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6/2010 – 18 – Im Blickpunkt: Fassaden fugen der einzelnen Bauteile sowie auch durch Nachtrock- nung der Holzkonstruktion und auch durch die elasto- mechanischen Eigenschaften kommt es hier zu Setzungen mit Auswirkungen auf die häufig eingesetzten Wärme- dämmverbundsysteme. Die Folge sind keine Risse sondern sogenannte Quetsch- falten. Sie werden bewirkt durch eine Stauchung der Putzbeschichtung mit dem eingebundenen starren Ge- webe. In der ungestörten Putzfläche im Holzbau sind diese „Quetschfalten“ das Hauptproblem, zum Beispiel im Bereich der Deckeneinbin- dung. Risse hingegen treten hier, genau wie im Mauerwerksbau, in der Regel nur auf in den Bereichen von Anschlüssen und Durchdringungen, vor- rangig im Fensterbereich und hier ganz besonders im End- bereich, der häufig ohne Deh- nungsausgleich eingebauten Metallfensterbänke. Die gem. Zulassung vorge- schriebenen Glasfasergewebe können zwar Risse verhin- dern, knicken aber bei einer Stauchung auch gerne aus, was dann zu den „Quetschfal- ten“ führt. Es stellt sich generell die Frage, welche Vorteile das starre Glasfasergewebe bei Holzbaukonstruktionen in der Fläche hat? Man könnte ver- muten, dass die Versuche für die Zulassung nur oder zu- mindest vorrangig auf die Ei- genschaften des Mauerwerks- baus abgestellt wurden. Für den Holzbau hat es häufig bei Bauschäden den Anschein, als ob das Glasfa- sergewebe hier eher schädlich ist und evtl. eine Faserarmie- rung oder ein etwas weiche- res, auf das Putzsystem abge- stimmtes Gewebe in der unge- störten Fläche sinnvoller wäre. Sei’s drum – nach den Zu- lassungen muss das Gewebe aber eingebaut werden, so- lange die Hersteller der Sys- teme nicht „holzbauspezi- fisch“ weiterentwickeln. Die Putzdicke Die Mindestdicke des Unter- putzes wird in den jeweiligen Zulassungen geregelt. Die meisten heute am Markt be- findlichen Putzsysteme auf PS oder Weichfaserplatten benö- tigen eine Mindestdicke von 2,5 mm. In der Praxis wird aber häufig ein generelles oder auch partielles Unter- schreiten der Mindestdicke festgestellt. Nun könnte man ja sagen, dass die Zugfestigkeit eigent- lich sowieso nur vom Gewebe sichergestellt wird und bei ei- ner Schichtdicke von 2 mm ja auch nur eine Schwächung von 20 % vorliegt und so viel Sicherheit ja wohl im System berücksichtigt ist. Bei einer Stauchung ist das aber ein glatter Trugschluss! Bei Druckbelastung ist die maßgebliche Kenngröße zur Aufnahme von Druckkräften bzw. zur Verhinderung des Ausknickens das sogenannte Risse im Putz sind nicht putzig Rissbildungen bei Putzsystemen Autor: Dipl.Ing. E.U. Köhnke, ö.b.u.v. Sachverständiger für den Holzhausbau, Uelsen Das Problem von Rissbildungen bei Putzbeschichtungen ist im Holzbau weniger relevant. Weit häufiger sind es hier Aus- beulungen und sogenannte Quetschfalten, welche zu teuren Überarbeitungen führen. Die Ursachen sind vielfältig, zum Teil konkret nachvollziehbar und beweisbar, manchmal aber auch nur zu vermuten. Eine kleine Auswahl häufiger Ursachen soll hier beleuchtet wer- den. Der kleine Unterschied Eine Putzbeschichtung bzw. ein Wärmedämmverbund- system (WDVS) sollte so kon- zipiert sein, dass es typische bzw. nahezu unvermeidbare geringe Formänderungen aus dem Baukörper schadlos über- steht, ohne durch starke Risse die Funktion des Witterungs- schutzes zu verlieren. Und da sind wir schon bei den großen Unterschieden zwischen einer Holztafel- bzw. Holzrahmenbaukonstruktion einerseits und einem monoli- thischem bzw. mineralischem Mauerwerksbau andererseits. Bei Druckbelastung kommt es beim Mauerwerk im Prinzip nicht zu Stauchungen bzw. Stauchverformungen durch diese Druckkräfte. Durch Schrumpfung sowie auch durch unterschiedliche Verfor- mungen kann es beim Mauer- werksbau in der Fläche fast nur zu Rissbildungen kom- men, wie auch die Praxis zeigt. Ganz anders beim Holzbau. Durch Unebenheiten in Pass- Flächenmoment 2. Grades, I in cm 4 . Bei rechteckigen Quer- schnitten errechnet es sich aus (b·h 3 )÷12. Bei unserer Betrachtung der Auswirkungen der Putzdicke setzen wir für die Breite 1, für h die Putzdicke. Das Flächen- moment ist also h 3 ÷ 12 bzw. Putzdicke d 3 ÷ 12. Rechnen wir das nun ein- mal nur zum Vergleich nicht in Zenti- sondern in Millime- ter. Bei 2,5 mm Putzdicke er- gibt sich ein Flächenmoment von 2,53÷12 = 1,146 mm 3 . Bei 2,0 mm Putzdicke ergibt sich ein Flächenmoment von 2,0 3 ÷12 = 0,667mm 3 , also nicht nur 20 sondern rund 42% geringer! Die Stabilität gegen Druck- kräfte als Ursache der Quetschfalten durch Auskni- cken ist also schon fast um die Hälfte reduziert! In der Praxis wurden schon Putzdicken von weniger als 1,5mm gemessen, womit nur etwa 25 % des Flächenmo- mentes gegenüber 2,5 mm noch erreicht werden. Abb. 1: Typisch für den Holzbau, die Quetsch- falten durch ausknickendes Gewebe.

