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Richard Schuberth
Richard Schuberth, Jahrgang 1968, schreibt Essays, Satiren, Theaterstücke, Drehbücher. Darüber hinaus war er Intendant des Musikfestivals Balkan Fever und ist als Schauspieler und DJ tätig. 2014 erschien Das neue Wörterbuch des Teufels. Chronik einer fröhlichen Verschwörung ist sein erster Roman.
Homepage Hanser Literaturverlage
Zum Roman: Chronik einer fröhlichen Verschwörung:
Der schrullige 70-jährige Philosoph Ernst Katz hasst die kulturindustrielle Verwertung von Nazi-Zeit und Holocaust. Im Zug trifft er die 17-jährige Biggy, einen schlauen Wildfang mit beachtlicher krimineller Energie. Gemeinsam schmieden sie einen kühnen Plan: den Roman eines jungen Erfolgsautors zu verhindern – ein Buch über eine Frau, die Katz gut gekannt hat und mit der ihn ein Geheimnis verbindet. Der Plan wird mit allerlei Finten und Fallgruben umgesetzt – und verläuft doch ganz anders als geplant.
Ein Schelmen- und Bildungsroman über eine ungewöhnliche Liebe und die Chancen und Widersprüche von radikalem Nonkonformismus.
Homepage des Autors
Pressestimmen:
Chronik einer fröhlichen Verschwörung
Von Richard Schuberth
Der Wiener Autor Richard Schuberth nimmt in seinem satirischen Debüt in Romanform "Chronik einer fröhlichen Verschwörung" die Regeln des Literaturbetriebs aufs Korn.
"Seine Kritik an der Bewusstseins- und Kulturindustrie übt Schuberth im Roman stets mit leichtfüßiger Heiterkeit."
Richard Schuberth hat sich bisher mit seinen vielfach ausgezeichneten, aber schlecht vermarktbaren Essays und Dramen einen Namen gemacht. In seinem ersten Roman erzählt er die Geschichte von der Verhinderung eines Romans. Dabei verzichtet er nicht auf seine bereits bewährten Formen: Essayistische Teile, Aphorismen und Gedichte baut er geschickt in den Fluss der burlesken Handlung ein. Gut verkäuflich ist eine spezielle Textgattung, die Schuberth mit dem Begriff "Holocaust-Prosa" zusammenfasst. Unter dem Vorwand der Aufklärung lässt sich mit menschlichem Leid ein gutes Geschäft betreiben, meinen nicht nur seine Figuren. Im Roman vergreift sich ein mittelbegabter Nachwuchsschriftsteller an diesem "heiklen Sujet" und möchte damit an den Erfolg seines Erstlingswerks anschließen. Er beabsichtigt das Schicksal der jüdischen Philosophin Klara Sonnenschein aufzuarbeiten. Dies wiederum möchte der siebzigjährige Philosoph Ernst Katz um jeden Preis verhindern. Die kulturindustrielle Verwurstung der Nazizeit ist dem von der kritischen Theorie beeinflussten Denker seit jeher
http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-05714-2http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-05714-2
ein Dorn im Auge. Gemeinsam mit der 17-jährigen Biggy, einer klugen und ein bisschen hinterhältigen Individualanarchistin, spinnt er Intrigen, um den Plan des jungen Erfolgsschriftstellers zu sabotieren.
Richard Schuberth erzählt von den Abenteuern dieses infernalen Duos und flattert dabei gewandt zwischen den Formen und Perspektiven umher. Gelungen ist ihm ein Bildungsroman im besten Sinne, eine Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, die an vergnügliche Buddy- oder Heist-Movies erinnert. Bemerkenswert ist vor allem auch, wie authentisch Schuberth die Sprache und Lebenswelt des 17-jährigen Wildfangs Biggy schildert.
Claudia Gschweitl (ORF-Kultur, 15.02.2015)
Bettina Balàka
Bettina Balàka, geboren 1966 in
Salzburg, lebt als freie
Schriftstellerin in Wien. Zahlreiche
Buchveröffentlichungen,
Theaterstücke und Hörspiele.
Vielfach ausgezeichnet, u.a. mit
dem Theodor-Körner-Preis (2004),
dem Salzburger Lyrikpreis (2006) und
dem Friedrich-Schiedel-
Literaturpreis (2008). Zuletzt
erschienen: Eisflüstern. Roman
(2006), Schaumschluchten. Gedichte
(2009). Bei Haymon: Auf offenem
Meer. Erzählungen (2010),
Kassiopeia. Roman (2012, HAYMONtb
2013) sowie zuletzt Unter Menschen.
Roman (2014)
Homepage: Haymon Verlag
Zum Roman: „Unter Menschen“
Berti heißt auch Fekete, Robert Pattinson, Ricky, Zorro und Bagheera. Er ist das Ergebnis der unglücklichen Liaison eines Jack Russell Terriers mit einem Straßenköter, er sieht aus wie ein schwarzer Fleck und benimmt sich wie ein übermütiges Kind. Er ruiniert die Geschäfte eines ungarischen Welpenhändlers, bricht einer Zwölfjährigen das Herz, weckt die Lebensgeister eines neurotischen Physikers und landet auf der Müllhalde eines Haustiermessies. Überall, wo er hinkommt, hinterlässt er seine Spuren in den Herzen und in den Leben seiner Menschen, die er als kleiner Schatten ihres Glücks und Unglücks begleitet. Bettina Balàka erzählt in ihrem neuen Roman nur scheinbar die Geschichte eines Hundelebens: Unter Menschen ist zugleich ein Reigen zwischenmenschlicher Tragödien und Komödien - grandios komponiert, durchtrieben ironisch und unterhaltsam, voll überraschendem Witz und geistreicher Erkenntnis.
Homepage: Haymon Verlag
Leserstimmen:
"Wir gehen mit einem aufgeweckten und klugen Hund auf Entdeckungsreise und begegnen
dabei außergewöhnlichen Charakteren. Unter Menschen bietet uns die brillante
Gelegenheit, über ein Hundeleben hinter die Fassaden des menschlichen Daseins zu
blicken."
"Frech, spritzig und gerade aus: Bei Bettina Balàka sitzt jedes Wort an der richtigen
Stelle. Wie auch schon bei ihrem vorigen Roman Kassiopeia hat sie mich auch diesmal
wieder mit großartiger Leseunterhaltung beglückt".
Für Sebastian Gilli (DER STANDARD) ist der Roman Unter Menschen "der gelungene
Versuch, anhand der Lebensstationen eines Hundes Verhaltensweisen von Menschen
aufzugreifen, zu hinterfragen und nachzuspüren. Gassigehen auf hohem stilistischem
Niveau."
Leseprobe:
„Hundewahnsinnige“ waren,
nach Erfahrung der
Michaleks, Besessene.
