden und Herleitungen einander gegenüber gestellt werden. Mit Hilfe eines Stammbaumes oder eines Netzwerkes kann man diese unterschiedlichen As-pekte und deren Relationen darstellen, wobei man mit folgenden fünf Relationen schon sehr weit kommt: Teil-Ganzes, Eigenschaft, Analogie, Folge/Ursache, Gattung/Klasse/Typ. In der Darstellung werden diese Relationen mit entsprechenden Symbolen ( ) dargestellt.

2.2 Am Computer

Die einzelnen Exzerpte können zunächst einmal in verschiedenen Ordnern thematisch sortiert werden. Dies kann z.B. sein: Theorie, Hintergrundinformation, Information zum Autor etc. Die thematische Einordnung ganzer Texte ist allerdings nicht immer sinnvoll, da ein Text Informa-tionen zu mehreren Aspekten der Fragestellung enthalten kann, so dass er nicht so einfach einem einzigen Thema zugeordnet werden kann.

Es empfiehlt sich daher, ein neues Dokument zu erstellen, in das die einzelnen Exzerpte the-matisch sortiert eingefügt werden. Zunächst einmal sollten einzelne Themenblöcke erstellt werden, die dann anschließend – der Fragestellung entsprechend - in eine möglichst logische Reihenfolge gebracht werden müssen. Jedoch sollte auch bei dieser Methode auf die Visualisie-rung des Textes nicht verzichtet werden. Es empfiehlt sich nach einer ersten Grobsortierung das Exzerptgefüge auszudrucken: Häufig werden Zusammenhänge erst klar, wenn man den Text ausgedruckt vor sich liegen hat. Mit Pfeilen oder Farben können nun zusammengehörige Textteile, Wiederholungen, Widersprüche oder Parallelen markiert und anschließend am Com-puter in die richtige Reihenfolge gebracht werden.

( siehe auch das Kapitel: Hausarbeit Disposition & Konzeption)

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Zitieren und Paraphrasieren

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6. Zitieren

1. Allgemeines

1.1 Zitat, Paraphrase, Plagiat

Wenn Sie einen wissenschaftlichen Text verfassen, müssen Sie sich auf Texte anderer Autoren stützen. Das heißt nicht nur, dass Sie Texte anderer Autoren lesen werden, sondern auch, dass Sie Gedanken aus diesen Texten übernehmen wollen und müssen, und sei es nur, um sie an-schließend zu kritisieren. Ein schriftlicher wissenschaftlicher Text steht (hinsichtlich seiner Fragestellung, seiner Methoden, seinen sachlichen Voraussetzungen) im Zusammenhang einer fachlichen Diskussion. Ein solcher Zusammenhang wird durch die Bezugnahme auf andere Texte hergestellt, denn wissenschaftliche Diskussionen verlaufen im Großen und Ganzen schriftlich.

Eine Art auf andere Texte Bezug zu nehmen, ist die Übernahme oder Anführung von Gedanken mit Hilfe eines Zitats oder einer Paraphrase: Ein Zitat ist eine wörtliche Übernahme von Aus-schnitten aus einem anderen Text. Eine Paraphrase ist eine sinngemäße Übernahme von Aus-schnitten aus einem anderen Text. Die Herkunft sowohl eines Zitates als auch einer Paraphra-se sind immer kenntlich zu machen. Eine nicht gekennzeichnete wörtliche oder sinngemäße Übernahme von Textausschnitten oder Gedanken eines anderen Autors ist immer ein Plagiat.

1.2 Wozu zitieren und paraphrasieren?

Im Wesentlichen gibt es zwei Funktionen, die ein Zitat oder eine Paraphrase erfüllen kann: Zum einen kann man durch Zitate oder Paraphrasen eigene Aussagen untermauern oder bele-gen.

Wissenschaftliche Arbeiten sind argumentativ. Wenn Sie nicht selbst die Gründe für eine be-stimmte Aussage darstellen, müssen Sie zumindest ganz genau klarstellen, wo eine solche Begründung gegeben wird. Triviale Aussagen wie „Schnee ist weiß“ sind von der Begrün-dungspflicht natürlich ausgenommen, und es ist auch nicht nötig, durch ein Zitat zu belegen, dass Immanuel Kant dann und dann gelebt hat oder wann der erste Weltkrieg war.

Eine weitere Funktion des Zitats, ist die Bereitstellung eines Textausschnitts für eine Diskussi-on: Ein Zitat dient dazu, Ausschnitte oder Gedankengänge aus anderen Texten aufzunehmen, um an sie anzuknüpfen, sie zu diskutieren, sie zu kritisieren.

Zitate sind dann geeignet, wenn es wichtig ist, was genau der zitierte Autor schreibt. Insbe-sondere dann aber wenn Sie ein sehr langes Argument diskutieren wollen oder einen Gedan-kengang diskutieren wollen, der sich über mehrere Seiten erstreckt, können Sie schlichtweg nicht zitieren. Dann ist eine Paraphrase angebracht.

• Zitieren Sie, wenn es auf den Wortlaut des Zitierten ankommt.

• Paraphrasieren Sie, wenn Sie längerer Textabschnitte zusammenfassen wollen und wenn es auf den Wortlaut nicht ankommt.

Vermeiden Sie beim Belegen unnötige und unkorrekte Generalisierungen. Schreiben Sie nicht „man unterscheidet …”, nur weil der Autor XY, auf den Sie gerade Bezug nehmen, dies tut. Schreiben Sie (mit Quellenangabe!) „Autor XY unterscheidet … ”.

1.3 Zitierfähigkeit

Eine wissenschaftliche Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Voraussetzungen, Erläute-rungen und Ergebnisse intersubjektiv nachprüfbar sind. Ein wichtiges Kriterium hierfür ist, dass die angeführten Texte oder Materialien zitierfähig sind. In erster Linie zählen dazu wis-senschaftliche Handbücher, Monographien, Lexika und Zeitschriften. In der Regel darf nur auf

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Zitieren und Paraphrasieren

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veröffentlichte Texte Bezug genommen werden. Das soll sicherstellen, dass die Bezugnahmen überprüfbar sind.

Eingeschränkt zitierfähig sind allgemeinbildende Nachschlagewerke wie der Brockhaus, diese dürfen nicht zur Definition wissenschaftlicher Ausdrücke hinzugezogen werden (der online-Brockhaus ist keinesfalls zitierfähig).

Nicht zitierfähig sind Darstellungen, die auf nicht nachprüfbaren Quellen beruhen, keinen Au-tor ausweisen und unbewiesene Behauptungen aufstellen. Dazu zählen populärwissenschaftli-che Texte. Viele Informationen aus dem Internet sind nicht zitierfähig (so auch wikipedia).

2. Das Zitat Zitate sind wörtliche Übernahmen aus anderen Texten. Es gilt die oberste Direktive, dass nicht sinnentstellend zitiert werden darf. Ein Beispiel aus Standop & Meyer (2002, 5):

ORIGINAL Wie man sich in einer wissenschaftlichen Arbeit ausdrückt, ist nicht nur eine Sache des Geschmacks.

UNZULÄSSIGES ZITAT In Bezug auf den sprachlichen Ausdruck in wissen-schaftlichen Texten behaupten Standop & Meyer, er sei „eine Sache des Ge-schmacks“ (Standop & Meyer 2002, 5).

Wie Sie sehen, ist der Wortlaut nicht verändert, das Zitat aber so beschnitten, dass es genau das Gegenteil von dem behauptet, was Standop & Meyer schreiben.

Die Anforderungen an ein korrektes Zitat sind aber noch strenger. Denn Sie müssen nicht nur so zitieren, dass der Sinn der Zitierten erhalten bleibt, sondern auch sprachliche Änderungen sind nicht statthaft.