Risse im Putz sind nicht putzig · 2017. 10. 3. · Risse hingegen treten hier, genau wie im Mauerwerksbau, in der Regel nur auf in den Bereichen von Anschlüssen und Durchdringungen,

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Page 1: Risse im Putz sind nicht putzig · 2017. 10. 3. · Risse hingegen treten hier, genau wie im Mauerwerksbau, in der Regel nur auf in den Bereichen von Anschlüssen und Durchdringungen,

6/2010– 18 –Im Blickpunkt: Fassaden

fugen der einzelnen Bauteilesowie auch durch Nachtrock-nung der Holzkonstruktionund auch durch die elasto-mechanischen Eigenschaftenkommt es hier zu Setzungenmit Auswirkungen auf diehäufig eingesetzten Wärme-dämmverbundsysteme.

Die Folge sind keine Rissesondern sogenannte Quetsch-falten. Sie werden bewirktdurch eine Stauchung derPutzbeschichtung mit demeingebundenen starren Ge-webe. In der ungestörtenPutzfläche im Holzbau sinddiese „Quetschfalten“ dasHauptproblem, zum Beispielim Bereich der Deckeneinbin-dung.

Risse hingegen treten hier,genau wie im Mauerwerksbau,in der Regel nur auf in denBereichen von Anschlüssenund Durchdringungen, vor-rangig im Fensterbereich undhier ganz besonders im End-bereich, der häufig ohne Deh-nungsausgleich eingebautenMetallfensterbänke.

Die gem. Zulassung vorge-schriebenen Glasfasergewebekönnen zwar Risse verhin-dern, knicken aber bei einerStauchung auch gerne aus,was dann zu den „Quetschfal-ten“ führt.

Es stellt sich generell dieFrage, welche Vorteile dasstarre Glasfasergewebe beiHolzbaukonstruktionen in derFläche hat? Man könnte ver-muten, dass die Versuche fürdie Zulassung nur oder zu-mindest vorrangig auf die Ei-genschaften des Mauerwerks-baus abgestellt wurden.

Für den Holzbau hat eshäufig bei Bauschäden denAnschein, als ob das Glasfa-

sergewebe hier eher schädlichist und evtl. eine Faserarmie-rung oder ein etwas weiche-res, auf das Putzsystem abge-stimmtes Gewebe in der unge-störten Fläche sinnvollerwäre.

Sei’s drum – nach den Zu-lassungen muss das Gewebeaber eingebaut werden, so-lange die Hersteller der Sys -teme nicht „holzbauspezi-fisch“ weiterentwickeln.

Die Putzdicke

Die Mindestdicke des Unter-putzes wird in den jeweiligenZulassungen geregelt. Diemeisten heute am Markt be-findlichen Putzsysteme auf PSoder Weichfaserplatten benö-tigen eine Mindestdicke von2,5 mm. In der Praxis wirdaber häufig ein generellesoder auch partielles Unter-schreiten der Mindestdickefestgestellt.

Nun könnte man ja sagen,dass die Zugfestigkeit eigent-lich sowieso nur vom Gewebesichergestellt wird und bei ei-ner Schichtdicke von 2 mm jaauch nur eine Schwächungvon 20 % vorliegt und so vielSicherheit ja wohl im Systemberücksichtigt ist.