Unermüdlich konnten sie von
den schier unglaublichen
kognitiven und sozialen
Fähigkeiten dieser Tiere
schwärmen, ihrer
Nasenleistung, ihrem
Heldenmut, ihrer
Hellsichtigkeit. (Besonders
beliebt waren dabei die
Schilderungen von Experimenten, in denen Hunde besser abgeschnitten hatten als Schimpansen,
Keas oder Kleinkinder.) Sie führten einschlägige Zitate auf den Lippen wie: „Natürlich kann man ohne
Hund leben! Aber es lohnt sich nicht“, oder: „Je besser ich die Menschen kenne, desto mehr
bewundere ich Hunde“, oder: „Von hundert Menschen mag ich einen. Von hundert Hunden
neunundneunzig“, und scheuten auch nicht davor zurück, damit ihre E-Mails zu signieren. Sie gaben
heitere Hundeschnurren zum Besten, die nicht selten auch die Ausscheidungen ihres Lieblings zum
Inhalt hatten: „Mimi kackt vorzugsweise auf ganz hohe Schneehaufen. Die Kacke sinkt dann, da heiß,
blitzartig ein, und man muss mit dem Arm tief in das Loch greifen, bis zur Achsel, um sie wieder
herauszuholen. Zum Schreien!“ Sie gaben ein Vermögen aus für ergonomische Schlafplätze, wattierte
Brustgeschirre, perlenbestickte Halsbänder aus Wasserbüffelleder, Regenmäntelchen,
Norwegerpullis und T-Shirts mit lustigen Aufschriften, Transportboxen, Autoschutzgitter,
Leinensortimente, Quietschspielzeuge, Intelligenzspielzeuge, Wurfspielzeuge, Reizangeln,
Hasenfelldummys, Designerfutternäpfe aus Finnland, Spezialshampoo, Spezialbalsam und
Spezialzahncreme, Pheromondispensoren mit beruhigender Wirkung, CDs mit Hundemusik sowie
Urlaube, die ganz auf die Bedürfnisse des Hundes zugeschnitten waren. Sich selbst begannen
Hundewahnsinnige meist modisch zu vernachlässigen, man traf sie vorwiegend in Gummistiefeln und
wetterfester Funktionsbekleidung an, wobei aus ihren Jackentaschen ganze Büschel von Kotsäckchen
herausschauten. Ihre Vorzimmer waren mit einem wasserfesten Anstrich versehen, für den Fall, dass
sich der Hund dort nach einem Regenspaziergang oder Badeausflug trockenschütteln wollte. Ihre
Autos und ihre Wohnzimmer stanken nach Hund, was oft noch durch den Uringeruch von
Ochsenziemern oder die fauligen Mülldüfte getrockneter Tiereingeweide verschärft wurde. Die
Hundewahnsinnigen selbst waren vom Räucherspeckaroma der Leckerlis umweht, die sie stets in
großen Mengen bei sich trugen. Überhaupt, das Futter! Sie kochten entweder selbst nach streng
wissenschaftlichen Prinzipien oder fütterten grundsätzlich nur der wölfischen Verdauung
angemessenes rohes Fleisch oder kauften das edelste Trockenfutter, das für Geld zu bekommen war.
Aus obskuren Quellen wussten sie frischen grünen Blättermagen zu beziehen, im eigens
angeschafften Dörrofen verarbeiteten sie Großladungen von Hühnerherzen zu Trockenfleisch.
Hundewahnsinnige schossen, kurz gesagt, einfach über das Ziel hinaus.
Es verstand sich von selbst, dass es in Trevors hinreißender Gegenwart keine zwei Tage dauerte, bis
auch die Michaleks dieser Spezies angehörten.
Daniel Glattauer
Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, Autor und ehemals Journalist. Bücher (u.a.): Die Ameisenzählung (2001), Darum (2003), Die Vögel brüllen (2004), Der Weihnachtshund (Neuausgabe 2004), Theo. Antworten aus dem Kinderzimmer (2010). Mit seinen beiden Romanen, Gut gegen Nordwind (2006) und Alle sieben Wellen (2009), gelangen ihm zwei Bestseller, die in zahlreiche Sprachen übersetzt und auch als Hörspiel, Theaterstück und Hörbuch zum Erfolg wurden. Im Deuticke Verlag sind auch der Roman Ewig Dein (2012) und die Komödie Die Wunderübung (2014) erschienen. 2014 erscheint sein neuester Roman Geschenkt.
Zum Roman: „Geschenkt“
Geheimnisvolle Spendenserie trifft routinierten Verlierer – im neuen Roman des Bestsellerautors Daniel Glattauer
Gerold Plassek ist Journalist bei einer Gratiszeitung. Bei ihm im Büro sitzt der 14-jährige Manuel, dessen Mutter im Ausland arbeitet. Er beobachtet Gerold beim Nichtstun und ahnt nicht, dass dieser Versager sein Vater ist. Gerold fehlt jeder Antrieb, die Stammkneipe ist sein Wohnzimmer und der Alkohol sein verlässlichster Freund. Plötzlich kommt Bewegung in sein Leben: Nach dem Erscheinen seines Artikels über eine überfüllte Obdachlosenschlafstätte trifft dort eine anonyme Geldspende ein. Das ist der Beginn einer Serie von Wohltaten, durch die Gerold immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt. Und langsam beginnt auch Manuel, ihn zu mögen … – Ein so spannender wie anrührender Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht.
Homepage Hanser Verlag
http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-06081-4http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-06010-4http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-06010-4http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-06140-8http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-06041-8http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-06093-7http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-06093-7http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-06181-1http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-06239-9http://www.hanser-literaturverlage.de/978-3-552-06257-3
Pressestimmen (Auswahl)
„Daniel Glattauer kann vermeintlich höhepunktfreie Leben mit Sogwirkung schildern wie kein anderer.“ Michaela Knapp, Format, 14.08.14 "Ein ebenso charmanter wie spannender Roman." Günter Kaindlstorfer, Ö1, 20.08.14 "'Geschenkt' hat ein bedrückendes Grundthema: Gerold Plassek ist Alkoholiker. Trotzdem wirkt das Buch nie düster, sondern versprüht stets eine nonchalante Leichtigkeit." Mirjam Comtesse, Berner Zeitung, 22.08..14 "Glattauer transformiert Alltag zu Literatur." Wolfgang Paterno, profil, 25.08.2014 „Glattauers Wissen über menschliche Sehnsüchte und ambivalente Beziehungen sowie seine wie immer überraschungsreiche Dramaturgie werden auch seinen neuen Roman zum Bestseller machen.“ Ruth Rybarski, ORF, 27. 08. 14 „Was Daniel Glattauer auszeichnet, ist sein Witz, aber auch sein Sinn für aussergewöhnliche Ansichten und unerwartete Wendungen.“ Tanja Kummer, SRF3, 28. 08. 14 "In "schnoddrigem Plauderton" reiht sich Pointe an Pointe. Bei allem Witz ist der Roman allerdings nicht oberflächlich oder banal. Man nimmt ihm die Lebensechtheit der Figuren und ihrer Beziehungen ab." Tanja Küchle, HR2, 28.08.14 "Seine Dialoge sprühen vor Witz und Schlagfertigkeit, die Gedankenwelt des sympathischen Losers und Romanhelden Gerold Plassek bietet trotz einfacher Sprache eine scharfzüngige Doppelbödigkeit." Andreas Gstettner-Brugger, FM4, 02.09.14 „Mögen andere Autoren sich auch zergrübeln, Daniel Glattauer erzählt so spielerisch vom Leben, dass er Komik und Wahrheit scheinbar mühelos in seine Bücher verpackt." Volker Isfort, Abendzeitung, 24.10.14 "Ein so hübsch in Selbstironie verpacktes Märchen liest man gern." Ellen Pomikalko, BuchMarkt November 2014
IMPRESSUM
Die Literarischen Nahversorger
Ein Projekt der Gemeinde Schlierbach, Oberösterreich
Bernhard Samitz (1963-2008) / Mag. Gerhard Stiftinger / Mag.(FH) Christoph Weiermair
Mag.a Elisabeth Kumpl-Frommel / Mag. Christian Loikits/ Mag.a Andrea Danner / Mag.a Elisabeth Baldauf/Mag. Friederike
Zillner/Christa Huemerlehner/ Ingrid Uhl www.literarischenahversorger.at
Teresa Präauer/Line Hoven
Kennengelernt haben sich die beiden
Künstlerinnen während ihrer
Aufenthaltsstipendien am »Literarischen
Colloquium« in Berlin. Genau genommen: in der
Gästeküche. Aus dem kurzen Snack während der
harten Arbeit wurde ein langes Gespräch, denn
Hoven hatte Zeit und Präauer war eloquent. So
redeten die beiden über Graphic Novels, über Bücher, über Bilder, über andere
Autorinnen und Autoren, darüber, wie man überhaupt anfängt zu schreiben, wieso
man schreibt und welche schmutzigen Seiten im Internet für all das das beste
Material bieten. Aus dem Snack wurde ein Abendessen, ein Frühstück, ein
Sonnenbad und viel Feierabendwein. Es wäre ungerecht, so viel Charme, Zuneigung
und Witz nur den Berlinern zukommen zu lassen: das Gespräch wird im
Literaturhaus am Inn fortgesetzt!