RICHTIGES ZITAT „Wie man sich in einer wissenschaftlichen Arbeit ausdrückt, ist nicht nur eine Sache des Geschmacks.“ (Standop & Meyer 2002, 5)

FALSCHES ZITAT „Wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt, ist nicht nur eine Sache des Geschmacks“. (Standop & Meyer 2002, 5)

EBENFALLS FALSCH „Wie man sich in einer wissenschaftlichen Arbeit aus-drückt, ist nicht nur Sache des Geschmacks.“ (Standop & Meyer 2002, 5) [Hier fehlt das Wort „eine“.]

Die zweite Regel ist so streng, dass sie nicht einmal gestattet, offensichtliche Druckfehler oder Rechtschreibefehler zu korrigieren. Diese werden im Zitat mit [sic] gekennzeichnet.

ORIGINAL Paul richtete ihn mühsam aus und fragte ihn flüsternd […]

ZITAT „Paul richtete ihn mühsam aus [sic] und fragte ihn flüsternd […].“ (Böll 2002, 30)

Es ist allgemein bekannt, dass ein Zitat durch doppelte Anführungszeichen gekennzeichnet wird. Man kann die Sache aber auch etwas allgemeiner ausdrücken:

Regel 1: Im Zitat muss der Sinn des Zitierten erhalten bleiben.

Regel 2: Die sprachliche Gestalt eines Zitats darf nicht verändert werden. Der Wortlaut des Zitierten darf nicht geändert werden, es darf nichts fortgelassen oder hinzugefügt werden.

Regel 3: Ein Zitat wird vom nicht zitierten Text abgehoben.

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Zitieren und Paraphrasieren

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Doppelte Anführungszeichen sind nur eines der Mittel, um eine solche Abhebung zu realisie-ren. Im wissenschaftlichen Schrifttum haben sich zwei Möglichkeiten für die Realisierung von Zitatabhebung herausgebildet: Anführungszeichen und Absatzhervorhebung.

Eine Absatzhervorhebung bietet sich – zusätzlich zu den Anführungszeichen oder auch ersatz-weise – dann an, wenn Sie ein längeres Zitat in Ihren Text aufnehmen wollen. Dieses wird vom laufenden Text abgesetzt, indem es an den Seiten eingerückt wird und/oder durch eine Leer-zeile abgesetzt wird und mit kleinerem Zeilenabstand und in einer kleineren Schrift geschrie-ben wird. Ein längeres Zitat liegt dann vor, wenn es in der Formatierung des Fließtextes mehr als drei Zeilen umfassen würde.

Übrigens haben Sie hier auch ein gutes Kriterium dafür, ob Sie zu viel oder zu umfassend zitie-ren: Wenn es in Ihrem Text von Absatzhervorhebungen nur so wimmelt, sollten Sie gegenüber Ihrer Arbeit misstrauisch werden. (Paraphrasieren Sie längere Textabschnitte. Kürzen Sie Zita-te auf das Wesentliche.) Ein kürzeres Zitat wird lediglich durch Anführungszeichen vom Fließ-text abgehoben und sticht typographisch wesentlich weniger ins Auge.

Oben wurde behauptet, dass der Wortlaut eines Zitates, seine sprachliche Form, nicht verän-dert werden dürfen. Diese Behauptung ist korrekt, bedarf aber einer Ergänzung:

Regel 4: Die sprachliche Gestalt eines Zitats darf verändert werden, wenn die Änderungen gekenn-zeichnet werden (und der Sinn des Zitierten erhalten bleibt).

Exkurs: Anführungszeichen

• Im Deutschen wird das öffnende Anführungszeichen immer unten, das schließende Anfüh-rungszeichen oben gesetzt: „bla bla blabla“. In einem deutschen Text werden deutsche Anfüh-rungszeichen („bla bla blabla“), im französischen Text französische Anführungszeichen (« bla bla blabla »), im englischen Text englische Anführungszeichen (»bla bla blabla«) usw. verwen-det. Achtung: Auch alle fremdsprachigen Zitate in einem deutschen Text werden durch deutsche Anführungszeichen gekennzeichnet. (Deutsche Zitate in einem französischen Text werden dementsprechend durch französische Anführungszeichen abgesetzt.)

• Doppelte Anführungszeichen innerhalb eines Zitats werden durch einfache Anführungszeichen ersetzt.

• Anführungszeichen werden von manchen Autoren zur Markierung von Ironie oder grundsätz-lich zur Distanzierung von Gesagtem verwendet. Es ist nichts dagegen einzuwenden, sich von Zitiertem zu distanzieren. Ironie spart man sich in der Regel aber besser für nicht-wissenschaftliche Texte auf. Wenn Sie von gelegentlicher Ironie nicht lassen können, sollten Sie sich allerdings ein weniger missverständliches Mittel als Anführungszeichen zur Kenntlichma-chung ironischer Äußerungen suchen.

• Neu eingeführte Fachausdrücke werden häufig durch einfache Anführungszeichen vom Fließ-text abgehoben. Doppelte Anführungszeichen erwecken den Eindruck, die Fachausdrücke seien zitiert, sind also zu vermeiden. Ein alternatives Mittel zur Hervorhebung von Fachausdrücken ist die Kursivierung. Eine durchgängige Markierung von Fachausdrücken (über die erste Nen-nung hinaus) ist nicht sinnvoll. Zur Kenntlichmachung von Titeln (z.B. von Büchern, Filmen) im Text wählt man in der Regel die Kursivierung, es ist aber auch die Setzung in doppelte Anfüh-rungszeichen üblich.

In der Linguistik wird durch einfache Anführungszeichen oder durch Kursivierung gerne ein Ausdruck gekennzeichnet, den man als sprachliches Phänomen bespricht:

BEISPIEL ‚Aber„ und ‚jedoch„ leiten adversative Nebensätze ein.

BEISPIEL Das englische pathetic ist keinesfalls mit dem Wort pathetisch im Deutschen zu verwechseln.

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Zitieren und Paraphrasieren

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Zitieren Sie einzelne Wörter oder kurze zusammenhängende Wortgruppen, können Sie die Flexion verändern, wenn der Satzbau das erfordert. Ein Beispiel.

ORIGINAL Wie man sich in einer wissenschaftlichen Arbeit ausdrückt, ist nicht nur eine Sache des Geschmacks.

Nehmen wir einmal an, Standop und Meyer würden behaupten (was sie nicht tun), jenseits der wissenschaftlichen Textproduktion könne man sich ausdrücken, wie man wolle, und würden diese Freiheit den Beschränkungen in der Wissenschaft gegenüberstellen. Dann wollte ich viel-leicht folgendermaßen polemisieren:

ZULÄSSIG Der Freiheit im Nicht-Akademischen, den gröbsten Unfug und das un-leserlichste Stottern zu Papier zu bringen (und gar zu veröffentlichen), setzen Standop und Meyer die Vorschriften für die „wissenschaftliche Arbeit“ (Standop & Meyer 2002, 5) entgegen, in der man sich eben nicht so ausdrücken dürfe, wie es einem gefällt.

Es ist ferner zulässig, Wörter oder Wortgruppen (auch ganze Sätze oder sogar Absätze) aus einem Zitat auszulassen, vorausgesetzt der Sinn wird dadurch nicht verändert und die Auslas-sungen sind gekennzeichnet. Eine Auslassung (oder Ellipse) wird durch drei Punkte, die Aus-lassungspunkte, gekennzeichnet, die in eckige Klammern gesetzt werden. Nehmen Sie an, Sie wollten meine Polemik kürzen:

ORIGINAL Der Freiheit im Nicht-Akademischen, den gröbsten Unfug und das un-leserlichste Stottern zu Papier zu bringen (und gar zu veröffentlichen), setzen Standop und Meyer die Vorschriften für die „wissenschaftliche Arbeit“ (Standop & Meyer 2002, 5) entgegen, in der man sich eben nicht so ausdrücken dürfe, wie es einem gefällt.