Bei einer Stauchung ist dasaber ein glatter Trugschluss!Bei Druckbelastung ist diemaßgebliche Kenngröße zurAufnahme von Druckkräftenbzw. zur Verhinderung desAusknickens das sogenannte

Risse im Putz sind nicht putzigRissbildungen bei Putzsystemen

Autor:Dipl.Ing. E.U. Köhnke,ö.b.u.v. Sachverständigerfür den Holzhausbau,Uelsen

Das Problem von Rissbildungen bei Putzbeschichtungen ist imHolzbau weniger relevant. Weit häufiger sind es hier Aus-beulungen und sogenannte Quetschfalten, welche zu teurenÜberarbeitungen führen.Die Ursachen sind vielfältig, zum Teil konkret nachvollziehbarund beweisbar, manchmal aber auch nur zu vermuten. Einekleine Auswahl häufiger Ursachen soll hier beleuchtet wer-den.

Der kleine Unterschied

Eine Putzbeschichtung bzw.ein Wärmedämmverbund -system (WDVS) sollte so kon-zipiert sein, dass es typischebzw. nahezu unvermeidbaregeringe Formänderungen ausdem Baukörper schadlos über-steht, ohne durch starke Rissedie Funktion des Witterungs-schutzes zu verlieren.

Und da sind wir schon beiden großen Unterschiedenzwischen einer Holztafel- bzw.Holzrahmenbaukonstruktioneinerseits und einem monoli-thischem bzw. mineralischemMauerwerksbau andererseits.

Bei Druckbelastung kommtes beim Mauerwerk im Prinzipnicht zu Stauchungen bzw.Stauchverformungen durchdiese Druckkräfte. DurchSchrumpfung sowie auchdurch unterschiedliche Verfor-mungen kann es beim Mauer-werksbau in der Fläche fastnur zu Rissbildungen kom-men, wie auch die Praxiszeigt.

Ganz anders beim Holzbau.Durch Unebenheiten in Pass-

Flächenmoment 2. Grades,I in cm4.

Bei rechteckigen Quer-schnitten errechnet es sich aus(b·h3)÷12.

Bei unserer Betrachtung derAuswirkungen der Putzdickesetzen wir für die Breite 1, fürh die Putzdicke. Das Flächen-moment ist also h3 ÷ 12 bzw.Putzdicke d3 ÷ 12.

Rechnen wir das nun ein-mal nur zum Vergleich nichtin Zenti- sondern in Millime-ter. Bei 2,5 mm Putzdicke er-gibt sich ein Flächenmomentvon 2,53÷12 = 1,146 mm3.

Bei 2,0 mm Putzdicke ergibtsich ein Flächenmoment von2,03÷12 = 0,667mm3, alsonicht nur 20 sondern rund42% geringer!

Die Stabilität gegen Druck-kräfte als Ursache derQuetschfalten durch Auskni -cken ist also schon fast umdie Hälfte reduziert!

In der Praxis wurden schonPutzdicken von weniger als1,5mm gemessen, womit nuretwa 25 % des Flächenmo-mentes gegenüber 2,5 mmnoch erreicht werden.

Abb. 1: Typisch für den Holzbau, die Quetsch-falten durch ausknickendes Gewebe.

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Wen wundert es dann,wenn selbst bei nur geringenSetzungen die Putzschichtausbeult bzw. ausknickt?

Formänderungenminimieren

Zwar können die Dämm-platten der verschiedenen Sys -teme einen gewissen Teil derVerformungen der Holzkon-struktion kompensieren bzw.ausgleichen ohne das diesesich auf den Putz auswirken,aber irgendwann ist immerirgendwo eine Grenze er-reicht.

Bei relativ weichen Dämm-platten wie zum Beispiel denhäufig eingesetzten PS-Plat-ten können so etwa 4 bis 5mm Setzungen bei einemhochwertigen Putzsystemkompensiert werden, beiWeichfaserdämmplatten eheretwas weniger, da diese härtersind. Harte Putzträgerplattenkönnen kaum Untergrundver-formungen ausgleichen undwerden deshalb heute kaumnoch eingesetzt. Mit welchen

Verformungen aber müssenwir rechnen?

Ein Deckenbalken mit einerEinbaufeuchte von max. 18 %,welcher bei Beheizung aufeine Ausgleichsfeuchte vonetwa 10 % abfällt, schrumpftum 8 % x 0,024%/% = 1,92%. Bei einer Balkenhöhe von240 mm, also um 4,6 mm.