Gesprochen wird über das Bildende in den Künsten, über Freundschaft unter
Künstlerinnen und Künstlern und über Teresa Präauers Romanfiguren, die
Kunststudenten Johnny und Jean, die an diesem Abend ebenso vorgestellt werden.
In ihrem aktuellen Roman "Johnny und Jean" erfindet Präauer in zahlreichen
Episoden das abenteuerliche Leben zweier junger Männer, die sich in der Kunst und
im Leben üben: Lustvoll und schlagfertig!
Teresa Präauer, geboren 1979, lebt in Wien, schreibt und zeichnet, u. a. für die
Online-Plattform Freitext der ZEIT, das Rolling Stone Magazine, QUART und diverse
Literaturzeitschriften. 2012 erhielt sie den aspekte-Literaturpreis für das beste
deutschsprachige Prosadebüt, ihren Roman "Für den Herrscher aus Übersee" (2012,
Wallstein).
Line Hoven, geboren 1977, lebt und arbeitet als Comiczeichnerin und Illustratorin
in Hamburg. Ihre Graphic Novel "Liebe schaut weg" (2007, Reprodukt) wurde in
mehrere Sprachen übersetzt und unter anderem mit dem e. o. plauen Förderpreis
ausgezeichnet. Ihre in Schabkarton gekratzten Arbeiten erscheinen in
verschiedenen Magazinen und Zeitungen, wie Strapazin, Le Monde diplomatique
und langjährig in der F.A.Z., Hoven ist Mitglied beim Zeichnerinnenkollektiv
SPRING. Zuletzt publizierte sie mit Jochen Schmidt "Dudenbrooks" (2011, Jacoby &
Stuart,) und "Schmythologie" (2013, C. H. Beck).
Aus: Homepage Literaturhaus am Inn
Zum Roman: Johnny und Jean
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2015 (Kategorie Belletristik).
Der zweite Roman der aspekte-Preisträgerin. Lustvoll, abenteuerlich und temporeich geht es
um Kunst und Leben.
Mach gute Kunst! Nichts Geringeres haben Johnny und Jean im Sinn, als sie sich nach dem
Sommer in der Kunsthochschule wieder begegnen. Ein Sprung ins kalte Wasser steht am
Beginn dieser Geschichte, und hundert Schritte sind noch zu tun für eine Weltkarriere in
New York und Paris. Was dabei hilft: die Einflüsterungen der Alten Meister, gut gespitzte
Buntstifte und eine Flasche Pastis.
Und manchmal hilft das alles überhaupt nicht.
Was, wenn man beim Anblick von Blumen an Geschlechtsteile denkt? Was, wenn einen beim
Baden die Polizei verhaften will? Was, wenn die Pin-up-Girls den Magazinen davonlaufen?
Wenn Europa in Flammen steht? Wenn einen der Wärter aus dem Museum wirft? Wenn der
eigene Vater ein riesiger Zwerg ist? Wenn man Frauen mit französischen Vornamen liebt?
Wenn man sich einen Goldzahn im Munde wünscht? Wenn die Kunst zu viele Katzen hat?
Wenn der Teufel selbst unter Burn out leidet? Wenn man ohne Geld nach Zürich will? Wenn
man Björk heiraten möchte?
In zahlreichen Episoden erfindet Teresa Präauer das abenteuerliche Leben zweier junger
Männer, die sich in der Kunst und im Leben üben. Lustvoll und schlagfertig!
Homepage Wallstein-Verlag
Der eine oder andere Gedanke zu Lesungen
Mit Lesungen ist es so eine Sache: Irgendwie beschleicht mich seit
jeher der Gedanke, dass da etwas nicht stimmt. Ich kann mich an
meine erste Lesung erinnern: Ich schlug das Buch auf und blinzelte in
die Zuschauerschar (-schar ist vielleicht etwas euphemistisch; man
könnte auch von vier Leuten sprechen). Dabei überfiel mich die
ganze Absurdität der Situation: Wir sind ja eigentlich nicht mehr im
Mittelalter, sagte ich mir, die können doch alle (vier) selber lesen.
Diesen Gedanken konnte ich seither nie mehr ganz abschütteln. Bei
meiner zweiten Lesung (ich blickte auf und sah nun schon eine
regelrechte Gruppe) versuchte ich mir vorzustellen, dass alle
Zuhörenden blind seien. Da meine Arbeiten meines Wissens noch
nicht in Braille-Schrift erschienen waren, ergab das für mich Sinn.
Aufgrund ihrer Blindheit konnte diese kleine Menschenansammlung
nur durch lautes Vorlesen Zugang zu meinen Texten finden.
Diese Blendung hielt aber nicht lange an. Allzu interessiert vertieften
sich die auf meine dritte Lesung Wartenden in ausliegende
Broschüren und mitgebrachte Bücher. Das konnte nicht gespielt sein.
Im Augenkontakt, den ich während der Lesung suchte, erkannte ich
unweigerlich die Sehfähigkeit meiner Gegenüber.
Darauf begann ich mir vorzustellen, meine Zuhörer seien des Lesens
unkundige Kinder. Was zwei Probleme mit sich brachte: Erstens
klebte mein Blick, um die Vorstellung eines minderjährigen
Publikums aufrecht zu erhalten, fortan auf dem Lesetext – was, da
wir ja wissen, wie wichtig Interaktion beim öffentlichen Auftritt ist,
nicht all zu viel hermachte. Zweitens begann ich nach wenigen Zeilen
in einen kindlichen Vorleseton à la Und wie macht die Kuuuh?! zu
verfallen. Auch so, war mir gleich klar, konnte ich meine kritische
Haltung gegenüber Lesungen nicht überwinden.
Nun ist das Problem – ich habe immer noch keinen Weg gefunden,
wie ich meine Skrupel überwinden kann. Das ging letztens sogar so
weit, dass ich eine kurze Lesepause einlegte, um die Anwesenden zu
zählen. Ich hatte nämlich kurz vor der Lesung erfahren, dass die
Veranstalter Eintritt verlangten. Diese Information trieb mich fast zur
Verzweiflung. War es, rein logisch argumentiert, nicht vollkommen
sinnwidrig für die Darbietung einer Kulturtechnik (denn nichts
anderes ist doch das Lesen) Eintrittsgeld zu entrichten? Wäre es
letztlich nicht das Gleiche, wenn die Leute dafür bezahlten, mir beim
Essen zuzusehen?