Dann könnten Sie zum Beispiel so zitieren:

ZULÄSSIGE AUSLASSUNGEN „Der Freiheit im Nicht-Akademischen […] setzen Standop und Meyer die Vorschriften für die ‚wissenschaftliche Arbeit‟ (Standop & Meyer 2002, 5) entgegen […].“

Mit eckigen Klammern werden auch andere Eingriffe des Zitierenden in das Zitierte kenntlich gemacht: Auch gekennzeichnete Einfügungen sind zulässig. Gelegentlich müssen Sie Zitaten etwas hinzufügen, damit diese verständlich werden oder damit Sie eine zitierte Wortgruppe in den Satzzusammenhang Ihres eigenen Textes integrieren können. Aus dem Böll-Zitat wird zum Beispiel nicht deutlich, wen Paul eigentlich aufrichtet. Wenn dadurch Missverständnisse ent-stehen können, fügt man entweder eine Erklärung oder eine ergänzende Einfügung.

ZULÄSSIGE ERKLÄRUNG „Paul richtete ihn [den verwundeten Soldaten] mühsam auf […].“(Böll 2002, 30)

ZULÄSSIGE EINFÜGUNG „Paul richtete [den verwundeten Soldaten] mühsam auf […].“(Böll 2002, 30)

Auch die Einfügung einzelner Zeichen müssen Sie durch eckige Klammern kennzeichnen. Das Einfügen von Buchstaben kann notwendig sein, wenn Sie in einem längeren Zitat die Flexion ändern müssen, um es in Ihren Satzbau zu integrieren, das Einfügen von Interpunktionszei-chen ist aus dem gleichen Grund gelegentlich erforderlich. Zum anderen können Sie auf diese Weise Fehler des Originals berichtigen.

Zulässig ist ferner das Hervorheben von einzelnen Wörtern oder Wortgruppen in Zitaten. Neh-men Sie an, Sie wollten Folgendes aus Assmann (1992, 281) zitieren:

ORIGINAL Nicht mehr Sprecher reagieren auf Sprecher, sondern Texte reagieren auf Texte.

Nehmen Sie an, es käme Ihnen insbesondere darauf an, dass hier von Texten die Rede ist. Dann könnten Sie das so hervorheben:

ZITAT „Nicht mehr Sprecher reagieren auf Sprecher, sondern Texte reagieren auf Texte.“ (Assmann 1992, 281) (meine Hervorhebungen)

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Zitieren und Paraphrasieren

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Umgekehrt müssen Sie es auch angeben, wenn Sie Hervorhebungen gelöscht haben. Wäre das zweite das Original, müssten Sie die Tilgung so kennzeichnen:

ZITAT „Nicht mehr Sprecher reagieren auf Sprecher, sondern Texte reagieren auf Texte.“ (Assmann 1992, 281) (Hervorhebungen getilgt)

Da es möglich ist, selber Textteile im Zitat hervorzuheben, müssen Sie es auch kenntlich machen, wenn die Hervorhebungen im Original vorhanden sind. Immer noch davon aus-gehend das Zweite sei das Original, sähe das Zitat wie folgt aus:

ZITAT „Nicht mehr Sprecher reagieren auf Sprecher, sondern Texte reagieren auf Texte.“ (Assmann 1992, 281) (Hervorhebungen im Original)

3. Die Paraphrase Im Gegensatz zu Zitaten, die wörtliche Wiedergaben des Zitierten sind, sind Paraphrasen sinn-gemäße Wiedergaben von Inhalten in eigenen Worten: Paraphrasen sind dann sinnvoll, wenn Sie längere Textpassagen zusammenfassen müssen oder wenn es nicht auf den Wortlaut des Textes ankommt. Es handelt sich jedoch auch bei Paraphrasen um die Wiedergabe dessen, was ein anderer Autor geschrieben hat. Eine Paraphrase darf daher keine Behauptungen enthalten, die nicht im paraphrasierten Text stehen:

Paraphrasen werden weder durch Anführungszeichen noch durch Absatzhervorhebung gekenn-zeichnet. Wenn Sie einen Textausschnitt durch Anführungszeichen oder Absatzhervorhebung von Ihrem Text abheben, wird er als Zitat verstanden, muss also wörtlich sein.

Eine Paraphrase ist wie die indirekte Rede zu verstehen: hier geben Sie sinngemäß wieder, was gesagt wurde, ohne dass Sie behaupten, die Äußerung sei wörtlich so gewesen wie von ihnen wiedergegeben. Im Deutschen verwendet man für die indirekte Rede den Konjunktiv. Also: Eine Paraphrase steht in der Regel im Konjunktiv. Eine Paraphrase ist nicht einfach ein Zitat, bei dem die Anführungszeichen fortgelassen werden (das wäre ein Plagiat!), sondern eben eine sinngemäße Wiedergabe. Bei einer Paraphrase kann also nicht nur der Wortlaut verändert wer-den, sondern er muss verändert werden.

4. Die Fußnote Zitate und Paraphrasen müssen mit Ausnahme der Harvard Notation in Fußnoten gekenn-zeichnet werden. Mit Word können Sie unter ‚Einfügen Fußnote‟ oder ‚Einfügen Referenz Fußnote‟ Fußnoten einfügen.

Bezieht sich die Fußnote auf einen ganzen Satz, steht die Anmerkungsziffer nach dem schlie-ßenden Satzzeichen; wenn die Fußnote sich nur auf ein Wort oder einen Satzteil bezieht, wird die Anmerkungsziffer unmittelbar im Anschluss an das Wort / den Satzteil gesetzt. Wo es ohne Beeinträchtigung der Klarheit möglich ist, stelle man die Anmerkungsziffer ans Satzende.

Wenn Sie einen Autor zitiert haben, notieren Sie in der Fußnote das entsprechende Werk aus dem Sie zitiert haben; bei einer Paraphrase notieren Sie: Vgl.: und anschließend das Werk aus dem zitiert wurde.

Jede Fußnote und jeder Beleg endet mit einem Punkt!

Regel 1: Die Paraphrase darf nur Behauptungen enthalten, die auch der paraphrasierte Text enthält.

Regel 2: Eine Paraphrase steht nicht in Anführungszeichen

Regel 3: Bei einer Paraphrase muss der Wortlaut des Paraphrasierten geändert sein.

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Zitieren und Paraphrasieren

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5. Zitierstile Es gibt zwar zahlreiche verschiedene Zitierstile, um jedoch Verwirrung zu vermeiden, soll hier immer einem einzigen Modell gefolgt werden (so kann zum Beispiel anstelle von ebd. (ebenda) auch ibd. (ibidem) verwendet werden. Letztlich gilt: Hauptsache einheitlich).

5.1 Vollbeleg-Methode

Alle relevanten bibliographischen Daten werden in der Fußnote vermerkt; bei wiederholter Zi-tierung kann verkürzt werden, z. B.:

Beim ersten Beleg zitiert man: Hösle, Johannes: Die italienische Literatur der Gegenwart. Von

Cesare Pavese bis Dario Fo, München: Beck 1999, S. 27. (Zur richtigen Form des Belegs bei der Vollbelegmethode, siehe das Kapitel ‚Titelaufnahme‟.)

Im Folgenden zitiert man verkürzt z.B.: Hösle 1999, S. 40 oder Hösle, J., Italienische Literatur

der Gegenwart, S. 34.

Folgt im Fußnotenapparat unmittelbar ein Zitat aus derselben Quelle, zitiert man: Ebd., S. 40 [ebd. = ebenda; also im selben Text wie das vorausgegangene Zitat].

5.2 Kurzbeleg-Methode

Die Fußnote enthält nur ausgewählte Angaben; die vollständigen bibliographischen Daten sind nur im Literaturverzeichnis enthalten. Es existieren verschiedene Varianten:

Beispiel:

Müller / Schmitz, Literatur und Kultur, 69.

Müller, K.; Schmitz, B., Literatur und Kultur, 1987, S. 69.

5.3 Harvard Notation

Kurzzitiermethode aus dem anglo-amerikanischen Raum (vor allem für die Naturwissenschaf-ten und die Linguistik). Verwenden Sie diese Methode für eine Arbeit, müssen Sie im Literatur-verzeichnis die amerikanische Methode verwenden, also die Jahreszahl nach vorne ziehen. Der Quellenbeleg erfolgt unmittelbar im laufenden Text, die Zeichensetzung kann unterschiedli-chen Standards folgen:

Beispiel:

[Text ...] (Meyer 1995: 156) [Text ...]