Das machen die meisten Sys -teme noch mit. Kommen aller-dings noch unebene Fugenbzw. Fugenspalten zwischenden Deckenelementen undden Gurten bzw. Schwellenhinzu, ist die Versagensgrenzeschnell erreicht.

Die Fugen zwischen denAuflagerflächen und den Gur-ten sind somit unbedingt zuminimieren, ggf. durch eineVerschraubung zwischen derOberkante der Schwelle deraufstehenden Wand, durch dieDecke hindurch bis zur Unter-kante des Obergurtes der Auf-lagerwand. Dieses Verfahrenhat sich, dort wo nötig, mehr-fach bewährt.

Ein weiteres Problem stellengelegentlich auch statisch

hoch belastete Stützen in denWänden dar, wenn diese nichtsorgfältig ausreichend druck-steif unterfüttert werden.

Eine sichere Vertikallastwei-terleitung ist natürlich im ge-samten Wandbereich nötig,unter stark belasteten Stützenaber ganz besonders.

Die Kunst der Fuge

Die Hersteller weisen stetsnachdrücklich darauf hin,dass die Fugen zwischen den

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Abb. 2: Putz vom PS-Schaum abgenommen.Mörtel ist in die Fugen der Dämm-platten gedrückt. Das führt zu einerVerkrallung.

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einzelnen Wärmedämmplattendicht zu stoßen sind. Im Be-reich offener Stoßfugen kannder Mörtel in die Fugen ein-dringen und zu einer Kerbriss-bildung bzw. zwängungsbe-dingten Rissbildung aufgrundvon Verformungsbehinderun-gen führen.

Auch Höhenversätze derDämmplatte im Stoßfugenbe-reich sind zu vermeiden, umdie Putzschichtdicke am Über-gang nicht punktuell zu ver-ringern und damit die erfor-derliche Steifigkeit gegenAusknicken. UnvermeidbareStoßfugen beim Anbringender Dämmplatten sollen aus-geschäumt werden, in der Re-gel mit PU-Schaum.

Die Hersteller bestehen na-türlich darauf, dass „system-konformer Schaum“ zum Ein-satz kommt. In der Regel lie-fern die Sys temhersteller hier-für einen preiswerten 1-kom-ponentigen Schaum. Dieserbenötigt aber in der Regel zurReaktion Feuchtigkeit. Die Fu-gen müssen also zuvor ange-feuchtet werden.

Ein derartiger Hinweis ist inder Regel allerdings nur imKleingedruckten aufgeführt,dem Verarbeiter nur selten be-wusst. Fehlt die Feuchtezu-fuhr, kann es dann im Zugedes Putzauftrages und der da-mit verbundenen Feuchtezu-fuhr zu einem verzögertenAufschäumen kommen. Diesführt dann zu einer Ausbeu-lung des Armierungsmörtelsim Fugenbereich.

Die Hersteller sollten einmaldarüber nachdenken, ob nichtein 2-komponentiges Materialgeeigneter wäre oder zumin-dest ein deutlich sichtbarerWarnhinweis bzgl. des erfor-derlichen Vornässens auf denKartuschen anzubringen.

Dass Fugen außerdem aufganzer Tiefe, zumindest weit-gehend, zu verfüllen sind, ummögliches Kondensat zu ver-hindern und partielle stärkereStauchungen auszuschließen,

sollte allgemein bekannt sein.Bei den gegenüber PS-Schaumrelativ harten Weichfaserplat-ten muss unbedingt auch dieFuge mit gleichartig hartemDämmstoff verfüllt werden,damit sich die Gesamtverfor-mung nicht punktuell in derFuge konzentriert. Auch dieTatsache, dass Kreuz fugen zuvermeiden sind, wird einmalals bekannt vorausgesetzt.

Zubehör / Profile

Bei einer Putzfassade alsWDVS ist eine Reihe von Zu-behör-Profilen erforderlichund die haben auch so ihreProbleme, sie sind nicht ausmineralischem Material undunterliegen somit anderenmechanischen und thermi-schen Eigenschaften.

Das fängt beim Sockelprofilbzw. Putzabschlussprofil, inder Regel aus Metall, bereitsan. Die thermisch bedingteLängenänderung ist eine ganzandere als die des Putzmate -rials. Logischerweise sind da-mit leichte Rissbildungen imStoßbereich der Profile, trotzfachgerechter Kopplung derProfile, nicht immer vermeid-bar.