Ich ermittelte also die Anzahl der Zuhörer, in der Absicht, jedem
einzelnen nach der Lesung die Eintrittskarte rückzuerstatten.
Allerdings waren es diesmal wirklich einige Ohren, die meiner
Lesung lauschen wollten, und eine schnelle Kopfrechung ergab eine
nicht gerade geringe Geldsumme, die da der Refundierung harrte.
Schließlich befreite ich mich an diesem Abend aus der
dilemmatischen Situation, indem ich einen Text vorlas, der durch
seine Anlehnung an die Wissenschaftssprache und seine dadurch
resultierenden Satzungetüme manchmal schwer zu lesen war. Das
wäre dann, sagte ich mir, als zerlegte und äße ich vor aller Augen
einen Hummer. Und da muss man doch nicht knausern, so was sieht
man nicht alle Tage.
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Gantner
Haglöfs Spitz 2
Eine Verhaltensweise, die meines Vaters Wesen
wesentlich auszeichnet, ist jene, bei jeder nur
denkbaren Gelegenheit ein Lied zu summen, zu
pfeifen oder einfach leise zu singen. Vor allem
dann, wenn er monotonen Beschäftigungen
nachgeht, wie Gartenarbeit oder Autowaschen,
lässt er ein Liedchen erblühen und setzt es wie
einen akustischen Marker in die Landschaft.
Auch in Gesellschaft fällt es ihm zunehmend
schwerer, diese Gepflogenheit hintanzustellen,
gelegentlich bricht auch in durch und durch
unpassenden Situationen ein Lied durch seine
Lippen und wirbelt unwirsch durch die Lüfte.
Eines dieser Lieder ist „Kennst du die Berge, die
Berge Tirols“. Das ist unter den top five seiner
Trällersongs, seiner Lippenbekenntnisse. Und das nicht einfach nur so. Das Bekenntnis zur
Bergwelt Tirols ist nicht nur lapidar dahergepfiffen, es ist gelebtes Liedgut, in Musik
gegossene Zugeneigtheit, um mit Heidegger zu sprechen, der das sicher verstehen würde.
Unsere ersten Urlaube verbrachten wir in Tirol, in Mayrhofen, ganz hinten im Talschluss.
Dort, wo Tirol, am tirolerischsten ist. Engstirnig, düster, beseelt von der pausbackigen
Gesundheit seiner Bewohner. Das gefiel meinem Vater, meiner Mutter und uns Kindern.
Diese Liebe zur Bergwelt und ihrem Habitat.
Als Jugendlicher dann ist mir diese Freude an den Bergen seltsam vorgekommen. Ab dem 16.
Lebensjahr verweigerte ich die Tiroler Talschlussaufenthalte und begann eigene Lieder zu
trällern. Darin kamen Berge nicht vor, außer eventuell metaphorisch. Für große Brüste oder
große Probleme. Und Tirol sowieso nicht, auch nicht metaphorisch. Dafür aber Großstädte,
Weltuntergänge und Zombies. Also genau das Gegenteil von „Die Berge Tirols“. Die Natur,
das war in den 80er Jahren ein Zeichen für totale Entfremdung. Man fühlte sich geborgen im
Beton und im Plastik. Alles andere war Lüge. Die Natur, das war eine Fluchtfantasie für
schreckhafte Mädchen oder esoterische Blödiane. Jemand, der was auf sich hielt, der harrte
aus im schäbigen Jetzt des naturfreien Raumes. Aus Authentizitätsgründen und
fleischgewordene Ausformulierung der Idee des Endes. In den 80er Jahren wusste man, wenn
man ein wenig feinfühlig war, dass bald Schluss war, aber nicht Talschluss, sondern richtig
Schluss mit allem und jedem. Das war die Gefühlslage. Das war das einzig Gute an den
80ern, dieses Gefühl für das Aus. Und so waren es Lieder wie „Chemical warfare“ oder „The
day everything became nothing“, die auf meinen Lippen sprungbereit hockten und die ich
meinem Vater gerne vorgesungen hätte. Bis nach Mayrhofen hinein und die Berge hinauf
„Chemical warfare“. So war die Stimmungslage.
Mein Vater singt heute noch immer „Die Berge Tirols“. Ich aber nicht mehr „chemical
warfare“. Während mir nämlich dieses edle Gefühl für den Weltuntergang
abhandengekommen ist, oder dieser überhaupt einfach aus der Bewusstseinslage der jetzigen
Menschen verschwunden ist, sind die Berge geblieben. Ewig. Und gelegentlich ertappe ich
mich bei der Vorstellung, dass nicht mein Vater dieses Lied pfeift, sondern das Lied meinen
Vater. Dass von den ewigen Bergen her die luftstarken Lieder herunterfegen und in die
Menschen hineinfahren, sie aufblasen, dass es so herauspfeift aus ihnen. Zumindest in Tirol
und weit ins Voralpenland hinein. Anders ist es nämlich kaum erklärlich, dass auch ich mich
vor kurzer Zeit dabei ertappt habe, „Die Berge Tirols anzustimmen“, zu summen, kurz vor
dem Gipfel am Warscheneck. Das heißt nur, dass von den Bergen eine ungeheure Macht
ausgeht, der selbst ich, der ich mich davor gefeit dünkte, dieser erlegen bin. Ich habe dazu
eine Vielzahl von Theorien entwickelt, die aber hier nicht ausgeführt werden können, insofern
als diese ganze Geschichte über meinen Vater eigentlich gar nichts zur Sache tut. Eigentlich
nämlich wollte ic h eine ganz andere Geschichte erzählen, die zwar mit den Bergen entfernt zu
tun hat, aber doch nur eben entfernt. Ich glaube nämlich, und damit sei hier einmal Schluss,
dass Männer ab einem bestimmten Alter eine Zuneigung zu den Bergen entwicklen, die sie in
ihren jungen Jahren nur Frauen angedeihen ließen, genau dann nämlich, wenn die horizontale
Lust zum Erliegen kommt und durch Vertikalspannungen anderer Art kompensiert werden
muss. Der Gipfel der Lust, das ist jetzt semantisch etwas anderes. Und deshalb zieht es
Männer einsam ins Gebirge.
Die Geschichte, die nun erzählt werden soll, handelt von solch einem Mann. Das ist ein Stoff,
der mir zugetragen wurde, für dessen Richtigkeit ich aus eigener Anschauung nicht
garantieren kann, die aber, so meine ich, wenn man die Zusammenhänge genau bedenkt, doch
nicht so unwahrscheinlich ist, wie sie klingen mag. Der Mann, dem sie passiert ist, nennen wir
ihn einfachheitshalber F., um ihm nicht ganz so grau erscheinen zu lassen, ist ein guter Freund
eines meiner besten Freunde. Und jener beste Freund hat mir dessen Geschichte erzählt. Mit
einem verschwiegenen „schhhh“ und einem Finger auf den Lippen, warnend und Diskretion
einfordernd. „Schhh“ also und mit Diskretion. Dieser Aufruf zur Verschwiegenheit, die mir
mein Freund bezüglich seines Freundes abgerungen hatte, rührt aus der Natur des ihm
Zugestoßenen, ist doch K. einer geistigen Zerrüttung anheimgefallen, die eine stationäre
Langzeitverwahrung zur Folge hat, einer Verwahrung in einer Institution, die auch in
aufgeklärten Zeiten wie der unsrigen immer noch mit etwas verlegenem Spott und
kopfschüttelndem Unverständnis bedacht wird. Und einem „schhh“, einem Mantel des
Schweigens und Verhüllens. Gut denn. Es ist kein einfaches Unterfangen eine Geschichte zu
erzählen, die in das moralische Korsett des Versprechens gezwängt ist und deren Fluss durch
versiegelte Lippen behindert werden könnte. Und es sei mir gestattet, darauf hinzuweisen,
dass ich dieses Versprechen nur deshalb breche, weil ich überzeugt bin, dass diese Geschichte
jedem passieren könnte, dass sie sozusagen exemplarischen Wert hat, und somit lehrhaft
wirken kann. Für all jene, die der Unheil bringenden Macht der Berge nichts
entgegenzusetzen zu haben als ihren kümmerlichen Menschenverstand.