[Text …] (Meyer 1995, 156) [Text …]

Hat ein Autor mehrere der zitierten Werke in einem Jahr geschrieben, werden diese durch Buchstaben voneinander unterschieden (Legende im Literaturverzeichnis):

[Text …] (Meyer 1995a, 156) [Text …] (Huber 2002b, 156) [Text …]

Für das Zitieren von Primärliteratur sollte man Kürzel verwenden, um unschöne Formulierun-gen zu vermeiden. Die Kürzel werden im Literaturverzeichnis erklärt.

Statt (Goethe 1997: 323) schreibt man besser (Goethe IR: 323): Zitat aus der Ausgabe von 1997 von Goethes Italienischer Reise.

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Zitieren und Paraphrasieren

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5.4 Vor- und Nachteile der verschiedenen Zitierstile

Vollbelegmethode

Vorteile Nachteile

* alle relevanten bibliographischen Informatio-nen auf einen Blick (zumindest beim jeweils ersten Beleg)

* alle Informationen sind in den Text integriert, man muss nicht parallel im Literaturverzeich-nis blättern

* anerkannte Tradition in den Geisteswissen-schaften, die von vielen Dozenten als selbst-verständlich vorausgesetzt wird

* alle bibliographischen Informationen werden parallel zum Abfassen der Arbeit verzeichnet, das anschließende Verfassen des Literaturver-zeichnisses ist dadurch sehr vereinfacht

* umständlich zu verwalten während des Schreibprozesses

* Zitatvermerke und Anmerkungen vermischen sich im Fußnotenraum

* unästhetische Seitenaufteilung und behin-derter Lesefluss, wenn die Fußnoten einen großen Teil der Seite einnehmen

Kurzbelegmethode

Vorteile Nachteile

* leichter zu verwalten

* harmonischere Seitenaufteilung als bei der Vollbelegmethode, weil Fußnotenraum nie-mals so lang wird

* Zitatvermerke und Anmerkungen vermischen sich im Fußnotenraum

* Text ist ohne Literaturverzeichnis unbrauch-bar, weil erst dort alle relevanten bibliographi-schen Informationen zu finden sind

Harvard Notation

Vorteile Nachteile

* sehr einfach zu verwalten während des Schreibprozesses

* angenehm für den Lesefluss, weil man nicht zwischen Text und Fußnotenraum hin- und herlesen muss

* Fußnotenraum bleibt vorbehalten für An-merkungen

* schlecht geeignet zum Zitieren von Primärli-teratur (Böll 2002: 17), (Goethe 1997: 323)

* ohne paralleles Blättern im Literaturver-zeichnis sind Bezüge nicht klar, weil wohl kaum jemand im Kopf hat, welches Buch der Sekundärliteratur in welchem Jahr geschrieben wurde

* von einigen geisteswissenschaftlichen Dozen-ten als „leichte Tour“ und „typisch naturwis-senschaftlich“ verschmäht

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Referat und Thesenpapier

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7. Das Referat

Die Vorbereitung eines Referats besteht aus fünf Arbeitsschritten: Inventio – Dispositio – Elucu-tio – Memoria – Pronuntatio/Actio.

1. Inventio

Die Referatsthemen werden in der Regel zu Beginn des Semesters von den Dozenten verteilt. Sie sollten rechtzeitig mit der Literaturrecherche zu dem Thema beginnen. Ein gutes und gründliches Verständnis des Themas ist für einen guten Vortrag unabdinglich.

2. Dispositio

Das gesammelte Material muss – nachdem man sich einen gründlichen Überblick verschafft hat - in die richtige Reihenfolge und gebracht und vor allem gefiltert werden. Da in der vorge-gebenen Vortragszeit ein Thema niemals in aller Gründlichkeit besprochen werden kann, ist es wichtig, die Schlüsselproblematiken des Themas zu erkennen und diese klar darzustellen. Grundsätzlich gilt: Das Referat besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss.

Die EINLEITUNG dient vor allem der Einführung in das Thema. Gleichzeitig ist es besonders am Anfang des Vortrages wichtig, das Interesse der Zuhörer zu wecken (ihn überraschen, neu-gierig machen, ansprechen...). In der Einleitung kann auch das Thema in den Kurszusammen-hang eingegliedert werden oder evt. zu einem vorangegangenen Referat in Bezug gesetzt wer-den. Um das Verständnis der Zuhörer zu erleichtern, sollte außerdem die Gliederung kurz an-gekündigt werden.

Der HAUPTEIL ist dann gelungen, wenn er die anfangs gestellten Fragestellungen strukturiert behandelt und die einzelnen Positionen der Forschung klar skizziert.

Gerade im Grundstudium ist es üblich, durch kurze Referate Autoren oder Epochen vorstellen zu lassen. Lange Vorträge von biographischen Daten sind hier unangebracht (die kann sich jeder auch Zuhause durchlesen); der Vortrag der Daten sollten auf das Wesentliche gekürzt werden. Relevant können solche Ereignisse im Leben eines Autors sein, die auch tatsächlich sein Werk beeinflusst haben, oder interessante bzw. witzige Anekdoten, die etwas über den Charakter oder Lebensstil der Person aussagen. Schlüsselwerke sollten genannt, aber dabei in einen größeren (zeitgeschichtlichen, stilprägenden etc.) Zusammenhang gebracht werden. Li-terarische Bewegungen und Gegenbewegungen (wieso schreibt der Autor wie er schreibt? Bzw. was er schreibt?) sollten skizziert werden.

Der SCHLUSS sollte nochmals die gewonnen Ergebnisse kurz und klar zusammenfassen.

3. Elocutio

Wenn soweit geklärt ist, Was Sie sagen wollen, geht es jetzt noch um das Wie.

Ein wichtiger Unterschied zwischen Schreiben und Reden ist, dass ein Zuhörer nicht zurück-blättern kann, er muss dem Gedankengang des Redners immer sofort folgen können. Überle-gen Sie sich also gut, was Sie eigentlich sagen wollen. Wichtig ist es, dem Zuhörer Gliede-rungsstützen zu liefern. Es sollte während des Referats jeder neue Punkt angekündigt werden. Auch sind bei längeren Referaten Zwischenzusammenfassungen nach jeweils mehreren Unter-punkten sinnvoll.

Zudem sollte der Wissensstand der Zuhörer berücksichtigt werden. Es ist wenig sinnvoll, mit Fremdwörtern um sich zu werfen. Entscheidend für ein gutes Referat ist, dass das Gelesene klar und mit eigenen Worten vermittelt wird. Für ein besseres Verständnis sorgen einfache Bei-spiel, die auch jemand versteht, der sich nicht so intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Anschauliche Beispiele und Vergleiche wirken darüber hinaus belebend.

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Referat und Thesenpapier

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Häufig werden Referate in Gruppenarbeit vorbereitet. Sie sollten daher rechtzeitig mit Ihren Mitreferenten klären, wer welchen Teil des Vortrages übernimmt. Auch wenn das Referatsthe-ma aufgeteilt wird, ist es dennoch unabdinglich, dass jeder weiß, was der andere wann sagt. Nur so können Sie vermeiden, sich (thematisch oder rednerisch) gegenseitig in die Quere zu kommen bzw. können Sie den anderen im Notfall unterstützen, sollte er einmal ins Stocken geraten.

Um die vorgegebene Dauer des Referats möglichst nicht zu überschreiten, sollte die Vortrags-zeit im Vorfeld geplant werden (wie lange brauche ich für welchen Teil?). Für den Fall, dass man in Zeitdruck gerät, sollten die Teile gekennzeichnet werden, die im Notfall weggelassen werden können.