An Gebäudeecken sind eszusätzlich noch die Setzun-gen, welche das WDVS bis zueinem gewissen Grad verkraf-tet, nicht aber ein steifes Eck-profil, stumpf gestoßen. EineWeiterentwicklung bei diesenProfilen wäre wünschenswert.

Die schadensträchtigstenProfile sind aber die Putzan-schlussprofile. Kunststoffpro-file, welche nur mittels Kon-taktkleber den dauerhaft wirk-samen Anschluss an die Fens -ter sicherstellen, sind wahrlichnicht der Weisheit letzterSchluss.

Schlagregenschutz an derFassade mit Kontaktkleber?

Wie soll ein derartiger An-schluss dauerhaft sicher seinund die Verformungen ausdem Baukörper oder den Bau-

Abb. 3: Bei den relativ harten Weichfaserplat-ten hat sich hier die ges. Verformungauf die ungenügend und nicht druck-steife Stoßfuge konzentriert, wodurchauch hier Putz samt Gewebe „aus-beult.“

Abb. 4: Extreme Schäden im Stoßbereich derProfile.

Abb. 5: Fensterlaibung, das Putzanschluss-profil hat hier völlig versagt.

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teilen aufnehmen, speziell imHolzbau, wo naturgemäß grö-ßere Formänderungen gege-ben sind?

Sicher, eine ansprechendeOptik ist mit diesen Profilenerreicht, aber kein sichererSchlagregenschutz. Zumindestim Holzbau können aus derErfahrung heraus diese Profilenicht auf eine zusätzlich dau-erhaft wirksame Abdichtungmittels Dichtband oder fach-gerechter plastischer Fugeverzichten. Zumindest nicht,wenn sie nicht wenigstens zu-sätzlich mechanisch befestigtwerden.

Der erste eindringende Was-sertropfen lässt die Holzkon-struktion bereits anquellen,was zu einem weiteren Öffnender Fuge führt und dann zumvölligen Versagen.

Die Zulassungen dieser Sys -teme scheinen sich nur mitder Eignung in der Fläche zubefassen, die viel wichtigerenEigenschaften der An- undAbschlüsse und der dafür ein-gesetzten Zubehörteile schei-nen nicht berücksichtigt. Bau-

schäden der WDVS in der un-gestörten Fläche gibt es so gutwie nicht. Schäden im Bereichder Anschlüsse und Durch-dringungen dominieren ein-deutig. Selbst die harmlosesteDurchdringung des WDVSmittels einer Stockschraube,zum Beispiel bei Regenfall-rohren oder Außenjalousettenist schon geeignet einen Bau-schaden zu verursachen.

Die Außenfensterbänke

Die bedeutendste Schwach-stelle sind immer noch dieMetallfensterbänke. Nur sehrselten anzutreffende Kon-struktionen sind wirklich aus-reichend dicht und das auchnur, wenn sie fachgerecht ein-gebaut werden. Über diesesThema wurde bereits in derHOLZBAU dnq 4/2008 und6/2009 ausführlich berichtetund soll deshalb hier nichtnochmals ausgeführt werden.

Der ausführende Unterneh-mer hat die Wahl. Entwedereine hochwertige Außenfens -terbank im Eckbereich mög-lichst verschweißt und Bord-stücke mit einem Dehnungs-ausgleich oder aber eine preis-wertere Bank, dann aber miteiner zusätzlichen Dichtebeneunter der Bank. Bei einer zu-sätzlichen Dichtebene unterder Bank muss dann aberauch die Wasserableitung vondieser Ebene bis auf die Au-ßenseite des Putzes möglichsein, ohne dass wiederumSchlagregen eingetriebenwird.

Fazit

Wärmedämmverbundsys -teme haben sich auch imHolzbau seit rund 40 Jahrenbewährt. Sie sichern, zulas-sungskonform ausgeführt, denSchlagregenschutz in der Flä-che nahezu uneingeschränkt.

Bei den Schäden dominie-ren jedoch als Ursache mitweitem Abstand ungenügendabgedichtete Anschlüsse bzw.Durchdringungen und zumTeil auch ungeeignetes Zube-hör, welches bei den Zulas-sungsverfahren bedauerlicher-weise bisher nur ungenügenderfasst ist. �

Abb. 6:Fensterbankbordstück. Hier befindensich nur allzu häufig Leckagen.

Abb. 7:Schaden an einem großen Büroge-bäude. Nach dem Abnehmen desWDVS ist der Feuchteeintritt sichtbar,nicht nur am Fensterbankbordstück,sogar an der Stockschraube!