F. war Zeit seines bisherigen Lebens ein recht braver Mann gewesen. „Mein Mann ist ein
recht braver Mann“, das sagte seine Frau, wenn die Sprache auf Verfehlungen amouröser
Natur kam, Themen, die sie mit ihren Freundinnen zu erörtern hatte, das öfteren. Alles in
allem traurige Geschichten, gegen die sich „Mein Mann ist ein braver Mann“ abhob wie ein
funkelnder Stern, der die Idee der Zuverlässigkeit, ja Ewigkeit aufrief gegen die platte
Beliebigkeit der Liebesbegebenheiten, die ihre Freundinnen heulend von sich schnieften.
Nein, fff, nein, ffff, welch ein Schwein. Sätze wie jener blieben Fs. Frau erspart. Die
Beständigkeit war Fs Tugend aber nicht nur in seinem Liebesleben, sondern auch sein
Arbeitsleben war durchsetzt davon. Er war jemand, dem man Handschlagqualitäten attestierte,
eine Wort, das seine Zuverlässigkeit und unbedingte Loyalität zu seiner Firma meinte und
mehr noch, generell seinen Habitus, der jedem das Gefühl vermittelte, eine Stütze zu sein.
Dann wenns eng wird, dann F. Und gerade in dieser schweren Zeit, die seine Firma, eine recht
große nationale Bank, durchmachte, war F. ein Garant für die Tugend des Sparsamen,
Vorausschauenden, Abwägenden, und Sicheren. Tugenden, die plötzlich wieder hoch im Kurs
waren, nach all den spekulativen Himmelfahrten der Jahre zuvor in seiner Branche. F. war der
Mann der Stunde. Das war nicht immer so gewesen, man hatte ihn als alten Hasen bezeichnet,
und das war nicht liebevoll gemeint. Vor allem die Jüngeren versahen diese Bemerkung mit
einer geringschätzigen Dehnung der Vokale, um damit auf seine, ihrer Meinung nach
Langsamkeit und umständliche Bedächtigkeit anzuspielen. „Der alte Haaaase“, sagten sie und
meinten, er sei aus der Mode gekommen. Denn heute, so meinten sie auch, zählen die kurzen
Vokale, die zackigen, schneidigen und geschwinden. Zack. Die Sprache der Raubtiere. Zack.
Das war das Motto der Zeit. Viele Jahre lang. „Und dann bumm“, lächelte F., indem er sich in
seinem Schreibtisch gemächlich nach hinten streckte. Nach dem Bumm war er der Mann der
Stunde. Und so lief für F. seit einiger Zeit alles wunderbar. Beruf, Familie, alles wunderbar.
Wenn mein bester Freund, der auch sein bester Freund war, ihn fragte, wie es ihm gehe:
„Alles wunderbar“. Das war wieder so ein Satz für die Ewigkeit. Seine beiden Töchter, sie
waren beide um die 20, wunderbar. Sonntagmorgen köpfte er gerne ein, zwei Eier und löffelte
sie, während er sich freute, dass sein Wunsch nach einem vollzähligen Familienfrühstück
immer noch Gehör fand, trotzdem die beiden Mädchen schon flügge waren und hier und dort
ihre Nächte verbrachen, am Sonntag aber, immer brav und recht unschuldige Blicke werfend
ins Nest zurückflatterten. Weil der Vater es so wollte, wünschte, liebte. Ihm zuliebe taten sie
das. Und F. freute sich. Zwei geköpfte Frühstückseier, das war für F. die Symbol gewordene
Freude am Dasein. An der Familie und dem Glück des Beständigen.
Wie er auf den Wald und in Folge auf die Berge gekommen ist, entzieht sich meiner
Kenntnis. Selbst beharrliches Nachfragen bei meinem besten Freund führte zu keinem
Ergebnis. Er wusste es nicht. Aber eines ist sicher. Bislang hatte F. mit der Natur nichts zu
schaffen gehabt, gar nichts. Sie war ihm völlig gleichgültig gewesen. Abgesehen von den
Urlauben am Meer, die immer pauschal ausfielen, bevorzugt in Klubs, hatte die Natur keinen
Platz in seinem Leben gehabt. Dann schon eher für seine Frau, die sonntags nach dem
Frühstück immer etwas unruhig wurde angesichts eines langen Nachmittags in den vier
Wänden. Aber zu einem Spaziergang war F. kaum zu bewegen und so harrte sie an seiner
Seite, bis der Sonntag träge und zäh seinem Ende entgegentickte. Nachdem die Töchter aus
dem Haus waren und nach dem Frühstück wieder losflogen, waren die beiden Eheleute an den
Sonntagen auf sich selbst zurückgeworfen. Das Brutzeln des Sonntagsbratens, das Klappern
des Geschirrs, das Rascheln der Zeitung beim Umblättern, das Knarren des Sofas, das Getöse
des Alltags stürzte über sie herein und wurde zu einem ohrenbetäubendem Lärm, dem sie
nichts entgegenzusetzen hatten als das stumme Spiel der Gewohnheit. Das Spiel, das sie durch
Raum und Zeit schob wie Schachfiguren, langsam, bedacht und strategisch. Sie schickten ihre
Derivate los, ihre Sekretäre und Stellvertreter, die die Beziehungsarbeit ordnungsgemäß
ausführten, während ihre Kernsubjekte im Imaginären schwebten, jedes für sich selbst.
Berührungslos. In der Möglichkeitsform, im Konjunktiv, der von besseren Optionen träumt,
von dem, was gewesen wäre, wenn. Und wenn nicht. Für das Reale waren ihre Surrogate
zuständig, das eine brachte dem anderen eine Tasse Tee, lächelte artig und kraulte dem andern
den Rücken. „Ich hab dich lieb“. Auch das lässt sich sagen mit beschränkter Haftung.