Der Einsatz von Medien (Overhead, PowerPoint) ist dann sinnvoll, wenn Sie längere Referate halten müssen und möglicherweise viele Beispiele präsentieren müssen. Tipps für Projektio-nen:

Schriftgröße: mindestens 7 bis 8 mm Schrifthöhe (14 - 18 Punkt)! Die normale Drucker- oder Bildschirmausgabe ist zu klein. Rundherum genügend Rand lassen.

Pro Folie oder Bildschirminhalt nur ein Thema behandeln (7 - 10 Zeilen)

Projektion lange genug stehen lassen

Freien Blick auf die Leinwand sichern, d.h. nicht im Bild stehen bleiben.

Nicht zur Projektion (also zur Wand) hin sprechen, sondern zum Publikum. Wollen Sie auf etwas zeigen, zeigen Sie es auf der Folie oder am Display

Vor (und keinesfalls während) dem Vortrag Folien und Dias in die richtige Reihenfolge bringen und Projektoren scharfstellen

4. Memoria

Da Sie Ihren Vortrag im wesentlichen frei halten und nicht lediglich ablesen sollten, muss die-ser ein paar mal vorher eingeübt werden. So können Sie auch bereits in etwa abschätzen, ob der Vortrag den geplanten Zeitrahmen einhält. Beachten Sie aber, dass in der Regel der Vor-trag zu Hause immer schneller gehalten wird, als im Seminar, wo möglicherweise Zwischenfra-gen gestellt werden, oder Sie mal ins Stocken kommen. Gute Hilfe bieten Notizen (Stichworte, Themen) auf Kärtchen. Schreiben Sie zu den Stichpunkten nicht nur die Substantive, sondern auch die Verben auf - das gibt schönere Sätze. Als Absicherung und zum Üben kann dennoch ein schriftlich formulierter Redetext dienen.

5. Pronuntatio/Actio

Innehalten, die Gruppe anschauen und warten, bis sie bereit ist. Sprechen Sie nicht zu schnell, laut genug und deutlich. Schauen Sie die Hörer an und beobachten Sie ihre Reaktion. Versu-chen Sie, die Art des Vortrages zu variieren. Ausufernde Vorabklärungen, ausgefallene Fach-terminologie, zu lange Sätze sollten Sie vermeiden. Machen Sie eine Pause, bevor Sie einen wesentlichen Punkt behandeln und sehen Sie die Hörer an. Es ist sinnvoll, sogenannte "Sprechdenkpausen" einzulegen. Auch innerhalb eines längeren Satzes können kurze Pausen entstehen, die notwendig sind, um die eigene Formulierung fortführen zu können; dem Publi-kum verbleibt Zeit, um dem Gesagten folgen zu können.

6. Das Thesenpapier zum Referat

Das Thesenpapier (oder auch Handout) soll den Vortrag für die Zuhörer überschaubar und in seinem Aufbau nachvollziehbar machen. Zuhörer können anhand eines Thesenpapiers besser folgen, sie können beim Hören bereits anmerken, wo sie nachfragen wollen.

Es gibt zwei Arten von Thesenpapieren, die sich aber nicht gegenseitig ausschließen, sondern kombinierbar sind:

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Referat und Thesenpapier

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Die Wiedergabe der Struktur des Vortrages als Hand-out für die Seminarteilnehmer, um das Nachvollziehen und Durchdenken der Vortragsinhalte zu erleichtern.

Die originäre Variante in Form von behauptenden Thesen, die Stellung beziehen und ei-ne Diskussion in Gang bringen wollen

Das Thesenpapier zeigt also die Gliederung des Referates und fasst den Inhalt des Vortrages kurz und prägnant zusammen. Sinnvoll ist es, stichwortartige Sätze zu verwenden. Gerade hier gilt: In der Kürze liegt die Würze. Schließlich soll das Thesenpapier nur eine Stütze für den Zuhörer sein und kann Ihren Vortrag nicht ersetzen.

Das Thesenpapier nennt darüber hinaus Kurzdefinitionen, Fachtermini, schwerverständliche Zahlen, wichtige Zitate usw., die beim einfachen Zuhören nicht verstanden und behalten wer-den können. Sollten Sie in Ihrem Referat Bezug nehmen auf (literarische) Textpassagen, sollten Sie diese auch abdrucken. Es ist immer einfacher solche Passagen selber zu lesen, als sie nur vorgetragen zu bekommen. Sollten Sie in einem Seminar sitzen, das sich an alle Romanisten richtet, ist es zudem sinnvoll, diese zu übersetzen.

Am Schluss folgt ein Hinweis auf einige zentrale Quellen bzw. auf grundlegende Literatur (mit exakten bibliographischen Angaben).

Der Kopf des Thesenpapiers enthält den Namen des Referenten/der Referentin, das Thema des Referats, den Titel der Veranstaltung, den Namen des Dozenten/der Dozentin sowie Ort und Datum.

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Verfassen einer Hausarbeit

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8. Verfassen einer Hausarbeit

1. Ablauf

Die Grundlage einer jeden Hausarbeit ist zunächst die intensive und eigenständige Erarbeitung des Primärtextes und die systematische Erarbeitung der Sekundärliteratur. Ziel ist anschlie-ßend eine klare Darstellung von eigenem Verständnis und Dialog mit der Forschung. Das ge-sammelte Material muss auf ein Darstellungsziel hin angeordnet werden (Disposition und Kon-zeption) und schließlich zu einem ansprechenden Text verarbeitet werden.

Beim Schreiben einer Hausarbeit empfiehlt es sich, einen bestimmten Ablauf einzuhalten. Bitte beachten Sie, dass die einzelnen Arbeitsschritte fließend sind und meist ineinander greifen.

– Wahl eines geeigneten Themenbereichs

– Lektüre der entsprechenden Grundlagetexte

– Eingrenzung des Themas; Grobkonzept, Skizze; Zielsetzung (Besprechung möglich)

– Literatur suchen, Material beschaffen und sichten

– Disposition der Arbeit / Fragestellung verdeutlichen

– Literatur und Material auswerten

– erstes Gliederungskonzept festlegen (Besprechung)

– Erste Fassung, Rohmanuskript

– Überarbeitung, Überarbeitung, Überarbeitung …

– 1 Woche Pause; gegenlesen lassen

– Letztes, kritisches Lesen der Arbeit

– Abgabe der Endfassung

2. Informationsbeschaffung & Eingrenzung des Themas

2.1 Überblick verschaffen

Zuallererst sollte man sich einen allgemeinen Überblick über das gewählte Thema verschaffen. Worum geht es, was sind die Hintergründe? Lesen Sie zunächst die Grundlagentexte zu dem gewählten Thema, um einen Einblick in die Fragestellung zu bekommen. Bei diesem Arbeits-schritt sollten auch bereits erste bibliographische Angaben gesammelt werden.

Es ist wichtig, sich einen solchen Überblick zu verschaffen, so dass anschließend eine sinnvolle Themenabgrenzung und vor allem -begrenzung möglich ist. Ein Thema einzugrenzen, so dass es im Rahmen einer kleineren Arbeit bearbeitet werden kann, fällt nicht immer ganz leicht. Oft wird diesem Punkt beim Verfassen einer Arbeit zu wenig Beachtung geschenkt. Meist lässt sich nicht schon zu Beginn der Arbeit das Thema so eingrenzen, dass es bearbeitet werden kann. Die Eingrenzung ergibt sich oft erst im Verlauf des Lesens der zu diesem Themenbereich ge-fundenen Literatur oder im Verlaufe der Diskussionen mit anderen. Die Gefahr, dass ein Thema zu eng gefasst wird und im gegebenen Rahmen zu wenig hergibt, ist weitaus kleiner als die Gefahr des Ausuferns. Sobald man das Thema soweit im Griff hat bzw. sich in das Thema so-weit eingelesen hat, dass man eine Zielsetzung formulieren und ein Grobkonzept erstellen kann, lohnt sich eine Vorbesprechung mit dem Betreuer.

Wenn Sie das Thema weiter eingegrenzt haben, verschaffen Sie sich einen Überblick über mög-liche Sekundärliteratur zu dem Thema ( siehe das Kapitel Literaturrecherche); die eigentliche Auswahl der Sekundärliteratur folgt dann erst nach einer intensiven Beschreibung und Analyse des Primärtextes, die eventuell schon in eine Arbeitshypothese gemündet ist.

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Verfassen einer Hausarbeit

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2.2 Arbeit am Primärtext

Der erste Schritt bei der Arbeit mit dem Primärtext besteht darin, ihn intensiv und wiederholt zu lesen. Gerde bei einem längeren Text (Roman o.ä.) sollte rasch ein bestimmter Fokus oder Textausschnitt gewählt werden, um das Thema einzuschränken. Die gemachten Beobachtun-gen sollten herausgeschrieben, gruppiert und kategorisiert werden. Dies bildet schon eine gute Grundlage für die weitere Arbeit. Der Text sollte außerdem auf die entsprechenden Theorien hin untersucht werden, die man sich beim ersten groben Überblick zu dem Thema bereits an-gelesen hat. Welche Herangehensweise bzw. Theorie bietet sich für den gewählten Text an? Welche Fragestellungen würden sich daraus ergeben? Theorien helfen die Arbeit am Text zu strukturieren und verändern die Lesevoraussetzungen, indem die Aufmerksamkeit z.B. auf ein bestimmtes Motiv, eine Figur oder eine Darstellungsweise gelenkt wird.

2.3 Sekundärliteratur

Nachdem Sie sich einen besseren Überblick über das Thema verschafft haben und Ihre Frages-tellung weiter eingeengt haben, geht es an die Auswahl der Sekundärliteratur: Sie können schlicht und einfach nicht alles lesen, was es zu einem Thema gibt. Die Aussortierung kann z.B. nach methodologischen Aspekten erfolgen. Ganz pragmatisch empfiehlt sich: Lesen Sie das Neueste zuerst. Wird wiederholt auf bestimmte Texte verwiesen, handelt es sich wahr-scheinlich um grundlegende Arbeiten zu dem untersuchten Thema, deren Lektüre und Erwäh-nung in der Arbeit sich besonders empfiehlt. Einmal gefundene einschlägige Werke verweisen ihrerseits wiederum auf weitere möglicherweise ergiebige Literatur. Sie sollten daher auch im-mer einen Blick auf die Bibliographie der durchgearbeiteten Literatur werfen.

Die fertige Arbeit muss die spezifischen theoretischen Ausgangspunkte (oder Ausgangspunkt) reflektieren. Methoden und Herangehensweise an Literatur gibt es viele: formanalytisch oder textimmanent; sozialgeschichtlich, historisch-materialistisch, literaturgeschichtlich, gattungs-theoretisch oder gattungspoetologisch, geistes- oder ideengeschichtlich, psychoanalytisch, diskursanalytisch, dekonstruktivistisch, intertextuell, rezeptions- oder wirkungsästhetisch, gen-der studies … Wenn Sie die erarbeiteten Methoden auf die Primärliteratur anwenden, beachten Sie jedoch, dass Methoden – besonders in den Geisteswissenschaften - nie Selbstzweck sind, sondern immer auf die Sache hin orientiert sind, d.h. sie können bzw. müssen gegebenenfalls flexibel betrachtet werden.

(Zur Erarbeitung der Texte siehe das Kapitel ‚Exzerpieren‟)

3. Disposition und Konzeption

Die Disposition und Konzeption des gesammelten Materials ist der schwierigste Teil beim Ver-fassen einer wissenschaftlichen Arbeit. Die Informationen in eine logische Reihenfolge zu brin-gen, erfordert Zeit, Mühe und natürlich Übung.

3.1 Zusammenführen & Sortieren

Die selbsterarbeiteten Thesen und Beschreibungen des Primärtextes müssen zunächst mit den Thesen der Sekundärliteratur zusammengeführt werden. Dabei sollen die verschiedenen Posi-tion gegenübergestellt und sortiert, und die eigenen Theorien überdacht werden. Um eigene Gedanken von fremden Überlegungen unterscheiden zu können, ist es sinnvoll eines von beiden z.B. farbig zu markieren. Bei diesem Schritt ist besonders darauf zu achten, das die Literatur-angaben zu den einzelnen Textbausteinen nicht verloren gehen. ( siehe das Kapitel ‚Exzerpie-ren & Sortieren‟)

Das vorsortierte Material wird nun „feinsortiert“ und zwar nach einer sinnvollen argumentativen Logik oder inneren Zusammenhängen. Die einzelnen Gliederungspunkte sollen in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht werden und gegebenenfalls überdacht und geändert oder nochmals un-tergliedert werden. Hierbei müssen gegebenenfalls auch ganze Teile gekürzt oder gar weggest-richen werden.

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Verfassen einer Hausarbeit

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Verstehen Sie das Verfassen einer Gliederung als „Work in Progress“: Die endgültige Gliede-rung steht oftmals erst ganz am Schluss der Arbeit fest. Dennoch ist es wichtig, sich rechtzei-tig (in jedem Fall noch vor dem Schreiben!) Gedanken über die Gliederung zu machen und ei-nen ersten Gliederungsentwurf zu verfassen. Dieser Entwurf wird dann im Zuge des fortschrei-tenden Arbeitsstandes verändert und angepasst.

3.2 Gliederung

Hausarbeiten werden immer nach demselben Schema angefertigt:

Titelblatt

Inhaltsverzeichnis

ggf. weitere Verzeichnisse (Abkürzungs-, Abbildungs-, Tabellenverzeichnis etc.)

Textteil der Arbeit:

1. Einleitung (Formulierung der Fragestellung und des Ziels der Arbeit; Abgren-zung des Themas; Erläuterung des methodischen Vorgehens; Überblick über den Aufbau der Arbeit)

2. Stand der Forschung / Forschungsbericht (Einordnung der Arbeit in die For-schungsdiskussion; in Bezug setzen der eigenen Arbeit zu Arbeiten mit ähnli-chen Fragestellungen)

3. Hauptteil der Arbeit in mehreren Kapiteln mit Unterkapiteln

4. Schlussbemerkung / Fazit / Resümee (Zusammenfassung der zentralen Ergeb-nisse der Arbeit; Ausblick und Perspektiven für die weitere Forschung)

Bibliographie / Literaturverzeichnis (unterteilt in Primärliteratur und Sekundärliteratur)

ggf. Anhang (ergänzende Materialien, z.B. Muster von Fragebögen, Abschriften von selbst geführten

Interviews etc.)

Als Gliederungssystem empfiehlt sich die so genannte Dezimalklassifikation, also etwa 1, 1.1, 1.2, 2, 2.1, 2.1.1, 2.1.2, 2.2 etc. Die einzelnen Stellen werden mit Punkten voneinander ge-trennt. Nach der letzten Stelle steht kein Punkt. Die oberste Gliederungsebene kann – solange sie separat steht – ebenfalls ohne Punkt abschließen.

Ein Oberpunkt hat immer mehrere Unterpunkte. Ein Oberpunkt mit nur einem Unterpunkt (1, 1.1, 2 etc.) gilt als Fehler!

4. Verfassen der Arbeit

Die Reihenfolge der Abfassung der Hausarbeit weicht in den allermeisten Fällen von der end-gültigen Reihenfolge der Kapitel in der Arbeit ab. Sinnvoll wäre z.B.:

1. Exposé (=knappe Darstellung der Fragestellung und der methodischen Herangehensweise) aus dem später die Einleitung wird

2. Forschungsbericht / Stand der Forschung

3. Kapitel und Unterkapitel des Hauptteils

4. Schlussbemerkung

5. Einleitung (unter Zuhilfenahme des Exposés)

6. Titelblatt (jetzt ggf. noch mal den Titel der Arbeit neu – passender – formulieren)

7. Literaturverzeichnis

8. Inhaltsverzeichnis (ganz zum Schluss, damit nichts mehr verrutscht)

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4.1 Stand der Forschung

Der Stand der Forschung wird gegliedert nach verschiedenen methodologischen Ansätzen; Gruppierungen und Oppositionen, Traditionsaufnahmen und Paradigmenwechsel sollten er-kennbar werden. Hier können auch Wahrnehmungs- oder Deutungslücken aufgezeigt werden, die evt. In der Arbeit geschlossen werden sollen. Die wichtigsten Positionen innerhalb einer methodischen Richtung sollten erwähnt werden. Im Grundstudium kann der Stand der For-schung auch weggelassen werden.