Mission-Control: „Alles wunderbar.“ Früher noch, als ihre Körper ineinander fuhren, sich die
Wunden leckten, und aneinander den Verstand verloren und das Wirkliche mit dem
Möglichen verschmolz, da hörten sie das Ticken der Küchenuhr nicht und all die anderen
Geräusche waren lächerlich. Minderwertige Geräusche, Hintergrundton. Nur das Blut, das
Ticktack der rasenden Herzen, die sich synchronisierten, das spitze Geschrei, das Gestöhne,
das waren die Sonntagsgeräusche der frühen Tage. Alles andere hielt die Klappe, beschämt
und schamrot. Und jetzt, umgekehrt. Geschirr, Waschmaschine, alles zu laut. Zum
Totschlagen. Mag sein, dass F. deshalb auf den Wald gekommen ist. Mag sein. Plötzlich
jedenfalls war F. an den Sonntagen in den Wäldern zu finden, jenen nahegelegenen
Walstücken, die von ihrer Wohnung zu Fuß zu erreichen waren. Wälder, die von Läufern und
Spaziergängern bevölkert wurden, Flüchtlingen allgemein, die den Sonntagnachmittag
scheuten, vielleicht sogar aus ähnlichen Gründen. Und dann nicht nur die Sonntage. Innerhalb
kürzester Zeit zog es F. täglich in den Wald. Und nicht nur auf die ausgetretenen Wege, auch
hinein ins Unterholz, ins Dickicht, ins Wilde. Dort, wo die Finsternis hockte, das
ungewöhnliche Geräusch, der träge Schatten. Das Getier. Nach der Arbeit wählte er den
Umweg über den Wald. Seiner Frau erzählte er nichts von seinen täglichen Streifzügen, er
hatte das Gefühl, es wäre besser, dies zu verbergen. Eigentlich hatte er eher das Gefühl, seine
Frau daran nicht teilhaben lassen zu wollen. An seinem neuen Leben. Als Waldmensch. Und
er gab sich der Illusion hin, sie würde davon nichts bemerken. Was natürlich Unfug war, kam
er doch schmutzig und stinkend nach Hause, mit Blättern im Haar. Der ausgestreckte
Zeigefinger seiner Frau, der auf das beblätterte Haupt ihres Gatten wies, kam noch vor ihrer
stammelnden Frage: „Wo um Gottes willen bist du gewesen?“ Er zerbröselte die Antwort in
einem akustischen Gebräu aus unverständlichen Lauten. „Wllwla…“ Seine Abneigung, ihr
vom Wald zu erzählen, war größer als das ganze Wunderbare ihrer…. Fiel ihm jetzt das Wort
nicht ein? Er wollte sie aus dem Wald draußen haben. Seinem Wald. Während der drei
Wochen nun, in denen er täglich im Wald unterwegs war, ein zwei Stunden vielleicht, war
ihm das Phänomen etwas vertrauter geworden. Wald, das war bislang nur ein Wort gewesen.
Von den Gebrüdern Grimm, aus den Märchen, von schlimmen Geschichten, die seine Mutter
ihm als Kind erzählt hatte. Von Männern, die darin sich vers teckten und lauerten. Aber die
sinnliche Anschauung ist
immer etwas anderes als
der Begriff. Und deshalb
begriff er auch, dass der
Wald ein Stück
unverkäufliche Seele war,
die er in sich trug. So hat
er es meinem Freund
erzählt, mit diesen Worten.
„Der Wald, das ist ein
Stück unverkäufliche Seele
in mir“. Und der hat das
genauso mir erzählt. Dass
F. zu solch Einsichten
fähig war, daran war der
Wald schuld. Ich hatte F.
selbst drei, vier Mal
getroffen und er schien mir
ein sehr zurechtgerückter
Mensch zu sein, einer, der
Bügelfaltenhosen trug, mit
deren Schärfe der die Welt
entzweischnitt, in
Dualismen auflöste, Gut,
Böse, Gut, Schlecht,
Brauchbar, Unbrauchbar
und ewig so dahin. Für ein
Dazwischen ist die Bügelfalte ungeeignet. Und für den Wald sowieso. Und es ist, so denke
ich, zulässig, von der Bügelfalte auf eine Bewusstseinslage schließen zu dürfen, so exquisit
und sprechend ist dieser Modus, das Beinkleid zu tragen. Und dieser Satz, den ihm der Wald
eingeblasen hatte, der passte gar nicht zur Bügelfalte. Es musste tatsächlich etwas
Entscheidendes in seinem Leben passiert sein. Etwas, das Menschen aus der Haut fahren lässt
und Bügelfalten zum Glätten bringt. Wie immer man das ausdrücken will, das, was hier
passiert ist, F. meinte es mit dem Satz „Der Wald ist ein Stück unverkäufliche Seele in mir“
getroffen zu haben. Man könnte das sicher eleganter sagen, geschmeidiger, mit einem guten
Glas Whiskey in der Hand. Für F. und seine Blätter im Haar war das der richtige Satz. Man
sollte sich über Sätze, die Menschen für bedeutsam erachten, nicht lustig machen. Und mit
dieser Selbstbeschränkung ende ich hier auch, mit, man verzeihe mir, der zweiten
Vorgeschichte. Denn auch diese hat mit dem nun Folgenden nur bedingt etwas zu tun.
Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob F.s folgende geistige Zerrüttung nicht hier schon einen
unumkehrbaren Verlauf genommen hatte. Im Nachhinein erscheint seine Waldphase als
logisches Versatzstück in Fs. Entwicklung zum völligen Zusammenbruch.
Vom Wald in die Berge ist es kein weiter Weg. Nicht geografisch, aber auch nicht
metaphorisch. Nach einigen Monaten Wald war F. in den Bergen gelandet. Seine Frau, ihre
Ehe war mittlerweile auf eine hart e
Probe gestellt, beäugte seine
Entwicklung mit stummer Sorge, denn
jedes Wort, das sie an ihn, wenn es um
Wald und Berge ging, richtete,
quittierte er mit einem unwirschen
Gebell, das so gar nicht seinem
gewöhnlichen Naturell entsprach, war
dies doch eher sanft und fromm
gewesen. Vor dem Wald. Und vor den
wilden Bergen. Seine körperliche
Verfassung war im Zuge der vielen
Waldaufenthalte hervorragend und je
mehr er sich ins Vertikale wagte, desto
zuverlässiger und kräftiger wurde sein
Bewegungsapparat. Zwar lebte er noch ein
bürgerliches Leben, ging zur Arbeit, blieb verheiratet, frühstückte sonntags mit den Töchtern,
doch war es nur mehr ein seelenloses Pflichtstück, das er hier absolvierte, sein eigentliches
Leben hatte mittlerweile einen ganz anderen Bezugspunkt. Er richtete sich auf die Wildnis
ein. Würde er ganz Wildnis sein, würde er sein altes Leben hinter sich lassen. Vollständig und
frohgemut. Das war sein Plan. Irgendwann in der Lage zu sein, sein Dasein zu fristen in der
freien Natur. Dazu brauchte es natürlich strategischer Vorbereitung und einem intensiven
Training. „So eine Verwilderung will geplant sein“, sagte er zu sich selber nicht ohne Witz
und einem Rest ironischer Selbstdistanzierung. Was wiederum Anlass zur Unbekümmertheit
geben hätte, können, im Nachhinein betrachtet. Denn der Mensch, der dazu in der Lage ist,
die Idiotie seines eigenen Tuns zu begreifen, der ist sicher vor dem Zugriff des Wahnsinns.
Diese kleinen luziden Phasen waren aber kurz, im Normalfall verzichtete F. auf das Mittel der
Selbstreflexion, ja selbst auf die Sprache hielt er nichts mehr. Kam er von den Bergen nach
Hause, warf er grunzend die Türe hinter sich zu. Und schwieg. Seine Frau, eine überaus
geduldige Person, verharrte wohl stundenlang mit dem Ohr an seine Türe gedrückt, den
Finger gekrümmt zum leisen Klopfen. In Sorge ihm zugetan. Und kaum klopfte ihr Finger
tatsächlich zärtlich an, erhob drinnen F. seine Stimme zum wölfischen Geheul. Oder zum
Wiehern, zum Knurren, manchmal erschallte ein Kuckuck, gelegentlich ein Uhu. Es waren
die Tiere des Waldes, die seine Frau durch die Türe gedämpft zu hören bekam, nicht ihren
Mann. Der in grauen Vorzeiten zufrieden war mit zwei geköpften Eiern am Sonntag. In den
wunderbaren Zeiten. Wenn er nicht da war, war sie versucht, sein Zimmer zu untersuchen.