4.2 Hauptteil

Im Hauptteil einer Hausarbeit werden die eigenen und die fremden Argumente abgewogen und an Beispielen belegt. Alle Fragestellungen aus der Einleitung müssen behandelt werden.

Die einzelnen Unterkapitel des Hauptteils sollten in etwa gleichgewichtet sein. Man sollte sich daher die Frage stellen, ob ausreichend Material zur Verfügung steht, um daraus ein eigenes Kapitel zu machen oder ob es ggf. ausreicht, diesen Themenstrang in einem Unterkapitel zu besprechen oder gar in ein anderes Kapitel einzuordnen. Kann stattdessen ein besonders er-giebiger Themenstrang evt. in mehrere Unterkapitel untergliedert werden?

Ist einmal eine schlüssige Reihenfolge und Gewichtung innerhalb des Hauptteils gefunden, geht es nun um die Verbindung zwischen aufeinanderfolgenden Argumenten, Kapiteln oder zwi-schen Theorie und Beispiel. Ein roter Faden muss hergestellt werden, um der Arbeit den Ein-druck eines geschlossenen Ganzen zu verleihen. Häufig bietet es sich an, in der Einleitung zu einem neuen Kapitel kurz auf die Ergebnisse des vorangegangenen Kapitels zu verweisen. Die Verwendung von Konjunktionen ist nicht unbedingt ausreichend, um in einem Text einen Zu-sammenhang herzustellen. In der Regel gilt: Der Zusammenhang sollte auch ohne Konjunktion klar sein; ist er das nicht, macht es eine Konjunktion auch nicht besser. Zu einem einheitlichen Eindruck gehört auch, dass in der Regel keine zwei Überschriften direkt untereinander folgen sollten; jede Überschrift sollte durch eine kurze Einleitung eingeführt werden. In der Einleitung eines Hauptkapitels kann bspw. auf die folgenden Unterpunkte verwiesen werden.

4.3 Einleitung und Schluss

Folgende Fragen, müssen in der EINLEITUNG beantwortet werden: Welcher Gegenstand wird untersucht? Welche Argumentationsschritte verfolgt die Arbeit (ungefähre Hindeutung auf die Gliederung)? mit welcher Methode? Mit welchen Zielen?

Die Einleitung hat außerdem die Funktion eines Aufhängers. Sie ist der erste Eindruck der Hausarbeit und soll Interesse beim Leser wecken. Sie dient zudem der Einführung in das The-ma. Als erster Satz und Aufhänger des Themas kann eine witzige, spannende oder skurrile Anekdote dienen, die dann zum Thema überleitet. Empfehlenswert ist auch die „Trichterform“. Diese wird meist bei Fernseh- oder Radiomoderationen verwendet: Der Moderator beginnt mit einer allgemeinen Einführung in die Thematik oder einem allgemeingültigen Satz („Krieg ist etwas schreckliches“), um dann über eine Überleitung („4 Jahren dauern nun schon die Kampfhandlungen im Irak“) zum speziellen, eingegrenzten Thema zu kommen („Und heute ist in Bagdad wieder eine Autobombe explodiert“).

Im SCHLUSS werden die Ergebnisse zur Einleitung bzw. zur Ausgangshypothese in Bezug ge-setzt und ein Rückblick auf den Argumentationsgang geworfen werden. Die wesentlichen Er-gebnisse sollten nochmals kurz dargestellt. Es ist auch möglich, zusätzlich einen Ausblick dar-auf zu geben, was in einer weiteren Arbeit noch untersucht werden sollte, wie die Fragestellung in einen größeren Zusammenhang gesetzt werden könnte. Je nachdem, wie man dieses ab-schließende Kapitel schwerpunktmäßig gestaltet, kann man es zum Beispiel auch „Abschlie-ßende Bemerkungen“, „Zusammenfassung“, „Fazit“ oder „Ausblick“ nennen.

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4.4 Inhaltsverzeichnis & Literaturverzeichnis

INHALTSVERZEICHNISSE erstellt Word automatisch. Das erspart die mühselige Zusammensu-che der Seitenzahlen. Hierfür müssen die einzelnen Überschriften im Text entsprechend als Überschrift formatiert werden (Format Formatvorlagen und Format). Um eine Staffelung innerhalb des Inhaltsverzeichnisses zu erhalten, muss jeweils Überschrift 1 für eine Über-geordnete Überschrift gewählt werden; Überschrift 2 für das erste Unterkapitel etc. (Bsp.: Bei der Gliederung die wie folgt aussieht: 1. Verfassen von Hausarbeiten 1.1 Einführung 1.2 Infor-mationsbeschaffung 1.2.1 Bibliographien etc. wäre 1. Verfassen von Hausarbeiten als Über-schrift 1 zu formatieren, 1.1 und 1.2 als Überschrift 2 und 1.2.1 Bibliographieren als Über-schrift 3). Das Inhaltsverzeichnis wird dann folgendermaßen eingefügt: Einfügen Referenz Index und Verzeichnisse. Durch Rechtsklick aktualisieren kann das Inhaltsverzeichnis immer auf den neuesten Stand gebracht werden. Durch klicken auf die Überschrift gelangt man auto-matisch an die entsprechende Stelle im Text. (Bei längeren Arbeiten ist im übrigen auch die Ansicht der Dokumentstruktur sehr nützlich, um sich in seinem eigenen Text zurechtzufinden und umständliches hin- und herscrollen zu vermeiden (Ansicht Dokumentstruktur))

Im LITERATURVERZEICHNIS muss alle verwendete Literatur aufgelistet werden. Das heißt: nur die Literatur auf die sich auch tatsächlich in der Arbeit bezogen wurde, die also in einer Fußno-te zu finden ist, kommt in das Literaturverzeichnis. Es ist alphabetisch geordnet (Tabelle sortieren). (siehe das Kapitel ‚Titelaufnahme & Literaturverzeichnis‟).

5. Stil

Die Hausarbeit sollte in einem objektiven und sachlichen Stil verfasst werden. Dazu gehört, dass weitestgehend auf die Verwendung von ‚ich‟, aber auch von ‚der Verfasser‟ verzichtet werden sollte. Auch der Ausdruck eigener Gefühle oder Meinungen gehören nicht in eine wis-senschaftliche Arbeit. Wichtig ist, dass der Text präzise formuliert ist. Dazu gehört auch die Verwendung der richtigen Fachtermini (was aber nicht heißt, dass in einer Arbeit mit Fremd-wörtern jongliert werden soll).

Hier noch ein paar Tipps, mit denen sich der Schreibstil verbessern lässt:

- Schachtelsätze: aus einem langen Satz lieber zwei machen. Das erleichtert das Verständnis für den Leser und verbessert den Lesefluss. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass am Ende von langen Sätzen nicht noch ein einsames Präfix angehängt ist, dessen dazugehöriges Verb schon beinahe wieder in Vergessenheit geraten ist.

- Füllwörter: Wörter wie ‚auch‟ und ‚denn‟ können meist weggelassen werden. ‚Selbstverständ-lich‟ ist etwas nur dann, wenn man es weglassen kann; sonst lässt man lieber das ‚selbstver-ständlich‟ weg

- Pronomen: sorgen häufig für Verwirrung, weil ihr Bezug nicht ganz klar ist. Daher diese lieber durch ein Nomen ersetzen (und sich auch nicht vor eventuellen Wiederholungen scheuen, wenn dadurch ein Zusammenhang klarer wird)

- Anstelle von ‚betrachtet‟ sollte in einer Hausarbeit lieber ‚dargestellt‟, ‚analysiert‟ oder ‚ver-glichen‟ werden

- nicht wollen, sondern tun: anstelle von „In dieser Arbeit möchte ich zeigen, dass…“ lieber: „In dieser Arbeit wird gezeigt, dass…“

- Wenn darauf verzichtet wird, ‚ich‟ zu verwenden, sollte darauf geachtet werden, dass eine Arbeit grundsätzlich nichts tut. Es sollte auf den Ausdruck ‚diese Arbeit möchte zeigen‟ ver-zichtet werden. Stattdessen muss etwas umständlicher formuliert werden: z.B.: ‚In dieser Ar-beit steht im Mittelpunkt‟

- Die Arbeit am Schluss mehrmals in ausgedruckter Form korrekturlesen und korrekturlesen lassen.

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6. Form

Viele Disziplinen haben fachspezifische Formatierungsvorschriften, die unbedingt berücksich-tigt werden sollten. Die spezifischen Vorschriften einzelner Fächer widersprechen sich zum Teil; im Zweifelsfall sollte immer den Anforderungen des Dozenten entsprochen werden.

6.1 Einstellungen für das Gesamtdokument

- Word ist bei der Formatierung einer Hausarbeit eine große Hilfe; kann einen aber auch an den Rande des Wahnsinns treiben: Word fügt unverlangt Nummern ein, verändert die Ab-satzgestaltung usw. Um sich viel Ärger zu ersparen, sollten im Vorfeld die Autoformat-

Optionen deaktiviert werden. (Extras → Autokorrektur-Optionen).

- Der Seitenrand muss ausreichend Platz für Korrekturen bieten, in der Regel ist er 3-5 cm breit. ( Datei Seite einrichten Seitenränder)

- Hausarbeiten werden immer einseitig auf weißem DIN A 4 Papier ausgedruckt, niemals dop-pelseitig.

- Die Seiten werden von Anfang bis Ende durchgezählt: Das Titelblatt ist also Seite 1, das In-haltsverzeichnis Seite 2, die Einleitung beginnt auf Seite 3. Achtung: Die Seitenzahlen er-scheinen NICHT auf dem Titelblatt. Die Position der Seitenzahlen ( Einfügen Seitenzah-len) ist nicht festgelegt, sie folgt dem persönlichen Geschmack. Schriftart und -größe der Sei-tenzahl sollte mit dem Fließtext identisch sein.

6.2 Fließtext: Schriftart und -größe, Satz

- In der Regel werden für wissenschaftliche Arbeiten die Standardschriften von MS Office ver-wendet, also ‚Times New Roman‟ oder ‚Arial‟. Unter Umständen ist es möglich, andere Schriften zu verwenden, die ‚ Times New Roman‟ oder ‚Arial‟ sehr ähnlich sind, z.B. ‚Palati-no‟ oder ‚Frutiger‟.

- Die Schriftgröße für den Fließtext der Hausarbeit beträgt normalerweise 12 pt, bei der Ver-wendung von ‚Arial‟ sollte die Schriftgröße 11 pt sein. Der Zeilenabstand beträgt immer 1,5 ( Format Absatz Zeilenabstand).

- Es empfiehlt sich, Blocksatz zu verwenden. Sogenannter Flattersatz (= links ausgerichteter Text; ‚flattert‟ am rechten Rand) ist aber auch möglich. Vor allem bei Blocksatz muss an die Silbentrennung gedacht werden (Extras Sprache Silbentrennung)

- Erstzeileneinzug (die erste Zeile eines Absatzes ist eingerückt): üblich in Büchern mit viel fortlaufendem Text (zum Beispiel Romanen); empfiehlt sich eher nicht bei Texten, die viele Beispiele, Listen, Tabellen und dergleichen enthalten.

6.3 Zitate

- Wörtliche Zitate werden in den Textfluss integriert, solange sie nicht länger als etwa drei Zei-len sind. Sie werden in Anführungsstriche gesetzt.

- Wörtliche Zitate, die länger als drei bis vier Zeilen sind, werden in einem eigenen Absatz dar-gestellt und vom Fließtext abgesetzt. Die Schriftgröße ist im Vergleich zum Fließtext um zwei pt kleiner und der Zeilenabstand ist nur einfach. Von links und rechts kann der Zitat-Absatz um 1 cm eingerückt werden. Ein Zitat-Absatz kann in Anführungsstriche gesetzt werden.

- Sinngemäße Zitate (Paraphrasen) werden typographisch nicht gekennzeichnet.

6.4 Fußnoten

- Die Schriftgröße des Fußnotentextes (Einfügen Referenz Fußnote) ist dieselbe wie die der abgesetzten Zitate (10pt bei times new roman). Der Zeilenabstand ist einfach.

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Exkurs: Themenfindung und Titelformulierung

Typische Fehler bei der Eingrenzung des Themas einer wissenschaftlichen Arbeit und bei der Formulierung des Titels:

Das Thema verspricht mehr als es halten kann. „Der Einfluss des Mittelalters auf die europäische Romantik“ „Entwicklungen in der französischen Literatur seit dem zweiten Weltkrieg“ In einer 15seitigen Seminararbeit, und selbst in einer 100seitigen Masterarbeit, ist ein derarti-ges Thema niemals – nicht einmal im Überblick – ausreichend zu bewältigen. Aufgrund des immensen zu verarbeitenden Materials kann die Arbeit weder in die Tiefe noch in die Breite gehen. Sie wird einerseits oberflächlich, andererseits muss sie trotz ihrer Oberflächlichkeit ent-scheidende Aspekte vernachlässigen: zwei gravierende Fehler, die bei einer derartigen Themen-stellung nicht zu rechtfertigen sind.

Das Thema vermittelt einen Absolutheitsanspruch. „Neuste Erkenntnisse zu Manzonis Promessi Sposi“ „Die erste umfassende Analyse von Umberto Ecos neuem Roman La misteriosa fiamma della

regina Loana“ Es wird eine Erwartungshaltung erzeugt, die kaum zu erfüllen ist, denn wie will der Autor be-weisen, dass es sich um die „neusten Erkenntnisse“ bzw. die „erste umfassende Analyse“ han-delt? Es besteht die Gefahr, dass die Arbeit an den eigenen Forderungen scheitert, nicht an denen der externen Prüfungsinstanz.

Das Thema beinhaltet schon die Schlussfolgerung der gesamten Arbeit oder gibt die Antwort auf eine (noch) nicht formulierte Frage.

„Die Wichtigkeit von Goethes Italienbild für die deutsche Reiseberichtschreibung des 19. Jahr-hunderts“

Die Arbeit ist von Beginn an auf eine Endaussage festgelegt, so dass die Möglichkeit zu einer unvoreingenommenen Argumentation ausgeschlossen wird – was als unwissenschaftlich gewer-tet wird. Der Beweisdruck erhöht sich zudem unnötig, so dass die Arbeit anfechtbar wird.

Das Thema ist die Gliederung in einem Satz „Cultural Studies – Begriff, Grundidee, Geschichte, Forschungsgebiete, Perspektiven und Gren-zen“ In diesem Fall entspricht der Titel exakt der Reihenfolge der Kapitel in der Arbeit. Offensich-tlich wurde der Titel also nachträglich aus der Gliederung gewonnen, was als unbeholfen und unkreativ gilt.

Das Thema ist eine reine Begriffssammlung „Das Italienbild in ausgewählten Romanen, Dramen, Gedichten, Balladen, Tagebüchern und theoretischen Schriften Goethes“ „Merkmale der computervermittelten Kommunikation via eMail, Chat, Newsgroup, Mailinglist und Videokonferenz“ Erfolgreiches wissenschaftliches Arbeiten erfordert und dokumentiert auch die Fähigkeit zur Abstraktion. Eine Arbeit, die diese Fähigkeit bereits in der Formulierung des Titels vermissen lässt, präsentiert sich dem Leser – und dem Prüfer – als suboptimal. Es ist immer ratsam, nach einer geeigneten übergeordneten Abstraktionsebene zu suchen.