Indizien zu finden, die seinen Zustand, seine Veränderung für sie erklärbar machen konnten.
An einem Sonntag nun, an dem er wieder frühmorgens wortlos in die Berge verschwunden
war und alles auf ihn wartete, seine Frau, seine Töchter, selbst die zwei weich gekochten Eier,
wie es schien, erbrachen sie nach gemeinsamen Beschluss die Türe zu seinem Arbeitszimmer.
Man sagt, „die Augen gehen einem über“ und meint damit den Mehrwert des Unerwarteten,
der sich in die Augen drückt. In diesem Fall gingen drei Augenpaare über, wenn man bei
diesem Ausdruck bleiben will. Und er ist gar nicht so schlecht gewählt, wenn auch ein wenig
abgenützt. F. hatte sein Arbeitszimmer zum Grüngürtel erklärt, aus ihm alle Anzeichen von
Zivilisiertheit und Künstlichkeit entfernt, es aufgeforstet, Tannen und Fichten gepflanzt, mit
Efeu experimentiert, Blätter und Moos aufgeschüttet, Lianen drapiert, kurz die Simulation
von Wald im Innenraum erzeugt, wie sie unter dieses Umständen möglich ist. Sein Bett hatte
er herausgerissen, etwas Stroh aufgeschüttet und sich eine Liegestatt gebaut. An den Wänden
klebten topografische Karten, die er mit eigenen Bemerkungen und Einträgen versehen hatte.
Depot, Schlafplatz, Höhle, Versteck… und andere Begriffe waren zu lesen. Am Boden fanden
sich verstreut beschriebene Blätter, auf denen Listen von Werkzeugen, Lebensmittelvorräte,
Anleitung zum Bau von Unterkünften, Finanzpläne und anderes zu lesen waren. Dann fand
man noch Pamphlete, eine Art theoretische Absicherungsversuche seines veränderten
Bewusstseinszustandes. Eines davon hieß „Kaufe nie!“ und enthielt eine Anleitung zur
Veränderung der Gesellschaft auf der Basis von Konsumverzicht. Nichts Neues, wenn man
will, aber im Kontext seiner Entwicklung bemerkenswert, war er doch in seinem Sein weit
über die Theorie hinausgekommen. Man fand noch ein Schriftstück mit dem Titel „Haglöfs
Spitz 2“, ein Loblied auf eine Funktionsjacke der schwedischen Firma für Outdoorbekleidung,
in dem er die Vorzüge des Bekleidungsstückes zum Besten gab: extreme
Widerstandsfähigkeit, atmungsaktiv, für alpine Einsätze konzipiert, verstärktes
Rückenelement für Einsatz mit schwerem Rucksack.
In selber fand man am nächsten Tag, nachdem seine Frau die Polizei alarmiert hatte. Er war in
einem seiner Lager, das er in den Vorwochen angelegt hatte. In seinem Gesicht, ein breites
Grinsen, das er gelegentlich unterbrach durch das Summen eines Liedes.
hardstinger
ALLES AUF DEM WEG
von Kerstin Putz
I. MAIDON
Maidon lag in ihrem Liegestuhl am Deck dieses qualmenden Dampfers: Ja, es war ein Schiff und es
war groß. Wenn der Wind durch die Kleider fuhr – die schweren Mäntel und Röcke –, wusste man
gewiss und gewisser (in kleinen Stufen), dass alles an diesem Bild falsch, alles daran aber auch
bedingungslos konkret, nichts ausgedacht war: Diese Reise wurde angetreten, diese Passage führte
durch einen ganzen Ozean, führte in ein ganzes unbekanntes, verbautes Gebiet. Maidon ließ die Bilder
hektisch kommen wie Kaugummikugeln aus den Automaten in knalligen Farben, wirkte nach außen
hin ruhig wie eh und je, ja praktizierte fast ihre Gelassenheit — wie Kindergärtner ihre Profession, wie
Ärztinnen ihr Fach, wie Nachtwächter das ihre. Niemand aber nannte es Arbeit.
Maidon ließ den Kopf nach hinten fallen, die Haut sich dort angenehm spannen. Heute in 10 Tagen,
dachte sie, werde ich someone else sein, und das Beste daran: noone will notice.
II. SYLVIE
Am Bäumchen glitzern ihr die Blättchen / wie 2-Euro-Münzchen / wie Spieljetons. // Es ließe sich
einsetzen ein ganzer Wald, ein ganzes grünes Gebiet: / für den doppelten Gewinn. // In Fernsehzeit
gerechnet wär’n das viele lange Stunden, und – ja ! – all die wär’n wir live on air. / Und wie viele uns
bewunderten, ließe sich maschinell messen und darstellen in Quoten und zeigen in Streifen und
Sternen und Punkten.
III. BERFIN & MARCEL
Berfin ging mit Hund, ging stolz und vernünftig, ging durchs Kakteenfeld. (Die Laune war fast
makellos gut.) Die nächste enge Passage war in Augenschein genommen vielleicht steiler und
unwegsamer als zuvor auf der Karte besehen, und auch der Wind kam jetzt in Schüben, Berfins Atem
schließlich ging: in kürzerer Frequenz. – Sie dachte an handverlesene, schön gewachsene Oliven, an
exotische Käsesorten in kleinen Stücken, aufgespießt zu herrlichen Häppchen. All das, wusste sie, war
unpassend, all das waren die schlechtesten Gedanken, all das log & trog.
Marcel keuchte auf vier Pfoten, machte viele mühevolle Töne, immer mehr davon, noch mehr. Berfin
redete zu. Ging voran. Fälschte die Gedanken auf dem Weg zum Mund zu maßvollen Worten, zu
gewöhnlichen Sätzen. Beruhigte. Überall machten sie nun Halt: in der Steinwüste. In der Fata
Morgana. Am Zwischenplateau. Im Zustand: Companions in crime.
http://randnotizen.steirischerherbst.at/2014/10/01/alles-auf-dem-weg/
H a n d a p p a r a t
Claudia Dathe und Andreas Rostek
(Hrsg.): MAJDAN! Ukraine, Europa.
Edition.fototapeta_Flugschrift: 2014.
Ще не вмерла Україна
[Schtsche ne wmerla Ukrajina] (Noch
ist die Ukraine
nicht gestorben)
titelt die
ukrainische
Nationalhymne
und ihr Text, der
in der aktuellen
Fassung mit den
Worten Ще не
вмерла України
і слава, і воля
[Schtsche ne
wmerla Ukrajiny
i slawa, i wolja]
(Noch sind der Ukraine Ruhm und
Freiheit nicht gestorben) tja, schmeckt
irgendwie pelzig.
Das dünne Bändchen holt uns mitten
nach Kyjiw auf die Straße, auf den
Majdan Nezaleschnosti Ende 2013,
Anfang 2014, auf den
Unabhängigkeitsplatz zu der anfänglich
friedlichen Revolution gegen das
korrupte Regime Janukowytsch. In 31
kurzen Beiträgen tunken Schriftsteller,
Historiker, Philosophen, Intellektuelle
aus der Ukraine und anderen Ländern,
auch Österreich, uns Leser in die
Herzstücke der Auseinandersetzungen in
Kyjiw auf dem Majdan, Charkiw oder
Lwiw ein.
„Geschichtsschreibung des Augenblicks“
bezeichnen es die beiden Herausgeber,
die Übersetzerin Claudia Dathe und der
Verleger Andreas Rostek treffend. Die
höchst unterschiedlichen und zutiefst
persönlichen Texte sind Aufschreie über
Leben in der heutigen Ukraine, die
Unterschiede zwischen Ost und West im
Land. Sie decken die erschreckenden
Strukturen von Korruption und Gewalt
auf, weisen aber auch auf viele
historische Zusammenhänge hin und
haben einen steten Bezug zu Europa.
Letztendlich stellt sich fast jeder Autor
den Fragen nach den Perspektiven für
Veränderungen.
Jaroslav Hrytsak, Taras Prochasko,
Rebecca Harms, Tymothy Snyder, Jurij
Andruchowytsch, Elmar Brok, Jörg
Forbrig, Serhij Zhadan, Tamara
Hundorowa u.a. analysieren und fragen,
frei von jeglicher Propaganda-
Stimmung, teils kritisch, teils
ernüchternd wie es war, ist und
weitergehen soll, immer im Kampf um
eine bessere Zukunft.
Der österreichische Schriftsteller Martin
etwa zeigt in seinem Beitrag, erstmals
im Standard erschienen, „Vor unseren
Augen“ unerträgliche Bilder von Folter
durch die ukrainischen Spezialeinheiten
und gezielte Schüsse auf Demonstranten
und Polizisten. Er erinnert an die
Hoffnung der ukrainischen Menschen auf
die Hilfe eines schreckerstarrten
Europas, das nicht an der
Schengengrenze ende.
Der größte und nachhaltigste Kloß im
Hals ist wohl der Text des jungen Andrij
Ljubkas, der seine Gedanken auf dem
Weg zu seiner ersten
Demonstrationsteilnahme am 1.12.2013
zu Papier bringt – zwischen unendlicher
tiefer Enttäuschung und Wut auf diesen
Staat und Liebe zu seinem Land und
Hochachtung gegenüber den Menschen.
Der 25jährige, der erst wenige Jahre
vor dem Zusammenbruch der
Sowjetunion zur Welt kam und über
keine eigenen Erinnerungen an die
Lebenswirklichkeiten in einem
totalitärem Staat verfügt, schreibt von
der Absurdität, sich „plötzlich“ einem
fremden Staat zu befinden, der Leute
aufgrund differierender politischer
Ansichten zusammenschlagen und
ermorden lasse.
Die Fassungslosigkeit und der Zorn
Ljubkas sind kaum wiederzugeben.
Kopfschüttelnd und hilflos besinnt er
sicht, dass er doch im 21. Jahrhundert
lebe, per Flugzeug in einen
europäischen Staat reise, ein
Smartphone in der Hosentasche, einen
Laptop im Rucksack, sowie hunderte
Freunde zu Hause und in sozialen
Netzwerken, die Teil einer
globalisierten, offenen Welt seien, habe
und konstatiert dann bitter: „Die
Ukraine ist nicht mein Staat.“ Darauf
folgt eine schonungslose und
ernüchternde Abrechnung mit den
korrupten Verwaltungseliten des
Landes, die bereits zu Sowjetzeiten an
den Hebeln der Macht gesessen seien,
ein Bericht über Stillstand,
Unterfinanzierung der kommunalen
Versorgung und sozialen Einrichtungen.
Einmal noch
wechselt der Ton
und er beginnt
von einer reifen
ukrainischen
Gesellschaft zu
schwärmen, die nicht zerstören,
sondern aufbauen wolle, auch wenn es
mühsam sei und die Revolution einer
„Sisyphosrevolution“ gleiche.
„Egal wie die Ereignisse ausgehen, es
wird leichter sein, die Ukrainische
Sozialistische Sowjetrepublik zu
zerstören, als danach eine neue Ukraine
aufzubauen“, endet er schließlich.
Leider war das Projekt Anfang Februar
2014 bereits abgeschlossen, so dass die
tragischsten Momente des Euromajdans
zwischen dem 18. und 20. Februar 2014
dort nicht beleuchtet werden konnten.
Über ein Jahr ist nun vergangen, das
Land kommt nicht voran im Kampf
gegen die Korruption, ist quasi bankrott
und ein dreckiger, grausamer und
immer noch nicht offiziell erklärter
Krieg vergießt weiter Blut und
verhindert den Weg in die Freiheit und
in die Selbstbestimmtheit.
Dennoch hinkt diese Sammlung den
aktuellen Ereignissen mitnichten
hinterher, da sie so wichtige Fragen
aufwirft und eine der wohl
beeindruckendsten Textsammlungen zu
diesem Umbruch, zu einer historischen
Chance für Europa darstellt.
Zur Vertiefung:
- „Stereoscope Ukraine“: Am 20.2.
startete eine fünfteilige Serie auf
faz.net, 5 unterschiedliche Sichten auf
den Krieg
- Dimensionen - die Welt der
Wissenschaft: Von West nach Ost.
Komplexe Identitäten in der Ukraine.
Mittwoch 11. März 2015 19:05.
Gestaltung: Brigitte Voykowitsch
- Jurij Andruchowytsch (Hrsg.):
Euromaidan. Was in der Ukraine auf
dem Spiel steht. Suhrkamp: 2014.
- Mykola Rjabtschuk: Die reale und die
imaginierte Ukraine. Essay. Edition
suhrkamp: 2005.
Ich möchte überhaupt nicht 40 Jahre alt
werden! Wenn ich es werde, möchte ich
gerne Journalist oder Chirurg sein.
Ich darf ja nicht verheiratet sein. Das
ist nämlich das Schrecklichste, was
es gibt (für mich). Ich müßte dann wahrscheinlich
im Haushalt stehen und Kinder hüten.
Ich möchte nicht wie meine Eltern oder
Lehrer leben. Ich möchte verhältnis-
mäßig frei sein. Also so weit das
geht, wenn man in einem Beruf
steckt. Freunde müssen viele um mich
sein, Vor allem werde ich viel reisen.
Aber hoffentlich werde ich nie 40 Jahre.
Das ist doch schlimm! Weil es ab 40
(für mich) abwärts geht. Man muß an den
Tod denken. „Was ist, wenn man nicht mehr arbeiten
kann?“ Man muß sparen für
das „schöne hohe Alter.“ Nein! Danke!
Die das als 13jährige in der Schule schrieb zum Thema ‚Ich mit 40 Jahren’, wurde inzwischen 51 Jahre
alt. Sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und arbeitet als Sozialpädagogin. Sie liest viel und
geht mit ihren Freundinnen auf Reisen.
DIE LITERARISCHEN NAHVERSORGER PRÄSENTIEREN: Richard Schuberth: liest aus "Chronik einer fröhlichen Verschwörung“"
06.03. 20 Uhr: Theatersaal SchlierbachSchlierbach Eintritt: 10€/ Schüler und Studenten: 4 €
Vorschau:
18.04. Bettina Balaka liest aus "Unter Menschen" Theatersaal Schlierbach 20 Uhr 08.05. Daniel Glattauer liest aus "Geschenkt" Theatersaal Schlierbach 20 Uhr
30.05. Teresa Präauer/Line Hoven
Theatersaal Schlierbach 20 Uhr
Die Literarischen Nahversorger
Ein Projekt der Gemeinde Schlierbach
Mail: [email protected] Web: literarischenahversorger.at
Stingers: hardstinger.wordpress.com
http://www.chbeck.de/Stavaric-Koenigreich-Schatten/productview.aspx?product=12260849http://www.chbeck.de/Stavaric-Koenigreich-Schatten/productview.aspx?product=12260849http://www.czernin-verlag.com/buch/hard-onhttp://nahversorger.blogspot.com/